1835 / 79 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Wenn die eigenen Freunde des Ministeriums ihm seine Aufgabe, die zu allen Zeiten, aber besonders jebt eine sehr schwierige ist, noch mehr erschweren und es auf diese Weise in Verlegenheit schen wol- lea, so kann es unmödglich die Regierung des Landes führen, und cine Aufidsung des jeßigen Kabinets wüvde ih für den. shlimmfien Schlag halten, der das Acterbau-Jnteresse tréfen könnte. (Geläch- ter von der Opposition.) Auch glaube ich, daß die Aussichten auf E leichterung, welche der Ackerbau treibenden Klasse als eine Folge von dèr Abschafung dieser Steuer vor Augen gehalten werden, sehr Úbdertricben find.‘ Unter den übrigen Rednern, welche gegen den Antrag des Marquis von Chandos sprachen, bemerkte man (wie gestern er- wähnt) auch den Kriegs-Zahlmeister, Sir E. Knatchbull, wel-

cher die Steuer. beibehalten wissen wollte, die er im porigen |

Jahre so- hestig angefochten hatte, was er, wie der vorige Red- ner, damit zu entschuldigen suchte, daß damals ein ansehnlicher Ueberschuß in der öffentlichen Einnahme: stattgefunden, was jet nicht der Fall sey, weshalb er, Unbeschadet seiner Konsequenz, nicht für eine Maßregel stimmen kdnne, welche den dffentlichen Kredit in hohem Grade gefährden würde. Dies nahm Herr Spring- Rice wahr, obgleich auch er, wie früher als Mini- ste, gegen die Maßregel ftimmte, um auf das \chärfste gegen Sir E. Knarchbull und die andern jeßt zu Aemtern gelangten Land-Edelleute loszuziehen, die, wie er sagte, auf eine jo ausfal-

lende Weise allen ißren! früheren Erklärungen und, Handlungen

Hohn ge\prochen hätten. Er zeigte „daß die Gelinuungen der Wähler auf dem Lande durch die vorgebliche Aufhebung der Malzieuer förmlich hintergangen worden, Und daß man die Whigs als Feinde dex Pächter bezeichnet habe, Das ganze Geschrei wegen der Malz - Steuer hielt er für “das Werk der großen Grund-Eigenthümer, konnte aber dennoch keine Entschuldigung für das Benehmen derer finden, die als Staats- männer so ganz ihre Verpflichtungen als Abgeordnete vergäßen. Nach ihm sprach Herr A. Baring, der Präsident. der Handels- Kammer , der sich ebenfalls, zu rechtfertigen suchte, ader nichts weiter anführte, als daß die Regierung einer solchen Summe-nicht entbehren könne. Auch Hexr Hume hielt einen Vortxag, wor- in er zeigte, daß sich der Ausfall leichter decken ließe, als der Kanzler der Schatz; Kammer; vorgebe , wenn man nur die Aus- gaben für Heer ‘und „Marine (144 Mill. Pfund) und die Civil- Liste, so wie diplómatische Unkosten, Sinekuren und Pensionen (1,960,000 Pfund). ernstlich angreifen wolle. Eine: Eigenthums- Steuer dâuchte ihm gax nicht so gefährlich, als eine gewisse Par- iei behaupte. So gebe es cin Geseß, wonach 10 pCt. voa je: dem . Legat zu Gunsten von Personen die, mit dem Testator nicht blutverwandet wären, an den Staat zahlt werden müßten; dagegen sey von dem Vermögen des Her- zogs von Sutherland, welchès 240,000 Pfd. jährlich betragen, bei seinem neulichen Ableben kein Heller in die Staatskasse ge- flossen. Einige Verwunderung schien es im Hause zu erregen, daß auch Herr Grote, der als Radikaler bekannt. ist, Und den Sir J. Graham spôttish- nebst den Herren Hume und Harvey als Mitglied ‘des von der Opposition erstrebten neuen Kabinets bezeichnéte ,„. fich gegen den Antrag des Marquis von Chandos und mit den von Sir. R.Peel dagegen vorgebrachten Argumen- ten vollkommen einverstanden erklärte. (Daß -der Antrag mit 350 gegen 192 Stimmen verworfen wurde, ist schon gestern ge- meldet worden. Aus der:von denZeitungen mitgetheilten Stimmliste ergiebt si, daß bei -dieser Frage unter Anderen Sir F. Burdett, Sir J. Campbell, Lord Ebrington, Sir J. Graham, Herr -C. Grant, Sir G. Grey, Sir J. Hobhouse, Lord Howick, Sir R. JInglis, Herr Littleton, Dr. Lushiugton, Herr Fox Maule, Lord Morpeth, Lord John Russeil, Lord Stanley, Lord Stor- mont, Herr Warburton, Oberst Perceval, Herr P. Thompson und dret von ‘den Mitgliedern für die City, nämlich die Herren Cratvford , Pattison und Grote, mit den Ménistern stimmten. Gegen die Minister, also für. die Abschaffung der Malzsteuer, stimmten die meisten Jrländischen Mitglieder und Radikalen, worunter auch die beiden Bulwer und Öberst Evans, und der vierte Répräsentant der City, Herr Wood.)

London, 13. März. Der Herzog von Sussex wird am 22ften d. im Kensington-: Palast mehreren seiner Freunde vom hôheren und niederen Adel ein grcses Diner geben. Die Ge- (ellschaft soll aus 27 Personen bestehen, worunter die Lords Grey, Brougham, Melbourne, Dinorben, Spencer, Holland, Durham uad John Russell.

Der Graf Pozzo di Borgo und Lord Cowley hatten gesiern im auéwärtigen Amte Unterredungen mit dem Herzoge von Wellington.

Der neu ernannte Geschäftsträger am Hofe von St. ‘Pe- tersburg, Herr R. Magennis, ist ein Neffe des Grafen v. En- nisfillen und der Gräfin De Grey. Der Globe sagt, Herr Magennis sey schon der Gesandtschaft des Lord Heytesbury am Russischen Hofe attachirt gewesen.

