1876 / 45 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Feb 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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August 1867 eine entspre{ende allgemeine Vorschrift enthält; die Provinialarchive sollen keine Einsiht verstatten in Aktenstücke, aus deren Bekanntwerden ein Schaden für Se. Majestät, das Königliche Haus, den Staat oder ein fiskalishes Interesse erwachsen könnte. Aber, meine Herren, ih kann versichern, daß unsere Praxis diese Be stimmung keire8wegs etwa in dem Sinne auslegt, daß vei zweifel- haften Rechtsfrag-n den betreffenden Parteien die etwa im Archiv vorhandenen Rechtêmittel vorenhalien werden. Ich kann z. B. darauf hinweisen, daß in der Provinz Schleswig-Holstein eine ganze Anzabl von Prozessen {weben und immer neu erwachsen, in welchen es fi darum handelt, ob bei der Atlöfung gewisser Lasten die be- ftehende Vtgate als cin Padcktzirs oder als eize Domanial- laft aufzufass-n i; in fehr vielen Fäll-n f d.r Fiékus die baechtigte Partei, die dann, je nahdem die Entscheidung auf die eine oder die andere Seite fällt, gewinut oder ve:liert. Der Herr Ober-Präfident der Provinz Schle3wig-Heolstein hat beim erften der- artig eintretenden Fall das Provinzialarhiv angewiesen, die Akten. die über eine folche Frage Auëzkunft geven könnten und die nah den eigenthümlichen Verhältnissen der Provinz oft bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurückgehen, ohne weiteres sowohl den Parteien als den Gerichtea vorzulegen, ohne irgend cine Untersuchung der Frage, ob die Veriage tei dem Prozesse für den Fiékus vortheilhaft oder \{chäd- ti werden föznute, und ih glaubte auch in dieser Bezichung Namens ¿r Köuziglicen Staatsregiernng ausfvrechen zu können, daß dieses B-rhalten des Ober-Präsidenten von Schleswig-Holstein vollkommen zetilligt wid. In der Sizung des Hauses der Abgeordneten am 19. d. M. nahm der Justiz-Minister Dr. Leonhardt über den Antrag, „die Königlihe Staatéregierung aufzufordern, die ge- sammte Sirafvollstrekung und die Bearbeitung der Angelegen- heiten der fämmtlihen Straf- und Besserungéanftalten, sowie der Gefängnisse im Ressort des Königlihen Iuftiz-Mi- nisteriums zu vereinigen,“ nach dem Abg. Windtborst (Meppen) das Wort: Mine Herren! Ich möhte doch meinen, daß es ganz selbst- verständlich t, daß von Seiten der Ministerbank eine bestimmte Stellung zu der Frage nicht genommen werden kann, was der Herr Atgeordnete für Mepven erwartet, Es handelt sih um die Refsort- verhältnisse mehrerer Ministeriea, so daß diz Erledigung dieser Fcage, j-tob wenn irgendwie S2Ge des Staats-Ministeriums ist; ich aìs dustiz-Minister kann hier Ansichten des Staats-Ministeriums, die ih iht kenne, au nit au3fprechen. Der Antrag, meine Herren, ist nir geftern Morgen zugekommen; Sie werden doch anerkennen, daß es nicht möglich war, bis zum beutigen Morgen einesBeschlußfassung dez Staats- Ministeriums über eine so wichtige und intrikate Frage herbeizuführen. Der Herr Abgeordnete von Meppen hat nun die Gelegenheit er- griffen, Vesculdigungen gegen die Staaisanwaltschaft auszusprechen, die Staatsanwaltschaft sei verfolgungsüchtig, meint er. Darauf laffe ih mich nicht weiter cin, denn feit dec Herr Abgeordnete von Meppen den Saß peoklamirt hat, daß ich als Angegriffener das Gege-ntheil ven dem zu beweisen babe, was er behauvtet, bin ih nicht mehr in 1ge, Über felwe Dinge zu reden. Jch kann nur bemerkl:ch maten, Hetx Abgeordnete ron Meppen diz: Verhältnisse doch nicht Fâlle vorkämen, daß gegen Frei- sprehung Berufung Seiten der Staatëanwaltschaft erboten würde, ebenso as ni@t gesheh2 bei zu hoch gegriffener Stäase Ih i geordneten gegenliber nicht d nicht bckannt geworden ¿ine umfassende Kenntniß von Meppen hat dann ge- für die geeigneten Behörden, sein. (Abg. Windthorst ) Darüber läßt sich run prin- ben Monarcbie find ledigli in téanwa?tschaften als Organe bei der Betracht gezogen, und es käme darauf an, welche Erfalxunzen man in Provinz Hannover in di-eser Be- ziehung gemacht hat, Meine Erfabrungen sind außerordentli gün- stige, und ich weiß nicht, wie der Herr Atgcordnete von Meppen ire avdere Arsfi{t baben kann. Wenn der Herr Abgeordnete von pen, der deb lange Zeit bannoverscher Justiz-Minister gewesen ist, unter dcfsen Ministeriam, wenn ih nicht sebr irre, der Ucbergang der Strafanstalten vom Ministerium des Innern auf das Justiz- Ministerium erfolote, sich zurückverscßt in dieje Zeit, wo er Juîtiz- Minister geweszn ift, so glaube ich, würde es unrect sein, wenn er der hannoverschen Staat2anwalischaft vorwzrfen wollte, daß sie niht gecignct gewesen wäre und sich nit als befähigt bewätrt bütte, die

L E +4; » (trat itr s 4 e h ibr anvertraute Leiturg der StrafvolistreŒung zu vollführen.

Auf eine Erwiderung des genannten Abgeordneten entgeg- nete der Justiz-Minister:

Meine Herren! Ich haite zur die Strafanstalten im Auge,

bemerfie, doß man in der preußishen Monarchie nur

Provinz Hannever Erfahrungen genacht habe über

äti der Staatêanwaite bei dr Strafvollfstreckurg.

man jedoch auch auf die Gefängnisse sieht,

vat man feiche Erfahrungen auch machen fönnnen in den neuen

Provinzen, und au in dieser Richtung muß ih behaupten, daß die

Thätigkeit der Staatsanwaltschaft bei der Strafvollstreckung eine er-

sprichlice gcwesen ist. Ich kann infonderheit hervorbebcn, daß

eine vorzügliche Thätigkeit der Staateanwaltshaft in Gefängnißnahme

der Pcovinz Schleswig-Holstein sich entwick-lt, hier wirkt der Ober-

Siaattanwait in einer wirkli ausgezeicwnet-n Weise. Jch glaube,

sind vielleicht die Herren aus Sc(bleêwig- Holstein in der Lage, das bestätigen zu Éönnen. ;

