1835 / 69 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

verlangen. Sir R. Peel sagte, um alle Zweisel und Besorg- nisse zu entfernen, wolle er auf das unzweideutigste erklren, daß ce von diesem Gegenstande, nämli vou der ‘Prärogative der Krone, ohne die Aufrußr-Bill ein stehendes Heer zu unter- halten, heute Abend zum ersten Male- reden gehört habe. (Hört, Hört.) Lord-Ebrington wünschte noch zu wissen, ob die jehzi- an Minÿter in den Grundságen des Jrländischen Unterrichts- Systems eine Aenderung vornehmen, oder es nach -denselben Prinzipien, wie unter dem Greyschen Ministerium, fortbestehen lassen wollten, worauf Sir H. Hardinge (der Secretair für Irland) brtiärte, die jeßige Regierung beabsichtige keine Berän- derung’ in diesen Syfem, und was die zu diesem Zweck ange- sebten Veranschlagungen betrefie, so glaube er, sie würden noch größer werden, als im vorigen Aahre; die Ausgaben hätten sich vermehrt, und man toerde von dem Parlament eine größere Summe zur Bestreitung derselben fordern müssen. Herr Hume, der si (wie bereits gestern erwähnt) mit den Erklärungen des Pre- mter-Ministers nicht begnügte, warf demselben vor, er wolle die Fragen absichtlid nicht verstehen und weiche ihnen aus, man müsse daher gf audere Mittel bedacht seyn; der heutige Antrag

auf Verwap.volung des Hauses in einen Subsidien- Ausschuß sep |

nur eine Formalitác und werde deêwegen keinen Widerstand finden, wenn aber das Minitterium gegen den ausdrücklichen Wib en des Hauses, und ohne dessen Zutrauen zu besigen, am Ruder bleiben roollte, fo werde es die Pflicht der Stellvertreter des Volkes, bei deanächsten Antrag auf Bewilligung von Subsidien die Frage in Er- wägung zu zichen, ob es unter solchen Umständen atgemessen sey, Sr. Vèéajestät und den Ministern überhaupt Gelder zu be- willigen. (Hört, Hört!) Mit unerschütterlicher Ruhe ancwor- tete Sir R. Peel, erx könne in dem Amendement zur Adresse Fcine Erklärung des Mißtrauens finden und werde destvegen nicht zurückcreten. Nach einigem Wortwechsel fragte zuleßt noch

Herk D'Convell, mit Bezug auf die Erklärung bes Ministers,

daß ktirchlides Eigenthum hiur zu kirchlichen Zwecken verwendet werden èrfe, was der sehr ehrenwerthe Baronet unter kirchli- chen Z'veckèn verstehe, worauf jener antwortete, er verstehe unter dew Ausdrucke „zu kirchlichen Zwecken“ allerdings „zum Besten dex Anglikanischen Kirche‘; auf die fernere Frage des Herrn Bulwer aber, ob unter zenen Zwecken avch Volks - Unterricht uad Bildung mit begriffen sey, weigerte sich der inister, zu anuioorten. - Herr Alex. Baring, der Präsident der Handels- Kaminer, erklärte, ‘daß er dem Parlament eine Maßregel zur Ver- hinderung des Schleichhanldels mit sremdem Getraide, der von den Jnselu Man, ZJerscy und Guernsey nah Großbritanien ge- trieben wird, und eine andere zur Verhinderung des Einschwär- zens von S-chisssbauholz aus den Ojisechäfen über Kanada vor- legen werde.

London, 3. März. Der Herzog von Wellington wird dbetmorgen, ‘zur Feier des Geburtstages Zhrer Majestät, den fremden Gesandten in Apsley - House ein großes Bankett geben. An demselben Tage geben Sir R. Peel, als Kanzler der Schah- kaminer, und der Graf v, Aberdeen, als Staats-Secretair für das Kolonial:Departement, offizielle Diners.

__ Die Hof-Zeitung meldet nun die Erhebung des Sir Ch. M. Sutton zum Pair, untec dem Titel cines Viscount Canterbury und Baron Bottesford.

Iu Folge der Ernennung des Sir C. M. Sutton zum Pair ist ‘etù Párlaments - Sig für dle Universität Cambridge erlediat, rim/den sich nun der Recorder von London, Herr C. E. Law, be- wirbt, der auch von den Mitgliedern des Senats sehr unter- stükt wird, so daß man an seiner Ecwählung nichr ziveifelt.

Lord Durham hat, obwohl schr unpäßlich, an der Debatte ira Oberhause Über das Amendement Theil genommen, was bei ihm einen bedenklichen Rückfall zur Folge hatte.

Der Marquis von Wellesley ist von seiner Krankheit wieder völlig hergef{tellc.

Die Morning Chronicle meint, wenn Sir R. Peel fich genau erkundigt habe, \o müsse er crfahren haben, daß dte- jenigen Mitglieder des Unterhauses, welche dur Zufail verhin: dert wurden, über das Amendement zur Adresse mitzustimmen, meistentheils zur Opposition gehörten. „Eine Erklärung des Herrn O'Connell‘’, sagt dieses Blatt, „day er nah 9 Uhr nicht mehr sprechen, sondern sih seine Rede auf den nächsten Abend vorbehalten wolle, vewog am Donnerstag allein von den Jrlän- dischen Mitgliedern sechs, das Haus zu verlassen, weil sie glaub- ten, daß die Abstimmung erst am folgenden Abende stattfinden würde. Einige andere Mißverständnisse veranlaßten die Abiwe- jcnheit anderer Herren von der Opposition. Der schr ehren- werthe Baronet hätte hinzufügen können, daß die Stanley’ sche Section sich weigerte, am Freitage ihr Votum noch cinmal zu wiederholen.‘“

Die Schottischen Mitglieder haben sich im Unterhause grdß- tentheils gegen die Stelle in der Thron-Rede ausgesprochen, wel- che der Kirche in Schottland Unterstüßung verheißt. Man brauche dort, meinten sie, keine neue Kirchengebäude , denn es gebe! de- ren nur zu viel, die lecr ständen, weil die Geistlichkeit der ande- ren Sekten meist viel beiiebter bei dem Volk sry, als die der Anglikanischen Kirche , da sie sich den Unterrichr und die Secl- sorge weit mehr angelegen seyn lasse, als leßtere.

