1835 / 15 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Erfolg, ihren Einfluß gegen ihn geltend gemacht habe. Als eine Probe von der Denkungsart dieser Herren möge folgender Aus- zuz aus der Rede des Herrn Harvey dienen :

¿Man könnte uns fragen: geht Fhr ins Parlament, um den Wetigs durch Dick und Oûnn zu folgen, und woUt Fhr den Tories in jedem Punkte opponiren? Hierauf würde ich antworten: Nein! Fch würde Alles, was die Tories Gutes vorbringen, unterstüßen, ader ich kenne die Tories schon lange, und noch habe ih nichts (Gutes bei ihnen entdecken tdnnen. Aber, wird man einwenden, es Xönnten unter den Tories Wunder geschehen, so gut wie bei audern Leute. Gut, wenn die Tories Reformer merden, wenn ich Einen finde, der eine Vermögens- Steuer in Vorschlag brächte, wenn ich Einen finde, der da sagte: ,, „Jh möchte, bevor ich sierbe, einige von metnen s{hlecht erworbenen Reichthümern los werden, ich be- fiße einige Ländereien , die dem Volke gehörten , ih kann nicht ru- hig tterben, ich möchte Buße thun vor dem souverainen Volke, und da ein Mensch nichts mit in die Welt bringt und nichts mit hinaus nimmt, fo will ih mein ganzes Vermögen der Nation und wo möglich meinen Kindern einen guten Namen hinterlassen ‘‘// wenn ch solch Einen unter den Tories finde, der soll mei- ner innigfien Untersitßung gewiß seyn. Wenn ih sehe, daß sle Reformen der Kirche in Vorschlag bringen, Vorschläge, um das Valk von jenen Statthaltern des Himmels, den Bischdfen, zu be- freien, die mehr Sammt und Seide am Leibe tragen, als nôthig wäre, um eine ganze Mädchenschule zu kleiden , und die mit Die- Hern, inGold undPurvur gekleidet, einherreiten und „ehrwürdiger Vatcr îin Gott“ titulirt werden dann würde ich den Torkes beitiehen. Wenn sie aujtreten und die Armee reformiren und die Staats-Aus- gab-n von 7 Millionen auf 2 Millionen reduziren, kurz, wenn dic Dories gerade das Gegentheil von allem dem thun, was ste bis jeßt gethan hgben, dann warum sollte ich dann sie nicht unter- flußen? Da ich aber überzeugt bin, daß sfe nicht so handeln wer- den, so kdnnen auch Sie überzeugt seyn, daß ich mich unerbittlich dem Ministerium opponiren werde. Ein anderer Punkt, den ich vorgebraht zu sehen wünsche, is die Reform des Overhau- fes. Nichts is widersinniger, als der gegenwärtige Zustand der Dinge. Das Volk hat zivei legislative Versammlungen, um seine Fateressen zu vertreten; die eine wählt es selbst, die andere ist erblich. Die Repräsentanten des Volks können Maßregeln zum Be- ften desselben einbringen, aber was. hilft das, wenn die erblichen Ge- \eßgeber das Recht haben, se zu verwerfen? Fch glaube, das ganze Verfassungswerk müßte mit einander in Einklang gebracht werden, vom Könige bis zum gecingsten Unterthan herab. Man erzählt uns mît wichtiger Miene, die Civil-Liste sey schr bedeutend reduzirt wor- den. Aber. die Reduction der Civil-Liste ist doch nur sehr unbedeu- tend im Vergleich mit den Einnahmen, die gus anderen Quellen der Krone zufließen. Jch will Jhnen etwas sagen, was vielleicht Wenige von Fhnen wissen. Als der gegenwärtige König zur Regie- rung fam, behauptete er, dem Volîe alle erbliche Einkünste der Krone zurückgegcben zu haben und was verlangte er zum Ersaß dafur? Er verlangte zuerst, daß hinlängliche Summen zum Unter- Hali der Krone ausgeseßt würden, dann, daß der Königin gleich- falls etwas gegeben würde. Und was that man? Man gab der Königin cinen Palast und 100,000 Pfd. Sterl. jährlich! Das is ungefähr zehnmal so viel, als die ganze aufgegebene Revenüe. Die 4; vCtigen Westindischen Zölle wurden aufgegeben. Fn Kriegszeiten brachten diese Zêlle einige Dausend Pfd. jährlich: aber aufgegeben wurden sie nicht eher, als bis ihr Werth auf 1200 Pfd. jährlich her- untergesunken wgr. Hat aher der König all sein erbliches Eigenthum aufgegeben? Fat er die Herzogthümer Cornwall und Lancaster auf-

