1900 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

unter Verseßung jum Feld-Art. Regt. von“Podbtelski: (Niederschles. ) Nr. 5, zum Roßarit, Pas h, Unter-Roßarzt der Landw, Gelbke, Unter-Roßarzt der Res., zu Roßärzten des Beurlaubtenstandes, ernannt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere x. Ernennungen, Beförderungen und Ver- fegungen. Berlin, 2. Mai. Credner, Kapitän zur See z. D., zum militärischen Lehrer an den Bildungsanftalten der Marine er- nannt. Uthemann , Kapitänlt. vom Stabe S. M. Küsten-Panzer- \chi}es Aegir*, zum Admiralstabe der Marine verseßt. Wind- müller, Oberlt. zur See von der 2. Marine-Insv., zum Stabe S. M. Schulschiffes „Nix-e“ übergetreten. Barth (Otto), Oberlt. zur Sre vom Stabe S. M. Schulshiffes „Nixe", zur Vecfügung des ‘Chefs der, Marine-Station der Nordfee gestellt. :

Abschiedsbewilligungen. Berlin, 2. Mai. Clemens, Kapitänlt. vom Admiralstabe der Marine, mit der geseßlichen Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vor- ge'\chriebenen Abzeichen der Ubschiedbewilligt. Bauer, v. der Marwiß, Böttger, Fähnriche zur See, zur Res. der Marine entlassen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern nach dem Empfange Seiner Majestät des Kaisers voor Oesterreich, Königs von Ungarn den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats-Ministers Grafen von Bülow. Um 5 Uhr empfingen Seine Majestät der Kaiser auf dem Anhalter Bahnhof Seine Königliche Hoheit den Keggrinzee von Jtalien und Abends um 7 Uhr auf dem Bahnhof

riedrihstraße Seine Königliche Hoheit den Herzog von York. m 71/2 Uhr fand bei Jhren Majestäten in der Bilder-Galerie des Schlosses Galatafel und um 9 Uhr im Lustgarten großer Zapfenstreich statt. Gegen 11 Uhr empfingen Seine Majestät der Kaiser auf dem Bahnhof Friedrichstraße Seine Kaiserliche Rode den Großfürsten Constantin Constantinowitsh von ußland.

Heute Morgen 78/ Uhr begaben Sih Seine Majestät der Kaiser und König mit Seiner Majestät dem Kaiser undKönigFranz Joseph vom Potsdamer Bahnhof mittels Sonderzuges nah dem Truppenübungsplaÿ Jüterbog.

Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph stattete im Laufe des gestrigen Nachmittags den hier . anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie, sowie Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden persönlich Besuch ab und ließ Seine Karte bei dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe und dem Staats- sekretär des Auswärtigen Amts, Staats - Minister Grafen von Bülow.

Gestern Abend um 71/2 Uhr fand bei Jhren Kaiser- lihen und Königlichen Majestäten in der Bilder-Galerie des Königlichen Schlosses Galatafel statt. Bei derselben führte Seine Majestät der Kaiser von Oesterreih, König von Ungarn Jhre Majestät die Kaiserin und Königin, Seine Mazestät der Kaiser und König Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden. An der Tafel saß Seine Ma- jestät der Kaiser rechts von Seiner A dem Kaiser Franz Joseph, Jhre Mazestät die Kaiserin links von dem Erlauchten Gaste. Nach rechts folgten Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden, Seine N Hoheit der Her- zog von York, Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, Jhre Königliche L die Erb- prinzessin von Hohenzollern, Seine Königliche Hoheit der Prinz S Leopold von Preußen, Jhre Durchlaucht die Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein, Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrih von Preußen, die Gemahlin des österreichisch- ungarischen Botschafters von Szögyény-Marich, Seine Königliche Hoheit der Prinz Joachim Albrecht von Preußen, die Gemahlin des Staatssekretärs des R Amts, Staats-Ministers Grafen von Bülow. Nach links folgten Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Jtalien, Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Ps von Preußen, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von

aden, Jhre Durchlaucht die Prinzessin Aribert von Anhalt, Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, Wre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl von Hohenzollern,

eine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, die Oberhofmeisterin Jhrer Majestät, Gräfin von Brockdorff, Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Heinrih von Preußen, Jhre Durchlaucht die Fürstin zu Fürstenberg, Seine Königliche Hoheit der Herzog Albrecht von Württemberag. Nach rechts und links folgten die ferner hier anwesenden Fürstlich- keiten und Würdenträger. Gegenüber Seiner Majejtät dem Kaiser und König Franz Joseph hatte Seine Durchlaucht der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe Play genommen, rehts von demselben der österreichish-ungarishe Minister des Aeußern Graf von Goluchowski, der österreichish-ungarishe Botschafter von Szögyény-Marich, der General-Öberst Graf von Waldersee, der öôsterreichishe Feldzeugmeister Freiherr von Beck, links von dem Reichskanzler der italienishe Botschafter Graf von Lanza, der großbritünnishe Botschafter Sir Frank Lascelles, der Oberstkämmerer Graf zu Solm3-Baruth, der österreichische General der Kavallerie Graf von Paar.

Bei der Tafel brahte Seine Majestät der Kaiser und König, dem „W. T. B.“ zufolge, nachstehenden Trink- spruch aus: j

Es wird Mir {wer, Worte zu finden, um Eurer Majestät Meinen Dank und den Meines Volkes darzubringen für Eurer Majestät gnädigen erneuten Besu. Aber wenn Ih auch die schönsten Worte finden und zusammenfügen wollte, so wären sie doh nicht im stande, die Gefühle wiederzugeben, die Uns heute bewegen. Worte “müssen / verstummen, wo der Pulsshlag eines gesammten Volkes sich fühlbar maht. Dieser Puls- und Herzshlag hat heute Eurer Majestät entgegengeshlagen, wie wohl noch nie.