Die Morning Post sagt: „Wir haben Grund, zu glau- ben, daß Lord Douglas, der einzige Sohn des‘ Herzogs von

amilton, im Begriff steht, sich mit einer Tochter des Lord

hrewsbury zu -vermählen, derselben, die von Sr. Majestäc dem Könige von Bayern den Fürsten - Titel erhiele. Die Lady ist eine Katholitin. Das Paar befindet sih jezt in Rom.“/

Nach dem neuen Kirchen - Reform :- Plan soll, wie verlautet, das Einkommen des Erzbischofs von Canrerbury auf 10,000, das des Erzbischofs von York auf 8000, und das aller anderen Bi- dfe durch die Banë auf 5000 Pfd. jährlich fejtgesezt werden. Auch soll den Kommissarien ein Projekt zur unverzüglichen Ab- \chaffung der Pluralitäten zur Prüfung vorgelegt worden scyn.

Lord W. Bentineck ist am 14. Nov. sehr unwohl nach Kal- fucta zurücfgekehrt.

Nach Berichten aus Madras vom 14. Dezember hatte _sich Mahnd- Sing, der Radscha von Dschudpor, zur Unterwer-

fung erboten. Der Franzose Allard, Rundschit Sings Ober- Befehlshaber, war mit speziellen Aufträgen seines Souverains am 13. November zu Allghabad angekommen, nebst einer Eskorte von 400 Mann, von denen keiner unter 6 Fuß hoch war und jeder einen langen Bart trug.

Ueber den Einfall der Kaffern in die Kap/Kolonie berich- tet die Times, daß dieselben 20,000 Mann stark“seyen, Alles verwüsteten und die Heerden ins Jnnere. des Landes trieben, von denen auf diese Weise nicht weniger als 30/000 Srük Rind- vich, 18,000 Schafe und 1000 Pferde verloren gegangen seyen. Die Ortschaften Salem: und Theopolis wurden von den Ein- wohnern verlassen. Den lebten: Nachrichten vom 15. Januar zufolge, befanden sich die Kaffern 18 Englische Meilen von Gra- ham's Town; ihr Häuptling Macona bedrodte alle Handelsleute, worunter .alle Weißen verstanden werden, mit dém Tode, shonte aber die Missionaire. Das Kriegs-Geseß war in der Kolonie proklamirt. worden, Der Contre- Admiral, Sic Th. B. Capel

war am n Sir Benjamin d’Urban, mit Truppen „Waffen .und Munition

ges

9. Januar. in Begleitung des Gouverneurs der Kolonie,

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nah der Algoa-Bay abgesegelt, und die ganze diêponible Macht hatte Beschl, sih dort zu konzentriren.

Aus Halifax sind Zeitungen vom 22. Febr. eingegangen; der Gouverneur hatte am 21sten die geseßgebende Verjammlung von Neu- Schottland bis zum 13. Mai prorogirt, nahdem er seine Zustimmung zu 456 Bills gegeben.“ Zeitungen aus St. John's in Neu- Braunschweig berichten , daß dort das Gehalt dés Sprechers vort 150 ‘auf 100 Pfund und das der einzelnen Mitglieder der geseßgebenden Versammlung von 50 auf 30 Pfd. jährlih reduzirt worden war. | _ Zeitungen von PrinzEdwards-Jnsel bis zum 28. Jan. meldèn,: daß die Provinzial Legislatur am 26sten desselben Mo- nats erdôfsnet und Herr G. Dalrymple zum Sprecher gewählt worden war. Der Gouerneur sagte in seiner Redè an die Ver- sammlung: „Da Se. Maj. huldreichst die Bill zu genehmigen geruht haben, durch welche die Dauer der gesc6gebenden Ver- samnilung dieser Jusel auf 4 Jahre beschränkt wird, so veräan- laßte ih die Aufiösung des lezten Kolonial: Parlaments. Wenn ich einen Rückblick auf das verflossené Jahr ‘thue, finde tch al- len Grund, Jhnen zu der erfreulihen Vermehrung unserer in- neren Hülfsquellen Glück zu wünschen.‘/

Nachrichten aus Tampico vom 19. Januar zufölge, soll Santana sich keineëweges der Kirchen - Partei so geneigt zeigen, als man erwartet hatte. Diese Nachrichten bestätigen übrigens den Brüch zwischen Bustamente und Santana, obgleich der Grund nicht angegeben wird.

London, 13. März. Die Regierung hat bei der Frage úber die Abschaffung der Malz - Steuer einen vollständi- gen Sieg davongetragen, obgleich die meisten Vertreter der Grafschaften, welché ihren Kommittenten versprochen hatten, ge- gen dieselbe zu stimmen, ihr Wort gehalten. Die Rertung fam ihnen, wie i Jhnen in meinem lebten Briefe schon andeutete,

von denjenigen Whigs, welche, während sie und ihre Partei sich.

