1876 / 80 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Apr 1876 18:00:01 GMT) scan diff

neue abges{hlofsen if, in Vorschlag gebracht. Der Shiffahrts- e En Frankreih und Schweden-Norwegen erlischt

gleihzeitig mit dem Handelsvertrage.

Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 21. Februar. Das hiesige Blatt „O'Globo“ hatte _fih, wie am Schlusse meiner Mittheilung vom 8. d. Mts.*) erwähnt war, vorbehalten, in An- knüpfung an sein? damaligen, die Schäden und die Unhalt- barkeit des bisherigez Brasilianischen Kolonisations- \syfiems S Artikel, den rihtigen Weg der nothwendige:

eformen vorzuzeihnen. : :

Reformen ebe Artikel ist inzwishen erschienen. Derselbe ist niht sowohl wegen der darin enthaltenen positiven Bors&läge, welche in sehr uilzemeinen Umrifsen gehalten find, als vielmehr wiederum durch seine negativen Darlegungen beahtenswerth, indem dieselben, indem fie über die bestehenden Verhältnifse \honungslos den Stab brechen, alle wésentlihen, gegen die Auswanderung nach Brasilien geltend gemachten Einwürfe und Beschwerden aufs Neue bestätigen. Um nicht Oftgesagtes zu wiederholen, beschränke ih mich auf die wörtlihe Wic:dergabe der besonders bemerkenswerthen Sätze des neusten Globo-Artikels. Nachdem im Eingange hervorgehoben ist, daß es darauf anfomme, nicht sowohl eine große Anzahl, als vielmehr eine gute Qualität von Einwanderern einzu- führen, welhe Brasilien nicht als Zwischenstation be- traten, sondern dauernd an Land und Leute gefesselt werden, heißt es weiter: „dies Resultat is niht erreiht worden, und wird nicht erreicht werden, so lange man die Einwanderer auf Landcentren verbannt, wo fie nicht nur von der Verbindung mit den Konsum- und Exportmärkten für ihre Produkte, son- dern au von der sozialen Gemeinschaft abgeshniiten sind““,— „So sind es nicht die Kolonisten, welhe Herren der Einöôde werden und fie ausnugzen, sondern es ist die Einöde, welhe dex Kolonisten beherrsht und absorbirt“. „Der Staat befizt nur Ländereien, die fern vom Handelsverkehr liezen, weitab vom Gestade, außerhalb des Bereiches der Eisenbahnen, am Rande unschiffbarer Flüsse oder niht besuhter Häfen. Dies \cadet dem Kolonisten dur die Einsamfkeit und dur die Hülfs- losigkeit, in der er gelassen wird. Die Obhut der Regierung, vertreten durch die offizielle Administration ohne höhere Kontrole, ist ein nie verfiegender Quel von Klagen Seitens der Kolonisien und f\ch{reiender Ungerechtigfkeiten gegen die Unglücklihen, welche fh nicht genügend ver- theidigen können. Die moralische Isolirung erweckt das Heimweh, die ökonomishe entmuthigt. So is sein (des Kolonisten) Sinnen nur darauf gerihtet, nah dem Vaterlande zurückzukehren.“ „Der Kaiserlihen Regierung find diese In- fonvenienzen nihts Neues; die allgemeine Stimme hat fch bereits dahin vernehmen lassen, man solle nugzen- bringende Ländereien in der Nähe von Eisenbahnen oder großen Handelsplägen erwerben. Man hat den Ver- such gemacht, aber wie es hernach immer geschieht, man hat \chlecht gemaht, was man hätte gut machen können. Es hat fi ein neues Feld eröffnet für die persönlihe Ausbeu- tung. Es is ein neues System geschaffen worden, ebenso ver- derblih wie das alte. Man hat angefangen, die Gerippe ver- lafsener Fazenden zu kaufen, um dort Koloniegruppen zu bilden, und hat fie der Leitung unfähiger Direktoren übergeben, Die Arbeit bleibt unproduftiv und der Kolonist vege- tirt weiter ohne Hoffnung und ohne wirklihe Erleihterung.“

Der Artikel erläuteri dann sein Reformp:ojekt weiter dahin: „Die Regierung solle große, blühende, gut ange- legte Landbesize kaufen, wo fich dem Kolonisten fofort eine lahende Zukunft, und namentlih gleich im ersten Jahre die Ausficht auf eine Ernte bietet. Dagegen solle man die bis- her dem Kolonifsien angesonnene rohe Arbeit (dahin gehört 3. B. der Bau rer in den Prospekten regelmäßig als {on vorhanden bezeihneien Straßen) und die Urbarmachung des Waldes den Sklaven oder Freigelafsenen überkassen. Auch wird empfohlen, daß den das betreffende Territorium verkaufenden großen Grundbefizgern durch den Kaufverirag die Ver- pflichtung auferlegt werde, für gewisse Zeit Direktoren der von ihnen selbft zu gründenden Kolonien zu bleiben, da- mit „der Typus des mißgünftigen und anmaßenden Koloniedireftors, als Ausbeuters der Kolonisten -

*) Anm. S. Nr. 70 des Reichs-Anzeizers.

Berlim, den 1. April 1876,

Die feierliche Einsegnung der Leiche des verstorbe- nen Dircktor Dr. Ferdinand Ranke bat heute Morgen 9 Uhr in der Dreifaltizkeits-Kirche staitgefunden. Die Schüler und Schüle- rinnen der vier unter Ranke's Direktorate vereinigten Lehranftaiten waren dur Deputationen vertreten, das Lehrertollegium war voUftändig erschienen; den weiten Raum der Kirche füllte außer den engeren Freunden des Verstorbenen ein zahlreiches Publikum, das in dem Verklichenen den Lchrer ehrte. Der Sarg war reih mit Blumen, Lorbeerkränzen und Pal- mea ges{chmückt und mit brennenden Kandelabern umgeben. Die Leichenrede hielt der Neffe des Verstorbenen, der Pfarrer Dr. v. Ranke, Seine Rubestätte bat Ferdinand Ranke in dem Familienbegräbnisse auf dem Dreifaltigkeitsfirhhofe gefunden.

Der Verein zur Beförderung des Garten*aues hat in seiner Sißung am 29. März bestimmt, daß die, wie wir bereits be- richtet, in der kommenden Woche vom 6 bis 9. April im Admi- ralsgarienbade, Friedrihs\tr. 102, stattfiudende Frühjahrsausftellung zum Besten der Uebershwemmten veranstalter werde.

wir i Königlichen gebäudes hierselbft eine Ausstellung von Kopien nah italienischen Dekorations- (Wand-) Malereien aus der Zeit der Renaissance er- ffnet werden. Die betreffenden Arbeiten sind im Auftrage der Ministerien des Handels und der geistlichen Angelegenheiten unter der Leitung des Geschichtsmalers Meurer, Lehrer am deutschen Ge- werbemuseum, in Jtalien au2?gefühit worden. Die unentgeltlich zu besichtigende Ausstellung wird 14 Tage hindur von 11—3 Uhr gc- ófnet sein.

