1834 / 352 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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U aaa O E E: Tite. L D.

rich hinter einander Staats-Secretair für die Kolonieen, Präsi- deut der Handels-Kammer, Kanzler der Schaßkammer und eine zUurze Zeit sogar Premier-Minister war, scheint nicht mehr die Rede zu en. Herr Croker, von dem es heißt, daß er sich geweigert habe, ein im von dem Herzoge von Wellington angebotenes Amt anzu- nezmen, war früher Mitglied der Admiralität und Haupt- Re- dacteur der Quarterly-Review ; ‘da er gar keiner Hinneigung zu den Whias verdächtig it, so wundert man sich sehr über seine absczlägige Antwort. Sir Edward Knatchbull, den der Stan- dard als ein wahr|cheinlihes Mitglied des neuen Kabinets be- ze:net, if ein Ultra-Tory, aber ein wegen seiner Rechtlichkeit und Diederfeit unter allen Parteien geachteter Land- Edelmann von gutem alten Schlage; da er jedoch seinen politischen Gesin- nungen nach în einc Kategorie mit den Grafen Winchilsea und Roden gehört, so betrachten die Oppositions-Blätter jene Ankün- digung des Standard als eine wahre Kriegs-Erklärung des neuen Weinisteriums gegen alle und jede Reform, besonders, da es be- rannt it, daß Sir E. Knatchbull nicht unter diejenigen gerech- ct werden fann, die aus Liebe zu einem Amte ihre Grundsá6e verleu; nen. Erst vor vierzehn Tagen erklärte er auf dem großen konservativen Diner zu Ashford, das Jnteresse des Landes er- Heische, daß Kirche und Staat unverändert in demselben Justande erhalten wrden, wie sie von den Vorfahren überliefert wor- den seyen.

__ Man hat bemerkt, daß die Münner, welche in den legten Tagen zu den Geheimeraths-Versammlungen hinzugezogen wur- den, sämmtlich solche waren, die gegen die Reform-Bill gestimmt Haben, und die meht oder weniger mit dem früheren Welling» tonen T C in Verbindung standen. Dessenungeach- tet beharren dis chory-Blâtter noch immer bei der Behauptung, vaß vie Jeßia7 Verwaltung einen reformistischen Charakter an- b Pu 24 Verde, und versprechen sich besonders von dem Herzoge S “ellington, dem Auslande gegenüber , eine ganz andere “06 ung als von Lord Palmerston. Auch die Times bleibt #0) bei ihrer Vorausse6ung, daß der Herzog, wenn er auch Von Grunde des Herzens ein Anhänger der Stabilität sep , sich dennoch der unerläßlich gewordenen Verbesserungen nicht wider- seßen, sondern dieselben vielmehr befördern werde. „Welches Weinisterium‘/, sagt dieses Blatt unter Anderem, „sollte dena aver eingejeßt werden, wenn es nun dem Geheul der Wölfe im S-chaftleide (der Radikalen) gelänge, sich in dem neuen Unter- Hause eine Majorität zu verschaffen und die Konservativen zu verdrängen? An den Grafen Grey, an Lord Melbourne, an Lord Stanley ist nicht mehr zu denken; folglich blicbe keine an- dere Comödénation übrig, als die Verschmelzung einiger unterge- ordneten Whigs mit cxaltirten Radikalen, unter denen O’Connell ven Quacksalber und Hume den Hanswurst spielen würden; denn Sraf Durham würde, wenn erx ein Ministerium bilden sollte, vecmuthlich gar keine Kollegen sinden.

In seiner gestrigen Nummer bemerkt der Albion: „Der Herzog von Wellington scheint noch nicht als Staats -Secretair für die auswärtigen Angelegenheiten den Eid geleistet oder die ! Siegel des Departements des Jnnern abgegeben zu haben. Er wird jedoch ohne Zweifel das Departement der auswärtigen An- gelegenheiten definiciv erhalten. Man sagt heute allgemein, und wir sind auch der Meinung, daß Herr F. Po!loik zum Gene- ral-Profurator und-Herr Pemberton zum General- Anwalt er- nannt werden wird. Ueber die Ernennung des Sir J. Scar- lett zum Präsidenten des Schaßkammer-Gerichts verlautet nichts nehr, do hoffen wir, daß die allgemeine Erwartung in dieser Deziehung nicht getäuscht werden wird. Wir haben \o eben

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| flusses aufzufordern.

crfahren, daß Lord Stanley bestimmt heut Abend hier eintressen wird.‘ j

Die öffentlichen Blätter sind mit Adressen der verschiedenen Barlaments - Kandidaten angefüllt; einige derseiben lauten sehr reindli gegen das neue Ministerium; besonders zeichnet si die des Herrn Gisbourne an seine Konstituenten im nördlichen Theile von Derbyshire durch die Heftigkeit ihrer Ausdrücke aus; er ver- «leicht darin die, Entlassung des Melbourneschen Ministeriums dem Versuch eincs Spielets, der, nahdem er beständig auf Schwarz gewonnen, nun aus bloßer Laune auch einmal auf Noth setzen wolle.

Der konservative Parlamenté-Kandidat, welcher in der Graf- {chaft ÎInverneß als Gegner des dort bereits viermal zum DZie- präfentanten gewählten chemalizgen Präsidenten der Ostindischen Kontrolle, Herr Charles Grant, auftritt, ist ein Abkömmling der uralten Familie Macleod.

Herr G. Wood, der Whig-Kandidat fär den südlichen Theil der Grafschaft Lancaster, dessen Wahl, dem Vernehmen nach, von Lord Stanley unterstüßt wird, ist derselbe, der mehrere Maßregeln zu Gunsten der Dissenters ins Parlament einbrachte. Lord Francis Egerton, den die konservative Partei ihm entge- genstelle, ist der frühere Unter-Staats-Secretair Herr Leveson Gower, der sich auch als Schriftsteller und besonders als Uedber- sclzer des Goetheschen Faust einen Namen gemacht har.

Was das muthmaßliche Resultat der erwarteten neuen V aÿ- len in England betrisst, so bezweifelt man zwar das Ueberge- wicht der Liberalen in den größeren Städten nicht, häit jedoch in den Grafschasten den Einfluß der Tories noch immer sür sehr bedeutend.

