1900 / 81 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Apr 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Bemerkungen.

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Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. unkt (.) in den leyten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fe hlt.

Preußischer Landtag.

Herrenhaus. 7. Sißung vom 30. März 1900, 1 Uhr. Nachtrag.

Die Rede, welche bei Berathung des Etats des Mini- steriums der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal- Angelegenheiten nah den Ausführungen des Professors Dr. Slaby über das Berechtigungswesen der höheren Schulen der Minijter der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt gehalten hat, lautete, wie folgt:

Meine Herren! Die große Zahl der verschiedenartigften Fragen auf dem Gebiete des hôßeren Unterrichtêwesens, welhe der geehrte Herr Vorredner zur Sprache gehraht hat, nöthigen mich zu der Bitte, mir troß der vorgerückten Zeit noch eine kurze Bemerkung zu gestatten.

Ich muß zunächft zur Erläuterung der sehr kurzen Ausführung in dem Berichte der Finanz- und Etatskommission des hohen Hauses Folgendes hervorheben. Es wurde die Frage an mih gerichtet, wie die Unterrichtsverwaltung zu den humanistishen Gymnasien stände, und ich habe Folgendes erwidert: Es wären von mir seit mehreren Monaten Verhandlungen eingeleitet worden zur Erörterung der Frage, inwieweit die Erfahrungen, die man seit Erlaß der Normalpläne von 1892 auf dem Gebiet des höheren Schul- wesens gemacht hat, vecwerthet werden können. Ih habe ferner darauf hingewiesen, daß die mittlerweile ins Leben getretenen Reformschulen, die hauptsählih ihre Entstehung in Frank- furt a. M. gefunden haben und seit der Zeit auch an einigen anderen Stellen gegründet worden sind, und ebenso die sogenannten Shulen des Altonaer Systems inwieweit also diese besonderen Einri@tungen für eine etwaige spätere Gestaltung der Pläne für die böheren Unter- rihtsanstalten zu verwerthen seien. Ich habe daran noch die Erklärung geknüpft, daß bei der bevorfteßenbcu Erörterung dieser Fragen, die zunächst einer Begutachtung seitens Sachverständiger unterzogen worden seten, au selbstverständlich das bumanistishe Gymnasium in Erwägung gezogen werden müfse, und daß es niht die Absicht der Unterrichtsverwaltung sei, an den wesenilihen Grundlagen des humaniftisWen Gymnasiums zu rütteln. Jch muß dies zur Erklärung derjenigen Ausfüh- rungen betonen, die nun der Herr Vorredner an die kurze Notiz des vorliegenden Kommissionsberihts angeknüpft hat. Meine Herren, weder nah tem Kommissionsberiht noch na dem- jenigen, was ih soeben auszuführen die Ehre hatte, liegt meiner Auffaffung nach die geringsie Veranlaffung vor, diese Frage in nahen Zusammenhang zu bringen mit den tehnishen Hohßshulen. Das ift ein vollständig anderes Gebiet, welches nur in losem Zusammenhang mit der Frage der Gestaltung des humanistishen Unterrichts steht, und ich glaube auch darin die Ueberzeugung der Herren des hohen Hauses theilen zu können, daß mit aller Fürsorge für die Fortentwick- lung unseres höheren technishen Unterriht8roesens und für die Fort- entwickelung unserer tehnishen Hochschulen immerhin eine Fürsorge für unsere humanistishen Gymnasien sfich wohl vereinbart.