gegeben? Nein, das hat er nicht gethan, und' es if ihm nie einge-

fallen, das zu thun. Und wie ist es mit dem Gute bei Kenuington, welches Sir William Clayton zu Lehn hatte? Das Lehn is kürzlich heimgefallen. Und was glauben Sie, daß der König für die Ertrette- xung desselben verlangt? Die kleine Summe von 400,009 Pfund. Wenn diese eingeht, wird sie ohne Zweifel unter die Familie vertheilt werden. Das also ifi der patriotische Monarch, von dem es hieß, ex sey so eifrig bemüht, die Lasten sei- nes unterdrückten Volkes zu erleichtern! (Gelächter, Lärm, Beifall und Zischen begleiteten die einzelnen Säße dieser Änvektiven.) Was auch das Resultat der interessanten Parlaments- Debatten des nächsten Frühlings seyn mag, die Reformer von Eng- land werden für die Wirkungen desselben niht verantwortlich seyn. ¿Man sagt den Unterthanen, sie sollen ruhig bleiben. Nein, die Un- terthanen müssen Agitatoren werden , sonst werden sie überwältigt. Wenn sie ruhig bleiben, sv werden die Tories sagen, das Volk wolle nichts weiter. Man wird sagen, das Volk habe bloß die Reforn- Akte gewollt habe, mit andern Worten, bloß verlangt, die Svei- sen auf den Tisch geseht zu schen, und nicht verlangt, sle zu essen. Jch hoffe, die Wähler von Southwark werden den Debatten des Hauses-folgen und das Benehmen ihrer Repräsentanten bewache. Fch hoffe, sie werden die Zeitungen lesen, und wenn fie tas thun, #0 werden sie sehen, daß, während sie selbst ruhig im Bette liegen, se im Unterhause eine Macht haben, welche Tyraunen zit- tern machen wird !‘/

Als Sir W. Horne gestern Nachmittags von der Wahl in Marylebone zurückkehrte, wo er als Gegner der Herren E. L. Bulwer und Sir S. Whalley auftritt, wurde er vom Pöbel aufs gröblichste insultirt. Man suchte ihm ein Bein unterzu- schlagen, und den Herren, die ihn {hüten wollten, wurden die Rôcke vom Leibe gerissen. „Das \{uftige Gesindel“, sagt die Times, „von den Demagogen aufgereizt, die den Wählern ihre Rechte entreißen wollen, heste den ehrenwerthen Baronet nach Hause und wiederholte alle die Auftritte, welche die Reform-Bill unmöglich machen sollte.“

Der Globe bemerkt: „Whig und Tory waren anfangs Schimpfworte, die man nur auf den niedrigsten Pöbel an- wandte; sie kamen aber spáter zu Ehren, wie einst der Name Gueux (Bettler), den die Anhänger des Herzogs von Alba den Flamändischen Jusurgenten an den Hals warfen. So hat auch jest das Schreckenswort Radikaler schon aufgehört, ein Popanz zu seyn; seitdem hat man das Wort Destruktive erfunden, aber wir erleben es noch, Adressen an Wähler zu sehen, die ganz wohlmeinend von Personen mit dem Namen „vernünstige De- \truktive// unterzeichnet seyn werden.“

Folgendes ijt die Art und Weise, wie bei den Parlaments- Wahlen verfahren wird: Am ersten Tage der Wahl, wo die Kandidaten ernannt werden, eröffnet der bei der Wahl den Vor- sis führende Beamte die Versammlung der Wähler mit Verle- sung. des Wahl - Ausschreibens und der Ukte gegen verbotene Wahl-Umtriebe und Bestehungen. Dann folgen die Reden der angesehensten Freunde des Kandidaten, deren Einer die Ernen- nung. des Leßteren beantragt, während die Anderen den Antrag untcrstúßen. So wurde in der City von London der Alder- man Wood von Herrn Waymouth vorgeschlagen und von Sir

