1876 / 67 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Mar 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kreis bildet mit den Kreisen Altena und Hagen im Wesent- lichen die Bestandtheile des „Märkishen Süderlandes“, daneben insbesondere die Grafschaft Limburg und die früher Kölnischen Ge- biete von Stadt und Land Menden umfassend das älteste Gewerbe- revier der Provinz Westfalen, in welhem namentli die zahlreichen 9Wasserkräfte mit seltener Betriebsamkeit benußt worden. Der Kreis liegt im nordwestlichen Theile des Regierungsbezirks Arusberg und umfaßr 5,537 Qu.-Meilen. Nach seiner Terrainbildung zerfällt der- selbe in zwei Hauptabschnitte auf Grund der Göbeilage des Kreises, die s{ch vom Ruhrthale bis zum Balver Wald zwishen 306,5“ und 1745,9* über den Meeresspiegel hält; eben- deshalb geïtalteten ih auch die flimatischen Verhältnisse sehr ver- schieden. Für die Stadt Arnéberg, die als Mittel des gesammten Kreiscs angencmmen werden kznn, beträgt die mittlere JihrestewPpe- raiur 6,46 Grad Reaumur. Der Bodey zeigt große Verscziedenheit. Nach der Zählung von 1871 stellte fih die Bevövbikerung auf 53,320 Einwohner geaen 51,396 im Jahre 1867; die Zahl der Haushaltun- gen betrug 9526. Der Religion nah waren 31,258 Eoangelische eir\chl. Reformizuten, 19,448 Katheliswe, 637 Juden und 53 anderen Bekenntuissen Angehörige vorhanden. Die städtishe Bevölkerung (Iserlohn, Limburg, Menden) erreichte die Höhe von 23,330, von den n 15,341 auf Jserlohn kamen. Die Gesammtzahl aller Gebäude in den vorhandenen 25 Gemeinden des Kreises vetrug im Jahre 1872: 8917 mit einem Nußungswerth von 320,988 Thlrn.

Das Gotthardbospiz passicten im Jahre 1874—75 17,184 Reisende, an welte 66,814 Portionen Essen verabreicht wucden ; 8387 wurden beherbergt, darunter 127 Kranfe. Die Aus- gaben betrugen 16,342 Frs., die Einnahmen 16,128 Fr.

Kun}, Wissenschaft und Literatur.

Dzr „Staats-Anzeiger für Württemberg® schreibt: Die Deutsche anthropologishe Gesellschaft hat behufs einer gznauen ethnologishen Erforschung der gegenwärtigen Bevölferung Europas und namentlich Deutschlands Erhebungen üver die Verbreitung der blorden und dec braunen Judividuen in den ein- zelnen Landestheilen als nothwendig erkannt. Als der beste Weg hier- für erschien eine Aufnahme der Schulkinder na der Farbe der Äugen, der Haare und der Haut, weshalb der Vorstand sener Ge- \:llsaft im Mai 1874 an sâmmtlidhe deutsche Regierungen die Bitte um eine entsprechende Arordnung gerichtet hat. Diesem Gesuche ift bereits von mehreren deutswhen Regierungen, insbesondere in Preußen, Bayern, Baden, Hessen, Elsaß Lothringen 2c. willfahrt, und es find die diesfälligen Erhebungen, namentlich in Vayern, auch son shatistisch mit Erzielung interessanter Resultate bearbeitet worden. Nach diesen Vorgängen und im Interesse der Förde- rung eincs hoen wissenschaftlicen Zwecks hat die Königliche Re- gierung kein Bedenken getragen, auch ihrerseits hierzu mitzuwirken, und es ist deskalb, nach Einvernehmung der diesseitigen Ober- Scbulbebörden, mit höchster Genehmigung Sr. Königlichen Majestät eine hierauf bezügltihe Verfügung getroffen worden.

Das französische Linienschiff „Magenta“, das im Touloner Hafen unterging, hatte 30 Kisten mit archäologischen Inschri f- ten auf Stein, die auf den Ruinen von Karthago gesammelt wuzden, an Bord. Diese 30 Kisten wurden geborgen und sind kür z- lih in der Pariser Nationalbibliothek eingetroffen, wo sie nun entziffert werden follen.

—— Aus Pavia wird der „Als. Zig.“ unter dem 14. März geschrie»

ben: S ocbep hat hie: selbst unter gruher Feierlichkeit die Einweihung und

Berlin, den 17. März 1876.

In der am vergangenen Sonnabend zu London stattgefun- denen Shlußsizung des Protestant Infiitute of Scot- land ürden, wie die „Engl. Corr.“ mittheilt, Schreiben des Fürften Bismarck, des Grafen Moltke und des Mr. Gladstone vor- gelesen, welche als Antworten auf Zusendung einer von Charles Salmond, einem Studenten der Anstalt, verfaßten Preis\chrift „Darstellung und Vertheidigung der anti-ultramontanen Po- litik des Fürften Bisinarck, unter Nachweis des Unterschiedes zwischen dem gegenwärtigen Stand der römischen Frage in Deutschland und Großbritannien“ eingelaufen waren. Gladstone \priht scine Anerkennung in wenigen Worten aus. Graf Moltke sagt, der Verfasser der Schrift habe mit Geschicklichkeit und Genauigkeit den großen Kampf behandelt, den die deutsche Regierung für c eistigen Fortschritt und religiöse Freiheit gegen hierarhishe Uebergriffe führe. Die Antwort des Fürsten Bismarck lautet:

„Obwohl es nit auffallend ist, daß ein Kampf zwischen bür- gerlier Gesellschaft und päpstliher Streitsucht theilnehmendes In- teresse unter den Landsleuten von John Knox wachgerufen hat, \o hat es mich bei der Lektüre Ihrer Preis\chrift über Vati- Tanismus Doch sehr gefreut, zu jehen, daß Sie Die Bedcutung unserer Vertheidigung gegen ultramontane Anmagzung so wohl erfaßt und so richtig dargestellt haben. Jch danke Ihnen für die Artigkeit, mir ein Exemplar der Abhandlung zu übersenden, auf welthe ich durch Zeitungs- notizen hon aufmerksam gemacht worden war, und ih hoffe, daß die Warnung in der einleitenden Bemerkung für das Volk von Großéritannien nicht verloren sein wird.“

