1900 / 117 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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die Bariväge des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke und des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten von Tschirshky und Bögendorff.

Der Kaiserliche Gesandte in Stockholm A von Wal [- wig ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Ver Regler Freiherr von Malßzahn in Bromberg ist an die Königliche Regierung in Schleswig ver- seßt worden. / :

Zur weiteren dienstlihen Verwendung sind überwiesen worden: der Regierungs-Ass:\ssor Tuchen zu Frankenstein i. Schl. der Königlichen Regierung zu Königsberg, der Re- ierungs-Assessor von Donop zu Neu-Ruppin der König- ichen Regierung zu Gumbinnen, der Regierungs-Assessor von Harnier zu Be i. Schi. der Königlihen Regierung zu Bromberg, der Regierungs Assessor Stehow zu Marien- werder der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern zu Berlin, der Regierungs- Assessor Dr. Assig zu Brieg der Königlichen Regierung zu Oppeln, der Regierungs-Assessor Dr. Steputat zu Geeîte- münde der Königlichen Regierung zu Marienwerder, der Re- gierungs-Assessor Schulz zu Posen der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O,, der Regierungs-Asscessor Hassenstein zu Gumbinnen der Königlichen Regierung zu Stralsund und der Regierungs-Assessor Dr. Menzel zu Ragnit der Königlichen Regierung zu Posen.

Hessen.

Aus Anlaß des Besuches der Torpedoboots - Division in den hessischen Rheinstädten hat, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, Seine Königlihe Hoheit der Großherzog am Montag folgendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser abgesandt:

Eurer Majestät melde Ih, daß Ih heute Eurer Majestät Nhein-Torpedoboots-Division an Meiner Landesgrenze in Bingen empfangen hate und mit derselben nah Mainz gefahren bin. Zum ersten Mal vereint mit deutschen Kriegs\{ifen in Meinem Land, drängt es Mich, Eurer Majestät auszusprehen, welhe Freude Mich und Mein Hefsenland erfüllt beim Anblick eines Theiles unserer Wehr- kraft, welcher mit dazu berufen ist, Deutshlands Größe zu erbalten.

Ernst Ludwig.

Seine Majestät der Kaiser antwortete, wie folgt :

An Seine Kane Hoheit den Großherzog von Hessen.

Ih danke Eurer Königlichen Hobeit von Herzen für den warmen patriotischen Empfang, welhen das He:fsenland unter Höchstibrer per- fönlihen Betheiligung der Rhein-Torp?edoboots-Divisiona bereitet hat. Wie dieselbe trog aller Hindernisse immer weiter in das innere Deutschland vordringt, fo wird. auch, davon bin Jch überzeugt, die nationale Begeisterung, das Ver*ändniß und das Interesse für unsere Aufgaben auf dem W-fser im deutschen Bolke unter Führung seiner Fürsten immer weitere Fortschritte mahen zum Wohle des zu Wasser wie zu Land Achtung ge-bietenden Vaterlands

Wilhelm.

Braunschweig.

Seine Königlihe Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, hat sich, wie die „Braunschweigische Landeszeitung“ meldet, in der ver- Pongs Nacht nah London begeben, um Seine Majestät

en Kaiser bei der Taufe des Sohnes des Herzogs von York zu vertreten.

Deutsche Kolonien.

Der Oberstleutnant Gerding hat die seit 1895 aus- geführten Vorarbeiten für die Anfangsstrecke einer ostafrikanishen Zentralbahn Dar-es-Saläm— Mrogoro an Ort und Stelle geprüft und die gewonnenen Eindrücke in einem vorläufigen Bericht vom 7. April d. J. zum Ausdruck gebracht, welhem das „Deutsche Kolonialblatt“ die folgenden Mittheilungen entnimmt:

Die Bahnlinie, wie sie endgültig zu wählen sein würde, verläßt Dar-es-Salâm in jüdwestlicher Richtung, umgeht die Kisseraweberge \üdlih in der Richtung auf Kola, berührt diefen Ort, verfolgt dann den großen Karawanenweg bis zur Niederung des Kingani und über- schreitet leßteren an der vom Hauptmann Schlobachch seiner Zit erkfundeten Brück-nstelle, etwa 3 km südlich Mafisi. Von hier aus durchquert die Bahnlinie das Gelände auf dem linken Gerirgeri- Ufer bis in die Höhe von Kißwendera und folzt dann im allgemeinen dem Laufe diejes Flusses auf feinem nördlihen Thalabhange bis südlih von Kwa Masudi. wo sie ihn überschreitet und nah Westen in das vielfa gewundene Thal des Kwasi (später Lukonde) einbiegt. In diesem Thale aufwärts fteizend, gewinnt sie südlich der Mlagala- Hügel die sib in der Richtung auf den Lugallaberz hinziehende Niederung. Leßtere gestaltet sih nördlid von Mrogoro zu einer gänzli flachen Hochebene aus, die, ungemein fruhtbar und wasserreih, für Ansiedelungéezwecke vorzüglich geeignet ist. Hier, etwa 520 m über dem Meeresspiegel und ungefähr 1 km nördlih von Mrogoro, ist unter Berüdcsichtigung einer etwaigen Weiterführung der Bahn nah Westen der Eadbahnhof in Ausficht genommen.

