1835 / 70 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Anirag des Herrn Roebuck werde dies aber geleugnet und viel- mehr die Meinung aufgestellt, als bedürfe es noch fernerer Vor- {chse aus den allgemeinen .Fonds des Landes zur Unterstüßung des Unterrichts; ehe das Haus diesen Grundsaß genehmige, müsse es sih vorher davon überzeugen, daß alle zu diesem Zweck vorhandene Mittel und Hülfsquellen erschöpft sehen; er könne mnn aber nach genauer Durchsicht, der aus 26 Folio - Bänden vestehenden Kommissions - Berichte dém Hause versléhern', daß nicht weniger als 1 Million Pfund zur Berwendung für den Volks - Unterricht vorhanden und daß nicht ein Viertel von die- ser Summe wirklich dazu verwendet worden sey. Er trug da- her auf ‘folgendes Amendement zu der ursprünglichen Motion an: ¿¡Die Kommission soll ermächtigt werden, den jeßigen Zu- {tand- des Unterrichts in England und Wales sowohl mit Hin- sicht: aUf den Belauf des zu diesem Zwecke vorhandenen: Eigen- chums und der Beschaffenheit desselben, als mit Hinsicht auf die Verwendung der bereits dazu bewilligten Fonds zu untersuchen.“ Da jedoch mehrere Mitglieder die Änsiht aussprachèn, daß dies ein Gegenstand der Untersuchung für eine besondere Kommission sey, und das Haus dieser Ansicht beistimmte, so sah Herr Har- vey sich getidthigt, sein Amendeniènt zurückzunehmen, und der Antrag des Herrn Roebuck wurde genehmigt. Hierauf erhob fich Herr O’Dwyer und trug darauf an, daß dem Hausz Ab- \{riscen von allen in der leßten Zeit an die Truppen - Commandeurs in Jrland erlassenen Befehle vorgelegt würden, durch welche diesen Cómmandeurs eingeschärst worden, künftighin bei der Erhebung des Zehnten ohne besondere Vorschrift des Ober: Befehlshabers keine mklitairische Hüife mehr anzuwenden und bei etwanigen

Hollistonen zwis*,;n dem Militair und dem Volk den bisher zuweilen ;

befolgten V*iaagemessenen Gebrauch, Über die Köpfe des Land- volks ‘hiriwegzufeuern, niht mehr zu gestätten, sondern die Trup- pen nur nlt der Absicht, zu treffen, Feuer geben zu lassen. Herr HUm e, Herr D’Connell und Herr C. Grant sprachen sich Ne diesen Antrag, Herr Littleton aver (der Secietair für Irland unter der vorigen Verwaltung) und Lord J. Russell dágêgen aus; ja, Lestere crklätten geradezu, daß sie, wénn es Über die Motion zur Abstimmung käme, mit den Minftstern stimmen würden. Der Antrag wurde jedoch ohne Abstimmung zu- räckgenommen. Eben so sahen sh dic HH. Gisborne, O’Connor und Sir S. Whalley genöthigt, ihre Anträge zurückzunehmen; der Antrag des Ersteren bezog sih darauf, wer die Kosten tra- gen solle, wenn Wahlen wegen Bestehungen für ungültig er- klärt würden, der des Zweiten auf die Vorlegung der von dem Coroner in Bezug auf die Vorfálle bei Rathcormac aufgenom- menen Zeugenausjagen, und der des Leßtern auf die Abstimmun- gen im Unterhause; es sollte, nach seinem Vorschlage, jéden der Zähler ein Secretair des Hauses mit einec gedruckten Namen- Liste dér Mitglieder begleiten und jedes Mitglied, das mit- stimmte, anstreilhèn. Sir J. Campbell fragte noch, ob das Ministerium eine Maßregel in Betreff der Errichtung von Lokal: Gerichtshdfen vorschlagen wolle, worauf der General? Prokurator antwortete, er werde nächstens um die Erlaubniß nachsuchen, eine Bill zur “Erleichterung der Rechtspflege in Eng- land einbringen zu dürfen, und er hoffe, daß diese Maßregel die Bedürfnisse und Wünsche des Landes vollkommen befriedigen würde, Schließlih wurde der Bericht des Subsidien : Ausschus- “fes eingebracht und angenommen, und das Haus verordnete den Druck der finanziellen Veranschlagungen für dieses Jahr.

__ London, 4. März. Beim Könige war gestern Abend im St. James: Palast Diner, zu welchem die Landgräfin von Hes- jen- Homburg, die Baronin von Stein, die Prinzessin Auguste, der Prinz Georg von Cambridge, die Barone von Schimmel- pentingk und von Gagern, der Herzog von Dorset, die Grafen von Wilton, von Howe und Brownlow, der Bischof von Wor- cester, Lord’ Wharncliffe und andere angesehene Personen eingz- laden waren. G

Dié Könlgin stattete gestern der Herzogin von Kent und der Prinzessin Victoria im Kensington - Palask, und dann der Herzogin von Gloucester in Glouceskerhouse einen Besuch ab.

Die Hof-Zeitung meldet die Ernennung des Gcneral- Majors Sir Howard Douzlas zum Lord- Ober- Commissair der Jonischen JYunseln.

Der Standard widerspriht nochmals auf das allerbe- \timmteste dem Gerücht, als ob der Herzog von Wellington sich aus dem Ministerium zurückziehen wolle. „Zwar i Se. Gna-

den“, fügt das genannte Blatt hinzu, „nur mit Widerstreben ;

SNinister, aber dasselbe Pflichtgefühl, welches den erlauchten Herzog bewog, in den Dienst seines Souverains und des Lan- des einzutreten, wird ihn auch bestimmen, so lange darin zu verbleiben , als er in seiner Stellung nüßlich seyn kann, das heißt, bis si cin besserer Minister der auswärtigen Angélegen- heiten findet, und unter dieser Bedingung dürste wohl das Ver- bleiben Sr. Gnaden im Amte noch viele, hoffentlich sehr viele Jahre lang sicher seyn ‘‘

