1835 / 10 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

L E Eer A I Ei Cr E igain Ed L C Öt E G A

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Als Grund füâe die Abberufung des Pascha's wird angegeben, daß seine Depeschen nicht verständlih genug seyen, ein Fehler, der mehr seinem Secretair, als ihm zur Last fällt. Ein jeder, der beide Männer kennt, bedauert dies unglückliche Ereigniß. Der neue Gesandte trifft die Anstalten zu seiner Reise so schnell, als es sich mit der Würde eines s{werfälligen Türken der alten Schule verträgt, und je länger er hier bleibt, um so besser ist es für die Jnteressen dieses Landes. Nachdem der Herzog von Ragusa in Aegypten und Syrien sich von Allem, was die Militair- und Civil-Regierung Mehmed Ali?s betrifft, untérrich- tet hat, giebt er in einem Briefe an den Oesterreichischen Jn- ternunutius ein furchtbares Gemälde von . dem Zustande beider Länder. Er spricht sih schr fark gegen den Usurpator aus, eigt, in welcher Täuschung sich das betrogene Europa in Hin- cht der Aegyptischen Civilisation befinde, und erklärt endlich, daß er unter einem solchen Manne und einem solchen Systeme keine Dienste nehmen könne. Dies klingt ominds und ist unter den gegenwärtigen Umständen von Wichtigkeit. Marment ist so arm, wie eine Kirchenmaus und war froh, in Aegypten ein Unterkommen zu finden. Aber er ist kein Thor, seine Talente sind vielmehr vom ersten Range, und er sieht ein, daß die Macht Mehmed Ali's ohne eine feste Basis is, und daß der Beherr- scher Aegyptens und die Zukunft nichts mit einander zu s{af- fen haben. Aus Vurla is die Nachricht eingegangen, daß zwei Englische Linienschiffe, der „„Malabar‘/ und „,Re- venge‘/ sid mit der Flotte vereinigt haben. Die Türken find über die Gegenwarc dieser Flotte sehr erfreut und betrach- ten fie als ihr Rettungsmittel. Auch der „„Volage“/ befand sich ¿u QBurla. Der Englis&e Kutter „Spitfire““ mußte in Smyrna Quarantaine halten, weil sich Pest-Fälle am Bord gezeigt hat- ten. Bei der Rückkehr des „„Castor‘/ nah Smyrna starb der Kajütten-Junge an der Pesk. Hier ist die Pest jet sehr unbedeu- tend und in der vorigen Woche wurden nur 17 Kranke in das Griechische Hospital gebracht. Aus Syrien sind keine neuere Nachrichten eingegangen. Der Sultan hat dem Nureddin Efendi, Bruder des verstorbenen Osman Pascha, die Hand ge- reiht und ihm ausdrücklich erklärt, er solle alle jungen Leute, welche Europa besuchen und die Sprachen desselben erlernen wollten, unterstüßen. Zwei junge Männer, einOberst und ein Bataillons-Chef, haben dies benust und begleiten Herrn Urquhart nach England. Am vorigen Hrattag kam ein Georgischer. Fürst aus ‘Persien in der Wohnung des Lord Ponsonby an. Er war von einem Manne begleitet, den Herr Urquhart an der Ostküste des schwarzen Mee- res zurückgelassen hatte. Die Aegyptische Flotte, aus 8 Linien- Schiffen, 7 Fregatten, 3 Korvetten und 6 Briggs bestehend, ist nach Alexandrien zurückgekehrt, um daselbst zu überwintern. Jn Kahira werden, unter dem Vorwande einer Erpebition nach Ober-Aegypten, Truppen zusammengezogen, aber es ist viel wahrscheinlicher, daß sie nah Sprien bestimmt sind. Das neue, in England für den Pascha erbaute Dampföóoot, der „Nil‘‘, ist in Alexandrien angekommen. Die- Baumwollen- und Ge- treide-Aerndte verspricht sehr reichlich auszufallen. -— FJkbrahim Pascha conzentrirt seine Truppen um Aleppo, zur Unterdrückung eines Auffiandes der Ansaris, eines wilden Bergvolkes.‘/

A Aegypten.

Der Oesterreichische Beobachter meldet: „Nachrich: ten aus Alexandrien vom 17. Dezember zufolge, war gegen Ende Novembers die Pest in dieser Stadt ausgebrochen, und hatte sich schnell in alle Theile der Stadt verbreitet. Die ersten Pestfälle ereigneten sich am Bord der Linienschiffe Nr. 1, 4 und 6 und der Fregatte „Behera.“/ Aueh das Arsenal, worin sich achttausend Arbeiter befinden, ist bedeutend kompromittirt. Jn der Stadt herrschte die größte Bestürzung, und die Regte- rung sowohf als die meisten wohlhabenden Türken gebrauchten strenge Vorsichts- Maßregeln. Da diese Seuche seir ungefähr zwodlf Jahren Aegypten verschont hatte, fürchtete man allgemein, daß ste bei ihrem gegenwärtigen Wiedererscheinen s{chreckliche Verheerungen an- richten werde, tim so mehr, als das Elend der ärmeren Volksklassen der Verbreitung dieser Geißel förderlich scyn dürfte. Die Aegyp- tische Flotte sollte nach Suda (auf Candien) absegeln, um dort zu überwintern. Ein Dampfboot Mehmed Ali’'s war nach Syrien abgegangen, um Jbraßim Pascha abzuholen und nach Alexandrien zu führen ; sein Vater erwartet ihn in Kahira, Man glaubt, daß sieh Jbrahim nicht lange in Aegypten aufhalten, son- dern bald wieder nah Damaskus zurückkehren werde.

Der Kaiserl. Oesterr. General - Konsul in Aegypten, Herr

‘Laurin, welcher am 25. November Smyrna verlassen hatte, um

sich an Bord der Brigg „Jl Veneto‘/ nach Alexandrien zu be- geben, befand fich widriger Winde halber noch am 4. Dezember vor Tscheóme.

Berliner Börse. Den 8. Januar 1835.

