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beklagenswerthêr, als in England. Sir Edward Sugden, ciner der besten, wo nicht der beste Rechtsgelehrte Englands, ein Mann von der größten Erfahrung in der Rechtspflege, muß dem eigensinnigen und zänkishen Lord Plunkett, als Lord- Kanzler von Jrland, weichen, einem Manne, der bisher auch noch nicht durch das Geringste bewiesen hat, daß er. die nöthigen Eigenschaften besie, um die Geschäfte des Gerichts- hofes, welchem er zu präsidiren berufen ist, zur Zufriedenheit der Parteien oder der Barre zu verwalten. Die leßte, aber nicht die geringste Thorheit, sondern eine, die über alle Beschreibung geht, is die Ernennung des Lord Morpeth zum Nachfolger des Sir Henry Hardinge, als Secretair für Jrland. Lekßterer, cin alter Krieger und ein eben so gewandter Staatsmann als Militair, war von seinen frúhsten Jahren an. das echte Muster eines erfahrenen, kenntnißreichen und energischen Geschäftsman- nes; wogegen Lord Morpeth, wenn er auch ohne Zweifel die bcsten Absichten hat, und so groß an Körper und reif an Jahren er auch seyn mag, doch an Geist noch ein wahrer Schüler ist, oßne Kraft und Erfahrung, und nicht fähiger, die Fluth Jrlän- discher Volkswuth zu beschwichtigen, als den Jrländischen Kanal zu durchs{wimmen.“/ Der Courier erwiedert nun hierauf: „Vergleichungen zwischen lebenden Personen sind immer mißlich, weil man in der Regel die eine von beiden / dadurch beleidigt, und selten richtig, weil das Benehmen der Personen von nichts so sehr abhängt, als von den Umständen, unter denen sie han- deln. Wir bewundern und achten die Talente und die großen öffentlichen Dienste Sir R. Peel's ében so sehr als irgend Je- mand. Seine Festigkeit und Einsicht retteten das Land aus der Gefahr und Schmach eines Staats-Bankerotts, und er hat um deswillen hohe Ansprüche auf das Vertrauen und die Achtung des Landes. Aber jeder Achilles hat seine Ferse, Und wenn auch Sir Robert Peel noch zehninal geschickter und verdienstvoller wäre, als er es ist, so hat er doch auch seine verrvundbare Stelle, und wir würden uns auf alle mögliche Weise bemüht haben, seine Verwaltung zu stürzen, denn er hat sich — wie es gekommen ist, wissen wir nicht — mit dem Fortbestehen der Jrländischen Kirche in ihrer gegen- wärtigen Gestalt, das heißt mit dem größten Mißbrauche, der in irgend einem Theile Europa's vorhanden ist, identifizirt. Jr- land hat eine Bevölkerung von ungefähr 7 Millio- nen Katholiken, von einer halben Million Mitglie- dern der Anglikanischen Kirche und von einer halben Million Presbyterianern. Wenn nun in einem solchen Lande eine herrschende Kirche bestehen soll, sagt uns dann nicht
der gesunde Menschenverstand, sagen uns" nicht die natärlichsten |
Grundsäße der Gerechtigkeit und Politik, daß es die katholische Kirche seyn muß? Die Gründe dafür sind um so stärker, als die katho- lische Religion früher die herrschende in Jrland war und die katholische Geist“ichkeit nur mit Gewalt durch Englands Truppen von ihren Pfründen vertrieben wurde, ohne daß in dem religidsen Glauben des Volks eine Veränderung vorging. Und doch sieht Sir R. Peel nichts Argloses in allem diesen, sondern nennt es vielmehr Kirchenraub, wenn die Einkünfte ciner Pfarre, in deren Bereich es feinen einzigen Protestanten giebt, genommen und zum allge- imneinen Volksunterricht verwendet werden sollen. Wir bedauern dies schr, sowohl um Sir R. Peel's, als um des Landes willen. Aber es ist nun einmal so, und folglich kann Sir R. Peel unmöglich wieder ans Ruder gelangen, bevor nicht die Jrländische Kirchenfrage erledigt und entweder die herrschende Kirche als solche in Jrland ganz aufgehoben oder die katholische Religion mit der protestantischen auf ei- uen gleichen Fuß geseßt ist. Aber, sagt die Times, Herr Spring Rice soll der Nachfolger Sir R. Peel's seyn. Ja, und dieser hätte gewiß in den Functionen eines Kanzlers der Schaß- fammer keinen besseren Nachfolger finden können. Hr. Rice be- sizt ein gutes Talent, großen Fleiß und gengue Kenntnisse im Finanz-Fach, und, mit Ausnahme Sir R. Peel's, ist er ge- wiß der geeignetste zu diesem Posten unter Allen, die ihn in den lchten 20 Jahren bekleidet haben. Was sodann den Lord ‘Pal- merston betris]t, so wollen wir zwar das große Talent des Herzogs von Wellington nicht bestreiten, auf das je-
. der Engländer stolz seyn muß, glauben aber auch, daß
Lord Palmerston sich als tüchtig bewährt hat. Jn den 4 Jah- ren, wo er Staats -Secretair der auswärtigen Angelegenheiten war, hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, und daß er dessenungeachtet den Europäischen Frieden und die Würde und Ehre der Britischen Krone zu erhalten wußte, ist kein ge- ringer Beweis von“ Talent und amtlichem- Takt. Mit al- lem dem, was die Times zum Lobe des Lord Lynd- hurst sagt, sind wir vollkommen einverstanden; er ist ohne Zweifel einer der geschicktesten Richter, der je in einem Ge- rihtshofe den Vorsib geführt hat, und es is sehr zu bedauern, daß éin alter Gebrauch bei jeder Veränderung des Ministe: riums die Abdankung der beiden obersten Richter von England und Jrland nothwendig macht; wäre dies nicht, so würden wir mit Freuden Lord Lyndhurst und Sir Edward Sugden haben im Amte verbleiben sehen; vielleicht wird sogar der Erstere bald wieder eintreten; sein Wiedererscheinen würde von der Barre und vom Publikum mit reinem Beifall aufgenommen werden. Aber wenn wir Sir Robert Peel, den Herzog von Wellington, Lord Lynd- hurst und Sir Heury Hardinge abrechnen, was waren dann die Bestandtheile des vorigen Ministeriums? War. der Ueberrest jenes Kabinets nicht eine Auswahl des Schwächsten Und Trau- rigsten, was im Unterhause zu finden war? Männer, wie Sir J. Hobhouse, Sir H. Parnell, Lord Howik und Herk Poulett Thomson, würden sich beleidigt fühlen, wenn wir fie mit jenen vergleichen wollten. Sir Robert Peel selbst {hämte sich solcher Hülfs - Truppen und focht seinen Kampf allein aus; er kämpfte männlich und edel, aber seine Kollegen brauchte er bloß als Zäh- ler. Auch Lord Mulgrave hat die Vergleichung mit dem Grafén von Haddington nicht zu scheuen, und ein so trefflicher Offizier und Staatsmann auch Str H. Hardinge ist, obwohl ein wenig zu fkampfluftig, so wird sich doch auch Lord Morpeth, der ein ta- lentvoller und humaner, Mann ist, als ein guter Secretair für Jrland bewähren, Von Lord Melbourne brauchen wir wohl
nichts zu sagen. Seine Talente, seine Rechtlichkeit, Erfahrung...
