1835 / 7 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

na errungenem Siege einem Gefühle der Rache hinzugeben. Der Redner beklagte darauf die im Lande herrschende Sittenlosigkeit - und rügte es, daß man politische Verbcechen zu Tugen- den ficmpele, wie Herr von Lamartine solches gethan habe. „Täglich“/, sagte er, „werden unglückliche Familienväter,. die einen Sack mit Getraide stehlen, um ihre Kinder zu ernähren, zur Zwangs- Arbeit verurtheilt, während man einen Zeitungsschreiber, der unauf- hörlich den ganzen gesellschaftlichen Zusiand antastet entschuldigen will / SVller Augen wandten sich bet diesen Worten nach der Tri- bune, wo die Fournalisten sihen. iu meine Herren//, fuhr der Redner fort, „ih erkläre, daß ich für mein Theil die Zeitungs- schreiber - nicht leiden mag; sie sind unsere Despoten, sie sind die Barone dér neueren Gescllschaft!/ Diese Expectoration erregte ein anhaltendeës Gelächter in der Versammlung. Herr Bugeaud be- zeichnete schließlich die verhafteten Theilnehmer an den Unruhen als wahre Straßenräuber und behauptete , daß sie strafbarer wären, als die Gefangenen in decn Bagnos; wollte man sie amnestiren, 0 toúrde das Militair bald eine neue Gelegenheit haben, sie zu zertre- ten. Unter lautem Murren der Oppositions - Partei verlicß Herr Bugeaud die Rednerbühne, auf welcher Herr Berryer ihm folgte.

Paris, 31. Dez. Gestern. arbeitete der König mit dem Grafen Montalivet und später mit den Ministern der Justiz, der auswärtigen Angelegenheiten und des Krieges.

Das Wahl- Kollegium von Toul hatte an die Stelle des E'rafen von Rigny, der. doppelt gewählt worden war, einen andern Deputirten zu ernennen. Von 149 Stimmen hat Herr Croissant, Maire von Toul, 91, Herr Eduard von Rigny, Bruder des Miniters , 42, und der General Fabvier 10 Stim- men ‘erhaltèn. Herr Croissant is demnach zum Depütirten pro- klamirt worden.

Alle aus der polptechuisheèn Schule entlassenen Zöglinge haben, wie der National meldet, den Kriegs - Minister um Nachsid k gebeten , und eingestanden , daß sie sich gegen die Dié ziclin der Anstalt vergangen hätten. Es heißt, sie würden arm 5. Janrva-r wieder eintreten.

Ueber die angeblich projcktirte Helrath der Prinzessin Vic- torie von Engiand mir eivem Niederländischen Prinzen sind hier die widersprehendsten Gerüchte im Umlauf. Die Einen betrach- ten die Sache als abgemacht, die Andern dagegen, die ebenfalis ihre Nachrichten aus guten Quellen zu s{hdpfen pflegen, behaup- ten, daß. diese Vermäh'ung, wie sehr sle auch dem Wunsche der Königin von England. entsprehen würde, nie zu Stande kom- men wecde. j

Ein hjè®gzes republikanisches Blatt, der Reformateur, das erst seit kurzem besteht, hât sich ofen gegen das Duell er- klärt, und seine Unhalrbarkeit vor der Vernunft gezeigt. Zugleich doven die Redaëtoeren dieses Blattes den Muth gehabt, zu er- rlâren, daß sie von nun an keine Herausforderung wehr annch- men würden , dagegen stets bereit jeyen, ihre Streitigkeiten vor ein gewähltes Schiedsgericht zu' bringen, und sich dem Urtheile desseiben zu unterwerfen.

Großbritanien und Jrland.

London, 30. Dez. Gestern Abend war großes Diner bei SJhren Majestäten in Brighton, zu welchem sämmtkiche Kabinets- Minister eingeladen waren. Vorgestern speifle der Herzog von Richinond beim Könige. Gestern Nachmittags ertheilten Seine Majeftät dem Sir William Freemantle eine Audienz.

Dem Observer zufolge, hat der Herzog von Cumberland an die Führer dcx Ultra-Töôry- Partei geschrieben und sie drin- gend - aufgefordert, si um Sir Robert Peel zu versammeln und . bei der gegenwärtigen Krisis die unangenehmen Eindrücke, wel- che: das. frühere Benehmen dieses Ministers auf sie gemacht ha- ben känute, jeßt zanz/ zu verzessen. :

Der jebige Präsident des Schabkammer-Gerichts, Sir J: Scarlett, begann seine juristische Lausbahn im Jahre 1791; von dieser Zeit an bis jest, also 44 Jahre lang, praktizirte er am Gerichtshofe der King's Ben, an welchem während dieses Zeit- raums vier Oberrichter, die Lords Kenyon, Ellenborough, Ten- terden und Denman präsidirten. Sir William Follett, der je- bige General-Fisfal, wurde im Jahre 1824 zur Barre berufen, nachdem er etwa- zwei Jahre vorher Plaidoyers n hatte. Mit Ausnahme des versiorbenen Lord Gifford möchte vielleicht noch niemals ein Rechtsgelehrter in England so shnell emporge- stiegen seyn, a!s Sir W.' Follett. :

Man glaubt jegt, däß Sir C. M. Sutton fürs erste nicht zum Pair erhoben werden würde, weil die Minister der Mei- nung scyen, daß er ihnen als Sprecher im Unterhause sehr wes- sentiiche Dienste leisten könnte, und daß seine Wiedererwählung zu diesem Posten am leichtesten durchzuseßen scyn dürfte,

Nachdem, der Mopning Chronicle zufolge, die Lords Maäryborough, Forester , Worcester und Wilton das Amt eincs Öber - Jägermeisters ausgeschlagen haben, ist, wie der Stan- dacd versichert, Lord Chesterfield dazu ernannt worden. Lekßt-

genanntes Blatt meldet auch noch folzende Ernennungen: Vis: ;

count. Casllereagh, zum Vice-Kamimerherrn, Graf von Hardwicke zurn Lords Lieutenant von Cambridge und Herr Henry Corry zum: Controleur des Königlichen Haushalts.

