1922 / 76 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Mar 1922 18:00:01 GMT) scan diff

{hen dem Allgemeinen Sterbekassenverein für das Personal

v bayerisden Staatseisenbahnen in München und der Bayerischen Beamtenversicherungsanslalt in München durch Entscheidung vom 29. November 1921/19. Januar 1922,

3. zwischen dem Pensionsverein der Distriktsstraßenwärter und deren Relikten Bayerns in Regenéburg und dem Pensions- verein für die Gemeindebeamten des Deutschen Reiches in München durch Entscheidung vom 2. Februar 1921 / 21. Ja- nuar 1922, L

4. zwisden der Sterbekasse Weißenburg in Weißenburg, dem 1IV. Begräbniskasseverein in Weißenburg i. B. und der 1. Be- räbniskasse in Weißenburg i. B. durch Entscheidung vom 59. November 1921 / 11. Januar 1922.

Berlin, den 25. März 1922.

Das Raa mne für Privatversicherung. aup.

Prenf:en.

Ministerium des Innern.

Das Preußische Staatsministerium hat auf Grund des

98 des Landesverwaltungsgeseßzes vom 830. Juli 1883

(8.4, S. 195) den Regierungsrat Dr. Boelling in Gum-

innen zum Stellvertreter des. ersten Mitglieds des Bezirks=-

auss{husses in Gumbinnen auf die Dauer seines Hauptamts am Siße des Bezirksausschusses ernannt.

Der Geheime Regierungsrat Reuter in Königsbera ist zum Oberregierungsrat ernannt und als solher dem Ober- präsidium in Königsberg zugeteilt worden.

Finanzministerium.

BVBéetranntmaqung,

betreffend Höhe der von den Privaten zu erstattenden Schreibgebühren.

Fn Abänderung des Nunderlasses vom 26. Januar 1921 F. M. P. 4333, 11[1[. 1. 24, M. d. J. La 98 bestimmen wir, daß für die auf Kosten von Privaten angefertigten Schreib- arbeiten an Stelle des bisherigen Saßes von jeßt ab vier Mark für die Seite zu erheben sind. Berlin, den 23. März 1922. Zugleich im- Namen des Ministers des Innern. Der Finanzminister. von Nichte r.

An die nahgeordneten Behörden.

Ministerium für Volkswohlsahrt. Bekanntma chun-g.

Nachdem durch den Herrn Reichsminister des Fnnern eine Neuausgabe der Deutschen Arzneitare 1922 unter der Bezeichnung:

Deutsche Arzneitaxe 1922, vierte abgeänderte Aus- gabe, amtlihe Ausgabe herausgegeben worden ist, bestimme ich, daß diese Neuausgabe mit Wirkung vom 1. April 1922 ab für das preußische Slaatsgebiet in Kraft tritt. Die Neuausgabe erscheint im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung in Berlin SW. 68, Zimmerstraße 94, und kann von dort zum Preise von 15 M dezogen werden. Berlin, den 28. März 1922. Der Preußische Minister für Volkswohlfahrt. J. A.: Gottstein.

Ministerium für Wissenschaft, Kunsst

und Volksbildung.

Die Wahl des Leiters der städlishen Uhlandschule in Berlin-Schöneberg, Studienrats Dr. Bretschneider zum Studiendirektor des städtischen Dorotheen-Lyzeums in Berlin ist bestätigt worden.

Evangelischer Oberkirchenrat. Dem in die erste Pfarr- und Ephoralsielle in Loiß be- rufenen Superintendenten Fischer in Gingst ist das Ephoral- amt der Diözese Loiß übertragen worden.

BekCanntmaMung.

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Perfonen vom Handel vom 23. September 1915 (NGBl. S. 603) habe ich L vem SwWanlwirt Adolf Aignexr, 2. der Schankwirtin Minna Aigner in Berlin, Cottbusser Straße 9, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlä!sigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Berlin, den 25. März 1922.

Der Polizeipräsident. Abteilung W. J, V.: Froibßheim.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverkäfsiger ersonen vom Handel vom 23. September 1915 (NGBl. S. 603) abe ch dem Kaufmann Bruno Föst inSeitendorf

(Kaßbach) durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Getreide, Mehl, Futtermitteln und Klee wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Schönau (Kaßbach), den 28. März 1922.

Der Landrat. Scch{hröter.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Der Reichsrat versammelte sich heute zu einer Vollsißung; vorher hielten die vereinigtenAusschüsse für Volkswirtschaft, für innere Verwaltung, für Verkehrswesen, für Haushalt und Rechnungswesen und für Rechtspflege sowie die vereinigten Aus e für Durchführung des Friedensvertraçs, für Volks-

wirtschaft, für innere Verwaliung, für Haushalt und Rech- nungswesen, für Rechtspflege und für Seewesen Sigungen.

Die Regierungskommission des Saargebiets ver- die Verordnung über die Errichtung des

Landesrats und des Studienaus\shusses, die binnen drei Monaiea erfolgen soll, Der Landesrat ist zuständig zur- Begutachtung aller Geseßes- und Verordnungsentwürfe, bei denen gemäß 88 23 und des Kapitels 2, Anlage zum Ab- schnitt 4, Teil 11T des Friedensverirags die gewählten Vertreter der Bevölkerung anzuhören sind. Das fahmännische Gutachten des Studienaus|chusses wird die Regierunaskommission in allen Fällen einholen, in denen sie es für erforderlich hält.

Infolge der häufigen Nichtibeachtung des Rauch- verbots in den für Nichtraucher bestimmten Warte- räumen sowie in den Nichtraucher- und Frauenabteilen der Züge hat das Neichsverkehrsministerium unter dem 17. März 1922 eine Ergänzung der Eisenbahnverkehrsordnung vorgenommen, dahingehend, daß Zuwiderhandelnde eine sofort zu erlegende Geldbuße in Höhe von 20 4 zu entrichten haben. Diese Bestimmung tritt am 1. April 1922 in Kraft. Das Nähere geht aus der Bekannimachung in Nr. 22 des „Reichs- geseßblaits“ hervor.