und Amtstüchtigkeit werden von Jedermann anerkannt.“
Der Standard behauptet, Herr O'Connell verlange durch-
aus die Abseßung des bisherigen Unter - Secretairs für Jrland, Sir William Gossett, aber Lord Meibourne weigere sich, ae Begehren zu erfüllen. - Eben dieses Blatt glaubt, daß dem Ko- lonial-Secretair Herrn Charles Grant nur für den Fall die ‘Pair- Würde zugedacht sey, daß er bei der Wahl in der Grafschaft Znverneß durchfiele, was jedoch sehr wahrscheinlich wäre. Eine revolutionnaire Flugschrift unter dem Titel „Gedanken úóber die Aristokratie in England “‘ erregt hier großes Aufsehen. Man hást Lord Brougham für den Verfasser dieser Schrift, die in dem beißendsten Tone geschrieben ist.
Der True Sun erklärt, die Mehrheit der Britischen Kauf-
leute sey dem Prinzip der Handels-Freiheit abgeneigt, und selbst
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der größte Theil derjenigen unter ihnen, die hinsichtlich ihrer sonstigen politischen Grundsäße mit dem jeßigen Ministerium übercinstimmten, seyen ihm in diesem Punkte entgegen.
Die hiesigen Zeitungen stellen jeßt über die Genehmigung des Frarizösis{h-Amerikanischen Traktats von Seiten der Franzd- sischen Deputirten-Kammer ihre Betrachtungen an, und dem Sun giebt namentlich die eingefügte Klausel, wonach die 25 Mil- lionen nicht eher gezahlt werden jollen, als bis die Vereinigten Staaten für die beleidigenden Ausdrúke in der Botschaft des Prásidenten Jackson der Französischen Regierung eine Ehrener- klärung gegeben haben, zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die einzige Schwierigkeit wird nun darin bestehen, diese Ehrenerklä- rung zu erlangen. Die Schwierigkeit liegt nicht darin, daß der Präsident im geringsten zögern dürfte, dasjenige zurückzunehmen, was cinen unangenehmen Eindruck gemacht hat, sondern darin, daß dèr Kongreß nicht versammelt ist, denn der Präsident möchte in diesem Punkt schwerlich ohne Zustimmung des Senats und des Repräsentantenhauses etwas thun. Da sich aber, der Ver- fassung gemäß, der Kongreß nur einmal im Jahre versammelt, und da die nächste Session auf den Monat Dezember festgeseßt ist, so folgt daraus, daß ein Jahr verfließen wird, ehe die Sache definitiv entschieden werden kann, der Präsident müßte denn eine außerordentliche Versammlung des Kongresses ausschreiben. Er hat diese Befugniß, sobald er glaubt, daß sonst die Union in Ge- fahr kommen könnte. Aber da bieten sich noch zwei Schwie- riakeiten dar; erstens werden die Wahlen in den Staa- ten Alabama, Tennessee, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Fllinois, Missuri und Jnudiana, die 48 Mitglieder in das Re- präsentantenhaus senden, nicht vor dem Monat August beendigt seyn; zweitens sindet im Monat Mai eine neue Präsidenten- Wahl statt, so daß, wenn der General Jackson nicht wieder ge- wählt wird, die Ehrenerklärung, so stark sie auch seyn möchte, aus dem Munde eines Anderen ausgehen müßte, und dann dárfte sie den Ohren der Franzosen gewiß nicht so angenehm flingen.‘/ Die Times, welche ebenfalls einen längeren Artikel úber diesen Gegenstand enthält, bemerkt, daß die Vereinigten Staaten die 25 Millionen vorzüglich der diplomatischen Gewandt- heit des Herrn Rives verdankten, der zur Zeit der Juli - Re- volution Nord - Amerikanischer Gesandter in Paris war; dieser habe sih nämlich sehr zu aristokratischen und monarchischen Grund- säßen hingeneigt und sey daher von dem damaligen Herzoge von Orleans ersucht worden, den General Lafayette auf dem Stadt- hause mit seinem Rath zu unterstügen, und Leßterer sey bei sei- ner großen Vorliebe für alles Amerikanische durch Herrn Rives leicht zu bewegen gewesen, seine republikanischen Ansichten etwas zu moderiren ; für diese Dienstleistung habe sih dann der Amerika- nische Gesandte von der neuen Französischen Regierung die- Be- rúcésihtigung der Entschädigungs - Forderungen seiner Landsleute ausbedungen. Ls ¿ :
Man hat hier die Nachricht, daß in Coruña 4 Englische Kriegsschifse angekommen seyen, deren fernere Bestimmung aber unbekannt ist. Hiesige Blätter bemerken bei dieser Gelegenheit, daß die Englische Marine jeßt 544 Fahrzeuge zähle, von denen aber nur 148 in aftivem Dienst seyen, daß es jedoch leicht seyn wúrde, noch 217 auszurüsten. Q
Am 20sten d. ging das Königliche Dampfschif} „„Comet,“/ in welchem zum erstenmal ein Versuch mit der Anwendung des Quecksilbers gemacht wird, zu einer Probefahrt von hier nach Lissabon ab. Wenn der Versuch gelingt, so wird eine bedeutende Ersparniß an Brenn - Material bei der Dampfschifffahrt bewirkt werden.
Wie der Französische Admiral Mackau das Kriegs\hi}ff ¡„¡[Qrest‘/ zum Schub der Maisen, so hat der E der Englischen Station zu Barbadoes / das Dampfschiff „Dee“ mit Waffen, Munition und Soldaten nach ‘Para gesandt, um das Britische Eigenthum daselbst zu s{ügten.