Die Times spricht heute die feste Ueberzeugung aus, daß die radikalen Whigs und die Repealer mic der Sprecher - Wahl und dem Amendement zu der Adresse ihre ganze Munition ge- gen das Ministerium verschossen hätten, und daß sie mit ihren ferneren Angriffen nur leeres Geräusch machen, und nichts weiter auérichten würden , als. sich selbst bei der Nation üimmcr mehr in Mißkredit zu bringen. Das Amendement, meint das genanñte Blatt, habe doch in der That weiter nichts besagt, als daß die Opposition ein Unterhaus vorgezogen haben würde, in welchem ihre Partei etwas stärker gewesen wäre, als in dem je6îigen, in dem sie wenigstens an 130 Stimmen verloren; die Nation habe mit dem Amendement nicht sympathisiren kön- nen, und der Werth desselben habe sih bloß auf die Kotericen der ges{chwächten Whigs beschränkt. Mit Hinsicht auf die véterüiriath Interpellationen des Lords John Russel be- metft die Times, daß der Erfolg derselben kein anderer gewesen, als daß die radikale Whig- Faction von ihren beiden großen Schlachtrossen , auf denen sie gegen die jeßige Verwal- rung -hâtten ankämpfen wollen, herabgeworfen worden, denn die Antworten Sir R. Peel's ‘auf die wegen der Kirchen- und der Corporations - Reformen an ihn gerichtecen Fragen hätte die Opposition ganz zu Boden geschlagen. Zwar ist die Times'mit der Ansicht des Premiers-Ministers, daß das Kirchen- Eigenthum zu keinen anderen als kirhlihen Zwecken verwendet werden dürfe, nicht einverstanden. und glaubt, daß, nachdem für den Kirchendiensk und den Unterhalt der Geistlichen gehdrig ge- sorgt wäre, dje dann noch übrigen Fonds nicht besser als zur Unterrichtung der Jugend in den Lehren und Grundsäpgen der Anglikanischen Kirche benußt werden könnten, doch scheint ihr das bloße Zugesiändniß von Seiten des Ministes riums, daß das Parlament ein Recht habe, Gegenstände, die früher seinem Bereich entzogen wurden, zu untersuchen, schon hinzureichen, um die Nation zu überzeugen, daß die alten Forts der Tories im Stillen geräumt worden \eyen, Und daß es für ein reformirtes Parsament féitien geweihten und unnahbaren

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Grund und Boden mehr gebe, sondern..daß Alles der Gerichts- barkeit der unabhängigen und vernünftigen Erwägung und Be- rathung untcrlicgen „müsse. Bereits, meint dieses Blatt am Schluß seiner Betrachtungen, hätten auch die besseren Whigs das ganze Spiel der Opposition in seinen wahren Farben gez, sehen und seyen überzeugt, daß die Fortdauer des jeßigen M nisteriums Unvermeidlich sey, weil cin anderes sich nicht zusam- mensezen lasse, ohne die Monarchie zu gefährden. Die Times weist in dieser Beziehung auf die Rede hin, welche Lord Howick, der Sohn des Grafen Groy, am vorigen Donnerjïag im Unterhause gehalten (veral. den Artikel London im vor- géstrigén Blatte der Staats- Zeitung), Und schkießt mit folgen- den Worten: „Wir glauben ganz zuversichtlih, daß Sir R. Peel und seine Kollegen mehr dauerhafce und gründliche Refor- men von Mißbräuchen und Abstellung von Beschwerden beab- sichtigen und durchscßen werden, als Lord John Russell und die Männer, mit denen er sich hätte verbinden können, aus- zuführen im Stande gewesen wären. Gewiß, das ganze Land ist von dieser Wahrheit überzeugt, wie der Stand der öffentli- chen Fonds zur Genüge ertveist.//

És hat einiges Aufsehèn erregt, daß Herr O’Connell im Unterhause gestern seinen ‘Piaß wehselte und sich von der ersten Reihe der Oppositions: Bänk: weiter nach hinten, auf die dritte Reihe hinter seinem früheren Siß begab. Die Morning Po f vermuthet daher, es möchte zwischen ihm und seinen bishe- rigen Freunden auf den vorderen Bänken zu einem Bruch ge- fommen und das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied Willens séyn, seinen Ton zu ändern.

« Die gegen die Wahl der Herren O’Connell und Ruthven von Dublin eingereichte Bittschrift ist die längsie, welche jemals vor das Unterhaus gekommen; es werden über 500 Zeugen in dieser Sache zu verhöôren seyn.

Der Bischof von Norwich, cin Greis von 91 Jahren, is seit einiger Zeir sehr {wach geworden, so daß man scinem na- hen Ende entgegensieht.

Jm gestrigen Börsen- Bericht der Times heißt es: „Geld war an der heutigen Englischen Sto-Börse wieder etwas ge- suc)t, und es wurden auf Schaßkammer-Scheine für kurze Zeit Anleihen zu 4 pCt. gemacht. Es scheint dies nur aus örtlichen und wahrscheinlich vorübergehenden Ursachen hervorzugehen. Auch hatte es auf die auswärtigen Fonds und auf den Zinéfuß im Handels -Diskonto keinen Einfluß. Alle Arten von Fonds hielten sh heute ziemlich fest, und das Vertrauen zu der Dauer der jesigen Verwaltung nimmr im Publikum. immer mehr zu. Einige Aufmerksamkeit hzt der an sich unbedeutende Umstand

erregt, daß Herr O’Connell so viel Bank Stocks gekauft hat, |

daß er ermächtigt ist, fünstig an den Verjammlungen der Bank - Eigenthümer Theil zu nehmen. Man glaubr, daß der gelehrte Herr, der in der leßten Zeit großen Anu- theil an den Bank - Angelegenheiten in Jrland genommen, nun einsicht, wie wichtig cine Stellung für ihn is, die ihn in den Stand se6t, Über die Verhandlungen einer Corpo- ration zu wachen und Einfluß auszuüben, welche das ganze Bank - System des vereinigten Königreichs beherrscht. Einige Vorfälle, die sich seit der leßten General : Versammlung der Direktoren zugetragen haben, werden vermuthlich die nächste Zusammenkunft, welche im Laufe dieses Monats stattfindet, zu einer der wichtigsten machen.“/ /

Destschlanhd.

Leipzig, 8. März. Se. Durchlaucht der Prinz Frie- drich Karl Emil von Holstein-Sonderburg - Augustenburg, wel- cher vor fünfzig Jahren Bürger unserer Hochschule geworden war, empfing heute, an Seinem Geburtstage, das von der philo- sophischen Fakuität der hiesigen Universität Jhm als ein Zeichen ihrer Verchrung geweihte Diplom eines Doktors der ‘Philo- ophie.

