méhr vorsehen vor einer Taktik, deren wiederholter günstiger Er- folg endlich selb bessere Truppen als die ihrigen demoralisiren, und zum Theil aufreiben werden. Wir haben über die Vorfälle vom 22sten bis zum 2sten noch keine anderen Nachrichten , als die Karlistischen Bülletins und Korrespondenzen; aber das fort- dauernde Stillschweigen der ‘Christinos über diese Kämpfe läßt uns fürchten, daß die Sache sich bestätige, mit Abrechnung der in die Augen fallenden Uebertreibung, die aus folgendem, dem Morning- Herald êntléhnten Berichte spricht:
„Janci, 6. April 6 Uhr Morgens.
Das erste Auftreten des Valdez ist unglcklih abgelaufen. Er ist gezwungen worden, sich vor den Truppen Zumalacarreguy's zurückzuziehen: Jch habe nur so viel Zeit, Jhnen folgende amt- liche Nachrichten mitzutheilen. Den 209sten Abends war Valdez mit 12,000 Mann bei Contrasta und dessen Umgebungen gela- gert. Zumalacarreguy hatte drei Compagnieen zu Larroana, un- gefähr drei Meilen von Contrasta, und fünf Bataillone zu Ar- ranarache, Eulate und San Martin — Dörfern in den obern Amescoas — ausgestellt. Den 21sten begab sich Valdez auf den Marsch nach Anescoa und gelangte bis nah San Martin; al- lein, angegriffen von Zumalacarreguy, ward er gendthigt, sich nach Eulate unò Arranarache, guf der Straße der Sierra de Ur- basa, zuräfzuziehen. Den 2isten Abends hielt sich Valdez in keinem dieser beiden Dôrfer länger sicher; er bivouakirte in der Sierra de Urbasa, nachdem er vorher § Schäferhütten hatte abbrennen lassen. Den Tag darauf, am 22sten Morgens, griffen die Kar- listen, welche die Nachr die Amescoas passirt hatten, zen Vor- trab des Feindes an, und nach einem langen Gemegztel, welches den ganzen Tag bis 5 Uhr währte, mußte sih Valdez in Un- ordnung zurückziehen, indem er die Reste seiner Truppen auf Estella dirigirte. Zumalacarreguy schnitt ihm jedoch den Rück- zug ab und nöthigte ihn, zur Linken der Hdhen von Eraul sei- nen Weg zu nehmen und in Abarzuza eine Zuflucht zu suchen. Zumalacarreguy, der so die Vereinigung der Truppen des Val- dez mit der Besaßung von Estella vorhergesehen hatte, will jekt seinen Sieg verfolgen. Man hat die Einzelnheiten dieses Vor- falls noch nicht alle erfahren, doch schon is eine große Anzahl von Gefangenen eingebracht worden. — Lord Elliot hat die Vor- posten des Königs am 23sten verlassen und den 2ästen zu Alzazua in der Borunda übernachtet. Se. Herrlichkeit beab- sichtigt sich zuerst in das Hauptquartier von Zumalacarreguy und rauf in das des Valdez zu begeben, dessen Niederlage er er- fahren hat. Se. Herrlichkeit muß über Pampelona nah Ba- ponne zurückkeßren.“/ :
i „Acht Uhr Morgens.
So cbven habe ih einen Augenzeugen der von Valdez am 92sten erlittenen Niederlage geseßen. Der von den Truppen der Königin erlittene Verlust war sehr bedeutend und hat alle Pläne des Öber-Befehlshabers vereitelt.“/
„Vom 27sten. Diesen Augenblick® erhalte ich folgendes amtliche Bulletin: 1 5 ;
Hauptquartier des Föônigs, Onate, 25. April.
Zu meinem größten Vergnügen bin ich im Stande, Jhnen amtiich anzuzeigen, daß unser braver General Zumalacarreguy, an der Spike von nicht mehr als 6 Bataillonen, dem Empdrer Va!dez, der im Besiz von Cordova und Aldama war und 31 Bataillone, welche eine Armee von 14,000 Mann bildeten (?), hei sich hatte, eine vollständige Niederlage beigebracht hat. Der Kampf dauerte 5 und einen halben Tag, vom 21sten bis zum Zsten. Die Ebenen von Abarzuza und Eraul sind mit den Todten des Feindes bedeckt, von denen mehr als 1000 bereits begraben sind. Alle Equipagen, Pferde und eine große Zahl feindlicher Offiziere sind in unsere Hände gefallen; auch haben wir 3000 Gewehre gesammelt. Der Tschako's, die wir aufgele- fen haben, sind’ jo viele, daß ich zweifle, ob ein einziger der nach Estella geflüchteten Christinos eine Kopfbedeckung hatte. Auf seinem (Gaben Rúckzuge warf der Feind Alles weit von sich, was scinen Lauf hemmen konnte. Der Nachtrab, geführt von Cordova, hat das meiste gelitten; wir haben 600 Gefangene ge- macht. Unter den- Todten befinden sich viele hdhere Offiziere.
