1900 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Apr 1900 18:00:01 GMT) scan diff

G R T P, j R 6 F "m E E ger C 0 T, E A E Drr R wre A P Ce ROS

werdén anerkannt werden, wie die nah der diesseitigen Prüfungsordnung vom 12. September 1898 von den preußi- schen Wissenschaftilihen Prüfungskommissionen ausgestellten Prüfungs8zeugnifsse. Ó Berlin, den 30. März 1900. Der Miniîter : der geisllichen, MRIFLLAEE Une FREHInG L ANR I MIEE Studt.

Dem Oberlehrer am Friedrihs-Gymnasfium in Berlin Dr. Johann Wilhelm Adolf Busse und dem Oberlehrer am Friedrihs - Realgymnasium in Berlin Dr. Wilhelm Gustav Hoffmann if der Charakter als Professor ver- lichen worden.

Ober-Rehnungskammer. Der bisherige Kreissekretär Rohkohl aus Oschersleben ist zum Geheimen Registrator bei der Königlichen Ober- Rechnungskammer ernannt worden.

Dis von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 13 der „BVBeseß-Sammlung enthält unter Nr. 10177 das Gesetz, betreffend die Erweiterung des Stadtkreises Stettin, vom 31. März 1900. Berlin W., den 3. April 1900. Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.

BeräanuttmäaGuUna; i betreffend die Immatrikulation an der Königlichen vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg

für das Sommer-Semester 1900.

#2 Dietenigen Herren Studierenden, welhe beabfißhtigen, sich an hiesiger Universität immatrikulieren zu lassen, wollen K in der Zeit a 17. April bis 7: Mai ct auf dem Univ értittatss Sekretariat, Universitäts-Verwaltungsgebäude Zimmer Nr. 7, während der Vormittagsstunden von 9 bis 11 Uhr unter Abgabe ihrer Papiere (Reifezeugniß, Abgangs3izugnisse früher be- suh:er Universitäten und, falls seit dem Abgang von der Schule oder von der letzten Universität mehr als ein Vierteljahr verflofsen ist, polizeilihes Führungs-Atteft) melden. Deuts®&e, wzle ein Matucitätszeugniß niht besißen, haben die für ihre Aufnahme erforderliGße besondere Genebmigung der Immatrikulations-Kommission, und zwar ebenfalls unter Ueberreihung ihrer Papiere im Universitäts-Sekretariat nachzuïuch?en. Ausländern kann das Vorkegen eines Reifezeugnisses erlassen werden.

Später eintreffende Studierende haben ibre Anmeldung zur Immatrikulation fofort nah ihrer Ankunft in Halle vor- zunehmen.

Halle a. S, den 29. März 1900.

Der Rektor der Königlichen vereinigten Friedris-Universität Halle-Wittenberg. Loening.

Die Personal-Veränderungen in der Armee befinden sich in der Ersten Beilage.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

VLEUNEN. Berlin, 4 ApPUil

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und empfingen hierauf den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten Dr. Studt, den General-Direktor der König- lihen Museen, Wirklihen Geheimen Rath Or. Schöne und den Geheimen Baurath Dr. Meydenbauer zu gemeinsamem Vortrage.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die ver- einigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sißungen.

__ Die eisenbahnfahwissenschaftlichen Vorlesungen finden im Sommer-Halbjahr 1900 in folgender Weise statt:

In Berlin werden in Räumen der Universität Vor- lesungen über die Nationalökonomie der Eisenbahnen, ins- besondere das Tarifwesen, und über den Betrieb der Eisen- bahnen gehalten werden. Das Nähere, namentlich auch be- üglih der Anmeldung zu den Vorlesungen ist aus dem An- Fblag in der Universität ersichtlich.

In Breslau erftrecken sich die Vorlesungen auf Eisen- bahnreht und auf geologishe Technologie, in Köln auf Eisenbahn-Betriebslehre.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hansa“, Kommandant: Kapitän zur See von Usedom, mit dem ire Admiral des Kreuzer - Geshwaders, Kontre - Admiral

rige an Bord, gestern von Tsingtau nah Wusung in See gegangen.

Oefterreich-Ungarn,

Im ungarischen Unterhause erklärte gestern der Handels-Minister von Hegedues in Beantwortung einer nterpellation über Unterschleife bei der Kaschau - Oder- berger Bahn, daß dieselben fich auf 101309 Fl. be- liefen; doch dürfte, da eine theilweise Schadloshaltung aus vem beshlagnahmten Vermögen der schuldigen Beamten in Ausficht stehe, der wirklihe Schaden niht mehr als 36 000 Fl. E Nach Entdeckung der Betrügereien, welhe bis 1891 urückreihten, seien die Kontrolmgßregeln verschärft worden,

odaß künftig ähnlihe Vorkommnisse ausgeschlossen seien, Das

Haus nahm ‘die Erklärung des Ministers zur Kenntniß und vertagte stch sodann bis zum 24. April.

Großbritannien und JFrland.

