1835 / 61 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 02 Mar 1835 18:00:01 GMT) scan diff

ber sich alle die Mitglieder, welche vörgestern für den Sprecher stimmten, einigen dürften. Wenn man nicht die gan- en Geschäfte der Session auf die Fabrication von Sprechern beschränken kann, so müssen sich gleich. im ersten Monat wohl ¿Zwanzig Todeswunden“/ in dieser Majorität zeigen. Sie muß in umählige Stücke zersplittern und als die einzige. feste, geschlos- sene und ausgebreitete Partei im Hause die Konjervativen zu- rúdlássen, die von dem Sprecher nicht repräsentirt werden und kein angemessenes Organ ihrer Gesinnungen auf dem Sprecher- Stuhl haben. Aber der eigentliche Grund und das wirkliche Band dieser momentanen Verbrüderung, vermittelst welcher Sir C. M. Sutton verworfen worden, is das Bestreben, das Mi- nisterium zu stürzen. Und was dann? Was wollen die radifa- len Whigs machen, wenn der König nach einem von ihnen sen- det, um die Verwaltung gu rekonstituiren? Gesebt, er sendet nach Lord Melbourne, wird Lord Melbourne mit einem Jrländischen RKepealer oder mit einem Vertheidiger jährlicher Parlamente in cinem und demseiben Kabinet sizen wollen? Wird Lord Spen- eer, wenn er auch duldsamer gegen solches Pak isk; mit demsel- ben aus Einer Krippe speisen wollen? Der O'’Connellsche Theil der Sprecher- fabrizirenden Majorität, die Englischen Destrukti- ven wait eingerechnet, Überwiegt im jeßigen Parlamente die alte Whig - Partei. Würde also die letztere ihre Gebieter von Dow- ning- Street auszuschließen im Stande seyn? Wenn nicht, so haben wir jogleich ein destruktives Ministerium. Und was soll dann werden? Wenn die Whigs die Absicht haben, die Destruktiven von der Theilnahme an der Verwaltung auszuschließen, und es ihnen gelingt , die Mini{terial- Stellen mit Personen ihrer eigenen Coterie zu be- seben und jeden Anderen zu entfernen, wie viel länger, als eine cinzige Woche, würde eine solche Verwaltung sich halten fôn- nen? Jhre ganze Armee würde kaum aus 150. Stimmen be- stehen, mit einer entschiedenen und erbitterten Ultra - Radikal- Op- position von ungefähr 170 Stimmen auf der einen, und einer fonservatioven von etwas mehr als 300 auf der anderen Seite. Wir stellen es also der Nation anheim, diese ganze Frage genau zu prüfen, den folgerichtigen Schluß aus jenen politischen Prás missen zu ziehen und zuzusehen, ob es nicht unvermeidlich ist, da, wenn Sir R. Peel's Verwaltung gestürzt wird, entweder eine aus Whigs und Destruktiven gemischte Verwaltung gebildet werden muß, die zum größeren Theil aus Destruktiven bestehen und mit deren baldigem Sturz auch die Monarchie selbst zu Grunde gehen müßte, oder aus einer seynsollenden reinen Whig- Verwaltung, die wie ein Kartenhaus vom ersten Hauch der Opposition umgeweht werden würde.‘/

Der’ bekannte Herr Jeremie ist aus Mauritius wieder hier añgekommen; er hatte am 17ten d. eine Unterredung mit dem

Grafen von Aberdeen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 24. Febr. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien hart gestern Vormittag zum erstenmale wie- der difentlih Audienz ertheilt. Viele angesehene Personen beeil- ten fich, bei dieser Gelegenheit dem Prinzen ihre Glücfwünsche zu seiner Wiederherstellung abzustatten.

Die Nachricht von der Ernennung des Capítaîn Koopman zum Contre-Admiral (Schout- by- nacht) wird jeht von Hols lándishen Blättern als voreilig erklärt.

Belgien.

Brüssel, 23. Febr. Der Herzog von Orleans wird heut wieder hier erwartet. '

Sn“ der Senats-Sißung vom 19ten d. warf Herr Vander- straeren die Frage auf, ob die Regierung eh nichr ihre 5proc. Obligatéonen, nachdem sie das Pari erreicht hätten , auf 4 pCt. reduziren wollte? Der Finanz-Minister antwortete, daß für jeßt der Zeitpunkt noch nicht gekommen seyn dürfte, eine so shwie- rige Frage zu erledigen.

Das Haus Rothschild hat, wie hiesige Blätter berich- ten, für 2 Mill. Fr. 5pCtige Tresorscheine, die in einem Jahre zahlbar sind, übernommen. Herr James von Rothschild ist gestern nah Paris zurückgekehrt.

Dänemark.

Kopenhagen, 21. Febr. (Hamb. Korr.) Bei der tie- fen Ruhe, deren die Dänische Monarchie jeit so vielen Fahren in ihrem Innern ungesidrt genossen, bei der allgemeinen Aner- kennung, welche. den väterlihen Gesinnungen ihres Beherrschers widerfahren, und der Dankbarkeit, mit welcher die im vorigen ahre ertheilten Jnstitutionen von der Nation aufgenomnen worden, hat man sich nicht wenig verwundern dürfen, die hie- sige Presse einen Ton annehmen zu sehen, der jenen von der Nasse der S empfundenen Gesinnungen nicht immer entsprach, und dessen Schärfe allerdings, dem Wohlwollen und der Humanirät gegenüber, welche den Wünschen der Regierten stets zuvorzukommen gestrebt haben, verleßend erscheinen mochte. Inzwischen ist von oben heraß bisher Nichts a a um diesem Treiben, welches vielleiht nur durch den Reiz der Neu- heit hie und da Eindruck gemacht, Einhalt zu thun, zwei Fálle ausgenommen, bei denen man si“ veranlaßt gesehen, an dem Ausspruch der Gerichte zu provociren. Es haben sich mitt- lerwetie Gerüchte verbreitet, über deren Begründung sich freilich noch nichts Bestimmtes ausmitteln läßt daß'es nämlich aller- dings im Werke sey, dem Umfuge der Presse durch eine verän- dérte Geseßgebung oder durh Einführung der Censur zu steuern; wenigstens wurde versichert, daß eine aus drei der geachtetsten Staatsmännern bestehende Commission zu. diesem Behufe nieder- geseßzt sey. Dieses Gerücht , welches hier ziemlih allgemein be- prochen wurde, soll nun auch den Deputirten der Hauptstadt, die bereits seit dex Mitte v. M. provisorische Zusammenkünfte zu halten pflegten, Uni ihre Aasichten 'auszutauschen und sich Úber Natioñnal-Angelegenheitei zu verständigen, zu mehreren au- ßerordentlihen Versammlungen Anlaß gegeben haben. Ueber die Nesultate dieser Berathungen, -die übrigens in keiner Weise einen ffentlichen Charafter haben können, da die Stände-Versamm- ling noch “nit zusammengetreten , geschweige denn fonstituirt it, theilt man \ich vérschiedenartige Angaben mit. Einige be- haupten, die Kopenhägener Abgeordneten, denen sich später auch die Stellvertreter Und andere Mitglieder der Roeskilder Stände- Versammiung angéschlossen, hätten dié Absicht ‘geäußert, für: den eiwanigèn- Fall der Einführung der Censur, ihrer Mission zu e:t‘sagen, indem fié sih darauf berufen, daß die Preß - Angele- genheiten in der Verordnung v. J. in Betreff der Provinzial: Stándé zu deren Wirkungskreise gerechnet worden; allein jeden- falls ist nichts Definitives beschlossen worden, indem, wie von einigen richtig bemerkt wurde, immer nur erst Gerüchte vorlägen, die man nicht“ als Basis ‘einer Resolution aufstellen könne, wenn mañ ‘auch witklihé Besorgnisse für die Preßfreiheit hegen dürfte. Ats einziges Resultat dieser Vecsamrnlungen ist daher bis jet wohl nur ‘der Umstand anzusehen, daß sämmtliche Abgeordneten und