im Amte befanden, es ebenfalls für unmdglich erklärt hatten, eine solche Summe aufzugeben, ohne cine Vermögen - Steuer an deren Stelle zu seven, welche am Ende am schwersten auf die Land : Eigenthümer fallen würde. Diejenigen von den Liberalen, welche, wie Hume, die O’Connell’s und Andere, damals gegen dies Whig- Ministerium gestimmt hatten, \stinimten auch dieses Mal mit vielen Tories gegen das Tory- Ministerium. Die Whigs haben also Sir Robert Peel den Dienst vergolten, den er ihnen im vorigen Jahre bei derselben Frage mit mehreren anderen Tories leistete, und kdnnen nun ‘eben so gut, wie diese, darauf sich berufen, daß sie ihre politischen Gegner vor dem An- drang ihrer eigenen Freunde gerette. Die Whigs waren klug genug, es nicht zur Partei - Frage zu machen, obgleich das Benehmen mehrerer Tories sie dazu hätte berechtigen können, welche sogar bci der lezten Wahl über ihre liberalen Gegner dadurch gesiegt hatten, daß sle den Pächtern sagten, die Tories seyen größere Freunde des Landmannes als die Whigs, und daß auf jeden Fall sie selbst für die Abschaffung jener Steuer stimmen würden, während sie doch jeßt für das Gegentheil stim- men mußten, um nicht die Stabilität des Peel’schen Ministeriums zu gefährden. Hume indessen, die Capitolinische Gans, wie er seit einiger Zeit benannt wird, hat der Opposition alle ihre Freude verdorben, indem er den Tories Gelegenheit vershässt, der döf- fentlichen Aufmerksamkeit eine andere Richtung zu geben, und bei der-Nation den Glauben zu erregen, daß das Ministerium durch seinen liberalen Gäâng bereits Über das Unterhaus gebieten könne, oder wenigstens was auch offenbar der Fall ist, daß es der Opposition an Einigkeit fehlt. Denn, nach- dem Hume auf die Anfrage des Sir Robert noch vorgestern Abend erklärt hatte, daß ganz gewiß heute, wenn die Regierung die Marine: Subsidien verlangen würde, der Vorschlag gemacht werden solle, daß die Bewilligung nur auf drei Monate gemacht werde, mußten er und seine Partei gestern Abend die Schande über sich fommen lassen, die Ankündigung zurückzunchmen, an- geblich, weil man meine, es wäre besser, einen andern Vorschlag zu machen, welcher den Mangel an Zutrauen deutlicher machen würde. Als wenn es ein besseres Mittel gäbe, diesen zu etken; nen zu geben, als durch das Vorenthalten der Subsidien! Man glaubt deswegen auch nicht, daß irgend etwas Entscheidendes mehr von der Opposition geschehen werde bis zum 23sen d., wo Lord John Russell, das Haupt derselben, den Vorschlag des Herrn Ward vom vorigen Jahre, hinsichtlich dér Verwendung des Einkommens der Jrländischen Kirche, wo solches größer als nothwendig befunden, zu anderen Zwecken als für die Erhaltung dieser Kirche, erneuern wird. Da alle diejenigen, welche, wie Sir F. Burdett und Andere, Über die Sprecher-Wahl und die Adresse nicht stimmen wollten, über diese Frage nicht neutral bleiben können, so läßt sich wenig an dem Siege der Opposition zweifeln; doch werden darum die Minister nicht austretcn, son- der sich damit begnügen, daß das Oberhaus jeine Zustimmun

zu dem Beschlusse verweigere. Jhre Hoffnung beruht darauf, daß sle durch die guten Maßregeln, welche ste sich beeilen wei- den, in Hinsicht auf alle andere Gegenstände hinter einander dem Parlamente vorzulegen, die Masse der Wähler, besonders in England und Schottland, für sich gewinnen, und dann eine neue Wahl wagen können, von der sie eine Mehrheit erwarten, die sie bei ihrer Ansicht wegen der Unverlebßlichkeit jenes Kirchengu- tes unterstüse. Es bleibt freilich dann immer die Frage, ob man sih darum mit den Jrländischen Katholiken wird in einen Bür- gerkrieg einlassen wollen, und die Mordthaten, welche beständig auf beiden Seiten in Jrland verübt worden, können gewisser- maßen schon als Anfang eines solchen Krieges betrachtet werden. Die Minister scheinen indessen keine unmittelbaren Besorgnisse

der Art zu hegen, indem sie nicht nur keine Vermehrung der

Truppen, sondern auch eine Verminderung îin den Kosten der Erhaltung derselben vorschlagen. Um jedoch die Truppen, wie auch das Publikum gewissermaßen schadlos zu halten, haben sie so eben eine Kommission ernannt, welche untersuchen soll, ob die körperlichen Züchtigungen beim Heere nicht abgeschafft werden können, ohne die Mannszucht zu gefährden. :

Niederlande.

Amsterdam, 14. März. Der Handel in Staats - Pa- pieren war während dicser Woche nicht so lebhaft, wie es in den vorÿerigen d¿r Fall gewesen ist; auh haben die Course im Allge- meinen feine bedeutende Abwechselungen erfahren. Nach Ankunft der jüngsten Englischen Post, welche etwas niedrigere Notirungen mitbrachte, stellte sich cinige Flauheit an hiesiger Börse ein, und wurden sowohl Holländische als Russische und Desterreichische Fonds stark ausgeboten; für Fntegrale und Kanzbillets fanden sich indeß noch immer Käufer, wodurch deren Preise sich am besten erhielten ;

die Actien der hiesigen Handels-Gesellschaft haben sich wegen beson-

ders günstigen Ablaufs. der kürzlich gea ltenen bedcutenden Kaffee- Auctioncn von 1052 guf 1074 pCt- gestellt. Von den Oesterreichi- schen Fonds haben die 5proc. Metalliques und die neuén Loose guf die Nachricht, daß der Tod des Ka'ïsers Nichts im Regierungs» Sysieme verändere, den vorherigen: Stand wieder eingenommen;

doch, wic schon bemerkt, theilten se in den jüngsten Tagen die qg

gemeine Flauheit; dies war auch besonders der Fall mit Spanisg,F- Cortes-Obligationen, wovon nah Ankunft der leßten Poft von ti

don mehrere Partieen zu Markte kamen, und niedriger abgelasy

wurden, so daß dieselben von 48x auf 47x pCt. gingen; 5 proc. Pet:

petuelle blieben 477 pCt. Fúr die aufge{chobene Spanische Schu

sind im Laufe dieser Woche bedeutende Aufträge von Antwerpen j,

gegattgen, wodurch deren Preis von 16x allmälig bis 177 pCt. bracht wurde. Unter den Süd-Amerikanischen Fonds waren Brasil lianishe wieder lebhafter begehrt und siegen # pCt.; die übrig preishaltend ohne erheblichen Umsaz: die Geld - Course sind ohn Veränderung geblieben. Am jüngsten Getraidemarft waren fe schène Sorten Weizen vorhanden, wodurch der Absaz an BVerbray, cher nicht lebhaft wurde; diese zahlten für 131 pfünd. bunten Poly schen 205 Fl.; für 128pfünd geringeren dito 173 Fl. ; für 123 pfün rothen Königsberger, geringe Sorte, 148-Fl.; für 130 pfünd. Fj stocker 168 Fl ; für eine Partie 124pfünd. Anfklamer Weizen sq 150 Fl. angelegt. Mit Noggen blieb es im vorigen Preis-Verhäs, niß; einige Zufuhren von neuer Waare konnten aber die lehten Cour nicht erlangen. Man hat 120pfünd. s{chdnen Rigaer zu 168 Fl. jy 120 pfünd. Rheinischen Roggen zu 140 Fl. verkauft. Hafer erh sich bei gutem Umsaß im Preise und galt beiParticen 75 . 77. 78pfün Futterhafer 78. 80.81 Fl.; 73.83 pfünd. dicker 76.86 Fl.; 84pfün, feiner 95 Fl. ; |

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Márz. Jhre Majestät die Königin, so wie ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprin zessin, wohnten vorgestern einer großen Schlittenpartie bei, nit welcher dieselben Mittags im Lustschlosse Haga eintrafen, y È Abends ein Ball gegeben wurde. F Se. Majestät der König haben den Grafen Fr. Posse ms Landshdfding von Malmöhns - Län ernannt. 4

Deutschland.