Das Unterhaus verwarf, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern mit 155 gegen 72 Stimmen einen Antrag Wedder- burn's auf Einleitung einer eingehenden A über die Ursachen der Hungersnoth in Jndien und über die besten Präventiv- maßregeln gegen eine zukünftige Hungersnoth. Das Haus nahm dagegen einen Antrag Mac Jver's an, in welchem es sein tiefstes Mitgefühl mit den Leiden Jndiens ausspricht und es der Regierung überläßt, jede Abänderung der Grundbesißverhält- nisse und des Jndustriesystems vorzunehmen, durch welche die Folgen der Hungersnoth und der Pest gemildert werden föonnten. Fowler sprah sich im weiteren Verlaufe der De- batte über das Vorgehen der Regierung lobend aus, bekämpfte die beantragte Untersuhung, trat aber für die Beihilfe des Reichs ein in Anerkennung der legthin von Jndien bewiesenen Anhänglichkeit dem Reiche gegenüber. Der Staatssekretär für Indien Lord Hamilton gab zu, daß die jeßige Hungers- noth“ die shwerste sei, von ‘der Jndien im [leßten Jahrhundert heimgesucht worden sei, doch sei, dank den von der Regierung getroffenen Vorkehrungen, die Sterb: lichkeit geringer gewejen als in früheren Fällen. Durch die Ausdehnung des Eisenbahnnez-s seien die Nahrungs: mittel billiger geworden, durch Nothstandsarbeiten sei 5 Millionen Menschen Arbeit verschafft worden. Das System der Landbanken sei für Jndien eine ausgezeihaete Sache. Es würde gut sein, wenn das Vorschußsystem füc die Acker- bauer ctwas erweitert werden fönnte. Die indishe Regierung werde das Eisenbahnneg weiter ausdehnen, ebenso die Be- wässerung des Landes weiter verfolgen und alles Mögliche thun, um die Beschäftigung der Bevölkerung mannigfaltiger zu gestalten. Hedderwick (liberai) brachte eine Resolution ein, in welcher erflärt wird, daß eine direkte Vertretung der Kolonien im Reichs-Parlament im Jnteresse des Reichs wünschenswerth sei. Trevelyan (liberal) unterstüßte den Antrag. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain ergriff hierauf das Wort und führte aus:

Wenn das Ziel des Antrags dahin gebe, die Union zwishen den Kolonien und Großbritannien enger zu gestaitea, so würde dieser keinen wärmzren Befürworter finden köanen als ihn selbst; er bezweiflz abec, daß dieses Ziel durH bloß theoretishe Resolutionen bei einer so sehr verwidelten Frage gefördert werde. Ein- folhz Aenderung müsse wie alle weittrazgenden Aenderungen allmählih und mit völliger Zustimmung dzr Kolonien erfolgen. Den an- erkennenden Worten, welhe Hedderwick für die Kolonien gehabt habe, schließe - er fiŸ an,’ diefer habe aber unrehti, wenn er sage, die Kolonien seien dem Rufe Großbritanniens gefolgt. Groß- britannien habe fkzinen Nnf an die Kolonien erlassen, diese Lätten ihren Beistand freiwillig angeboten, und Großbritannien hahe ibn freudig angznommen. Wenn die Hilfeleistung und die Opfer der Kolonien jeyt schon so groß gewesen seien, so würden ihre Leistungen, wenn SBroßbritannien in irgend wzlhen Zeiten der Bedrängniß oder in Fällen von ernfter Schwierigkeit an sie appellieren würde, noch unentlich viel größer sein, als fie visher gewesen seien. Wz2nn anderer- seits die Kolonien mit irgend einzr Bitte an das Mutterland heran- treten sollten, so sei es unzweifelhaft sicher, daß ihre Bitte vom britisWen Parlament in günstigem Sinne in Erwägung gezogen werden würde. Aber hätten fi? denn jemals einen Wunsch nat einer Aenderung thres Verbältniss-s zum Mutterlande gzäußert, wie fie der Antrag bezwecke? Bisher habe kein? Kolonie bestimmte Vorschläge füc eizen folhen W:chfel gemaht. So sehr er daber au mit dem Ziele des Antrags einverstanden sei, so sei er doŸ davon übeczzugt, daß nichi8s der Erreihung dieses Zieles mehre im Wege sein würde, als eine verfrühte Erörterung der Details. Sowiit die Kolonizn selbst geneigt seien, auf einen engeren Zusammenschluß hinzuarbeiten, werde Großbritannien bereit sein, ihnen auf diesem Wege zu folgen, es sei aber, wenn man die außerordentliche Schwierigkeit dieser Frage ins Auge fasse, die Zeit noch nicht gz- kommen, wo Großbritannien den Kolonien die Form vorlegen könne, wzlche diz ReiHseinbeit haben solle. Der Antrag Hedderwick's set in einer Hinsicht zu unbestimmt, in der anderen zu bestimmt gehalten; er schlage keinen bestimmtzn Plan vor, lege das Haus aber auf diz parlamentarisch: Vertretung fes und {ließe die Föôderation aus. Die Kolonien würden niemals dem zu- stimmen, daß sie im Austausch füc eine Vertretung im Reihs- Parlament ihre gegenwärtige Unabbängigkeit aufgzben und unter dem Zwange stehen follten, im K:iege Großbritannien Beistand zu leisten, und daß sie der britishen Bestzuerung unterliegen sollten. Außerdem, wie könne Großbritannien, wenn ihm nicht gestattet sei, sh in die heimathlih:-n Angelegenheiten der Kolonien einzumishen, sich darein fügen, daß die Kolonicen sch mit seinen Angelegen- beiten befassza folltea? Die Vertreter der Kolonien würden bei Ab- ftimmunzen im Parlament die Entscheidung herbeiführen köanen. Gr frage, ob dicjznigen, w:lche dea Antrag Hedderwick unter- stüßten, auch tedaßt hätten. was die Folge der Einführung einer so großen Zabl von Kolonialvertretecn in das british2 Parla- ment für die Staate finanzzn fein werde. Im Anschluß hieran möchte er bemerken, daß er niemals, wie so oft gesagt werde, zu einem Reich3- zollverein gerathen habe. Er habe nur dargelegt, daß, wenn irgend eine Art Finanzabkommen mit den Kolonien abgeschlossen werden sollte, die einzige Focm, welche seiner Arsiht nah einigermaßen günstiz an- geszhen werden könne, ein Reichszollvezein sei, in welch:m zwiscen den einzelnen Theilen des Reichs Freihandel bestehe, während im Verkehr mit dem Auslande Zölle zu erheben seien.