24A Stellvertreter eine bereits früher abgefaßte Bittschrift an dén König unterzeichneten, die scit dem 17ten d. auch in dec Stadt in Umlauf gebracht wurde. Als Verfasser derselben wird Prof. Clausen genannt, welcher auch unter dem 18ten d., im Verein mit den Prof. Hoyen, Schouw und Sibbern, dem Justizrath Hoegh-Guldberg, den Commandeur - Capitains Lütken und Seidelin, dem Etatsrath Hvidt und den Grossirern Meinert und Suhr, in der Kjöbenhavns-Post zur Stiftung eines Vereins gegen den Mißbrauch der Presse aufgefordert hat, um dadurch etwanigen Zwangs - Maßregeln vorzubeugen. Jene Bitt- schrift, die übrigens in geziemlihen Ausdrücken abgefaßt ist, spricht das Gesuch aus, daß das bisherige Maß der Preßfrei- heit ungeschmälert erhalten werden, und daher die Einführung

der Censur oder die Vorlage eines ‘darauf bezüglichen Gesebßes

unterbleiben möge. Dieses Dokument, welches bis gestern etwa 600 Unterschriften erhalten haben foll, worunter hiesige Profes- soren, Advokaten, Assessoren des Höchsten - Gerichts, viele Kauf- leute 2c., und welchem ähnliche aus Roeskilde und Helsingör heute gefolgt sind, ist, dem Vernehmen nach, bereits gestern an Se. Meajestát eingesandt worden. Ueber die Aufnahme, die sel- bigen zu Theil geworden, würde es voreilig seyn, eine Meinung zu äußern, so wie auch der Anklang, den jenes Gesuch in der Bevô!ikerung gefunden, sehr übertrieben geschildert seyn mag; jedenfalls versieht sich die Nation in Ruhe und mit dem innig- sten Vertrauen zu den wohlwollenden Gesinnungen ihres allge- liebten Königs.

Deutschland,

Schwerin, 27. Febr. Nach dem diesjährigen Staats- Kalender beläuft sich die Volkêmenge von Mecklenburg-Schwerin auf 463,362 Seelen (worunter 3110 Juden), also der Zuwachs im verflossenen Jahre nur auf 2883; es kommen nun auf jede unserer 228 geographischen Quadrat - Meilen 2032 Secren , also 12 mehr, als im vorigen Jahre.

Kassel, 18. Februar. (Allg. Ztg.) Die mehrfazen Ver- wickelungen, die der Streit um die Hessen-Rotenburgische Erb- schaft besorgen läßt, beschäftigen in diesem Augenblick die öôffent- lihe Aufmerksamkeit. Als streitende Theile erscheinen das regie- rende Haus, welches sich als alleinigen Erben betrachtet, und die Landstände. Für einen Staat wie Kurhessen ist es allerdings von Wichtigkeit, ob ein zugefallenes jährliches Einkommen von 60,000 Rthlrn. so hoh {hät man die Revenúen von den Domainen der Landgrafschaft Rotenburg —— in Zukunft zur Vermehrung der Einnahme der Staatskasse dienen sollen, wo- durch zugleich ein Mittel gegeben wäre, das vorhandene Deficit im Ausgabe-Budget zu decken, oder ob dasselbe bloß .zur Ver- größerung des schon so ansehnlichen Fideikommiß-Vermdgens des Kurhauses zu gereichen bestimmt werde. Selbst aber wenn die- ser Rechsstreit zu Gunsten des Fürstenhauses entschieden wäre, entstände wieder die Frage, ob Se. K. H. der Kurfürst, als zei- tiger und lebenslängliher Jnhaber und Nus6nunießer des Fidei- kommiß-Hausvermögens, oder Se. H. der Kurpritiz, als dermas- liger Staatsregent, nach Verträgen mit dessen Durchl. Vater auf den Genuß der von diesem an ihn abgetretenen, auf ein jährliches Ein- fommen von 392,000 Rthlrn. sich belaufenden Civilliste, wiewohl unter Stipulation von mancherlei Abzügen, beschränkt und gewis- sermaßen abgefunden, die am meisten rechtlihen Ansprüche auf die Rotenburgische Hinterlassenschaft zu machen habe. Weiter stellen sich als streitende ‘Parteien der das Kur- Hessische regierende Haus und die durch das Testament des Landgrafen von Hessen- Rotenburg als dessen Allodial-Erben erklärten beiden Sdhae Vik- tor und Klodwig des Fürsten von Hohenlohe - Schillingsfürst. Nach den Worten der bestehenden alten Haus: Verträge sollen im Falle des Aussterbens der Seitenlinie die dieser angehörigen Schlösser mit ihrer ganzen Ausrüstung an die Hauptlinie wie- der zurückfallen; es fragt sich aber, welche Gegenstände als zu der Ausrüstung der landgräflihen Sch{ld}ser zu rechnen seyen. So sah man hier z. B. den hinterlassenen Marstall des Land- grafen als zur Ausrüstung von dessen Schlosse zu Rotenburg gehörend an, und mate niht nur Anspruch auf die landgräf- lichen Pferde in Rotenburg, sondern auch auf die aus dem Mar- tall zu Rotenburg nah Ratibor in Schlesien mitgenommenen. Der vom verstorbenen Landgrafen bestellte Testaments - Exekutor, Gerichts-Direktor Duddenhausen aus Höuter, schlug die Anord- nung von Schiedsrichtern zur Entscheidung dieser und ähnlicher Streitfragen und deren gütliher Beilegung vor; dieser Vor- schlag wurde aber hiesiger Seits abgelehnt. Die vielen bei die- ser Sache sih darbietenden Fragen werden zu ihrer Zeit die Federn der Publizisten noch gewaltig in Bewegung seßen, und man wird sie nah dem positiven Staatsrechte, dem Hessischen Familien - Rechte, selbst nach dem vormaligen Deutschen Reichs- staats- Rechte haarscharf untersuchen. Einstweilen wird der mödg- licherweise eintretende Fall der Erscheinung eines Posihumus ab- gewartet, nachdem die verwittwete Landgräfin, vier Wochen nah dem Tode ihres Gemahls, von Schlesien aus die Anzeige ge- macht, daß sie glaube, in gesegneten Leibes: Umständen sih zu befinden, und später die Nachricht in Rotenburg eingelaufen ist, daj die Landgräfin im kommenden Monate August ihrer Nieder- kunft entgegensehe. Die Kur- Hessischen Landstände werden durch die Betrachtung dieses eventuellen Falles, ungeachtet das Finanz- Ministerium bei seiner mitgetheilten Erklärung denselben nicht unberührt gelassen hat, nicht davon abgehalten, schon jeßt keinen Schritt unversucht zu lassen, um die beträchtlihen Domainen des Hauses Rotenburg dem Staate zu vindiziren; aber man sieht nicht, wie der Streit am Ende geschlichtet werden soll, denn die vorhandenen geseßlichen Bestimmungen über Rechts- streite zwischen dem Landes - Fürsten und den Landständen zeigen sich als hier ungenügend.

