1835 / 75 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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kringen, und daß er für sein Theil jene große Maßregel nicht als ein Mittel zu einem Zweck, wie gewisse Schreier es thäten, sondern als einen vollkommen erreichten Zweck betrachte. Die Deputirten wollten antworten, aber Sir Francis unterbrach sie Und sagte, er hoffe nicht, daß man aus seinem Hause ein: kleines Parlament werde machen und ihn täglih mit Wähler - Deputa- tionen bestürmen wollen, um ihn wegen des Benehmens, welches er im Unterhause zu beobachten für gut befunden, zur Rede zu stellen und Dinge zu besprechen, deren Erörterung eine ganze Woche Zeit erfordere; das werde er sich höflichst verbitten. Die Mitglieder der Deputation entfernten sih darauf, ohne daß es ihnen möglih gewesen war, von Sir F. Burdett die Versiche- rung zu erlangen, daß er sich dem jesigen Ministerium widersetzen oder von scinem bisher im Unterhause befolgten Verfahren ab- gehen würde.“

Das Age erzählt, Sir Francis Burdett, als er gehört, daß Herr O’Connell neulich in einer Whig - Versammlung bei Broo- kes den Vorsi6 geführt, habe ausgerufen: „„Nun dann, gute Nacht, Whigthum!““

Die Oppositions -Blätter finden es sehr. seltsam, wie der Standard si könne einfallen lassen, daß die Herren O'Connell und Ruthven in Folge der gegen ihre Wahl von den Dubliner Konservativen eingereichten ‘Petition freiwillig auf ihre Parla- ments-Siße für die Stadt Dublin verzichten würden, ohne erst eine Rechtfertigung zu versuchen.

Der Graf von Sefton , der seit einiger Zeit sehr krank da- niederliegt, soll jezt außer Gefahr seyn.

Man geht jeßt damit um, den Zugang zu dem Postgebäude zu erweitern; es jollea zu diesem Zweck mehrere Häuser nieder- gerissen werden, deren Bewohner bereits Anzeige davon erhal- ten haben.

Der Standard meldet: „Ein Schiff, das am 23. Jan. von Alexandrien abgesegelt ist, bringt die Nachricht mit, daß eine Russische Flottille, aus 4 Linienschiffen bestehend, in den Archipel eingelaufen sey. Dié Admiralität von. Malta hat, dem Vernch- men nach, diese Nachricht nach London befördert.“/ /

Dem Sun zufolge, hat sich dieser Tage hier das Gerücht verbreitet, daß ein Nord : Amerikänisches Ge]chwader bei Cowes erwartet werde, und daß die Feindseligkeiten zwischen den' Ver- einigten Staaten und Frankreich binnen kurzem beginnèn dürften.

Die Berichte aus den Sechäfen über den Schaden, welchen die lebten Stürme angerichtet haben, lauten schr traurig, Auch auf der Themse sind dur die Orkane, die am 2en und Zten d. wütheten, viele Schisfe beschädigt worden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 10. März. Einer Bestimmung Sr. Königl. Hoheit des Admirals und Generál- Obersten, Prinzen Friedrich, zufolge, soll am Uten April d. J. der in der Königl. Verfügung vom 25. Januar d. J. vorgesehene Zeitpunkt ein- treten, von welchem ab die nach ihrer Heimat beurlaubten Ofs- fiziere der mobilen Schutterei den bisherigen Halbsold nicht wei- rer beziehen sollen.

Dée Zahl der aus Portugal nach Belgien zurückgekehrten Mislitairs beläuft sich auf 502 mit 2 Kanonen.

Dänemark.

Kopenhagen, 7. März. (Alt. Merk.) Nachdem die Akten in dem Prozesse gegen Professor David: mit der vom Prokurator Haagen fär den Angeschuldigten eingereichten Duplik geschlossen sind, sieht man nunmehr dem Urtheile des Hof- und Stadtgerichtes mit Spannüng entgegen. Für wie wichtig indes- sen diese Sache, namentlih ihrer Folgen wegen, auch gehalten werden muß, so ist doch die dffentlihe Aufmerksamkeit vor der Hand vornehmlich der allgemeinern Frage, wegen der Preßfrei- heit überhaupt, deren Fortbestehen, und den Maßregeln , welche etwa gegen ihren Mißbrauch zu ergreifen seyn möchten, zuge- wendet. Die nächste Veranlassung hierzu lag bekanntlih indem Gerüchte der beabsichtigten A eines Gesebes, wodurch die bestehende Preß- Gesebgebung abgeändert werden sollte. Es ist hierauf zunäch|t von einer Anzahl hiesiger Eingesessener eine ‘Peti- tion bei Sr. Majestät dem Könige eingereiht, welcher sodann Bittschriften aus Rothschild und Helsingdr, so wie aus Nakskov und aus der Laaländischen Süder- und Norder- Harde gefolgt sind, mittelst derer die Supplikanten ihren Wunsch an den Tag legen, daß es in Beziehung auf die Preß: Angelegenheit, bei der bisherigen Verfassung sein Verbleiben behalten möge. Die be- sonnene Haltung und das Maaß der Worte in der Kopenhagener Petition wird Niemand verkennen; auch ist darauf keine direkte Rúge Ie, indem es in-der Königlichen Antwort nur heißt, daß Sr. Majestät die Eingabe unerwartet gewesen, insofern Al- lerhôchstdieselden nach eignem Rathschlusse die zum Wohl des Ganzen dienenden Maßregeln zu ergreifen entschlossen wären.

Deutscchéland.

Schwerin, 13, März. Der Großherzoglihe Hof hat we- gen Ablebens Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich eine jerwdchentlichhe Hoftrauer angelegt.

Alt-Strelib, 8. März. Mit dem Chaussee-Bau wird dieses Frühjahr auch. in unserm Lande fortgefahren, und sind bereits zu der beabsichtigten Chaussee von Neu- Brandenburg nach Berlin, úber Neu-Strelig, hier, Fürstenberg, Gransee und Ora: nienburg die in hiesigen Landen bis Dannenwalde zwischen Färstenberg. und Gransee gehen wird bedeutende Unterzeich-

nungen sowohl an baaren Geldern als auch an Fuhr -: Leistungen

gemacht. Wir leben der Hoffnung, daß die Strecke von hier bis Neu-Streliß, wegen des bedeutenden Verkehrs zwischen bei- den Städten , zu allererst vorgenommen wird, um so mehr, da sowohl die hiesige Sradt: Kämmerei, als auch die gesammte Ein- wohnerschafc ein Beträchtliches zu diesem Unternehmen unter- zeichnet hat.

