1835 / 83 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Éd E g R gls S AL U S E A ttkis En

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Sf n S R S Fr e Aa R E A AIE

“genes Privät- Haus für 850 Rthlr. angekauft, welches erst ab-

- großen dramatischen Opern die me

Lichtenstein, den Färsken Alfred von Sbinburg. den Fürsten Adolph von Schwarzenberg, den Fürsten Aloys Lichtenstein, den Fürsten Kinsky und den Grafen Hoyos. Allerhöchster Be- stimmung gemäß, wird Jhre Majestät die verwittwete Kaiserin von nun an dén Titel „Majestät Kaiserin Mutter‘/ führen.

Der Königl. Bayerische Staats - Minister und Gesandter am Kaiserl. Hofe, Baron von Lerchenfeld - Aham, ist aus Mün- chen und der Königl. Sächsische Minister der auswärtigen An- gelegenhe!ten, Herr v. Minckwiß, aus Dresden hier eingetroffen.

Wie man hört, wird das Lager bei Brünn, von dem schon öfters die Rede war, in diesem Jahre wirklich stattfinden. 60,000 Mann aller Waffen - Gattungen sollen dazu befehligt werden.

Die Vieh - Seuche, welche shon seit Monaten in mehreren Provinzen des Kaiserstaates, namentlich in Mähren, Böhmen und Galizien herrschte, ist, den neueren Berichten zufolge, dort überall im Abnehmen; dagegen greift dieselbe jeßt in Ungarn auf eine beunruhigende Weise um sich.

Aegypten.

Der Schwäbische Merkur giebt Nachstehendes aus ei- nem Handelsschreiben aus Tri est vom 7. März: „„¿Nach einer längeren Unterbrechung aller Verbindungen mit Aegypten sind die ersten Handelsschiffe aus Alexandrien vor einigen Tagen hier wieder eingetroffen. Sie überbringen die Nachricht, daß die Pest in jenem Lande, mittelst der durch den Vice-König an- geordneten, sehr zweckmäßigen Sanitäts-Maßregeln, beinahe gänz- lich) erloschen sey, überhaupt aber bei weitem nicht jene Verhee- rungen angerichtet habe, wie zu früheren Zeiten. Da wegen der Quarantaine noch keine freien Verbindungen mit den Schisfs- Capitainen und Pasfagieren stattfinden konnten, so sind uns nur auf indirektem und wenig zuverlässigem Wege folgende Aussagen derselben zu Ohren gekommen: Man glaubte in Alexandrien, Mehmed Ali beabsichtige, im nächsten Frühjahr oder Sommer einen großen und entscheidenden Schlag gegen die Pforte auszuführen, zu welchem Behufe er in Konstantinopel bereits unter der Hand Verbindungen angeknüpft habe. Jeden- falls stehen seine ausgedehnten Rüstungen in grellem Abstiche mit den Versicherungen friedfertiger und ergebener Gesinnungen, die der Pascha sich das Anschen giebt, gegen seinen Oberherrn zu hegen. Darf man anders diesem Gerüchte Glauben schenken, so dürfte man demnächst im Oriente einer Katastrophe entgegensehen, die zu verhüten die Dazwischenkunft der Europäischen Mächte kaum im Stande wäre, wenn schon zu vermuthen ist, daß in der Folge die chrgeizigen Pläne des Aegyptischen Satrapen an die- jer Klippe scheitern möchten.“/

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 18. Februar. In der Sibung des NRepräsentanten-Hauses - vom l4ten Februar be- merkte Herr Adams, er habe gehört, daß sein Vorschlag unter den Kaufleuten von New-York großes Aufsehen er- regt habe, und daß die dadurch erzeugte Furcht so groß gewesen sey, daß die Besißer Französischer Waaren sogleih die Preise dersélben erhöht hätten. Er könne nicht begreifen, wie die ver- ständige Stadt New-York durch die Worte eines einzelnen Mit- gliedes“ so beunruhigt werden und demjenigen mehr Aufmerksam- keit senen könne, was das Haus sage, als was es thue. „Jh wünsck{e“‘/, so {loß er seinen Vortrag, „allen Kaufleuten der Vereinigten Staaten kund zu thun, daß die von beiden Häusern ergriffenen Maßregeln durchaus keinen Krieg mit Frankreich befürchten lassen. Jch gebe diese Versicherung auf nicine Verantwortlichleit. Jch hoffe, dies wird diejenigen beru- higen, welche Über diese Angelegenheit in Sorgen sind, und die- jenigzn, welche. mit Seidenwaaren, Kanten, Bändern und ande- ren von dern {ônen Geschlechte so sehr begehrten Artikeln han- deln, werden nun ihre Preise herabsezen, denn Gott behüte mich davor, daß ih die Veranlassang seyn sollte zur Vertheue- rung derjenigen Artikel, welche die Damen als die Zierden ihrer natürlichen Reize betrachten.“

Ein in Boston erscheinendes Blatt enthält Nachstehendes : „Unser Schissswerst zu Charlestown bietet jeßt cin sehr lebendi- ges Schauspzel dar. Es sind daselbst cine Anzahl Kanonen vom größten Kaliber und eine große Menge Munition angekommen. Es sind Befehle gegeben, die Sehiffe „Constitution“ und „Bo- sion‘/ so shnell als möglich auszurüsten. Ersteres ist beinahe segelfertíg, und le6teres wird in den trockenen Docks von neuem mit Kupfer beschlagen, und ist auch bald vollendet. Der „Jn- i tr ist abgetakelt und soll au cinen neuen Kupferboden erhalten.

F nland.