Amt]. Fonds- und Geld -Cours- Zettel. (Preufss. Cour.)

[77 (Bricf\Gcid j T Brief eld. 4

St.- Schuld - Sch, | 4 [1004 | 994 1 Ustpr. Vfandhr. 1013 ¡10905 Pr. Engl. Obl. 30.4 | 961 | 934 omm. do. 4 [L064 | Präm. Sch.d.Seeh.| | 624 | 614 ¡Kur-u. Neum. do.| 4 [1667 [1065 Kurm. Obl, m.1.C.| # [100 | 991 FSchlesische do.| 4 | [166 Neum.Int.Sch. do.| 4 |.992 | 991 f Rkst.C.d.K.-u. N.| | | 733 Berl. Stndt - Obl.| 4 | 995 | 992 [Z.-Sch,. d.K.-u.N.| | | 735 Königsb. do. Aa | Elbing. do. A5 | Holl. vollw. Duk.|— | 171 | Danz. do. in Th.|— | 38 Neue do.| | 183 | Westpr. Pfandbr.| 4 [1014 [1003 | Friedrichsd'or . .|—| 1275| 13175 Grosshz. Pos. do.| 4 [1023 [1024 f Disconto . . ... A SVHICDRT A ASAT A ARILAS A MDETERA D S: I T T U S 2 T S Preuss.Cour. Wechsel- : S el-Cours Brief.| Geld. R ASIE Ute A A T1 UANLAMLFUIUIANS ÁAmsterdam „ee 250 Fl, [Kurz J] 1405 j 1405 O e C C 250 Fl. [2 Mt. 1404| 140. A e h -._. 300 Mk. |Kurz 1524 ( 1525 E L 300 Mk, |2 Mt. [1512 | 1515 O N N 1 LSt, |3 Mt. [6 247 A e ee Le 300 Fr. |2 Mt. 80 —, Wien 10-00 A è-& 130 VI. 2 Mt. 1044 _— Au N ‘7 150. Fl, ‘2 Mt. 1034 “—— Breu l) eo E N s e ees 100 Thl. |2 Mt. 91 Hope E S 100 Thl. |8 Tage (1027 | Fraukfurt a. N WZ......, 100 Fl, |2 Mt. 103 Petersburg e U A 150 Rbl. |3 Woch | 30-7 Warathau! a a ea U, 600 Fl. |Kurz _ l

4.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 3, Januar.

Niederl. wirkl, Schuld 544. 58 do. 100. Ausg. Schuld 125. Russ. 982. Oesterr.

Kanz-Bill, 243. 445 Amort. 925. 352 757. 99. Preuss. Präm.-Scheine 109. do 48 Ánl, --. 35 265,

236

Antwerpen, 2. Januar. Span. 55 43}. 35 264. Guebhard 435. Zins!, 13, amburg, 6. Januar. Poln. 1384. Hope in Cert. 974. Preuss, Präm, - Scheine 121, Engl, Russ. 1025.‘ Portug. 83. Schatz-Oblig. —. ; London, 2. Mun j Cons. 35 pr. compt. 927. Cortes 544. Holl. 218 531, 5g 992, Port. 865. Engl. Russ. 107. Columb, 321. Mex. 42, Belg. 98. Griech. —. Bras. 79. OVesterr. —. Wien, 3. Januar. 55 Met. 9954/ 45 9173. Bank-Actien 1285. Neue Anleihe ry. 1834 5625.

Meteorologische Beobachtung.

1835. Morgens | Nachmitt. | Abends | Nach cinmaliger 7. Fanuar. hr. 2 lhr. | 10 lor. } Beobachtung.

E - 341,8 7” Par. 840,9 7” Par. s ° oa Quellwärme 7,0 °® M. uftroärme |— 4,9 ° R.|— 0,6 ®R.|— 3,8 ®°R. a Thaupunkt |— 5,4 ° N.|— 1,6 °R.|— 4,8 ° R sfwärme 0,7 ®R.

Dunsisättg.| 98 pCt. | 92 vCt. | 91 pCt. Bodenwärme 1,8 ° R. Lie | Ves | Eu | WES sun 0/0/99 Wolkenzug SW. | _— Nicderschlag 0.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 9. Jan. Jm Opernhause: Auf Begehren: Der Freishús, Oper in 3 Abth. Musik von C. M. von Weber.

Fm Schauspiellzause: 1) Camilla, ou: Le frere et la soeur, vaudeville en 1 acte, par Secribe. 2) La visite domiciliaire, drame nouveau en 1 acte, par Mr. Mr. Daubigny et Pou- jol. 3) Les freres feroces, piece comigue en 1 acle, par Mr. Carmouche.

Sonnabend, 10. Jan. Im Schauspielhause: König Kon- radin, historische Tragödie in 5 Abth. und einem Vorspiele, von E. Raupach. :

Sonntag, 11. Jan. Jm Opernhause: Die Alpenhútte, Singspiel in 1 Akt, von A. v. Koßebue. Musit von J. ÞP. Schmidt. Hierauf : Der Aufruhr im Serail, Ballet in 3 Abth, von Ph. Taglioni.

Jm Schauspielhause : Die beiden Klingsberge, Lustspiel in 4 Abth., von Kogebue. Hierauf: Jugend muß austoben, Lus- spiel in 1 Akt, nah dem Franz., von L. Angely.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 9. Jan. Der Barbier von Sevilla , komische Oper in 2 Akten. Musik von Rossini.

Wegen Heiserkeit des Herin Holzwiller kann die Oper Norma nicht gegeben werden. Die bereits gelten Billets blei- ben zur heutigen Vorstellung gültig, oder kann der Betrag da- für bis 6 Uhr Abends in Empfang genommen werden.

Sonnabend, 10. Jan. Hinko, der Stadtschultheißen-Sohn von Nürnberg, Schauspiel ‘in 5 Akten, mit einem Vorspiel: Der jüngere Sohn, von Ch. Birch-Pfeiffer. (Madame Birch: Pfeisser: Margarethe Volkner, als Gastrolle.)

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Neueste Nachrichten.