Außer Sir G. Coköurn wird auch Herr J. W. Crofker von den hiesigen Zeitungen als Kandidat sür den Posten eines Ober:-Commissairs der Jonischen Jnseln bezeichnet.

Der erste Lord der Admiralität, Graf de Grey, hat Herrn George Cole zu seinem Privat-Sccretair ernannt.

Der Graf von Aberdeen ist von dem Landsig des Marquis von Salisbury wieder nach London zurückgekehrt.

Einige Blätter meldeten, der Graf von Ripon habe am leßten Mittwoch cinen Besuch bei Sir R. Peel gemacht; die Morning Chronicle erklärt dies aber für ungegründet, in- dem Lord Ripon sich in Brighton befinde und {on seit einigen Wochen nicht in London gewesen sey.

Vörgestern langte Herr A. M. von Pontois hier an, der die Stelle des gr Geschäftsträge:s, Hcrrn von Ba- court, einnehmen soll. Die Oppositions: Blätter meinen, Lud- wig Philipp wärdé nicht cher einen Botschafter an die Stelle des Fürsten Talleyrand nach England schicken, bis er sähe, welche Wendung die Dinge hier nehmen würden.

Der Standard widerspriht auf das Bestimmteste der Behauptung des Couriers, daß das Kabinet hinsichtlich der Frage über die Auflösung des Parlaments getheilt gewesen und die Meinung des Premier - Ministers \.st Überstimmt worden sey. Es sey durchaus nichts Wahres an diesem Gerüchte. Für eben so grundlos erklärt der Standard ‘die’ auch im Courier ent- haltene Nachricht von heftigen Zänkereien um einzelne Aemter. Es sey nichts dergleichen vorgekommen, vielmehr habe es nic ein einigeres und zusriedeneres Ministerium gegeben.

Der Courter glaubt, daß die neuen Wahl - Ausschreiben sämmtlich ngch heute Abend werden abgesandt werden können. Diejenigen six die City von London, f r Westminster, für die Kirchspiele der Hguptstgde und: sqy an

ee i der náchstea Um

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gegend von London gelegene Orte würden demna noch diefen Abend. den Sheriffs oder sonstigen Wahl-Behörden zugehen. Jm Dezember des Jahres 1832 fand die Ernennung der Kandida- ten fúr die City und für Welminster am 7ten Tage nach dem Datum der Aufidsungs - Proclamation, die Wahl selbst am Iten und 10ten Tage danach statt. Diese Wahlen waren also 10 Tage nach der Aufldsung des Parlamentes beendigt; es liegt aber in der Macht der Wahl - Beamten, die Wahlen drei bis vicr Tage weiter hinauszuschieben.

Die Times súzt der B-kanntmachung der Adresse der fon- servativen Versammlung in der London-Tavern folgende Bemer- kungen hinzu: „Wir publiziten heute eln Dokument, worauf wenigstens eine Klasse von Politikern nur wenig vorbereitet ist, und doch ist es das Werk ihrer eigenen Hände oder vicl nehr ihrer eigenen Lungen, und die Destruktiven der City haten dies nur sich selbst zu danken. ätten die aufcührerischen und revo- lutionnairen Schreier dieser Versammlung denen, welche zugegen waren, erlaubt, ihre Meinung auszusprechen und ihre Stimmen zu geben in der Weise, wie es in den meisten Versammlungen civilisirter Menschea geschieht, so Hätte die große Mehrheit der Konservativen die Sache gern durch eine solche Probe entschei- den lassen, und ihren Angreifern die Demüthigung und Verzweifluna, worin diese merkwürdige Erinnerung an die verßaßte Wahrheit sie ge- stürzt haben muß, erspart. Wenn es unleugbar ist, daß die politiiche Gesinnung, welche an dem genannten Tage durch das wilde Ge- schrei einer zu Stdrungen organisirten Menge übertäubt wurde, diejenige der g! oßen Menge der rrichen, intelligenten und unab- hänzigen Personen ist, welche die kommerzielle Welt von London bilden, so is es unmöglich, in dieser Hauptstadt, und daher in Großbritanien oder, wás dasselbe is, auf der ganzen Erde, cine gleiche Anzahl von Personen zu finden, bei denen ein solches Gewicht von disponiblem Kapital, oder solche Autoritäten, oder Stärke des Charakters wie hier, vereinigt ist. Die Herren Grote und Fearon mögen ihre Leute mustern und wenn sie kôn- nen, eine ähnliche Reihe aufstellen, Es ist nicht unser Zweck, fiber die bevorstehende Wahl sür die City oder die benachbarten Flecken zu sprechen, aber wir glauben, eine ausgedehnte merali- sche Wirkung durch das ganze Königreich vorhersagen zu köunen ; und wenn man die Eigenschaften der großen Menge aufgekiärter loyaler Personen, welche hier hervorgetreten sind, erwägt, so kann man, wenn sie nicht einen mächtigen Einfluß auf die allgemeinen Parlaments-Wahlen ausüben, und sie und andere ihrer Klasse nicht auf cine verhältnißmäßize Weise in dem zu wählenden Unterhause repräsentirt werden, dreist behaupten, daß das Wahlrecht gröblich gemißbraucht oder auf eine höchst unredliche Weise vertheilt wor- den tit, Welt in England nicht in völliger Ucbereinstimmung mit ihren Londoner Brüdern handeln sollte, die sih jeßt in die Bresche gestürzt haben, um die Gewaltthätigkeiten und die politische Anarcie, d:n gänzlichen Umsturz des dffentlichen Kredits und die Gesahr, welche: die Industrie, die bürgerliche Freiheit, das Eigenthum und das Leben in demselben Sturme auége|ebß{ sind, der auch der Monarchie und den damit verbundenen Jnstitutio- nen den Untergang droht, zurückzutreiben.“/

Die Oppositions - Blätter geben dem jeßigen Lord - Mayor aus Aerger úber sein Benehmen den Titel „Bürger - König“; der Courier meint, zwar könne der Lord - Mayor so gut wie jeder andere Engländer seine cigenen politischen Ansichten haben, aber unrecht sey es, wenn er seinen Meinungen einen Einfluß auf seine amtlichen Functionen gestatte.“ :

Die Herren Ward und Lyall sind die beiden konservativen Parlaments-Kandidaten der Londoner City. : " Die Wähler von Brighton wollten sch gestern Abend in der Stadthalle versammeln, um die Wahi zweier Reformer für das náchste Parlament zu sichern.

