1900 / 111 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

edes einsvraige Gebiet besondere Abtheilungen errihtet. Bei den Pee ciasv Sine D is re Es Le füc Kassen, Geld-

gebabrungs-Aemter, Betriebs- und Verkehrsfachen, Post- und Tele-

enten, ärarishe, industrielle Etablifsém-nts urxd im inneren erkebr all-r genannten Behörden. Beamte--einsprahiger Gebiete müssen die Amtssprahe in Wort und Schrift vollständig beherrschen. Für die Anwendung der anderen - Landessprache wird, wo- es das Be- dürfniß erheisht, durch Beamte extra statum, welhe beider Landes- sprahen in Wort und Schrift mächtig sind, in einer flreng auf das Bedürfniß beschränkten Zabl vorge forgt. Für die Prager Polizei-Direktion, sämmtlihe Behörden Prags erfter Instanz gelten die Verfügungen für gemischt-sprachige Gebiete. Das G:\ey tritt drei Monate nach Kundmaung in Kraft, alle früher erlaffenen Vorschriftea find aufgehoben. Dem Geseßentwurf is ein umfangreihes Er- Läuterungsmaterial beigeleat, wona von 233 Gzrichtsbeizirfen 94 ein- svrachig deuts, 133 einsprahig ciehish, 6 gemischt-sprahig wären. Neu zu errichten sind 8 einspcachig czehisch-, 6 einsprahig deutsche Gerichtsbezirke. Von 103 Bezirkshauptmannschaften wären 41, ein- \prahig deutsch, 58 einsprahig czechis®, 4 gemischt - \procig ; neu zu errihten wären 5 einsprahig czechi\che und 4 einsprahig deutsche.

E Gesetzentwurf, betreffend die Kreisregierungen in bmen, verfügt die Grrihtung von 3 einsprahig deutshzn, 5 ein- \prachig czehishen und 2 gemisht-sprahigen Kreisen (Budweis und

ilsen), deren Kompetenz dasjznige umfaßt, was bisher ia Angelegen- eiten erster und zweiter Instanz zum Wirkungskreise der Statthalterei gehörte. Berufungen gehen im Wege der Staithalterei unmittelbar an die Zentralstelle, ausgenommen in 238 Punkten, in welen die Statthalterei als Berufunzsbehörde der letzten Jastanz funaiert. Auf Prag und Angelegeaheiten der Prager Poltei-Direktion findet das esey keine Anwendung. Auch hier is ein reihes Grläuterungs- material beigefügt, daruntér eine eventuelle Eintheilung in 14 Kreise, geh 5 einsprachig deutsche, 7 cinsprahig czechische und 2 gemisht- praige. i Das Gesey für Mähren verfügt unter völliger Gleichstellung beider Landessprachen, daß die Sprache d-es schriftlichen und münd» lihen Verkehrs mit den Parteien sih grundsäßglih nah der Sprache des Partei-Einschreiters zu rihten hat, analog auch die Gintragunzen in öffentlihe Bücher und Register. Für den inneren Dienttverkehr, die Amtskorrespondenz und den Verkehr mit außermährisch-n Bebörden verbleibt es bei den bestebenden Vorschriften, ebenso für militärische Angelegenheiten, Kässen-, Post- und Telegraphendienft, wie im Gesetz für Böhmen. Jeder Beamte muß an Sprachenkenntnissea besißen, was der Dienst bei seiner Behörde erfordert. Der Gefeßentwurf nimmt eine sprahlihe Abgrenzung in einzelnen Landesgebieten in

Aussicht

Der Minister-Präfident von Körber ergriff sodann das Wort zu einer längeren Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, zunächst die große Tragweite der Vorlagen und den Ernst des Augenblicks hervorhob und sodann, wie folgt, fortfuhr:

Die Vorlagen, obwohl aus dem Bedürfniß der Zzit heraus- gewachsen, bedeuteten doch einen tiefen Einschnitt in die Geschibte des Reiches. Man dürfe ihm glauben, daß die Regierung ih seloft diese Vorlagen abgerungen habe und daß fie diesen bedeutungsvollen Sqritt, für den si? gegenüber dem Hause und ihrem eigenen Gewissen die Verantwortung übernehme, gethan habe, um ernstlih den Versuch zu machen, den Frieden im Reiche herbeizuführen. Wenn das Werk \cheitere, werde man der Regierung doch nihts U-blere3 nachreden können, als daß sie der Volksvertretung Vor- \chläge gemaht habe, wie nah ihrer Ansicht der Friede zu begründen sei. Die Regierung bleibe sich treu, indem fie nah der Verftändigungs- kTonferenz. die, wenn sie auch in manhen Punkten zu werthoollen Ergebnissen und zur Einigung gelangt sei, doch die Grzielung eines vollen Ginvernehmens in dieser Frage nicht habe erwarten lassen, nunmehr den-Weg betrete, der ihr allein vorgeieihnet sei. Der Minister- Präsident ging fodann auf den Inhalt der Geseßentwürfe über und erklärte: daß derG:seßentwurf fürBöhmenauf deaPrinzipderEinsprachig- keit aufgebaut sei und daß die Regierung keineswegs aufdem Stand- punkte stehe, auf jedem ihrer Vorschläge auch dann noch zu beharren, wenn unter Wahrung der Staatsinteressen die betheiligten Parteien ih auf einen anderen Vorschlag einigten. Die Hauptfrage sei das Prinziv der Einsprachigkeit. Der Minister-Präsident bob hérvor, daß ‘der ganze Zug der nationalen und politisch:n Gnt- widelung Böhmens eine Richtung aufweise, welhe vom Utra- quismus abweihe. Die Anlebnung an die gegebenen Verbältniffe sei der rihtigste Weg, um zu ‘einer zweckentsprehenden Löfung der Sprachenfrage in Böhmen zu gelangen, Diesem Gesichtspunkte trage der vorliegende Gescßentwurf Rechnung, In Mähren führe die Berücksichtigung dér bestehenden - Verhältnisse zu einem anderen Ergebnisse; dort wohnten beide Volksstämme in einer so ftarken Mischung, daß die Zweisprachigkeit fast allgemein unter der Bevölkerung herrshe. In Mähren habe also auch die Regierung im äußeren Dienstverkehr das Prinzip der zweisprahigen Amtierung acceptieren müssen, Der Grundgedanke des Gesetzentwurfs, betreffend die Errichtung der Kreisregierungen îin Böhmen, entspreche den Wünschen beider Volksftämme nund den dringenden Bedürfnissen der Verwaltung. Die Regierung mache mit dieser Vorlage den erften Schritt auf der Bahn der Reform der Verwaltung. Er fordere das Haus auf, die Gesetzentwürfe zu prüfen; in allen werde das Bestreben zu finden sein, einen gerehten Ausgleich zu bewirken. Sodann besprach der Minister-Präsident die Gesammtlage und im befonderen die finanzielle Lage, wobei er einerseits die Erhöhung des Aufwandes auf allen Gebieten, andererseits die Thatsache bervorhob, daß die an die Steuerreform