Preuften. Jn der Ersten bis Dritten Beilage werden die Entwürfe für eine Preußische Landgemeindeordnung und für eine Preußische Städteordnung veröffentlicht.

Großbritannien und Jríand.

Die Vo rkonferenz der alliierten Sachverständigen für Genua hielt vorgestern im Handels8amt ihre leßte Sißung ab. Die Sachverständigen werden nunmehr ihren Regierungen Bericht erstalten und ihnen die Denischriften, die auf der Konferenz entworfen wurden, zustellen.

Der Schaßsekretär Chamberlain teilte gejtern im Unterhause den Wortlaut der Enishließung mit, die der Premierminister Lloyd George am nächsten Montag im Unterhause vorlegen wird. Diese lautet, wie „Wolffs Tele- graphenbüro“ meldet: „Das Haus billigt die Nefolution, die der Oberste Rat in Cannes als die Grundlage der Konferenz von Genua angerommen hat, und wird die Regierung Seiner Majestät bei dem Versuch, ihr Wirksamkeit zu verschaffen, unter- stüßen.“ Weiter teilte Chamberlain mit, daß sich mit Lloyd George nach Genua begeben werden vom Auswärtigen Amt 20 Per- sonen, vom Handelsamt 23, vom Schaßamt 15, vom Sekre- tariat des Premierministers 8 und von den Kabinettsämtern 25. Diese Zahlen könnten sich. aber noch verändern. Jn Erwiderung auf eine Anfrage teilte der Scha{:seïretär noch mit, daß Lord Riddel kein offizielles Mitglied der Delegation sei. Es werde keinerlei besonderer polizeiliher Schuß von England mitgeschickt werden. Die Aufrechterhaltung der Ordnung zwischen den FaszistenundKommu- nisten sei Sache der italienischen Regieruna. Lord CEustache Percy fragte, ob es Tatsache sei, daß die Frage der Nepa- ration endgültig von dem Vrogramm der Konferenz von Genua ausgeschlossen sei. Chamberlain erwiderte, er sei nicht in der Lage, das Programm der Konferenz von Genua zu erörtern, das müsse dem Premierminister am Montag über- lassen bleiben. Auf eine weitere Anfrage teilte Chamberlain mit, der Stand der Staatsgeschäfte lasse eine zweitägige De- batte über Genua nicht zu.

Frankreich.

ie Neparationskommission hai nah Beratungen, die ih über mehrere Sißungen verteilten, die vier Abkommen über die deutschen Sachlieferungen grundsäßlih ange- nommen. Nach dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ handelt es sich um das am 6. Oktober 1921 unterzeichnete Wiesbadener Abkommen über die Sachlieferungen sowie das am Tage danach beschlossene Pauschalabkommen über die Restitution, an deren Stelle das Substitutionsverfahren treten soll. Ferner um das Bemelmans-Abkommen vom 27. Februar 1922 und die in Berlin am 18. März 1922 paraphierte französish-deuische Ergänzung zum Wiesbadener Abkommen, die das Bemelmans'sche Sachlieferungsverfahren auf Frankreich ausdehnt.

Die NReparationskommission veröffentlicht Communiqué:

Die Kommission hat die Bildung eines Sa@versländigenans\{Gu}ses bes{Glossen, der Studien machen und der NReparationskommission einen Bericht einreichen foll über die Bedingungen, zu denen die deut\che Regierung eine oder mehrere Anleihen im Auslande aufnehmen föunte, deren Ertrag für den teilroeifen Nückkauf der Neparations\{uld verwendet würde. Es würden zu diesem Zweck be- sonders sahkundige Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern berufen, auch aus solchen, die bei der Neparationskommijsion nicht vertreten feien.

Hierzu bemerkt der „Temps“, daß es sih um einen eng- lischen Plan handle, den die Reparationskommission geprüft habe. Der Aus\{uß, der mit der Prüfung der Anleihefrage beschäftigt sein foll, soll nach dem Blatte aus Vertretern aus den alliierten Ländern, die Delegierte beim Reparationsaus\{huß unterhalten, und aus Vertretern der Staaten zusammengeseßt sein, die während des Krieges neutral waren.

Der Senat seßte gestern die Debatte über das Sonder- budget, dessen Rückzahlung nah dem Friedensvertrag von Versailles Deutschland zusteht, fort.

Laut Bericht des „Wolff\hen Telegravhenbüros“ fagte der Senator Dau set, die Neparationsfommiission habe jüngst eine Entscheidung getroffen, die das Land beruhigt babe; aber {hon er- fläre Deutschland sich nicht in der Lage, den Anordnungen Folge zu leisten. Es verlange neuen Aufs{chub, es protestiere gegen die neuen Steuern, deren Einführung die Reparationsfommission fordere. Es fei ziemlich \{wierig, die f\teuerlihen Lasten abzus{äßen, die den Deutschen augenblicklih aufgebürdet seien. Der Berichterstaiter, Se- nator Bérenger, rief dazwischen: Aber die Negierung von gestern und die Negierung von beute baben festgestellt, daß diese Lasien zwet- odcr dreimal weniger groß; sind als die, welche die Franzosen aufzubringen haben. SenatorDausset fuhr fort: Sehr \{chwere direkte Steuern seien in Deu!schland erlassen. Die Frage sei nur, ob sie eingetrieben werden. (Finanzminister de - Lasteyrie: Das is die ganze Frage!) Eine große Kapitalflucht finde statt, und man könne sicher behauvten, daß die deutsde Negierung dabei mitschuldig sei. Der Garantieausschuß müsse also dafür sorgen, daß die bestehenden Steuern erhoben werden. Deutschland habe das Aussehen der Prosperität, die jeden in Erstaunen setzt, der es besuhe. Es habe seit dem Waffenstillliand ungefähr 10 Milliarden Goldmark bezahlt, aber ein Teil diefer Summe sei tür seine Ernährung aufgewendet worden und bestehe in übertragenen Weiten, so daß im ganzen nur 3983 Mil- lionen Goldmark in die Tasche der Alliierten geflossen seien. Der Senator trat sodann tür die Sachlieferungen ein, verbreitete fch über die Verwendung deutscher Arbeiter und sprach von der internationalen Anleihe, deren Auflegung gleih gefährlih für die französischen Nechte sei. Der Senator Debierre ertlärte, man müsse die Mo- bilisierung der deutshen Schatbons ins Auge fassen, aber diese Operation könne nur Erfolg haben, wenn die Vereinigten Staaten daran feilnebmen würden und: die Mark fteige. Damit die Mark \teige, müsse Deutschland a"fk&en, Papiergeld zu fabrizieren,

