1835 / 120 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

N? 120.

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Berlin, Freitag den Ifen Mai

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der Kdnig haben dem Superintendenten fender zu Enkirh, Regierungs-Bezirk Koblenz, den Rothen dler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruht.

Se. Königliche Majestät haben geruht, den Vice-Präsiden-

“ten von Jariges zum Chef-Präsidenten des Ober-Landesgerichts u Glogau, und den Geheimen Justiz- und vortragenden Rath m Justiz-Ministerium, von Kleist, zum Vice-Präsidenten bci dem genannten Gerichtshofe zu ernennen.

es Königs Majestät haben geruht, den Geheimen Ober-

Revisions Rath Oswald zum Präsidenten des ersten Senats des Ober-Landesgerichts zu Breslau zu ernennen.

Des Königs ne haben geruht, dem Regierungs-Rath ‘Langenberg zu Münster den Charakter als Geheimer Regie- rungs: Rath, und dem Regierungs -Secretair Schmitz dasclbst den Charakter als Hofrath Allergnädigst zu verleihen.

Im Bezirke der Königl. Regierung u Münster is der evangelische Pfarramts-Kandidat Ju- lius Krummacher zum zweiten Prediger und Rektor zu Teck- lenburg ernannt, und der bisherige Kaplan Wilken zu Laer zum Pfarrer zu Ennigerloh bestellt worden.

Angekommen: Der General-Major und Commandeur der Sten Kavallerie-Brigade, von Malachowski, von Erfurt.

Abgereist: - Der Fürst Czartoryski, nah Wien.

Se. Excellenz der General-Lieutenant und Commandeur der

7ten Division, von Thile ll, und

Der General-Major und Commandeur der 7ten Landwehr- Brigade, von Monsterberg, nah Magdeburg.

Zeitungs-Nachrichten. A Ulan,

Frankreid.

Deputirten - Kammer. Sikßung vom 22. April. (Nachtrag.) Bei den Berathungen über den Geseh - Entwurf wegen der nachträglichen Bewilligung einer Summe von 900,000

Pranten U den diesjährigen Ausgaben des See - Ministeriums am die Frage wegen Abschaffung der Sklaverei in den Ko- lonièéen zur Sprache, was mehreren ausgezeichneten Rednern Gelegenheit bot, sih für und wider diesen Sa verneh:

men zu lassen. Zuerst vertheidigte Herr Jsambert die Eman- cipation der Sklaven :

„Ein Minister (Herr Necker)//, sagte er, „dessen Andenken der al chen Nation theuer ist, und dessen Enkel heute als Con- cils-Prästdent us den Minister-Bänken izt, sprach bei der Ecdf- nung der General - Staaten, vor 45 Fahren, vor dieser berühmten Versammlung, die den wahren Grund zuunserer Repräsentativ-Verfas- sung gelegt hat, folgende Worte: „Einst wird vielleicht der Tag kommen, wo Gie J r Juteresse bis über die Gränzen Fhres Kontinental-Gebiet s ausdehnen, wo Sie, die Deputirten der Kolonieen zu Fhren Arbei- ten zuziehend, einen mitleidigen Blick auf jenes unglückliche Volk werfen werden, aus welchem man sich nicht gescheut hat, einen bar- barischen Handels - Artikel zu machen. Schon gab eine aufgeklärte Nation das Zeichen einer mitleidigen Theilnahme; {hon wird die Menschlichkeit selöst im Namen des persönlichen Fnteresses und der politischen Berechnungen vertheidigt , und diese große Angelegenheit wird bald vok den: Gerichtshof aller Nationen kommen. Wehe der Französischen Nation, wenn sie den Werth einer solchen Stellung verkennte und sich nicht ihrer würdig zu zeigen suchte!//// Der große Necker beschränkte sich, da er diese schönen Worte sprach, nicht bloß in Gedanken auf die Abschaffung des Negerhandels, er verlangte für unsere Kolonicen Menschen, welche dur ¿hre Vermehrung geeignet wären, uns in unseren nüßlichen Arbeiten beizustehen, und folglich wollte er nicht, daß sie die Last der Arbeit allein trügen; er verlangte kein immerroährendes System der Sklaverei, welches durch das Elend und den Mangel, den es mit s\ch führt, das stärkste Hin-