Morgen wird im langen Saale des Akademie-

Das K. K. öfsterreih- ungarishe Reichs - Kriegs- Minifterium hat seit längerer Zeit seine Aufmerksamkeit au auf die Erforshung des Einflusses gerichtet, welhen die meteorolo- gishen und bydrometrishen Erscheinungen auf das Sanitätswesen äußern.

Bereits mittelst Refkripts vom 6. Oktober 1873 hat daffelbe Geshäftsärzte der größeren Militär-Heilanstalten mit der Vornahme derartiger Beobechturgen beauftragt. ;

Erne weitere Ausdehnung hat die getroffene Einrichtung dur den uns aus unserem Leserkreise zugegangenen Erlaß vom 31. Dfktober 1875 erhalten. Es wird ‘in demselben zunächst die Erforschung des Eirflusses der meteorologishen Erscheinungen und der an den Tag- und Grundwassern auftret-ndea Veränderungen auf die Hygiene für cine wesentlide Aufgabe eines rationelen Sanitätswefens

erfiart, und darauf - bingeDiesen, daß erft die Erkennt-

Ä

arbeit, erseßt wird L den Typus des Verwerters der Arbeit, des Freundes (?) deri Kolonisten, der interessirt ist an

dessen Gedeihen.“ i R Ob „O'Globo“ mit diesen Vorschlage wirklich den richtigen Weg der Reform wvorgezeihnet hat, darf mindestens als höht zweifelhaft bezeichnet werden. Nicht nur in Europa, sondern auch in Brafilien und zwar von offizieller Seite find, wie man si erinnerx wird, ganz andere Erforder- nisse bezeihnet worden, welche —— wie beispielsweise die geseß- lie Regelung der Agrar-Verhältpisse und der gemischten Ehen erfüllt werden müßten, ehe von einer für europäishe Kolo- nisien überhaupt erträglihen Lage \die Rede sein könnte. s Bislangfkönnen die hier eintreffenden Einwanderer nur als die Opfer des Kopfgeldes beträchtet werden, welhes den europäishen Ageuten von den hiesigen Kolonisati.\nsunternehmern, sei es in offener oder versteckter Weise, zuflisßt. Dieses verwerfliche System des Kopfgeldes zeugt beweiskräftiger noch, als die Stimme des Globo gegen die hiesigen Kolonijationsverhältnifse.

\

Nr. 13 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herau8gzaeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inhalt: Allge- meine Verwaltungsiachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reich2gebiet. Justizwesen: Ernennung von Mitgliedern der Kai- jerlihen Diésziplinarf amern. Münzwesen: Uebersicht über die Auévrägung von Rezichsmünzen. Militärwesen: Nachtrags-Ver- zeihaiß folcher höheren Lehranstalten, w-lche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die w-ssenshaftliche Befähigung für deu einjährig-frei- willigen Militärdieast ber-chtigt sind. Marine und Schiffahrt : Quarantaine-Maßrezelr. Uebersicht über die Zahl dec im Jahre 1875 von den Schiffêvermessungé-Revisions- und Schiffsvermessungs- Bebörden ausgefertigten Schiffs-Meßbriefe. Aufhebung der Schiffs- vermessurgs-Behörde zu Warfleth. Beginn einer Seeshiffer-Prüfung. Zoll- und Steuerwesen: Kompetenz einer Steuerftelle. Eifen- babhnwesen: Bekanntmachung, betreffend das Regulativ zur Ordnung des Geshäftäganges bei dem dur Richter verftärkten Reichs-Gifen- bahnamt. Heimathwesen: Erkenatniß des Bundesamts für das Haimazthwesen. Diuckfehlerberichtigung.

Kunst, Wissenscfaft und Literatur.

Uater dem Titel „Frederic cel Mare, Begele Prussici“ ift cin Wert üver Friedrich den Großen in rumänischerz Sprache erschienen. Dasselbe, mit dem Bilde Friedrich des Großen ge- jchmüdckt, bespriht in rubiger, fahlicher Weise die Verdienste des Monarchen und sucbt aus dem Leben des Leiters des aufstrebenden preußishen Sta2tes manche Nußanwendung für die Entwickelung junger aufstrebender Vöiker überhaupt zu ziehen. Der Verfa!:er A. Gorjian ist Oberst-Lieutenant in der rumänis{en Infanterie. Im Jahre 1866 dem Seneral Maghieru für die Bildung eines Freiwilligen-Corps beigegeben, dDiznte Hc. G. nah der Thronbestei- gung des Fürsten Karl einige Zeit in der Umgetung des Leßteren und war dann 1868 und 1869 tu Potsdam, Spandau und Weßtlar zur Erlernung des Öiensies in der preußishen Armee kommandirt.

Unter den im Einverständuisse mit der Familie Cavour mit Bestlag belegten und nab dem Staatsarhive abgefüßrten Dokumen- ten des Staat8mannes befindet sich (nah dec „Nucva® von Turin) auch die ganze Korresvondenz des Grafen Cavour mit Napoleon 1IT. über dzn Vertrag von Plombièrces und über die Betheiligung Frankceihs an dem Kriege Italiens gegen Oesterreich.

Unter ‘den Fundén römischer Ausgrabungen, die vor einiger Zeit zu Tage gefördert wurden, iatercssiren befouders einige Fresfobilder in einem Kolumbarium. Dieselben find auf den Gliederungea der Gewölbe und anf den vier Wandflächen vertheilt und haben in den oberen Theilen gut erhaltene Ornamente und Ein- zelfizuren, auf den unteren Wandflächen aber eine fortlaufende Reibe von Scenen und Ereigniffen zum Gegenstande. Die Bedeutung dieser leßteren Malereien gab in mehreren Sihungen der deutschen arhäo- logischen Gesellshaft in Rom zu lebhafter Debatte Anlaß und gebi dabin, daß in diesea Fresken die Mythen der- Entstebung Albalongas, Laviniums und Roms Darstellung fanden; man erkennt intbefondere deutlih die Ausfsezung der Zwillinge Romulus und Remus und den Bau der Mauern-Roms, wobei die Quaderzusammen- stellurg des Mauerwerkes genau in der Weise vor Augen geführt wird, wie fie sich noch b?zute in den erhaltencn Fragmenten zeigt, Durch diesen Jnhalt g?winnen die Bilder noch ein besonderes Junteresse, weil bisher in den befannten GBrabmälern nur Darstellungen aus der griechis{chen Mythe und dem Genre vorgefunden wurden, und erft die in R-de ftehenden neu entdeckten Fresfen den Beweis liefern, daß au die heimishe Sage zur Grabausshmückung benußt worden ift.

der Häufigkeit und dem Charakter der Krankheitsformen die sichere und zweckrnäßige Handhabung sfanitätêpolizeilicher Maßregeln ermög- lien, Demgemäß iït an fämmtlihe Militärvorstände, fawie an die Chefärzte der Garnifon- und Truppenspitäler eine ausführlihe An- leitung zar Vornahme der ecinshläglihen Beobachtungen ergangen, nach welcher in dem Kreis der Beobachtungen die folgenden Erschei- nungen zu beobachten find: Luftdruck Lufttemperaiur Maximum und Minimum der Lufttemperatur Bewölkung und Wolfkenform Wind Richtung und Stärke Niederschläge Form und Menge Djongeßalt der Luft Gewitter optische Erscheinungen in der Atmcspbäre Temperatur des Wasser3 (Quellen, Brunnen, Flüsse) Wasserhöhe der Fiüsse Höhe des G:undwassers.