eknüpften Erwartungen sh nicht erfüllt hätten. Die Ursache hiervon iege auch mit am Zurückbleiben der österreichischen Induftrie. Troß- dem müsse der Staat neue und sehr erheblihe Inveftitionen machen. Gr fônne mit aller Bestimmtheit erklären, daß die Regierung, wenn die erforderlichen Mittel nicht rechtzeitig bewilligt würden, jede Verantwortung für die daraus enfftehenden Folgen ablehnen müsse, umsomehr, als diese Bewilligung nicht ein Vertrauen3votum für die Regierung bedeute, sondern nur dem Interesse der gesammten Bevölkerung diene. Der Minister ging sodann zur Besprechung der politischen Lage über und sagte, die seit drei Jahren bestehenden Zustände könnten weder dem Staate noch dem E weder dem Lande noch dem Volke, noch irgend einer Partei Vortheil bringen. Man möge an die Zukunft denken. Wenn man einwende. die nationale Pfliht gehe über alles, - so ant- worte er, daß es kaum einen zweiten Staat gebe, in welchem jedem Volks\stamme die Freiheit der nationalen Entwickelung so gewährleistet sei wie in Oesterrei. Der Minister-Präfident machte sodann nahdrücklich auf die Gefahren aufmerksam, welche ih aus der Fortdauer der gegenwärtigen Zustände für die par- lamentarishen Ginrihtungen ae en müßten. Die Bevölkerung erwarte, E das Parlament die Gelegenheit zur Arbeit benuge. Die Regierung sei bereit, die Wünsche der Bevölkerung zu erfüllen. Sie sei keine Partei. Ihr \chwebe nur der uralte öfterreihishe Gedanke vor. , Siè wolle Gerechtigkeit gegen alle Völker üben und das unan- tastbare Recht des Staates, seine Kräfte und seine Machtftellung auf- recht erhalten. Hieran müsse sié festhalten, möge kommen, was da wolle. Er wende si. an alle diejenigen, welhe an dem Sprachen- ftreit in Böhmen und in Mähren nicht direkt betheiligt seien oder ihre vorr paonaumenbet bewahrt Hätten, mit der Bitte, versöhnend zwischen die Streitenden zu treten und die Regierung u unterstügen. Der Minister-Präsident {loß seine Rede, indem er agte: wenn den Vorschlägen ‘der Regiecung der Erfolg versagt [eiben follte, so würde sie ihre Kräfte daran wenden, das bestehende Verfafsungsleben aufrecht zu erhalten und selbst von den der Regierung zustehenden Vollma@ten nur jenen Gebrauch zu machen, den die Er- erwaltung des Staates. gebieterisch erheishten.

enan und die

elbft der angefohtenste Konstitutionalismus fei werthvoller..als

orm der S un welche die Völker von - er Be

die Rülkkehr zu einer der irkung ausschließe. (Lebha

A ifall. x Präsident wurde vielfach beglückwünscht.) fall. Der Minifter

Nach der Rede des Minister-:Präsidentcn von Körber er- Puge die Verlesung des Einlaufs. Bei der Verlesung einer

ition verlangte der Abg. Pacak (Czehe) das Wort und erklärte, die Bestimmungen der esezesvorlagen seien niht geeignet, die Q zu beruhigen, da sie durh dieselben . keine G Ae G gewährleistet sähen. (Zustimmung bei den Czechen.) ie Linke habe seinerzeit durch die Obstruktion wahre Triumphe gefeiert, und die Obstruktion sei zur offiziel aner- kannten parlamentarischen Einrichtung geworden. Wenn die Czechen sih nun desselben Mittels bedienten, um fih das parlamentarische Recht zu erkämpfen, das man ihnen entzogen habe, so kämpften sie damit für ihr gutes Recht und ihre eigene Freiheit. Der Redner beantragte zwei namentliche Abstimmungen, betreffend den Beidruck der "verlesenen Petition zum Protokoll. Ueber diefen seinen Antrág ver- langte er geheime Abstimmung. Diese Forderung wurde in namentliher Abstimmung mit 147 gegen 58 Stimmen ab- gelehnt. Sodann folgten die beiden namentlichen Aal mungen über den Beidruck der Petition zum stenographischen Protokoll. Bei der zweiten Abstimmung kam es zu Lärm- leon auf der zweiten Galerie. Man hörte Pfuirufe gegen ie Czehen und Rufe: „Das soll ein Parlament sein! Schämt Euch! Pfui, Volksverräther!“ Der Präsident Dr. von Fuchs ordnete die Räumung der Galerien- an; inzwischen wiederholte der Lärm sich immer aufs neue. Die Räumung der zweiten Galerie vollzog sih langsam unter großem Lärm. Nah der Räumung der Galerien kam es zu Lärmscenen im Hause selbst, welhe durch heftige Auftritte zwischen Christlih-Sozialen und Mitgliedern der deutshen Volkspartei einerseits und Czehen andererseits hervorgerufen wurden. Nachdem \chließlich wieder Ruhe eingetreten war, wurde au der Antrag Pacak’ auf Beidruck der Petition in namentlicher. Abstimmung abgelehnt. Es folgten noch verschiedene, von den Czechen veranlaßte namentlihe Abstimmungen. Um 5 Uhr wurde die Sigzung geschlossen, ohne daß das Haus auf die Tagesordnung eingegangen wär.