derniß der Fortpflanzung ist. Nein, er wollte die freie Beschâfti-

hung einer Klasse von Menschen, gewohnt, die Sonne der tropischen egenden zu ertragen, und gerade diesen Gedanken haben die auf die Generalstaaten gefolgten Legislaturen auszuführen unterlassen. Napoleon schien ihn einen Augenblick wieder aufzufassen, und daß er ihn fahren ließ, dies hat Ströme Bluts gekostet und uns um unsere schönste Kolonie gebracht; es hat uns außer Stand gesebt, jenes Louisiana zu behaupten, wohin die Nord - Amerikaner jeßt die Sklaven schicken, die sie, selbs in Maryland, nit mehr mögen. Dieser Gedanke also muß wieder aufgenommen, er muß der Gedanke der Revolution von 1830 werden, und wenn der Fhnen vorgelegte Gesez-Entwurf dessen Verwirklihung zum Zweck “hätte, so würde ch, weit entfernt, ihn zu bekämpfen, thn vielmehr aus allen Kräften Unterstüßen.// Der Redner machte hierauf eine furhtbare Schil- derung von dem elenden Zustande der Sklaven in den Kolonieen und begegnete im Voraus den von zweien seiner Kollegen (Mauguin „Und Karl Dupin , welche die privilegirten Familien in den Kolo- ‘nieen direkt repräsentiren) gemachten Einwürfen. Er erklärte im Namen der freien Schwarzen in den Kolonieen und der Majorität

- der Bevdlkerung, wie diese gewiß ihre Einwilligung dazu geben

würden, daß alle künftig geborene Sklavenkinder frei wären, und daß, in Betreff der teht lebenden Kinder einerseits die Losfkaufungs - Fähigkeit geseßlich proklamirt, andererseits nach Alter und Geschlecht eine Entschädigung von hdchsiens 1000 Fr. für den Kopf festgeseßt werde. Es sey durch die auf den Englischen

olonieen gemachte Erfahrung erwiesen, fügte der Redner hinzu, daß allein durch die Emancipation der Werth des Kolonial - Eigen- thums wiederhergestellt, die Sicherheit der Personen und eine geseh- liche Regierung verbürgt, und eine Bevdlkerung geschaffen werden könne, die sich im Kriege und im Frieden selbs zu helfen wisse. Da- durch, daß eine wahre Consumtion ins Leben trete, würden Handel Und Verkehr empor gebracht, und endlich die für Frankreich bisher stigen Kolonieen produktiv für dasselbe gemacht werden. Herr

: Fambert schloß mit den Worten: „So lange, als man auf dieser

ednerbühne nicht erklären wird , daß man die Sklaverei als Mit-

, tel zur Fortpflanzung nicht mehr mdge, so lange werde ih auch

ckwebe unserer Gene uns noch ir

1835.