Hannover, 16. März. Jn der Residenz: Stadt Hann ver sind im Jahre 1834 958 Kinder (514 Knaben und 4j Mädchen) geboren, worunter 12 todtgeborne, 443 Kinder sh confirmirt, 194 Ehepaare copulirt und 780 Menschen sind y

‘storben, 8 weniger als im Jahre 1833.

Die je6t zur Vorbereitung der schließlichen Entscheidung ged hene Frage, über die Rathsamkeit der Anlage einer Eisenbahn yy Hannover nach Harburg, ward auch in einer kaufmännishq Versammlung, in Beziehung des vielseitigen Juteresses , das st diesem Gewerbstande darbietet , verhandelt. Auf die von dq Ingenieur Herrn Vignoles bezeigte Bereitwilligkeit, sowohl dy Ergebniß der bisher zur Ausmittelung der zwceckmäßigsten Riß tung der Eisenbahn angestellten Untersuchungen, als auc dj von den Unternehmern zur Ausführunz. des Projekts gefaßty neueren Beschlüsse, dem Handelsstande mitzutheilen, fand in da hiesigen Börsenhause eine Versammlung der verschiedenen kai männischen Behdrden und mehrerer Speditions- und handelt benden Mitglieder statt. Hr. Vignoles bemerkte dabei unt Anderm: „Durch dieUeberlassung der jebt fast werthlosei Haidenju Vorrichtung der Eisenbahn dürfte auch ein erheblicher. Fortschritt u weitern Kultur dieser Gegenden eingeleitet werden, da für je Englische Meile, zu Wahrnehmung der Aufsicht und sonstizu Besorgungen, eine Aufseher-Wohnung, verschen mit kleina Garten und Brunnen , erforderlich sey, Diese Bauten würd bald mehrere Ansiedelungen zur Folge haben, wodurch denn di jezt dem Reisenden in ermüdender Oede erscheinende Gegend ei freundliches Ansehen gewinnen werde.“ Besonders anzichè! fár die Versammlung aren noch verschiedene Mittheilungen di Hrn. Vignoles, wie namentlich die Erklärung, daß dée Volle dung des Werkes in der kurzen Zeit von 15 bis 13 Mona zu Stande gebracht, und demnächst auch der Tranéport i einer großen Schnelligkeit beschasst werden könne. Die schleunigung der Beförderung werde durch die Fortschrit der Erfindungen und die Anwendung der Dampfwagen i einem noch vor wenigen Jahren niht erwarteten Verhältnis! bewirkt. So habe er selbst zur Erforschung der höchst mögliqa Schnelligkeit, die mittelst Dampfmaschinen zu erreichen sti möchte, Versuche angestellt, und, wenn auch als alleiniger Thi nehuer des anscheinend bedenklichen Experiments, ermittelt, d} die Distanz von 60 Englischen Meilen in einer Stunde zurü gelegt werden könne. Es würde demnach im gewöhnlichen V triebe die Reise von Hannover nah Harburg in 3 4 Stunden beendigt seyn. Einer Auseinandersegung |\} Vortheile, die eine solche beschleunizgte Communication d Publikum gewähre, möchte es nicht bedürfen; so ferner auch nicht verkannt werden könne, daß dul die Ausführung des diesseitigen Planes die rivalisirent} Belgischen Beschlüsse, und die anderweitig zur Gewinnung | Transito eingeleiteten Entwürfe unschädlich gestellt würden. - Die Versammlung fand durch diesen, allgemeine Aufmerksam gewinnenden Vortrag manche der bisher von dem Projekte hegte abweichende Ansicht berichtigt, und erkannte die Großw tigkeit des Unternehmens, mit dem auch die Aussicht, eine dir Eisenbahn nach Bremen zu erreichen, dargeboten sey, mit Wunsche an, daß die jetzt sh zeigende, vielleicht nicht wiederl| rende Gelegenheit durch fremde Geldmittel ein so fostspieli und wichtiges Werk beschasst zu schen, die wohl verdiente P fung und Berücksichtigung der Landes-Behörden finden möge,

Hamburg, 17. März. Selten ist das Wetter (helle Näd Wind und Fluth) der Dampf- Schifffahrt so günstig gewes als den gestern hier angekommenen Dampfböôten; das London! Dampfschiff machte die Reise von Stadt zu Sradt in 54, Huller in 42 und eins von Goole in 44 Stunden; das Dam! chi} von Havre („„Hambourg“/, Capitain Balladier) holte d Huller auf der Elbe ein, kam ihm zuoor und legte, wie ber erwähnt, seine ganze Fahrt in 52 Stunden zurück. Dasselbe | gestern den 16ten um 321 Uhr angekommen und überbringt N0 richten aus Paris vom 13ten Nachmittags; in 3 mal 24 Sd den ist noch nie zuvor eine Nachricht aus Paris hierher gelän)

München, 14. März." Das Regierungs-Blatt

hâst eine Allerhöchste Verordnung, die Gründung von Un!

stügungen sür Kinder von Mitgliedern des Militair: Max) seph- Ordens betreffend. Jn Betracht des erfreulichen, du" zweckmäßige Verwaltung begründeten Vermögensstandes dies Ordens sollen acht Kinder, deren Väter zu einer der drei Kl! sen des Ordens gehören oder zu ihren Lebzeiten gehört habt jedes eine Unterstüßung von 300 Fl. jährlich aus der Orde Rente erhalten. Der Vermögenstheil, auf dessen Zinsen di Beiträge gegründet werden, wird mit den Rechten einer 10 thätigen Stiftung versehen und jederzeit als unverleglich erh ten werden. Die Unterstüßung kdnnen“ sowohl Söhne als Tód ter der Ordens - Mitglieder erhalten. Söhne erhalten sie b zum 25ften Lebensjahre, wenn sie nicht früher eine Versorgu" oder Anstellung erlangen. Als volle Versorgung im Milit! dienste gilt die Anstellung als Unter - Lieutenant. Mit derselb hôrc der ganze Genuß, und mit der Ernennung zum ZunkY oder einer anderen nicht mehr eintragenden Stelle der - hs

Fett besezte, Übrigens normale

Genuß auf. Söhne, welche wegen physisher Gebrechen erwerbs-

ähi | ase dieselbe, bis zu ihrer Verehelihung oder sonstigen Ver- sorgung, außerdem aber lebenslänglich.