Ein gestern ausgegebeaes Communiqué des Klubs der Deutschen Forischrittspartei erklärt:

Der Klub begrüßt die Berliner Kaiserzusammenkunft mit bherzliher Freude und giebt damit den Gefühlen des ganien deutschen Volkes in Oesterreich Ausdruck, welhes Seiner Majestät für den bohberzigen Ents%luß zur Berliner Reise begeisterte Dank- barkeit entgegenbringt. Die biftorisch gegebene volitishe Freund- [Gas und Gemeinsamkeit Oesterreihs- und Deutschlands erfuhr n dec Theilnahme der Berliner Beoöôlkerung die erfreulihste Be- stätigung, und in den Herzen des deutshen Volks diesseits und ienfeits der Grenzpfäble klingen die feierlihen Worte Seiner Majestät nat, daß die Einigkeit und Treue der Vorfahren nahlebea wird in den kommenden Geschlechtern.

Nah einem Communiqué des Verbandes der Deutschen Volkspartei hat diese beschlossen, in der nächsten Konferenz der Obmänner dés Klubs der Linken zu verlangen, daß die Regierung auf das‘Dringendste Ei werde, behufs Festlegung des staatlihen Geltungsgebiets der deutschen Sprache, im Sinne des gemeinsamen Pfingstprogramms einen Gesezentwurf vorzulegen. Die Deutsche Volkspartei werde unbeicrt durch alle Angriffe auch ferner einig und ge- {lossen vorgehen und sich in ihrem gesammten parlamenta- rischen Verhalten nur von Rücsichten auf das nationale und wirthschaftlihe Wohl des deutschen Volks in Oesterreich

leiten lassen.

Der Abg. Engel hat das Amt eines Obmanns des Jung- des niedergelegt. Einem gestern Abend ausgegebenen ommuniqué zufolge hat der Jungczechenklub mit über- wieagender Mehrheit in endgültiger Abstimmung die bisherigen Beschlüsse, betreffend die Obstruktion, angenommen.

Die Katholische Volkspartei hat eine Resolution g:- faßt, in welcher sie die Obstruktion verurtheilt. Auch die Polen und die Slovenen haben sih gegen die Obstruktion ausgesprochen. :

Frankreich.

Das „Journal Officiel“ veröffentlicht, dem „W. T. B.“ zufolge, heute das Gesey, durh welches die zwischen Deuts\ch- and und Frankrei d abgeschlossene Uebereinkunft, betreffend den telephonishen Verkehr, genehmigt wird.

JFtalien.

Der Prinz von Neapel ift, wie „W. T. B.“ meldet, estern Abend 61/4 Uhr in Neapel eingetroffen und bei der Ankunft lebhaft begrüßt worden.

Spanien.

Wie „W.T. B.“ aus Barcelona berichtet, errichteten die dortigen Studenten bei den vorgestrigen Kundgebungen Barrikaden und sangen die katalonishe Hymne. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen, ein Student wurde ver- wundet. Auch iw Manresa kam es zu - Ruhestörungen. Gestern begannen die Unruhen an der Universität von neuem. Die Polizei ‘drang mit gezogenen Säbeln - in einen Hörsaal und verwundete zahlreihe Studenten. Die Vorlesungen an der Universität sind bis auf weiteres eingestellt worden.

Der Minister des Jnnern Dato, welcher gestern nah Tarrasa (Provinz Barcelona) gekommen war, um die dortigen Fabriken zu besichtigen, mußte infolge lärmender Kundgebungen wieder von dort abreisen. Man warf mit Steinen nah ihm und seinen Begleitern, der Minister und der Marquis von Portago erlitten Verleßungen.

Belgien.

Der Prinz Albert ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Nachmittag von Berlin Je und wurde alsbald von dem König in Schloß Laeken empfangen.

Der „Moniteur Belge“ veröffentliht eine Verfügung, durch welche beide Kammern aufgelöst und die Neu- wahlen auf den 27. d. M. festgeseßt werden.

Türkei.

Das Wiener „Telegr. - Korresp. - Bureau“ berichtet aus Konstantinopel, daß die russishe Botschaft auf der Pforte ronn die ‘Regelung dés freien Verkehrs der Armenier an der rusfish-fürkishen Grenze betreibe.

Amerika. Nach einer Meldung ‘des „Réeuter'shen Bureaus“ aus

New York wurde am Montag in Omaha: : béi einem:

‘Bankett, -an welchem u. A. 200 Delegirte der National - konvention der Populisten theilnahmen, die eine Fusion mit den Demekraten und anderen Gegnern der Republi-

kaner befürwortet, mitgetheilt, daß die Delegirten übere ommen *‘selen, Bryan als ihren Kandidaten für Va Präsidentenwürde aufzustellen.

Der Rath der Aldermen von New York hat be- chlossen, daß ein aus 15 Aldermen und 15 Gemeinde- räthen bestehender Ausschuß die Burenmiss ion feierlih be- grüßen solle. Jn dem Beschluß heißt es, die städtische Verwaltung heiße die Mission willkommen und gebe ihr die Versicherung, daß die Bevölkerung von New York den rühmlihen Kampf, welchen die Republiken gegen das mächtige Großbritannien führten, mit lebhafter Theilnahme begleite. Der Beschluß wurde mit allen gegen die Stimme eines Mitgliedes gefaßt, welches sich scharf widerseßte.