Der jubelnde Empfang der Berliner am heutigen Tage gilt zurächfff Eurer Majestät erhabener Person, als dem großen und weisen Herrscher. Aber Mein Bolk siebt auch in Eurer Majestät

“die v.ishägbare Gabe Eurer Majeftät Liebe und Freundschaft an« “zutzagen, fürwahr das herrlihste Kleinod, welhes heute unter allen Ge- \@enken Meinem Sohne mitgegeben werden kann.

Zuglei aber haben Gure Majestät durch Ihren Befuh der Welt offenbart, wie fest und ficher der Bund bestebt, den Eure Majestät dereinst mit Meinem seligen Herrn Großvater und. dem Herrscher des s{chönen südlichen Landes, Italien, abgeschlossen haben. Wahrlich, dieser Bund ift niht nur eine Uebereinkunft der Gedanken der Fürsten, fondern je mehr und mehr er bestanden hat, hat er sih tief eingele-bt in die Ueberzeugung der Völker, und wenn erst die Herzen der Völker zusammenschlagen, dann kann fie nichts mehr aus- etnanderreißen. i

Gemeinsame Interessen, gemeinsame Gefühle, gemeinsam ge- tragenes Freud und Leid verbinden Unsere drei Völker heut über 20 Jahre, und obwohl oft verkannt und mit Hohn und Kritik über- gossen, ift es den drei Völkern gelungen, bisher den Frieden zu be- wahren und als ein Hort des Friedens in aller Welt angesehen zu werden.

So beugt sich denn auÿ heute Meta Volk dem Weisen und Aeltesten dieses Bundes. Unfere Wünsche, die sich am heutigen Tage um Eure Majestät und Gurer Majestät Eclauhtes Haus und Ihre Völker zusammenschaaren, gipfeln in noh einèm anderen Punkt. Ich glaube kaum zu weit zu gehen, wenn Jh aussprehe, daß, soweit heute in deutschen Landen ein Vaterherz \{chlägt, es Eurer Majestät in tiefer Bewegung dafür danken wird, daß Eure Majestät Meinem jungen Sohne Ihren Segen mit auf scinen Lebensweg geben wollen.

Allen Gefühlen aber, die Mein Volk, Mzin Haus und Mih heute erfüllen, geben wir Ausdruck, indem wir rufen :

Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph hurrah! hurrah! hurrah!

Seine Majestät der Kaiser und König Franz Joseph erwiderte hierauf mit folgeèenden Worten :

Von den herzlichen Worten Garer Majestät innig bewegt, danke Ich aus vollem Herzen füc den s{önen Willlomm, dea Eure Majestät Mir bereitet haben, und gedenk: mit wärmster Erkenntli§- keit des festlihen Gmpfanges seitens Eurer Majestät prähhtigec Hauptstadt.

Ih bin glücklich, daß es Mir heute gegönnt ift, in Erfüllung eines lange geh2gten Wunsches Earer Majestät im Kreise der Jhÿren die Hand zu drücken.

Die unverbrühlihe Freundschaft, die Uns vereinigt, bildet au ein kostbares Gut Unserer Reihe und Völker. Erweitert durch die treue Mithilfe Unseres verehrten Freundes und Verbündeten, Seiner Majestät des Königs von Jtalien, bedeutet sie für Europa ein Boll- werk des Friedens.

Um die Pflege dieses segensreihen Werkes, welhes Ih mit Ihrem ruhmreihen Großvater zu begründen so glückiich war, haben Sich Gure Majestät als mannhafter Hüter eines für alle Theile gleich kostbaren Erbtheils unvergänglihe Verdienste erworben.

In der frohen Zuversicht auf die Fortdauer Unserer Freundschaft erhebe Ih Mein Glas auf das Wohl Gurer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin und der Königlichen Familie. Sie leben hoch !

Die festlihen Veranstaltungen des gestrigen Tages shlossen mit cinem großen Zapfenstreih und einer Zllumination der Umgebung des Schlosses und des Lustgartens. Um 81/2 Uhr Abends flammten plöglich die Tausende von Glüh- lampen der Säulenhalle des Kaiser Wilhelm-Denkmals auf, während die auf der Schloßzinne aufgestellten Schein- werfer ihr weißes Licht auf das Standbild selbst und die beiden Sigeagespanne warfen. Auch der vergoldete Adler auf der Säule an der Nordwestecke der Schloßterrasse erstrahlte in glänzender Beleuhtung. Um 9 Uhr verkündeten von der Straße Unter den Linden her das Locken der Spielleute und das grünlihe Licht der Magnesiumfackeln den Anmarsch der Musikkorps, welcher unter den Klängen des Yorkshen Marshs unter Führung einer Kompagnie des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments erfolgte. Voran zogen in langer Front die Spielleute, dann folgten die Glocenspiele der ri und die siebzehn Jnfanterie- Kapellen, nah den Jnstrumenten rangiert, hierauf die acht Kavallerie - Kapellen, nah den ne Tre geordnet, und endlich die fünf Artillerie-Kapellen. Als der Zug die Schloß- brüdcke erreiht hatte, überfluthete plößlih intensiv rothes bengalishes Licht den ganzen weiten Play. Prächtig hob sich der stolze Bau des Domes in seiner flammenden Beleuhtung vom Haditiden Hintergrunde ab; besonders {ön kam die Kuppel zur Geltung, in deren Laterne gleihfalls bengalishe Flammen brannten. Die bengalishe Beleuchtung der Vorhallé*des Alten Museums wurde noch dadurch gehoben, daß man vor derselben Magnesiumfackeln entzündet hatte, deren heller Schein die Stcuktur der Säulen wirksam zur Geltung brachte. Auch das Zeughaus war über und über in rothes Licht ge- taucht, während das Denkmal des Königs Friedrih Wilhelm IIT. im Lustgarten durch Faeln beleuchtet wurde und die Wasser der beiden Springbrunnen bald in rothem, bald in grünlih weißem Schein erglänzten.

