1835 / 65 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E d: t dn H OUSET E

tovrden, daß sie durch die Zurückziehung des Herzogs von Richmond, des Grafen von Ripon, Lord Stanley's und Sir F. Graham's einen schlimmen Stoß, den lehten aber dur die Erhebung Lord Althorp's zum Pair erhalten habe, und er fragte, ob der Kdnig nicht berechs tgt gewesen sey, nach seinem Gutdünken zu handeln, da Lord Mel- bourite nah dem leßtern Ereigniß zu Sr. Majefiät gesagt habe , er fey dadurh des Grandpfeilers seiner Verwaltnng beraubt, und er ftele es Sr. Majestät anheim, ob er sh bemühen solle, den erledigten Posten nach seinex besten Einsicht wieder zu be- seten, oder ob Se. Mai. es vorzdgen, die Verwaltung andern Hän- den zu Übergeben. Der Redner behauptete ferner, daß das vorige M intslerium keinesweges - das Vertraueu des Landes besessen habe, daß die Entlassung desselben daher keine unpopulaire Maßregel und die Ausldsung des Parlaments eine nothwendige Folge davon ge- wesen sey, dér,n jede neue Verwaltung müsse bei ihrem Antritt die Gesiauung des Landes ermitteln; dies habe auch die ijchige gethan, und die Mitglieder des vorigen Unterhauses, welche das Whig- Ministerium unterstüßt, seyen in vielen Fällen von ihren Konsti- kuenten verworfen worden; man könne also nicht sagen, daß die lcbte, Berufung an- das Land ungerechtfertigtck dastehe. Den

Umßand, daß der Herzog von Wellington bis zur Rückkehr Sir

B. Peel's mehrere ‘gefun s- Aemter bekleidet, vertheidigte der Lord-Kanzler dadurch, daß.er sagte, wenn dies nicht geschehen wäre, so würde entweder das Land ganz ohne Regierung gewesen seyn, oder die vorigen Minister hätten, nahdem Se. Majestär schon die Absicht kund gegeben, andere zu ernennen, ihre Functionen noch bei- behalten müssen, und ihre Gewalt in diesem Fall während der. Zeit zum großen Schaden ihrer Nachfolger ausüben können, indem die Ernennung vort Magistrats-Personen und die Veränderung der Frie- dens - Kommission in ihrer Macht gestanden hätte; so habe zum Beispiel Lord Brougham , wie er (der Lord-Kanzler) zu seinem großen Ersiaunen erfahren habe, als derselbe schon sein Anit ver- lassen, noch zu ses Lord - Lieutenants von Grafschaften geschickt und die Friedens-Kommission verändert, cben so hätten auch Mini- fer, die nur pro tempore die Verwaltung geführt, bei vorkommen- den Vakanzen noch ein Bisthum oder eine Kirchen-Sinekure in ih- rem Fnteresse neu beseßen können. Der Lord - Kanzler ging dann auf den JFnhalt der Thron - Rede úber, und suchte darzuthun, daß - déeselbe mit den feúhern Gesinnungen und Aeußerungen dec jeßigen Minister in vollkommenem Einklang stände. Er pchauptete unter anderm, daß er sih einer Kommission zur Untersuchung des Municipalwesens niemals widerseßt, sondern Eur gesagt habe , die Kommissarien seyen vou Rechtswegen nicht ermächtigt, die Emolumente zu untersuchen, Zeugen vorzulaz den und die Vorlegung von Dokumenten und Urkunden zu fordern. Gegen den: Grundsaß der Zehnten-Frage, sagte er, hätten die Mit- glieder dex jeßigen Verwaltung nie etrvas einzuwenden gehabt, son- dern nur die Details der vorgeschlagenen Maßregeln bekämpft. Was dic Frage Uber die Anglikanische Kirche in Jrland betreffe, so könne darüber nicht cher etwas cen werden als bis die ernannte Kirchen - Kommission ihren Bericht abgestattet habe. „Wie kann 15:an also ‘behaupten//, sagte der Redner, sich an Lord Brougham wendend, „„daß die Thron-Rede Reformen anempfehle, die mit allen f-üheren Erklärungen der Minister im Widerspruch ständen? // Lord - Brougham rief hier zur Ordnung und versicher- tr, er habe nieînals gesagt, daß die Thron - Rede eine Re- form - Rede sey O chter), sondern nur, daß die Mini- er sich für Reformer ausgeben wollten, während sie eine in #0 allgemeinen und unbestimmten Ausdrücckén abgefaßte Thron- rede zu Tage gefdrdert hätten, daß niemand sagen könne, ob es eine Neform-Nede seyn solle oder nicht. (Hört! hört!) Der Lord-Kanz- ler entgegnete , die Minister bâtten. sich niemals zu anderen Refor- men befannt, als zu den in der Thron-Rede erwähnten. Eine Kir- chen-Reform stimme mit ihren früheren Ansichten ganz überein ; eben so seyen sie Überzeugt, daß die gaeten Beschwerden der Dissenters berúcksihtigt werden müßten: das spöttische Lächeln des edlen und gelehrten Lords gegenüber sey vorzeitig, er mdge warten und sehen, was für Maßregeln man ci ormgen werde; er (der Lord - Kanzler) hoffe, das Land werde die Minisier nicht, wie es der edle und ge- lehrte Lord gegenüber gethan, der Fnkonsequenz beschuldigen.

Nach. diejem Vortrage kam es noch: zu einigen gegenseitigen Erklärungen zwischen den beiden Rednern, wobei Lord Brougham fich wieder einiger starken Ausdrücke bediente. Großes Gelächter erregte és, als, nachdem der Lord-Kanzler sih entschuldigt hatte, wenn er sich durch den Eifer der Debatte vielleicht zu ei- niger Wärme hätte fortreißen lassen, Lord Brougham dessen- ungeachtet mit Emphase erklärte, er könne niht ein Wort von dem, wäs er gesagt, zurücknehmen.

