1835 / 68 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Corporations- Reform anbetreffe, sagte der Minister , so werde er diesem Gegenstande seine vollste und redlihste Ausmerksam- keit schenken. (Wir verweisen unsere Leser in Betreff des Jn- halts der Rede Sir R. Peel's heute einstweilen auf das unten folgende Schreiben aus London und behalten uns eine ausführ- lichere Mittheilung aus derselben vor.) Herr Spring. Rice fragte darauf den Premier - Minister, ob das Ministerium die in der vorigen Session ernannte Kommission! zur Untersuchung der Auvsgo. ben, welche das in den Englischen Kolonieen befindliche Militair verursache, in ihren Arbeiten wolle fortfahren lassen, was Sir R. Peel bejahte. Auf eine andere Frage dagegen, welche Herr H ume dem Kanzler der Schaßkammer vorlegte, näm- li chob.die Minister zu bleiben gedächten, wenn sie auch im Unterhause Fortwährend die Majorität gegen sich hätten, wollte derselbe nicht ant- worten, indem er sagte, daß dieser Frage eine bloße Voraussez- zung zu Grunde liege; er berief sh auf seine obige Erklärung, daß er nicht geglaubt habe, sih vor einer so geringen Majorität, wie die von 7 Stimmen sey, zurückziehen zu müssen, ohne dem Hause vorher die in der Thron- Rede angekündigten Maßregeln vorgelegt zu haben. Einiges Aufsehen erregte es, als Sir Ro- Bert Peel darauf den Antrag machte, daß das Haus Herrn DBernal, ein entschiedenes Oppositions - Mitglied, der bisher den Vorsis in den Subsidien - Ausschüssen geführt, wieder zu diesem Posten ernennen möchte, wobei sich der Mini- lter jedoch gegen jede falsche Auslegung dieses Vorschla- ges verwahrte, indem er versicherte, er mache densel: ben bloß, weil er von der strengen Unparteilichkeit des genannten Mitgliedes fest Überzeugt sey. Der Sprecher trat hierauf unter allgemeinem Applaus seinen Sis an E Bernal ab, und das Haus genehmigte im Ausschusse ohne Öppo- sition den Antrag des Kanzlers der Scha6kammer, Sr. Mai. die nôthigen Subsidien zu bewilligen. Die Sigung schloß mic einer Debatte über die Vorfälle zu Rathcormac in Irland. Herr Grattan nahm seinen Antrag auf Ernennung ei- ner Kommission zur Untersuchung derselben zurück und trug bloß auf - Vorlegung des von Lord Fißroy Somerset im Namen des Lord Hill an Sir H. Byvyan gerichtete Schreiben an, wo- rin das Benehmen der Truppen bei jenen Vorfällen gelobt wurde. Dieser Autrag ging durch, und das Haus vertagte sich uin 6 Uhr.

London, 3. März. Der König nahm am Sonnabend im Unñtérhause dié Adrésse des Unterhauses entgegen. Der Sprecher larigte-um 2 Uhr in S von mehr als 100 Mitgliedern des Unterhauses, worunter die Lords Sandon und Morpeth, der General - Prokurator, Sir J. Wrottesley, Sir G. Clerk, Dr. Bowring und die Herzen Bramston, Bannerman, Warburton,

ume, Sheil, E. L. Bulwer, Roß, Angerstein, Blackburne und

ilbraham, im Palast an. Er verlas die Adresse vor dem Kdö- nige, der’ auf dem Throne saß, und ‘überreichte sie dann Sr. Majestät: “Herr Goulburn nahm se dem Könige ab, und Se. Majestät ertheiltèn darauf folgende Antwort:

¡¡Jch danke Jhnen aufrichtig für die Versicherungen, welche Sie Mir’ in dieser loyalen und pflichtshuldigen Adresse von Jh- rer Bereitwilligkeit gegeben haben, Mich in der Verbesserung unserer Kirchen- und Staats-Jnstitutionen mit Rücksicht auf de- ret Aufrechterhaltung zu unterstüsen. Jch hdôre mit Bedauern, daß Sie in Betreff der von Mir befolgten ‘Politik, vermöge welchér Jch Mich kürzlich an die Gesinnung Meines Volkes ge- wandt habe, nicht mit Mir übereinstimmen. Jch habe niemals eine Meiner Prärogativen in einer anderen Absicht ausgeübt ‘und werde sie nie in einer anderen ausüben, als allein dazu, den großen Zweck, das Gemeinwohl zu befördern, um dessetwil- len sie Mir anvertraut sind; und Jch hofse zuversichtlich, daß durcz die Gelegenheit, welche Jh Meinen getreuen und loyalen Unterthanen gegeben habe, ihre Ansichten durch die freie Wahl ihrer Párlaments - Répräseritanten auszudrücken, keine für das allgemeine Beste fördersame Maßregel gefährdet werden wird. “‘

Die Deputation des Unterhauses zog silch sodann zurück, und-det König gab noch dén Ministern Herrn Goulburn, Sir R. Peel, Grafen von. Abérdeen, Herzog von Wellington und Sir Ÿ: Hardinge Audienz.

ie Oppositions-Blätter sprachen gestern alle von dem Ge- rücht, daß der Herzog von Wellington, der Gräf De Grey, der Graf von Aberdeen und noch zwei andere Mitglieder des Ka- binéets- sich ents{lossen hätten, aus demselben auszuscheiden und dem“ Lord Stanley, dem Sir James Graham und deren An- hange Plaß zu machen. Die ministeriellen Blätter erklären dies jedoch für ungegründet. Dessenungeachtet bleibt der Cou- vier dabei, man glaube allgemein, daß wenigstens der Dertog vou Wellington si bereit gezeigt habe, seinen Posten im Mi-

nisterium aufzugeben.