Jnzwischen hatten sih die Thüren des im zweiten Stock- werk des Schlosses, über dem Hauptportal belegenen Balkons gee auf welhen Jhre ajestäten der Kaiser und die

aiscrin mit Jhrem Erlauchten Gaste, Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph, hinaustraten, während der Kronprinz, al LECTERINNE Husaren-Uniform, und andere Fürstlichkeiten olgten.

Der Aufmarsch der Musikkorps vollzog sih nunmehr in der Weise, daß sämmtliche Kapellen ein offenes Viereck bildeten, in ur Mitte die rothdrapierte Estrade für den Dirigenten, den General - Musikinspizienten der Armee, Professor Roßber fand: Nah Norden zu nahmen die Spielleute Auf- tellung. Die Musikaufführung begann mit einem langen Trommelwirbel; dann wurde der Pariser Einzugsmarsch und, nah einem kurzen Zwischenspiel der Querpfel er, der Radeßky-Marsch ausgeführt. Hierauf intonierten die Kavallerie- Kapellen allein, mit \{metternden Fanfaren, unterstüßt“ von ihren Paukenschlägern, die Paradepoft für Kavallerie und unmittelbar daran anschließend den Pappenheimer Marsch. Alsdann folgten als Hauptnummer des Programms die von

den treuen Freund und Bundesgenossen Meines seligen Herrn Groß- yaters, Mein: Herrn Vaters und Meiner selbst.

Kremser komponierten Variationen über das Lied vom Fans Eugen. Mit dem L der Kavallerie ‘und Jufanterie

a und dem si and eßenden Hymnus: „Jh bete an die

F f Uno nun sind Gure Majestät erschienen; ütt der vierten Generaiton*

¿Macht der Liebe“ \chloß" die eigentliche Musikaufführung,

der 1edoch noch eine besondere Huldigung für den Erlauchten

“Gast folgte: während die Truppen präsentierten, intonierten die gesammten Kapellen die E Nationalhymne. Unter den Klängen des Zapfenstreihmarshes zogen dann die Spielleute und Musikkorps wieder ab.

hessisher Geheimer Staatsrath Krug von Nidda, Fürstli shaumburg-lippisher Staats-Minister Freiherr von geilibs und Senator der Freien und Hansastadt Hamburg Dr. Lap pen- berg sind in Berlin angekommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzo is

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. SS. „Hertha“, Kommandant: Kapitän zur See von Usedom. mit dem Geshwader-Chef, Vize - Admiral Bendemann an Bord, und „Gefion“, Kommandant: Fregatten-Kapitän Roll mann, gestern in Woosung angekommen und beabsichtigen, am 7. Mai nah Nanking in See zu gehen.

S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Gülich, ist gestern in Nagasaki eingetroffen.

Sibyllenort, 5. Mai. Seine Majestät der König von Sachsen ist, wie „W. T. B.“ berichtet, heute früh von hier nah Berlin abgereist.

Köln, 4. Mai. Ueber die zu Ehren der Offiziere und Mannschaften der Torpedoboots-Flottille hier ver- anstalteten Festlichkeiten berihtet „W. T. B.“, wie folgt:

_In dem mit Fahnen und Wuwpen reih geschmückten großen Gürzenichsaale fand heute Abend zu Ehren der Offiziere der Torpedoboots-Flottille eia glänzendes Ban kett ftatt, an welhem die Spigen der Behörden, unter thnen der U Nasse, der Gouverneur, Generai Freiherr von Wilczeck, der Ober-Bürger- meister Becker, der Polizei - Präsident, die Offiziere der Garnison und zahlreiche Bürger theilnahmen. Der Saal war diht gefüllt. Während der Tafel brahte der Ober- Präsident Nasse ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, wobei er Es den Dank und die Freude des Rheinlands aussprach, die Abordaung, die der Kaiser den Rhein hinauf- plane habe, begrüßen zu dürfen. Wohl manther, der die Torpedo-

oote auf der Fahrt voa Holland hierher, insbesondere im alten heiligen Köln jubelnd begrüßt habe, sei herbeigelockt wocden dur den Wunsch, die fremdartigen Schiffe sehen zu können. Der Jubel sei gz- tragen gewesen von dem Bewußtsein, daß die Wohlfahrt und weitere Ent- wickelung des deutshen Vaterlandes abhänge von der Entroickelung unserer

lotte. Der Kaiser wisse, daß die Anwohner des Rheins von diesen

efühlen und Anschauungen getragen seien. Des weiteren gedahte der Redner des Tages, an dem der Kaiser zum ersten Male in Köla in demselben Festsaale von jener Zeit gesprochen habe, in welher dec gewaltige H1ndel der Stadt Köln, vereint mit der Hansa, stich weithin erstreckte, um dem deutsch:n Gewerb fl-iß Absag zu verschaffen. Die altz Hansa fei dahin, stolz wehe jeßt die Flagge der neuen Hansa aur allen Meeren uater dem Schirm “und Schutz von Kaiser und Reih. Wie Kaiser Wilhelm 1. Deutschland eint und die Armee reorganisiert habe, so sei es das Bestreben