Meine Herren, ih komme nun zu den Aeußerungen des Herrn Vorredners hinsihtlich der Beurtheilung der Frage, welchen Einfluß der Besu von Gymnasiasten auf die iechnisGen Hochschulen übe, und da muß ich dem Herrn Vorredner entgegenhalten, daß im Winter 1898/99 na ciner mir vorliegenden Zusammenstellung von der Zahk von 2425 immatrikulierten Studierenden der Berliner Technischen Hoch- \chule, 647 Hospitanten und 356 sonstigen Zuhörern, also von einer Gesammtzahl von 3428 Studierenden der Hochschule, nur 954 mit dem Reifezeugniß vom Gymnasium Vorlesungen hörten. Dagegen betrug die Zahl der Zuhörer, die aus dem Realgymnasium bervorgegangen find, 733, die aus der Reals@ule 173 und die Zahl derjenigen Schüler, welhe mit dem Zeugniß eines siebenklassigen Schulbesuchs, der sog. Primareife versehen find, 292, An Ausländern mit entsprehenden Zeugnissen ftudierten 273. Nun kommt die große Zahl der Hospitanten hinzu: aus dem Deutshen Reich 618, aus den Auslande 29; es sind also annähernd 700 Hospitanten an der htesigen Technishen Hochschule vorhanden. Die Zahl von 954 spielt jedenfalls in der Hauptsumme der Studierenden der Technishen Hobshule, mit der Hauptsumme von 3428 verglichen, keine fo große Nolle, daß man daraus den SWhluß ziehen könnte, taß gerade die humanistische Gymnasialbildung gewissermaßen êtn Hinderniß für die angemessene Erfüllung der Aufgaben der Lehrer an der TechnisGßen Hochschule und für die Gleichroecthigkeit der Zußörershaft wäre, während diese Gleich- werthigkeit ungleih mehr durch die Immaturi, die Hospitanten und die Ausländer, gestört wird. Der Prozentsaß der Gymnasial- Abiturienten reiht dazu niht aus, und ich vermisse auß den Nach- weis, daß die aus den humanistishen Gymnasien hervorgegangenen Studierenden eine besondere Ershwerung für die Erledigung der den technischen Hochschulen obliegenden Aufgabe gewesen seien.

Die übrigen Fragen, welhe der Herr Vorredner angeschniiten hat, werden anderweitig noch zum Gegenstande der Erörterungen ge- macht werden. Ih möchte nur die Unterrichtsverwaltung gegen den Vorwurf verwahren, als ob bisher eine Politik der Beunrußigung Play gegriffen hätte, und es is doch von dem Herrn Vorredner als Beweis für diese vermeintliße Beuarußigung nur eine ganz vorübergehende Erscheinung angeführt worden. Im übrigen bält die Unterrihtsverwaltung an der Anschauung fest, daß die sogenannten Reformpläne von 1892 eine angemessene Grundlage für die weitere Entwickelung unseres höheren Unterrihtswesens bilden, daß es aber nothwendig ift, bei der Lage der bisher gesar.melt:n Er- fahrungen die Frage, wie vorhin {on erwähnt, dahin zu prüfen, ob nit eine größere Vereinfahung in unserem gesammten Unterricht35- wesen erzielt weiden kann, damit die Spezialanstalten, die sh im Laufe der Zeit gebildet haben, in eine einheitlihe Form geleitet werden können. Auth diese Frage bildet den Gegenstand eingehender Erwägung. Jh glaube aber immer von neuem darauf zurückkommen zu müssen, daß durchaus niht etwa eine Folge jener Reform die Beseitigung der humanistishen Gynnasien oder derjenigen Grundsäße ist, die bisher die Eigenart und den Stolz unseres deutschen Unterrichts gebildet haben. (Bravo!)

Nun noch einige Worte über die Göttinger Vorgänge, die der Herr Vorredner berührt hat. Ich möchte auf dieselben hier nit näher eingehen, ich bin darüber nit so genau unterrihtet. Aber ih habe doch den Eindruck, daß der Herr Vorredner zu weitgehende Konscquenz-n aus den Göltinger Einrichtungen gezogen hat. Wie soll man die Schlußfolgerung rechtfertigen, daß darum, weil dort 10 oder 20 Praftifanten beschäftigt sind, sch daraus cin wissenschaftlihes

Proletariat bilden sol? Das heißt doch eine minimale Zzb! zu allzu großen Konsequenzen aufbauschen,.

Ich schließe mit der Erklärung, daß die Wünsche, die heute der Herr Vorredner geäußert hat, von der Unterrichtsverroaltung dec forg- fältigsten Prüfung fortgesezt unterzogen werden sollen. Aber ih kann zuglei erklären, daß all? die Gesihtäpunkte, welhe heute hier zur Sprache gebracht sind, die Unterrichtsverwaltung auch schon lange beschäftigen. Es ift da3 ja eine sehr schwierige Aufgabe, die der aller- sorgfältigsten und vorsihhtigsien Wägung bedarf, und ich glaube, die Unterrihtsverwaltung handelt richtig, wenn sie dabei vorsichtig in langsamem Tempo und nicht mit Ueberstürzung vorgeht. (Bravo !)