Aus Rio de Janeiro meldet „W. T. B.“: Der Prä- sident der Vereinigten Staaten von Brasilien hat an Seine Majestät den Deutschen Kaiser folgendes Glücfwunschtelegramm gerichtet :

„Ich habe die Ghre, Eur ec Majestät meine aufrichtigsten Glück, wünsche zur Großiährigfkeit Seiner Kaiserlih:zn Hoheit des Kron- prinzen darzubringen. Sh ergreife mit Freuden diese Gelegenhèit, um Gure Majestät zu bitten. mit dem Ausdruck meiner ehrerbtetigen Bewunderung für die Kaiserlich: Familie die Wünsche entgegen- nehmen zu wollen, die ich für das Glück Eurer Maiestät und des deutshen Volkes bege. Campos Salles.“

Afien.

Eine Depesche der „Times“ aus Peking vom gestrigen Tage besagt: Die vollkommene Werthlosigkeit der sogenannten

- Zulassung der Dampsschiffahrt auf den Binnengewässern trete

aufs neue in der Weigerung des Zoll-Taotais von Shanghai hervor, einem englishen Dampfer vom gewöhnlihen Fluß- dampfcrtypus den Verkehr zwischen Shanghai und Tinghai, der Hauptinsel der Tschusangruppe, zu gestatten. Auf die Beschwerde der großbritannishen Gesandtschaft habe das Tsung-li-Yamen eine Anwort ertheilt, welhe das Vor- gehen des Taotais als zu Recht bestehend erkläre, da der Dampfer vom Typus der Seedampfer sei und die geltgnden Bestimmungen sih nur auf Festlandpläße und nicht auf Pläße auf den vorgelagerten Jnseln bezögen.

Afrika.

Wie aus Lourenço Marques berichtet wird, treffen daselbst fortwährend aus Transvaal ausgewiesene Engländer in großer Anzahl ein. 5

Aus Pretoria meldet das „Reutershe Bureau“, daß der formelle Schluß der Session des Volksraads daselbst gestern Vormittag stattgefunden habe. Von ‘den - 60 Mit- gliedern waren mehr als 50 zugegen. Die Siße Joubert's und de Kock's waren mit Lorbeerkränzen geschmückt. Viele Zu- schauer wohnten der Sißzung bei. Es herr|chte tiefcs Schweigen, als der“ Präsident Krüger den Saal betcat. Ein Geistlicher sprach sodann ein Gebet, in welhem er Joubert's gedachte. Die neue Session wurde gestern Nachmittag eröffnet. Der Präsident Krüger fuhr, begleitet von einer Eskorte, in einem Staatswagen zum Parlament. Die fremden Konsuln und Militär- attachés, einschließlich des russishen Obersten Gurko, waren bei der Eröffnung zugegen. Der Präsident Krüger hielt darauf eine Ansprache, in welcher er dem verstorbenen General Joubert hohe Anerkennung zollte, dessen menschenfreundlihe und muthige

O rühmend hervorhob und die Loyalität sowie die

‘harrlihkeit des Eo lobte, der seinen Verpflichtungen. - gegenüber ransvaal -- gerecht geworden sei. Der Freistaat habe der Schwesterrepublik damit ein gutes Beispiel gegeben und habe einen großen moralishen Einfluß au diejenigen gehabt, welche den Anstrengungen eines kleinen Staats, sich feine Unab- hängigkeit zu erhalten, gefolgt seien. Die Beziehungen Trans- vaals zu den auswärtigen Mächten seien gut, mit Ausnahme derjenigen zu Großbritannien. Durch die Gesehgebung und ihr Verhalten gegenüber Großbritannien im abgelaufenen Jahre habe die Republik ihren Wunsch bewiesen, den Frieden zu erhalten, und sie werde auh jegt alles thun, um den Gn wieder herzustellen. Der Präsident machte sodann

ittheilung von der Entsendung der Mission - nah Europa und verwies auf die Anwesenheit der Militär-Attachés der verschiedenen Mächte, welh: das Jnteresse beweise, das diese an der Kampfesweise der Republiken nähmen. Er drüdckte ferner seine Freude darüber aus, die L der ganzen Welt auf der Seite der Buren zu sehen, und erwähnte den Protest, den Transvaal gegen die Verlegung der Genfer Uebverein- kunft durch die Engländer an die Mächte gerichtet habe. Mit Genugthuung stellte der Präsident fest, daß die Finanzen Transvaals in der Lage seien, die Anspannung durh den Krieg zu ertragen. Den Zustand der Minenbetriebe bezeichnete er als blühend. Sodann vcrwies er darauf, daß Transvaal dem Oranje - Freistaat mit einer Zee ausgeholfen habe. Nach der Mittheilung, daß die Session kurz sein und nur die wichtigsten Anceleaénbeiten erledigen solle, Phloß der Präsident a f indem er den Segen des. Himmels für die Buren erflehte.

Der „Times“ wird vom 29. April aus Buluwayo ge- meldet, daß der Oberst Plumér noch immer sein altes Lager inne habe. Von Salisbury seien 100 Mann Verstärkungen zu ihm gestoßen; jedoch habe er bei der S Stärke der Truppen, von denen zudem ein großer Theil rank sei, keine Aussicht mehr, Mafeking zu entsegen. Der General Carrington werde demnächst in Buluwayo erwartet; es werde an einem Lager aa die Truppen gearbeitet.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Mafeking vom 28. v. M., die Buren hätten am 25. April ein starkes Bom- bardement begonnen, welches dazu bestimmt gewesen sei, einen Sturm auf die Vertheidigungswerke der Stadt zu decken. Die Offiziere der Buren hätten jedoch vergebens vetsuht, ihre Mannschaften mit si fortizureißen; diese hätten fich geweigert, dem Feuer der Engländer Stand zu halten. Seitdem hätten die Buren offenbar ihre Geshüge bis auf zwei Fünfpfünder fortgeshaffflff. Die Typhusepidemie nehme ab.