„Die Reformer der City von London“‘/, sagt die Morning Chronicle, „haben dem übrigen Königreiche ein vortreffliches Beispiel gegeben. Da James Pattison, Direktor der Bank, ein eifriger Reformer, sich zum Kandidaten gemeldet hatte, so fand im Guildhall Kasfeehause eine Versammlung satt, um Comité’s zu bilden, damit zan bei der Erwählung der Herren Wood, G. Grote, W. Crawford und J. Pattison übereinstiw- mend handeln kdnne. Wir haben uns oft über den Mangel

an Verbindung unter den Reformern, so wie darüber beklagt,

daß die Sache den individuellen Juteressen aufgeopfert werde. Die Londoner Reformer haben den rechten Weg eingeschlagen, um diescm System ein Ende zu machen.“

Herr Charles Sheridan, Enkel des berühmten Dichters und Parlaments. Redners und Bruder der Míistreß Norton, der frú- her bei Lord Mulgrave in Jamaika Privat-Seccretair war, is in derselben Eigenschaft von Herrn Henty Eilis zum Begleiter auf seiner Mission nah Perslen gewählt worden. Der junge Sheridan soll nicht wenig von dem Genie und Talent geerbt haben, wodurch sich die verschiedenen Zweige seiner Familie aus- zeichneten.

Aus Malta sind Briefe bis zum 5. Dezember hier einge- gangen, aus welchen die Navaland Military-Gazette un- ter Anderem Felgendes mittheilt: „Der Ex-Dey von Al- gier ist auf seiner Neise nah Mekka plôdblich gestor- ben, nicht ohne den Verdacht der Vergiftung, denn er joll ein ungeher res Vermögen besessen haben. Die Bayerischen Truppen sollen Griechenland unverzüglich verlassen und die Vertheidigung des Landes deu Eingebornen anvertraut werden, denen die Ge- geumwart der Fremden schr lästig is. Die Bayern haben durch das Klima furchtbar an ihrer Gesundheit gelitten, und die Sterb- lichkeit ist schr groß unter ihnen. Es war noch zweifelhaft, ob der Griechische Hof am 12ten d. schon in Athen seyn würde, wie es anfangs beabsichtigt war, denn man konnte über den Preis der erforderlichen Wohnungen nicht einig werden.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 3l. Dezember. Herr Box, Ad- juaft - Kommis beim Depa"tement der Justiz, welcher kärz- lich dem bekannten Libry - Baguano, von demselben gereizt, cin Glas an den Kopf geworfen, und deswegen von den Assisen zu einer kleinen Geldbuße verurtheilt wurde, hat dem von Libry Vagnano darüber veröffentlichten Schreiben eine öffentliche Antwort ertheilt. L.bry Bagnano leugnet nämlich in jenem Schreiben, daß er je irgend Jemandem, weder mündlich noch schriftlich, den Antrag gemacht, den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zu ermorden, also auch nicht dem Justiz-Mini- ster van Maanen, wie Box behauptet hatte. Hr. Box, der, so zu sagen, unter den Augen des Justiz- Ministers arbeitet , und fich also nicht herausnehmen kann, in Betresf seines Chefs eine Unwahrheit, gleich viel in welcher Beziehung, zu sagen oder gar éffentlih zu vertheidigen, bemerkt nun in seinem Antwort- schreiben, dey Libry Bagnano'sche Antrag sey allerdings dahin gegangen, den Prinzen Leopold durch entlassene Gal[eeyen-Sträf-

Es ist in der That unglaublich, daß die kommerzielle

linge aus dem Wege räumen zu lass.n. Dieser Antrag sey dem Anz tragsteller natürlich mit Unwillen zurückgesendet worden. Herr Box b?hauptet, noh andere authentische Stücke von Libry Bag- nano zu besizen, worin es unter Anderm heiße: Es sey mög: lich, gleih viel. durch welches ‘Mittel, gegen dreißig der Beslgiz

chen Akführer verschwinden zu machen; gegen. Schurken scyen

alle Mittel erlaubt. Die Regierung müsse aus dem Spiele bleiz ben, aber zur Ausführung seyen 100,00 fl. ndôthig 2c. Man steht hi:r durchaus nicht an, den Aussagen des Herrn Box Glaubea- beizumessen, und wünscht nur, daß es möglich werde, auf gese6lihem Wege dem Treiben des Libry Bagnano ein Ziel zu sn, welchem, wie es scheint, es immer noch gelingt, auf die unverschämteste, lügenhafteste Weise einige Leute zu blenden. Daß dieser Glücksritter früher angesehene Verbindungen in Holland hat:e, mag wahr seyn, allein diese dauerten wohl nur so lange, bis man erfuhr, welhe Verbrechen er in Frankreich begangen, und wie er dafür die Strafe der Brandmarkung er- lit:en.

Belgien

Brüssel, 31. Dez. Die Repräsentanten-Kammar hat in ihrer gestrigen Sißzung den Geseß- Entwurf über die Bürger-Sarde mit 50 gegen 5 Stimmen angenommen; 6 Mikte- glieder stimmten nicht mit. Hierauf vertagte die Kammer fh bis zum 8. Januar, wo sle die Erörterung des Budgets vom Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten beginnen wird.