Dem Abg. Frhrn. v. Sherlemer-Alst, welcher fich über ungleihe Behandlung der Presse in Bitreff der Konfiskationen beihwerte, erwiderte der Justiz-Minister:

Meine Herren! Jh muß anerkennen, daß ich, ich glaube in der vorigen Sißzung, gefagt habe, es komme bei einer Aeußerung darauf an, ob fie bona oder mala le gemacht wird, und daß in dieser Richtung auch zu erwägen sein würde, wzlche Richtung ein bestimmt:8 Blatt verfolgt. Das ift auch heute ncech meine Meinung. Uebrigers babe ich diefe meine Meinung der Staatëanwaltschaft nicht mitgetheilt. Jh habe Obiges auch nur ungern gesagt, und wenn Sie mir keine Gelegenbeit geben, derartige Aeußerungen zu machen, wird mir das besonders angenehm sein, Uebrigens habe ich nicht bemerkt, daß meine Theorie einen besonderen Beifall bei den Staatsauwälten, Heziehung8weise bei den Gerichten besondere Wirkung gehabt babe. Uebrigens glaube ich bemerflich machen zu sollen, daß ich nidt von meinen Staatsanwälten spreche, noch geiprochen habe, ebensowenig wie von meinen Richtern. Was nun tie grofe Blumenlese anlangt, die uns hier vorgeseßt ist, so bedauere i fehr lebhaft, darüber mich rnicht äußern zu können. Jch wüßte gar nit cine Möglichkeit, mi darüber zu äußern, ob in einem Falle die Konfitkation mit Recht, in dem andern Falle mit Uzgrund erfolgt sei. Es ift mir interessant gewesen, Alles gehôrt zu haben, aber um mich zu Weiterem zu veranlassen, würde es mir sehr angenehm sein, wezn die Herren, die mir sol&e Blumenlefen vorseßen wollen, mich einige Zeit vorber privatim benachrictioten von den cinzelnen Fällen. Dann werde ich in der Lage scin, näher darauf eingehen zu fönnen.

Zu Tit. 78 „Appellationsgerihtshof in Cöln und Rheinische Landgerichte“ bemängelte der Abg, Röterath die zu große Geschäftslaft und die nicht ausreihende Arbeitskraft bei diesen Gerichten. - -

Der Iuftiz-Minister Dr. Leonhardt erklärte:

Es ift mir sehr angenehm, daß der Herr Abgeordnete die Sache mir gegenüber zur Sprache gebracht hat. Abhülfe wird leiht ge- währt werden fönnen, soweit ich das übersehe, in Betreff der Han- delégerihte. Aber daß beim Handelsgerite Geschäftehülfe erforderli sei, ist mir biêlarg nit zur Kenntniß gekommea, ih werde aber die Sache in weitere Erwägung ziehen.

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Was die Geschäfte beim Landgericht anlangt, so babe ih auch wobl gehört, daß dasselbe sehr stark beschäftigt ist. Jn dieser Be- ziehung ift aber Alles gesheber, was thunlich war. Man muß auch erwägen, meine Herren, daß die Geschäftslast bei vielen (Herihten augentlicklich eine schr große ift, in Folge b:kannter Verhältnisse. Daß der Appelhof gl-ichfalls s-hr stark mit Ge}chäften belastet ift, war mir eben- falls befannt. Jch meine mi aber in der Annahme nicht zu irren, es der App?:llhof sclbst in dieser Beziehung hat Remedur eintceten assen.

Ich erlaube mir nun die ganz allgemeine Bemerkung, daß es ja selbstverständliß ift, daß ein Justiz-Minister bestrebt scin muß, auch augenblilihen Geschäftéüberbäufungen die reichlichfte Remedur zu geben, allein der Justiz - Minifter ist doch nicht verpflichtet, über das Möaliche zu gehen. Es fehlt nämli ziemlich bekannt-r Weise am Personal; es find eine Reihe von Rich- terstellen im Lande nicht besetzt, ja man ift bemüht gewesen, zu dem hö&ft unliebsamen Mittel zu greifen, Ri#terstellen durch Referen- dare verjehen zu lassen. Bei dieser Sachlage muß man einige Ge- duld haben; das ist nicht zu vermeiden, aver was ges{chehen kann, foll

gewiß geschehen.

Weder ih noch au die Präsidenten und der Generalprokurxtor in der Rheinprovinz haben ein Interesse dabei, daf: die Strafrechts- pflege s{chleuniger erledigt werde, als die Civilrechtépflege. Aver daß S trafsacten \{leuniger behandelt werden wie Civilsachen, das erflä-t si sebr leicht, wenn man erwägt, daß in der Rheinprovinz münd- lihes Verfayren hercs{t, und auc in der Rkeirprovinz in neuerer Z?it darüber lebhafte Klagen geführt sind, daß die Sachen von den Anwälten nicht vorgetragen werden. Das Gericht ist niht Herr des Nechte streits, wie es bei dem schriftlichen Verfahren der Fall ift; das Gericht ift wesertlich abhkängig von den Änträgen der Anwälte. Jch will durchaus den Anwälten keinen Vorwurf machen, das licgt mir sehr fern, aber die Thatsache ist niht zu leugnen,

Ich bin damit einverstanden, daß die Stellen so beseßt werden, wee sie bescßt werden müssen. Es fragt sich uur, wie müssen si? be- setzt werden? Die Anfertigung der infklageschriften für die Sitzungen der Senate ift Sache der General-Advokaten, die Staats-Prokuratoren batten keine andere Bedeutung, wie Hülfsarbeiter. Jch habe für an- gemessen eiachtet, daß die General-Advokaten der Geschäfte sih an- rähmen, wozu sie da sind, und daß die Anstellung von Hülfsarbeitern feine unnôthige Beschwerde mat Deshalb habe ich allerdings an- geordnet, daß tüchtige Assessoren beauftragt werden mit der Hülfe- leistung uud daß die Stellen nicht weiter besezt werden durch Staats- Prokuratcren. Das habe ich auf Grund gemacwter Erfahrungen ge- than, als ein spezieller Fall mir die Sache sehr nahe legt. Wenn, wie bislavyg der Fall war, diese Stellen v:rsehen werden durch Staat®- Yrokuratorer, fo hat es ja außerordentliche Schwierigkeiten, dieje Herren anderweit unterzubringen, und es kam jonach, daß fie in einer langen lieben Zeit immer in der alten Stellung blieben. Daß es nun aber geisttödtend ist und die Foz:tbildung der Herren lähmt, wenn fie tag- täglich mit nihis Anderem beschäftigt werden, wie mit Ausarbeitung ven Arfklageshriften, liegt nahe. Jch glaube deshalb, daß es im Interesse der rheinischen Jufiiz und der Fortbildung der Herren in dicsfem Amte liegt, wenn die Eimichtung so getroffen wurde, wie fie getroffen worden ift.