Die Pu tnderm e welche die Ba3hn dur@queren muß, die \ü-Tihen Ausläufer der Kisseraroeberge mit der tief eingeschnittenen Niederung des Mpigi, ferner der Kingani und die nördlihen Aus3- [äufer des Ulugurugebirges, werden tem Bau der Bahn nennens8- werthe technishe Schwierigkeiten nicht bereiten und obne zu großen Kostenaufwand zu überwinden fein, Etne nördlihe Umgehung der Kisseraweberge sowie eine gerade Fühcung der Bahnlinie vom Kingani- übergange auf Kwa Masudi, wie sie nach der Karte möglih erscheint, würde die Bahnlinie zwar abkürzen, indessen in ein für den Babn- bau sehr ungünstiges Gelände führen. Dagegen bietet der größere Theil der gewählten Bahnlinie, namentlih die erste, 30 km lange Strecke, fowie die Strecke von Kola über Mafisi bis zum Geringeri bei Kißwendera dem Bahnbau ein sehr günstiges Gelände, sodaß die Erdarbeiten hier auf ein verhältnißmäßig geringes Maß beschränkt werden können. Grau kommen im allgemeinen

ünstige Boden- und Ta Ber o e und die Möglichkeit, Material ür die Beschüttung der Bahn an vershiedenen Stellen avs den Ab- trägen zu gewinnen. Es bieten sich demnach für den Bahnbau sehr günstige Auetsichten, und alle Verhältnisse licgen so klar, daß von einem Sprung ins Dunkle, den man mit der Inangriffnahme dieses Baues mache, niht die Rede fein kann. :

Ein endgültiger Bericht über den Bau einer Eisenbahn Dar-es- Saläm—Merogoro nebft generellem Koftenübershlag und Rentabilitäts- berehnung foll noch folgen.

Einem Bericht des Führers des Ablösungstransports S. M. S. „Möwe“, Oberleutnants z. S. Schmidt zufolge war dieser Transport auf dem redet R „Stettin“, Kapitän Niedermayer, in Friedrich Wilhelmshafen (Neu-Guinea) am 7. März d. J. eingetroffen. Auf Re- quisition. des Kaiserlichen Richters Dr. Böters daselbst wurde

anderen Tages gegen die an der Nordostküste von Neu-Guinea gelegenen Dörfer Kaämaya und Awar, deren Bewohner den auf der Jnsel Lanz befindlihen Händler der

Neu - Guinea - Kompagnie wiederholt bedroht und an- afen und kurz vorher vier seiner Leute ermordet

atten, eine Strafexpedition unternommen, an welcher ch außer dem genannten, 42 Mann starken Kommando der Kaiserliche Richter, der Arzt der „Stettin“ Dr. Starke und 14 Polizeisoldaten betheiligten. Da friedlihe, auf die Auslieferung der Mörder bezügliche Verhandlungen erfolglos blieben, wurden vier Eingeborene, deren man habhaft werden fonnte, gefangen genommen und zwei große Kanus als Beute beshlagnahmt. Die Eingeborenen selbst hatten sich in den Busch geflüchtet. Um 6 Uhr Avends konnte die „Stettin“ mit dem Ablösungstransport die Heimreise antreten.

Oesterreich-Ungarn.

Eine gestern am shwarzen Brett der Wiener Universität an- geschlagene Kundgebung des Prorektors Wiesner theilt, dem „W. T. B.“ zufolge, mit, daß der Unterrichts-Minister die Demission des Rektors Neumann genehmigt und ihn den Prorektor mit der Führung des Rektocrats bis zum Schlusse des Studienjahres betraut habe. Der Prorcktor spricht die Erwartung aus, daß mit Hilfe der studierenden Jugend die Nuhe an der Universität bald wiederhergestellt scin werde, und bofft, binnen kürzester Zeit normale Zustände herbeiführen n die Aufhebung des Verbots des Farbentragens erwirken zu können.

Großbritannien und JFrland. :

Der Schazkanzler Sir Michael Hicks Beach legte, wie. „W: D. Y meldet, gestern C ebel, Aue Bill vor, wonach im Jahre 1903 die gegenwärtigen Zins- säße für Depositen bei Post- und anderen Sparkassen her- abgeseßt werden sollen. Die Zinssäße sollen in mäßigem Grade variieren, je nach der Verzinsung des von Banquiers in Regierungssicherheiten angelegten Kapitals.

Fraukreicch.

Dem gestern abgehaltenen Ministerrath wohnte, wie die „Agence Havas“ berichtet, auch der Kriegs-Minifter, General de Galliffet bei, der von seinec Krankheit vollständig wieder- hergeïitellt ist. Der Minister-Präsident Waldeck-Rousseau theilte die jeßt vollständig bekannten Resultate der Gemeinde- rath8wahlen mit, welche zeigen, daß die Wahlen vom 13. d. M. den E:folg der Kandidaten des Zusammenschlusses der Re- publifanec zur Vertheidigung der Republik besiegelten und verstäifkten.

Wie das „Journal Officiel“ meldet, ist der Attaché in der politishen Abtheilung des Ministeriums des Aeußern Rosnieu zum Sekretär bei der Botschaft in Berlin ernannt worden an Stelle Delaroche-Vernet's, welcher in die politische Abtheilung des Ministeriums des Aeußern versetzt ist.

Die neugewählten nationalistishen Pariser Ge- meinderäthe sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend zum Besuche Déroulède's nach San Sebastian gereist.

L JFtalien.

Der A und die Königin sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend von Neapel wieder in Rom eingetroffen.