Unterhaus. Sißung vom 24. Februar. (Nachtcag.) Nachdetn Sir RobertPeel dargethan, wie das Melbourne- \{che Ministerium, von Jnnen und von Außen auf gleiche Weise gedrängt, am Ende habe zerfallen müssen, wie namentli in Jrland der Unfug so weit gegangen sey, daß O'Connell unver- holen erklärt habe, das reformistishe Whig - Ministerium müsse einem anderen, noch bci weitem. liberaleren weichen, so daß es kaum noch des Austrittes von Lord Althorp, welcher allerdings der Grundpfeiler des ganzeu Ministeriums gewesen scy, bedurft hâtte, um dasselbe zu stürzen, ging der Redner auf die dem Her-

zoge von Wellington gemachten Beschuldigungen über und be-.

merkte, daß; wenn er auch nicht im Entferntesten an der Entlas- sung des vorigen Ministeriums Theil gehabt, er doch nicht an- stehe, sih in dieser Hinsicht derselben Verantwortlichkeit zu un- terzichen, wie der Herzog von Wellington. /

¿Venn mein edler Freund,‘ fuhr er fort, „sich einer ungeseß- lichen Handlung schuldig gemacht, wenn er unrecht gethan hat, das Ministerium zu Übernehmen, \o habe ih durch spätere Annahme meines Amtes auch Theil an derselben Verantwortlichkeit. Man hat es ein {weres Verbrechen und einen hôchft gefährlichen Prä- cedenz-Fall genannt, wenn einem Manne mehrere Aemter übertra- gen würden. Es können allerdings Unannehmlichkeiten daraus ent- Reben, aber verfassungswidrig ist es niht. Es is der gewöhnliche Gebrauch, daß während einer Vakanz oder einer Krankheit der Se- cretair des einen Departements die Grid eines andern versicht ; aber in dem gegenwärtigen Falle war die Uebernahme mchrerer Aemter nothwendig für die dfentlihen Geschäfte (Hört, hört !); auch geschah dies nicht in dexr Absicht,/ sich der höchsten Gewalt des Staatés zu bemächtigen, sondern es war nur eine temporaire Besih- nahme, in der Absicht, sié einem andecen abzutreten. (Hört, hört!) Der edle Lord, das Mitglied für Yorkshire (Lord Morpeth), hat gesagt, dies sey beispiellos in der Geschichte, allein, da er so wohl hewandert in der Geschichte ist, so wird ihm auch bekannt seyn, daß, bei dem Tode der Kbnigin Anna, der Herzog von Shrewsbury zu gleicher Zeit Lord des Schaßes, Lord-Kammerherr und Lord-Lieutenant von Frland' wär.// Der Redner sprach dann über die Auflòsung des

arlaments und bemerkte, daß man ihn gefragt, ob er die Verant- wortlichkeit für dies Verfähren übernehmen wolle, und er müsse sa- gen, daß er keinen Augenblick anstehen werde, dies zu thun. Er glaube, daß jeder ausgedehnten Ministerial - Veränderung: stets cêne Auflösung des Parlaments gefo! t und dies das erste Mal sey, daß ein Parlament seine Unzufriedenheit mit der‘ Ausübung dieser Prä- rogative zu erkennen gegeben hahe. Der einzige Einwurf, den: mau ihm. wegen der Uebernahnie seines Amts mache, sey, daß er, gezwun- gen, im Geiste und nách den Grundsäßen der Reformbill zu handeln, nicht für die Verwaltung passe und dáher dieselbe nicht hätte über- nehmen- sollen. (Hört, hbrt! von den Bänken der Opposition.) ¡Fch habe“, fuhr er fort, „die Reform-Bill niemals als eine Ma- schine betrachtet, deren Geheimniß nur denen bekannt ist, welche se verfertigten, oder mi Überzeugen kdnnen, daß sie zum Zweck habe, cinen Theil der Unterthanen des Königs von dem Dienste ihres Mo- narchen auszuschließen. Der Kdnig verlangte von mir keine Auf- opferung von Grundsäßén , sondern trug mir auf, ein Ministerium áu bilden, wic ich es füy das allgemeine Besie,am geeignetsten halte,

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und solche Maßregeln zu ergreifen, die mir für das öffentliche Jn- teresse am förderlichsten schienen. Nun frage ih Jeden außerhalb des Parlamentshauses , der frei von Partei- Geist ist, ob ich unter diesen Umsiänden zu dem Könige sagen konnte: „,„Fch will nicht in Ew. Maj. Dienste treten; ich kann niemals Maßregeln vorschlagen, die dem "jeßigen Unterhause genügen, ih muß daher bit- ten, sich anderweitig nah Beistand umzuschen./‘/// (Beifall ) Man hat mir und meinen Freunden ferner eine beständige Opposi- tion gegen das Reform-Ministerium des Grafen Grey und des Lords Melbourne und eine fortwährende Feindseligkeit gegen die Reformer vorgeworfen. Um dies zu widerlegen, habe ich nur nöthig, auf un- ser Benehmen seit der Annahme der Reformbill zu verweisen, und es wird’ sih zeigen, daß wir stets das Ministerium eifrig unterstÚhß- ten , sobald’ es fîch um das Beste des Landes nach konservativen Grundsäßen handelte, und ih werde jeßt, wo ih im Amte bin, nach denselben Grundsäßen verfahren, wie damals, wo ‘ich mich in der Opposition befand.// Der Redner sprach dann über die in der Thron-Rede empfohlene Sparsamkeit, wobei er bemerkte, daß das dies- jährige Budget das niedrigste seit dem Frieden seyn würde. Jn Be- tref der Abschaffung der Sklaverei, sagte er, sey die Besorgniß geäußert, das jehige Ministerium werde dem Fortgange dieser wichtigen Maß- reh nicht günstig seyn; er wolle jedoch nur bemerken, daß das Mt- nisterium die moralische Verpflichtung habe , eine so wichtige Maß- regel auf alle Weise zu befördern. (Beifall.) Man habe gesagt, die Thron-Rede sey unbestiniint in ihren Ausdrücken und lasse das Par- lament in Ungewißheit Úber das, was geschehen solle; er scy jedoch der Meinung, daß nie eine Thron-Rede deutlicher abgefaßt gewesen sey, sowohl hinsichtlich der Absichten der Regierung, als der vorzu- schlagenden Geseße. Er zählte dann alle die Maßregeln auf, welche die Regierung in möglichst kurzer Zeit dem Hause vorzulegen gedenke, und bemerkte in Betreff des Amendements zu der Adresse, daß, wenn leßtere unbestimmt genannt werde, man ersterem denselben Vorwurf machen könne. „Es bezeichnet‘//, fuhr er fort, „feine Maßregeln, es stellt keine Grundsäyé auf, und es ist daher klar, daß sciner Abfassung eine andere Absicht zum Grunde liegt, als die darin ausgesprochene ! (Lauter Beifall.) Fs es nicht offenbar , daß diejenigen, welche das Amendement entwarfen, sich fürchteten, solche Maßregeln im Geiste der Reform-Bill darin anzuerkennen, Über die, wie sie wußten, un- ter ihrer eigenen Partei eine Meinungs - Verschiedenheit herrscht ? (Großer Beifall.) Weru n wird darin nicht ein Wort gesagt Über die Abstimmung durch Kugelung, über die Abschaffung der sieben- jährigen Parlamente, Über die Aufhebung der Union? (Beifall) Sie wußten, daß unter allen diesen Maßregeln nicht eine ist, Über die sie einig sind. Das Amendement wurde einzig zu dem Zweck vor- geschlagen, um den edlen Lord, der die Adresse entwarf, und dessen Freun- de in Schwierigkeiten zu verwickeln. Fch bekenne frei, daß ich entschlos- sen bin, demAmendement nicht beizutreten, denn ich kann es nicht, ohne mich selbs herabzuwürdigen. Jch halte es für unmöglich, ein Mi- nisterium zu bilden, das größere Ansprüche auf das Vertrauen des Landes habe, als das jehige, und ich fordere daher das Haus auf, erst die Maßregeln abzuwarten , welche dasselbe vdrzuschlagen beab- sihtiat. (Lauter Beifall.) Fch biete kirhliche und bürgerliche Re- form-Maßregeln an, die Erledigung der Zehnten-Frage in Frland, die Abldôsung der Zehnten in England und Wales, dieVerbesserung aller wahren Mißbräuche de“ Kirche, die Abhülfe der Beschwerden der Dissenters in Betreff der Heirathen und anderer wichtigen Punkte, und endlich die Ausficht auf die Fortdauer des Friedens (Bei- fall), und ich hoffe, es soll- mir gelingen, der Wiederhersteller der Einigkeit zwischen beiden Häusern zu seyn. Die Zeit wird kommen, wo die Volks-Aufregung sih vermindert, dann wird denjenigen, welche jeßt sich den Vorschlägen der Konservativen widerschen, nichts Übrig bleiben, als die Untersiüßung derer nachzusuchen , die still und ruhig ihren Weg verfolgt haben, dann wird ihnen nichts Úbrig bleiben, als die Regierung den Händen der Konservativen zu Überlassen, oder zu Zwangs-Maßregeln zu schreiten , welche die Re- formbill unwirksam machen und den Untergang der Britischen Ver- fassung herbeiführen würden. (Lauter und lange anhaltender Beifall.)