¿Déx Standard enthält folgende Erklärung: „Die radi- kalen Whigs im West-Ende der Hauptstadt haben am Morgen nach“ der Abstimmung über die Adresse zu ihren Zwecken die Nachricht verbreitet, daß Sir R. Peel sih gleih darauf zum Könige begeben habe, um Se. Majestät von jenem Votum in Kenntniß zu seßen, und. daß er in dieser Beziehung eine lange Konferenz “mit Sr. Majestät gehabt. Die Urheber und Ver- brèiter dieser Gerüchte ziehen daraus für ihre Partei sehr trôst- liche, aber leider unbegründete Folgerungen. Sir R. Peel ist am Tage nach jener Abstimmung niht beim Könige gewesen; dié radibalen Whigs mögen also ihre eftlng mur immer fahren lassen. Ueberdies kann Sir R. Peel das esustat der Debat- ten über die Adresse nur als einen Triumph für sih detrachten ; sozlegen es seine Freunde aus, und selbst wenn er dies Resul- tat in anderem Licht ansähe, so besißt er doch zu viel Muth, Ehrgefähl und Loyalität, um den Weg einzuschlagen, den seine und des Landes Feinde ihm gerne vorschreiben möchten /

Lord Stanley Und sein Anhang werden wegen ihrer Hin- neigung zu dem jeßigen Ministerium von den Oppositions - Zel- tungen mit bitteren Schmähungen üÜbérhäufr. Der Courter meint unter Anderem, Lord Stanley scheine in England die Rolle, wie Herr Dupin in Frankreich, \pielen und sich zum nothwen- digen Manne machen zu wollen. Sein Anhang wird on, wie der des Herrn O'’Connell, als der Stanleysche „Schweif “/ be- zeichnet. ' j

Sir Jamés Graham hat in seiner am Donnerstag im Un- terhäàlüse gehaltènen Rede versichert, daß ihm von dem jetzigen Ministerium nie irgend eine Mittheilung gemacht worden sey, daß er gber der jeßigen Verwaltung, besonders dem Premier- Minister, wenn auch kein unbedingtes, so doch mehr Vertrauen, als dem Melbourne’shen Ministerium zu schenken geneigt sey. Selbst Graf Howi, der Sohn des Grafen Grey, der zwar für das Amendement stimmte, aber mit der Verwahrung, daß er dakin durchaus feine Aufforderung zur Entlassung des jepigen Ministeriums sehe, sprah sih am Schluß seiner Rede sehc zu ‘Gunsten Sir R. Peel’s aus, von dessen Staatsklugheit er die besten Erwartungen hegte; nur gegen die drei Staats-Secretaire, dén Herzog von Wellington, den Grafen von Aberdeen und

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Hrn. Goulburn ließ er si in eine heftige Polemik ein. Jn der Rede, welche Herr O’Connell in derselben Sigung: hielt, ist besonders aufgefallen, daß er, so sehr er auch im Ganzen gegen ein Tory: Ministerium sprach, doch mit der Ernennung des Sir E. Sug- den, den er das Auge der jeßigen Regierung, aber nicht das „Barbaren-Auge‘/, nannte, zum Lord-Kanzler von Jrland zufrie: den schien, und daß er meinte, die jeßigen Minister müßten nicht alle mit einem Mal, sondern nach und nach verdrängt werden. Auch érklärte er, daß er die Frage über die Aufhebung der Union für jeßt suspendiren und sie sogar ganz wolle fallen lassen, wenn drei große Maßregeln, die Ausdehnung der Wirkungen der Re- form-Bill auf Jrland, die Reduction der Anglikanischen Kirche in: Jrland und eine durchgreifende Corporations- Reform, aus: geführt würden und sich in ihren Folgen als solche bewährten,

welche die Aufldsung der Union nicht nöthig machten.

Am Sonnabend ist der Graf Nelson, P von Bronti, Bruder des V Admirals, im 78sten Jahre seines Al- ters mit Tode abgegangen. :

Graf Grey led erst gegen Ende dieser Woche in London erwartet, da er eine Einladung des Herzogs von Bedford nach Wo- butn vorgenommen hat. ,

Der Globe meldet die Ankunft des Dichters William Wordsworth- in London. i

Jn der vergangenen Nacht um 12 Uhr brach in der großen Stuhl - Fabrik von Taprell und Holland ein Feuer aus, das erst um 4 Uhr Morgens gedämpft wurde. Vier Vorderhäuser sind gänzlich zerstôrt und von mehreren Hintergebäuden is nichts übrig geblieben, als die Mauern und einige verbrannte Balken. Im Ganzen sind zwölf bis siebenzehn Häuser mehr oder weni- ger beschädigt. /

Aus New-York sind Zeitungen vom 11. v. M. hier ein- gegangen, aus welchen hervorgeht, daß das Repräsentanten-Haus ch mit den Ansichten des Präsidenten in Betresf der Französi- schen Angelegenheit mehr in Uebereinstimmung zeigt, als der

Senat.

London, 3. März. Am Sonnabend überreichte das Unterhaus dem Könige seine Adresse mit der von der Mehrheit gegen den Willen der Minister vorgenommenen Veränderung. Es waren nur wenige ministerielle Mitglieder dabei zugegen, jedoch an 200 von der Opposition. Aber das Merkwäürdigste dabei war, daß, obgleih Se. Majestät die Adresse mit Wohl- wollen und Achtung gegen die Vertreter der Nation auf dem Throne empfing, diese, statt wie es shicklich ist und sonst zu ge- schehen pflegte, in eleganten Karossen und im Hofkleide zu er- scheinen, des Sprechers Wagen zwei Mann hoch Arm in Arm nahmarschirten und si{ch in Ueberröcken und in Stiefeln vor dem Monarchen einfanden. Die Antwort, welche die Minister den König geben ließen, ist mild und würdevoll; es wird darin bedauert, daß das Unterzaus die Aufldfung des Parlaments nicht in demjelben Lichte ansähe, wie der König, indessen auch die Versicherung hinzugeseßt, daß der Fortgang der erforderli- hen Reformen dadurch nicht gehindert werden solle. Man hatte erwartet, dáß die Minister am Freitag Abend noch eine Abstim- mung über das Amendement versuchen würden, aber Sir Ro- bert hielt es für rathsam, solches nicht zu thun, indem es sich, wie er sagte, nah näherer Eckundigung ergeben habe, daß die Entscheidung des Hauses nichts Zufälliges, sondern die wohl- überlegte Stimme der Mehrheit sey, welche ein anderer Versuch