D r Senat hat heute das Geseß über die Bürger-Garde angenommen und sich auf unbestimmte Zeit vertagt.

P o len.

Warschau, 2. Jan. Die hiesigen Zeitungen began nen das neue Jahr mit folgendem amtlichen Artikel: „Der Auß stand des Jahres 1830 und die Ereignisse, welche die Folge def: selben waren, stürzten das Königreich Polen in das bitterste Elend. Ein verheerénder Krieg vcrwüstete ganze Gegenden, die: nübliden Anstalten gingen zu Grunde, die treuen Unterthanen, die ihrem rechtmäßigen Monarchen ergebenen Diener erlitten Schmach, Verfolgung und Pländerung, und die betriebsamsten Volksklassen, der Landmann und der Fabrikant, wenn sie die herrschende Verkehrtheit nicht theilten, fielen als E Opf des Unheils, welches sle weder herbeigeführt hatten, noch begün- stigten. Aus Rücksicht auf diesen wirklichen Zutand der Dinge, so wie aus Fürsorge für das wahre Wohl des Landes, das auf einer sichern Reproduction beruht, ohne welche die Quellen d«s Einkommens versiegen, bemühte sih die Regierung, sobald die geschmäßige Ordnung im Lande wiederhergestellt war, die Mit: tel zur Unterstüßung der Hälfsbedürftigsten aufzufinden. Von Vatersorge geleitet, geruhte Se. Majestät der Kaiser und König, alle mögliche Arten von Beistand, die nur irgend gewährt wer- den konnten, zu genehmigen. Das nachstehende Verzeichniß gn eine deutliche Uebersicht Über die Wohlthaten, welche im Laufe der drei verflossenen Jahre dem Lande zu Theil geworden sind:

1) Unterstüßungen, welc;e den dur den Krieg zu Grunde gerichteten Einwoh- nern gewährt wurden: a) in baarem Gelbe b) an Getraide c) an Holz d) an unentgeltlichen Konsensei) zum Schank und zur Bereitung von Getränken, die an Jsraeliten €r- theilt wurden 2) Remunerationen, welche in Folge der

Verordnung des Administrations-

Raths, wodurch Entschädigungen für

die durch den Krieg niedergebrannten

Gebäude gestattet werden, aus den

Fonds der Feuer-Versicherungs: Gesell-

schaft bewilligt wurden 7,366,988

Z) Werth des unter die Einwohner ver- d Rindviehes, Zinks und Ge- raths

4) Suépendirte Abgaben

5) Béuerliche Zinsen und Pacht-Gelder, deren Erhebung suspendirt oder in

Raten zertheilt wurde

6) Erlassene Execurions: Strafen . . 7) Erlassene Strafgelder für. Forsifrevel, welche während des Aufstandes verübt

wurden 1,648,438

8) Vergütigungen, welche den Pächtern von Regierungs - Gütern für die den- _ selben während des Krieges von den Bauern nicht gelcisteten Frohndienste gewährt wurden 9) Abgaben-Erleichterungen 10) Summe der Schulden, welche Fabri- _ fanten erlassen wurden 11) Unterstä6ungen, welche Fabrikanten gewährt wurden | 12) Uaterstúßungen zu neuen Bauten in den Städten 13) Abzahlung von Regierungs-Schulden, die aus der Zeit vor dem Aufstande herrährten 1,250,000 » 14) Unterslüßzungen, welche Beanten ge-

währt wurden, die durch den Auf-

stand ihre Stellen verloren 15) Vergütigung für Verluste, von denen

Beamte und Offizianten während des

Aufstandes en wurden .... 16) Vergütigung súr Lieferungen von Pro-

dukten für die Kaiserl. Russischen

U _.. 2,496,615 » "

zusammen 33,538,601 Fl. 26 Gr. Außer okiger Summe wurden an anderthalb Millionel

7,223,121 Fl. 326,890 » 244,040 »

27 Gr. 15 ® 14 »

406,200

2,949,142 2,614,537

808,594 462,850

1,000,000 951,372

959,448 1,254,724 9 339,750

171,669 2 »

1,564,218 25

Gulden zu Pensionen verwandt, welche den Opfern des Aus standes bewilligt wurden, und ein neuer Fonds von 5 Millio nen ist zur Unterstüßung derjenigen angewiesen, deren billige Ansprüche bis jest nicht berücksichtigt werden konnten. So vid Wohlthaten bewegen das Volk, den erhabenen Monarchen zl segnen, und die Regierung hat den Trost, daß, Hugeadeee der Unglücksfälle, die das Land betroffen haben, alle Abgaben und Steuern rezelmäßig bei den dffentlihen Kassen eingehen, und daß die Einkünfte des Schages nicht uur nicht abnehmen , so! dern sih von Jahr zu Jahr vermehren.‘

Der Administrations - Rath hat den- Seçretair des Conseils

für den öffentlichen Unterricht, Herrn Anton Boleslaus Hls

* dung einlief.

ic, zum General-Visitator der Unterrichts-Anstalten im König- ¡4 Polen ernannt.

Der General der Kavallerie, General-Adjutant. Rüdiger, ist g hier nah Lublin abgereist. S

Die Gazeta Warszawska hat mit dem neuen Jahr ih- Druck und, ihr Forinat etwas geändert und erscheint jeßt in der

estalt, wie früher die Gazeta Polska. Als Beiblatt dazu wird

¿chentlich zweimal eine literarische Zeitung unter dem Titel: Siviatowid, oder Mannigfaltiges aus dem Jn- und Auslan- 1, ausgegeben. Jn der Buchhandlung von Galenzowski. sind pei eue Kalender , ein politischer Almanach, von Herrn Rad- qevéfi redigirt, und ein Warschauer Taschen - Almanach, er- ienen.

Deutschland.