folgendes

seine Ausgaben vermindern, feine Steuern erheben, seine landwirk- schaftliche Produktion vermehren, damit es kein Getreide mebr im Ausland zu faufen habe, und die Kapitalflucht verhindern. Das sei das einzige Mittel, durch das es dem Auslande wieder Vertrauen beibringen könne und das ibm gestatte, seine Anleihen auf dem aus- ländishen Markte nnterzubringen. Zu gleiher Zeit müßten auch die Gläubiger Deutschlands seine Produkte auf: nehnen. Auf eine Aufrage des Senators über das Ab- fommen von Wiesbaden erklärte der Minister für die befreiten Ge- biete Reibel, die französishe Negierung sei bereit, alle Zahlungs- mittel anzunehmen. Das Abkommen von Wi=*baden sei als s{wierig in die Praxis umzuseßen befunden worden. ...an habe es vereinfadt und man fasse das Verfahren des Abkommens von Bemelmans ins Auge, um es in das Wiesbadener Abkomu:en einzubeziehen. Das Parlament habe über das Abkommen zu befinden. Es würden Zu- jaßmaßnahmen namentlih hinsihtlih der Zölle notwendig sein, die bis jetzt jede Warenlieferung verhindert hätten und fie aub für die Zukunft verhindern würden, wenn diese Bestimmungen nicht abge- ändert würden. Der nächste Nedner, Senator de Monzie, sagte, man gehe na Genua, wo sicher über die Neparationen ge- \prochen würde. Man könne tatsählich den Wiederaufbauplan Europas nicht ins Auae fassen, ohne das Neparationsproblem in dieses Problem einzuschließen. Die Streitigkeiten über die Politik der Vergangenheit hätten kein Interesse mehr. Die Frage der inter- nationalen Anleibe sei verquickt mit der Währungêreform. A halte den Schlüssel der Währungssanierung der Welt in Händen. Seinen Beistand müsse man anruten. Man müsse den amerikanischen Kaufleuten eine Lösung unterbreiten, die für sie annehmbar jei.

In der Nachmittagsfißung ergriff der Finanzminister de Lasteyrie das Wort. Er erklärte: :

Als die jeyige Regierung ans Nuder gelangt sei, habe sie sich Abkommen gegenüber bekunden, die moralishe Verpflichtungen ge- schaffen hätten, aber keiner unterzeichneten Verpflichtung. Wêit dieter Bemerkung zielte de Lasteyrie auf das Finanzabkommen vom 13. März hin und auf das Verlangen der amerikanisden Regterung nah Nü- erstattung der Beseuzungskosten. Hier sei die einzige Frage, an wen

sih Amerika wenden müsse, an die Alliierten oder an Deutschland.

Was. die Entscheidung der Neparalionskommission tür die Zahs lungen Deutschlands im Jahre 1922 anbetreffe, so handle es sich hier tat\iählich um ein Moratorium, das aber nur unter der Be- dingung einer Kontrolle über die Ausgaben und das Budget Deutich- lands gewährt werde. Man könne sich wundern, daß man dret Sahre Zeit gebrauht habe, um diese Kontrolle aufzurihten angesichts der „tollen“ Auégaben, die Deutichiand mache. Deutsch- land müsse aud den Exodus seiner Kapitalien verbieten. Es falle den Alliierten nit ein, in die Verwaltung des Reiches sich einzumischen, aber die Kontrolle, die man über drei oder vier wesentlihe Punkte verlange, sei unerläßlih. Wenn diese Kontrolle fun!tioniere, könne man vielleiht an die internationale Anleihe denken. Der Ministerpräsitent Poincaré erilärte, die Zustimmung der anderen Nationen dürfe man nicht um den Preis einer Verminderung der Forderung erlangen. Der Finanzminiiter de Lasteyrie sagte weiter, wenn man diefe internationale An- leihe nicht erziele, gebe es andere Formen der Anleihe. Deut) land tônne auf seine Neichtümer und auf seine Tätigkeit als Pfänder kontrahieren. Glaube män etwa nicht, daß dies die Lösung der Frage erleihtere? Franfreih habe. sofort Geld nötig und nur eine deute Anleihe könne ihm das geben. Frankreich könne die Inflation niht vermehren. Man könne auch den französichen Steuerzahlern nit das aushalsen, was den deutschen Steuerzahlern zufalle. Es bleibe also die Anleibe. Er hoffe, daß man dieses Jahr zum leßten Male hierzu seine Zuflucht nehmen müsse. Vie inter- essierten Regierungen müßten die Entsleidungen treffen, die not- wendig tcien, nachdem die NReparationékommission sih über die Ant- wort Deutschlands auf ihre Aufforderung ausgeîsprocen babe. Die Neparationsfrage müsse gelöst werden, b(¿br man an den Wieder- aufbau ECurovas denke.

Hierauf wurde die allgemeine Debatte geschlossen und in die Einzelberatung des Etats eingetreten.