Paris, 2. Jan. Vorgestern Abend brachte der Staats- Rath dem Könige seine Glückwünsche zum neuen Jahr. dar. Gestern empfingen Se. Majesiät der Reihe nah die &Glúckwün- sche der Adjutanten und Ordonnanz- Offiziere, der Minister und Marsczálle, der Pairs- und Deputirten, Kammer, des Cassations - und des Rechnungshofes, - vieler anderen Behdeden und des di- plomatischen Corps. Jm Namen des lesteren redete der Rus- sische Botschafter, Graf Pozzo ‘di Borgo, den König anz er be- merkte unter Anderem, daß die Wüniche, welhe er im vorigen Jahre ausgesprochen, glücklicherweise in Erfüllung gegangen jeyen und daß die Vergangenheit eine neue und mächtige Bürg- schaft zu Gunsten desjenigen darbdten, was alle Gutgesinnren von der Zukunft zu hoffen und zu erwarten ein Recht hätten.

Jn der heutigen Sibung der Deputirten-Kammer, zu welcher sich ein eben so zahlreiches Auditorium, wie an den vorhergehenden Tagen es fehlte auch nicht an shôn geschmücck- ten Damen eingefunden hatte, wurden die Berathungen über den projektirten Bau eincs Gerichts: Saales für den Pairshof fortgeseßt, nahdem die Bureaus der Kammer durch das Loos neu aalirenenn worden. Herr Golbéry ließ sich wider den betreffenden Geseß Entwurf vernehmen, indem er den vor ben Pairshof gebrachten Prozeß als gesezwidrig bezeichnete. Herr Hervé erklärte, daß er anfangs nicht die Absicht gehabt - habe, im Laufe diejer Debatte das Wort zu ergreifen; indessen sey er durch die dem Gese: Entwurfe gemachten Vorwürfe jo im Jnnersten bewegt worden, daß er als Mitglied der Kommij- sion nicht umhin könne, diejelben zurückzuweisen. Der Redner gab fich darauf alle Mühe, die von seinen Vorgängern aufgesteü- ten Argumente zu widerlegen, was ihm indeß \chlechr gelang. Herr Dugabé war der Meinung, daß die Amnestie, ganz ab- gesehen von dem vorliegenden Gejeß-Entwurfe, als eia großer politischer Akt bewilligt werden müsse, daß der Augenblick zu einer solhen Maßregel gekommen sey und daß die National- Garde wie- die Armee sie laut begehre. Der entgegengesesten Ansicht war Herrn Robinecau, einer der Deputirten der wejt- lichen Departements, der sich bei dieser Gelegenheit zugleich in einige Details über die Unruhen in der Vendée einließ. Die Herzogin von Becry, bemerkte er, habe schlechte Rathgeber ge- habt; . sie sey der Meinung gewesen, daß bei ihrem Erscheinen der ganze Süden und Westen fär ihren Sohn aufstehen würden, während fie nur etwa 1500’ Mann um sich habe sammeln köôa- nen. Herr Salverte, der zu Anfang dieser Sißung auf- genommen und vereidigt worden war, ließ sich jet zum erstenmale wieder vernehmen. „Der uns vorgelegte Gêsetz- Entwurf‘, sagte er, „hat keinen andern Zweck, als den gewöhnli- chen Lauf der Gerechtigkeit zu unterbrechen. Hisrzu ist aber Niemand berechtigt. Ohne Zweifel nuß die Gerechtigkeit langs - samen Schrittes vorschreiten, niemals aber darf ihr Lauf ganz gehemmt werden. Dies würde aber der Fall seyn, wenn man jeßt erst einen Saal bauen wollte, um die Angeschuldigten zu rihten.// Der Redner bekämpfte den Gescß-Entwurf aber auch noch aus anderen Gründen. Er suchte zu beweisen, daß die National - Versammlung und die Kaiserliche Regierung, als sie Amnestieen bewilligt, sich in ungleich schlimmerer Lage als die ge- genwärtige befunden hätten. Er gehöôre keiner systematischen Opposition an Und einer der anwesenden Minister werde ihm das Zeugniß geben, daß er niemals einer solchen angehört habe. (Herr Humann bejahte dies.) Indessen sey er der Ansicht, daß die Regierung si lieber auf die dôsfentliche Meinung als auf die materielle Gewalt stüßen sollte. Er sey innig überzeugt, daß die Hauptstadt im Allgemeinen einer Áfnestie günjiig \cy. j

Menge Dichtungen ausgearbeitet.

,JIch wünschte daher wohl‘/, sagte der Redncr, „dz; zu einer solhen Maßregel entschlösse, und de;

man , si man sic zugleich auf die in dehnte. Dieser Wunsch steht übrigens mit demjenigen , im Jahre 1830 zu erkennen gab, in keinerlei. Weise in

Ae scheint mir für die {huldigen Minister eine hinlän trafe, ganz abgesehen von den moralischen Leiden, die sie im bei ihnen und den Jhrigen zurüklassen wird. Und warum s man nicht die Thüren des Gefängnisses vier Männern erö die vielleiht nicht einmal in Frankreich bleiben werden? Regierung scheint sih zu, fürchten, die Verantwortlichkeit für zu übernehmen, und doch hat fie die Herzogin von Yeyy amnestiri, die? mindestens wohl eben so s{uldig als jène Miná, ster war ?“/ Herr Salverte stimmte s{ließlich für die Vern, fung des Geseg - Entwurfes. Man verlangte jeßt yy allen Seiten den Schluß - der Debatte; indessen gel es doch noch Herrn Mauguin, sih Gehör zu verschasy, Derselbe stellte unter Anderem die ganz einfahe Frage, wesh man sich so schr stráube, eine allgemeine Amnestie zu bewillizq, da man doch bereits mehrere der Gefangenen des Mont Michel amnestirt habe. „Also der ZufdU‘/, sagte er, „hat ditsy Gefangenen ihre Freiheit verschafft? und alie andern sollen y beklagen, daß sle bei dem Brandé auf jenem Felsen nicht ey falls mit zugegen waren. Und doch will man es nit wahr h ben, daß es politische Proscribirte giebt. Jchch beharre bei dies Behauptung. Unsere Absicht ist, alle Franzosen in ein gem sames Gefühl der Liebe zum Vaterlande zu vereinigen. zweifeln, daß die Regierung bei ihrem Systenie diese Absicht reihen werde. ‘/ (Bei dem Schlusse dieses Berichts war h Mauguin noch auf der Rednerbühne.)