nicht ändern würde. Dessenungeachtet gab er jedoch gestern Abend

den Entschluß des Ministerums kund, darum nicht zu resigniren, weil es jene Entscheidung zwar nicht als einen Beweis des Zu- trauens , aber auch nicht als ein Votum des Mißtrauens, zon- dern bloß als einen Unterschied der Ansicht über einen einzigen administrativen Schritt ansehe. Es werde im Gegentheil fort- fahren, nach einander die Maßregeln zu entwickeln, die es für erforderlich halte, und hoffe dadurch, bald das Vertrauen der Mehrheit zu gewinnen. Auch weit entfernt, die ausgestreuten Drohungen, das Parlament so oft aufzuldsen, bis eine Tory- Mehrheit erlangt sey, veranlaßt zu haben, versicherte er, daß der Gegenstand nie im Ministerium zur Sprache gekommen sey. Was er sonst in Hinsicht auf die zu erwartenden Reformen sagte, mußte alle gemäßigten Männer befriedigen; nur daß er in Hinsicht auf die Kirche von Jrland einen Grundsaß aufge- stellt, den, wie ih fürchte, weder er, noch irgend ein anderer Minister wird behaupten können, nämlich, daß das Einkommen der dortigen Kirche zu keinen anderen Zwecken verwandt werden sollte, als für diese Kirche selbst, und er nicht einmal erklären wollte, ob' er den Unterricht der Jugend in den Lehren dieser Kirche mit zu diesen Zwecken zähle. Außerdem versprach er, die Vorschläge der von der vorigen Regierung eingeseßten Kommis- sion aufs Ernstlichste zu berücksichtigen, so lange solche jenem Grundsaß nicht widerstritten. Da nun eben diese Kommission von den Tories in der vorigen Session und von den protestan- tischen Versammlungen in Jrland im leßten Sommer als etwas Ungeheueres, ja Unchristlicyes verschricen wurde, so dürfen die Whigs sich einigermaßen mit dieser Ehren - Erklärung trösten, so wie die praktische Anerkennung des Nußens der Corporations- Kommission ein Triumph für sie war. Aber das ist noch nicht Alles: Sir Henry Hardinge, der jetzige Secretair für Irland, sagte, daß die jezige Regierung nicht nur das so fürchterlich verschrieene Unterrichts - System, wodurch protestantische und ka- tholische Kinder eine und dieselbe Schule besuchen können, bei- zubehalten , sondern sogar einen größeren jährlichen Beitrag zu verlangen gedenke, um dasselbe noch auszudehnen. Ebenso sagte der neue Secretair der Kolonieen, daß er, in dem Sinne der vorigen verfahrend, statt, wie die Pflanzer auf Jamaika es ge- wollt, Friedensrichter zur Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Weißen. und Negern aus ihrer Mitte zu wählen, eine größere Anzahl Beamten von England aus hin ber geschickt habe. Al- les dieses muß echte Tories zu Klagen veranlassen, während die Opposition das alte Lied wiederholt, es sey dies alles nur Spie-

gelfechterei. Belgien.

Die Hannoversche Zeitung theilt in einem Schreiben von den Ufern der Maas folgende Betrachtungen über den gegenwärtigen Zustand von Belgien mit: „, Gerade das Unwägbare und Unmeßbare in Gegenstand und Richtung der öffentlichen Meinung ijt das Gewichtvollste. Jun einer genußreichen und da- her gewinngierigen Zeit, wie die unsrige, und besonders in ei- nem wesentlih dem Erwerbfleiße ergebenen Lande, wie das hie- sige, bildet sich die Scale der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit in dem Plus oder Minus des Ergebnisses der Jahr|chluß-Rech- nungen; allein so günstig auch (mit geringen Ausnahmen in ei- nigen Lokalitäten Unseres Landes) dieses Ergebniß sih heraus- stellt, wie z. B. in der hiesigen Gegend, Dank Dom Miguel, Don Carlos dem Pascha von Aegypten, und überhaupt der leidigen Kriegs - Besorgniß überall im civilisirten Europa, wodurch der Lütticher Waffen - Fabrication in den lehten

Jahren überreiches Lebensd{ zufloß und immer noch zusließ(, so wenig kann dessenungeachtet, obgleich, in mancher Gegend von Belgien sogar mehr als je, Boden- Kultur und Industrie grünend und blühend sich ausweisen, die öffentliche Meinun als eine zufriedene bezeichnet werden. Wer diesen Glauben hegen möchte, und ihn etwa auf die allerdings nicht zu leugnende Thatsache stüßen wollte, daß das Schreien in den Zeitungen auf gehört hat, der würde sich in shwerem Jrrthume befinden. All echt gebildeten, aufgeklärten und déshald besonnenen Belgier, weny zwar sie den Bestand der errungenen nationalen Selöst\kändigkeit und Unabhängigkeit gesichert sehen, und in dieser Beziehung si

befriedigt finden, alle diese wahrhaften und alleinigen Jnha- it,

ber der unverfälschten dffentlihen Meinung können bei unbefay: gener Betrachtung der Gegenwart nicht anders als mit {merz lig, ster Unruhe den Blick auf die Zukunft richten, welche, geht Al: les so fort, wie cs jeßt vor Augen liegt, zu allem Andern ehe als zur geistig-sittlichen Wohlgestalt gelangey wird. Ob und wi vielen innern Werth aber, ohne diese, eine 1ationale Selbststän, digkeit dennoch haben könnte, wäre gewiß eine müßige Untersy chung. Einige thatsächliche Belege, die ich aufzuzeichnen beabsichtige, werden genügen, es klar zu machen : daß die Unzufriedenheit aller edlen Belgischen Vaterlandsfreunde keinesweges eine grießgrämlite ist, oder gar aus grillenfranfker und tadelsúchtiger Laune hervorgt, Die Männer der praktischen Staatsweisheit haben in alle vilisirten Ländern den obersien Rang unter den geistig - sittlihn

