1834 / 348 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

L O O R ia

Fremden zu denken. Zu jener Fürsorge aber braucht man wie- der als Grundlage Konstituirung der Gemeinden, und Ausschei- dung ihres Eigenthums und des von ihnen anzubauenden öffent- lichen Landes, und dazu ist unsere statistische Kommission noch nicht gelange. Mehrere Abgeordnete von Gesellschaften aus Schwaben und vom Oberrhein waren wegen Unterhandlung angekommen, und machten gute Anerbietungen von einer be- trächtliczen Zahl nicht unbemittelter Familien. Vor der Hand ließ ch nichts abschließen, und die Komtnissarien haben ihre onds in den Handel gesteckt, dir jest zwishen Athen und chriest wegen Herbeisührung der Vau - Materialien in Holz und Eisen großen Vortheil verspriht. Die einheimische Co- lonisation macht indeß wenig Fortschritte. Statt, daß wir Einwanderer aus den Ländern der Türkei sähen, schicken wir ihnen dergleihen aus dem Königreiche zu. Aus den Jn- seln find seit Einsezung der Regentschaft allein 9000 Männer nah der Türkei ausgewandert. Die Kreter haben zwar die Ermächtigung, sich hinter Nauplia an dem s{chdnen Hafen To- lone níederzulassen, aber dabei ist es geblieben. Eben fo wentg haben sich die Psarioten in Eretria angesiedelt, und die Sa- mioten, statt eine ncue Stadt auf Eubda zu gcúnden, drân- gen sih in Chalkis zusammen und fallen den Einwohnecn zur Last. Am Ersten werden noch die Chioten, die gebornen Han- delsleute von Griechenland, zum Ziele kommen, die sich im Pi- räus ansiedeln wollen. Freilih zieht ihr Abgang von Syra den Verfall diescs ersten Handelsplaßes von Griechenland und der Hoffnungen nach sih, welche man an sein Aufb'ühen ge- kndpft hat. Ackerbau, Gewerbe, Handel in der alten Lage!

Iuland

Berlin, 14. Dez. Außer den gestern namhaft gema.hten Generalen haben noch folgende Stabs-Offiziere von Seiner Ma- jestät dem Könige die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen von des Kaisers von Rußland Majestät verliehenen Orden erhalten:

An Obersten: Der Oberst und Commandeur des 1sten Garde-Regiments zu Fuß, v. Prittwitz, den St. Stanislaus; Orden 2ter Klasse; der Oberst und Commandeur des 2ten Garde- Reoiments H Fuß, v. Ziethen, den St. Annen-Orden Ler Klasse mit Brillanten ; der Oberst und Commandeur dcs Kaiser Franz- Grenadier- Regiments, v. Wikbleben, den St. Stanis; laus-Orden 2ter Klasse; der Oberst und Commandeur des Garde- Reserve - Jnfanterie - Regiments, v. Knobelsdorff, den St. Annen-Orden 2ter Klasse; der Oberst und Jnspecteur der Jäger und Schügen, v. Neumann, und der Oberst und Comman- deur des Garde - Dragoner - Regiments, v. Barner, den Stk. Annen- Orden 2er Klasse mit Bri!lanten; der Oberst und Com- mandeur des Garde - Husaren: Regiments, Graf Pückler, den Str. Annen-Orden 2ter Klasse; der Oberst und Commandeur des lsten Garde-Ußlanen-Regiments, v. Tümpling, den St. Annen-Orden 2ter Klasse mit Brillanten; der Oberst und Brigadier v. Sa fft, den St. Wladimir - Orden Zter Klasse; der Ober vom Kriegs: Mi- nisterium v. Nestorff, den St., Annen-Orden 2er Klasse; der Oberst und Commandeur des 6ten Kürassier: Regiments v. Brandenstein, den St. Wladimir: Orden Z3tce Klasse; dex Oberst und Flúgel- Adjutant v. Lindheim und der General- Stabs: Arzt Pr. Ru s, den St. Stanislaus-Ordeu cer Klasse.

An Ober st-Lieutenants: Der Obeist- Lieutenant und Commandeur des Regiments Garde-du-Lorps, Graf Waldersee, den Sf. Annen- Orden 2er Klasse mit Brillantenz der Oberst- Lieutenant und Commandeur des Garde: Kürasäer-Regiments, v, Sydow, den St. Stanislaus- Orden Zter Klasse; der Oberst: Lieutenant und Commandeur des Lehr-Infanterie-Bataillons, v. Werde", den St. Annen-Orden 2er Kiasse mit der Krone; der Oberst-Lieutenant und Commandeur des 2cn Garde-Uhlanens- Regiments, v. Duncker, und der Oberst-Lieutenant v. Eisen- hardt, vom Zten Uhlanen - Regiment, den St, Stanislaus: Orden Zter Klasse.

An Majors: Der Major Salpius, Chef des Gencral- stabes des Garde-Corps, den St. Anaen-Örden 2:r Klasse; der Major und Commandeur des Garde-Schúizen : Bataillons, v. Thadden, den St. Stanislaus: Orden Zter Klasse; der ŸNa- jor und Commandeur der Lehr- Eskadron, v. Heydoebrand, den Se. Wladimir-Orden 4ter Klass; die Maiors v. Hahn und v. Strotha, von der Garde- Artillerie-Brigade, so wie der Major v. Brandt vom Generalstabe, den St. Stanislaus- Orden Zrer Klasse; der Major v. Bohlen, vom 6ren Küraister- Reaiment, den St. Annen-Orden 2er Klasse; der Major v. Dassel, von demjelben Regimente, den St. Stanislaus- Orden Zter Klasse; der Major v. Wurmb, vom Zten Uhlanen: Regimente, den St. Annen Orden Lter Klasse; der Major Graf v. Röder, von demselben Regimente, den St. Stanislaus- Orden Zter Klasse; die Majors Lautier und v. Kaphengs, von demselben Regimente, den Sr. Wladimir-Orden 4ter Kiasse; der Major v, Radowilß, vom Generalstabe, den St. Annen- Orden ter Klasse mit Brillanten.