Braunschweig, 3. März. (Schw. Merk.) Die hie- sige reformirte Gemeinde, die viele der reichsten und angeschen- sten Einwohner unrer ihren Mitgliedern zählt, hatte die Entfer- nung des fcüher von ihr erwählten Geistlichen, Gaibel, verlangt, weil sie mit dessen Lehren und Predigten, die sie für zu- super- naturalistisch und mystish hielt, nicht mehr zufrieden war. Da Gaibel selbst gegen Zusicherung einer ansehnlichen Pension nicht in seine Entlassung willigen wollte, so wurde, da die reformirte Gemeinde nicht unter dem Konsistorium steht, eine Synode zu- sammenberufen, bei der auch die Geistlichen der reformirten Kir- chen-Gemeinden in Hannover, Hameln, Göttingen, Münden und anderen Orten im Hannoverschen und Braunschweigschen eine Stimme haben. Von derselben wurde beschlossen, daß der

astor Gaibel mit lebenslänglichem Fortgenuß seines vollen mts-Gehalts außer Function gesezt wurde. Gaibel aber hat sich dabei nicht beruhigt, sondern Klage gegen die Gemeinde er- hoben , indem er behauptet, mit Unrecht ‘genöthigt worden zu seyn, sein Prediger-Amt bei derselhen aufzugeben. Er hat sei

302 nen Prozeß gewonnen, so daß der Gemeinde, wenn sle ihn durch-

aus entfernt haden will, nichts übrig bleiben wird, als sich mit ihm auf irgend eine Art gütlih abzufinden.

Hannover, 11. März. Die hiesige Zeitung enthält folgenden Artikel über den Hannoverschen Leinwand- und Garn- Handel im Jahre 1834: „Bei sämmtlichen Legge - Anstalten des Landes sind im Jahre 1834 vermessen, gestempelt und verkauft

14,806,405 Ellen, zu 1,171,561 Rthlr.

im Jahre 1833 15,160,660 » » 1,201,633 »

mehr 1833 354,255 Ellen, werth 30,077 Rrhlr.

Dieser im Ganzen nicht erheblihe Ausfall, stelle sich doch provinziell, und zwar für das Fürstenthum Osnabrück, wo 761,606 Ellen, zum Werthe von 75,616 Rthlr. weniger verfer- tigt find, als bedeutend dar. Es hat jedoch hierbei cin, wohl mit Recht günstig zu nennendes Ereigniß eingewirkt: die bei be- trächtlicher Preis- Erhöhung vermehrte Ausfuhr des Garns. In den súdlichsten Landestheilen ist der bemerkbar gewordene Ausfall dagegen hauptsächlih der dort unergiebig gewese- nen Flachs : Aerndte vom Jahre 1831 zuzuschreiben. Die Legge - Anstalten in den Landdrostei - Bezirken Hannover und Läneburg ‘ergeben für das Jahr 1834 einen nicht ge- ringen Mehr - Betrag an Quantität und Gelde. Jn den Provinzen diesscits der Weser sind die ‘Preise der Leinwand um 10 bis 15 pCi. gestiegen, und haben viele Aufträge beson- ders zum Ankaufe von halbslähsenen und Hede-Linnen unausge- führt bleiben müssen. Auch im Fürstenthum Osnabrück fand die Leinwand im lesten Semester des Jahres 1834 bessere Preise, besonders war die graue Leinwand sehr gesucht, und konnte hd- her ausgebracht werden, als im Jahre 1833; auf der Legge zu Osnabrück wurde breites gebleichtes, zum Theil mit der Schnell- \chußspule verfertigtes Leinen Nr. 1 und 2 mit mindestens 957 bis 102, ja nach Qualität selbst mit 1174 Pfennig pr. Legge- Elle (54122; Pariser Linien) bezahlt, ein Preis, welcher jedoch nur in einem einzigen Falle bewilligt worden ist. Von nicht leggepflichtigen Leinwand - Produkten sind an Schier- und Segeltuch aus dem Amte Jburg gegen 7000 Stück ins Aus- land versandt, 2000 Stü mehr als im Jahre 1833 angegeben worden. Die Verfertigung feiner, nah Art des Bielefelder Leinens gewebter Waare, ist in mehreren Landes; Theilen , na- mentlich im Amte Grönenberg, im Zunehmen, und wenn gleich der zu wünschende Grad der Vollkommenheit noh nicht erreicht worden is, so scheint doch ein hinlänglich lohnender Gewinn die- ser Beschäftigung Fortgang zu versprehen, und wird sie, wie- wohl nur unter begünstigenden Verhältnissen, wohin, als erstes Requisit, eine verbesserte Spinnerei gehört, einzelnen Gegenden und besonders Gewerbtreibenden empfohlen werden können. Anders verhäit es sich mit den Erfolgen, welche die hin und wieder versuchte Anfertigung einiger Gattungen Schlesischer Lein- wand gehabt hat, deren Zesultat geringer Gewinn, bei hdheren als die fúr wirkliches Schlesisches ‘Produkt zu zahlenden Preisen,

gewesen is. Werden die Erfordernisse einer Erzielung der Haupte.

