1835 / 22 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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schen Auslegungen Unserer Beweggründe würden wir uns aus- geseßt haben? Würde man nicht unsere frühere Abdankung als einzig und allein in der Absicht geschehen betrachtet haben, um uns auf den Trümmern der Verwaltung, aus der wir uns zurückgezogen, zu erheben? Ja, würde man'/nicht gesagt haben, unser früheres Benehmen sey bloß eine Intrigue gewesen , um es da- hin zu bringen, daß wir unter ändern Auspicien wieder ans Ruder. kämen? (Großer und lange anhaltender Beifall.) So wie wir aber jeßt dastchen, von allem Vortvurf frei, wie ih hoffe, und keines [lehten Motivs verdächtig, haben wir freien Spiel- raum, der jeßigen Verwaltuno entweder beizustehen oder zu op- pomren, je nachdem wix es für nöthig halten werden, um un- sere cigenen Grundsä64 in Kraft zu bringeu und unsere rechtli- chen und consequep{en Ansichten aufrecht zu erhalten.“ * (Wie- derholter Beifal.) Der Redner fügte dann noch hinzu, daß er die Offenb eit und Aufrichtigkeit, die in dem ganzen Ton der von Sir obert Peel ihm zugekommenen Mittheilung geherrscht habe, vhne Bedenken anerkenne, daß er fest entschlossen sey, sich in keine Coalitionen mit den verschiedenen und heterogenen tlassen von Politikern einzulassen, die um cines augenbliflichen Erfolgs willen das Banner der Reform zu ihrem gemeinsamen Sammlungs-Signal machten, und daß er sih der Verwaltung nicht auf factióse Weise widerschen werde, so wenig ihm auch einige ihrer Bestandiheile gefielen, sondern daß er bereit scy, ißre Maßregeln zu untersten, wenn sie ihm heilsam für das Land erscheinen sollten.

Ueber die Rede, welhe S‘x John Campbell in Edinburg gehalten hat, äußert sich die Times folgendermaßen: „Einen leidenschaftslosen Zv“chguer muß die Wuth empdre1, von der einige Mitgliedè; des vorigen Ministeriums besessen zu seyn scheinen winn zum Beispiel der Rechts-Anwalt der Whig- Verwaltüng, ihr General - Prokurator , ein talentvoller Jurist, anräth, durch ein revolutionnaires Votum, nämlich dur die Verwerfung aller Mittel und Wege, den ganzen Stagtsdienst L unterbrechen, wäs auf die Auflösung aller Regierung hin- ausláuft, wenn der König nicht seine jezigen Minister entlassen wolle, weil er bei der Entlassung der vorigen gegen die Consti- tution verstozen habe, denn die Königliche Prärogative dürfe nicht ausgeübt werden, wenn das Parlament sich nicht ge- gen die bestehende Verwaltung erklärt habe, wenn nicht Petitio- nen vom Publikum dagegen eingelaufen scyen, oder wenn der Souverain ‘nicht úber das Benehmen seiner Diener Beschwerde zu führen hätte; keiner dieser drei Fälle fey aber in Bezug auf das vorige Ministerium anzusühren, Man kann leicht sehen, in welche Gesellschaft die Whigs gerathen sind, und wie sie von den Lehren ihrer anarchischen Kollegen profitirt haben. Wird aber das Englische Volk mit Leuten gemeinschaftliche Sache machen, die von einem solchen Geiste bethdrt zu seyn bekennen? Wird es diese vertriebenen und ihrer Unfähigkeit wegen entlassenen Po- litifer, die der Negierung die Subsidien fär die dringendjicn Bedärfnisse des Staats vcrweigern wollen, wenn nicht cín Theil dieser Subsidien in Gestalt von Gehalten Ïn ihre eigenen Taschen fließen soll, sch. noch einmal am Ruder festsesen lassen? Wenn das Englische Volk dies zu- gábe, so múüßtèn wir sagen, daß wir unsere Landleute nicht mehr kennen. // Der Morning Herald, der die Rede des Sir S Campbell ebenfalls höchst verbrecherisch findét, bemerkt, daß

ir John noch dazu derselbe Beamte sey, der den „True Sun“ von Amts wegen belangt habe, weil dieses Blatt den Rath zur Verweigerung der Steuern, den der Graf von Fißwilliam und Herr W. Broughanr bei einer früheren Gelegenheit. dem Wolte gegeben, wiederholte, als die Whigs in Gefahr waren, ihre Stellen zu verlieren.

Mit Hinsicht auf den Krieg in den Baskischen Provinzen bemerkt die Times: „Die Spanische Regierung hat es wohl zu überlegen, ob die Herstellung der Ruhe im Reiche und die Sicherheit des neucn Jnfstitutionen zu ‘theuer dadurch erkauft wären, wenn man den Gränz: Provinzen die Beibehaltung ihrer alten Privilegien einräumte. Jnzwischen ist es auch klar, daß, wenn die sueros Biscaya's und die eingejchränkteren Freiheiten Na- varra’'s morgen bestátigtwürden, die Regierung sich dadurch die gerech: ten Vorwürfe der Catalonicr und Aragonier züziehen müßte, die nicht allein ihre besonderen Privilegien aufgegeben, sondern auch den Kampf für geschliche Gleichheit im ganzen Königreich unter- nommen haben.

Die hiesigen Zeitungen brachten vorgestern er| die Botschaft des Präsidenten der Vereinigte Staaten. ‘Nach dem Tone zu urtheilen, meint die Times, in welchem General Jackson darin von Frankreich spreche, sey noch Raum genug zu einec Ausgleë, chung gelassen, und es handle sich dem Präsidenten mehr um die Behauptung der National-Wäárde, als um eine kriegerische Drohung; .den Traktat über die zu zahlenden Entschädigungen ur Grundlage von Feindseligkeiten zu machen, würde beider ‘änder vnwárdig seyn, und man habe, troy der Befärchtungen der Pariser Politiker, für den Ausgang nichts zu besorgen. Der Courier sagt über diesen Gegensiand weiter nichts, als, der Präsident habe, Frankreich gegenüber, ein sehr geziemendcs und würdiges Verfahren eingeschlagen.