Die Abstimmungs-Listen übez die Entrichtung einer Kirchen- feuer in Birminaham sind noch nicht geschlossen, doch war am legten Tage der Stimmensammlung eine Majorität von 610 ge- gen die Steuer; es hatten nämlich 209 dafür und. 819 dagegen gestimmt.

Die Zeitungen beschäftigen sich noch immer mit Lord Broug- ham. Dieser Tage hieß es, er habe vor kurzem an Hrn. Hume geschrieben und sich erboten, mit den Radikalen gemeinschaftliche Sache zu machen, was natürlich die ihm feindlich gesinnten Blätter zu den heftigsten Schmähungen gegen ihn veranlaßt, Der Courier theilt unter Anderem einen Brief an Lord Broug- ham mit, der nah der eigenen Angabe des Verfassers von einem ‘Manne herrühren soll, welcher 25 Jahre lang in enger Verbin- dung mit Lord Brougham stand, und dem der Courier hohe Autorität beimißt. Die Absicht des Schreibers is, seinem ehe- maligen Freunde im Interesse der Sache, welcher ste beide ge- dient haben, öffentlich die Stellung vor Augen zu führen, in die ihn scin ¿weideutiges Benehmen verseßt habe. Er hebt be- sonders die Stellung zu den frúherea Kollegen Lord Broug- ham'’s hervor. „Diese halten Sie‘/, sagt er, „für einen höchst gefährlichen Menschen, fie haben kein Vertrauen zu Jhnen, sie betrahten Jhre mannichfachen Jndiscretionen, Jhr ruheloses und verwirrtes Gemüth, Jhre BVoreiligkeit, Jhren Mangcl an Urtheilsêraft, Jhre frehen Behauptungen für hinlänglich, den Ruin einer jeden Sache, der Sie sich annehmen mögen, hetbei- ühren, und jede Partei, der Sie sich anschließen werden, in

dl ; ) ; Verwirrung zu bringen, Die Furchtsamsten unter ihnen werden

doch immer gejtehen, daß Sie einer von den Menschen sind, die sich überall unberufen einmischen, und den herzlichen Wunsch aussprechen, Jhrer los zu seyn, Jch wiederhole es, Sie wer- 1

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den von Jhren Kollegen weder geachtet, noch wird IJhuen ge- traut, und welches auch der Erfolg des jeßt unternommenen Versuchs (der Tories) seyn mag, nie werden Sie wieder Lord- Kanzler werden.‘ Als nächste Gründe der allgemeinen Abnei- gung gegen Lord Brougham werden angegeben dessen unzeitige Bekanntmachung der Entlassung des Ministeriums, bevor noch Lord Melbourne mit seinen übrigen Kollegen Rücksprache genom- men hatte, das Anerbieten der Uebernahme eines Amtes unter dem neucn Minktsterium, einen Tag-darauf, nachdem Lord Broug- ham das Siegel seines früheren Amtes abgegeben, und der Jn- halt seines Briefes an Herrn Bulwer. :

Eine bier erschienene Flugschrist, die den Titel fährt : „Eng- land, Frankceich, Rußland und die Türkei, ‘/ erregt ziemliche {ufmerfsamfeit, und die meisten Blätter theiten Auszüge daraus mit. Sie hat den Zweck, das Uebergewicht Rußlands in der Türkei zu beleuchten und England zur Neutralisirung dieses Ein: Die Times empsiehlc diese Broschüre be- sonders dem Herzoge von Wellington zur Beachtung.

In der Times liest man: „„Der gestrigen Versammlung des Ausschusses der Fonds- Börse, in welcher darüber berathen ivcrden sollte, ob die neue Spanische Anleihe amtlich zu notiren sey, wohnte Herr Ricardo bei, der als Theilnehmer an dem von Herrn Ardouin abgeschlossenen Kontrakt genanut wird und darúber befragt wurde, inwiefern in diesem Kontrakt das Juteresse der Cortes - Gläubiger wahrgenommen worden c). Er antwortete nicht so deutlich und \chnell, wie man es in einer solchen Sache wünschen mußte, und es ergab sich, daß in der Zinszahlung ein sehr unbilliger Unterschied zwischen der neuen Anleihe und dem Fonds, in wel- cen die Cortes:Scheine verwandelt werden sollen , vorgeschlagen worden, indem der Zinsengenuß von der ersieren im Mai, der von dem leteren erst im künfcigen November anfangen soll. So werden oenn die biéherigen Gläubiger schon allein in die- ser Beziehung um 22 pCt, benachtheiligt, was von Seiten des rer, welche die neue Anleihe negoziirt haben, um so ungerechter und unklüger erscheint, als cs dem Ermessen des Grafen Toreno an- heimaesßtellt war, den Anfang des Zinsengenusses zu bestimmen. Auch hinsichtlich der Eintheilung der Schuld in passive und ak- tive ist keine Aenderung zu Gunsten der Englischen Gläubiger bewirêét worden, obgleich man ihnen noch kürzlich, vorgespiegelt hatte, daß dem Grafen Toreno in dieser Beziehung freier Spiel- raum gelassen sey. Es is vollkommen unbegreiflich, wie Herr Ardouin, der doch nicht ohne Erfahrung über den hiesigen Geld - Markt ist und die Wichtigkeit einer günstigen Aufnahme seiner Anleihe an demselben einsehen muß, die Folgen von all den Heimlichkeiten, womit die Sache betrieben wurde, und der offenbaren Hinztansekung des Jateresses der Englischen Gläubiger nicht ahnen konnte, und der Unwille der Leßteren ist so hoch gestiegen, daß, falls der Kontrahent und seine Freunde nicht im Stande sînd, die ganze Anleihe allein auf ihre Schultern zu nehmen, der Kontrakt, allem Anscheine nach, wfeder wird aufge- geben werden müssen, Die meisten Kapitalisten, die unter ande- ren Xuésichten ihre Theilnahme zugesagt hatten, nehmen diese je6t zuru. i

Das Königliche Dampfschiff „Carron“/ ist aus dem Mittel- ländischen Meere hier angekommen und hat den Obersten Ho- ward Elphinstone, der nah dem Abgange des Lord Ponsonby eine Zeit lang die Statthalcer. Geschäfte auf Malta versehen hat, mié sciner Familie zurúckgebraht. Es war in Malta viel von der Errichtung ciner Dampfschifffahrt zwischen dieser Jnsel und ZNarseille die Rede, wodurch die Communication mit England sehr abgekürzt werden würde. Die Malta-Zeitung vom 12. November meldet die Versebung der Küste von Tripolis in Blokade- Zustand. Was die Ausdehnung dieser Blokade anbe- trifst, so wußte man nur so viel, daß ste sich längs des von den Redellen besetzten Küstensirihs von Meschia erstrecken würde. Eine Ottomanische Fregatte war zu dem Blokade-Geschwader des Bey's gestoßen.