Nach den leßten Berichten aus Ostindien, soll Dost Ma- hommed Chan mit einer Kriegsmacht von 25,600 Mann gegen Peschawer auf dem Marsche seyn und Schach Schuja wieder Truppen sammeln, um seine Versuche zur Wiedererlangung des Throns von Kabul zu erneuern.
Der Imam von Maskate in Arabien, der als ein zuverläs- siger Freund der Britischen Regierung gilt, hat, wie Ostindi- \he Blätter melden, eine ziemlich bedeutende Seemacht; sle besteht aus dem „Liverpool‘/ von 47 Kanonen, dem „Schach Al- lum“ von 59, der „„Karoline“/ von 98, der „„Sultanieh“/ von 12, der Brigg „„Psyche‘“/ von 10 Kanonen, alle in Bombay ge- baut, ferner der „Piedmontese‘“/ von 36 und der Korvette „Ra- hanranee‘/ von 24 Kanonen, beide in Cochin gebaut, dann dem „Prinz von Wales‘ von 36 Kanonen, in Rangun gebaut, dem „„Mustapha‘/ von 8 Kanonen, in Muttra gebaut, und der Brigg „„Curlew“‘‘, in Maskate gebaut. Außerdem besist er mehrere große Kauffahrteischisse.
Briefe aus Tunkin melden, daß die Verfolgung der Christen dort nicht mehr so heftig ist, daß diese wieder zu athmen anfan- gen und die Missionaire Anstalten treffen, um in ihre Missio- nen zurückzukehren. Die Nachrichten aus Cochinchina lauten minder günstig. Der Pater Odocico und Herr Jaccardt waren zum Tode verurtheilt worden, und das Urtheil sollte 13 Tage nach der Hinrichtung des Herrn Gagelin an ihnen vollzogen werden. Da die Königin sich aber für sie verwendet hatte, so war die Strafe in ewige Verbannung nach den äußersten Gränzen des Reichs verwandelt worden. - Allein der König ertheilte dem Mandarin, der dieVerwaltung in dieser ‘Provinz leitet, den Be- fehl, die Verbannten Hungers sterben zu lassen, und man hielt daher ihren Tod für unvermeidlich.
Niederlande.
Aus dem Haag, 2. April. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Oranien ‘ist gestern Abend von Soestdyk zurückgekehrt.
Man glaubt nunmehr doch, daß der Besuch der Königlichen Familie in Amsterdam schon im Laufe ‘dieser Woche und zwar am Mittwoch, 29. April, stattfinden werde.
Deutschland.
Hannover, 28. April. Die hiesige Zeitung findet sih veranlaßt, auf die (in Nr. 117 der Staats-Ztg. befindlichen) Beschlússe des Hamburgischen Eisenbahn -Comité Nachstehendes zu erwiedern: „Indem die Regierung im Allgemeinen auf den Plan einer Eisenbahn eingegangen ist, hat sie nicht umhin ge- konnt, und ihrer Stellung nach die unabweisliche Verpflichtung gehabt, die eigenthümlichen Verhältnisse unseres Landes, und die
nteressen, welche jeßt oder in Zukunft bei der Ausführung der Eisenbahn betheiligt gus môchten, sowohl öffentliche als beson- dere, in sorgfältige Erwägung zu ziehen. Sie ist dabei zu der Ueberzeugung gekommen, daß 1) es für das Land von Wichtig- keit it, die Anlage eines Hafens in Harburg nicht ganz, un- möglih zu machen; sie hat daher nicht einwilligen kdn- nen, daß die Eisenbahn behufs des Waaren - Trans- ports auf Hamburgischem Gebiete anfange. 2) Sie hat
sich nicht bewogen finden können, den augenblicklichen Wohl stand zweier dev bedeutendsten Städte des Landes mdög- licherweise aufs Spiel zu seßen, vielmehr hat sie die Be- dingung ausgesprochen, daß die Eisenbahn, von dem aufblühenden Harburg anfangend, über Lüneburg geführt, und so diese Stadt, deren Bürgerschaft seit Jahrhunderten durch Gewerbthätigkeit, Wohlstand, tüchtige Gesinnung und Treue gegen die Landes- fürsten ausgezeichnet gewejen ist, in unmittelbare Verbindung mit Harburg, annover und ‘Braunschweig geseßt werde. 3) Ste hat endlih das eigenthümliche Verhältniß würdigen müssen, welches sich daraus ergiebt, daß einer Gesellschaft mei- stentheils ausländischer Kapitalisten — welche ihrer Stellung zum Lande und der Natur derx Sache nach nichts anders als die An- legung ihrer Gelder gegen einen angemessenen Gewinn beabsichti gen können — ausschließende Rechte für ein Unternehmen zZuge- standen werden sollen, welches an Uinfang, Gewicht und einem jeder Vorausberechnung entzogenen Einfiuß auf die Gewerbe, in diesem Lande nicht seines Gleichen findet. Bei einem Gegenstande von solcher Bedeutung is das erste Geseß für jede Regierung, klar zu Meni sie muß wissen, wofür sie Rechte zugesteht, und wie ihre Zugeständnisse wirken werden; sie muß, wo dieses, der Natur der Sache nach, nicht vollständig erreichbar ist, nicht nur? die Bedingungen, unter denen ein solches Verhältniß jest beginnt, sondern auch diejenigen, unter denen es sich einst wieder auflösen, und ohne Schaden des Landes aufldsen soll, mit größter Bestimmt heit auffassen, um nicht demnächst in unaufldsliche Verwickelungen zu gerathen. Aus diesem Gesichtspunkte scheint uns die Bedingung hervorgegangen zu seyn, daß entweder der Negierung eine Controle über Cinnahme und Ausgabe zustehen, und der Ueberschuß eines zu bestimmenden Maximums zu Rückzahlung des Anlage-Kapitals ver: wendet, oder aber die Eisenbahn in einer demnächst zu bestimmen- den Reihe von Jahren — nachdem sie also den Unternehmern nicht nur Ersa6 ihres Kapitals und ihrer Zinsen, sondern auch einen
billigen Gewinn abgeworfen haben würde, — dem Lande ohne F
weitere Vergütung anheimfallen solle. — Schöpfungen von sol- cher Wichtigkeit, wie die in Frage stehende, können nicht im- provisirt werden. Je eilfertiger man Anfangs darauf hineingeht, desto schimmere Verwickelungen ergeben sich im weiteren Ver laufe und bei der Ausführung. Man erinnere sich unter andern
Wasserbau- und Zollverhältnisse. Wir können es daher für das Land wie für das Unternehmen selbst nrr für günstig halten, daß die so eben hervorgehobenen Rücksichten schon jeßt, da die Sache noch ganz in den Händen der Regierung liegt, so ernst- lich erwogen und mit Bestimmtheit zur Sprache gebracht wor-
den sind, und wir zweifeln daher auch nicht, daß, wenn dem- |
nächst eine Vereinigung zu Stande kommen sollte, die weitere Berathung der Angelegenheit bei der Allgemeinen Stände - Ver- sammlung dadurch eben so sehr abgekürzt als erleichtert wer- den wird.“
‘ Gotha, 30. April. Die hiesige Zeitung enthält einen Bericht über die herzliche Aufnahme, welche die beiden jungen Prinzen. von Sachsen-Koburg-Gotha bei ihrem Durchlauchtigsten Ur-Großvater, Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Meck- lenburg-Schwerin, in Ludwigslust gefunden haben. Die Prin- zen werden sich mit dem Mecklenburgischen Hofe von Ludwigslust nach Schwerin begeben.