Aus New-York sind Zeitungen bis zum 17. Dez. hier eingegangen. Derjenige Theil der Botschaft des Präsidenten, welcher sih auf Frankreich bezieht, war gelegentlich in dem Ke- prásentantenhause shon zur Sprache gekommen. Die vorherr- schende Meinung in Washington war jedoch, daß der Kongreß keine den Präsidenten zu Repressalien gegen Frankreich ermäch- tigende Maßregel annehmen würde, oder, wenn ja eine solche durchginge, daß die Majorität dafür zu gering seyn würde, gls daß die Maßregel füglicher Weise gegen den Französischen Han- del dúrfte ausgeführt werden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 15. Jan. Man schreibt aus Middel- burg, daß der General-Lieutenant de Kok am 13ten d. M. von seiner Reise nach dem Auslande zurückgekehrt ist und' bercits men den Ober-Befehl über die Tcuppen in Seeland übernom- men hat.

Ein gewisser Koning, der in Amsterdam eine Elementar- Schule ohne obrigkeitlihe Genehmigung eröffnet hatte, ist dur; ein vom Obergerichte bestätigtes Erkenntmß des Zuchtpolizei- Gerichtes aus Amsterdam verwiesen worden, wo er binnen sechs Jahren seinen Wohnort nicht wieder nehmen darf.

Belgien.

Brüssel, 15, Jan. Jn der gestrigen Sihung der Re- práscntanten-Kammer ward das Budget der Martne erörtert und hierauf das definitive Vorum desselben, so wie das des Budgets der auswättigen Angelegenheiten bis zur nächsten Sigung aus: gesezt. Dann schritt m r Erörterung des Budgets der Ju- stiz, Hr. Robaulx e, daß ein neues Geseg über den Zweikampf vorgelegt werdê/ Weil die jehzigen Strafgeseze zu streng seyen, in so weit sie den Duellanten dem Meuchelmörder gleich

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stellten und mithin nicht angewendet werden fönnten. Hierauf lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Hazard-Spiele, êinen Miß- brauch, der úberall im Hennegau bestehe. Endlich verlangte er ein Gescß Über die Fremden. Der Justiz-Minister antwor- tete, was den Zweikampf betresso, so habe er dem Cassationshofe

die Frage vorgelegt , -ob das Strafgeseßbbuch von 1810 darauf

anwendbar sey. Wenn dieses Gericht sich nicht bejahend erkläre, so werde cer einen Gese6- Entwurf vorlegen. . Jn Betreff der Hazard-Spéiele werde er eine thätigere Aufsicht anordnen; end- lich werde er in Betreff der Fremden einen Geseß-Entwurf vor- legen, damit derselbe nach den Budgets erörtert werden könne. Jn der heutigen Sißung wurden die Budgets der aus- wärtigen Angelegeuheiten und der Marine, beide zusammen 1,324,868 Fr. 55 C. betragend, mit 58 gegen 1 Stimme ange- nommen. Hierauf ward die Erdrt.rung des Budgets der Justiz fortgeseßt. Herr Gendebien protestirte gegen den Leichtsinn und die Unanständigkeit (wie er sich ausdrückte), womit der Justiz-Minister gestern vom Zweikampf gesprochen habe. Herr v. Brouckère sprach ebenfalls jeine Meinung ber die Frage des Zweikampses aus; er hält es für unmöglich, die Bestimmungen des Strafgesesbuches Über den Mord und Meuchelmord auf den- selden anzuwenden, und behauptet, es werde schwer seyn, cin gutes Gesetz über diesen Gegenstand zu Stande zu bringen.

Dánemar!.

Kopenhagen, 13. Jan. (Alt. Merk.) Die Preß-An- gelegenßbeit in Betreff des Professors David beschäftigt fortwäh- rend alle Gemüther, nur daß im Publikum die Meinung eines günstigen Ausfalls si mehr und mehr Ju befestigen scheint. Jn der vom Professor Schouw redigirten Dänischen Wochenschrift findet sich ein Artikel des Professors Sibbern mit der Ueber- schrift: „Wie ist die dfentliche Anklage gegen einen Verfasser anzusehen und zu behandeln? vornehmlich bestimmt, um zu zei- gen, daß es eine falsche Vorstellungsarct sey, anzunehmen, von Seiten des Oeffentlichen walte ein Jnteresse ob, daß in Prefß- Angelegenheiten der Angeklagte verurtheilt werde. Der Secté-

tair Ussing hat sih gegenwärtig in der Kidbenhavns Post.

gleichfalls Úber diese Angelegenheit vernehmen lassen. Wie bei jeder andern offiziellen Untersuchung erscheint bei der vorliegen- den auch ihm die Ansicht ciner solchen parteilihen Gesinnung eben so ungegründet als unwürdig. Demnächst die Sache sel- ber ins Auge fassend, glaubt er aus Gründen, die in deren Natur liegen, annehmen zu dürfen, daß ein ver- urtheilendes Erkenntniß mit einiger Wahrscheinlichkeit sich nicht füglich erwarten lasse. Die nah Montesquieu wiederholte Behauptung, daß überall, wo in einer Person oder in Einem Rathe geselzgebende und vollziehende Macht vereinigt seyen, wahre bürgerliche Freiheit niht angetroffen werde; dieser Sa6 paßt, bei der großen Unabhängigkeit der Dänischen Gerichte, weder auf unsern Staat, noch mêhten die Worte des geltenden Preß- Geseßes jener Aeußerung den Charakter der Strafbarkeit bei!e- gen. Wenn aber, wie es heißt, die Anklage vom Buchstaben abweichend, diè Tendenz des Blattes „„Fädrenelandet‘/ überhaupt in Anspruch nimmt, so dürfte gerade bei dieser Allgemeinheit der Anklage für den Angeschuldigten ein weites Feld der Vertheidi- gung ofen bleiben. Gegen eine aufrührerische Richtung spricht schon der mehr wissenschafillche Standpunkte des Blat- tes, welchem, nebenbei bemerkt, der Ruhm einer eingrei- fenden, dauernden Wirksamkcirt s{chwerlich- beizulegen seyn möczte. Es finden slch darin Abstrakta, die sár alle Staaten passen und nicht passen, dazu ohne orxiginale Einkleidung, Bekanntes, wie es die Französische politische Lite- ratur seit lange darbietet, wiederholt und breitgetreten. Die- fem Allen dürften sich die Gemüther bei dem regen Interesse für Thatsachen und lokale Zustände nit lange mir Andacht zu- wenden. Mehrere der Aufsäße im „Fädrenelandet'/, die beson- ders Aufschen erregt, haben, dem Vernehmen nach, nit ein- mal den Professor David zum Verfasser. Als harmloser Noth- behelf politischer Nahrungslosigkeit mögen sie immerhin mir ei- niger Gunst aufgenommen werden; mit größerm Rechte würde aber die Zeitschrift ihren Namen fähren, wenn die Bearbeiter entshiossen wie im Stande wären, mit Hintansezung kümmier- licher Aügemeinheiten, aus der Fülle des rings und zunächst uns umgebenden Lebens, Thatsächliches, Gutes wie Schlimmes, von einer Gesinnung beseelt, mitzutheilen, welche jenem sein volles Recht angedeihen ließe, und dieses in seinem Zusammenhange, aus der lebendigen Anschauung des ganzen Staats. Organismus, darsteilte, wodurch allein Einseitigkeit vermieden, und mit der fich einstellenden Ueberzeugung von ciner, neben bloßer Willkür und Absicht cinhergehenden hdhern Nothwendigkeit, eine gerechte und versöhnliche Würdigung der widerstreitenden Elemente im Staatsleben möglich werden würde.