Eine Depesche ‘des Feldmarschalls Lord Roberts aus S maldeel vom 7. d. M. meldet: Der Genéral Hutton führte am 6. d. M. mit ‘berittener Jnfanterie eine Recognoëcierung bis Zan d-River aus und fand den Feind in erheblicher Stärke vor. Auch die. Kavallerie-Brigade des Generals Broadwo0od mit einer Abtheilung der Truppen des Gencrals Hamilton machte - dieselbe Bewegung mit einem ähnlichen Erfolge. Der General Hunter meldet, er habe am 6. d. M. Fourteen- streams, ohne Widerstand zu finden, besezt. Der Feind habe sih in überstürzter Eile zurückgezogen und Kleider, Munition und Privatgepäck zurückgelassen. Eine schottishe Brigade hält Windburg ‘beseht. Die strecke wischen Brandfort und Smaldeel is stark beschädigt. Die Vet-River ist unbrauhbar gemacht worden.

ride “über den

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Smald eel vom

: 7. Mai gemeldet, der General Hutton sei vorgerückt.

Montag Abend sein Lager bei Welgelegen auf- v lcigen. Nah den in Smaldeel eingelaufenen Berichten beabsi tigten die Buren, bei dem Zand-River energischen Be zu leisten, doch halte es shwer, die Burgher zu sammeln. :

- Die „Times“ meldet aus Smaldeel vom gestrigen Tage: Nach Berichten von der ganzen Gefechtslinie ist der Feind im Rückzug begriffen. Der General Botha hat es offenbar für nöthig befunden, seinen linken Flügel von Tha- banchu zurücfzuziehen, nachdem sein rechter lügel zurüdck- gewichen war.

Mie dem „Standard“ aus Smaldeel gemeldet wird, cheint die Proklamation Lord Roberts* wenig gewirkt zu Feen, denn alle Farmen seien von Männern verlassen. Vieh und Pferde seien beshlagnahmt worden. Die Geschicklichkeit, mit der die Buren- mit Wagenzügen entschlüpften, wirke nieder- drücend auf die Stimmung der Truppen. Als die Engländer in Smaldeel angekommen, seien die Buren mit ihren Ochsen- wagen nur 5 Meilen von den Engländern entfernt gewesen.

Aus Thabanchu berichtet das „Reuter’she Bureau“, die Division des Generals Brabant sei am Montag dort eingetroffen und habe sich mit der Streitmacht des Generals NRundle verbunden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sizung ‘des Reichs- tages befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (189.) Sizung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats - Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde zunächst der Gesezentwurf, betreffend Postdampfschiffsverbin- dungen mit Afrika, in dritter Berathung ohne Debatte unverändert angenommen.

Darauf seßte das Haus die zweite Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend die Abänderung der Unfall- versiherungsgeseße, bei dem § 61 des Gewerbe- Unfallversiherungsgeseßes fort. Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Hoch (Soz.) und Dr. Opfergelt (Zentr.) das Wort.

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, be- treffend die militärishe Strafrehtepflege im Kiautschou- Gebiete, nebst Begründung zugegangen.

Bei der gestrigen Ersaßwahl zum Reichstage im 7. badishen Wahlkreise (Offenburg - Oberkirch - Kehl) wurden, laut Meldung des „W. T. B.“, abgegeben: für Schüler (Zentr.) 781 Stimmen, für Reinhard (nl.) 6529 Stimmen; der Sozialist Geiß erhielt 906 Stimmen. Es ist somit eine Stichwahl erforderlich.

Nr. 17 de3 „Eisenbahn-Verordnungsblatts“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 5. Mai, hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Urkunde, betr. Uebernahme des Baues und Betriebs von Kleinbahnen durch die Westfälische Landeseisenbahn- gesellsckœaft, vom 2. Avril 1900. Erlaß des Ministers der êffent- lichen Arbeiten vom 24. April 1900, betr. Vorschriften über die Be- fähigung zur Hilfeleistung bei telegraphishen Zugmeldungen und bei der Bedienung von Stationsblockwerken. Nachrichten.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Wohlthätigkeit.

Aus Aachen wird berichtet : u den durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 12. Februar d. I. genehmigten „Talbot- Stiftungen“ von 200000 A für das Kinderspital, den Kinder- bort, die Arbeiterinnen - Haushaltungs\hule und die Kinder- krippe des Vaterländishen Frauenvereixs sind in den leßten Monaten noch folgende weiteren Stiftungen hinzugekommen: Der Mitinhaber der Tuchfabrik von Wilhelm Peters u. Cie. zu Eupen Jakob Mün fter hat aus Anlaß der Jahrhundertwende einen Beirag von 50 000 (4 ausgeseßt, dessen Zinsen denjenigen Angestellten und Arbeitern der Fabrik zugewendet werden follen, welche 50 Jahre bei der Firma beschäftigt geweten sind. Beim s06jährigen Jubiläum des Evangelischen Frauenvereins in Aachen wurden von dem Kommerizien- rath Delius und Frau, dem Fabrikanten Reiß und Frau und ter Wittwe Waldhausen zusammea 45000 # zur Ver- größerung der Vereins - Gebäude (Kinder-, Frauenheim, Klein-

nder - Ruh und Sonntagsshule 2c) geschenkt. Bei Ge- [legenheit der Feier ihres 2jährigen Dienstjubiläuums haben die Direktoren der Eisén- und Stahlwerke - des Aachener Hütten- Attier-Vereins, Kommerzienrath Kirdorf und Julius Magery emeinsam aus eigenen Mitteln eine Stiftung von je 50 000 Æ zur örderung des Wohles der Angestellten und Arbeiter des Werkes errihtet. Ferner überwies die Wittwe des Geheimen Kommerzien- raths Jakob Bücklers zu Düren der Invaliden- und Wittwenkafse

. der Firma Schoeller, Bücklers u. Co. die Summe von 50900 #4

Zur Arbeiterbewegung.

In Frankfurt a. M. traten am 7. d. M. etwa 1000 Arbeiter der Holzindustrie (Schreiner, Bautishler, Anschläger und Ma hinenarne tee, in den Ausstand. Einige Hundert haben, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, bereits die Arbeit zu den bewilligten “ias E wieder aufgenommen, etwa 150 ledige Arbeiter

nd adbgeretii.