Múnchen, 22. Febr. Se. Majestät haben den bisher mit der Königl. Gesandtschaft am K. Württembergischen Hose verei- nigten Gesandtschaftsposten in Karlsruhe von derselben zu tren- nen, und diesen leßtern Posten mit einem eigenen Geschäftsträ- ger in der Person Allerhöchstihres ehemaligen Geschäftsträgers am Königl. Griechischen Hofe, Legationsraths und Kollegial- Direktors Karl v. Gasser , besetzt.

Hr. Baron v. Rothschild, der eine sehr bedeutende Summe (außer den schon früher gezeihneten 3 Millionen Gulden), die auch von den übrigen Actionairs genehmigt, neuerdinos submit- tirt haben soll, wird, nachdem er den Armen verschiedener Con- Fessionen ansehnliche Unterstükungen hatte zukommen lassen, die- ser Tage Mänchen- verlassen.

Stuttgart, 24. Febr. Se. Majestät der König haben Jhren Geschäftsträger am Königlich Preußischen Hofe, Lega- tionsrath von Linden, zum Kammerherrn ernannt.

Frankfurt a. M., 24. Febr. Nachdem so eben im Druck erschienenen neunten Bericht über den Bestand und Fortgang des hier bestehenden „Vereins zur Beförderung der Handwerke unter den israelitischen Glaubensgenossen‘“ im Jahr 1833—1834 ist die Zahl der vom Vereine unterstüßten Jndividuen in diesem Jahre von 321 auf 354 angewachsen. Von diesen sind 170 aus

dem Großherzogthum, 58 aus dem Kurfürstenthum Hessen, 99 aus Hessen-Homburg, 46 aus dem Herzogthum Nassau, 11 aus dem Königreich Bayern und 40 aus hiesiger Stadt gebürtig Nach gehörig vollendeter Lehrzeit wurden im Laufe dieses Jah; res eine Anzahl von 31 Lehrlingen ausgeschrieben.

Oesterreich.

Wien, 21. Februar. (Schles. Ztg.) Der Landtag in Siebenbürgen is nun förmlich aufgelöst und Se. Kaiserl. Hy, heit der Erzherzog Ferdinand zum einstweiligen Civil - und Mj, l:tair-Gouverneur dieser Provinz mit sehr ausgedehnten Voll, machten ernannt worden.

Gestern gab Se. Durchlaucht der Staatskanzler Fürst voy

Metternich dem nach London bestimmten großherrlichen Gesand

ten, Nuri Efendi, ein Diner, zu welchem neben dem hiesigen Tärkischen Gesandten Herrn von Maurojeni und der Suite deg Ersteren, au der Kaiserl: Russishe Botschafter, der Königl Großbritanische und der Königl. Preußische Geschäftsträger am hiesigen Hofe, eingeladen waren. Heute wird Nuri Efendi die Ehre haben, Sr. Majestät dem Kaiser und der Kaiserl. Familie vorgestellt zu werden.

Aus Bitoglia melden die neuesten Briefe das Ablebey des Rumely Wallessy Kawanosoglu. Der Verstorbene wird se ner stets bewiesenen Härte wegen wenig betrauert. Von dy Albanesischen Angelegenheiten melden diese Bricfe nichts. Ey Sendung alter Türkischer Münzen, welche ins Ausland wande follten, wurde in Bitoglia aufgefangen und den Eigenthümetn da die Ausfuhr des alten Türkischen Geldes verboten ist, ny gegen 30 pCt. Strafe, in neuen Münzforten zurückgestellt. Dia ser Vorfall bietee nur in sofern einiges Junteresse, als er nebm anderen einen Beleg liefert, daß das neue Mauth- und ‘Polizej Spstem sich auch in der Türkei verfeinert.