Rücsichtlich des Antrags des Abg. Schroeder, auf Ver- mehrung der Arbeitskräfte bei dem hiesigen Stadtgericht Bedacht zu nehmen, bemerkte der Justiz-Minister:

Nieine Herren! Jch hare in dem Äutrage nichts Anderes ertlickt, als die Absicht, die Justizverwaltung aufmerksam zu maten auf Ver: hältnisse bei dem hiesigen Stadtgerich*, verbunden mit der Aufforde- rung, ihre Pflicht zu thun. Nachdem nun mein Hr. Kommissär Ihnen, glaube ic, in außerordeatlich klarer Weise die Verhälinifse dargelegt hat, und nachdem er erklärt hat, daß die Justizverwaltung in der nächsten Zeit über mehr Affefseren werde disponiren können, und daß fie dann für das Stad'geriht das Möglichste thun werde, fo, glaube ich, hat der Antrag vollständig erfüllt, was er bezwecken konnte; ich möchte unter diejen Umständen dem Hrn. Antragsteller anheimgeben, seinen Antrag fallen zu lassen.

In Betreff der Aufhebung der Kreisgerihte zu Ahaus, Borken und Lüdenscheid gab der Justiz-Minister folgende Er- klärungen ab: nach dem Abg. Windthorst (Bielefeld) :

Ich habe bislang nicht den mindesten Zweifel darüber gehabt, daß es der Justizverwaltung freisteh?2, Kreiëtgerichte aufzubeben. (Oh, oh!) Natürlich, meine Herren, soweit der Etat dadur berührt wird, bedarf es Jhbrer Gen-kimigung ; das ift selbstverständlich. Die Jufstiz- verwaltung kann über Gelder nicht verfügen ohne Genehmigung, aber im Uebiigen steht ihr die Aufhebung der Kreiëgeritte ohne Zweifel zu: denn das Organisationsrecht der Behörden ift an sih ein Rechd der Krone, dieser Saß kann eine Ausnahme nur insoweit erleiden, als bestimmte Gerichte durch Gesetz festgestellt sind. Das ift der Fall in Betreff der Appelationégerichte, so daß ih mi nicht füc berec- tigt erachten würde, einzelne Appellationsgerihte aufzuheben. Jn Be- tref} der Kreisgerichte aber crxiitiren derartige geseßliche Vorschriften nit und demgemäß habe ih mich für befugt eracht-t, Krei?gerichte aufzuheben, ih sage, immir vorbehäitlißh Ihres Rechts, über die disponiblen Gelder zu verfügen.

Nach dem Abg. Dr. Lasker:

Ich kann nichts dagegen eizw-aden, wenn die Justizkommission beauftragt werden follie, die Frage zu prüfen, denn wenn dieselbe auch -zur Zeit geringe praktishe Bedeutung haben mag, so wird es doch von Interesse sein, sich Über die betreffenden Punkte verständigt zu haben, wenn uian daran geht, zur Auéführung der Reichsjustiz- geseße ein preußisches Gerichtsveifassungêgeseß zu geben.

Uebrigens mochte ih die Justizkommission darauf auf- merksam zu maccken mir erlauben, daß bereits ein Präjudiz vorliegt. Es is näâmlich durch Verfügung vom 21. August 1861 das Kreitgerihßt Halle ia Westfalen aufgehoben. Jn den Etats von 1862 bis 1864 ift dies überhaupt nit deklarirt,

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wobl aber im Etat ven 1865. Bei Berathung dieses Etais ist in zen

| Budgetverhaadlungen die Frage garnicht Lerührt worden.

Der zweite Pankt, worauf ih aufmerksam zu machen mir er- laube, if, daß das hannovers{he Geriht8verfassungêgeseß eine ganz ausdrü&liche Bestimmung enthält, wonah die Gerichte aufgehoben werden können durch Königlicze Verordnung.

Vercinstoesen.

Der Berliner Hausfrauenverein hielt am Sonnabend ine Sißung ab behufs Neuwahl des {hon Ende vorigen Monats gewählten Vorstandes, weil jene Wahl nit statutengemäß vor sh gegangen und überhaupt die damalige Versammlung wegen Krankheit der Fr. Lina Morgenstern niht 8 Tage vorher berufen worden fei. Die Wabl erfolgte nah einer in einer Vorversammlung am Freitag aufgestellten Kandidatenliste und hatte folgendes Resultat: Fr. Lina Morgenftern, Vorsißende; Fr. Julitz, Vize-Vorfißende; Fr. Oßer- or Sachße, Schaßmeisterin; Fr. Sachs, Kasfirerin; Hr. Morgenstern und Hr. Rechtsanwalt Jacobi, Beisißer. Von Fr. Morgenstern wurde sodann der Antrag gestellt, für das Jahr 1876 einen vereidigten Bücherrevisor anzustellen, was ohne Debatte ein- flimmig angenommen wurde. Eine längere und lebhafte Debatte \chloß sich an einen 2. Anirag der Fr. Morgenstern, nämlich den, zur Belohnung für Dienstboten, die 3 resp. 5 Jahre in einem Dienste zugebracht haben, bronzene resp. fiiberne Medaillen zu stiften, die am Stiftungstage des Vereins überrciht werden sollen. Auch diefer Antrag wurde, nahdem viele Bedenken geltend gemacht worden waren, ange- rommen.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiff- brüchiger, welhe in Bremen ihren Sig hat, veröffentlicht ihre jährliche Statistik, Es ergiebi sih, daß im vorigen Jahre überhaupt

98 Schiffe an den Küsten der Nord- und Ostsee in Noth gerathen sind 60 in der Nvrdsee und 38- in der Oftsee. An Bord der- selben waren insgesammt 569 Menschen, von denen 516 gerettet wurden: 201 durch Selbstbülfe, 119 durch Hülfe aué See, 92 durch Hülfe vom Lande. Die Anstalten der Rettungégesellshaft kamen 104 derselben zu staiien, und zwar ihre Boote 82, ihre Naketen- apparate 16 Pecscnen. Das Jahr ift insofern gürstig verlaufen, als nur drei frühcre Jahre, 1866, 1867 und 1873, eine hötere Zahl Ge- retteter in die Annalen der Reitungsgesellschaft eikgetragen haken. Im Ganzen sind durch ihre Einrichtungen seit Mai 1865, wo sie zu Fiel ins Leben gerufen wurde, 870 Menschen vor cinem nassen Grabe bewahrt geblieben. Die Stationen Wangeroog, Prerow und. Leba haben im Jahre 1875 eine jede zweimal Schiffvrüchige retten können, andere 12 Stationen je einmal.

Statistische Nachrichten.