Der Standard sagt, er welle nicht durch eine Schilderung der Begleitung, in welcher der Sprecher bei Ueberreichung der Adresse des Unterhauses vor Sr. Maj. erschien, die dem Sou- verain gebührende Achtung verlezen. „Wer jollte nicht“, füge ær hinzu, „die Festigkeir, den guten Sinn und die Mäßigung der Königlichen Antwort bewundern, nur Schade, daß fic an solche Personen fortgeworfen würde, wie die, welche wir am Sounabend in Kabrioletrs und Miethskutschen nah dem Sr. ames: Palast fahren sahen, um die Maje{tàr cines Britischen Parlamentshauses zu ceprásentiren. Der Schweis, der jämmer- licze Schweif war cs, aus dem fast die ganze Begleitung des Herrn Abercromby bestand.“

Die Times meint, es sey klar, daß die Gewißheit, Sir Robert Peel werde si nicht zurückzichen, eine große Unzahl von Unterhaus - Mitgliedern vermocht habe, für das Amendement zur Adresse zu stimmen, denn jonfi würden die Minister sich, besonders. nacy den radikalen Reden der Herren Gisborne und O'Connell, sicherlich in einer siegreichen Majorität befunden haben.

Eben dieses Blatt theilt jest den zweiten Bericht mit, den die zur Untersuchung der Kirchen-Einkünfte und Patronate in Jrland ernannte Kommission, an deren Spike der Bischof von Ahmagy stehr, erstattet hat.

Die Aufruhr - Akte (muliny-act), deren Lord John Russell in der gestrigen Sigzung des Unterhauses mit dem Bemerken erwähnte, daß das Gerücht gehe, die Minister glaubten sich be- rechtigt, ohne daß dieselbe vom Parlament genehmigt worden, ein stehendes Heer zu unterhalten, is ein Gejez zur Bestrafung voi Meuterei und Desertion unter der Armee, so wie über die Besoldung und Einquartierung der Truppen. Die Genehmi-

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gung dessclben muß alle Jahre von Seiten des Parlaments cr- neuert werden und dient hauptsächlich dazu, der Regierung die nôthige Gewalt zur Ausübung der militairischen Justiz zu Über- tragen. Wenn diese Akte nicht bewilligt ist, kann der König in Friedenszeiten kein stehendes Heer halten.

Aus den Bemerkungen, welche der Herzog von Richmond bei Gelegenheit der von ihm im Oberhause eingebrahten Bill ber die Eid: Leistungen machte, geht hervor, daß in der Armee aliein jährli fur den Halbsold 342,000 und in dem Halbsolde und Bensions-Departement jährlich 47,000 Eide geleisiet werden.

Der General: Gouverneur der Windward - Jnseln, Sir Lio- nel Swith, ise auch zum General - Gouverneur von Britisch Guiana, Trinidad und St. Lucia ernannt worden:

Der in China verstorbene Lord Napier war vor der Auf- lósurig im Jahre 1832 einer der repräsentativen ‘Pairs von Schottland, auch Capitain ver K. Marine und Kammerherr. Er war der neunte Baron Napier von Thirlestane und hinter- läfit eine Gattin und fünf Kinder, von denen das älteste, 15 Jahr alt, gegenwärtig Lord Napier ist. Dieser und die übrige Familie des Verstorbenen werden binnen kurzem aus Macao hier zurü erwartet. Jn Peterborough sind durch eine Feuersbrunst 70 Häuser ein Raub der Flammen geworden, und der Schaden beträgt we- nigfens 10,000 Pfund, wovon aber nur Z000 versichert sind.

9m Standard liest man: „Die Blokade von Bilbao, Coruña und den anderen Häfen Biscaya's und Galiziens, die vor kurzem noch von den Schisfen der Königin von Spanien blokirt würden, ist aufgehoben worden, wenigstens in so weit, als sie- bisher von der Englischen Regierung anerkannt wurde. ‘/ (Man vergleiche hiermic den in Nr. 61 der St. Ztg. unter Spanien mitgetheilten, von Herrn Martinez de la Rosa unter- zeichneten Königlichen Befehl.) 4

Nachrichten aus Malta zufolge, hat ein Engländer, Herr Cochrane, mit der Französischen Regierung cinen Kontrakt abge- {hlossen, um eine regelmäßige Dampfschifffahrt zwischen Yar seille, Genua, Livorno, Neapel, Maita, Athen, Smyrna und Konftantinoyel einzurichten.

Das Dampfboot „Blazec‘/ ist am 26sten v. M. unerwartet von Plymouth nach Malta beordert worden, angeblich mit De- peschen, welche die Rückkehr eines Theils der dort stationirten Linienschisse befehlen, da man beabsichtigen soil, die Flotte im Mittelländischen Meere zu vermindern. Nach der Rückkehr des Geschwaders nach Malta sind nur noch 3 Englische Kriegsschiffe in den Gewässern der Levante, zwri Fregatten, wovon die eine bei Smyrna, die andere bei Vuila, und eine Korvette, die bei Kon- stantinopel stationirt is. E

Handelsbriesen aus Smyrna zufolge, sank dort der Cours in Folge der viclen Tratten auf London und PYarié, welche Meh- ned Al1's Banquiers auézeboten, um seine Schuld an den Sul- tan in Folge des lelzten Vergleichs der Angabe nah 70 Mill. Türkrsche Piaster zahlen zu können. Der Sultan hatte ein- gewilliat, allen Griechischen Konsuln Fertuane zu evtheilcn.

És ist dem- fúr die Förderung dcr Communication mit Ost- Indien so thätigen Herrn Waghorn gelungen, eine Geselischaft zu diesem Zwecke unter den Kaufleuten in Liverpool zu Stande zu bringen. Die damit in Verbindung stchende Eisenbahn in Acgyvten soll zwischen Januar und März 1836 fertig seyn.

Nach Berichten aus Kanada bis zum 2ten v. M. hatte in der Repräsentanten - Kammer von Ober - Kanada cin heftiger Katwpf wegen der Sprecher: Wahl stattgefunden, unddie foge- nannte revolutionnaire Partei sezte die Wahl ihres Kandidaten mit 31 gegen 27 Stimmen durch.