Wien, 24. Febr. Jn Bezug auf den (bereits mehrfach vor uns erwähnten) Artikel des Journal de Paris zur Widetly gung der von der Allg. Ztg. gemachten Mittheilungen hinsid lih der über die Schweiz zwischen dem Französischen Kabint und dem Grafen v. Appony gepflogenen Verhandlungen, bemetk der Oeft. Beobachter in seinem heutigen Blatte: „Wir theb len vollfommen die vom Journal de Paris aufgestellte Behaup tung, daß die in der Allgemeinen Zeitung befindliche Mittheilun über die vom Französischen Kabinet beschlossene Verfahrungs weise in Betreff der Schweizerischen Verhältnisse ungenau sy, Ein Kabinet kann s{werlich je den Entschluß fassen, kein Jy: teresse mehr an den Angelegenheiten und den Schicksalen ein Nachbarlandes nehmen zu wollen. Das Aufgeben aller Thi nahme sieht jedem Privatmanne zwar unbedenklich frei; das Jy teresse einer Regierung wird ihr aber häufig durch Umstände gt boten, die von ihrem Willen eben so unabhängig sind, als v ihrer Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit den Ereignissen, Aus diesen Gründen glauben wir nicht, daß die Französische Ry gierung eine Drohung völliger Theilnahmlosigkeit fär e nen gewissen Fall auch nur ausgesprochen haben könnte, wil die Erfüllung derselben eben jo außer ihrer Macht, als eine sl che Drohung selbst außerhalb des Gebrauches in der Diplomatie a L a M & 3

ie heutige iener Zeitung publizirt in Lateinische und Deutscher Sprache das nachstehende Königl. Reskript N Auflôsung des Siebenbürgischen Landtages:

¡Franz der Erste 2c. ¿c. Wohlgeborne, Ehrwürdige , Se ze. 2c. Seit dem Antritte Unserer Regierung waren Wir (mmer darauf bedacht, die altherkömmliche Verfassung Unseres Großfürsien- thums Siebenbürgen, wie Wir selbe von Unseren Vorfahren über- nommen, unversehrt den Nachkommen zu überliefern. Wenn sh nun Einiges ereignet, woraus sich ergeben könnte, daß auch di festesten menschlichen Versäße, wie Alles, Zunällen unterworfen sind; haben Wir bei Unserem aufrichtigen Streben, dèe Verfassung zu er: halten, Uns nichts so sehr angelegen seyn lassen, als daß dasseltt, auf die Art, welche die Heiligkeit der Geseße erheischt, auf dl rechte Bahn zurückgeführt werde. Die Überaus ernsten Verhält nisse, mit denen Wir und die Unserem Scepter gehorchenden Vil: ker anhaltend zu ringen hatten, sind Uns besonders deshal drückend gewesen, weil selbi in der neuesten Zeit und inmitten ds Friedens, mehrere Hindernisse eintraten , welche die Verwirklichun Unsers festen Vorhabens verzdgerten, über die Angelegenheiten, wel vor den Landtag gehdren, mit den getreuen Ständen Unseres en fürstenthums Siebenbürgen, und der demselben wieder einverleibt Landestheile zu verhandeln, und sie zu diesem Ende zusammenzubs rufen. So gesinnt, konnten Wir, obschon die gegenwärtigen Zek: Verhältnisse von jenen der Vergangenheit wenig oder gar nicht vtt chieden sind, dennoch nicht länger anstehen, durch die Einberufut dieses Landtages einen unbestreitbaren und einleuchtenden Beweis jl

ehen, wie Unser Wille fest und beständig dabin gerichtet sey, il

unicipal - Rechte, Geseße und bestätigten Gewohnheiten Unse Großfürstenthums Siebenbürgen und der demselben wieder eint leibten Theile unverleßt aufrecht zu erhalten. Dies ist au von den Jurisdictionen und Unserem gesammten treuen Voll mit gebührender- Dankbarkeit anerkannt worden, welchen Fhr aht weder durch eas Ergebenheit, noch bereitwilligen Eifer ett sprochen habt. Schon am Beginne des Landtages hat sich Mw

‘ches ercignet, was sich weder mit der althergebrachten Verhandlut/f

weise, noch mit den Anforderungen der Umsicht, Besonnenheit ol MMaung vereinen ließ, Durch lange Erfahrung mit der 1 und Beschaffenheit landständisher Berathungen vertraut , glauhit Wir jedoch von Eurer, an Uns, die Geseße, die altherksmmlid| Sitte geäußerten Anhänglichkeit, in der Folge Besseres erwarten |! dürfen, da Jhr in Euren ersten Verhandlungen die unterlassene W haltung der Landtage und die eben deshalb. unterbliehenen Wahl zu den Kardinal- und diplomatischen Aemtern, als die Quelle E rer Klagen bezeichnet hattet. Nachdem Wir nun den Landtag bb reits ausgeschrieben, und Euch auf diese Weise auch zur haldigl Erreichung des anderen Wunsches, der Wahlen nämlich zu den Kt dinal- und diplomatischen Aemtern, den Wir ohnehin im ersten Purll! Unserer Kdnigl. Propositionen aufgenommen hatten, Gelegenhe! darboten, mußten Wir Uns als nothwendige Folge versprechen, das die Landtags =- Verhandlungen alsobald gehörigen Fortgang nehm! würden. Ju dieser Hoffnung, der Wir Uns gerne hingaben, hi! Uns nicht wenig bestärkt, daß Fhr auch inmitten der Aufwoallung(! jener ersten Verhandlungen, selb| anerkannt unv allwärts kund P geben habt, die Heiligkeit der Gesetze erfordere, daß Unsere König

ropositionen Preise verhandelt würden, daß ohne Uns

ns manns kein Landtags-Beschluß irgend einer Art Gesetzesktä erlangen könne, endlich, daß Jhr, wiewohl er nach längerer Zhg6 rung, zur Wahl des Stände-Präsidenten, so wie der Protonotaire g“ schritten seyd, und diese Unserer Kdnigl. Bestätigung vorgelegt habt. - Diese Bestätigung haben Wir ohne Verzug gnädigst ertheilt; det

fels vom Jahre 1791, sondern En die auf dem Landtage iw dél eben erwähnten Fahre versammelten Stände dieses Unseres Gros fürstenthums Siebenbürgen, und der wieder einverlcibten Thel mittels ihrer gehorsamsten Repräsentation vom 18. Fanuar mit au drücklihen Worten erklärten) sogar auch nach der“ uralten géschl| chen Fnstitution, um den Landtag zu bilden, wesentlich erford werde, daß sowohl der Stände-Präsident als auch die Protonotal

mentlich des einzigen Artikels des 12ten Titels Pars III. dex Appr0 hatal-Constitutionen, niht minder der Novellar-Artikel 9 vom L 1744, und 7 vom Jahre 1751, ohne jene Jndividuen weder cin Diätal-A