In der Sigung der geographischen Gescllschaft am 1Zten d. M. sprach Herr Professor Dove über die Gestalt der Fluth- welle n1ch Wheagvells neuen Untersuchungen, und theilte die Re- sultaie derselben mit. Herr D, Meyen gab Beiträge zur Kenntniß der Provinz Tarapacá im südlichen Peru, besonders Über die Bergwerke in Huantajaya und Santa Rosa, und schenkte zugleich der Gesellschafe die zu seinem Reisederichte gehdrige Karte von Chile und Peru. Herr Professor Ritter trug alsdann ein Schreiben des Herrn von Krusenstern an d:.n Hrn. Pr. von Sicebold vor, betreffend die von dem Lehkteren mitgebrachten Japa- nischen Originalkarten, über welche er sich bewundernd aus!pricht, und durch welche bedeutende Lücken in der Geographie jener Ge- genden ausgefüllt werden. Herr Dv. von Siebold gab dazu Er- läuterungen, und legte einen Theil der mitgebrachten Karten von Fapan vor, so wie auch die von ihm nah diesen Materialien für fein reichhaltiges Nippon-Archiv zur Beschreibung von Japan bearbeitete Generalkarte. —- Ein Brief des berühinten Thunbergs, der leßte von ihm an Herrn von Siebold, wurde vorgelesen. Here Geheime Rath Lichtenstein Überreichte Namens des Ver- sassers als Geschenk de Laborde's neue Karte des von demsclben berei- {eten peträischen Arabiens, und legte dann de Stuer's „Mémoires su Ia guerre de Plle de Java de 1825 à 18309// zur Anficht vor, indem er den Jnhalt des Werkes kürzlich refecirte, insonderheit aber “ber die, unter Leitung des Königl. Niederländischen Ge- neral-Lieutenant H. M. de Kok stattgehabte Kriegéführung auf der Jnsel sprach, wozu der Herr General, dessen Antoesenheit sich die Gesellschaft erfreute, mündliche Mittheilungen machte. Uls Geschenke gingen ein: von Hezxn Major v. Oesfeld: die neu erschienencn Sectionen der Reimannschen Kart? von Deutsch- land Ne. 168. 169., ein Relief von Reinerz und eine Karte des Regierungs: Bezirkes Posen. Von Herrn Major v, Streit: des sen neu erschicene Karten von Frankceich, von Australien und ven Neuchatel, Von Herrn Major O’Egel die neue Auflage seiner Cerrainlezre. Von Herrn Licentiaten Dr. Meyerhoff des-

1416

sen Werk: die Thäler der Waldenser, und von Herrn Jul. Klap-

roth der gedruckte Jnhalt seinek in der lekten Sißzung gemach-

ten Mittheilung, so wie auch dessen Lettre à Mons. le Baron

de Humboldt sur Pinvention de la Boussole zur Ansicht vor-

gelegt S Für jene Geschenke stattete die Gesellschaft ihren ank ab.

Wissenschaftliche Nachrichten. eber die leCen des Jupiter.

Jupiter ist nicht nur der größte Planet unseres Sonnen- Systems, sondern er bietet auch, ungeachtet seiner großen Entfer- nung von der Erde, der Beobachtung mitt Fernröhren mehr Gegen- stände seiner Oberfläche dar, als jeder andere Planet, und er wird hierin von den übrigen Weltförpern nur allein vom Monde und von der Sonne übertroffen. Das bewaffnete Auge erblickt auf ihm mehrere graue Streifen, die fas genau parallel mit dem Aequator gehen, die aber der e Oberfläche des Planeten nicht anzugehd- ren, sondern wegen threr Veränderlichkeit einigermaßen ein Analo- gon unserer Wolken zu seyn scheinen. Sie haben , wte dlese, sehr verschiedene Schattirungen, die bald langsawere, bald schnellece Aenderungen erleiden, unterscheiden sich aber hauptsächlich dadurch, daß sie stets aus feinen dunkeln Parallel-Linien bestehen, von denen sclÿ| die hellsten Zonen des Fupiter nie ganz fret sind. Fedoch nur mit sehr guten Fnstrumenten lassen sh diese feinen Linien wahr- nehmen und am augenfälligsten sieht mant sie in den heiden dunkel- sten Mittelstreifen, die nördlich und südlih dem Acquator am näch- sten liegen, denn hier kann man sich überzeugen, daß das wolken- artige nv derselben von einer größeren Breite und dunfleren Farde dieser Parallel-Linien herrührt. Nur nach den Polen, beson- ders dem Nordpol zu, ift die graue Farbe gleichmäßiger vertheilt.

Außer dicsen wolkenartigen Verdichtungen, die stets auf allen Streifen sichtbar sind, enen sich noch dunklere und schärfer be- grenzte Stellen und auch in dieser Beziehung sind die beiden er- wähnten grauen Mittelstreifen besonders merkwürd!g, denn die dun- keln Flecken, die sich in ihnen bilden, rourden hon von Dominikus Cassini und Maralii mit unvollkfommenen Fnftrumenten wahrge- nommen.