Deutschland,

Kassel, 16. Jan. Der bereits erwähnte Antrag des Hrn. Thielepape, die Verhältnisse der Rotenburger Quart betreffend, lautete wörtlih also: „Durch den Tod des Landgrafen von Ros tenburg ist eine Seiten - Linie der Hessischen Regenten - Familie ausgestorbcn, welche nicht unbeträchtliche Besigungen und Etn- fünfte gehabt h2t. Es ist für die Stände-Versammlung von gröîtem Juteresse, näher Über die Revenüen unterrichtet zu wer- den, welche durch jenes Ereigniß dec Staats - Kasse zugewachsen sind, da sich hierdurch der Staats - Bedarf modifizirt, für dessen Aufbringung die Landstände, nah Erschöpfung der übrigen Hülfs- mittel, dur Abgaben zu sorgen haben. Wenn auch letzteres be- reits fúr die laufczde Finanz-Periode bewirkt ist, o wird doch durch einen solchen Zuwachs von Aufkommen das festgestellte Budget alterire werden, weshalb es keiner ausführlicheren Be- gründung bedürfen wird, wenn ih darauf antraze, hohe Stände- Bersaumlung möge folgende Beschlüsse fassen: 1) Die Staats- Regierung um Auskunft über den Betrag der der Staattkasse durch das Aussterben der Fürstlich Rotenburgischen Linie zu tvachjsenden Cinküufte, und zwar wenigsiens um eine ungefähre Angabe derselben zu ersuchen, vorbehaltlic) einer näheren Nach- weisung, sofern le6teres niht alsbald möglich seyn sollte. 2) Die Staats - Reglerung um Mittheilung von Vorschlägen über die Verwendung dieses Cinkommens zu ersuchen, auf wel- ches bei Feststellung des Budgets noch keine Rücksicht genom- men wurde. 3) Die Staats - Regierung um Nachricht dar- üder zu ersuchen, welhe Maßregeln geccoffen sind, um die erwähnten Einkünfte in jeglicher Bezichung für den Staat sicher

| zu stellen, 4) Die Staats-Regierung um Auskunft zu ersuchen,

wie sich die Rechts-Verhältnisse gestalten, in welchen der Staat zu den Successoren des Landgrafen Victor Amadeus von Ro- tenburg stche, Außerdem erlaube ih mir, darauf anzutragen, daß die Staats-Regierung ersucht werde, alsbald úber den einen oder den andern dieser Punkte Auskunft zu ertheilen; wenn aber Hindernisse seyn sollten, auf der Stelle hinsichtlich de” Übri- gen die nöthige Aufklärung zu geben, dann aber zugleich- die Hindernisse namhaft zu machen,’ Der Ausschuß fand es in

„rechnet man dazu noch die außerordentlichen Zeitungen, 2 plemente, die Bericht? über die Cortes Sitzungen, die Betanul!

der Sizung vom 10ten d. in dem Bericht gatiz natürlich, dag Stände-Versammlung bei dem Absterben der jüngeren Linie h regierenden Fürstenhauses eine Auskunft in der beantragten V ergreife, und trug deshalb auf Genehmigung der gestelltey ) träge an. Der Landtags: Kommissar, Regierungs-Rath 8d

widersprach der sofortigen Diskussion, welche le6tere vertagt wun -

Darmstadt, 14. Jan. Die leßten Verhandlungen uns ersten Kammer sind je6t im Drucke ausgegeben worden. g fentliche Blätter heben -daraus einige Stellen hervor, wg ein allgemeines Jnteresse haben. Bekanntlich hatte die ivi Kammer beschlossen, sih wegen der Abolition der Hy, Schulzschen Untersuchungs: Sache bei Sr. Königl. Hoheit y Großherzoge zu verwenden. Der “Antrag des Ausschuss, ersten Kammer war dagegen; eben so sprach sih kein Mith der ersten Kammer für solche Verwendung aus, weder bj, Berathung, noch bei der Abstimmung. Aber der Graf zu Laubach bemerkte bei ersterer: Er könne der durch vorli Sache gegebenen Veranlassung nicht widerstehen, seine Ans, in Beziehung auf den politischen Zustand Deutschlands auszusprechen, daß doch von allen Seiten dahin gj werden möge, die bei uns bestehende Trennung in 1 teien und das daraus hervorgehende wechselseitige Y trauen zu mildern, und nah und nach zu bestit „Und wer wollte leugnen“, fuhr der Redner fort, „daß y der Partei, deren politishe Ansichten wir nicht theilen, y manches edlere Element sich befindet? Also Versöhnung, E mittelung, Wiederherstellung des Vertrauens, das ist es, uns noth thut, damit der Zustand äußerlichen Friedens, 6 wir uns erfreuen, möglichst auch in cinen Zustand innerer) und wechselseitigen Zutrauens wieder übergehe, und aus Tag der Gefahr, die Feinde der Stärke, des Glücks un) Jntegrität unseres Deutschen Staatenbundes ein zur Vert gung des Vaterlandes einigés, Und nicht ein durch Parteiu innerlich zerrissenes Deutschland finden mögen.‘ Jn Y hung auf diese Bemerkungen des Grafen zu Solms: Lu äußerte nachher der erste Präsident, Prinz Emil von sen: Er könne die Ansicht, daß es das Bestreben der Regin gen seyn müsse, durch gelinde Mittel und Milde Deuts( wieder zu versöhnen, durchaus nicht theilen. Es unterliegt ner Frage, daß gerade und allein durch die seitherigen fris ren Mittel den bestandenen Umtriebèn gesteuert worden | und er sey der Ueberzeugung, daß diese Umtriebe noch eh im Geheimen fortdauerten, daß sie bei einer größeren Y wieder, wie früher, zum Vorschein kommen würden, noch q gert durch die bisherige Repression. Jn dieser Hinsicht l er dieser Ansicht, so schr er sonst Freund der Milde sey, 1 beitreten, weil er die feste Ueberzeugung habe, daß der em lene Weg nicht zum Ziele, sondern gerade zur Erneuerun Uebels in seiner ganzen Größe führen würde. Er glaub auch Überhaupt nicht, daß es irgendwo an Milde fehle, | wenn etwa ein Mangel besiche, so sey es ein Mangel an und an Uebereinstimmung in der Wahl starter, kräftiger M zur Unterdrückung solcher Umtriebe. j

