1835 / 66 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von ‘diesem Schritte des Kdnigs unterrichtet. Die vorigen doc- trinairen Minister scheinen jedoch Kenntniß davon gehabt zu ha- ben. „Der König“, sagt ein hiesiges Blatt, „der die SHúHwierigkeiten voraussieht, die sich der Bildung eines Soult- ichen Ministeriums entgegenfstellen dürften, scheint sih auf einen Versuch mit dem Ministerium Sebastiani vorbereiten zu wollen. Die Frage ist nun, welche Männer sh dem Leßtern anschließen wür- den. Denn für ihn iftdie Schwierigkeit ungefähr dieselbe, wie für den Marschall .Soult. Die Rückkehr des Herrn Sebastiani hat dem seit einigen Tagen verbreiteten Gerüchte neue Nahrung ge- geben, daß die Herren Thiers und Guizot insgeheim daran dâäch- ren, ihre Portefeuilles zu behalten. Sie würden si, heißt es, von! dem Grafen von Rigny losmachen und mit den Herren Sebastiani Und Broglie, von denen der Eine Kriegs: Minister, der Andere Miniser der auswärtigen Angelegenheiten werden würde, die aeue Verwaltung bilden. —- Die Combination Du- pin, \cheiat gegenwärtig weniger Chancen zu haben, als in den leßtea Tagen. Der König kann sich nicht dazu entschließen, die ‘Prásidentschast des Conseils aufzugeben, und bei der leßten Zu- \ammenfkunft, die ex mit Herrn Dupin gehabt, schien er nicht sehr zu dessen Gunsten gestimmt. Andererseits tvollen die Her- ren Gérard und Passy kein Poi tefeuille mehr annehmen, und die Wahl des Marschalls Clauzel, den Herr Dupin dem König vorgeschlagen hat, scheint Sr. Majestät auch nicht anzustchen. Mit Spannung sicht man der Entwickelung dieses ministeriellen

Wirrwars entgegen. Die Yntriguen kreuzen sih jeßt so, daß es

gar nicht mehr mit irgend einer Wahrscheinlichkeit vorauszusehen ilt, auf welche Seite sich der Sieg neigen wird. “/

Der Jm partial sagt, in Uebereinstimmung mit den (ge- stern mitgetheilten) Aeußerungen des Constitutionnel: Bis jéßt ist wéder dem Marschall Gérard noch dem Herrn Dupin, noch ihren gemeinschaftlihen Freunden irgend eine Eröffnung gemacht worden. Es is notorisch, daß keiner von Beiden an einer ministeriellen Combination arbeitet oder gearbeitet hat. Wir können ver sich¿s , daß die Herren Gérard und Dupin sich bis zu die- ser Stundenoch nicht gésehen haben. Und doch, welche Gerüchte seßen nicht die Doctrinatcs úber die angeblichen Ministerien Gérard und D in Umlauf! Der Zweck dieset Umtriebe ist klar; man will nämlich das, was noch gar nicht versucht worden ist, íúr unmöglich erklären. Dies hat man im vergangenen Monar November gewollt und gethan, und dies will und thut man jeßt wieder. - Man sagt und läßt überall sagen: „„„„Dies oder jenes Ministeriun ist unmöglich///— wenn au noch gar nicht die Rede davon gewesen ist —- und zieht den Schluß daraus: „//„Wir al- lein sind möglich,//// Dies war das Ende der Intriguen im Monat November, und dies wird auch jeßt das Ende jeyn.‘/

Die Gazette de France enthält folgènden Artikel: „Jn 55 Monaten find 51 Minister ernannt, verändert, abgeseßt oder entlassen, und 35 Staats - Männer sind verbraucht und. abges nut wotden. Wir lassen hier das lange Verzeichniß der 35 Eßhrgeizigen folgen, welche verdammt waren, sich auf die Schmerzehsbank zu seßen, und deren 51 Ernennungen und 5 Entlassungen in dem Dlctine vom 1. August 1830 bis zum 1. Márz 1835 durch den „Moniteur‘/ publizirt wurden. Wir reihen sie nach der Dauer ihrer ministeriellen Existenz, indem wir mit denen, die nur einige Stunden als Minister geathmet haben, anfängen, und so, Tag für Tag, Monat für Monat, bis zu denen steigen, welche die seltene Erscheinung eines ministe- riellen Lebens von länger als 12 Monaten darbieten: Todtgeborene Minister, oder solche, deren

nach Tagen berechnet wird.

Admiral Roussin | haben klúglicherweise die ihnen angebotenen

Herr Brefson i Herr Sauzet | Portefeuilles abgelehnt.

Der Herzog l Bassano Der Genzral Bernard | Acht Ta E

: ! ge, vom 8. bis 138. No- Herr Teste | vember 1834.

Leben

Herr Karl Dupin

Herr Passy

Der Marschall Jourdan | Herr Bignon

Herr Tupinier | Der General Maison. Vierzehn Tage im Jahre 1330.

Minister, deren Leben nah Monaten berechnet wird.

Herr Molé 22 Tage. Der Marschall Mortier 129 Der Admiral Duperré j L: Le Herr Laffitte / 11

" Herr Dupont (von der Eure) D Ga G Herr Girod (vom Ain) D va dd N Der Marschal Gérard, in zwei Malen S Der Admiral Jacob : 36 Herr Merilhou, in zwei Malen 18 Herr Duchatel, in zwei Malen 18 Herr Persil Y 89

Ueber ein Jahr waren Minister:

err Casimir Périer 1 Jahr

err von Argout, in zwei Malen .… 9 Herr von Broglie, in zwei Malen . . » Herr Louis, in zwei Malen s

Zehn Tage, vom 1. bis 11. Aug. 1530.