London, 27. Febr. Jn der heutigen Sißung des Un- terhauses wurde der Bericht Über die antendirte Adresse abgestattet, und Sir R. Peel erklärte darauf, daß er in der lesten Sißuna dem edlen Lord (John Russell) auf die Frage, welches Verfahren er bei der Berichterstattung über die Adresse einschlagen wolle, deshalb nicht geantwortet habe, weil er geglaubt hâtte, es möchten bei der Abstimmung Über das Amendement vielleicht zufällig so viele Mitglieder abwesend gewesen seyn, daß man das - Ergebniß als unsicher betrachten | könnte; nah ruhigerer Ueberlegung aver wolle er doch lieber das Resultät der Abstimmung als das Ergebniß der Gesin- nung der Majorität ansehen, Und also nicht auf einer nohmaligen Abstimmung über den Bericht beste- hen. Lord John Russell. fand sich hierdurch zufrie- dengestellt, kündigte aber zuaqleih an, daß er nun bei der ersten Subsidien-: Forderung eine Frage in Bezug auf das Gerücht von einer nahe bevorstehenden Wiederauflösung des ‘Parlaments an den sehr ehrenwerthen Baronet richten würde. Sir R. Peel erwiederte, er hoffe, daß, wenn der edle Lord noch andere Fra- gen an ihn zu thun wünsh-, eres ebenfalls vorher anzeigen würde. Herr Hume bemerkte noch, daß er eigentlich auf ein Amendement habe antragen wollen, welches geradezu erklärt hätte, daß das Haus kein Vertrauen zu dem Ministerium habe, aber er finde, daß das je6t durchgegangene Amendement im Grunde eben dies deutlich genug ausdrüe.

Die Times hofft, daß die Opposition sich an dem ruhigen und besonnenen Verfahren der Minister abstumpfen werde, und fragt, ob jet noch Jemand auftreten und. der Rede, welche der Premier - Minister am Dienstage im Unterhause gehalten, die Dunkelheit, Unbestimmtheit und jesuitische Gesinnung Schuld geben könne, die man seiner Adresse an die Wähler von Tam- worth in solhem Uebermaße vorgeworfen habe, und ob nun an der aufrichtigen Absicht der Konservativ-: Verwaltung, ihr politi- sches System aus den Geist einer heilsamen Reform zu gründen, noch im mindesten zu zweifeln sey. Die Oppositions - Blätter finden dagegen sowohl in dieser als in den Reden anderer Mi- nister gerade das Entgegengeseßte.

In den drei ersten Abenden seit Eröffnung der Parlaments- Geschäfte sind {hon 83 Anzeigen von *Motionen und Bills, welche die verschiedenen Mitglieder in den ersten Monaten ein- zubringen beabsichtigen, in das Buch des Unterhauses einge- zeichnet worden, worunter sch für den nächsten Monat folgende wichtigere befinden: vom Kanzler der Schaßkammer ein Antrag in Berresf des Baues neuer Parlamentshäuser, zum 2. März; von H. Grattan ein Antrag auf Untersuhung der bekännten Vorfálle zu Rathcormac in Jrland, ebenfalls zum 2. März; von Herrn Wallace ein Antrag, daß den Zeitungs - Berichterstattern erlaubt werde, während der Abstimmungen im Hause zu blei- ben, zum 3. März; von Herrn Roebuck ein Antrag auf Unter- suchung des Volks; Unterrichts, auch zum 3. März; von Sir J. Campbell eine Bill zur Abschaffung der Verhaftung wegen Schulden, um 4. März; vom Marquis von Chandos ein Antrag auf Ab- khafung der Malz- Steuer, zum 10. März; vom General-Pro- furator zwei Bills zur Verbesserung der Rechtspflege in Kir- chensachen , ebenfalls zum 10. März; von Herrn Poulter eine Bill zur bessern Aufrechtethaltung der Sabbaths- Feier, zum 11. März; von Herrn Ward ein Antrag auf Untersuchung der pro- testantisch -bischdflichen Kirche in Jrland, zum 12. März; von Herrn Tooke ein Antrag auf Bewilligung. eines Freibriefes für die Londoner Universität, zum 26, März, und von Sir S.

Whalley ein Antrag auf Entfernung der Bischöfe aus dem Ober, hause, zum 31. März.