Die heftige Erregung unseres Luftkreises, deren Krisis in der Nacht vom 12. zum 13. ausbrach, äußert sh noch in verschiedenen Nahwirkungen. So tobte am 15. besonders in Ostfriesland noch ein anhaltender Sturm, der u. A. fast alle Tel e- graphenleitungen von Emden störte; nur mit Mühe konnten durch besondere Vorrichtungen die Verbindungen mit Bremen und England, sowie die indische Linie, welhe von Emden über Berlin, Warschau, Kertsch und Teheran nah Bombay führt, betriebS- fähig erhalten werden. Bei Neermoor, zwishen Leer und Emden, riß der Sturm 27 Doppelgefiänge um (d. i. eine Strecke von T Meile) und warf fie mit sämmtlichen Leitungen in das Ueber- \chwemmungswasser. Der Umstand, daß das Erdreich dur die vorangegangenen anhaltenden Regengüsse in hohem Grade er- weiht war, verbunden mit der Stärke des Sturms, is den Alleen und Wäldern wie den Telegraphenlinien diesmal beson- ders verderblich gewesen, Die Herstellung der leßteren, bei welchen alle irgend verfügbaren Kräfte unter größter Anstrengung thätig sind, ist namentlich dadurch ershwert, daß die Arbeiten auf vielen Strecken im Uebershwemmungswasser ausge- führt werden müssen, und daß die Beschädigungen überall da sehr tiefgehende sind, wo Eisenbahnzüge in die umgefallenen Leitungen Lineingefahren, oder s{chwere Bäume, Dächer 2c. auf dieselben geschleudert worden sind. In vielen Fällen muß man fich mit einer vorläufigen Herstellung der Verbindung begnügen ; die dauernde wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. In- zwischen wird die Korrespondenz auf den betrievsfähig gebliebenen Leitungen, welche je nah Umständen in die entsprehende Ver- bindung gebracht werden, \o gut als möglih abgewidtelt, wobei freilih mitunter große Umwege (3. B. Wien über Petersburg) unvermeidlich find.

Unseren Berichten über den leßten Orkan und die vielen Ueber- ié{wemmungen fügenwirnoch nachträglich hinzu: In den Waldungen von Niederschlesien, welhe durch die Orkane des vorigen Jahr- zehnts bereits gelichtet waren, find theilweise große Verheerungen an- gerihtet. Aus den fürstlihen und königlichen Forsten bci Carolath wird berichtet, daß stellcnweise der ganze Bestand entwurzelt oder

Uebergabe der epoHemachenden Reftaurationsarbeiten an ter uralten lombardishen Basilica di S. Michele stattgefunden. Der König von Jtalien, dessen Geburtéfest beute ift, sowie die Königl. Prinzen waren zu jener Feier zwar nicht p:riöalih ershieren, hatten aber hohe Offiziere und Hofbeamte als ihre Vertreter geschickt, die dem Feste einen glänzenden Charakter gaben.

Die „Amtszeitung“ des Königreichs Italien hat bereits wiederholt das Preisausschreiben des „Königlichen Jnftituts zur Er- munterung naturwissenschaftlicher, volkêwirthshaftliher und tehnelo- gischer Studien“ veröffentlicht, welhes für das Jahr 1876 den Volks- wirthen und Historikern aller Nationalitäten die Aufgabe stellt, eine „Geschichte der Preise in der Stadt Neapel oder in einer andern italienischen Großstadt mit Angabe ihrer Wandelungen und der Ursachen der leßteren (mit vorzugéweiser Nücksibt auf die Lebenêémittel- preise)* zu liefern. Die Arbeiten müssen bis zum 1. Oftober 1877 an das stäudige Sekretariat des „R. Tnstituto d’incorragiamento alle scienze naturali, economiche e tecnologiche“ in italienischer Sprache eingeshickt werden. Die Geschichte muß wenigstens einen größeren Zeitraum umfaffen und die Preise der hauptsächlichsten Lebensmiitel behandeln. Sonst sind den Bearbeite:n keine Grenzen vorgeschrieben. Der Preis beträgt 2000 Lire. Jit die preisgekrönte Arbeit beson- ders gelungev, fo wird dem Verfasser außerdem eine goldene oder filberne Medaille zuerkannt werden. Die Akten des Instituts werden die preisgekrönte Denkschrift im Druck veröffentlichen.

Getverbe und SandeL

Der Verwaltungêrath der Berliner Handel8gesell- \chaft hat in einer geftern Abend gehaltenen Sißung den vorgelegten Absc{luß für 1875 und die Vertheilung einer Dividende von 5%, ge- nehmigt. Die Auszahlung der Restdividende soll vem 20. d. M. ab erfolgen. Aus dem Abschluß selbst erwähnen wir son jebt, daß der Reservefonds, welher 10% des eingezahlten Kapitals, also O é. beträgt, in seinem vollen Betrage unverändert bestehen bleibt. i Der in der Frage des städtischen Viehmarkts und der städtishen Schlachth äuser niedergesezte Ausfhuß hat fich für das Terrain bei Friedrichsverg, vorauêgeseßt, daß der Preis pro Quadratrutße auf 24 46 ermäßigt wird, ent]hieden.

Dem Geschäftsbericht des Halleschen Bankvereins von Kulisch, Kaempff & Co. für 1875 eatuchmen wir: Weder diz Umsätze noch die Ecträgnisse sind hinter denen des Vorjahres zurück- geblieben; die Gesammtumsäße mit 235 Mill. Mark üversteigen die des Vorjahres um ca. 25 Mill. Mark, woran sämmilihe Branchen mit Ausnahme der der Effekten betbeiligt siad. Ja erster Linie ift es der Conto-Correntverkehr, der cine abermalige Ausdehnung erfah- ren und zu dem erhöhten Gzwinn vornehmlih beigetragen hat. Das Wechsel-Conto zeigte in der erten Hälfte des Jahres eine größere Lebhaftigkeit, während das zweite Semester eine Abschwächung be- sonders dadurch erlitt, daß in Folge dec Vorbereituäagen für das Snélebentreten des neuen Bankgeseßes das Geld auf ofe- nem Markte nicht mehr fo flüssig und willig war. Das Effeften-Conto weist in Umsäße: wie im Ertrage einen abermaligen Rückgang auf, theils in Folge Abnahme des Kommissiontgeshäfts, theils weil die Bank si{ auch von eigenen größeren Unternehmungen in Effekten vollständig fern gebalten hat. Dagegen ift bei dem Des positengeschäft eine erhebliche Zunahme zu konstatiren, Im Cheque- verkehr ist, wenn auch nicht im Betrage, so doch in der Zahl der Eialagen eine Steigerung einzetreten. Auf dem Conto pro Dubiose find mehrere aus dem Jahre 1873