Der General-Gouverneur von Ostindien hat eine Pro- clamation erlassen, welcher zufolge die bisher vcreinigt gewesene Bräsidentschafc von Fort William und Bengalen in Zukunft getrennt seyn soll. Zum Präsidenten von Agra ist Sir T. Met- calfe und zum Präsidenten vom Fort William Herr W. Oliver ernannt worden.

Nachrichten aus Bogota vom 17. September und aus Cartagena vem 4. Okt. zufolge, waren am 6. Sept. die bei- den zur Vertheilung der Schuld unter die drei Republiken von Seiten Neu - Granada's und Venezuela's ernannten Kom- missarien, Herr Santos Michelena und Herr Lino de Pombo, zusammengetommen, der dritte Bevollmächtigte aber, von Seiten des Staats Aequator, war noch immer ausgeblieben. ;

Nachrichten aus Surinam zufolge, waren die dortigen Pflanzer ihrer Sklaven wegen in großen Sorgen, weil sich viele derselben Bôte gestohlen und nach der Englischen Seite des Flusses hinüber geflüchtet hatten, wo sie sogleich ihre Freiheit er- hielten. Die Einwohner hatten sih an den Statthalter gewandt, der, sogleich einen Kutter und mehrere Bôte abschicête, um das Entwischen der Neger zu verhindern.

Die leste Nummer der Quarterly Review enthält fol- gende Bemerkungen über verfälschten Thee: „Die Úblen Folgen, welche wir von der Aufhebung des Thee-Monopols vorhergesagt hatten, haden schon angefangen, sich zu Le Die ange}chen- {ten Hong-Kaufleute haben sich vom Geschäfte zurückgezogen und die übrigen können oder wollen nicht einen Shilling hergeben, um die armen Theepflanzer in den Stand zu seßen, den ge- wöhnlichen Vorrath zuzubereiten, obgleich 40,000 Tonnen zum Einschisfen in Canton erwartet werden. Wir werden dessenun- geachtet Thee erhalten, aber es is gut, daß unsere Leser erfah- ren, welhe Sorte cs seyn wird. Wir haben unsere Nachrich- ten von einem glaubwürdigen Augenzeugen, der vor kurzem aus China in England angekommen ist. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Tao, nicht weit von Canton, ist eine Fabrik, um die s{lechteste Art des groben schwarzen Thees in grünen Thee zu verwandeln. Man kennt sie in Canton sehr gut un- ter dem Namen Wo-ping, und die Agenten der Ostindischen Compagnie haben sich niemals mit ihr eingelassen. Der Thee wird, mit Indigo, Bleiweiß und einer Wurzel (Turmerie) vermischt, auf mäßig erwärmte Cisenplatten gelegt und darauf herunibewegt, was ihm das s{chóne Pflaumenblau und das krause Ansehen giebt, welche man gewöhnlich für Zeichen des schönen grúnen Thees hält. Es kann in Bezug auf das Bleiweiß kein Frrthum stattfinden, denn der Chinesische Ober-Aufseher nannte es mit seinem gewöhnlichen Namen yuen-fun. Jst die durch den Jndigo erzeugte blaue Farbe zu stark, so wird etwas gepul- verter Gyps (Schetkao) hinzugesest. Uls unser Berichterstats- ter diese Fabrik besuchte, waren {hon 50,000 Kisten dieses kost- baren Artikels angefertigt, welches gerade für die Ladung von drei der größten Schiffe der Ostindischen Compagnie hinreicht. Die schlauen Eigenthümer erzählten unserem Freunde, daß die- ser Thee nicht süx England, sondern für Amerika bestimmt sey;

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allein wir erhalten ohne Zweifel auh Unseren Theil davon, uf gichir. auf 322,600 Réthlr. (also um 75,000 Rthlr. aus der Fi- nach einigen Zeitungs - Artifeln zu urtheilsn, hat die Einfuh| nanz-Periode) erhöhet. 5) Für die Militair-Verwaltung waren desselben sogar schon angefangen.“ anfänglih in Einer Summe 902,915 Rihlr. angefordert. Jn Nied lande Folge der Verhandlungen is dabei theils eine Sonderung des E : uernden Bedürfnisses von dem durch frühere Verhältnisse da ) ) rháltnisi

Aus dem Haag, 14. Dez. Nach dem den Generol-St,

| feigerten Bedarf, theils eine sogleih eintretende Erspa- ten vorgelegten Geseß - Entwurf über die Grund- Steuer im J N erreicht , be auf dem | Len Etat E 1835 is der Ertrag derselben auf 7,983,256 Fl. 8: Cts. gef ind: 1) für das dauernde Bedúrfniß 780,000 Túle. (260,000 und zwar ist die Vertheilung dieser Summe auf dé? verschieh Thlr. pro anno). * 2) auf den s{hwindenden Etat 80,278 Thlr. nen Provinzen in nachstehender Weise festgeseßt word-n: Die Summe der Ausgabe beirägt nach dem neuen Eta