In Eile. (gez) Cruz Mayor. An die Junta von Navarra.‘
„N. S. Ein zweiter Bericht von einem Augenzeugen \ch{lägt den Verlust des Feindes auf 3000 Mann an. Jch gebe diese Zahl nichr als offiziell. — Valdez ist in Verzweiflung nah Pam- pelona gekommen.“ ' .
Die Sentinelle des Pyrenées vom 2. Mai giebt das- selbe Bulletin mit Ausdrücken des Zweifels über die Wahrheit der einzelnen Angaben.
Großbritanien und Jrland.
London, 8. Mai. Gestern fand in der St. Pauls-Kathe- drale die Jahresfeier der unter der Regierung Karl's 11. gegrün- deten wohlthätigen Stiftung für Sdhne der Geistlichkeit in Ge- genwart des Herzogs von Cumberland und mehrerer Prälaten statt. Abends versammelte man sich zu einem Diner, bei welchem der Lord - Mayor den Vorsiß führte. Jhm zur Rechten saß der Herzog von Cumberland, zur Linken der Erzbischof von Canter- bury. Der Lord-Mayor brachte den Toast auf das Wohl des Herzogs und der übrigen Königlichen Familie aus und erwähnte der großen Segnungen, welche England sowohl in Betreff der Verfassung als in Betreff der Kirche von dem erlauchten Hause Hannover erlangt habe. (Großer Beifall.) Der Herzog von Cumberland dankte und bemerkte, es sey jeßt sechs Jahre her, seit er in Beziehungen zu der wohlthätigen Stiftung getreten, die man heute feicre, und die er, als mit den Jnteressen der herr- schenden Kirche eng zusammenhängend, zu unterstüßen für seine heilige Pflicht halte. (Beifall. ) „„Von einem geliebten und hoch- geehrten Vater in Gefühlen der Achtung und Ehrfurcht für diese Kirche erzogen“/, fügte der Herzog hinzu, „werde ih bis an das Ende meines Lebens stets bereit erfunden werden, ihre Juteressen zu unterstüßen.“ (Beifall. ) Nachdem sodann noch einige andere Toasts ausgebracht worden, erhob sih Sir James Graham, einer der Vorsteher der Stiftung, und sagte: unter Anderem :
/¡¡Riemand kann der reformirten Religion und den damit ver- bundenen Fusiitutionen, worunter auch diese Stiftung gehdrt , auf- richtiger zugethan seyn ,-als ih. Jch habe der herrschenden Kirche sehe viel zu, verdanken, und in der jezigen Krisis isi es an der Zeit, dies anzuerkennen. (Beifall.) Jn den Lehren dieser Kirche wurde ich erzogen; aus ihnen schdofte ih Trost und Erquickung; sie ge- währten mir eine sichere Zuflucht in den Stürmen dieses. Lebens, indem sie die Hoffnung auf ein besseres belebten und ‘aufrecht er- hielten. Wir sind jenen Männern innigen Dank schuldig , die uns în Grundsäßen unterrichteten, welche dazu geeignet waren, der Gesellschaft zu ss unschähbarem Heil zu dienen, und es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, daß unsere Kinder nicht diesex Wohlthat beraubx werden. Man spriht in unserer Zelt von überflüssigen Fond der Kirche. Diese Stiftung ielbst aber is cin Beweis, daß es Defiziié giebt, die man durch ei- nen Aufruf an die allgemeine Wohlthätigkeit zt erseßen suchen muß, ind daß also die Kirche, weit entfernt, überflúf1g! Geldmittel" zu Haben, vielmehr der Unterstüßung bedarf. Fch werde stets bereit
548
eyn, dfentlich sowobl als privatim, diese Ansichteti. ju äußern, und f “O daß ie damit nicht nur Englands Gesinnungen, sondern die der Mehrheit des Vereinigten Königreichs ausspreche. (Beifall. Auf meinem Plaß im Parlament werde lch es üets für meine Pflichr halten, die protestantische Geiftlichkeit dieser Reiche in allen ihren Rechten, Freiheiten und Privilegien zu s{hÜßen./ :
Lord Brougham gab am Mittwoch ‘dem Marquis von Lans- downe, dem Lord Palmerston und Herrn Spring Rice ein Diner.
Die Erhebung des Herrn Charles Grant zum Pair soll von der Regierung deshalb vorgenommen worden seyn, weil man im voraus an der Durchsezung seiner Wahl in der Grafschaft Inverneß verzweifelte, woselbst der Herzog von Gordon, Lord- lieutenant der Grafschaft Aberdeen, der mit Lord Hill und an- deren Militairbeamten in engen Verbindungen steht, der Lord- lieutenant der Grafschaft Jnverneß selbst, Oberst Grant, der General Macdonnell, Lord Macdonald und andere einflußreiche Personen alles Mögliche zu Gunsten des konservativen Kandida- ten, Herrn Macleod, aufboten, Die ministeriellen Blätter for- dern daher auch das Ministerium auf, jene Beamten, die ihm so offenbar entgegenwirkten, von ihren Posten zu entfernen.