Trevelyan sprach sodann die Ansicht aus, den Kolonien jolle in folonialen Angelegenyeiten eine berathende Stimme zugebilligt werden, aber es werde auch in diesem Falle der Sache besser dur eine besondere Delegation gediezt werden, wie beispielsweise bzi der Bill über den australishen Staaten- bund. Das Haus möge daher nichts thun, was nah Vor- schriften oder Direktiven für die Kolonien aussehe, sondern lieber deren Junitiative abwarten. Er {lage daher die Zurückziehung des Antrags vor. Hedderwidck zog darauf seinen Antrag zurück, und das Haus ließ den Gegen- stand fallen.

F

Frankreich.

Der Senat berieth gestern über das Budget des Mini- steriums des Aeußern. Graf d’Aunay brachte die Haltung Großbritanniens in der Angelegenheit der Konzession in Shanghai, die Fashoda-Affaire und die egyptishe Frage zur Sprache und fügte hinzu, die Haltung Großbritanniens scheine seit dem Transvaalkriege entgegenkommender geworden zu sein. Es werde opportun sein, dies zu benugen, um gewisse Verhand- lungen wieder aufzunehmen , zu dem Zw-ccke, die beiden Nationen einander näher zu bringen. Hierauf erwiderte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Minister des Aeußern Delcassé:

Ih werde dem Grafen d’Aunay nur kurz antworten. Graf d’Aunay hat anerkannt, taß unsere Bestrebungen in China nit un- fruchtbar gewesen find. Jch bin immer bereit, das Parlament an der eigentlihen Politik theilnehmen zu lassen, und werde hon morgen ein nexes GBelbbuch veröffentliwen. Graf o’Aunay hat unsere Beziehungen zu Großbritannien erwähnt und gefagt, er glaube, die beiden Mächte seicn befugt, bei der zu lôöfenden Fcage ihre Rechte und ibre Würde in Betracht zu ziehen. Jh will hier niht von läherlihen Drohungen

spreZen; die Zit ist noch niht gekommen, über dfe Ereignisse von

1898 die volle Wahrheit zu sagen; aber weder die Regierung noch Frankreih hat von der VeröffentliGung derselben etwaz zu fürchten; die Geshihte wird das leßte Wort sprechezn. Alles, was ih sagen kann, ift, daß die Regierung zu jener Zeit \ih des Mißverhältnisses zwishzn dem zu erreiwenden Ziel und den zur Erreichung des Zieles nöthizen Anftrengungen bewußt war. Der 1899 atg-s{chlofsexe Vertrag hat uns bedeutendz Vortheil?2 ge bracht, die von niemand beftciiten werden fönnean. Seitdem haven wir wichtige auswärtige Frazen 1 erörtern gehabt; der mit den Vereinizten Staat-n abze!chiofe{ne Handelsvertrag ift vortheilhaft für unsere Industrie und unsere Landwirthschaft. Die Verhandlungen über die Koazession bei Shanghzi Haben zur Anerkenaung unserer R-chte geführt. Der Zwischenfall auf den Antillen ist zu unferer Befriedigung gereg?lt worden. In Afrika be ginnen wic in methodische: Weise unsere Herrschaft auszudehnen. In Ggyvten find wir zu einer Ecnezeruag des Geseges Über die ge- mishten Geriht36öfe gelangt. Diese Ergebnisse siad, wie au vom Ausland anerkannt wird, au83gezeihnet; in Frankreih bestreitet man es aber, weil man das Kabinet itüczen will, solite auÿ das Land dabei in Mitleidenshaft gezogen wzrden. Sie haben die gehäisizen Angriffe geseh-n, die gegen unsere auswirctize Politik gerihtet wocden sind; wie Tartuffe die Maske der Tug?nd, so hat eiae Partei die Maske des Patriotismus vorgenommen. Ste wird aber eb:nfowznig, wie Tartuffe, zum Ziele gelanzeu, und das Land wird sich in setner Arbeit niht stören lassen. Frankreich if eine euro- pâische- Großmacht und ift wieder eine Kolonial:naht geworden. In legterer Hinsit ist unsere Ausdehnung mit wunderbarer Schnelligkeit vor si gegangen, jeßt aber müssen die Reith- téümer ker neue: Kolonien mit dem Kapital des alten Frank- reh ausgenußt werden. Von dzn Mädten, die sib ehemals die Vorherrschaft streitig mz2cht:n, find die einen gewachsen, die anderen, die jünger find, bestreben H, an die Spig? zu kommen. Wir müssen kämvfen und mannbaft? Benerationen herandbilden ; unsere wirthshaftliwe Organifatioz muß weitec entwick2lt werden; durch in- telligente Arbeiten muß erreiht werden, daß Frankrei die große Straße der W.lt bleibt; unsere Flotte muß wieder die Stärke er- reihea, die nôthig ist. Jh würde mi alücklich schäßen, wenn der Senat mit mir darin übereinstimmt, daß solch2 Erwägungen bei den Erörterungen über die auëwäriige Politik nit unangebra4t waren.

In der Deputirtenkammer beantragte, gelegentlih einer weiteren Kreditforderung seitens der Regierung für die Weltausstellung, der Deputirte Chapuis, die Er- öffnung der Ausstellung zu vertagen, da die Arbeiten noch nicht beendigt jeien. Der Handels-Minister Millerand er- widerte, daß die Arbeiten sehr weit vorgeschritten jeien und daß die Ausstellung an dem für die Eröffnung festgeseßten Tage fertig sein werde. Der Antrag Chapuis wurde hierauf et 357 gegen 52 Stimmen abgelehnt und die Kreditforderung ewilliat.