4D 138 25A 300 309

30

O 4 120 131

22

err von Montalivet, in drei Malen » Derr Thiere, in zwei Malen 2 » General Sebastiani, in zwei Malen »

err Guizot, in vier Malen 2 » Vet Humann, in zwei Malen . » Admiral Rigny, in drei Malen .….. Herr Barthe S Der Marschall Soult P E O E A

Ein solcher Verbrauch ‘an Ministern in einer so kurzen Zeit möchte vielleicht ohne Beispiel in dec Geschichte seyn.“

Die Gattin eines der jczigen Minister soll gesagt haben: „Man spricht so viel von der jetzigen Ruhe. Wahrhaftig, eine \hône Ruhe, die alle 24 Stunden unsere Existenz auf's Spiel seze! Wir lebten weit ruhiger, als es noch Emeuten gab!

Die zweite Ausgabe der Broschüre „Adresse eines Consti- tutionnellen an die Constitutionnellen““ ist gestern hier erschienen. Diesesmal hat sich der Verfasser , Graf Röderer, genannt und in einer Vorrede die ganze Verantwortlichkeit für die in dieser

Schrift aufgestellten R sage übernommen,

Der älteste Französische General - Lieutenant, Baron Des- bureaux, is vorgestern im 80sten Lebensjahre hierselbst mit Tode abgegangen. L

In einem Schreiben aus Bayonne vom 23sten d. heißt es: „Die Truppen der Königin halten noch immer dieselben Punkte besezt. Der General Mina is, nachdem er die im Baâstan- Thale stehenden Truppen inspicirt hat, nah Elisondo zurügekehrt, wo er sich gestern befand, und von wo aus er die Aufforderung erlassen hat, 200 Maulesel zu seiner Verfügung

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zu stellen, welche wahrscheinlich dazu dienen sollen, das Geld zu transportiren, das auf Befehl des Generals nach den Alduden gesandt worden ist. Zumalacarreguy hat in aller Eile mit 10 Bataillonen die bisher inne gehabte Stellung verlassen und ist nah der Gegend von Estella aufgebrochen, wo er mit dem Tranéporte, der sich von Vittoria nach Pampelona begiebt, bes- ser fertig zu werden glaubt, als mit dem, welcher früher von hier abging.“

® Jn der Sentinelle des Pyrenées vom 24sten d. liest man : „Der Plat - Kommandant von Orduña schre:bt, daß am 18. d. bei Tagesanbruch dieser Ort pld6lich von der Karlisten angegriffen worden sey. Ein großer Theil derselben überstieg auf Leitern die Mauern der Stadt in der Gegend des sogenann- ten Schlosses und bemächtigte sich der Häuser, und des Walles der zweiten Linie. Aber sie wurden schnell wieder aus diejer Stellung vertrieben, und mußten einige Todte und Verwundete

auf dem Platze lassen.“

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 25. Februar. (Nachtrag.) Jn der von Lord Stanley gehaltenen (und vorgestern bereits erwähnten) Rede sagte derselbe unter Anderem, er wolle mit wenigen und, wie er hofe, Überzrugenden Worten dem Hause die Gründe ange- ben, weshalb er für die Adresse stimme. Bei dem jetzigen Stande der ‘Parteien glaube cr, as rechtlicher Mann, der sih zu rechtlichen Reform- Grundsäßen bikenne, verpflichtet zu seyn, gegen das Amendement zu stimmen.- Diese Ansicht theile er mit einer großen Anzahl von Männern, deren Namen im Lande von Gewicht seyen. i