Berlin, 22. März. Jn der Stadt Kemberg, im Re- gierungs - Bezir Merseburg, hat die Bevodlkerung so über- hand genommen, daß die Erbauung eines abgesonderten Schul- hauses für die Mädchen nöthig wird. Zu diesem Behufe hat die Komnitite im-berflossenen Monat ein sehr vortheilhaft gele-

geiragen werden muß, welhemnächst auf dessen Stelle in diesem Jahre “ein geräumiges ‘neues Schulhaus, welches 300 Kinder faßt; erbaut werden soll, wozu die Anstalten bereits getroffen sind.

———— E E E Omn r ——

\ Königliche Oper.

Seit einigen Jahren haben wir auf dieser Bühne sehr verschie- denartige Sänger und Sängerinnen za hdren Gelegenheit gehabt, ohne daß fie für die Oper bleibend gewonnen worden wären. Nie- matid kann mehr als wir überzeugt seyn, daß ein allzu berecitwilli- ges Ansiellen„ nsbesondere auf viele Fahre hinaus, nur nachtheilig auf die Oper wirten könnte; es giebt aber auch eine übertriebene Aengstlichkcit, sey es in Bebtebung auf den Werth des zu engagi- renden Künstlers, oder aus dkonomishen Rücksichten, die nicht min- der Schaden bringen kann und vielleicht {hon gebracht hat; denn während man früher immer nur das AÄllervortreflichste für Berlin gewinnen wollte, is man Fimalia dahin gekommen, daß von den

flen nur-noch mittelmäßig beseßt werden können, so daß das Sprüchwort: le meilleur est. le du bien sich auch an dieser Stelle bewährt.

Gegen die Behauptung , die Oper müsse bei uns in gar vielen Beziehungen ncu begründet werden, hdrt man hin und wieder den Einwand daß dies pedeutende Koften verursachen worde. Fndessen follten wir meinen, daß für das, was die Oper schon ießt kosiet, mehr geleistet werden könnte, als in der That geleistet wird, wäh rend sich an andern Stellen wohl heilsame Ersparnisse anbringen lassen möchten. Die A S AenT, daß die Ausgaben für Theater und Operin unserm Zeitalter Ühermäßig gestiegen seyen, is, wie geschichtliche Zeug- nisse er:vetsen, irrig. So veranlaßte z. B. die Sve Orpheus von Aurelio Aureli zu Paris im Jahre 1644 eine Ausgabe von 400,000 Livres. *) Der berúbmte Casirat Farinelli erhielt von Kdnig Phi- lipp V. von Spanien idhrlich 14,000 Rthlr. **) und sang ibm dafür

*) Naunters neuere Geschichte IV , 50

nnemi

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jeden Abend, zehn Jahre lang, dieselben vier Arien vor, dar- unter zwei von Hasse aus der Oper Artaxerxes: placido il sole und per questo dolce amplesso. Der Kdnig api also dies Monopol mit 140,000 Rthlr., ohne daß das Publikum Gelegenheit hatte, eine Note von dem Sänger zu hdren. i Nach dem Tode Friedrichs 1. ging die Oper in Berlin ein, und erst tach der Dhronbefieigung Friedrichs 11. wurden Deutsche Musiker, talidnische Sänger und Franzdsische Tänzer berufen. Ohne Chor, allet und Nebenpersonen ¡älte die Oper 50 Mitglieder. Man erdffnete sie im Fahre 1742 mit Graun's Rodelinde. Dieser Kapell» meister shrieb 28 Opern für Berlin, von denen jede nur ein Jahr, oder eigentlich nur zwet Monate lebte. *) Mit Ausnahme dreier Öpern von Agrikola, Hasse und Nichelmann, hekam man in Berlin viele Jahre lang keine andere als Graunsche Musik zu hdren; ohne E cin so theures, als langweiliges Monopol eines einzelnen

Ferner wurden lediglich in den Monaten Dezember und Ja- nuar, wdchentlich zweimal Opern gegeben; zehn Monate lang blieb hingegen das Haus geschlossen. Wenn also 4. B. Demoiselle Asrua damals 6000 Thaler Gehalt für zweimonatlichen Dienst erhielt, so war dies unleugbar eine BNenena hohe Bezahlung, und noch [Be als die Königlichen Kassen befand ch das Publikum, denn a die Pläße N vergeben wurden, #o blieben die echten Musikfliebhaber meist von den Opern ausgeschlossen, oder wurden höchstens in einer Probe zugelassen. Mit Recht hat man also das Monopol der nichtsingenden Sänger, der nihtzahlenden Zuhdrer und der beiden Wintermonate aufgehoben, und es läßt sich seitdem M geringeren Ausgaben mehr er- cichen. Die Pariser Oper, welche in vieler Beziehung ein Monopol be- saß, ja von den andern Bühnen große Zuschüsse erhielt, hat gerade E MALZ e und L in eigenen Ansirengungen die rechte Hülfe gesucht. Daher fsiiegen Ausgaben und Schulden. Jene betrugen im Fahre / x

Í 1713 1778

P C 14,700 Livres, 80,000 Livores, A D E i ae e 13/200 - 32,700 -

Sur E A 15/800 -= 139,300 -

Für das Orchefler. 21,150 - 69,482

Undere Ausgaben ..…......... 153200 - 58,200 =

Cl E R P A A E

Summa 218,050 Livres, 907,682 Livres.