Jn der gestrigen Sißzung der Deputirtenkammer erklärte nah der Verlesung des Protokolls der leßten S1ßzung der Deputirte Ferri, die äußerste Linke werde sih mit allen Mitteln, selbst mit Gewalt der Anwendung der neuen Ab- änderungen der Geschäftsordnung widerseßen. (Großer Lärm rehis und im Zentrum; lebhafter Bei- fal auf der äußersten Linken.) Der Deputirte Giolitti beantragte, zum Zweck der Einigung eine Kom- mission einzusezen, welhe beauftragt werden solle, binnen zwei Tagen Abänderungen der Geschäftsordnung vorzulegen; inzwischen solle die Kammer ihre Sihungen unterbrechen. (Beifall auf der Linken.) Der Deputirte Pantano er- kannte die Beweggründe des Antrags Giolitti an, zweifelte aber daran, daß derselbe werde angenommen werden, und fügte hinzu, die äußerste Linke werde weder heute noh jemals zurückweihen, bis die Achtung vor der Geseß- lihkeit wiederh?rgestellt sei. (Lebhafter Beifall auf der äußersten Linken.) Der Minister-Präsident Pelloux erklärte, wenn er auch nur entfernte Hoffnung hätte, daß der Antrag des Deputirten Giolitti eine Einigung herbeiführen könne, würde es keine Schwierigkeit haben, ihn anzunehmen ; aber aus allem, was außerhalb und jeßt innerhalb der Kammer gesagt worden sei, gehe hervor, daß sih ein: Einigung nicht erzielen lassen werde, weil die Minderheit die Mehrheit mundtodt machen wolle. (Unterbrehungen auf der Linken; Beifall rehts und im Zentrum.) Der Minister-Präsident fügte hinzu, der Deputirte Pantano habe angefragt, ob die Debaîte über den Antrag Giolitt’s unter dem alten Regime oder nah der neuen Ge- shäftsordnung stattzufinden habe; nun, er meine, für die Kammer könne es nur cine G:\chäftsordnung geben, nämlich die am 3. April angenommene. (Großer Lärm und Beifall.) Er könne daher dem Antrag Giolitti’'s nicht zustimmen. (Bei- fall und Lärm.) Der Deputirte Giolitti erwiderte, er nehme mit lebhaftem B-dauern _die Erklärung der R-gie- rung zur Kenntniß. Der Präsident kündigte an, daß der Deputirte Ferri und andere Mitglieder der äußersten Linken die Feststelung der B-schlußfähigkeit des Hauses verlangten; die geltende Geschäftsordnung lasse aber in dem vorliegenden Fall eine solche eeLung nicht zu. (Sehr großer, andauernder Lärm und Widerspruch auf der äußersten r Mehrere Deputirte von der äußersten Linken fangen die Arbeiterhymne. Der Präsident bedeckte sich, die Sißung wurde unterbrochen und um 5/2 Uhr wieder aufgenommen. Der Präsident betonte nohmals, daß die geltende Geschäftsordnung eine Feststellung der Beschlußfähigkeit des Hauses im vor- liegenden Falle nicht zulasse. (Heftiger Lärm auf der äußersten Linken.) Der Präsident forderte die Kammer auf, das Sißungsprotokoll zu genehmigen. Die Mehrheit genehmigte dasselbe durch Erheben; von den Sißen. Die äußerste Linke schrie, hlug auf die A und sang die Garibäldi-Hymne. Der Präsident bedeckte sih, die Sizung wurde aufgehoben.

Portugal.

Die „Agence Havas“ meldet aus Lissabon: es verlaute Ci Ag adtmeile- daß der Präsident Krüger den portu- Bn hen Konsul angewiesen habe, das Gebiet von ransvaal zu verlassen.

p. : Bulgarien.

Gegenüber den beunruhigenden Meldungen eini wärtiger Blätter versichert die „Agence Télégraphique Yar dus: daß in ganz Bulgarien vollkommene Ruhe und res, nung herrschen. Tde

Schweden und Norwegen.

Der \chwedische Reichstag ist, wie „W. T. rihtet, gestern ge\schlossen Urn L. V4 hy

Amerika.

Der Dampfer „Maasdam“ von Rotterdam mit den Mit gliedern der besonderen Burenmission an Bord trzf gestern Vormittag am Eingange des Hafens von New o ein. Eine aus neun Mitgliedern bestehende Deputation “de für den Empfang der Mission gebildeten New Yorke, Comités fuhr in einem Zollkutter dem Dampfer ent gegen. Der Sprecher der Deputation, Richter van Hoeven sagte, als dieselbe an Bord der „Maasdam“ q fommen war, in einer Ansprache, das Ncw Yorkee Comité wolle sih bemühen, den Delegirten den Aufenthalt in den Vereinigten Staaten zugleich angenehm und für deren Vaterland nüßlih zu machen. Montague White mxr bereits vorher an Bord des „Maasdam“ gekommen, un die Burenmission über den Stand der Dinge zu informicrzy und ihnen volle Unterstüßung anzubieten. Bei dem Eintreffen der „Maasdam“ im Hafen von New York wurde die Mission von den auf dem Hudson liegenden Schiff:n aus lebhaft begrüßt. Bei der Landung in Hoboken wurde der: selben von dem Mayor, Musikkapellen, verschiedenen Deputationen und einer großen Volksmenge, welhe Fahnen \{chwenkte, ein begeisterter Empfang bereitet, worauf man si: über den Fluß zu ihrem Hôtel geleitete. Fischer erklärte, er sei durgaus nicht bestürzt über die britishen Erfolge; er lese zwischen den Zeilen der britischen Depeschen, daß die Buren fo lang: kämpfen würden, bis die Aufrechterhaltung ihrer Un- abhängigfeit gesihert sei. Einem Berichteritatter gegen: über erflärte Fischer, er hoffe, daß die Verciüigten Staaten das Schiedsrihteramt übernehmen würden. Di Mission werde sich nah Washington begeben und bei dem Präsidenten Mc Kinley eine Audienz zu erhalten versuhen. Sollte die Mission niht im stande sein, die amerikanishe Regierung zu bewegen, das zu thun, was sie wünsche, so werde sie das amerikanishe Volk aufzurufen ver: suchea, welches die Regierung zum Eingreifen zwingen könne, Die Mission habe Einladungen von den Bürgermeistern von sehzig Städten erhalten. Sie werde voraussihtlih viele der: selben besuchen.

Aus Washington meldet das „Reuter’she Bureau“, das R ai gestern über die Frage des Empfanges der Burenmission beraihen. Es sei beschlossèn worden, sie so liberal, als es_ der diplomatishe Brauch zulasse, zu empfangen. Falls die Delegirten Beglaubigungsschreibzn hâtten, solle ihnen Gelegenheit gegeben werden, dieselben zu überreichen.