„Was das Amendement hetrift‘/, fuhr er fort, „9 muß ich zuerst mein Wohlgefallen zu erkennen geben Uber die passende und ganz constitutionnelle Weise, in der mein edler Freund dasselbe ein- brachte. (Großer Beifall vou beiden Seiten des Hauses.) Fn Be- tref} der consittutionnellen Rechte und Privilegien ieses Hauses, und namenilih des Recztes, die Auflbsung des vorigen Parlaments in Berathung zu ztehen, so wie darin, daß die jeßigen Minister für jene Auflösung und für die Entlassung des vorigen Ministeriums verantwortlich sind, stimme ich meinem edlen Freunde völlig bet. Fch pflichte ihm ferner in dem volllommen ber, was er über die außerordentliche Vereinigung der Gewalt in einer L Person während längerer Zeit bei Entlassung des vorigen Ministeriums sagt. (Hört, hört!) Fch gebe ihm vollkommen Recht, daß dies Verfah- ren durch den Umstand, daß kein Mißbrauch daraus entstanden ist, nicht gerechtfertigt wird. Fch erkenne die hohen Talente des Her- zogs von Wellington an, aber ich bin der Meinung, daß ein solches Verfahren, ohne daß die Repräsentanten des Volks davon unter- richtet sind, ein. gefährlihes Beispiel für die Freiheiten des Landes is. (Lauter und anhaltender Beifall von dec Opposition.) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat zur Refertigung dieses Verfah- rens cin Beispiel aus den leßten Tagen der Königin Anna ange- hrt, wo dem Grafen Shrewsbury die höchsten Staatsgewalten übertragen wurden. Allein damals war die Lage des Landes eine vôllig andere. Die Kdnigin lag auf dem Sterbebette die Thron- folge war sircitig, und ein fremder Prätendent bedrohte das Land mit einem Bürgerkriege, jenes Verfahren war daher nothwendig für die Erhaltung der Freiheiten des Volkes. Einer Stelle des Amendements kann ich jèedoch meinen Beifall nicht versagen, derje- nigen nämlich, welche die Erläuterungen des sehr ehrenwerthen Bas=- ronets in Hinsicht der Munizipal - Corporationen für unzulänglich erklärt. (Großer Beifall von der Opposition.) Das Englische Volk hofft auf eine gänzliche Reform der Munizipal-Corporationen, und ich erwarte mit großer Ungeduld die Maßregeln, welche die Regie- rung in dieser Beziehung ergreifen wird. Bestände daher das Amendement nur aus der hierauf bezüglichen Stelle, so würde es mir schwer geworden scyn, irgend etwas dagegen vorzubringen. Doch muß ih bekennen, daß mein Grundsaß, die Maßregeln des jeßigen Ministeriums nècht zu verdammen, bis ich im Stande bîn, zu beurtheilen, welcher Art sie stnd, mich nicht abhâlt, der Adresse meine Zustimmung zu geben, da sie nichts weniger, als eine Ver- weigerung aller darin übergangenen Dinge enthält, oder uns zu einer Genehmigung der Einzelheiten oder der Prinzipicn jeder Maß- regel verpflichtet. Jn der Rede Sr. Maiestät wird von mehreren Gegenständen im Sinne einer gründlichen und constitutionnellen Reform gesprochen, aber durch ein cigenthümliches Verhängniß foinmt das Wort „Reform// selb darin nicht vor. (Gelächter. ) Fch glaube, dies is denen zu Gefallen gescehen, die dieses Wort nicht lieben. (Großes Gelächter.) Jch will darüber nichts weiter sagen, sondern, zwar begierig, aber mit Geduld und Mäßigung, die Ersúllung der in jener Rede gegeben Versprechungen erwarten. Ich hofe, so der Erklärung geniäß zu handeln, die ich meinen Kontsli- tuenten gegeben have, daß ich, obgletch ich es ablehnte, mich dieser BYerwaltung anzuschließen, und obgletch îch fein Verzrauen zu dem jeßigen Ministerium habe, dennoch feinen Schritt zu seinem Sturz thun werde, ehe ich nicht längere Zeit die Grundsäße, wonach es handelt, zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. Jch bin über= zeugt, daß das Amendement in der Absicht entworfen ist, das jeßtge Ministerium zu stürzen oder cinen solchen Triumph üver dasselbe zu erringen, der cs in eine große Verlege1- heit bringen sollte. Beides halte ich für Unrecht. (Hört !) Zu der Erdrterung der Frage Über die Entlassung des vortgen Mtít- nisteriums, die mein edler Freund (Lord Morpeth) eine Frage von der hôchsien Wichtigkeit nennt, fehlt es uns an der genauen Kennt- niß der Umstände, die dazu führten. Fch will mich nicht auf eine Untersuchung der Zweckmäßigkeit oder Nothwendigkeit dieser Maßre: gel einlassen, aber ich widersehe mich jeder Entscheidung dieser Frage auf dem Wege eines Amendements zu der Adresse. Fh widerschße mich der Erklärung in dem Amendement - daß dic Rexorm - Bill durch die Aufldsung des Parlaments gefährdet sey, denn wenn dies der Fall ist, wenn sie durch einen Aufruf an die Wähler des Reichs in Ge- fahr kommt, so i je eine ganz unnäúße und werthlose Maßregel. Meine Achtung vor der Reform - Bill und vor den Wählern- dieses Landes erlaubt mir nicht anzunehmen, daß eine Regierung den Strom heilsamer Reformen zurückzuhalten im Stande sey, und ih bin der Meinung, daß die Aufldsung eines Parlaments die Ausdehnung der Reform aux alle nüßliche und nothwendige Zwecke nicht verhindern werde. Die angeführten Gründe bestim- men mich, dem von meinem edlen Freunde vorgeschlagenen Amen- dement meine Zustimmung zu versagen, well es nicht nur den An- schein haben würde, als ob ich dasjenige unterstüßte, was meiner Ansicht entgegen ist, sondern auch, weil ih der Meinung bin, daß dieser Antrag unter den gegenmvärtigen Umständen für das Land und die Sache der constitutionnellen Reform von gefährlichen Folgen seyn kann. Unal:hängig von dem jeßigen Ministerium, und keine anderen Ver- pflichtungen kenncnd, als die, welche jedes unabhängige Parlaments- Mitglied zu erfüllen hat, begierig auf die Befdrderung der Reform und zugleich bemüht, eine allgemeine Zerstörung des Befiehenden zu verhindern, fühle ich mich verpflichtet, der zur Beantwortung der Thron - Rede beantragten Adresse meine Zusiimmung zu geben, ob- gleich ich Manches in derselben kräftiger hervorgehoben wünschte, und zugleich mich dem Amendement zu widersezen, das, neben man- chem hdchsi Wünschenswerthen, doch auch viel Verwerfliches ent- hâlt.// (Lauter Beifall von den Ministeriellen.)

Unrerhaus. Sibung vom 27. Februar. Nach der (gestern unter London erwähnten) Erkiärung Sir R. Peel's, daß ec nicht auf einer neuen Abstimmung über die Adresse be- stehen wolle, nahmen noch" mehrere Mitglieder, die an den dret vorhergehenden Abenden nicht zu Worte gekommen waren , die Gelegenheit wahr, ihre Bemerkungen über das Ministerium und

über die Auflösung des Parlaments zu machen, namentlich Hetr

Hume, der noch eine sehr lange Rede hielt und es an beleidi, genden Ausfällen nicht fehlen ließ, und es wurde sodann der Bericht über die amendirte Adresse verlesen. Das Haus ver; tagte sich um 1 Ußr.

London, 28. Februar. Bei dem lekzten Lever, welches dey König im St. James- Palast hielt, wurden Sr. Majestät der

General Soublette durch den Mexikanischen Gesandten und die My F

Barone von Schimmelpenningk und van Gagern durch den Niederländischen Gesandten vorgestellt.

Gestern Nachmittags wurde im auswärtigen Amte ein Ka, binets - Rath gehalten, der von 2 bis halb 5 Uhr dauerte.