¿ia verfaßt, noch die Ärtikular-Sanction erlangt werden katiü. mda L bes der positiven Grundgeseße, und nach dem etlaut des oben erwähnten 11ten Artikels vom Fahre 1791 der

indtag aus dem Königl. Gubernium, der Königl. Dafel, den ober- -

n Beamten der Comitate,/ Distrikte und Szekler-Stühle, aus den E alisten, und aus den Deputirten der Ungarischen Comitate und frifte, der Szekler-Stühle, der Sächsischen Stühle und Distrikte, t minder der Königl. Freistädte und der unter dem Namen der

al- Orte vorkommenden Märkte, als der Repräsentanten der inde der drei Nationen des ganzen Großfürstenthums bestebt, die aft der Landtags - Traktate aber von dem geseßlichen Zusammen- ck und der Mitwirkung aller Jener abhängig if, welche nah

Geseh berufen sind, den Landtags-Körper zu bilden, haben Wir emselben Reskript vom 18. Juli 1834, mit welchem Wir Euch e gnädige Bestätigung des von Euch gewählten Stände-Präsiden- nund der gleichfalls gewählten Protonotaire kund gaben, Euch gleich ermahnet, daß ohne Verzug von Euch zur Wahl der Übri- (l erledigten Kardinal - und diplomatischen Aemter im Sinne des- (hen 11ten Artikels vom Fahre 1791 geschritten werde, damit (chergestalt die weitere Verhandlung Unserer Königlichen Propo=- ionen und jene der anderen Landtags - Gegenstände in geseßlicher gese aufgenommen werden können; um so mehr, da Fhr selbs ge- (agt daß der Landtag eines wesentlichen Bestaudtheiles, wie das naterland der, durch die Wahl der Stände und die Königl. Besiä-

qund zu beftellenden, höchsten Magisirats-Personen ermangle, und |} ¿besol

idere beigefügt habt, daß nur die geseßlich, und mithin fm Sinne des mehrerwähnten 11ten Artifels vom Jahr 1791 zusam- “enberufenen Repräsentanten dec Nation Unseres vollen Vertrauens rdig seven. Hättet Jhr auf die Heiligkeit der Geseße, das Her- ommen, und selbst Eure vorerwähnten eigenen Erklärungen vflicht- "emä Rücksicht genommen, so würdet Jhr mit derselben Beslissen- eit, mit der Jhr in Eurer Repräsentation vom 10. Juli 1834 lh erfannt habt, daß vor Allem zur Wahl des zur ge- lichen Organisation des Landtages vorzugsweise und wesent- i nothwendigen Stände - Präsidenten und der Protonotaire schritten werden müsse, Euch beeilt haben, den Prâsiden- en sowohl , als die Protonotaire nah den herkömmlichen Formeln 1 heeiden, und um den Landtag auch in seinen übrigen Bestand=- heilen zu ergänzen, würdet Fhr dann die Wahl der Übrigen Kar- jinal- und diplomatischen Aemter ohne Zeitverlust vorgenommen aben, und dies zwar um so mehr, als die Function des einsiweili- jen Präsidenten ausdrücflih nue auf den Zeitpunkt dev in geseßli- her Weise erfolgten Wahl und Bestätigung des ordentlichen Stände= räsidenten beschränkt und die leßte bereits erfolgt war.

(Fortseßung folgt.)

Schweiz. |

Vern, 19. Febr. Da Hr. v. Rumigny von den diploma-

¡hen Verhandlungen zwischen Frankreih und Oesterreich keine

Kenntniß haben wollte, so fing man hier schon an, zu glauben, der Artikel der Alla. Ztg. , welcher jenen Verkehr zwischen den heiden Hdfen zur Oeffentlichkeit brachte, habe eine Mystification ir die Schweiz enthalten. Ju dieser Meinung glaubte der ßotort einige Beruhigung zu finden. Leider scheint sie sich nicht bestätigen zu wollen, wie übrigens auch zu erwarten stand. Es ollen nämli bei Hrn. v. Rumigny Botschasten angelangt seyn, welche gänzlich im Sinne jener Verhandlungen lauteten und ijm ein von dem bisherigen abweichendes Benehmen gegen Bern vorschreiben. Damit hätte also Bern, wenn si diese Nach- iht bestätigt, woran kaum zu zweifeln is, seinen geträumten ickhalt an Frankreih wirêlih verloren. Bei den dadurch nur

um so mehr gespannten Verhältnissen zu dem Auslande könnte die Eróffnungs-Rede des diesjährigen Landammanns in der ersten Sikbung am 16. Febr. der zweiten Hälfte der Winter-Zusammen- fiufte des großen Raths auffallen. Sie enthält gewissermaßen eine Verwahrung gegen den Vorwurf, der Bern gemacht werde, us dasselbe einen rúcéschreitenden Gang gehe, und seine bisherige Pahn verlassen habe. Diese Antritts- Rede wird wahrscheinlich nicht die beste Wirkung bei den auswärtigen Mächten hervorbringen. Im großen Rache wurde von dem Kantons- Stallmeister Elias dr Äntrag gestellt, daß künftig in keinem Berner Blatt ano- nyme Artikel erscheinen sollen. Die Radikalen erklären den \atrag für einen indirekten Angriff auf die Preßfreiheit. We- nigstens wäre eine solche Maßregel unzulänglich, und würde den Zweck, vor den Angriffen der Zeitungen zu hüten , gar nicht erreichen. Cs würden nur desto gereiztere Artikel in die Blät- ter der andern Kantone kommen, und so die Gegner der Regie- rung nur auf einem kleinen Umweg ¿hre Meinungen dem Ber-

ner Publikum zu bringen,

Spanien.

Madrid, 17. Febr. Jn hiesigen Blättern liest man: „Ihre Majestät die Königin hat, um einen dentlichen Beiveis Y geben von der hohen Achtung und Freundschaft für ihren

ruder und Verbündeten, den König der Belgier, demselben, im Namen Jhrer Majestät der Königin Jsabella 11. , durch ein Aekret vom 10. d. M. den Orden des goldenen Vließes verlie hm. Zugleich hat Jhre Majestät die Königin - Regentin der ihabenen Gemahlin dieses Fürsten die Jnsignien des Marien- bisen- Ordens übersandt.“ An Don Louis Sorela is zum Direktor der Liquidirungs - Kom- tission der dfentlihen Schuld ernannt, und zugleich die Entlas- sung des Don J. de Recalde, mit Berücksichtigung seiner Kränk- lhkeit, angenommen worden.