Afrika.

Aus Lourenço Marques erfährt das „Reuter'sche Bureau“, daß nah den dort eingegangenen Meldungen von seiten der Buren diese am vergangenen Sonnabend die „„Kaffernstadt“ von Mafeking genommen hätten.

__ Nach einer Meldung aus Kapstadt is daselbst eine amt lihe Bestätigung der Meldung, ‘daß die britische Entsaß- kolonne für Mafeking in Vryburg angekommen sei, ncch nicht eingetroffen.

Der Feldmarschall Lord Roberts telegraphierte gestern aus Kroonftad, der Oberst Baden-Powell berichte unter dem 7. Mai aus Mafeking, daß dort alles gut gehe. Das Fieber nehme ab, und die Garnison sei guten Muthcs. Die Nahrungsmittel reichten etwa bis zum 10. Juni aus.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Kroonstad vom 14. d. M. gemeldet, daßdie Buren gegenwärtig alle ihre Streitkräfte am Vaalflusse konzentrierten. Der Feind habe seine Stellungen an den BViggarsbergen und an der Süd- und Oîtgrenze geräumt. Man nehme an, daß niht mehr als 200 Freistaat-Buren am Vaalflusse mitkämpfen würden. Die Reparaturarbeiten an der Bahnstrecke bis Kroonstad würden voraussihtlich am Donners- tag beendet sein. Der Verpflegutgsdieii funktioniere regel: máßig, die Mannschaften und Pferde empfingen volle Rationen, der Gesundheitszustand der Truppen sei voll kommen gut.

Dasfelbe Bureau meldet aus Brandsdrift, östlich von Thabanchu, vom 13. d. M.: Der Distrikt von Ladybrand sei vom Feinde, der Mequatlingsnek geräumt habe und sih jeßt in der Nähe von Lindley befinde, gesäubert worden.

Nach einer Depesche der „Morning Post“ aus Kroonstad, vom 14. d. M., hat bei Lindley ein Kriegsrath der Buren stattgefunden, der dahin enischied, daß es von Wichtigkeit sei, Harrismith so lange als möglich zu halten. :

Der General Sir Redvers Buller theilt in. einem ausführliheren Bericht über seinen Vormash durch die Biggarsberge mit, daß, während er auf dem Wege von Helpmakaar vorrüte, der Oberst Lord Bethune von Grey town und der General Hildyard von Elandslaagte vor gegangen sei. Die Operationen hätten sich auf die Zelt vom 11. bis 14 Mai erstreckt. Der Feind habe stark befestigle Stellungen geräumt, nahdem er geringen Widerstand g& [leistet hatte. Der General Lord Dundonald have an 14. Mai die 3000 Mann starke Hauptmacht der Buren, welche jenseits Helpmakaars eine starke Stellung inne gehabt habe, umgangen. Hierauf hätten sich die Buren zurückgezogen. Es verlaute, daß die Buren nah Laingsnek gingen. Die Kohlenbergwerke in Dundee seien zerstört worden. 2

Aus Kemps Farm vom gestrigen Tage - meldet Slk Redvers Buller ferner: Wir haben Dundee beseg!. 2500 Buren gingen gestern nah Glencoe weiter. /

Der „Messager de Bruxelles“ veröffentliht eine Unter redung seines Korrespondenten mit Reisenden des gestern fru vom Congo eingetroffenen Dampfers „Albertville“ über die jüngst gemeldeten Eceignisse im Fort Shinkafkassa bei Boma. Am Mittag des 17. April hätten sich bein Appell 150 unter dem Befehl ‘des Hauptmanns Meer reg) stehende Mannschaften empört und die Stadt Boma mit ihrn Gewehren und drei Nordenfeldt-Geschügen beshossen. Es s, den Meuterern indessen nicht gelungen, die noch auf dem F vorhandenen zehn Krupp'shen Kanonen in Thätigkeit zu se t Jn der Nacht vom 18. zum 19. April seien aus dem Lager von d 150 Mann unter dem Hauptmann Tonglet eingetro]ssen un hätten das Fort im Sturm genommen, - wobei au

Seiten etwa 12 Mann gefallen seien. Die Aufrührer seien in den Busch entkommen. 120 Senegalesen unter den Haupb

¡lly hätten alsbald die Verfolgung der Flüchtigen N uen. ‘Beim Abgang des Dampfers sei das Ergebniß auf folgung noch nit bekannt gewesen. Die Lage dcr Si Yoma fei eine A lang kritish gewesen, und die „Albert- Se habe ihren MeRpIa ändern müssen, um aus om Bereich des Feuers zu kommen. Auf Weisung des Gouverneurs sei der Dampfer sieben Tage lang in Boma blieben. Die aufrührerishen Soldaten seiew. rückfällige Meuterer, welhe bei einem früheren Aufstand am oberen Congo gefangen genommen und zu Zwangsarbeit verurtheilt

worden seien.

E

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reichs - tages und des Hauses der Abgeordneten befinden [ih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (195.) Sigung des Reichstages, welher der Staatssekretär des Jnnern, Staats - Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Staatssekretär des Reichs-Ma?ineamts, Staats-Minister, _ Vize-Admiral Tirpiß und der Staatssekretär des Reihs-Schaßamts Dr. e von Thielmann beiwohnten, wurde zunächst der Geseßz- entwurf, betreffend die militärishe Strafrechts- pflege im Kiautshou-Gebiete, nach den Beschlüssen zweiter Lesung in dritter Berathung unverändert ohne Debatte angenommen.

Es folgte der von dem Abg. Schwarze (Zentr.) erstattete Bericht der Rechnungskommission über den auf Aae des Abg. Singer (Soz.) an dieselbe zurückverwiesenen Theil der Uebersicht der Reihs-Einnahmen und -Ausgaben für 1898, welcher die Etatsüberschreitungen im Bereich des Aus- wärtigen Amtes aus Anlaß der Palästinareise Seiner Majestät des Kaisers (40 000 #4) betrifft.