So hâufig nun dergleichen Fleckcnt vorkommen, 9 stnd doch gegenwärtiz drei sichtbar, welche fich vor allen andern durch Grdßfe und Dunkelheit auszeichnen, die ich seit 1529, wo ih mit einem Fraunhoferschen Fernrohx von 6 Fuß Brennweite und 54 Linien Oeffnung zu beobachten anfing, gesehen habe. Sie befinden sich sämmtlich auf dem ndrdolichen Mittel reifen, der seit einigen Fahren fo abgebleicht ist, daß er zwischen seinen Begränzungen sich nicht von dem hellen Lichte der Fupiters - Oberfläche unterscheidet, scine ndrdliche Gränze bildet jeßt ein feiner, sehr hellgrauer und nur mit guten Fernrbdhren zu unterscheidender Strich, der zuweilen dop- pelt erscheint: seine Gdliche Gränze dagegen besieht schon seit län- gerer Zeit aus einem breiten dunkeln Streifen, an dessen innerer Begränzung sich obenerwähnte Fleckcn beftnden. Die zwei größten

derjelben bildeten sich im Fahre 1881, und hon am 7. September

eigten sie dieselben meröwürdigen Erscheinungen, die im November ! F : M C « M | A 141 | der Kammer eine Proposition wegen der Amnestie mittheilen uh

des gegenwärtigen Fahres stattzaben. Der dfilichste von beiden amtlich besteht aus drei dunkeln Punkten, welche bis zum 7. Nos=- vember 183% nicht ganz {arf begränzt und mit einem araucn Ne- bel umgeben waren, so daß dieser Flecken mit 216- und 288maliger Vergrdßerung eine außerordentliche Aehnlichkeit mit einem kleinen beboften Kernfleken de“ Sonne hatte, jedoch fand ich schou am 29. November d. F., daß dîie Kernpunktte mehr zusammengeflossen, särfer begränzt und vom nebligen Hof befreit waren, so daß der Flecken da, wo er ein wenig tiefer in den grauen Streifen hinein- retcht, eine helle Umgebung hatte.

Der zweite Flecken licat ziemlich dicht weßlich bei dem ersien und ist weniger Veränderungen unterworfen, denn obgleich er in den Fahren 183! nd 1832 aus cincelnen Punkten bestand , so zeigt er sich seit dieser Zeit meistens aus zwei großen scharföegränzten dicht neben einander stehenden Punkten tusaiumengescht. Beide Flecken nd nicht immer gleich an Deutlichkeit und Farbe stchtbar und lebte besizt auch in ihrer größten Dunkelheit nicht ganz die tiefe Schwärze der Dreahanten- Schatten.

Der dritte Flecken, bex in einen weitern Absiande am we|- lihsten liegt, wenn nämlich die drei Flecken zugleich sichtbar sind, besieht ebenfalls hon jet einigen Fahren, jedoch war er früher so veränderlich und blag, daß er feine besondere Aufraecréísamkcit er- regte, allein in diesem Jahre erscheint er beständiger und ausgebil- deter, da in dem wolkenähnkichen verwaschenen Flecken, der nur weniz dunkler ist, als der Mittelstreifen, ein kleiner, s{hwarzer, ziem- lh scharfer Punkt gesehen weröen kann.

Hierbei ift noch bemerkenswerth, daß die Bildung dieser dun- keln Flecken jeßt hazptsächlich in dem nd-dlichen Mittelstreifen statt- finder und man dieselve nux als außerordentliche Ausnahme in dem südlichen MittelTreifen bemerkt, während Schröter in den Fahren 1785 bis 1787 diese Fleckenbildung ausschließlich in dem süblichen Mittelüreifen durch Beobachtungen bestätigte, die man in seinen Beitcägen zit den neuxesten astronomischen Entdeckunzen durch gute

Figuren erläutert findet. E Dessau, den 9. Dezember 1834, Heinrich Schwabe.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens | Nachmitt. | Abends ? Nach einmaliger 6 gr. 2 Ur | 10 Dr i Beobachtun z.

As - 739 E E OE 1 mun men a SEZLIS 97 CLLLIAO

| ; 1 Luftdrucé 1343,37 “Par. [343,5 4 Par.|343/5 3 Par [Quellwärme 8,3 N. i 2 4 29N.! D,79RN qOSg Luitwärme -+ 1/4 N. R \—+ 0,9 R. Flußwärme 2,0 ® N.

1834. 13. Dezbr.

Thaupunkt |[— 1,1 ®° N.|— 0,5 ®°R.|— 1,0°R 2, Duustsättg.| 81 pCt. 76 vCt. 8A pt. Bodenwärme 2,7 ® R. E . : S N E Yutbdet, 0,06, Mb. Wolkenzug | O. | Íieterschlag 0. Auswärtige Börsen. Amesterdarn, 9. Dezember. Niederl. wirkl. Schuld 544. 585 do. 995 Ausg. Schuld 122,

Kanz-Bill, 241 415 Amort. v2, 356 76. Huges. §87. OVesterr, 981. Preuss. Främ.-Scheine 1073. do. 42 Ául. 993, Span. 58 432, §4 271,

Antwerpen, 8 Dezember.

22 Guebiard -—-. Zinsl, 1583. Neap. —. Belg. —. Oesterr 10097.

Hamburg, 12, Dezember.

Engl. Russ. 1021. Hope in Cert. —. Preuss. Präm.-Scheine = O 100;

nan. 44 do, Coup. 252.

Cortes 40. Bras. --.

Wien, 9. Dezember.

55 Met. 997, 42 9! #7. Bank-Actien 1275, Neue Anleihe v.

1834 5481.

Königllche SHgusplele. Montag, 15. Dez. Im Schauspielhause : Traverspiel in 5 Abth., von E. Raupach. Dienstag, 16. Dez. Jm Opernhause: Auf Begehren: Die N des Figaro, Oper in 2 Abth. , mit Tanz. Musik von cozart.