abgebrochen ist, in der Göêrlißer Haide find in einzelnen Revieren gleichfalls große Verluste durch Windwurf zu beklagen. Auaf. der Strecke Nothenburg-Rädnib der Breslau-Reppener Eisenbahn hatte der Sturm das bei der Ueber]s{chwemmung Übergetretene Wasser der Oder mit solcher Gewalt an den Eisenbahndamm getrieben, daß die Köpfe der Eisenbahnschwellen völlig bloßg?legt waren. Die Ge- fahr war um so größer, da das Wasser so ho stand, daß die Eifen- baÿnzüge bis an die Aren im Wasser fahren mußten. Nach den leuten Berichten ist es gelungen, die beschädigte Strecke {on nah wenigen Tagen wieder betriebsfähig zu machen.

In dem Städtchen Adelnau (Provinz Posen) brach "während des Sturmes durch einen Schorusteiabrand Feuer aus. Das Haus selbst, das eines Bâäckers, blieb unversehrt; bei dem kerrschenden furchtbaren Westwinde ging das Flugfeuer über das Rathhaus, m:hrere Häuser und eine Straße und zündete ein Hintergebäude an, welches abbrannte, pflanzte sih dann über die Straße fort, zündete wieder das gegenüberli-gende Haus, und so standen bei dan herrschenden Orfan innerhalb einer halben Stunde 19 BVorderhäuser mit den anstoßen- den Hintergebäuden und Scbeunen in vollen Flammen. Im (Banzen liegen gegen 60 Gebäude in Asche und die ganze Seite an der Chaussee von Ostrowo nah Sulmierzyce bildet einen Trümmerhaufen. Gegen 80 Familien, von denen nur 7 ve:sihert sind, find obdachleos.

Am Rhein find zwischen Oppenheim und Nierstein 214 der größtea Pappeln niedergelegt. Jenseit Mainz ist eine ähnliche Allee, zwishen Castel und Biebrich, von 111 Bäumen zerstört. Jn un{erer vom Hochwasser zum Theil übers{wermnmten, prachtvollen Rheinallee (Neustadt) liegen 48 Bäume, auf dem Glacis der Ga-ten- fronte 32 starke Stämme, am Friedhof ein Riefenbaum von 1 Metec Durchmesser, im Ganzen über 100 Stück auf kaum # Qaadratstunde zu Boden. Der Schaden an entwuczelten Obstbäumen ift kaum zu übersehen. Jn den Kur-Anlagen zu Wiesbaden find ca. 80 Bäume entwourzelt worden, Gartenhäuschen stürzten ein 2c. Jn Biebrich sind im Herzoglichen Schloßgarten 26 alte große Bäume theils eniwurzelt, theils über dem Boden abgebrochen worden. Jan Cassel find an der Wilhelmêhöher Allee 19 große, an der Frank- furter Chaussee 8 Bäume umgeworfen, in der Kails-Allee 80 der größten Bäume entwurzelt worden.

Wie dem „Ind. Alf.“ geschrieben wird, baben die Flüsse im Ober-Elsaß eine Höhe erceicht, wie man sih deren seit Menschen- gedenken nicht erinnert. Obec- wie unterhalb der Stadt Coimar, auf eine Entfernung von nicht ganz 2 Meilen, nur: ein See, aus welchem Dörfer und Wälder hervocragen. Vorgestern Nachts um 11} Uhr riß die Feht dea Sperrdamm von Logelbach mit seinem Steg, sowie die Brücke von Zimmzerbah fort. Die JU ift zwar nicht so wild, wie die Fecht, aber doch fangen ihre Fluthen auf mehreren Punkten die Dämme zu übersteigen an. Die Gebirge rings um Münster find noch mit Sthnee bedeckt, während in den Thâälern der Regen fortdauert. Man erinnert fih nit, je ein so lange anhaltendes Hochwasser gesehen zu haben.

Der Wasserstand der Seine übersteigt, wie aus Paris unterm 16. d. M. gemeldet wird, denjenigen des Jahres 1872 um 60 Centimeter, man hofft indeß jeßt, daß der Kulminationspunkt erreicht ist. Die von der Sein? in Paris und flußaufwärts ange- riéteten Verheerungen find außerordentlich groß.

ah einem Projekte verschiedener norddeutsher Kcieger- und Veteranen-Vereine soll im Juni l. J. in München ein allgemet- ner deutscher Kriegertag stattfinden, zu welhem die sämmt- lichen deutschen Kriegervereine, in der Zahl von circa 200, durch De- egirte vertreten sein solle1, um verschiedene Vereinsangelegenheiten zu besprehen und speziell ein gemeinsames Zusammengehen in |ammi- lichen deutschen Vereinen zu eczielen.

Theater.

Im Königlichen Schauspielhause hat die kleine einafktige Plauderei von Joseph Gcünstein: „Maidenspeech“ gestern eine wohl- wollende Aufnahme gefunden. Das neu einstudirte, immer dankbare itylliihe Familiengemälde „Hermann vnd Dorothea“ (nach Goethe) von Carl Toepfer, welches folgte, hat durch Hrn. Goriß und Frl. Meyer eine neue interessante Beseßung der Titelrollen erhalten.