Die Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hossnung bis zum Anfange dès Januars lauten nicht günstig. Jn Gra- hams Town herrschte zufolge cines von den Kaffern unternom- menen Angriffs aroße Aufregung. Eine Abtheilung der Soldaten war in das Gebiet der Kassern geschickr worden, um einige verirrte oder gestohlene Pferde zurückzufordern , allein die Eins gcborenen widersebten sich und tôddteten einen Soldaten. Der Oberst Somerset und die Gränz: Behörden beschlossen darauf, das neutrale Gebiet der Kaffern zu verlassen. Lekztere grissen die Engländer an, von denen mehrere auf dem Piakte blieben. Man erwartete eincu Angrisf der Kaffern auf Grahams Town und traf deshalb alle Vorkehrungen, um jede Feindjeligkcit zu- rücfzuweisen, Alle waffenfähige Männer waren aufgefordert worden, sich bereit zu halten, im Falle man ihrer Dicnste bedürfe, und man zweifelte keinesweges daran, cinem etwaigen Angriff hinreichenden Widerstand entgegensezen zu können. Die Kaffern hatten indeß schon mehreres Vieh geraubt und den Besizungen Scha- den zugefügt. Jneinem Privat: Schrciben aus GrahamsTown vom 25. Dez. heißt es über diesen Gegenstand: „Die Nachgie- bigkeit der Kegierung bringt die Kolonie um 20 Jahre zurück. Wir sind alle unter den Waffen, und haben unsere Frauen und Kinder an cinen sîitheren Ort gebraht. Wir sind von den Kaf- fern umcingt und die schauderhastesien Mordthaten werden be- gangen. Die Straßen unserer Stadt sind mit Pallisaden ge- \sperrt. Dic Gränz Truppen haben hauptsächlich die Außenposten beser und sind sehr gequáält. Man hâtte das nükliche Corps der Hottentotten nicht entlassen sollen, da fie mehr als alle Un- deren geeigner waren, die Kolonie gegen dic Einfälle der wilden Kafferu zu schÜßzeu.“

DeutschGland.

Kassel, 4. März. Jun der heutigen Sizung der Stände- Versammlung berichtete Herr Wippermann über eine Mit- theilung der Staats: Regierung, die Errichtung eines Land- Krankenhauses in Rinteln berressend, Es wurden nach dem An- trag des Ausschusses 1000 Rihlr. zu diesem Zweck bewilligt. Ferner berichtete derselbe Deputirte úber die von der Straats- Regierung begehrte Verwilligung von 400 Rthir. für den zur Beförderung der Deutschen Ge|chichtskäande bestehenden Verein. Es wurden nach dem Antrag des Ausschusses diese 400 Rthlr. in der Art bewilligt, daß 200 Rthlr. für den genannten Verein, und 200 Rthlr. für den zur Beförderung der Hessischen Ge- schichtstunde bestchenden Hessischen Verein verwendet werden sollen. Eine Mitcheilung des Landtazs- Kemmissars, den Bau der Artillerie: Kaserne betressend, wacd dem Budgets Ausschuß zur Prüfung Überwiesen. Es wurde dann der achte Abschnitt des Grundsteuer-Gesc6es diskutirt und mit wenigen Modifica- tionen angenommen. Herr Henkel berichtete dann über die Instruction des permanenten Ausschusses und verlas dieselbe. Die Instruction, die im Wesentlichen dieselbe ist „" wie die frü- heren, ward angenommen. Der Landtags - Kommissar, Herr Re- gierungs: Rath Koch, legte Namens der Staats: Regierung ‘Pro- test gegen ‘diese Jnstruction cin. Die Protestation des Land- tags: Kommissars ward zu den Akten genommen, und Gegen- Protestation einzulegen beschlossen. Nachdem sodann verschiedene Petitionen ihre Erledigung gefunden hatten, ward die Si6ung

ge\clossen.

Dresden, 5. März. Da am 3ten Abends kein Coutict von Wien cingetroffen war, fing man am Hose und ta der Stadi an, neue Hossnung wegen des lebensgefährlihen Zustandes deg Kaisers Franz zu schöpfen. Se. Majestär der König fuhr mi Weesenstein, und man sprach von allerlei Gast@ählern und Fa: milien - Festen, womit der heutige Namenstag des atverehri Prinzen Friedrih begangen werden sollte, einer Sizung der „, Flora‘? und einer Blumen - Ausstellung auf der Brüßlischwy Terrasse, Tableauxstellung, einem Caroussel u. \. w. Allein plóy, lich ist der ganze Hof in die tiesste Trauer verseßt wordep Denn in dieser Nacht gegen Morgen is ein Kaiserl. Oesterte chischer Ordonnanz - Osfizier, vom Generalstabe, eiligst hier dur gegangen, und hat in der an die hiesige Oesterreichische Gesandt \chafc abgegebenen Depesche die betrübende Nachricht ebra, daß Kaiser Franz in der Nacht zwischen dem lsten Und y verschieden (t, und sogleich der König von Ungarn und Erzht, zog Ferdinand die Regierung angetreten hat. Der Courier ging von hier nach: Berlin und St. Petersburg.

München, 4. März. Münchener Blätter meld, „Se. Majestät der Kdnig begaben si gestern Nachmittags h Z Uhr, in Begleitung der großen Cortege, zum Schluß d 409stúndigen Gebetes mit Prozession, in die St. MichaelsHyj, Kirche.“

‘Nach dem Willen Sr. Majestät des Königs follen dit j,

den abgebrannten Städte Wunsiedel und -Reichenhall nach \y System des Sonnenbaues wieder aufgebaut werden.

Augsburg, 3. März. heute früh 7 Uhr fiel das Barometer um 2 Linien, Und diy bis 6! Abends noch um 2 Linien; die West- und Nordis winde steigerten sih zu einem Sturm von der Stärke des Zth bis 4ten Grades, mit Schneegestöber und Hagelkörnern. Wi rend dieses Sturms zeigte sich um 7 Uhr 28/ Abends ein hes ger Bliß in Nordwest mit starkem Donner, dem bis gegen Uhr nech mehrere und immer nähere folgten. Von 6 Uhr 4 an begann das Barometer schnell zu steigen, und stand um Uhr Nachts um 13 Linie höher als Abends 6! Uhr, wo es Zoll 3 Linien gezeigt. Zwischen 11 und 14 Mittags stand d Elkysmometer (Erdbebenmesser) 1 Linie gegen Südwest und cillirte ein wenig in dieser Richtung. Die positive Elektrizil der Atmosphäre war Mittags 5 Grad und bei dem Gewit Abends 8,4 Grad; die negative nur 0,6 Grad.

Stuttgart, 4. März. Se. Majestät der König hab aus Veranlassung der Darstellung des „„Ficsko‘/ auf der hiesi Hofbühne zum Besten des unserem großen Schiller zu erti cenden Denkmals, für diesen patriotischen Zweck ein wahrh} Königliches Geschenk von 1000 Fl. auf Höchstihre Kabins Kasse anweisen lassen. Der Ertrag der Darstellung à 27\ten v. M. beläuft sich auf 672 Fl. 9 Kr.