Bei der Englischen Gesandtschaft trifft man alle Anstal zum Empfange des Lord Cowley, der sich unverzüglich auf nen Posten begeben soll. Es heißt, er habe als Botschafter zu Vi einen schr versöhnenden und gemäßigten Geist gezeigt, und q diesem Grunde P man ihn zwei anderen bedeutenden Mi nern der Tory - Partei vorgezogen. Man betrachtet daher h Sendung des Lord Cowley als ein Zugeständniß für die Fry zösische Regierung.

Das Kabinet der Tuilerieen soll im Begriff stehen, auf ( Fälle hin, da es dem neuen Englischen Ministerium, ungeat aller Versicherungen desselben, nicht trauen will, einige Vorsici Maßregeln zu treffen, und dies insbesondere an der Belgis( Gränze. Meßrere Regimenter, die schon an der Belagerung Antwerpen Theil genommen, haben, wie man versichert, den Y fehl erhalten, sh der Belgischen Gränze zu nähern. Es übrigens nicht die Absicht des Ministeriums seyn, sofort ti neue Nord-Armee zu bilden. Man würde sich, heißt es, dat begnügen ,' ungefähr 40,000 Mann drei oder vier Tagemärs weit von Belgien so aufzustellen, daß sie in wenigen Tagen v sammelt werden könnten.

Der berühmte Englische Dichter Campbell wird in einigt Tagen auf seiner Rückreise nach London hier erwartet. Er h sich mehrere Monate in Algier aufgehalten, wohin er sich m Hrn. Laurence und dem General Drouet d’Erlon begeben hatt Dem Vernehmen nach hat er während seines Aufenthaltes in Afril ein interessances Werk údexr die Sitten der Araber und ei Hr. Campbell ist mit di Aufnahme, die ihm in Algier geworden, sehr zufrieden.

Die Chouans sind, obwohl diesmal nur in' geringer Anzah hier und da wieder rege. So wird der Gazette des Tribu naux aus Fougères (Jlle et Vilaine) vom 25. Dez mitgetheilt: „„Herr Tregomain, vormaliger Deputirter unter d älteren Linie der Bourbonen, ijt in seiner Wohnung bei Autrai im Bezirk von Fougères, in Folge einer bei ihm vorgenom nen Haussuchung, verhaftet worden. Er wurde sofort mit d Post nah Pontivy gebracht, wo, wie es scheint, ein Projl über ein großes Komplott instruirt wird, das die Wiederet) bung der älteren. Linie auf Frankreichs Thron vermittelst 1 Chouannerie zum Zweck hatte. Verschiedene Papiere sollen | die Hánde der Behóôrden gefallen seyn. :

Es scheint, daß bei Lyon eine völlig organisirte Di bande besteht, welche die ganze Umgegend unsiczer macht.

Man hat berechnet, daß während des verflossenen Jaht über 150 neue Zeitschriften, sowohl wöchentliche ais monatli in Paris erschienen sind. Die Zahl der neuen Romane bettiß 200, die der übrigen Werke von verschiedener Art 1600. N Pariser Buchhandel hat 1500 wichtige Werke auf dem Wege | Subscription pablizire. Von allen diesen Speculationen si nur 35 bis 40 verunglúr; alle übrigen haiten ein günsti Resultat. :

Aus Saint-Jean-de-Luz schreibt man vom 27. Det ber: „Das Spanische Dampfschiff „Reyna Gobernadora“| so eben in unserer Bay vor Anker gegangen. Es Überbrit 4500 Flinten, die für die Truppen der Königin bestimmt si Man bringt in diesem Augenblick jene Wasen in 5 Trink ren, unr- sie in unserm Hafen auszuschissen, von wo sie unk Eskorte nah S panien gebracht werden sollen.“

Die Election theilt Briefe aus Bay onne vom 27. N mit, die wenig Jateresse darbieten. Den Jusurgenten war endiih gelungen , einen Mörjer zu gießen, der Bomben 10 150 Pfund, die nian aus den Gießereien von Orbaceite abl, trägt, und sie schickten sich an, Elijondo zu belagern. Die d Insurgenten: Bacatllone unter Eraso, welcze diesen Plaß blofi ren, sind beschäftige, Holz und brennbare Stoffe zusammen bringen. Von Wiina vernimmt man/nihts. Die Fnsurgentl

aben bei Elisondo drei Franzosen erschießen lassen, die in ih!

eihen dienten, und die sie- in Verdacht hatten, desertiren | wollen. Beide kriegführende Thetle haben wegen des Treff vom 15. Dez. cin Te Neum singen lassen.

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 106. 75, sin col 107. —. 3proc. pr. compt. 76, 75. fin cour. 77, 5. 5 Neap. pr. compt. 93. 70. fin cour. —. —., dproc, Spl Rente 42. 3proc. do. 27. Cortes 402. Ausg. Span. 13. proc. Hollándische 54. 39.

Frankfurt a. M., 5. Jan. Oesterr. 5proc. Mel 100 7. 100/s. 4proc. 9277 92. 2iproc. 54 G. 1proc, : 23. Bank-Actien 1544. 1542 Part.-Oblig. —, —, Loost| 100 Gulden 214. G. Preuß. Präm.-Sch. 61, 602. do. 4p! Anl. 945. G.* ol 5proc. Obl. von 1832 972 973. Po

Loose ger, 69. 2 proc. Span. Rente 427 42, Z3proc, do. pl

Redacteur Cottel. -,

A ——— —— L S O P P 7s S C wt. n e

Gedruckt bei A. W. Hay

Hamm befindlihen Minister aué;

den iq E E 2 ; Wider, spruch. Vier Jahre sind seitdemfverflossen; und eine vierjährig, F

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Allgemeine

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Amntlihe Nachrichten.