Die Mitglieder des Krollschen Theaters wurden gestern von Hrn. Direktor Engel seinem Nachfolger, dem Hrn. R. Bial, vorg:ftelt. Nachdem sämmtliche darstcllende Kräfte bei dem neuen

D irektor im Engagement verbleiben, wird durch diesen Direktions-

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her: üßrende, als uneinbringliß erwiesene Forderungen definitiv ge- tilgt und reduzirt fih dadurch der Bestand auf 12,650 4 Eine in diesem Jahre nothleidend gewordene ziemlich ausfihtslose Wechsel- forderung von 3000 #4 ift der Kürze wegen mit einer anderen in- exigibel \scheinenden kleineren Forderung gleich abgeschrieben. Nach- dem die Delkredere-Konti mit den festgesegten Zinsen von 5/9 dotirt, verbleibt ein Gewinn von 435,115 Æ, hiervon erhält der Reservefond statutengemäß zunäft 5%, außerdem werden mit Genehmigung des Aufsichtsrathes 15,000 #4 auf dem Hauskonto, das in Folge einer größeren Reparatur eine ungewöhnlich hohe Belastung erfuhr, sowie 10% auf dem Utenfilienkonto abgeschrieben. Von dem alsdann noch verbleibenden Ueberrefte soll eine Dividende von 7,75% vertheilt wer- den, während 5540 „# auf neue Rechnung vorgetragen werden.

In der am 14. d. M. abgehaltenen Generalversammlung der Gelsenkirchener Bergwerks - Aktiengesellschaft waren nur 148 Stimmen vertreten: Nachdem auf die Verlejung des Ge- s{chäftsberichts verzichtet worden, wurden in Neuwabl die im regel- mäßigen Turnus durch das Loos ausgeschied:nen Mitglieder des Ver- waltungsrathes Geh. Kommerzien-Rath v. Hansemann, Kommerzien: Rath Jacob Landau zu Berlin und Gewerke Friedrich Funke zu Essen einstimmig wiedergewählt. Aus den Mittheilungen der Ver- waltung war zu eutnehmen, daß die bigher erzielten Ergebnisse des laufenden Jahres in gleicher Weise wie die vorjährigen ais günstige

zu bezeichnen find. Verkehrs-Anstalten.

Tilsit, 17. März. (W. T. B.) Die Schiffahrt im okcren Laufc der Memel ift wieder eröffnet.

Die Gesammilänge der oldenburgishen Bahnen be- trägt nach der „Wes. Ztg.“ 46,3 Meilen, von denen 8 Meilen vou Preußen ausgeführt uad von Oldenburg mit Betriebêmaterial ausge- rüstet sind. Nah dem Voranschlage follte jede Meile 226,000 Thlr. kosten; jeßt stellt fich die Meile, sämmtliche Ueberschreitungen beim Bau und bei Vermehrung des Betriebes eingerechnet, auf 243,000 Thlr.

Southampton, 15. März. Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Hermann“, Kapt. G. Reichmann, ist heute Mittag hier wohlbehalten von New-York angekommen und hat um 3 Uhr die Reise nah Brem:n fortgeseßt. Dasselbe Lringt 88 Passagiere.

St. Petersburg. (St. P. Ztg.) In der heutigen Sißung des Minister-Comités find folgende Bestimmungen getroffen worden : 1) die beiden Gesellschaften der Odessaer Bahn und der Russischen Dampfschifffahrt im Schwarzen Meere bleizen wie bis jeßt ungetrennt; 2) die Regierung hat sih das Recht vorbehalten, zwei Jahre vorher anzukündigen, im Falle sie diese Trennung für nöthig erachtet; 3) die Prämie bleibt, wie bisher, 2 Rbl. 15 Kop. pro Meile auf 12 Jahre; 4) von den drei ausländischen Routen von Odessa nah Konstantinopel und Alexandrien wird die eine fünftighin von Ssewastopol ausgehen müssen: 5) eine neue Linie wird zur Verbindung der Krimschen Häfen bis nach Kertsch errihtet werden müssen ; 6) die Regierung behält das T Richtung der verschiedenen Linien nah Umständen ändern zu lassen.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

Stuttgart, Freitag, 17. März, Vormittags. Die Stände- versammlung ist auf den 28. d. M. einberufen worden.

wechsel weder das Ensemble noch das bisherige bewährte Programm des Theaters alterirt, welches vom 1. Mai ab auf Rechnung der neuen Direktion, jedoch unter der Oberleitung des Hrn. Direktor Engel geführt wird, der sene Thätigkeit erst mit dem 25jäbrizen Jubiläum seines Wirkens im Krollschen Theater, das mit der Eröff- nung des noch von ihm ganz neu und in brillanter Weije eingerichte- ten Sommergartens zusammenfällt, abschließt.

Nach dem guten BVesuch der ersten Nachmittags- Vorstellung am Residenz-Theater fährt die Direktion damit fort und wird am nächsten Sonntag, den 19, um 4 Uhr Nahmit- tags, bei halben Preisen „Monsieur Alphonse“ von Dumas gegeben. Barrière’s Komödie „Der neueste Skandal“ wird nur* roh einige Male aufgeführt, da am 22. d. Mts., wie bekannt, das Woltersche Gastspiel mit „Arria und Meffalina“ beginnt.

Im Stadttheater findet am Sonntag, den 19. d. M, ein einmaliges Gastspiel Carl Mittels statt. Der Künstler wird in Scribe’s Lustspiel „Feenhände“ den Richard Kerbriand, eine seiner besten Rollen, spielen.

Eingegangene literarishe Neuigkeiten.

BYerhandlungen der zur Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rehtsschreibung berufenen Konferenz. Berlin, 4.—15. Januar 1876. Veröffentlicht im Auftrage des preu- Fischen Unterrichts-Ministers. Halle, Buchhandlung des Waisen- hauses, 1876. Preis 2,50 H. :

Die hundertjährige Republik. Zustände in den Vereinigten Staaten Nordamerikas H. Becker. Mit Enleitung von Friedrih von Hellwald. burg, Lampart & Comp. 1876.

Geschichte von Gießen und der Umgebung von der ältesten Zeit bis zum Jahr 1265. Auf G-und der Materialsamm- lung des Lokalvereins für die Geschichte von Giezen zusammengestellt von Dr, F. Kraft, Hofgerichts - Präsident. Darmstadt 1876, Hofbuchhandlung von A. Kiingelhöfer.

Mittheilwngen über die Unternehmungen der deut- schen Eisenbahnhau-Gesellshaft und deren jeßige Lage ins- besondere mit Rüksieht auf den Bau der Berliner Stadtbahn, von Hartwih, Wirkl, Geh. Ober-Reg. Rath a. D., Mitglied der Königl. Technischen Bau-Deputation. Nebst 5 Plänen. Berlin 1876. Polytehnishe Buchhandlung (A. Seydel).