Die vorstehend erwähnten Beobattungen haben bereits am 1. Ia- nuar 1876 begonnen.

Theater.

Dz2m „Statistishen Nückblick auf die Königlichen Theater zu Berlin, Hannover, Cassel und Wiesbaden im Jahre 1875“, der tioeven von der General-Intendantur ver- Öffentliht worden, entnehmen wir, daß in Berlin im Ganzen 552 Vorstellungen gegeben wurden und zwar: 290 Schauspiel-, 194 Opern-, 50 Ballet- und 18 gemischte Vorstellungen. Im Opernhause wurde an 276 Atenden gefpielt, darunter befanden \sich 20 den Abend füllènde Schauspiet-Vorstellungen; im Schauspielhause fanden 273 und unter diesen 10 den Abend füllende Opernvotstellungen stait, im Kaiserlicßen Palais 2, im Neuen Palais zu S A 1. Von den 552 Vorstellungen gehörten 5 der Gesellschaft des Maëstro Arditi an, bei denen Mad. Artôt und Sgr. de Padilla mitwirkten. An verschiede- nen Stücken kamen 97 zur Daritellung, an verschiedenen Opern 47, an vershiedenen Ballets und Divzrtissements 16. Zum ersten Male wurden wurden 17 Stücke und 3 Operu aufgeführt. Neu einftudirt wurden 7 Stücke und 3 Opern. Die meisten Vorstellungen hat Kleifts „Hermannéëslacht* (25) erlebt. Im Ganzen haben im Schauspiel- hause 114 flassishe Vorstellungen (Lessiag 16, Goethe 16, Schiller 14, Kleist 23, Shakespeare 37 u. f. w.) ftattgefunden; ferner von Lindau 18, Bürger und Benedix je 17, Hedwig Dohm 16, Gußkow 8. Im Opernhause wurden 63 fklassiiche Vorstellungen gegeben (Gluck 8, Mozart 26, Beethoven 6, Weber 21, Mehul 2). Wagner hat 25 Abende ausgefüllt, besonders mit „Tannhäuser“, „Lohengrin“ und „Rienzi*, wogegen die „Meistersinger*“ nur eine Wiederholung im ganzen Jahre erl-bt haben. Weiter ist Auber mit 11, Gounod mit 4, Roffini mit 9, Robinstein mit 10 Opern zu erwähnen. Jm Ballet war Taglioni 47 Mal vertreten, darunter mit „Flick und Slock“ und „Sardanapal*“ je 8 Mat. Glucks „Armide“ wurde am

uni des Zusammz?nhang?23 zwi cen - diesen VBVerbäitnissen und

18. Oktober im Opernhause zum 15v Male aufgeführt.

GeSer5e und Handel.

Sn der gestrigen Generalversammluna der Wesel ft ub en- Aktiengesellschaft in Liqu. waren 277 Stimmen vertreten. Die Liquidatoren s{lugen vor, als erste Rate 824% baar und fernere 10 %% in 6prozentizgen Prioritäts-Obligationen der Aftiengesell- schaft für Wasserheizung und Wasserleitung (vormals Granger & Hyan) zu vertßeilen, und trat die Generalversammlung die- sem Vorschlage einstimmig bei. An Stelle des Aufsi&tsraths wurde cine Revisionskommission von 5 Mitgliedern, bestehend aus den Mitgliedern des bisherigen Aufsichtsraths, gewäh't. Falls die Liqui- dation bis dahin nit beendet ist. wird zur Berichterstattung über den ferneren Gang derselben innerhalb eines Jahres eine weitere Generalversammlung einberufen werdep, und ift die Ertheilung der Decharge eiuer Schluß-Generalversammlung vorbeßalten.

Die außerordentlibe Generalversammlung der S&loß- brauerei Schöneberg hat auf Antrag des Auffichtsraths be- s{lossen, an Stelle gekündigter Hypotheken 600,000 Æ Prioritäts- Obligationen auszugeben. Die Prioritäten werden auf särzmtiiche Grundftücke der Gesellschaft bypothekarisch ficher gestefli, mit 6% verzinst und jährlich mit 23% amortifirt. Zur Zeichnung find aué- schließlich die Aktionäre berechtigt. Nah Sluß den Versammlung wurden auf deren Wunsch Zeichnungen auf die Prioritäten angenom- men, welche 558,000 Æ ergaben,

Elberfeld, 1. April. (W. T. B) Die Bergish-Mär- fishe Eisenbahn hat auf den 6. Mai c. eine außerordertliche Generalversammlung ausgeschrieben, in welcher über die Aufnahme einer neuen Anleihe von 36 Millionen Mark zur Vollendung von Bauten und zum Bau neuer Linien Beschluß gefaßt werden foll.

Wien, 31. März. (W. T. B.) Der Recenschaftsbericht der Kreditanstalt weist folgende Erträgnisse auf : aa Zinsen 3,060,584 Fl, an Provisionen 1,154,872 Fl., an Deviscnumsaß 510,949 Fl. Das Gewinnsaldo beträgt 266,518 Fl., das Kreditorenconto 62,008,893 Fl., das Debitorenconto 78,274,516 Fl. Hierunter befinden fih Debitoren aus dem laufenden Bankgeschäft mit 47,167,048 Fl., dur(- laufende Posten mit 9,561,108 Fl., Debitoren, welche mit dem gleihen Betraçe auch Kreditoren find, mit 8,033,050 Fl. Die Einmablungen auf Betheiligungen an Konsortialgeschäften betragen 95,247,733 Fl, die Forderungen aus Konsortial- geschâäften, deren Gegenwerth erlcgt ist, 4317,625 Fl, Der Efektenbesiß besteht in 14,507,011 Fl., zum Course vom 31. De- zember v. J. gerechnet. Unter demselben befinden fich für 2,236,870