Frankfurt a. M, 5. März. Das in der Nacht v lsten zum 2ten d. zwischen 1 und 2 Uhr erfolgte Hinsch den Sr. Maj. des Kaisers Franz l. von Oesterreich har be ders auch hiesige Stadt aufs Scymerzlichste berührt; denn U nun Höôchstseligen Monarchen verdankt sle in dessen thätiger M wirkung die Wiederherstellung ihrer Selbsiständigkeit. Die Tral um den so allgemein geliebten Monarchen is daher unter al Ständen hiesiger Stadt recht bemerkbar, wenn auch nit, | es chemals geschah, sobald ein Deutscher Kaiser das Zeitli mit dem Ewigen verwechselte, ein täglich zweimal wiederholl vier Wochen andauerndes Trauergeiäute uns den schmetzlih Verlust verkändigt. Die stille Trauer wohnt tief in der Bri unsrer Bürger, die innig fühlen, was Deutschland, was sie sell in dem verewigten Monarchen verloren haben.

Jn Hanau sind in der Nacht vom Zten zum 4ten d. N bei {türmischem Wetter vier Häuser abgebrannt. Das Feil

fam in cinem Brauhause zum Ausbruch. |

Maïnz, 25. Febr. Jm Weinhandel dauert die füt! begonnene größere Lebhaftigkeit fort. Der hiesige Weinhänd Dahm hat unter Berathung des ältesten und erfahrensten Wi händlers unserer Stadt, Herrn Lauteren, eine Q ualítäts : Cle fication der Rheinweine versucht, welche dic Zustimmung der K ner erhielt. Von 1783 bis 1834 bestimmt derselbe 49 Wi Sorten. Den Ehren - Rang über alle ertheilt er dem 179 dann läßt er sie in nachstehender Ordnung folgen: 1lr, Zár, Y 84r, 9ár, Gr, Tr, 27e, 25r, 2r, 26r, 31r, 88r, Ar, 98r, 1 1800r, 18r, 15r, tr, 33r, 28r, 32r, 30r, 12r, 10x, 8r, It, 9 91r, 92r, tr, 13r, 97r, 87r, 2lr, 86r, 89r, 20x, 96r, 16r, M 23r, 24r, 99r, 29r, 85r und Ir. :

Oesterreich.

Wien, 2. März. (Leipz. Zeitg.) Das traurige El niß, das mein vorgestriger Brief ahnen ließ, ist eingetreten, l der hochverehrte Monarch ist heute früh drei Viertel Stun! nach Mitternacht verschieden; die Seelengrôße und chrift Fassung, mit welcher der Kaiser die leßte Stunde hat heran \ehen, ist seiner Regierung würdig; es war kein Stumpfsinn, d die Krankheit hatte ihm sein ganzes Fassungs - Vermögen gd sen, eben so wenig Gleichgültigkeit für iängern Lebensgw) sondern heldenmüthige Ergebung in die Fügungen des Hö, Zwischen 9 und 10 Uhr Abends empfing der Kaiser die hulys Sterbe- Sakramente in Gegenwart der ganzen Kais-rlichen) milie und aller hohen Staats: und Hof-Beamten ; der Athemw immer schwerer Und um 104 Uhr stellte sch das Röcheln Am Freitag haben Se:ne Höchstselige Majestät mehrere È den, man sagt vier Stunden, dictirt und eine halbe Sl selbji geschrieben, und sich auf diese Weise mit Verfügungtn | die Zukunfe beschäftigt. Die ersten Aerzte waren der Leibal Baron Stift, und der Hofarzt Günther; am Sonnabend wurden? neue Aerzte, unter denen Dr. Wießner, zu einer Lonjultation geruß sic erklärten sich mit der Behandlung des hohen Patienten ganz standen, fanden ihn in großer Gefahr, glaubten jedöch noch an die N lichkeit einer Schweiß - Krisis als den cinzigea Weg der Her lung. Gestern um Mittag trat das Redoublement mit vern ter Stärke ein, von da ging es schnell zu Ende; die Ath beraubungen traten ôfter und stärker ‘ein und noch zweiinall Aderlassen gewährte keine Erleichterung; um 8 Uhr wurden || zwei Aerzte, Baron Türkheim und Doktor Birkner, zum h Patienten geholt, die den Zustand als hossnungslos ertant und sih dem früheren Gutachten vereinigten. Als der Kd zum leßtenmale die Aerzte entließ, reichte er jedem die Hy dankte ihnen für ihre Bemühungen, versicherte sie seiner Ÿ und Liebe und fügte hinzu, er wisse, wie sehr auch fic ihn | ten und wie sie Alles gethan hätten und thun würden, ihm das Leben fristen könne, übrigens sey er in den Vi Gottes crgeben. Alle, die ihn sahen und hörten, waren in hôchsten Bewunderung, die Geistlichen sagten, er käme ih! wie ein Heiliger vor.

Schweiz. Man schreibt aus Genf vom 25. Februar: „Die © wweihung von J. J. Rousseau's Sratue fand gestern in Ves

Von gestern Nachts 9 Uhr h ¿

art es großen Theils unserer Civil, und Militair :Behôr- e, sd wie fast der ganzen Bevölkerung Genss statt. Die ‘onzette Bildsáule, ein Werk des Genfers Pradier in“ Pa- (3, ist auf der kleinen Jusel des Barques, cinem mit Bäumen j¿pflanzten Pla6, nahe beim Ausslup der Rhone aus dem See, usgesteilt worden. Jhre Verhältnisse (se ist 7 Fuß hoch über „in Fupgestell) und ihre Stellung auf einer Eke der Jnsel ma- ven sie weit sichtbar. Sie wird vor der Hand von cinem Sok- | getragen , der später durch ein Piedestal vori rothgeädertem armor mit verschiedenen Jnschriften ersekt werden soll. Ob- ohl die Errichtung. der Bildsäule durch cine Privat-Unter- deichnung hewerkstelligt worden, und die städtische Behörde nur burch Ueberlassung des Plaßès dabei betheiligt ist, ist dies doch (nug, um das Vaterland Rousseau's von dem lange Zeit ver- vienten Vorwurfe der Gleichgültigkeit gegen das Andenken seines berühmtesten Bürgers zu reinigen. Abends wurden die Jnsel (s Barques, die Straße J. J. Rousseau und ein Theil der eihonequais erleuchtet. Mcdrere sröhliche Gastmähler vercinig- en die Bürger, die an der Feierlichkeit des Morgens Theil ge- ommen hatten. Ein Rousseau’sches Gelegenheits- Stück: Le devin de villoge, beendigte passend den der öffentlichen Freude gewidmeten Tag, den kein Unfall trübte. Es ist zu bemerken, daß mehrere Mitglieder der Genfer Geistlichkeit sich unter den nterzeichnern befinden.