Der Kurprinz. Drama in drei Aufzügen von Hans Herrig. 9) Verlag von Th. Chr. Fc. Enslia (Adolpÿ Enslin). 1876.

Geschäftsbericht über die im Laufe des 61. Geschäftsjahres 1875 von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Verlagshand- lung Carl Heymanns Verlag in Berlin, SW., Königgräßer- ftraße 109, herauêgegebenen Werke und Zeitschristen. Berlin 1876.

Antiquarisches Bücherlager von Kirhhoff & Wigand in Le ipzig, Marienstraße 7. Nr. 452. Geschichte L. Vermischtes. Allgemeine Geschichte. Hülfs wissenschaften. Nr. 453. Geschichte IL Das Deutsche Reich und die früheren Reislande. Nr. 454, Ge- \hichtie III. Die außerdeutshen und außereuropäishen Länder. Nr. 460.- Staaté- und Camcralwissenschaften.

Verlags-Katalog von Carl Winters Universitäts Buchhandlung in Heidelberg, Osftermesse 1875.

Lager-Katalog von Joseph Baer & Co., Buchhändler und Antigquar in Frankfurt a. M., Roßmarkt 18, am Gutenderg- Monument. XXXFVIIl. Kriegêäwissenshaft Kriegsgeschichte. Ent- hält u. A. die Bibliothek ‘des verst. Oberft Scho!l in Darm- stadt. 1876. : :

Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine, Verantwortlich redigirt von G. v. Marées, Major. Band XYIII, Heft 3. Nr. 54. März 1875. Berlin. F. Schneider & Co.

Militär-Literatur-Zeitung. 1875. Siebenundfünfzigfter Jahrgang. 2. Heft. Februar. Redaktion: F. v. Meerheimb, Oberst. Berlin. E. S. Mittler -& Sohn.

Soziale nnd politifche von Iohn Augs3-

Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Drack W. Glsner Drei Beilagen (eins{liehlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Veilage

Z n Deulscheu Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Nichtamtliches.

__ Italien. (Uebersicht für die Zeit vom 1. Ianuar bis 15. Februar.) Die Deputirtenkammer, welhe sh am 19. Dezember vertagt hatte, sollte nah der von ihrem Prä- fidenten getroffenen Bestimmung am 20. Ianuar wieder zu- \sammentreten, doch wurde durch Königliches Dekret vom 12. Ja- nuar die gegenwärtige Legislaturperiode prorogirt. Der Termin für die Wiedereröffnung sollte auf einen \päteren Zeitpunkt fest- geseht werden, der wahrscheinlih mit dem Termin für den Be- ginn der neuen Sessionsperiode in den erften Tagen des März zusammenfallen wird. (Die Eröffnung hat am 6. März ftatt- gefunden. D. Red.) Bei den Berathungen des Budgets für 1876 war die Forderung von 1,161,000 Lire für die Civil- Tifte, zur Deckung der durch den Ausbau der Königlihen Refi- denz auf dem Quirinal entstandenen Kosten bis zum Wiederzufemmentritt der Deputirtenkammer vershoben wor- den. Diese Vorlage betreffend, veröffentht die „Gazzetta Ufficiale“ vom 9. Januar ein Königlihes Dekret vom 23. De- zember 1875, in Folge dessen dem Fonds für unvorhergesehene Ausgaben des Finanz-Ministeriums die Summe von 500,000 Lire entnommen, und unter dem Titel „Entschädigung der Civil- lifte* in das Ausgabenbudget eingetragen werden sokl, Der Ministerialberiht, welher dem Dekrete vorausgeschickt ist, erklärt, daß in Folge der Vertagung der Deputirtenkammer der dem Parlamente am 13. Dezember 1875 vorgelegte Gesezentwurf mit der Deputirtenkammer niht hat vereinbart werden können, Der Resi von 661,000 Lire soll nach der Vorlage auf die Budgets der künftigen Jahre vertheilt werden.

Das Budget für 1876, wie es aus den Berathungen des ang r dl hervorgegangen ift, stellt fich in seinen Hauptziffern wie folgt:

Staatsausgaben in Lire: ordenilihe: 1,226,733,073. 07, außerordentliche: 90,559,016. 87, zusammen: 1,317,292,089. 94.

Staatseinnahmen: ordentlihe: 1,236,661,247. 17, außerordentliche: 65,250,855. 35, zusammen: 1,301,912,102. 52,

Stellt man Einnahmen und Ausgaben einander gegenüber, \o ergiebt fich im Ordinarium ein Uebershuß von 9,928,174 Lire 10 C. und im Extra-Ordinarium ein Defizit von 25,308,161 Lire 52 C., daher ein \chließlihes Defizit von 15,379,987 Lire 42 C. Das Defizit in dem Staatshaushalt für 1875 betrug nah dem von der italienishen Regierung veröfsenilihten detaillirten Bericht 27,968,487 Lire; es resultirt also für 1876 eine Abnahme des Defizits um ungefähr 12i/z Millionen Lire. Den vorstehenden, aus\chließzlich die Kompetenz des Jahres 1876 darstellenden Ziffern sind jedoch die aus dem definitiven Budget des Iahres 1875 auf 1876 zu übertragenden vorausfihtlihen Rücstände mit 167,092,321 Lire 52 C. in den Einnahmen und mit 95,968,618 Lire 13 C. in den Ausgaben hinzuzurehnen, somit ein Ueberschuß von 71,123,703 Lire 39 C., durch welhen das obige Defizit von 15,379,987 Lire 42 C. niht nur vollständig gedeckt, sondern auch noch ein Uebershuß von 55,743,715 Lire 97 C. erübrigl wird. Zur Bestreitung des Kassendienstes wurden dem Finanz-Minister weitere 30 Millionen Lire von den mit Artikel 11, des Gesetzes vom 30. April 1874 bewilligten 1000 Millionen Lire Papiergeld mit Zwangskurs angewiesen, so daß von dieser Summe nur aon 30 Millionen Lire für die ferneren Bedürfnisse übrig

eiben.

Der Senat hatte in der Angelegenheit des der Fälshung beschuldigten Senators Cavaliere Filippo Satriano den Staats- gericht¿hof zum 10. Januar einberufen. Legßterer erklärte fi in dieser Angelegenheit für infompetent, weil Satriano inzwischen aus dem Senate ausgeschieden sei, und beshloß, die Prozeßakten dem Justiz-Ministerium zur Ueberlieferung an das zuständige Gericht einreichen zu lassen.