P aale, 7. März. Für Se. Majestät den Höchstseligen Kaiser Franz haben Se. K. H. der Großherzog vierwöchentliche Hosftrauer anbefeblen lassen.

Die in Paris erscheiaende Bibliothek der Deutschen Klaf- siker is Höchjter Anordnung gemäß durch Großherzogliche Landes- Direction in dem Großherzogthume einzusühren verboten wor- den. Nicht nur den inländischen Buchhändlern ist der Handel mit diesem Nachdrucke streng untersagt, sondern auch sämmüiliche Unterthanen vor der Annahme von Subscriptionen auf diese Sammlung, imgleichen vor eigenem Subscribiren und Ankaufen dieses Werks, so. wie auch vor jéder Unterstußung und Beförde- rung dieser Unternehmung verwarnt.

Von einem fleißigen eht Deutschen Nationalwerke: von Schliebens geographisch-statistishem Handlexikon ist hier (bei Wilh. Hoffmann) die erste Lieferung ausgegeben wor- den. Das Werk wird in 6 Monaten vollständig erschienen seyn und einem gefühlten Bedürfnisse abheifen.

Es is nicht gegründet, daß die Kunststraße von Weimar über Eckartsberga nah Naumburg verändert werden und ihre Richtung Über Apolda und Sulza erhalten würde. Dagegen ist es im Werke, zur Erleichterung des Fuhrwesens den Lauf dieser Straße an den steilen Anhöhen bei dem fogenannten Neuen Werke wesentlih zu verbessern. i

Stuttgart, 6. März. Die ersie Nachricht von der Krankheit Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich hatte hier, wie allerwärts, die größte Theilnahme erregt, und wenn auch die folgenden Bulletins etwas beruhigender lauteten, so zeigte doch das in Wien gleichmäßig fortdauernde Fallen der Course der Staats-Papiere, daß man dort die Krankheit für höchst bedenklich haite. Gestern. Vormittag kamen Estaffetten und Cou- riere mit der Trauerpost des Todes Sr. Maj. hier an, die zum Theile sogleich weiter nach Straßburg eilten; Und wenn die trübe Witterung nicht den Telegraphen zu arbeiten hindert, so kann die Nachricht heute ( Freitag ) bereits in Paris, morgen in London eintreffen. Hier wurde logleich ein auf gestern bestimmter Ball bei Sr. Excellenz dem Minister der auswärtigen Angelegenhei- ten abgesagt, und heute bleibt das Theater geschlossen.

Dem Vereine für Schillers Denkmal is von St. Peters- burg abermals eine Sammlung von 2300 Rbl. Bco Ass. (uan- aefáhßr 1100 Fl.) zugekommen, an welcher Jhre Majestär die Kaiserin mit 1000 Rubeln Theil zu nehmen geruht - haben.

Auch fúhrc die Liste der Beitragendea wiederholt die Namen |

Seiner Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Thronfolgers und Seines erhabenen Bruders, des Großfürsten Konstantin , Kai-

‘serliche Hoheit, auf; außerdem aber auch Beisteuern vom Eis-

meere her, nämlich von Archangel. Es dürfte wohl “noch eine dritte Sendung aus dem Kaiserreihe des Nordens erfolgen. Frankfurt a. M., 5. März. Vorgestern war ein glän- zender Ball bei Sr. Excellenz dem Königl. Preußischen Bun- destags: Gesandten und General: Postmeister, Herrn v. Nagler, auf welchem sich alles vereinigte, was der Kreis der hier anwe- senden Diplomaten und die Stadt selbs Ausgezeichnetes darbie- ten. Unter den Herren bémerkte man nicht nur die meisten hier

anwesenden Preußischen Militairs und Civil - Beamten, sondety auch viele K. K. Oesterreichische Offiziere in Civil und mehrer Englische Familien. ag i

—— Frankfurt a. M., 7. März. Daß eine so wichtige Nach, richt; wie die von dem Ableben des Kaisers von Oesterreich - eine große Bewegung an unserer Börse und im ersten Augenbiüick aug ein starkes Fallen der Notirungen hervorbringen mußte, war nic zu verwundern. Doch hielt sih unser Plaß auch in dieser Krilse weit besser, als man erwartet hatte. Ueber die Schwankungen jj den Coursen der Staats - Effekten während der ersten Märzwoci, läßt sich Folgendes angeben: Um Sonntag war noch Alles sehr p. grhrt; die Nachrichten aus Paris und London lauteten günstig; jy den Nachmittags-Stunden wurden 4procent. Metalliques init 9! Actien mit 1578 bezahlt; Fntegrale erreichten 351. Diese fte: gende Tendenz wurde indessen schon am Montag (2. März) unter- brochen; man Hatte Estaffetten aus Wien mit niedrigerer 2otirung, einer Folge der Erkrankung des Kaisers. Viele ängstliche Fnhahy von Effekten traten als Verkäufer auf, alle Notirungen gingen zy: rúck. Die Konjunktur dauerte an und steigerte sïch am 3. und 4 März, weil die Berichte aus Wien wenig Hoffnung auf Besserun ließen. Man konnte zuleßt 5proc. Metall. zu 995, #proc. zu 925 Actien zu 1530, Fntegrale zu 547 haven. Es waren aber sets Nj, mer am Markt, wodurch ein weiteres Sinken verhindert wurd, Und nahdem man am Donnersiag (5. März) Gew!tßheit von dey Trauerfall, zugleich aber auch die Verstcherung erhielt, daß die Y. litik des Kaiscrhofes durch den Tod des Monarchen keine Aetidethy erleiden werde, nahm der Stand der Fonds ioteder cine fteiguh, Richtung, um so mehr, als mehrere erste Häuscr farke Poien Y. talliques und Actien aufkaufen ließen. Vom 3. März Morg zum 6ten Nachmittags stiegen die 5proc. Metall. um 1 pCt., dh kproc. um 2} pCt., Actien um 30 Fl. Wer also mit Vertraun à la hausse operirt hatte, machte einen namhaften Gewinn. h Schlusse der Woche waren die Darmstädtischen Loose besonders he gehrt; man zahlte die 25 Fl. Loose bis 27 Fl., d. h. 108 pCt. Fm Wechsel-Geschäft ereignete sich nichts Bemerkenswerthes. An: sterdam, Wien und Augsburg sind gesucht. Das baare Geld if fortwährend abondant. Diskonto - Papier wurde zu 2! pCt. placir, Nachschrift. Heute, am Sonnabend, zeigten fich für sämnt: liche Fonds bereite Käufer; besonders waren Öefterreichische , Hol: ländische und Spanische Papiere gefragt; die Notirung besserte sih im Verhältniß des-Gesuchs. Die Börsen- Nachrichten aus Pari London und Wien waren günstig.