Der erste Staats-Secretair hat unter dem 11. Februar dm Spanischen diplomatischen Agenten und Konsuln im Aus- linde nachstehenden Königlichen Befehl übersandt : „„Jhre Majestät die Königin- Regentin hat in der Absicht, den Handel {wischen ihren Unterthanen und dem Auslande zu erleichtern, und zugleich die für die Vertheidigung des Königreichs so wich- tige Einfuhr von Waffen und Munition für die Anhänger des Prätendenten zu verhindern, geruht, den Königlichen Befehl vom 11. Dezember v. J., welcher den Spanischen, aus fremden Nfen kommenden Schiffen gestattet, Waaren und andere Dinge in die Häfen von Coruña, Gijon, Santander und Bilbao ein- führen, unter den durch die Sicherheit des Staates in diesem

ugenblic? gebotenen Bedingungen auch auf die Schiffe der mit

Spanien befreundeten und verbündeten Nationen auszudehnen.

Sie sind daher hierdurch ermächtigt, alle feemde Schisse, welche \ch, wie die Spanischen, den Vorschriften des erwähnten Kö-

fFniglichen Befehls unterwerfen wollen, in die genannten Häfen zuzulassen.

Gez.) Martinez de la Rosa.‘ In der Si6ung der Prokuradoren-Kammer vom 12ten

d, M. bat Here Ferrer um die Erlaubniß, einen im. Mensa-

inen in es war Uns wohl bekannt, daß nicht nur vermdge des 11ten Artbf jg, Unker der Ueberschrift „öffentliche Sond exschiauenen Ar-

el vorlesen zu dürfen. Es wurde in diesem Artikel gesagt,

daß einige Mitglieder der Kommission sür die innere Schuld im Abend vorher Fonds von dieser Kategorie gekauft und so ¿fim Steigen derselben bedeutend beigetragen hätten. Herr Fer- ter war der Meinung, daß man die einzelnen Mitglieder einer Kommission nicht- angreifen könne, ohne zugleich die Kommission

selb ifen ; gesebmäßig bestellt seyen, so zwar, daß. im Sinne der Geseße, 1K st anzugreifen ;

daß ein Angriff gegen die Mitglieder einer ommission zugleih ein Angriff gegen die Kammer selbst sey,

Und daß durch die anticipirte Bekanntmachung der Ansicht, wels che die Kommission annehmen könnte oder nicht, ein Einfluß auf

L A

2ZAS die Kater sowohl als áuf die dôffentlihe Meinung ausgeübt werde. Er ersuchte die Kammer, zu, entscheiden, ob es nicht zweckmäßig sey, eine Kommission zu ernennen, welche die Her- ausgeber des Mensagero auffordern sollte, diejenigen Kommis- sions - Mitglieder zu nerinen, toelche die genannten Operationen gemacht, um Uu diese Weise allen Verdacht von den übrigen Mitgliedern der Kommission und der Kammer abzuwenden, und damit man nicht glaube, die Kommission gehe bei ihrem Bericht an die Kammer partetisch zu Werke. Er bestand darauf, diese Frage in einer döffentlihen Sißung zu verhandeln, obgleich dies eigentlich in einer geheimen geschehen sollte. Die Kammer ging darauf zur Tagesordnung über und nahm mehrere Artikel des Budgets des Ministeriums des Jnnern an, dessen Diskussion in der Si6ung der Prokuradoren - Kammer am 13ten beendigt wurde. Der 43ste Artikel über den Quadragesimal - Jndult nahm einen großen Theil der Diskussion hinweg. Herr Visedo be- trachtete die Päpstlichen Bullen als eine indirekte Abgabe und unterstüßte deshalb den Vorschlag der Kommission. Er sprach noch gegen die sogenannten Compositions - Bullen, weil sie un- moralisch wären, und fügte hinzu, es sey lächerlich, daß die Geistlichen, um eine Perücke enm foramine aul sine foramine tragen zu dürfen, der Erlauvöniß des Papstes bedürften, und forderte das Ministeriunr auf, si{ch bei dem Papste wegen Auf- hebung dieser Bullen zu verwenden. Die Kämmer verwandelte sich hierauf in einen geheimen Ausschuß.

Von denjenigen Personen, welche der Theilnahme an den Ereignissen am 18. Januar im Kloster Atocha angeklagt waren, sind 31 theils zu verschiedenen Corrections - Strafen , theils zur Verbannung verurtheilt.

Der Messager enthält ein Schreiben aus Madrid vom 12ten, worin es heißt: „Die Ereignisse des 18. Januar sind in ihren Folgen günstig sür das Ministerium gewejen und haben den Einfluß Martinez de la Rosa’s und Toreno’s noch mehr be- festigt; denn man hält jene Vorfälle für das Resultat der rück- schreitenden Politik Llaguder's und daher natürlih für ein Zeug- niß zu Gunsten des liberalen Systems seiner Kollegen. Herr Moscoso, welcher etwas von der Politik Martinez de la Rosa’s abweicht, wird, wie man sagt, aus dem Ministerium ausschei- den, sobald der zum Kriegs - Minister ernannte General Valdez ankommt, dessen Ansichten nicht mehr Besorgniß erregen, da man weiß, daß er von ‘seinem politischen Mentor, dem ehemali- gen Deputirten Jnfantes, einem gemäßigten Liberalen „, begleitet ist. Die Königin-Regentin hat dur jene Vorfálle an Popula- rität verloren, da man sie in Verdacht hat, daß sie den militai- rischen Entwärfen Llauder's nicht ganz abgeneigt gewesen sey.“

Portugal.