Die vom Gesetze vorgeschriebene Besichtigung der gei|- lihen Seminare durch Regierungskommissare ift nur in zwei vereinzelten Fällen auf Widerstand von Seiten der Direktoren gestoßen, in Como und in Vigevano. Im erfteren Falle hat das oberfte Kollegium im Ministerium des öffentlichen Unterrichts am 27. Januar die vom Minifter Bonghi verfügte Schließurig des Abbondio-Seminars befiätigt, im zweiten Falle hat der Minister den betreffenden Direktor durch den Präfekten von: Pavia mit der Schließung des Seminars bedrohen lassen.

Die mit der Untersuchung der Verhältnisse auf Sicilien beauftragte Enquete-Kommission hatte Ende Januar ihre Rund- reise auf der Insel beendet und war nach dem Kontinent zu- rückgekehrt. Die „Gazetta von Palermo“ theilte mit, die Kom- mission habe sich dahin entschieden, zum Ausbau des Eifen- baÿhnnezes auf Sicilien, zu welhem die vom Parlamente bewilligten Summen nicht ausreichen, die Verwendung der Ein- künfte solcher“ Woßlthätigkeitsanstalten vorzuschlagen, welche ihrem Zwecke nicht mehr entsprächen.

Die Budgetkommission hat am 3. Februar den Geseßz- entwurf über die Tiber-Regulirung angenommen. Die In- genieure des Munizipiums von Rom arbeiteten bereits eifrig an Ort und Stelle an dem Plane zur Rektifizirung des Tiber bei St. Paolo Fuori delle Mura. Das Ministerium hatte den Wunsch ausgedrückt, daß die Ingenieure im Laufe des Monat Januar mit der Arbeit fertig werden sollten. Nach einer Mit- theilung des „Araldo* schien es aber, daß in Folge der viel- fahen und großen Schwierigkeiten, welche dabei zu überwinden seien, dies erfi Ende Februar mögulih fein werde.

Der Papft hielt am 28. Januar ein geheimes Kon- sistorium. In demselben nahm Se. Heiligkeit die Ceremonie der Mundschließung und darauf folgenden Mundöffnung an dem Kardinal Antici-Mattei vor und ernannte 22 Bischöfe. Unter denselben nannte die „Köln. Zeitung“ Weckert für Passau und Bernert, deputirten apostolishen Vikar von Sachsen als Bischof von Azotus in part. (Palästina).

Am 1. Februar hat der Papst den Kardinal Hohenlohe empfangen.

Die Verhandlungen zwischen den Vertretern Oesterreicz- Ungarns und Italiens in Betreff des Zoll- und Handels- vertrages dauerten noch fort. Die Hauptschwierigkeiten be- reiteten die Zollfragen, betreffs des Zuckers und Spiritus. Eine der wichtigsten Angelegenheiten, welche durhch den neuen Handels- vertrag geregelt werden foll, ist die Anlage des Grenzbahnhofes der Ponteba-Bahn, welchen die italienishe Regierung in Udine,

die öfterreichishe in Pontafel errihtet zu haben wünscht.

Be

n 17. März

P uar Qua

Auch mit Aegypten hat die italienishe Regierung Ver- handlungen über den Abschluß eines Handelsvertrages ein- geleitei. Der Senator Scialoja hatte sch zu diesem Zwecke am 1. Januar nach Kairo begeben.

Aus der Konvention, weiche Mitte November in Basel über den Ver kauf der Lombardischen Bahn abgeshlossen wurde, find die Hauptbestimmungen jeßt bekannt geworden. Nah dem Rechenschaftsberihte von 1874 wurden die Baukosten des italie- nischen Eisenbahnnegzes ermittelt und hierauf der Dur&schnitts- cours der hierzu erforderlihen Geldmittel berehnet. Sodann wurde jener Theil der Obligationen bemessen, welcher auf das italienische Ney entfällt und die Hälfte des gesammten Aktien- kapitals binzugeshlagen. Nah der Feststellung dieser Basis wurde kein Kaufpreis festgesetzt, sondern die italienishe Regierung ver- pflichtet, für die Verzinsung und Amortisation der auf der erwähnten Basis berechneten Anzahl von Obligationen auf- zukommen. Als weitere Basis wurde angenommen, daß die jährliche Dividende einer Aktie 123 Lire betrage. Die Gesellschaft wird daher von der Regierung eine jährliche, diesen beiden Fak- toren entsprechende Annuitätszahlung erhalten. Die Südbahn erhält außerdem für den fundus instructus eine Ablösung in Rententitres. Um allen Verpflichtungen nahzukommen, wird eine Rentenemission mit jährlicher Zinsenzahlung von ca. 40 Mil- lionen nothwendig sein. Die Z Millionen Schuld des ita- lienishen Nezes an den Staat fällt lezterem zur Laft. Da das Erträgniß des italienischen Nezes 32 Villionen beträgt, so wird die Regierung den zur Renteuzahlung noch erforderlihen Rest von 8 bis 10 Millionen durch Tariferßöhung einbringen.

Die Verhandlungen behufs Rückaufes der süditalieni- \chen Eisenbahnen durch die Regierung wurden beendet; die Konvention darüber Seitens der Regierung ift am 15. Fe- bruar unterzeichnet worden. Die Gesellschaft löst fh auf und überläßt dem Staate das Eisenbahnnez und das bewegliche Eisenbahnmaterial. Der Staat übernimmt die \{chwebende Schuld und die Anleihen der Gesellschaft und gesteht 25 Lire Rente per Aktie zu. Diese Rente beträgt nach Abzug der Steuer 21,70.