Münchener Blätter melden: „Auf Allerhöchsten Befehl nial. Hof-Kirche zum heiligen Kajetan hierselbst das feierliche Re- quiem für Se. Kaiserl. Königl. Apostolishe Majestät Kaiser Franz Ï. von Oesterreich statt. JJ. KK. Majestäten und JI. KK. Hoheiten wohnen der Trauer- Feierlichkeit im Orator1uum hei. Jn der Kirche werden den Mitgliedern des diplomatischen Corps besondere ‘Pläße angewiesen; die hofbefähigten Herren nehmen die dem Trauer - Gerüst rechts stehenden, die hofbefähig- n Damen die demselben links stehenden Stühle ein. Die Damen - nehmen zu dem Trauer- Kleide einen“ über das Gesicht fallenden {warzen Schleier; die Herren erscheinen dabei nach PVorschrift der gegenwärtigen Hoftrauer- Anordnung.“/

Se. Königl. Hoheit der Kronprinz wird gegen Ende diescs Monats von Wien zurückerwartet.

Das ¿„ Buch der Freiheit oder Geist des 19ten Jahrhun- derts‘, das „„Vade mecum fúr Katholiken, welGe ihre Augen um Sehen brauchen wollen ‘‘, und „,Gesunder Menschenverstand über die Kunst, Völker zu beglücken ‘’, wurden hier konfiszirt, und die „„Congreve’schen papiernen Fidibus ‘/ verboten.

Der Vorstand der Königl. Griechischen Werbe- und Oeko- nomie- Kommission, Major Auer, macht bekannt, daß die Wer- bung für den Königl. Griechischen Militair-Dienjt in Bayern vermdge Allerhôchsten- Befehls, d.d. Athen, 4. Febr. (23. Jan.) 1835, geschlossen sey.

Stuttgart, 14. März. Jn dem hier erscheinenden Deut-

| hen Courter liest man: „Wie man von den verschiedensten Ì Seiten versichert, wird Se. Durchlaucht der Fürst von Hohen-

lohe-Dehringen binnen kurzem auf längere Zeit Stuttgart ver- lassen, um einige Jahre auf seinen Gütern in Schlesien zuzu- {eiggen, so wie der Herr Fürst das Hotel, das er in Stuttgart hewöhnt, bereits gekündigt haben soll. Da aber im Laufe dieses und des fommendèn Jahres zwei Landtage abzuhalten sind, so wird die Stelle eines Präsidenten der Kammer der Standes-Her- ‘ten zu besezen seyn. Auf diesen Landtagen werden vorzugsweise die Ablösungs : Geseße (ein Zweig der Gesekgebung, in wel-

‘hem Württemberg hinter vielen andern Deutschen Staaten

und besonders gegen das Nachbarland Baden weit zurück it) berathen und hoffentlih auch verabschiedet werden, und es i somit von großer Wichtigkeit, daß die erledigt wer- dende Stelle eines Präsidenten der Pairs-Kammer im Jnteresse des Landes und nicht in dem ausschließlichen einer Corporation hescht werde. Wir glauben jagen zu dürfen, daß die Wünsche des Publikums nicht weiter gehen, als einen Mann im Sinne der Regierung auf den Präsidenten - Stuhl der ersten Kam- mner erhoben zu sehen, d. h. einen Mann, welcher bei den ein- gebrachten oder ecinzubringenden, Gesez-Entwärfen nicht nur das momentane Înteresse seiner Standes-Genossen, sondern auch die BVeourfnisse der Zeit und die wahrscheinliche oder doch mögliche Zukunft ins Auge faßt. Es wäre genug, wenn nur ein Mann hiezu bestimmt würde, der wie der Herzog von Wellington und die vernünfcigern Englischen Tories sagte: „Gerade im Konser- vativ-Syfstem und für den Zweckck der Erhaltung sind Konzessio- nen. bis auf einen gewissen Grad nöthig.“ Es brauchte kein Vhig zu seyn, es könnte ein Tory seyn aber nur ein ver-

nünfciger, kein High-Tory. ‘/

Oesterreich.

- Wien, 10, März. Folgendes ist das Protokoll über die Erdffnung der Leiche Sr. Majestät des höchftseligen Kaisers Franz I., welche am 3. März 1835 in Gegenwart der K. K. Kibärzte Freiherrn von Stift und Edler von Raimann und der úbrigen unterzeichneten Aerzte vorgenommen worden ist:

„Der am Rüeken mit den gewöhnlichen Todtenflecken versehene Körper war wohl gebaut und gut genährt, an keinem Theile zeigte sh irgend eine Spur einer wässerigen- Ansammlung. Unter den allgemeinen Bedeckungen der Brust und des Unterleibs fand man Fett angesammelt, welches in der Bauchgegend Über cinen Zoll dik ivar. Oie gesättigt rothen Muskeln waren hinlänglich stark ent- wickelt und die Zwischenräume derselben mit einem fettreichen Zell- gewebe erfüllt. Der kndcherne Brustforb war 1 Schuh breit und 7 Zoll-lang, die Rippen waren mehr flach als gebogen, ihre Knorpeln waren fast durchgehends verkndchert. Die Lungen waren mit einer Fettschichte bedeckt. Die bläulich grau gefärbte Lunge war nach vorne mit einer dúnnen Lymphschichte Überzogen, und so wie ihre Lapven unter einander, durch ausgeshwtißte Lymphe stellenweise att das Rippenfell angeheftet, nach rückwärts aber in ihrer ganzen Linge \o fest mit diesem verwachsen, daß man die Trennung, beson- dets'an der Spihe der Lungen, nicht ohne M Oas der Lungen selb bewerk\telligen konnte. Der obere Lappe dieser Lunge war in sciner Substanz voll von ergossener, geronnener, Lymphe, dadurch für die Luft unwegsain und hart anzufühlen, die untern Lappen mit ei= tr theils serdsen, theils blutigen Flüssigkeit angefüllt. Die linke mißfärbdige Lunge war in ihrem ganzen Umfange durch ausge- {wißte Lymphe und zum Theil hon gebildete falsche Membranen an die Rippenwand angeheftet, an threr Oberfläche mit einer dicken Lagé geronnener Lymphe bedeckt, und diese stellenweise mit vielen Blutyunkten verschen. Von den unter einander verwachsenen Lap= pen war der untere, von Blut und Lymphe angefüllt, fest, der obere von ausgétretener geronnener Lymphe ganz durchdrungen, art und für die! Respiration unwegsam. Fn der linken Brusthöhle and man bei drei Unzen blutigen Serums. Der nach Außen mit Herzbeutel enthielt zwei Quentchen