Schweiz.

Bern, 2. März. (Schwäb. Merk.) Die heutige Groß raths-Sißzung, in welcher die kürzlich erwähnten Anträge übt die auswärtizen Verhältnisse verhandelt wurden, hat einen gy anderen Erfolg gehabt, als Viele erwarteten. Bis zum legte Augenbli vor der Sitzung wendete die herrshende Schnellsch Partei alles Erdenkliche an, um für sich einen Sieg herbeizu führen. Ju dem gestrigen Volköfreund war halb offiziell mi dem Auêtritt der einflußreihsten Mitglieder des Regierungs Rathes gedroht, wenn der Antrag durchginge. Man war vot der Wirkung dieser Drohuno mit Grund überzeugt, weil Viel Unordnungen von einem folchen Schritte befürchteten und dah auf die Seite der Schneischen ‘Partei rraten, obgleich si sonst deren Handlungsweise mißbilligen. Viele Besonnent besorgten, daß durch den Antrag die politische Lage des Kan tons zu sehr auf die Spige gestellt würde; ginge er dur, s könnte ein Aufruf zu den Waffen als die letzte Folge nothwen dig werden. Die Schnellsche Partei ließ den beabsichtigten Vor: antrag auf eine geheime Si6zung fallen. Die Verhandlungen úber den Antrag waren im Ganzen uninteressant, weil sich die Oppositions-Partei ungeschickt und unpraktisch benahm. Scult- heiß von Tavel erstattete einen kurzen Bericht úber den Stand} 7er Verhältnisse zu dem Auslande, welcher darauf hinauf, daß der Regicrungörath nichts mehr zu sagen wisse, als* was bereits bekannt scy, und daher der Antrag keinen Zweck habe, Damit begnügte slch der große Rath und der Antrag wurde mit 153 Stimmen gegen 36 für unerheblich erklärt. Die Schnellshe Partei triumphirt nun; die Radikalen dagegen sind bis zum äußersten Grade erbittert." Ma höôrt fle sagen: „Wir haben in der Schweiz Regenerationei gehabt, diese führen zu nichts; wir bedürfen Revolutionen, bleibt uns zulegt nichts übrig, als damit anzufangen, einen gr ßen Nath zu sprengen.“ Die Ausführung solcher Pläne b der Unzufriedenheit des Landvolks in manchen Theilen des Law des wáre niht unmöglich. Daher sind auch die Radikalen no uicht für gänzlich geschlagen zu halten und ein zweiter Akt eine radikalen Schauspiels könnte mit der Zeit erfolgen. Mit V6 stimmtheit können wir versichern, daß einige von den Antra steilern, und unter diesen wahrscheinlich auch Kasthofer, aus dei großen Rathe austreten, so wie sonstige Stellen, die ste begle ten, niederlegen werden, um, nach ihrer Meinung, entschieden gegen das herrschende System auftreten zu können. Dit Tilliersche Antrag ist ebenfalls mit bedeutender Stimmen - Meh! heit sür unerheblich ertlärt worden. s |

Fn Deutschen Blättern liest man: „Bei dem wied unbestimmt umlaufenden Gerüchte über neue Umtriebe der Flü! linge in der Schweiz mag Folgendes als Fingerzeig dienen, dej man schon vor einiger Zeit von den dortigen Vorbereitung zieinlih genau unterrichtet war, und daß man wohl daran chd, Vorsichté: Maßregeln anzuordnen. Es war nämlich für den þ Februar ven den in der Schweiz befindlichen Deutschen (W General - Versammlung ausgeschrieben. Diese Zusammentuß sollte in dèr Gegend von Lausanne oder in Greyerz (Kant Freiburg) stattfinden. Der Zweck derselben sollte seyn, eine Vert nigung aller Parteien und sodann ein gemeinsames Wirken zu erzielel Von Zúrich sollten Rauschenplatt (Kader) und Schrader (Schwar) dahin abgeben. Jn Zürich waren zur Zeit des Abgangs die) Nachrichien folgende Deutsche Flüchtlinge anwesend: Rausch platt, Schrader, Alban Welz, Vinzenz, Geisel, Trunk, Schül! (oder Schulz), Stoer, Hausmann, Diefenbach, Kammer, Eh hardt, Menzel, Schwab, Laning, Weiland, Kombst, Gießtl Conradi, Craz, Gocbei, Stoeber, Bohemann, Thoma, Gli men, Lessina, Bach, Herzer u. st. w. Das Zusammenseyn dich meistens ganz múßigen Leute lteß auf die toilsten Projekte st{chli& fien. Harro Harring ist ebenfalls wieder in der Schweiz ang langt. Garnier wird erwartet. Der Antrag, Bajonnette die Sectionen (der Handwerksbursche) anzuschaffen, ist durchge gangen. Noch fehlt es aber an den Mittels. Hofrath M. -: in S, soll eine Reise in die Schweiz vorhaben, um die Kon plottirungen zu erforschen. Er soll bis jezt mit Garnier in Kot

respondenz gel\tanden haben.“

S panien.