Frankfurt a. M., 17. Jan. Das Journal de Fra fort widerspricht in seinec gestrigen Nummer der Mittheil mehrerer Journale, daß Fürst Lubecki, in Folge einer Rec tion des Kaisers von Rußland, der in dieser Angelegenheit | als thätiger und drängender Gläubiger zeige, nach ‘Paris zescit worden sey. Es glaubt zu wissen, daß Se. Majestät de Kais weit davon entfernt, auf der Liquidation dieser Angelegt bestchen, deren Resultat von der Verification einer Masse | Titeln abhänge, nicht daran gedacht habe, sich damit beschäftigen, als die Französishe Regierung selbs verlag daß jemand von Rußland nach Paris geschicktr würde. Dai und auf das wiederholto Begehren des Französischen Mi riums, sey der Fúrst Lubecki mit dieser Mission beauftragt ! den, um in Paris die verschiedenen Dokumente und Tit den Französischen Ministern zu prüfen.

Frankfurt a. M., 17. Jan. Wir hatten eine ls Woche im Staatöpapier-Handel ; in Desterrcichischen und Holl schen Fonds waren die Umsäße, sowohl pr. Cassa, als auf Liestt von ansehnlichem Belang Hiesige Spekulanten kauften stark sten an, und auch an Aufträgen von auswärts fehlte es nicht 2 talliques, Actien und die verschiedenen Gattungen Holländischt! fekten hielten sh fortwährend begehrt. So geschah es, daj 12. bis 15. Jan. dice Metalliques um circa §pCt. stiegen, dic V unr 15 à 16-F[l. pr. Stúck, die Syndikats-Obligationen um 1) Die Haupt-Ursache des Steigens fand man in dem anhalts Geld-Ucberfluß; günstige Berichte aus Wien und Berlin wi! mit. Von leßterem Hauptplaß kamen dieser Tage bedeutende 9 missionen zum Einthun, welche inzwischen nur zu höheren Coll zu effektuiren waren. Gestern (am 16. Jan.) bltcben die gat) ren Sorten etwas flauer, weil mehrere Fnhaber, die viel eing! hatten, ihren Nußen zu realisicen, verkauften. Spanische tuelle waren beliebt, die 5proc. Rente fand mehr Nehmer als! ber. Fn den Preußischen und PolnischenLoosen ging wenig un, leh blieben aufultimo Fanuar offerirt. Auf die neuen Darmstädtschen ® Loose licfen täglich Kommissionen zum Kaufen ein; man mußlt che gestern mit 244 Fl. bezahlen. Preußische, Bayerische, D städtsche und Nassausche Obligationen \sînd anhaltend begehrt l nur zu steigenden Coursen zu haben. “Jm Prämien- Geschäft ! es sehr lebhaft. Man. gab auf proc. Metalliques zu 934 11 Prämie, um solche Ende März d. F. zu haben, auf Actien ¡uma ges: Cours auf Ende Februar 13 Fl. pr. Stück, Fntegrale wur auf ultinio Fanuar zu 534 mit Z} pCt. Prämie verkauft. Au ren die Prämien auf Spanische Effekten gesucht. Jm Wechst“ schäft ging wenig um. Nur Berlin, Hamburg und Wien 24, ren begehrt, alle übrigen Devisen hielten sich ausgeboten. D to- Papier ist zu 3 pCt. sehr gesucht und selbst zu 25 pCt. m fleinen Posten zu haben. Nachschrift. Heute, am Son blieben die Oesterreichishen und Holländischen Papiere, weil : träge zum Ankaufe von aufen gekommen waren, merklich ge und steigend. Fn Spanischen Papieren ging wenig um. städtische 25 Fl. Loose waren heute wieder hdher anzuhbringe!.

S panien.

Das Journal des Débats enthält Folgendes aus V! drid vom 3. Jan.: „Zu Anfang des Jahres 1834 ersi

in Spanien 98 Zeitungen, wovon 21 im Laufe des Jahres i é gingen.“ Von den übrig gebliebenen 77 haben 50 einen off)Ywis

len Charckter, 3 sind rein ministeriell, und 24 gehören vers? denen Meinungen an. Lestere können nicht bestimmt flassifi

werden, da sie wiederholt ihre Meinung nach der Anregung 2

Augenblicks geändert haben und ihre Farbe so vorübergehen“ wie die Ereignisse, Sämmtliche Zeitüngen verbrauchen jäh! 40,000 Ries Papier, dies giebt, ein Ries im Durch | 30 Realen gerechnet, etwa 1,200,000 Realen. Die Subs tionen auf diese 77 Journale betragen 10,315,000 Neat s

hungen, so kannman wohl 12 Mill. Real. rechnen, die folgenderm® vertheilt sind: Die Papier-:Fabrikanten erhalten 1,200, ite len; die Sc6er, Drucker u, s. w. 8 Millionen; die Sped

Mer zu verleumden. MPcrhaftung und Einkerkerung von Bürgern, nachdem die

{nitt }

j alles Jahres 8,002,925 D

700,000, die Eigenthämer, Redaktoren und ihre Gehülfen

F 000,000; die Hospitäser und andere Wohlchätigkeits, Anstalten

100,000; für Porto u, st. w. 100,090 Realen, “/

Portugal’