Nord-Braband. . .. . 838,931 Fl. 20 Cts. 3 056,082 Thlr. 10 gGr. 2 Pf., so daß derselbe ohne ein De- Gedan 782,071 O7 4 ficit abschließt. Die veränderten Positionen desselben wur- Säüd-Holland . . «O e a e den in der Stände-Versammlung fast sänuntlih einstimmig an- Nord-Holland . .…. . 1,567,431 - T4. ccnommen und schließlich auch der Antrag der Kommission ge- S 569,473 - 92 - nehmigt: ;/-,daß die Versammlung dec hohen Landes-Regierung Ae 485,773 : 68 s ihren Dank für das Bestreben zur Verbesserung der Finanzen S 901,586 - 04 - uind die Berücksichtigung der dahin gerichteten ständischen An- D O ráge in dem zu erlassenden Schreiben ausdrücke, und zugleich Ou 578,053 - 86 - das h. Staats-Ministerium ersuche, Sr. Herzogl. Durchlaucht M A die unterthänigste Bitte vorzutragen, daß Höchstdieselben gnädigst

geruhen wollten, die früheren Anträge wegen ciner veränderten \rganisation der Militair-Verwaltungs Behörden in weitere Be- rathung und Berücksichtigung zu nehmen, ‘“//

Oldenburg, 13. Dez. Die beutigen Oldenburgischen Anzeigen enthalten eine landesherrliche Verordnung, durch welche der Hafen von Brake zum Freihafen erhoben wird. Alle Paaren können dort auf der Weser frei ein- und ausgeführt und im Bezirke des Freihafens ohne Declaration und ohne ir- gend eine Abgabe gelöscht, gespeichert und verkauft werden. Die Bewohner des Freihafens sind au) frei von Entrichtung der Accise, haben aber statt dessen eine jährliche Aversional Summe zu entrichten. Der Bezirk wird übrigens in Bezug auf die in- direften Abgaben als Ausland angesehen und von der Landscite mit einer Zolllinie umgeben werden.

Dresden, 16. Dez. Durch eine Ministerial-Verordnung vom ten d. M. wird den diesseitigen Unterthanen der Besuch der Universitäten Zürich und Bern untersagt.

München, 15. Dez. Unter den Auspicien der Staats- Regierung hat sich hier unter dem Namen „Gewerbé-Hülfverein““ eine Gesellschaft von Gewerbsleuten gebildet, welche den Zweck hat, durch Austausch der Jdeen technische Kenntnisse unter den Mitgliedern zu verbreiten, durch Arbeitshülse und Abnahme der Produkte sich gegenseitig zu unterstüßen, die Verpflichtung zu ibernehmen, nur Bayerische Fabrikate ankaufen zu wollen, und ndlih aus der Vereins - Kasse den Mitgliedern {elöst Aushülfg- Votshüsse zu leisten. i

Der Streit der allopathischen Aerzte in Bayern mit ihren homdopathischen Kollegen ist nun geschlichtet, indem eine Mini: sterial-Entschließung unterm 30. November verfügt, daß das un- ntgeltlihe Selbstdispensiren der homöopathischen Aerzte von nun (n erlaubt sey, daß aber diese unentgeltliche Abgabe von homdöo- pathischen Heilmitteln keinesweges in das fortwährend streng herbotene Verkaufen derselben übergehen dürfe, und daß jeder homdopathische Arzt regelmäßige Tagebücher über die Abgabe tiner Arzneien zu führen habe. E

Augsburg, 12. Dez. Mit Bezug auf den (auch in der Btaats- Zeitung bereits erwähnten) Artikel des Journal des Débats über das Deutsche Schieds - Gericht theilt die Allge- leine Zeitung folgende vom Main, 5. Dezember datirte, Bemerkungen mit: ¿Das Journal des Débats hat in seiner Nummer vom 24. November die von Bundes wegen getroffene eue Einrichtung des Schieds-Gerichts ebenfalls in seiner Art be- rigen zu müssen geglaubt. Was von dieser freundnachbarli- hen Art und Weise aber, auf die wir weiter unten zurückfom- hen werden, zu halten, ergiebt sich deutli) aus dem Jnhalte lie aus dem Tone des besagten Artikels. Im Tone der Anklage hird zuvörderst hervorgehoben: wenn ein Deutscher Fürst sch hit seiner Deputirten-Kammer nicht verständigen kann, und wenn t findet, daß ihm sein Budget über die Gebühr beschnitten wird, b lôst er sie zuerst auf, wie es Gesez und Gebrauch ín den fepräsentativ - Staaten ist. Aber wenn die Wähler ihm die- e Kammer wieder schicken, so wendet er sich, statt nach- geben, wie es Gese und Gebrauch in den Repräsenta- iv Staaten ist, oder einen Coup d’Etat zu machen, wie arl X, , an das neue Schieds- Gericht, welches zwischen jen Fürsten und der Kammer richtet. So ist es und ese Erfindung einer Behörde, die der Revolution wie dem Vliaatóstreiche vorzubeugen bestimmt ist, haben allerdings die Vevollmächtigten aller Deutschen Höfe, als sie sich zu Wien tsammelt hatten, gemacht. Der feindliche Zusammenstoß , der (s ein drohendes Gewitter, das früh oder spár hereinbrechen u, am Himmel eines jeden Repräsentativ: Staats hängt, ird auf diese Weise, so scheint es uns, vermieden, und das Shieds:-Gericht befreit demnach die Unterthanen von der Gefahr (s Staatsstreichs, die Landesfürstlihe Gewalt von der Besorg- ÿ einer Revolution, den beiden nothwendigen Ausgangspunk- 0 der constitutionnellen Laufbahn, auf der Fürst und Ptinde, ohne einen Richter über sich zu haben, einander genüber stehen. Js dies ein Unglück oder ein Uedbel- m? Wäre Deutschland nicht noch heute, ungeachtecr der ‘(uveránetät der Bundes-Staaten, öhnlihh wie zu den Zei- 1 des Reichs, ein ciniger, aus vielen Gliedern E p0- lher Körper, wäre es nicht ein organisches Ganzes, dessen ‘ile einander nicht fremd seyn können, weil sie einen Leib bil- l, den eine Seele belebt, so wäre gllerdings das Schieds-Ge- t eben so unanwendbar in Deutschland, wie z. B. in Frank- h welches sich wohl hüten würde, Schieds-Nichter, die etroa t and oder Preußen ernannt hâtte, über seine innern Kon- h richten zu lassen. Allein das Journal des Débats macht

die weitere Bemerkung, daß das Schieds-Gericht eintreten t, „ehe die Intervention des Bundestags selbst in Anspruch

7,983,256 Fl. 84 Cts.