Kronik des Tages.

Der Kammergerichts - Assessor Goldbeck ist zum Justiz- Kommissariis bei den Gerichten des Ruppinschen Kreises, mit Anweisung seines Wohnortes in Wusterhausen a. d. D,, bestellt worden. .

“_ Im Bezirke der Königl. Regierung ¿uy Stralsund isk der Kandidat der Theologie, Adolph T geweber, zum Pastor adjunctus des Predigers Schulz zu ete ernannt werden.

Angekommen: Se. Excellenz der General der Kavallerie und kommandirende General des VIten Armee-Corps, Graf von ieten, von Breslau. Der General-Major und Commandeur der 12en Landwehr- Brigade, von Braunschweig, von Neiße.

Abgereist: Der Ober- Jägermeijter und Chef des Hofs agd-Anites, Geaeral-Major Fürst Heinrich zu Carolath- Beuthen, nah Schlesien,

-

Zeitungs-Nachrichten. Au lcka/ n-d,

Frankrei. Fn der Sihung dee Deputirten-Kammer vom 2. Jan. ging Pia Abgang der Post) noch ungemein stürmisch her. Den nächsten Anlaß zu diesen lebhaften Erörterungen gab Herr Mauguin da- durch, daß er den Minister des dentlichen Unterrichts. an seine frü- heren politischenBrundsähe erinnerte, und ihn desWankelmutHs beschul=- digte. „Kann Herr Guizot wohl‘, sagte er, „die Fuli-Revolution ver- theidigen? Für ihn war diese Revolution cine Katastrophe, ein an- tisociales Ercigniß, ein Unglück. Bei solchen Ansichten aber kann man unmöglich die Stellung, in der man sich befindet, mit Erfolg jertheidigen. Und in der That verbergen die Minister ihre wahren msichten auch nicht: sie haben es kein Hehl, daß sie in der Schule der Restauration gebildet worden sind. (Murren.) Unterbrechen Sie mich nicht, m. H.! Lesen Sic bloß den Moniteur; Sie werden darin finden, daß einMinister selbst gesagt, man habe keine andere Absicht, als die Gesellschaft zu rekonstituiren, m eine gristokratische Form i geen und si auf die Geistlichkeit zu stüßen; es sey, mit einem Worte, auf cine Rückkehr zur Restauration, bloß unter einem anderen Regie- rungshaupte, abgeschen. Frankreich verwirft aber eine solche Ten- denz, Die Sprache des Ministeriums in dieser Beziehung is o deutlich gewesen , daß, wenn die Kammer sich hat täuschen lasen, se es nicht anders gewollt hat; denn die Minister haben wahrlich hre Gedanken nicht verheimliht. Noch in ciner unserer leßten Sihungen beklagten sie sich Über jenen Mangel an moralischem und politischem Glauben, der sich úberall im Lande fühlbar mache. Wie kann dies aber anders seyn? Wie kann es in Frankreich noch einen Glauben geben? Die Futi-Revolution war von dem Volke mit ci- ner gewissen Begeisterung begrüßt worden; jeßt nennt man sie ein Unglu. Franftreih möchte seinen König gern lieben; man sagt ihm aber, daß eine Regierung unpopulair seyn müsse. ehe ung Fch wiederhole bloß, m. H., was im Moniteur eht. Frankreich achtete die Gesche, und män mißbraucht sie in solchem Maße, daß sie den Bürger nicht mehr s{hüßen. Doch ich halte inne. Wolite ih fortfahren, so würden Sie schen , daß alle diese Grundsäße zu einer Zeit vertheidigt, zu einer anderen wieder verleugnet worden sind. Wie kann man sich hiernach noch wundern, wenn es dem Lande an einem politischen Glauben fehlt? Täglich sagt man uns, daß uns noch 50 Jahre der Unruhen bevorständen. Si dies wohl eine Sprache, wie man sie dem Lande gegenüber hal- ten soll? Wir müssen diesem Zustande ein Ende machen. Der Kam- mer gebührt diese Aufgabe, und namentlich den jungen Deputirten, denen unsere früheren, politischen Diskussionen fremd geblte- hen, und die frei von allen Verbindlichkeiten sind; sie vor- züglih müssen sich aussprechen,“ und die Majorität dahin verseßen, wo sie die gerechte Sache erblicken. Was uns betrifft, so werden wix ihnen gerne beistehen, ohne von ihnen einen Lohn für den Sicg zu verlangen.// Gleich nah Herrn Mauguin bestieg Herr Guizot zu seiner Rechtfertigung die Rednerbühne. ¡Jch M vürde vielleicht‘, äußerte er, „das Wort nicht ergriffen haben, wenn | der vorige Redner nicht gege# die Politik des Minifteriums einen Vorwurf vorgebracht hâtte, den wir hier nicht zum erstenmale hd- ren. Man beschuldigt unë, daß wir uns zu dem Systeme der Re- fauration hinneigten. Wahr ist es, daß Mehrere von uns, und ich insbesondere, unter der vorigen Dynastie dsentlihe Aemter beklci- det haben. Fndeßen will ih nicht hoffen, daß man uns bloß dieserhalb tadelt; der Vorwurf, det man uns macht, gilt ohne Zweifel allein der damals von uns befolgten Politik; und #0 hat vorgestern erst ein sehr eloquenter Redner, der leider in diesem *ugenblicke nicht hier is (Herr Berryer) , bebaup- tet, daß während der 15 Fahre der Restauration er und seine Freun-