J talien.

Venedig, 22. Febr. Im Jahre 1834 sind in dem hiesi- Î gen Hafen 302 Schisfe eingelaufen, nämlich 251 Oesterreichische, 08 Britische, 1 Dänisches, 4 Griechische, 3 von Bremen, 3 Hol- lándische, 1 von Malta, 4 aus den Päpstlichen Staaten, 1 Preu- isches, 1 Sardinisches und 5 Schwedische. Die Zahl der ab- gegangenen Schiffe belief sich auf 274.

Livorno, 20. Febr. Jm Verlaufe des vorigen Jahres ist ier cine Maßregel in das Leben getreten, welche dem Handel dieses Plalzes einen großen Umfang verspricht. Die Regierung hat nämlich die bisher bestandenen Eingangs - Zölle gänzlich ab- jeschafft. Dagegen hat sie der hiesigen Kaufmannschaft eine jährliche Contribution von 300,000 Florentiner Lire, und für das erste Jahr noch einen Extra-Zuschuß von 200,000 Lire auferlegt. Mit dieser Auflage glaubt sie einen Theil der abgeschafften Zölle zu decken. Ferner sind die Stadtmauern so weit hinausverlegt wotden, daß alle Vorstädte, und diese enthalten eine größere Anzahl Einwohner als die Stadt selbst, mit eingeschlossen wer- den, Die Einnahme der Accise- Gefälle, von welchen die Vor- fádte bis jeßt befreit waren, wird dadurch um ein Bedeutendes erhöht werden.

Seit wenigen Jahren is eine ganz neue Vorstadt erbaut vorden, so wic auch nach allen Richtungen hin neue Gebäude die früheren Vorstädte vergrößern. Diese Zunahme liegt indes- sen mehr in dem Bedürfniß der enge zusammengedrängten Be- völkerung, besonders der Jjraelitischen , sih auszudehnen, als in der Zunahine von Einwohnern. Jm vorigen Jahre hat sogar die Bevölkerung, welche siebenzig und einige tausend Seelen be- ägt, um mehr als 1000 Seclen abgenommen. Grund dieser Abnahme ist zum Theil die lockende Küste der Barbarei, wohin manche Familien übersiedeln, indem sie jeßt dort auf Europäischen S(u6 rechnen können.

Eine neue Quelle des Reichthums dicses Landes sind die seit etwa 15 Jahren entdeckten Quellen von Borax (Sal borace) eworden, welcher Artikel früher nur aus Jndien kam. Die endung, welche von dieser Säure seit mehreren Jahren in

den Färbereien gemacht ward, steigerte den Preis derselben um das Dreifache, während die Kosten der Production durch An- wendung der vulkanischen Hiße, welche den Gruben nahe liegt, satt des Holzes oder der Kohlen, bedeutend vermindert wurden. Diesc Gruben sind nahe bei Voiterra befindlich.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika,

Washington, 7. Febr. Der Präsident hat in Beziehung auf eine frühere Anfrage des Herrn Adams dem Repräsen- tanten- Hause noch mehrere Mittheilungen aus Schreiben des Herrn Livingston aus Paris von Anfang und Mitte De- zembers übersandt. Erstere cnthalten cinige Angaben über eine Unterredung mit Ludwig Philipp, in welcher derselbe scin Eh- renwort als König und Mensch ertheilte, Alles zu thun, was in seinex Macht stände, um die Vollziehung des Entschädigungs-

4 Vertrages u erzielen, mit der Versicherung, daß derselbe eine F Kabinets - Maßregel seyn folle.

Herr Livingston äußert nicht den mindesten Zweifel an der Aufrichtigkeit des Königs, doch aber an scinem Einflusse. Das letzte Schreiben lautet bei weitem nit so 4E und läßt sogar die Ansicht durchblicken, daß die Kammern den Vertrag nicht ratifiziren würden, indem die Minister es- nicht wagten, die Verantwortlichkeit für densel- ben zu übernehmen und ihn zur Kabinets- Frage zu machen. Nach Verlesung dieser Mittheilung trug Herr Adams auf de- len Ueberweisung an den Ausschuß nebst Jnstructionen zur un- verzüglichen Berichterstattung über die Verhältnisse der Verei- igten Staaten zu Frankreich an. Er hielt eine sehr energische Rede, worin er zulest erklärte, die Ehre der Nation erfordere eine Meinungs - Aeußerung der Repräsentanten, und der Geist der Botschast des Präsidenten, wie man auch über ihre Klugheit Uttheilen mdge, gereiche' ihm und der Nation zur Ehre. Bei der lebhaften Debatte, welche auf Herrn Adam's Vortrag folgte, stimmten mehrere Redner seinen Außerungen vollkommen bei; hur wurde sein Antrag dahin amendirt, daß die Kommission uicht sofort, sondern erst am 20. Februar Bericht erstatten sollte. Diese Verhandlung hat auch die Ansichten der Amerikanijchen Vlätter etwas umgestimmt, und das Journal of Commerce \agt: „Die vorherrschende Meinung is jeßt, daß der Kongreß der Vereinigten Staaten noch vor seiner Vertagung den Präsi- denten ermächtigen wird, Kaperbriefe gegen Französische Handels- chiffe auszugeben.“

Der Mann, welcher wegen des Mord- Versuchs guf den Präsidenten arretirt wurde, ist von den Aerzten untersucht wor-

den und scheint geistesverwirrt zu seyn.

Die Zahl der Deutschen, die in den vier Nord-Amerikani-

chen Häfen New-York, Baltimore, Philadelphia und New-:Or-

leans, von Bremen aus, im vorigen Jahre gelandet sind, be-

ot 2545, mit Einschluß der nach Jamaika weiter verschiff- 5.