__Dem vorliegenden Verwaltungsterickt der sädtischen Spar- kasse zu Magdeburg für das Jahr 1875 sind nachstehende Daten entnommen: Am Schlusse des Jahres 1874 betrugen die Einlagen der Ivter-fsenten 15,168,350 4, im Jahre 1875 sind neu belegt 7,916,297 M und den Jntereffenten an Zinsen gut geschrieben 500,876 M, woraus sih als Gesammtsumme 23,585,525 M. ergeber. Zurück- genommen find im Laufe des Jzhres 1875 6,948,610 „#, mithin am 31. Dezember 1875 beleat gebiieben 16,636,915 A Die Einlagen baben fich gegen ultimo Dezember 1874 verm-hrt um 1,4638564 Æ Ausftehende Kapitalien besaß die Sparkasse am Schlusse des Jahres 1875 16,969,965 Æ, Zinsen standen aus 60,925 #, baacer Bestand war 557,293 #, in Summa 17,583,145 Æ, davon gehen ab: schuldige Dienstiautionen 3670 , mithin bleibt Vermögen ultimo 1875 17,584,545 Æ Von dieser Summe gehören, wie oben be- rechret, den Interessenten 16,636,915 4, so daß ein Ueberschuß ver- bleibt ven 947,639 Æ., welcer fih nach Abzug des Reservefonds mit 876,641 Æ für das Jahr 1875 auf 70,988 Æ feststellt. Von diesem Neberschusfse weiden 20 "/% zur Verstärkung des Reserv:fonds ent- nommen mit 14,197 A, wodur derf-lbe auf 890,839 e 42 4 er- béht wird und 56,790 E zur Verwendung für offentliche städtische Zwee dié€poribel bleiben.

Kunst, Wiffenschaft und Literatur.

Der Rath der Universität Orford bes{loß am 15. mit 94 çezen 35 Stimmen, einen stellvertretenden Professor der verglei- henden Sprachwissen\chck;fi anzustellen, damit Professor Mar Müller sih unzefstêrt dem Studium der alten Literatur Indiens witmen könne, und fo der Universität, wenn auch nicht als Lehrer, erhalten bleibe. Die von der „Academy* gemachte Angabe, Profcssor Max Müller habe die Riesenaufgabe über- nommen, für die“ Univecfitätsdruckerei zu Oxford alle heiligen Schriften dex Welt mit Ausnahme der Bibel und der chinesischen beiligen Bücher herausgegeben, is darauf zurückzufühcen, daz die Naiversität nur das Anerbieten Mar Müllcrs angenommen hat, eine Auswah! von Uebterseßungen aus heiligen Schriften, im Ganzen höch- ftens 24 Bände, zu veröffentlihen. Aber auch dicses ist, wie der Dean tes Christ Churh Kollegiums bemerkte, hinreiheud, um die Stelle, welche für Professor Max Mülec geschaffen werden joll, zu etwas ganz anderem als einer Sinecure zu machen.

Mir dem Jahre 1875 hot der Verein für Gesckichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg fein 10. Lebensjahr zurückg:legt. Am 6. Dezember 1865 wurde dtrselbe in Magdeburg gegründet und Gymnosiz1-Direktor Pcrofessor Dr. Wiggert zum Vorsißenden desselben u?.d Archiv Rath v. Mülvestedt zu dessca Stellverireter gewählt. D:n Stamm des Vereins biideten 10 Mitglieder, im Laufe des Januar 1866 waren son 40 beigetreten, und in den beiden folgenden Monaten stizg die Zahl auf 86. Die erste Sißung des Vereins faud am 7. Februar 1866 statt. Allmonatlih baï mit Ausnahme d?:s Jahres 1875 eine Sißung stattgefunden, fo daß im Ganzen bis jeßt 108 Sißungen abgehalten worden find. Sehr bald trat auch eine Zeiis&rift ins Leben, zuerst unter dem Titel: „Geschich!sbläiter für Stadt und Land Magdeburg.“ Nach Wiggerts Tode (1871, 1. Dezember) wurde v. Mülverstedt sein Nachfolger; 1873 trat Oberlehrer Mülle: an des Letzteren Sielle, und nach dessen Rücktritt erfuhr 1864 der Vereinsvorstand eine dukchgreifende Reorgan.fation, Gegenwärtig zäßlt dec V:rein 221 Mitglieder, darunter 4 Ezren- und 7 korrespondirende Mitglieder. Die Thätigkeit des Vereins war eine erfreulihe; auch im Jahre 1875 war dieselbe sehr rege. Jn den monatiichen Sißzunge-n wurden u. A. folgende Vorträge gehalten: Geschichte der Miitwochs- gesellshaft in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens (Pref. Holstein), über Magdeburger Schöffenurtheile (Pastor Winter), über Magdeburger Schulkomödien {Prof. Holstein), über die Lage dr Klöster im Magdeburger Lande während des 16. Jahrhunde:ts mit besonderer Berücksichtigung dec Klöster Ammensleben und Hamers- leben (Ob -Reg.-Rath Schmidt), über die Frohnhöfe des Mittelalters (Appell.-Ger.-Rath Zacke), über die Volkslieder des 16. Jahrhunderts (Direktor Paulfiek). Auch die litecarishe Thätigkeit des Vereint, wie sie sih dur die Zeitschrift darstellt, ist eine umfassende. Was den Jahrgaug 1875 betrifft, so beschäftigt sich derselbe zunächst mit der Frage nach der Bildung und Abgrenzung des Magdeburger Sprengels im Jahre 968, wobei zugleih die Grafschaften im Wendenlande an- gegeben werden. Werthvoll ist ferner die Abhandlung des Dr. Hertel : die Wahl Norberts zum Erzbischof von Magdeburg. Zur Kriegs- und Sittengeschichte des 30jährigen Krieges wurden beachtenswerthe Beiträge geliefert. Nicht minder werthvoll ist die Samml ing ven Nolfsreimen und Kinderliedern aus dem Magdeburger Lande, von Prof. Winter veranstaltet. Di2 Geschichte eines edlen, längst er- loschenen Geschlechtes, der Herren v. Haèmersleben, führt uns in das Mittelalter zurück, ebenso der Aufsaß über die Entstehung d:r Stadt Staßimt, sowie Wanderungen über den Elbenauer Werder und durch Kirchen des Magdeburger Landes. Endlich werden auch Urkunden zur Geschichte der Stadt Neuhaldensleben mitgetheilt und Beiträge zur Geschichte des Klosters Marienstuhl vor Ege!n geliefert.

Die so eben erschienene Nummer 1703 der „Jllustrirten Zeitung“ (Leipzig, J. I. Webec) enthält u A. folgende Jllustra- tionen: Prinz Heinrich VIL, Reuß, ehem. Botschafter des Deutschen Reichs in St. Petersburg, und seine Gemahlin, Prinzessin Marie, Herzogin zu Sachsen. Der Victoria-Themsekai in London. Ori- ginalzeichnung von Th. Moore. Zur 100jährigen Jubiläumsfeier des Kaiserlich Köuiglichen Burgtheaters in Wien.