l. ôfterreihische Schaßscheine, 2,076,340 Fl. in Aktien von Banken (darunter 611 Stück Austro-Aegypter zu 135, 581 Stück uxgarische Kredit zu 189, 35, 2375 Stück Hypothekar-Rextenbazk zu 3, 5000 Stück St. Petersburger internatioiale Handelsbark zum Betrage von 931,260 FL.), ferner 2,122,720 Fl. in Aftien von Transportunter- nebmunaen (darunter 7336 Stück Salzburg-Tiroïer von 1873 zu 137, 5380 Stück ungarisch-galizische zu 99, 75, 1201 Stück der Franz - Josefstahn zu 1585, 1535 achtprozentige rumänische Stamia - Prioritäts-Aftien per 321,633 Fl.), 2,547,457 Fl. in Aktien von Industrie - Unteraehmungen (darunter 14,425 Stück Fudenburger zu 60, 1408 Stück Sckhlesi-he Kohlenwerke im Betrage von 49,999 Fl., 784 Stück Laurahütte mit 184,066 Fl, 1834 Stück süddeutshe Immobilien mit 97,223 Fl, 390 Stück der Gutsinhabung Pardubit mit 1,140,000 Fl.), 5,109,003 Fl. in Prioritätsobligationen (darunter Theißbahn mit 4,378,550 Fl., Neubverg-Maria:eller Ge- werkschaft mit 394,240 Fl, Alföider Bahn von 1874 mit 235,543 Fl.). Die Verluste an Effe?ten betragen 1,231,961 Fl., (darunter die Minderbewerthung der Judenburger mit 1,226,125 Fl.), die Verlufte an Forderungen 501,924 Fl. Die Defraudation bei der Prager Filiale ist mit 694,403 Fl., der Verluftantheil an der ungarischen Kreditbank mit 210,679 Fl. beziffert. Die heute stattgebabte Generalversammlung der Aftionäre der Unionbank nabm sämmtliche Anträge des Verwaltungsrathes ohne Debatite an. Die Dividende von 4 Fl. pr. Aftie wird von morgen ab autgezahlt. Bezüglich des Kohlenindustrie-Vercins, bei welhem die Unionbank mit 3,969,000 F!. vetheilizt, fonftatixt der Rehenschaftsberiht den zu- nehmenden Absaß von Kohlen und die vollständig konsolidirte Finanz- lage des Vereins. Die Versammlung genehmiate, daß durch Annullirung von theils vorhandenen, theils vor dem Ende des Jahres anzukaufenden 35,000 eigenen Aftien eine Kapitalsreduktion vorae- uommen wird. Nah derselbeu wird das Aktienkapital 16,800,000 Fl. betragen. Ferner wurde bes{lossen, künftig im Januar keine Ab- \Óchlag8zahßlung zu leisten, sondern die Gesammtdividende nach der Generaleersammlung zu zahlen.

Brüssel, 28. März. (W. Z.) Heute findet eine Generalver- sammlung der Aktionäre der Banque de Belgique ftatt, in wel- er die Niedersezung einer Kommission beantragt werden wird, die innerhalb zweier Monate Bericht abjtatten foll. T'Kint wid erft in acht oder zehn Tagen nah Belgien gebracht werden, da nah engliscem Geseg? ibm eine Frist von vierzehn Tagen zur Appellation gegen das Austiieferungserkenntniß gestattet werden muß.

In Hanno »er wurden 252 Vorstellungen gegeben und zwar 45 Trauer- und Schauspiele, 116 Opern, 91 Lustspiele, Possen mit Ge- fang und Vaudevilles. Zum erften Male wurden 25 Stüdcke, 1 Poffe,

allet aufgeführt. Klassiide Schauspiele wurden 34 (19 von S ‘aufgeführt und ebensolche Opera 29 (darunter von Mozart 16). Ja Cassel gelangten 107 Scau- und Lustspiele, 116 Overn, 32 Possen zur Aufführung; an verschiedenen Stücken kamen 128, an verschiedenen Opern 47 zur Darstellung. Jn Wiesbaden endlich wurden 255 Vorstellungen gegeben, 110 Sghausp el-, 120 Opern-Aufführungen und an 25 Abenden fanden gemisch e Vorftel- lungen statt. An verschiedenen Stücken kamen 107, an verschiedenen Opern 49 und verschiedene Ballets zur Darstellung, und außer- dem wurden 6 Symphonie-Konzerte gegeben.

Im Königlichen Overnhause war für den Sonntag „Tristan und Isoide* auf das Repertoir geseht. Aber sowohl Fr. v. Voggenhuber wie Hr. Niemann habt:n sfich_ fo meldet das „B. Fremdenbl.“ außer Stande erklärt, am Sonntag in der Oper zu singen. Die General-Intendanz hat diese „Störung“, so unangenehm fie an fich ist, als vorausfehbar bezeihnet und den ausgezeichneten Künstlern in liebenöwürdigster Weise unter Anerkennung der Schwie- rigfeiten, die in dieser Oper zu lösen sind, Schonung ihrer Kräfte

empfehlen. / M N

Woltersdorff - Theater. Anhaltende Kränklichkeit ver- anlaßt Frl. Josephine Gallmeyer auf dringendes Anrathen des Arztes dieser Tage aus ihrem hiesizen Engagement zu s{cheiden, und wird diz beliebte Soubrette daher morgen Sonntag zum leßten Mal auftreten. Mit dieser Vorstellung werden au die Aufführungen der Poffe „Luftschlösser“ abgeschlossen, um am Montag Abend durch die neu einstudirte Pohlshe Posse „der Jongleur“ abgelöft zu werden, in welcher die Hauptrellen durch Frl. Preuß (Stolperkrone), Frl. Schatz (Dörthe), Herren Emil Thomas (Kleemeyer) und Junker (Meck) besetzt sind. Frl. Gallmeyer wird mehrere Monate der Ruhe und Erbolung widmen, um im September ihre hiefigen kontraftlichen Verbindlichkeiten im Woltersdorff-Theater von Neuem aufzunehmer.

Hrn. Direktor Nosenthal ift es gelungen, Hrn. Karl M ittell vom Stadttheaier zu Leipzig für ein Gastspiel vom 1. bis zum 13. April zu gewinnen, so daß am hiesig-n Stadttheater demnächst das interessante Zusammenwirkea dreier Gâste: Karl Mittell, Fr. Heleue v. Rackowißza und Fr. Antonie Baumeister, bevorsteht: An dieses Gesammt-Gastspiel wird sih das des Hrn. Franz Tewele von Wien anscließen.

Berlin: Nedacreur: . Prebmw. R Ñerlag der Cxpeo!tiou (Ke} 1e1). Vrutck: W, Elsner. Fünf Beilagen

(einschließlich Börsen-Beilage),

Anlage dem Ruin entgegenzuführen. Mit der Prosperität einer

Erste Beilage

zum Deulscheu Reichs-Auzeiger und Köuiglih Preußischen Staats-Anzeiger.

¿2 SO.

Personal-Veränderungen.

fa Königlih Preußische Armee. Offiziere, Vortepee-Fähnriche 2c.

Beförderungen und Verseßungen.

Berlin, 24. Mä:3.