Tassos Tod,

Im Schauspielhause: 1) Une mère, drame vaudeville En |

2 actes, par Mr. Bayard, actes, par Mr. Mazères.

Jn Potsdam: Zum erstenmale: Damen und Husaren, Lug, F oh È n, E

spiel in 3 Abth. , nah dem Polnischen des Grafen Fredr ; J. F. S Zimmermann. Hierauf: Der Lägner und sein So) Posse in 1 Akt. e

Mittwoch, 17. Dez. Jm Schauspielhause: Zum erstenma.

Damen und Husaren, Lustspiel in 3 Abth. Hierauf: Dex t F

ner und sein Sohn.

Königstädtisches Theater. Montag, 15. Dez. Zum erstenmale: Peter von Sjzapy großes Schauspiel in 5 Akten, von Ch. Birch-Pfeiffer. (My Birch-Pfeiffer: Helena, als zweite Gastrolle.) : Dienf|ag, 16. Dez. Norma, Oper in 2 Akten. Must v0 Bellini.

Neueste Nachrichten.

Paris, 8. Dez. Der Herzog von Orleans is gest Abend von hier nah Brüssel abgereist.

Sir Robert Peel ist endlich heute hier eingetroffen.

Die Pairs-Kammer hielt heute eine öffentliche Siku ín welcher jedoch bloß die Ernennung der Comptabilitäts- j, mission und die Aufnahme des zum Pair ernannten Präs von Lyon, Herrn Gasparin, erfolgte. Die Versammlung fonsti tuirte sich sodann wieder als Gerichtshof.

In der Deputirten-Kammer hatten sich heute nut e, nige Mitglieder eingefunden; auch die öffentlichen Tribunen wg, ren ziemlich leer, so daß diese Sißung einen auffallenden F, trasi gegen diejenigen des Zten und 6ten bildete. Herr Pas der am bten bereits nach Louviers abgereist war, Um si stin Komnittenten persdnlich zu N wohnte dieser Sibung tj der bei und empfing die Glückwünsche des Vice-Präsident Herrn Pelet, woraus man {chloß, daß er wiedergewählt worden s An der Tagesordnung war zunächst die Verificirung verschiedtg Vollmachten. Herr B. Delessert verlas darauf seinen {on j der vorigen Session eingebrachten Gesez-Entwurf, des Juha, daß in jedem Departement eine Sparkasse errichtet werde. Y, Entivickelung dieser Proposition wurde bereits auf den nätsy Sonnabend angeseßt. Here Parant entwickelte darauf si Antrag wegen Abschaffung der Majorate, den die Versammluy, obgleich sie der Rede des Proponenten nit die mindeste \j merksamkeit geschenkt hatte, in Erwägung zu ziehen besi Die Si6ung dauerte überhaupt nur 1 Stunde und die A tirten trennten fich ohne Anderaumung ihres nächsten Siu tages.

Der Deputirte, Herr Janvier, hatte heute in den Buray

len, war jedoch von dem Grafen von Sade, der einen ähnlidu Antrag beabsichtigte, dahin vermocht worden, ich ihm aw schließen, und mit ihm einen geincinsc@afilichen Vorschlag zu tw chen. Herr Janvicr haîte dieses Anerbieten angenommen, A Graf von Sade hat indessen plôblich auf seine Propecsstion yu zichtet, Und Herr Janvier hat die scinige vertagt. Man wil ivissen, daß die Oppositions :- Partei dahin úübereingefomnen sey, eine jede Motion dieser Art bis nah den Lea thungen über das Geses wegen eines Kredits von 360 000Fuy fen zu einem neuen Gerichts-Saale auszusezen. Nachsteheis war der Inhalt der vereinigten Proposition jener beiden fu ren: „Zür alle politische Verbrechen und Vergehen wird in Amnestie bewilligt. Alle bereits ergangene Verurtheilungen sl solche Verbrechen und Vergehen find ungültig. Diejenigen Þ dividuen, die für bürgerlich todr erklärt worden sind, treten t der in den Genuß ihrer Güter und aller ihrer Ret, Alle eingeleitete Prozesse für solche Verbrechen und W gchen sind einzustellen. Die Freilassung der Animestirten sl unverzüglich geichehen. Schwierigkeiten , die sich ber die wendung der Anmestie erheben möchten, sind den Königl, 6 richtshöfen zur Entscheidung vorzulegen. An Fällen, wo di Verurtheilung sich nicht bloß über politische Werbrechen u

Vergehen, sondern zugleich über Verbrechen und Vergehen F

derer Art erstreckt hat, können die Königl. Gerichtshdfe, wen sle die Amnestie auf die betreffenden Jndividuen nicht für wendbar halten, wenigstens die verhängten Strafen mildern,“

Auf den Antrag des Finanz-Ministers hat der König (i

aus 9 Mitzliedern bestehende Kommission ernannt, die si mi der Prüfung der Staats- Rechnungen des laufenden Jahres lt schäftigen soil. Staatsrath und Pair, Baron von Fréville.

Der Moniteur enthält folgende Mittheilungen aus Epv j nien: „De Karlisten hatten in Bayonne die Nachricht vot (F der General Oraa erlitten hab M

ner Niederlage verbreitet, die und in deren Folge dieser am 30\ken v. M. in der Baranca fangen genommen worden iy. Durch eine Depesche vom it! wird dieses Gerlct vollständig widerlegt. Zumalacarreguy u Cordova haben zwei Tage lang cinander gegenüber gestandth ohne jedoch handgemein zu werden. Am dritten Tage ist J malacarreguy in der Richtung nach Villasranca abmarscil Briefen aus Madrid vom ZUiten zufolge, sind die Unruhen |

: Cadix und Granada vôllíg wieder gedämpft.“

Jn einem Briefe aus Bayonne vom 2ten heißt es: „N General Mina meldet unterm 18ten v. M. eigenhändig hierh! daß zwei Tranéporte in Pawpelona angekommen wären, o) von den Karlisten belástigt werden zu seyn. Mina stand dant im Begriff, sich an die Spiße der Truppen zu stellen, um seil militairischen Operationen zu beginnen.“

Heute {loß 5proc. Rente pr. compt. 106. 60. sin co 106. 80. Z3vroc. pr. compt. coup. dét. 77, 10. fin cour. G0 OPIOC Ca Dr Co 980 n Cou 94. - Zproc. Span. Rente 432, Zproc. do. 272. Cortes 403, Aw Span. Schuld 154. 221proc. Holländische 55, 15.