Heft 4 des 27. Bandes der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins,“ herausgegeben von dem Großherzoglichen Ge- neral-Landesariv zu Karlsruhe (Karlsruhe, Braun), hat folaenden Inhalt: Das Wormser Synodale von 1496 (Schluß) von v. Weech. Weißenburg gegen Pfalzgraf Philipp von Dr. L. Geiger. Ur- funden von Stiftern und Städten am Bodensee von Dr. L. Baumann.

Verkehrs-Anstalten.

Am 22. d. tcitt_ in Bern die Kommission für Berathung eines Gesetzes, betreffend den internationalen Verkehr auf den Eisenbahnen zusammen. Derselben werden drei Extwürfe als Basis ihrer Berathung dienen: der eine ausgearbeitet von Pro- fessor Fick von Züri, der andere von Dr. Christ in Basel und der dritte von Dr, Seigneux in Geuf.

Wie die „Union Posftale“, das Organ der „All- gemeinen Postunion“, in ihrer leßten Nummer mittheilt, hat dieses Blatt eine Gesammtauflage von 4600 Exemplaren, von denen bis jeßt 3301 abgeseßt werden, während der Rest für etwaige Nach- bestellurgen, sowie für den Fall des Beitritts derjenigen Länder reser- virt wird, welche der „Postunion“ noch nicht angehören. Es erhal- ten Exemplare: Deutschland 1213, Desterreih 382, Ungarn 37, Bel- gien 248, Dänemark 104, Aegypten 142, Spanien 20, die Vereinig- ten Staaten Amerikas 51, Frankreih 120, Großbritannien 25, Griechenland 20, Ftalien 93, Luxemburg 19, Montenearo 3, Nor- wegen 20, Niederlande 116, Portugal 10, Rumänien 266, Rußland 46, Serbien 5, Schweden 117, die Schweiz 217 und die Türkei 27.

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

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Statistische Nachrichten.

Werth der Bodenproduktion im Großherzogthum essen. Nach den amtlihen Erbeburgen über die Ernteerträge im ahre 1874 lieferten Weizen 1,188,728 Ct-., Korn 1,529,579 Ctr.,

erste 1,545,190 Ctr., Hafer 927,414 Ctr. Legt man zur Berech- nung des Werthes diefer Getreidearten den mittleren Durchschrit18- preis, wie er sich für das Jahr 1875 auf den Fruchtmärkten unseres Landes ergebcn hat, zu Grund, so findet man, da sich der Ceutner Weizen auf 10,22, Korn auf 8,46, Gerfte auf 8,60 und Hafer auf 8,35 M. berechnet, daß die Ernte an Weizen 12,148,800 4, an Korn 12,940,238, Gerste 13,288,634, an Hafer 7,743,907 4 Werth haite. Diefe vier Fructgattungen allein repräsentiren also in runder Summe einen Werth von über 46 Millionen Mark, abgesehen von dem Werth des Strohes, der dabei außer Anschlag bleibt.

Im Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen wur- den am 1. Dezember 1875 67,470 Einwohner gezählt, 279 mehr, als am 3. Dezember 1871. Davon lebten in der Unterherrschaft 36,155 (— 802), in der Oberherrschaft 31,315 (+ 1081). Die Stadt Sonderéhausen ¿ählte 5722 Einwohner (— 93).

Schwedens Bevölkerungsverhältnisse im Jahre 1874. Zufolge des vor Kurzem vom Königlich chwedischen statistischen Centralbureau herausgegebenen Jahresberichtes für das genannte Jahr hatte Schweden Ende 1874 cine Bevölkerung von 4,341,559 Personen, oder gegen das Vorjahr eine Zunahme um 1,01%/. In den Städten wohnten 600,190 Pers. oder ziemlich 14/5 der ganzen Bevölkerung ; wäh- rend die Stadtbevölkerung sih um 2,85°%/9 vermehrte, betrug die Ver- mehrung bei den Bewohnern des platten Landes nur 0,73%, dagegen betrug die natürliche Zuname bei ersterer 0,4%, bei leßteren aber 1,2°%/. Die männliche Bevölkerung verhielt sich zur weiblichzen wie 1000 : 1063. Die Anzahl der ges{lossenen Ehen betrug 31,422, welches die höchste bisher in Schweden verzeichuecte Ziffer ift. Ehen zwischen verschiedenen Religionen Angehörenden wurden im ganzen Reiche nur 17 geschlossen, gleichwohl die biéher größte Ziffer. Geschieden wurden 216 Ehepaare, Die Nativität zeigt für das Jahr folgende Ziffern: Die Anzahl der lebendgeborenen Kinder betrug 133,249, wovon 114,263 auf dem platten Lande; männlichen Geschlechts waren 68,345 und weiblichen 64,904, Von den Kindern waren 119,000 eheliche. Die Sterblichkeit war 1874 größer, als in mehreren vorhergegangenen Jahren und betrug die Totalsumme der Gestorbenen 87,760 oder etwas über 2 °/ der Bevölkerung. Die größte Meortalitätsziffer zeigt die Hauptstadt Stcckholm, nämlih 4,14 °/9, und auf 109 Todesfálle kamen daselbft nur 75 Lebendgeborene. Jn Betreff der gewaltsamen Todesursachen und der Selbftmorde konsta- tiren die Tabellen cine von Jahr zu Jahr sih vergrößernde Anzahl. Erfreulicher gestalten fich die Tabellenangaben bezüglih der Aus- wanderung; im Jahre 1869 betrug die Anzahl der Auswanderer 39,064, 1870 20,003, 1871 17,450, 1872 15,915, 1873 13,580 und in 1874 nur 7791. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl in früheren Jahren Ausgewanderter kehrte 1874 in die Heimath zurück. Bemerkenswerth ist, daß vou den in 1874 Autgewanderten nur der vierte Theil der- selben nah Amerika ging, während der Rest nach Finnlaud, Nor- wegen, Dänemark und Deutschland auswanderte,

DänemarkéeHandelsflotte bestand am 31.Dezember1874 aus 3082 Schiffen (wovon 137 Dampfschiffe waren) von über 4 Re- gister-Tons mit einer Gefammttragfähigkeit von 231,836 Tons. Das Königreich selb1t besaß jedoch nur 2822 Segelschiffe von ca. 196,000 Tons und 135 Dampfschiffe von ca. 29,400 Tons Tragfähigkeit. Seit dem 31. März 1866 hat die Anzahl der Segelschiffe nur um