Es heißt allgemein, die Hof-Zeitung werde dieser Tage die Erhebung des Sir Ch. M. Sutton zum Pair melden.

Den lebten Nachrichten aus Portugal zufolge, hieß eg in Lissabon, der Bischof von Coimbra werde das Ministerum des Innern aufgeben und Herrn J. A. Freire zum Nachfolger erhalten, der seinerseits im Marine- Departement durch den Gg, fen Villa Real erseßt werden solle. Der Herzog von Palmella sollte dagegen das Portefeuille dèr auswärtigen Angelegenheiten übernehmen und Präsident -des Ministerraths bleiben. Dur4 das erste Votum, welches der Herzog von Leuchtenberg in der Pairs - Kammer abgab, indem er gleih bei der ersten Frage, nämlich úber die Örganisation der Gerichte, zu Gunsten deg Ministeriums stimmte, soll der Opposition ein harter Streich versezt worden seyn.

Hiesige Blätter theilen nah Briefen aus Konstantinope( vom 28. Januar. die Nachricht mit, daß in Adrianopel eine große Feuersbrunst stattgefunden habe, und daß zwei Drittheile dieser Stadt ein Raub dér Flammen geworden seyen; die Bazare sol len gänzlich zerstört seyn und der Verlust an Englischen Many: faftur- Waaren allein an 2 Millionen Piaster betragen. Eben diese Briefe erwähnen eines Gerüchts, daß ein Türkisches Gy. schwader nach Tunis abgehen solle, wo große Verwirrung herrs

Aus Bombay hat man Nachrichten bis zum Ende Df bers erhalten, die nicht ohne Interesse sind. Die Ostindisje Regierung scheint nämlich die Absicht zu haben, der Macht einheimischen Fürsten, insbesondere des Rundschit Sing, Emy von Sinde, mit einera Male ein Ende zu machen. Sie rüstet sich zunächst zu feindseligen Operationen gegen Dschudpur und wolite nach und nach ganz Jndien zu unterjochen suchen. Ak Vorwand zu der Expedition gegen den Radschah von Dschudpir nahm sie die von diesem dem ehemaligen Radschah von Nagput gewährte Zuflucht und dessen Weigerung, andere der Ostindischen Regierung gefährliche Personen auszuliefern. Der General Gouverneur wollte diese Gelegenheit zugleich benusen, um di freie Schifffahrt auf dem Jndus zu erlangen. Er war in Begriff, nach “den oberen. Provinzen abzugehen, um di nöthigen Anstalten zu diesem Unternehmen zu treffen. Zwii Schwadronen des 11ten Dragoner- und des 10ten leichten Kyu vallerie: Regiments, einige Regimenter Eingeborene und ein gro ßer Artillerie: Park und Belagerungs -Geshüß waren bereits nach Dschudpur aufgebrochen.

Nach Berichten aus Brasilien vom 24. Dezember hattth die Wahlen zu den neuen Provinzial-Versammlungen stattgefunde und waren meistentheils im Sinne der Regierung ausgefallet, Der Französische Gesandte, Graf von St. Priest, hatte sich bei Kaisec beurlaubt, und ein Abgesandter der Königin von Spani! war Sr. Majestät vorgestellt worden. Man hatte nun endlih in Rio Janeiro die Nachricht vom Tode Dom Pedro's. J Buenos-Ayres war noch Alles sehr unruhig, und Gener Lavalleja weigerte sich, das Land zu verlassen. |

London, 27. Febr. Die Kösönigliche Eröffnungs: Rede haben Sie vor dem Empfange dieses schon Jhren Lesern mitgetheilt. Obgleich etwas länger als gewöhnlich, geht dieselbe doch nicht mehr ins Einzelne ein, als diese Art von Reden bis her zu thun gepflegt, ja eine Stelle“ ist so dunkel, daß sie zu dem bedeutenden Jrrthum verleitete, die Regterung beabsichtige statt der Malz: Steuer eine Eigenthums- oder Einkommen-Steuet vorzuschlagen, ein Jrrthum, welcher sogar auf den Preis der Staats - Papiere einwirkte. Erst in der Rede, welhe Sir R, Peel spât in der Nacht hielt, wurde jener Paragraph Über di gleichere Vertheilung der Lasten dahin erklärt, daß man die Ab: sicht habe, einige von den örtlichen Abgaben, worunter nament: lich die Kirchen-Steuer, welche je6t besonders auf dem Landmann lasten, mehr aufs Ganze zu vertheilen, Die Debatten , welt seitdem stattgefunden, bezogen sih indessen weniger auf die Rede vom Throne, als auf die Entlassung des Melbournt hen Ministeriums, und noch mehr auf die Aufiösung des Parlaments. Die Opposition behauptete, daß beide nur darum geschehen sey, weil es sowohl jenes Ministerium als das vorige Unterhaus zu redlih mit der Sache der Reform qt meint habe; ferner, daß man schon deswegen dem jesigen Mi nisterium nicht glauben kônne, wenn es die Abstellung von Miß! bräuchen verheiße, weil es fast ausschließlich aus Personen sammengesebt sey, welche ihr ganzes Leben hindurch die Vertheb diger aller Mißbräuche gewesen und einige der wichtigsten darunter, wie z. B. das Bestehen der Rotten Boroughs, fl besondece Vorzüge der Verfassung erklärt hätten. Jn diesen Sinne war auch das Amendement abgefaßt, welches sowohl in Ober- als im Unterhause, statt der von der ministeriellen Seit: vorgeschlagenen Adresse, gemacht ward. Daß es im Ausdru viel gelinder, nicht offenbar das Mißtrauen des Parlamentes in die Regierung erklärte, auch keine besonderen Vorschläge macht und bloß im aslgemeinsten Sinne die Reform der Corporationen berúhrt, beweist nur die Getrenntheit der Opposition selbst, und die Schwierigkeit, im Fall sie die Tories vom Anite treibt! könnte, eine neue Verwaltung aus ihr zu bilden. Auch haßt die Redner auf der ministeriellen Seite, und besonders Sir } Peel, in einer. der vortrefflichsten Reden, welche seit langer im Unterhause gehalten worden, nicht unterlassen, von dies Umständen Gebrauch zu machen, indem sie auf mancherlei Weist die Parteien schilderten, aus welchen dieselbe zusammengeseh! wäre, und wie jede derselben Forderungen mache, welche von del anderen bestritten werden müßten. ber niht nur die Mind sterialisten, sondern auch Lord Stanley, Sir James Gr ham und Andere, die sich von den Whigs abgelöst ha! ben, ohne sich mit den Tories zu vereinigen, machten vok diesen Gründen Gebrauch, um sih wegen ihres Abfalles von ihren alten Freunden und Partei - Genossen zu entschuldigen.