Zu den leßten vermischten Ausgaben gehbrten die für Lehrer, Kopt- sten, Maler, Gratificationen, Äbgaben an die Armen, 108,000 Livres ensionen u. s. w. Jm Fahre 1713 war das hdchsie Gehalt eines ängers- oder eine Sängerin 1500, eines Tänzers oder einer Tänzerin 1000 Livres. Jm Jahre 1750 erhielten jene aber hon 6000 bis 8000 Livres und diese noch hbhere Gehalte: so Demoiselle Heynel 8666 Livres und Herr Gardel 11,259 Livres. Dieser bekam in ci- iem Fahre dreimal so viel, als Dichter und Komponisten zusammen- grrenes, „Nach cinem Durchschnitte von 1749 bis 1758 betrug die usgabe für die Näherinnen 10,000 Livres, für die Autoren aber

nur 4000 Livres! **) 0 0

*) Hillers Lebensbeshveibungen berühmter Musiker 92. €**) La Borde traité de Mdsique I, b si j

Meteorologishe Beobachtung. 1835. | Morgens | Nachmitt. | Abends | Nach einmaliger

21. Márz.| 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. Luftdruck [341,4 ‘Par. 340,4 3 ’Par.[340, 1 7 ’‘Par.fQuellwärme 7,0 °® R, Luftwärme |4- 1,6 ® R.[+ 5/2°R.+ 3,0 R.

Thaupunkt |— 0,0 ° R.|— 2,3 °R.|— 0,8 ° R, Flufwärme 3,2 ° R.

Dunstsättg.| 84 pCt. 53 pŒt. 73 vCt.. [Bodenwärme 3,4 ® R. Wetter... 4 trübe. irte. trübe. j Wind. NW. SO B Ra L O, Wolkenzug SO. | _— Niederschlag 0. Tagesmittel : 340,6 8///,,, 43,39 R... 1,05% N... 70 pCt.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 17. März. Niederl. wirkl. Schuld 563. 58 do. 101%. Ausg. Schuld 1,1, Kanz - Bill. 26. 4/8 Amort. 951. 312 80. Kuss. 99. OQezterr. Se D OUHn Prüm.-Scheine 1104. do 48 Anl. —. Span. 52 492. e 29,

Antwerpen, 16. Mürz. Span. 55 483. 3g 28. Ziosl. 19. Cortes 485. do. Coup. —.

London, 17. März. Cons. 38 925. Belg. 103. Span. Cortes 653. 58 v. 1835 855 Prämie. Zinsl. 184. 19. Ausg. Span. Schuld 28}. Holl. 212 S6L. & 1037. 1037. Portug. 9314. 934. Engl. Ross. —. Bras. 87. 864. Columb, v. 1824 39. 382. Mex. 421, 42. Chili 46. 452. Wien, 17. März.

55 Met. 1013. 48 95,7, Bank-Actien 13402. Neue Anl. 5931.

Königliche Schauspiele.

__ Montag, 23. März. Jm Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt : Kaiser Friedrich k, (erstec Theil), oder: Friedrich und Mailand, historische Tragöôdte in 5 Abth. und einem Vorspiele, vou E. Raupach. (Dlle. B. Stich: Agnola, als Gastrolle.) Dienstag, 24. März. Jm Opernhause: Der Maurer, Öper in 3 Abth., mit Tanz. Musik von Auber. (Dlle. Lenz: Jrma.) Hierauf: Der Schweizer: Soldat, militairishes Ballet in 1 Akt, von Hoguet. Musik von H. Schmidt. Im Schauspielhause: Bertrand et Raton, ou: L'art de conspirer, comédie en 5 actes, par Scribe. u dieser Vorstellung werden Schauspielhaus - Billets, mit Oa, Leine Ae

twoch, 25. März. Jm Schauspielhause: Sappho Trauerspiel in 5 Abth. , von F. Grillparzer. (Mad. Erelincte: Sappho. Dlle. B. Stich: Eucharis und Dlle. C. Stich : Me- lítta, als Gastrollen. Herr Grua: Phaon.) Es wird ersucht, die zu dieser Vorstellung auf Meldungen reservirten Billets bis Dienstag, 24sten d. M,., Mittags 2 Uhr im Billet- Verkaufs -Büreau abholen zu lassen, widrigenfalls solche anderweitig verkaufc werden müssen.

R ADE Ge s Theater.

Montag, 23. ärz. Der Glöckner von Notre- Dame, E Ma, m v B N nah dem Roman des

ctor Hugo, frei bearbeitet von Ch. Birch: Pfeiffer. (Mad. Birch - Pfeiffer: Gervaise, als Gastrolle.) E Y Sonnabend, 28. März. Zum erstenmale: Der Schwur, oder: Die Falshmünzer, komische Oper in 3 Akten, nah dem Franz. des Scribe, von Dr. Petit. Musik von Auber.

E E E I T A I Si S E S

Neueste Nachrichten.

Paris, 16. März. Der Conseils-Präfident und der int

Som “A Minister N gestern Vormittag mit béni e. ittags wurde ein Mini

Sroclle dae g i ister- Rath beim Herzoge von

In der heutigen Sisung der Deputirten-Kammer, zu

welcher sich abermals eine zahlreiche Menge von Zuhörern ein-

gefunden hatte, wurden die Interpellationen an die Minister

**) Marourg historisch-kritishe Beiträgs I, 76. 1?, 427.

dem Herr Reynaud über den Geseß- Entwurf wegen | 250,000 Fr. für die von der Cholera heimgesuchten Departe», berichtet hatte, bestieg der Herzog von Broglie die Ned bühne. „Frankreich“, so hob er an, „hat ein Recht, die i sachen der ministeriellen Krisis kennen zu lernen, die Für das Land beträbt hat. Jeder, der ein öffentliches Amt i nimmt, muß fich auch darauf gefaßt machen, daß seine Absih verkannt, seine Handlungen entstellt werden, aber erx darf q auf das Urtheil des unparteiishen Publikums rechnen, Nicht jeßigen Kabinets-Mitglieder kann man für jene Krise verantivott machen. Wenn Wochen darüber hingegangen sind, bevor ißy Ende gemacht werden konnte, so muß man solches ledigli y Schwierigkeit beimessen, welche die obwaltenden Verhältniss, ten, um zu einer das Land befriedigenden Lösung zu gelan Nachdem die Minister der Krone ihre Rathschläge ertheilt / ten sie sch völlig entfernt, und ich kann, was mich betrifft,