Hannover, 3. Jan. Der Königl. Preußische Gesandte hiesigen Hofe, Frhr. von Canik, ist gestern hier cite Zu, Hildesheim feierte vorgestern der dasige Stadt-Kom- andant, Oberst Kuuck, sein 50jähriges Dienst - Jubiláum. jegen 10 Uhr begab sih der Herr General von Linsingen , be- eitet von sámmtlichen Offizieren, in die Behausung des Jubi- s, wo ihm im Namen und im Auftrage des Vice - Königs, erzogs von Cambridge Königliche Hoheit, ein sehr {meichel- stes Glükwünschungs-Schreiben üterreiht wurde. Der Bür- rmeister Lohde und der Syndikus Pr. Lüngel nebs einer Bürger- Deputation überreichten ihm das Ehrenbürgerrecht der dcadt, und vom Königl. Preußischen Etappen - Kommandanten, en, Oberst v. Herzberg, wurde ihm im Allerhöchsten Auftrage Kabinetsschreiben Sr. Maj. des Königs von Preußen, von n Insignien des rothen Adler-Ordens Zter Klasse begleitet, jergeben.

Braunschweig, 1. Jan. Jn der Nacht vom 22sen au n 23sten v. M. ist hier auf heftigen Sturm ein R jewitter gefolgt, und e sich der Bli6 auf den höchsten Thurm Mer Stadt entladen. r hat dem alten Andreas-Thurm nur nen Stein genommen, aber viele Krähen getödtet, die nach rgebrachtem Brauche Abends von Nah und Fern zu ihm zie- Men, und Nachts auf ihm lagern. Auch die Kirchthüre is ge- littert, Un% eine Kante daran abgespaltet. Die Landstände ben den Preußischen Münzfuß angenommen, welcher auch \o- ei verordnet worden, und ste sind nun bis zum 9. Februar (ogt, wo sie ihre Schluß-Si6ungen halten werden.

Kassel, 2. Jan. Mehrere Deputirte sind bereits hier an- fommen; die Wiedereröffnung der See wird E van ernehmen nach, erst künftigey Montag stattfinden. Der per- anente Ausschuß hat, wie es heißt, die Deputirten der Landes- {versität aufgefordert, die Frage zu begutachten, ob bei dem Piederzusammentritt der Stände-Versammlung die Stellvertre- r der im Laufe des Landtags bereits ausgetretenen Deputirten, dir diese selbst, verfassungsmäßig eintreten müßten. Man sagt, ¿é Gutachten gehe dahin, daß auf dem Grunde. des §. 68 der Zerfassungs- Urkunde nicht die früher abgegangenen Deputirten,

Wndern deren Stellvertreter wieder einzutreten hätten. ( Hier- fit wäre also die Ansicht befolgt, daß der Begriff Landtag die (sammte Wirksamkeits- Periode der Stände-Versammlung bis

ihrem Schluß durch Landtags-Abschied 2c. in sich begreift. )

Gotha, 3. Jan. Gestern, als am Geburtstage des Her- zogs, haben Se. Durchlaucht ‘100 Klaftern Brennholz A Die Armen- der Stadt vertheilen lassen. Der festliche Tag wurde jbrigen® hiér unter allgemeiner Theilnahme gefeiert.

| München, 1. Jan, Die Deputirten aus Portugal ge- ießen hier der größten Auszeichnung und D Ae V Kö: tig. Tafel gezogen. Dieselben benüßen ihren Aufenthalt zur Besichtigung der zahlreihen Merkwürdigkeiten der Hauptstadt, nd schenkten in den lezten Tagen besonders den militairischen {nstalten ihre Aufmerksamkeit, wobei- sle den neuen Verbesserun- en, welche der General-Major Freiherr von Zoller an dem Ar- illeriewesen vorgenommen, außerordentlihes Lob spendeten. Jute, als am Neujahrstage wollte der Herzog von Leuchten- etz zum erstenmale in der Portugiesischen Uniform erscheinen. n Bayerischen Blättern liest man: „Das Neujahr ürste uns einen Ministerwechsel bringen; wie es heißt, wird der seitherige Kdnigl. Staats - Minister der Finanzen, Freiherr pon Lerchenfeld, als Gesandter nah Wien kommen , der dortige Besandte, Freiherr von Cetto würde statt des verstorbenen Frei- errn von Pfesfel den Gesandtschafis-Posten in Paris antreten, er bisherige Königl. Zoll - Administrator Herr Dr. von Wir- inger aber Minister-Verweser im Finanz-Departement werden.“ Der Anfang der Gewerbs - Untersuchung wurde bereits an ehreren Orten des Königreiches mit protokollarischer Verneh- Ung derjenigen berühmteren Fabrikanten gemacht, welche cs N säumt haben, die gegenwärtige Ausstellung zu beschien. nsbesondere war es aufgefallen, daß von der wohlhabenden Dtadt Straubing im Unter - Donau - Kreise keine einzige Sen- : Es wurden daher 47 Bärger jener Stadt vorge- aden, welche sehr freimüthige Eiklärungen zu Protokoll gaben, des wesentlichen Jnhalts, daß sie befürchteten, es möchten ihnen kaum die Auslagen für die zu liefernden Erzeugnisse bezahlt werden, daß auch die besten inländischen Fabrikate mit jenen des Auslandes nicht konkurriren können , daß- gegenwärtig bei der Ueberschwemmung Bayerns mit fremden Produkten kein Privat: Unternehmen gedeihen könne, und daß es überhaupt et- was zu spät seyn dürfte, den Judustrie-Geist hervorzurufen.