gattungen Schlesischer Leinwand: sorgfältige Vorbereitung des Ackers, Benukung frischen Ostsee- Leinsamens, zeitiges Aufzie- hen des Flachses ohne Rücksicht auf Samen - Gewinnung, Rd- then in fließendem Wasser, die Nothwendigkeit einer künstlichen, in Schlesien dem Landmanne überall bekannten Bleich - Methode, endlich die Unentbehrlichkeit eigenthümlicher Anstalten zur Auf- s{chmückung und Appretirung der Leinwand, in Betracht gezogen, so kann nicht bezweifelt werden, daß die Beobachtung alles des- sen, was geeignet ist, die Haupt- Vorzüge der Schlesischen Lein- wand, hohe Weiße und Appretur, zu erreichen, in hiesigen Ge- genden große Ershwerungen finden würde. Ein noch größeres Hinderniß für diese Art der Leinwand - Production liegt aber bei uns in dem damit verknüpften geringen Lohne, indem sie dem Weber in Schlesien wöchentlich nur 12 bis 12 Rthlr., bei Verfertigung eines die Kräfte nicht übersteigenden Maßes hie- siger ordinairer flächserner Leinwand aber unseren Webern durchsnittlich 21 bis 21 Rthir. gewähre. Wird nun vollends berücksichtigt, day erfahrungsmäßig in den Seepläßen viel häu- figer eine Stockung im Handel mit Schlesischer Leinwand, als mit den hiesigen Haushalts- und Legge-Leinen e'ngetreten ist, so sind Gründe genug vorhanden, um die Herstellung jener leicht gearbeiteten , oft mit Baumwolle gemischten (?) Produkte, als unseren Verhältnissen nicht entsprechend, zu betrachten. Die Ausführung von Leinwand nah Spanien hat sich aus leicht er- klárlichen Gründen vermindert; nah Holland, Hamburg, Nord- Amerika, wohin besonders Jburger Leinen versandt ist, und West- indien aber im bisherigen Gange erhalten. Aus dem Haupt- Stapelplate der Nord-Deutschen Leinwand-Exportation, der Stadt Bremen, sind im Jahre 1834: 228,649 Stücke Hannoversche, Braunschweigsche, Preußische und Lippesche Handels-Leinen, Bie- lefelder und Sächsische niht mit begrisfen, zum Werthe von 1,496,672 Rthlr. ausgeführt, und blieb am Schlusse des Jahres ein Bestand von 69,158 Stúck auf dem Lager. An Leinwand Hannoverschen Ursprungs wurden seewärts verschisst : 1833 114,015 Stúck, werth 626,400 Rthlr. 1834 111,019 - ; 775,326 f

Durch Austheilung von Schnellschuß - Apparaten, Verthei- lung von Schlichtkämmen, Blattmessern und sonstigen Utensilien an unbemitielte und gute Weber, ferner durch Bewilligung von Geldern zu Anschaffung von Jacquard-: Maschinen und breiten Webestühlen, ist die Weberei in allen Landestheilen gleihmäßig befördert, wie denn auch die fortgeseßten Bemühungen, die Spin- nerei durch Errichtung von Spinnschulen zu verbessern, hin und wieder, namentlich im Fürstenthume Osnabrück von ausgezeich- netem Erfolge gewesen sind. Ein wesentliches Unterstüßungs- mittel des Leinwand- und Garn-Handels sind gute Bleichen. Es bestehen gegenwärtig zwei durch die Bemühungen der Regierung hervorgerufene Muster - Anstalten zu Sohlungen und Melle, welche beide stark benußt und gerühmt, gleichwohl ganz verschie- dene, hier mehr natúrliche, dort künstlichere Methoden bei Bleiche und Appretur befolgen. Die Erfahrung wird ergeben, welcher der Vorzug gebührt. Jedenfalls mag ein hoher Grad von Vorsicht bei dem complicirteren Verfahren wohl beachtet werden. Der Garnhandel hat sih abermals und zwar bedeutend, wie {on oben bemerkt, zwar zum Nachtheil der Weberei, aber ohne Zwei- fel zum Vortheil der Producenten gehoben. Die Stadt Hil- desheim, welhe im Jahre 1827 nur 8097 Centner, und in den Jahren 1828 bis 1832 nur etwa 9000 bis 9500 Centner ver- sandte, hat im Jahre 1834 11,270 Centner exportirt. Jm Gan- zen hat die Ausfuhr aus dem Landdrostei - Bezirke Hildesheim 13,270 Centner betragen, und ist bei durchschnittlicher Annahme eines Preises von 1 Rthsr. 16 gGr. für ein Bund (3: Centner), deren Werth auf 540,000 Rthlr. veranschlagt worden, während im Jahre 1833 113,820 Rthlr. weniger für die Versendung einer etwas größeren Quantität angenommen werden mußte. Es darf nach vorstehenden. Daten die dem Lande aus dem aus- wärtigen Verkaufe con Garn und Leinwand geflossene Summe mit einer an Gewißheit gränzenden Wahrscheinlichkeit (unter

Berücksichtigung der Exportation nicht leggepflichtiger Leinwany, Sorten) auf 1,800,000 Rthlr., mindestens 150,600 Rthlr. höhy als im Jahre 1833, angeschlagen werden, und ist, wie h manches andere Gewerbe des Landes, auch hinsichtlich diese wichtigen Handelszweiges hauptsächlih der Wunsch zu hegen daß ec sih in seiner jezigen Blüthe erhalten möge, welche yy wenigen Jahren von befangenen oder voreiligen Beurtheilety für unwiederbringlich verloren gehalten wurde.“

München, 10. März. Man erfährt, daß Ihre Majest die verwittwete Kaiserin pon Oesterreich in dem nahen, freund lichen Salzburg ihren Wittwensis nehmen und dort das Schl Mirabella (auf welchem König Otto von Griechenland gebor wurde ) beziehen werde.

Aus dem von dem Könige zur Beförderung des Flachsbayz af

und der Leinwand- Fabrication angewiesenen Fonds hat dié R, gierung kürzlich eine große Partie echten Rigaer Samen j Rußland ankaufen lassen, welcher gegenwärtig um den mögli billigen Preis, eigentlih nur um den geringen Kosten - Betra, der sh über die aus jenem Fonds hierzu verwendete Sum ergeben hat, durch die Lokal - Behdrden den Landwirthen verqh folgt wird.

Die hiesigen Franziskaner- Mönche suchen auch durch h Presse Frömmigkeit unter dem Volke zu verbreiten. Ein hiesig Blatt, heit es, werde gegenwärtig von jenem Kloster q redigirt. H

Die Leipziger Zeitung schreibt aus Münden, „Von dem Bürger- und Bauernjtande in Bayern wird g

dankbar anerkannt, daß die Mehrheit des Ausschusses für die y Eid errichtende Wechsel- und Hypotheken- Bank sich für Mün, : Psshofe, unter Assistirung vieler Bischöfe und der L

als den Sis der Bank, entschieden hat, obschon viele Stimm[}

in dffentlihen Blättern und im Schoße des Ausschusses sel jener Bank schon bei ihrer Geburt ein baldiges Ende propheji ten, wenn sie nicht nach Augsburg verlegt werden sollte. hierfür angegebenen Gründe stügten sih indessen nur auf Sti und Eigennus. Es war schon gleich anfangs der Wille Königs, so wie der Sinn des hierüber erlassenen Gesetzes, di die neue Bank vorzugsweise Hypotheken -Bank, und nur nebt her Wechsel: Bank seyn solle; die Haupt- Absicht dabei war, ( folle vor Allem dem Landmann und Bürger Gelegenheit gegebt werden, ohne vicle Múhe und Kosten Kapitalien zu 4 pCt. j erhalten und dabei sicher zu seyn, daß feine willkürliche, habsi tige und den Ruin des Debitors herbeiführende Aufkündigui stattfinden kônne. Bei Verlegung der Bank nach Augsbu (zwar allerdings dem einzigen Wechsel: Pla in Bayern ) lj indessen die Gefahr sehr nahe, daß sih die Hypotheken - Bu alsbald in der Wechsel-Bank ganz und gar verlieren, den bi kannten Speculationen dienen und so der Absicht der Gründuy dem bedrängten Bürger und Bauer aufzuhelfen, nit ents hen möchte. Dem Vernehmen nach, werden in allen Krei Hauptstädten solche Hypotheken: Banken errichtet, und dieselb unter die Direction der hiesigen Bank gestellt werden.“/