— — Deßau, 28. April. Das neueste Stäck der Geseh- Sammlung für das Herzogthum Anhalt-Deßau (Nr. 108 vom 21, April) enthält das, schon seit längerer Zeit erwartete Geseß, die Be- schränkung des Lotteriespiels betressend. jekt nur das Spielen in der Königl. Sächsischen Landes-Lotterie zu Leipzig bewilligt, das Spielen in anderen Lotterieen aber bei 100 Thalern oder verhältnißmäßiger Gefängnißstrafe verboten. Zum Verkauf der Loose hat die Herzogl. Kammer einen Haupt- Collecteur für das ganze Land angestellt und diesem die Aus- wahl von zehn Unter-Collekteurs übertragen, welche tonzessionirt und öffentlich bekannt gemacht werden. Auch das Haften mit Lotterie - Loosen, so wie das Anbieten und Aufdringen derselben wird mit 100 Thaler Strafe unddem Verlust der Konzesjion geahndet. Das ganze Geseb6 besteht übrigens aus 14 größeren und kleineren Pa- ragraphen, welche die Unterthanen mit dem Willen des Herzogs aus- führlich bekannt machen. — Unter der Leitung unseres genialen Hof- Kapellmeisters Pr. Fr. Schneider wird vom 11 bis 13 Juni d. J. das achte Elb - Musik - Fest hier stattfinden. Die Zerbster und Magdeburger Sänger-Chdre, so wie viele andere gefeierte Künstler und Künstlerinnen, wie wir hdren, auch die Herren Mantius, Krause und Dlle. Lenz aus Berlin, die Gebrüder Müller aus Braunschweig, Madame Schmid aus Halle und noch andere Vokalisten und Jnstrumentalisten werden die ver- schiedenen Aufführungen unterstüßen. Näheres wird das noch zu erwattende Programm enthalten, woraus später ein Auszug mitgetheilt werden soll. Deßau's reizende Umgebungen, die nahe gelegenen, weitberühmten Gärten zu Wörliß und Oranienbaum, prangen zu der Zeit gerade in der üppigsten Frühlingsblüthe und versprechen die herrlichsten Genüsse. Die gastfreundlichen und biedern Deßauer werden Alles aufbieten, auch bei dieser Gelegenheit ihren Gästen zu zeigen, daß Kunst und Wissenschaft bei ihnen stets die freundlichste Aufnahme finden und mit Liebe gepflegt werden.
Darmstadt, 2. April. Se. K. Aujete der Großherzog
Q heute in feierlicher. s aus den Händen des Grafen v.
uol-Schauenstein das neue Beglaubigüngs- Schreiben empfan- gen, durch welches der Graf in dem Posten eines K. K. Oester: reichischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi: nisters bei dem Großherzoglichen Hofe bestätigt wird.
Gestern hat die erste Kammer ihre konstituirende Sißbung gehalten. Der Prinz Emil von Hessen war von dem Großher: zoge wieder zum ersten Präsidenten ernannt worden und über! nahm das Präsidium der Kammer. Diese shlug zum zweiten Präsidenten den Fürsten von Solms -Lich und die Grafen von Isenburg-Büdingen und Solms - Laubach vor, von welchen der Großherzog den Fürsten von Solms-Lich zum zweiten ‘Präsiden- ten ernannte. Die hohe Kammer wählte hierauf zu ihrem ersten Secretair den Freiherrn von Türkheim, zum zweiten Secretair den Grafen von Stollberg.
Se. K. Hoheit der Großherzog hat den Wirklichen Gehei |
men Rath, Präsidenten der Ober- Finanz- Kammer, zum lebenslänglichen Mitgliede der ersten Kammer ernannt.