Aerzten der Gegenwart und den Geburtshelfern der Zukunft. Ü ja nichts Geringeres als das Schicksal von Generationen in ihty Händen! Schlimm ist's, wenn, abgesehen von den Menshu mit diesen und jenen guten Eigenschaften, diese Aerzte, als sol, fein Vertrauen zu erzeugen vermögen; noch schlimmer aber, weh sie dasselbe zu finden nicht einmal verdienen, sey es aus Wiss \haftsmangel, sey es aus Neizungen und Gesinnungen, du die sie sich, so zu sagen, selber im Wege stehen. Nun aber zei es sich, daß das reiche Belgien sehr arm ist an wahren Staati männern, und dieser traurige Mangel wird täglich {ühlbart, Zu befürchten ist auch, die Zeit sey nicht fern, wo die Geistlichki wieder im Besiße großer Reichthümer seyn wird, denn alle Mi tel sind ihr gut genug, um fette Erbschasten zu erschleichen, un ihre Freunde im Ministerium beeilen sich stets zur Gutheißuny jeder Annahme solcher Schenkungen. Bei unsern Gerichten j Lüttich ist zur Zeit ein Prozeß anhängig, bei dem es sich um 40,000, Revenuen handelt, welche der Bischof von Lüttich seinem S1 minarium vermachen ließ. Auch in andern Theilen des {l nigreichs zeigen sich Symptome der Unzufriedenheit mit diese Gange der Regierung, selbst in dem alten Heimatslande der Pi sterherrschafc, im tiefkatholischen Flandern; ganz besonders wi jedo in hiesiger Gegend, in welcher das liberale Element n vorherrscht, der Zustand des öffentlichen Unterrichts beklagt, dess Provisorium nun schon mehr als vier Jahre dauert. Die Errih tung oder Handhabung der Elementarschulen ist völlig dem J falle überlassen. Die herrlichen Einrichtungen, welche die vori Regierung mit so großer Mühe zum Besten des Landes einfähtt sind zerfallen. Auch die Kollegien und Athenäen, die auf Staats:K ften unterhalten werden, sind verwahrlost. Man denkt nicht einmal ran, den verstorbenen Studien-Direktor Detoez zu ersezen. Jn N mur, Tournai, Brügge nimmt díe Zahl der Z glinge in den hu manistisch-liberalen Lehr- Anstalten jährlich ab, die Jesuiten-Schult dagegen gedeihen ; die Lehrer in den ersteren sind muthlos, ja mati sucht sle auf alle mögliche Weise niederzudrücken, sogar veräctlih zu machen. Die erledigten Stellen bleiben meistens Unbeseßt, Von dem Studium der philologischen. oder der mathematischen Wissenschafcen ist keine Rede mehr, denn fast. alle, welche frühet denselben sih widmeten, mußten, um nicht Hungers zu sterben, der Medicin oder der Jurisprudenz sich zuwenden; so z. Y, einige ganz ausgezeichnete Doctoren der Philosophie, deren eint, Herr Raulez, vor dem Jahre 1830 Hetdelberg, Berlin ui Göttingen besuht, und dort verdiente Anerkennung gefund hat. Wenn nicht einige Stadt-Räthe sih angelegen sepn lies gute Gymnasien zu haben und zu erhalten, so bliebe uns nil weiter, als der Mdnchs - Unterriche. Es istaber zu fürchten, daß, weil nicht bald eine glúcklichere Wendung eintritt, auch sie unterliegt werden. Am Beklagenswerthesten i| der Zustand der Univ sitäten. Keine is in ihrer Jntegrität verblieben. Wir habt für unsere 1000 Studierenden auf denselben nur noch eine p) losophische Fakultät, bestehend aus zwei ordentlichen Professo

und einem außerordentlichen Professor der Philosophie; näml}

in Löwen !! Ueberall wird in das Lehramt hineingepfuscht, und u die Staats- Anstalten vollkommen zu vernichten, geben sich, 1 bei anderer Veranlassung, die Liberalen und die Jesuiten-Begl stiger abermals die Hand, in der Errichtung der aus den hel rogensten Elementen bestehenden sogenannten freien Un versitäten in Brüssel und in Mecheln. Die von Regierung an den alten Universitäten angestellten P fessoren, deren ein Drittheil in Nicht - Aktivität ist, chen sich, wenn sie können, durch den Verkauf von Diplomen all an die Unwissendsten, zu entschädigen, daher gerade die Uni! sitäten vorzugsweise besucht sind, wo sich die {wäcchsten Lest befinden. So waren z. B. im vorigen Jahre zu Lôwen

als 100 Studirende in einer Faculté des Sciences, die dori nicht cxistirt, während die treffliche Anstalt dieser Art in Lith nicht die Hälfte hatte. Daß man sih, wie es scheint, s fürchtet, den Professoren der Universitäten auch nur die mindt

Begünstigung zuzuwenden, klingt freilich seltsam, ist aber Wahl! h

heit, so daß einer derselben, Hr. v. Reiffenberg, erst vor kurl in der Emancipation hervorgehoben hat, wie man in Belgi weit entfernt, die Universitäts - Lehrer in irgend einer Art zu muntern, vielmehr Alles anwendet, ihnen entgegen zu arbeit! im Gegensabße zu Frankreich, wo den Männern, welche in d Gebieten der Wissenschaft glänzen, und der geistigen Bilduß des aufblühenden Geschlechts ihr Leben weihen, Ehre, Reichths mer und jegliche Verdienst- Anerkennung zu Theil werden. bat aber König Leopold, ein so hochgebildeter und geistrei Fürst, nicht daran gedacht, seinen Orden einem Gelehrten Lande zu verleihen, und doch sind mehrere derselben, wie d Herren Quetelet, Warnkönig, von Reiffenbecg, im Besiße einl Europäischen Anerkennung ihrer ruhmvollen Leistungen,