Sant q M, 11 De Desen 5puod ‘Metal 1002. 1004. Aproc. 92 912 2proc. 532. G lproc. Wh 232, Bank-Actien 1539. 1537 Part.-Oblig. 1392. 1392 Loose jl 100 Gulden 2104. G. Preuß. Präm.-Sch. 60! 603. do, 4p Anl. 947. Br. Holl. 5proc. Obl. von 1832 972 974. Pol L ia 68. 5proc. Span. Rente 432. 431, Zproc. do. pit 261. 26.

NRedacteux Co tte l.

Gedrut bei A. W. Hay!

An der Spi6e dieser Kommission [teht d}

: da ähnlicher

2) Le jeune mari, comédie äh M

s 1A S i P Mp E A 130 E En A H A M L A E A: B A S TS S A E S L D L E Y S Le E B BL L L Ar aan nim:

Berlin,

Allgemeine

ckfants-

Alis, Éd 1 »

S, 4 a

Dienstag den 16

AmtliGe Nachrichten.

| Noi des Tages

om Bezirke des Königl. Konsistoriums der Provinz Brandenburg is der bisherige Prediger in Lychen, Ferdinand Hohl- Meld, als Prediger in Hammelspririg, der bisherige Pre D izer in Groz- Wusterwiß, Johann Wilhelm Stämmler, (s Prediger in Groß-Leppin und Gldwen, der bisherige Pre- Mhiaer in Losse, Ludw. Ferd. Krause, als Prediger in Nakel, Mund der Kandidat Karl Gottfried Heinrich August Wil- erg als Prediger zu Bresch und Reez angestellt worden.

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N Abgereist: Se. Durchlaucht der Prinz Alexander Lu Solms-Braunfels, nah Braunfels.

T P M

p Qeitungs-NaMhriGten.

l Us Can O

L Ruhland

M Niga, 7. Dez, Der 3, Dez, d. J. war ein fär E iga unverzeßlicher Tag ängstlicher Besorgniß und des freudig- ten Jubels. Die Ankunft Ihrer Majestäten des Kaisers und (x Kaiserin, so wie ZJhrer Kaiserlichen Hoheiten des Thronfol|- gers und der Großfärstin Maria, auf ihrer Rückreise von Ber- in nach St. Petersburg, wurde durch die Unbeständigkeit der M iiterung verzögert, indem diese die Ueberfahrt über den D- astrom sehr ershwerte. Schon mehrere Tage vorher war durch Wie noch unsichere Eisdecke eine ofene Bahn für ein Fluß-Fahr- (ug unterhalten worden, welci,es icßtere auf die von dem Ge- eralGouverneur an den hiesigen Stadtrath ergangene Auffor- derung, mit größter Sorgfalt eingerichtet, zur Uebecfahrt der hohen Reisenden bercit lag. Schon am Morgen des 3. Dez. aber hatte bie anhaltend gelinde Witterung, begleitet voin See- inde, Cisstücke abgelôst, die sich zusammenschoben und die Ueber- fahrt ershwerten. Gegen Mittag war der offene Weg größten- heils mit Eistrümmern bedeckt. Jebt begaben sih der Gene- al-Gouverneur, der Polizeimeister und der Rathsherr v. Stre- ow, unter dessen Leitung und spezieller Aufsicht jenes Fahrzeug fingerichtet worden war, in offenen Schaluppen nach dem gegen- eitigen Dúna; Ufer, um die erhabenen Reisenden bei ihrer An- unst daselbst zu eiwpfanzgen. Aüein mit eintretender Dunkelheit, ie durch den Kontrast der Jilumination der Häuser in Stadt Und Vorstädten, der Kirchthürme, Thore und sffentlihen Ge-

Maude an beiden Ufern dem von Eise sarrenden Strom ein

och schauerlicheres Ansehen gab, stellte sch Frost ein; der Nord- dest - Wind wurde heftiger und das Wasser im Strome, weit das Auge nur reichen konnte, mit Eistrümmern ckt, stiez zu einer bedeutenden Hdhe. Tausende von Menschen harrten des Signais dec Ankunft, harrien des lugenblicks, wo das Fahrzeug, bas zu seiner hohen Bestim- ung bereit lag, würde in Bewegung geseßt werden. Aengstlich jaute man dort hinüber, wohin nun schon seit Stunden keine ahrt mehr hatte unternommen und woher keine Nachricht het- bergebracht werden konnte. Endlich um 8 Uhr Abends, nachdem ine Stunde früher Se. Kaizer!l. Hoheit der Großsürst Thron- olgis in Begleitung des General-Adjutanten Kavelin eingetrof- en war, gab die veranstaltete Raketen-Signalisirung das Zeichen