Die Lords Russell und Palmerston sollen, wie es heißt, mit zwei Mitgliedern des Unterhauses wegen ihrer Parlamcnts- sige in Unterhandlung stehèn, Leßterer mit einem Rechtsgelehr- ten, dem dafür ein Posten in Ostindien versprochen worden seyn soll. T4
Herr Steuart, einer der Lords des Schakes, ist in Had- dington ohne Opposition wieder gewählt worden. : j
Die Niederlage des Lord John Russell in Devonshire wird von den Organen des jeßigen Ministeriums hauptsächlich der 50Pfund - Klausel zugeschrieben, wodurch viele kleinere Land- Pächter vom Wahl - Nechte ausgeschlossen sind, und dem Um- stande, daß man dem dortigen Landvolke, welches zwar dem Zehnten-Spsteme abhold, aber doch der Anglikanischen Kirche sehr zugethan sey, ängstliche Besorgnisse vor dem Aufkommen des Katholizismus einzufldßen gesucht habe, so wie endlich dem gro- ßen Einfluß des Tory - Adels in jener Grafschaft. Dagegen ma- chen die konservativen Blätter bemerklich, es sey nicht zu über- sehen, daß gerade in der Grafschast Devon auch die angesehensten Häuser der Whig - Partei, namentlich der Vater des Lord John , der Herzog von Bedford, und die Familie Fortescue große Besikungen hätten, und daß die Schatzkammer, so wie die zahlreichen Comité's es gewiß nicht un- terlassen haben würden, zu Gunsten Lord Russell's auf die Wähler einzuwirken, und dennoch sey dieser durchgefallen. Die ministeriellen Zeitungen trösten sich über diese Niederlage un- ter Anderem auch durch die Bemerkung, daß es dem Sir Ro- bert Peel im Jahre 1829, als er seine Meinung umgeändert und sich zu Gunsten der katholischen Emancipation erklärt, bei der Universität Cambridge nicht besser ergangen sey, Und die radika- len Blätter freuen sich sogar fast über das Unglück des Lord Nussell, indem sie hoffen, daß die Verdrängung der gemäßigten Whigs aus dem Unterhause nur der radikalen Partei um desto größeren Aufschwung geben werde. |
L Parker, der siegreiche Gegner Lord Russell's, hielt nach Beendigung der Wahl in Exeter noch auf dem Wahlplakbe eine Anrede an seine nunmehrigen Kommittenten und dankte ih- nen dafür, daß sie dem ganzen Lande eine Lehre gegeben und ih- ren festen Entschluß ausgesprochen hätten, die Constitution und den Protestantismus unverloßt aufrecht zu erhalten; wogegen Lord John Russell, der sich ‘in Folge seines Mißgeschiks unwohl befunden haben soll, sich mit einer. s{riftlichen (gestern im Aus- zuge mitgetheilten) Adresse an diejenigen Wähler, welche ihn un- terstüßt hatten, begnügte.
Derr O’Connell hat erklärt, daß er es, bei der großen Pu- blizität, welche sein Streit mit Lord Alvanley durch die Zeitun- gen erlangt habe, für seine Pflicht halte, den in' der an ihn er- gangenen Herausforderung liegenden Bruch der Privilegien des Unterhauses zum Gegenstande einer Beschwerde in diesem Hause zu machen. j
Die Veranlassung zu dem Briefwechsel zwischen Herrn d’Jsraeli und Herrn Morgan O'Connell schreibt sich von Aeuße- rungen her, deren sich der Vater des Leßteren, Daniel O'Con- nell, am Sonnabend vor acht Tagen in einer Versammlung des neuen Dubliner Wahlrecht-Vereins gegen Ersteren erlaubte. Er sagte nämlich unter Anderem, es sey spaßhafr, daß die Konserva- tiven ihn (O’Connell) gewissermaßen als Wehrwolf aufstellten, aber noch merkwürdiger, daß ein gewisser d'Jsraeli sich erlaubt U gegen ihn loszuziehen; nie sey ihm ein solcher Grad von Niederträchtigkeit und Frehheit vorgekommen , und die Annalen der Schufterei hätten nichts Aehnliches aufzuweisen.