Uebrigens ist die Größe des Verfalls selbst von der Regieruk zugestanden, wie sie durch das Projet de loi de linstrucll0

publique bewiesen, welches sie bereits im Juli v. J. den Kf

mern vorgelegt hat; wenn aber auch dieser Gesetzes - Vorshl

in der That Gutes und Heilsames enthält, so war das Mini rium doch bisher weit davon entfernt, die öffentliche Verhandlußj

in den Kammern zu fördern. Die nunmehr in der gegenwärtig Session erwartete Erörterung ist bloß möglich, jedoch kaum wah scheinlih. Das Betreten des Weges, der von dem Zeugen guten Willens, bis zu dessen Darlegung in That und Wahrhs führt, har für die über uns waltende Staats- Weisheit keine El und so wird im Lande nicht einmal Jemand wundern, wt! die Berathung des Gesez-Vorschlags über das Sicherstellen U} Weiterfördern der großen Sache der Menschen- und Na

al Bildung ad calendas Jraecas hingestellt bleibt. Dafür vird indessen, freilich seltsam genug, anderweitig gesorgt, daß man en Schein des Interesses für dieses hohe National- Bedürfniß auf-

echt ethalte. So is es, statt auf die Gesegzes-Erlassung hinzu-

J irken, kürzlich den Sectionen eingefallen, die pld6liche Aufhebung

get der Universitäten mitten im Schuljahre zu verlangen, woge- n die Regierung sih aber doch sträubte. er Rükschritt in n Wissenschaften ist indeß schon so weit gediehen, daß man cht im Stande ist, die dur den Tod der Professoren Gaede ad Anisieaux in Lüttich erledigten Lehrstühle mit befähigten mern zu beseben; dagegen erlaubt man Abenteurern jeder y, hergelaufenen Jtaliänern unter anderen, sich selbst an den niversitäten zu Professoren zu ernennen. So steht es mit ven Anstalten für die höhere Geistesbildung in unserm Königreiche. Darf man sich | diesemnach wundern, wenn die dffentliche Mei-

, welche nicht, egoistish, mittelst des Ein mal Eins, son- vern patriotish, in der Eckenntniß der bewegenden Kraft des Geistes und ihrer Wirkung in dem Ausspruche: „Belgiens pukunft is gegen alle Gefahr gesichert,“/ nur bittere Jronie ver: immt, oder ihn als jämmerliches Schiboleth materieller Rechen- inftler betrachtet? Wahrlich, die in Selbstsucht versunkene Gegenwart führt uns einer sehr gefahrvollen Zukunft entgegen, nd zwar mit derselben Nothwendigkeit, welche, nah dem Zeug- isse aller Geschichte, immer und überall Unheil entsprießen läßt us der Verhöhnung des gesunden Menschenverstandes. Und von wem sonst als von diesem gehen Fragen aus, wie z. B. fol- nende: Welche Beamten hat das Land zu erwarten von den ach bloß zweijährigem Aufenthalte auf den Universitäten befä- higten Jurijten? Welche Aerzte von den gleichsam à la vapeur reitten Doctoren der Medicin?! Und woher wird man künstig lehrer nehmen, wenn die kommende Generation von einer herein- jrechenden Barbarei bedroht ist ? Wo aber solche Fragen oder Mah- ungen des gesunden Menschenverstandes üÜberhdrt werden kdn- jen, da ist nachgiebiges und s{hweigsames Verhalten Selbst- jerdammung. Welch ein Abstand schon jest ilden Belgien nd dem benachbarten Frankreich liegt, entgeht keinem unparteii- hen Beobachter. Jn der Mitte zwischen drei der hochcivilisir- cten, intellectuell fortschreitenden Länder, bietet Belgien den Anbl:ck eines rückwärts schreitenden Staates, der heute schon viel tiefer steht, als im Jahre 1815, zu einer Zeit, wo die Nach- jirfung Sg G-Kallerlicher Kultur noch sichtbar und fühlbar at, Was aber, vermöge des Naturgeseßes úber die Progress- on im Sinken, und zwar in immer wachsender Geschwindigkeit, rsolgen muß, versteht sich von selbs. Nur ein Hoffnungs- en leuchtet noch dem hellschenden und warmfühlen- den Theil der Bewohner Belgiens, in der bis je6t penigstens unershütterten Zuversicht: daß König Leopold die ugen endlich dffnen, und kraftvoll, nachhaltig und entschieden tsreiten werde, um seine Königs-Ehre in glänzender Weise jei der Nachwelt zu wahren ! ‘/

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 24. Febr. Nachdem jegt der Constitutions- Ausschuß in der Disserenz zwischen dem ‘Priesterstande und dem orsizenden Erzbischof, der fich geweigert hatte, die Preßfreiheits- Zache von neuem „zur Abstimmung zu bringen, kraft der ihm dem Ausschuß) in solchen Fällen zustehenden Befugniß, seine ntsheidung dahin abgegeben hat, daß er jene Weigerung gut- geheißen, durch welchen Spruch er denn aufs neue einen gleich- fdrmigen Beschluß aller vier Stände umgestoßen hat, so bleibt 10 für die Stände der Ausweg, einen verstärkten Constitutions- Aué\huß zu ernennen, um zu versuchen, wie dieser in der Sache theilen werde.

Die neuen Anklage- Anträge des uh vom Constitutions- Ausschuß mit jewiesen worden.

Von der Riksdagstidning, welche durch Todesfälle zur Beit der Cholera eine Zeitlang gänzlich ins Stocken Mid bar, sind dieser Tage die lezten Nummern erschienen. Jhre bschiedsworte lauten: „Wir schließen unsere Zeitung mit der dermuthung, daß es die le6te Reichstags - Zeitung in Schweden st. Die Ausbildung der Publicität is schon so weit gediehen, daß jede Zeitung, die den Namen einer solchen verdienen will, Allen wichtigen Dingen im Vaterlande folgen muß; und was | wichtiger, als die Verhandlungen der Repräsentation? Es nuß die Nation freuen, wenn während des Reichstags die Nach- ihten über denselben fast ausschließlich die Zeitungs- Spalten llen; dieses hat man {on in andern Repräsentativ : Staaten Zelernt, Damit lebe wohl, ehrenwerthes Publikum !“/

Deutscchland.

annover, 5. März. Ja der Nacht vom Dienstage auf (n Mitwoch sind zu Goslar 8 Häuser mit ihren Nebengebäu- en abgebrannt.

_ Braunschweig, 1. März. Der von der Regierung der Stände: Versammlung vorgelegte Gesc6- Entwurf über die Lan: esbrand - Versicherungs - Gesellschaft ist von legterer seit ihrem Wiederzusammentritte berathen, und sind die Verhandlungen arüber in den lezten Sißungen beendigt worden.