Eintreffens Jhrer Kaiserl. Majestäten in Olai; und ihm gte eine Stunde später die Ankunft der hohen Herrschaften in el Vorstadt des jenseitigen Düna-Ufers selbi. Se. Kaiserl. Kajestät, nahdem Sie den Rapport des General-Gouverneurs mpsangen, begaben Sich mit der Allerdurchlauchtigsten Gemah- nin die im Voraus i Vereitschaft geseßten Zimmer des Sa- osfetischen Hauses, wo Se. Kaiserl, Hoheit der Großfürst die Mrhabenen Aeltern an der Treppe empfing. Von der Schwierigkeit Wer Ueberfahrt, wie sie sh in der Zwischenzeit gestaltet hatte, in Metintaiÿ gesest, begaben Sich Se. Kaiserl. Majestät unverzüg- Mh an das Ufer und nahmen die zur Ueberfahet bestimmten nen Böte in Augenschein. Der Altmeister der Schiffergilde Mlherte Bedenken, die großen Wagen j:e6t herüber zu bringen; Vbrigens aber, sagte er, stände er mit setneinLeben etn für wohlbehaltene Mtberfahrt der hohen Neisenden selbsk. „Dem Russen is its unmdzlih/“, verseste ermuthigend der Kaiser. Das Ge- d ivard in osffene Böte gethan, und Jhre Kaiserlichen Majestä- en nebï dem Thronfolger begaben sich entschlossenen Sinnes uf das fr Sie in Bereitschafc gesellte Fahrzeug. Auf dem verde war ein innerhalb mit Drapericen, & mälden und BUpferstichen gezierter elegant möblirter Pavi!ck4 erbaut, von uen mic Flaggen heiter geschmúückt, Jn dieser mit gro en Pasiern versehenen Kajüte verweilten während der Ueberfahrt ilenders die Kaiserin und die junge Großfurstin. Und nun evezte sich das mit Fackeln und Lampen feftlih erleuchtete N e, Schiff mittels der Trosse am Ufer von hunderten von ten'chen gezogen - und von kleinen Bdöten begleitet, die unter acteischein das sich entgegenstemmende Eis wegräumten. Diese jahrt, die Anfangs den Strom etwas hinunter ging und dann Eig imalig dem Stadt - Ufer näherte, leuhtend und doch in A A : unkel gehüllt, welches le6tere der Lichtschimmèer aus Grad O weit das Auge reichte, an beiden Ufern unter- D E maleris - aroßartigen Anblick, der auf Min Unfal Juda er, die am Ufer harrten und bebten, daß f nfall die Fahrt unterbreche, einen mächtigen Eindruck 0 n lautem Jubel brach das Volé aus, als das Schiff

Amachte,

em diesseitigen Ufer einige hundert Schritte unterhalb der et-

g Landungs- Stelle sich näherte und nun das Ufer ent- Mh adener, L dieser heraufgezozen ward. Hier stiegen die er- E Ai ‘lenden ans Land unter einem mit grünem Tuche

1 Und mit Lampen erleuchteten Bogengange, wie atiè, sich r, (oon am jenseitigen Ufer in's Boot geführt E in die - bexeitstehenden Equipagen begebend, welche,

Allerhöchstdieselben von ciner reitenden Bürger - Garde es

kortire, um 11 Uhr Abends unter

Be d eee ee aa Li GEE 1A LEE_. B PUCSEE M E La P E R A LEEEN

ten Dezember

| jede Ungewißheit über diesen Punkt beseitigen zu können.

feierlicem Glockenge-

lâute und lautem Jubel des freudebewegten Volks nach dem :

Schlosse brachten. Abreise Jhre Kaiserlichen Majestäten geschah, hat uns der sige Zuschauer umstándlichy referirt. - Am 5. d. M. um 9 Uhr Morgens verließen die hohen Gäste die beglückte Stadt. Sie verließen R'ga, bealeitet von den heißesten Wünschen der E nwohner, denen diese Tage in der dankbaren Rückerinnerung

Cz

Was ferner am folgenden Tage und bis zut ;

Da Da E B Q E S M S E I R N A A M D E E E A D L M I A R IEE A A i Ca A Ai R R

Die Kammer hat dies durch ihre Tages-Ordnung gethan. Jetzt, da der Grundsaß der nothwendigen Eintracht zwischen der Kammer und dem Ministerium in Anwendung gebracht worden is, wers den alle anderen Grundsäße unserer Regierung leicht und eine fach anzuwenden seyn. Es gilt als Grundsaß, daß die Kammer ein Gejeß nah Gefallen verändern könne; aber oft nahm die

| Kammer Anstand, dieses Recht auszuüben, weil sle fürchtete, ein ' Ministerium zu stürzen, während sie doch bloß ein Amendement

an die huldvollen Beweise des Allerhöchsteri Wohlwollens noch |!

lange gegenwärtig feyn werden.

St. Petersburg, 6. Dez.“ Die hiesigen Zeitungen enthalten die wichtige Nachricht von dem Tode Feth Alis, Schachs von Persien. Derselbe ist am 20. Oktober zu Js- pahan erfolzt und die Anzeige davon am €ten v. M. in Tabris eingetroffen.

Der landwirthschaftlichen Zeitung zufolge, ist im Gouver- nement Wilna die Flachs - Aerndte durchaus mißrathen und im Tscherniagess;chen hat dieselbe zuerst durch Hagelschiag und sodann durh Schneegestdber sehr gelitten.

___ Odesssa, 25. Nov. Am 20fen d. brach hier ín den Häu- jern des verstorbenen Herrn v. Blaramberg cine Feuerébrunst aus, die diese Gebäude sämmtlich in Aste legte und sich auch úÚber die Magazine des Handelshauses Stieglitz verbreitete, aus denen nur wenige Waaren gerettet werden konnten. Der Ver- [usi is sehr bedeutend; auch dec Niederländische Konsul, Herr Taitbout de Marigny, hat durch das Feuer viel verloren.

