1835 / 122 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Evata Dc B E D E A D E N E E S S ui R cte R C A u C T RR R Entr ralRR Le jy R, d E S E Ls 77 T e att A or d a E

{meicheln konnte, den Ministern und ministeriellen Beamten, welche ihre Wiedererwählung zu suchen haben, Kandidaten ent- egengestellt und man sagt, die Mitglieder des Carlton - Klubs hätten ungeheure Summen subskribirt, um so viele Ministerielle als nur immer möglih aus dem Unterhause zu verdrängen. Hierzu haben sie freilih einen dreifahen Beweggrund; erstlich würde es bei dem Publikum, bei dem „der Lebende immêr recht hat‘, schon einen günstigen Eindruck für ihre Partei machen und den Glauben an eine Reaction um ein großes verstärken, wenn viele von jenen Ministeriellen verworfen würden, um ihren Gegnern Pla zu machen; zweitens aber würden die Whigs die Abwesenheit einer großen Anzahl ihrer Stimmführer im Unter- Laue noch härter empfinden, als die Tories ‘dies von vielen ihrer

eamten empfanden, und* zwar weil jene Stimmführer ihre be- deutendsten Talente sind und die Whigs sih sowohl gegen die Tories als mitunter auch gegen die Radikalen werden zu ver- theidigen haben, und dabei ihre Anzahl im Ganzen {on ver- »ältnißmäßig gering ist. Hierzu kommt noch, daß in der leßten eit beide Hauptparteien sich einander so gleich an Zahl waren, daß die Tories sich mit der Hoffnung schmeicheln dürfen, durch eine glückliche Anstrengung bei den bevorstehenden Wahlen das Verhältniß ganz umzustoßen und auch die Herrschaft im Unter- AA zu erlangen, wie sie sie hon im Oberhause besizen. Die rage ist dann freilih, ob die Stanley - Section die Tories in der Durchsezung von Maßregeln unterstüßen wird, welche dieser Partei wieder an das Ruder verhelfen müßten. Gebe 2 der Himmel, daß sih bald Mittel fänden, mit dér Kirche in Jrland Einrichtungen zu treffen, wel- che die Katholiken befriedigen könnten. Denn bevor dieses geschehen, läßt sich an keine Verschmelzung der Gemäßigten von eiden Parteien denken, und dauert der Kampf zwischen Whigs und Tories noch lange fort, so dürften Ereigisse eintreten, welche kaum einer noch Sodhectuseben cheint. Schon der Widerstand der Tories und dann ihre Nachgiebigkeit gegen die Katholiken war ein großes Uebel; die Widerseßlichkeit und nachmalige Will- fährigkeit des Oberhauses bei der Reform-Bill aber ein noch viel rôßeres, denn jeder Zeitungsschreiber wagt es jeßt, das Ober- haus mit seinen Drohungen einshüchtern zu wollen. Die

dinburgh Review macht den sonderbaren Vorschlag, daß, im Fall eine wichtige Maßregel von einer entschiedenen Mehrheit des Unterhauses angenommen, vom Oberhause®aber verworfen

werde, beide Häuser zusammentreten sollen, um den Gegenstand

noch ‘einmal gemeinschaftlich p berathen und das Resultat der gemeinschaftlihen Abstimmung solle alsdann dar- über entscheiden. Wie weit aber die Frechheit in die- ser Beziehung getrieben wird, beweist cine vor kurzem erschienene Flugschrift unter dem Titel „„Thoughts upon the Aristocracy of England, by Isaac Tomkins, Genlleman (Gedanken über die Englische Aristokratie, von J. Tomkins); ein Pseudonymus, unter dessen Maske man allgemein den excen- trischen Lord Brougham versteckt glaubt; diese Schrift fängt mit folgenden Worten an: „Die glückliche Frechheit, welche die von Natur \s{hüchternen Tories vermocht hat, die Regierung zu über- nehmen, und einen der verzweifeltsten Versuche zu machen, wel- che man (etwa den der Karl’s und Polignac’s von 1830 ausgenom- men) in der Geschichte hat, wird die Reformsache um 10 Jahre vorrücken und das Verbesserungs- und Umschmelzungs- Geschäft unserer aristokratischen Justitute in Kirche und Staat beschleu- nigen.“ Der Verfasser hält es darum für dienlich, das Wesen der Aristokratie nach ihrer Theorie, wie in der Praxis, näher u betrachten. Er untersucht nun, welche Personen zur Aristo- dratie gehören, und zählt darunter nicht nur den eigentlichen Adel, sondern auch dessen Familien und Angehörige, so wie Alle, die in demselben Kreise leben, dieselben Gegenstände verfolgen, und von Zeit zu Zeit dieselben Vorrechte zu erlangen vermögen. Zwar gelange, sagt er, dem Geseke nach nur der älteste Sohn eines Pairs zu dem angebornen Recht, Gesehe zu machen und, troß aller möglichen Unwissenheit , ja selbst tros überwiesener Verbrechen, die höchste richrerlihe Gewalt zu üben, in- dem nur eine spezielle Parlaments - Akte ihn desselben berauben kônne darum aber seyen doch die übrigen Sdhne, wie man sich (da das Geses es so sagte) thdrichter Weise eingebildet hätte, dem Volke nicht gleich. Freilich giebt er zu, daß die höchsten Aemter und Würden selbs dem niedrigsten Plebejer erreichbar seyen, aber das, was er durch Mühe und Fleiß zu erstreben habe, stehe dem Adel und Allen , die mit demselben verbunden, schon durch ihre Geburt zu Gebot, und zwar nicht nur“ im Staate selbst, sondern auch in den geselligen Kreisen. Wenn indessen auch ein Mann sich durch mancherlei Mittel gs beiden zu erheben ver- möge, so seyen die Lebteren für ein Weib nur durch eine gol- dene Brücke erreichbar, indem sie durch ihren Reichthum einer Patrizier - Familie emporhelfe, zum Lohne aber der Spott von denen wektde, die sie vom Verderben gerettet. Jn diesen abge- \chlossenen Kreisen aber sey es, wo Staatsmänner einen großen Theil ihrer Zeit hinbrächten, und ihre Maßregeln oft in der Gegenwart seichter Frauen besprächen , deren Urtheil und Mei- nung sie verhindere, verdienstvolle, aber nicht zu diesen Kreisen gehörige Männer anzustellen, oder große gemeinnüßige Dinge u unternehmen. Daß ein in solchem Geiste geschriebenes Hamphlet von dem Pöbel mit Begierde gelesen wird, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden; inzwischen ist der Englische Magen son an solche Kost gewöhnt, und sie schadet daher auch unserer Constitution weit weniger, als es in einem andern Lande der Fall -seyn würde.