Mänchen, 1. März. Der Landrath des Rheinkceises hatte

errn Crusensiolpe sind ngabe der Gründe ab-

l" seinem Protokolle an den König die Bitte ausgesprochen, daß

on der beabsichtigten Ueberweisung des Unterrichts in den fkas- olishen weiblichen Volksschulen an die Nonnenkldster abstrahirt Verden môgez dagegen wird nun in dem so eben erschienenen Abschied für jenen Landrath der Wille des Königs erklärt, daß § bezüglich der Uebertragung des Unterrichtes an die Domini- anerinnen bei den Königlichen auf unbestreitbare Regierungs: Mdte sich gründenden Verfügungen sein Bewenden habe. Eben 0 wurde dem Antrag des nämlichen Landraths, wegen Wieder-

Nd Verlegung des Cassationshofes von München nach Rhein-Bayern

eine Folge gegeben. Jn Bezug auf einen anderen Antrag des andrathes findet sich in jenem Abschied noch folgende Stelle: ¡Vir können Uns nicht bewogen finden, Unsere, bezüglich des Landerns der e nach der Schweiz, Belgien, [rankreich und England im Hinblicke auf die bestehenden Ver- iltnisse und aus väteclicher Fürsorge für das Wohl des Landes llroffenen Verfügungen hon dermal abzuändern, behalten Uns lelmehr weitere Verfügung in der Hoffnung vor, daß eine l] den Umsturz alles Bestehenden offen hervortretende Partei er That nach auf ihre bisherigen Bestrebungen verzichten wird, è Jugend aller Länder der Ausbildun für ihren künftigen Be- f zu entrúcken und selbe zu einem Werkzeuge verbrecherischer Pläne zu ersehen.“

ka Das Königliche Staats - Ministerium der Finanzen hat, in i cksiht der obwaltenden Verhältnisse, sicch bewogen gefunden, pt in der Bekanntmachung vom 17. Juni 1834 angeordnete schränkung der Annahme auswärtiger Múnz- Sorten auf die terthanen der Vereinsstaaten , in welchen dieselben geseßlichen mlauf haben, aufzuheben und die Königl. General-Zoll- Ad-

275 ministration zu ermächtigen, von nun an bei Entrichtung der Zoll- Abgaben an sämmtlichen Zoll - Erhebungsstellen die gröbere Mänz- Sorte aller Vereinsstaaten nach der Valvations- Tabelle, welche der Bekanntmachung vom 17. Juni v. J. beigefügt ist, annehmen zu lassen, ohne Unterschied, ob der Zollpflichtige ein Inländer oder ein Unterthan der übrigen Vereinsstaaten, oder der Angehdrige eines Staates sey, welcher dem Zoll - Verein nicht beigetreten ist.

Stuttgart, 2. März, Der Fürst von Hohenlohe-Oerin- gen dürfte in der nächsten Stände-Versammlung s{chwerlich wie- der die Präsidenten - Stelle in der ersten Kammer bekleiden, in- dem derselbe im Begriff ist, mit seiner Familie nah seinen Be- sizungen in Schlesien abzureisen und bereits sein gewöhnliches Hotel hier in der Stadt aufgegeben hat.

Darmstadt, 3. März. (O. P. A. Z.) Dee gestern be- gonnene Bürgermeister: Wahl erregt diesmal ganz besondere Auf- merksamkeit und Bewegung unter den Bürgern. Herr E. E. Hoffmann, der bei den Landstands- Wahlen so gänzlich durchge- fallen ist, seßt Alles daran, wenigstens unter die drei Kandida- ten zum Bürgermeister - Amt zu kommen, wenn auch voraussicht- lih er am allerwenigsten zum Bürgermeister ernannt werden dürfte. Um jenen Zweck zu erreichen, ließ Herr E. E. Hoff- wann auf eine ihn betreffende kurze Anführung in einem Arti- kel der Allgemeinen Zeitung (der Thatsache nämlich, daß er nicht um Landstande gewählt worden sey) in jenem Blatte eine sehr ange Erwiederung erscheinen, welche kurz vor dem Beginn der Bürgermeister - Wahl in dem Frankfurter Journal ebenfalls noch erschien. Doch nicht zufrieden damit, erschienen bald lithogra- phirte Schreiben von Herrn E. E. Hoffmann, worin er die Bürger zu sich einlud in Betreff der Bürgermeister - Wahl; Zet- tel waren beigefügt, auf welchen der besheidne Mann oben an stand als Kandidat, unter ihm die Herren Jaup ( pensionirter Geheimer Staatsrath) und Kahlert (Tuchhändler). Dies brachte denn auch die Gegenpartei, welche das Jnteresse der Stadt im Auge hat, in Bewegung. Heute erschien eine gedruckte Erwie- derung gegen E. E. Hoffmann, betitelt: „Wohlgemeinte Worte mehrerer Bürger an ihre Mitbürger. “/ Sie machen darin auf jene Umtriebe und die Bescheidenheit des Herrn E. E, Hoff- mann, der wie gewdhnlich unberufener Weise alle Welt bevor- munden wolle, aufmerksam. Sie warnen vor den s{chlimmen Folgen, welche solche Umtciebe dem Wohle der Stadt bringen könnten und fordern alle Bürger auf, dieses wohl zu bedenken, nicht müßig zu bleiben, vielmehr ihre Stimmen abzugeben, aber nur solchen Männern, welche sie nah freier eigener Ueber- zeugung des Bürgermeister - Amtes für tüchtig und würdig hal- ten. le meinen, daß dazu diejenigen am allerwenigsten tau- gen, die, wie Herr E. E. Hoffmann, mit Dreistigkeit sich selbst anbieten. Eben so unklug und dem Jnteresse der Stadt schnur- stracks entgegen scheint es ihnen, Männer zu Kandidaten vorzu- schlagen, welche sich als Gegner der Regierung beurkundet ha- ben, und denen diese kein Vertrauen schenken könne. Man ist auf den Ausgang dieser Kämpfe sehr gespannt. Mdge sie M verständige Sinn der Bürger klug zum Besten der Stadt enden!