Bei einem Frühstück, welhches Vertreter der Pariser Kaufs mannschaft zu Ehren des General-Gouverneurs von Algerien Laferrière veranstaltet hatten, hielt der leßtere eine Rede über die auêwärtige Politik Algeriens, in welher er aus- führte, diese Politik sei vor allem loyal. Man habe die Verträge geachtet, welhe im Westen Algeriens be- ständen, wie man dieselben stets achten werde. - Aber man müsse auch der Kenvention im Süden Achtung zu ver- schaffen suchen, der zufolge die Dase Tuat algerishes Besißz- thum sei. Dieser Besi sei angefohten worden. Das Hinter- land Algeriens und die Straße nah dem Sudan seicn bedroht gew-:sen. Man habe handeln müßen, und jeßt dürfte die algerishe Koionne Jgli bereits erreiht haben.

JFtalien.

In der gestrigea Sizung der Deputirtenkammer ließ, wie „W. T. B.“ meldet, der Vize-Präsident Palberti zu- nächst das Protokoll der vorgestrigen Sißung verlesen. Hierauf erklärte der Deputirte Zanardelli im Namen der Linken, daß dieselbe die gestrige Verhandlung und jene vom leßten Donnerstag für ungeseßlich und nichtig ansehe und daß sie niht bei der Verlegung der Rechie der Minder- heit mitwirken wolle, welhe durch Annahme der abgeänderten Geschäftsordnung erfolgen würde. Die Linke werde daher den Saal verlaßsen, und er hoffe, daß dieser Ent- {luß eine friedlihe Gestaltung der Lage herbeiführen werde. Der Deputirte Pantano gab eine ähnlihe2 Ecfklärung, aber in viel shärferer Form, ab; er betonte, die äußer}te Linke werde niemals eine Abstimmung über die Aenderung der Geschäftsordnung als legal ansehen und sich der An- wendung derselben stets wiedersezen. Sodann verließen die Linke und die äußerste Linke den Saal, die lehtere mit dem Rufe: „Es lebe die Constituante!“ Der Präsident Colombo betrat hierauf den Saal und übernahm das Präsidium mit einer Rede, in welher er für seine Wiederwahl dankte, welhe die schönste Entschädigung für die bitteren Augen- blie der leßten Zeit darstele, und das Haus zur Ein- traht ermahnte. Der Deputirte Sonnino erkiärte im Namen der Mehrheit, daß diese die Abstimmung vom 23. März für gültig erahte. Hierauf nahm das Haus ein- stimmig die vom Ausschusse beantragten Aenderungen der Geschäftsordnung an und vertagte sich sodann bis zum 15. Mai. Mit einem von dem Präsidenten Colombo aus- gebrachten und von der Kammer mit begeistertem Beifall auf- genommenen Hoch auf den König wurde die Sigung gcschlossen.

In dem nächsten Konsistorium nah Ostern wird, dem „W. T. B.“ zufolge, dec Papst den Präfekten der Vatika- nishen Gebäude, Monsignore della Volpe, die Monsignori Tripepi und Gennari, sowie den päpstlihen Nuntius in Wien, Monsignore Taliani zu Kardinälen ernennen.

Spanien. Die Cortes sind gestern bis zum 15. Mai vertagt worden.

Portugal. B

Aus Lissabon meldet das „Reuter’she Bureau“, daß

der Minister des Auswärtigen in der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer erklärt habe, die Beförzerung von britischen Soldaten und Kriegsmaterial mit der Eisenbahn auf portugiesishem Gebiet zwishen Beira und Umtali sei seitens Großbritanniens nachgesucht und von Por- tugal zugestanden worden. Großbritannien habe von diesem in den Staatsverträgen anerkannten Rechte Gebrauch gemacht. Der gegenwärtige Krieg hebe diese vor dem Kriege abge- \yzlossenen Verträge niht auf. Portugal habe loyaler Weise seinen Entschluß der Regierung der Stasritanis@en Republik mitgetheilt und sei vollfommen forrekt den ihm obliegenden Neutralitätspflihten nachaefommen; und alle, welche von“ der gedahten Angelegenheit Kenntniß haben müßten, seien darüber verständigt worden. Der Minister beendete seine Rede mit der Verficherung, er wolle sich nit niedérséßen, ohne in feierlichster Weise ju erklären, daß die roßbritannishe Regierung mit Portugal Beziehungen unter- alte, deren Herzlihkeit und Loyalität niht übertroffen werden fönnten. Moge es Gott gefallen, daß diese Beziehungen für immer so blieben.

Niederlande.

er Zweiten Kammer widerseßten sh, wie dem MW L D L wird, gestern mehrere Deputirte der Berathung des Gesegentwurfs, durch welchen die inter- nationale Schiedsg erihtskonvention gutgeheißen wird. Dieselben erklärten, die Konvention sei nachtheilig für die südafrikanischen Republiken und ohne irgend welhen Nuzen. Der Deputirte Veegens betonte, sein Antrag habe nur den Zweck im Auge gehabt, die Regierung zu zwingen, Erklärungen äber die Verhandlungen abzugeben, welhe der Friedens- fonfzrenz vorangegangen seien. Der Minister des Auswärtigen de Beaufort erwidert, Gründe dec Staatsraison verbôten augenblicklih die Abgabe von Erklärungen, selbst in einem Aus- usse. Der die Vertagung verlangende Antcag wurde darauf zurückgezogen und die Berathung der Konvention fortgeseßt. Der Erste Delegirte der Niederlande auf der Haager Friedensfonferenz van Karnebeek erklärte, feine der Signatarmächte habe daran gedacht, daß die Unter- zeichnung die Wirkung haben könne, die Suzeränetät Groß- britariniens in Transvaal ohne weiteres anzuerkennen. Der Minister des Auswärtigen de Beaufort vertheidigte energisch die internationale Schiedsgerichiskonvention als einen Schritt auf dem Wege des allgemeinen Fortschritts. Die Konvention wurde hierauf mit 65 gegen 20 Stimmen genehmigt.