Bexlin, Montag, den 21. Februar

4°%/9 (111 Schiffe) zugenommen, ihre Gesammttragfähigkeit \ich da- gegen um- ca. 29% vermehrt. Die Durchschnittstragfähigkeit der Segelschiffe stieg folglich in dem genanrten Zeitraume von 56 auf 69 Tons. Die Anzahl der Dampfschiffe stieg in demselben Zeitraume von 65 auf 135, ihre Tragfähigkeit vermehrte sich aber um 360 %/5 (von ca. 6400 auf 29,400 Tons), wodur die Durhschnittstragfähig- feit von 98 auf 218 Tons stieg. Im Ganzen haben die Dampf- iffe 8675 Pferdekraft. Während Dänemark 1870 nur 60 Schiffe von über 300 Tons hatte, waren Schluß 1874 106 solcher Schiffe vorhanden. Kopenhagens Handeléflotte besaß 29°%/, von der Trags fähigkeit der gesammten dänischen Handelsflotte; von der Dampf- \chifssflotte fallen indessen 81/4 auf Kopenhagen, nämlich 86 Schiffe mit 24,000 Tons. Außer Kopenhagen haben nur Svendborg, Fans, Marstal, Dragör und Helsingör je eine Handelsflotte von über 10,000 Tons.

Kunst, Wissenschaft 12nd Literatur.

Die Verlag8buchandlung von Theobald Grieben bierselbst beginnt in nächster Zeit unter der Bezeichnung: „Bibliothek für Wissenschaft und Literatur“ mit der Herausgabe einer Reihe yon wissen}chaftlihen Werken. Die Bibliothek soll sich auf alle Ge- biete der: Staais- und Rectswissenschaft, Geschichte, Philosophie, Medizin, Naturwissenshaft und Literatur erstrecken und in 6 Abthei- lungen folgende Werke enthalten: 1) Staats: und rechtswissen- \cchaftliche Abtheilung: Forschungen über das Recht der Salischen Franken vor und in der Königszeit, nachgelassenes Werk von Dr. Jungbohr Clement, herausgegeben von Prof. Heinri Zöpfl. Die politishen Parteien von Prof. Adolf Merkel. 2) Histori \che Ab- theilung: Handbuch der Geschichte Oesterreihs voa Prof. Franz Krones. Diei Bücher Geschichte und Politik von Prof. Ottokar Lorenz. 3) Philojophische Abtheilung: Die Philosophie seit Kant vom Prof. Fried. Harms. Die Grundprobleme der Erkenntniß- fähigkeit von Dr. Otto Caspari. 4) Medizinische Abtheilung: Handbuch der üffenilihen und privaten Gesundheitspflege von Dr. Carl Herm. Schauenberg. Die Ursachen der Krankheiten von Dr. Eduard Reich. Diphtherie und Croup von Prof. Franz Seibt. 5) Naturwissenshaftliche Abtheilung: Reden und Aufsäße naturwissenschaftlißen, vphilofophishen und pädagogishen Inhalts von Prof. Thomas Henry Huxley, herausgegeben von Prof. Frit S@hulße. Einführung in das Studium der Chemie von Prof. Schiff. Die Grenzwexthe unendlicher Reihen und bestimmter Integrale von Prof. du Bois-Reymond. Grundzüge der Zoologie von Prof. Heinr. Frey. 6) Abtheilung für Werke allgemeinen Inhalts. Spanien und die Balearen von Prof. Willkomm. Ausflüge in die Natur von Prof. Hallier. Das Türkenvolk von Prof. Vambery.

Das 1, u. 2. Heft des 26. Jahrg. der „BaltishenStudien,“ herausg. von der Gesellschaft f. pommeriche Geschichte und Alter- thumskunde (Stettin, 1876), haben folgenden Inhalt: Lüpke, I. die Gründung der Domkirche zu Cammin. Lüpke I[. die Kirhweihe der Alten. Dannenberg, die Münzfunde von Schmergow und Groß-Rischew. Dr. G. Hang, zur pommerschen Chronistik T. H. Lemcke, Kalendarium von Marcienkron. Dr. v. Bülow, Begna- digungsgesuch der Offiziere und Soldaten eines pommerschen Regi- ments für einen friegsrechtlich verurtheilten Kameraden i. J. 1623. —- Zur Geschichte des Handels und der Schiffahrt Stettins von L E —- Palêographishes aus dem Königlichen Archiv zu Stettin.

Aus dem Verlage von Theodor Ackermann iu München

| liegen uns zwei kleine Schriften von Johannes Huber, betitelt :

1876.

Ei E O LBEEEÀck

P Sp ‘aren

„Zur Kritik moderner Schöpfungslehren mit besonderer Rücksicht auf Häckels Natürlihe Schöpfungsgeschichte“ und „Die ethishe Frage“, vor. Die erstere versucht die Unhaltbarkeit der Hâäckelschen Ansichten auf Grund neuer anderweitiger, naturwissen- schaftlicher, anthropoiogischer, cthnologis:z und sprab:v:ssenschaft- liher Forshungen nachzuweisen. Die interessanten, g-meinverständlih gehaltenen Uatersuungen der zweiten Schrift über die ethis&e Frage gelangen zu dem Resultat, daß die Gesetzgebung, die sih in der mo- ralischen Vernunft kundgebe, das GlÜck und die Kultur des Einzel- nen mit dem Glück und der Kultur der Menschheit vermittele. Sie verséhne die Selbstliebe mit der Liebe zum Ganzen der Gesellschaft und juche so die Menschenwelt zu einem Organismus zu gestalten, zu demselben harmonischen Universum za erheben, welhes durch die Wechselwirkung ünd Einheit der centrifugalen und centripetalen Kräfte der Weltbau darstellt ;- der Ausgangspunkt dieser moralischen Weltordnung aber liege in dem mit unjeren Begriffen unfaßbaren Urquell der Schöpfung.

Die „Quartalblätter des historishen Vereins für das Großherzogthum Hessen,“ Nr. 3 und 4, 1875 (ausgegeben im Februar 1876), enthalten folgenden Aufsaß: Mittheilungen au der Geschichte der bessishen Artillerie während des dreißigjährigen Kriegs. Vortrag, gehalten vom Premier-Lieutenant Leydbeer.

Das Reale Istituto Lombardo di Scienze e Lettere in M a i- land hat in seiner Sißzung vom 27. Januar d. I. den Direktor und Professor der Königlichen Gewerbe-Akademie, Geheimen Regierungs- Rath Reuleaux zu seinem korrespondirenden Mitgliede ernannt. Derselbe gehört bekanntlich im Gebiete der Maschinenlebre zu den be- deutenditen Gelehrten der Gegenwart; die Kinematik hat er zu einer völlig neuen Wissenschaft gestaltet und die von ihm an dec Gewerbe- Akademie geschafene kinematishe Sammlung gehört zu den besten

in ihrer Art. Verkehrs-Anftalten.