Amfsierdam, 13 Dez. Der Handel in Holländishe Stkaats-Papieren, vornehmlich in wirklicher Schuld, war diese Voq Überaus lebhaft und von sehr großem Umfang, roobet das schon in dey leßten Tagen der vorigen Woche verspürte Steigen anhielt, ungete ansehnliche Particen Jutegrale für Englische Rechnung pr. Com zu Markte gebracht wurden; diese wurden jedoch fast alle für V, ser Rechnung abgenommen und auch mehrere inländische Aufttiz dabei erfúllt, dennoch sind die Preise der Jategralen nicht auf dy höchsten Stand von 542 geblieben, sondern gingen auf 534 pCt. (l r; 5proc. wirkliche Schuld, welche in den leßten Tagen sehr i: sucht wurde, ging bis 997 pCt. und Kanzbillets bis 234 Fl. My hält dies Steigen noch stets für die Wirkungen des tim vorigen §,, richte erwähnten Administrations - Bureau von Holl. twirflihe Schuld zu Paris; auch hat gewiß die Nachricht, daß Sir Ret Peel das ihm angetragene Amt angenommen und somit das jehige Englische Minisierium bleibend seyt werde, keinen geringen Einuj hierauf gehabt. Die Russischen und Oesterreichischen Fonds hit sich gut im Preise erhalten; es fanden darin aber nur wenig 6 schäfte statt; auch in Spanischen ist wenig Umsaß gewesen; it de leßten Tagen trafen einige Nusttoae von Paris und Antwerpen t für perpetuelle Obligationen, welche den etwas gewichenen Yuj wieder auf den E Stand brachten. Das Geld wurde bei hq bedeutenden Operationen in Holländischen Fonds sehr gesucht u) ging 1 pCt. höher bei Prolongations-Geschäften; der Cours if jtt % pCt., bei gewöhnlichen Leihungen 3 pCt. und Disfonto 2 p(\t Der Handel in Getraide war in abgelaufener Woche wieder beschränkt, indem Weizen und Roggen nur durch Verbrauche (y geitommen wurden. Die Haferpreise gingen etwas zurúÜck und fiß ten dadurch wieder cinigen Umsaß herbet. Die angelegten Cut sind: für 134pfünd. Rostoker Weizen bei Partieen 180 Fl, 132pjúnd. dito an Verbraucher 174 Fl., für 122pfünd. Preußisca Roggen 160 Fl., für 117pfünd. dito 148 Fl./ für 85. 86pfünd. neu feinen Friesischen Hafer 100.101 Fl., für 84. 8S5p{ünd. neuen didn 88. 89 Fl., für 74pfünd. neuen Futterhafen 78 Fl.

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Braunschweig, 15. Dez. Jn der hier erscheinenden Deutschen National-Zeitung liest man: „Wenn gle die Verhandlungen unseres Landtages, der nach dreimonatliht Vertagung am 1. Nov. d. J. von neuem zusammengetreten is nicht fortlaufend in diesen Blättern mitgetheilt werden konnt auch bei dem Mangel an vollständiger Oeffentlichkeit keine bede tende Theilnahme gefunden haben, so nehmen doch die Resulut, welche so tief in das staatsbürgerliche Leben eingreifen , di elt gemeinste Jnteresse in Anspruch, und verdienen deshalb hie ü nen Plaß. Zu diesen gehören aus der leßten Zeit die Annahne der Ablôsungs- und der Gemeinheitstheilungs: Ordnung, der Gu seße über die den Abldsenden zu verschaffenden Anlehen und übt die Organisation der Landes: Dekonomie-Kommission, welche nun demnächst in das Leben treten werden. Am heutigen Tage e folgte endlich auch die Feststellung des Staatsbaus bild Etats, der zu den langwierigsten und verwiceltsten Verhand lungen Veranlassung gegeben hat. Die Stände- Versammlun hatte in einer der leßten Sißungen der mit Bearbeitung diesd Gegenstandes beschäfcigten Kommission den Austrag ertheilt, über dit Differenz-Punkte unmittelbar mit dem Herzogl. Staats-Minisit rium zu unterhandeln, und in Folge - einer stattgehabten Konss renz reichte das Herzogliche Staats-Ministerium einen verändet! ten Etat ein, worüber der Bericht an die Stände-Versammlunz bemerkt: „Die Kommission (bestehend aus den Abgeordnetet von Thielau, von Campe, von Geyso, Assmann, von Crammw Volkersheim, Stolle, Steinacker) {äßt sih glücklich, die Vor {läge des Herzoglichen Staats-Ministeriums einstimmig zu Annahme empfehlen zu können, in welchen die früheren Anträgt auf Verminderung der Verwaltungs - Kosten bei dem Militair, der Herzoglichen Kammer, dem Finanz - Kollegium, der Steue Direction und der Bau- Direction so vollständig berücksichtigt sind, als es die Umstände sür den Augenblick gestatten.“ Die wesentlichsten Veränderungen in dem Etat betreffen: A) Die Einnahmen, welche in dem gegenwärtigen Entwurf höher veranschlagt sind, als in dem srüher vorgelegtel (früher zu 2,989,803 Rthlr. 15 gGr. 10 Pf. für Finanz - Periode 1834 1836, jeßt zu 3,056,082 Rthlt 10 gGr. 2 Pf.) Diese Erhöhung der Einnahme wird be wirkt werden 1) durch eine Vermehrung des Zuschusses aus den Kammer-Gute, bci welchem namentlich an Administrations-Kosten 15,013 Thlr. 4 gGr. 11 Pf. fúr diese Finanz-Periode crspatt werden sollen; 2) durch Mehr-Einkünfte bei den Posten, welt „in Folge der bei der Administration derselben eintretenden gün stigen Verhältnisse“ in dieser Finanz - Periode satt der frühe veranschlagten 42,000 Thlr. wenigstens 70,000 Thlr. eintragen werden. B) Auch mehrere Aus8gabe- Kapitel sind verändert! 1) Die Kosten des Landtages sind bei der langen Dauer der 9 genwärtigen b el L L 9 L Landtag innerhalb dieser Finanz-Periode (im J. 1836) | Bunde ? Thl n L e n Unvdeespradlls

r.) festgestelle. 2 ei den Kosten für die Bert L abei? Eh indestag spricht, tung sind die früheren ständischen es insoweit bericht S A E freien Städten Deutschlands besteht, daß eine Sonderung des „ordinairen Bedürfnisses‘/ von Die Me und bei dem obsd A Privatpersonen, die keine Souve- dur femporale Unislánde ‘aHlhrten Bedarf eingetreten if: 2 P ug gas aeben reite im mindesten io

nferderungen be L : iche Ueber-

f y i; nah dem ersten nach dem neue ung auésprechen. Wir glauben, daß es s{werlich eine