aiser Wilhelm II., unter dem R einer ftarken Flotte die deutschen Jateressen allerwäcts zu wahren. „Lassen Sie uns“, so {loß der Redner, „treu zu Ens Kaisec stehen und Seiner Führung folgen in guten und bösen Tagen bis in dea Tod. Seine Majestät, unser Aller- gnädigster Kaiser und König lebe hoh!" Die Anwesenden ftimmten begeistert ein, und die Musik intonierte die Nationalhymne, welhe von den Anwesenden ftehend angehört wurde.

Die dienstfreien Mannschaften der Flottille besuhten heute Abend im großen Saale des Krystallpalastes den Marineverein. An dieser Zusammenkunft, welhe der Kölner Sängerkreis dur Lieder- vorträge vershöônte, nahmen auch einige Mannschaften der Garnison als Vertreter der Kölner Truppentheile theil. Der Ober-Bürgermeister Becker zog in einer Rede eine Parallele zwishen den Zeiten der Hansa, in denen das Volk sich [eine Flotte selbst geschafen, und der Gegenwart und führte aus: trog der vielen Aehnlichkeiten gebe es vor allem einen Unterschied, welher der sei, daß heute ein mäwßtiger Kaiser und ein mächtiges Reich die Bestrebungen der deutshen Städte shirmen, Die herzlihe und begeisterte Aufnahme, welche der Division am Rhein zu theil geworden sei, würde im ganzen Neiche dieselbe gewesen sein, weil die Erkenntniß von der Noth- wendigkeit einer starken deutschen Flotte mächtig im deutschen Volke Wurzel gefaßt habe. Der Redner {loß mit dem Wunsche, die Deutschen möchten auch auf der See es verstehen, mit Zäßigkeit und Gnergie ihre Interessen zu vertheidigen, und brachte ein Hoh auf die in Köln anwesende Abtheilung und die ganze Marine aus, wel%em ftürmischer, lang anhaltender Beifall folgte. Der Kom- mandant der Torpedoboots - Flottille, Kapitänleutnant Funke \sprah zunächst seinen Dank de die über alle Erwartungen herzliche Aufnahme seitens der Rheinländer aos. Es berührten sch wieder einmal die betden Arme des deutshen Volkes, welhe bestimmt seien, zusammen zu arbeiten: der Seehandel und die Seemacht. Köln habe ein“ gutes Anrecht darauf, den Besu der Vertreter der Seemacht zu empfangen. Der Redner [loß : als Vertreter der Kaiser- lichen Marine rufe er der Stadt Köln ein kräftiges „A laa f Köln* zu.

Dié „Kölnische Zeitung“ meldet, daß den gesammten Offizieren und Mannschaften der Torpedoboots-Flottille von der Stadt Köln eine Ghrengabe in Gestalt einer silbernen Medaille gewidmet werden sei. ie Medaille gebe eine Ansicht der Stadt mit A Pal emahl 1900. Die Umschrift laute: „Zur Erinnerung an die

etnfahrt“.

Die Torpedoboots-Flottille bildet fortdauernd den Gegenstand lebhafter Anziehung für die Bevölkerung der Stadt und- der Umgegend rechts und links des Rheins. Gestern Morgen trafen zahlreihe Schulen aus dem Bergischen Lande, aus Düren und anderen Orten ein. Die Ryeinufer

sind fortwährend von einem zahlreihen Publikum beseßt.

Bayern.

Gestern ist, wie „W. T. B.“ meldet, in München folgen- des Bulletin über das Befinden Seiner Majestät des Königs ausgegeben worden :

Seine Majestät der König klagen nicht mehr über Schmerzen und geben auh auf Druck keine Schmerzempfindung zu erkenven, în- redi ift das Allgemeinbefinden durch die vorausgegangene Störung sichtlih beeinträchtigt und der Kräftezuskand weniger befriedigend.

Schloß Fürstenried, 4. Mai 1900.

Dr. von Ziemss\en. Dr. J. Bauer. Dr. Grashey. Seine Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht hat das rotektorat über den bayerischen Landesverband des deutschen lottenvereins übernommen.

Sachsen.

__ghre Ms die Königin Wilhelmina und die Königin-Mutter der Niederlande sind, nach einer Ceicotias des „W. T. B.“, gestern Abend in Dresden ein- geiroffen.

Professor von Angerer.

Württemberg Seine Majestät der König ist gestern von Arolsen wieder in Stuttgart eingetroffen,

Oesterreich-Ungarn.