Niederlande.

Amsierdam, 25. April. Während der abgelaufenen Woche sind die Preise fast aller Staats-Papiere am hiesigen Markte mehr oder weniger steigend gewesen, was vornehmlich den zu An- fang derselben von London eingegangenen merklich höheren Noti- rungen und mehreren bedeutenden ufträge um Einkaufe von Holländischen Schuld - Dokumenten, w [ des Nord - Amerikanischen Entschädigungs - Gescßes durch die Kam- mer der Deputirten zu Paris zuzuschreiben if. Von den Hollän- dischen Effekten waren Futegrale am meisten begehrt, und stellten fich von 5512 auf 562 pCt.; die jüngste Enallide Poft brachte zwar gestern etwas flauere Course, doch auch zugleich neue Ordres, wos durch der Stand der Fonds erhalten worden seyn würde, wenü nicht einige bedeutende Particen zur Realisation angeboten worden wären, die den Cours um 7e pCt. zurückdrängten; Z5proc. wirkliche Schuld besserte ih um 1 pCt. und fiand gestern 1027s pCt , Kanz- Billets 2547; in beiden war der Handel nicht lébhaft. Russische 6proc. Fnscriptionen und Oesterreichische Metalliques gingen bei mäßigem Umsaß ebenfalls ungefähr 5 pCt. hdher und Preußische Loose erreichten 1155 Fl. Die größte Preis-Erhdhung erfuhren die Spanischen Fonds, und von diesen die Cortes-Obligationen, wovon ansehnliche Particen für Englische Rechnung gekauft wurden , \o daß dadurch der Preis von 47 auf 492 pCt. erhöht wurde; nächst- dem blieb die aufgeschobene Schuld. in Folge von Aufträgen aus Belgien fortroährend begehrt und stellte sich von 22;% allmälig auf 2312 pCt. Perpetuelle wechselten am wenigsten; 5proc. standen ge- stern 49; und 3proc. 31x pCt.; in Cortes - Coupons rourden bet fidtigem Preise wénig Geschäfte gemacht. Süd-Amerikanische Obli-

e auch später der Annahme

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gationen fanden dagegen wieder lebhaften Umsaß und gingen eben so, wie in London, auch hier wieder bôher, und zwar Brastlianische bis 887 pCt , Columbische bis 347 und Mexikanische bis 432 pCt. Das Geld bleibt ausgeboten zu 25 à 27 pCt. Am gestrigen Ge- traide-Markt fand in Weizen wieder nur wen!g Handel zu den frü- heren Preisen ftalt; Preußischer Roggen wurde nicht begehrt; von getrocknetem sind aber einige Partieen abgenommen. Mit Hafer war cs etwas angenehmer. Die bekannt gewordenen Preise waren : für 131p{änd. hohbunten Polnischen Weizen 205 Fl., für 129pfünd. schdnen bunten 205 Fl., fúr 126. 130pfönd. neuen Pommerschen 152, 162, 165 Fl., für 131pfünd. jährigen Anklamer 170 Fl., für 126pfünd. alten Schlesischen 160 Fl., für 117pfünd. alten Preußi- schen Roggen 142 Fl., für 122pfünd. neuen dito 140 Fl. , für 119. 120pfünd. jährigen Preußisch -Pommerschen 130. 132 Fl., für 116- pfünd. Rigaer Roggen 135 Fl.- für 116p{ünd. Archangelschen 132 Fl., für 8a4pfünd. feinen neuen Hafer 90 Fl., für 82pfünd. dien 86 uud 87 Fl.

Belgien.

Brüssel, 27. April. Gestern wurde die Taufe des neuge- borenen Prinzen durch den Erzbischof von Mecheln in der Schloß- Kapelle vollzogen. Taufpathen waren der König und die Köni- gin der Franzosen ; die Stelle des Ersteren vertrat der P von Joinville. Bei der Ceremonie waren: die Prinzessinnen Mariä und Clementine, das diplomatische Corps, die Präsidenten und Vice-Präsidenten des Senats und der Repräfentanten-Kammer, die Minister und die höchsten Civil- und Militair - Beamten , so

wie der ehemalige Regent von Belgien, Baron Surlet de Cho- -

kier, zugegen. Vor dem Beginn der Ceremonie hatte der König die Glucéwünsche des diplomatischen Corps empfangen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 24. April. Jn der gestrigen Statstidning siest man in Französischer Sprache und Schwedischer Ueberseßung das: Schreiben des Prinzen August von Portugal, wodurch er unserm Könige am 27. Jan. d. J. seine Vermählung angezeigt, nebst der Antwort Sr. Majestät vom 2. März. Hier folgen diese beiden Schreiben :

l. „Sire! Sie sind der Vater, und ein sehr’ zärtlicher Vater meiner Schwester. Es kann Ew. Majestät daher nicht gleichgültig

seyn, was deren Bruder betrifft, und ich bin geroiß, daß es das nicht

ifi. Demnach betrachte ih es als cine meiner ersien Pflichten, Ew. Majeftät von meiner Vermählung mit der Königin von Portugal zu benachrichtigen. Dieselbe ist gestern in der Kathedrale von Lis- sabon vollzogen worden unter den Acclamationen einer Menge, die mich allerdings gerührt haben, die ich mir aber nicht eher zurechne, als bis ich sicher seyn werde, sie verdient zu haben, und werden fortan alle meine Bestrebungen und meine Sorgen dahin gerichtet seyn, sie zu rechtfertigen. Fch bitte Ew. Maijeslät, mit Güte die Betheucrungen der Achtung und aufrichtigen Anhänglichkeit anzu- nehmen, womlt ih bin Ew. Majestät sehr zugethaner und ergebe- ner Diener Dom Augusto.//