Die Einen, sagten sie, wollten die Ancignung von Kirchen : Ei“

genthum zu zeitlihen Zwecken, Andere wollten dreijährige Pat! lamente, noch Andere das Ballottiren bei der Patlamentswahl- wieder Andere die weitere Ausdehnung des Wahlrechts, Und eint Fraction sogar die Trennung Jrlands. Mit solchen Materia lien, fuhren sie fort, könnten sie sich nie vereinigen, eben so wt? nig, wie dieselben unter sich selbst zur Bildung eines Ministe! riums einig werden Éönnten. Verwaltung, wie jenes Amendement es beabsichtige, wäre dem/ nach in diesem Augenblicke so bedenklih fürs Land, daß, obglei sie dermalen noch kein volllommenes Zutrauen in dieselbe segen

könnten, sie sich do für verpflichtet hielten, die jeßigen Minister

in diesem Punkte zu unterstüßen, und überhaupt so lange, bis sie Gelegenheit gefunden, diejenigen Maßregeln vors Parlament zu bringen, welche ihre Versprechungen bethätigen sollen. Jm Oberhause kam es dabei gar nicht zur Abstimmung, und die Adresse wurde nach einem etwas scharfen Scharmügel zwischen Lord Brougham, früherem, und dem Lord Lyndhurst, jeßigen Lord- Kanzler , noch am Dienstag Abend angenommen. Jm Ut

Der Umsturz der gegenwärtigen

hause dagegen dauerten die Debatten drei Nächte dur, bis ¡esen Morgen - und endigten in einer Abstimmung, wobei von ¡1 mitstimmenden Mitgliedern eine Mehrheit von sieben ge- ¿1 die Minister hervortrat. Dies macht die age derselben frei- ch precair genug; denn wenn sich auch die Mehrheit seit der rfen Abstimmung um Z vermindert hat, so scheint doch ihre Existenz pissermaßen von der Großmuth der Stanley - Partei abhängig, lche úberdies gar nicht ungeneigt ist, sie ihre Abhängigkeit fühlen 4 lassen. Unter gewöhnlichen Umständen, besonders vor der Feform des Unterhauses , und als noch die Whigs eine kräftige etheilte Partei bildeten, würde ein Ministerium bei solchen ekten haben austreten müssen; je6t aber, \sagen die Tories, ist es nug, daß nach aller Aufregung der lehteren Jahre sih noch viel Konservativ- Geist äußert, daß wir nicht mehr als etwa je Hälfte des Hauses gegen uns haben; und da wir gewiß d, uns bald das volle Zutrauen nicht nur der Stanley - Frac- qn, sondern auch noch vieler Anderen, die aus Vorurtheil noch nsere Gegner sind, zu gewinnen, so sind wir entschlossen, aus- uharren, Und nicht zu weichen. Lord Stanley berührte auch yr einen Punkt, worüber er noch nicht mit Sir Robert im teinen. ist, nämlich die Corporations - Reform; aber ob- (ih der Premier - Minister sich hierüber noch in keine (sciedigende Erklärung einlassen will, und die Tories über- upt sich am meisten hiergegen sträuben werden, so ist ihnen h die Unterstüßung dieses Mannes und seines Anhanges welcher sich vergrößern zu wollen scheint) zu wichtig, als daß le nicht nachgeben sollten, wenn auch die kräftige Opposition im Marlamente und „der Druck von außen her“/ nicht schon hin- reichend wäre, sie dazu zu zwingen. Jrland aber und die dor- e Kirche bleibt der_ schwierigste Punkt; denn hierüber scheinen ord Stanley und die Seinigen noch entschiedener zu denken, als die ge- nágigten Tories. Beide Theile also, einzeln oder zusammen, können hierin niht nachgeben; und die Jrländischen Katholiken werden ¡ht eher ruhen, als bis sie ihrer Kirche mit der Bischdflichen jenigstens aleiche Rechte erfochten haben. Inzwischen wird jeßt hne allen Rückhalt behauptet, daß Lord Brougham es war, wel- her jene berüchtigten Artikel in der Times und der Morning- hronicle, die die Auflôsung des Melbourne'’schen Ministeriums uerst bekannt machten und der Königin zuschrieben, an diese Vournale geschickt, und daß hierdurch allein der König genöthigt verden, sich für die Bildung einer neuen Verwaltung aus- Gliehli h an den Herzog von Wellington zu wenden.

Niederlande.

Amsterdam, 28. Febr. Man meldet aus Herzogenbusch om 26. d. Mts. „„Es wird von der Möglichkeit gesprochen, 4j das Hauptquartier der mobilen Armee diese Provinz ver- ise, Auch will man wissen, daß der größte Theil der im Felde chenden Reiterei und Artillerie in die Garnisonsplä6ze' sowohl seits des Flusses, als in dieser Provinz zurückgezogen werden ll, und daß von ‘der Jnfanterie nur die zweite Division unter m Befehl des Herzogs von Sachsen-Weimar in Kantonnirun- n bleiben und durch die andern Divisionen verstärkt werden dll, Ueber das Weitere scheint indeß noch nichts festgestellt zu pn,

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 24. Febr. Hiesigen Blättern zufolge, érden Se. Majestät der König wieder von einer ernsten Un- ißlihkeir auf Jhrem Zimmer zurückgehalten.

Am 19ten d. M. hat der Kaiserl. Russische General Graf on Suchtelen einen großen Ball gegeben, den Jhre Majestät e Königin und Se. Königl. Hoheit der Kronprinz mit Jhrer Pugenwart beehrten.

Dänemark|.

Kopenhagen, 28. Febr. Am 26sten d. M. hat der Kö- ig folgendes Reskript erlassen, in Betreff einer ihm überreich- n Petition Kopenhagener Bürger wegen unveränderter Bei- haltung der bestehenden Preßfreiheit :

(Jn Bezug auf ein Uns eingesandtes allerunterthänigstes Ge- ch wollen Wir hterdurch allergnädigß Unsere Dänische Kanzlei auftragt haben, den Abdruck folgender Unserer allerhöchsten Reso- tion in der Collegial - Tidende zu veranstalten: „Es ist 1s unerwartet gewesen, zu. schen, daß mehrere Unserer theueren nd treuen Unterthanen Uns darum haben ersuchen können, daß keine deränderung in der Preßfreiheits-Verordnung vorgenommen werde ; n #0 wie Unsere landesväterlichhe Sorgfalt immer darauf gerich-

let gewesen ist, Alles, was in Unserer Königlichen Macht siand, zum

Bohl des Staates und Volkes zu wirken, so kann auch Niemand s Wir allein im Stande seyn, zu beurtheilen, was zu Beider wahs- m Nußen und Besten gereicht, welches Wir auch fernerhin mit mselben Eifer und ungeschwächter Zuneigung zu unserem Volke fördern bedacht seyn werden. Wir befehlen Euch Gott!“

Deutscchland.