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meinte Stimme nicht dau hergeben, daß man die Opfer vermehre, die sich Frankreich jährlich auferlegt; ih will nicht das Blut der Sbhne meines Vaterlandes opfern, dámit sie dem Arme des Henkers zu Hülfe eilen, um die Maßregeln der Unterdrückung aufrecht zu erhalten, welche die Kolonial-Aristokratie gegen eine Race von Men- schen verlangt, die cin undbestreitbares Recht auf die Freiheit haben, sobald die Freiheit möglich ist. Mdge die Regierung nach den gdtt- lichen Gesehen Über diese Frage entscheiden, die man nicht länger ver- tagen kann, und mein Votum wird dem Gesehß-Entwurfe angehdren.‘/ Herr Estancelin bekämpfte den vorigen Redner und äußerte, seine Worte, die hier wie Worte des Friedens klängen, würden jenseits des Oceans nur Fackeln der Zwietracht und des Bürgerkrieges an- zünden. Herr Delaborde sprach dagegen im Sinne des Herrn Fsambert und wollte gleichfalls die Bewilligung nicht votiren, bis die Regierung genügende Erklärungen über die in Rede stehende Sage gegeben habe. Herr von Lamartine stimmte für das Ge- seß, weil er die augenblickkliche Nothwendigkeit der Maßregeln ein- sebe und weil er den Absichten der Regierung traue; dabei sprach er sich mit der gewohnten Wärme und Beredtsamkeit gegen die Skla- verei aus. Er gab zu, daf die Frage mit Klugheit und Vorsicht behandelt werden müsse; aber im Schweigen [lede die Klugheit nicht mehr, nachdem das Beispiel Englands laut zu aller Welt rede. Wohl sey man längst Über die Zeit hinaus, wo ein Redner ausgerufen: 2a die Kolonicen lieber, als ein Prinzip zu Grunde gehen !“/ Aber die Sache des Pes sey_ heute auch die der

olonieecn und mit der Freiheit würden auch sie gerettet. England habe das Prinzip der Würde und der Freiheit der Menschen durch ein Opfer von 500 Millionen erkauft: welche Nation werde nach dieser edlen That noch zurückbleiben wollen? Wohl müsse man der

Regierung die Mittel bewilligen, um die unvermeidliche Aufregung

zu beherrschen, wélche die von den Englischen Besißungen her den

“Sklaven in den Franzdsischen Niederlassungen anwehende Luft der

Freiheit erzeuge; aber, wenn man so {fortfahre, ohne- die Quelle der Aufregung zu verstopfen, so werde man bald für die Erhaltung der Sklaverei mehr ausgegeben haben, als eine weise kombinirte Eman- oipation kosten würde, Er führte alles das Entseßliche aus, das in dem Gedanken liege, daß ein Mensch durch die Geburt das Eigenthum eines anderen Menschen sey. Er leugnete die vermeintlihe Nothwendigkeit der Sklaverei, so wie die an- gebliche Unmöglichkeit, gewisse Pflanzen ohne die Hülfe der Skla- ven zu bauen. Wäre dem aber so, #0 möchten lieber solche Pflan- zen untergehen, die nur im Schweiß und Blut der Sklaven, in der Mans der Menschheit gedeihen könnten! Aber es sey dies alles nur eîne Beschönigung des Unrechts und ein Vorwand der Tyrannei. Nachdem der Redner es scharf gerügt, daß das mit den Worten „Freiheit und unverjährbare Menschenrehte// prunkende Amerika und sein Kongreß eine Bevölkerung von Sklaven, die seine Philanthropie Lügen strafe, ruhig in seiner Mitte schen könne, loß er also: „And wir, die wir #0 eifersüchtig sind auf unsere politi- schen und bürgerlichen Rechte, wir, die wir uns mit so zarter Empfindlichkeit unaufhbrlich fingen, oh niht in dem Ge-

r j ekd ein verborgenes Fältchen der Unfreiheit verleßen könnte, denken wir manchmal daran, daß, wenige Tagereisen weit von unseren Ufern, unter demselben Gotte, demselben Gesehe, derselben Fahne, wie wir, Tausende von mensch- lichen Wesen leben, die keine Nationalität, keine Religion, keine Fa- milie kennen, die man ihren Aeltern entrissen hat, denen man ihre Kinder entreißen wird, aus ‘Furcht, daß sie irgend ein Band der Natur kennen lernen möchten; denen man ein Weib hinwirft, um sich durch dessen Fruchtbarkeit zu bereichern, und es ihnen wieder nimmt, aus Furcht, das aufkeimende Familienleben mdchte den De- tail - Verkauf der Menschen ershweren. Unterthanen eines freien Volkes, für die der Name der Freiheit nur ein bitterer Hohn, Mens schen, für die der Menschenname nur ein Fluch is! Wir wollen oft daran denken und wollen das Geseß daran erinnern. Mögen unsere Revolutionen doch irgend Einem zu Gute kommen und die Wirkung unserer Freiheit sh unseren Sklaven fühlbar mahen!// Herr M) glaubte, als Delegirter der weißen Kolonisten, die nun einmal ihre Fnteressen von der Beibehaltung der Sklaverei für un- zertrennlih hielten, das traurige Geschäft Übernehmen zu müssen,