Fn der (gestern theilweise mitgetheilten) Korrespondenz der Morning Chronicle aus Lissabon vom 3. Januar liest nan noch Folgendes: „Die Freunde der Constitution müssen die Meinungs- Verschiedenheit, welche eine Zeit lang unter den liberalen Mitgliedern der Deputirten-Kammer herrschte, aufrich- tig beklagen. Einige dieser Herren scheinen zu glauben , daß es die erste Pflicht eines unabhäugigen Mitgliedes sey, sich der Re- ierung zu widerseßen, und mehrere von ihnen haben sich unbe- dachtsamerweise in eine Opposition gestürzt, die keinen bestimm- ten nationalen Zweck hat. Die Mitglieder dieser heftigen, aber unwirfsamen Opposition haben so eben ein (in Nummer 20 der

Cu Staats - Zeitung erwähntes) Manifest an ihre Wähler erlassen,

worin sie ihr Verfahren während der leßten Session zu rechtfer- tigen suchen. Sie beginnen mit der Behauptung, daß die Re- gierung durch die Civil-, Militair- und kirchlihen Behörden einen verderblichen Einfluß auf die Wahlen ausgeübt habe, um ihre Anhänger in die Kammer zu bringen und die Erwählung achtbarer, kenntnißreicher und patriotischer Bürger zu verhindern. Sie beschuldigen die Regierung einer ungeseßlichen und verfas: sungswidrigen Usurpation der Corporations- Rechte, indem sle

Nunizipal-Comité’s ernannte, statt die Erwählung derseiben dem

Volke zu überlassen. Sie beklagen sich über die Einschränkung der Oppositions - Presse, während diejenige im Jnteresse der Re- géerung die unbeschränkteste Freiheit habe, die achtbarsten Män- Sie beschweren sich über die willkärliche

Suspendirung der ilabeas Corpus- Akte durch die Convention jon Evoramonte de facto und de jure aufgehört habe. „Auf diese Weise‘/, heißt es in dem Manifest, „erhielt das Ministe- ium in der erwählten Kammer eine Majorität, und diejenigen Deputirten, welche es nicht ausschließen konnte, verbanden ih zu einer patriotisch;en, beharrlichen und unbestechlichen Oppo- ition, mit dem festen Entschluß, diè genaue Befolgung der harte zu befördern und gegen die in allen Zweigen der Regie- ung sichtbaren Mißbräuche, Jrrthümer und Verschwendungen hre Stimme zu erheben.“ Hierauf tadelt das Manifest das Präfektur - System, welches allerdings so schlecht wie nur mdg- h ist , allein die Opposition vergißi hierbei, daß die bestehen- den Mängel allerdings anerkannt sind, und daß sie, dazu aufge- ordert, nichts Besseres an dessen Stelle zu sesen wußte. Dann olgt eine Beschwerde über die hohen Besoldungen im Finanz- Departement. Js dies gegründet, so machte dies Departement ine seltene Ausnahme von allen übrigen; denn es is cine be- lándige Klage, daß die Civil-Beamten in Portugal so schlecht \esoldet werden, daß sie genöthigt sind, zu unerlaubten Mitteln hre Zuflucht zu nehmen. Bis zur Bildung des jeßigen Mini- teriums war Bestechung etwas ganz Gewöhnliches und allge- ein bekannt. Die Oppositions-Deputirten räumen ein, daß die Mufhebung der Zehnten eine Maßregel sey, welche. der constitu- ijonnellen Regierung eines aufgeklärten Zeitalters Ehre mache, nd gestehen zu, daß sie für das Emporkoramen des Ackerbaues unerläßlich gewesen sey; allein man hätte auch zugleich für den Unterhalt der Geistlichen und für die Unterstüßung der from- men, gelehrten und barmherzigen Anstalten sorgen sollen. Man darf indeß hierbei nicht vergessen daß die Weltgeistlichen durch- aus keine Verbindung mit der Regierung haben wollten und sich lveigertèn, von so profanen Händen eine Unterstuüzung anzunehmen. Nachdem das Manifest die Aufhebung der Mönchsklöster ge- billigt, beschwert es sih darüber, daß für den Unterhalt der Be- wohner dieser Jnstitute nicht gesorgt worden sey, und daß man, als sie den Befehl erhielten, ihr Mönchsgewand abzulegen , sie iht mit andern Kleidungsstücken versehen habe. Dies mag ür einige wenige Orden wahr seyn, aber die große Mehrheit der Mönche, vielleicht neun Zehntheile derselben, haben das fei- rlihste Gelübde der Armuth gethan, und mich dünkt, sie könn- enmit gutem Gewissen keine National-Unterstüßung annehmen. (!!) s wird ferner in dem Manifest gesagt, daß die Minister nie- \als Rechenschaft abgelegt hätten über die ungeheuren Schäße in Gold, Silber und andern Kostbarkeiten, welche sie in den Klôstern borfanden. Jch habe allerdings niemals von einer solchen Rechenschaft chôrt, allein wahrscheinli haben die Mönthe der Regierung ie Mühe erspart, äge in den Klöstern aufzufinden. Nach shigen minder wichtigen Beschwerden kommt die Opposition zu iner Klage, deren Widerlegung den Ministern nicht so leicht verden dürfte. Es ist die Verhaftung des Deputirten Pizarro, ie offenbar gegen die Bestimmungen der Charte und eine Ver- eßung seiner Privilegien, als Repräsentant der Nation, war. Die Wahrheit ist, wie ih glaube, daß die Ministec sch der Nothwendigkeit fügten und, um in einem shwierigen Moment ie Auflösung des Ministeriums zu verhindern, sich den Befch- i Dom Pedro'’s unterwarfen, der wohl fühlte, daß seine per- nlihe Ehre auf dem Spiele stehe, wenn er die geringste Nach- jiebigkeit zeige, woraus man auf Mitgefühl für einen Mann, er hn einen Meuchelmörder genannt hatte, schließen könne. ußer dem bereits angeführten enthält das Manifcs noch etwa relßig Beschwerden gegen die Regierung. Unter den unter- eichneten Deputirten der Opposition befinden sich Männer von \netfanntem Talent und Patriotismus, die, wie ich fürchte, Ur zwei oder, drei Rädelsführer, welche geheime und vielleicht hlehte Motive haben , verleitet worden sind. Welche Motive a diese Herren au haben mögen, und welches auch der Cha- Pee ihrer Opposition in den Cortes seyn mag, immer is es N günstiges Zeichen für die neue Verfassung in Portugal, daß ne solche Rechtfertigung erlaubt ist, Die heutige Hof-Zei- 8 enthält eine Widerlegung dieses Manifestes von 43 De- gten, die gewöhnlich das Ministerium unterstüßen ; sie nimmt ven Spalten des genannten Blattes ein!