¿Dieser d'Fsracli-/, fuhr er fort, „den ich bis 1832 nur als Novellenschretber gekannt, lockte mir unter dem Vorwande, daß er sich zum Radifalismus bekenne, damals ein Empfehlungsschreiben an die Wäbler von Wycombe ab, fiel aber dennoch durch, da die Wähler ihn besser kannten. Ein Gleiches wider{uhr ihm in Mary- lebone, und nun will ex sein GlÜck als Tory versuchen. Er hat sich ersceht, mich zu Taunton einen Brandstifter und Hochverräther zu schelten, und ich kann darauf nur erwi-dern, daß dieser Renegat cine lebendige Lüge ist, und daß das Britische Reich sich s{änien muß, einen so verworfenen Elenden zu dulden. Diese Sprache ist allerdings hart, aber nur gerecht, und ih bedaure, tm Englischen keine schärfere Bezeichnungen für solches Ungeziefer zu finden. Dem Namen naci is dieser neu bekehrte Konservative jüdischen Ursprungs, womit ich jedoch keinesweges etwas Beleidigendes sagen will, da ich es mir zur wahren Ehre schäße, zu mehreren achtbaren jüdischen Familien in London in freundschaftlicher Beziehung zu stehen, son- dern nur, daß alle Vblkex Hefen enthalten; zu diesem Abschaum nun gehdrt auch d’Jsraeli, der, wenn man scinen Stammbaum ver- folgen wollte, vermuthlich in gerader Linie von dem gottesläster- lichen Missethäter abstammt, der mit Christus zusammen gekreuzigt wurde.‘
A d’Fsraeli ,- über diesen Angriff empört, schrieb nun ei- nen Brief an Herrn Morgan O Connell, worin er von diesem, da er schon einmal als Stellvertreter seines Vaters gegen Lord Alvanley aufgetreten, auch für den ihm zugefügten Schimpf Genugthuung forderte. Dieser erwiederte hierauf unterm öten d., er habe den Lord Alvanley herausgefordert, weil derselbe sei- nen Vater während dessen N absichtlich beleidigt habe ; übrigens aber sey er für die Aeußerungen seines Vaters nicht verantwortlich und müsse nicht allein Herrn d’Jsraeli mit seiner ungebührlichen Herausforderung zurückweisen, sondern auch über- dies seines Schreibens wegen Erklärungen verlangen. Hierauf antwortete Herr d’Jsraeli noch an demselben Tage, er habe keine persdnliche Beleidigung gegen Herrn Morgan O’Connell beabsich- tige. Zugleich richtete er aber ein Schreiben an dessen Vater, Herrn Daniel O'’Connell , worin er sich gegen den Vorwurf der Apostasie rechtfertigt und seinen Gegner eines noch weit hdheren Grades von Wankelmuth beschuldigt.
Was die pdbelhafte Anspielung auf meinen Ursprung anbe- langt,// so schließt er seinen Brief, „#0 Übergehe ich dieselbe mit Verachtung, und was meine Niederlage bei der Wahl zu Wycombe betrifft, so erwledere ih, daß ih den Wählern weder mit Mord und Brand gedroht, noch mit Geld habe um mich werfen kdnnen, da
ih nicht, wie Andere, im Befis einer fur|lichen Einnahme bin
B A ernden Race fanatischer Sklaven abgeschwatt wird. Ge gens zweifle ih nicht daran, nächstens einen Siß im Parlament zy erhalten. Bei Philippi werden wir uns wiedersehen, und dann werd, ich die erste Gelegenheit wahrnehmen, Sie auf eine solche Weise iu züchtigen, daß Sie noch lange die Beleidigungen bereuen solley welche Sie ausgefioßen gegen Benjamin d’Fsraeli. «
Noch am sten ist die Polizei (wie bereits erwähnt) in die, ser Sache eingeschritten. Zwei jüngere Sdhne des Herrn D, niel O’Connell, Maurice und John, wurden in Haft genommey und mußten Bürgschaft dafür stellen, daß fie E des gan zen Jahres Niemanden von Sr. Majestät Unterthanen befehden würden. Gegen Herrn Morgan O'Connell und Herrn d'Fs raeli sind Untersuchungen eingeleitet.
Die Morning-Chronicle behauptet, die Actien dy ¡¡Times‘/ seyen für cine beträchtliche Summe an Personen, dj der Tory-Partei angehörten, verkauft und es sey dabei festgeste worden, daß dieses Blatt gänzlich unter der Kontrolle seine nunmehrigen Eigenthümer stehen solie.
— Ueber den gegenwärtigen Stand der Parteien in Eng land giebt ein in der Allg, Zeitung enthaltenes, mit große
Sachkenntniß abgefaßtes Schreiben aus London nachstehen F
Auskunft: „Troß der von Lord Melbourne im Oberhause gez, benen Erklärung, „„„er stimme gar nicht mit O’'Connell überei und er wisse nichts von einer mit demselben eingegangenen Vy abredung‘‘‘/, weiß Jedermann, was man, ohne gerade Lord M: bourne einer direkten Unwahrheit zu zeihen, von dem Verh nisse des neuen Ministeriums zu dem erklärten Erzfeinde d Herrschaft Englands über Jrland zu denken hat. Lord J Russell’s Resolution wider die Ma G Sage Kirche | das Prinzip, auf welchem das Bündniß der Whigs mit O'Chy neil beruht; diese Resolution ist die Basis, auf der das jetiy
ministerielle Gebäude aufgerichtet ist; die Ausführung dieser E
solution ist die unmittelbare, vielleicht die einzige Bestimmuy desselben.