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes außer dem Staatssekretär des Jnnern, Staats- Minister Dr. Grafen von Posadowsky die Abgg. Singer (Soz.), Gröber (Zentr.) und Dr. von Leveßow (d. kons.).

In der heutigen (68.) Sißung | d-es Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein beiwohnte, gelangte der An- trag der Abgg. von Mendel-Steinfels, Freiherr von Wangenheim (kons.) und Genossen zur Berathung: die Königliche Staatsregierung aufzufordern, noch in dieser Session, entsprehend dem Beschlusse des Abgeordnetenhauses vom 1. Mai 1899 und der Ankündigung des Herrn Ministers für Land- wirthshaft, Domänen und Forsten vom 25 Januar d. I., einen Gesetzentwurf gegen den Kontraktbuch der ländlichen Arbeiter, sówie gegen die Verleitung zu demselben einzubringen. An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes der Abg. von Mendel-Steinfels, der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein, die Abgg. Fri hen-Borken (Zentr.), Goerdeler (fr. konf.) und Dr. Hirsch (fr. Volksp.).

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesezes, betreffend die Bewilligung weiterer Staats8- mittel zur Verbesserung der Wohnungsverhältniffe von Arbeitern, die in staatlihen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten, nebst Bes gründung und einer Denkschrift über die Ausführung der Gefege vom 13. August 1895, vom 2. Juli 1898 und vom 23. August 1893 ¡uzegangen.

Statistik und Volk3wirthschaft.

Die deutsche überseeische Pu twnabeenng tim Tyeis 1900 und in dem gleihen Zeitraum des Vorjahres. Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat April über 1900 1899 E e A000 1048 ae e ADOOO 1007 deutshe Häfen zusammen . . 2606 2593 fremde Häfen (soweit ermittelt) 365 374 überhaupt . . 3021 2927. Aus deutshen Häfen wurden im April 1900 neben den 2656 deutshen Auswanderern noch 15 999 ae fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 6609, Hamburg 9390.

Gesammtumfang der gewerblihen Unternehmungen in Deutschland.

Bei der gewerblih:n Betriebszählung vom 14. Juni 1895 war, wenn versbiededurtiue Gewerbe zu einem Betriebe vereinigt waren, d. h. unter gemeinsamer Leitung standen und gemeinsame Buchführung hatten (z. B. Getreidemühle mit einer Sägemükle, isengießeret mit einer Maschinenfabrik), od:r ein Unternehmer da?- selbe Gewerbe an verschiedenen Pläßen betrieb, also Zweignieder- laffungen, Filialen, untechielt, ¡unähst für die verschiedenen Gewerbezweige oder Filialen j: ein besonderer Gewerbebogen aus- iufüllen und das Geschäftspersonal nach dem sachgemäßen Er- messen des Geschäftsleiters entsprehend za vertheilen, weil die Ge- werdestatistik den Zustand der einzelnen Gewerbezweige zeigen sollte. Auf dem Gewerbebogen des hauptsählihsten Gewerbezweiges oder der Hauptniederlassung waren dann noch näbere An- gaben über den Betriebsumfang des Gesammtgeschäfts zu maden. Die Größe und Unternchmungsform der so ermittelten „Gz- sammtbetriebe“ ist Gegenstand einer cingehenden Betrachtung in dem bon dem Referenten für die Berufs- und. Gewerbezählung im Kaiser- lihen Statistisßen Amt, Regierungsrath Dr. Zahn, be- arbeiteten 119, Bande der „Statistik des Deutschen Reis“. äbrend in, den amtlihen Haupttabellenwerken über die Er- gebnisse der leßten Gewerbezählung von solchen Gesammtbetrieben alle einzelnen etriebszweige und Filialen getrennt bei derjenigen ewerbeart au8gewiesen ersheinen, zu welcher dieselben im einzelnen gehören, kommt bier ledigli der Gesammtbetrieb in Betracht und eint bei der Gewerbeart des bauptfäGlithsten Betriebs- iweiges, d. h. desjenigen, ia welhem die Mehrzahl der Personen 8 Gesammtbetriebes sih befindet, rubriziert. : B An solchen zusammenge]eßten, unter einheitlicher Leitung und eSführung vershiedene Gewerbezweige oder Niederlassungen um- senden Gesammtbetrieben wurden am 14. Juni 1895 201 ermittelt. Bringt man dieselben als Betriebseinheiten in Baß, so berechnet ih die Gesammtzahl der gewerblichen bete ciebe auf 3 065 231, während bei Zerlegung der Gesammt- uiebe nah Geschäftszweigen im Ganzen 3 144977 Haupt- ia 513 111 Nebenbetriebe festgestellt wurden, auf welche \ih die bis- veröffentlihten gewerbestatistishen Mittheilungen bezogen. Wie der starken Tendenz der Industrie nah immer größerer Kon- on selbstverständlich, ift also die dur Zusammenlegung der