Lissabon, 1. Febr, Der Herzog von Santa Cruz ist eingetroffen, und seine Trauung mit der Königin hat mit den bei solchen Gelegenheiten herkömmlichen Feierlichkeiten und Volks- Demonstrationen stattgehabt. Da unsere Zeitungen, die Quelle der Englischen, zur Genüge darüber berichtet haben, so halte ih es für unnöthig, ausführlicher darauf zurückzukommen. Die Hofleute folgerten aus jenen Demonstrationen, daß der Herzog sich bereits eine ganz besondere Popularität erworben habe. Die unparteiischen Zuschauer erinnern aber daran, daß eine in fünf Tagen erworbene Popularität jedenfalls nur auf flúchtigen Eindrücken beruhen kônne, und daß allen Machthabern, die, seit dem Beginnen der Umwälzungen, im Jahre 1820, in diesem Landi hier auf einañder folgten, ähnliche laute Volks- Demonstrationen zu Theil geworden seyen. Sie räumen aber auh zugleih ein, daß ‘das erste Auftreten dieses jungen Prinzen im ganzen einen fúr ihn günstigen Eindruck bei der herrschenden Partei hervorgebracht zu haben scheine. Die- ser Eindruck wird auch von der Opposition getheilt, die in diesem Augenblicke noch nicht die Hoffnung aufgegeben zu haben scheint, den Herzog einst mehr oder weniger für sich zu gewinnen. Leicht wird es úbrigens diesem, wie ih früher \hon einmal andeutete, nicht werden, eine ganz richtige Stel- lung zwischen den verschiedenen Fractionen der herrschenden Par- tei zu behaupten, und es dürfte ihm daher nicht die Gelegen- heit mangeln, die „hohen Tugenden und erhabenen Eigenschaf- ten‘/ zu bethätigen, welche er, nah der Versicherung der jungen Königin in ihrer Antwort auf eine Glückwunsch - Adresse der Mu- nizipal- Kammer von Lissabon, besikt. Diese Munizipal-Kammer selbst drúckt in ihrer Adresse an den Prinzen bescheiden die Hoff- nung aus, daß Lissabon, unter dem Einflusse des Munizipal, Re- gimes, einst mit den andern Hauptstädten, die der Prinz be- reits gesehen, werde wetteifern können. Die Bestimmung von jährlih drei Contos von seiner Apanage, die der Herzog getroffen hat, um daraus Pensionen für die Wittwen der unter den Fahnen Dom Pedro’'s gefallenen Militairs zu stiften, hat einen günstigen Eindruck hervorgebracht. Hätte der Herzog seine ganze Apanage aufgeben können, so wúrde seine hiesige Stellung noch unendlich besser geworden seyn. Nichts steigert so die bekannte angeborene Eifersucht der Portugiesen gegen jeden Fremden, als wenn dieser ihr Geld be- zieht, Der bekannte Graf von Bückeburg hatte dieses sehr richtig erkannt, indem er jede Besoldung ablehnte, und ist darum unter allen Fremden, die in Portugal hohe Stellungen beklei- deten, vielleicht allein in i iesem Lande populair geblieben. Der Finanz - Minister hat das Budget für das laufende Jahr der Deputirten-Kammer vorgelegt. Dasselbe resumirt si in ei- nem eingestandenen Defizit von 4400 Contos. - Die Armee und der Marine - Etat sind zu 13 Méllionen Crusados veranschlagt; die auswärtigen Angelegenheiten auf 300 Contos. Diese That- sahen machen Kommentare überflüssig. Die Portugiesischen Fi- nanzen bestehen in diesem Augenblicke nur durch die Hülfsmit- tel des Kredits, und dieser Kredit hängt wieder ganz von ge- wissen Persönlichkeiten ab, die leiht entweder durch den Tod oder durch irgend eine der in diesem Lande so rastlosen Jntrigue beseitigt werden können. Der Antrag der Opposition, die Regierung um Einberufung einer neuen Deputirten - Kammer zu bitten, ist in leßterer gescheitert. Dagegen dringt die Oppo- sition jebt lebhaft auf die Ausfüllung der ungefähr zwanzig an der Zahl betragenden Vakanzen , die in der Deputirten-Kammer in Folge doppelter Wahlen vorhanden sind. Dies Verlangen se6t die Regierung in eine um so größere Verlegenheit, als das- selbe formell durchaus begründet ist, und bei der geringen Ma- jorität der ministeriellen Partei und dem hôchst zweifelhaften Ausfalle der Mehrzahl jener Wahlen, seine Gewährung mögli- cherweise den Verlust der Majorität für das Ministerium zur Folge haben könnte. Ueber das jeßt bei den Deputirten ernst- lich in Anregung gekommene sogenannte, Jndemnisations-Gese6 behalte ih mir weitere Entwickelungen für einen meiner näch- sten Briefe vor.

GriecGenland.

Athen, 13. Jan. Bekanntlich ist der Beschluß gefaßt, die Burg von Athen solle künfcig nicht mehr als Festung dienen,

sónderti allein den Bau - Denkmälern auf ihr, und den Satititit lungen“ alter Kunst gewidmet werden. Seit der Abreise des M v. Klenze, welcher diese Sache in Ordnung brachte, den

ang durch die Propyläen wieder dffnete, und die Restauratior des Parthenon begann, hofften wir nun, ‘die Arbeiten zur Säu- berung, Umgrabung und Umgestaltung dieses wichtigen Bezirkes anfangen und ungestört fortseßen zu felenz indeß gehen die Dinge nicht so leicht und schnell, wie man denkt und wünscht. Dem. Kriegs-Ministerium scheint es, kamen nachträglich militairische Be- denken über die neue Bestimmung dieser Anhöhe, welche auf jeden Fall die Stadt beherrsche, wie sie ihrerseits allerdings vom Musaion beherrscht wird. Auch war die Moschee im Parthenon, und was sorist ein Unterkommen dort oben gewährte, fortdauernd mit Soldaten gefüllt. Die Garnison räumte das Feld nit, und die Archäologie kam durch die Strategie lange Zeit in das Ge- dränge. Endlich kam der Befehl, daß auf jeden Fall und auc noch bei Anwesenheit der Kriegsleute das Werk anzugreifen, und ungeachtet ihrer Gegenwart, die Aít- Venezianischen Bollwerke ab- zubrechen seyen. Das ist denn nun mit Verwendung einer beträchtlichen Zahl Arbeiter begonnen, und zwar bei dem süd- westlichen Vorsprung an der Stelle, wo der Tempel der un- beflügelten Nikki gestanden hat. Was von alten Baut7üämmerrx von Marmor aufgehoben wird, findet sorgfältige Aufbewahrung 5 aus den gesammelten Trümmern, die von diesem Tempel oder den Propyläen ftamen, hat sich die Palikarishe Schu6- wache der alten Denfmäler vorläufig eine Hütte zusammengea legt, und schirmt die ihr anvertrauten Kleinodien gegen die raubsüchtigen Hände der Milordi mit derselben Beharr« lichkeit und Treue, wie früher die Derbennien gegen die Eins fálle der Türken. Bruchstücke von Reliefen und Jnschriften koms men überall zum Vorschein, hie und da auch ganze; Sachen vorr größerer Bedeutung erwartet man erst bei Aufhebung der ties fern acht Trümmerschichten um den Parthenon. Hr. Rost ist darauf bedacht, über Fortgang und Erfolg der Unternehmung ein Journal herauszugeben. Leider fehlt an Ort und Stelle, bei der andauernden Versäumniß alles Literarischen, Gelegen- heit und Unterstüßung, und wir hören, daß er sich deshalb nach Deutschland gewendet. Wir jeufzen zwar darüber, daß Hel- las fúr solhe Sachen noch) nicht vorbereitet und zur Hand ist- wünschen aber, daß sein Unternehmen dort guten Eingang und Fortgang habe.