Darmstadt, 27. April. Heute Mittag. fand die feierliche Eröffnung der Stände-Versammlung statt. Se. K. Hoheit der Großherzog hielt vom Throne folgende Rede :
¡Meine Herren Stände! Fch freue Mich, Sie um mich ver- sammelt zu sehen und würde Sie früher einberufen haben, went Fch Mich darauf hâtte beschränken wollen, Jhnen das Budget der
laufenden Finanz-Periode vorlegen En An ;
dahin geht, Jhnen einen nochmal ersparen, daß Jch, gleich nah der Erledigung jenes Budgets, auch
das der künftigen Periode zu Jhrer Berathung gelangen lassen
Nach demselben ist Füx ÿ
werde, so war ich genöthigt, die Beendigung verschiedener Vorar- heiten abzuwarten. — Die Finanz-Verroaltung befindet sich fort- während in einem befriedigenden Zustande, und die Bilanz ist im Ganzen aufrecht erhalten worden, obgleich die Zeitumsiände ver- schiedene Ausfälle in der Einnahme herbeiführten. — Hinsichtlich der Staatsschuld wird Jönen Vorlage über eine Finanz-Operation gemacht werden, die Jch autorisirt habe, weil ste Mir in staatswirthschaftlicher noch mchr als în finanzieller Beziehung wichtig und nühlich für daz Land schien. — Ju dem Budget für die laufende inanz- Periode | sind Fonds fúr gewisse gemeinnüßige Ausgaben vorgesehen, die, wenn | se auch von Fhnen bewilligt werden sollten, doch schwerlich in die- Ï sem Fahre volisiändig werden verwendet werden können. Das Land Î wúrde daher offenbar unter dem Gange, den die leßten Landtage genommen haben, empfindlich leiden, wenn Sie Jhre Zustimmung dazu versagen wollten, daß jene Fonds für die künftige Finanz-Pe- riode, in so weit sle mt verwendet sind, aufbewahrt werden, und ihre Verausgabung ausnahmsweise in derselben stattfinde. — Meine Entschließungen auf die an Mich gelangten gemeinschaftlichen Adres= sen beider Kammern des vorigen Landtags habe Jch bereits bffent- lich verkünden lassen. Die Geseße ader, welche auf jenem und dem rüheren Landtage keine Erledigung fanden, werde-Fch Jhnen aber- mals, nebs verschiedenen neuen, vorlegen lassen. — Jch hege das feste | Rertrauen, daß der gegenwärtige Landtag zu manchen, von Mir be- absichtigten Verbesserungen im Zustande des Landes, zu welchen Fch &hrer Mitwirkung bedarf, führen werde. — Jh zähle unter Andern dahin: die schnelle Vollendung der bereits projektirten Provinzial= Straßen, die si, selbst ohne Erhöhung des dem Gegenstande jeßt {on gewidmeten Aafwandes, in wenig Fahren bewirken lassen dúrfte. — Es würde Mir zur großen Genugthuung gereichen, wenn F allen Theilen Meines Landes eben so vollsiändige und ausge- dehnte Cowmmunications- Wege geben könnte, als andere Theile des= selben sic schon längst besißen; wenn Jch die gegenwärtige Generation Tin dem Genuß all der Vortheile sehe, die sich an den erleichterten A Rerkehr knüpxen, die sie aber, auf den bisher betretenen Wege noch Range entbehren würde. Dicsen Gegenstand, über welchen Fch Fhnen eine eigene Vorlage werde machen lassen, empfehle Fch daher Fhrer besonderen Aufmerksamkeit. — Eben so nimmt ein anderer, die Ab- lôsung der Grundrenten nämlich, Meine Sorgfalt in Anspruch. — Die Abschaffung aller persönlichen, so wte der auf Grund und Boden ruhenden Lasten, die der Blüthe des Ackerbaues im Wege stehen, ist| durch Unsere Geseßgebung theils voll- führt, theils schr rècit gediehen, und wenn gleich -die Grund-Ren- Dten an und für sich nicht als eln unmittelbares Hinderniß der freien
F in manchen Beziehungen von Nuyzen seyn, wenn auch sie allmälig Tauf geseßlichem Wege verschwinden und eine gänzliche Entlastung des Bodens von Grand-VBeschwerden eintritt; wenigstens ist es Mir Îbekannt, daß die Erreichung dieses Zieles von vielen Meiner Unter- thanen sehr ersehnt wird; gern biete Jch daher die Hand dazu und hade demgemäß die Bearbeitung des Gegenstandes, welcher aller- dings sehr große Schwierigkeiten darbietet, anbefohlen. Fch hofe, Fhnen noch auf diesem Landtage angemessene Vorschläge deshalb machen lassen zu können. — Jch kann nicht umhin, die Befricdigung nochmals auszudrúücken, weiche Mir die erfreulichen Ergebnisse gewäh=- ren, die in allen Theilen des Landes aus dem Fnstitute des landwirth- schaftlichen Vereins bereits hervorgegangen stnd. Fhrer Erwägung bleibt es anheim gegeben, ob nicht diese Resultate, durch eine ver- mehrte Untersiüßung aus Staatsmittetn, sehr bedeutend vervielfäl- tigt werden föniten? — Die Gewerbe indessen nehmen nicht min- der, als der Akerbau, die Fürsorge der Regierung in Anspruch, und ein ähnliches, ihnen gewidmetes- Fnstitut dürfte eine Forderung der eit seyn, welcher mir geringeren Mitteln, als auf den erstgenann- ren Verein verwendet werden , entsprochen werden könnte. — Ueber die Mittel, die Jch zur bessercn Aufnahme des dffentlichen Unter- richts, von der Hochschule bis zur Elementarschule herab, für ndthig erachte, habe Fch schon früheren Stände- Versammlungen Vorlage machen lassen — Dem guf dem leßten Landtage laut ge- wordenen Wunsche, daß die Besoldungen der Mitglieder der Justiz - Kollegien definitiv festgeseßt werden mdchten, habe Fh entsprochen. — Von dem großen Zuwachs an Gebiet, welchen der Deutsche Zollverein in der Zwischenzeit erhalten hat, haben Sie bereits Kenntniß. Vor einigen Wochen ward ein Ver- rag über den Beitritt des dies-rheinischen Theiles der Landgraf- chaft Hessen - Homburg und die Uebertragung der dortigen Zollvér- valtung auf die hiesige Zoll - Direction abgeschlossen. — Auch mit dret anderen Nachbar - Staaten werden Verhandlungen Über deren eitritt zum Verein gepflogen, die jedoch noch nicht zu einem Ver- trage gesührt haben. — Mit den Wirkungen der neuen Organisa- tion der Verwaltungs - Behörden, die Jch vor einigen Fahren an- orditete, habe J) Ursache vollkommen zufrieden seyn. Es ist durch dieseibe eine