“{ch der Sklaverei einigermaßen anzunehmen. Er erklärte feierlich,

die Kolonisten seyen bereit, sich die Emancipation gezen eine ganz vollwichtige Entschädigung gefallen zu lassen, wobei man aber den Durchschnittspreis von 1500 Fr. für den Sklaven zu Grunde legen müsse, und ehe man nicht eine Summe von 200 Millionen Fr. zu diesem Zweck votirt habe, dürfe man die Kolonisien nicht wegen ibe res Eigenthums beunruhigen. Herr Mauguin erlaubte sh sogar Über die Angaben des Herrn Jsambert die Bemerkung , daß sie aus verdächtiger Quelle fldssen, indem se gerade von derjenigen Klasse, welche an der Aufregung Schuld wäre nämlih von den Farbigen herrührten. Ër behauptete, die Französischen Pflanzer behandelten ihre Sklaven viel besser, als die Amerikanischen und Englischen, weshalb die Emancipotion nicht so A sey. Er wieder- holte die bekannten Bedenklichkeiten gegen die Freilassung; er wies auf die Trägheit der Neger hin und führte cine Bestimmung des Geseßbuches von Haiti an, die den Ackersmann, der an Werktagen feiert, zur Gefängnißsirafe und im Nückfall zur Zwangsarbeit ver- urtheilt. Er gedachte einzelner Fälle, wo Sklaven, die zufällig aus der Gewalt ihrer Herren gekommen, freiwillig zu denselben zurück- getevrt wären. Frankreich, meinte er, habe schon sehr viel für die

klaven gethan, indem es endlich dem Handel aue eine wirksame Weise cin Ende gemacht, die Freilassung erlaubt und legitime Heirathen befdrdert hahe. Herr Passy, der nah Herrn Maggaio die Rednerbühne deset suchte die von demselben angeführten Thatsachen theils zu berichti- gen, theils zu Gunsten der Emancipation zu benußzen. Es sey um so weniger zu befürchten , meinte er, daß die Engländer ihre Kolo- nleen auf den Antillen der Ostindishen Besißungen wegen verlassen würden, als sie dort die ausgedehntesten Niederlassungen hâtten und den vortheilhaftesten Handel betrieben. Jamaika wäre ihnen unentbehr- lih, um den Golf von Mexiko zu beobachten, und eben so Tris nidad, um die Mündung des Orinoko. zu bewachen. Zuletzt wandte der Redner sch an die Minister und besonders an Herrn v. Broglie, als Mitglied der d H für die allmälige Freilassung der Sklaven, mit der Frage, 0b er bereits die seit der Englischen Emancipations- Bill so dringend gewordenen Maßregeln, um den Schändlichkei- ten des Negerhandels ein Ziel zu seßen, ergriffen oder doch zu ergreifen den Vorsaß habe. Mit verdoppeltem Fnteresse sah jeßt die Kammer den Herzog von Broglie die Rednerbühne besteigen. Derselbe verwahrte sich im Eingange gegen die Verbindlichkeit, auf die in den Jnterpellationen des vorigen Redners enthaltenen Per- sönlichkeiten zu antworten. Seine Ansichten über die Frage seyen bekannt, denn er, habe in einer anderen Versammlung mehr als zwanzig Mal davon Gesvroden- und sie hâtten sich seitdem nichr geändert. Doch hier in der Kammer, deren Mitglied zu seyn er nicht die Ehre habe, führe er das Wort nicht in seinem - etgenen, sondern im Náämen der Regierung. Die Kammer begreife übrigens, welche Zurückhaltung der Sprache den Ministern auferlegt sey;