, ames Williams de Herr Grote von Herrn Jsaac Solly

vorgeschlagen und von Herrn Raikes Currie unterstüst, Herr Hrn. G. Palmer vorgeschlagen und von Hrn. J. Dixon untêrstüßt, Herr Crawford vom Alderman Harmer vorge- schlagen Und von Herrn J. Travers unterstäßt, Herr Ward vom Alderman Lucas vorgeschlagen und von Sir J. Claridge unterstüst, Herr Wilson -vom Älderman Brown vorgeschlagen und von Herrn J. Masterman unterstüsgt, Herr Pattison von Hérrn L. Lopd vorgeschlagen und von Herrn Samuel Gurney unterstügt. Nachdem dies geschehen ist und auch die Kandida- ten Reden an die Wähler gehalten haben, wird abgestimmt, und zwar zuerst nur durch Aufhebung der Hände. Dies genügt, wenn kein Gegner auftritt oder der aufgetretene sh zurückzieht, wie es diesmal in Westminster der Fall war. Bleibt aber das

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Resultat dieser Abstimmung zweifelhaft, oder verlangen es- die Freunde eines durchgefallenen Kandidaten, wie es diesmal in der City, in Marylebone und Greenwich g-shah, so beginnt am folgenden Tage die zweite Abstimmüng, wo dann jeder Wähler seîn-Vo- tum zu Protokoll geben muß. Hier erst können die Stimmen gezählt -werden.““

Der Oberst Sir John Campbell erklärt in der Times, daß er nicht daran gedacht habe, wieder nah Portugal zu ge- hen, wodurch er sein Ehrenwort brehen würde; auch seyen alle Gerüchte von einer Einmischung seinerseits in die politischen Ans

| gelegenheiten der Halbinsel seit sciner Rückkehr aus der Gefan-

genschaft ungegründet.

Jm gestrigen Börsen-Bericht der Times liest man: „Die einzige Bewegung an unserem Geldmarkt war heute eine sehr geringe Neigung zum Steigen, weil man nah der Dividenden- Zahlung einige Nachfrage nach Fonds erwarter. Schaßkammer- Scheine hielten sich daher au ein wenig fester. Auch die frem- den Fonds wurden höher notirt, obgleich schr wenig Geschäfte darin gemacht wurden. Holländische wurden am meisten gesucht, weil man eine baldige Ausgleichung zwischen Holland und Bel- gien erwartet, wodurch' ein Theil der Schuld und Zinszahlung Belgien zufallen und die Hollandische Schuld, die ohnedies ih- ren Kredit so fest behaupter, cine höhere Notirung als die Bel- gische ethalten würde.‘

Aus Buenos Ayres sind Berichte vom 9. Oktober hier eingegangen, die jedoch nichts von Belang enthalten; der neue Britische Geschäftsträger , Lord Hamilton, war daselbst an- gckommen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 9. Jan. Mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Oranien is auch dessen zweiter Schn wieder nach dem Hauptquartiere zurückgekehrt. n demselben Tage, an welchem Se. Kdnigl. Hoheit die Hauptstadt verließ, ging auch (wie bereits erwähnt) der Baron van Zuylen van Nyevelt nach London ab.

Die Niederländische Dampfschisffahrts-Gesellschaft hat Ver- suche anstellen lassen, um das nicht weit von der Küste gesun- fene Dampfboot „„Pylades‘/ wieder in die Höhe zu bringen. Der Schornstein desselben ist allerdings noch über dem Wasser- spiegel sichtbar, doch wird dessenungeachtet von Vielea der Ver- su, namentlich in der gegenwärtigen Jahreszeit, für fruchtlos, wenn nicht gar für gefährlich angesehen. Mehrere Fischer-Sloeps sind im Vereine mit zwei Dampfbôten abgesandt worden, um di:sen Versuch zu unternehmen.

Belgien.