mir die Ehre erzeigte, mich zu sih zu berufen, den dffentlih, Angelegenheiten durchaus fremd gewesen bin. Jch sagte jy Könige, daß, wenn meine politischen Freunde am Ruder bleibe wollten, ich mich ihnen gern beigesellen würde, daß ich im q gegengeseßten Falle aber keine Rathschläge weiter zu ertheilen hi Hierauf entfernte ih mich; der König aber ließ mich noch einn, fen undbot mir in Gegenwart meiner Kollegen die Präsidentsäufqy zu deren Annahme"ih mich bereit erklärte.“ Der Ministn i sich hierauf über ‘die Amnestie- Frage vernehmen, die er als j reine Parteifrage darstellte, um von einem Systeme geseklih Widerstandes zu einem Systeme politisher Straflosigkeit uy langen. „„Wenn“‘/, äußerte er, „die Majorität der Kammg Gunsten der Amnestie gestimmt ist, wie geht es denn zu, y sih kein Ministerium aus ihrer Mitte gebildet hat? Jh y es Ihnen sagen: man hat vorausgesehen, daß jene Ansicht i bald an der Majorität brechen würde. Jch hoffe meinetrsi diese Majorität für mich zu haben; unterliege ih aber, so w ich mich mit Ehren zurückziehen, und meine Gegner mögen d sehen, ob es ihnen gelingt, sich die Majorität zu erwerben. An( legenheiten, sie zu sondiren, wird es nicht fehlen, und will die §y mer sich gleich jest aussprechen, so wird-es mir um so lieber sep Herr Odilon-Barrot hielt die voi'den Ministern gegebwy Aufschlüsse für durchaus unzureichend und behauptete namentl daß die von Herrn Guizot am Sornabend gehaltene Rede y nau dieselbe sey, die dieser Minister im Dezember v. J., y Ausweis des Moniteurs, gehalten habe. Keiner der Mini habe die eigentlichen Gründe angegeben, weshalb sie vor 3 cen uneinig geworden wären und sih hätten zurückziehen y len. Wenn die Amnestie: Frage daran Schuld gewejen, #0 \ diese Frage noch heute dieselbe wie damals, und. es würde | danah der Wiedereintritt der früheren Minister nicht füglih| klären lassen. Er müsse, fügte er hinzu, die Ursache jener | ‘einigkeit in ganz anderen Dingen suchen, und er könne sich|| selbe auch leit erklären, wenn er auf einer und derselben Y nisterbank Männer der Restauration und der Revolution erblit Noch wollte Herr Lamartine seine Meinung abgebet;| wurde indessen von mehreren Seiten der Schluß der Deb verlangt und ausgesprochen, indem das Centrum sich in M dafür, die rehte und linke Seite aber nur theilwi dawider erhob, während ein zahlreicher Theil der Opposit gar nicht mitstimmte. Die ganze Diskussion hat sonach zu kein bestimmten Resultate geführt, und die Stellung des Minis riumé ist noch jeßt so zweifelhaft, wie sie es früher war. von beiden Parteien wagte es, auf eine motivirte Tagesord anzutragen. Die Versammlung beschäftigte sich, nachdem 0 Si6ung eine Zeit lang suspendirt worden, mit dem Geseß-C wurfe über die Verantwortiichkeit der Minister. Während Ht Salverte zur Eröffnung dieser Debatte die Rednerbüht bestieg, leerten sich indessen sowohl die Bänke im Saale sel als die dffentlichen Tribunen, und die zurückbleibenden Depu ten unterhielten sich so laut und so angelegentlich Úber andi Dinge, daß der Vortrag des Herrn Salverte, in welchen schließlich für die Verwerfung des Geseß - Entwurfes (tim fast ganz unbeachtet vorüberging. Die Sigung dauerte um Uhr (wo die Post abging) noch fort. Der Graf von Sainte- Aulaire kehrt heute Abend von hi nach Wien zurúck. Der Bildhauer Petitot ist zum Mitgliede der Akademie | {hdnen Künste ernannt worden. Es zirkulirt hier eine angebliche Proclamation Dom N guels an das Portugiesische Volk , datirt aus Genua vom l Dez. Das Journal des Débats meint, daß dieses Ali stüdck, schon nah dem unwürdigen Styl zu urtheilen, in welt es abgefaßt worden, ohne allen Zweifel apokryphisch sey. Auch heute sind keine A e Nachrichten von | Spanischen Gränze eingetroffen. ie Christinos befestigen 1 Punkte von einiger Wichtigkeit. Tolosa hat eine kleine Gal son und vier Kanonen erhalten. Die südlichen Journale 1 den das Eintreffen der nach Navarra abgeschickten Streitkri| zu Los Arcos. In einem Privatschreiben aus Bayonne vom 12. M heißt és: „Wir erfahren so eben, daß die beiden kriegfühtt den Parteien sih bereits seit 2 Tagen in der Nähe von V sondo shlagen. Die Garnison dieses Plabes besteht nur 2000 Mann; die Karlisten haben 7 Bataillone. Schon hat d Bombardement von Elisondo begonnen, indem die Karlisten ® nen Mörser auf einer Anhöhe, die diesen Plas beherrscht, a gefahren haben; sie fügen von hier aus den Truppen det nigin vielen Schaden zu. Bestürzung herrscht unter den E wohnern.“ Als man heute gegen 32 Uhr an der Börse den Ausg! der Fragen an die Minister erfuhr, gingen die Course, die {f dahin ziemlich stationair geblieben waren, rasch in die Hh indem man sich shmeihelte, daß das Minisierium sich wür! halten können. Auch die Spanischen Fonds stiegen auf das 0 rücht, daß die Spanische Regierung nächstens die rückständiß! halbjährlichen Zinsen zahlen würde. Heute {loß 5proc. Rente pr. compt. 107. 40. ! cour. 107. 50. 3proc. pr. compt. 80. 30. fin cour. 9 40. 5proc. Neap. pr. compt. 97. 20. fin cour. 97. 35. 5p Span. 49. Zproc. 302. Ausg. Span. Schuld 212. Cortes 4 21proc. Holl. 57. Frankfurt a. M., 19. März. Oesterr. 5proc. Mets 102 10115 «4proc. 954. 954. 21proc. 561. B. 1proc. N G. Bank - Actien 1601. 1600. Part.-Obl. 1402, 14021. Loose | 100 Gulden 21314. Preuß. Präm. - Sch. 642 642. do. 4p! Anl. 9724, G. Holl. 5proc. Obl. von 1832 1005. 1002. Pol Loose 71. 703. 5proc. Span. Rente 48. 472. Zproc. do. pel 281. 282.