8. Sißung vom 31. März 1900, 10 Uhr.

Ueber den Beginn der Sißung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Das Haus seßt die Berathung des Staatshaushalts- Etats für das Etatsjahr 1900 im Etat des Ministeriums der geistlichen nterrihts- und Medizinal-An- gelegenheiten fort.

Professor Dr. Slaby: Die von mir angeführten Zahlen über die Betheiligung der Gymnasial-Abiturienten bei der Technischen Hochschule in Sbäctotitubura stammen von der Technischen Hochschule felbst. E3 bat mir nichts ferner gelegen, als den Werth der huma- nistishen Bildung herabzuseßen. Nur über die Ueberzahl der huma- niftis@en Gymnasizn habe ih mi beschwert. Zu diesem Zweck habe ih die Aufhebung der Vorrechte der humanistishen Gymnasien be- fürwortet. Leider iff der Unterrichts - Minifter auf diese Frage nicht eingegangen. Welche Absichten hat die Unterrichtsverwaltung in dieser Beziehung sür vie Zukunft ?

T Eee Le Dr. Adidckes- Frankfurt a M.: Die Frank- furter Ntformschule stebt nicht im Widerspruh mit den Bestrebungen nah humanistisWer Bildung. Der Plan ves NReformgymnasiums rührt von Altphilologen her. Man ging davon aus, daß in unseren Gymnasien uit alles so ist, wie man es wünschte. Man klagte über ÜUeberbürdung und ftellte de8halb einen neuen Plan auf. Die erste fremde Unterrihtssprache is nicht die lateinische, sondern die französishe Auf diesem Unterbau seßt in Tertia das Latein ein. Das Reform-Realgymnasium in Altona leistet ebenfalls Hervor- ragendes. Die Erfahrungen in Frankfurt siad noch niht ab- geschlossen, weil bisher noch keine Maturitätsprüfung ftatt- gefunden hat. Die bisherigen Erfahrungen sprechezn abcr für diese Unterriismeihode. Ich bitte die Unterrihtsverwaltung, dasselbe Wohlroollen, 24s sie bisher bewiesen hat, uns fernerhin zu bewahren. Fh bin gar nit dafür, daß diese Reformgymnasien dur stürmisch?-n Gang über das ganze Land verbreitet werden. Es müssen zunächst die Lehrer vorhanden scin, die den nöthigen Glauben für diese Sache haben. In den ersten drei Jahren finden fortwährend Uebertritte von einer Schule in die andere statt. Die Kinder, die Begabung für Latein und einen gelehrien Beruf haben, können \sich mit vollendetem 12. Lebensjahre für cinen sfolGhen entscheiden. Auf diese Weise werden die gelehrten Berufe von einem Ballast befreit, Die Geschißte des gelehrten Unterrichts in Deutschland zeigt, daß fortwährend Schwankungen in den Anforderungen an die Schulen stattgefunden baben. Sobald man einen Schritt nah der modernen Bildung macht, klagt man über die Zurückorängung des Lateinischen und Griechischen, und umgekehrt. Welche Bedeutung bat dein das Griehishe für uns? Die Zuwendung zum Griehenthum im vorigen Jahrhundert bedeutete eine Abkehr vom nationalen Wesen. Wir müssen uns auf das Noth- roendige beschGränken. Diz Kenntniß der griehischen Sprache ist höhstens nothwendig, um in die gri-hish2 Kultur einzudringen. Die bervorragenden Dichter de3 vorigen Jahrhunderts kannten aber kein Griechi. Selbst mein hochverehrter Landsmann Goethe war nicht sehr tief in die griewische Sprache eingedrungen. Die Hauptsache ist doH die Kenntniß der griehishen bildenden Kunst; die Sprahz thut dabei nihts, Wir find alle in den Geist und in die Theorie der Hebräer eingedrungen ohne Kenntniß des Hebräishen. Und wie viele bringen es wirïlich fertig, die Ursprache fließend zu sprechen und zu verstehen? Für das Gros der Minder- begabten ist es niht mehr nothwendig, das GrieHische zu lehren und zu lernen. Ein Bruch mit dem Lateinischen wäre allerdings ver- hängnißvoll, aber darum wünsche ih gerade, daß für das Lateinische und ebenso für das Englishz Play geschaffen wird. Man sagt, die Neal„ymnasien leisten nit soviel im Latein wie die Gymnasien. Es fragt sh, muß ein Ierift Griehish gelernt haben ? Man verlangt heute nur noch eine Nachprüfung, Diese hat aber gar leinen Zweck Wir in Frankfurt haben gebeten, den Zwang, Griechi zu lernen, für die Juristen aufzuheben. Große Krceise sind der Meinung, daß di: Berechtigung aller neunklassizen Schulen dite gleiche sein foll. Noch bess:r wäre es, wenn der obligatorische Unterricht im Griechischen aufgehoten würde. Wir wollen die S(ülec mit einer idealen Lebensganschauuna entlassen. Diese läßt sh aber aub ohne Kenntniß der gciehis{ch2n Sprache erwerben, nit dem Unterricht in Deutsch, Geschichte und mit Hilfe einer lebendigen P:rfönlichkeit. Die bloße Schablone, in die Lehrer und ShŸüler eingezwängt werden, tödtet alles Leben. Die Bildung zur Selbständigkeit, zur Fndividualität ist noth- wendig. Wir leiden heute zu sehr an der Schablone. Jn den meisten Fällen find die Schüler der alten Gymnasien übersättigt, während die Schüler der anderen Anstalten nach ihrem Abgange nun erst ret anfangen zu lernen. J