Brüssel, 9. Jan. Der Herzog von Leuchtenberg ist in Begleitung des Grafen Méjean, des Marquis von Ficalho, des Visconde de Sa da Bantetira, des Barons von Belling ‘und des Generals d’Hane de Steenhuyse, der sich zum Empfange deé Prinzen nach Lôwen begeben hatre, gestern früh um 10 Uhr hier angekommen und in dein Hotel der Portugiesischen Gesandt- \caft abgestiegen , wo eine Ehrenwache aufgestellt war. Der Prinz empsing nach einander die Offiziere der Garnison, die höchsten Civil- und Militair-Behörden, die Hofstaats-Beamten, den Englischen Gesandten, den Marquis von Bassano u. st. w. Um 1 Uhr fahr ‘der Prinz nebst seinem Gefolge "in den Königl. Wagen nach dem Schlosse, wo er von Jhren Majestäten empfangen wurde und eine halbe Stunde verweilte. Um 2 Uhr wurden die Minister von dem Prinzen empfangen und noch viele andere Personen im Laufe des Nachmictags ihm vorge- stellt. Am Abend war Diner beim Könige, wobei der Herzog von Leuchtenberg und die Personen seines Gesolges, ferner der Eng- lische Gesandte, der Portugiesische Geschäftsträger, Herr Ameidas Garrett, der Graf von Varennes, Französischer Gesandter in Hamburg, der Marquis von Bassano, Französischer Geschäfts- tráger in Belgien, der Präsident des Senats, die Minister, mehrere Senatoren u. st. w. zugegen waren. Der Prinz wird heute Abend nah Ostende abreisen, um sich nah London einzu- \chi}en.

E Graf von Latour-Maubourg, bevollmächtigter Minister Frankreichs, ist vorgestern von hier nach Paris abgereist. Jn seiner Abwesenheit wird der Marquis von Bassano die Functio- nen eines Geschäftsträgers versehen.

Zu Anfang des kommenden Monats wird hier ein Päpst- licher Gesandter erwartet, doch glaubt man, daß scine Mission eine rein geistliche und keine politische seyn werde, indem der König der Belgier bekanntlich noch nicht vom Papst anerkannt worden ist.

Dänemark.

Kopenhagen, 7. Jan. Nach der von der Polizei-Kam- mer bekannt gemachten General - Tabelle über die Juteressenten der hiesigen Zünfte, Meister, Gesellen und Lehrburschen, war im vorigen Jahre die Zahl der Meister 3985, der Gesellen 4997 und der Lehrburschen 2632. Zählt ‘man die festen Arbeiter in den Zünften, und die Knechte, die in den 45 Brauereien ge- braucht werden, (237) hinzu, so ist die Gesammtzahl 13,039.

Vom 21. Dezember 1833 bis zum 21. Dezember 1834 sind bier verehelicht 956 Paar; geboren 3608 (1871 Knaben und 1737 Mädchen); gestorben 3273 (1090 Männer, 913 Weiber, 694 Knaben, 576 Mädchen.) Es sind also 335 mehr geboren als gestorben.

Die Stände-Versammlung in Roeskilde wird aus 70 theils erwählten, theiss vom Könige berufenen Mitgliedern bestehen. Darunter sind 3 dem Gelehrtenstande Angehörige, 2 Geistliche, {0 Civil-Beamte, 27 Gutsbesißer und sogenannte Proprietaire, 4 Prokurateren, 7 Kaufleute, 8 sonstige gewerbtreibende Bür- ger, und 9 kleinere Landbesiter.

Wie die Kjöbenhavns-: Post berichtet, fand die Eingabe der Anklage gegen den Professor David am 30. Dezember statt. Aus der Fassung der Vorladung, worin die 3 erwähnten Arti- kel des „, Fädreneland‘/ nur als besonders strafbar bezeichnet zu werden scheinen, will man schließen, daß die Anklage nicht bloß gegen diese Artikel, sondern gegen das ganze Blatt gerichtet \cy. Eine Bestätigung dieser Ansicht glaubt die Kjôbenhavns-Po s, auch in dem Umstande zu finden, daß der Professor von seinem Amte als Lehrer an der Universität und der Hochschule suspen- dirt worden sey. ;

Deutschland.

Müúnchen, 8. Jan. Se. Majestät der König haben am Neujahrstage zehn neue Pensionen zu 300 Fl. zur Erziehung von Söhnen: und Töchtern der Ritter des Civil - Verdienst - Or- dens der Bayerschen Krone mit der Stiftung dieses Ordens verbunden.