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Washington, 5 Dez. Aus dem Bericht, w

D i . : , welchen der

p Fetair des Shaß-Amécs dem Kongreß über den Zustand

„Finanzen vorgelegt hat, ergiebt si, daß das: Verhältniß

A hen den Ausgaben und Einnahmen der Vereinigten Staa-

" si in den leßten drei Jahren folgendermaßen stellte :

1832. Einnahmen. Ausgaben.

1833. 31,865,561 Doll. 16 Cents 34,356,698 Doll, 6 C. d: 35,960,203 » 80 » 24,207,298 » 49 »

¿84: 32,327,623 » 25 » 25,591,390 » 91 »

D meot sh also für den 1. Januar 1835 ein Ueberschuß von /792 D. 34 C. auf Seiten der Einnahme. Der Veran-

F lagung zufolge, würden von den früher durch den Kongreß

\ verschiedenen Zwecken N Meer Summen am Schluß l „. 13 C. unverausgabt geblieben seyn.

Age dus fut die ôfferitlihe Schuld heiße es in dem Bericht: zu Anfang dieses Jahres noch in Umlauf gewesenen

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4zprocent. Fonds sind, bis auf 443 Dollars 25 Cts ein eló worden. Es wurde im verflossenen Mai so viel Geld Ä a Bank der Vereinigten Staaten und ihre Filial - Banken , als Kommissarien der Anleihen, gegeben, daß der ganze Rest jener Schuld getilgt (werden konnte, und derjenige Theil, der den In- habern der Obligationen noch nicht abgezahlt worden ist, befindet ch noch in jenen Banken deponirt. Ein Theil des im März 1821 creirten 5procent. Fonds, zum Belauf von 4,712,060 D. 29 C., war Alles, was von der im Jahre 1816 123 Millionen betragenden Schuld- und den späteren Vermehrungen derselben noch einzuíôsen war. Diese Summe wurde erst am 1. Januar 1835 n da aber im Schatße hinreichende Fonds zu diesem Zweck vorhanden waren und man es für das Räthlichste hielt, dem gemeinen Wesen so viel als möglich alle noch auflaufende Zinsen zu ersparen, so wurden im Anfange des verflossenen Juli Agenten des Scha6 - Departements damit beauftragt, wo möôg- lich die ganze noch ausstehende Schuld x] pari aufzufaufen. Von da bis hin 30. v. M. gelang es uns, fúr 491,258 D. 35 C. davon cinzuldsen, und es wird mit diesem Aufkauf unablässig fortgeschritten. Jm verflossenen Oktober zeigte der unterzeichnete Secretair des Scha6zamtes an, daß der ganze Betrag dieser Schuld nach dem 1. Jan. 1835 keine Zinsen mehr tragen würde, und daß man den Rest von den Kommissarien der Anleihen in den einzelnen Staaten, sobald man es verlange, augenbliccklich abbezahlt erhalten solle. Das Scha6-Departement hat demgemäß, mit Genehmigung der Kommissarien des Tilgungs - Fonds, zum Theil schon die nöthigen Fonds zu diesem Zweck jenen Beamten eingehändigt, zum Theil die erforderlichen Anstalten getroffen, daß sie denselben zur gehörigen Zeit zugefertigt werden. So wird also noch vor dem Schluß des Jahres die ganze Schuld enfweder abbezahlt, oder doch das zur Abzahlung derselben nd- thige Geld in Bereitschaft gestellt seyn, und die Vereinigten Staaten werden das glücklihe und in neueren Zeiten wahrschein- 5, unerhörte Schauspiel eines ganz s{uldenfreien Volkes dar- ieten.

Zu Chagrin, im westlichen Theile des Staates Ohio am Ufer des Erie - Sees, is eine Universität, unter dem Namen „„Willoughley-Universität des Erie-Sees‘’, errichtet. Ihre Sta- tuten sind sehr ausgedehnt. Sie ertheilt die akademischen Grade und ist mit einem kürzlich gestifteten Medizinal - Kollegium ver- einigt. Die Universität zu Nashville in Tennessee ist in einem blühenden Zustande.

Der Daily Advertiser theilt ein Schreiben- aus St. Louis mit, welches die Nachricht enthält, daß die Jndianer in der Gegend der Prairie du Chien ihte Feindseligkeiten erneuert haben. Eine Partei der Sacs und Foxes überfiel die Menomi- nis am Grant- Flusse und tôdtete drei Personen. Die Mörder wurden indeß dem Capitain eines Detaschements der Vereinig- ten Staaten ausgeliefert. Derselbe Jndianer - Stamm überfiel bald darauf einen Wohnplaz der Winnebago's, deren Krieger der Jagd wegen abwesend waren. Sie töôdteten und sfalpirten zehn Personen und verloren einen ihrer Krieger, den ein' junger Winnebago von etwa 15 Jahren ershoß. Eben dieser Jndiag- ner schwamm durch den Fluß und brachte die Kunde von die- sem Ueberfall nah dem Fort Crawford. Die sogleih zur Ver- folgung der Mörder abgesendeten Truppen kehrten, ohne ihren Zweck erreicht zu haben, zurück. Die Winnebago's versammeln jegt ihre Krieger, um si zu rächen.

Fnland.

Berlin, 21. Jan. Auf der Rheinischen Friedrich- Wilhelms- Universität zu Bonn befinden sich in dem gegenwärtigen Semester 832 Studirende, und zwar 97 evangelische Theologen (73 Jnländer und 24 Auéländer), 180 katholische Theologen (170 Jnländer und 10 Ausländer), 265 Juristen (229 Jnländer und 36 Ausländer), 156 Mediziner (138 Inländer und 18 Ausländer), 118 Philo- sophen und Kameralisten (100 Inländer und 18 Ausländer), Und 16 nicht Jmmatrifkulirte.