Il. „Mein Herr Bruder und Vetter! Das Schreiben, welches mir die Vermählung Ew. Königl. Hoheit mit der Königin von Por- tugal meldet, iff mir durch Meine Tochter zugestellt worden. Jch danke Fhnen für Fhre Ausdrücke, indem Sie Mich den Vater und sehr zärtlichen Vater Fhrer Schwester nennen. Fhre ausgezeichne- ten Eigenschaften und Fhre Seelengröße machen Sie mir und den Bewohnern der beiden Skandinavischen Königreiche theuer.- Die Acclamationen, die Fhnen- in Lissabon geworden und die Fhr edel- sinniges und licbendes Herz zu würdigen gewußt, sind von glückli- cher Vorbedeutung für Fhren künftigen Ruhm, zu dem Beharrlich- keit den Grund legen wird. Fch hege sehr aufrichtige Wünsche, daf derselbe Fahrhunderte hindurch Portugal für die Uebcl entschâ- dige, welche auf dieser, durch ihre großen Thaten so berühmten Nation gelastet haben. Fch wünsche Ew. Königl. Hoheit aufrichtig Glück dazu, Jhr Geschick einer Fürstin angeschlossen zu haben, die eben so sehr durch threpersönlichen Eigenschaften, als durch die Gefahren und Wechselfälle,/ welche ihre Kindheit umgaben, für sich einnimmt. Auch dazu wÜn- sche ich Fhnen Glück, daß Sie durch den allgemeinen Wunsch der Nation und die Zuneigung der Königin, Fhrer Gemahlin, berufen worden, zum Ersaße für die Leiden Portugals mit beizutragen. Aber Sie kennen schon die von Fhrer hohen Stellung unzertrenn- lihen Sorgen, und \o darf ich keinen Augenblick zweifeln, daß Ste schon darauf vorbereitet seyn wekden , die Hindernissét und Schwie- rigkeiten zu übersteigen, welche Sie bei Jhren Entwürfen zur Zu- rúcéführung der Ordnung durch Erhaltung der Ruhe und Heischung des Gehorjams gegen die Geseße, dieser vornehmsten und einzigen Bürgschaft der Rechte und Freiheiten eines Volkes, finden werden. Fch bin mit ausgezeichneter Achtung Ew. K. H. guter Bruder und Vetter Karl Fohann.// Am 21. d. beschloß der Adelsstand mit der Mehrheit von drei Stimmen, den Antrag des verstärkten Staatsausschusses seine bekannte Abstimmung in der Anleihefrage für ungültig zu erklären, ad acta zu legen, weil die Stände nicht erst für ungültig zu erklären brauchten, was schon das Geseß dafür er- kläre, und es dem Ausschusse zugekommen wäre, selbst zuzusehen, daß seine Abstimmungen nicht in ungeseßlicher Ordnung vorge- nommen würden. Vermuthlich wird aber doch die Abstim- mung des Ausschusses aufs neue zur Sprache kommen, denn der Bauernstand hat die bekannte Einladung des Adelsstandes vor- gestern mit 52 gegen 21 Stimmen verworfen.

Die Statstidning enthält einen langen, ihr eingesandten Aufsaß zur Berichtigung der falschen Ansicht, daß die Schwedi- schen Staatsräthe Minister seyen.

Deutschland.

Karlsruhe, 24. April. Folgendes sind einige Stellen aus dem Vortrage des Abgeordneten Duttlinger zur Begründung seines (bereits erwähnten) Antrages auf Aufhebung der Ge- \chlechts - Beistandschaft :

¿Dié Nachtheile der Ansialt, deren Aufhebung ich begehre, sind in neuerer Zeit so allgemein anerkannt worden, daß jeßt, nachdem auch Württemberg die Geschlechts - Vormundschaft aufgehoben hat, Baden bald das einzige Land ist, wo sie noch fortbesteht, wo das Geseß noch fortfährt, das andere Geschlecht zur ewigen Unmündig- keit zu verdammen. Mein Vorschlag bezweckt, demselben die vol- kommene bürgerliche Rechtsfähigkeit zurückzugeben, die Geschlechts- Vormundschaft gänzlich aufzuheben, weil es an allem zurcichenden Grunde dafür fehlt, weil die Anstalt in keiner Beziehung das Min- desie núßt, nicht nur ihren Zweck verfehlt, sondern Überdies als die Quelle vielfacher Ne und Beschwerlichkeiten angeleven wer- den muß, welche nicht nur das unterdrückte Weib, sondern äuch seine Unterdrúcker selbs treffen. Wenige Augenblicke, meine Herren, werden genügen, Fhnen diese Wahrheiten darzulegen. Wo find zuvdrderst die Gründe, die es rechtfertigen oder gar nothwen- dig machen, baß wir das andere Geschlecht als rechtsunfähig behan- dein, wie Unmündige, wie Blbdsinnige, wie Mundtodte, Verschwen- der, zu einer lebenslänglichen Bevogtung zu verstoßen? Wenn die Geseßgebung gewissen Personen oder gewissen Klassen von Personen die eigene Verwaltung ihres Vermögens entzieht, oder die Gültig- keit jener Handlukigen, wodurch sie sich Anderen verbindlich machen, von der Mitwirkung oder Zustimmung eines Vormunds abhängig macht , so geschieht es aus keinem anderen Grunde, als well diesen

Personen die zur eigenen, dem eigenen Bedürfnisse und dem Fn-

teresse der Gesammtheit angemessenen Verwaltung erforderlichen geisitgen und physischen oder sittlichen Kräfte mängeln, aus keinem

| anderen Grunde, als weil ihr eipenthämiicer Zustand es nbth#g

macht, daß sie’ der Staat selbst unter seine nähere Obhut

-

nimmt, indem ex durch die Ansialt der Bevormundung dq für sorgt, daß ihr Vermögen nicht das Opfer cigener Mißgriffe, oder die Beute fremder Nachst-llungen werde. Daher das Institut der Vormundschaft Über Minderjährige, daher das Junstitut dex Fslegschaft über entmündigte Verschwender, Blbdsinnige oder Wahn- innige. Wo finden sih Gründe, meine Herren, die Angehörigen des anderen Geschlechts in unserem Vaterlande diesen Klassen von Personen beizugesellen? Gleichwohl aber belasten sie die Zusäße unz \erer Landes - Geseße durch die Einrichtung der Geschlechts - Bej- standschaft noch immer mit dieser Schmach , indem alle unverheira=

| z i nter âälterlicher Ge N ; theten Frauens- Personen, welche nicht unter älterlicher Gewalt oder i shrem Vorhaben erkundigen lassen.

] miralschiffs hat angezeigt, daß die sämmtlichen Schiffe schon mor-

Vormundschaft stehen, eines ständigen Beistandes, und die verhej- ratheten Frauen eines zeitlichen, oder, nah dem Ausdruck des Gesez- zes, eines Jnterims-Beistandés fúr alle die Fälle bedúrfen, wo der Ehemann sie nah dem Gesehe nicht ermächtigen darf, oder wo ex sie nicht ermächtigen kann, oder nicht ermächtigen will.//

In der heutigen neunten Sißung der zweiten Kammer legte det Abg. Duttlinger eine Bittschrift des als Schriftsteller in seinem Fache bekannten Amts-Revisors Sonntag aus Gernsbach vor, um Verbesserung des Rechnungswesens. Der Hr. Abge- ordnete empfahl dieselbe als eine einfache und klare Auseinan- dersebung der vielfachen Gebrechen dieses Faches, welche Berüc- sichtigung verdiene. Hierauf verlas der Abg. Sander den Kommissions-Bericht über die Motion des Abgeordneten Trefurt, die Aufhebung des befreiten peinlichen Gerichtsstandes der Mili- tair-Personen betreffend. Jndem der Bericht-Erstatter von vorn herein bemerkte, daß alle Privilegien dem Rechte widerstreben, ging derselbe zu einer ausführlichen Darstellung der Gebrechen und Nachtheile des Jnstitutes über, um dessen Abschaffung es sich handle. : l

Schweiz.