Aegypten.

Ueber Triest hat man Briefe aus Alexandrien bis zum 13. Januar, welche die Rückkehr Jbrahims aus Syrien und dessen Ankunft in genannter Hauptstadt anzeigen. Die Pest war daselbst fortwährend im Abnehmen, und die Besorg- nisse wegen derselben waren beinahe wieder gänzlih verschwun- den. Hinsichtlih der Verhältnisse Mehmed Ali's zur Pforte war man in Alexandrien vollklommen beruhigt. Die Geldsen- dungen nah Konstantinopel, auf Rechnung des Tributs, dauer- ten regelmäßig fort; kurz vor Absegelung des Schiffes, welches diese Briefe brachte, waren wieder 2 Millionen Türkische Piaster von Abukir abgegangen. Hinsichtlich des Baumwollen - Handels lauten die Berichte ebenfalls günstig; man hoffte mit großer Zuversicht, daß der Preis keine Steigerung erleiden, sondern daß der Pascha selbigen auf 21 bis 212 Rthlr. pr. Centner fest- stellen, und zu diesem Preise den Verkauf ohne alle andere Rück- sicht freigeben tverde.

Fn lan d.

Berlin, 1. März. Erst jest erhalten wir Mittheilung von einer Feier, die bereits vor mehreren Monaten im Sieg- Kreise des Regierungs-Bezirks Köln stattgefunden hat, die wir aber um dieser Verspätung willen unsern Lesern nicht ganz vor- enthalten mdôgen. Am 22. Oktober v. J. beging nämlich dec Landrath des gedachten Kreises, Herr Scheven zu Hennef, sein 50jähriges Dienst - Jubiläum. Das Fest begann mit einer got- tesdienstlichen Feier in der Pfarr-Kirche, worauf die versammel- ten Militair - und Civil - Beamten, die Geistlichkeit, so wie viele von den übrigen Ortöbewohnern, und an der Spike des Zuges die von der Königl. Regierung zu Köln abgesandten Regierungs» Räthe sich nah der Wohnung des Jubilars versügten, um dem- selben ihre Glückwünsche darzubringen. Die Theilnehmer an dem Feste vereinigten sich darauf zu einem gemeinschaftlichen Mahle, bei welchem der Jubilar den Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Königs ausbrachte, in welchen die ganze Versamm- lung jubelnd einstimmte. Der zweite Trinkspruch galt dem Ju- bitar selbst, und wurde von einem der Herren Kreisstände aus- gebracht, Die Feier des Tages beschloß ein Ball und eine Be- leuchtung der umliegenden Dorfschaften, die hierdurch auch ih- rerseits ihre freudige Theilnahme an dem Feste bekunden wollten. Auch die Allerhdchste Anerkennung der mannigfachen Verdienste des Jubilars ist nicht ausgeblieben, indem Se. Maj. der König demjelben (wie bereits in der amtlichen Rubrik der Nr. 30 der St. Ztg. gemeldet worden) den Rothen Adler - Orden dritter Klasse zu verleihen geruht haben.

Ueber die in der Nr. 53 der Staats-Zeitung (unter ,¿Wissenschaftliche Nachrichten‘) erwähnten, in der Nähe von Hildburghausen aufgefundenen Thierfährten in buntem Sand- steine hat Herr Professor Wiegmann in dem so eben hier (in der Nicolaischen Buchhandlung) erschienenen ersten Hefte des von ihm herausgegebenen „, Archives für Naturwissenschaft ‘/ ei: nen lesenswerthen Artikel abdrucken lassen. Hiernach, so wie nach dem Urtheile Kaups in Darmstadt, dürfte wohl nicht leicht anzunehmen seyn, daß die entdeckten erhabenen Figuren, bei ih- rer übereinstimmenden Form und regelmäßigen Stellung, als zu- fállige Bildungen im Sandsteine zu betrachten wären.

Das Gymnasium zu Potsdam wird zu Ostern dieses Jahres eine bedeutende Erweiterung erhalten, indem namentlich eine höhere Realschule mit demselben verbunden werden soll.

Der Gewerbe-Verein zu Elbing versammelte sich am 21sten d. M. in einem der dortigen Gasihdfe unter dem Vor- sige seines Direktors, des Landraths Abramowski, um den sieben- ten Jahrestag seiner Stiftung zu feiern.

In der Erzichungs- Anstalt für verwahrlosete Knaben zu Benninghausen im Reg. Bez. Münster befanden sich im verflossenen Jahre 39 Zöglinge, und noch 7 andere Kinder aus der Nachbarschaft nahmen in der Schule am Unterricht Theil. Es wurden 13 Zöglinge entlassen und bei Lehrmeistern oder Dienstherrschaften untergebracht und 15 neue wieder aufgenom- men. Der Lehrer Beiderbecke hat im vorigen Sommer eine dreiwdchentliche Reise gemacht, um die entlassenen Zöglinge an ihren Aufenthalts -Orten zu besuchen, und ist mit erfreulichen Erfahrungen zurückgekehrt. Unter den 27 Jünglingen, die er besuchte, waren nur ein Paar, über deren Betragen die Lehr- meister und Dienstherrschaften noch kein vdllig gutes Zeugniß geben konnten. Jm Dezember erhielt die Anstalt von einem un- genannten Menschenfreunde wieder ein Geld- Geschenk, sür wels

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