München, 27. Febr. (Leipz, Ztg.). Der nach London ‘fimmte Türkische Gesandte, Nuri Efendi, ist gestern Abends it 10 Wagen und 40 Pferden von Wien hier eingetroffen, it ihm sein Gezolge von 50 Personen, meist Asiaten, deren Underliher Anzug der Neugierde viel Stoff giebt. Der Ge- indte machte heute Vormittags scine Aufwartung bei Hofe und Urde mit Auszeichnung empfangen.

Das in Augsburg liegende 4. Chevaulegers-Regiment hat lô6lih Befehl erhalten, gegen Lindau zu aufzubrechen; zugleich telten einige andere im Ober- Donau- Kreise liegende Jn- interie: Regimenter Befehl, sich im marschfertigen Stande be- L halten. Diese Maßregeln stehen mit den Verhältnissen r Queis und mit angeblichen neuen Bewegungen der Deuts- en Flücht inge im Zusammenhange. dn Widerspruche mit den Nachrichten öffentlicher Blätter

êt man nun aus zuverlässigen Quellen, daß von einem bal- zen Beitritt Oesterreichs zum Deutschen Zoll-Verein keineswe- (9 die Rede sey, und daß vielmehr die von Seiten Bayerns mit esterreich angefnüpften Unterhandlungen lediglich einige Erleich- Ungen des Gränzverkehrs betreffen.

Den Bayerischen Handwerksburschen ist nun auch das Wan- in, wie nah der Schweiz, so nah Belgien, Frankreih und gland aufs strengste verboten worden. | Stuttgart, 28. Febr. Gestern Nachmittag sind Se; Urchlaucht der Herzog von Nassau mit Jhrer Königl. Hoheit t Frau Herzogin und der Prinzessin Tochter Therese, zum suche bei Jhren Königlichen Majestäten hier eingetroffen.

Karlsruhe, 28. Febr. Bei der gestern stattgefundenen s { im 5ten Städte- Wahlbezirk, in Offenburg, i| der Geh. 6 Mittermaier zu Geer zum Abgeordneten der zweiten inmer der nächsten Stände-Versammlung gewählt worden.

O e-sterreich.

Bien, 28. Febr. Die hiesigen Blätter enthalten fol- es von gestern datirte Bülletin; „Jn der Nacht vom 26.

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zum 27. Febr. schliefen Se. Majestät viel und ruhig, was eine

Verminderung des Fiebers und der übrigen KrankheitszUfälle her- beiführte. Dieser beruhigende Zustand blieb I N Mit- tag, wonach das Fieber sich wieder steigerte, aber in einem etwas geringeren Grade, als gestern, und ohne daß die übrigen Krank- heits-Erscheinungen si verschlimmerten.“/

Aus Siebenbürgen erfährt man (wie dffentliche Blätter berichten), daß die Auflösung des Landtags ruhig vor- über gegangen is, und die Abgeordneten fi ill in ihre Heimath zurückgezogen haben, wo sie, wenigstens der größeren Zahl nach, keine freundlihe Aufnahme zu erwarten haben, da sie den Hoff- nungen nit entsprachen, welche das Land in sie gesegt hatte. Es ist seltsam, daß, da die Regierung in ihre Propositionen die wesentlichsten Verbesserungen, die allein der Nation zu statten fommen mußten, aufgenommen hatte, gerade deren Vertreter es sich aus Selbstisucht zum Geschäft machten, Alles, was der Ge- sammtheit zum Nußten gereichen sollte, zu hintertreiben. Auch herrsht im ganzen Lande fast nur Eine Stimme der Mißbilli gung gegen dieses Betragen, und die Regierung hat durch die Aufiösung des Klausenburger Landtags einen wahren Triumph gefeiert. Man darf indeß nicht übersehen, daß diese Wendung der Verhandlungen auf dem Landtage, die seine Auflôsung herbei: führte, immer sehr zu bedauern ist, weil dadur, wenn nicht irgend andere Heilmittel gegen den Krebsschaden versucht werden, die so nothwendigen von der Regierung beabsichtigten Verbesserungen auf eine ferne Zukunft verschoben bleiben müssen. Man täusche sich

nicht; jene hartnäige Opposition war nit eine Opposition des Landes gegen die Regierung; sie war ein durch Sophiémen und Winkelzüge charakterisirtes Widerstreben einiger Wenigen gegen zugleich gegen die wohlmeinenden

das allgemeine Wohl, und Vorschläge der Regierung.

Nachrichten aus Dalmatien zufolge, ist der Türkische Gouverneur von Scutari mit den Paschas und Beys von Al- banien dahin übereingekommen , daß sie, statt der anfangs beab- sichtigten Rekruten - Aushebung, die in dieser Provinz leicht zu Reibungen und Unruhen hätte Anlaß geben können , dem Sul- tan eine bestimmte Summe, und zwar jährlich 600 Beutel (30,000 Gulden) zahlen sollen. Von diesem Gelde soll nunmehr der Sold der in Albanien befindlichen Türkischen Truppen bestritten werden. Der Wesir von Bosnien (Daud Pascha) dagegen hat den bestimmten Befehl erhalten, ein Truppen - Corps zu bilden, zu welchem Behufe bereits die vollständigen Equipirungsstüke angelangt sind.

Prag, 2. März. So eben is hier nachstehendes Bülletin Über das Befinden Sr. Majestät des aeises e geben worden :

„Laut Nachrichten aus Vsien vom 28. Februar war der Zustand Seiner Majestät im Verlaufe des 27. Februars bis Abends 10 Uhr beruhigend. Jn der Nacht vom 27sten auf den 28sten war die Verschlimmerung heftiger, Seine Majestät schlie- fen wenig und unruhig; es trat keine Krisis ein, und das Be- finden war den ganzen 28sten über weniger beruhigend, als am gesrigen A Á /

„Um 4 Uhr Abends war das Fieber etwas geringer, d andern Zufälle aber dieselben. “‘ s L E

halten. ‘‘

„Um 725 Uhr Abends war der Zustand Seiner Majestät etwas beruhigender, als er es in dem früheren Verlaufe dieses Tages war.