Bern, 23. April. (Schwäb. Merk.) Jm Kanton Freiburg haben die beiden Großräthe, Maillardoz und Sa: F vary an den Regierungsrath das Ansuchen. gestellt, den großen | Rath außerordentlich zu versammeln, um bei demselben den An- trag vorzubringen, von dem Vorort Aufklärungen zu verlangen Úber die Zusendung der neuen Beglaubigungs-Schreiben des Hrn. v. Bombelles und die Sendung des Kanzlers Am- rhyn nah Zürich. Wenn auch vorauszusehen war, daß der Re gierungsrath nicht darauf eingehen würde, so hat jener Schritt doch bei unserem Vorort den unangenehmsten Eindrucê gemacht, F Der Antrag hat Aehnlichkeit mit dem frühern der 30 Mitgliede F im großen Rath von Bern. Maillardoz und Savary gehören F nicht zu den einflußreichsten Großräthen Freiburgs, sonst hätte ihr Schritt eincn dem Vorort ungünstigen Erfolg haben und leicht ähnliche in andern Kantonen hervorrufen ködôn- nen, Dennoch befürchtet der Vorort, es möchten von einzelnen Ständen Reclamationen einlaufen um Mit theilungen über die Amrhynsche Sendung, da man über dieselbe F eigentlih noch in gänzlicher Ungewißheit ist. Die Schweizer Zeitungen widersprechen sich darüber, und man glaubt, die neu Wendung, welche das Verhältniß zu Oesterreich genommen hat, für wichtig genug halten zu müssen, um von dem Vorort etwas Offizielles darüber zu erfahren. Dieser möchte gern abwarten, wie die Antwort avf das Notifications Schreiben von dem Tode des Kaisers Franz, welches sehr ergeben lauten soll, in Wien auf: Ee wird. Viele sind jedoch der Meinung, daß ihm keine

essere Aufnahme werden wird, als dem früheren Memorandum, Drei bekannte Professoren unserer Hochschule wurden neulich F vor das Ae geladen, um einen Verweis we- gen ihrer Stellung zu den Studenten zu erhalten, wollten den- |

selben aber nicht annehmen. N

Spanien.

Madrid, 15. April. Die heutige Gaceta enthält nun- mehr das Schreiben, mittelst dessen der General Mina dem A seine Entlassung eingesandt hat. Dasselbe lau: F tet also:

¡Excellenz! Als Fhre Majestät die Königin-Regentin mich in vorigen September mit dem Kommando der Armee zu beehren ge ruhte, da befand ih mich zur Wiederherstellung meiner Gesundheit F zu Cambo, und obgleich meine iunige Dankbarkeit für cin so hoh Vertrauen und mein lebhafter Wunsch, zur Vertheidigung des legi: F timen Thrones beitragen zu können, mich antrieben, dies Amt zus Übernehmen, so nöthigte mih doch meine Delikatesse, die Herren Minister nicht nur vertraulih und von Amtswegen , sondern auh durch ein in gehöriger Form von meinen beiden Aerzten und noch dri anderen Sachverständigen ausgestelltes Certifikat von dem geschw ächten Zustande meiner Gesundheit in Kenntniß zu seßen. Die schmeichelhafte! Antworten, welche ich hierauf empfing, und die Bitren meint Freunde suchten mich zu Überreden , da ih durch Ucbhernahme d Kommandos meinem Vaterlande einen wesentlichen Dienst leistet würde,„wenn ih auch nur von hier aus die Operationen leitete, und so entschloß ih mich endlich, eine Verantwortlichkeit zu überneh: men, von der es wahrlich nur wenige Beispiele giebt, nämlich be Éörperlichem Unwohlseyn das Kommando einer geschwächten Arme zu Übernehmen, und zwar nachdem ich eben aus eilfiähriger Vet- bannung. in mein Vaterland zurückgekehrt war. Die Gegenwart cines Generals an der Spiße seiner Truppen erhält die Subordih( | tion und die Disciplin unter ihnen, flôßt ihnen Vertrauen ein und bereitet den Sieg vor. Es is daher für mich cine unerträgliché Qual, nicht jeden Augenblick an den Mühseligkeiten und Gefahret meiner Kameraden Theil nehmen zu können und zu sehen, daß die Gelegenheiten, den Waffen Fhrer Majestät neuen Ruhm zu et werben, und die Pacificirung dieser Provinzen zu befdrdern, unge nügt vorübergehen. Seit dem Anfange des November, wo ich dat Kommando Úbernahm, habe ih fünf oder sechs Mal den hiesiget Ort verlassen, sobald ih glaubte, daß dic Art der Operationen erfordern und der Zustand meiner Gesundheit es zu erlauben schien F aber icedes Mal warfen mich die Anstrengungen von neuem nieder und vermehrten meine Leiden in solchem Grade, daß ich fast die Hoff nung aufgab, für jeßt eine große Operation verfolgen zu könnet die entscheidende Resultare herbeiführen würde. Ohne jemals del wahren Zustand meiner Gesundheit zu verbergen, habe icch/ während der Mangel an Truppen meine Lage höchst schwierig und gewagt machte, mich doch enthalten, davon zu sprechen, weil dies Penn ttgtels hâtte erzeugen können. Aber ießt, wo die Versidt- kungen theils angekommen sind, theils von Ew. Excellenz vorher tet werden, und der Augenblick A ist, um glänzendere Lot- beern zu sammeln und die Operationen thätiger und ausgedehnte zu betreiben, wüxde ich meine Pflicht gegen mein Vaterland, meint} Königin und mich selbst zu verleßen glauben, wenn ich nicht gat offen Ew. Excellenz sagte, daß es jebt eines Generals bedarf, det beständig an der Spiße der Truppen und nicht nur fähig ift, den R sultaten am Tage des Kampfes zu entsprechen, und den allgemeinen {ol vorbereiteten Operations-Plan zu verfolgen, sondern diesen auch, unte! seiner Verantwortlichkeit, zu verändern, nachdem es die Umständt erfordern. Fndem ih Ew. Excellenz bitte, Fhre Majestät die Kd-

I Se L von dieser Erklärung zu benachrichtigen, hoffe id gy a

Sie dieselbe als ein Zeugniß meiner offfenen und loyalen G sinnungen und meines brennenden Eifers für die Sicherheit de Thrones threr erhabenen Tochter, für den Ruhm ihrer Waffen und f

fúr schnelle Pacificirung dieser unglücklihen Provinzen darstelle F .