Im Laufe der le6t vergangenen 8 Wochen bis zum 28sten v. M. und J. sind bei Halle auf der Saale stromau f- wärts gefahren: 50 Elbkähne, und zwar 4 mit Kreide, 11 niit Gütern von Hamburg, 2 mit dergl. von Magdeburg, 1 mit dergl. von Berlin, 16 mit Stabholz, 16 leer; 76 Oder- und Saal-Kähne, als: 27 mit Bruchsteinen, 1 mit Kreide, 3 mit Mauersteinen, 6 mit Gütern von Hamburg, 1 mit Güteru von Magdeburg, 1 mit dergl. von Stettin, 1 mit Ziegelsteinen, 3 mit Getraide, 1 mit Mobilien, 1 mit Steinkohlen und Mauer- steinen, 7 mit Kalksteinen, 20 leer, 3 mit Stabholz, 1 mit Bau- Utensilien. Stromabwärts 51 Elbkähne, als: 2 mit Gütern, 4 mit Getraide, 19 mit Salz, 26 leer; 64 Oder- und Saal- Kähne, als: 13 mit Ziegel- Mauer: , Sand- und Bruchsteinen, 3 mit Getraide, 2 mit Braunkohlen, 1 mit Salz, 1 mit Oehl- kuhen, 1 mit Brennholz und 43 leer. Es wurden ferner siromabwärts geflößt: 1524 Stúk Stämme Bauholz, 140 Schock Bretter, 53 Schock Latten u. st\. w.

: Instrumental- Musik in Berlin.

Wir haben in unserem leßten Berichte (Staats-Zeitung Nr. 10) darauf aufmerksam gemacht, daß vor der lebten, denkwourdigen Ent- wickelung der Instrumental - Musik in Deutschland schon eine âltere sehr reiche Schule für diesen Zweig der Kunst bestand. Es sey er- laubt, Über ihre Aehnlichkeit und Verschiedenheit heute noch Eini- ges beizubringen. _

Während die Russische Fnstrumental-Musik das Zusammenge- bdrige in lauter einzelne Tdne oder Atome auscinanderreißt, und mit unsdglicher Mühe und unter Verschwendung besser zu benußen- der Kräfte doch nur ein dürftiges Kunstistúck zu Stande bringt, schlug die ältere Deutsche Schule eincn ganz entgegengeseßten Weg ein. Sie strebte dahin, nit den wenigsten äußeren Mitteln, das Höchste zu erreichen und darzustellen. Zweicausend Pfeifen cines großen Orgelwerkes ‘zu dessen Behandlung nach Russischer Weise 2000 Menschen erforderlich scyn würden) beherrscht ein einziger Organist -und is des Gelingens und Zusammentreffens sicherer, als der musikalische Anführer jenes mühselig eingeshulkten Regiments. Schon deshalb, weil die Orgel jeder christlichen Gemeinde eine ganze Kapelle zu Geböte stellt, verdient sie die chrenvollste Anerkenntniß und die sorgsamste Behandlung.

Andererseits behält die Orgel ctwas Einseitiges, weil sie nur mit Blas- Jnstrumenten wirft, und die Kunst des Registerziehens, oder ein angebrachter Schweller, niht die Wirkungen erseßen fann, welche aus dem O nfaatn der Streich-Fnstrumentc und der Vir- tuosität lebendiger Künstler hervorgehen. Hier zeigt sich also cine bemerkenswerthe Verschiedenheit und ein eigenthümlicher Vorzug der neueren instrumentalen Entwickelung. Dagegen mdchten wir ibr die Mehrstimmigkeit nicht so zum Verdienste anrechnen, wie es bis- weilen geschieht. Versteht man nämlich darunter nur die Mdglich- keit, nah wenigen Stimmen plößlich viele eintreten zu lassen , so war diese bei jenem âlteren Verfahren auch vorhanden; versteht man hingegen das fortdauernde Fneinandergreifen obligater Stimmen, so hat die âltere Schule das Uebergei! k vor der neueren.

Es sey erlaubt, hieran noch cinige allgemeinere Bemerkungen zu knüpfen. Stellen wir die einfachere Lyrik und Rbytbmik des Liedes

und Tahzes zur Seite, so zerfällt der Fubegrif der musikalischen Kreise in Kirchen-Musik, dramatische Musik und Fnsirumental-Musik.

In demselben Maße, wie die großen praktischen Meister die Kirchen-

Mustk zur Vollkommenheit erhoven , bildete sich ihnen gegenüber

die Theorie aus, theils begründet even auf die Werke und Zeugnisse

iener Genien, theils unwiderleglih abgeleitet aus dén mathemati- schen und pbysikalischen Verhältnissen der Tbne, Consonanzen, Dis- sonanzen, Jntervalle u. #. w. Für die Jmitation, die. Fuge, den Ca-

non und jede Art des Contrapunkts gab es also anerkannte Regeln und

Geseße. Die Ansicht - durch all’ diese Geseße cy der Genius kläg-

licherweise in Fesseln geshlagen worden, feht nicht höher als dic

Behauptung: durch Gesehe werde Überhaupt die Freiheit des Men-

schen untergraben. Der Sab: daß in einer gewdhnlichen Fuge der

Gefährte dem Führer in der Quinte folgen muß, und nicht etwa

in der Quarte oder Septime folgen kann, beruht auf fo feiten

Grunde, als irgend ein ethishes Gebot, oder eine privatrechtliche

Borschrift. Hiermit is aver keinesweges die unbedingte Unverän-

derlichkeit der musikalischen Behandlungsweise grlgrdert: denn es gab und glebt in der Musif, wke im Staate, allerdings auch Frr-

thümer und Fesseln, welche allmälig berichtigt und geldset werden fönnen und sollen.

Die wabrhaft dramatische Musik findet ihre Regel und ihr Ge= seß in dem Verhältnisse der Dichtkunst zur Musik, des Wortes zun Tone. Komponisten, welche (wie Gluck, Mozart, Spontini) davow weit entfernt warca, hierin eine Hemmniß ihres Genius zu sehen- haben durch den harmonischen Zusammenhang, durch Uebereitistim- mung von Text und Musik ihren Werken eine Haltung und Dauer gegeben, welche, troß alles anfangs glänzenden Scheines, den Opern nicht zu Theil wird, wo ‘jener Zusammenhang vernachlässigt, oder vorsäßlich mit Füßen getreten wird. Kirchenmusik und dramatische Musik haben also ihre ausgesprochenen und anerkannten Gesehe; Theorie und Praxis gehen Hand in Hand, und die Erkenntniß hat sich mit der Begeisterung verständigt.