Der Standard meldet die Abreise des Generals Seba stiani in folgender Weise: „Am Dienstag Advbend kam im Fran zösischen Gejandtschafts- Hotel ein Courier aus Paris an, dex eine Depesche vom König Ludwig Philipp an den Grafen S4 bastiani überbrachte, wodurch die Anwejenheit des Lebteren in Paris gewünscht wird. Er und der Legations -Secretair , Het Brennier, verließen am Mittwoch London. Man vérmuthe, daß, im Fall der Marschall Soult die Präsidentschaft des Cy seils nicht annehmen sollte, die Bildung des Ministeriums dey Grafen übertragen werden würde. Die Gräfin Sebastiani bleibt hier und bezieht das Haus der verstorbenen Marquisy von Hertford in Manchester - Square.‘ Der Courit glaubt ebenfalls, daß die Abreise des Grafen Sisy stiani mir der Bildung eines neuen Franzdfischen Miri riums in Verbindung stehe. Die Times will wissy, daß der Botschafter nur sehr kurze Zeit in ‘Paris zu verwei gedenke, und fügt hinzu: „Während der Abwesenheit des Gra fen Sebastiani wird der erste Französische Gesandschafts: See tair, Herr von Bourquenay, seine Stelle vertreten; er wutte am Mittwoch Sr. Majestät als Geschäftsträger vorgestellt. Her Pontois, der vorige Geschäfisträger, ist im Begriff, nach Ri Janeiro abzugehen, wo er zum Gesandten des Königs der Fran: zosen ernannt ist. Herrn Pontois Abreise ist für seine Freund in England eben so betrübend, wie seine Ankunft in Brasilin súr seine zahlreichen Bekannten in jenem Lande, wo er frühu schon als Geschäftsträger fungirte, erfreulich seyn wird. WVe nige Franzosen haben vielleicht so viel diplomatische Dienste u leistet, wie Herr Pontois. Sein Name figurirte auf jeden seit 1814 gehaltenen Kongreß.‘

Die ministeriellen Blätter heben aus der Rede, welche Gi Robert Peel am Dienstag Avend im Unterhause gehalten, lu sonders die weitläuftigen und unumwundenen Erläuterunqn hervor, welche derselbe zu dem nothwendiger Weise kurz ges ten Jnhalt der Thron-Rede gegeben. Jn Bezug auf die atn tige Politik, welche das jeßige Minijterium zu befolgen geda, machen sie in diesem „ge)prochenen Manifest‘, wie sie die Ritt des Premier - Ministers nennen, besonders auf folgende Stel aufmerksam: „Der erste in der Thron-Rede erwähnte Punkt! sagte Sir Robert, „sind unsere Verhältnisse zu auswärtige Fürsten und Staaten. Die Regierung hat erklärt, daß es iht ernstlichster Wunsch sey, die freundschaftlichen Beziehungen ju ihnen aufrecht zu erhalten. Sie hat versichert, daß sie du zuversichtliche Hoffnung hege, die Segnungen des Friedens bu wahren zu können. Sie sagte ferner, daß sie bereits auf Seite einiger von den großen Mächten Europa's eine Tendenz zu U nehmendem Vertrauen in das Britische Ministerium gewaht! und daß sich dieses Vertrauen durch die Verminderung der Mi litair- Macht derselben kundgegeben habe. Andererseits hat man dat in ein- schlimmes Anzeichen finden wollen, daß die militairischen No gierungen des Kontinents zu dem Englischen Ministerium Ver: trauen hätten. Nun sind aber die Minister gegen jene Regie rungen keine Verpflichtungen eingegangen, die sie nôthigen kön ten, von ihren Grundsäzen und von ihrer Abneigung gegen dit Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder abi zugehen. Aber nichts kann ih für unseliger halten, al das gelegentlih in diesem Hause eingeschlagene Verfah ren, diejenigen mit persönlichen Angrissen und mit de härtesten Tadel zu übcrhäufen, welche in jenen Ländern ange hen sind, mit denen wtr, wenn ihre Institutionen auch von di unsrigen abweichen, ein herzliches Vernehmen zu unterhaltt bemüht seyn müssen. Was für eine Jnkons1quenz follte daril liegen, wenn wir bei den Grundsäßen einer freien Repráäsw tativ- Regierung bleiben und doch, die Verschiedenheit unsert Injtitutionen beiseitseend, mit unumschränkten Regierung! Freundschaft pflegen? Es wäre wohlgethan, wenn jene Herre die sich zu liberalen Grunosäßen bekennen, das Beispiel eind Landes nachahmen wollten, dessen Institutionen noch liberal! sind, als die unsrigen, ih meine die Vereinigten Staaten, d keine Folgewidrigkeit und kein Aufgeben ihrer Grundsäge dab finden, sich um die Freundschaft unumschränkter Mächte zu # wecben. Welcher Vortheil wäre es für uns, frage ih, wal! wir sie uns durch ein Benehmen entfremden wollten, welches} wohl erbittern, aber ihre Macht nicht hmälern, uns jedoch v hindern könnte, einen heilsamen Einfluß auf ihre Rathschll{ auszuüben? Aber, sagt man, dies zunehmende Vertrauen |! der Britischen Regierung von Seiten einiger fremden Mit rühre jedenfalls von unserer Entfremdung gegen einen unst jebigen Verbündeten, gegen Frankreich, her. Jch kann aber til cinschen, weshalb man der jetzigen Regierung diesen Vorn machen will? Wer war es denn anders, als der Herzog Wellington, der zuerst Ludwig Philipps Regierung durch ti unverzügliche Anerkennung derselben befestigte? Warum soll das jetzige Ministerium den wachsenden Wohlstand Frankrei mit Eifersucht betrachten, warum sollten wir nicht ein gutes Vern men mit jener Macht aufrecht zu erhalten wünschen, von welcher, n ner Ueberzeugung nach, der Frieden Europa's hauptsächlich abhäng!! Ferner führen jene Blätter die bestimmten Versicherungen welche der Premier-Minister dem Unterhause in Bezug auf d wichtigsten Reformen gegeben. „„So hat Sir R. Peel“, sagt d Times, „ein Kabinet unter Anderem dazu verpflichtet, ha digst eine Maßregel zur schließlichen und billigen Ausgleihw der Jrländischen Zehnten - Frage, eine andere zur Ablösung Zehnten in England und Wales, eine dritte zur VerbesserU! der Rechtspflege ‘in aller der kleinen geistlichen Ortsgerichte und auf die ErrichtW von Ober-Gerichtshdfen an deren Stelle, und eine vierte zur wil sameren Aufrechterhaltung der Kirchenzucht durch Vertchärfu der Autorität der Bischdfe über ihre Geistlichkeit und zur V hinderung von Vorfällen, die der Kirche zum Aegerniß gerei) und die bei der Kraftlosigkeit der jebigen Geseßze bisher nur oft ungestraft blieben, dem Parlamente vorzulegen. Die Regier? will auch cine Maßregel zur Abstellung der jeßigen Beschwerden" Dissenters mit Hinsicht auf die Feier und Einregistrirung ih! Heirathen uad auf die Einregistrirung der Geburten und Todt fälle vorschlagen. Wir zweifeln nicht, daß Sir Roberc Peel l diesem Punkte wenigstens dem edlen Führer der Opposition (0 J. Russell), dem ungeschickten Verfasser der vorigen Bill ub die Trauungen der Dissenters, nur wenig Raum zum Triuml