Ernennunge=, 3 ingen. Im aktiven Hzere. Wolter, Oberst-Lt. von der Armer, zur

Dienstleistung beim Kriegs - Ministerium, für Zwette des Wiilitär- |

Gefängnißwesens, kommandirt. Prinz Friedri Ferdinand zu Scleswig - Holstein -Sondervurg- Glücksburg, Hohett, Sobn des Prinzen Friedrich zu Swleëwig - Holstein - Sonderburg- Glüdéburg, Hoheit, in der Preußischen Armee, und zwar als Sec. Li, à la suite des 1. Garde-Regts. zu Fuß angestellt.

Abschiedsbewilligungen. Zm aktivenHeere. Berlin, 24. März. Lorenz, Séc. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 20, als Halb- invalide av8geschieden und zu den beurlaubtea Offizieren der Landw. Znf. übergetreten. Willenbücher, Haupim. a. D., zuleßt Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 117, die Ertaubniß. zun Tragen der Uni- form dieses Regts. ertheilt. Jm Beurlaubtenstande. Berlin, 24. März. Kußner, Pr. Lt. a. D., zuleßt Sec. Lt. von der Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 58, die Anstellungs-Berechtigung für den! Civildienst verliehen.

Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kries-Ministerimins. 12. März. Weiß, Handke, Hensel, Fe Ss Primkec, Mahler, Hermann, Viecenz, Bertkan,

eusch, Schulte, Faßbender, Monheim, Gaßtßen, Claren, Marpmann, Stoeve, Scil, Redeker, Mundt, Willrich, Heyser, Capelle, Walterhöfer, Hanuner, Jenke, Zwiffel hofer, Tinner, Walt, Weber, Pregizer, Unter-Apotheker des Beurlaubtenftandes, zu Ober-Apotbekern befördert. 15. März. Re- deäer, Intendantur Sekretariats-Assistent vom IX. Armee Corps, zum Intendantur-Sekretär ernannt. 18. März. Wilke, Garnifon- Verw. Ober-Jnsp. in Mülhauten i. E., z. Garn. Verw. Dir. ernannt. Die unterm 22. Februar cer. verfügte Anstellung des Militär-Anwär- ters Schleich als Proviantamts-Bisist. in Berlin ist auf seinen Au- trag zurückgenommen. 21. März. Bornwasser, Sec. Lt. a. D., Zahim. vou Jäger-Bat. Nr. 8, der Abschied mit Pension bewilligt. 23. März Weyher, Zahlm. des Train-Bats. Nr. 1, der erbetene Abichied mit Pension bewilligt. Vogt, Z-hlm. vom 3. Bat. Füs. Regts. Nr. 38, der Abschied mit Pension bewilligt. __ Du: Verfügung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und êfreatlice Arbeiten. 10, März. Heimerdinger, Steinberg und Paarmann, Landbaumeister, Lokal-Baubeamte der Militärvezwal- rung resp. in Berlin, Magdeburg und Königsberg i. Pr., zu

Bau-Jnspektoren ernannt.

Militär - Justiz - Beamte. Durch Allerhöchste Ordre. 11, März. Kirstein, Dioisions-Auditeur der 2. Div.,, Mat- thaecas, Garnison-Auditeur in Cassel, Just, Divisions-Auditeur der 17. Div., uvd Peuker, Divisicns-Auditeur der 30. Div., die Char. als Justiz-Rath verliehen.

Nichtamtliches.

‘Treuen. Berlin, 1. April. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sizung des Hauses der Abgeordneten naÿm in der Diskussion über den Gesezentwurf, betref- fend die Uebernahme einer Zinsgarantie für die Prioritäts-Obligationen der Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn 2c., der Handels-Minister Dr. AchenbaH das Wort: 2 Meine Herren! Der Hr. Abg. Richter hat an verschiedenen Stellen seiner Rede das Haus dazu aufgefordert, die beiden Vor- [agen der Staatsregierung einer jorgfältigen Prüfung zu unterwerfen. Dieser Auffassung des Hrn. Abg. Richter kann fich die Köaigliche St1aatéregierung nur anschließen; sie ift der Meinung, daß diese Vor- lagen die Kritik, weile in der Kommission und jpäter im Hause aus- geübt werden wird, vollfommen vertcagen werdenz fie geht von der Voravsseßung aus, daß bei eingehender Erörterung aller ein- schlagenden Gesichtspunkte das Haus zu der Ueberzeugung gelangen wird, daß in der Annahme beider Vorlagen nit blos ein finanzieller Vortheil für die Staatsregierung, für das Land liegt, sondern daß in de- That das éffentiihe Interesse auch na anderen Sciten gefördert werden wird. Gerade von diesem Gesichtspunkte aus fann ih daher fur meinen Theil nur dringend ¿mpfehlen, beide Vorlagen einer ein- gehenden Berathurg und zwar in ciner Kommission zunächst zu nterwerten,

__ Die Königliche Staatsregierung war seltstverständlih darauf ge- faßt, daß inébejondere bei der Vorlage, welche die Bahn Halle- Sorau-Guben betr.fft, auf die Eutstehung oder Gründung derjelben zurück gegriffen werden würde; sie ‘war ebenso darauf gefaßt, daß man bei dieser Gelegenheit das Beispiel dex Nordbabn anurufen werde. Indessen, meine Herren, so viel ftebt fest, daß, weun auch bei der Gründung der Ba};n Halle-Sorau-Guben keklagenswerthe Vorfälle vorgefommen sind, diese bei gegenwärtiger Sachiage fein Pinderniß bieten können, dasjenige zu thun, was im Juteresse des Landes für augemessen oder nothwendig zu erahten ist. Wenn auf die Vorgänge bei der Berliner Nordbahn hingewiesen wird, fo habe ich vor Allem hervorzuheben, daß die Königliche Staatsregierung auch damals zunächft dein hohen Hause eine Vorlage machte, welche eine Zinsgarantie forderte. Nacdem diese Vorlage abgelehnt war und in der nächsten Session der Gesetzentwurf, welcher den Ankauf der Babn betraf, zur Verhandlung gelangte, habe ich nach den Jrformatiouen, welche i bei vielen, den verschiedenen Parteien angehßrenden Mit- gliedern des hohen Hauses „einzuholen Gelegenheit hatte, in Erfah- rung gebrat, daß damals im Ganzen die Stimmung überwog, daß es flüger gewesen sein würde, die exste Vorlage, welche sich auf die Zingarantie bezog, anzunehmen. Dieser Weg war indessen ver- ilossen, die Würfel waren gefallen und die Kegierung hat ihrerseits denselben Weg nicht zum zweiten Male betreten können.