Theilbetriebe erfolgte Verminderung der Betrieb8zahl niht unbeträht- lid Zuzl-ih ergeb2n ih Vershiebungen in der Gliederung des Gewerbes in Klein-, Mittel- und E da bisher viele fleine Theile der Gesammtbetriebe mit ihren meris{chlichen und moto- rishen Kräften dem Kleingewerbe zugerechnet werden mußten, obwobl sie thaisählich Bestandtheile von Großbetrieben find. Die Eingliederung von kleineren Theilbetrieben in die größeren Ge- fammtunt-rnehmungen hat die Wirkung, daß zwar die Zahl der Alleinbetrieve ohne Motocen 1714351 dieselbe bleivt und nur ihc Antheil an der Gesammtzahl der gewerblichen Hauptbetriebe ein wenig (auf 55,9 9/0) erhöht, daß aber die fleinfien Motor- und bis zu 9 Personen beshäftigenden Gehbilfenbetriebe eine Verminderung um 78921 auf 1141451 (37,39%) und daneben noch die Betriebe mit 21 bis 100 Pe:sonen eine solhe um 1525 auf 38997 (1,2%) erfahren, hingegen alle anadecea Betriebe eine Vermehrung aufreeisen; selbst die Zahl der kanm übec dea Rahmen des Handwerks binausreihenden Betriebe mit 6 bis 20 Per- fonen steigt um 590 auf 161 888 (5,3 9/0), als Großbetriebe mit 101 bis 1000 Personen kommen jetzt 8248 (0,3 9/69) und als folhe mit mehr als 1090 Perfonen 296 zum Vorschein. Noch bedeutsanere Veränderungen treten hinsihtilich der Betrieb3mitiel, des Pzrfonals und der verw?ndeten Motorenkraft hervor. Von den 10269 269 in den gew?rblihen Hauvtbetrieben beshäftigten Persosen und von den 33971883 verwozndeten Pf-rdeftärfen entfallen in Wirklichkeit auf dir Riesen- unternebmungen mit mehr als 1000 Beshäftizten 562 628 (5,5 9/9) Per- fonen und 665 265 (196 9/0) Pferdeftärken, auf die Broßbetri:be mit 101 bis 1000 Beschäftigten 1909712 (18,6 9/6) Personen und 1 329 210 (39,1 9/%) Pferdestärken, auf die Betriebe mit 21 bis 100 Beschäftigtea 1 621 702 (15,8 9/0) Perfonea und 655231 (193 9%) Pferdestärken, auf die Betriebe mit 6 bis 20 Beschäftigten 1 513 446 (14,7 9/0) Personen und 355 558 (10,5 9/6) Pferdeftärlen, auf die kleinsten Motor- und bis 5 Personen beshärtigenden Gehiifenbetriebe 2 947 430 (28,7 9/6) Personen und 391 924 (11,5 9/0) Pferdestärken, auf die Alleinbetriebe ohne Motoren 1714 351 (16,7 9/9) Personen.

In zwei Richtungen bewegt si die Kombinierung der Gewerbe: einerseits ziz2hen die Betriebz mit 6 bis 20 Personen viele fieinere Theilbetriebe an si, andererseits suhen die Unternehmungen mit mehr als 100, bescnders aber diz mit übec 100) Perfonen in starkem Maße andere Betriebe (darunter auch sehr viele von einer Größe von 21 bis 109 Personen) dem Siammbketrieb ‘ein- zuverleiben. Die Form der Besammtvetriebe ift also eine doppelte : Sie ift auf der einen Seite eine häufige Begleiterscheinung handwerk?mäßigen Betriebs und damit meift ein Zeichen primitiver wirthschaftliher Zustände, indem besonders in den kleinen Städten oder auf dem Lande der Handwerker eine seh: vielseitige Thä- tigk:it entfalter, z. B. dec Buchdöinder zugleich Buchdrucker, der Zimmerer gleichzeitig Tapzzierer ist, oder indem das Handwerk sich im Kampfe um feine Gxistenz mit dem Detailhandel verbindet, der Schuhmacer beispielswei]e zugleich Shuhwaarenhändler, der Klempner- meister alcihzeitig Häatler mit Blehwaaren wird u. s. w, Auf der anderen Seite bilzet sie eine häufige Erscheinungéform des modernen fab:ikmäßigen Großgewerbes und stellt dann in der Regel einen hochentwidelten, wirthschaftlich und tehnisch außerordentlich yor- geshrittenen Betrieb dar, wie z. B. die Bereinigang einer Eisengießerei mit einer Maschinenfabrik oder Emaillierwerken, eines Eiseneczberg- werks mit einem Kohlenbergwerk, eines Hochofenbetriebs mit einem Walzwerk Ats besonders auffällige Erscheinung ist heroorzuheben einmal die betcächilihe Verstärkung, welche die Ntesenunternebmungen oder wenigstens diejenigen mit üver 100 Personen im Bergbau, in der Maschinenindustrie, der Industrie der Leuchtstoffe 2c., der Textil- industrie, der Papierindustrie und den polygraphishen Sewerben durch die Anagliederung kleinerer Zweigbetriebe erfahren, sodann die überaus starke Verminderung der kleinsten Betriebe im Handel und der Bes herberaung und Erquickung zu Gunsten größerer Stammbetriebe.

Die folgende Uebersicht veranshaulicht für das gesammte Ge- werbe, wie sh nah dem thatsächlihen Umfang der Betriebe (unter Zäblung der Gesammtdvetricbe als Bctriebseinheiten) die gewerbliden Verhältnisse dec kleinen, mittleren und größeren Unternehmungen gestalten (die in Klammern bei- gefügten Zahlen beziehen sich auf die Kleinbetriebe aus\chließlich der UAlleinbetriebe) :

Es entfallen :