Madrid, 19. Febr. (Allgemeine Zeitung). De Ministerwechsel, welchen ih Ihnen als bevorstehend angs kündigt, hat si nun zum Theil verwirkliht. Don GeronimÌ Valdes ist definitiv zuin Kriegs-Minister ernannt worden, nas) dem man lange hin und her geschwankt hatte. Auf welche Ab-

wege man gerathen war, mögen Sie aus dem Umstande {chli& (

ßen, daß man si allgemein mit dem Gerüchte trug, General Cordova sey für dieses Ministerium bestimmt, Man hat ihm

¿ Großfreuz des. Ordens Ferdinand VIL. ertheilt, was freilich e eine Entschädigung aussieht. An die Stelle von Valdes rd Cartatala zum General - Capitain von Valencia ‘ernannt. as: Portefeuille des Janern war’ dem sehr verdienten Civil- ‘ouverneur dieser Provinz, Marquis de Viluma, angeboten, „u ihm aber abgelehnt worden. Es is nun der Vice - Präsi-

Ut e der Prokuradoren - Kammer, Don Diego Medrano, zum

inister des Innern ad interim ernannt. Herr Medrano war jéher Civil - Gouverneur von Ciudad- Real, und gilt fúr streng b fiarchisch gesinnt. Auch der. Justiz-Minister Gareli hat seine Fntlassung eingereicht, und man bot sein Portefzuille dem Hrn. (\(cantara Navarro an, einem sehr geachteten Geistlichen, wel- er 1823 als Mitglied der Cortes dem Könige bis Sevilla »lgtez er bekleidet jest das Amt eines Secretairs bei dem Pa- rijarhat von Indien, Allgemein aber heißt es, er habe das inisterium ausgeschlagen, und man nennt jet die Herren An- juto Cano Manuel, Garcia Herreros, Calatrava und Gomez ecerra als Kandidaten. Der Austritt des Herrn Martinez de 1 Rosa scheint bevorzustehen; einerseits ist seine Gesundheit s schwankend, und dann kann er sich nicht verhehlen, daß hi der neuen Gestaltung des Ministeriums der Einfluß, wel- hin er bisher auf seine Kollegen ausübte, gänzlich in die hánde des Grafen Toreno übergeht. Dieser is jeut der ei- entiiche- Präsident, und hat so eben von der Königin das große Zand Karls Ul. erhalten. Zur Widerlegung des Gerüchts, als 5 Toreno seine Sachen zu Gelde mache, um Spanien zu ver- sen, bemerke ich Jhnen nur, daß er erst kürzlich hier ein großes

Mo otel gekauft, und mit fürstlicher ‘Pracht eingerichtet hat. Auch

err Moscoso. hat das Großkreuz Karls 11, erhalten. Von mmtlichen Ernennungen meldet die heutige Gaceta noch nichts. fine harte Demüthigung ist dem Justiz-Minister noch kurz vor inem“ Austritte geworden. Der Secretair des Königl. Hof- Staates, D. Salvador Enrique de Calvet, den ih Jhnen be- jits frühec: als Mitglied der Camarilla bezeichnete, ließ unter \zProkuradoren eine Druckschrift verbreiten, in welcher er den \ustiz¿Minister anklagt, seine Pflicht gegen die Königin verlebt y-haden. Jener hatte nämlich in der Sißkung der Profuvade- en vom 2. Januar erklärt, daß, da’ die Krone geneigt sey, dem he einverleibten Großmeisterthurn der militairischen Orden zu sagen, man nächstens diese Privilegien würde abschaffen kön- en Herr Calvet führt nun in seiner Schrift den Saß aus, (; Königin könne und dürfe Rechten nicht: entsagen, welche der rone zustánden, und habe auch durchaus diese Absicht nicht; er (huldigt demnah den Justiz-Minister der Unwissenheit und (y Unwahrheit. (Vergl. die darüber nach Englischen Blättern ¡machten Mittheilungen.) Der Gouverneur von Cadix, Gene- (Capitain D. Cayetano Valdes, ist gestorben; Alcala Galiano at ihm im Mensagero eine Trauerrede gehalten, welche den delsten Geist des Alterthums" athmcî.““

Bei den Prokuradoren wurde vorgestern eine von ZZ De- hrten unterzeichnete, sehr lange und in starken Ausdrücken ab- fajte Peticion verlesen, welche dahin gerichtet ist 1) die Kd- igin möge ungesäumt die Handels: und Familien -Verbindun- en der Europäischen Spanier mit ihren transatlantischen Brü: in wieder herstellen, ohne die definitive Schlichtung der ver- jickeltèn politischen Frage abzuwarten; 2) damit die Regierung n so großes und schwieriges Werk mit aller erforderlichen Ge- ¿máßigkeit und Nationalwürde unternehmen kdônne, möge sie ie Cortes in Ausdrücken, welche sie für gut finden werde, um eren Autorisation angehen.

Die Times enthält eine Reihe von Privat-Schreiben aus adrid. Jun dem einen vom 18. Februar datirten heißt es: Ne bevorstehende Ministerial- Veränderung wird zu wichtigen tsultaten führen. Martinez de la Rosa wird si, seiner ges hwächten Gesundheit wegen, nach seiner Geburtsstadt Granada geben, um die dortigen Heilquellen zu benußen. Er wird als (nseils- Präsident und Firianz- Minister interimistisch durch dreno ersegt werden, der jeßt bei der Königin sehr in Gunst ht und die folgenden Ernennungen veranlaßt hat. Es ist näm- h der "General Valdez zum Kriegs - Minister, Diego Medrano, ortes Mitglied für Ciudad Real und Vice-Präsident der Pro- tadoren, an die Stelle von Moscoso de Altamira interimistisch im Minister des Junern, und Alcantara Navarro, Cortes- itglied unter der Constitution von 1820, an die Stelle von icolas Maria Gareli zum Minister der Justiz und der Gna- n ernannt. Doch betrachtet man diese Ernennungen noch als

tifelhaft, wenn Martinez de la Rosa sich nicht vdülig von dem

Muéwärtigen Ministerium zurüzieht. Die Entlassung Ga-

(fs, eines der aufgeklärtesten Männer Spaniens, der, während t Abwesenheit des Hofes von Madrid im vorigen Jahre, be- indig um die Königin war, wird dem Umstande zugeschrieben, 1j er bei seiner Rückkehr seinen Kollegen erzählte, womit der f sich dort beschäftigt habe, und daß er vor einiger Zeit in ner der Kammern sagte, die Krone sey geneigt, der Nation visse Rechte und Privilegien abzutreten, die dem Oberhaupte é Staaks, als Großmeister der vier Ritter - Orden, gebühren. vlese Erklärung des Ministers hat die verwittwete Königin sehr sgebracht," und sie verlangte, er solle si bei erster Gelegenheit lrückzichen. Es giebt in Gpanien ganze Distrikte, welche die- n Orden gehöôren, und worin der Souverain als Großmeister Civil, Kirchen- und Finanz - Angelegenheiten entscheidet. "lese Anomalie konnte ein liberaler Minister nicht dulden, und areli wartete daher nur auf eine Bulle vom Papst, um diese 'istrikte mit den übrigen Theilen des Königreichs auf gleichen zu segen. Die Einkünfte derselben waren, seit der Regie- ing Ferdinands VII., dem Tilgungs - Fonds überwiesen, dennoch | das Patronat so einträglih, daß die Höflinge Alles daran eten, den Minister Gareli, der sie mit dem Verlust ihrer nahmen bedrohte, zu verdrängen. Martinez de la Rosa / seit seiner Krankheit, heute zum erstenmale wieder in der lofuradoren- Kammer erschienen, wo auch Gareli zugegen l, um der Diskussion eines Geseses, úber die an die Käufer vewirkende Zurückgabe der während der Constitution veckauf-