Stuttgart, 10. Jan. (Schw. Merk.) Der Deutsche Kurier vom 9ten d. M. spricht von einem in gewissen Zirkeln umlaufenden Gerücht, das die Auflösung unserer Stände - Ver-

sammlung in Aussicht stelle. Wir glauben dieses GerZöcht, dis sen Entstehung, bei gänzlihem Mangel irgend eines uz ter Anlasses und widersprehenden positiven Thatsachen, unwillky, lich die Vermuthung unreiner Triebfedern erregt, aufs Bestimy teste fär grundlos erfiären zu müssen.

Luxemburg, 7. Jan. Das hiesige Journal enthie folgenden Artikel: „Se. Majestät der König Großherzog hae aufs neue seine Milde’ dadurch bechätigt, daß er den Adyohq, ten Fendius in alle seine Bärgerrechte wieder eingeseßt und ihm gestattet hat, nah Ablegung eines neuen Eides, wie frihey seine Geschäfte bei den Gerichtshöfen zu betreiben. Unse Landsleute wissen, daß Herr Fendius sich der RevolutionéPy, tei angeschlossen und in dem Kongreß der Belgischen Reprösey tanten gesessen hat; da er indeß, als aufgeklärier Mann, hysy die Mittel, welcher die Unruhstifter sich bedienten, um hp Geist des Volkes zu verführen, die öffentlichen Institutionen verdrehen und sih in der Anarchie zu bereichern, nah ihry wahren Werthe \{häßen lernte, so kehrte er, mit Etlaubniß d

Souverains, in seine Geburtsstadt zurück und erwatty dort die Folgen des Königlichen Wohlwollens in Vet seiner künftigen Stellung. Dieses Wohlwollen, wel

das Hinderniß hinwegräumt, das einen Rechtsgelehrty dem ein politischer-Jrrihum die seinen Talenten und persönklidg Eigenschaften gezollte Achtung nicht rauben konnte, von den Yy ren unserer Stadt entfernt hielt, ist für alle Luxemburger (j fostbares Pfand der Gesinnungen des Monarchen, seiner Na ficht und scines Wunsches für eine Versöhnung der Gemüth

P ortugal.