Gott erhalte Ew. Excellenz viele Fahre! Pampelot |

werden. Francisco Espoz y Mina.‘

den 8. April 1835. : / D J

z fi i;

| {dfe in Vercindung zu bringen.

Ÿ Und also ein wahrhaft unentbehrliches Werk für die / ßische Kirchengeschichte vorliege. Die merkwürdigsten Urkunden sind

Griechenland.

Athen, 12. März. Gestern lief die Englische Flotte unter dmiral Josias Rowley in den Piräus ein. Man sah sie von der Akropolis, wohin sich Viele begeben hatten, um ihre Bewe- ung zu beobachten. Sie besteht aus zwölf Segeln und hat wohl nur den Hafen gesucht, um den Stürmen dieser Jahres-

welche das Verweilen in den Gewässern von Tenedos ge-

t Khrlich machen, auszuweichen. Die Regierung hat sich nach Ein Parlamentair des Ad-

gen den Piräus wieder verlassen würden, um in dem größern Hafen der nahen Jnsel Salamis zu ankern.

Während sih im höhern Griechenland die Unterthanen des Sultans empôren und Constitutionen verlangen , haben wir auf Negropont eingeborne Griechen das Türkische Joh der milden Herrschaft Otto’s vorzichen A Mehr denn zweitausend Acker- bauer, die nackt und bloß gekommen waren, sih auf Kosten der Regierung ansiedeln wollten, aber einstweilen, wegen Mangel an Fonds, vertrôstet wurden, sind nach und nach aufgebrochen, und gen Macedonien gewandert.

F nland.

Am 26sten v. M. wurde zu Vers-

Berlin, 2. Mai.

Ï mold im Regierungs-Bezirk Minden das 50jährige Dienstjubi- Ï láum des F feiert.

Kantors, Schullehrers und Organisten Müller ge- Dem Jubelgreise traten am Morgen dieses Tages seine eigen Schüler mit Kränzen entgegen, und brachten ihm ihre indlichen Wünsche ‘in einem einfachen Gesange dar. Eine De- utation der Gemeindeglieder bezeigte dem Jubilar ihre freudige Theilnahme und führte ihn zu einem Mittagsmahle, wo ihm im Namen der Gemeinde ein silberner Pokal sammt einem Festgedichte überreicht, auch zu seiner größten Freude ein Glükwünschungs- Schreiben des Wirklichen Geheimen Raths und Ober-Präsiden- ten Herrn von Vincke Excellenz verlesen wurde. Die treuen Gesinnungen ‘der Versmolder, die mit inniger Liebe an König und Vaterland hängen, offenbarten sih bei dieser Gelegenheit durch einen, von der Versammlung mit dem größten Jubel aufgenommenen Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Königs.

Die Königliche Akademie der Medizin zu Paris hat auch den Professor bei der hiesigen Universität, Dre. C. H. Schul6,

zu ihrem korrespondirenden Mitgliede erwählt.

Der Marschall Maison traf am 26sten v. M. Abends, von St. Petersburg kommend, in- Achen ein, und seßte am fol-

‘genden Morgen die Reise nach Paris fort. An demselben Tage

kamen Jhre Durchlauchten die Fürsten von Trautmansdorff und von Liechtenstein auf ihrer Rückreise von London nach Wien

Ï durch Achen.

Als naturhistorishe Merkwürdigkeit führen wir an, daß am 31. Márz d. J. in der Gegend des Dorfes Mis droi (Jn- sel Wollin) eine Steinbutte gefangen worden ist , welche die au- gerordentliche Größe: von 26 Zoll Länge und 18 Zoll Breite maß. Der geöffnete Rachen des Thieres stand 4 Zoll weit auseinander.

Literarische Nachrichten.

Der Dom zu Königsberg in Pr. Eine kirchen- und kunst- geschichtliche Schilderung, mit 8 die Domkirche darstellenden lithographischen Abbildungen in gr. Fol. Erste Abtheilung 262 Bogen in gr. 8.): Geschichte der Domkirche zu Kd- nigsberg und des Bisthums Samland, von August Ru- dolph Gebser, Königl. Superintendenten, erstem Dom- prediger, Doktor und ordentl. Professor der Theologie 1c. Zweite Abtheilung (24 Bogen in gr. 8.): Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunst- werke, von Dr. Ernst August Hagen, ordentlichem Pro- fessor der Kunstgeschichte 2c.

Dies, Sr. Majestät unserenc Könige zugeeignete und mit Hbchst- desen UntersiÜßung zur Herausgabe gediehene Werk entstand auf

Veranlassung des im Fahre 1833 gefeierten s500jährigen Fubelfestes

Ÿ der Erbauung der Domkirche zu Königsberg in Pr. Zur Erinnerung an

diese Feier ward die Erbauung eines Hauses für die Elementar-Kirch= schule beschlossen , und, um die Mittel hierzu zu vermehren , verei- nigten sich die würdigen Verfasser dieses Werkes zu dessen Heraus= gave. Ein Theil der ersien Abtheilung, die Geschichte der Dom- kirche bis zur vollendeten Erbauung fortführend, nebsi den auf Ko- sten Sr. Majestät des Königs von dem Königl. lithographischen Fn-