Jn dem Gewerkschaftsblatt „Le Peuple“ veröffentlicht Jouhaux, der aus Deutschland zurüdckgetehrt ist, eine ver- nichtende Kritik der Entscheidung der Reparations- fommission. Er sagt dem „Wolfsshen Telegraphenbüro“ zufolge: E

In den politisen führenden Kreisen in Frankrei herrsche ein vollfommenes Mißverstchen der Probleme hinsichtlih der französisch- deut])chen Beziehungen und der MNeparationsmöglichkeiten. Cs et seltsam, daß die Gefühle und Veberzeugungen der Franzosen, die jenjeits des Nheines leben, denen entgegenge}ett seien, deren Yealisierung die Mehrheit der französishen Politiker verlange. Jn Deutschland roundere man si, welche Unkenntnis der Tatsachen und der sozialen Bedingungen die Neparationsfkfommission auf das Verlangen des franzdü- sischen Delegierten Dubois an den Tag gelegt habe. In Berlin bei- \pieleweise sei es für niemand ein Geheimnis, daß der jeßige franzd- sische Finanzminister in den Unterredungen, die er an den Ufern der Spree hatte, eine viel vernünftigere Sprache gejührt habe, als in den Neden. die er in Paris gehalten habe. Die wirt- schaftli®ße Unkenntnis derer, die das Deutschland aufgezwungene Programm ausgearbeitet hätten, ersheine wahrhatt ungeheuerli. Sie verkennten die überzeugendsten wirtschaftlichen Phänomene ! Man fordere beipie!lêweise von Deutshland 60 Milliarden Steuern mehr. Wisse denn die Reparationsfommission nicht, welcher Unters(ied sich täglich zwischen der Papiermark und der Goldmark zeige? Wenn die Mark weiter falle und das Verlangen der Nepdtrationskommiision habe in unantastbarer Weise daran mit- geholfen —, würden 60 Millionen Goldmark das Erträgnis immer Tleiner machen und das Budgetdefizit würde beträch!lih fteigen. Wenn man die materielle Unmöglichkeit der Neparationen aufweisen wolle, könnte man auch nicht anders vorgehen. Je mehr die Mark falle, desto mehr sei das finanzielle Pfaud der Gläubigerstaaten in Frage gestellt, desto mehr das Ver- langen F1anfreihs nach Reparationen. Wenn man in Deutschland gereist sei, niht nur zum Vergnügen, um den Vorteil auszurechnen, den der Papierfrank gegenüber der Papiermark habe, wisse man, daß finanziell nichts geregelt werden fönne, folange man den Kurs der Mark nicht gehoben habe. Keiner derjenigen, die sich über die augenblicklihe wirtschaftlihe Lage Deutichiands Rechenichaft ablegen, könne ernstlich die Verpflihtung in Zweifel ziehen, daß man der Neichsregierung ein Moratorium gewähren müsse. Keiner derjenigen, die den Stand der Dinge in Deutschland kennen, fönne eine nüßlide und annehmbare Kontrolle außerhalb des sozialistishen Vorschlags einer Beteiligung des Neichs an den Privatunternehmungen finden. Gegen alle diele Tendenzen habe sih die NReparationéfommission auêëge|\p1ochcn. Man habe das Necht, sih zu fragen, ov die anderen alliierten Mächte, die das Pro- gramm von Dubois angenommen hätten, nicht einen doppelten Zweck haben erreihen wollen, nämlich Franfreiß die Verantwortlichkeit für die von den alliierten Ländern aufgestellten unmöglichen Forderungen aufzubürden und deren Unhaltbarkeit aufzuzeigen, um schließlich zu einer normalen und durchführbaren Reparationépolitik zu gelangen.

Rußland.

Am 1. Mai soll die feierliche Vereidigung der Noteñ Armee und der Noten Flotte auf die Arbeiter- und Bauernrepublik und die Negierung stattfinden. Die Abnahnie des Eides ist den Mitgliedern des allrussischen Zentralvollzugs- es und den Vollzugskomitees an den Standorten über: ragen,

Gegenüber ausländishen Pressemeldungen, wonach die Denkschrift der Sachverständigen der Ententestaaten die Bildung von Einflußzonen in Sowjetrußland vorsehen soll, bemerkt eine amtliche Kundgebung: wenn die Entente daran denke, mit E Plänen E Genua ju fommen, könne man den Zw ammenbruch der Konferenz hon jeßt voraussagen.

Amerika.

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antie

Eine andere amtlihe Kundgebung kündigt die ¿erung der Bauernschaft, der Bandes und An cieunternehmungen sowie der Staatsbeamten , ¿-bediensteten an; angesichts der fritischen Lage ünd der fyernden Bevölkerung müßten nebensächliche Bedenken, die er zur Befreiung dieser Kategorien von der 2Zwangs- juerung geführt hätten, wegfallen. Mit Bedauern wird estellt, daß die örtlichen Organe und Behörden mit ge- M Ausnahmen ihre Teilnahmlofigkeit gegeuüber der igkeit der Finanzorgane der Sowjetrepublik bisher noch aufgegeben hätten. Dié Regierung der Fernöstlichen Nepublik hat England und Amerika eine Note gerichtet, in der es h „Wolsfschen Telegraphenbüro“ zufolge heißt: gegen- sutionäre Organisationen des südlichen Küstengebiets mit jogenannten Merkulow-Regierung an der Spitze beab- igten, bei der Räumung von Wladiwostok das dort be- iche Eigentum und die Schiffe der Fernöstlichen Republik ¡mehmen. Diese bitte um die Hilfe Amerikas und Eng- )s, da fie selbst infolge militärpolitisher Umstände und der pesenheit der Japaner im südlichen Küstenaebiet diesem chlag unverantwortlicher Elemente auf das Eigentum der östlichen Republik nicht wehren könne. :