Kirchensachen, gegründet auf die AbschafWh

1 übrig (assen wird. Doch wir wollen auch ganz offen sagen, : wenn Sir R, Peel in der den Dissenters zu gewährenden hdife nicht weiter gehen, wenn er nichts für sie thun will, um le enigen Hindernisse wegzuräumen, welche ihnen den Zugang gelchrten Würden versperren, und entweder die Nebengeselze r juristischen Kollegien und des ärztlichen Kollegiums zu mterdrücken/ oder einer Universität für die Dissenters selbst ei: Freibrief zu verleihen, er weder von Seiten der Leßteren [gemeine Dankbarkeit und Zufriedenheit, noch von Seiten des (nzen Volts in Betreff seiner Achtung für religidse Freiheit qnehrtes Vertrauen zu erwarten hat. Ueber diesen Punkt cht unsere Ansicht seit langer Zeit fest. Was die Frage über je Munizipal - Reform anbetriffe, so wartet Sir Robert Peel a Bericht der von der vorigen Regierung ernannten Kommis- ien ab und bedient sich in dieser eziehung derselben Worte, (he Lord Grey in der Thron - Rede am Anfange der Session on 1832 gebrauchte.‘

Der Standard sagt: „Die Minister hatten bei der Ab; ‘inmung über das Amendement zur Adresse, eben so wie bei t Sprecher - Wahl, eine entschiedene und unzweideutige Majo- it der Englischen Mitglieder für sich. Die Gesammtzahl der atimmenden belief sich bekanntlich auf 611. Darunter befanden 4 145 Schottische und Jrländische Mitglieder, von denen 92 y das Amendement und 53 dagegen stinmten. Unter den Englischen Mitgliedern stimmten 249 für die ministerielle Adresse nd 217 für das Amendement der Opposition. Es ergiebt sich so eine Majorität von 32 Englischen Mitgliedern zu Gunsten der Minister. Dies is das Verhältniß, in wel- vem sich Englands Stimme für das Ministerium Sir Robert Meel's erflárt hat; aber es scheint, als sollte das Unterhaus ins- finftige durch O’Connell’'s Schweif geleitet werden.“

Der Erzbischof von Canterbury ist durch ein häusliches nglúck, das Ableben seiner Tochter, der Lady Beaumont, die uf den Hyerischen Jnseln gestorben is , bis jest verhindert vorden, im Oberhause zu erscheinen. Dieser Prälat hatte erst jor furzem den Schmerz gehabt, . seinen einzigen Sohn durch den Tod zu verlieren.

Jm gestrigen Börsen - Bericht der Times heißt es: „Die Frivartung, welche gestern in der City allgemein gehegt wurde, daj die ursprüngliche Adresse durchgehen würde, ist niht in Er- ilung gegangen, und der Geld - Markt hat dadur ein s{chlim- nes Ansehen erhalten. Es is plö6lich ein Mangel an Geld eingetreten, während es vor wenigen Wochen noch im Ueberfluß jorhanden war.‘

Niederlande.

Aus dem Haag, 28. Febr. Der Geburtstag Sr. Königl. oheit des Prinzen Friedrich ist heute hier durch Aufsteckung festlicher Flaggen, durch Glockengeläute und eine große Parade gefeiert worden. Vormittaas war großes Dejeuner bei Sr. Kö- igl. Hoheit und darauf Diner bei Hofe, bei, welchen beiden derten auch Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien rien.

Man erwartet nächstens, und zwar noch vor dem 15. März, die Wiedererdf\nung der zweiten Kammer der Generalstaaten. err Byleveld, bisheriges Mitglied derselben, ist von Sr. Maj. zum Mitgliede der ersten Kammer der Generalstaaten ernannt worden.

Deutsch{land.

Dessau, 3. März. Se. Durchlaucht der regierende Her- 0g von Anhalt - Dessau haben, auf Ansuchen des Ober - Jäger- meisters von Harling, denselben nach einer fünfundsechzigjährigen treuen Dienstzeit in den Ruhestand verseßt und sich bewogen gesunden, den zeitherigen Jagd - Junker Graf zu Solms zum Hof: Jägermeister, mit Uebertragung der sämmtlichen Jagd - An- gelegenheiten, zu ernennen.

Kassel, 24. Febr. Am 22. d. hatte der Großherzogl. Hes: sische Ceremonienméister, Kammerherr und Legationsrath , Graf d, Görliß, die Ehre, das allerhôchste Schreiben, wodurch der- elbe als außerordentliher Gesandte und bevollmächtigter Minister Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Hessen bei Sr. Ho- heit dem Kurprinzen und Mirregenten beglaubigt worden ist, Hdchstdemselben zu überreichen.

Auf dem leßten Hof- Maskenballe bildeten viele Offiziere und Damen ein vollzähiiges Kartenspiel, und die Costüms der IBilder waren genau wie auf den Karten. Die übrigen Blätter waren durch weiße Anzüge mit silbernen Barets, z. B. Coeur 5 nit zwei rothen Herzen auf den Schultern, eins als Schnalle nd zwei unten am Kleide angedeutet. Vier Harlekins spiel- ten mit diesen lebendigen Karten in einem wohleingeübten Tanze

Vhist,

Mänchen, 1. März. Am 7ten d. wird der Königlich Vayerische Minister und außerordentliche Gesandte am Oester- teichishen Hofe, Freiherr von Lerchenfeld, sich auf seinen Posten

nah Wien begeben, wohin der Legations - Secretair, Freiherr v.

erger, bereits am Freitag abgegangen ist. Se. Majestät der König haben den Banguier, Baron Fer- dinand von Schäzler, zum Kammerherrn ernannt.