Ï stitut in Berlin besorgten Abbildungen, erschien kurz vor der Fudel-

feier im Monat September 1833; demnächst Anfangs dieses Jahres die zweite funstgeschichtliche Abtheilung, und die zu Ostern d. F. fertig gewordene weitere Geschichte der Bischöfe von Samland und der Kathedrale derselben, vollendet nunmehr das ganze werthvolle Werk. Die Erhauung des Doms durch den vierten Bischof von Sam- land, Namens Fohannes 1. Clare, gab die natürliche Veranlassung, nicht nur von der Bildung des Bisthums Samland und den Vor-= n des Erhauers zu handeln, sondern auch die weitern Schick- ale der Domkirche mit den Lebensumständen der nachfolgenden Bi- _ Der letzte katholische Bischof, Georg von Polenz, R Ote die Einführung der Reformation in Preußen, und o knüpfte sich an die Geschichte des Doms auch naturlich eine Darstellung der Reformation im Herzogthum Preußen. __ Kein Theil dex Preußischen Geschichte ist- ip den früheren Histo- rikern so oberflählih, unvollfiändig und voll Frrthümer , als die Geschichte der Bisthümer, namentlich auch die des Bisthums Sam- land. Hartfknoch und Arnold folgen in ihren kirhengeschicht- lichen Werken, neben einigen andern Chroniken, den unzuverlässi- R Nachrichten Simon Grunau’s und dessen Ueberseßers Leo. lemand aber, der mit der Würdigung dieser Chroniker nur cini- maßen bekannt is, wird sie für Quellen der Preußischen Ge- ichte ausgeben und als solche benußen wollen. Die wahre, und lange noch nicht erschdpfte Quelle für die Geschichte des Deutschen Ordens und des Landes Preußen ist das geheime Archiv; auch zur Geschichte der Bisthümer bewahrt dasselbe sehr reiche Materialien. Sdo weit Voigt's vortreffliches und erschdpfendes Werk reicht (bis 1407), ist darin allerdings auch diesem Gegenstande die ndthige Aufmerksamkeit gewidmet, und umsichtig haben die würdigen Ver- fasser die gediegenen Vorarbeiten in dieser Hinsicht, neben ihren ci- genen ergänzenden Forschungen, benußt und dankbar gewürdigt. Von den ersien Jahren des funfzehnten Jahrhunderts ab verließ ste aber diese Quelle, und für den ganzen folgenden Zeitraum, bis auf die Reformation, mußte die Geschichte des Bisthums Samland zum ersten Male aus den Quellen, das is aus den Urkunden des geheimen Archivs, erforsht und abgehandelt werden. Der Herr Herausgeber der ersten, geshichtlichen Abthet-

lung rühmt gütig (Vorrede S. VII.) ‘die Bereitwilligkeit, mit

welcher der Direktor des geheimen Archivs, Herr Professor 2c. Dr. vigt, und der Unterschriebene seine Forswunnn durch ur- kundlihe Mittheilungen unterstüßt haben. Als vieljähriger Beamter, also auch Kenner des Archivs, glaubt der Unter- shriebene, das Urtheil sich erlauben zu dürfen, daß nun zum ersten Male eine vollständige und urkundliche Geschichte des vorzüglich merkwürdigen und interessanten Bisthums Vie U reu=-

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Überall guf das getreuestecopirt, theils vellständlg, theils in den zweckdien- lichsten Auszügen , unter den Text der Beschreibung aufgenommen; Briefschaften, Copiarien, Registranten des Archivs, sind überall nach Fach (Schieblade), Nummer, Seitenzahl 2c. angeführt, damit künf- tigen Forschern jederzeit die Quellen zu Gebote stehen können. Von achtzehn Bishbfen von Samland bis auf die Zeiten der Reformation hat der angestrengte Fleiß und Eifer des Herrn Ver- fassers die merkwürdigsten Lebens - Umstände erforscht, ihre Theil- nahme an den dffentlichen Angelegenheiten des Ordens und die kirchlichen Verhältnisse ihres Bisthums geschildert, die Chronologie genau bestimmt, die Frrthumer seiner Vorgänger beleuchtet und be- richtigt. Simon Grunau und Leo sind, wie billig, nur angeführt, insofern sie mit andern gleichzeitigen Nachrichten und zuverlässigern Chronikern übereinstimmen; sonst sind ihre Ueberlieferungen nur be- nußt, um sie zu widerlegen und ihre Falshheit darzustellen. Hart- O Arnold erscheinen nun in dieser Beziehung, wenigstens für die Ordenszeit, ohne historischen Wertb.

Aus Urkunden des Archivs und Voigt's Geschichte ist das Leben der dreiersten Samländischen Bischöfe vor Johannes 1.: Heinvich's 1. von Strittberg, von 1255 bis um 1274, Christian’s von Mühlhausen, von 1276 bis 1294, und Siegfried’'s von Rein- stein, von 1295 bis gegen 1318, entwickelt und beschrieben. Die Verdienste des ehrwürdigen. Bischofs und Stifters des Doms, Johannes I. Clare, von 1320 bis 1344, sind umständlich, und mit vielen Urkunden belegt, geschildert; unerläßlich war es hierbei auch, des edlen Hochmeifiers, Herzogs Luther von Braun- \chweig, der den Bischof durch reiche Spenden zur Erbauung des Doms unterstüßte, der im Dome selbst starb und fein Begräbniß darin erhielt, ehrenvolles Andenken dankbar zu erneuern.

Was Johannes des Ersten Nachfolger, Facobus, von 1345 bis 1358, Bartholomäus, von 1359 bis 1378, für die Erweite- rung des kirchlichen Lebens und für die Da der Landbewohner, Dieterich 1. Tylo, von 1379 bis 1386, für die Verbesserung des Schulwesens in Königsberg, thaten, ist verdientermaßen rúhmend erwähnt. Von Heinrich ll. Kubal,. von 1387 bis 1395, Hein- rich Il. von Seefeld, von 1395 bis 1414, dessen Leben und Re- gierung in die Zeit der unglúcklichen Tannenberger Schlacht fiel, ind die merkwürdigsien Lebens - Umstände ausgehoben und geschil- dert. Die bisherige Reihe höchst würdiger und verdienter Bischdfe unterbricht nunmehr Heinrich I. von Schauenburg, von 1415 bis 1416, nicht erfreulich. Er brachte das Bisthum in große Schul- den, starb aber shon nach einem Fahre. Fohannes 11. von Sal- feld ward sein wiederum würdigerer Nachfolger, von 1417 bis 1425, Diesem folgte Michael Junge, von 1425 bis 1441. Noch reichhaltiger als früher fließen von hier ab die Quellen des gehei= men Archivs für die Geschichte. des Bisthums Samland, und mit Umsicht hat der würdige Herr Verfasser das Erheblichste für seinen Zweck benußt. Michael's Nachfolger, Nicolaus von Schdneck, von 1442 bis 1470 erlehte und Überlehte wäh- rend seiner sicbenundzwanzigiährigen Amtsführung die unglück- liche Zeit des dreizehniährigen Krieges. Seine friedlichen und verträglichen Verhältnisse mit dem Hochmeister Ludwig von Erlichshausen, seine von Rom ausgehende unverdiente Anschul- digung, den Bund der Preußischen Städte und Ritterschaft gegett den Orden begünstiget zu haben, die deshalb erlittenen Unannehm- lichkeiten 2c. sind nach den darüber vorhandenen Urkunden und Brief- schaften dargestellt.