Nach einem Berichte über die Staats\ch{chuld vom 1. Ia- nuar 1276, welhzen die „Gazzetta Ufficiale“ veröffentlichte, sind im Laufe dieses Jahres 489,910,356 Lire auszuzahlen, und zwar 415,277,763 Lire für Zinsen und Renten, 2,600,880 Lire für Prämien und 72,031,713 Lire für Amortisationen. Aus dem legten Ausweise der italienischen General-Direktion der De- mänen geht hervor, daß die Verkäufe der aus den Kirchen- domänen in Italien herrührenden Besißungen dem Staate bisher die folaenden Beträge einbrahte: Es wurden verkauft : Im Jahre 1875 8351 Loose mit eicem Schäßungspreise von 18,944,558 Lire und einem Zuschlagspreise von 24,579,820 Lire. Vom 260. Dftober 1867 bis Ende 1874: 106 342 Loose mit einem Schäßungspreise von 373,708,625 Lire und einem Zu- \hlagspreise von 480,778,828, mithin im Ganzen: 114,693 Loose mit einem Schägungspreise von 392,653,183 Lire und einem Zuschlagspreise von 505,358,648 Lire.

Die Einkommensteuer vom beweglihen Eigen- thum hat im Jahre 1873: 607,322,707 Lire, 1874: 632,023,524 Lire, 1875: 664,383,265 Lire eingebraht. Da die juristischen und Kolleftivpecsonen davon 248 Millionen bezahlt haben, so O die Privatpersonen in ganz Italien nur 416 Millionen

ire bei.

Nach dem Berichte des Handels-Ministeriums wurden im verflossenen Jahre Waaren im Gesammt- werthe von 1215 Millionen Lire importirt und im Werthe von 1057 Millionen Lire exportirt. Gegen das Jahr 1874 weist der Import eine Abnahme von 894 Villionen Lire und der Sxport eine Zunahme von 71 Millionen Lire nah. Das gesammte Handelsbudget pro 1875 stellt fih demna um ca. 161 Millionen Lire günstiger.

Die lateinishe Münzkonvention hat teschlossen, die Frage der Goldwährung erft bei den nähstjährigen Konferenzen zu berathen. Während man im vergangenen Jahre das Mari- mum der filbernen Fünffranksftücke von 20/000 Feinheit höher als im Jahre 1874 bemessen hatte, indem der Gesammtbetrag auf 150 Milionen gegen 120 Millionen im Jahre 1874 festgeseßt worden war, hat man es diecmal vorgezogen, das Maximum wieder niedriger zu fassen und dasselbe von Griehenland mit 12 Millionen abgesehen auf 108 Millionen festgeseßt. Da- von entfallen auf Italien 36 Millionen (gegen 50, respektive 40).

Das im Januar herausgekommene Heft des italienischen offiziellen „Bolletino“ des Unterrichts-Ministeriums enthält die Universitätéstatistik Italiens für das Studienjahr 1874/75. Im Ganzen zählt man danach 5296 Studenten und 1413 zum Hören Berechtigte. Zusammen also 6709. Hiervon find aber die Studenten und §örer der Halb-Universitäten, \o- wie der Universität Neapel ausgenommen, deren Zahl noch nicht bekannt ist. Am meisten besucht is Turin mit 936 Studenten und 374 zum Hören Berechtigten, dann folgt Padua mit 978 Studenten und 306 sonstigen Zuhörern. Daran schließen sh Pavia mit einer Gesammtzahl von 644, Bologna mit 560, Pisa mit 534 und Rom mit 502 Zuhörern. An leßter Stelle ftehen Messina mit 94, Macerata mit 74 und Safsari mit 68. Die Halb-Universitäten Camerino, Ferrara, Perugia und Urbino haben zusammen 267 Studenten und Zuhörer.

Die „Italia Militare* veröffentlihte einen Ueberblick über die Fortschritte, welhe in Folge der leßten Heeresreform- geseze {hon am Schlusse des abgelaufenen Jahres vorlagen. Dur das Rekrutirungsgesez vom 7. Juni 1875 stehe jeder Italiener bis zum 39, Lebensjahre für die Landesverthei- digung zur Dispofition und fei man damit beschäftigt, dem stehenden * Heer und der Landwehr (Mobilmiliz) nun auch den Landstrirm hinzuzufügen. Das aktive Heer könne bis 300,000 Kämpfer, die Landwehr 150,000 Mann ftellen ; die Cadresordnung sei nahezu vollendet; die Infanterie, deren Re- gimenter auf 40 Brigaden vertheilt wurden, sei nunmehr ein organishes Ganzes; die Shüßen-Regimenter (Bersaglieri) und die Alpenjäger-Compagnien seien in befter Ordnung und vollzählig. Auch für das Feldheer sei geschehen, was erforderlich war. Es feblten sechs KFKavallerieshwadronen: davon if eine bereits formirt, während für die Bildung der fünf an- deren Befehl ertheilt is. Ebenso fei die Bildung der zehn-

nur noch eine Compagnie Eisenbahntruppen, eine Compagnie Sappeurs und zwei Train-Compagnien zu bilden seien. Keine geringeren Fortschritte find für die Bewaffnung des Heeres zu verzeichnen; neu hergestellt find 270,000 Vetterki-Gcwehre, in Hinterlader wurden umgewandelt 625,000 Swießwaffen, dazu fommen 180,000 bis zum Jahre 1878 ßterzustellende Vetterli- eGewehre. Außerdem kommt noch die Gründung einer großen militärischen Wasffenfabrik zu Terei in Betracht, welche im Laufe des Jahres 1875 eröffnet ward. Was die Artillerie betrifft, #o wurden bereits in Folge früßerer Verfügungen 80 Bat- terien - (640 Kononen) mit dem leihteren Geschütz (7,5 Cm.) ausgerüstet und im Jahre 1875 wurden die Mittel bewilligt, 400 Kruppsche Stahlge\shüße für den Felddienft (8,7 Cm.) zu beschaffen, die wahrsheinlich noch innerhalb des Jahres 1878s abgeliefert werden, so daß das aftive Heer über 1040 Geschüße zu verfügen Haben wird. Zugleih mit der Einführung des neuen wird das ältere Material (9 und 12 Cm.) der Landwehr überwiesen, welche somit in den Besiß von 75 Batterien kommt. An die Ausführung des Gesezes vom 19. Iuni 1875 für die Errichtung von Vertheidigung3werken i bereits Hand angelegt ; dieselben erftrecken fch niht nur auf den Bau neuer Forts an den Alpenübergängen, fondern auch auf die bessere Ausrüstung bereits bestehender Festungen, zumal an den Küsten, und auf die Neueinrihtung der F-stungsbatterien mit Geshüßen von 24 und 32 Cm. in Genua, Gacta, Ancona, Venedig und Messina, sowie endlich auf die Anlage eines Depots für Artillerie und Zrain in Rom, das dur improvisirte Befestigungëwerke eben- falls ein stcategisher Punkt werden soll. Zum Schluß wird auf die Thâtigkeit für die Herftellung der großen Geucralstabs- karte Italiens hingewiesen.