Ein Jonisches Fahrzeug, kommandirt vom Capitain N. Bo- cataro, ist am 1sten d. M. bei Sulina zu Grunde gegangen. Der Capitain und 10 Matrosen ertranken, und nur 6 von der Mannschaft wurden gerettet.

Frankrei.

Paris, 8. Dez. Gestern Abend arbeitete der Kdnig nach einander mit den Ministern des Innern, dcs Handels und des öffentlichen Unterrichts.

Da die Sprache des Journal des Débats jeßt wieder mehr als je von Bedeutung ist, so dürfte die ausführliche Mit- theilung seines heutigen raisonnirenden Artikels von besonderem Interesse seyn. Derselbe lautet also: „Mehrere Journale spre- chen von dem Siege, den das Ministerium davongetragen habe. Dies ijt, wie wir glauben, ein Wort, welches das Ministerium nicht gelten lassen kann. Es hat kein Kampf zwischen zwei sich gegenüberstehenden Systemen stattgefunden; es kann also auch nicht von einem Siege die Rede seyn. Es herrschte eine Unge- wißheit über den Sinn derx Adresse vom Monat Augu{t. Dieje Un- gewißheit hatte {h durch gegenseitige Mißverständnisse zwischen meh- reren Theilen der Majorität vermehrt. Siemußte gehoben werden.— Die Entscheidung der Kammer hat allen Zweifeln ein Ende ge- macht; sie hat den Sinn der Adresse auf die deutlihste Weise festgestellt, und es ist jeßt Niemanden mehr erlaubt, denselben in Zweifel zu stellen. Das Ministerium hat feinen eigentlichen Kampf begonnen; es hat nur die Kammer aufgefordert, selbst den Sinn ihrez Worte auszulegen. Die Kammer hat dies ge- than, und ihr Gedanke ist jeßt dem Lande offenbart «orden. Nach dieser Auslegung, durch welche die Session erdf- net werden mußte, hat die Kammer \ch je6t nur noch mit der Prüfung der ihr vorgelegten verschiedenen Gesebz- Entwürfe zu deschäftigen, Diese Geseße sind von . gro- ßer Wichtigkeit, und alle Nüancen der Majorität werden dazu beitragen, sie zu verbessern, iz soweit sie dessen bedürfen sollten. Die Kammer wird bei diejen Erdrterungen und bei ihren Geschäften inm Allgemeinen gewiß beweisen, daß sie durch die motivirte Tagesordnung sich ihrer Unabhängigkeit nicht be- geben hat. Und warum sollte die Kammer heute nicht eben so fcei seyn wie gestern? In wie fern sollte die Zustimmung zu der von dem Ministerium im Allgemeinen befolgten Politik ih- rer Freiheit für die Zukunft schaden? Nein! Der Kammer steht auch heute noch vollkommen frei, das Budget zu ermä- ßigen und die Ausgaben auf die Höhe der Einnahmen zu be- schränken. Die Kammer kann auch heute noch das Ge- ses über die Verantwortlichkeit der Minister modifiziren;

und wir müssen hinzufügen, daß die Freiheit, welche sie sch in dieser Beziehung herausnehmen sollte, keines-

weges mit ihrem vorgejirigen Votum im Widerspruche sichen würde. Es würde im Gegenthe:l die natürliche Folge desselben seyn; die Kammer hat sich zu einer allgemeinen Politik bekannt, aber dadurch nicht besondere Geseze blindlings gutgeheißen. Es könnte sih allerdings ereignen, daß das Ministerium im Laufe der Session bei diesem oder jenem Artikel eines Gesehes die Majorität verlôdre, Man würde dann nicht ermangeln, zu sa- gen, daß die Majorität sich widersprochen habe, daß sle durch

Verw?-igerung dieses oder jenes Gesetzes das durch die moti- virte Tagesordnung abgelegzte Versprechen der Zustimmung Lügen gestraft habe. Die Majorität kann aber, ohne Furcht inconjequent zu erscheinen, Gesetze, die sle für schlecht hált, verwerfen; denn, wir wiederholen es, sle hat sich nur für allgemeine Grundsäße ausgesprochen. Zu gleicher Zeit hat das Minitterium nicht zu fürchten, daß die Verweigerung eines be- fondern Gesetzes für eine allgemeine Weigerung der Mitwirkung gelten werde. Die glänzende Zustimmung, welche ihm so eben zu Theil geworden ist, sichert es dagegen, daß man dergleichen einzelne und besondere Weigerungen auf eine ungünstige Weise auslegen könnte. Dies is, beiläufig bemerkt, der Vortheil der genauen und getwissenhaften Anwendung der constitutionnellen Grundsäße. Einer der heiligsten dieser Grundsätze is der, daß jedes Ministerium, welches nicht die Majorität in den Kammern hat, sich augendblicklih zurückziehen muß, um einem Mi- nisterium Plaß zu machen, welches die Majorität unterstüßen zu wollen scheint. Da die Gesinnungen der jeßigen Kammer in Bezug auf die gegenwärtige Verwaltung zweifelhaft schienen, so glaubte das Ministerium, sie in den Stand segen zu müsen,

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beabsichtigte. Nach den freimüthigen Erklärungen in der vorge- strigen Si6ung ist kein Grund mehr vorhanden, dergleichen Be- sorgnisse zu hegen; die Kammer und das Ministerium wissen, wie sie mit einander stechen. Wir sind es überzeugt: je weiter die Kammex vorschreiten wird, desio mehr wird sie die guten Wirkungen jener feierlichen Debatte einsehen, desto mehr wird sie sich überzeugen , daß nur eine ofene und freimüthige Erklä-