Stuttgart, 2. Januar. Der Schwäbische Metkur enthält Folgendes über artesijche Brunnen auf der Alp: „Die seit mehreren Jahren in Württemberg versuchten Böhrungen auf Wasser haben zum größten Theile schr günstige Resultate dur Aufschließung zahlreicher überströmender Wasser- Vorräthe

geliefert. Auch auf dem Gebiete der Alp sind einige Versuche angestellt worden, wovon mehrere nur gegenüber von den allzu- a gespannten Hoffnungen auf überströmendes Wasser den kivartungen nicht ganz entsprochen haben; sie haben in jedem Falle so viel bewiesen, daß es immerhin möglich ist, wenn auch keine Überstrômende Quelle, doch wenigstens Wasser - Vorräthe, Und zwar. schon in geringer Bohrtiefe zu erhalten, welche so

f [weit im Bohrloch anstiegen, daß sle durch Pumpen gefördert

werden können. So wurden ju Hayingen bei einer Bohrtiefe von 50 und dann wiederum bei 119 Wasser- Vorräthe ange- böhtt, welche bis zu 14 Fuß unter der Erd - Oberfläche anstie- gen und auch durch anhaltend fortgesebtes Pumpen nicht etshdpft werden konnten. Als man aber in der Ab- scht, endlich úberstrômendes Wasser zu erhalten, weiter bohrte, sank das Wasser im Bohrloch so tief, daß es durch die Pumpe Mh mehr erreicht werden konnte, indem man wahrscheinlich in t größeren Bohrtiefe auf Klüfte kam, welche dem Wasser ei- on unterirdischen Abzug verstatteten. Bei einem Versuche zu lizhausen erhielt män zway in 94 Fuß Tiefe einen reichlichen

Wasser- Vorrath; der jedoch später pon selbst wieder verlief, Die

27 häufigen Kläfte und Spalten, welche sich in den oberen Schich- ten des Gebirges finden, und das Regen- und Ea i in die Tiefe abfließen lassen (woraus sich eben der Wassermangel auf der He der Alp erklärt), machen nun allerdings die Auf- findung überströmender Bohrquellen auf der Alp unwahr- scheinlicher, als es in manchen andern Gegenden der Fall ist. Dagegen wäre für diese wasserarmen Gegenden {hon sehr viel gewonnen, wenn sie nur Pump- oder Schdpf-Brun- nen erhalten könnten; . daß aber dieses nicht unmöglich sey, geht schon aus den bisherigen Versuchen hervor. Ueber- dies dürfte bei künftigen Versuchen das Vorkommen des Ba- salts einen Anhaltspunkt bilden. Die meisten der natürlichen Wasserquellen auf der Oberfläche der Alp kommen in der Náhe dieser, auf der Alp mehrfältig vorhandenen Steinart vor,

des Gebirges auf größere oder geringere Erstreckung ausfüllt und daher das Gewässer am Abfließen. in die Tiefe ih Sen mehr oder weniger hinderte. Auch hat man bisher an verschie- denen Orten bei dem Brunnengraben häufig reihliches Wasser erhalten, sobald man auf dieses Gestein fam. Man hat daher noch keinesweges Ursache, das Bohren nach Wasser in jenen Gegenden für völlig zwecêlos und vergeblich zu halten; vielmehr wäre sehr zu wünschen, daß künftig noch mehr Bohrversuche

angestellt werden möchten, indem nur auf diesem Wege nach

und nah sichere Grundsäße für das, bis jeßt mehr dem Zu- falle anheim gegebene Brunnenbohren auégemittelt werden können, und namentlich in Gegenden, wo die Aufschließung von Bohrquellen von desto größerem Werthe ist, es der Mühe und Kosten lohnen würde, mit jedem neuen Versuche mehr Anzeichen aufzusinden, welche zur Richtschnur sr ‘die folgenden Versuche dienen können. Nur müßte man mit großer Vorsicht zu Werke gehen und nicht unbedingt seine Absicht auf überströmendes Was: ser richten, sondern sich begnügen, wenn man einmal hinreichen- des Wasser erbohrt hat, um eine Pumpe einzusezen. Auch fommt sehr viel darauf an, daß man die Leitung des Bohrge- äfts geschickten und erfahrenen Arbeitern, z. B. Bergleuten, anvertraut, da durch Ungeschicklichkeit und Unerfahrenheit der Arbeiter schon viel verdorben worden ist. Eine weitere Ausfüh- rung dieses Gegenstandes wird das nächste Heft des Korrespon- denz-Blattes des landwirthschafclichen Vereins enthalten.“

Dm verflossenen Kirchenjahre (vóm 1sten Advent 1833 bis dahin 1834) sind hier geboren: von evangelischen Eltern 1091 Kinder, und zwar 545 männlichen und 546 weiblichen Geschlechts, unter denselben 223 außereheliche, 100 mönnlichen und 123 weib- lichen Geschlechts, wobei zu bemerken is, daß von der Zahl der außerehelichen 146 nicht hierher gehören; von katholischen Eltern 74, von israelitischen 8. Kopulirt wurden in den hiesigen Kir- chen 207 Paace, darunter 24 in der katholischen Kirche. Ge- storben sind 1056 Menschen, mit Einschluß von 57 Todtgebornen und 3 Selbstmördern. /

Tübingen, 1. Jan. Die philosophische Fakultät unserer Universität hat dem berühmten Reisenden in Griechenland, ‘Pou- queville, Mitglied des Französischen Instituts, das Ehren-Di- plom eines Doctors- der Philosophie zugesandt.

Darmstadt, 1. Jan. Zu Mitgliedern des Deutschen Schieds-Gerichtes von Seiten des Großherzogthums Hessen sind ernannt worden: Se. SLCLERL, der Präsident der Ober-Finanz- Kammer, Wirkliche Geheime Rath von Kopp, und der Kanzler der Universität Gießen, Dr. Linde,

Der ehemalige Lieutenant Dr. Wilhelm Schulz, bekanntlich wegen mehrerer seiner Schriften zu 5 jährigem Festungs - Arrest im Schloß Babenhausen verurtheilt, hat in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember die Eisengitter seines Gefängnisses durch- fágt, sich aus demselben heruntergelassen und die Flucht ergriffen. Die Behörde verfolgt ihu bereits mit Steckbriefen.