Jn Boston erscheint unter dem Titel: „American Annals

of Education““ eine Zeitschcift in monatlichen Heften, die aus- shließlich dem Unterrichtswesen gewidmet ist. Der Herausgeber, William C. Woodbridge, durchreiste mehrere Jahre Europa und hielt sich auch einige Monate zu Hofwyl auf, um Fellenberg's

erühmte Schul- Anstalten kennen zu lernen.

Vereinigte Staaten vom La Plata. Buenos-Ayres, 14. Dez. Die hiesigen Zeitungen

beschäftigen sich viel mit Betrachtungen über den traurigen Zu-

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stand der Finanzen. Jun der Repräsentanten: Kammer hat am 28. Oktober der einstweilige Gouverneur Masa einen um- ständlichen Bericht über die Ausfälle in den Einnahmen vorge: legt und auf die Nothwendigkeit gedrungen, Abhülfe dagegen zu treffen. Die Schulden des Schaß - Amtes bestchen in mehr als 8 Mill. Doll. für Anweisungen, welche auf dasselbe lauten, und Promessen, die von ihm ausgestellt sind, ferner 1,500,000 Doll. an Gehalten, für Lieferungen u. \.*w., ungerechnet die gegen dasselbe erhobenen Reclamationen und Entschädigungs - Forderun- gen. Bei solcher Bedrängniß schien keine Wahl als ein Natio- nal - Bankerott zu seyn, den man nun durch theilweise Zahlun- gen auf die Forderungen und durch Herabseßung der Staats- Bedürfnisse abwehren will. Es wurden drei Vorschläge gemacht, wovon zwei eine Anleihe von 4 Mill. Doll. mit einem Tilgungs-

Fonds von 40,000 Pfund und Verpflichtung der Regierun keine weitere Schuld einzugehen, bezweten ; der dritte wae fue | die Hälfte von gewissen, von Noveinber bis März fällig wer- |

denden Zahlungen abzutragen. Dieser wurde angenommen. Spä- terhin ging auch ein Dekret wegen Emittirung von Obligatio-

nen zutn Belauf von 5 Mill, Dollars in den Kammern durch. |

Nach Berichten aus Montevideo ist in der Brasilianischen Pro- vinz Rio Grande ein Revolutions- Versuch von General Carneiro gemacht, jedoch unterdrückt worden, wobei etwa 50 Personen, worunter der General selbst, das Leben verloren. Der neue Bri- tische Gesandte in Buenos - Ayres, Herr Hamilton, ist nah Uru- guay abgegangen, um mit dieser Republik einen Handels - Ver- trag abzuschließen.

Fnland.

_ Berlin, 9. März. Der in Folge der Allerhöchsten Be- ftimmung vom 24. April 1824 gestiftete Fonds zur Tilgung der Schulden des ehemaligen Freistaats und der Kommune Danzig aus den Jahren 1807 1814 hat im verflossenen Jahre über- haupt 386,734 Rthlr. 24 Sgr. 6 Pf. in verifizirten Danziger Obligationen und Anerkenntnissen eingezogen und diese an die Königliche Regierung zu Danzig zur Vernichtung durch den dortigen Magistrat gesandt.

Am 3ten d. M., zwischen 12 und 1 Uhr Mittags, zog ein heftiges, mit Sturm und Hagelschlag begleitetes Gewitter über die Stadt Werben im Magdeburgischen; ein Bligstrahl fuhr in einen rings von Gebäuden umgebenen Obstbaum und zerschmetterte denselben. Der mit dem Blite verbundene Don- ner war furchtbar; weitere Schläge erfolgten jcdoh nicht.

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Königliches Schauspiel.

Die Wiedererweckung der Braut von Messina aus cinem lan- en Schlummer wird hoffentlich kein rasch vorúbergehendes Meteor cyn; wir wollen wünschen, daß sie oder ähnliches uns wie der Mond wenigstens monatlich wicderkehre; denn dem Mond if sie al- lerdings insofern vergleichbar, als sie die Nachtseite der menschli- hen Ratur beleuchtet; aber wie Gdthe's „„Fausi// treflich sagt: das Ganze der Natur und ihr stetes Licht ist nur für einen Gott ge- macht, dem Menschen taugt einzig Tag und Nacht. Die Deutsche Literatur mag es sich darum wohl rühmen , daß diese Nachtseite. zu beleuchten einem wahren Dichter anheimgefallen. Schiller ist hart darüber angefochten, daß er das Schicksal und cndlicy gar den Chor wieder in die Tragddie eingeführt; bekanntlich hat er sich selb| in der Vorrede zur „Braut von Messina// darüber cr- klärt und unsers Erachtens genugsam gere eeat, Referent hat diese Vorrede seßt noch einmal mit der ernsilichsien Aufmerk= samkeit gelesen, und zwar nur im Gedächtniß, aber einem bereit- willigen und treuen, damit verglichen, was seit der ersten Erschei- nung der „Braut von Messina ‘/ viel und mancherlei Über das Schicksal und den Gegensaß des antiken und modernen gesprochen und geschrieben worden. Das Resultat davon isi, wie er unverho- len bekennen muß, daß diese Vorrede entweder nicht gehdrig gelesen oder nicht versianden worden is. Fast Überall legte man Schiller die Absicht bei: den Chor der Griechischen Tragbdie wieder in die unsrige einzuführen; er sagt aber ausdrücklich in jener Vorrede : der Chor der alten Tragddie war ein natürliches Organ , er folgte aus der poetischen Gestalt des wirklichen Lebens; in der neuern wird er zu einem Kunstorgan, er hilft die Poesie hervorbringen, der neuere Dichter muß ihn poetisch erschafen und cinführen u. st. w. Statt, daß dies entscheidende Prinzip zum Schlüssel sciner gan- zen, allerdings nicht für Federmanns Fassungsgabe geschriebenen Vorrede hâîte dienen sollen, hielt man sich an die Schluß- worte: „So viel Über die Befugniß, den alten Chor wieder auf die tragische Bühne zurückzuführen‘, da doch diese nicht aufheben konnten und sollten, was er vorgedachtermaßen als wesentlichen Un- terschicd scines neueingeführten Chors von dem alten angegeben hatte. Der ganze Streît, der damals gegen thn erhoben wurde, war also im Grunde genommen nichts anders, als der Windmühlenck-