Redacteur Cottel.

fortgeseßt. Es waren wohl an 400 Deputirte zugegen. Nach?

Gedruckt bei A. W. Hay.

Versicherung geben, daß ich seit dem 10. März, wo der Ff,

suchte, wie nothwendig es sey, daß die Kammer die durch die

die Majorität itine halten wird, wenn sie sh einmal nach der

Preußi

Allgemeine

Ne 83.

pr;

mae —— I-I

Amtlihe Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben Allergnädigst geruht, den bis- herigen Landgerichts - Assessor Friedrich Wilhelm von S pan- feren zum Staats- Prokurator zu ernennen, und ist derselbe heim Landgericht in Trier angestellt worden.

Im Bezirke der Königl. Regierung

u Côslin is an die Stelle des zum Prediger in Groß- finihen berufenen Predégers Thuúmmel in Groß- Crössin, der bisherige Prediger Freymuth in Pielburg zum Prediger in Groß-Cröôssin bestellt worden ; , j ]

zu Königsberg ist der Predigtamts - Kandidat Karl Wil- ¿lm Lud wig Schadebrodt zum zweiten Prediger der evan: gelishen Kirche zu Neidenburg ernannt worden;

zu Posen ist der bisherige Pfarrer zu Karmin, Zacha- rias Pospiesiñeki, als Pfarrer der katholischen ‘Parochial- Kirche in Neustadt a. d. W.; der bisherige Pfarrer zu Benice, Joseph P igktosiewicz, als Pfarrer in Rozdrazewo angestellt worden. i

Zeitungs-Nachrichten. San D

Frankrei d.

Paris, 16. März. Gestern hatten der Schwedische Ges sandte, Graf von Löôwenhielm, und der Dänische Gesandte, Ge- neral- Major von Juel, die Ehre, von dem Könige empfangen u werden. i : | Ein hiesiges Blatt sagt: „Die erste bei dem Conseils-

räsidenten stattgehabte Konferenz ist eine sehr merkwürdige hatsache, weil man annehmen muß, daß dieser Schritt mit den bisherigen Wünschen .des Königs im Widerspruche steht. Es sheint auch , daß das Versammeln der Minister in dem Hotel des Conseils - Präsidenten nicht ohne lebhaften Widerstand von Seiten der Herren Thiers, Persil und Humann beschlossen wor- den ist, Man will sogar wissen, daß Herr Persil sich nicht zu der Konferenz Habe einfinden wollen, und daß dieser erste Ver: such des Herzogs von Brogíie, dem Conseil wirklich zu präsidi- ten, neue Spaltungen im Kabinette veranlaßt habe.‘

Das Journal des Débats von heute Morgen enthielt noch einen sehr ausführlichen Artikel, worin es zu beweisen

Interpellationen des Herrn Mauguin veranlaßten Debatten durch eine motivirte Tagesordnung schließe. Es heißt in diesem Arti- kel unter Anderem: „Wir wollen der Kammer unsern Rath nicht aufdringen, aber auf dem Punkte, auf welchem die Debatte steht, und da sie augenscheinlich auf die Amnestie- Frage beschränkt ist, wird die Kammer es vielleicht für nothwendig halten, sich aus- zusurechen und ihre Meinung über die wichtige Frage zu erken- nen zu geben, welche seit sechs Monaten unsece Politik beunru- higt, zwei beklagenswerthe Krisen herbeigeführt hat, und das einzige Terrain ist, auf welchem die Opposition dem Ministerium vom 14. Okt. noch den Beistand der parlamentarischen Majori- tit zu bestreiten wagt. Wir wissen sehr wohl, daß die erwiesene Ohnmacht der Opposition und des tiers-parti, ein Amnestie - Mi- nisterium zu bilden, ein deutliches Zeichen von den Gesinnungen der Kammer ist; aber wozu nüst dies, wenn die Minorität diese Gesinnungen leugnet, wenn . sie die Augen vor dem Lichte vershließt? Man muß sie daher zwingen, dieselben zu öffnen, indem man sh auf eine auffallende Weise durch ein förmliches Votum ausspricht, wclches keine Zweideutigkeit mehr zuläßt, Giebt es in den Kammern, in der Regierung, im Lande einen einzigen Mann von gesundem Verstande, der nicht jeßt eine be- stimmte, eine entschiedene Meinung über die Amnestie hätte, wie man sie in diesem Augenblicke verlangt? Ja, wir gehen noch weiter: Giebt es irgend ein Mitglied der parlamentarischen Ma- jorität, das nicht das Bedürfniß fühlte, sih ein für allemal über jene immer wiederkehrende Ursache der Zwietracht auszusprechen ? Alle Welt möchte gern mit jener Frage zu Ende kommen, welche Jeder in seinem Jnnern entschieden hat, die aber täglih hem- niender, täglich gefährlicher wird, weil man es vernachlässigt hat, ein öffentliches und feierliches Urtheil zu sprehen. Der Oppo- sition is allerdings niemals viel daran gelegen , dergleichen Fra- gen zur Entscheidung zu bringen; und doch hat sie bei einer enen und bestimmten Enscheidung nichts zu verlieren und Al- les zu gewinnen. Wenn die Kammer si gegen die Amnestie Uri so verliert die Opposition dadurch nicht die Majo- rit, denn sie besaß sle niemals; wenn im Gegentheil die Amnestie den Sieg davon trägt, so werden die Aussichten der Opposition sehr glänzend; denn wer kann voraussehen, wo