Türkei.

Zum Kommandanten und Mutessarif von Jpek ist, wie amtlich bekannt gemacht wird, der Kommandeur des 17. Regiments in Uesküb Salih unter Beförderung zum Brigade-General ernannt worden.

Bulgarien.

Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Sofia meldet, ist der Fürst Ferdinand von dort abgereist. Jn der Proklamation, durch welhe der Ministerrath mit der Regentschaft betraut wird, heißt es, der Fürst begebe si in das Ausland. Dem Journal „Narodni Prava“ zufolge begiebt sich der Fürst zum Besuche seiner Familie nah San Nemo.

Amerika.

Der Admiral Dewey hat, wie „W. T. B.“ aus New York meldet, einem Berichterstaiter der „World“ erklärt, er sei geneigt, fich als Präsidentschafts-Kandidat aufstellen zu lassen.

Die städtishen Wahlen in den südlichen und west- lihen Staaten weisen einen bemerkenswertzyen Gewinn für die Nepublikaner auf, namentlich in Nebraska.

Afien.

Wie „W. T. B.“ aus Peking berichtet, sind die Mit: glieder des Tsung-li-Yamen Kueih'un und Yü-anschang zu Graun in London bezw. in St. Petersburg ernannt worden.

Aus Hongkong erfährt das „Reuter'she Bureau“, daß das britishe Kanonenboot „Tweed“ und das Torpedo- boot Nr. 38 den Befehl erhalten hätten, sobald als möglich Streifzüge auf dem - Westflusse zu machen.

Afrika.

Nah einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Massowah vom gestrigen Tage ist der Kommandant der britischen Truppen in Egypten, Generalmajor Talbot dort eingetroffen, um mit dem Zivil - Gouverneur der ery- thräishen Kolonie Martini über Angelegenheiten, betreffend die gegenseitigen Beziehungen zwishen Erythräa und dem Sudan, zu berathen.

Der Feldmarschall Lord Noberts meldet aus Bloem- fontein vom 2. d. M,., Abends: Obwohl seit mciner leßten Depesche kein neuer Zusammenstoß stattgefunden hat, sind unsere Truppen doch beständig in Fühlung mit dem Feinde geblieben.

Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Bushmanskop

vom 2. d. M., daß die Buren die Wasserwerke noch beseßt hielten. Die britishe Artillerie habz2 am Sonntag Nachmittag diese Stellking beschossen. Als der Fzind das Feuer erwiderte, habe sih das Shropshire-Regiment in Marsch gescßt, um die britische Artillerie, die nunmehr von dem Gros aus voragerückt jei, zu decken. Es heiße, daß kleine Abtheilungen von Buren nah Süden und Osten marschierten. Bei den G-:fechten in der Nähe der Bloemfonteiner Wasserwerke seien 3 Offiziere getödtet und 14 verwandet worden, 3 Offiziere würden vermißt. _ Das „N:w York Journal“ vom 3. d. M. veröffentlicht ein Telegramm aus Bushmanskop, in welhem gemeldet wird, daß der Hauptmann Reichmann, welher die Buren in den Hinterhalt bei Hornspruit geführt haben solle, Haupt- mann 1m Heere der Vereinigten Staaten sei, der die Buren- truppen als amerifanisher Militär - Attaché begleitet habe. Einem Telegramm derselben Zeitung aus Washington zu- folge, hält das dortige Kriegsamt die obige Meldung für un- alaubhaft, obgleih das Krieg3amt in leßter Zeit nihts von Reichmann gehört habe.

Wie die Londoner Blätter aus Kapstadt vom gestrigen Tage melden, ist ein Transportschiff mit dem General Cronzje, dem Obersten Shiel und tausend gefangenen Buren nah St. Helena in See gegangen. Laoy Roberts ist gestern in Kapstadt eingetroffen. Der Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner ist von Bloemfontein nah Kapstadt zurückgekehrt.

n einem Trans der „Times“ ays Lourenco Marques vom 2. d. M. wird berichtet: Dem Vernehmen nah seien alle Nandminen Transvaals am Donnerstag geschlossen worden. Die dort beschäftigten Arbeiter und au die übrigen Engländer in anderen Theilen der Republik, einshließlih der englishen Bankbezmten, würden in Massen ausgewiesen.

Mit Bezug auf die Veröffentlihung des „Petit Bleu“ über den Aufstand der Bundja- Neger, welcher durch Ge- waltthätigkeiten veranlaßt sein solle, die durch Beamte der Ant- werpener Plantagengesellhaft begangen worden seien (siehe die gestrige Nr. d. Bl. unter den na Schluß der Redaktion eingetroffenen De-pesch:n), theilt, wie „W. T. B.“ aus Brüssel erfährt, die Regierung des Unabhängigen Congoftaats mit, daß mit dem Dampfer „Philippe-- Due ein Bericht des General-Gouverneurs vom ongo c E sei. Nah demselben habe der hrer des Postens, welhen der Congostaat bei den

undjas unterhalte, am 16. Januar bei dem Befehlshaber tas agers von Umangi Hilfe verlangt. terer sei Fo sofort in Begleitung eines Leutnants mit 200 Mann nach er von den Bundjas angegriffenen Faktorei Yambata weiter-

marschiert. Dort seien die Verstärkungen am 27. Januar Abends erade in dem Augenblick eingetroffen, als die Garnison einen lharfen Angriff der Bundjas, denen sie niht lange mehr häite iderstand leisten können, zurückgeshlagen habe. Dem Bericht des General-Gouverneurs zufolge sei der Aufstand, obwohl es sich um den als besonders wild bekannten Stamm der Tao handele, niht als sehr ernst anzusehen, jedoch habe der General - Gouverneur sofort eine Untersuhung der Ursachen des n Gua eingeleitet, um etwaige Schuldige zur Strafe zu zichen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Lb tet, Oertel, Mitglied des Neichs- tages für den 1. mittelfränkishen Wahlkreis (Nürn- berg, Soz.), ift, wie „W. T. B.“ melèct, heute Vormittag in Nürnberg gestorben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Förderung gemeinnüßiger Zwecke durch die VeefiSerunäbu alten