9 Ih muß aber auch im Uebrigen darauf hiuweisen, daß der Fall er Berliner Nordbahn du:cchaus nicht parallel gestellt werden kann demjenigen, worum es fih gegenüber bei Halle-Sorau-Guben Hans M. Meine Hexren, sowchl bei der Pommerschen Centralbahn wie ei der Berliner Nordbahn waren Bahnen in Frage, deren Auet- hrung no® zum geriägen Theile ftattgefunden hatte, ins- griondere galt dies von der Pommerschen Centralbahn. Die L erlinzr Nordbahn war vielleicht zur Hälfte ih weiß im Augen- lick nicht den Prozentsaß anzugeben vollendet. Damals war also tine ganz andere Frage zu erwägen als gegenwärtig, wo die Erörte- zung der Verhältnisse einer seit mehreren Jahren im vollen Betriebe oes Bahn stattfindet. Das Prinzip, welches die Vorlage enthält, ereits anch bei einer anderen Bahn, bei der Münster: Enscheder Bahn, vom Hause gebilligt worden; aber insofern lag dort der Vorgang un- Lenstiger, als es fih um eine noech nicht vollendete Linie handelte,

Ahrend wir es jeßt, wie bemerft, mit einer seit Fahren betriebenen Run zu thun haben. Nu»z mag allerdings der Hr. Abg. ter auch hier vielleicht behaupten, daß ich meine, wie er sagt, Herz und Gemüth bewegende Beizedtsamfkeit dem aue gegenüber zur Unzeit anwenden wolle. Jh muß indeß die rage aufwerfen: Wollen Sie in der That, daß das Land noch mehr D Ruinen erfüllt werde? wollen Sie wirklich, daß der - Dru, Der auf dem Lande, auf den ver|chiedensten Gebieten lähmend ruht, Me vermehrt werde, indem Sie ablehnende Beschlüsse fassen? êine Herren! Es ist keine Kleinigkcit, eine großartige Eisenbahn

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Berlin, Sonnabend, den 1. April solchen Bahn sind eine Menge von Interessen der angrenzenden Lan- deétheile an sich verknüpft; aber ganz abgeïschen Hiervoa ift doch gewiß nicht einfach die Entscheidung in der Weise zu treffen, daf man sagt: Die Bayn mag in: Konkurs gehea. Dics ist ein Uriheil, welches, wie ih glaubz, bei ruhiger Pcúfuag nibt gefällt wérd-n fann. Ja den Konkurs gehen, heißt das Vermêgen Vieler im Lande ichädigea, es heißt aufs Neue Ar- muth und Mißtrauen in manche Kreise hineintragez, die dies bisher nicht kannten. (Widerspruch.) Meine Herren, Sie widersprecken; wenn Sie meine Erfahrungen sogar bei der Nortbahn besäßen, so würde ich Ihnen nicht den Nachweis zu führen haben, daß selbst dort eine Reihe vou wirkli soliden Interessen Schädigung erlitten haben. Hier aber ist das in viel belangreihecem Maße der Fall, indem es sih vielleicht ni&t blos um Aktien handeln würde; es würden in leßter Linie vielleicht auch Priocitäten in Frage kommen uad, meine Herren, es dürfte au der Umstand zu berüdcksihtig:n jein, daß, wiè | auch die Gründung des Unternehmens vor si gezangen sein mag, selbft die Aktien im Ganzen zu einem Durchschnittscourje von 70 bis 75% ausgegebcn worden find. (Stimmen: Das war Schrwoindel!) Nehmen Sie wirklich an, daß dic Leute, die im Besiße dieser Aktien sind, Schwindler seien? Das ift keineswegs anzunehmen. Jh gche also von der Vorausseßung aus, daß ein ablehnender Beschluß in deu weitesten Kreisen s{ädigend wirken, und die Kalamität, hier un- leugbar, aufs Neu? an Intensivität gewinnen würde. Das ift meine aufrichtige Ueberzzugurg.

Fragen wir nun, wie gehen denn andere Regierungen in ähnlicher Lage vor, so weise ich Sie beispielsweise auf Oesterreico hin, wo, so zu sagev, amähernd feine Woche vergeht, in der nicht Verlagen ein- gebracht werden, welche den Zweck haben, nothleidenden Bahnen zu Hüife zu kommen, ja, wo man so weit geht, Vorschüsse zu maten, damit der begonnene Bau von Bahnen zu Ende geführt werden könne. Dies geschieht von einec Regierung, welche fi, was ihre finanzielle Lage betrifft, doch \{werlich uxzd in keiner Weise mit der vreußzishen in Vergleich stellen kann. Aver, meine Herren, es ift viel- leiht auch interessart, einmal zu sehen, wos in n:ckch anderen Ländern unter ähnlichen Umständen geschehen ift. Es liegt mir ein Beritt des Sektions-Prâfidenten im französischen Staatsrath, Léon Aucoë, vor. Ja diesem Berichte wird die franzöfische Eisenbahnpolitik sehr weitläufig unter Darstellung der verschiedenen Entwickelungsphasen derselben erörtert. Der Verfasser gelangt \{chließlich zu einer Dar- legung der Maßregeln, welche rücksichtlich des Eifenbahnwesens zur Zeit des franzsfien Kaiserreichs getroffen worden sind. Indem das Nähere erörtert wird, daß Napoleon III. auf Fusionen der Eisenbahnen hingewirkt und dadurch jene Konjolidation * derselben herbeigeführt Have, welch2 heute in Frankreich thatsächlich und rehtlich best:ht, geht der Verfafser zu einer Ausführung üver, in welcher nachgewiesen wird, wie man dem- näht zu einem System gelangt fei, nah weltem im umfangreicsten Maße Staatsgarantien für die nothleidenden Bahnen übernom- men worden seien. Man habe dabei zwischen den sogenann- ten alten Bahnen und dem neuen Nez unterschieden und für das neue Neß in seiner Gesammtbeit eine Staatsgarantie in der Weife gewährt, daß auch die alten Bahnen dann, wenn ihre Einnahmen bestimmte Prozent]äße erreichten, wit ihren Ueberihüfsen an der Garautie Theil zu nehmen hatten. Die Zustände jenec Zeit werden uns folgendermaßen geschildert :