blutigen Serums; ' das gleichfalls mit Fett veschte, muskuldse Herz

* war weich, die innere Haut der linken Herzkammer war dunkelroth

At und stellenweise von stroßenden Blutgefäßen durchdrungen entzündet), es war -darin beiläufig eine Unze geronnenen, s{chwar- jen, mit einer Lymphschichte überzogenen Blutes enthalten; die thte Herzkammer und Vorkammer waren ebenfalls in threr inne- rein Fläche dunkelroth gefärbt und mit von Blut stroßenden Kapil- latgefäßen versehen (entzündet), sie enthielten einen bei zwei Un- jen {chweren, \{chwarzen, an seiner Oberfläche mit einer dicken Lymphschichte überzogenen Blutpfropf, dessen Arme in die nahe liegenden großen Gefäße reichten, deren Höhlen röôßtentheils da- durh ausgefüllt waren. Die innere Fläche der Aorta und Lun- genshlagader war in der Nähe des Herzens duhkelroth, in ihrem weitern Verlaufe zinnoberroth gefärbt (entzündet). Die Aorta enthielt überdies an mehreren Stellen beginnende und wirkliche Verkndcherungen. Das Nebß war nach Dben verschoben, und #o wie das Gekrdse fettreich. Alle Unterleibs- Eingeweide waren nor- mal. Die mit Fett umgebene Mea Aorta enthielt viel Blut- Gerinsel, war an ihrer innern Oberfläche stark gerbthet (entzündet) und mit Knochenplatten und knöchernen Erhabenheiten besäet. Die

Schädelhaube, so wie die harte Hirnhaut waren fest mit dem Schä-

deldache verwachsen, die Gefäße der weichen Hirnhaut mit Blut Überfüllt. Das. Gehirn selbs war oes geformt, groß, blutreich, an seiner Oberfläche mit ungewdhnlich zählreichen Windungen, und mit einer reichlichen Menge grauer Substanz verschen. Alle in den Seitenkammern und in der dritten Gehirnhdhle üiegenden Gehirn- theile waren durchgehends höchst regelmäßig und ausgezeichnet schön eformt, und ausnehmend siark entwickelt. Das kleine Gehirn ent- prach dem großen in ieder Beziehung. Aus diescm Vefunde er=

sind, behalten die Unterstüßung lebenslänglih. Töchter

udet heute Sonnabend den 14. E um 11 Uhr in der Kö-

D

P21 giebt sh, daß Se. Majestät an einer. Entzündung der Lungen, des Herzens und der großen Blutgefäße gelitten haben, welche so heftig und ausgedehnt war, daß der Erfahrung zufolge eine Heilung der- selben nicht erreicht werden konnte. - (Unterz.) Frhr. v. Stifft. Edler v. Raimann 2c.

Wien, 13. März. Se. Majestät der Kaiser haben dem Hofrath und Protokollführer der Staats- Konferenz, von Ger- vay, in Anerkennung der ausgezeichneten Dienste, welche derselbe Allerhöchstderen Person und dem Staate geleistet, das Ritter- Krèêuz des Stephans - Ordens verliehen,

Jtalien.

Turin, 9. März. Die Nachricht von dem Tode Seiner

Majestät des Kaisers Franz ist hier am vorigen Sonnabend ein-

gegangen. Der Königl. Hof hat auf vier Wochen Trauer an- gelegt, und gestern ist, wegen dieses Anlasses, die gewöhnliche Cour bei Jhren Majestäten ausgesegt gewesen.

Rom, 5. März. Der Karneval ist ohne Stôrung, aber sehr lebhaft und geräuschvoll vorüber gegangen , und der Papst hat seine Zufriedenheit mit dem Betragen der Römer der Stadt- Obrigkeit in \{meichelhaften Ausdrücken zu erkennen gegeben. Die erschienene Fasten-Verordnung ist sehr nachsihtig, da die Regierung, bei der Theurung des Oels, dem Volke alle Erleich- O durch Substituirung andrer Lebensmittel zu verschaffen ucht.

Der durch seine großen Sprachkenntnisse bekannté Mon- signore Mebofanti, Bibliothekar des Vatikans, ist bei der Con- gregazioue dell’ Judice angestellt worden.

So wie im Monat Januar die Deutschen Bildhauer Dan: necker in Stuttgart und Schaller in Wien zu Ehren-Miktgliédern der Akademie von St. Lucca eénannt wurden, so ift gegenwär- tig dieselbe Auszeichnung dem Herrn Karl Vernet, Vater von Horace-Vernet, zu Theil geworden.

Das Testament des verstorbenen Kardinals Albani ist {hon seit einiger Zeit das Gespräch des Publikums; es haben fich Gegner gefunden, die es angreifen wollten, und unsre Rechts- gelehrten hofften \chon auf einen einträglichen Prozeß. Jndessen soll man höhern Orts beschlossen haben, alle Mittel anzuwenden, um einen gütlichen Vergleich zu Stande zu bringen.

Durch eine Bekanntmachung werden in Zukunft alle Wirths- häuser hinsichtlich der Reinlichkeit der Zimmer und Betten un- ter die Aussicht der Polizei gestellt.

China.