Folgende Schriften wurden mit Beschlag belegt: Das 1se und 2e Heft der Zeitschrift „der Geächtete, herausgegeben von J. Venedy, Paris 1834.’ Das 1ste und 2e Heft der Druk- shrift unter dem Titel: „Polemische Blätter, betreffend Chrisien- thum, Bibel, Glauben und Theologie von G. Fr. Daumer.‘‘

Die vom Landgericht Haßfurth verfügte, von der Königl. Regierung des Unter - Main - Kreises fortgeseßte Beschlagnahme von Snupftabacks- Dosen mit unsittlichen Abbildungen und Auf- {riften wurde durch das Königl. Staats - Ministerium unter Anordnung der Confiécation und des dffentlichen Verbots der Verbreitung der bezeichneten Dosen bestätigt. Sämmtliche Kd-

Fnigl. Polizei- Behörden haben diese Entschließung ungesäumt in

Vollzug zu setzen.

Stuttgart, 2. März. Se. Majestät haben den als Ge- {häftsträger am Königl. Preußischen Hof functionirenden bis- erigen Major im Königl. Generalstabe, Freiherrn von Linden, aus den Militairdiensten entlassen, und dem Departement der agg tigen Angelegenheiten mit dem Titel und Rang eines Le- gations - Raths , unter Belassung in seinen Diénst- Verhältnissen

als Geschäftsträger, zugetheilt.

Frankfurt a. M., 2. März. Jn den Sigungen unserer P chgebenden Versammlung vom 25. und 28. Februar war die ortsekung der Berathungen über die Reduction der Zinsen der städtischen Schuld, von 4 pCt. auf 3 pCt., an der Tagesordnung, nach deren Beendigung die Versammlung mit 47 gegen 32 Stim- men und 1 suspendirte beschloß: „von der Reduzirung der Zinsen der Staatsschuld von 4 pCt. auf 3 pCt. dem Prinzip na zu abstrahiren.// Die weitere Berathung wurde auf die nächste Sitzung verschoben.

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Tüârkesi.

Konstantinopel, 4. Febr. (Hamb. Korr.) Seit ei: nigen Tagen zirkuliren wieder verschiedene Gerüchte von neuen Mißhelligkeiten zwischen der Pforte und Mehmed Ali. Es heißt, obwohl unverbürgt, daß in der Gegend von Jerusalem neue Unruhen ausgebrochen, und daß diese Stadt durch die Aegypter zum Theil niedergebrannt worden sey; ferner, daß wie- der mehrere Aegyptische Kriegsschiffe und cine große Menge Pulver und Munition nach der Syrischen Küste abgeschickt wor- den seyen 2c. Wie weit diese Angaben gegründet sind, läßt sich nicht mit Gewißheit angeben; mögli, daß das Ausbleiben der so bestimmt erwarteten Zahlungen Mehmed Ali's Stoff zu die- sen Gerächten geliefert, oder wenigstens zu ihrer Vergrößerung beigetragen hat. Offenbar und sicher ist übrigens, daß die Pforte sih auf jeden möglichen Fall in Bereitschaft sezt. Die Truppen- sendungen nah Asien haben aufs neue begonnen. Jm Arsc:nal bemerkt man wieder größere Thätigkeit und an der Befestigung Koniah's wird mit größtem Eifer gearbeite. Die Englische Flotte, welche erst kürzlich nach Malta abgesegelt ist, wird dort nur so lange verweilen, als zu ihrer frischen Verproviantirung nothwendig ist, und dann wieder ihre frühere Station in den Gewässern von Smyrna einnehmen. Man syricht von bedeuten- den Verstärkungen, welche derselben von England zukommen sol- len. Die Verhandlungen zwischen den Pforten - Ministern und den Botschaftern Englands und Frankreichs, wegen des Vertrags von Chunkiar Jsfkelessi, dauern mit gleichem Eifer fort. Man spricht seit einigen Tagen gerüchtweise von der nahe bevorstehen- den Ankunft eines Russischen Diplomaten mit besondern Aufträ- gen an den Sultan, und gründet hierauf schon die Vermuthung, daß diese Mission auf jene Verhandlungen Bezug habe, und sos- fort die Hoffnung, daß es- dann doch endlich zu einer Verstän- digung kommen dürfte. Unsere Nachrichten aus Alexan- drien reichen bis zur Mitte Januars und melden, daß Meh- med Ali von einer nicht unbedeutenden Unpäßlichkeit wieder her- gestellt sey, während sie zugleich versichern, daß unter den Be- wohnern von Hedschas die größte Aufregung und Unruhe herr- sche, wodurch sich die Regierung gezwungen sehen dürfte, neue Truppen - Sendungen nach diesem Lande anzuordnen. Jn den lesten vier Wochen war die Hauptstadt wieder durch mehrere Feuersbránste heimgesuht worden, wobei auch Menschen- leben zu Grunde gingen; die Veranlassung war immer ufällig,. (Von der in Englischen Blättern gemeldeten Feuersbrunst in Adrianopel wird nichts erwähnt.) Die unseligen Mauth- Verhältnisse, deren unser le6tes Schrei- ben erwähnte, dauern noch fort, indessen sollen nun von'Seiten der Englischen und Französishen Botschaft Vorstellungen dage- gen gemacht worden seyn, und man darf sonach eine baldige Abstellung des Mißbrauches mit Zuversicht hoffen. Wie man mit vieler Bestimmtheit versichert, wird die Beschneidung des Erb - Sultans Abdul Medschid, ältesten Sohnes des Sultans, demnächst mit großer Feierlichkeit vollzogen werden. Die Kauf- leute freuen sich schon auf die Geschäfte, welche sie aus Anlaß dieser prachtvollen Ceremonie zu machen gedenken. Das Bai- ramsfest wurde am 30sten v. M. auf die übliche Weise gefeiert, indem sich der Sultan aus dem Serail von Konstantinopel, wo- hin er sich Tags vorher begeben hatte, in die Moschee Sultan Achmed's in Begleitung seiner Hof- und Staats- Würdenträger verfügte. Bei diesem Anlasse war, außer den neuen Müten der Peiks und Solaks, welche nah Art der ‘Europäischen Czako's geformt, jedoch mit keinem Schirme versehen sind, keine sonstige Veränderung sichtbar. i