gehen die jeßigen Minister, die Englischen und Schottischen R,|
dikalen und die O’Connelliten den nämlichen Weg — sobald d,
ses Ziel erreicht ist, trennt sich ihre Straße. Allerdings is 4
in diesem Augenblick nicht mdglich, mit Bestimmtheit zu wis} was O dem Kdnig und Lord Melbourne vorgegangen if, usschließung der Englischen und Schottischen Radikalen u
die 2 der O’Connelliten von dem Kabinet und den hdhern Stellen d Verwaltung scheint aber allerdings dahin zu deuten, daß der F nig zwar seinerseits zu der praktischen Ausführung der Russel schen Resolution seine Stimme gegeben hat, daß aber Lord M4 bourne dem notorischen Wunsche des Königs, demnächst eine Aussih
nung und Vereinigung der Whigs und Tories herbeizuführen, imve|
aus keine unübersteiglichen Hindernisse in den Weg legen wollte. A nächste Frage ist-jeßzt: wird das Oberhaus die Maßregel, welt man im N auf die Russellsche Resolution gründen wir), annehmen ? aß die Majorität des Oberhauses, wenn sie ih rer eigenen Ansicht folgen will, eine jede solche Maßregel vet werfen würde, unterliegt keinem Zweifel, und sicherlich hat Lor Melbourne diesen sehr möglichen Fall bei seiner Unterhandlun mit dem Kdnige vorausgesehen. Eine so zahlreiche Pairs-Creæ tion vorzunehmen, wie wohl bei ähnlichen Gelegenheiten in Frankreich geschehen ist, scheint mir bis jeßt hier noch außt den Gränzen aller Wahrscheinlichkeit zu liegen. Eher mödte ih annchmen , ‘daß der ‘Kdnig seinen persdnlichen Etinflus bi den Mitgliedern des Oberhauses, und namentlich bei di Eng- lischen und Jrländischen Bischöfen, deren Zustimmung ohn wi teres die beifällige Entscheidung der weltlichen Lords in diesen Falle nach sich ziehen würde, geltend zu machen suchen wird, um sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Auch ist es durchau nicht unwahrscheinlich, daß die im Hintergrunde stehende sicht des Königs — und vielleicht Lord Melbourne's — glet nach der legislativen Ausführung der Russellschen Resolutia eine Coalition der gesammten Aristokratie, aller konservativen Ju teressen der Whigs wie der Tories herbeizuführen, wirklich di Majorität des Obêrhauses dahin bringe, durch Nachgiebigki die Aufldsung der Allianz, welche gegenwärtig zwischen da Whigs, den O'Connelliten und den Radikalen faktisch besteh und die durch den Widerstand des Oberhauses natürlich nuf inniger werden müßte, möglichst zu beschleunigen. Ueberdies i die Russellsche Resolution bis jet nur ein allgemeiner Gru
sab, und es hängt von einem Kompromiß der verschiedenen P:
teien ab, in wie weit die Anglikanisch-Jrländische Kirche wi"
lich dadurch in ihren Einkünften und in der Zahl ihrer Geist fs chen beschränkt werden soll. Hat doch das Oberhaus auch ¡u de} vorjährigen Jrländischen Kirchen-Reform-Bill, wodurch zehn B} thümer aufgehoben wurden, seine Zustimmung gegeben; es i mithin eine Kollision der beiden Häuser über diese Frage nid! unausweichlich. Sollte diese Kollision aber doch durch Verwerfunl der Russellschen Resolution im Oberhause eintreten, so seil es mir sehr möglich, daß das Parlament aufgelöst werden, u das Ministerium versuchen wird, sich eine größere, eine für d! Ansicht und das Verfahren des Oberhauses selbst imposantt Majorität im Unterhause zu verschaffen, um dann die nämli auf Lord John Russell's Resolution zu grúndende Maßre) von neuem vorzuschlagen — in ähnlicher Weise, wie man Zanoyme der Reform-Bill am Ende im Oberhause durch! Der Ausgang ciner solchen neuen Parlaments - Wahl läßt | übrigens nicht berechnen, und es könnte dann möglicherweise | hin kommen, die jeßigen Minister in einer Minorität zu se{h®
“Dies führt mich auf das größte Uebel in dem gegenwiß
gen Zustande der Dinge in England — das Gléichgewil der Parteien und die daraus natúrlih hervorgehende Hf nung der einen wie der anderen, nach einer erlittenen Niet lage, vermittelst einer geringen Veränderung der Umstände, " neuem das Uebergewicht zu erhalten. Solche Hoffnungen { den Bemühungen des Königs, seßen dem Nachgeben, der W sdhnung derjenigen Parteien, die im Grunde das nämliche g! Interesse haben, nämlich der Aristokratie im weiteren Sinne Wortes, der Besibenden, die größten, ja vielleicht unüb! steiglichen Hindernisse entgegen. Allerdings hätte man gla sollen, daß die Whigs durch die Niederlage, die sie bei den