Stuttgart, 11. März. Auf der Alb erinnert man sich lange keines so tiefen Schnees, als des in den leßten Tagen j fallenen. Die Straßen sind fast ganz gesperrt. Bei Zainin stehen drei Wagen auf der Straße, mit denen man nicht me} weiter kommen konnte. Ein nah Tübingen bestimmter Biel wagen mußte abgeladen und die Fäßchen einzeln in das nächst Dorf geschafft werden, wo sie auf besseren Weg harren. Leih tere Fuhrwerke lassen sich von mehreren Bauern begleiten, un

mit Schaufeln und Hacken Weg zu bahnen, falls fie zu tief eivs sinken sollten. Jm Thal von Urach liegt kein Schnee, und was

sieht ihn bloß über dem Haupte auf den Bergen.

Oesterreich.

Wien, 10. März. Am 7ten d. M., Vormittags um l Uhr, wurde das Herz des höchstseligen Kaisers, na der voi dem Hof- und Burgpofarrer verrichteten Einsegnung, von zw Kaiserlichen Kammerdienern, in Begleitung eines Hof - Fouriet) zweier Kammer - Fouriere, zweier mit Wachsfakeln leuchtend Edelknaben und zweier Kammerherren, unter Bedeckung wil zwei Arcieren-, zwei Ungarischen und acht Trabanten - Leibgardt aus der Hofburg - Pfarrkirche feierlich Úber den Augustinergw in die Augustiner : Hofftirche Übertragen, daselbst von dem Pri und dem Konvente des Klosters übernommen, und in der bi retto- Kapelle auf die herkömmliche Weise beigesezt. Gleich di auf wurden die Eingeweide, nach vorhergegangener Einsegnun unter obiger Begleitung und Bedeckung, in cinem sechs\pän gen Gallawagen nach der Metropolitan : Kirche zu St. Step) gebracht, daselbst von dem Domkapitel und dem gesammten M rus im kirhlihen Ornate empfangen und im feierlichen Z in die Gruft getragen, wo unter den gewöhnlichen Kirchs Ceremonien und Gebeten die Beisezung erfolgte. Nach tags ging das feierliche Leichenbegängniß vor sich, Schon 3 Uhr begann der Vorauszug aus der Augustiner - Hoffkircht den Kapuzinern auf dem neuen Markte. Voran gingen, Uw Vorreitung eines Kavallerie- Kommando, die sämmtlichen (2) talleute, dann alle Ordens - Geistlichen paarweise, mít bren den Wachskerzen eben so die sämmtlichen Stadt- und W stadt: Pfarren hierauf die Offiziere der sämmtlichen Bür Regimenter und Corps sodann der Stadt - Magistrat, ? Nieder -: Oesterreichischen Landstände, die Räthe der Hof- U Landesstellen, ohne Beobachtung eines Ranges, und die b Hofstäbe, in Trauerkleidung und schwarzen Mänteln. Mi lerweile versammelten sih die Ritter des goldenen Vließes w der übrigen inländischen Orden, die Minister, Geheimen Rd Kämmerer und der äußere Hofstaat, die Damen, der Rel Magnificus und die vier Dekane der hiesigen Universität, | auch das. Metropolítan - Kapitel, dann in großer Anzahl die Anlaß des höôchst betrübenden Hintritts weiland Sr. K. * Majestät eigens von Preßburg hierher gekommenen Unzl schen Landtagsglieder in der Kapuziner - Kirhe. Auch fand f in der Sakristci daselbst der Kaiserliche Ober - Hofmarschall 6 Kurz bevor der eigentliche Leichenzug sich aus der Hofbl

‘erhob, verfügte sich der Kaiserliche erste Oberst - Hofmeister Un

Vorreitung einer Kavallerie - Bedeckung zur Kapuziner - Kir und begab sich dort gleichfalls in die Satristei, wo nun C Se. jest regierende Majestät mit Jhrer Majestät der Kaiset! dann Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Erzh! zoge und Erzherzoginnen sich einfanden, um der Einsegnung zuwohnen. Um ‘4 Uhr wurde der Leichnam von dem P und Burg- Pfarrer, unter Assistirung des Hof - Ceremoniars v der Hof- Kapläne, im Beiseyn der mit brennenden Fackeln sehenen Edelknaben, der Leib - Garden , des den Oberst - Käm

rer vertretenden Kämmerers, des Oberst-Stallmeisters, der d Leib : Garde- Capitains, zweier Kämmerer aus dem Fürstenstal und des General-Adjutanten des Verewigten eingesegnet, hierauf der Sarg aus der Hosburg- Pfarrkirche durch Kai/ liche Kammerdiener, unter Beihülfe von Leib-Lakaien, in" im Schweizerhofe aufgestellten Hof - Leichenwagen übertra)

1M enden Faeln.