J nlanD

Berlin, 6. März. Der am 30. Juni v. J. zu Neuen- dorf bei Koblenz verstorbene Pfarrer und Schul- Inspektor Lange hat der Stadt Koblenz seine Bibliothek und seine Gemälde- Sammlung (jene zu 375 Rthlr., diese zu 935 Rthlr. abgeschäßt) vermacht, auch ein Kapital von 3000 Fl. oder 1666 Rthlr. 20 Sgr. s Erhaltung dieser beiden Legate, endlich für die Armen von Neuendorf ein Kapital von 5474 Rthlr. ausgeseßt, und haben diese Vermächtnisse die Allerhöchste Sanction erhalten.

Am 25sten v. M. Abends gegen 9 Uhr brannte zu Schmottseiffen, im Kreise Löwenberg des Regierungs -Be- zirks Licgnißk, das dem Franz Arnold gehörige Lehngut nebs der zunächst gelegenen Gärtnerstelle gänzlich darnieder. sámmtlichen Mobilien des 2c. Arnold sind dessen Wirthschafts- Utensilien, Getraide, Stroh- und Heu- Vorräthe, so wie auch, außer anderem Vieh, 17 Kühe und gegen 400 Schafe ein Raub der Flammen geworden. Als Merkwürdigkeit dürfte nicht uner- wähnt bleiben, Laß man während dieser Feuersbrunst in Bunz- lau und der Umgegend, in der Richtung nah Schmottseiffen hin, ein Feuerzeichen bemerkte, welches in Hinsicht der Gestalt, Größe und des Lichtglanzes vdllig cinem Kometen glich.

___ Obwohl der Fall überhaupt nicht selten vorkommt, daß MNach- rihten emsig gesucht, und schmerzlich vermißt werden, welche in Büchern enthalten sind, die Jedermann sih leiht verschaffen kann: so verdient doch besonders hervorgehoben zu werden, wie wenig eine Anstalt benußt wird, die ganz besonders bestimmt ist, zuverläßige Nachrichten über die örtlichen Verhältnisse des preu- gischen Staais bis in die kleinsten Einzelnheiten hinab zu ver- breiten. Unmittelbar nachdem der preußishe Staat im Jahre 1816 seine jeßige Begränzung und Eintheilung erhalten hatte, wurden sämmtliche Regierungs - Kollegien desselben veranlaßt, Ortschafts - Verzeichnisse von ihren Verwaltungebezirken heraus- zugeben. Diese waren zunächst nur bestimmt, von jeder einzel- nen Ortschaft anzuzeigen :

1) zu welchem landräthlichen Kreise, und, wo diese noch Un- terabtheilungen haben, zu wclcher derselben sie gehöre;

2) ob sie Stadt, Flecken, Dorf oder abgesonderc liegende land- wirthschaftliche , gewerbliche oder polizeiliche Anlage, wie Vorwerk, Schäferei, Forsthaus, Ziegelei, Mühle, Hütten- werk, Zollstäte, Gasthof u. \. w. sei;

3) wie viel Einwohner sle enthalte, welche meist auch nach Verschiedenheit der Konfessionen vertheilt angègeben sind;

4) ob sie eigne Kirchen habe, oder wohin sie eingepfarrt sey;

5) und welches die nächste Poststation oder die Entfernung von der Kreisstadt ist.

Schon hieraus lassen sich sehr anziehende Uebersichten zu- \ammenstellen. Aber diese Ortschafts- Verzeichnisse enthalten durch- gäugig außerdem noch viele sehc brauchbare Angaben. Wo die neuern Zeiten die Landeseintheilung wesentlih verändert haben, N e g angezeigt, wohin jede einzelne Ortschaft vormals gehörte.

Die Einleitungen geben meist, mehr oder minder ausführ- lich, Gewässer, Gebirge, Beschaffenheit des Bodens, wichtigste Natur- und Kunst- Erzeugnisse, Handelsstraßen und andre wich- tige wirthschaftliche Verhältnisse an.

Außecr den ;

Mehrere Regierungen haben im Laufe der sechzehn bis acht- zehn Jahre, die seit der ersten Ausgabe dieser Verzeichnisse ver- flossen sind, neue, in der Regel gänzlih umgearbeitete Auflagen derselben veranstaltet; und es ist ein rühmlicher Wetteifer ent- standen, diese neuen Ausgaben zweckmäßiger anzuordnen und rei- cher auszustatten.

Ohne irgend einer dieser ahtbaren Bestrebungen minder Ge- rechtigkeit widerfahren zu lassen, darf doch hier bescnders be- merft werden die neue Ausgabe des Ortschafts- Verzeichnisses der Regierung zu Trier, welche unter dem Titel

Topographishe Beschreibung des Regierungsb e-

zirks Trier

am Ende des Jahres 1833 in der Blattauschen Druckerei zu Trier in Quartformat erschienen, und bei dem Buchhändler F. J. Linb daselbst für 25 Silbergroschen käuflich ist. Eigent- lich is sle hon das dritte Ortschafts-Verzeichniß, das von die- sem Bezirke auf Veranlassung seiner Regierung herausgegeben wird; indem das erste in Oktav im Jahre 1816, das zweite in Quart 1820 erschien.

Das jebt vorliegende zeichnet sich nicht nur dur eine sehr übersichtlihe Anordnung, sondern vornämlih auch durch einen Anhang von 36 Quartseiten aus, der den Zustand des Regies rungsbezirks nah dem bei der Herausgabe des Werks eben voll- endeten Grundsteuer Kataster, und einer zu Ende des Jahres 1832 von der Regierung besonders angeordneten Zählung darstellt.