Wie die „Köln. Ztg.“ aus Krefeld beridhtet, baben in gen dortigen Sammetappreturen die Arbeiter theils gekündigt theils die Arbeit niedergelegt, weil einzelnen von ihnen, die am 1. Mai nicht zur Arbeit ershienen waren, ein Lohnabzug gemacht worden ift.

In Mainz haben die ausftändigen Schlosser ihre Forderungen zum größten Theil durchgesezt In. einer dortigen größeren Werkstatt ift die Arbeit bereits wieder aufgenommen.

eldung des „W. T. B." aus Renaix (Belgien) vom gestrigen Tage- sind dort 2000 Spinner ausftändig; fie ver- langten Eng der Löhne: und Verkürzung der Arbeitszeit, worauf die Arbeitgeber die Aus\perrúung beshlofsen.

massiver

Kunst und Wissenschaft.

Zweite Jahres- Ausstellung der Berliner Sezession. (Vorbericht.)

L. K. Die zweite Jahresausftellung der Berliner Sezession ist heute Mittag im Ausstellungshause neben dem Theâter des Westens feierli eröffnet worden. Das “Programm der Vereinigung, die in ftetem Wachsen begriffen ist, {ließt alle Mafsenkunst aus, und fo hat man au di-eamal verstanden, eine alüdslih: An8wabl von Werken zu treffen, in denen mehr oder minder starke Künstlerpersöalich- keiten nah dem Ausdruck dessen streben, w2s den wirk- lich Kunftgebildeten am Herzen liegt. Das Bemüher, den Gesbmack an eter, vorwärts strebendec Kunst zu heben, d1s Ver: ständniß für da3, was reichbtegabten Künstlern Ueberzeugung ift, zu verti-efen, kann nur verkennen, wer die ee Entwickelung unjerer Zeit als Rückschritt auffaßt. Der über Erwartea große Erfolg der vorjährigen Auéstellung gab den Leitern des Unternehmons cin Recht, auf dem beshrittenen Wege zu beharren. Es ift erfreulih, daß man fi veranlaßt sah, die Ausstellungsräume ‘um einen Oberlichtsaal zu erweitern. Troß peinliher Sichtung der eingesandten Arbeiten sind die so vergrößerten Räumlichkeiten gefüllt, ein Zuviel und Zuwenig glücklich vermieden. Die Qualität des Gebotenen verbürgen die Namen der Aussteller, aus deren ftattlih:r Reihe wir in diesem Vorbericht nur wenige nennen. Wer die Gntwickelung der modernen Malerei und Skulptar auf bleibende Erscheinungen verfolgt, wird aus dieser Aafzählung bereits einige Anhaltspunkte für die Beurtheiluag gewinnen können.

Hans Thoma if mit etwa elf Bildern treten, von Arnold Böckklin find vier Werke ausgestellt, ein fünftes wicd erwartet. Eine sehr freudige Ueber- rashung erfährt der norddeutsche Kunstfreund durch eine Reihe von S{öpfungen bes allzufrüh verstorbenen, ernftea Stilisten Hans von Marées, deren größerer Theil aus der Königlich bayerischen Staats-Galerie zu Schleißheim hergeliehen ift. Ferner find von füd- deutshen Ausftellern Dill, Trübner, Freiherr von Habermann, Stud, von Uhde, Slevogt und Zügel zu nennen. Der unlängst aus München nach Berlin übergesiedelle Louis Co- rivih hat zwei größere Arbeiten, eine Kreuzigung Christi und das Martyrium Johannes des Täufers ausgestelt. Die Karikaturenzeihner Heine und Strahtmann debütieren mit einigen ebenso wigigen wie ges{hmadckvollen Bildern; von anderen aus3- wärtigen deutshen Malern seien Adolf Hölzel, Freiherr von Gleichen-Rußwurm und Herrmann Linde hervor- gehoben. Zwei dekorative Entwürfe des SYweizers Hodler dürften die Aufmerksamkeit auf #sich lenken. Unter den Berlinern sind Liebermann, Sfkarbina, Curt Herrmann, Ludwig von Hofmann, Martin Brandenburg, Shulßtze- Naumburg und Dtto H. Engel zu erwähnen.

Das Ausland, das zum erften Mal in den Rahmen der Sezession8- ausftellung einbezogen ist, weist die wohlbekannten Namen der Pariser NRaffaelli, Cottet, Renoir, Valloton, Latouche, Monet und Pissarro- neben den:zn Segantini’s, Zorn’'s, Emile Claus’, Delvin’s und Lavery?’s auf. Sogar ein Porträt von Whistler hat man ausfindig zu machen gewußt.

Unter den Skulpturen sei in diesem Vorberiht nur der M-ifter- leistungen A dolfHildebrandt’'s und Meunier's, sowie. einec schr reizvollen kleinen Bronze von Wbra in München gedacht.

Daß neben diesen willklürlih herausgegriffenen Leistungen eine große Zahl anderer niht mindere Anerkennung verdienen, das darzu- legen, bleibe den folgenden Berichten vorbehalten.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe wird heute Abend 8 Uhr (im Festsaale des Künstlerhauses, Bellevuéestr. 3) Herr Arthur Höing einen Vorjrag „über Koptoryl, moderne Holzs bekleidung der Innenräume“ halten; ferner wird Herr Ingenieur Hermann Studte aus Halle „über die Herstellung Intarsien, speziell Hirnholzintarsien und ihre Verwendung im Kunstgewerbe“ sprehen. Beide Vor- träge werden durch Ausftellungen erläutert werden.

gut ver-

Technik.

Die 41. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure findet, wie das „Centralbl. d. Bauverw.* mittheilt, in diesem Jahre in den Tagen vom 2. bis 4. Juli in Köln statt. Die Sitzungen werden im wesentlihen mit vezreinsgesäftlihen Be- rathungen ausgefüllt werden. Von den sfonftigen Gegenftänden der Tage2ordnung find hervorzuheben die Berichte des Vorstandes über Normalien zu Rohrleitungen für hoben Dampfdruck, über Maulweiten der Schraubens{chlüfsel zum S.-I.-Gewinde, über Herstellung und Herausgabe eines internationalen technishen Wörterbuhes und über Normen für Spiralbohrerkegel. Für Mittwoch, den 4. Juli, ift ein Ausflug nah Bonn und dem Siebengebirge in Aussicht genommen,

Land- und Forstwirthschaft.