Nr. 14 der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbabßn- Verwaltungen hat folgenden Inhalt: Das verstärkte Reihs- Eisenbahnamt. Zur Uebernahme der Eisenbahnen durch das Deutsche Reich. Fahrplanplakate in den Vestibulen und Korridors müssen für das Nublikum leicht aufzufinden und lesbar sein, Verminderung der Insertionskoften. Juristishes: Präjudizien, betreffend Frabt- geschäft der Eisenbahnen. Haftpflicht der Eisenbahnen. Vereinbarter Gerichtsstand. Frankfurter Frieden. Literatur: Technische und ge? werblice Mittheilungen des Magdeburger Vereins für Dampfkefsel- betrieb 2c. 1) Betriebsstörungea. 2) Uebersicht der entbehrlicen und verlangten Gütezwagen. 3) Tarifänderungen 2c.

Die stcigenden Anforderungen des Handels an denLoudone Hafen haben, wie die „E. C.“ mittheilt, cine Erweiterung der Docks nothwendig gemacht, und an den Ufern der Themse, zwischen Blackwall und Barking ift deshalb der Anfang mit ausgedehnten Ha- fenbauarbeiten gzmacht worden, die für mehr als drei Jahre einige Tausend Arbeiter beichäftigen werden. Es handelt sih hauptsächlich um Erweiierung des St. Katherine und des Victoria Dos und um Anlegung eines neuen Bassins, das eine Fläche von 20 Acres ein- nehmen und für einige hundert neue Löschpläße Raum bieten wird. Durch diese Erweiterung der Docks wird ein langer zu Essex gehöriger Streifen Landes mit Einschluß von Nord-Woolwich in eine Insel und unbewohntes, ungefundes Sumpfland mit Fluthgräben in einen be- lebten Hafenplaß verwandelt werden. Auÿ werden die Werke fo angelegt, daß künftig die großzn Dampfer, welche zur Ausbesserung nach Southampton geschickt werden mußten, gleih in der Themse ge- dockt werden können,

MeoE

Inserate für den Deutschen Neiché- u. Kgl. Preuß. Staats-Anzeiger, das Central-Handelsrezister und das Postblatt nimmt ant die Inseraten - Expeditigte des Deutschen Reichs-Avzeigers und Königlich Prexßiscchen Staats-Anzeigers: Berlin, s. F, Wilhelm-Straße Nr. 32.

R E, 8, W, von öfentlichen Papieren,

Deffentlich

i, Steckbriese und Untersuebungs-Sachen, . Subhastationen, Aufgebote, Vorladunger u. derg],

Stcckbriefserledigung. Der diesseits unterm

Grosshandel,

8, Familien-Nachrichten,

Z d 5 M EX Anz eiger. Inserate nehmen an: die autorisirte Annoucen-Fxedi-

5, Industriello Etabliss:monts, Fabriken und

6, Verschiedene Bekanrtmachungen, . Verkäufe, Verpachtungen, Subziücssionen etc, | 7, Literarische Anzeigen, . Verloosung, Amortisation, Zinszahlung | 8. Thecater-Anzeigen. | In der Börgsen-

tion von Rudolf Mosse inBerlin, Breslau, Chemaig, Cöln, Dresden, Dortmund, Frankfurt a.M., Halle a.S., Hamburg, Leipzig, Mönchen, Nürnberg, Prag, Straße burg i, E,, Stuttgart, Wien, Zürich und deren Agenten, sowie alle übrigen größeren Aunoncen-Bureaus.,

beilage. E D

Subhastationen, Aufgebote, Vor-

: Reinertrage von 533,46 Thaler *), zur Gebäudesterer

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen- |

Steckbrief. Geg:n den Maurer Erust Paul Franz Schirop ist die gerihtlihe Haft wegen gewerbêmäßigen Glücksspiels in den Aften 8. 1106 de 1875, Komm. II. beschlossen worden. Die Ver- haftung hat nit ausgeführt werden können. Es wird ersucht, den 2c. Schirop im Betretungsfalle fest- zunehmen und mit allen bei ihm fich vorfindenden Gegeaftänden und Geldern an die Königliche Stadts- voigtei-Direktion Hierselbst abzuliefern. Berlin , den 16. Februar 1876. Königl. Stadtgericht, Abtheilung für Untersuchungê-Sachen. Kommission Il. für Vor- untersuhungen. Beschreibung. Aiter: 34 Jahr, ge- bcren am 23. April 1541, Geburtsort: Berlin, Größe: 174 Centimeter, Haare: braun, Augen : grau, Augenbrauen: braun, Kinn: oval, Mund: gewöhn- li, Gesichtsbildung: oval, Gesichtsfarbe: gesund, Zähne: vollständig, Gestalt : kräftig, Sprache: deutsch, Besondere Kennzeichen: der 2c. Schirop hat ‘auf der linken Brust Schrêpfnarben und in derx linken Leiste eine braune Narbe.

Steckbriefs. Eruenerung. Die unterm 27. Fe- bruar 1872 erlassene, unterm 3. Februar 1874 und 11. Februar 1875 erneuerte Strafvollstreckungs Re- quisition aegen Wilhelm Ludwig Nuden, geboren den 24, Oftobver 1840 zu Siethen, Gustav Adolph Wolfert, geboren den 19. Januar 1841 zu Nowa- weß, und Maguus Friedrich Vader, geboren den 19. Oktober 1842 ebendaselbst, wird hierdurch aber-

mals erneuert. (Aktenzeichen R, 230. 1871.) Pots- j Grkenntniß des unterzeichneten Gerichts vom 31. dam, den 16. Februar 1876. Kénigliches Kreis- | August 1875 wegen Beförderung des Spiels in aus-

gericht, Abtheilung I.

Stecbrief. Wider die Wittwe Panline Erne- stine Schubert, geborene Seifert, von Schweid- niß, ist wegen wiederholten Betruges und Kuppelei die Voruntersuchung eingeleitet und die gerichtliche Haft beschlossen worden. Der gegenwärtige Aufent- halt der Wittwe Schubert ist uns unbekannt, wir ersuchen daher alle Behörden, auf die 2c. Schubert zu vigiliren, fie im Betretungsfalle anzuhalten und uns hiervon Kenntniß zu geben. Signalement: Ge- burtsort Lewin, leßter Aufenthaltsort Schweidniß, Religion fkatholisch, Alter 42—44 Jahre, großer Statur, Haare dunkelblond, Stirn hoh und frei, Augenbrauen dunkelblond, Augen braun, Nase lang und spis, Mund breit, Zähne defekt, Kinn gewöhn- lich, Gesichtsbildung länglih, Gesichtsfarbe brünett, Sprache deutsh. Schweidnißt, den 5. Februar 1876.

Königliches Kreisgericht. T. Abtheilung.