linken Seite der Kammer hin in Bewegung gesest hat? Wir schen daher nicht ein, warum die Opposition ein feierliches Vo- tum über die Amnestie vermeiden sollte? Wenn sie es dennoch thâte, so müßte man vorausseßen, daß es die Ungewißheit der Kammer ist, welhe den Plänen der Opposition am meisten zu- sagt, und ihren Hoffnungen am angenehmsten shmeichelt; man müßte glauben, daß die Opposition Alles von der Unentschlossen- heit der Majorität, von ihrem beständigen Schwanken zwischen dem Guten und dem Bösen, zwischen der Bestrafung und der Un- gestraftheit der Verbrechen erwartet; man müßte glauben, daß die parlamentarische Anarchie von der Opposition als einer der

ege betrachtet wird, welche ihnen das Staatsruder zuwenden könnten. Und was würde daher mehr als je die Pflicht der Majorität seyn? Die Pflicht, das Juteresse aller Männer, wel- che fâr Frankrei den Triumph der Opposition fürchten, würde darin bestehen, sich bei allen wichtigen Gelegenheiten laut, un-

Berlin, Dienstag den 24fen März

C E C T

sorgnisse des Landes Ja oder Nein zu antworten. Mit einer Majorität, welche sih ausspricht, wird ein Land entweder gut oder schlecht regiert; mit einer Majorität, welche s{chwankt, wird ein Land gar nicht regiert. Wenn die Opposition bemerkt, daß ein Land gar nicht regiert wird, so hofft die Opposition, und sie hat Recht.‘/ Da die Debatten geschlossen worden sind, ohne daß sich die ministerielle Partei durch ein bestimmtes Vo- tum ausgesprochen hat, so giebt der obige Artikel der Opposition das Recht, sih das Stillschweigen der Kammer als einen Sieg anzurechnen. Das Journal de Paris bedient sich dieses- mal einer feineren Taktik, indem es die Defensive zu halten sucht. ¿Die Minister‘/, sagt es, „glauben, daß die Majorität ihnen beistimmt; Herr Mauguin glaubt das Gegentheil; er mdge sie befragen, der Ausspruch wird jede Ungewißheit heben. Herr Mauguin mdge die Majorität in die Nothwendigkeit verseßen, sich auszusprechen. Aber nein, nicht auf diese Weise, nicht mit dieser Offenheit will die Opposition das Ministerium bekämpfen; die Probe ift zu loyal, als daß sle dieselbe versuchen möchte. Sie wünscht nicht die deutlichen und bestimmten Stellungen; ihr sagt es weit mehr zu, die Ungewißheit auszubeuten und Besorgnisse zu verbreiten. Man lasse sie gewähren und bald werden tausend aufregende Fragen auf einander gehäuft werden. Majorität , Minister, Charte, das Königthum selbst Alles wird hineingezogen, Alles wird erörtert werden; Alles, ausge- nommen der einzige Punkt, auf den es ankömmt: Hat das Mi- nisterium die Majorität, oder nit? Dann wird die ermüdete Kammer zur Tages-Ordnung übergehen, der sich selbst die Op- position nicht widerseßen wird, und am andern Morgen werden ihr die Journale den Sieg zuschreiben, und das Ministerium als geshwächt durch seine Niederlage darstellen. Dies ist au- genscheinlich diesesmal, wie immer, das einzige Resultat, welches die beiden Oppositionen von der Diskussion erwarten.“ Der Constitutionnel führr, um den Mangel an Ueber- einstimmung in den Ansichten der Herren Guizot und Thiers zu beweisen, folgende Bruchstücke aus ihren Reden an : Herr Guüzot. Herr Thiers. Sißung vom As Dezember Sibung A März 834. 835. Wissen Sie, meine Herren, was Wir sind Alle einerlei Mei- wahrhaft neu für uns is? Es ist nung, wenn man sagt: Keine die Politik, welche man seit 4 Fah- neue Revolutionen. Wir sind ren L die offene und vollsiäân« ferner einerlei Meinung, wenn dige Bekennung zum constitutions man sagt, daß man den Strom nellen Geisie, und der freimüthige ver Revolutionen nicht wieder Kampf gegen den revolutionnairen hingufschwimmen müsse. Nie- Geist. Wissen Sie, was das Land mand will ihn wteder im tiefsten Funnern fühlt? daß es hinaufschwimmen; denn kaum erst aus einem revolutionnai- das hiefe Revolutionen zu- ren Zustande hervorgegangen isi, und rücckmachen, und wir wollen mühsam den revolutionnai- deren weder zurück noch vor- ren Abhang wieder hinauf- wärts machen. steigt, um zu einem wahrhaft ge- sellschaftlichen und freien Zustande

zu gelangen.