Kampf des Don Quixote. ‘Die Gelehrten widerlegten etwas, was er gar nicht behauptet und gewollt hatte, und gewisse Sachwalter des Gemeinen und Alltäglichen (Nef. kann das, was er cben anpüh - ren will, mit Beweisen belegen) meinten ihrerseits, daß Schiller, wenn es nicht seine Absicht gewesen sey, unserm Theater das ganz für unsere Zeit und Sitten unpassende Grtechenthum wieder aufzu- bürden, etwas ganz überflüssiges gethan habe, da wir ja schon in Kotebue's „Hussiten vor Naumburg// durch das darin auftretende Kindergeschrei cin Muster empfangen hätten, wie unser heutiger Chor auf der Bühne gestaltet werden müsse. Jn gewissem Betracht hatte indeß Schiller sich selber zuzuschreiben, daß er mißversianden wurde; warum schrieb er die Vorrede? Den Gelehrten ist gut predigen, sagt das Sprichwort ; Ref. seinerseits möchte aber mit gutem Grund sagen, auch s{hwer prediaen , denn ste gehen meistens mehr oder weniger von vorgefaßten Meinungen aus, und sind um so schwieriger cines andern zu úberzeugen, je redlicher sie mit ernsilichem Studtum ihre Meinungen erworben haben. Schiller hätte sich demnach an diese gar nicht wenden sollen, und was dagegen das Publikum betrifft, sich, ohne weiteres Wort als sein eigenes Wert, der Empfäng- lichkeit desselben hingeben sollen; er sagt ja selbsi: „es sey falsci)/ was man gewöhnlich behaupten hôre, daß das Publiëum die Kunst herabziehe: der Künstler zieht das Publikum herab, und zu allen Zeiten, wo dic Kunst verfiel, ist sie durch die Künstler gefallen ; das Publikum braucht nichts als Empfäng- lichkeit und diese besißt es: es tritt vor den Vorhang mit einem unbeitimmten Verlangen, mit einem vielseitigen Vermdgen; zu dem Höchsten bringt es cine Fähigkeit mit, es erfreut sih an dem Ver- ständigen und Rechten, und wenn es damit angefangen hat, sich mit dem Schlechten zu begnügen , so wird es sicherlich damit aufhd- ren, das Vortreffliche zu fordern. Referent hat diese Worte des unsterblichen Dichters darum vollständig allegirt, weil er da- mit zugleih sein Glaubens - Bekenntniß Über unser Publi- kum seit einem drittel Fahrhundert von der ersien Erschetnung und Wirkung der „Braut von Messina‘/ an hat ablegen können. Es wird der Bemerkung nicht bedürfen, daß, wenn hier von dem Publikum die Rede i, nicht das zufällig einmal daseyende ge- meint seyn kann, am wenigsien eur kleiner, aber desto factidser Theil desselben; was Stimme des Publikums in gutem Sinn heißen kann, muß nach einem längern und dur)greifenderen Maß entnommen werden. Genug; wie Schiller selbs! sagt: ein poetisches Werk muß sich selbst rechtfertigen, und, wo die That nicht spricht, da wird das Wort nicht viel helfen, man könnte es also wohl dem Chor überlassen, sein eigner Sprecher zu seyn, wenn er nux selb| guf die gehdrige Art zur Darstellung gleichkäme.

Dies leßtere giebt uun chen dent Punkt an, worüber sich bei der gege?- wärtigen , sichtbar mit Ernsi und Fleiß einstudirten uud ausgesühr- ten Vorstellung ein Wort sagen läßt. Aber dies greift zu innig ir die Jdee dieser Tragddie und ihre ideale Welt, als daß es sich mit: den paar Worten, der dem Theater - Artikel in diesen Blättern ein= geräumt werden kann, in Einem Blatt abfinden ließe. Yur #0 viel noch als Voraussebung zu dem Bericht über diesen Gegen- stand: Schiller sah in dem Laufe seines Lebens nur zu oft, das ein unpoetischer Geist sich unserer tragischen Bühne ije-länger , 16 mehr bemächtige, das bürgerliche Trauerspiel nicht mit der erfor- derlichen Kraft und Würde erscheine, und das Wesen und der Cha- rakter der Tragddie fast durchgängig verkannt werde, Ein richtiges Gefühl lehrte ihn /- daß er, um das wahre tragische Pathos wkeder- herzustellen , die Theilnahme dur die Wichtigkeit der ‘handelnden Personen und durch die Sprache erhöhen müsse. Daher sêine Hel- den und Heldinnen „, daher seine rhythmische Sprache und endlich auch , aus’ dem ihm eigenen unruhigen Trieb, der sich niemals ge- nug that, die Einführung des Chors in der in Rede siehende1 Tragddie und ihre Erhebung zum lyrischen Flug.

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° Haupt -Mo mente neuerer Finanz- und Polizei-Geseßgebung des Auslandes, fo weit selbige den Handel betrifst.

AVIII.

“Berlin , W. Februar 1835.

Großbritanien. Ein in der Londoner Gazette vom 13ter d. M. publizirter Geheimer - Raths - Befehl verordnet, „daß Schifse des Vereinigten Königreichs, so wie auch alle fremde Schifse, welche bö- sen Wetters wegen Schus in einem Britischen oder Irländischen Hafen suchen (ausgenommen solche, welche ihre Ladung in einem solchen Ha- fen brechen oder in einem solchen Hafen laden wurden, oder auch solche, welche länger darin verweilen, als das Wetter oder die Ausbesserung eines Schadens erfordere ), frei seyn sollen von allen Feuer- oder sonsti- gen Umgeldern, welche der Corporation des Trinity-House zukommen auch soll kein Schiff verpflichtet seyn, die (ebenfalls jener Corporation ¿U- fommenden) Umgelder irgend eines Feuers zu bezahlen, weiches etwa von cinem solchen Schisse passirt, und demselben, wenn durch böses Wetter von seinem Lauf verschlagen, nüßlich wurde.“ j

Aus Ostindien wird berichtet, daß, unmittelbar nach Herabseßung der Landzölle in Bengalen, das Gouvernement von Bombay die Stadt- zölle auf 14 pCt. ermäßigt, und alle inneren Zölle abgeschafft hat, #0 daß z. B. künftig die Banmwolle, welche durch das bisherige neuere Zollsystem mit Erportations-Abgaben von 18 20 pCt. belastet war- für 5 pCt. wird ausgeführt werden können. Auch meldet man, daß die Bestimmungen der neuen Charte, welche die Europäer zum eigen-. thümlichen Besiße von Grund und Boden berechtigen, auf mehreren Punkten bereits in einer für Jndische Agrikultur und Gewerbsamfciè Gutes verkündenden Weise zur Ausführung zu kommen beginnen.