Der Prinz Ferdinand von Rumänien is, wie „W. T. B.“ "meldet, gestern früh von Abbazia nah Berlin abgereist. 3

s In der gestrigen Sigunz des Wiener Gemeinderaths machte der Bürgermeister Dr. Lueger Mittheilung über den glänzenden Empfang, welchen der Kaiser Franz Joseph in Berlin gefunden. Die Stadtvertretung Wiens begrüße dieses Ercigniß außzerordentlih freudig. Die Gemeinderäthe, welche die Mittheilung stehend angehört hatten, ecrmächtigten unter anhaltendem lebhaften Beifall den Bürgermeister, hiervon der Berliner Stadtvertretung Kenntniß zu geben,

Der böhmische Landtag hat gestern einstimmig die Kommissionsanträge, betreffend das Verbot des Blanko- Terminhandels an denProduktenbörsen, angenommen. Die Anträge fordern die Regierung auf, ein Gese vor ulegen, welches den Differenzhandel in Getreide untersagt, für un-

ültig und unklagbar erklärt und eine wirksame staatliche Auf- cht über die Börse und die Börsengeschäfte einführt. Die ungarishe Regierung soll um Vorlegung eines gleichen Geseßes ersuht und mit den Regierungen anderer Staaten in Uéidem Sinne verhandelt werden. L

Der galizishe Landtag nahm in seiner gestrigen Sizung eine Resolution an. in welcher die Regierung auf- gefordert wird, die Weichselregulierung zu beschleunigen und mit der FuMmaen Regierung einen Vertrag bezüglich der Schiffahrt auf der Weichsel abzuschließen, ferner in Nadbrzezie einen Winterhafen anzulegen und für den österreichischen Waarenexport via Nadbrzezie die Bahntarife zu ermäßigen.

Großbritannien und JFrland.

Der König und die Königin von Schweden und Norwegen - statteten, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern der Königin in Windsor einen Besuch ab und nahmen mit Allerhöchstderselben das Frühstück ein.

Jn der gestrigen Sißung des Dberhauses brachte Lord Portsmouth die Veröffentlihung der Depeschen über die Kämpfe am Spionskop zur Sprache und tadelte dieselbe in der n Weise. Der Staatssekretär des FKriegs- amts arquis of Lansdowne erklärte hierauf: ® Wenn diese Depeschen nicht veröffentliht worden wären, würde das eine neue Pflichtvergessenheit gewesen sein. Es sei allgemein bekannt gewesen, daß am Spionskop Mißgriffe be- gangen worden seien. Wenn die Depeschen zurücgehalten worden wären, würde den betreffenden Generalen ein größerer Schaden zugefügt worden sein, als dies durch die Veröffent- lihung der Depeschen der Fall gewesen sei. Er wolle die Verantwortlichkeit nicht ablehnen, aber wenn er die Depeschen veröffentlicht hätte, ohne den Feldmarschall Lord Roberts um Rath zu fragen, würde er \sih eines Mangels an Höflichkeit und Loyalität dem leßteren gegenüber s{chuldig gemacht haben. Er habe niht vorgeschlagen, daß zrgestußte Dokumente an Stelle der Original-Dokumente geseßt werden sollten, sondern daß die Depeshe des Feldmarschalls Lord Roberts einschließlich der anderen Depeschen als vertrau- lihe behandelt werden sollten und daß dem Kriegsamt eine einfache, konzise Beschreibung der Operationen am Spionskop geliefert werden solle, und das sei ein durchaus chrenhafter und harmloser Vorschlag gewesen. Er sei der Ansicht, daß Lord Roberts? Urtheil über Sir Redvers Buller ein sehr milder Tadel gewesen sei, und Lord Roberts habe in der Folge gezeigt, daß er Sir Redvers Buller sein Vertrauen nicht ent- zogen habe.

Jm Unterhause erwiderte der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen Brodrick auf eine Anfrage, ob die Regierung von der Befrachtuvg des französischen Dampfers „Gironde" durch die französishe Bank in Johannesburg mit einer Viertel- Million Pfund Sterling nah Paris Kenntniß habe, daß die Regierung keine amtlihe Jnformation darüber habe, abec das Eigenthum des Feindes, ausgenommen Kontrebande, sei auf neutralen Schiffen durch die Pariser Deklaration ge- {üßt. Gibson Bowle fragte an, ob die Regierung er- fahren habe, daß die Burenregierung bedeutende Vorrräthe von Lebensmitteln erhalte, die in der Delagoa-Bay von fran- zösischen und deutshen Dampfern gelandet und direkt nah Transvaal gesandt würden, und daß der deutsche Dampfer „Herzog“ am 30. April dreitausend Tonnen solher Vorräthe gelandet habe. Brodrick erklärte hierauf, daß er von den Mittheilungen über eine solche Landung von Vorräthen gebührend Notiz genommen habe. Wenn niht Beweise vorlägen, daß die Vor- räthe für den Verbrauch einer kriegführenden Macht bestimmt seien, fönnten sie niht als Kontrebande betrachtet werden. Die Ladung des „Herzog“ sei in der Delagoa- Bay von portugiesischen YoU eamten untersuht worden, deren Aufmerksamkeit besonders auf diescn Dampfer gelenkt worden sei. Es sei kein Bericht eingelaufen, aus welchem hervorgehe, daß der „Herzog“ Kontrebande gelandet habe. Die britishen Kriegsschiffe Éin angewiesen worden, Postdampfer auf bloßen Verdacht hin nicht anzuhalten. Bei der Berathung über das Budget des Kriegsamts beantragte Runciman, von dem Gehalt des Kriegs-Ministers 200 Pfund Sterling zu streihen, um auf diese Weise gg die Veröffent- lihung der Depeschen über die Kämpfe am Spionskop Einspruch

u erheben. Runciman erklärte, daß, solange es nöthig gewesen fei, die gerügten Offiziere in Süd-Afrika pu behalten, die