de es sets gewesen, die sich der Volksfreiheiten angenommen und

das Land gegen die Gewaltthätigkeiten und den Neactkons- und Verfolgungs-Geifi der Regierung vertheidigt hätten. Js diese Be- hauptung aber wohl gegründet? Hahen nicht vielmehr meine Freun- de utid ich zu jener Zeit flets aufrichtig und beharrlich dahin ge- trachtet, die verfassungsmäßige Monarchie in Frankreich fest zu be- gründen und die Verheißungen der Charte zu verwirtlichen? Erin- kern Sie sich des Wahl - Gesetzes, des Rekrutirungs»- Gesehes, des Presi- Gesehes, das die Yreß- Vergehen den Geschwornen unter- warf; schreiben sich diese Geseße und noch mehrere andere, dié ih anführen fkdnnte, nicht aus jener Zeit her, wo meine Freunde und ich im Rathe des Königs saßen? Wa- ten wir es nicht, die wir uns unablässig dem Reactions- und Verfolgungsgelise witerseßten, von welchem die Kammer von 1815 beseelt was? Fn ‘der That, meine Herren, ich schäme mich fast, daß nan mich zwingt, an solche notorische Thatsachen zu crinnern. Da- Mals erscholl unser Lob aus dem Munde derselben Partei, die uns heute tadelt. Und was that denn diese Partei, als sie ihrerseits ans Ruder gelangte? Fch mag keine traurigen Erinnerungen wek- ken, mag nicht die Leidenschaften aufregen; aber versagen kann ich (s mir nicht, einige Maßregeln aus dieser viel gerühmten Periode hervorzuheben. Fch nenne bloß des Sakrilegiums-Geseß, das Geschz über das Erfigedurts - Recht, das über die Emigranten - Entschâ- gungen und das Preß- Geseh. Von anderen politischen Maß- lgeln Fdnnte ich vorzugsweise noch die Expedition nach. Spgz

Preußische Staats-Zeitung.

Berlin, Sonnabend den 10ten

E E E E fra R E ° R b V N A Er. E rage Cr C L T A Ls S R A E da

nien nenne; dessen mag ich mich bei diesen Erinnerungen nichr aufhalten, und beschränke mich daher auf die Erklärung, daß cs selbst zu jener Zeir, wo wir der Regierung vdlig fremd waren, unter den Vertheidigern derselben viele Männer gab, die der Re- präsentativ- Monarchie aufrichtig anhingen, und der Meinutig wa- ren, daß man sie selbsi um diesen Preis unterstüßen müsse. Jch sage dies absichtlich, damit selbs diejenigen Männer, die damals Un- sere Gegner waren, erfahren, daß jener Geist des Hasses und der Ge: nd{chaft, wovon man ihnen jebt spricht, von unserer Seite nie bestand. Und um auf eine fcühere Zeit zurückzugehen, muß ich hier ausdrücklich bemerken, daß, wenn ich vor cinigen Tagen von den Frethumern des Fahres 1791 gesprochen, es durch- aus nicht meine Abscht war, die Personen zu beschuldigen, die damals auf der politischen SchaubÜhne standen. Die Absichten dieser Personen waren ohne Zweifel gut, aber ste beruhten auf irri- gen Begriffen, auf anarchischen Grundsäßen. Dies if auch noch

‘jeßt meine Ansicht, und ich behaupte dreist, daß, wenn wir unter

der vorigen Dynaslie der Freiheit cinige Dienste gelcistet haben, solche eben nur aus unserem unablässigen Bemühen hervorgegangen sind, jene anarchischen Grundsäße zu bekämpfen. Jch mag diese Diskuss sion nicht weiter in die Länge ziehen; meine einzige Absicht war, unsere Handlungsweise unter der Restauration, sey es als Rathgeber der Kcone, oder als Mitglieder der Opposition, näher zu bezeichnen.“ Hr. Chgramaule ergriff nach Hrn. Guizot das Wort, um na-

mentlich aus dessen frühren Schriften zu beweisen, daß er seinen politischen:

Glauben geändert habe. Die Grundlage der jeßigen Regierung,- meinte er, scy das Prinzip der Volks- Souverainetät , und es frage sich jeßt, wie Herr Guizot früher hierüber gedacht habe. Der Ned- ner verlas hierauf einige Stellen aus einer von Hercn Guizot vor 14 Fahren herausgegebenen Schrift. Mehrere ministerielle Depu- tirte suchten diese Vorlesung zu hittertreiben, indem se meinten, dies wären bloße Persönlichkeiten. Dies half ihnen aber zu nichts. Herr von Bricqueville bemerfte , daß, wer den Angriff gesiatte, sich auch die Vertheidigung gefallen lassen müsse. An einer jener Stellen nennt Herr Guizot das Prinzip der Volks- Souverainetät an fh abgeschmackt und barbarisc), und diese Stelle war es, die Herr Charamaule vorzüglich hervorhob. Herr Guizot meinte, daß der Redner.sein Buch nicht verstehe. Er wolle nicht bofen, fügte er hinzu, daß man die Kammer zu einem philosophischen Kampfplaße macher wolle; er beharre unbedingt bei den Meinungen, die er in jenem Buche ausgesprochen habe, und behaupte, daß fie durchaus nicht im Widerspruche mit den Prinzivien ständen, die der iechigen Regierung zum Grunde lägen. Als Herr“ Charamaule darauf seine Citationen fortseßen wollte, suchten die Centra solches abermals zu verhindern, während die Oppositions-Partei den Redner ermuthigte, nicht nachzugeben. "Es kam hierüber zu cinem solchen Lärm, daß Herr Charamaule sh zuleßt nicht mehr verständlich machen konnte, und daher mit folgenden Worten die Rednerbühne verließ: „Jh eréláre, daß es mir bei diesen fortwährenden Unterbrechungen un- möglich ist, meinen Gedanken Worte zu leihen. Entweder wollen Sie eine Debatte, oder Sie wollen sie nicht. Jm ersteren Fall is es aber eine Haupt - Bedingung, daß Sie sich still ver- halten, und dem “Redner Fhre Aufmerksamkeit schenken. ‘/ Herr Guizot ersuchté den Präsidenten, die Kammer darauf auf- merfsam zu machen , daß er selbs| (der Minister) die weitere Vors lesung verlangt habe. „Ganz recht‘/, erwiederte Herr Dupin, ¡aber man will den Redner nicht hdren./ Nachdem Leßtterer auf seinen Plaß zurückgekchrt, rief er noch einmal überlaut: „„Fch er- kläre, daß man mich verhindert hat, mein Mandat zu erfüllen !‘/ Herr Laffitte sagte, daß er an seines Kollegen Stelle die Tribune nicht verlassen haben würde, und verlanate im Uebrigen, daß der ganze Vorfall im Protokoll verzeichnet würde. „Fch protéstire auch meinerseits//, fügte er hinzu, „wegen dieser Tyrannei der Majorität. Es giebt keine Unabhängigkeit der Tribune mehl!‘ Hierüber kam es. zu einem abermaligen Tumulte, mehrere Redner verlangten auf einmal das Wort; der Präsident erklärte aber, daß er dasselbe nur Herrn Charamaule zuerkennen könne. „Fh ersuche die Kammer in ihrem eigenen Fnteresse//, fuhr er fort, „sich fill zu ver- halten. Wenn ‘ein Redner Stellen aus Druckschriften citirt, so kann man scine Citationen, insofern sie irrig sind, späterhin berichtigen. Wenn man ihn aber bei jedem Worte unterbricht, so ist es klar, daß man das Recht der freien Erdrterung verleßt. Fch fordere die Kam- mer wiederholt zur Ruhe während der ganzen Zeit auf, daß die Vor- lesung des Herrn Charamaule dauern wird.// Leßterer citirte darauf noch mehrere einzelne Stellen aus der oberwähnten Schrift. Als Hr. Charamaule jeßt auf seinen Plaß zurückehren wollte, ersuchte der Minister ihn, sein Buch zurüc{zulassen; er bestieg darauf selbst die Nednerhühne und theilte der Versammlung noch andere Stellen aus sciner Schrift mit, um seinen Zuhdrern die Ueberzeugung zu verschafeit , daß ex damals nicht anders wie jeßt gedacht habe, und daß man ihn mit Unrecht des Wankelmuths beschuldige. Aufs neue wurde sodann der Schluß der Debatte ver- langt, jedoch umson|. Herr Comte, der sh und seine Partei durch einige Aeußerungen des Ministers verleyt fühlte, er- griff das Wort und sagte: ¿Wenn der Minister uns beschuldigt, daß wir die Repräsentativ-Regierung nicht verständen, und daß wir attarchische Begriffé hätten, so beschuldige tch ihn meinerseits der Bestechung und der Gewaltthätigkeit./ Auf die Bemerkung des Grafen Zaubert, daß der 14 Artikel der Charte es verbiete , frü- here politische Handlungen ans Tageslicht zu ziehen, erwiederte Herr von Bricqueville: „Fa, die Charte von 1814, aber nicht die von 1830//, eine Aeußerung, dic eine anhaltende Bewegung ver- ursachte. Auch Herr von Salvandy verlangte, daß man alle Pere- sónlichkeiten bei Seite lasse, und als dessenungeachtet Herr Comte die Frage stellte, wer das Censur-Gesey und das Gesey Uber die Prevotal -= Gerichtshdfe entworfen habe, meinte Herr Faus- bert, man könnte eben so gut fragen, von wem das Wahl-Geseß von 1817 vorbereitet worden sey; zugleich ersuchte er den Präsidenten, wegen jener Persönlichkeiten den Redner zur Ord- nung aufzurufen. Statt dèssen aber wurde er selb| von Herrn Du- pin zur Ordnung ermahnt. „„Wenn die Geduld der Kammer ge- mißbraucht wird‘/, sagte Lebterer, #9 is es nicht meine Schuld.‘ ¡Doch! ‘/ rief Herr Faubert. Wegen dieses Ausrufs erhtelt er einen zweiten Vérweis von dem Präsidenten, der nunmehr erklärte, dafi, da es allen Anschein gewinne, als oh man die politische Hands lungsweise einzelner Personen zum Gegenstande der Debatte ma- hen wolle, er keinem einzigen Redner woiter das Wort bewilligen werde, indem dies Persönlichkeiten wären, die eben so A gegen die Schiklichfkeit- als gegen das Reglement verstießen. ls jeyt Über den Schluß der Debatte abgestimmt werden sollte, widerseßte sich demselben Herr Bérenger. „Unter den Fragen, die hier verhan- delt worden sind‘, sagte er, „giebt es eine, die noh nicht hinläng- lich crôrtert worden ist, nämlich diejenige, wem das Recht zusteht, eine Amnestie zu bewilligen. Fch verlange daher, daß die Berathung morgen fortgeseßt werde. / Nachdem die Mehrzahl der Versamm- lung sich. mit diesem Antrage einverstanden erklärt hatte, wurde die Sihung agufgehohen.

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Bei Beginn der Sizung vom Zten wurden, da sich die zur Berathung etforderliche Zahl von Mitgliedern noch nit einge- funden hatte, einige ziemlich uninteresjante Bittschriften:-Berichte abgestattet. Als die Kammer vollzählig war, seßte sie die obige Debatte fort. Herr Berenger trat zur Widerlegung der Ansicht auf, daß jede der drei Staats. Gewalten die Fnitia- tive hinsichtlich einer Amnestie ergreifen könne. Er behauptete, das Recht der Begnadigung und also auch die Juitiative in dies ser Beziehung stehe ausschließlich dem Könige zu. Dann aber war er der Meinung, daß der König dieses Recht jederzeit, auch vor erfolgtem Urtheilspruche ausüben dürfe. „Man hat gesagt, fuhr der Redner fort, „daß der König dieses Recht mißbrauchen könne. Nein, m. H,, dafür haben wir verantwortliche Minister. Der König hat das Recht, Frieden zu schließen, und Krieg zu erklären. Folgt daraus, daß der Kdnig unsere Nationalität ge- fährden könne?// Den Gese6-Entwurf selbst erklärte Hr. Berenger für ganz unpassend. Bei dem Prozesse der Minister Karl's X, sagte er, habe man auch außerordentliche Ausgaben machen müssen; aber man habe es nicht gewagt, der Deputirten - Kammer eine solche Forderung vorzulegen, aus Furcht, auf dieser Redner- búhne Erörterungen zu veranlassen, die den Angeklagten hätten nachtheilig werden können. Man habe damals die Ausgaben in dem Rechnungs - Gescle mit aufgeführt, und die Kammer habe die SchiEklichkeit eincs solchen Verfahrens empfunden. War(:m fônne man bei dieser Gelegenheit nicht eben so zu Werke. gehen ? Er werde gegen den Gese6-Entwurf stimmen, weil derselbe einer- seits das Begnadigungs- Recht des Königs béeeinträchtige, und andererseits Uber die Straffälligkeit der Angeklagten vorweg ent- scheide. Herr Odilon-Barrot sagte von E „Jch ebe die Jdentität zwischen dem Begnadigungs-Rechke und dem