Bei der Berathung über den § 129 des Fnaliditäts- und Aflters- versicherung8geseßes im Jahre 1839 wurde im ReiBstage die AnsiŸt au8gevroWen und von diesem gebilligt, man müsse den Paragraphen so fassea, daß er den Versicherungsanstalten die Möglichkeit gebe, ihre Gelder au in dem Bau von Arbeiterwobnungen anzulegen. Durch dies? Anregung wurde die Anlage der Versiherungskapitalien auf soziale Bahnen gewiesen, Wenn nun auch hbauptsächlih zum Bau von Häusern mit kleinen Wohnungen Gelder zur Berfügung gestellt worden sind, so hat doH eine ganz? Reihe anderer gemeinnüßiger Unternehmungen ebenfalls erheblihen Nußen aus diefer Gesetzes- bestimmung gezogen.

Bis zum 31. Dezember 1899 hatten die 31 in Beira§t fommenden Anstalten nah dem neuesten Ge’häftsberiht des Reihz- Versicherungsamts im Ganzen nit weniger als 133 729 566 46 für gemeinnügige Zwecke ausgeliehen, davon 11,5 Millionen Mark sogar unter Uebershreitung der Mündelsicherbeit. Das Jahr 1899 weist allein derartige Kreditgewäßrungen von 48 836 949 .( auf. Es wurden bi8her in8gesammt verausgabt für den Bau von Arbeiterwobnungen 92 036 115 Æ, zur Befrietigung des landwirthihaftlihen Kredit- bedürfnisses (HypotLe?en, Kleinbahnen, Land- und Wegeverbzfserungen, Hebung der Viebzut 2c) 45 271 688 Æ, für den Bau von Krankzn- und Genesungshäusern, Volksheilstättez, Herbergen zur Heimatb, Arbeiterkolonien, Volksbädern, Blindenßeimen, Kleinkinders{ulen, Schlachtbäusern, für Wasserleitungen, Kanalisationsanlagen, füc Spar- und Konsumvereine 2c. 36421 782 4 Mit Aus3nahme der Versiherungs8anstalt von Elsaß-Lothringen hat jede der Versiherungs- anftalten für dergleihen Zwecke Mitte] flüssig gemwaht. Der Bau von Arbeiterwohnuagen wird zwar. vos der niederbayzcishen, odb-r- vfälzishen, mecklenburgishen, oftpreußisch:n und {hl si!@en An- stalt bish2r noch nit unterstügt. doch schzint dies zum theil daran zu liegen, daß feine Na{Gfrage nah solchen Dar- leben war; für Shlesien war jz. B. die Hergabe von 200 000 Æ in Aussicht g:nommen worden, Von verschiedenen Ver- ficherungsanftalten itebzn in nähfter Zeit weitere Beleibunzen bévor, so seitens der Berliner 600 600 #, ter posener 200000 Æ, der westfälishen 1 500;020 , der pfälzishen 100 009 A Die württem: bergishe Verfiherungsanftalt bat 1 600 0090 4 zur Errichtung länd- licher Arbeiterwobnungen ausgeliehzn. Die Hansestädte haben für drei Jahre je 1 Million Mark für den Bau von Arbeiterwobnungen bereitgestelt Die Großherzoglih hessishe Versiherurg?ar stalt hat sih entslofsen, ein Viertel ihr-s Gesamtmtvermögens für diefen Zw-ck zur Verfügung zu halten, und die thüriagishe Anstalt für den Bobnungsdvau und für Hiilstätten 1 Million Mark ausgeworfen.

Zur Gründung von Heilstätten, an deren Errichtu1g ja die An- stalten am unmittelbarften interessizrt sind, baben außer der erwähnten tbüringisen noch die banseatishe 1 Million Mark, die der Réeinprovinz 920 000 M, die westfälishe 500 000 „G und die pommershe jährli 250 000 6 in Ausficht gestellt. Die oberbayerishe Anftalt hat bereits 900 090 M zu 1#§ 2/o für eine Volksbeilftätte bei Planegg hergegeben. Die Königlih sächsi'ch: VersiHezruna3anfstalt hat für Volksbeil- anftalten und ähnliche Zwecke 2 467 000 Æ zu 3—32 9/9 und 165 000 (6 ¡inslos ausgelichen. Außerdem hat sie 19 Millionen Mark, die in der oben genannten Gesammtsumme nicht angeführt sind, geg-n niedrigen Zins bei politishen, Shul- und Kirhengemeinden angelegt, die auch zum weitaus größten Theil zu genzinnügigen Zwecken ver- wendet worden find.

_ Auch Vereinen kommen manthe Versiherungzanstalten mit Unter- stüßungen entgegen. So hat die brandenburgishe besch{ofsen, im laufenden Jabre 745 000 46 für ländlihe Gezmeinde-Kcanken: fleoe 13 vaterländishen Frauenvereinea ges{henfweise zu überlassen. Die niederbayerishe Anftalt hat 709000 A zu 39% dem bayerischen Landesverein vom Rothen Kreuz dargeliehen und die württembergische 220 000 A dem [chwäbischea Frauenverein zur Förderung von Koh- kursen voaraeshofn.