Die Allgemeine Zeitung theilt in einem Schreiben aus London nachstehenden Bericht über die Englisch: Chinesischen Streitigkeiten mit: „„ Je vollständiger nach und nach die Do- kumente über die Streitigkeiten von Lord Napier mit dem Vice- König von Canton ankommen, um sv mehr erstaunt man über den Grad von sinnloser Jnsolenz, mit der der Englische Com- missair sich in. dieser Sache betragen hat. Die Chinesen haben dabei alle Vortheile auf ihrer Seite behalten; ihre diplomatischen Noten sind mit eben so vieler Logik abgefaßt, als die von Lord Napier mit Mangel an Vernunftund Billigkeic. Während die Englis schen Fregatten die Forts an der Bocca Tigris beschossen, beshüßten die Chinesen das Eigenthum der Kaufleute in Canton, und haben kei- nen Versuch gemacht, diese auf irgend eine Art für den Friedensbruch oder den verübten Schaden verantwortlich zu machen; sie haben sich daher civilisirter bewiesen, als die meisten Europäischen Staa- ten in ähnlichen Fällen. Man vergleiche damit das Betragen der Franzosen gegen die Englischen Jndividuen, die sich beim Fricdensbruch in Frankrei) befanden, oder mit dem gegen die neutralen Schiffe, oder mit dem Bombardement von Kopenhagen durch Nelson. Die Sache hat geendigt, wie sie soilte. Lord Napier ab nach und starb“ aus Aerger, und- scin Tod hat ohne allen weifel große Unglücksfälle verhindert, obgleich sehr zweifelhaft Ust, daß er hâtte seine Fregatten bis an die Mauern von Canton bringen können, wie er gedroht hatte. Denn obgleich die Chine- sische Artillerie schr mittelmäßig ist, so waren doch ihre Verthei- digungs - Mittel nicht verächtlich; sie hatten Junken versenkt, und Pfäáhle in dén Fluß gerammt, um ihn für tiefgehende Schiffe unfahrbar zu machen. Die allgemeine Stimme in Canton und hier ist so sehr gegen dieses gewaltthätige Verfahren, daß an eine Fortsebung der Feindseligkeiten nicht zu denfen ist, da diese nur zu einem gänzliczen Verlust des Chinesischen Handels füh- ren fönnte, der von so großer Wichtigkeir für England und Indien is. Die Compagnie triumphirt natürlich über den schlechten Erfolg des freien Handels, obgleich sie im Grunde die Veranlassung dazu ist, indem die falschen Jdeen, die man sich in London von der Macht und Politik von China macht, und welche zu den gewaltthätigen Justructionen führten, die Lord Palmerskon dem neuen Superintendenten mitgab, von den ewigen Declamationen der Mitglieder der ehemaligen Fak- torei der Compagnie in Canton herkamen. QDa die Stellen, welche die Compagnie in der Faktorei zu vergeben hatte, die besten waren, welche zu ihrer Disposition standen, und besonders da das Avancement dabei bloß nach der Anciennetât ging, so ernannten immer die Präsidenten des Direktoriums und- die

einflußreichsten seiner Mitglieder ihre Söhne, Neffen und:

Freunde zu diesen Stellen, junge Leute, welche in der gewissen Erwartung einer großen Carriere aufgewachhsen waren, und sich in China als Kaufleute behandelt sahen, womit sich ihre ari- stokratishen Jdeen und das Gefühl ihres Reichthumes und Einflusses schlecht vertrugen, Daher die beständigen Versuche von ihrer Seite, eine größere Handels - Freiheit von China mit Gewalt zu erzwingen, und die Declamationen über die Schwäche und Feigheit des Gouvernements. Die Compagnie selbst hat sich diesen kriegerischen Plänen ihrer Faktorei inmer widersebt, Und gewußt, die Ruhe zu erhalten oder wieder herzustellen. wenn sie durch die Arroganz ihrer Beamten gestört worden war. Allein in der Hand von Lord Palmerston, der weder die Erfah- rung noch die Mäßigung der Compagnie besaß, haben diese oft und mit Bitterkeit wiederholten Theorieen ihre Früchte getragen. Die Sache liegt zwar für den Augenblick nieder, aber die Eifer- sucht der Chinesen und ihre Anhänglichkeit an die alten Formen, welche ihnen diesmal den Sieg verschaffi haben, müssen natür- lich dadurh noch zunehmen, und sie haben allzulcichte Mittel an der Hand, sih durch Echdhung der Zölle auf Jndische Baum- tolle und größere Strenge gegen die Contrebande von Opium zu rächen.“

Literarishe Nachrich tei.

Jtalien wie es wirklich ist, Bericht úber eine“ mer würdige Reise in den Hesperischen Gefilden , -als War- nungsstimme sür Alle, welche" sich dahin: sehneuy vow Gustav-Nicolai, Königl, Preuß. Divisions-Auditeut. Zweite Auflage, mit dem Bildnisse" des Verfassers. Leipzig, Rol in der Wigandschen Verlags: Expedition. 2 Bde. in 8.