Belgien. Vie die „Agence Belge“ meldet, hat dic Negierung an Yolschafterkonferenz eine Note gerichtet, in der sie behauptet, j den Truppen infolge des Bestehens von unbeseßten jishenraumen (couloirs) zwischen den Brückenköpfen ( henräumen seien die Truppen Die belgische Regierung ersuhe um

ihren drohen. Jn diesen Zwis ¡riffen ausgeseßt. hilfe,

Schweiz. Der Generalsekretär des Völkerbundes SirEricDrummond ¡em 23. März an den Völkerbundsrat und an die einzelnen [glieder des Völkerbundes eine Denkschrift gerichtet über jsellung der Wahllisten für die die künftige Volksabstim- n im Saargebiet. Dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ lge erinnert Sir Eric Drummond daran, daß in der Denk- ift der politischen Parteien des Saargebiets daranf aufmerksam aht wurde, daß jeßt der Zeitpunkt für eine Aufstellung her Listen gekommen sei, weil später eine derartige Arbeit t mehr möglich wäre, da fie dann zu {weren Xrrtümern ren fönne. Die Regierungskommission des Saar- jiets machte dem gegenüber geltend, daß sie feine Ab- mungsfommission sei, und die Aufstellung der Listen nur Grund ausdrüctliher Anweisung des Völkerbundsrates er- n könne. Der Generalsekretär regte nunmehr an, der ferbundsrat möge einen Berichterstaiter ernennen zur Aus- iung von Vorschlägen über die Maßnahmen, die eine Auf- [ing der Listen durch den Völkerbundsrat, dem ja die Leitung [ Volksabstimmung im Saargebiet obliege, gewährleisten nien, Der Völkerbundsrat gab auf der leßten Pariser hung dieser Anregung Folge und ernannte das chinesische alied Wellington Koo zum Berichterstatter mit dem irane, auf der nächsten Tagung des Nates ent)prechende {läge zu unterbreiten. Der Verwaltungsrai des Internationalen jeitsamts wird am 4. April in Rom zusammentreten. [ Veratung sieht unier anderem die Frage der Nevision des les 13 des Friedensvertraos, der die Sagungen des Inlter- malen Arbeitsamts enthält.

Ts\checho-Slowakei.

Fn der qestrîigen Sitzung des Abgeordnetenhauses te der Finanzminister Novaki zu dem Gesetzentwurf, durch der Finanzminister zur Aufnahme von Anleihen in

ischer Währung ermöchtigt wird, laut Meldung [fischen Telegraphenbüros“ folgendes aus: Besetz bilde die Vorauésetzung für eine größere Investitions- müßte eine AussändEanleihe auf- mmen werden, da der heimische Markt nicht in der Laae sei,

Mittel zu gewähren. Der Kredit werde in zwei Teilen Éereben werden, der erste in Höbe von 6 100 000 Pfund. Als seien die Zolleinnahmen und, wenn diese nicht ge- in sollte, der Ertrag des Tabakmouopols angeboten. ; die Anleihen sei bisher eine actprozentige Verzinsung und prozentige Amoriisation des Kapitals vorgesehen. Der Umrech- véfurs betrage nach Abzug des englischen Stempels und aller lagen 90 vH netto. Der Wert werde in auéländiicher Währung ezablt, ebenso würden die Nückzablungen in ausländischer Währung en. Die ans dem Ertrage der Anleihe eingehenden fremden uten würden dem Bankamte zur Stärkung seines Devifenvorrats eben werden, damit es gegebenenfalls auf die Stabilisfierung des menfurics einwirken fönne. D'e Anleihe werde Erleichterung des wischen Geldmarktes, Belebung der Unternebmnungelust und ung der Beschäftigungsmöglichkeit durh staatlihe Jnvestitionen

jen.

Das ( im Auslande. Es

Südslawien. In der vorgestern abgehaltenen Sißung nahm die Sku p- ina ein Gesetz, betreffend die Kreis- und Bezirks- onomie, mit 140 agegen 42 Stimmen an. Gegen die lage stimmten der frühere Handelsminister Spaho und acht nische Mohammedaner, die bisher der Regierungskoalition eôrten.

MNumänien. Die rumänische Delegation für Genua wird si hmmenseßzen aus dem Ministerpräsidenten Joan Bratîdänu, 1 Minister des Aeußern Duca sowie aus mehreren stischen und volkswirtschaftlichhen Sachverständigen. Das Donaustatut und die Konvention über den ichluß Beßarabiens werden der Kammer noch in dieser sion zur Natifizierung vorgelegt werden.

Griechenland.

Die Kammer hat den Wortlaut der Friedens vor- lôge der Alliierten zur Kenntnis genommen und fich quf auf nächsien Freitag vertagt, um der Regierung und | Parteiführern Zeit zu geben, die Vorschläge und. ihre uellen Folgen zu untersuchen. bevor sie in eine Debatte tiber eintreten werde. Der' Ministerpräsident Gunaris le vorgestern abend die Parteisührer zusammenberufen und en die Lage auseinandergeseßt.

Amerika. : i Der amerikanishe Senat hat den Vertrag über die ritime Entwaffnung ohne Vorbehalt und „Abände n mit 74 Stimmen gegen eine angenommen. Lex Vel- h, betreffend Verwendung von U-Boolen und giftigen Gasen,

ide einstimmig ratifiziert.

Kuust und Wissenschaft.

„Die Fellachen DLLLLFFA E war das Thema, das der dänische Ethnograph M. H. Davidsen in einer außer- ordentlichen Märzsißung der Anthropologishen Gesell-

chaft behandelte. Secr Davidsen, ehemals Offigier, ift als rlivatmann zehn Jahre hindurch in Aegypten gewesen; er hat in der Wüste mit den Fellaßen zusammengelebt und konnte dem-