Etat Projekt aae Einslüsterung ist, die zu diesem Auskunstsmittel ge- a) fúr das Finanz-Koll. 104,943 Rthlr. 91,188 Rthlr. dis und wer sich einem Rechtöspruche unterwirft, scheint b) für das Steuer-Dir. 154,809 - 150,609 - ie Vermuthung einer besondern Vorliebe für die Gewalt c) für das Bau- Direkt. 105,246 s 99,909 / M e N zu haben zumal wenn er, statt unmit-

Die überschießenden Beträge werden freilich nicht (t 2 dundes) Bd os Mrde O0 (den Gltedern des Deutschen spart, jedoch 3) auf das Kapitel ad Extraordinaria gele orbehalt einer Mb veliatten zu Pen - sich vorher, ohne den, welches demgemäß und in Folge einiger minder A chle, Wu auch der Gegner die ÄRER E A eg den Veränderungen von 118,080 Rthlr. auf LANSE höchst ? Hauptgrund der Wu ded O P O E teigt. 4) Die Baukosten sind in Berücksichtigung ‘7 600 jeint darin M O, E heit des_ ournal des Débats nothwendigen Verwendungen auf den Chausseebau von 247: gen, daß äußersten Falles und namentlich,

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1435 wenn etwa die Vereinbarung über das Schieds-Gericht gar nicht erfolgen sollte, der Ausspruch dennoch vom Bundestage ausgehen müßte. „Auf diese Weise würde ja der Bundestag der oberste Herr und Schieds-Richter aller Constitutionen Deutschlands.“ Dem Französishen Publizisten wollen wir hier bemerken, daß Deutschland gewisse Grund-Gesete besißt, zu denen unter andern die Deutsche Bundes-Akte, die Wiener Schluß-Akte von 1820, die durch den Bundes-Beschluß vom 28. Junt 1832 festgeseßten Maßregeln zur Aufrechthaltung der geseßlichen Ordnung, eben so wte der hier in Rede skehende Bundes-Beschluß vom 30. Okt. d. J. ge- hôren. Nach den erstgenannten Q Eee nun hat der Bundestag nicht nur (Art. 54 der Wiener Schluß- Akte ) darü- ber zu wachen, daß in Folge (des 13ten Artikels der Sundes- Akte) allenthalben landständische Verfassungen stattfinden, son- dern auc) darüber, daß in monarchish regierten Deutschen Staaten (nah Art. 57) die gesammte Staats-Gewalt in dem Oberhaupte des Staats vereinigt bleibe, daß die im Bunde ver- einten souveränen Fürsten nicht in der Erfüllung ihrer bundes- mäßigen Verpflichtungen gehindert oder beschränkt, daß die ge- seblichen Gränzen der freien Aeußerung bei den ständischen Ver- handlungen nicht überschritten werden, endlih darüber, daß keine Reglerung durch Widerseßzlichkeit der Unterthanen be- droht oder gefährdet werde, als in welchem Falle der Bund nöthigenfalls auch unaufgefordert einshreiten kann. Die Besorgnisse des Journal des Débats kommen also zu spät, und die Einrichtung, von der es klagt, daß sie durch den jüng- sten Bundes\ch{luß geschaffen worden, hat sih, aus den Funda- mental- Prinzipien des Deutschen Bundes heraus, schon seit den lesten 20 Jahren organisch entwickelt, Da jeder der Staa- ten des Deutschen Bundes zwei Individuen benennt, aus denen dann in jedem vorkommenden Falle jeder der streitenden Theile eine gleiche Zahl von Schieds: Richtern ernennt, aber nicht alle jene Staaten neue Constitutionen gegeben haben, mehrere der- s:lben, z. B. Oesterreich und Preußen, also nicht füglich in den Zall kommen werden, ein schiedsrichterliches Urtheil zu begehren, so folgert das Journal des Débats daraus: „daß die absoluten Staaten“ (wir wissen nur, daß Privat-Personen Schieds-Richter seyn follen) „die Prozesse der freien Staaten entscheiden wer- den. Wir brauchen keine weitern Worte zur Würdigung diejer Logik beizufügen. Aber was weiter folgt, darf nicht uner- wähnt bleiben. Da das Journal des Débats so genau von den Absichten der Deutschen Regierungen unterrichtet ist, so kennt es auch die muthmaßlichen Resultate des in Rede stehenden Beschlusses. Der Dundestag erkläre: daß die Stände-Versammlungen fortan in allen Fällen weichen müßten ; ste würden künftighin nicht mehr einen Theil der souverainen Staats-Gewalt bilden; wenn sie eine Reduction vornähmen, die dem Fürsten mißfalle, so werde er so- fort die Sache vor das Schieds-Gericht und nöthigenfalls vor den Bundestag bringen endlih die Constitutionen Deuschlands seyen auf diese Art abolirt. Daß die Stände - Versammlun- gen in allen Fällen nothwendig vom Schieds-Gerichte verurtheilt werden würden, ließe sich nur behaupten, wenn es dem Journal des Débats gelänge, nachzuweisen, daß sie in allen Fällen und nothwendig Unrecht hätten was wir uns in keiner Weise scchlechthin und in Bausch und Bogen zuzugeben getrauen. Was die Theilnahme an der Souverainetät betrifft, so kann den Deut- hen Ständen dieselbe durch keine menschliche Macht ent- zogen werden da sie dieselbe niht besizen, auch nach den Grundgeseßen des Bundes (Wiener Schluß-Akte Art. 57 nie und in keinem Falle besißen dürfen. Daß endlich jeder ZUrst sich beeilen werde, jedwede Streitigkeit vor das Schieds- Gericht zu bringen, ist eben so wenig glaublih, als dies von Seite der Stände zu erwarten steht. Wir hoffen und erwarten vielmehr mit Zuverficht, daß, eben weil dieses Gericht im Hin- tergrunde steht, jeder Theil sich scheuen werde, auch nur die Ge- fahr eines verurtheilenden Spruches zu übernehmen, und glau- den in Folge dessen, daß der gütlihe Vergleich die Regel, der für den Nothfall eröffnete Weg Rechtens die seltene Ausnahme seyn werde. Und dies ist in Wahrheit die wahre Absicht derer, die den erwähnten Beschluß faßten: das gütlihe Vernehmen zwischen den Ständen und Regierungen in Deutschland aus allen Kräften zu befestigen und zu erleichtern , für den Nothfall aber durch den Rechtsweg den Weg der Willkür und Gewalt für beide Theile zu versperren. Es sollen nach dem treuen Sinne der Deutschen „die Deutschen Verfassuugen eine Wahrheit seyn.‘/— Zum Schlusse folgen Übrigens noch die gewöhnlichen Warnungen vor den Attentaten gegen die Souverainetät und Unabhängigkeit der Deutschen Fürsten für welche man bekanntlich, hon seit Stiftung des Hheinbundes, in Paris so großmüthig als uneigennüßig Sorge trägt. Diese Souverainetät werde auf rohe Weise durch den hier besprochenen Bundesschluß bedroht, und die Fürsten eines notabeln Theiles ihrer Unabhängigkeit beraubt, Oesterreich und Preußen aber erhielten das Recht, das liberale Deutschland zu richten, ohne jemals in den Fall zu kommen, auch ihrerseits ge- richtet zu werden. Aber glücklicherweise begreift man in Deutschland die Souverainetät nicht als etwas über. dem Rechte Stehendes, und .die Unabhängigkeit gilt bei uns nicht als Unabhängigkeit von Recht und Geses. Dies ist die wahre Liberalität unserer Fürsten, daß sie es als keinen Raub an ihrer landesfürstlihen Macht erachten, in Streitigkeiten mit ißren Unterthanen, sey es vor ihrer eigenen, sey es vor frei- erwählten Schieds-Gerichten, Recht zu nehmen, und sie thun dies, weil sie glauben, daß es keine Freiheit und Unabhängigkeit gebe, als auf der Basis des Rechts. Was dagegen den Fall betrifft, daß ODesterreihs und Preußens Schieds-Richter auch einmal von den Ständen erwählt werden könnten, und daß diese Mächte dann, sich plôblich auf die Bahn des Liberalismus werfend, ihre Schieds-Richter veranlassen oder zwingen könnten, das Recht zu beugen und gegen die landesfürstliche Autorität zu sprechen, so halten wir dasúr, daß diese Gefahr von allen denen, welche Deutschlands Zukunft bedrohen, wohl die entfernteste sey. Aber seßen wir den unglaublichen und vom Journal des Débats selbst wohl nur im Scherze als möglich geseßten Fall: stände es dann nicht der bedrohten Reglerung frei, auch ihrerseits drei Schieds- Nichter zu benennen, zu denen sie volles Zutrauen hätte? Viel näher liegen unserm Vaterlande andere Besorgnisse, und wie ges gründet diese seyen, davon giebt der eben besprochene Artikel des Journal des Débats Zeugniß. Die nachbarliche Treulosigkeit, welche dem Auslande gegenüber dieselben Lehren predigt, die sie im Jnlande streng verfolgt, das immer rege Streben, die Saat des Verderbens, die auf dem eigenen Boden noch lange nicht ausgerottet ist, mít vollen Händen auf das Feld des Nachbars zu streuen, der schlecht verhehlte Französische Erbfehler