ten ‘Parlaments - Wahlen erlitten haben , zur Besinnung gelat! wären; aber das Mißlingen der Bemühungen des Königs | Anfange der Session, sie theilweise mit Peel auszusdhnen, weist das Uebergewicht des Parteigeistes über die einfach! und deutlichsten Lehren des Verstandes. Das Abweisen eil Aussdhnung mit Peel, und dann die Coalition Melbourne's W seiner Freunde mit O'Connell, weiß ih mit. nichts Anderm | vergleichen, als mit etwas, wovon wir in der ältern und nel Deutschen Geschichte mehr als Ein Beispiel kennen, wenn nil lih einzelne Deutsche Regierungen sich durch Caprice oder 7 mentane, verhältnißmäßig unbedeutende Vortheile haben bew! lassen, mit fremden, mit feindlichen Mächten, namentlich h Frankreich in Bündnisse zu treten und dadurch das gesam Deutsche Vaterland und sich ‘selbst ins Verderben zu Wu
So lange diese Resolution noch nicht ausgeführt i}
7e Gerechtigkeit und der Billigkeit zu vereinigen,
G Erlassung dieses
, Im. vorigen Unterhause zählten die Whigs beiläufig drei- sundert Mitglieder, die Englischen und Schottischen Radikalen nahe an hundert, O'Connell vierzig, die Tories hundertundfunf- q, Im Jebigen Unterhause sizen nicht mehr als hundertund- funfzig Russellsche Whigs, sechzig bis siebenzig Stanleysche Whigs,
je aber gegenwärtig in der Regel auf der Seite der Tories ste- hel zweihundertundvierzig Tories, sechzig O’Connelliten und etwas mehr als hundert Englische -und Schottische Radikale.
(ine Vereinigung der Whigs und Tories würde mithin eine nictige Majorität von mehr als vierhundertundfunfzig bilden, die sich aber allerdings, wenn die Russellsche Resolution zum Geseke wird und O'Connell’s Einfiuß auf die Wahlen verhält- nijmáßig zunimmt, vielleicht um 15 bis 20 Jrländische Parlaments-
(ieder Und durch die beabsichtigte sogenannte Reform der Cor-
grationen um eine noch größere Auzahl Englischer Mitglieder ] vermindern dürfte, Diese Reform der Corporationen wird | námlich, wenn fe nach den jeßt beliebten populairen Grund- sigen erfolgt, wie höchst wahrscheinlich ist, eine ziemliche An- ahl von Borough - Wahlen mehr in die Hände der 10. Pf. Ï aus - Inhaber, d. von deren natürlichen Vormündern, | der Radikalen bringen und die den Whigs odcr Tories zugehö- renden Stimmen um eben so viel verringern. Wenn ich übri- Ï gens von einer künftigen Aus\hnung und Coalition der Tories Ï und Whigs rede, so wi!l ih damit keineswegs gesagt haben, daß ch einem für England, ja für ganz Europa so erfreulichen Er- ignisse mit vieler Zuversicht entgegensehe. Dazu bin ich nicht Hptimist genug. Jch spreche nur eine Hoffnung, einen Wunsch aus, den hier alle leidenschaftslose Beobachter, ja sehr viele ru- hige und verständige Mitglieder dieser beiden Parteien äußern, hne daß ih jedoch behaupten mdchte, sie seyen selbst sehr san- uinish hinsichtlich der praktischen Ausführbarkeit einer solchen Coalition. Das Unheil in so vielen politischen Verhältnissen, und so leider auch hier, liegt darin, daß verständige Männer oft reht gut einsehen, wo das Mittel zur Rettung zu suchen ist, daß aber dennoch die meisten sich, wenn es zum Handeln kommt, von ihren Leidenschaften und nicht von ihrem eigenen Verstande, noch weniger aber von umsichtigen, klar sehenden Führern leiten Ï lassen.“
Niederlande.
Aus dem Haag, 8 Mai. Gkich den Synoden der re- | formirten Kirche, die hier alljährlich stattzufinden pflegen, war votgestern und gestern hier zum ersten Male auch wieder ‘eine herathende Kommission der evangelisch -Lutherischen Gemeinden versammelt , welche mehrere Beschlüsse hinsichtlih eines allgemei- nen Kirchen-Reglements gefaßt hat.
Das Jäger - Corps des Obersten Cleerens, welches bekannt- lich zum größten Theil aus übergetretenen Belgiern besteht, wird, dem Vernehmen nach, ehestens nach Ostindien gesandt werden.
Auch hier, wie im südlichen Frankreich und in Jtalien, ist das Frühjahr fortwährend sehr kalt und die Vegetation unge- wöhnlich zurückgeblieben.
Belgien.
Brússel, § Mai. Unter mehreren Anderen, die das ihnen verliehene eiserne Kreuz zuräckgesandt haben, besindet sich auch der bekannte republikanische Deputirte und Advokat de Robaulx.