“gemäß die Tradition dies r Stämme und ihre Psyche auf das ge-

nauejte kennen lernen. Prof. Dr. Georg Schweinfurth führte den Forscher ein, indem er mitteilte, wie er Zeuge gewesen sei, als 1914 Davidsen in einer Oase die Lieder und Shwänke der Fellachen diesen vorgetragen habe, wie sich um ihn damals eine begeisterte Schar Zuhörer jeden Alters und Geschlechts gesammelt habe, die dafür bürgte, daß er das echte Empfinden des Stammes getrossen hatte. Darauf sührte Davidsen eine große Anzahl von Lichtbildern vor, die er in Oterägypten im Laufe der Fahre gewonnen hat, und erläuterte an ihnen Leben und Treiben der iFellachhen. Aegypten ist das alte Land der Wunder mit seinen fünftausendjährigen Pyramiden, seinen Obelisken, Sphtnxen und enormen Tempelresten, ein Land, das die Menschen an- aieht und festhält, wenn man erst einmal in “sin Wesen eingedrungen ist. Jn der W ü st e Oberägyprens wohnen noch die Nachkommen der alten Einwohner dcs Landes. Der Vortragende begann mit einer Schilderung der Wüste, die von den Eingeborenen die „rote“, d. h. die lebendige, enannt wird. Sie gleicht dem „roten“ Meere. Auf dem zwischen ssuan und dem Mittelmeere gelegenen Gebiet, das dex Ent- fernung Hamburg—Wien entspriht und im Areal etwa Belgien gleichkommt, leben 12 Millionen Menschen, deren Lebensspender der Nil ist. Die Fellachen, das bedeutet die „Pflüger“, ent- stammen der Wüste, woselbst ein ewiger Sonnenschein herrscht; es regnet in Oberägypten nur zweimal im Jahre, dann aber gehen Wolkenbrüche hernieder. Die Temperaturunterschiede sind dort ctwa 20 Grad im Durchschnitt. Die Sonnenglut bis gzu 60 Grad bringt alle Thermometer zum Springen. Mun fann nun zwischen semitischen und hamitishen Stämmen unter den Beduinen der Wüste unterscheiden; die ersteren, die mehr nah Osten hin wohnen, sind kriegerische Leute, während die Beduinen hamili- hen Stammes friedlich find. Die Wüste ist dem Meere und seinem Gewoge gleih; sie bietet nicht nur Sandwellen in Be- wegung, vielmehr auch solche aus Granit und Basalt, zwischen denen die Beduinen ihre Zelte aus Hiegenhaaren aufschlagen, um sih auf den Oasen der Palmen zu erfreuen. Die Kamele, die lange Zeit ohne Wasser leben können, trinken in folchen Oasen an den Brunnen bis zu 40 Liter Wasser auf Vorrat; sie tragen bis 80 und 100 Kilo Last und legen im Tage etwa 60 bis 100 Kilo- metex Weges zurü. Der Vortragende bot u. a. die Mañäse-Be- duinen semitishen Stammes in Typen und zitierte deren Lieder- texte in arabisher Sprache, die er souvérän beherrsht. Die Lieder handeln von unglüclicher Liebe und vom Kampfe. Man besingt die Liebessehnsucht, nicht die Erfüllung der Liebe; die Wurzel der Liebe muß für den Beouinen mit Tränen beneyt scin. Der Forscher erhielt unter den Eingborenen den Namen Abderrahman Davud, d. h. der „Beliebte“, dem man liebevoll entgegenkfommt. Die Fellachen leben heute noch in der Wüste, wie sie [hon vor Fahr- tausenden gelebt haben, und ihr tägliches Tun kann dem Aegypten- forscher manche Lücke seines Wissens über die alten Aegypter aus- füllen. So geht heute noch dex Vogelfang in der Weise in Aegypten vor si, wie ihn unsere Dokumente vor 4000 Jahren beschreiten; der Brunnenschwengel, die Hake zeigen heute noch die gleiche Form wie im Altertum. Davidsen siedelte sich nah seinem Aufenthalt in der Wüste in einem Dorfe bei Tell el Amarna an. Jn diesem Dorfe, das etwa die Größe des Alexanderplayes hatte, lebten dichtgedrängt 4000 Fellachen, unter denen er sih bald wohl be- fand. Er konnte eine Menge einzelner Züge aus deren Leben mitteilen, so daß nur die gewerbsmäßigen Diebe bei ihnen stehlen, wodurch das Amt des Wächters an Bedeutung gewinnt. Der Esel ist das Boot des Niltals, wie das Kamel das Schiff der Wüste darstellt. Die Bilder zeigten den Bau der Häuser aus Nil- \hlamm oder den von den Frauen der Fellachen aus Eselsmist und Nilshlamm gekneteten Küchenschrank. Typisch für die Fellachen ist die -verhältnismäßige Ehrlichleit der Diebe, die, wie {hon erwähnt, ein förmlihes Handwerk be- treiben. Js jemand bestohlen worden, so macht er dem Führer des Dicbesbundes - dabon Mitteilung; er erhält dann sein Gut, das um den vierten Teil gekürzt wird, auh zurück. Doch steht ihre Sittlichkeit sonst nicht auf hoßer Stufe. Die Fellachen unterscheiden die Menschen nach ihrer Neigung zum Lügen in solche, die ebensoviel Lügen als Wahres sprechen, in solche, die mehr lügen als Wahres sagen, und n solche, die nur lügen; im ganzen sind sie ein heiterer Stamm, und der Gesang bei der Feldarbeit, die sehr schwer für sie ist, carafkterisiert sie gut. Die Frauen sind mit Arbeit belastet. Ein Mädchen von etwa 12 Jahren heiratet, ist mit 25 Fahren schon Großmutter und mit 35 Fahren eine alte Frau. Es herrscht dort noch Kaufehe. Der Vortragende bot in seiner Bilderreihe au Hochzeitsgebräuche dar, sodann die Zeremonien der Nilverehrung beim Fischfang. Der Fellache ist Vegetarier. Neben seinem Brot liebt er namentlich Zwiebeln; Fleishgenuß ist selten, aber im Ramadan wird es genossen. Die Frauen der Fellachen sind kunst- fertige Tövferinnen, sie stellen feuerbeständige Keramik her, eine Art von Schamottegefäßen. Der Schmied ist hochangesehen, er ailt als R«ubermeister, aber auch als fahrender Gesell, der Barbier übt die Funktionen eines Arztes aus. Die Schu!en, die durxh die Regierung seit 40 Jahren begründet worden sind, haben auch die genügsamen Fellachhen aus ihren primitiven Ver- lältnissen zum Teil herausgehoben. Jn liebevollster Art hat der Forïcher mit den Fellachen verkehrt, und sprach zum Schlusse seiner Darlegungen den Dank den Aeghptenforshern Prof. Schweinfurth und Borchert für die Anregungen aus, die er von ihnen für sein Studium empfangen hat. Eine Anzahl junger Aegypter wohnte nt. a dem Vortage kci. Geheimrat Hans Virchow fonnte der Gesellshaft den noch frish erhaltenen Kopf des im Zoologischen (Garten fürzlih verstorbenen weiblihen Schimpansen vorlegen, der hinfihtlih seiner Behaarung bemerkenswert ist wie wegen der an ihm beobachteten Hautfärbung. gt.