Das Publikum, welches in der exsten Zeit des Kaiserreichs ein außerordentliches Vertrauen in die Eisenbahnunteruchmungen bekundet, ja für dieselben eine Vorliebe gezeigt batte, welche man zu mäßigeu be- müßigt war, äußerte plößlich eine großzes Mißtrauen. Eine am Ende des Jahres 1857 hereingebroŸHene Finanz- uhd Haäandelsfkrise, welche sih auf sämmtliche Handelspläßze erstreckte, brachte eine bedeutende Entwerthung der Eisenbahnaktien mit si. Die Emission

das ift schr charafkieristisch auch für unsere heutige Ze:t der Obligationen stieß auf Schwierigkeiten, und war nux unter vortheilhaften Bedingungen durchführbar. Man behauptete, daß die Eisenbabngeselishaften durch Uebernahme der weder mit Subvention, noch mit Zinsengarantie gusgestatteten Konzessionen für sekundäre Linien von großer Ausdehnung, von bedeutenden Kosten und von zweife!haftem Erträgnisse ihre finanzielle Lage

namhaft verschlechtert hâttez, daß die neuen Linien für die alten Netze einen immerwährenden nicht auszufüllenden Abgrund von Verlusten bilden würden. * Das Ende dieser Siiuation war, daß unterm 11. Juni 1859 ein Geseß über die Zinsgzarantien erging. Was ist nah jeuem Gesetz gesehen? Das damals garantirte Kapital betruz 3,132,000,000 Franken. Diesem Garantiekapital entsprach materiell eine jährlihe Zinsrate von 145,800,000 Frauken, wobei freilich natürlich ift, daß der Staatskredit niht im Allereniferntesten in diesem Umfange thatsählih in Anspruchß genommen wurde; Sie sehen aber, wie man sich energisch aufraffte, um bei der entstandenen Krisis in einer wufksamen Weise von Staatswegen einzugreifen. Der Berichterstatter sagt sodann am Schlusse dieser Beträchtungen: Die JIuterventiou des Staates in dem großen Werke der Eisenbahnen war eine heilsame und eutsprah der weisen Vermit- telungsrolle, welche dem Staate zukommt. Dank dieser Inter- vention wurde die Zusammengehßörigkeit, welche unter allen Theilen des nationalen Gebietes bestehen soll, bethätigt; so zwar, daß die reichen Landestheile die Mittel geliefert haben, w-lche gestatteten, auch die ärmeren Landeêtbeile mit Eisenbahnen zu versehen. Der bisher eingehaltene Weg hat fv viele und fo bedeutende Vortheile geboten, daß man schon auch einige Nachtheile mit in den Kauf nehmen kann. Hälte man sich an das System des „Gehenlassens*“ des „Laiszer faire“ gehaltcn, das man jeßt verlangt, so hätte man allerdings nah aller Wah: sczeinlichkeit u. \#. w.* Sie wollen hieraus, mein? Herren, erkennen, daß man auch in anderen Staaten, und zwar in viel intenfiverer Weise, als bei uns, zur Be- seitigung eingeireiener Krisen von Staatswegen eingeschritten ist, Wodurch sih aber die vorliegende Angelegenheit von den berührten früheren Fällen wesentlih unterscheidet, beruht darin, daß wir glei Le anésprechen zu können glauben, es liege in der Herstellung einer

taatélinie dur die Verbindung der Halle-Sorau-Gubener Bahn mit der Halle- Kasseler Bahn ein allgemeines und öffentliches Juteresse von größter B:deutung vor, während bei der Nordbahn und der pommerschea Centralbaßn wenigstens in der Hauptsache nur lokale Interessen vorhanden waren. i

Dex Hr. Atg, Lasker hat in einec der Reden, die er in den leßten Tagen hielî, es lebhaft gepriesen, daß man im Jahre 1872, und, wie er glaubt, fogar unter Verleßung der damals bestehenden Bestimmungen, zu zem System überging, staatiihe Zinsgaran1fen für Privatbahuen zu übernehmen mit der Möglichkeit, die betreffen- den Bahnen demnächst zu erwerben. Es war im Jahre 1849 oder 50, wo der Minister v. d. Heydt auf Grund eines jolhen früher abgeschloffenen Vertrages sich in den Besitz der Niederschlesisch - Märki)hen Bahn seßen konnte, und es ist um jene Zeit auch die Bergisch-Märkishe Bahn in die Verwaltung des Staates gelanzt. Wenn fceilich der Hr. Vorredner; meinte, daß Seitens des Hrn. v. d. Heydt oder seiner Vors nger sehr große Aufwendungen füc die Erwerbung der Verwaltup- der Bergis®h-Mär- kishen Bahn gemacht worden seien, so ift “ces ein Irrthum. erinnere daran, daß auch die Vergangenhei* mitutità ihwere Kalamitäten E hat. Weshalb konnte sich de» “Vtinister v d H “dt zunächst in den Jesiß der Verwaltung der Nie richlesish-Märkisc, S “n seßen ? Weil E mehx in er Tage E at eigenen Sh, f a ee.

».ch + 1 5 4 Und ivie kam der Staat in den Besitz der Verwaltung der Bersilh-

1876.

Märkishen Bahn? Weil ein Darlehn von 400,000 Thalern, fage 400,000 Thaler, gegen 47 °/9 Zinsen bei der Sechandlung von der Bergis-Märkijchen Bahn aufgenommen war und die Sicherstellurg efseiben bei dem großeu Kredit, den dama!s die Eifenbahnen hatten, nit auêführbar ecshien Ez ist_ mit Rücksich? hierauf derx Vertrag abgeschlossen worden, wona ter Staar die Wermxziru2ng der Bergisch- Markischen Bahn auf 10 Jahre üverzabm, und alz es sit ipätec im Jahre 1852 um die Linie Dortmund-Soest handelte, bei der eben- falls verbältnißmäßig nur jehr geringfüzige Beträge in Beticacht kamen, da hat der Verwaltungsrath und die Genecalversaumlung

ohne daß fich in dea Akten hierüber überhaupt nur eine längere Ec- | orterung findet, die Verwaltituz dem Staate für ewige Zeiten über- j tragen. Meine Herrea, so ist alio in der Vergangenhcic bei uns | prozedixt worden, und wenn ich von den Details bei solchen Vorgängen absehe, so sollte ich meinen, würde eigentlich gerade eine Vorlage, wie die gegenwärtige, sich des Beifalls des geehrten Abg. Dr. Laskec erfreuen müssen, weil dieselbe in der That

wezn ich die Gründung und Entitehung des Unternehmens bei Seite laffe, fih in derselben Richtung bewegt, wie die früheren von ißm

gepriesenen Maßnahmen.

Meine Herren! Es ift ferner ven dem Abg. Richter darauf bin- gewiesen worden, day die finanziele Seite des binsichtlih der Halle- Sorau-Gubcner Bahn aufgestellten rojeîfies eize zweifel» hafte sei, und daß er aus den mit genialer Flüssigkeit auégearbeitcien Motiven eine nähere faßlide Aufktäcung sich nit habe vershafffen können. Meine Herren! Die Mos- tive waren, der Lage der Dinge entsprehend, nit ing

größere Ausdehnung, wenn ih so sagen darf, ausarbeitbar. B-i der eigenthümlichen Lage, in der sich die Gesellschaft befand, erschien es untgun!ich, vor dic Oeffentlichkeit mit einer Vorlage zu treten, wo- durch mit Behaglichkeit und Schärfe die Hand in diz ofene Wunde gelegt wurde. Was indeß, meine Herrea, die finanzielle Seit: an- veirifst, so ist von mehreren der Herren Vorredacr weiz uit,