Der am 1l1ten d. M. stattgehabte Verkauf der kleinen Gemälde- Sammlung David’s (im Ganzen 16 Stücke) hat etwa 24,000 Fr. eingetragen. „Mars Aa et von Venus und den Grazien‘“ wurde mit 6000 Fr. und „Marat sterbend in der

Badewanne“‘/ mit 4500 Fr. bezahlt.

__— Ueber die Cholera in Marseille theilt die Allgemeine Zeitung nachstehendes Schreiben aus dieser Stadt vom Sten Márz mit: „Bei ihrem ersten Erscheinen in hiesiger Stadt (11. Dez. v. J.) begnügte sich die Cholera mit einer so geringen Zahl von Opfern, daß es wirklih schien, als habe die Gefürch- tete unter dem milden Himmel der Provence ihre gewöhnliche Bôsartigkeit verloren, oder wie damals der wigige Corsaire be- merkte, als sey sie hier todt zur Welt gekommen. konstatirten und offiziell bekannt gemachten Todesfälle, die man auf Rechnung der Cholera schrieb, beliefen sich im Ganzen bis Mitte Februars höchstens auf 120. Zuleszt wurden gar keine Bulletins mehr bekannt gemacht; die im ersten Schrecken Ge- flúchteten fehrten zurück, fein Mensh sprach mehr von dem Uebel, woran man höchstens durch die verminderte Anzahl der um diese Zeit sonst so häufig hier einsprehenden Frem- den und durch die Sperre erinnert wurde, die von Jta- lien her gegen uns bestand. Aber das Feuer glomm unter der Asche. Am 25. Febr. brach die Seuche plôklich mit erneue- ter Wuth hervor und hat seitdem nach den amtlichen Berichten gegen 500 Menschen hinweggerafft. So traurig diese Rekrudes- cenz, die unter einem, von Aix hierher verseßten Jnfanterie:Re- gimente begann, immer seyn mag, so ist gleichwohl die Zahl der Opfer in Verhältniß der Bevölkerung von Marscille (160,000 M.) mäßig zu nennen; denn sezt man im Durchschnitt die Zah{ der an der Cholera Verstorbenen täglih auf 40, so trie die Epide- mie von 4000 Jndividuen nur Eins. Wiewohl nun seit eini- gen Tagen die Sterbefälle sh bedeutend vermindert haben (den 6. März starben an der Cholera 32, gestern den 7ten nur 28), so ist die Stadt doch fortdauernd in der größten Bestür- zung. Mehrere Hundert der reihsten Familien haben sich geflüchtet, und das Auswandern will fein Ende nehmen. Seit dem 26. Febr. sind auf der hiesigen Mairie 430 Pässe ausgestellt worden. Der Handel ist in diesem Augenblike null; die dffentlichen Pläse, Werkstätten, Kaufläden und Comptoirs 2c. stehen verlassen, dagegen drängt sih die Volksmenge ( vornehm- lich die Frauen) in die Kirchen und Bethäuser. Heute hat man endlich ein Mittel versucht, wozu man nur in verzweifel- ten Fällen seine Zuflucht nimmt. an hat das wunderthätige Bild der heiligen Mutter Gottes (Ste. Vierge de la Garde) von der Berg - Kapelle in die Stadt gebracht und dasselbe in einer feierlihen Prozession durch die Straßen getragen. Troß des schneidenden Nordwest- Windes, der über das Meer her wehete, hatten sich so viele Gläubige dabei eingefunden, daß man schier fürchten mußte, erdrückt zu werden. Zu gleicher Zeit wurden auf mehreren Punften der Stadt Kanonen abgefeuect, nicht zu

dWeideutig und ohne Umschweife auszusprechen, und auf die Be-

Ehren der heiligen Jungfrau, sondern um die Luft wo möglich

sche Staats-Zeitung.

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Die ärztlich

1839.

von dem cholerishen Miasm zu reinigen. Hilft es nicht, so schadet es nicht. An Speculationen aller Art is kein Mangel, eine Menge untrügliher Schuß- und Heilmittel werden gebo- ten; das dem Charlatanismus ohnehin so zugängliche Volk von Marseille ist es in der gegenwärtigen Krisis mehr als je auf Kosten seines Beutels und leider oft genug auf Gefahr seines Lebens. Es ist eine Thatsache, daß Viele, die bei einer ver- nünstigen Behandlung leicht hätten gerettet werden können, durch ihr hartnäkiges Vorurtheil und durch ihre Unvorsichtig- keit der Krankheit unterlegen sind. Dabei muß man dem Geist der Wohlthätigkeit, der sih bei dieser dffentlihen Kalamität of- fenbarte, so wie der weisen Thätigkeit der hiesigen Behörden

volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Als die zweite Auswan-

e begann, rief ein würdiger Mann in einem öffentli- chen Blatt den Flüchtigen zu: „„Es ist begreiflih, daß ihr geht: denn ihr seyd reich; geht in Gottes Namen, aber gebet:!