Dieser Bezirk, der südlichste des preußischen Staats außer Neufchatel is in vielen Beziehungen einer der merkwürdig- sten desselben. Seine Hauptstadt war schon die Residenz röômis scher Jmperatoren, als der östliche Theil des Staats, den gebil- deten Völkern jener Zeit kaum dur dunkle Sagen bekannt, noch in einem Zustande lag, vielleicht am treffendsten vergleihbar dem Zustande der Eingebornen, welchen die Gründer der Kolonien vorfanden, woraus der nordamerikanische Freistaat erwuchs. Sein Boden hat mit dem angränzenden Regierungsbezirke Koblenz den Kontrast zwischen milden Lhälern, an deren steilen Abhán- gen schon die Rdômer Reben pflanzten, und den rauhen Einôden gemein, worin menschlicher Fleiß die Spuren der Verwüstungen noch nicht zu tilgen vermochte, von Vulkanen angerichtet, die schon erloshen waren, als die Geschichte dieses Landes begann. Auch hier ist es zunächst die wirthschaftlihe Benußung dieses Bodens, welche seine Bewohner beschäftigt und ernährt: der Kunsifleißs selbs hat kaum einen andern Gegenstand, als die große Man- nigfaltigkeit der Mineralien des Landes, deren Benußung, wie vieljährig und vielfach sie bereits auch war, doch vielieicht noch einer großartigern Entwickelung harrt.

Nach den hier gegebnen Uebersichten hatte der Regierungs- bezirk Trier am Ende des Jahres 1816 . . 292,999 Einwohner» dazu famen in 16 Jahren bis zu Ende des Jahres 1832 durch den Ueberschuß der Ge- bornen über die Gestorbnen

wodurch die Einwohnerzahl sich erhöht ha- ben würde auf 3 Es wurden aber bei der Zählung zu Ende des Jahres 1832 noch

mehr, nämlich überhaupt

aufgefunden. Die zuleßt angegebne Vermehrung kann ebecn}o- wohl durch einen Ueberschuß der Einwanderung über die Aus- wanderung, als durch die wachsende Sorgfalt im Zählen entsian- den sein; und wahrscheinlich haben beide Ursachen Antheil dar- an. Wenn aber auch ganz davon abgesehn, und nur allcin auf die am Ende des Jahres 1816 gefundne Anzahl der Einwohner, und die scitdem erfoigte Vermehrung durch den Ueberschuß der Gebornen Rücksicht genommen wird: so beträgt der Zuwachs in sechzehn Jahren doch 26,451 Prozent; also jährlich im Durch- schnitte 1,556 oder nahe 12 Prozent. Das is sehr bedeutend für ein schon so stack bewohntes Land ohne grceße Fabrikation. Die Zahl der Gebornen betrug in diesen sehzehn Jahren 210,167, die Zahl der Gestorbnen nur 132,577. Das arithmetische Mittel der am Anfange und am Ende dieses Zeitraums gezählten Ein- wohner is aber 334,776. Aus der Vergleichung diejer Zahlen ergiebï sich, daß auf 100,090 Lebende jährlih im Durchschnitte geboren wurden 3,924, dagegen abet nur (tarben. L a 6s 2/470. Oder es wurde in minder genauen, aber übersichtlichern Zahlen von 25 Lebenden Eins geboren, wärend nur erst von 40 Le- benden Eins starb. Es beruht aŸo die starke Zunahme der Bevölkerung nicht sowohl auf einer hohen Anzahl von Geburten, als vielmehr auf einer geringen Sterblichkeit, welche doh nur das Ergebnis der Sittlichkeit und des Wohlstandes sein kann. Noch Vieles und schr Achtungswerthes läßt sich aus den in dieser Schrift enthaltnen Angaben ermitteln. Hier kam es nur darauf an, in wenigen klaren Beispielen zu zeigen, wie fruchtbar eine nähere Betrachtung derselben für die Staatswissenschaft- Länder- und Völker: Kunde werden könnte. Db

C; E D

Beilage zu U. 29. des Landtags - Abschiedes für die zum ten Provinzial-Landtage versammelt gewesenen Stände der Provinz Weßiphalen.

Dent chOr bt, die Anträge der Westphälishen und der Rheinischen Provinzial-Stände auf Ermäßigung des von den Provinzen bisher entrichteten Grund-Steuer- Kontingents betreffend.

(Schluß.)

__ Weit entfernt also, daß im allgemeinen in der Bezcichnuttg ders jenigen Gegenstände, welche von den Gemeinen aufgebracht wers den müssen, die Gemeinen der östlichen vor denen der westlichen Provinzen begünstiget wären, haben erstere vielmehr in manchen dst- lichen Provinzen noch schr ansehnliche Beiträge zur Verzinsung und Abbürdung von Kreis=- und Provinzial - Schulden besonders aufzu- bringen, während lehtere in den wesilichen Provinzen zum weit grd- ßeren Theile aus den allgemeinen Staats-Revenúüen bestritten wer- den; und es sind ferner auch die Corporations - Schulden der Ge- meinen in den östlichen Provinzen bedeutender, als in den wesilis chen, da den ‘ersteren dicjenige Húlfe hierunter nicht gewährt wor- den is, welche während der Französtschen Vertvaltungs-Periode den Gemeinen des linken Rheinufers freilich theils guf Unkosten ihrer Gläubiger zu Theil wurde. i Die Kurmark (Regierungs-Bezirk Potsdam, auss{ließlich Ber- lin) hat für Provinzial - Schulden aus den Kriegesjahren von 1806 ab eine jdhrlihe Summe von 300,000 Rthlr., die Neumark (der Regierungs-Bezirk Frankfurt, ausschließlich der ehemals Sächsischen Zubehörungen) jährlich 85,000 Rtblr. aufzubringen. s

Fn anderen Regierungs-Bezirken sind diese aus Kriegs-Lieferun= gen, Contributionen u. f. w. herrührenden Schulden auf die ein- S Kreise vertheilt, und müssen in der Form von Zuschlägen zu en Staats-Steuern aufgebracht werden. i

Die Schulden der Stadt Berlin, welche sich zum größten Theile