üter, beizuwohnen. Es war ein merkwürdiger Anbli,

se beiden Minister kurz vor ihrer Entlassung so ruhig und áßigt zu sehen, während Toreno, der gewöhnlich so gefaßt bleich und aufgeregt ershien. Moséoso war, obgleih Pro-

dor, nicht zugegen. Jun den Fonds herrscht jest ein völliger tilltand, der durch die bekannte Meinungs: Verschiedenheit veran- : wird, die zwischen der Kommission der Prokuradoren - Kammer dem Finanz- Minister hinsichilih einzelner Theile der inne-

Schuld besteht. Die Liberalen von 1823 sind sehr mißmúü-

3 über den geringen Erfolg Mina's, und sie haben sich durch Erfahrung überzeugt, daß das Land keinesweges ihre Lieb- #6: Theorieen angenommen hat. Die in Folge der Unruhen V: Januar der Königin überreichten Adressen zeigen, daß teeecéndigungen einer ausgedehnteren Freiheit keinen Anklang ! dem Volke gefunden haben, dessen allgemeiner Wunsch

wehr zu seyn scheiat, die jevigen Institutionen beizubehalten

Gs Q

odér-den Don Carlos oder die absolute Regierung zurüEzubtingen. Die Liberalen schen ihre Hoffnungen vorzüglich auf die Menge derjenigen Personen, die nach ihrer Meinung zu sehr kompro- mittirt sind, als daß sie sih von neuem der Zeistlichkeit und einem absoluten Monarchen unterwerfen könnten. Die Re- krutirungen fïnd an einigen Orten ruhig von Statten gegangen, an anderen Orten haben sie zu Unruhen Veranlassung gegeben. Letzteres soll in Asturien, Leon, Galicien, Estremadura, La Mancha, Andalusien Und Catalonien der Fall gewesen seyn.

„Aus den Naczrichten aus Santander über die Gefangenneh-

mung von 27 Karlisten am Bord eines Englischen Schooners und die Wegnahme dieses Fahrzeugs ergiebt sh, daß der Capi- tain Henry dem Lord John Hay, als derselbe an Bord kam, fein Bedauern darüber zu erkennen gab, daß er gezwungen ge- wésen sey, ein Schiff unter Englischer Flagge wegzunehmen, und er sprach zugleich die Hoffnung aus, daß das Leben der Gefan- genen nicht würde gefährdet werden. Das Gerücht, der Sohn des Don Carlos sey am Bord des Schiffes, entstand wahrschein- lich aus einem Jrrthum hinsichtlih der Zahl der Gefangenen. Die Erzählung, daß derselbe auf Verwendung der Britischen Osfiziere wieder freigelassen worden, ist von den Karlisten er- funden, um zu zeigen, daß das jeßige Britische Ministerium ihren Forderungen günstig sey. Der Graf de las Navas sah sich hierdurch veranlaßt, in der Prokuradoren - Kammer die Mi- nister zu fragen, ob dies gegründet sey, worauf Toreno antwor- tete, daß die Regierung weder eine offizielle, noch eine vertrau- liche Mittheilung âber diesen Gegenstand erhalten habe: Die hiesigen offiziellen Zeitungen enthielten in dieser Woche auf Be- fehl des höchsten Gerichtshofes von Spanien und Indien eine Aufforderung an Don Joaquíim Abarca, Lischof von Leon, sich binnen zwei Monaten persönlich in dem hiesigen Dreieinigkeits- Kloster zu stellen und sich wegen seiner heimlichen Entweichung aus seiner Didcese im Januar 1833 und wegen det gegen ihn er- hobenen Anklage des Hochverraths, da er an der Insurrection zu Gunsten des Don Carlos Theil genommen, zu vertheidigen.“

Ein Schreiben vom 20ften ebendaher enthält Folgendes: „„Während der leßten beiden Tage wurde die Aufmerksamkeit

des Publikums durch die zahlreichen Gerüchte über die Verän-

derungen im Kabinet beschäftige. Aslcantaro Navarra hat sich geweigert, ein Amt anzunehmen. Er ist Priester und ein Mann von Talent. Medrano soil die ihn angebotene Stelle angenom- men haben, und am Dienstag wurde ein Courier an Valdez mit der Nachricht von seiner Ernennung zum Kriegs-Minister abge- sandt. Dieser General wird von Allea als derjenige bezeichnet, der am geeignetsten ist, Minazu erseßen. Er that früher, an der Spiße eis ner sehr geringen Macht und von der Regierung schlecht unterstüßt, mehr, als Mina in drei Monaten. Die Entschuldigungen, wel- che man für Mina’'s Unthätigkeit anführt, sind, außer seinem schlechten Gesundheits-Zustande, die Strenge der Jahreszeit im Gebirge und der gänzliche Mangel an Disciplin bei der Armee, als er das Kommando übernahm. Moscoso, eines der reich: sten und unabhängigsten Mitglieder der Prokuradoren - Kammer, ist seit seiner Entfernung aus dem Ministerium sehr in der Volks- gunst gestiegen. Er hat es abgelehnt, in der Proceres-Kammer, seinen Siz zu nehmen, weil er es für eine größere Ehre halte, seinen Heimaths - Distrikt zu repräsentiren, als Procer zu ‘seyn. Nachschrist vom 21. Februar: ¿Das Königl. Dekret zur Ernennung des neuen Ministeriums ist in der heutigen Hof-Zeitung erschienen. De la Dehesa, einer der Richter beim Kriegs-Tribunal, is definitiv zum Justiz- Minister ernannt. Valdez und Medrano übernehmen ihre Aem- ter nur interimistish. Die Dekrete sind an Martinez de la Rosa, als Conseile Präsidenten, gerichtet, aber sie so!len das Werk Toreno's seyn. Man spricht von dein nahe bevorstehenden Aus- tritt Martinez de la Rosa's. Die Hof-Zeitung enthält eine Nachricht ber die leßte Niederlage des Obersten Ocaña bei Elisondo und eine Schilderung des furchtbaren Wetters in Na- varra. Der neue Justiz-Minister de la Dehesa is der Uedber- seßer von de Lolme's Werk Über die Britische Verfassung.“/