Rügen nit hätten veröffentliht werden dürfen, da dies den Truppen in Süd-Afrika zum Schaden gereiche. Die telegraphische Korrespondenz, betreffend die Veröffentlihung der erwähnten Depeschen, die dem Parlament jevt als Drucksache zuge- gangen, sei höchst merkwürdig un zeige, daß man versucht habe, von dem General Sir Redvers Buller eine Depesche auf Bestellung herauszubekommen. Leßterer habe sih zu etwas derartigem nicht hergeben wollen und ea weivlefen, daß er niht nur ein tapferer Soldat, sondern auch ein charakter- fester Mann. sei. Der Unter-Staatssekrekär des Kriegsamts Wyndham erwiderte, er glaube niht, daß Runciman wirk- lih den Gedanken zum Ausdruck. habe bringen wollen, welcher in seinen Worten enthalten sei. MRunciman könne vielleiht die Urtheilskraft und die Diskretion des Kriegs-Ministers Marquis of Lansdowne anzweifeln, aber die Ehrenhaftigkeit und Geradheit desselben anzuzweifeln, davon könne keine Rede sein. Es könne kein Zweifel darüber herrschen, daß dié Regierung für die Veröffentlihung der

Depeschen die Verantwortlichk.it res As quith, Mac Neil und Labouchère tadelten gleichfalls die Veröffentlichung der Depeschen über die Kämpfe am Spionskop. Der Erste Lord des Schayamts Balfour vertheidigte die Handlungsweise der Regierung und wies die gegen den Kriegs - Minister erhobenen Anschuldigungen zurück. Sir Redvers Buller sei nie aufgefordert worden, den Jnhalt seiner Depesche ab: uändern. Der gegen die Regierung gerichtete Angriff berühre ihre Ehre. Er glaube uver sichtli , daß die Partei, wclhe die Ehrenhaftigkeit der Regierung nicht anzweifele, sih gegen die vorgebrachten Beschuldigungen aussprechen werde. Schließlich wurde der Antrag Runciman's mit 215 gegen 116 Stimmen abgelehnt. Rußland.

Der Kaiser besuchte, wie dem „W. T. B.“ aus Moskau gemeldet wird, gestern in Begleitung des Großfürsten Sergius die Alexandrow’she Kriegsschule, wohnte den Prü- fungen der Zöglinge bei und besuchte das Lazareth sowie die Kirche, wo ein kurzer Gottesdienst abgehalten wurde. Die Kaiserin stattete mit der Großfürstin Sergius dec iberishen Gemeinschaft der barmherzigen Schwestern einen Do ab. Sodann begaben sih beide Majestäten unter be- geisterten Zurufen der Menge in das Nikitakloster und von dort in den Studentenkonvikt.

Ftalien.

Ein aus zwei Schiffen bestehendes russishes Ge- schwader unter dem Befehl des Admirals Biriloff ist, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern in La Spezia eingetroffen.

Belgien.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Brüssel berichtet wird, hat die Buren-Mission im Augenblick ihrer Abreise nach Amerika eine Erklärung an das amerikanische Volk veröffentliht, in welher sie ankündige, nah Amerika zu gehen, um die Regierung und das Volk der Vereinigten Staaten um ihren Beistand zur Wiederherstellung des Friedens in Süd- Afrika zu bitten. Das Volk dex Vereinigten Staaten habe vor einem Jahrhundert einen gleihen Kampf für die gleichen Ziele, wie jegt die Buren, zu bestehen gehabt. Verleumdungen und Lügen seien über sie verbreitet worden. Jeßt solle die Wahrheit verkündet werden in dem Vertrauen, daß der Appel der Buren an das freie Volk der großen amerika- nischen Republik nicht vergebens sein werde. Amerika möge dem Kriege ein Ende machen, welcher in Wirklichkeit ein Bruderkrieg sci. dessen Ergebniß niemals mit den auf- eo Opfern im Einklang stehen könne. Eine befriedigende

ösung könne leiht durch einige rehtlich denkende Männer gefunden werden, welche die Streitpunkte sahgemäß erörterten. Amerika werde begreifen, daß Großbritannien die Unabhängig- keit der Burenrepubliken zu vernichten drohe, in gleicher Weije, wie es dies vor 100 Jahren erfolglos mit Nord-:Amcrika ver-

sucht habe. Bulgarien.

Wie die „Agence Bulgare“ meldet, hat die Regierung, um der Bauernbewegung ein Ziel zu seßen und ein heilsames Exempel zu statuieren, den kleinen Belagerungszustand über Fünf Distrikte, nämlih Tirnowo, Rustshuck, Sistow, Razgrad und Gorna Oreschowita, verhängt.

Amerika.

Die republikanishe Konvention de3 Jndianer- Territoriums hat, wie dem „W. T. B.“ aus New York berichtet wird, beschlossen, die Präsidentschafts - Kandidatur McKinley's zu unterstüßen. Die demokratishe Kon- vention von Jowa hat ihre Delegirten angewiesen, die Aufstellung Bryan?'s zu ernen und eine Resolution zu Gunsten der Beitragsleistung für den Burenfonds an- genommen.

Nach einem gestern veröffentlichten Befehl ist der General Otis von dem Posten des Ober-Kommandeurs auf den Philippinen enthoben und der General Mac Arthur zu seinem Nachfolger ernannt worden.

Afrika.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Brand - fort vom 2. d. M.: Wir beseßten heute Brandfort ohne roßen Widerstand und, wie ih hoffe, ohne viele Verluste. Die 1. Brigade der berittenen Jnfanterie-Division deckte die linke und- die 11. Brigade der 7. Division die rehte Flanke. Unterstüßi von der 15. Brigade, rückte die Division Pole Carew direkt auf Brandfort vor. Die Buren unter General Delarey zogen fich in nordöstlicher Richtung zurück.