Die neue Eisenbahn wird von Reisenden und Spazierfah- renden viel benußt. Heute hat sich jedoch chon ein Ereigniß zu- getragen, das die Lust an dieser neuen Zerstreuung bedeutend vermindert hätte, wenn es nicht glücklicherweise noch besser abge- laufen wäre, als es den Anschein hatte. Der Conducteur des Dampfwagens vergaß nämlich, als derselbe bei den Pallisaden angekommen war, welche zwischen der Eisenbahn und dem Kanal von Mecheln errichtet sind, die Maschine anzuhalten; diese riß
sogleich die Pallisaden nieder, und der Dampfwagen stürzte in.
den Kanal, so daß die darauf sizenden Ingenieurs sich nur fnit Mühe retten konnten. Auch die Räder des ersten von dem Dampfwagen gezogenen Passagierwagens waren bereits im Wasser, doch brachte dieses die Maschine zum Stillstand, und es ist daher Niemand zu Schaden gekommen.
Deutschland.
Schwerin, 10, Mai. Se. Königl. Hoheit der Großher- zog haben zu Höchstihrem Regierungs - Jubelfeste von den Mit- gliedern des Großherzoglichen Hauses einen goldenen Eichenkranz init funfzig Blättern und Früchten voll sinniger Bedeutung, und von Sr. Majestät dem Könige von Preußen zwei Porzellan- Vasen von hohem Kunstwerthe zum Geschenk erhalten. — Se. Königl. Hoheir haben am Tage der Jubelfeier Höchstihren Ur- Enkel, den Herzog Friedrich Franz, zum Seconde-Lieutenant bei der Grenadier-Garde ernannt.
Braunschweig, 10, Mai. Nachdem die Arbeiten, welche der hiesigen Stände - Versammlung vorgelegen, erledigt waren, ist der Landtag, der erste seit dem Erscheinen der erneuerten Land- haftsordnung, am gestrigen Tage auf herkömmliche Weise feier- lich geschlossen worden. — Sämmtliche Mitglieder der Stände- ersammlung hatten sich um 2 Uhr Nachmittags zum Gottes- dienste in der hiesigen Domkirche eingefunden, nach dessen Been- digung sie sich in das Herzogliche Schloß verfügten und alsbald dur den Oberhofmarschall in den Audienzsaal eingeführt wnrden. Hier wurden sie von Sr. Durchlaucht dem Herzoge, auf dem Throne send, Und zu beiden Seiten von den Mitgliedern des Herzogli- chen Staats-Ministeriums und den höchsten Beamten des Hofes Umgeben, empfangen, und von dem Geheimen Rathe v. Schlei- uß auf folgende Weise angeredet:
di Meine Herren Stände! Des Herzogs Durchlaucht haben gnd- fehle ubt mir den chrenoollen Auftcag zu ertheilen, bei dem de N, Schlusse dieses ersien ordentlichen Landtags einige Worte «it bschiedes an Sie zu richten. Es find nun fast zwei Fahre Arb Erdfnung der Landtags - Verhandlungen verflossen, und" Fhre Md he, haben zwblf Monate dieses Zeitraums ganz erfullt. Wenn übe, nicht allein die Zabl und Wichtigkeit dec Fhrec Berathung bedin e ientel Gegenstände diese lange Dauer dex Verhandlungen wichti, hat, so zeigt doch ein fiúchtiger Ueberblick, auch nur der d tgfien Resultate dieses Landtages, daß wir ihn zu den denk- H igsten und ecfolgreichen unseres Vaterlandes zählen dür- des Nachdem das Landes - Grundgeseß dic Verfassung des Lan- Verte ellt hatte, war es Fhnen vorbehalten , deren wichtigste tze, GuNgen in das Leben zu rufen. Unter diesen war keine wich- Ard fetngreifender, als die zugesagte Erlassung einer Abldsungs- 18 ing. Die glúckliche Ldsung diejer so schwierigen Aufgabe, hei
)er es unter Fhrer Mitwirkung gelungen is , die Forderungen in svâtere ! wird auch noch esnnu n Zeiten cin unzersidrliches Denkmal der landesvdterlichen erleud "gen unsers erhabenen Fürsten und der uneigennübigen und : \teten F Va Ge der Ten u Î pr Cs welche
eseßes verflossen ist, hat es zugelassen, die dien ber Berechtigten und Pflichtigen Úber -die Ei onderen (Bel kennen zu lernen, und es wird Fhnen zur he- mia et Genugthuung gereichen, daß allgemesn die Zwe« wovon d und Wobltyätigfkeit des Geseyes Anerkennung findet, er sprechendsie Beweis in zer zahlreichen, aus allen
549