15. April 1875 wider den Cigarreumaher I9- haun Guli (Gülich) aus Zittau w:gen Betrugs, Üntershlaguug und unbefugter Anfertigung öffent- licher Siegel erlassene Steckbrief ist dur Ergrei- fung des Genannten in Holzminden erledigt und wird damit zurückaenommen. Hameln, den 17. Fe- bruar 1876. Königliche Kronanwaltschaft. J. V.: Mertens.

Steckbrief, Gegen den Bauer Iohaun Adam Glebe aus Beiersgraben ist die gerichtliche Haft wegen Verbrechens gegen die Siitlichkeit be- \ch{lessen worden. Seine Festnahme hat nicht aus- g-führt werdea fönnen. E3 wird ersucht, den Glebe im Betretungsfalle festzunehmen und an die unterzeichnete Behörde abzuliefern. Noten- burg a./F., den 4. Februar 1876. Der Unter- fuchungsrihter. Gleim. Signalement. Alter: 43 Jahre 6 Monate. Größe: 1,668 Meter. Haare: röthlih. Stirn: dick (vorstehend). Augenbrauen: rôöthlih. Augen: grau. Nase: stark und gebogen. Kinn: länglich. Gesichtsfarbe: gesund (fri]ch). Statur: unterseßt. Besondere Kennzeichen: An dem linken Zeigcfinger eine Schnittnarbe, wodurch der- elbe gekrümmt ift.

Offene Strafvollstreckungs-Nequisition. Der Kaufmaun Sally Massé zu Hamburg, 39 Jahre alt, zu Wandsbeck geboren, ist durch rechtskräftiges

wärliger Lotterie zu 100 #( Geldstrafe, im Unver- w:ôgensfalle zu 20 Tagen Gefängniß verurtheilt. Die Vollstreckung dieses Erkenntnisses dur die ein- heimishe Gerichtébehörde des Verurtheilten ist nit herbeizuführen, deshalb ersuchen wir alle Civil- und Militär-Behôrden des Julandes um Vollstreckung des Urtheils in das Vermögen des Sally Masffé, wo immer sich ein Objekt feines Vermögens im Inlande vorfinden lassen follte. Im Falle Sally Massé im Inlande sich betreffen lassen möchte, bitten wir denselben zu verhaft:n und der nächsten Gerichts- behörde zur Vollstreckung der substituirten Freibeits- strafe zu überweisen, wenn derselbe sih über Erle- gung der Geldstrafe nit glaubhaft ausweisen kann. Einer \{leunigen Benachrichtigung über Ausführung diefer Requisitiou sehen wir entgegen. Cottbus, den 31. Januar 1876. : Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

ladungen u. dergl. [1088] Subhastations-Patent.

Bersicigernng im Wege der nothwendigen Subhastation.

Das dem Kaufmann Louis Ehrlich in Berlin, jeßt dessen Konkursmasse, vertreten dur den Ber- walter Dielitz in Berlin, gehörige Gut Lodder, Kreises Rummelsburg, soll im Wege der noth- wendigen Subhastation

am 24. März 1876, Bormittags 11 Uhr, an Gerichtsstelle in Nummel5burg vor dem unter- zeichneten Subhastationsrichter versteigert werden.

Das Gesammtmaß der der Grundsteuer unter- liegenden Flächen ist 873 Hektar 56 Ar 20 Qu.-Meter.

Der Reinertrag und Nußungêwerth, nach welchem das Grüundftück zur Grund- und Gebäudesteuer ver- anlagt worden ift, beträgt : T |

Grundfteuer-Reinertrag 483,59 Thaler, Gebäudesteuer-Nußungêwerth 681 A.

Alle Diejenigen, welche Eigenthum oder ander- weitige, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintra- gung in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht eingetragene Realrehte geltend zu machen haben, müssen dieselben zur Vermeidung der Präklusion fpätestens im Versteigerungstermine anmelden.

Der Auszug aus der Steuerrolle und beglaubigte Abschrift des Grundbuchblattes können in unserm Bureau Nr. III. in den gewöhnlichen Dienststunden eingesehen werden. : A

Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlages wird fofort nah Schluß der Versteigerung von dem unterzeichneten Subhastationsrichter verkündet.

Bütow, den 2. Februar 1876.

Königliches Kreisgericht. Der Subhastationsrichter. Barschall.

[225] Bekauutmachung.

Subhastations-Patent.

Nothwendiger Verkauf. i Das dem Marx Josfephy gehörige, im Saaßiger Kreise belegene und im 2. Supplementenband Saaßi- ger Kreises Nr. 46 verzeichnete

Rittergut Neu-Storkow,

veranlagt zur Grundsteuer bei einem Flächeninhalt von 156 Hektar 8 Ar 60 Q.-Meter nach einem

nach einem Nußungswerthe von 4417 M, soll

am 6, März 1876, Vormittags 10 Uhr | an hiesiger Gerichtsstelle im Wege der nothwendigen Subhastation versteigert und das Urtbeil über die Eitheilung des Zuschlages

am 9, März 1876, Vormittags 19 Uhx, ebenda verfündet werden. Auszug aus der Steuer- rolle und beglaubigte Abschrift des Grundbuchsblatts sind in unserm 4, Bureau einzusel\en.

Alle Diejenigen, welche Eigenthum oder ander- weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung in das Grundbuch bedürfende, aber nicht cein- getragene Realrechte geltend zu machen haben, wer- den aufgefordert, dieselben bei Vermeidung der Ausschließung spätestens im Versteigerungs-Termine anzumelden.

Stargard, den 30. Dezember 1875.

Königliches Kreisgericht. Der Subhastationsrichter. Freyer.

N ah 999 M 46 9, wie n Nr: ( d. Bl, abe gedrudckt ift.

[1477] Subhastations-Patent. (Versteigerung im Wege der nothwendigen Subhastatiou.)

Das den Hauptmann Voßschen Eheleuten gehörige

Rittergut Wunneschinke A. foll im Wege der nothwendigen Subhastation am 2. Mai 1876, Bormittags 11 Uhr, an ordentlicher Gerichtsstelle vor dem unterzeichneten Subhaftationsrichter versteigert werden,

Das Gesammtmaß der der Grundsteuer unter- egenden Flächen ift 294 Hektar 26 Ar 80 Qu.-

eter.

Der Reinertrag uud Nußungswerth, nach welchem das Grundftück zur Grund- und Gebäudesteuer ver- anlagt worden ift, beträgt:

Grundsteuer-Reinertrag . . 1007 M 37 S.

Gebäudesteuer-Nußungswerth 702 M 4.

Alle Diejenigen, welche Eigenthum oder anderweite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht eingetra- gene Realrechte] geltend © zu machen hen fnüffen dieselben zur Vermeidung der Präklufion spätestens im Versteigerungs-Termine anmelden.

Der Auszug aus der Steuerrolle, sowie beglau- bigte Abschrift des Grundbuchblatts können in