größere Gleichförmigkeit und mehr Einheit in der Verwaltutig, besonders. aber ein rascherer Geschäftsgang her- sbeigeführt worden. Vorzüglich wohlthätig wird die strengere Auf- Micht wirken, der das Rechnungswesen aller geisilichen und welt- ichen Corporationen unterworfen ward. — Gestübt auf die bis- | herigen Erfahrungen und Beobachtungen habe Fch Mich daher vor kurzem veranlaßt gesehen, dieselben Verwaltungs - Formen auch auf die Provinz Rheinhessen zu Übertragen — Zu den erfceulihen Erscheinungen dieser Zeit gehört es, daß das Band, delches die Staaten Deutschlands umschlingt, noch fefter ge- nupit ward und der Deutsche Bund sich immer mehr zu einer sclbs- ändigen nationalen Macht ausbildet, die, kräftig genug, sich gegen lußere und innere Feinde zu schüßen, doch ihre Stärke hauptsäch- Lich in der Achtung für ecworbene Rechte und wohlbegründete Ver- vâltnisse der Völkec, wie der Regierungen, sucht. — Leider aber ha- en wir gegenwärtig den Verlust eines der ersten Stifter dieses Bundes zu betrauern, der unablässig um dessen Befestigung und Dervolllommnung bemüht war. Diesem verchrungswürdigen Mo- aren, der die lange Reihe Deutscher Kaiser bloß, den aber Deutschland, auh nachdem er dessen Keone abgelegt hatte, gleich inen Vater zu lieben und zu ehren fortfuhr, war Jch und Mein aus dnrch Bande der Verwandtschaft , der Freundschaft und An- hättglichfeit, und seinem Kaiserhause durch Erinnerungen von Jahr- Underten her zueng verbunden, als daß Fch es Mir versagen könnte, Mei- em tiefen Schmerz Úber seinen unvergeßlichen Verluic auch bei diesem lnlasse Worte zu leihen. — Mich, Meine Herren, werden sie fort- ahrend bereit finden, allen billigen Wünschen ein geneigtes Ohr zu schenken; alle Maßregeln zu ergreifen, die, ohne die Kraft der egierung zu ahmen, oder die Ordnung im Staate zu gefährden, azu dienen können, Mißtrauen zwischen Regierung und Volk zu vannen/, das dauerade Wohl Meines Landes zu fördern und eine, uf vernünstige Grundlagen gebaute Zufriedenheit stets allgemeiner hi verbreiten. -— Von Fhrer Seite verspreche Jch Mir dagegen vor zlllem Vertrauen und Unterstlzung bei Meinen wohlwollenden Ab- ichten, so wie Mir Jhr Eifer für das dfentliche Wohl dafür bürgt, aß Sie, ungeachtet der Wicht!gkeit und des Umfangs Fhrer Ar- "cie, doch durch angestrengte Thätigkeit und Entfernung unndthi- jer Abschweifungen und Weitläufigkeiten, zur Abkürzung des Land-
M ags beizutragen wissen werden. — Schließlich versichere Jch Sie Mei-
(s landesherrlichen Wohl1ollens // Nachdem nach der Eides - Ablegung der dirigirende Staats-
von Kopp, {Minister die Stände-Versammlung, auf Befehl des Großherzogs,
Mur erdffnet erklärt, hatten die Mitglieder der ständischen Ver- ammsung die Ehre, Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge, Sr. Mooheit dem Erbgroßherzoge, und hierauf auch JJ. KK. HH. M er Großherzogin, der Erbgroßherzogin und den übrigen höchsten E ereschaften vorgestellt und zur Großherzoglichen Tafel gezogen Ad en. L Franffurt a. M., 2. April. Es is hier die Polizei- FPtrordnung erneuert worden, wonach das müßige Zusammen- Achen vieler Personen . auf der Straße, das Durchziehen der s Traben mit Geschrei und Lärmen, - so wie das Versammeln und i kmende Toben auf unseren Landstraßen 1c., für Einheimische und
nur der bei dem Uebergange über die Elbe in Frage kommenden FBenupung des Bodens betrachtet werden kônnen, so wird es doch,
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Fremde, unter Androhung angemessener Strafe, verboten wird. Was das unschikliche Lärmen auf unseren Landstraßen betrifft, so muß es dahin verstanden werden, daß besonders fremde Handwerksburschen, wenn sie von den uns. nahe gelegenen Ort- schaften im trunkenen Zustande nach Hause ziehen, wiederum an- gefangen haben, politische Lieder zu singen, welche verboten sind. Sowohl die Behörden unserer Stadt als auch die der Nachbar- staaten, haben die strengsten Maßregeln getroffen , daß es keinen ads Personen gelingen kann, einen neuen Anschlag aus- zuführen.
talt eén:
Der Schwäbische Merkur schreibt von der Ztaliänischen Gränze vom 19. April: „Seit längerer Zeit scheint zwar Dom Mi- guel auf jeden Versuch, die verlorene Krone Portugals durch einen Gewaltstreich wieder an sich zu reißen, verzichtet zu haben ; nichtsdestoweniger aber dauern von Seiten. der Regierung Donna Maria's die Vorsichts- Maßregeln noch fort, um einen solchen Versuch, sollte er wirklich gewagt werden, gleich im ersten Au- genblick wo möglich zu vereiteln. So liegt in dem Hafen von Genua eine Portugiesische Fregatte, welche alle Bewegungen, die zu jenem Behufe seewärts gemächt werden dürften, zu beobach- ten den Auftrag hat; die Französische Kriegs - Flotte zu Toulon aber soll, wie versichert wird, die Weisung haben, auf Requisi- tion des Befehlshabers dieses Fahrzeugs hüúlfreiche Hand zu leisten, und, sofern solches erforderlih seyn dürfte, um eine Miguelistische Expedition zu verhindern, in See zu stehen. — Zu Mailand schmeichelt man sich, daß Se. Majestär Kaiser Ferdinand I. gegen den Herbst seine Jtaliänischen Staa- ten besuchen wird. Die Akte der Milde, die der Monarch bald nach seiner Thronbesteigung gegen die auf dem Spielberg siten- den Strafgefangenen geübt, haben demselben Aller Herzen zuge- wandt. Ein Besuch in der Lombardei würde daher gewiß mit aufrichtiger Begeisterung gefeiert werden. — Da die Seiden- Aerndte wiederholt mißrathen ist, so sind die Preise der rohen Seide noch fortwährend im Steigen, zumal da besonders für Englische Rechnung große Qantitäten davon erst kürzlich wieder angekauft worden sind. Man will sogar wissen, daß eine be- trächtliche Partie der diesfälligen Aufträge seither noch unausge- führt geblieben sind.“
Spanien.