N nmchr seste sich der Zug in Bewegung und be- i6 N über den Burgplab Michaelsplab, Josephsplaß und 2 árger/Spitalsplab, wo überall Militair in Reihen aufgestellt M zur Kapuziner- Kirche. Die Ordnung des Zuges war ehdd: Voraus ritt Kavallerie, dann ein Hofs- Einspanier, auf folgten drei viersißige Hofwagen mit Kaiserl. Kammer- ‘“urieven und Kammerdienern, ein Kaiserl. Hoffourier zu Pferde, h sehsspänniger Hoswagen, worin die drei Leibgarde : Capitains i der General-Adjutant saßen, ein sechsspänniger Hofwagen L dem Stellvertreter des Oberst-Kämmerers, dem Oberst- L allmeister und den beiden Kämmerern aus dem Fürstenstande. diesem kamen die Leib -Lakaien in Trauer, dann die Tra- anten - Leibgarde mit gedämpfcem Spiel und dem Trauerflor uf der Fahne, endlich der Leichenwagen mit dem auf Polstern rhaben liegenden Sarge. An jedem Wagenschlage gingen zwei (ei: Lafaien, dann auf jeder Seite sechs Edelknaben mit bren- \ Zwölf Arcieren- und zwdif Königl. Ungarische \ibgarden, dann von außen zwölf Trabanten- Leibgarden , leiste- ten die Neben - Begleitung. Hinter dem Leichenwagen folgte die Kaiserl. Arcieren -, Königl. Ungarische Leibgarde mit gedämpf- im Spiel zu Pferde. Eine Compagnie Grenadiere und ein ommando Kavallerie {loß den Zug. Bei Anlangung an der Airchenthür wurde der Sarg von Kaiserl. Kammerdienern , un- r Beihülfe von Leib -Lakaien aus dem Wagen gehoben, auf ‘ine in der Kirche errichtete, mit Goldstof bedeckte Tafel gestellt, und allda, nachdem auf die durch den ersten Oberst - Hof- meister, erstattete Meldung der Ankunft der Leiche, sich die | Allerhöchsten und Höôchsten Personen auf die vorgerichteten ¿in der Kirche begeben hatten, von dem hiesigen Fürst-

Festerreichischen Prälaten, cingesegnet, endlih von den Päpst- 4 E uilicth, unter Beihülfe von Leib - Lakaien, in die Grusftc hinabgetragen Und daselbst von dem Fürst - Erzbischofe zum leb- ten Male eingesegnet. Der erste Oberst : Hofmeister, welcher nit dem Stabe in der Hand der Allerhöchsten Leiche unmittel- har in die Gruft gefolgt war, ließ nun den Sarg durch einen Fammer- Fourier erôssnen, wies dem Kapuziner - Guardian den seihnam vor und übergab ihn zur Obhut, welche der Guardian auf die gewöhnliche Art angelobte, worauf der Sarg mit zwei Schlüsseln verschlossen wurde, wovon den einen der Guardian ibernahm, den anderen aber der Kämmerer, Hofrath und Kanzlei: Direktor des Oberst - Hofmeister - Amts zur Abgabe in die Schabkammer erhielt. Sobald der erste Oberst Hofmei- ser aus der Gruft wieder in die Kirche herauffam, entfernten sch die obersten Hof- Aemter, Leib- Garden - Hauptleute und der gesammte Hofstaat aus der Kirche, aus welcher Ihre Kaiserli- en Majestáten und L E Ga Personen sih glei der Einsegnung wegbegeben hatten. 0 Se. Kaiserl. Majestät haben dem Oberst - Jägermeister, Gra- sen Hoyos- Sprinzen|stein, welcher bei dem verewigten Kaiser Franz l. die Functionen eines Oberst - Hofmeisters bekleidete, das Großkreuz des Leopold-Ordens, und dem General - Adjutanten des verewigten Kaisers, General-Major Freiherrn von Appel, das Commandeur - Kreuz des Stephans - Ordens verliehen. Dem Lbtgenannten ist zugleich zur Herstellung seiner leidenden Ge- sundheit ein Urlaub auf unbestimmte Zeit mit der Allerhöchsten Eröffnung ertheilt worden, daß ihm sodann ein seinen eigenen Wünschen entsprechendes Dienst- Verhältniß zu Theil werden solle.

Se. Majestät der Kaiser haben den General-Major , Gra- fen Clam - Martini, zu Allerhöchstihrem General - Adjutanten ernannt.

Die hiesigen Zeitungen melden ferner: „Se. K. K. Maj. ha- ben die Trauer wegen des erfolgten Ablebens Jhres erlauchten in- nig geliebten Vaters durch sechs Monate, vom 7. März bis 4, Sevtember 1835, für sämmtliche Hof-, Civil-, Militair -, Staats-, ¡tändische und städtische Magistrats-Beamte in der Art anzuordnen geruht, daß während der ersten Hälfte der Trauer- zit an den Civil - Uniformen der Flor auf dem Hute vorsprin- gend und am Arme, schwarze Beinkleider und Strümpfe, ange- laufene Schnallen und Hutschleife mit Flor umwunden, während der zweiten Hälfte der Trauer aber der Flor nur am Arme ge- tragen wird. Für die Ungarischen Staats- und dffentlichen Be- amten ist die Trauer für obgedachten Zeitraum in der Art an- geordnet, daß während der ersten Hälfte der Trauerzeit an den Ungarischen Civil- Uniformen und sonstigen Ungarischen Kostüm- Kleidern der Flor am Arme getragen, die Kopfbedeckung und der Säbel gleichfalls mit Flor versehen seyn müssen; während der zweiten Hälfte der Trauer aber der Flor nur am Arme ge- tragen wird. Bei ganz shwarzer Kleidung bleibt der Flor am Arine und der Kopfbedeckung weg; Säbel und Sporen müssen angelaufen seyn.‘ ]

Die Allg. Ztg. schreibt aus Wien: „Die Nachricht von dem Tode des Kaisers hat in Ungarn tiefen Eindruck ge- macht; sie kam gerade nah Preßburg, als die Stände eine Ple- nar: Sibung hielten. Allgemeine Trauer erfüllte sogleich den Saal und es ward einstimmig beschlossen, die Sibung aufzuheben, die Deputirten trennten sich und schienen von dem erlittenen Verlust tief bewegr. Die hestigsten Gegner der Regierung gaben bei dieser Gelegenheit sprechende Beweise von Anhänglichkeit, denn sie drangen. darauf, eine zahlreiche Deputation hierher zu \chik- ken, um das innige Bedauern der Ungarischen Nation über den sie betroffenen Verlust auszudrücken, und zugleich dem jeßigen Regenten die bündigsten Versicherungen von Ergebenheit und Treue darzubringen. Jn Siebenbürgen wird der Tod des Kaisers niht minder als in Ungarn betrauert werden, denn die Siebenbürger wissen sehr wohl, wie redlih er es mit ihnen meinte, wie sehr er für ihr Bestes besorgt war, und welchen Kummer ihm die von einigen Jrrenden mißkannte väterliche Fürsorge verursacht hat; sie werden das Andenken des verewig-

Î ten Monarchen gewiß dadurch zu ehren suchen, daß sie mit Of-

senheit und Vertrauen seinem Nachfolger entgegenkommen. Wie sehr dem Kaiser Franz das Wohl Siebenbürgens am Herzen lag, ist hon daraus zu entnehmen, daß er noch im Laufe seiner shweren Krankheit \ch mehrmals über diese Provinz Berichte erstatten ließ, und' Befehle wegen Abstellung einiger besonders auffallenden Mängel in den dortigen Verhältnissen gab. Ueber- haupt verlor der Monarch troß seiner Leiden das Wohl und Glûck seiner Völker keinen Augenblick aus den Augen; er schrieb

Unter Anderem mit eigener Hand am Sonnabend den 28. Fe:

bruar, vieczig Stunden vor seinem Tode, eine vier Bogen lange Dènkschrift nieder.“

Prag, 11. März. Se. Königl. Hoheit der Prinz Wil- helm von Preußen (Sohn Sr. Majestät des Königs) ijt vor- gestern von Berlin hier eingetroffen und hat nach kurzem Ver- weilen die Reise nah Wien fortgeseßt.