Was in. der Nk. 219“ der Skaats - Zeitung vom vorigen Fahre, gleich bei dem ersten Erscheinen dieser Schrist / prophezeiet wordeuy daß fie großes Aufsehen! erregen und zu einer lebhaften Polemié-An=- laß geben würde, ist in vollem Maße in Erfüllung gegangen... Das Buch hat die bittersten Kritiken im Fn- wis.;im Auslande--erfah- ren; man hat den Verfasser der Parteilichkeit: bezüchtigt ihm „einen Mangel an Kunsisiun vorgeworfen, ihn als unempsäiglih für Na=- tur- Schönheiten vershriceen. Bei dem Allem muß das Buch wohl seine Leser gefunden habet, da es jeßt in eitter zweiten wesentlich veränderten und verbesserten Auflage erscheint, welcher der Verfasser- als eine nicht uninteressante Zugabe, alle für und wider thn erschie=- nenen Recensionen angehängt, und die ‘er mit Randglossen begleitet hat. Jnsofern es Herrn G. Nicolai bei dêr Beschreibung ‘seiner Reise hauptsächlih darum zu thun war, Frrthümer und -Voruït=- theile zu bekämpfen , verdient sein Streben volle Anerkennung, und auch wir sînd weit entfernt, ihm dieselbe vorzuenthalten, wen gleich wir nebenbei eine kleine Rüge nicht unterdrücden können- Es will uns nämlich scheinen, daß der Verfasser zuweilen das Utt- {hne geflissentlich suche, anstatt darüber hinweazublicken, und diese Absicht mag seinem Buche gerade die meisten Geg- ner zugezogen habén. Wir ‘verden* hiervei unwillkürlich an fol= gende Anekdote ‘erinnert. Als man eins .der Frau von“ Boufflers erzählte, daß die Brüder dd wigis XVI.- sich ein Vergnügen daraus machten, die Fehler Friedrich's U. aufzuzählen, erwiederte sie :-,,„Matr sollte diesen Herren begreiflich machen, daß Friedrich nicht des wegen, sondern dessenungeachtet ein großer Mann ist.// Eben so könnte man vielleicht von Jtalien behaupten , daß es troß seiner entschiedenen Mängel noch immer ein shônes Land sey; wäckré.es auc bloß deshalb, weil ‘es, als kÚlassischer Boden, so herrliche Erintierun- gen weckt. Wir nehmen unbedingt Alles als wahr an, was ‘der Verfasser uns von den dürren' Feldern Ftaliens, von der schlechten Kost, dem Eigennuße und der Unreinlichkeit seiner Bewohner sagt ; wenn er-aber-hinzufügt „daß diese-Unannehmlichkeiten ihn füx dgs Schöne und Merkwürdige, das er, seinem eigenen Gesländnissé nat, dort gesehen, nicht“ habe enischädigen können - #0 iß" dies eine reit subjektive Ansicht, und mancher Andere könnte dagegen der Mei=- nung seyt , daß seinem Gefühle nach das Shône reichlichen Ersaß. für die gerügten Mängel gewähre. Doch Referent will Über die- sen Punkt mit dem Verfasser nicht rechten, um so" weniger, als: das gepriesene Ftalien für ihn noch ein unbekanntes Land-ist, und er mithin ‘außer Stande is, Vergleiche anzustellen: Des: Verfassers Haupt - Absicht war, gegen den: blinden vergötternden Enthustasmus- der allerdings in Bezug auf Ftalien. eine hohe Stufe erreicht hat, zu Felde zu ziehen. Äbgdtterei aber ist Überall und in jeder Hit- siht verdammungswürdig, und so sind wir denn dem Verfasser für sein Buch , dem es schon deshalb, weil es mit Geist und einer“at- ziehenden Lebendigkeit geschrieben i, nie an Lesern fehlèn wird,"ünr so mehr unseren Dank schuldig, äls s leider niht in Abrede él- len läßt, daß gerade der Deutsche vielleicht mehr als' irgend! Einer in weiter Ferne das Schône zu suchen pflegt,» was ihm oft unendlich \hdner in der heimatlichen Flur erblüht. d.

Meteorologische Beobachtung.

1835. | Morgens | Nachniitt. Abends | Nach einmaliger 18. März. | 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung; '

E . 1335/5 2'’Par.|336, 7 6 Par.|337,9 a Pár Jauetwärme 7;0® R. Luftroârme |+- 1,2 ®° R.|4+ 2,9 ° R. 1/6 °®R.

Thaupunkt |4- 0,4 °N.4- 0,3 °R.|— 0, ° N, Flufiwärme 3,8 ® N. Dunfisättg.| 94 pCt. 80 yCt. 83 yCt. [Bodenwärme 3,0 ® R. Wetter neblig. trúbe. trübe. |uusdünfi-9,0 3 6 Rh. iederschlag O.

Wind SO. NO. Wolkenzug SO. Tagesmittel : 335,6 2///... 1,99 R... 0,0 R... 86 pCt.

——

Berliner Börse. Den 19. März 1834. Amt. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.) „Zf.\Bricf Geld :

Stb. - Schuld - Sch. 1003 | 1007 fOstpr. Pfandbr. Pr. Engli. Obl. 30. 985 | 987 Pomm. do. 1067 Prm. Sch. d. Seeh. 654 | 65 fKur- u. Neum. do. 1063 Kurm:ObI. m. 1.C. 1002 | 992 fSchlesische do, Neum.lInt. Sch.do. 1004 | 995 [Rkst.C.u.Z.-Sch. Beri. Stadt - Obl, 100, | 100g d. K.-u. N. l Königsb. do. 99

Elbing. do. | 9913 Danz. do. in Th. | 3875 Westpr. Pfandbr. 1012 / 1012 fFriedrichsd’or 13.7] 13,5 Grossh. Pos. do. 1025 | 1625 Disconto e O L O M GAKE SEC I U DNTNLCAAD O I SCAAOO C J H U ORC B) C O A L A SMd M: C ves: A E

Wechsel-Cours. e. C Our Brief.| Geld. | Kurz 14t

2 Nt. 4 [1412

Kurz Ie 2 It. i 3 Mt. 620: 2 Wi. E E 2 Nt. 104

2 li. g 2 N 8 Tage 1031 2 m 1032 Tes 3 Woch. —. | §07 Kurz n

T 216] Geld. L Tara ad 1025 |

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3 (216 [215 Neue Duk. 24:81

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250 F. 250 Fl. 300 Mk. 300 Nk. 1 LSt. 300 Fr. 150 FI. 150 FI.

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Hamburg

dito London Paris Wien in 20 Xr. Augsburg Breslau 100 Thl. Leipzig «ch «ea ee eto e «100 T, Frankfurt a. M WZ....... 159 F1. Petersburg 100 Rbl. Warschau

1032 991i

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 14, März. Niederl. wirkl. Schuld 56. 5g do. 1015. Ausg. Sehuld 1,5. Kanz- Bill. 257. 4/8 Amort. 951. 355 80. Russ. 99. QOQeaterc., 991, Preuss. Präm.-Scheine 115. do 45 Anl. —. Span. 52 38! 37 28, / 7 Antwerpen, 13. März. Spa. 53 484. 38 273. Zinsl. 165. Cortes 48. do. Coup. 232. Darmst. 273. Belg. 1007. Hamburg, 17. März. Engl. Russ. 1055. Hope in Cert. 99. 1283. Poln. 1414. Dän. 745. Port. 89. : Wien, 14. März. . 45 95,5. Bank-Actien 13381,

Preuss., Präm.-Scheins

53 Met. 1015. Neue Anl. 592,

! Königliche Schauspiele. Freitag, 20. März. Jm Opernhause: Däs Schloß. Candra, heroisch - romantischo Oper 1n 3 Abth. , mit Baller. Musik von J. Wolfram.