Lissabon, 26. Dezember. Die Sißungen der y ßerordentlichen Cortes sind geschlossen worden, und in der Ri welche die junge Königin bei dieser Veranlassung ablas, wur denselben ganz unumwunden der Vorwurf ausgesprochen , h sie die wihtigsten Berathungs-Gegenstände vernachlässigt hätti und die Hoffnung ausgedrückt, daß sie künftig mehr Eifer s das dffentliche Beste zeigen, und die Nation günstigere Resul von der Weisheit und Ausdauer ihrer Repräsentanten ärnd würde. Eine solche Erklärung der ausúbenden Geivalt ist verlässig ein sehr ernster Schritt, und die Folge wird lehren, ( die Kammern von der ihnen so unumwunden ertheilten Lect profitiren werden, oder ob nicht etwa daraus nur eine vermeht Gereiztheit von Seiten derselben entstehen dürfte. Der unbefangi Beobachter muß allerdings einräumen, daß der von der Regierungy gen die Cortes ausgesprochene Vorwurf keinesweges unbegrünk ist, und daß im allgemeinen eine allesMaß überschreitende Redseligkt verbunden mit einem leidenschaftlichen Reactions- Geiste, gei die besiegte Partei einerseits und einem Systeme von ‘Persil lichkeiten gegen die die Regierung bildende Männer andererselh ihre Verhandlungen charakterisirte. Und- diese Erscheinung übt rascht eben nicht, wenn man die den Portugiesen eigenthämlid Neigung zu persönlichen Jutriguen in Betracht zieht, und dan ben erwägt, daß, während der Emigration, unter der jeßt he schenden Partei, wie das im Unglücke gewöhnlih der Fall schroffe Parteiungen und bittere Feindschaften entstanden, uth manche Hossnungen und Ansprüche nach dem Siege unkbefti digt bleiben mußten. Ob übrigens von Seiten der Regieru nicht auch manches geschehen ist, was zur Vermehrung der ( reiztheit der Opposition beitragen konnte, muß dahingestellt bli ben. Jundem dieselbe den bekannten Obersten Pizarro sofa nah Dom Pedro’'s Tode nicht allein in Freiheit, sonder auch in seinen Militair - Grad wieder ecinteßte, schw selbt anzuerkennen, daß die Verhaftung und Verfol dieses Individuums nicht eine durhaus legale Handluy gewesen sey. Die Regicrungs - Zeitung selb beklagt sich Uh de Unpopularitát des Herzogs von Palmella und sucht zu weisen, wie ungerecht die Gesinnung des Publikums gegen d sen ausgezeichneten Staatsmann sey. Der unbefangene Veo achter wird gewiß die Ueberzeugung von dieser Ungerechtiglä theilen ; thäte aber, da selbige .nun einmal vorhanden is, der wiß um seine Sache schr verdiente Herzog nicht besser dard! etwas sparsamer mit den auf seine jämmtlihe nahe wie t! fernte männliche und weibliche Verwandte gehäuften Gun zeigungen zu Werke zu gehen? Jn der Mitte eines hefti) Parteikampfes und in Gegenwart nicht allzu freuntlich gesintl Kammern müssen die Regierenden vielleicht den Schein zu nen und gewisse Neigungen zu zügeln wissen, denen in 9 ruhigen Zeiten eher ein Spielraum gestattet werden kann, Ich habe schon in einem früheren Schreiben die Bemerll gemacht, daß manche Personen hier einen Anstoß an 6 großen Dotationen nehmen, welche füx die Häupter | siegreichen Partei in einem Augenblicke in Antrag gebracht t! den, wo die Regierung das Vorhandenseyn eines furchtbä! Deficíits eingestand; wo Mangel an Bezahlung selbst der ft den Truppen so oft Meutereien unter Felbigen hervorrief; im Junern des Landes zum Theil noch ein so gränzenloses Es in Folge des Bürgerkrieges bestand, und wo die Regierung 1 dankbar patriotische Gaben zur Deckung der Staats: Bedürf entgegennimmt. Die Civil-Liste, wenn man zur Dotation Königin die Apanagen des Herzogs von Leuchtenberg, der zogin von Braganza und der Jnfantinnen hinzurechnet, betri) volle 500 Contos jährlich oder ungefähr ein Eilftel der wirkli reinen Staats-Einnahme, angenommen, daß, was zuverlÄässy t Fall ist, die jeßige Staats- Einnahme nicht diejenige des Ph! res 1827 úbersteigt. Allerdings kostete in den früh Jahrhunderten und im Anfange des je6igen die Hoshl tung in Portugal bedeutend mehr, und in dieser B) hung liegt gewissermaßen etwas Wahres in den emphi! schen Lobsprüchen, die mitunter der Sparsamkeit des jehig! Hofes gespendet werden. Dessenungeachtet aber wäre es W leicht politisch gewesen, unter den jebigen Umständen dem V spiele Ludwig XVI!I. von Frankreich unmittelbar nah dem Zeh 1815 zu folgen, und für ein Paar Jahre einen Theil der 19 malmäßigen Civil-Liste dem Staatsbedürfnisse zum Opfer | bringen. Es- würden dadurch die ärgerlichen Diskussionen ! der Deputirten-Kammer bei Gelegenheit der Festsezung der C vil-Liste, so wie die Einflüstcerung der Uebelgesinnten vermiedF worden seyn, daß jene Ermahnungen zur Sparsamkeit wesent! mit zu der gereizten Sprache in der Königl. Schlußrede bei tragen hätten. Die Herzogin von Braganza hat in Bej! auf ihre eigene Person jenes Verhältniß schr richtig beurthe indem sie sogleich den zwanzigsten Theil ihrer Apanage auf "Wü mer dem Jnvalidenhause zu Runa Üüberwies, welches Gnval den, die unter ihrem verstorbenen Gemahle gefochten, aufzun men bestimmt ist.

Aegypten. E: J1 Triest eingegangene Briefe aus Alexandrien besi

gen die Nachricht vom Ausbruche der Pest in Alexandrien M dessen Umgebungen. Jede Art von Handels- Verkehr get plôglih in Stokung, ein Theil der Einwohner hatte st{ þ