Die XXV1. Berliner Mastvieh-Ausftellung ist heute auf dem im Flaggenschmuck prangenden ftädtishen Zentral - Viehhof er- öffnet worden. Die Schau giebt bei starker Beschickung ein erfreu- lihes Bild dec deutschen Viehproduktion und gewährt zugleich einen interessanten Ueterblickd über das weite Gebiet thier- ¡üchtecrisher Thätigkeit, das sich die Verforgung der Reichs- haupistadt mit dem nöthigen Fleisch zur Aufgabe gemacht hat. Von den 128 Ausfstellern, die diesmal ihre Zuchtprodukte hier vor- führen, sind 36 aus der Provinz Posen, 32 aus Brandenburg, 19 aus Pommern, 13 aus Westpreußen, 6 aus Braunschweig, die übrigen aus den Provinzen Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover und Dee aus den beiden Mecklenburg, Oldenburg und Bremen; je ein Aussteller ift außerdem aus dem Königreih Sachsen und dem Els2ß ershienen. Im Speziellen ergiebt diese Betbeiligung, daß für die Kälberzufuhr vor allem Braunschweig, Bremen und Oldenburg in Betracht kommrn, A aber für den Großviehmarkt immer mehr die Provinz Posen für Berlin an Bedeutung gewinnt. In den letzten vier Jahren sind aus dieser der Berliner S hau vorgeführt worden 162 bezw. 232, 25 und in diesem Jahre 363 Haupt. Brandenburg, das im Vorjahre auf 29 Haupt zurückzegangen war, hat sich bei den günstigeren Viehpreisen wieder etwas gehoben und bringt diesmal 66 Haupt Großvieh ; Pommern hat fich in ruhiger Weise weiter entwickelt; Schlesien if in seiner Bedeutung für den Berliner Markt immer mehr zurückgegangen; Schleswig-Holstein hat Berlin eigentlich ganz aufgegeben und fsich dem mächtig aufftrebenden Hamburger Markt zugewendet; um ]o eifriger aber bemüht sid Weftpreußen, hier in Berlin festen Fuß ¡u gewinnen (1898 nur 13, 1899 {hon 33 und in diesem Jahre 84 Haupt Großvieh). In Bezug auf Hammel kommen für Berlin nur Brandenburg, Schlesien und Mecklenburg in Betracht. Der Versu, den vor zwei Jahren die Nhein- provinz malte, in Berlin Ersay zu finden für die dur die Zollverbältnisse beinträhtigte Hammelausfuhr nach Frankreich, ift aufgegebea worden. Jn der Schweineeinfuhr endlich dominiert immer mehr Pommern auf den Berliner Mastvieh- hauen. Wenn aber diesmal Brandenburg auf diesem Gebiete stark zurüdtritt, so liegt dies wohl im wesentlichen nur daran, daß bei den jeßigen guten Preisen die märkischen Schweinezüchter ihre Produkte auch ohne Beschickung der Berliner Schau leicht abzusezgen Hoffen. Den Glanzpunkt der dies- jährigen Ausftellung bildet unstreitig die Rinderabtheilung; fie zählt niht weniger als-712 E gegen nur. 540 im Jahre 1899 und 369 im Jahre o Nur einmal, im Jahce 1895 ift eine höhere

worden.

Zahl Unter den 123 Kälbern find 63 Doppel- : diese von den Berliner Fleischern ihres guten Schnizel- fleishes wegen gern gekauften Dopellender haben

Provinz auf

damit

zablenmäßig die normal gebauten Thfere überflügelt. Um den Kaiserpreis konkurrieren diesmal die Ausfteller in den beiden mit 136 Thieren beshickten Klassen der jungen Ochsen; da der Gewinner des Kaiserpreises aber selbstgezüchtetes Vieh - vorführen muß, so {iden von den 19 Auéstellern in diesen beiden Klaffen 10 ohne weiteres aus und ist die Konkucrenz somit eine gur sehr beschränkte. Die beiden Kuhklafsen sind mit 49, die beiden Klassen der äiteren Ochsen mit 334, die beiden Bullenklafsen mit 70 Thieren befegt. In allen diefen Klafsen sind ganz vortreffl Zuchtprodukte ausgestelli. V?! dea älteren Ochsen überwéegen diesmal in ganz auffälliger Weise die Stämme des deutschen Höbelandes; namentli sind es die Siwmer- thaler, die ihres feinfaserigen und do kräftigen Fleishes wegen immec beliebter werden. Die Abtheilung der Schafe ist mit 170 Thieren in 70 Loosen etwas s{chwächer beschickt als im Vorjahre, wo 223 Thiere rorgeführt wuroen, si: erseyt abzr an Qualität, was ihr an Quantität abgeht. Es sind ausschließlich bekannte und wohl- renommierte Zuchten, die si diesmal an der Schau betheiligt haben. Der Zahl nach traten die Merinos hinter den englischen Rafsen er- heblih zurüdck; von den [egteren sind vor allem die Hzmpihire- dorwons gut vertreten, während die langwolligen ganz fehlen. Die Schweine-Abthcilung is mit 131 Thieren (16 mehr als im Vorjahre) als klein aber gut zu bezeihnen. Interefsant ift der Versuch, die Tamworths, die sogenannten rothen Schweine, wizder zur Geltung zu bringen. Morgen joll auch noch geshlachtetes Mastgeflügel vorgeführt werden, um zu zeigen, was die Landwirthschaft in der Mastgeflügelzuht leistet, Wie immer, fo ist auch diesmal mit der Maitviehshau eine Maschinen- und Ge- A 9g verbunden, die von 37 meist Berliner Firmen eschickt ist.

Saatenstand in der Bukowina. Der Kaiserlihe Konsul in Lemberg berihtet unter dem 30. v. M.