in der G-öôßenklafse der Betriebe

mit bis 5 Personen. 20 ee

auf einen Betrieb D Rai Personen Pferdeftärken Pferdestärken 0,1 (0,3) 84 (13,3) I 33,5 16,8 40,4 161,2 69,6 1001 4 ERE 2247,95 118,2 im Gesammtdurhschnitt .. h 33,1. Fn dieser Zusammenstellung tritt reht deutli die Veberlegenbeit der Großindustrie gegenüber den anderen zu Tage: _In jedem der 296 Riesenunternebmungen wurden durchshnittlich die Leistungen vor 1900 Personen und niht weniger als 2250 Pferdestärken . zur B:- thâtizung gebraht; je 100 Personen derselben werden bereits duch 118,2 Pferdestärken unterstützt, während beispielsweise im Klein- betrieb die Arbeit esuex Feigen. Zabl von Personen erst dur 8,4 Pferdestärfen produktiver gestaltet wicd. E De due Gewerbegrupven gehört {on über die Hälfte aller gewerb- thätigen Personen den Riesenunternebmungen an, nämli in der Fabrikation von Schuf waffen (in der von 100 Gewerbthättgen 78,1 in Betrieben mit über 1000 Perfonen arbeiten), in der Ge- winnung von Stein- und Braunkohlen (58,9) und in der Zubereitung von Spinnstoffen (53,5). In einer ganzen Neihe weiterer Industriezweige arbeiten die Gewerbthätigen in der Mehrzahl, bier und da fast sämmtli, in Betrieben mit über 100 Personen. Dies ist der Fall im Hüttenbetrieb, in den Frish- und Streckwerken (von 100 Gewerbthätigen 94,8), in der Erzgewinnung (91,6), Salzgewinnung (85,2), Spinnerei (81,6), erstellung von Éxplosivstoffen und Zündwaaren (75,9), chemischen Be cindutrie (73,9), Wachatuch- und Ledertuchfabrikation (69,9), Glasfabrifation (67,8), Herftellung von Maschinen und Apparaten (66,0), Herstellung von Farbematerialien (62,4), Fabrikation von Lampen (ohne elektcishe) (62,3), Herstellung von elektrischen Maschinen, Anlagen 2. (57,4), Papier- und Pappefabri- kation (53,9), Weberei einschließlich Bandweberei (53,1) und in der Bleicherei, Färberei , Druckerci und Appretur (52,3). Noch mehr drängen sich die Elementarfkräfte in diejen großen Unternehmungen zu'ammen und bedingen damit zumeist die überlegene Produfktivität der leßteren. Dementsprechend gestaltet sich au das Nerbältniß der mehanishen Pferdestärken zum Betriebspersonal oder, anders ausaedrüdt, die Unterstüßung des gewerblichen Personals dur motorishe Kraft bei der Mehrzahl aller Sewerbegruppen in. den roßen Betrieben viel günstiger als in den kleineren, und zwar be- abers für die Gewerbe, bei welchen im Kleinbetrieb fast allein Hand- arbeit (bezw. MasMluenpennung mit Handbetrieb) einem maschinell stark überlegenen e gegenüberfteht, wie z. B. in der Her- ftelung von Schußwaffen, in der Uhrmacherei, der Weberei, Strickerei und Wirkeret, der Posamentenfabrikation, Herstellung glatter Holz- waaren (Tischlerei), Böttcherei, Shuhmacherei u. a. m. Andererseits giebt es aber auch eine Reibe von Gewerbegruppen, in denen auf eine ewerbthätige Person im Kleinbetrieb mehr oder nit viel weniger Elementarkraft entfállt als im Großbetrieb, wie beispielawcise im Erz- und Kohlenbergbau, bei der Salzzewinnung, dem üttenbetrieb, den Elektrizitätsanlagen 2c., einigen Zweigen der chemischen Industrie, bei der Oelmülleret, der Holzzurihtung und -Konservierung (Sägemühlen), der Herstellung vegetabilisher Nahrungé ftoffe (Getreidemühblen) 2c. Hier Peel es sih meist um solhe Gewerbe, in denen mechanischer Maschinenbetrieb bei der Produktion unumgänglih nothwendig und auch für den Kleinbetrieb kaum entbehrlih ist.

21— 100 é e 101—1000 »

Zur Arbeiterbewegung.

Wie hiesige Blätter melden, haben die Angestellten der E erliner Straßenbahn- Gesellshaft“ in ciner geitern abgehaltenen, vön etwa 4000 Pzrsonen besjuhten Versammlung beschlossen, folgende Forderungen der Direktion zu unterb-:eiten : Anfangs

“gehalt von 100 4, steigend von Jahr zu Jahr bis 150 , für

Schaffner und Fahrer gleih, doch follen legieren die Kilometer- gelder ien, neunstündige Ardveitszeit mit ein- bis ein- undeinhalbstündiger Pause; Ueberstunden, die mögli zu ver- meiden sind, follen mit 60 Pfennig bezahlt werden; Instruktions- stunden sind als Ueberstunden zu rechnen; nach jeder Tour folgen zwölf Minuten Haltezeit; jedem Beamten ift ein freier Tag ia der Woge zu gewähren, jeder vierte freie Tag muß ein Sonntag fein; nach einhalbjährigem Dienst hat jede: Angestellte Anspruch auf einen zjehntägigen Urlaub; Verseßungen sind den Verheiratheten drei Monate, Unverheiratheten vizc Wochen vorher anzuzeigen; Neuangestellte erlangen nah Ablauf eines Vierteljahrs feste An- stellung; falich gelohte Fabrscheine sind zwar anzuhalten, aber niht zu ersezzn; Ecrihtung bezw. Inkcafttreten der Pensions- kafse unter Einsezung einer Prüfungs - Kommission; Eir- führung der freien Arztwahl; Feststellung der Kündigung8gründe du:ch eine Kommission ; Neuanzufstellende sin) nur voa dem Arveits- nahweis dez Verbandes der Handels-, Transport- und Verkehrs- arbeiter zu entnehmen ; Einstellung von Leut-a zum Wagzenschieben an den Gndstationen; für Weichensteller und Streck2narbeiter 3,50 pro Tag, fpâter 4 A pro neunstündigen Arbeitstag; Verpflichtung der Vorgeseßten, sich im Verkehr mit den Angestellten eines an- ständigzn Tones zu beflzißigen; Maßregelungen wegen dieser Lohn» beweuung dürfen nicht stattfinden.

In Köln haben, der „Kb.-Westf. Ztg.“ zufolge, am 14. d. M. 60 bei der Spedittionsfirma Gerh. Stroßhe beschäftigte Fuhrleute die Arbeit niedergelegt. Die Ursahe des Ausfstands find Lobndifferenzen. Die Fubrleute baben bis jegt tägli 2,50 (6 Lohn erhalten ; sie verlangen 20 A wöhentlich.