Frankreich. Das neue Douanen-Geses ist noch immer nicht in | die Kammern gebracht, und die Wahrscheinlichkeit schwindet 1mmer mehr, daß es noch in gegenwärtiger Sißzung zur Diskusston gelangen | fönne. Unterdessen beschäftigen sich die Tagblätter, jedes in seinem | Sinne, mit Muthmaßungen über Geist und Jnhalt der von der Re- | gierung zu machenden Anträge. Das Memorial Bordelais will wis- | seu,, selbige dürften dennoch mehr im Geiste eiuer verständigen Han- | dels-Freiheit ausfallen, als man bisher zu hoffen gewagt babe. Cs E redet von ciner Ermäßigung der Steinkohlen - Einfuhr - Abgabe um 10 bis 80 pCt. nach Verschiedenheit der Einfuhrpunkte; von einer augen- | blicklichen Ermäßigung der Einfuhrzölle auf fremdes Roheisen von 25 | auf 7 Fr. und auf 4 Fr. nach zwei Jahren; von einer successiven Er- E mäßigung des Einfuhrzolls auf fremde Wolle um 5 pCt. ährlich; voir | gänzlicher Aufhebung des Einfuhrzolls auf rohe Baumwolle, Blei und | Pottasche u. \. w. Man wird ja schen! So viel scheint aber vorläufig | aus allen Umständen hervorzugehen, daß diese Gerüchte nicht ohne Etn- | fluß der Regierung durch die mehr oder minder zu ihrer Disposition | stehenden Departemental - Blätter verbreitet werden; ob als Auédruck j wirklich gehegter Absicht, oder als Pulsfühlung der öffentlichen Mei- nung? steht freilich dahin.

Dem Französischen Salz-Steuerwesen scheint eine bedeutendere Reform bevorzustchen, als nach dem am 13. Juli v. J. den Kammern über diesen Gegenstand vorgelegten Gesez-Entwurfe zu vermuthen war. Eine Königliche Ordonnanz vom 11ten d. M. ernennt eine, unter Vor- sis des Pairs von Frankreich, Grafen Simon, aus acht Mitgliedern hohen Gerichts-, Bergwerkts-, Rechnungs-, Steuer - Beamten und De- putirten zusammengeseßte Kommission, welche den erwähnten Gesetes- Entwurf, mit Berücksichtigung verschiedener dagegen erhobener Recla- mationen, einer Revisiou unterzichen, besonders auch mit der etwauigeu: Nothwendigkeit und eventuell mit den Mitteln sich beschäftigen soU,. eine Ermäßigung des Salzpreises, besonders in deu durch das Geses vom 6. April 1825 benannten östlichen Departements herbei zu füh- ren. Eine andere Königliche Ordounanz vou 13ten d. M. modifizirt. die Taxe, welcher die Salz - Fabrication zu Saliecs im Departement der Nieder-Pyrenäen durch Verordnung vom 15. Oftober 1817 unter- worfen gewesen war, auf den Grund ciner seitdem stattgefundene genaueren chemischen Konstatirung des wahren Salzgehalts der dorti- gen Quellen.

Durch Königliche Ordonnanz vom 19, v. M. wurden die von der „Caisse des dépols el consignations“ an die Inhaber der daselbst freiwillig niedergelegten Fonds zu zahlenden , durch das Reglement" vom 3. Juli 1816 auf 3 pCr. bestimmt gewesenen Zinscn auf 2 pEt. herabgeseßt; doch soli diese Herabsezung, hinsichtlich aller vor Publica- tion der Verordnung schon eingezahlt gewesenen Depositen erst dret Monate nach derselben zur Aussiezrung kommen. Zugleich wird be-' stimmt, daß Fonds, welche uicht wenigstens 60 Tage lang bei der Kasse deponirt waren, überall keine Zinsen tragen sollen, und die Verbind-- lichkeit der Kasse zur Nückzahlung freiwillig bei ihr niedergelegter Ka-* pitalien erst #5 Tage nach gehörig geschehener Kündigung derselbe eintritt. Hinsichtlich der unfreiwilligen Depositen öffentlicher Stiftun-- gen und Institute bleiben die Bestimmungen des Reglements vont 5. Juli 1816 unverändert.

- Das halb offizielle Journal des Débats verkündet die Absicht des Finanz - Ministers, die bisher steuerfrei gewesenen, und, der Angabe: nach, ¡est auf ein Jahresprodukt von 20 Millionen Kilogrammen gestie- gene einheimische Zuker-Fabrication aus Runkfelrüben und andern in- ländischen Stoffen einer Abgabe zu unterwerfen; dagegen erheben sich denu viele Stimmen in den Tagesblättern der Opposition, wie wohl zu erwarten war. Es wird nachzuweisen gesucht, theils daß die Gründe beim Mutterlande nicht cxistiren, welche eine Besteueruug seines Ko- lonial-Zuckers (etwa 69 Mill. Kilogrammen jährlich) gerecht und aus- führbar machen ; theils daß die einheimische Zucker-Production und Fa- brication des fontinentalen Frankreichs noch keincsweges auf ciner Stufe sich befinde, wo sie selbst eine mäßige Steuer würde tragen kön- nen, ohne ihre ganze Existenz gefährdet zu schen. Es wird bei dieser Gelegenheit in schr detaillircer Berechnung und mit vielem Anschein die Glaubwürdigkeit nachgewiesen, daß bis 1eßt in Frankreich der Netto- Gewinn der vereinigten Runkelrüben-Zucker-Production und Fabrication für eine geförderte Quantität von 100,000 Kilogrammen noch nicht über 9130 Franken hinausgeht. L dds

Eine sonderbare Lücke hat sich gezeigt in den Bestimmungen des Reciprocitäts-Vertrages zwischen Fraukreich und den Vereinigten Staa- ten von Nord-Amerika, wonach die resp. Schiffe béider Nationen, ge- genseitig in A Häfen ankommend, hinsichtlich der Schifffahrts-Ge- bühren, auf dem Fuße der resp. National -Schifse behandelt zu wer- z den Anspruch haben. Es findet sich nämlich, daß unter deù im Trak- i tate spezifizirten Französischen Kolonial-Besizungen, auf welche jene Be- stimmung gleichfalls anwendbar seyn soll, dic fleine Insel Gorea (unfern der Afrikanischen Nord-West-Küste) aufzuführen vergessen wor- den ist; und.so geschah es ganz kürzlich, daß ein von Goréa zum er- stenmale, seit Eristenz des Traktats, zu New-York ankommendes Schiff

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