Auf ihn folgte Dieterich Il. Cuba, von 1470 bis 1474, dessen unglücklichen Verhältnisse zu dem Hochmeister Heinrih von Richten=- berg seinen grausamen FZungertod im Kerker zu Tapiau zur Folge hatten. Nur aus unzuverlässigen Chroniken war bisher sein traurt=- ges Schicksal“ bekannt und daher in einc trúbe Dunkelheit gehüllt. Sichere Umstände seines Lebens und Todes sind nunmehr aus den Quellen, nämlich den Urkunden des geheimen Archivs, an das Licht gezogen, in historischer Wahrheit ift fin Prozeß geschildert und er- wiesen, daß sein gewältsamer Tod von dem Hochmeister durch das Vorgeben, Dieterich sey eines pldhlichen natürlichen Todes an der Pest gestorben, ungeglaubt von den Zeitgenossen, beschdniget wurde.

Auch für das Leben der nächsten Bischbfe, Johannes Ill. Rehwinkel, von 1474 bis 1497, Nikolaus Ill. Kreuder, von 1497 bis 1503, Paul von Wath von 1503 bis 1505, und Günther von Búnau, von 1505 bis 1518, hat das geheime Archiv so wich= tige, als sorgsam benußte Materialien geliefert, wodurch die bis- herige verworrene Chronologie dieser Bischdfe und andere Frrthü- mer berichtiget sind. Zunehmendes Sittenverderbniß der Mitglie- der des Ordens sowohl, als der Geisilichkeit fübrten jenen seinem Untergange, diese der Reformation entgegen. Mit dem Fahre 1519 begann der Bischof Georg von L bß, der Held der Reforma- tion in Preußen, von Luther selbs geschäßt und geehrt, seine segensreiche Wirksamkeit. Zwei frühere Lebensbeschreibungen des merkwürdigen Mannes, von Dr. Böckel und Kons. Rath und Prof. Pr. Rhesa, erhalten hier aus den Quellen des geheimen Archivs vielfache Er- ganzungen und zum Theil Berichtigungen. Seine freundschaft- ichen Verhältnisse zu dem Hochmeister, Markgrafen Albrecht, die Aemter, welche er, vor dem Bischöflichen, im Orden bekleidete, die

äufigen Reisen und wichtigen Geschäfte, welche ihn als Gesandten n des Ordens Angelegenheiten an die Hbfe anderer Fürsten führten, seine Erhebung zur Bischbflichen Würde nah Günther von Bünau's Ableben, seine Thätigkeit in dem bald darnach ausbrechenden Kriege des Ordens gegen Polen in den Fahren 1520 und 1521, seine Wirk- samkeit als Regent des Landes während der Abwesenheit des Hoch= meisters von 1522 bîs 1524, insbesondere zur Begünstigung der Re- formation; alle diese Umstände, verbunden mit einer möbglichst voll- ständigen Darstellung der Einführung der Reformation im-Herzog- thum Preußen, sind von dem Herrn Verfasser theils gänz neu zum ersten Male beschrieben, theils aus hon gedruckten Sammlungen e Preußischen Geschichte, mit Geist und Gefühl zu einem erhe- enden Bilde zusammengestellt. Auch für das weitere Leben Georgs von Polent, als ersten evangelischen Bischofs, Über seine Thätigkeit in diesem veränderten Wirkungskreise - Úber die neuen kirchlichen Einrichtungen damaliger Zeit, Über die Gunst, in welcher er bis an scin Lebensende (1550) bet dem Herzoge Albrecht fiand, sind viele neue Mou de Umstände beigebracht.

An ibn {ließen sich nunmehr kürzer behandelte Nachrichten von den Pfarrherren bei der Domkirche nach den Zeiten der Refor- mation, von Fohann Brismann, Facob Müller oder Möller, Peter Hegemon 2c.,- bis auf den Herrn Verfasser des Werkes an, wobet auch Gelegenheit gewesen ist, des noch im sehzehnten und siebenzehnten Jahrhundert stattgefundenen theologischen Gezänkes, der Streitig- keiten Mdrlin’'s, Ostander’s, Morgenstern's, Heshusius 2c., genügend zu erwähnen. Sodann folgt die Reihe der Diakonen bet der Domkirche bis auf die jeßige Zeit.

Den Beschluß macht die neuere Geschichte der Domkirche, nämlich die Darstellung dessen, was unser ehrwürdiger und gelkebter König für die Fnstandseßung und Ausschmückung des Doms mit E Huld und Liberalität gethan hat, und bis auf die neueste

eit mit fronimem Sinne zu thun niht müde geworden; die Be- schreibung des oben gedachten fünfhundertiährigen Fubiläums der Domkirche; eine Nachricht von der Gründung der Domkirchschule, und endlich noch eine kurze Nachricht von dexr Anwesenheit Seiner Majestät des Königs, der Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses in der Domkirche im Sommer des Fahres 1834.

Diese flúchtige Sklzze der überaus reichhaltigen ersien ge- shichtlichen Abtheilung wird genügen, um den großen und bleibenden Werth derselbe zu bezeichnen. Schreibart und Ausdruck sind dem religibsen Ge entstande und der Darstellung eines geist= lichen Lebens immer würdig gehalten, und der, der Geburt nach uns nicht angehbdrende Herr Verfasser hat nicht nur die Geschichte seines neuen Heimathlandes mit unverkennbaxer Liebe behandelt, sondern es auch tief empfunden und lebhaft ausgedrückt, welche Wohlthaten insbesondere sein geliebtes Gotteshaus und die ihm theure Domgemeinde der lgndesväterlichen Huld Frtedrich Wil- helms des Dritten zu verdanken hat. i