Aus Brandfort vom gestrigen Tage meldet Lord Noberts: Die berittene Junfanterie ist am Vetfluß ein- getroffen, die anderen Truppentheile werden morgen nah dem Vetfluß marschieren. Die Eisenbahn is} bis hierher wieder- hergestellt. General Hunter berichtet, der Uebergang über den Vaal-Fluß bei Windsorton sei ohne Widerstand aus- geführt wor den. i

Dem „Neuter’shen Bureau“ wird aus Thabanchu vom 3. d. M. berichtet, die. Buren hätten Nachts den Thabanchuberg geräumt und zögen sih vermuthlich nach drei Richtungen nord- wärts zurü; sie hätten aber eine Kanone zurückgelassen, welche in das Lager der Engländer zeitweilig Geschosse shleudere. Kundschafter berichteten, daß eine Abtheilung des Feindes sih gegen Weppener hin zurückgezogen habe. Der General French habe Thab anhu, wo der General Rundle komman- diere, verlassen. Der General Brabant werde unverzüglich zu dem General Rundle stoßen.

Das „Echo d’Oran“ veröffentliht ein Telegramm aus Udja, in welhem mitgetheilt wird, daß neuerlihe Unruhen an der narottanithen Grenze ausgebrochen seien. Jn Abwesenheit einer großen Zahl Männer des Stammes Djad, welche nah dem Süden gegangen seien, um Vieh zu faufen, hätten die Mehava diesen Stamm angegriffen und viele An- gehörige desselben getödtet. *

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sizung des RNeichs- tages befintet sih in der Ersten Beilage.

Bei der gestern im. 7. Wahlbezirk des Regierungs- bezirks Marienwerder (Tuchel, Koniß, Schlochau) vor- genommenen Ersaßwahl zum Hausé der Abgeordneten erhielten nah der amilihen Zählung Osiander (natlib.)

266 Stimmen, von Wolszlegier (Pole) 199, Gehrt (Zir.) 65, Liebermann von Sonnenberg (Antisemit) 1 - Stimme. Osiander ist somit gewählt.

Kunft uud Wissenschaft.

Die Große Berliner Kunstausstellung 1900 if heute feierlich eröffnet worden. Zu dem festlihen Akt, der im Kuppelsaal des Landesaus\tellungsgebäudes in Moabit vor sich ging, hatten sich der Minister der geiftli en 2c. Angelegenheiten Dr. Studt mit dem Ministerial-Direktor, Wirklihen Geheimen Ober-Regierungsrath D. Schwarßkopfff und den Geheimen Ober-NRegierungsräthen Dr. Naumann, Wever und Müller eingefunden. Ferner waren zugegen der General-Direktor der Königlichen Museen, Wirkliche Geheime Rath Dr. Schône, der Präsident der Akademiz der Künste, Geheime NRegie- rungsrath Ende mit dem Ersten ständigen Sekretar, Professor Dr. von Dettingen, der Direktor der Hohichule für die bildenden Künfte, Pcrofefsor Anton von Werner, ‘die Professoren Knaus, Meyerheim, Salßmann und andere namhafte Künstler, der braunschweigishe Gesandte Freiherr von Cramm - Burgdorf, der Negierungs - Präfident von Moltke, der Dirigent der Ministerial-Baukommission, Geheime Ober-Regierungsrath Kayser, der General von Strubbera und viele andere hohe Offiziere und Beamte, sowte als Vertreter der Stadt der Stadtverordnetex-Borsteher-Stell- vertreter Michelet. Die Kapelle des 4. Garde-Regiments z. F. leitetz2 die Feier mit einem Chor aus- Händel’'s Oratorium „Messi2s“ ein. Dann nahm im Namen der Ausstellungskommission fralelier Koner das Wort zur Festansprahe. Man schreibe zwar eute, fo etwa führte er aus, das Jahr 1900, äber man dürfe niht erwarten, daß ein neues Jahrhundert nun auch sogleich eine neue Kunst bringe. Große Erfindungen zeitigten allerdings PÞplößliche Wendungen, die Kunst aber hebe und senke sich in langgestreckten Epochen. So werde auch die neue Ausstellung nur ein wenig ver- ändertes Bild der vielgestaltigen Kunst darbieten. Auch diesmal fei hier Play gewesen für Alle, welche wahre Kunst pflegen, ebenso scien aber au diesmal die Hallen verschlossen geblieben allen denen, die fle mit der vom Publikum fo beliebten Marktwaare übershütten wollten. Der Redner wies sodann auf die Betheiligung des Auslandes hin, welche Ge- legenheit gebe, mit der fremdländischen Kunst WBergleihz an- zustellen und selbt zu prüfen, was nachahmenswerth sei, ohne die Eigenart aufzugeben. Redner bat schließlich, die Ausstellung mit Milde aufzunehmen, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es ibr an Mäcenen nicht fehlen und daß ihr die Sonne der Gunst scheinen möge. Der Aufforderung des Redners folgend, nahm nunmehr der Staats-Minister Dr. Studt das Wort, um die Eröffnung der Aus- stellung zu erklären. Der Minifter spra dabei zugleich die frohe Zu- versicht aus, daß auch die neue Ausstellung den Ruf - ihrer Vorgänge- rinnen bewahren und daß sie dazu beitrazen werde, die Berufsfreudig- keit der Künftlershaft zu stärken und zu neuen, gentiälen Werken anzuregen, gleichzeitig aber auch das Kunstverftändniß im deutsh:n Volle ju wcken und zu mehren und ein gemeinsames Band zwishen- Künstlerchaft und Volk zu \haffen, welches die geeignetste Grundlage sei für eine ge- dethlihe Fortentwickelung der Kunst. Der Minister \{chloß, nachdem ec noch auf die besondere Bedeutung der Feter dieser Tage hin- gewiesen hatte, mit einem begeistert aufgenommenen Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König. Unter den Klängen des Festo marshes aus dem „Tannhäuser“ von Richard Wagner begann dann der Rundgang dur die Ausstellung8räume.