Profefsor Dr. Reinke-Kiel: Die humanistishen Gymnasi?n sollen eia Gegengewicht gegen den Realismus bilden, welchen wir nur allzu oft in ein ôdes Banaufenthum umfschlagen sehen. Eine andere Frage ift aber, ob die Privilegien der ersteren unter allen Umständen unangetastet bestehen bleiben sollen, obwozl neuere, jüngere Formen der pädazogishen Methodik immer ungestümer Beach'unz fordern. Jeden- falls fönnen die Philologen allein darüber nit entshziden, ob nur die j-bige Gymnasialyorbildung die zur Wahrnehmung des gesammten Staatsdienftes erforderlihe Ausbildung der Lenk- und Verstandes- kräfte gewährt. Es kommt darauf an, ob unsere Jünglinge auch auf den Realgymnafien geistig arbeiten lernen fönnen. Darüber würden vergleihende ftatistishe Erhebungen über die Leistungen der Stu- dierenden der Naturwissenshaften, sowie über die Leistungen dec aus den Gymnasien und aus den Kadettenhäusern hervorgegangenen höheren Offiziere Licht verbreiten. Wun ih auh die Rehte der heutigen humanistishen Gymnasien niht be- schränken will, so trete ih doH andererseits für die Eiweiterung der Berechtigungen der Realgymnasien bezüglih des Universitätsstudiums ein. Der Redner führt dann aus, daß dem Ver- geben des Professors Klein in Göttingen nihts ferner gelegen habe als eine aggressioe Tendenz gegen die Technischen Hochschulen. Man dürfe immerhin nicht vergessen, daß an den Technishen Hochschulen eine etwas andere Luft w:be als an den Universitäten; der letzteren oberstes Gebot sei: Suche Wahrkeit, aber frage nit, was fie nüßt. Die Universitäten seien die Stätten des Jdeali2mus.

Professor Dr. Schmoller: Jh traue mir kein abschließendes Urtheil zu; soweit ih orientiert bin, möchte ih Herrn Adickes zustimmen. Herrn Slaby kann ih aber in vielen Punkten ebenfalls zustimmen. Auch nah meiner Meinung hängt die wirthschaftliße Entwicktelung Deutschlands von dem Fortschritt unserer Technik ab. Wenn er aber binzufügt, daß auh die landwirthschaftlihe Technik an die Technishen Hoschulen angegliedert werden soll, so muß ih dazu ein großes Fragezeihen machen. Die den Universitäten angegliederten landwirth\chaftlichen Institute haben wirklih den Bergleih mit den tehnischen Hochschulen nicht zu sheuen ; ih deute nur auf das landwirthschaftlihe Institut in Halle hin, Ich göane den tebnishen Hochshulen ihre landwirtbhscha\tliden Abtheilungen, aber lassen wir doch die Konkurrenz. Die Angriffe auf Göttingen scheinen auch mir nicht hinlänglich motiviert zu sein. Jh habe mit