TÜUttet

Konstantinopel, 13. Febr. (Allgemeine Zeitung.) Jn meinem lebten Briefe erwähnte ih, daß, nah einem Schreiben aus Smyrna zu urtheilen, Jbrahim Pascha noch niht nah Aegypten abgereist sey, ih bezweifelte aber noch diese Angabe, weil die Pforte seine. Entfernung aus Syrien mit so „vieler Zuversicht“ angekündigt hatte. Jeßt zeigt es sich aber, daß jene Nachricht richtig gewesen, daß Jbra- him noch am 18. Jan. in Haleb war, und daß er sich erst am 22sten auf einem Dampfboote einschiffen wollte, das zum zweiten- mal von Alexandrien mit dem bestimmten Befehl, unverzüglich nach Cairo zu kommen, an ihn abgeschickt worden war. Warum Ibrahim nicht gleich den Befehlen seines Vaters nachgekommen ist, weiß man nicht mit Gewißheit. Daß es aber in Syrien sehr schlecht ausfleht, leidet keinen Zweifel, da neuerlih wieder ein ernster Aufstand in dem Gebirge von Kislis ausgebrochen war, der nur mit vieler Mühe gedämpft werden konnte, und den Aegyptiern ein Regimenc regulairer Jufanterie, drei Kano- nen und eine ansehnliche Zahl Reiterei gekostet haben soll. Auch in der Gegend von Adana ifk es zu Thätlichkeiten zwischen den Aegyptiern und den Einwohnern gekommen, wobei ein Araber- Häuptling mit vieler Geschiklichéeit die Jusurrection leitete, die zwar an Kraft verloren haben, aber noch nicht völlig unterdrückc seyn soll. Dies kann allerdings Ibrahim bestimmt haben, seine Abreise zu verschieben, obgleich seine Gegenwart in Aegypten dringend verlangt wird, und von großer Wichtigkeit ist, wenn die Nachrichten, welche man hier aus Alexandrien bis zum 13. Januar erhalten hat, nur halb wahr sind. Nach diesen Nach- richten wäre Mehmed Ali in Folge der vielen Verdrießlichkei- ten, die er in der leßten Zeit erduldet, seit mehreren Wochen in eine tiefe Melancholie verfallen gewesen, von der er slch seit kurzem wohl befreit gesehen, die aber sein ganzes Nerven- System so erschüttert haben soll, daß er noch in einer ungewöhn- lichen Aufregung is, und die Aerzte für die Dauer seiner Tage füchten. Er selbst soll von seinem nahen Tode mit vieler Re- signation sprechen, aber dabei sein Bedauern ausdrücken, daß er sein Vorhaben, den Sultan zu entthronen, nicht noch durch- geseßt habe. Er soll sich darüber wie ein Verzweifelter äußern, und mit Ungeduld seinen Sohn erwarten, um ihn ganz in die Geheimnisse seiner Politik einzuweihen, und scin Gekübde zu empfangen, daß er die wohl erwogenen Pläne seines Vaters treulich durchführen wolle. Einsiweilen scheint noch Mehmed selbs das Aeußerste versuhen, und mit der Pforte förmlich bre- chen zu wollen, denn es wird versichert, daß die ahr Millionen Piaster, die s{chon an Bord einer Aegyptischen Brigg gebracht waren, und dem Tärkishen Commissair, der nah Alexandrien geschickt worden, um den Tribut zu reklamiren, als erste Zah- lungsrate übergeben werden sollten, auf Befehl Mehmed's wie- der ausgeschifft worden sind, Dem Commissair soll angedeutet

ivorden seyn, augenblicklih Alexandrien zu verlassen, da er keine Zahlung zu erwarten habe, indem der Vice-König nicht länger dem Sultan und den fremden Konsuln zum Spielball dienen wolle. * Diese Nachricht hat hier ungemeines Aufsehen erregt, und’ den Sultan aufs höchste gereize. Er ließ den Divan au- genblicklich zusammenberufen, und soll ihm die Frage vorgelegt haben, ob Mehmed's insolentes Betragen nicht die strengsts Züchtigung und die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten for- dete. Der Divan war allerdings dieser Meinung, glaubte aber, daß, da dem Anschein nah der Gesundheits-Zustand Mehmed's völlig zerrüttet sey, und sein Verfahren fast eine Geistes¿Abwe- senheit verrathe, übrigens die Hôfe von London und Paris die Unterhandlungen in Alexandrien betrieben, ‘und gewissermaßen sich fär die richtige Abtragung des Tributs mit verpflichtet hätten, es besser seyn würde, nicht gleih zum Aeußersten zu reiten, sondern sih erst mit den beiden; Seemächten zu verständigen und dann nah Umständen zu handeln, Diese Ansicht erhielt den Beifall des Sultans, und der Reis- Efendi ward beauf- tragt, mit den Botschaftern Englands und Frankreichs in Be- rathung zu treten. Am 9. Febr. fand also eine Konferenz Fiis schen den beiden Botschaftern und dem Reis - Efendi Äatt, iw welcher der leßtere mit vielem Nachdruk verlangte, daß die Hdfe von London und Paris Mehmed zur Erfüllung seiner eingegan- genen Verpflichtungen anhalten sollten. Lord Ponsonby solk dieses Verlangen unbillig gefunden, und zugleich die Gelegen- heit benugt haben, um den Reis - Efendi auf seine zu wiederhol- tenmalen gemachten Vorstellungen wegen des Traktats mik Rußland aufmerksam zu machen, und die Verlegenheit, welcher sich die Pforte aussese, falls sie die Forderungen Englands zw umgehen gedenke, zu schildern. Doch soll er sih berett erklärt haben, Alles genau an seinen Hof zu berichten, und sich wegen dieses unerwarteten Zwischen - Vorfalls Jnstructionen zu erbitten. Admiral Roussin soll nicht abgeneigt gewesen seyn, der Pforte die verlangte Unterstüßung zu versprechen „, vorausgeseckt, daß Frankreich dabei freie Hand gelassen werde; doch wollte er sich das Recht vorbehalten, nah erhaltener Aufklärung über den wahren Verlauf der Sache einen schiedsrichterlihen Spruch zu fällen, welcher sowohl für die Pforte, als für Mehmed Ali rechtsgültig seyn und genau befolgt werden müsse. Hierzu schien der Reis- Efendi keine Neigung zu haben, und die Konferenz hatte kein anderes Resultat, als daß beide Botschafter Couriere an ihre Höfe schikten, um sie mit dem ganzen Vorfall bekannt zu machen und Verhaltungs - Befehle zu verlangen. Jnzi8ischen ist der Sultan entschlossen, das Aeußerste zu wagen, und 17198 sieht an den Rüstungen, die von neuem beginnen, wie ernst er es meint, sich Genugthuung zu verschaffen. Gefahr dürfte die Pforte bei einem Kriege mit Mehmed je6t weniger als früher laufen, wenn sie es mit ihm allein zu thun hate, und die beiden Seemächte sich nicht in den Streit mischen.