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während der kurzen, zehnwöchentlichen Dauer des Ministeriums, 139 die Geschäfte sich in Folge der parlamentarischen Debatten gehäuft bâtten, habe man sich mit der Frage der Emancipation der Sklave: N nicht befassen können ; und geseht, es wäre geschehen, so müßte auch alsdann der Minister ein unbedingtes Stillschweigen über das etwanige Resultat der Berathshlagungen, beobachten. Was die gra- ßen und mit Gefahr verknüpften Versuche in den Britischen Kolo- nieen anlange , so sey der Erfolg dieses Versuches noch unbefannt; er seinerseits hoffe zwar bestimmt das günstigste Resultat, do werde ein jeder einsehen, wie dringend es Éo Ordnung und Frieden iti den Gemüthern der Menschen zu unterhalten. eßt schon sch in Spypeculationett zu stürzen und die Gemüther zu erhiben, hieße den Er- folg des gegenwärtig gemachten Versuchs aufs Spiel seßen ; ob Frankrcich späterhin dhnliche Versuche werde machen können, wisse er (der Minister) nicht; er verpflichte sich zu nichts und sage nichts / (Beifall von der Linken.) Vorläufig aber mü}é die Regierung die s Vorsicht Über diesen Punkt beobachten; thr Geschäft in dic em Augenblicke sey, zu warten, zu beobachten, Thatsachen und Er- fahrungen einzusammeln und darüber nachzudenken. Dies werde ste auch thun und vor Kenntniß der Sache keine Entscheidung ab- eben. Durch Leichtsinn aber könnte man nur Begebenheiten ins ¿eben rufen, deren man später nicht leicht wieder Herr werden möchte. In der Sitzung vom 23. April wurde die Debatte fort- gesezt. Die Herren Jsambert und Mauguin ließen sich noch einmal vernehmen. Jener wurde durch Herrn von Tracy unterstüßt, indeß Herr Mauguin sich besonders auf die trau- rigen Folgen berief, elche die voreiligen Schritte des Convents jur Abschaffung der Sklaverei in den Kolonieen gehabt hätten. achdem der Berichterstatter, Herr Karl Dupin, die Debatte usammen pt gab der See-Minister seine Zustimmung zu der von der Kommission beantragten Reduction von 250,900 Fr. auf das Kapitel: „Verstärkung der bewaffneten Macht, namentlich der reitenden Gendarmerie, in den Kolonieen.“ Der also ermá- ßigte Kredit beläuft sih hiernach, statt 900,000 Fr., nur noch auf 650,000 Fr., und wurde zuleßt mit 240 gegen 51 Stimmen bewilligt. Den Beschluß dieser Si6ung machten die Bera- thungen über einen zu dem Pensions-Fonds des Finanz-Ministe- riums verlangten Zuschuß von 2,900,000 Fr., der nach einer un- erheblichen Debatte ebenfalls zugéstanden wurde. Die darüber veranstaltete Abstimmung mittelst Kugel-Wahl mußte indessen, da nicht die geseßliche Zahl von Mitgliedern an derselben Theil ge- nommen, wieder annullirt werden.

Großbritanien und Jrland.

London, 24. April. Jn der gestrigen Geheime-Raths-Ver- sammlung wurden auch die amtlichen Ernennungen des Grafen von Mulgrave zum Lord-Lieutenant von Jrland und des Lord Holland zum Kanzler des Herzogthums Lancaster proklamirt.