: rung gut und wirksam seyn konnte, und daß eine Verlängerung

der Ungewißheit und der Mißverständnisse die Zwietracht der Nüancen der Majoritát im Stillen nur genährt haben, und ends- lich mit solher Gewalt ausgebrochen seyn würde, daß kein Mits tel mehr gegen das Uebel vorhanden gewesen wäre. So aber ist die Krankheit im Keime erstickt worden, und der Kampf, wenn wir ihn so nennen können, welcher zwischen edlen Gegnern statt- fand, wird keine andere Wirkung gehabt haben, als eine schnel- lere Versdhnung herbeizuführen.“ :

Die Gazette de France sagt dagegen: „Wir behaupte- ten vor drei Tagen, daß bei dem bevorstehenden Kampfe ein Todter auf dem Schlachtfelde bleiben würde, und în der That haben wir einen Todten, nämlich die Juli-Revolution. Die Re- prásentativ:-Regierung ist vernichtet worden, und die Kammer is nur noch ein Staatsrath im Großen; sie hat sih von der Vresse und der öffentlichen Meinung getrennt; sie hat sich dem Systeme unterworfen, das sie in der Adresse getadelt hatte; sie hat die

| Amnestie, die Sparsamkeit im Staats-Haushalte, und die Wahl-

Reform verworfen, sie hat sich dem unwandelbaren Gedan- ken dessen angeschlossen, der ihr als der eigentliche Conseils- Prâäsident bezeihnet worden is. Man schmeichle sh jet niht meßr, das verlorene Terrain wiederzugewinnen. Die 150 abwesenden Deputirten sind Leute, die sich nicht haben ausspre- chen mögen, und die dem Sieger angehören. Nachdem das Sy- stem einmal gebilligt worden, will die Verwerfung einzelner Geseße nihts mehr heißen; die Minister werden in solchen Fäl- len sagen, daß die Kammer sie eines Besseren belehrt, und daß sie dabei nux gethan habe, was als Rathgeberin der Doktrin ihe res Amtes war.“

In einem hiesigen Blatte liest man: „Das gestrige Diner bei Herrn Dupin dem Aeltern war nicht so ernst und traurig, wie man hätte glauben sollen. Am Abend wogte es in den Sälen des Präsidenten der Deputirten-Kammer. Eine große Anzahl von Deputirten der Opposition und des tiers-parti hatte sich eingefunden. Man bemerkte besonders die Herren Dubois, Valazé, Charamaule, Etienne, Passy u. A. Keiner der Mini- ster ließ sh blicken, selbst nicht Herr Persil, der sich bisher res gelmäßig zu allen Abend-Gesellschasten des Herrn Dupin einge funden hatte. Man sprach viel von dem le6ten Votum der Kammer. Der tiers-parti schien über scine Niederlage keines- weges betrübr. Während die Menge sih in den Salons des Herrn Dupin drängte, hatte sich der ganze Schwarm der doc- trinairen Deputirten zu Herrn Guizot begeben, indeß bemerkte man doch, daß viele von den Deputirten, welche in der Kam- mer zu Gunsten der Verioaltung gestimmt hatten, sich nicht bei dem Minister einfanden.“/

Der Constitutionnel enthält Folgendes: „Einige Per- sonen, die auf vertrautem Fuße mit dem Fürsten von Talleyrand leben, und die ihn seit seiner Rückkehr vom Lande besucht ha- ben, wollen bei dem greisen Diplomaten einen großen Wider- willen gegen die Geschäfte und den Wunsch, gänzlih von dem politischen S Ne abzutreten, bemerke haden. Dieser Ge- múüthszustand des Fürsten giebt seiner Unterhaltung etwas Rück- haltloseres, und er hat sich mit ziemliher Bestimmtheit über die großen politischen Fragen geäußert. Herr von Talleyrand glaubt nicht an eine Weigerung des Sir Robert Peel; er glaubt \o- gar, daß s{on vor seiner Reise nah Jtalien Alles zwischen ihm und den Tories verabredet gewesen sey; aber zu gleicher Zeit hâlt er es nicht fur möglih, daß das Ministerium des Herzogs von Wellington sich vor dem Parlamente werde halten fönnen; Herr von Talleyrand, der England genau kennt, zählt 130 torystische Mitglieder in dem jeßigen Unterhause. Sir Ro- bert Peel habe außerdem über 30 bis 40 Stimmen zu verfügen, und im Fall einer Aufiösung des Parlaments könne das Ministerium vielleicht noch 80 bis 100 Stimmen gewinnen, was aber noch bei weitem nicht ausreiche, um eine Majorität zu bilden. Hr. von Talleyrand sprach von einem Schreiben, welches er von dem Herzoge von Wellington erhalten habe, und worin ihn dieser auffordere, nah London zurückzukehren. Jn diesem Schreiben gäbe ihm der Englische Premier-Minister die Versicherung, daß in den Beziehungen Englands zu den feemden Mächten niches geändert werden würde.“ :

Großbritanien und Jrland.

London, 9. Dez. Sir Robert Peel ist heute hier einges troffen. *) Der Courier berichtet Folgendes über seine Ankunft: ¿„Heute Morgen in aller Frühe kam ein Expresser von Dover mit der Nachricht hier an, daß Sir Robert Peel in der verwi- chenen Nacht um 12 Uhr dort angelangt und sogleih nach London weiter gereist sey. Sir Robert erreichte die Hauptstadt und seine Wohnung heute früh um 8 Uhr. Schon um 1 Uhr Mittags besuchte ihn der Herzog von Wellington und hatte eine lange Konferenz mit ihm. Beide begaben sich darauf zusammen

“) Sir Robert Peel war nicht am 8., wie gestern it der Nach- schrift gemeldet worden, sondern bereits in der Nacht vom 6. zum 7. in Paris eingetroffen, und hatte am 7. Vormittags die Rciss nach London fortgeseyt.