Darmstadt,2. Jan. (O. P. A. Ztg.) Jch kann Jhnen nun unsere Landstandswahlen, bis auf zwei (Schotten und Büdingen), die allein noch nicht bekannt sind, vollends mittheilen. Die Stadt Gießen wählte, an die Stelle ihres bereits in Lauterbach ge- wählten, zur äußersten Linken gehörigen Deputirten, Advokaten Heß, den Hofgerichts - Rath Zuehl zu Gießen, den man gleich- falls zur Opposition zählt, jedoch nur mit 15 Stimmen. Jm zweiten Wahl-Bezirt von Oberhessen (Gladenbach) dagegen wurde der frühere Deputirte der Minorität, Ober-Appellationsgerichts- Rath v. Grolman einstimmig wiedergewählt. Sämmtliche Wäh- ler des Bezirks zeigten dem ehrenwerthen Deputirten diese Wie- dererwählung in einer besonderen, in den s{meichelhaftesten und loyalsten Ausdrücken abgefaßten Adresse an. Jm neunten Wahl- Bezirke (Okarben oder Vilbel) wählte man das Oppositionsglied Hen. Schenck, Weinhändler zu Kelsterbach, wieder. Jm llten Bezitke (Hungen) ward an die Stelle des früheren Depu-

tirten, Hrn. Strecker zu Mairz, zur äußersten Linken gehörig,

der bereits in Worms erwählte Freiherr v. Gagern mit 16 Stim- men gewählt Der 8. Wahl-Bezirk von Starkenburg (Waldmi- chelbach) wählte den zugleich in Großbiberau einstimmig erwähl- (en Hofgerichtérath Weyland zu Darmstadt, wie schon bemerkt, eines der ausgezeichnetjten Mitglieder der Minorität der aufge- lô\sten Landtage. Auf dem. legten Landtage hatte dieser Bezirk den Leder-Fabrikanten Hellmann von Neckersteinach, Oppositions- glied, gewählt. Jm 7. Wahl- Bezirk von Rheinhessen (Pfedders- heim) ward Advokat Glaubreh aus Mainz, Oppositionsglied, wiedergewählt. Man kann nun hon mit ziemlicher Bestimmt- heit annehmen, das sih das Verhältniß der Majorität zur Mi- noritát, im Vergleich mit dem lebten Landtage, auf dem bevor- stehenden gerade umkehren wird. Die Opposition wird etwa 15 Mitglieder von 50 zählen, und noch-keine zehen davon werden jener systematischen, feindseligen Opposition angehören, die auf den beiden lebten Landtagen dem Lande und dem constitutionnel- len Wesen überhaupt so viel Schaden brachte.

Wiesbaden, 3. Jan. Das Herzogl. Nassauische Ver- ordnungs-Blatt Nr. 1 enthält das landesherrliche Edikt zur Einberufung der Landstände, wonach dieselben auf den 9ten d. M. nah Wiesbaden einberufen werden.

O esterreicch.

Wien,.25. Dez. (Allg. Zeit.) Die Post aus Kon- stantinopel ist angekommen; die Briefe sind aber noch nicht alle ausgetheilk. Jnudessen erfährt man, daß sie nihts Wichtiges ge- bracht hat. Die Lage der Dinge im Orient scheint immer die alte; sie dürfte sich auch sobald niht ändern, da Syrien noch keinesweges beruhigt ist. Die Ausrüstung der Touloner Es- cadre, wovon die Französischen Journale sprechen, scheint wegen des bedenklichen Zustandes Syriens angeordnet worden zu seyn. Die- Franzosen haben in diesem Augenblicke nur wenige Kriegs- schiffe in der Levante, und es kann ihnen nicht gleichgültig seyn, bei irgend einer ernsten Kollision zwischen: der Pforte und Jbra- him Pascha ihre Unterthanen ohne Schuß zu wissen, Dabei

dürfe gbex guch die Vermehrung dex Französischen Seemacht

1 i im Geiste des Prinzips, das die welche da, wo sle sich findet, die-Klúfte im den oberen Schichten | M

dazu dienen, Mehmed Ali nachgiebiger zu nahen. Bisher haben alle gütlihen Vorstellungen in Alexandrien wenig ge- fruchtet; sie trugen zuleßt eher dazu bei, Melmed Ali über seine wirkliche Lage zu verblenden, weil sie ihn verlciteten, sich mächtig genug zu glauben, um gegen die Wünsche der großen Europäischen Mächte handeln zu können, ohne eincr an- dern Gefahr als einer Mißbilligung von ihrer Seite ausgeseßt E seyn. Darin irrt aber der Vice-König, und wenn er die riedfertigen Gesinnungen, welche die Mächte bei allen großen Europäischen Fragen an den Tag legten, für Schwäche hält- was man nah scinem Benehmen fa glauben sollte, so dürfte er bitter enttäusht werden , sobald es sich darum handeln wird, ihn von einem unúberlegten Schritte abzuhalten, und. ropäische Politik belebt, vorgehen zu müssen. Er wird dann sehen, daß die freund- schaftlichen Rathschläge in sirettae Maßregeln übergehen, und daß die Rathgeber in strenge Ricz(er gegen ihn umgewandelt werden. So viel man hier weiß, sind qUe Mächte einig, daß eine Unabhängigkeits- Erklärung, von der Mcmed noch immer träumt, nicht nur ihre einstimmige Mißbilligung nach sich Zie- hen, jondern auch ernstliche Koërcitiv- Maßregeln gcaen hir hervorrufen würde. Es ist daher unbegreiflih, wie der BVice- König, der doch hierüber genau unterrichtet seyn sollte, so we- nig geneigt ist, sich zu fügen, sondern eine Haltung angenom: men hat, die die Pforte unagufhörlih bedroht. Er ist- sonsk schlau und vorsichtig, so daß man fast zum Argwohn ver- leitet werden sollte, die Propaganda habe ihre Hände dabei im Spiele, und übe Einfluß in Alexandrien. Unlängst war dies der Fall, ob aber eine in Europa an Ansehen und Kraft ver- lorene Partei sich noch stark genug fühlt, um ihr Spiel in Aegyp4 ten fortsezen zu können, und ob Mehmed Ali leichtgläubig ge- nug seyn könne, um den Zusicherungen abenteuerliher Emissa- rien zu vertrauen, dürfte auch unter die vielen ráthselhaften Fra- gen gehören, an denen die leßte Zeit so reich ist.