Schweiz. i Bern, 8. März. Jn den ersten Tagen dieses Monats ist folgende Note nah Baden abgegangen: : ¡Schultheiß und Regierungs-Rath des eidgenbssischen Vororts

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11 Bern wollen Sr. Excellenz dem Herrit Freiherrn von Türkheim, Großherzoglih Badischen Minister der auswärtigen Angelegenhei- ten, nicht verhehlen, daß sie mit eben so großem Befremden als Bedauern aus verschiedenen öffentlichen Blättern ersehen haben, daß das Großherzoglich Badische Ministerium des Jnnérn durch eine Verordnung vom 14. Februar d. J. einerseits alle dermalen in der Sudivel sich aufhaltenden Großherzoglich Badischen Handwerksge- sellen binnen kurzer Frist zurüberuft , und andererseits sowohl den Großherzoglich Badischen als allen Übrigen Handwerksgesellen, ohne Unterschied thres Geburtslandes, den Eintritt in die Schweiz längs der Badischen Gränze untersagt. Der eidgenössische Vorort hätte nämli in Hinblick auf die freundschaftlichen Beziehungen, welche von jeher zwischen der Schweizerischen Eidgenossenscha|t und dem Großherzogthum Baden bestanden haber =und welche zu unterhal- ten und zu befestigen er sich jederzeit zur angenehmen Pflicht ge- macht hat, erwarten dürfen, daß von Seiten der Großherzoglich Ba- dischen Staats-Regierung keine mit diesen freundschaftlichen Bezie- hungen zwischen beiden Nachbar - Ländern im Widerspruch stehende Verordnungen erlassen und in Ausübung gehracht würden, bevor nicht bei den Schweizerischen Behörden Erkundigungen darüber eingezogen worden wären, ob diejenigen Thatsachen und Vorgänge, welche sol- che außerordentliche Maßregeln allein veranlassen könnten, auf dem Gebiete der Schweizerischen Eidgenossenschaft wirklich stattgefunden haben. Die in Frage liegende Ministerial - Verwaltung vom 1äten v. M. mußte aber in den Augen des eidgenössischen Vororts eine mehrere Bedeutung noch dadurch erhalten haben, daß, wie aus zu- verlässiger Quelle vernommen wird, Großherzogl. Badischer Seits außerordentliche Militair - Maßregeln längs der Schweizerischen Gränze getroffen worden sind, welche mit denselben in Verbindung zu steven scheinen. Fn dieser leßtern Beziehung steht sih der eid- genössische Vorort daher denn auch im Fall, sich von Sr. Excellenz, dem Herrn Freiherrn von Türkheim, cite unumwundene Erklärung darüber zu erbitten, welches der wirkliche Zweck dieser außerordent- lichen Militair - Anstalten sey, die man sich hierseits um so weniger erklären kann, als versichert werden darf, daß in der Schweiz die friedlichsten und freundschaftlichen Gesinnungen der Großherzogl. Badischen Regierung gegenüber fortwährend gehegt werden. Ueber- haupt aber müßte der eidgenössische Voroct das gänzliche Unterlassen aller offiziellen Einfragen von Seiten der Badischen Regierung Über die angeblich in der Schweiz in neuesier Zeit stattgehabten Umtriebe, auf wel- che die Ministerial-Verordnung vom 1äten v. M. sich stüßt, um so lebhaf- ter bedauern, als er sich im Falle gesehen hätte, die gewünschten Beru- bigungen in vollstem Maße zu geben; nicht nur besteht das angebliche in einem großen Theil der Schweiz itattfindende Unwesen in Bezie- hung auf aufrührerische Versammlungen Deutscher Handwerker in der Wirklichkeit durchaus nicht, sondern es sind vielmehr sämmtliche Kantons - Regierungen von dem redlichen und kräftigen Willen be- seelt, auf ihrem Gebiet allem aufrührerischen Treiben, welches den Nachbar - Staaten Anlaß zu gerechter Beschwerde geben könnte, ernsilich zu begegnen. Sollten aber wirklich besorgliche Vorfälle, wie sie in der Badischen Ministerial -Verordnung vom 14. Februar angedeutet sind, in größerem oder geringerem Maße auf Schwei- zerischem Territorium stattgefunden haben, ohne daß dieselben zur Kenntnifi des A Vororts gekommen wären, so würde dieser es sich bei einer diesfälligen Anzeige von Seiten der Badischen Regierung zur Pflicht gemacht haben, sich darúber die möglichste Aufklärung zu verschaffen und gegen die wirklich Fehlbaren die weitern geeigneten Maßnahmen einzuleiten. Von den freundnachbarlichen Gesinnungen, welche die Großherzogl. Regierung von jeher der Schweiz gegenüber bethätigte, so wie von der Gerechtigkeit des Badischen Ministeriums läßt sich Übrigens er- warten, daß die fragliche auf irrigen Vorausseßungen beruhende Ministerial-Verordnung und jede damit in Verbindung stehende fer- nere Maßregel. nachdem die Unbegründetheit dieser Vorausseßun- gen hiermit durch den eidgenössischen Vorort dargethan worden ist, von der Badischen Staats- Regiexung entweder gänzlich zurück= gezogen oder doch wesentlich modifizirt werden wird. Fn diesem

Vertrauen henußen u. \. w. i Schultheiß und E der Republik

Bern.