L C [1 Je X S. E ce E. Je ob au von dem Hrn.. Abg Richter die Sache so aufgefatzt wor- den, als wenn das Jahr 1874 allein ein Dcfizit von 432,614 Tha- lern aufweise. Das isst aver die Sumae des Defizits bis zu Ende des Jahres 1874. Es muß nun zugegeben werden, daß im laufenden Jahre ebesfalls unzweifelhaft ein Defizit eintreten wird; dagegea kann man, wenn die Kombization der Königlichen Staats3- regierung zur Annahme gelangen sollte, wonach die Verbindung nzit Halle-Kassel beabsichtigt ist, mit derjenigen Sicherheit, welche in sol- zen Vingen üverhaupi möglich ist, anachmen, daß das Defizit in den folgenden Jahren wesentli reduzirt, wenn nicht bis auf ein Mi- nimum beseitigt werden wird. Es liegt dies eben in der projecfticien Vereinigung der beiden Linien, €s liegt dies in dem Anschluß der Halle- Sorau Gubener Bahn an ein umfassendes Staatsbahnneß, tei dem nicht, wie der Hr. Abg. Richter eröcterte, die Verbvandstarife, sondern die Möglichkeit für den Staat in Betracht kommt, den Verkehr auf seine Linien zu lenken, wie dies auch schon von dem Hrn, Vorredner bervorgeboben ist. Nun, sagt freilich der Hr. Abg. Ritter, er würde sich wohl einen derartigen Rüdckgrat allenfalls gefallen lafssten, die Regierung komme aber jchi, nachdem sie bereits Berlin - Weßlar bewilligt erhalten habe, dazu, no& einen ¿weiten Rückgrat herstellen zu wollen. Das.-sei zu viel, gebe die Re- gierung Berlin»-Weßlar auf, dann lafse sfich über diefen Gegenstand wohl verhandeln. Meine Herren, ich gestatte mir zunäsi darauf hinzuweifen, daß der Hr. Abg. Richter in so weit jevrenfalls nit richtig informirt ist, als er annimmt, daß der Vertrag wegen der Halle- Kafseler Linie eine wesentlibe Aenderung der früheren Vor- lage wegen der Berlin-Weßlarer Bahn herbeiführen und insbefondere die legten in fo weit schädigen werde, daß wir es jeßt mit einer erheblich längeren Trace zu thun haben würdez. Es wird dabei nämlich von ihm übersehen, daß in dem Gesezentwurfe, welhen die Regierung am 18. Dezember 1872 bei dem hohen Hause einbrachte, von vorn herein zwei Linien ins Auge gefaßt waren, diejenige über den Harz und sodann die andere, welche im Wesentlichen jeßt in Frage steht, Nachdem diese beiden Linien, über welche eine definitive Entscheidung noch stait- gefunden hatte in den Motiven näher beleuhtert waren, heißt €s:

_ „Die Länge der Strecke Kalbe-Sangerhausen-Wollk-amsbausen,

für welche die Vorarbeiten vorliegen, beträgt 14 Meilen, die Strecke über Staßfurt ck Aschersleben wird feinesfalls länger, sondern eher noch kürzer,“

Es ist demgemäß s&on damals angedeutet worden, daß wir es mit zwi Linien zu thun haben, die nicht wesentlich in ihrer Länge verschieden sind. Es hängt das wesentlih mit den Krümmungen zu- sammen, die bei der Harzlinie naturgemäß einireten mußten. Hier- nah findet eine Verändecung des Prejektes Berlin-Weßtlar nicht statt. Ganz abgesehen davon, daß ich dem Hrn. Abg. Bühlow auch niht zugeben würde, daß der von ihm hervorgeßobene Umstand der allein durchs{lagende bei der Einbringung uad bei der Aunahme des betreffenden Gesetzentwurfs in diesem hohen Haufe gewesen ist, glaube ih noch besonders hervorheben zu müssen, daß nach den Grundsäzen der Eisenbahnpolitik, welhe im Jahre 1873 dem hohen Hause für die Zukunft propeonirt worden find, und welche damals die Billigung des hohen Hauses erfabren haben, die Herstellung eines zweiten deractigen Rückgrates nur die Zustimmung des Hauses erfahren kann. Daß dicjenigen Herren, welche, wie der Hr- Abg. Richter, in lebhafter Opposition gegen jenes Projekt damals begriffen waren, auch jeßt, wo ein zweiter derartiger Versuch gemacht wird, ebenfalls gegen denselben und zwar ganz konsequenterweise auftreten, habe ich gar nit anders erwarten können, ich habe das für ganz selbstvecständlih augesehen, aber auch ebenso felbftoerständlich, das die große Majorität des Hauses, welche damals die Politik der Königlichen Staatsregierung billigte, auch gegenwärtig diese Billigung in erneuter Weise aussprechen werde.

Nun wird von anderer Scite ich glaube, es war de: Hr.

Abg. Röckerath die Vorlage des Jahres 1873 in der Weife kri tisirt, als wenn von da die Aera datire, wo das Privateisenbahn- wesen vollständig in Rückgang gekommen fei und der Schwindel, die Grünrdungen sich auf das Gebiet der übrigen Industrie häitea werfen müssen. N Ncine Herren! Das freilich gebe ih dem Hrn. Abg. Dr. RöXerath zu, daß, was die Bedeutung und den Umfang des Schwindels anbetrifft, dasjenige, was auf dem Gebiete des Eifenbahnwesens geleistet worden ift, gegenüber andern Indufstriezweigen nux wie ein Kinderspiel erscheint. In der That war der S&windel auf anderen Gevicten, sowohl was, die verlorenen Millionen, als was die gewählten Manipulationen bes trifft, ein umfangreicherer und mannigfaëtigerer, als bei den Eisen oahnea. Es läßt fih sogar behaupten, daß der großartige Shwindel, der vei anderen Industriezweigen stattgefunden hat, die Kapitalien abgehalten hat, sich dem Eisenbab,nwesen E Das ist nun aber füz den. vorliegenden Fall Net-ensache. Jedenfalls irrt der genannte Herr Bor- redner, wenn ey annimmt, daß vom Jahre 1873 die Grünudungen auf dem Gebiete der Industrie datiren; das Sahr 1873 war auh da in der Hauptsahe as Ende. Es - fann do’ger die Eisenbahnvorlage, welhe Hamals die Regierung ein rate, nicht die Wirkung gehabt haben, den Schwindel, wo er bestan?,, in andere Bahnen und andere Richtu- agen hineinzus treiben. Aach wenn wirkli erst seitdem das Priv, ateisenbahnwejen in Verfall gekommen scin sollte, so würde leßterer mit der betreffen- den Vorlage in keinem Zusammenhang stehen.

Wer an nun aber über die Linie Berlin -W ¿lar wiederholt ab- fällige Urtheile auêgesprochen sind, so geziewc es fih zunächft, daß man fich an die Vorgänge erinnere, die de; Vorlage dieses Projektes

vor‘ingegangen sind. Es liegen mir von früheren dem Staatsbahn-