zahlreihen Naturforshern mich über die Frage unterhalten; den springenden Punkt hat Hecr Slaby garniht berührt. Die großen Fortischritie der Technik sind herbeigeführt worden von den Vertretern der drei naturwissenshaftlihen Grundwissen- schaften Mathematik, Chemie und Physik; dieie Wissen- shasten müssen wie biéher im Vordergrunde ftehen, und dazu gehört die weitere freie Entwidelung der naturwifsenshaftlihen Ivstitut? der Universitäten. Die großen Efindungen und die großen tehnishen Fortschritte find nur von denen zu machen, die zugleich große Mathematiker, große Pt ysiker, große Chemiker sind. Die deutshe chemische Industrie ift die erste der Welt. Waren nicht Liebig, Hofmann, Baeyer Universitäts-Professoren? Also: freie Bahn für Ale! Es wird die Frage ventiliert, ob man nicht an den deutschen Universitäten technische Fakultäten errichten soll; Straßburg und Breélau sollen dies dringend wün'{en, Wird niht darüber Herr Släby in Entrüstung gerathen ? Meine Ueberzeugung in aller Pädagogik geht dahin, daß wir nicht dur doktrinäre Feststellungen, sondern nur dur praktishe V-rsuche vorwärts kommen. Wir wollen nebeneinander hergehen, demselben Ziele entgegen.

Minister der geistlichen, Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! Die das Gebiet des höheren Unterrihtswesens betreffenden, vielseitigen Ausführungen der Herren Vorredner sind sehr dankenswerth und in hohem Maße beachtenswerth. Aber so beahtens- werth sie auch sind, sie bieten für die ftaatlihe Unterrihtêverwaltung in der Hauptsache nichts Neues. Sie sind sämmtli in den Kreis der Erörterungen gezogen, deren ih gestern in diesem hohen Hause Er- wäßnung zu thun die Ehre hatte und die darauf hinausgehen, daß die wichtigen grundlegenden Fragen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden, inwieweit ein Auétbau dec Reform- pläne von 1890 und 1891 erforberlich is. JIch will das hohe Haus nicht ermüden mit der nochmaligen Ausführung, inwieroeit diese Reform eines weiteren Ausbaues bedarf. J gestatte mir aber noch hervorzuheben, daß, wenn ih gestern der Berechtigungsfrage nit ausdrück.ich Erwähnung gethan habe, dies mit Rücksiht auf die vor- geschrittene Zeit geshehen war, und diese Unterlassung durhaus nicht etwa bedeutea foll, als ob dieses wichtige Gebiet niht in den Kreis der Erörterungen, die bei der ftaatlichen Unterrihtsverwaltung augenblicklich \chweben, gezogen werden würde. Im Gegen- theil, gerade diese Seite der s{chwebenden Verhandlungen bildet einen sehr wichtigen Gegenstand. Ih muß es mir aber umsomehr versagen, hierauf jeßt im einzelnen einzugehen, und namentlih auf die von Herrn Dr. Slaby an mich gerichtete Frage eine nähere Auskunft zu geben, als die preußische Unterrihtsverwaltung auf diesem Gebiet zum theil nicht selbftändige En1schließungen fafsen kann, sondern einzelne Berechtigungsfrogen auh zur Zuständigkeit der Neichsbehörden gehören. Die Versicherung kann ih geben, daß die heutigen Erörterungen im Schoße der Unterrichtsverwaltung einer erneuten und eingehenden Prüfung werden unterzogen werden.

Ober-Bürgermeister Becker-Köln: Für Verbesserungen der Untecrihtswethode kann man sich doch nur aussprehen, wenn im Publikum, vor allem bei den betheiligten Berufs „enossen, einigermaßen eine übereinstimmende Meinung sih gebildet hat. Daran feblt es aber noch gänzlich. In Frankfurt haben \ich hervorrazende Juristen Herrn Adickes angeschlossen, in Essen hat dies ein:n NaŸhklang ge- funden, aber die juristishe Welt im Ganzen steht der Anregung noch fern. Bei den Medizinern hat sh wenigstens auß?rhalb der eigentlichen Fachkreise eine solche Uebereinstimmung herauëgestellt; es scheint, als ob bei den Medizinern selbs mehr Standesinteressen, als Zwecckmäßigkeitsgründe mitsprehen. Ich freu? mi, daß der Kultuse Minister über die Berechtigungen in Verhandlungen eintreten will; abey .eine- übereilte Erledigung der Frage würde die schwersten Nach- theile herbeiführen.