S Urteil

Konstantinopel, 13. Febr. Die Tekwimi Wekaji meldet: „Am l5ten des vergangenen Monats Ramasan hat Seine Hoheit, der ldblichen alten Sitte Genüge leistend, im Ge- folge aller Großwürdenträaer, dein heiligen Kleide*) einen Besuch abgestattei. Die Würdenträger ersten Ranges, ein Theil derer vom zweiten der Reichs - Marschall, der Direktor der frommen Stiftungen, die Direktoren des Múnzhauses, der Le- bensmittel und der Großherrlichen Küche und ein Theil derer vom dritten Range der Bittschriften-Meister, der Kabinets- Secretair des Groß- Wesirs, der Odber-Bau - Direktor, und der erste Secretair an dem Bureau der beiden heiligen Orte (Mekka und Medina) endlih auch die Divisions - Generale der Gar- den und Linien-Truppen, die Brigade -Generale der Kavallerie und Infanterie der Garden und Linien-Truppen u. \. w.: alle diese Herrschaften traten 'der Reihe nach vor das heilige Gewand, warfen sich ehrerbietig vor demselben nieder und verdienten sich durch diese Handlung Heil und Segen.‘

Die Türkische Zeitung berichtet auch, daß der Sultan die Groß-Würdenträger an den Abenden des 12ten, 13ten und 1áten Ramasan, sobald nämlich die Zeit des Fastens ver- strihen war mit einer Mahlzeit regalirt habe, und zwar am dritten Abend im Palaste des Seriaskers. „Nachdem‘/, dies sind die Schlußworte des Redacteurs, „das Abendgebet in der Mo- \chee Sultan Bajesid's verrichtet war, kehrten Se. Hoheit in Dero Palast Beschiktasch zurü, Die bereits angezündeten Laternen und Lämpchen **) waren einem Heere von Wandel- Sternen vergleichbar, das den Vollmond am Himmel der Ma- jestät, unseren Herrn und Gebieter, auf seinem Heimritt um- \{chwebte !“/

A 1a 0D.

Berlin, 15, März. Einer Bekanntmachung der Königl. Haupt - Verwaltung der Staats-Schulden vom gesirigen Tage zufolge, sollen am 17ten d. M. 725,000 Rthlr. Staats-Schuld- scheine, als der vollständige Bedarf des Tilgungs - Fonds für das 1e Semester 1835, durch öffentliche Verloosung zur Einlösung am 1. Juli bestimmt werden.

Fm Regierungs - Bezirk Köslin sind im Laufe des Jahres 1834 14,583 Kinder geboren worden und 11,250 Men- \chen gestorben, folglich 3333 mehr geboren als gestorben. Un- ter ersteren kamen 151 Zwillings: Geburten vor. Die- Zahl der unehelich Gebornen belief sich auf 1039; todt geboren wurden 463. Das natürliche Lebensziel erreichten 1463 und nach dem 90sten Jahre verstarben 55 Personen. Es wurden 3214 Ehen geschlossen.

*) Chirfkai scherif, angeblich ein Kleid des Propheten Mu- hammed, welches nebst anderen Reliquien Muhammeds und der er- fien Chalifen in einem der inneren Gemächer des Serai aufbewahrt wird. Es ist selbiges in 40 Bündel aus fostbarem Stoffe eingewik- felt und wird nur einmal jährlih (den 15. Ramasan) aufgedeckt, bei welcher Gelegenheit jeder hohe Beamte dasselbe füssen darf. B. S e Staats - Verfassung des Osmanischen Reiches

**) Bekanntlich ist an den Abenden des Ramasan große Fllu- mitnation.

Königliches Schauspiel. : Ueber die „Braut von Messina//. (Fortseßung des Berichts in Nr. 69. d. St. Ztg.) So is deun zwar aus dem eigenthümlich- fien Dichtergenie Schillers, aber auh aus der damaligen, eben durch das Studium des Griechischen Alterthums geleiteten Richtung des- selben die „Braut von Messina// hervorgegangen; gleichsam wie Minerva in voller Rüstung aus Jupiters Haupt, in Stoff, Form und Gehalt, die sich in einander fügen und sich einander durchdrin- en. Wie in des Dichters Phantasie ein solcher Stoff sich erzeugte, fo mußte auch cine e Perm zu demselven sich gleichsam vom selbst vilden. Kurz, Ref. ist der Meinung, und nicht erst seit ge- stern, daß zu diesem Stoff diese Form, dieser lyrishe Ausdruck und dieser Chor, gerade so wie er erscheint, wesentli gehört, und über- läßt gern jedem gelehrten Kunstrichter nach wie vor sih , in Be- weisen abzumÜühen, daß dieser Chor nicht der Chor der Griechischen Tragödie sey; denn mit allen diesen Beweisen kann doch nimmer- mehr bewiesen werden, daß es dem Genie des Dichters eines andern Volks und einer andern Zeit benommen sey, für sein Drama ein passendes Organ, so wie es der Chor in der „Braut von Messina‘ ist, zu erfinden und anzuwenden. Nicht anders verhält es sich _un- sers Erachtens mit der Art und Weise, wie Schiller in dieszx Tra- gôdie das Schicksal walten läßt. Wer die Macht des Schiksals in dem Weltlauf der Dinge ganz verkennt und die Einführung dess-l- ben in die Tragôdie gar nicht gesiatten will, mit dem zu redet ver: lohnt es sich der Mühe nicht. Es kömmt nur immer auf die Ar! der Einführung desselben an, und vor allem andern, ob es cin wah- rer Dichter ist, der Kraft genug besißt, gleichsam wie etn Held im wirklichen Leben, den Kampf mir dem Schicksal zu he- fiehen und zu stegen oder würdig unterzugehen. Hier haben nun freilich Dichterlinge Blôßen genug gegeven und Schicksals- Pfuschereien in Hülle und Fülle zu Tage gefördert, die mit Ret sich Spôttereien zugezogett haben, gesalzene und ungesalzene. Aber so wenig wie Aristophanes dem Euripides hat das Garaus machett können, um so viel weniger wird Graf Platen mit sciner verhäng- nißvollen Gahel den gediegenen Müllner in Feßen zerreißen, ge- shweige den genialen Schiller nur verleßen. Und ist denn das Schicfjal in der „Braut von Messina// wirklich so blind waltend, so alle Freiheit des menschlichen Willens und der Leidenschaft ausschlie- ßend, wie selb| gelehrte Kunstrichter es zu sagen sich nicht gescheut haven? Referent seinerseits meint, keinesweges; in der kontrastirtent Charakter - Zeichnung der beiden Brüder, der ungestümen Heftigkeit des einen, der sanften Passivität des andern, so wie in der Sencigt- heit der Mutter zum Glauben an Zeichen und Wunder hahnt es sich seinen Weg in dieser poctischen Welt, wie in der wirklia//- Kurz, es wird uns in dieser Tragddie eine Welt aufgethan, die Úber das Gewöhnliche hinausgeht, innerhalb welcher sich aber, das be- weisen die vollen, bewegten Häuser in den dret kurz hinter einander gefolgten Vorstellungen, sich die Zuschauer sehr wohl befunden ha= ben. Fast scheint es, als wenn es noch Leute giebt, die den gelehr= ten Maßstab, wonach man sich wohlbefinden soll, nicht beachten- noch weniger aber durch die Gaukeleien des Tages den Sinn fur das Erhabene einbüßen. Jndeß gehört allerdings, wenn ein so ideales Drama, wie die „Braut von Messina//, verkörpert werden und die Theaterfreunde nicht bloß einmal ins Theater locken soll, eine dem Geist und Sinn der Dichtung gemäße, mithin eine andere, erhöhtere als die auch in unseren besten Trauerspielen gebräuchliche