Oesterreich,

Prag, 4. März. Jn der hiesigen Zeitung lie : „Die uns vom 24. dis 26. Felenae A lonenen Nachrich; ten über die Krankheit unseres Kaisers und Königs lauteten so befciedigend, daß wir uns der Hoffnung seiner baldigen Wieder- genesung ruhig hingeben konnten. Allein bald darauf zeigte es sich, daß das fostbare Leben des besten Fürsten und Landesvaters mit banger Ahnung nach Stunden gezählt werde. Die geringe offnung, zu welcher die Nachricht veranlaßte, daß der Zustand

r. Majestät am Abende des 28fen beruhigender war, als am 27sstten, wurde durch eine nachträgliche Bekanntmachung des- selben Tages sehr in Zweifel gestellt, und dur die heute eingetroffene höchst s{chmerzlihe Anzeige gänzlich vernichtet. Der geliebte Kaiser, mit dem unsere Vîter alt geworden, den unsere Kinder mit Liebe und Ehrfurcht nennen, hat sein irdisches Daseyn in der Nacht vom 1. auf den 2. März um 124 Uhr vollendet. Als der Verewigte vor zwei Jahren durch die festlich geschmückten Gassen Prags einen Triumph- Zug hielt, wie sich dessen nur der wahre Landesvater erfreuen kann, brach die Sonne durch shweres Gewölke, und enthällte uns ein Schauspiel, dessen rührendes Andenken unsere Kinder bis in die spätesten Tage aufbewahren werden. Am 3. März verfin- sterte sh der Himmel fast zu derselben Zeit, als unsere Hoff- nung s{chwand. Das treue, liebevolle Herz des gerechtesten , in allen Sturmen der Zeit unerschütterlich biederen Fürsten hat zu schlagen aufgehört. Jn einem Alter von 67 Jahren seinen treuen Millionen noch immer zu früh entrissen, hat sich der verewigte Monarch nicht nur in den Thränen der Völker, die er väterlich liebte und lenkte, sondern auch in der Achtung von ganz Europa ein bleibendes Denkmal seines srommen friedlihen Waltens errich- tet. Dem Glücke seiner Völker und dem Frieden Europas war jede Stunde seines theuren Lebens geweiht; unter shwieri- geren Verhältnissen hat noch kein Fürst einen Thron bestiegen und behauptet, als er; keiner der Fürstenpflicht so schmerzliche Opfer gebracht. Sein ehrwürdiges offenes Antlit eni Tndte den Feind und gewann sih alle biederen Herzen. Unseren Schmerz kann nur die Gewißheit lindern, daß das Erbtheil der Habsburger, nämlich Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Milde, von dem Verewigten durch eine dreiundvierzigjährige Regierung ma- kellos erhalten, auf seinen erlauchten Sohn und Nachfolger über- gegangen ist.‘

JItallen.

Rom, 21. Febr. (Allg. Ztg.) Dom Miguel lebt hier sehr zurückzezogen ; seine Abreise scheint auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Finanz-Umstände dieses Fürsten sollen nicht so glänzend seyn, als man bei seiner Ankunft glaubte. Sein Minister Marquis Lavradio hat einen Palast gemiethet, welches auf einen längeren Aufenthalt deutet. Der Adjutant des bes kannten Piinzen Canosa, Herr Bignardi, ist von der Regierung über die Gränze geschickt worden, weil er, wie man sagt, in ei nem Anfall von Wahnsinn, einer sh hier aufhaltenden Prin- zessin mit einer Pistole gedroht hat. Der bisherige Delegat von Ravenna, Graf Codronchi, befindet sich gegenwärtig hier; weder Regierung noch Volk sollen mit seiner Verwaltung zufrie- den gewesen seyn. Seine Functionen sînd einstweilen einem Monsignore übertragen. Jm nächsten Monat dürfte endlich die schon lange aufgeschobene Erhebung von mehreren Prälaten zu Kardinälen erfolgen. Man nennt schon viele Kandidaten, worunter der E von Genua als bestimmt bezeichnet wird. Herr E. Ellice (im Melbourne’shen Ministerium Staats -Secoretair des Krieges) ist von Neapel hier eingetrof- fen, er sezt morgen seine Reise nah London fort.

Griechenlanb.

Athen, 7. Februar. Die Ausführung des von Herrn von Klenze revidirten Stadtplanes geht nun ohne Unterbrechung vor sih, und die auf ihm bezeichneten Ee sind grôßs tentheils abgesteckt. Se, Maj. der König ist nah Nauplia abgereist, um den Tag seiner Ankunft in Griechenland an der Stelle zu feiern, wo er den Griechischen Boden betreten hat.

Das Königreich zählt jest folgende Zeitblätter: 1) Sotir, Griechisch und Französish, früher offizielles Blatt, dann seit den Zerwürfnissen der Regentschaft Parteiblatt für die Ausge- tretenen, nun im Interesse von Koletti, eigentlicher Redacteur : Sfrufio mit Beihülfe einiger St. Simonisten. 2) Athene, ein Oppositionsblatt, Griechisch, Redacteur: Anthoniades. 3) Epoche, Oppositionsblatt, für abso‘ute Monarchie, Griechisch und Französish. 4) Ethnike, oder National, Griechisch und Französish, welher manchmal offizielle Nachrichten der Regentschaft enthält. Außerdem erscheint 5) cine theologische Zeitschrift : die evangel ische Posaune, 6) eines für die un- regelmäßigen Truppen, 7) das Regierungsblatt, Griechisch und Deutsch, 8) der Ephoros fürs Militair, als Oppositions- blatt gegen die Europäische Heeres - Disciplin.

Brasilien.