s80n bien premièreinent et puis le mal d’autrui zu suchen, die Gewohnheit der Jutrigue und die gewissenlose Doppelzungigkeit in der Politik diese sind es, die Deutsch- land zu einer fortwährenden eben so lästigen als jede eigene, freic und wahrhaft freisinnige Entwickelung unserer Jnstitutio- nen hemmenden Hut nach außen verdammen. Glücklicherweise isl es ein reicher Ersaß füx diesen Zwang, daß das Bedürfniß

der Eintracht, so unehrlichen Umtrieben gegenüber, desto lebhaf- ter gefühlt wird, und eine heilsame Frucht dieses Gefühles und Mieser Eintracht liegt uns in dem Bundesbeschlusse vom 30. Oksx tober vor.“

Frankfurt a. M., 16. Dez. Die hiesigen Blätter enthalten nachstehenden „Auszug aus dem Protokoll der 42sten Si6ung der Deutschen Bundes-Versammlung vom 4. Dez. 1834‘:

¿Die Bundes-Versammlung hat beschlossen: 1) Die aus den Herren Gesand@m von Oesterreich, Preußen, Bayern, Kö- nigreih Sachsen und Baden als Mitglieder, dann den Herren Gesandten von Württemberg und der freien Stadt Frankfurt als Stellvertretern bestehende Kommission wird ersucht, in Er- wägung zu ziehen und zu begutachten, in wie fern über die Orz- ganisation des Deutschen Buchhandels ein Uebereinkommen un- ter sámmtlichen Bundesgliedern zu trefsen sey. 2) Die höchsten und hohen Regierungen werden ersucht, geachtete Buchhändler ihrer Staaten über diesen Gegenstand vernehmcn und die Ek- gebnisse dieser Vernehmung an die Bundestags: Kommission ge- langen zu lassen.‘

Ferner bringen dieselben folgenden zweiten „Auszug aus denx Protokoll der 42sten Sibung der Deutschen Bundes -Versamm- lung vom 4. Dezember 1834‘/:

¿Die Bundes-Versammlung hat beschlossen: 1) Die von der Central- Direction der Gesellschaft fär Deutschlands ältere Geschichtskunde überreichten Werke, unter Anerkennung der ver- dienstvollen Leistungen der gelehrten Herausgeber, in der Bun- des-Bibliothek aufzustellen. 2) Die Abdrücke der Denkschrift und des Geschäfts-Berichts der besagten Central- Direction au die höchsten und hohen Regierungen einzubefördern, und 3) das begonnene großartige National -Unternehmen deren fortgeseßter Unterstüßung und Förderung zu empfehlen.