Prag, am 2. März 1835. Vom K. K: Böhmischen Ländes-Präsidium.“/

Schweiz.

Bern, 26. Febr. Eine von 28 Mitgliedern unterschriebene Motion wurde auf den Kanzleitish des Großen Rathes gelegt und trägt darauf an, daß der Regierungs - Rath in Zeit von acht eun einen genauen Bericht über die Lage des Vaterlandes erstatte.

Ein anderer Antrag von Herrn Tillier ist folgenden Jnhalts :

¡Daß er sehr starke Gründe habe, zu vermuthen, E An- fang des Jahres 1834, während der Abwesenhäit des Grafen von Rumigny, von dem damaligen Geschäftsträger, Herrn von Belleval, dem Vororte Zürich eine zwar vertrauliche, aber dennoch amtliche Mittheilung gegen die Einführung eines eidgendssishen Verfassungs- Rathes gemacht worden sey. Da nun diese Mittheilung seit einer langen Reihe von Johren der erste Schritt einer ausländischen Macht zur Einmischung in innere Verhältnisse der Schweiz wäre, und der Unterzeichnete glaube, es gehöre dieselbe zu einer Art von Geschäften, in welcher keine Art von vertraulicher Unterhaltung zwischen Schweizerishen Behdrden und dem Auslande stattfinden solle, so mache er den Mg daß der Große Rath der Regierung die Weisung ertheile, noch während der gegenwärtigen Sitzung über die Frage Bericht zu erstatten, ob wirklich eine solche Mittheilung stattgefunden, und wie dieselbe beantwortet worden sey.

Bern, den 21. Februar 1835.//

. Zürich, 25. Febr. Die Neue Zürcher Zeitung macht folgenden Beschluß des Regierungs - Rathes bekannt : B

„Der Regierungs - Rath, mit Hinsicht auf den Beschluß des großen Rathes vom 27. Juni 1834, betreffend Gewährung des Asyls an politische Flüchtlinge, und mit Hinsicht auf Geruchte und An- zetgen, daß in unserem Kanton Versammlungen und Vereine von Fremden stattfinden, welche der dentlichen Ordnung und Sicher- heit zuwider sind, und ‘die Ruhe anderer Staaten fdren könnten, beschließt: 1) Alle Fremden, welche it unserem Kanton politische Vereine stiften, oder solchen beitreten, sind unverzüglich aus dem Kanton toegzuweisen. Solche, welche an Berathschlagungen oder an Mitwirkung zu gewaltsamer Störung der Ruhe benachbarter Staaten Theil nehmen würden, sind zu verhaften und-'den Gerichten zur Untersuchung und Beurtheilung zu überweisen. 2) Sämmt- liche Statthalter werden beauftragt, auf alle in ihren Bezirken sch aufhaltende Fremde ein wachsames Auge zu. halten, über auffallende Veränderungen in der Zahl derselben unverzüglich dem Polizei- Rathe Bericht zu erstatten, und politische Versammlungen von Fremden zu hindern oder aufzulösen. 3) Der Polizei -Rath is mit Vollziehung dieses Beschlusses, und im Fall von Wegweisung mit der Anzeige an die betrefenden benachbarten Polizei- Behörden bes auftragt. Aectum Zürich, den 21. Fehruar 1835.-/

Griechenland.

Jn Bezug auf die in Nr. 30 der Staats- Ztg. erwähnten Schwierigkeiten hinsihtlih der Neubauten von E ist uns folgendes berichtigendes Schreiben zugekommen, von welchem die Allgemeine Zeitung, aus der der betreffende Artikel entlehnt war, auch bereits einen Theil aufgenommen hat :

- „Berlin, 17. Febr. Die in der Allgemeinen Zeitung enthal- tenen Korrespondenz - Nachrichten aus Nauplia vom 28. Nov. und aus Athen vom 8. D v. F./ welche aus derselben in andere Ta- gesblätter namentlich in die Allgemeine Preußische Staats - Zeitung Ubergegangen sind, haben hier durch die darin ausgesprochenen ge- hâssigen Jnsinuationen gegen die beiden nunmehr auf ihren Antrag aus dem Dienste des Griechischen Staates entlassenen Architekten wahrhaften Unwillen hervorgerufen. Diese allgemein gefühlte Fn- dignation mußte natürlich um 9 lebhafter seyn, gls "die

„Um 6 Uhr Abends wurde ein ärztliches Consilium ge-

in dem vorgedachten Schreiben niedergelegten Beschuldigungen ohne alle Beweise gehäuft und dex Bestrebungen jener Männer Motive untergelegt werden, deren Ke anerkannt ehrenwerther Charakter bisher gar nicht für fähig gehalten wurde. Beide Angeschuldigte - Hr. Kleanthes aus Macedonten und Hr. Schau bert aus Bres- lau (nit aus Dresden), sind hier, wo sie ihre artistishen Studier unter rafilosem Fleiße mit glücklihem Erfolg vollendet haben, viel- fach gekannt und leben in dem Andenken ihrer vielen Freunde und Kunstgenossen als Männer von Talent und unbescholtenem Charak-

ter. Ersterer kehrte, nachdem er in der Theilnahme an der Be-

freiung seines - Vaterlandes eine herbe Schule des Unglücks durch- gemacht, mit den später hier erworbenen Kenntnissen und Erfahrun-

en nah Griechenland zurück, in der reinen Absicht, seinem Vater- ande wahrhaft nüßlich, aber gewiß nicht, ihm durch eigennüßiges Treiben hinderlich zu werden. Letzteren führte der Freundschafsbund mit jenem und der freie Trieb, auf Griechenlands klassischem Boden die Urbilder seiner Kunst zu schauen, dahin, entfernt von jedem Eft- gennuße, nur seiner Kunsi lebend. Daß diese Männer sich in Athen ein eigenes Wohnhaus erbaut haben, if hier zwar allgemein bekannt, allein für Niemand auffallend gewesen, da man weiß, daß Herr Schaubert von Hause aus wohlhabend ist und einen bedeutenden Theil seines Vermögens nach Griechenland hinübergezogen hat, um sich dort durch Ankauf von Ländereien ansässig zu machen. Wenn daher der tc. Korrespondent der Allgem. Ztg. diesen Umsiand, wie es scheint, dazu benußen will, um der von thm vorgebrachten Be- \huldigung des eigennüßigen Verfahrens beim Entwurfe des neuen Stadtplans von Äthen, womit jene Baumeister sich vor kurzem auf eine in jeder Beziehung ausgezeichnete Weise beschäftigt haben, einige Wahrscheinlichkeit zu geben, so beweisi er dadurch, um es nicht härter auszudrücken , ungefähr eben so viel Logik -