Schiffer- Nachrichten aus der Levante zufolge, soll auf der Aegyptischen Flotte bei Alexandrien wegen rückständigen Solès. eine Meuterei ausgebrochen seyn, die nur dadurch beshwichtigt werden konnte, daß ein Theil der Mannschaft befriedigt wurde, worauf man beinahe die Hälfte der Schisse nah Candien ge- schickt haben soll.

Die Verhandlungen der Serbischen Volks-Versamm- lung schreiten rash fort; wie man hört, hat Fürst Milosch sei- nem Volke wichtige Rechte eingeräumt, und die darüber abge- faßte Akte soll schon von dem Fürsten und der Volks - Versamm- lung beshworen worden seyn. Dem Färsten sind durch einhelligen Beschluß der Repräsentanten jährlih 240,000 Fl., seiner Ge- mahlin 100,000 Fl. , jedem seiner Söhne 40,000 Fl., und jedem seiner Brüder 20,000 Fl. als Civilliste ausgeseßt worden. Die Minister sind verantwortlich, und ein aus zwölf fúr Lebcnszeit geivählten Mitgliedern bestehender Senat soll organisirt werden. Uebrigens scheint die beste Harmonie zwischen Regierung und Volk zu herrschen; im Namen des leßtern sind dem Fürsten ein prächtiger Säbel und andere Gegenstände von Werth, die aus einer deshalb erdf\neten Subscription in Wien bestellt und verfertigt waren, als ein Huldigungs - Geschenk überreicht worden.

Fnland.

Bérlin, 10. März. Jn Meseri6 ist ein Verein zur Erziehung armer verlassener Kinder zusammengetreten, welcher eine, seinen Zwecken entsprechende Anstalt in Rokitten gegründet hat, in die mindestens 30 Kinder aufgenommen werden sollen. Die Zwecke des Vereins sind dahin gerichtet, Kinder aus der Provinz Posen, deren Verwahrlosung nah den Verhältnissen ihrer Aeltern zu besorgen wäre, zum Bauern- und niedern Bür- gerstande von 6 bis 15 Jahren 1in der Anstalt zu erziehen, dann sie diesem Berufe gemäp unterzubringen und bis zum 20sen Jahre unter fortdauernder Kontrolle zu erhalten. Die Geld- mittel dazu bestehen theils in freiwilligen Beiträgen, theils in einen Stamm - Kapital, das durch Zuschlag cines Theils seiner Zinsen bis zu einem bestimmten Maximum anwachsen soll, theils in laufenden Zuschüssen zur fortdauernden Unterhaltung. Se. Majestät der König haben, mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 29. Oktober v. J., dem Vereine Corporations- Rechte zu verleihen geruht; nächstdem hat das Königliche Justiz - Ministe- rium ihm, wie andern wohithätigen Anstalten, die Sportel-Frei- heit in seiner gerichtlichen Angelegenheiten zu Theil werden lassen, und Seitens des Herrn General - Postmeisters sind ihm Begünstigungen in Beziehung auf Porto - Freiheit der Brief= und Paket - Sendungen zugestanden worden. Die Direction des Vereins“ wird gegenwärtig von dem Landgerichts - Präsidenten von Kurnatowski, dem Landgerichts - Direktor Henke, dem Guts- besiger von Gersdorff, dem Ober-Amtmann Vicbig und dem Hauslehrer Müller geführt, welche alle Jahre über Einnahme und Ausgabe, so wie úber den Fortgang des Instituts einen Jahres - Bericht abfassen und dffentlich bekannt machen werden.

Jun einigen Kreisen des Regierungs-Bezirks Posen , namentli im Bomster Kreise, beschästigt man sich auch mit dem Weinbau, der im Jahre 1834, so wie überall, also auch imm dor- tigen, dem Weinbau nichts weniger als günstigen Klima einen ungewöhnlichen Ertrag gewährt hat; dies ergiebt sih aus folgen- der Uebersicht: Jm Jahre 1833 waren im Bonister Kreise 472 (] Morgen, im Jahre 1834 506 (] Morgen mit Wein be- pflanzi; davon betrug der Gewinn im Jahre 1833 12271 Eimer, im Jahre 1834 33474 Eimer, von welchen die Steuer im Jahre 1833 I Rthlr., im Jahre 1834 mit 609 Rthlr. entrichtet worden ist.

Auf sämmtlichen Getraidemärkten des Reg. Bez. Stet- tin, vorzüglich in Stettin, Anklam und Demmin, ist nicht al- lein in früheren Monaten, sondern auch im Monat Februar ein sehr lebhafter Verkehr gewesen. Die genannten 3 Städte ha- ben im verflossenen Jahre 13,286 Lasten Getraide, und Dem: min außerdem noch 15,039 Ctr. Mehl seewärts auszeführt.