Der Zinsfuß s{chwankt im Duchshnitt zwishen 3 und 9%, dcch kommen bei nicht mündelmäßig sicheren Anlagen mitunter 4 und bei kleinen Beträgen auc 44 9% vor; fleinere, mündelmäßig sichere werden bisweilen zu 409/% verzinst. Dagegen gewährt die posener Anrstait für Arbeiterwohnungen Geld zu 22 °/0, und für dea H.il- ftättenbau kommen auch Säge von 24, 2, 149% und fogar zinslose Darlehen vor.

Zur Arbeiterbewegung.

Nath ciner Meldung der „Volks-Ztg.* haben.die Kutscher der Vereinigten Mörtelwerke in Berlin die Arbeit eingestellt, weil einige neu aufgenommenen Kutscher niŸht den vereinbarten Wochen- lóha von 25 Æ echielten. Die Direktion war zu Verhandlungen geneigt, doch scheiterten dieselben an der Forderung der Kutscher, #2 sämmtlih wieder anzustellen.

Aus Braunschweig wird der „Rb.-Westf. Zig.“ vom gestrigen Tage mitgetheilt, daß auf der Grube „Prinz Wilhelm“ der Braun- shweigischen Kohlenwerke, A.-G., eine größere Anzahl von Berg- arbeitern in den Ausftand getreten ift. Von 400 Mann sind nur 93 angefahren. Sie verlangen höhere Löhne und eine kürzece Schichtdauer. ;

In Leipzig haben, wie die „Lpz. Ztg.“ berihtet, in einem Feilenhauergeshäft Lohnftreitigkeiten zur Arbeitsniederlegung sämmtlicher Gehilfen geführt. Die Firma hat hierauf die Ausftändigen entlaffen und jede Unterhandlung mit denselben oder mit einer Vertretung der Gehilfen, sowie die Wiedereinftellung der Ausständigen in ihre Arbeitspläze abgel-bnt. Eine vorgestern abgehaltene Ver- fammlung der Arbeiter hat infolge dessen beschlofsen, daß alle unver- heiratbeten Gehilfen von Leipzig abreisen sollen, damit für die ver- heiratheten Ausständigen Arbeitsgelegenbeit geshafen werde.

Kunft und Wissenschaft.

Der Verein für deutshes Kunstgewerbe erläßt ein Preisausschtreiben für Entwürfe zu einem Banner für die Innung „Bund der Baü-, Maurer- und Zimmer- meister zu Berlin“. Ausgeseßt sind ein erster Preis von 309 4 und ein zweiter Preis von 200 «« Das Preiszihteramt haben über- nommen die Herren Maler Carl Behrens, Professor E. Doepler d. I,,

Direktor Dre. P. Jessen, Baurath Alfred Koerner, sowie drei Mit-

glieder des Vorftands der Jnnung. Die Entwürfe sind bis zum 15. Mai d. I. an die Gesäftsftelle des Vereins für deutshes Kurnst- gewerbe, Berlin W. 9, Bellevueftraße 3, [I, Künstlerhaus, einzuliefern.

Der ständige Sekretar der „Académie des sciencès“ Soseph Bertrand, Mitglied der „Académie Française“, ift geftern, wie -W, T. B." aus Paris meldet, gestorben.

Vauwesen.

In dem Wettbewerb zur Erlangung. von Plänen zu Wohnungen für ländlihe Arbeiter, dzn die Landwirth- shaftskammer für die Provinz Ostpreußen in Köntgsberg i. Pr. au®ges{rieben hatte, find, wie das „Centralbl. d. Banverw.* meltet, 253 Arbeiten eingegangen, von denen vier durch Preise ausgezeihnet wurden. Ein erfter Preis wurde niht ver- theilt. Von den vorgesehenen 1200 c erhielt den zweiten Preis mit 400 Æ Kreis - Bauinspektor Syßling in Gum- binnen, den dritten mit 300 4 Baumeister Otio Kaver in Freienwalde a, d. D., einen vierten mit 250 Æ die Architekten Emil Zillmann* und Adolf Schmidt in Charlottenburg und einen zweiten vierten Preis mit 250 G der Baufupernumerar Auzust Barutta in Marienwerder in Weftpr. Der Entœurf des Gutsbesitzers Kobligk in Vabken ift zum Ankauf empfohlen werden.

Land- und Forftwirthschaft.

Um den Flachsbau in Deutschland zu heben, hat die Deutsche Landwirtbscafts-Gesellshaft on im Jahre 1898 begonnen, Flach3- anbauversude anzuftelen, die vornehmlich den Einfluß verschieden ftarker Saaimengen auf Güte und Ectrag der Ernte feststellen follen. Da diese Versuhe bis jezt aber noch nicht zu endgültigen Ergebnissen geführt Haben, so sind sie auß wieder für das Jahr 1900 geplant und werden gegenwärtig eingeleitet. Bier Mitglieder der Gesellschaft aus dem Kreise der praktischen Landwirthe, und zwar Oekonomierath Sattig in Würchwit, Ritter- gutépächter Blomeyer in Groß-Lafsowit, Oekonomierath Dr, Strebl in Poppelau und Rittergutspähter Schröder in Neuen haben die Anstellung dieser Versuche übernommen. Die Prüfung des ge- wonnenen Flahses auf seine Brauchbarkeit bei der Verarbeitung bat die Firma Gru!hwiß u. Söhne in Neusalz a. d. O. übernemmen.

Wollschafzucht und -Haltung im östlihen Rußland.