als indem er hauptsächlich ihrem®* Austritte die bet der Dis- location der Regierung von Nauplia nach Athen entstandenen mehrfachen Schwierigkeiten zuschreibt, welches fasi unwillkürlich an jenen namenlosen Sappeur erinnert, der E den Verlust der Leipziger Schlacht verschuldet haben soll. Obgleich nun die ganze Anklage, deren wahrer Ursprung nicht gar weit zu suchen seyn dürfte, zu sehr den Charakter einer unlauteren Parteilichkeit an sich trägt, als daß ihr eigentlicher Zweck nicht schr bald sollte durchschaut wec- den können, so scheint es wenigstens vorläufig zur Ehrenrettung der ungerecht Beschuldigten, namentlich des am meisten verunglimpften Kleanthes, nicht unangemessen, .das Audiatur et altera pars in Erin- nerung zu bringen, în der festen Hoffnung, daß die Beweise vom Gegentheil nicht ausbleiben werden, auch wenn die Herren Klean

thes und Schaubert es unter ihrer Würde halten sollten, wegen der E een Fnvective sich selbsi in irgend eine Controverse cin=--* zulassen.// i

Fnland.

Berlin, 5. März. Die summarische Uebersicht der im Winter - Semester 1824 auf der Universität Breslau befindli- chen Studirenden ergiebt: evangelische Theologen 195, katholi- sche Theologen 212, Juristen 201, Mediziner 107, Philosophen, Philologen und Kameralisten 114, also zusammen 829. Außer diesen immatrikulirten Studirenden nehmen an den Vorlesungen der Universität noch Theil: 1) die Eleven der medizinisch-chirur- gischen Lehr- Anstalt, 82 an der Zahl, ferner 5 Pharmaceutetr und 6 Ockonomen, so daß die Total, Summe 922 beträgt.

Zufolge der von den Herren Landräthen vorgelegten Ue- bersichten sind auch im verflossenen Jahre in den Gemeinden des Regierungs - Bezirks Erfurt sowohl auf gemeinheitlichenr Grund und Boden, als auf Privat-Eigenthume, abermals be- deutende Anpflanzungen von Obstbäumen, Nuß- und Brenn- höôlzern vorgenommen und im Ganzen 61,451 wilde Obstbäume gepflanzt, 35,669 dergleichen durch Pfropfen, Oculiren 2. -ver- edelt, 30,791 gut gemachte Obstbäumchen verpflanzt, und 696,309 Stämme Nu&6- und Brennhölzer, so wie Maulbeerbäume ges pflanzt, auch außerdem noch eine große Anzahl Morgen Forst- grund mit Holzsamen besäet worden.

R RE N E ten

Bettag u 28

des Landtags - Abschiedes für die zum 4ten Provinzial-Landtage versammelt gewesenen Stände der Provinz Westphalen.

Denkschrift, die Anträge der Westphälishen und der Rheinischen Provinzial-Stände auf Ermäßigung des von den Provinzen bisher entrihteten Grund-Steuer- Kontingents betreffend. 4 f (Fortsetzung. )

Die Petition der Rheinischen Stände sucht den Antrag auf Parification der westlichen mit den dsilihen Provinzen durch ein spezielleres Eingehen auf den Fnhalt der mehrmals erwähnten Denk- chrift vom 18. Mai 1830 zu rechtfertigen, ohne jedoch die Gesichts- punkte, aus welchen jene Denkschrift bei der Gegeneinanderstellung mehrerer statistischen Daten für die dstlihen und für die westlichen Landestheile ausgehet, Úberall rihtig aufzufassen. /

Die ministerielle Denkschrift hatte unter anderen statistischen Daten auch die Zahl der in den ösilihen und westlichen Provinzew befindlichen Privat - Wohngebäude gegeneinandergestelt. Es wurde aug emen als sey der steuerbare Ertrag eines Wohnhauses in den dfilihen und in den westlichen Provinzen im großen Durchschnitt einander gleich, was wenigstens nicht zum Nachtheil der wesilichen Dot L gereichen konnte. Das Kataster der westlichen Provinzen, oiveit es damals vollendet , ergah ferner, daß der Reinertrag, also die Steuer von Gebäuden, 16 Procent vom Gesammtertrag, also von der gesammten Steuer vom Grund- Eigenthum ausmache, und es lag kein Grund vor, um anzunehmen, daß bet Anwendung gkei- cher Kataster - Prinzipien auf die dstlichen Provinzen sîch dies Ver- bâltniß dort anders gestalten werde. Wie sh also jene 16 Procent der Gesammt - Steuer, so mußte sich auch das Ganze, von welchem die Procente entnommen, verhalten. Das Verhältniß der Häuser=- zahl in den dsilichen zu den westlihen Provinzen aber ist wie

698 zu 302, / und so würden sich also unter obigen Vorausseßungen auch die itr einem und dem anderen Landes - Abschnitte aufzubrtingenden Grundsteuern verhalten müssen.

Das Verhältniß der wirklich aufgebrachten Grundsteuer

ist wie 689 zu 311, also bis auf 9 pro mille mit erfierem zusammentrefend.

Dée Anlage zur Petition der Rheinischen Stände, auf welche die lehteren sih beziehen , bemerkt hierüber, daß doch immer nur Verhältnißzahlen und Gleichungen angegeben seyen, nicht aber, wie=- viel die Haussteuer in den dtlichen Tage in wirklich betrage.

Die hiernach desiderirte Angabe läßt sh nicht liefern, weil in dem größten Theile der dstlichen Provinzen eine besondere Haussteuer auf dem platten Lande nur insoweit unter dieser besondern Bezeichs- nung existirt, als die Wohnstellen nicht mit einem größern contri- butionspflihtigen Complex von Grundbesiß verbunden sind. Wäre dies aber auch nicht, so könnte jene Angabe nux dann von Nuzet seyn, wenn die Besteuerung des unbeweglichen Besißthums in den dfilichen Provinzen bereits überall nah den Grundsäßen für die wesilihen Provinzen stattgefunden hätte, also wenn eben das schon geschehen wäre, was die Stände dermalen in Anspruch nehmen: während die Aufgabe der Denkschrift nur die seyn könnte, zu erdr« tern, ob nach den vorhandenen statistischen Daten sich die behauptete Ucherbürdung in der gesammten Gyundsteuer-Leistung des einen ges