Der Herr Verfasser der zweiten, kunstgeschichtlichen

Abtheilung, für welche die Quellen des geheimen Archivs weit sparsamer flossen, mit desto größerer Anftrengung also aufgesucht- mit Geschick und glückliher Combination zusammengestellt sind, und Überhaupt mit Tegen Hülfsmitteln Viel geleistet ist, liefert juens allgemeine Nachrichten über die Kunst des Deutschen Ordens n Preußen , vornehmlich Über den ältesten Kirhenbau im Sam- lande, handelt sodann von den drei Samländishen Dombauen im Allgemeinen, und geht hierauf zur Beschreibung der Domkirche im Kneiphof und ihrex vornehmsten Kunstwerke über. Jhre Architektur, Malerei, Bildueret sind auf das genaueste erforscht und beschrieben; vor Allem ist guf das früher wenig beachtete Denkmal des Markgrafen Albrecht an der Ost- seite der Fürstengruft und dessen hohen Kunsiwerth aufmerk- sam gemacht. Fnsoweit es zu - ermitteln 4evesen, ift zugleich auf die Künsiler, welche die bemerkenswerthesten Denkmale verfer= tiget, Bezug genommen. ternächst folgt eine Beschreibung der Grabgewölbe, Grabmäler, Leichensteine und Särge, mit Angabe der Inschriften; und die von mehreren der leßtern in Lateinischer Sprache von dem Herrn Verfasser gelieferten metrischen Uebertras- gungen in die Deutsche Sprache tverden gewiß die Leser , darunter auch hoffentlih Frauen und Fungfrauen, als eine überaus anspre- chende Gabe seines Dichtertalents erfreuen. : __ Auch noch verschiedene andere Gegenstände der Domkirche, als: die Glocken, Altac, Taufe, Kanzel, Orgel, Chöre, Stühle, Biblio= theken Kirchengeräthe u. \. w. sind nicht vergessen, und so stehet denn auch in dieser Beziehung ein vollendetes Bild des ganzen er= habenen Domgebäudes da; durch acht lithographirte Abbildungen versinnlicht, worunter besonders die Fnnere Ansicht des Doms und der Fürstengruft, nah dem Gemälde, welches Seine Ma- jestät der König durch den Professor und Direktor der Kunstschule in Danzig, Herrn F. C. Schulß, anfertigen zu lassen geruhet, sch auszeichnet, und eine andere von dem obenerwähnten kunsivollen Denkmale des Markgrafen Albrecht ein getreucs Bild giebt. Je mehr nun dieses Werk die verdiente Anerkennung finden, und durch dessen weite Verbreitung für den wohlthätigen Zweck, zu welchem die Herausgabe unternommen und der Ertrag bestimmt i, gewonnen werden wird, um desto mehr werden die verdienten Herren Verfasser sich für die große Anstrengung , mit welcher ste der Bearbeitung desselben sich unterzogen haben, belohnt fühlen. Druck und Papter E hiesigen Hartungschen Hofbuchdruckerei) sind vortrefflich, die lithographishen Abbildungen (auf großem Royal-Folio) einer Königlichen Anstalt würdig; der Preis (das voll- ständige Werk mit den Abbilduvgen kofiet 5 Rthlr. 20 Sgr., der bloße 0 502 Bogen, ohne Abbildungen, 2 Rthlr. 15 Sgr.) übers

aus mäßig. | Königsberg in Preußen. R. Faber, Geheimer Archivar.

Meteorologische Beobachtung.

1835. | Morgens Nachmitt. | Abends | Rach einmaliger 1. Matî. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck . (333/65 "par./332, 4 9 ‘’’Par.|332, 6 s ‘Pat [Quellwärme 6,9 ® R. Luftwärme|-+ 8/9 ® R.|4+- 16/4 °R.|+ 8,8 °R. Flufiwärme 9,1 ® R Thaupunkt|4- 4,9 ° R.|4 2,0 °R.|4- 4,1 R Luwerme ; Dunfisdttg| 72 yCt. 32 pCt. 68 pCt. [Bodenwärme 8/6 ® R. Vind _| SSO. | SSO. | SO. sbdns, 0,05 « Rh Wolkenzu | SSO. | Niederschlag 0, 0 o 2 Rh»

Tagesmittel : 332,9 s/‘/ Par... 11,49 M... 3,19 R... 57pCt.

Berliner Börse. Den 2. Mai 1835. Amt1I. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.)

T Zf. |\BriefsGeld. ; | Zf |Briefl@eld.

St.-Schuld-Sch. | 4 10177/10075 Ostpr. Pfandbr. | 4 [102 Pr. Engl. Obl. 30.| 4 | 997 j 987 [Pomm. do. A [107 [1065 Präm.Sch.d,Seeh.| ! 652 | 654 fKur- u. Neum. do.| 4 | 1025 Kurm. Obl. m.1.C.| 4 [101 f[Schlesische do.| 4 | [1064 Neum.Int.Sch.do.| 4 [1007 | JRkst.C.u.Z.-Sch. Berl. Stadt-Obl. 4 [101 d K- uN |— 7933| Königsb. do. 4 | | 985

Elbing. do. 4x | 995 | [Gold al marco - 1216 1215 Danz. do. in Th.| | 391 Neue Buk. ... 182 | Westpr. Pfandbr.| 4 |1021 Friedrichsd’or . . 132 | 137

Grosshz. Pos. do.| 4 _— Disconto 3 X | Preufss. C: 5 Wechsel-Cours,.”“ rf E eda : Brief. | Geld.

AniaterdaÑ . h a orze 250 F. 1427 2 Mt. 1412 Kurz 1515 300 Mk. [2 Mt. 1514 1 LSt. |3 Mt. 6 253 2 Mit, 8071 2 Mt. 1041 2 Mt. 1032 2 Mt. 8 Tage 1031 2 Mit. 103 3 Woch. Kurz —-

1012 1025

Augsburg

Riga q

Leipzig

Frankfurt a. M. WZ. ... Petersburg

Warschau

Auswärtige Börsen, Amsterdam, 27, April. Niederl. wirkl. Schuld 56174. 58 do. 1024. Ausg. Schuid 1, Kanz-Bill. 267%. 448 Amort. 957. 342 80. Russ. 994. Oesterr, 9915. „Prouss, Präm, - Scheine 115Z. do. #8 Anl. —. Span. 58 301. 35 31x. St. Petersburg, 25. April, Lond. 1055. Hamburg 97. Silber - Rub. 357Z. (1831 u. 32) 994.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 3. Mai. Jm Opernhause: Auf Befehl: Ro- bert der Teufel, Oper in 5 Abth., mit Ballets. Musik von J. Meyerbeer.

Im Schauspielhause: Des Goldschmieds Töchterlein, Alt- deutsches Sitten-Gemälde in 2 Abth., von C. Blum. Hierauf: Die Novize, Lustspiel in 1 Aft, von C. Blum. (Dlle. Helene Mügge, Schúlerin der Mad. Crelinger: Therese.) Und: Zum er- stenmale: Die Verrätherin, Original -Lusktspiel in 1 Akt, von F. v. Holbein.

Montag, 4. Mai. Jm Schauspielhause: Die unglückliche Ehe aus Delikatesse, Lustspiel in 4 Abth., von Schröder. (Hr. Seydelmann: den Grafen Klingsberg, als Gastrolle.)

Dienstag, 5. Mai. Jm Opernhause: Figaro's Hochzeit, Oper in 2 Abtÿ., mit Tanz. Musik von Mozart. (Dlle. Ste- phan, die Gräfin, als Gastrolle.)

Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.

| Königstädtisches Theater. Sonntag, 3. Mai. Der Glôckner von Notre- Dame, ro- mantisches Drama in 6 Tableaux, von Charlotte Birch-Pfeiffer. ontag, 4. Mai. Lestocq, oder: Intrigue und Liebe, Oper in 4 Akten. Musik von Auber. Fär die Deutsche Bühne bear- beitet vom Freiherrn von Lichtenstein.

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