S chweiz. Freiburg, 24. Dez. Die Herren Philipp Maillardoz und R. Savary, Mitglieder des großen Rathes, haben den Staats- Rath mittelst einer Eingabe ersucht, im Verein mit vier andern. Ständen, eine außerordentliche Tagsatzung zusammen zu berufen, damit sie dem angehenden Vororte Bern eidgendssi]he Reprä-

sentanten zux Seite gebe. Der Staats-Rath hat das Begehren heute abgelehnt.

j; Spanien.

Französische Blätter enthalten Nachstehendes in einen Schreiben aus Madrid vom 24. Dezember: „Jn der heutigen Sigung der Prokuradoren - Kammer trug dex Minister des Innern darauf an, die heilige Hermandad, welche noch in Tolosa und én anderen Theilen Spaniens existirt, aufzuheben. Bei Lesung einer Bittschrist, in Betreff der ‘Privilegien der Be- wohner der Sierra Morena bemerkte der Minister des Jn- nern, daß dieser Gegenstand {on von dem Regierungsrathe in Betrachtung gezogen sey, und daß in kurzem die erforderlichen Maßregeln würden ergriffen werden. Herr Ar guelles verlangte, daß die Bewohner der Sierra Morena mit der übrigen Be-

völferung Syaniens auf gleichen Fuß gesest werden sollten.

Dieser Antrag wurde mit Zustimmung der Minister angenom- men. In Bezug auf eine Petition gegen die Einfuhr des fremden Getraides bemerête der Minister des Jnnern, daß schon Gesebe gegen Einfuhren dieser Art . vorhanden, die Peti- tion daher unnúß sey. Es werden Vorbereitungen zur Feier des Weihnachtöfestes getroffen. Das Volk strömt \chaarenweise

“nah den Kirchen zur Anhörung der Mitternachtsmesse und in

den Straßen herrscht eine ungewöhnliche Fröhlichkeit, überall hôrt man die Guitarre und das Tambourin; kurz, es ist ein wahres Fest. Morgen wird den Ministern im Palast ein gro- ßes Diner gegeben.“

Griechenland.

Der Sotíir (Erlôöser) vom 27. November enthält Nachste- hendes: „Nach Athen! Die Bewegung ist {on allgemein. Noch einiger Lebenshauch bleibt in der Stadt Nauplia. Jn - kurzem wird sie Leid tragen, weil sie ihres Königs beraubt und ihre Regierung von ihr geschieden is, wird dunkle Schleier über ihre s{dônen Häuser werfen, über ihre vercinsamten Straßen, die vordem so belebt waren von dem Zusammenflusse so vieler Men- schen! Ueberall erblickt du heute nichts als Reisende, Überall nichts als Vorbereitungen zum Abzuge, welche, gemischt mit den Klagen des Einen, mir den Beschwerden des Andern, ein selisames und denkwürdiges Gemälde bilden. Nach Athen! Nach Athen! Das ist der allgemeine Ruf Aller. Die plöôgliche Abreise der zweé Minister des Jnnern und des Krieges hat auch die Gleich- gültigsten und Ungläubigsten wie aus dem Schlafe geweckt. Die gleichzeitige Abreise vieler Familien und schónen Frauen hat {hon Monotonie in unsere Gesellschaften gebracht. Alle Welt begehrt nun nah den Lockungen von Athen, deren Nauplia entbehrt. Noch einige Tage, und der Aufbruch und Um- kus werden allgemein; der Weg nach Epidauros bedeckt sich mit rommen* Verehrern, denen wix von Sn gutes Wetter, heitere Sonne und günstigen Wind wünschen. Aber dies reicht noch nicht zu! Die Regierung, welche ihren Siß dort aufschlägt und hinter sich ein ganzes Volk herzieht, das ihr zu folgen verpflich- tet ist, Úbernimmt eine {were moralische Verpflichtung, der sie wohl eingedenk bleiben muß, bis jeder der Jhrigen wenigstens ein leidlihes Unterkonimen dort gefunden hat. Der gegen- wärtige Zustand von Athen erfordert große Verbesserungen und dringende Bau-Unternehmungen. Von allen Theilen des Lan des sind die Arbeiter dorthin beschieden worden. Die Lokal-Be- hôrden sind beauftragt, den Umziehenden jede Erleichterung zu verschaffen. Mit Vergnügen hören wir, daß auch die Besatzung von Athen Befehl erhalten hat, zu Besorgung der öffentlicher Arbeiten mitzuwirken, Absendung noch einiger Bataillons zu demselben Zwecke, würde höchst nüglih seyn, um die Ruinetr sämmtlich auf die bezeichneten Pläße zu räumen, und die Com- municationen mitten durch die zerrüttete Stadt zu dffnen, Von den also aufgehäuften Steinen könnten die Baulustigen kaufen, sehe bald würde Athen nicht. mehr einem Trümmerhaufen ähn- chen. : In einem andern Artikel sagt das genannte Biatt: „Aus Athen hören wir, daß der Mangel an Häusern die größten Schwierigkeiten erzeugt. Nur die schnelle Ankunft der Regie- rung kann Rath und vielleicht Hülfe schaffen. Man hätte wis- sen sollen, was man braucht, und was zurückbleiben konnte vor der Hand. War z. B. die Synode, war der oberste Rechuungs- hof jegt in Athen nöthig? Wäre die Königl, Regentschaft allein mit den Ministern uno der Post- Direction hinübergezogen , #0 wärde die Sache sich um Vieles leichter gemacht haben.

Warum aber ist im Piyäeus nicht wenigstens Vorsorge füy hölzerne Schoppen getroffen, um die Unzahl dex Mobilien, Bali