mnestie:-Rechte keinesweges zu. Nichtsdestoweniger stimme ic, wie der vorige Redner, gegen den Gesetz - Entwurf, und glaube, wie er, daß die Amnestie- Frage in die Jhnen vorgelegte finan- zielle Frage nicht mit begriffen ist.// Nachdem sih noch die Herren Poulle, Sauveur Lachapelle und Glais-Bizoin in furzen Worten gegen den Gese6- Entwurf ausgesprochen hats ten, wurde die allgemeine Berathung geschlossen. Der Bericht- erstatter, Herr Dumont, faßte hierauf die Debatte zusammen. bkn F089n8 der Post befand er sich noch auf der Redner- bühne. :

Paris, 3. Jan. Vorgestern, als am Neujahrstage, eme pfing der König die üblichen Glückwünsche des diplomatischen Corps, der Kammern und der obeten Behörden. Der Graf Pozzo di Borgo hielt im Namen des diplomatischen Corps fol- gende Anrede: „Sire, als heute vor cinem Jahre das diplomati- \he Corps Ew. Maj. seine Huldigungen und Glückwünsche dar- brachte, sprach es zugleich den Wunsch aus, daß das gute Ver- nehmen zwischen allen Souverainen, welches den Völkern die Wohlthaten des Friedens sichert, fortdauern möchte, Dieser Wunsch, Sire, ist glücklicherweise in Erfüllung gegangen; und die Vergangenheit ist eine neue und starke Bürgschaft zu Guns- sten dessen, was alle Wohlgesinnte von der Zukunft zu hoffen und zu erwarten berechtigt sind. Jun dieser Ueberzeugung er- neuern heute die Repräsentanten aller Regierungen Ew. Maj. dieselben Huldigungen und dieselben Glückwünsche, und halten. sich überzeugt, Sire, daß Sie geruhen werden, dieselben mit eben den Gesinnungen aufzunehmen, die sie uns eingeflößt ha- ben. Wir fügen denselben diejenigen hinzu, die uns für Jhr Glâck, für das Jhrer erhabenen Familie und Frankreichs besee- len.‘ Der Kdnig antwortete: „Ein jedes Jahr, das im Schoße des Friedens, dessen sich die Welt erfreut, verfließt, läßt uns auch die Wohlthaten desselben je mehr und mehr würdigen, und indem den gläcklihen Folgen des guten Vernehmens, welches zwischen den Souverainen besteht, immer neue Vortheile hinzugefügt werden, bringt jeder Jahreswechsel allen Staaten neue rgschaften für die Dauer und Stabilität desselben. Je länger der allgemeine Frieden währt, desto mehr sehen wir die Möglichkeit einer Ge- fahr sich entfernen, die ihn gefährden könnte; und die moralische Kraft der Gutzgesinnten, die mit dem Vertrauen, welches die Zu- kunft einfidßt, zunimmt, vermehrt unsere Mittel, die Ruhe der Völker zu sichern. Jch empfange mit as Vergnügen die Giückwänsche, die Sie Mir über dieses glückliche Resultat un- serer Anstrengungen darbringen, und Jch danke Jhnen för Al- les, was Sie, im Namen des diplomatischen Corps, Frankreich, Meiner Familie und Mir wünschen.“

Die Antwort des Königs auf die Anrede des Präsidenten der Pairs-Kammer lautete folgendermaßen :

„Auch Sie, meine Herren, haben auf eine edle und würdige Weise den hohen Auftrag erfüllt, den Jhnen Frankreich anver- traut hat; Sie haben beständig den festen Willen zu erkennen gegeben, unsere Gesehe aufrecht zu erhalten, ihnen Achtung zu. verschaffen, und ihnen die Stärke und Kraft zu verleihen, deren, sie bedürfen, um in unserm Vaterlande die öffentliche Ordnun; und die Freiheit zu begründen, und unsere Jnstitutionen gegen: jene ungerechten und gehässigen Angriffe zu vertheidigen, deren je6t ohne Zweifel besser anerkannte Fruchtlosigkeit uns zu hoffen erlaubt, daß sie sih nicht wiederholen werden. Jch empfinde auf das tiefste Alles, was die Jhnen auferlegten Functionen ‘Pein-

liches haben; aber Sie werden, wie Sie selbst es sagen, den

Leidenschaften und dem Hasse unzugänglich seyn, Sie werden unerschütterlih bleiben , wie die Gerechtigkeit, zu deren Organ Sie berufen sind; und, ungeachtet des Wunsches, den Ich mit Jhnen theile, daß jene \{hmerzlihen Erinnerungen ausgelösht werden und die Strafen des Gesezes nicht mehr auf den Unglücklichen lasten möchten, werden Sie dennoch Jhre

flihten in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen wissen. Sie aben zu einer andern Zeit dem Sturme der Leidenschaften zi widerstehen, und dadurch Frankreich vor Uebeln zu bewahren ge- wußt, die es ohne Jhr Beharren auf dem Wege der Pflicht und der Mäßigung betrübt haben würden. Sie werden auz ferner diesen Weg verfolgen, und sich dadurch neue Ansprüche auf Meine Dankbarkeit und auf die des Vaterlandes erwerben, Ih häze Mich glücklich, Jhnen dies bezeugen zu können, und

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