Folgendes:

Nach Mittheilung des Vereins für Landeskultur in Czernowiß kann der Stand der Saaten in der Bukowina im Ganzen, wenn er au stellenweise gelitten hat, als mittelgut bezeihnet werden. Der Früßbjahrsanbau ift infolge des Nachwinters verspätet, gegen värtig

indeß im vollen Zuge.

Saatenstand in Ober-Jtalien.

Das Kaiserlihe Konsulat in Mailand berichtet unter dem 1. d. M. Folgendes :

Der Stand des Winterweizens is in ganz Ober-Jtalien ein günstiger. In Piemont glaubt man, bei fortgesegt günstiger Witterung e einen die Durchschniltsernten überfteigenden Ertrag rechnen zu ürfen.

_ Der Mais ift unter im allgemeinen günstigen Witterungsverkält- nifsen aus gesäet worden; zum th-il ist die Aussaat no nicht beendigt.

Saatenstand in Rumänien.

Das Kaiserlihe Konsulat in Bukarest berihtet unter dem 1. d. M. Folgendes:

Der Stand der Herbftsaaten wird im allgemeinen als ein guter bezeihnet. Der Raps wird voraussichtlich eine reihe Ernte ergeben, da von dem dieéjährig besonders ausgedehnten Anbau nur etwa 20 9% dur stagnierende Wasser und durch Würmer zu Grunde gegangen fein dürften. Wein und Obstbau stehen gleihfalls zur Zeit gut.

Die Frühjabhrsackerung und die Frühjahr2einsaat find infolge des anhaltenden Regens etwas zurückgeblieben. Andererseits ift die Erde dadur viel lockerer, ais dies sónft hier der Fall ist, was der Ader- bestellung bei dem Umstande, daß die Zugthiere infolge Futtermangels während des letzten Mißjahres in ganz befonders schlechter Kondiiton find, wieder sehr zu statten kommt.

Wenn nicht schon jeßt eine außerordentliße und anhaltende Hiße eintritt, wird auf eine gute Gesammterate gerechnet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Ftalien.

Die Königlich italienishe Regierung hat dur feesanitätspolizei- lihe Verordnung vom 2. d. M. Port Said für pestverseucht erflärt. -Auf die aus jenem Hafen kommenden Schiffe fiaden die Bestimmungen der im Jahre 1897 und 1909 erlassenen secefanitäts- volizeilihen Verordnungen Anwendung. (Vergl. auch „N.-Anz.“ Nr. 54 vom 1. März d. J.)

Konstantinopel, 8. Mai. (W. T. B.) aus Smyrna isst dort ein sehzigjähriger Mann verdächtigen Grscheinungen erkrankt.

Nah Meldungen unter pefst-

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Die Opernshule des Stern’shen Konservatoriums ver- anftaltete gestern unter Leitung thres Direktors, Profeffor Gustav Do iür ihren erften dramatischen Abend in dieser Saison.

ur Aufführung gzlangten Akte bezw. Scenen aus den Op:rn „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck, „Aïda“ von Verdi, „Der Frei]hüß“ von Weber, „Romeo uad Julie“ von Gounod und „Figaro’s Hochzeit“ von Mozart. Manche Leitungen, insbesondere die der Damen Paula Schönfeld (Aennjen und Chbecubin), Vierheller (Agathe), Kaufmann Aïda) und Hillengaß (Julie) fas alle Schülerinnen der rau Professor Nicklaß-Kempner standen bereits auf ansehnliher ünstlerisher Höhe. Untec den Vertretern mänrliher Rollen fielen befonders die Herren Borodin (Romeo) und Becker (Figaro) dur gute Stimmmittel auf. Aber au bei dzn minder vorge]{rittenen odcr auch vielleiht durY Befangenheit an der vollen Entfaltung ihrer Mittel bekinderten Mitwirkenden war ein ernftes, auf das rechte Ziel gerihtetes Streben niht zu verkeanen. Aufmunternder Beifall des vollbescten Hauses wurde Allen zu theil.

Konzerte.

Der österreihishe Hofballmusik-Direktor Eduard Strauß, ein in Berlin seit Jahren bekannter und beliebter Gaft, eröffnete am bergangegen Freitag im Saale der Aktienbrauerei Friedrichshain mit seiner Wiener Kapelle die Reihe feiner dieéjährigen Konzerte, Neues läßt sich kaum über die Kün#tler und ihren Dirigenten fagen. Nach wie vor bildet die vollendete Wiedergabe der Wiener Tanzmusik, insonderheit der Walzerkompositionen von Johann Strauß, den Höbepunkt ihrer Leistungen, und das Publikum wird niht müde, den einshmeihelnden Weisen zu laushen. Im übrigen stellt ihnen der Dirigent nit eben schwierige künstlerishe Aufgaben. Das Prozramm des ersten Tages enthielt neben den erwähnten Kompositionen u. a. auch die bekannte „Berceuse* für Violine von Godard, welche von dem Konzertmeister des Orchesters Herrn Schotter recht anerkennen8werth vorgetragen wurde.

Das Gichelberg’\che Konservatorium (Direktion Friy Masbach{) veranftaltete am Montag im Saale der Sing- Akademie einen Vortragsabend. In dem Programm, das durchweg klassische ompositionen enthielt, wechselten Klaviervoriräge mit WViolin»- und Gesan gaufführungen ab, die vom Berliner Symphonie-Orchester unter Leitung des Kapellmcisters Hetrn Berirand Saenger begleitet wurden. Die Soliften, fämmilich Schüler des Instituts, lôöften ihre zum theil recht schwierigen Basel mit voller ingabe und mit Verständniß.

anz besonderen Beifall ernteten die Schülerin der LXammersängerin rau Mallinger, Fräulein Hertha Dehmlow (Alt), ferner Herr ermann Gerlah (Violine) und Herr Georg Bertram (Klavier), welhe aus der Violin- bezw. Klavierklasse der Herren Hagemeister

und Munzinger hervorgegangen find. Auch die Leistung von Frau Frida Langendorff, cbéata 8 einer Elevin der Frau Mallinger, verdient.