__ Die Election de Bordeaux meldet aus Madrid vom 13. April: „Es wird hier eine neue Bank errichtet werden, in- dem die Bank von San Fernando dem jegigen Bedürfnisse nicht mehr entspricht. Sie wird dieselbe Verfassung erhalten, wie die Banken von Brüssel und Nom, die unter den Auspicien des Hauses Rothschild gegründet sind, und in den übertragbaren Actien werden, wie tin den Spanischen Fonds, an den Börsen von Paris und London Geschäfte gemacht werden. Mehrere Banquiers haben schon Actien genommen. Die ersten Gründer dieses Jn- stituts sind die Herren Carraso; der Graf von Toreno hat ihnen den Schuß der Regierung versprochen. Man erwartet, daß die Bank durch die Geschäfte mit dem Schaß und durch Dis- kontirungen einen Gewinn" von 15 pCt. abwerfen wird. Die Größe des Kapitals ist noch nicht bekannt, doch glaubt man, daß es dem der Brüsseler Bank gleich seyn wird. Es is vorge- schlagen worden, Zweig -Banken in den wichtigsten Handelsstäd- ten zu errichten. — Vor einigen Tagen hielt die Königin einen Minister-Rath, worin eine fremde Jntervention, als das einzige Mittel, den Krieg in den insurgirten Provinzen zu beendigen, vorgeschlagen wurde. Allein der Kriegs-Minister widerseßte sich mit dem größten Eifer, und man sagt sogar, er habe seinen Degen gezogen und gelobt, so lange er ihn noch zu führen vermöge, werde er niemals zugeben, daß Fremde sich in die Angelegenhei- ten Spaniens mischten. Als der Minister sich wieder gesammelt hatte, wandte er sich an die Königin und entschuldigte sein un- passendes Benehmen mit seiner großen Vaterlandsliebe. Zu andern Zeiten würde Jeder, der in dem Palaste der Könige von Spanien das Schwerdt zu zichen gewagt hätte, mit dem Tode bestraft worden seyn. — Die Truppen, welche vor einigen Ta- gen in solcher Eile Madrid verließen, sind niht nah Toledo, sondern nach Aranjuez gegangen, wo die Jusurgenten eingedrun- gen und von den Mönchen empfangen worden waren. Sie wur- den jedoch von der Stadt-Miliz und dem Militair wieder verjagt und darauf alle Mönche, denen es nicht gelang, sich durch die Flucht zu retten, ermordet.“
Französische Blätter enthalten nachstehendes Schreiben aus Murcia vom 7. April: „Der gestrige Tag war zur Ent- scheidung über die Bewerbung um das Doktorat der hiesigen Kirche bestimmt. Von den beiden Kandidaten gilt der eine für einen Karlisten, der andere dagegen, welcher ausgezeichnete Fähig- keiten besi6t, hegt liberale Gesinnungen. Der Bischof und das Kapitel waren dem ersteren geneigt, während die Liberalen den leßteren begünstigten. Das Volk begab sich in Masse nach der Kathedrale und dem Palast des Erzbischofs, wo ernstliche Un- ruhen stattfanden. Ein Schriftsteller, der Lieutenant unter den Royalisten gewesen war, wurde tödtlich verwundet. Die Aufrührer drangen darauf in den Palast, und da sie den Erzbischof nicht fanden, so zerträmmerten sie die Möbel, plünderten Alles aus und verwundeten sieben Personen von der Dienerschaft. Die Ordnung wurde zwar für den Augen- blick wieder hergestellt, aber um 8 Uhr Abends rottete sich der Pöbel bewaffnet wieder zusammen und verlangte, daß der Erz- bischof und sein Haushofmeister die Provinz verlassen sollten. Ein lärmender Haufe ging nah der Wohnung des Letzteren, ver- brannte die Thür, und drang in Masse hinein; der Haushof- meister hatte jedoch Zeit gehabt, zu entflithen. Der General- Capitain und der Civil-Gouverneur versammelten die Municipa- lität, schickten den Erzbischof und seinen Haushofmeister, unter Eskorte, nah Albacete, und die Ruhe war wieder hergestellt.“
Portugal.
Fronte e Blätter melden aus Lissabon vom &. April: „Man hat gemeint, der Papst werde einer Vermählung der Königin mit dem Herzog Maximilian von Leuchtenberg Schwierigkeiten in den Weg legen, allein der Patriarch von Lis- sabon hat die Macht, Dispensationen aller Art zu ertheilen. Diese außerordentliche Vollmacht ist dem Patriarchen von Lissa- bon schon seit langer Zeit verliehen, und der jetzige Papst wird sie ihm nicht entziehen, da hierdurch eine vdilige Trennung der Lusitanischen Kirche von Rom herbeigeführt werden würde. Wegen dieses Supre- mats des Erzbischofs von Lissabon, der in Portugal den Papst selbst re- präsentirt, gehen, ungeachtet der Spannung zwischen dem hiesigen Hofe und Rom, alle kirchlichen Angelegenheiten ihren gewdhn- lichen, regelmäßigen Gang, und Niemand hat nöthig, sich deshalb nach Rom zu wenden. äus diesem Grunde fand die Vermäh- lung der Königin mit dem Prinzen August ftatt, obgleich sie mit Dom Miguel verlobt war, ein Hinderniß, das nur die
Kirche heben konnte. Eben so wird es mit dieser neuen Schwie-
rigkeit gehen. Man wird sich, der Fortn wegen, an den Papst wenden, der auch wohl die Dispensation gar nicht verwei- gern wird.‘
Griechenland.
Die Münchener politische Zeitung enthält ein Schrei- ben aus Athen vom 1. April, worin es heißt: „Endlich ist der berüchtigte Räuber Kontobunisios unschädlich gemacht. Verfolgt von der Gendarmerie und einigen Zügen irregulairer Truppen, verbarg er sih in einem Dorfe, das lange sein Schlupfs- winkel gewesen, wurde aber entdeckt, und nach kurzem Wider- stande verwundet und gefangen. Der Kommandant der Gendar- merie- Abtheiluug, welcher die Katastrophe der Kontobunisischen- Rotte herbeiführte, is derselbe Capitain Deligeorgopulos, welcher vor zwei Monaten von einem Kriegsgerichte — weil er zur Zeit der leßten Messenischen Unruhen seinen militairischen Pflichten nicht genügt hatte — zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt, von Sr. Majestät aber begnadigt worden war. — Die Garnison von Athen bezieht nun das vor der Stadt angelegte Lager. Zum Lager-Kommandanten if der Oberst Zavellas ernannt. Es wird aus 3 Infanterie -Bataillonen, 1 Eskadron Uhlanen und 1 Ar- tillerie-Compagnie bestehen. Das herrlichste Frühlingswetter be- günstigt dieses Arrangement. — Man spricht neuerdings von Reductionen der Armee, namentlich auch der kostspieligen Pionier - Compagnieen. — Die schon seit einiger Zeit bestan- denen Reibungen theils des Militairs unter sich, theils ge- gen die niedrige Klasse der hiesigen Griechen, hat sowohl gestern Abend zu unangenehmen Auftritten und blutigen Schlägereien geführr, als au heute Mittag einen Auflauf auf dem soge- nannten Platanen - Plaße veranlaßt. Die hier garnisonirende Abtheilung der Uhlanen - Escadron war so gereizt, daß beinahe sämmtliche Gemeine bewaffnet auf den genannten Pla6 zogen und hier, in Verbindung mit mehreren Pioniers, mit Griechen, worunter auch einige Griechische Militairs, und selbst der Gen- darmerie handgemein wurden. Zum Glücke wurde dieser Unordnung alsbald gesteuert, und schon nach einer Stunde hatte sich die Volks- massé wieder zerstreut. Zu bedauern is nur, daß in Folge dieser mehrmaligen Raufereien mehrere bedeutende Verwundungen vor- fielen und ih höôre, daß einer der gestern Abend verwundeten Soldaten kaum diese Nacht überleben wird. Es haben übrigens diese bedauerlichen Unordnungen keinen tiefern, am wenigsten einen politischen Grund; nur die Wirthshaus -Berührungen ha- ben diese Excesse hervorgerufen. Die Aufmerksamkeit und Um- sicht der Civil - und ‘Militair - Behdrden wird jeder weiteren Störung vorzubeugen wissen.“
FInland.