Darstellung zu ihrer Wirksamkeit, ja ihrec Begreiflichkeit, insoferit

dies Wort hier zu gebrauchen exlaubt is. Alles muß in Harmonie erscheinen; die handelnden Hauptpersonen müssen in demselben hohem Styl wie der Chor sprechen, und nur, wo der Chor, ganz sich felbst überlassen, das Wort führt, mag es ihm in noch mehr erhdhtem, lyrischen Schwung überlassen seyn. Aber ws6 er in die Rede jener einfällt oder mit ihr beisammen spricht - ist in jedem Fall, wie nun einmal die Form des Ausdrucks beliebt wird , Gleichförmigkeit durchaus erforderlih. Auch hierbei muß Ref. etnen Ferthum berichtigen, in welchen mau sogar angeblich auf des Dichters eigenen Ausspruch verfalien is; man hat nämlich behauptet, Schiller habe eine opernartige Darstellung sei- ner Tragödie verlangt, und man hat diese Behauptung durch seine flüchtig hingeschriebenen Worte: „Musik und Tanz müsse hinzukom= men, um die Worte des Dichters zu beleben‘, zu begründen ge= sucht. Er hat damit nichts anders gewollt, als der damals über hand genommenen Conversations - Sprache zu steuern und ibr zu zeigen, daß fie mit ihrem Nichtssagen nicht an diesen Plas gehôre. Unmöglich konnte auch das die Futention des Dich= ters seyn, der doch wohl fühlen mußte, daß sein kräftiges Wort ohne weiteren Schmuck, als Voll- und Woßhllaut, hin= reicht, zu Ohr und Herz wirksam zu dringen. Aber Referent weiß es auch aus dem eigenen Munde Schiller's, als er hier im Fahre 1804 die „Braut von Messina// vorgestellt sah, und zwar nicht úberall und in allen Einzelnheiten durch die Vorstellung befriedigt, aber damit einverstanden war, daß der Chor nur gesprochen, zwar im erhabensten, feierlichsten Styl, aber doch immer nur gesprochen werden müsse. Nach diesen allgemeinen Vorausseßungen könnemw Über die mimische Darstellung die wenigen Worte genügen, daß Mad. Crelinger die Mutter durchaus in Harmonie des hohen Styls der Tragddie mit Empfindungen und Affekten, und Überall mit tragischer Energie dargestellt, Herr Lemm im Ganzen vollkom- men im Sinne des Chors, desgleichen Herr Freund trefflich ge=- sprochen, Herr Grua den Don Câsar mit großem Feuer gespielt und Olle. Bertha Stich uns die Kindlichkeit und Unschuld der Bea- trice so zart und mit so innig gefühlter, cinfacher Wahrheit des Ausdrucks gegeben hat, daß uns das Verlangen nach einer siärfe= ren Kraft der Stimme gar nicht in den Sinn gekommen.

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Literarishe Nachrichten.

Beiträge zur älteren Literatur, oder Merkwäür- digkciten der Herzoglichen öffentlichen Biblio- thek zu Gotha. Herausgegeben von Fr. Jacobs und F. A. Uker t. Ersten Bandes erstes Heft. Leipzig, 1835. 8.

An die Beschreibungen der Bücher -Schäße zu Dresden, Wol- fenbüttel, Berlin und Wien, die wir seit mehreren Fahren von den kenntnißreichen Hütern derselben, Ebert, Wilken und von Mosel, erhalten haben, reiht sich in würdiger Folge die Geschichte und Be- schreibung der Bibliothek zu Gotha, úder welche seit länger als cinem Jahrhunderte nichts zur öffentlichen Kenntniß gekommen war. Zet gelehrte und erfahrene Männer geveu sich als die Her= ausgeber einer Reihe von Heften zu erkennen, in welchen se Bei= träge zur älteren Literatur zu liefern und die Meckwürdigkeiten der seit dem Fahre 1823 vereinigten und neu geordneten Gothaischen Bibliothek zu heschreiben gedenken. Auf die von dem Ober-Biblio=- theïar Fr. Facobs leicht und anmuthig geschriebene Vorrede folgt ein von demselben verfaßter Aufsaß „zur Geschichte der Bibliothef// (S. 1—62)/ unter dessen Vorzügen neben den vielen bibliographi- schen und biographischen Mittheilungen wiederum der s{chdnew Darstellung gedacht werden muß. Einen Auszug aus demselben kann Referent hier nicht geben, auch nicht mancher ergößlichen Ne-= ben-Bemerkungen, wie über die Besoldungen der bei der Bibliothek früher Angestellten, das Sportelwesen in der früheren Zeit und inr achtzehnten Fahrhunderte (S. 26) u. d. m. weitläuftig gedenken. So hatte der Secretair Mayer im Fahre 1719 nach zwanzigiähriger Dienstzeit nicht mehr Besoldung als 200 Gülden Meißn., dazu noch 6 Malter Korn, 6 Malter Gerste und 8 Klaftern Holz; der Secre- tair Freiesleben im Jahre 1774 nach fast vier und dreißigjähriger Dienstzeit Alles im Allem 545 Gülden Meißn. u. \. w. Ueber den damaligen Zustand der Bibliothek, die nach einer flüchtigen Zählung jeßt 110,000 Bände enthält (im Fahre 1735 zählte ste 25,048 mit Ein= schluß der Manuscripte), giebt der Aufsaß vollständige Nachweisun- gen, wo es aber doch schr befremdend is, auf S. 61 zu lesen, daß die Gothaische Bibliothek noch immer eines Copisten entbehrt, so daß faft alle Kataloge von den Bibliothekaren selbs geschrieben werden mußten. Der Verdienste seiner Vorgänger Cyprian, Geiss

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