Der Buchbinder - Ausstand in Leipzig ift, einer Mittheilung der „Lpz. Zta.“ zufolge, nah Bewilligung der Forderungen feitens des betroffenen Arbeitgzbers beendet (vergl. Nr. 116 d. Bl).

Die Stellen der ausständigen Kohlenarbeiter der „Ham- burg-Amerika-Linie“ sind, wie die „Hamburgishe Börsenhalle“ meldet, durch andere g-übte Arbeitskräfte sämmtlich beseßt. Die großen Dampfer werden ebenso s{hnell wie früher gebunkert. Die Erpedition der Postdampfer erfolgt rechtzeitig ohne SYwierigkeiten, (Vergl. Nr. 109 d. B2)

Aus Saint Louis berihtet ,W T. B.“ vom gestrigen Tage, daß der Ausstand der Gisenbahnarbeiter beigelegt it und diese die Arbeit wieder aufgenommen haben (val. Nr. 115 d. Bl.).

In den Dock3 in Kapstadt haben, nah einer Meldung des- selben Bureaus, die auf den Transportschiffen beschäftigten Arbeiter, weiße sowohl wie farbige, die: Arbeit eingestelli und fordern höhere Löhne. i

Kunst und Wissenschaft.

Aus St. Petersburg meldet „W. T B.“ : Seine Majestät der Kaiser hat befohlen, d-en Akademiker Kocshinski mit der Bearbeitung der Flora Rußlands zu beauftragen. Dem Ge- leórten foll cs überlassen bleiben, nah eigenem Grmefsen zu der Arbeit andere Botaniker heranzuziehen. Die Arbeit wird die Flora des europäishen Rußland, Sibiriens, Turkeftans, des Kaukasus und der Krim umfafsen. Zur Bearbeitung der Flora Sibici-ns hat der Kaiser aus eigenen Mitteln vocläufiz 21 400 Rubel angewiesen.

Land- und Forstwirthschaft. Stand der Getreideverhältnisse in Polen.

Da2s Kaiserliche General- Konsulat in Warschau berit:t unter dem 10. d. M. Folgendes: S

Die Saaten baben unter dem langen, verbältnißmäßig kalten und shneereihen Winter allgemein gelitten, sodaß über den gegen- wärtigen Stand des Winterkorns vielfa geklagt wird. Die bis zum April recht ungünftige kalte und feuchte Witterung hat auh die Frütjahrsbestelung erhebliÞh gestört und verzögert. Immerhin if die Frübjahrseinsaat durhweg feit einiger Zeit zur Zufriedenheit beendet, und das kürzlich eingetretene wärmere Wetter, wozu tet auch Niederschläge getreten sind, eröffnen für die Sommerung im allgemeinen ziemlih gute Aussichten.

Mit dem Segen der Kartoffeln und der Einsaat der Zuckerrüben hofft man in einigen Wochen fertig ¿zu werden. Stellenweise wird über Mangel an Seßkartoffeln geklagt, für welche hohe Preise gezahlt werden müfsen. i :

Ueber die niht ausreihende Zahl von ländlihen Arbeitern wird nah wie vor vielfah Klage geführt. i

Die Getreidepreise auf dem Warschauer Markte sind im Ver- gleih zu den im vergangenen Herbst gezahlten Preisen ziemlih unver ändert geblieben. :

Es wurden gezahlt für das Pud: am 3. November v. J. am 9. Mai d. I.

0,76—0,95 Rbl, 0,74—0,97 Rbl.

0,68—0,77 , 0,70—0,78 ,

0,62—0,86 „j, 0,68—0,86 ,

für Weizen . - Roggen . e Hafer

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Das Grlöschen der Maul- und Klauenseuche in der Abtheilung für Schweine ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ge- meldet worden vom Viehhofe zu Nürnberg am 14. Mai,

Egypten. ; i

Der internationale Gesundhetitsrath in Alexandrien bat folgende Bestimmungen getroffen : 4

1) Passagiere und WGiffeatannf Gaften, welche von Port Said abzehen, unterliegen der ärztlichen Besichtigung nebst Desinfektion der s{mußigen Wäsche. Des weiteren find die unter dem 7. Junt v. J. beschlossenen Bestimmungen für die in freiwilliger Quarantäne den Suezkanal durhfahrenden Schiffe wieder in Kraft geseßt worden. (Vergl. „R.-Ani.* Ne. 142 vom 19. Juni y. J.)

2) Schiffe, welhe von Suakim kommen, haben sich wegen dort vorgekommener pestverdächtiger Fälle bis auf weiteres nah der Quarantänestation bei den Mosesquellen zu begeben. |

3) Die Pilgerfahrt von der Küste von El Wech in Coufudah it für unrein erkiärt und für die Herkünfte aus dieser Gegend das Pestregl-ment in Kraft g-segt worden,

Melbourne, 15. Mai. (W. T. B.) In Bri3bane sind vier neue Pestfälle vorgekommen; in Sydney beträgt die Ge- fammtzahl der Pesifälle bisher 227, von denen 74 einen tödtlichen Ausgang hatten,

Verdingungen im Auslande.

Rumänien.

21. Mai. Kriegs - Minifterium, Zentralverroaltung: 3000 kg bygroskopishe und 2009 kg gewöhnliche Verbandbaumwolle, 5000 Packete bygroskopisher Tifon, 100000 m bygroskopischer America, 100 m Guttapercha, 1000 kg gewöhnlihe Watte und 600 kg Jute.

Theater und Musik.

Im Königlihen Opernhause wird morgen Kulenkampff- Delmar’s Märchenoper „König Drofselbart“ in folgender Besezung egeben : Rosamunde : Frau Herzog ; der alte König : Herr Stammer ; Bergißmeinnicht : Frau Gradl ; König Drofselbart : Hoffmann ; Sen Herr Lieban. Hierauf folgt das Ballet „Die rothen uhe.“