hut eure milde Hand auf zum Besten der Armen, die blei- ben, weil sie nicht gehen können!“ Dieser edle Aufruf hatte bald den glänzendsten Erfolg. Durch eine zu dem Ende er- dffnete Subscription, der sh die Gehenden und die Bleibenden um die Wette anschlossen, kam eine sehr bedeutende Summe zusam- men, die noch täglich wächst. Die hiesige Handels-Kammer gab 12,000, der Stadt-Rath votirte 100,000 Fr. zur Linderung der öf- fenclichen Noth. So wurden die Behörden in den Stand gesebßt, alle zweckdienlichen Maßregeln zu ergreifen. Auf fünf verschie- denen Punkten der Stadt sind permanente Bureaus errichtet, durch welche jeder Erkrankende auf einfaches Anmelden sogleich Pflege und Unterstüßbung finde. Jn den eigens dazu be- stimmten Hospitälern versehen junge Leute aus den besten Fa- milien der Stadt den Dienst der Krankenwärter; edle Frauen liefern aus ihrem eigenen Schreine den Dürftigen Linnenzeug und Decken, die Stadr läßt unter die ärmere Volks: Klasse von dem besten Brode und Fleische vertheilen. Solche Thatsachen anführen, heißt einer Beodlkerung das einfachste, aber zugleich das fräftigste und gerechteste Lob spenden. Ehre der Stadt Marseille! Jn dem ziemlich ausgedehnten Weichbilde der Stadt, so wie in den angränzenden Departements, findet sich keine Spur von der Cholera. Jndeß sprechen einige Briefe von der Sardinischen Gränze von mehreren Cholerafällen, die sih in Nizza und den Umgebungen von Genua gezeigt haben sollen, So eben erfahre ich, daß sich in Toulon unter einer von hier geflüchteten Familie, die in der Croix de Malte abgestiegen war, ein Todesfall ereignet hat, welchen der herbeigerufene Arzt der herrschenden Epidemie zugeschrieben haben soll. Jndeß is die Sache noch zweifelhaft. Jn Avignon, wo viele Marseiller ein Asyl gesucht haben, sollen auch Krankheiten mit cholerischen Symptomen vorkommen. Jch meines Theils glaube nicht, daß man sich dem Uebel durch die Flucht entziehen könne; es wäre denn, daß man sich lange vor seiner Ankunft entfernte, oder, wie durch einen Zauberschlag, hundert Meilen weit in eine an- dere Atmosphäre versetzen könnte. Dieser Meinung sind selbst einige der hiesigen Aerzte, die in dieser Zeit der Noth viel Eifer und eine seltene Aufopferung beweisen. Die homdopathische Me- thode isi hier und da mit Erfolg angewendet worden. Die Zahi der an dem heutigen Tage (8. März) bei der Behörde angezeigs- ten Todesfälle wird jeßt (Abends 5 Uhr) auf 43 angegeben, worunter, wie gestern, 28 Cholerafälle.‘/

Großbritánien und JFrland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 16. März. (Nachtrag.) Am Anfange dieser Siz- zung fand wieder eine Debatte über die Angelegenheiten Kana- da’s statt, zu welcher eine von mchr als 11,000 Einwohnern von Montreal, worunter über 1000 Franzosen , unterzeihnete Bitt- schrift Anlaß gab, die Herr P. Stewart überreichte, und worin um eine gehörige Beaufsichtigung der inneren Verwal- tung von Kanada und um Verhinderung jedes pldszlichen Wech- sels in den Jnstitutionen dieser Kolonie ersucht wird. Herr Stewart sagte, diese Petition sey von Jrländischen, Schottischen und Franzdfischen Einwohnern Kanada's unterzeichne. „Ohne Zwveifel//, fuhr er fort, „wird Herr Hume behaupten, es sey eíne von Tories ausgeheckte konservative Bittschrift; ih kann aber versichern, daß die Unterzeichner großentheils liberale Män- ner, ja constitutionnelle Whigs sind. (Hört! und Gelächter.) Die Bittsteller beklagen sich, daß ihre je6zige Lage aus der tem- porisirenden Politik der Regierung hervorgegangen sey.“ Der Redner erwähnte sodann eines Briefes, den die Zeitungen Hrn. Roebuck zu- geschrieben hätten, und in welchem Hrn. Spring Rice Schuld gegeben werde, daß er die Kanadier betrogen und Ernennungen vorge- nommen habe, welche allgemeines Mißfallen unter den Patrio- ten erregt hätten. Er {loß mit der Versicherung, daß es in Kanada eine starke Partei gebe, die den Verband mit dem Mut- terlande aufrecht zu erhalten wünsche, und daß die Uebrigen durch Verbesserung anerkannter Mißbräuche auch versdhnt wer- den würden. Herr Roebuck leugnete, daß er sich bemüht hätte, in den Gemüthern der Einwohner von Kanada den Gedanken an eine Zuflucht zu den Waffen zu erregen, las aber ein Schrei- ben aus Kanada vor, worin es geradezu hieß, daß die Koloni: sten zu den Waffen greifen wollten, wenn alle andere Maßreo- geln fehlshlügen, die sie vorher noch erst versuchen wollten. Der Redner behauptete, er habe nie etwas weiter gesagt, als daß die Kolonie sich, allen Nachrichten zufolge, in einem Zu« s)tande der Gährung befinde, und daß die Aufregung nicht eker O würde, als bis die Bevölkerung sich selbst regieren

nne.

„Will man sagen“, fuhr er fort, „daß es ein verfa ges Mittel sey, durch Verweigerung der Srbitiea Ute gierung zur Gerechtigkeit zu ndôthigen? J es nicht der Wunsch des ganzen Landes, daß das Unterhaus dem Tory-Ministerium dur Vorenthaltung der Subsidien Hindernisse in den Weg lege, und er- wartet man nicht, daß binnen zehn Tagen dieser Versuch gemacht werden wird? (Hört, hört!) Der vorige Redner hat meinen Brief entstellt, indem er nur ein Stück daraus dergeles, Fch habe den Känadiern aus verschiedenen Gründen empfohlen, alle friedliche

Mittel zu versuchen, ehe sie zu den Waffen greifen. Dex einzige

or. I E S E