Berlin, 1. Mai. Jn Foige der Allerhöchsten Verordnung vom 16. Juni v. J., betreffend die Einrichtung der Justiz- Behörden im Großherzogthume Posen, wird das Ober-Landes- Gericht zu Bromberg seine Wirksamkeit als Hypotheken-, PDrozeß:, Spruch- und Vormundschafts-Behörde in den, ihm durch das gedachte Gesesz überwiesenen Sachen, am 2. Juni d. J. be- ginnen. Die Aufsicht über diejenigen Landgerichte, welche fich am Tage der Einführung noch in Thätigkeit befinden, so wie Über die neu eingeführten Land- und Stadtgerichte des Brom- berger Regierungs-Bezirks und über das Jnquisitoriat zu Koro- nowo verbleibt vorläufig und bis auf weitere Bestimmung dem Ober-Appellationsgerichte zu Posen.
__— ‘Man schreibt aus Frankfurt a. d. O. unterm 28. April: „Am gestrigen Tage waren es funfzig Jahre, daß der menschenfreundliche Herzog Leopold von Braunschweig bei den Uebershwemmungen der Oder sein schônes Leben im Dienste der Menschenliebe opferte. Einer von Berlin ausge- gangenen Stiftung gemäß wird das Andenken seines edelmüthi- gen Todes alljährlih in unserer Stadt auf eine würdige Weise erneuet; die städtischen Behörden wollten aber, daß es in die- sem Jahre mit besonderer Feierlichkeit geschehe und hatten zur Verschönerung des am Oderufer dem Hochseligen errichteten Mo- numents die Summe von 320 Thalern bewilligt. Die Feier des für unsere Stadt ewig denkwürdigen Tages wurde mit einer kirchlichen Andacht in unserer schônen Oberkirche eröffnet, tels cher Se. Durchlaucht der Divisions-Commandeur , Prinz Georg zu Hessen, mit dem Corps der Herren Offiziere, Se. Excellenz der General der Jnfanterie von Brause, die Provinzial - und städtischen Behörden, so wie die gesammte Geistlichkeit und der größte Theil der Bürgerschaft bewohnten. Die Prediat hielt der Superintendent Dr. Spicker über Spr. Sal. 10, 7. Mach Beendigung derselben begann die Feierlichkeit in der Leovolds- schule (die der große Menschenfreund selbst erbaut und eingerich- tet hatte) der Stiftung gemäß durch Vertheilung der Prämien und Lehrbücher, durch Darstellung der 15 neu gekleideten Sol- datenkinder u. \. w. Jn der Todesstunde des Herzogs (zwischen 12 und 1 Uhr) zogen die Kinder dieser Anstalt unter dem Ge- läute der Glocken und unter einer feierlichen Musik von dem Rathhausthurme nach dem Monumente des edlen Fürsten, Dic- sem Zuge schlossen sich die Geistlichkeit , die städtischen Behörden und mit der Bürgerschaft viele hochachtbare Einwohner der Stadt an. An dem Denkmale, das mit einer Ehrenwache versehen war empfingen Se. Durchlaucht der Prinz Georg zu Hessen mit den Herren Stabs - Offizieren den Zug. Unter Begleitung der Instrumental-Musik des Hautboisten-Corps vom 12ten Jufante- rie-Regiment wurde hier ein Trauerchor von Männerstimmen ge- sungen. Ueberall zeigte sich eine rege Theilnahme an der Feier dieses für Frankfurt einst so verhängnißvollen Tages, und die all- gemeine Rührung bewies, wie einheimisch das Ändenken an den hochgeliebten Fürsten in den Herzen der Einwohner ist.‘/ *)
— Aus einem Berichte über die Verwaltung der Straf- und Besserungs-Anstalten zu Spandau und Brandenburg für das Jahr 1834 unò úber den dermaligen Zustand dieser An- stalten ergiebt sich Folgendes: Jn der Straf-Anstalc zu Spandau betrug die tägliche Durchschnitt-Zahl der unterhaltenen Züchtlinge §07, und in der zu Brandenburg 491. Die am Schlusse des v. J. in beiden Anstalten befindlich gewesenen 1273 Züchtlinge theilten sich nah der Dauer der Strafzeit in 33 auf Lebenszeit 304 über 10 Jahre, 691 von 1—10 Jahren, 154 unter l Jahr und 121 vor Abfassung des Erkenntnisses eingelieferte Verbrecher. Unter jenen 1273 Personen befanden sich an weiblichen Zücht- lingen nur 242, also etwa F, Und es waren allein von der Kriminal - Deputation des Stadtgerichts zu Berlin 747, *) Wir fügen diesem Berichte die Bemerkung bi r Herr CGIM U Dr. Spiefer zu Frankfurt, e LONE und Nachwelt ein "treues Bild von dem edlen Her og aufzustellent- hei dieser Gelegenheit dessen Biographie in Dru herausgegeben und den Ertrag dieser kleinen ¿5 Bogen starken Schrift dem Gursch’schen Stifte für verwahrloste Kinder in Frankfurt besiimmt hat. Die Vorderseite des Umschlags giebt das wohlgetroffene Brust=
bild des Herzogs, und die Rückseite eincn Abriß von dem ihm cr- richteten Denkmale. Auch is der Schrift ein Fac sîmile beigefugt.