Schwetz,

Zürich, 12. Dez. Gestern ‘hat der Regierungsrath bei gleichgetheilten Stimmen durch Präsidialentscheid beschlossen, dem großen Rathe anzutragen, zu beschließen: daß der Stand Zürich stets geneigt sei zur Verbesserung der Bundesverfassung, sei es auf dem Wege eidgenössisher Verhandlungen (Tagsaßung oder Konkordate), sei es durch umfassende Konkordate, in vereintem Streben mit den andern Ständen, hinzuwirken, hingegen auf den Antrag von St. Gallen nicht eingehen könne.

Die Karlsruher Zettung schreibt aus der Schweiz vom 8. Dez. : „Wie richtig das früher gefällte Urtheil über die Berner Regierung war, das liegt nun am Tage; das heißt, ste hat ihre vollkommene Unfähigkeit eines würdigen Benehmens als Staats-Behdörde jet so augenscheinlich dargelegt, daß selbst ihre Freunde an ihr irre werden. Nie hat sich wohl Hoch- und Klein- muth auf eine so lächerlihe Weise vereinigt gefunden, als in dies ser Behörde. Wollte man die Schuld nur wenigen Persönlich- keiten beimessen, so würde der Vorwurf nur um so greller; weil eben eingestanden werden müßte, daß in diesem sogenannten freien Lande einige ganz unfähige Menschen, keiner geeignet, eine Schrei- berstelle zu versehen, die ganze Masse der Volks-Repräsentanten, d. h. den großen Rath, am Gängelbande ihres Unverstandes leiten. Diese Menschen úben einen so überwiegenden Einfluß aus, daß ihnen gegenüber Verfassung und Recht leere Worte sind. Menschen, die man an andern Orten als Toklhäusler be- handeln wúrde, sind hier Notabilitäten ersten Ranges. Unter allen verdienen ausgezeichnet zu werden der Oberförster Ka st- hofer und der Professor Hans Schnell. Beide haben in der leßten Zeit durch Unverstand und Frechheit sich einen Na- men gemacht, den keine Selbst-Biographie im Conversations-Lexi- fon wird auslöschen können. Der erste gab im großen Rath einen schriftlihen Antrag ein, welcher eine eigentliche Kriegs-Er- klärung gegen die fremden Mächte enthielt, und das in dersel- ben Zeit, wo die Berner Regierung durch mehr als Demuth die Gunst der Monarchen, wieder zu gewinnen suht. Hans Schnell hingegen, während die Regierung durch Anstellung ei- ner beträchtlichen Anzahl Deutscher Gelehrten eine neue Epoche des geistigen Lebens für Bern gründen will, beschimpft eben diese Lehrer und die ganze Deutsche Nation auf eine Weite, welche nur bei einem eigentlichen Verrückten möglich erscheint, und derselbe besi6t dabei die Frechheit, diese Blasphemie als Ur- theil des Berner Publikums anzupreisen. Das war das Vor- spiel zum Einweihungs - Fest der neuen Hochschule! Wir haben nicht vernommen, daß die Gesammtheit der Professoren für gut befunden, gegen den rohen Ausspruch der Pöbelhaftigkeit einen öffentlihen Schritt zu thun. Ein einziger Lehrer in Burgdorf beshämte das doctum corpus, indem er seine Entlassung eingab. Doch würden wir sehr irren, wenn wir den Bernischen Lehrern weniger Empfindlichkeit zutrauen wollten, aber die Politik siegte, wie es scheint, über das National - Gefühl. Indessen der Riß, welcher zwischen einer solhen Regierung und wissenschaftlich ge- biiídeten Männern eintreten mußte, ist da; und wir werden se- hen, ob die Hochschule ein besseres Schiksal haben wird, als das Obergericht, wenn sie es wagen sollte, sih den despotischen Launen der Ochlokraten entgegenzustellen.“/

Jtalien.

Suvin/, 6, Dez, (Allg: Zeitg) Sir Nobert Peel traf am 1. d. hier ein und stieg in dem Hotel de l’Europe ab, wo er einige Stunden verweilte, und in dieser kurzen Zeit mehrere Besuche der ausgezeichnetsten Personen sowohl vom Hofe als vom diplomatischen Corps empfing. Nach dem, was er hier ge- äußert haben soll, ist er überzeugt, daß es nicht zu einer Aufld- sung des Parlaments kommen, sondern daß er Elemente genug in dem gegenwärtigen finden werde, um darauf ein gemäßigtes Tory-Ministerium mit Erfolg befestigen zu können. Er soll so- gar glauben, daß mehrere Mitglieder des lezten Ministeriums ihm ihren Beistand nicht verweigern würden. Diesen bei der neuen Zusammenseßung anzunehmen, hält er aber für unraths sam, weil dies den Gang der Administration ershweren würde, ohne die Vorcheile zu gewähren, welche sich Sir Robert von Männern der Melbourne’schen Farbe verspricht, so lange sie au- ßerhalb des Wirkungskreises der Regierung bleiben. Bemer- kenswerth dúrfte es seyn, daß Sir Robert auf Lord Grey rechnet, daß er auf ihn mit so vieler Zuversicht baut, als ob es sich darum handelte, ein Ministerium Grey zu bilden; er hat

eáußert, Grey sey ein wohldenkender Mann, der das Glü seines Vaterlandes wolle, man müsse ihn nur zu nehmen und sich mit ihm zu verständigen wissen, um unbedingt auf seinen Beistand rechnen zu dürfen. Diese Aeußerung sollte niht un- berücksichtigt bleiben, wir werden in kurzem schen, welchen Grund diese Hoffnung hat. Hier hat man jevt für nichts Ans deres als für die Ereignisse in England Sinn; wir sind von allen Nachrichten aus Spanien entbldßt, man weiß nur so viel, daß nächstens den Karlisten ein bedeutender Transport von Wafs fen zukommen wird. Dom Miguel, welcher nah Rom zu- rágekehrt ist, soll schr bemüht seyn, eine Anleihe zu Stande

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