Land- und Forstwirtschaft.

Zur Urbarmachung von staatlichen Mooren in den Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein

soll nach einem dem vreußishen Landtag zugegangenen Gesetzentwurfe ein weiterer Betrag von 100 Mil- lionen Mark bereitgestellt werden. Die Größe der domänenfisfkalischen Moore in den Provinzen „Hannover und Scleswig- Holstein beträat, wie in der beiaeaecbenen Begründung mitgeteilt wid, 24 820 ha. Davon find fertig kultiviert 3800 ha, zur Torfgewinnung werden genutzt 3400 ha, und durch Soldatensiedler werden voraus- Gdtlid 2000 ba fultiviert werden, so daß zur Kultivierung 15 620 ha = rd. 15 600 ha übrig bleiben. Nach Verbrauch der durch das Gesetz vom 28 Mai 1913 zur Urbarmachung von s\taatlicben Mooren bewilligten 12 Millionen Mark sind zur Weiterführung der Ful! ivierungéarbeiten auf den Mooren durch das Geseg vom 11. Januar. 1921 noch 17 Millionen Mark zur Verfügung gestellt worden. Auch diese 17 Millionen Mark reien zur Fertigstellung der Kultivierungsarbeiten bei weitem niht aus. Von den im Recl-nunasjabre 1919 entstandenen Kultivierunaskosten konnte nur ein Teil noch aus dem Kredit von 12 Millionen Mark gedeckt werden, wäßrênd rund 2.7 Millionen Mark einstweilen außerplanmäßig veraus- gabt werden mußten, die nach Bewilligung des neuen Kredites von 17 Millionen Mark auf diefen übernommen sind. Ebenso sind die im Necbnungsjahre 1920 bis zur Bewilligung des neuen Kredites ent- tandenen, einslweilen außerplanmäßig verauëgabten Kultivierungs- tosten nacträg!ch auf den neuen Kredit übernommen. Jnege!amt sind von dem neuen Kredit sür die RNehnunasfahre 1919 und 1920 rd. 9,7 Millionen Mark verwendet worden. Die Kultiviernngskosten slellten G infolae des ständigen Steigens der Arbeitsl1öhne und

| Matexialpreise wesentli höher, als ursprünglich angenommen worden

war. Eine Steigerung der Ausgaben wurde au dadur En daß zur Bekämpfung der Arbeitélosigfkeit sowohl in Hannover als a

in Schleswig-Holstein Erwerbélose und Flüchtlinge auf den Mooren beschättigt werden mußten. Der am Schlusse des Nechnungsjahres 1920 verblicbene Bestand des neuen Kredits reiht voraussichtlich {on für tas Rechnungsjahr 1921 nicht mehr aus Es ift daher zur Fortführung und Vollendung der Kultivierunggarbeiten eine no malige Auffüllung des Kredits erforderlih. Vor dem Kriege konnten die Kultivierungsfosten je Hektar mit 890 4 veranschlagt werden. Bei Beantragung des Kredits von 17 Millionen reichten 800 4 je Hektar nicht mehr aus. &83 wurden dreshalb in der An- nahme, daß die wirtschaftlihe Lage \ich während der Anus- führung der Kultivierung wieder bessern werde, 1200 4 je Hektar gerechnet. Die Annahme, daß eine Besserung der wirtschaftlichen Lage bald eintreten werde, hat sh als nit zutreffend erwieïen. Es muß jeßt mit rund 7500 4 Kultivierungskosten ie Hektar gerechnet w: rden. Das ergibt auf eine Flähe von 15600 ha 117 Millionen Mark. Davon geben der zu Beginn des Nechnungsjabres 1921 verbliebene Bestand des Kredits von rund 7 Millionen Mark und ein Betrag von rund 10 Millionen Mark für bereits auf den noch zu kultivierenden Flächen angelegte Wege und Entwässerungsanlagen ab, fo daß noch 100 Millionen Mark erforderlich find, um die Kultivierung ter ck*oore in Hannover und Schleswig-Holstein zu beenden.

Verkehrswesen. Die Einnahmen derNReichsbahn haben dem „W. T. B,"

ufolge betragen : s / (in Millionen Mark) im Güter: aus sonstigen jut- verkehr: Quellen: fammen: im Februar: 307 1040 100 677 3714 267 -+- 370 4-2 674 + 167 120,5 % 257,1 % 167,0 % Avril bis einschließlich Februar: . 4 097 19 563 690 40S 95 834 1 482 33 799 -+ 2 386 4+ 15 271 - 792 —- 18 449 58,2 % 144,6 9% 114,8 % 120,2 % Sn dem Ergebnis kommt der Ausfall an Einnahmen infse!lge des Streiks zum Ausdru.

im Perfonen- u. Gepätverkehr:

1447

4 658

4 3 211i 221,9 %

15 350

Neichsgeseßblatt— Geseßsammlungs3amt. Nah einer Bekanntmachung in Nr. 18 des Neichégeseßblatts erscheint dieies vom 1. April ab in zwei gesonderten Teilen als „Reichegeseyblatt Teil 1“ und „Neichegeseßblatt Teil 11“. Ieder der vei Teile fann vierteljährlich bis auf weiteres zum Preise von 15 s durch die Post bezogen werden. Beide Teile enthalten zu- sammen den ge!amten, nach der Reichsverfassung zu verkfündigenden Gesetzeésioff usw. Während Teil 1 mehr die für die Al- gemeinbeit Bedeutung habenden Gesege enthalten wird, foll Teil IL bestimmte Veröffentlilungen bringen, die erfahrung8gemäß viel Naum einnehmen und auf deren regelmäßigen Bezug zahlreiche Ubnehmer ver;ichten könnten. Grundsäß!ih wird Teil 11 enthalten: íInternationaie Uebereinkommen, vertragliche Abkommen zwischen Reich und Ländern, Veröffentlihungen über Neichéhaushaltêgesege, Orts- flassenverzeidnisse, gewerblihen Rechts\huz, Urbeberrecht, innere Angelegenheiten der Wehrmacht, Ciserbahn- und Schiffabrtverkehr (See- und Binnenschiffahrt), Verwaltung der Neichêwasser- straßen, Angelegenheiten der Kohlen- oder Kaliwirtsha#t und der Reichswirtschaftsstellen (Gesckäftébereih des Reichswirtschafts-= ministeriums), innere Angelegenheiten des Reichstags und des Neichswirtschaftsrats, Angelegenheiten der Reichsbank und ter Privatnotenbanfen. Die Veröffentlihungen des Teils TI werden im Teil 1 nacrihtlich mitgeteilt. Außerdem wird am Jaßhres)chluß zu Teil 1 auch ein Inhaltsverzeihnis über Teil 1! gelietert werden. Das Sacbverzeichnis zu Teil T wird den Inhalt des Teils 1l mit- enthalten. Sofern BVezieber des Teils L, die Teil IT nicht bestellt haben, gewisse Gesete und Verortnungen aus Teil IT benötigen, fönnen sie diese als Einzelnummern durch die Postanstalten oder unmittelbar vom Gesezfsammlungsamt in Berlin NW., Scharnhorst- straße 4, beziehen. Daselbst findet auch werktags ein Barverkauf von s bis 2 Uhr ftatt. Beim Gefeßsammlungéêamt werden fämtlice Neichégesetze sowie die Landeêgeseze für Preußen in der amtlichen Arszabe în einzelnen Nummern und älteren Jahrgängen dauernd auf Lager gehalten und an jedermann noch für verhältniémäßig billige Preise abgegeben. Es fei deshalb empfohlen, u. a. bei Bedarf an Stücken vom NReichsmietengesezs G hieran zu erinnern. Da das Geseyfsammlungs8amt auch Voraus- bestellungen annimmt, dürste es zweckmäßig sein, sich {Gon jetzt für den Bezug der kommenden Steuergeseße nebst deren Mantelgesetz dort vormerken zu lassen.

Bei der Herstellung von Postkarten und Drudck- sahen in Kartenform find bisher die Vorschriften der Postz ordnung, wonah mindestens die rechte Hälste der Aufschriftieite von allen sich nicht auf die Beförderung beziehenden Angaben frei sein muß, häufig unbeachtet geblieben. Lie Angabe des Abjenders gilt nit als Beförderungs8angabe im Sinne dieser Postordnungévorfcbrift und darf daher ebenfalls nicht ganz oder teilweise auf der redten Hälfte der Aufscbrifisecite angebraßt sein. Um den vielfach aus Ver- fenderkreisen geäußerten Wünfchen entgegenzukommen, hat das Feichsvoft» ministerium nachgegeben, daß vorhandene Bestände an Karten mit über die ganze obere Außenseite gedruckten Abfenderangaden aus- nahmsweise noch bis zum 30. September 1922 aufgebraucht werden dürten, sofern die Deutlichkeit der Anschrift sowie die Anbringung der dienstlicen Vermeife im allgemeinen nicht beeinträchtigt ist. Den Versendern und Herstellern von Postkarten und Drucksachen wird dringend empfohlen, bei Neubeschaffungen die Vorschriften der Poft- ordnung genan zu beachten. da vom 1. Oftober 1922 an Karten, die diesen Vorschriften nicht entsprechen, aus betriebsdienftlißen Gründen von der Beförderung ausgeschlossen werden.

Einreise nah Bayern für Ausländer. Die Haupk- auékunftéstelle der Reichszentrale für Deutsche Verkehrêwerbung in Berlin teilt mit: Aureise- und Aufenthaltsgenehmigungen: für Aus» länder zum Besuche der Münchener Festspiele. der Deutschen Ge- werbeshau, der Oberammergauer Passfionsfpiele und des bayerischen Hochlandes (im letzteren Falle nur, wenn München dabei berühit wird) werden gegen vorherige Einsendung der festgeseßten Ge» bühren durch das Amtlihe Bayerishe NReitebüro, offiziele Vertretung für die Oberammergauer Pasfions|viele und Generalvertretung für die Münchener Festspiele, in München, Promenadeplaß 16, vermittelt. Seitens des Gefuchstellers muß an- gegeben werden: Vor- und Familienname, Stand oder Beruf, Geburts- ort und -Datum, augenblicklicher und ständiger Wohnsiß, Dauer des Aufenthalts in Bayern und Angabe der zw befuchenden Orte. Reihs- deutsche und Ausländer, die mit dem Oberammergauer Paifions|piel den Besuch der bayerischen Königés{lößfer verbinden wollen, werten darauf aufmerksam gemacht, daß bierbei die öfterreihisce Grenze überschritten wird. Es is daher empfeblenswert, vor Abreise vom Heimatsort das österreichishe Vifum einzuhoten.

Theater und Musik.

Im Opernhause wird morgen, Freitag, „Die Flede: maus“, mit den Damen von Granfelt, Knepel, Baßt als Gast, Lindemann und den Herren Zimmermann als Gast. Ziegler, Zador, Noës, Stock und Krasa bejeyzt, gegeden. Musikalischer Leiter ist Dr. Carl Bes Anfang 7 Uhr.