Lord Albert Conyngham, Parlaments-Mitglied für Can- " terbury, hat de? Posten eines Vice-Kammerhcerrn Sr. Majestät erhalten. Dem Courier zufolge ist nicht der Oberst-Lieutenant or, sondern der General-Lieutenant Sir George Anson, Mekaneis-Mltalied für Lichfield, zum Magazineur des Feldzeug- Améts ernannt. Lord Melbourne hat das Parlaments - Mitglied für Hertford , Herrn William Cowper., zu seinem zweiten Privat-Secretair gewählt. Lord Foley soll wieder im Königlichen Haushalt angestellt werden. as Gerücht von der Erhebung des Herrn Charles Grant zum Pair scheint sich nicht zu bestätigen ; die Zeitungen nennen den neuen Kolonial - Secretair noch immer bei seinem bisherigen Namen.

Es heißt, Herr Edward Lytton Bulwer werde zum Baro- net erhoben werden.

Der Herzog von Wellington is am Dienstage von hier nach Walmer Casle abgereist, wo Se. Gnaden während der Osterferien große Gastereien geben wird, und der Graf von Mul- grave hat sich «auf seinen Landsis Mulgrave Castle begeben.

Der Fürst Rudolph Liechtenstein, der als außerordentlicher Gesandter hierher kam, um Sr. Majestät die Thronbesteigung des Kaisers Ferdinand von Oesterreich anzuzeigen, hat am Mon- tage seine Rückreise nah Wien angetreten.

Der Kaiserli Oesterreichische Botschafter Fürst Esterhazy soll seine Absicht, in England zu bleiben, aufgegeben haben ; all: Veränderungen und Ausbesserungen an Chandos House, seinem Aufenthaltsort , sind abbestellt worden, und es heißt, der Fürtè werde nur noch bis zum Herbst hier verweilen. Seine Gemal)- lin soll ger schon in wenigen Tagen von ihren hiesigen Freun- dinnen Abschied nehmen wollen. i

Die Organe des vorigen Ministeriums halten die Tage des jekigen schon für gezählt und eine Auflösung desselben als nahe bevorstehend. Das ganze Land, sagen sie, jey über die Zusam- mense6ung des neuen Kabinets aufgebracht und das Unterhaus nicht dadurch zufriedengestellt, denn die- Mitglieder der jeßigen Verwaltung seyen ganz unfähige Leute, und Religion, Eigenthum, Kirche und Staat durch sle gefährdet. Der Standard will wissen, daß Hr. O’Connell den Secretair des Schaz-Amtes, Sir Francis Baring, gleich nach dessen Jnstallirung besucht und mit ihm Geschäfte verhandelt habe, woraus dieses Blatt die utntheil- drohendsten Folgerungen zieht. Der Courier, der überhaupt seit einiger Zeit sehr freundschaftlich für Herrn O’Connell ges stimmt - ist, leugnet diesen Besuch keinesweges ab, und fügt “noch hinzu, daß auch Herr Grote, Herr Shaw Und viele andere Leute zuweilen das Schaß-Amt besuch- ten, da es gar nichts Außerordentlihes sey, daß Parlaments- Mitglieder daselbst Geschäfte hätten. Die Times aber weiß die von Lord Melbourne im Oberhause abgegebenen Erklärungen mit gewissen Aeußerungen des Herrn O’'Connell nicht zusammen- zureimen. Dieser soll sich nämlih gerühmt haben, daß ihm alle Ernennungen für Jrland zu Gebote ständen. Das genannte Blatt glaubt daher, daß derselbe, troß der Versicherungen des Premier - Ministers, dennoch großen Einfluß im Kabinet besitze und meint, es sey wahrscheinlich, daß die Mitglieder der Verwal- tung des Lord Melbourne, so wie ehemals uzter Lord Gre», ohne dessen Wissen mit den Jrländern unterhandelt hätten und den je zi- gen Premier-Minister eben so stürzen würden, wie damals seinen Vct-

géenger, den Grafen Grey, Die Morning Po st behaupter, O'Co.1- nell habe sogar erzählt, daß man ihm den Postex eines O èraufsehe1s