Herzog von Natibor: Die Frage der Errichtung einer tehnishen Hochschule in Breslau ist niht nur für Breslau und für Stlesien, jondern auch füc Preußen und Deutschland von großer Bedeutung, Charlottenburg ift bercits so überfüllt, daß in manhen Fächera, fo im Maschinen%au, ein ordnungsmäßiger Unterricht gar nicht mehr ertheilt werden kann; ebenfo soll es in Hannover bezüglich der Gleftro- technik liegen. Wir bedürfen in Preußen mindestens zwei neuer tet» nisher Hoc)shulen. Ob die in dec Entstehung begriffene technische Hochschule in Danzig dem Bedücfniß Rechnung tragen wird, darf bereits als in vecneinendem Sinne entschieden gelten. Wir brauchen also eine solhe Anftalt, und da is Schlefien zunächst und somit Breslau in Betracht zu zi-hen. Nicht bloß aus Preußen, auh aus Böhmen, Galizien, Russish-Polen werten die Studierenden herbei strömen. Die \{chlesi{ch?2 Industrie wird durch den Rüdckbalt der tehnishen Hochschule nur gewinnen können. Ganz Schlesien hat an dieser neuen technishen Howschule das lebhafteste Intcresse; es sind reichliche Mittel zur Gründung derselben gezeihnet, auch der Provinzial-Landtag hat sie als dringendes Bedücfniß erklärt. Der einzige Grund, der gegen die baldige Ecrichtung ins Feld geführt wird, ist die Gründung einer folhen Hohschule ia Danzig; es ift abzuwarten, wie die dortige Hochschule wirken wird. Wir müssen aber s{chaell vorgehen, weil überall in Deutschland Bestrebungen hervortreten, neue Hochschulen zu errihten; Bayern und Württemberg haben eine dahin gehende Absitt geäußert, heute hôren wir, daß man auch in Straßburg Aehnliches plant. Gehen wir nicht {nell vor, so hat die Industrie allein davon den Schaden. Das andere Haus hat einen empfehlenden Antrag in dieser Be- ziehung angenommen; ih bringe einen gleichen Antrag nicht ein, weil ein Zweifel darüber niht bestehen fann, daß alle Maß- nahmen, die den tehnischen Unterricht zu fördern und dem Osten zu nütz?n bestimmt sind, in diesem Hause ohnehin vollster Theilnahme gewiß sind. Jch bitte nur die Regierung, diese Darlegung wohl- wollend aufzunehmen und die shwebende Ecwägung z1 beschleunigen, Es würde nur der altpreußischen Tradition entsprech:n, wenn in Sghlesizn eine folhe Anftalt err:htet wird.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren! Die von Seiner Durhlauht dem Herzog von Ratibor für die Ecrichtung einer Tehnishen Hochschule in Breslau gemahten Argumente sind fast durchweg seßr wohlbegründet und begegnen, was meine Person betrifft, meiner vollften Sympathie, Jh bitte aber ni@t auße: Acht zu lassen, daß dic Frage, ob eine neue Tehnishe Hohschule innerhalb der preußischen Monarchie errihtet werden foll, ers vor zwei Jahren zu Gunsten von Danzig entschieden ist, und daß die Staatsregierung die Aufgabe hat, zunähst da3 von dem Landtage genehmigte Projekt durh- zuführen, Es wird nunmehr seitens der Regierung einer eingehenden Erwägung bedürfen, ob der Zeitpunkt schon j-t gekommen ift, für Sglesien eine Technische Hochschule zu errihten. Dabei werden die heute in diesem hohen Hause sowie die seiner Zeit im Hause der Abgeordneten dargelegten Gründe einer sorgfältigen Prüfung unter- liegen. Jh kann die Versicherung abgeben, daß die Angelegenheit mit Wohlwollen behandelt werden wind. Sehr ins Gewicht fallea werzen dabei diejenigen Opfer, welhe sowohl die Provinz Schlesien in dankenswerther Weise durch ihre Provinzialvertretung, wie auch einzelne Jnteressentengruppen für die gute Sache zu bringen ih bereit erklärt haben.

Unterrihts- und Medizinal-