Im östlihza Nußland wird die MerinozuŸt auf zwei versHied:n2a Wirthichaftsgebieten betrieben: In den Wolgaprovinzen bildet fie den Hauptzrwerb3zwciz, geht aber hiec von Jahr zu Jahr zu Gunsten des Geitreidebauzs zurück. Für das zweite Wirthschaftsgebiet, im Norden dur die Proviazen Samara und Simbirsk begrerit, werden die Shafe nur noch zur Weideausnußung verwanztt ; bier bat also die Wolischafzucht ihr2 bervorragende volfkswirtbshhaftilihe Bedeutung ver- loren. In beiden Bezirken wird sie nur von größeren Grundbefitzern betrieben. Die Zuchtschafe kamen zuerst aus Neurußland, dann waren es Nambouillets, Elektorals und Negrettis aus dem Auslande, in legter Zeit au deut’ches Kammwollblut; Zucßtthiere werden vielfa von Stziger, Gadegast, Heine und von Homeyer bezogen. Eine feste Zucht hat fich aber noch nit herauêsgebildet; die Wolle wird nur in geringem Um- fangez-—ordentlih fortiiert, Bluterneuerung wird auch sebr vernadH- figt. Viele Zuchtfehler werden aber wieder ausgeglichen durch die ausgezeihnete Weide, die namentli im nördlihen Kaufasus unter Leitung voa Masfajeff und Professor Kuleshoff im Begriff ist, die feine Wollzuht zu einer gewissen Blüthe zu bringen. Uebrigens wird dadurch die Nothwendigkeit der Einfuhr fremder Zuchithiere keine8wegs

, beeinträtigt.

Die großen Fläten der freien Ländereien ermöglichen in größeren Gebieten des öôfiliben Rußland eine reine Weideschafhaltung; große Besizer pachten sih Tausende von Hektaren von der Regierung oder den Kosaten zu, man rechnet eine Pacht ven 2 Æ für 1 ha. Dabei ïann man bei 8F bis 10èmonatigem Weidegang einen Reinertrag erzielen; wenn die Pacht über 4 Æ steigt, beginnt der Getreidebau. Die großen Herden siad in der Regel in Abtheilungen von 1 bis 2000 Stück und nur während der . kältesten Jahreszeit im Stalle. Die Ställe sind in einfahster Weije hergestellt; vzrfüttert wird Hzu und Stroh bei reihliher Zugabe von Salz. Im Frübjahr kommen beim Austrieb die ‘Mutterschafe und Jährlinge zulezt hinaus. Der Regel nah bleiben die Mutter- schafe bis nah Beendigung der Hauptlammzeit Nachts aufgestallt oder doch im Schuybereiche der Ställe und auf den näher gelegenen Weiden. Dann werden fie gleich den übrigen bereits dort befindlihen Herden in die Steppe getrieben, wo jeder Abtbeilung annähernd bestimmte Pläße überwiesen werden Diese verlassen fie nur z. Zt. der Schur, zu welcher fie der Reihe nah auf das Hauptgut, ofr auf 50 und mehr Kilometer Eatfernung, getrieben werden. Die weidenden Herden sind mancherlei Gefahren unterworfen; das Wasser ist oft sehr knapp, Seuchen brechena aus, und die Wölfe sind noch immer gefährliche Feinde, in viel höherem Maße, als man heutzutage gewöhnli an- nimmt. Die Schur dauert 3 Woten, für das Scheren wird tück- weise 7—10 Pfennig gezahlt.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vom 3. April in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in England und shlehter See nicht erreicht.

Bremen, 3. April. (W. T. B.) NorddeutschGer Llopd. Dampfer „Bay?rn* v. Oft-Asien 2. April in Neapel angek. „Willehad“, v. d. La Plata kommend, 2. April v. Funhal n. Vigo, „Trave”, v. New York kommend, 2. April v. Gibraltar n. Genua abgegangen.

4. April. (W. T. B.) Dampfer .H. H. Meizr*, v. New York kommend, 3. Avril a. d. Weser, „Dresden*, mit dem Ab- lôsungétran8port n. Ost-Asien best, 2. April ia Colombo angek. „Sönburg“ 3. April Reise v. Rotterdam n. Antwerpen fortges. „Karlörube“, n. Auftralien best., 3. April Ouessant passiert. „König Albert“ v. Oft-Asien 3. April in Hongkong angek. „Coblenz“, n. Brasilien best., 2. April in Pernambuco angek. „Bonn“, v. d. La Plata kommend, 3. April Ouessant pa'‘siect. „Werra“ 3, April Reise v. Gibraltar n. New York fortges. „Hannover“, v. Baltimore kommend, 3. April Dover passi:rt. „Helgoland“ 3. April v. Galvestoa, „Saale“ v. New York und „Aachen“ v. Buenos Aires n. Bremen, „Bayern“, v. Ost-Asien kommend, 3. April v. Neapel n. Genua abgeg. „Kaiser Wilhelm der Große“ 3, April v. Bremen in New York angek. „Hamburg“, n. Ost-Asien best., 3. April v. Genua n. Neapel abgegargen.

Hamburg, 3. April. (W. T. B.) Hamburg-Amerika - Linie. Dampfer „Auguste Victoria“ 2. April in New Yak angek. „Rhenania“ 2, April v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Batavia“ 2. April a. d. Elb2 bei Brunshausen angek. „Georgia“ 2. April v. Genua über Neapel n. New York abgegangen.

4. April. (W. T. B.) Dampfer „Patricia“, v. New York n. Hamburg 3. April v. Plymouth, „Pretoria“, v. Hamburg über

slymouth n. New York, 4. April v. Boulozne-sur-Mer abgeg. „Syria“, v. St. Thomas über Havre n. Hamburg, 3. April Lizard, eHercynia“, v. Hamburg n. New Orleans, 3. April Dover passiert.

„Athesfia* 3. April v. Philadelphia n. Hamburg abgeg. „Holsatia“

3. April in Port Said angek. „Hamburg“ 3. April v. Genua ab- gegangen.

London, 3. April. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer „Dunottar Castle“ beute auf Ausreise in Kapstadt argckom nen. Unton-Linie. Dampfer „Norman* g:ter2 auf Heimreise v.

Madeira abgegangen.