Laud- und Forstwirthschaft.

Für die XXV1. Mafstvieh-Ausstellung, welche am 9. und 10. d. M. auf dem Zentralviehhofe der Stadt Berlin statt- findet und mit einer Ausftelung von Zuchtböcken und Gbern, einer Ausftellung von Maschinen, Geräthen und Produkten für Vieh- zuht, Molkerei, Beleuchtung, Heizung und füc das Schlächtergewerbe, fowie am 10. d. M. auch noch mit einer Ausftellung von geshlachtetem Mastgeflügel verbunden ift, ersien soeben der Katalog (Verlag der Aktiengesellshaft „Nationalzeitung“ hierfelbs, ‘Mauerstraße 86—88; Prets 50 4). Verselbe enthält die Verzeichnisse der Ausfteller, der Ausftellungsobjekte, der ausgeseßten Preise und der Preisrichter, die allgemeinen Bestimmungen und Programme für die vershiedenen Abtheilungen der Ausstellung sowie die für die Preisricter maß- gebenden Bestimmungen. Die Ausftelung wird von 9 Uhr Vor- mittags bis 7 Uhr Nachmittags geöffnet sein und der Eintrittspreis am 9, Mai von 9 bis 1 Uhr 3 #, von 1 bis 7 Uhr Nachmitttags 1 6, am 10 Mai 50 » betragen.

Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Der Kaiserlihe Konsul in Kiew berichtet unter dem 28. v. M. Folgendes: -

Infolge des f\trengen und langen Winters is der Stand der Wintersaaten in diesem Amtsbezirk im allgemeinen niht gut. Namentilih der Weizen hat sehr gelitten, und an vielen Stellen find 30%/0 der Ausfaat zu Grunde gegangen. Selbst wenn die Witterung des Frübjxhrs günstig sein wird, ist kaum auf eine gute Ernte zu rechaen. :

Im Gouvernement Kiew f\tehen die Saaten in den Kreisen Wassilkow, Skwira, Kanjew, Taraschtscha und Uman sehr \{chleckt, sodaß die Felder an manchen Orten neu besäzt werden müsszn.

Im Gouvernement Wolhynien befinden sh die Saaten in den waldreihen Gegenden ia einem befriedigenden Zustande. Schlecht stehen fie besonders im südlihen Theile des Gouvernements.

Im Gouvernement Podolien ist, abgesehen von dessen südlih:m Theile, der Stand der Saaten ziemli gut.

In den Gouvernements Tschernigow und Poltawa sind die Saaten in vielen Gegenden so stark beschädigt, daß neue Ausfaaten erfolgen müssen.

Bn den Gouvernements Charkow und Orel \tehen die Saaten mitte!mäßig. :

Raps und Klee befinden sich im Südwestgebiet in einem un-

ünstigen Zustande, und es werden neue Ausfaaten nothwendig sein. lee hat insbesondere durch Mäuse gelitten.

Der Kaiserlihe Konsul in Rostow a, D. berichtet unter dem 27, v. M. Folgendes :

Das Wetter i hier seit Ende März überwiegend rauÿß und regnerisch gewesen, fodaß erst um Mitte des laufenden Monats, nachdem einige flare und warme Frühlingslage bei mäßigen Winden die Grdoberflähe etwas abgetrocknet hatien, mil der Feld- bestelung für das Sommergetreide begonnen werden konnte. Da schon am 22. d. M. das russishe Osterfest folgte und der russishe Bauer in der Ofterwoche niht zu arbeiten pflegt, so dürfte die Beendigung der Frühlingsaussaat kaum vor Mitte Mai zu erwarten sein. Ein ungünstiger Umstand war es ferner, daß in der Naht zum ersten Ofterfetertage ein überaus heftiger Weststurm einseßte, der volle 24 Stunden anhielt; es wird vermuthet, daß derselde an denjenigen Orten, wo die Aussaat bereits stattgefunden hatte, die obere Erdschicht sammt den Körnern fortgerissen und dadurch eine N-ubestellung der betreffenden Felder nothwendig gemaht hat. Der Stand der Winter- saaten wird fortdauernd günstig beurtheilt, wenn auch eine gewisse Hemmung threr Eatwickelung durch Abfrieren der oberen Keimspiyen niht geleugnet werden kann.

Die Wiedereröffnung der S{iffahrt des Hafens von Rostow hat am 6. d. M. stattgefunden, nahdem die Donmündung schon am Tage zuvor eisfrei geworden war. Juadessen hat stch die regelmäßig damit verbundene Belebung des hiesigen Getreidemarktes unter dem Einfluß des andauernd ungünftigen Verhältaisses der hiesigen Preise (nament- lih des Weizené) zu den Preisen des westlihen: Guroya in vergleihs- weise engen Grenzen gehalten. Der vielfah erwartete Preisfall ift, wohl infolge der für die Sommerausfaat ungünstigen Witterung, die überdies die Wege unfah1bar machte und eine reihlichere. Zufuhr zum hiesigen Markte verhinderte, bis jeßt nicht eingetreten.