Dies würdige Ziel ist, so scheint es uns, bei der neueren Fnstru=- mental-Musik noch nicht erreicht; denn wollten wir auch zugeben, was einzelne Sachverständige (z. B. Nägeli) läugnen, daß Haydn's- Mozart's und Beethoven's Werke hinsichtlich ihrer innern Organi- sation tadellos, ja unbedingte Muster wären, so beruht dies lo- bende Anerkenntniß doch meist nux auf dem unmittelbaren sinnlichen Eindrucke, und das Wie und Warum is keineswegs auf wissenschaft- liche Weise abgeleitet und zum Bewußtseyn gebracht worden. Ja, wir wollen nicht leugnen, daß wir in vielen der neuern infirumen- talen Compositionen Regel und Geseß ganz vermissen, und daß uns ftatt wahrer Genialität nur anmaßliche, zügellose Willkür hervorzu- brechen scheint. So war z. B. in der alten Fustrumental - Musik jeder Fuge ein bestimmter Umfang vorgeschrieben, Úber welchen sie selbs bei Anwendung gewisser Verlängerungsmittel sich ohne Tavet nicht ausdehnen ließ; niht minder bactan die Gigue, Courante,

Sarabande u. dgl. ihre eigenthümlichen periodischen und rhythmi-

schen Geseze. Die neuere Fnftrumental -Musik begnügt sich dage-

en meist mit Ueberschriften, welche nur das Zeitmaß andeuten (Al- egro/ Adagio), sonft aber keinen besiimmteren Inhalt bezeichnen oder in sih schließen. Daher bleiben viele und sehr wichtige Fra- gen unbeantwortet, - z. B.: warum ein Stück gerade so lang und nicht noch einmal so lang, oder halb so lang sey? Wie in geselli- gen Plaudereien (die aver keinen Anspru}ÿ machen, Kunstwerke zu seyn) kommen manche Komponisien vom Hundertsien auf das Tausendste, so daß man nur zu oft veranlaßt wird, den alten Ausruf zu wiederholen: Sonate, was will Du? Jn den Fanta- sien Johann Sebastian Bach's, Philipp Emanuel Bach's und Mo- zart's ist, neben der größten Freiheit und Genialität mehr Einheik und Zusammenhang, als jeßt oft in einem Thema von acht oder sechzehn Takten.

,_ Dasselbe gilt von der Modulation. Sie wird nicht selten in einer Weise behandelt, als gäbe es gar keine musikalische Gramma- tif mehr. So beruht ja [9. das Verbot der aufeinanderfolgen- den Quinten und Oktaven keinesweges darauf, daß der Ueberschoall von consonirendem Wohllaut unerträglih wäre; sondern es wurzelt êin der näturlichen Verwandtschaft der Tdne, und widerseßt sich den Salto mortale’s, die jeßt (oft ohne den Springstock des verminderten Septimen- Akkords und ohne irgend genügende Veranlassung) aus bloßem Uebermuthe in die entferntesten Tonarten ewagt werden.

Da wir indessen sehr weit entfernt sind, uns für eine musikali= sche Autorität auszugeben, so sey es erlaukt, das nächste Mal einc solche für diese unsere Behauptungen vorzuführen. 0— 0

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Konzert.

Der Königliche Kammer-Musifus und Posaunist Herr F. Belke gab am Montag in Gemeitsschaft mit seinem Bruder, dem Herzogl. Can Benda Kammer-Musikus und Flötisten, Herru C. G. Belke, ein Konzert in dem Saale des Schauspielhauses, zu welchem sich, troß des. ungünstigen Wetters, eine sehr zahlreiche Versammlung eingefunden hatte. Herr F. Belke hat das Verdienst- die Posaune in einem Umfange und einer Kunsifertigkeit geltend ge= macht zu haben, wie es vor thm noch nie der Fall war. Daß er darin zuweilen zu weit gegangen seyn dürfte, i| Herrn Belke bei seinen früheren Konzerten bemerklich gemacht worden, in denen cr Variationen blies, deren Koloraturen für die Sonntag ihre Schwie= rigkeit gehabt haben würden. Dem Wirkungskreis der Posaunc bei wei= tem angemessener fanden wir es, daß Herr Belke diesmal das berühmte Chor aus der Zauberflôte: „O Fsis und Osiris/‘/, für vier Posau- nen arrangirt, mit drei seiner ausgezeichneten Schüler, den Herretr Schweizer, Hartmann und Bennewiß, vortrug. Auch das liebliche Lied von Reichardt, „das Bild der Rose‘/, welches von drei Posau- nen als Brummstimme begleitet wurde, trug Herr Belke, welcher das Thema blies, schr diskret vor, und machte hierbei nur scinen shdnen Ton geltend, während er seine Kunstfertigkeit diesmal auf dem chromatischen Tenorhorn zeigte. Herr C. G. Belke zeichnet sich insbesondere durch ungemeine Fertigkeit der Passagen aus 1: nd scheint sih hierin den berühmten Drouet zum Vorbild genomn: et zu haben; soll indessen die Flôdte zu ihrem Recht gelangen, so arf thr das klagende und schmelzende Adagio nicht fehlen. Die Qu- verture und eine Arie aus der Oper „die Fretbeuter//, von dem Kb nigl. Kammer-Musikus Herrn Gähri h, fanden Beifall und lasserc wünschen , die Oper bald auf der Bühne zu sehen, wo dic Arie, welche Dlle. Lenz mit Gefühl vortrug, von grdßerer Wirkung, alis im Konzert-Saal seyn würde. Sehr glüdlich war die Wahl einer Arie mit Variationen von Pucitta, welche Diüle. Grúnbaum mit gro ßer Meisterschaft vortrug. F.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 16. Januar.

Niederl. wirkl. Schuld 3411. 59 do. 1004. Ausg. Schuld 1,2%. Kanz-Bill. 2415. 459 Amort. 932. 328 764. Russ. 98. Vezterr. E Präm.-Scheine 1135. do 43 Anl, —. Span. 58 4523, D 47

Antwerpen, 15. Januar.

Span. 58 451, 32 27. Guebhard 442. 423. do. Coup. 241. Belx. —.

Hamburg, 19. Januar.

Poln. 1387. Hope in Cert. 973. Preuss, Präm,-Scheine i235. Engl. Russ. 1027. Portug. 854. Schatz-Üblig. 972.

; St. Petersburg, 12. Januar. Lond. 10}4. Hamburg 93. Paris 112. Silber-Ruüb. 359. Wien, 16. Januar.

59 Met. 1007. 48 93. Bank-Actien I1W5 7. Neue Anleihe s.

1834 5717. 4

Zinsl. 16, Cortez

Königliche SchÄuspiele.

Donnerstag, 22. Jan. Jm Schauspielhause: Das Käthchen von Heilbronn, großes Ritter-Schauspiel in 5 Abth., nebst einen

TUE B ip S E E S B L A