Rio Janeiro, 20. Dez. Am 2. Dez., dem Ge- burtstage des Kaisers, der an diesem Tage sein zehntes Jahr erreichte, wurde unter anderen Festlichkeiten, welche gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten stattfinden, auch die neue Börse in der Hauptstadt feierlich eröffne. Man wird sich wundern, daß in etner der größten und besuchtesten Handelsstädte unseres Erds- balls bisher feine Börse bestanden, und doh war es soz frei- lih ward vor 16 Jahren ein sehr schönes und kostspieliges Ge- bäude zu ähnlichen Zwecken aufgeführt; diejes aber war zu ent- legen, um je sehr besucht zu seyn, und seit den; darin bei den ersten Volkswahlen im Jahre 1821 verübten Mordißaten stand es ganz verlassen und ist nun mit den ungeheueren Zoll - Gedäu- den vereinigt worden. Dem Mangel einer Börse, die früher zuweilen mitten auf der Straße in der brennendsten Hiße ab- gehalten wurde, abzuhelfen, räumte die Regierung im Februar die in der Hauptstraße gelegenen unteren Räume des Jndischen Lagerhauses ein, und ernaunte eine Kommission von zwei Bra- silianern, einem Deutschen und einem Schweizer (die Herren Carvalho, Moreira, Theremin und Riedij), um darin durch Beiträge der Kaufleute eine Börse auszubauen. Diese wurde seitdem hergestellt und sollte durch die hohe Gegenwart des Kai- sers eingeweiht werden. Vierzehn Masten mit den Flaggen der verschiedenen Nation schmückten die Außenseite des Gebäudes, zu welchem ein Teppich mit Blumen besäet führte, der bis zu dem Aussteige- Punkte zwischen den Flaggen Brasiliens und Por- tugals reichte. Die Preußische, hier selten gesehene Flagge ents faltete sich am Efstein des Vorhofes und der {dne Adler brei- tete seine schirmenden Fittihe auch über den fernen Boden Bra- siliens aus. Ein Bataillon der National: Garde gab die Ehren- Wache ab. Um 11 Uhr langten die Staatswagen durch die mit Teppichen behangene, mit Blättern und Blumen bestreute, eine Viertelmeile lange Straße St. Pedro und Rua direita vor dem Gebäude an, wo Se. Majestät in Begleitung der Kaiser- lihen Schwestern mit Jubel empfangen wurden. Die Bau- Kommission und ein Ausschuß der geachtetsten Kaufleute empfin- gen die Kaiserliche Familie, den Vormund und den Hofstaat, und führten die Gäste bis zu einem erhdheten Sis, in dem sehr geräumigen, mit Zimmet- und Nelken-Blättern besäeten Leses Saal, in welchem fich einige Damen, die Konsuln verschiedener Nationen , die Mitglieder des diplomatischen Corps und der Hofstaat versammelt hatten. Herr Carvalho hielt darauf eine kurze Anrede an den Kaiser, welche unter Anderm folgende Stel- len enthielt: „Senhor! Die einem constitutionnellen Thron ge- widmeten freiwilligen Huldigungen der Unterthanen sind zweis felsohne dessen shönster Shmuck und die beste Vorbedeutung, wenn nicht gar die Gewißheit seiner zukünftigen Dauer. Die Kaufmannschaft begrüßt heute, Senhor, mit edler und lie- bevoller Begeisterung, gegrundet auf die Gnade Eurer Kaiserl. Majestät , bei der Eröffnung der Börse zu erscheinen, die Wie- derkehr des merkwürdigen Tages, welcher dem Reiche einen Ame- rikanishen Prinzen gab. Es lebe der Herr, Dom Pedro Il. !/

Hierauf überreichte die Gattin des Redners den R Blumensträuße, und Herr Theremin , der den inneren Bau ges leitet und ausgeführt hatte, den Plan und Aufriß der äußeren Kolonade, welche dies Gebäude als eine Zierde dieser Haupt- stadt vollenden wird. Da die Zeit für die vielen Sr. Maj. an diesem Tage obliegenden Ceremonien knapp zugemessen war, so erhoben sih Allerhöchstdieselben, nahmen die Gedächtnißtafeln und sonstige Einrichtungen in Augenschein und verließen alsbald unter dem Vivatrufe der Menge das nun Jedem offenstehende Gebäude. Der Kaiser begab sich darauf nach der Schloß- Kirche, um dem Tedeum beizuwohnen, nachher war Gala - Cour. Hier hatten die Waisen der Arsenal - Arbeiter die Ehre, ihrem jungen Kaiser einige selbst gefertigte Militair - Gegenstände zu überreichen. Der Zug dieser Waisen war um so herzergreifen- der, als zwar die Stadt, aber der Kaiser selbs noch nicht wußte, daß auch er eine Waise geworden; die Nachricht des Ab- lebens von Dom Pedro war mit Bestimmtheit erst Tages zuvor hier angelangt. Nachmittags war große Parade und Corps- Aufstellung der sämmtlichen sehr zahlreichen National - Garde. Die Kaiserliche Familie kam nicht wie gewdhnlih ins Theater. Graf St. Priest, Französischer Botschafter, ist von hier ab- gereist, und ein Herr Larozière als Geschäftsträger zurückgeblie- ben. Der Englische Admiral lichtete die Anker, um während der heis ßen Jahreszeit, die mit einem Male sehr drückend geworden, auf der See zu kreuzen und seine Leute zu üben. Auch der Französische Admiral joll uns aus denselben Gründen bald vers lassen. Die Russische Jagd- Korvette „Amerika“‘/ ist seit eini- gen Tagen hier; die Mannschaft derselben ines sich" durch ihre’ treffliche Haltung aus. Sie geht nach Neu - Holland. Das Thermometer in meinem Hause zeigt eben eine Hiße von 25 Grad Réaumur.

Fnland.

Berlin, 8. Márz. Die Si6ung der geographischen Ges sellschaft am 7ten d. M. eröffnete Herr Prof. Zeune mit eie nem uten Nekrologe eines verstorbenen Mitgliedes. Darauf gab Hr. Dr. Minding eine Notiz über die Erz- Production únd die Verarbeitung desselben in Schweden im Jahre 1833. Herr Dr. Mädler trug eine Topographie der Mondlandschaft „¡Aristarh‘/ vor und vertheilte eine dazu gehörende metallogra- phische Zeichnung unter die Mitglieder. Herr Legationsrath v. Olfers las über die geodätischen Vorarbeiten zu einer Karte der Schweiz und gab als Geschenk Eschers Nekrolog Horners. = Herr ‘Professor von der Hagen trug eine Abhandlung Über

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