Zwei neue Panzerschiffe, „Dondolo“ und „Duilio“ waren {hon Anfangs Januar so weit im Bau vorgeschritten, daß fie binnen Kurzem vom Stapel laufen sollten. Der Marine- Minister hat daher die ersten Verfügungen zur Anschaffung von Panzern für dieselben getroffen. In den ersten Fabriken von Frank- reih, England und Belgien sind Probepanzerp!atten bestellt worden, deren Stärke durch Armftrongkanonen von hundert Tonnen, die für die italienische Marine hergestellt werden und ogs dieses Frühjahres in Spezia eintreffen, erprobt werden ollen.

__ Dur Königlihes Dekret vom 9. Februar if die italic-

nische Gesandtschaft in Stuttgart aufgehoben worden. Ler brasilianische Gesandte am italienishen Hofe, Baron JIavary, wurde zum Botschafter ernannt. ___ Am 14. Februar fand auf der deutshen Botschaft ein äußerst glänzender Ball statt. Das Krouprinzliche Paar, dev Prinz von Württemberg, das gesammte diplomatishe Corps, der Minister-Präsident, der Marine-Minister, der Minister des Auswärtigen, der Minifter für die öffentlihen Arbeiten und an- dere hervorragende Persönlichkeiten waren auf demselben er- schienen. Die Zahl der Anwesenden betrug gegen 700.

Landtags- Angelegenheiten.

Der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 23. Januar v. J. dem Hause der Abgeordneten vorgelegte Entwurf eines Ge- seßes, betreffend die Verfassung und Verwaltung der Provinz Berlin, war, nachdem die erste Berathung im Plenum des Hauses stattgefunden hatte, einer Kommisfion überwiesen worden. Die leßtere hat nah Erledigung der beiden ersten Paragraphen der Geseßesvorlage die Detailberathung derselben niht weiter fortgeseßt, fondern an das Haus den Antrag gestellt, die zweite Berathung des Gescßentwurfs im Plenum stattfinden zu lassen. Wegen des inzwischen erfolgten Schlusses der Session ist jedoch dieser Autrag im Pierun des Abgeordnetenhauses nicht mehr zur Berathung gelangt.

Die Hauptprinzipien des vorjährigen Entwurfs haber in den gegenwärtig wieder vorgelegten Eniwurfe eine Abänderung nicht er- fahren; dagegen ist der leßtere in mehreren Bezichüngen er- gänzt und auß in formeller Beziehung umgestaltet worden.

Die Ergänzungen beziehen fih hauptächlich auf

1) die Einverleibung des 18. Charlottenburger Stadtlezirks3 in den Kommunalverband der Stadt Berlin,

2) die Ueberweisung von Dotationsfonds an den Provinzialver- band Berlin und den Landkreis Berlin,

3) die Art der Zusammenseßung des Kreistages des Landkreises Berlin,

4) einige Abänderungen in der Verfassung der Landgemeinden und selbständigen Gutsbezirke des Landkreises Verlin,

5) die Einseßung eines Provinzialraths und eines Provinzial- verwaltungsgerihts für die Provinz Berlin, und

6) die Regelung der Zuständigkeit dieser Behörden, sowie der Magistrate der Stadtkreise Berlin und Charlottenburg, fowie des Kreisauéshusses des Landkreises Berlin in allgemeinen Landes- angelegenheiten.

__ Anlangend die formelle Umgestaltung des früheren Entwurfs, so waréin in demselben auch diejenigen Bestimmungen der Provinzial- ordnung, welche unverändert auf die Provinz Berlin Anwendung finden jellen, ihrem ganzen Wortlaute nah aufgenommen worden.

__ Dagegen beschränkt fich der vorliegende Geseßentwurf auf die spezielle Anführung derjenigen Béiaßgaben, mit denen die Provinzial- aiv “aus 29. Juni 1875 auch in der Provinz Berlin in Kraft reten joll.

Gewerbe und Handel. Die Bilanz der Unionbank weist einen Bruttogewinn von 2,023,041 Fl, einen Reingewinn ven §09,622 Fl. auf. Der Ver- waltungsrath beantragt, hiervon eine Dividende von 4 Fl. zur Ver- theilung zu bringen, 50,000 Fl. dem Reservefond zuzuweisen und 139,000 Fl. für das folgende Jahr vorzutragen. Ein weiterer An- trag des Verwaltungsraths geht dahin, die Aktien bis auf 35,050 Stück behufs ihrer Annullirunz zurückzukaufen. Das Gewinn- und Verlustkonto ergiebt 385,242 Fl. Verluste an Effekten, 367,087 Fl. V-rluste an Forderungen und diversen Geschäften, 49,756 Fl. an verschiedenen Abschreibungen. Der Ertcag des Zinsen- fontos is mit 788,788 Fl., der Gewinn der Triefter Filiale mit 37,071 Fl, das Erträgniß aus dem Waarengeschäft mit 293,269 Fl., aus Provisionen und diversen Gewinnen mit 80,696 Fl. beziffert, Wie die Frese meldet, hat das Handelsgericht auf geshehenes Anfuchen für die ‘Sir aghndih n er Franz-Joseph-Baha einen Kurator bestellt, um wie dies betheiligtezscits in Anspruch genommen werden wegen Nomis nirung’ einer Zahlstelle in Paris und wegen Einlösung der Coupons an derselben in effefktiven Franks den Prozeßweg zu betreten. Das vorläufige Arrangement der Dux-Bodenbacher Bahn is dur Intervention der Regierung perfekt geworden. Nach demselben pro- longirt das Haus Cramer-Klett in Nürnberg seine Forderung von 1,200,000 Z1. und fauft die nâchstfälligen Wechselforderungen dehufs

ten Compagnie aller Feldartillerie - Regimenter, die bisher mangelte, auf dem Wege des Entftehens, so daß am 1. Jan. 1876

Prolongirung derselben an, wodurch die Dux-Bodenbacher Bahn auf mehrere Monate hinaus vor einer Katafirophe gesichert erscheint.