Landestheilen eingehenden Anträgen auf Abldsungen liegt. Wichtig war auch die Annahme der durch das Landes-Grundgeseß verheiße- nen Städteordnung. Sie ist bereits in fast allen Städtett des Lan- des mit Vortheil zur Verbesserung der städtischen Verwaltung ein- geführt. Eines der umfassendsten Geschäfte dieses Landtages il die neue Ordnung des Straatshaushaltes gewesen. Die ge enwärtige Stände- Versammlung war die erste, deren verfassungsmäßige Mit- wirkung sich auf alle Theile der Staats-Finanzen ersiréckte. Wenn Sie daber hier ein ganz neues Feld zu bearbeiten und {on hierin cine große Schwierigkeit fanden, so erhielt diese Arbeit zugleich dadurch eite ausgezeichnete Wichtigkeit, daß der jeßt fesigeschte Etat nothwendig die Grundlage aller künftigen bilden wird. Die von Jhrer zur Begutachtung dieses Gegenstandes nicdergeseßzten Kommission erstatteten Berichte sind ein Beweis gründlicher, gewis- senhafter Präfung und umsichtiger Würdigung aller Verbältnisse, das mit Jhnen für die Finanz-Periode von 1834—1836 endlich fest- aestelite Budget aber, entspricht den Bedürfnissen des Landes und sichert den regelmäßigen Gang der Verwaltung. Es wird Jhnen angetitehm seyn, zu erfahren, daß btzher die Staats- Einnahmen die Voranschläge bedeutend überschritien haben, und daß, wenn nicht unerwartete Ausfälle eintreten, am Schlusse dieser Finanz - Pe- riode ein beträchtlicher Kassen- Vorrath vorhanden seyn wird. Wenn neben der Ocdnung des Staats - Haushaltes die Ge- seße Über die Münz - Verfassung und das Landes - Schulden- wesen Erwähnung verdienen, fo sind doh vor Allem der Zollanscdluß an das Königreich Hannover und die zu dessen Auefüh- g Agen elne von ganz besonderer Wichtigkeik. Denn nicht nur if durch diesc Maßregeln das ganze indirekte Steuer - System auf eine zweckmäßige, den Anforderungen der Gegenwart entspre- chende Weise geordnet, sondern sie wirken hauptsächlich dadurch auf das Wobltbätigste, daß sic, was die anfänglich irre geleitete dfent- liche Meinung jeßt auch anerkennt, den Gewerben und dem Hans del eine ausgedehntere Thätigkeit gestatten, und wir kdnnen mit Zu- versiht hoffen, das diesem ersten Schritte zur Erweiterung der Han- dels- und Gewerbefrciheit, bald neue folgenreiche Fortschritte fol- gen werden. Eine große Bedeutung werden aber diese Maß- regeln durch die Anlage der projektirten Eisenbahn erhaiten. Ste haben dies wohl anerkannt, indem Sie zu dem Fhnen vorgelegten Gesehe über die Eisenbahn- Anlagen bereitwillig Fhre Zustimmung ertheilt haven. Die Landes- Regierung aber wird" dic- sen bochwichtigen Gegenstand nicht ‘aus den Augen verlieren und auf die Fdrderung dkeses großartigen Unternehmens auf jede Weise hinwirken. Gedenken Sie nun neben diesen besonders wichtigen Verbandlungen der Übrigen von Fhnen berathenen Gegenfiände, vorzüglich der für das so heilsame Gedeihen des Unterrichtswesens getroffenen Bestimmungen, so werden sie die erhebende Ueberzeugung ewinnen, daß durch die unter Fhrer Mitwirkung zu Stande ges rachten Maßregeln das Wohl aller Klassen der Landes- Einwohner bedeutend und dauernd gefdrdert ist. Nicht nur das Bewußtscyn treu erfüllter Pflicht wird Ste in Fhre Heimath begleiten, sondern Sie scheiden von hier mit der erfreuenden Zuversicht, daß Fhre angestrengte Thdtigkeit, Fhre unermüdeten von aufrichtiger Liebe zu unserem anä- digen Fürsten und unserem theuern Vaterlande geleiteten Bestre- bungen reiche Früchte tragen werden. Sie scheiden, belohnt durch die Anerkennung Jhres durchlauchtigen Landesherrn und den Dank Jbhrer Mitbürger. Und somit wird die landesväterliche Hoffnung in Erfüllung gehen, die des Herzogs Durchlaucht bet Erdffnung des Landtages auszusprechen geruhte, das Andenken an diesen Landtag wird auch noch in späteren Zeiten gesegnet seyn. Jndem des Heriogs Durchlaucht Jhnen die Versicherung Hdchstihrer Huld und 3nade ertheilen , lassen Hdchstdieselben zugleich hierdurch den erften ordentlichen Landtag für geschlossen erklären. Der Ober - Kammerherr, Graf von Oberg, richtete darauf in seiner Eigenschaft als Präsident der Stände - Versammlung einige Worte an Se. Durchlaucht, womit die Feierlichkeit been- digt war und worauf sämmtliche Mitglieder der Stände - Ver- sammlung zur Tafel gezogen. wurden. Se. Durchlaucht der Her- zog trank „auf das Wohl des Landes‘/, der Präsident der Stände, Ober - Kammerherr, Graf von Oberg, aber brachte die Gesund- eit „Sr. Durchlaucht des Herzogs, unsers gnädigsten Landes- errn“/ aus, die von der ganzen Versammlung mit dem lautesten ubelrufe vielfach wiederholt wurde. Nach aufgehobener Tafel geruhte Se. Durchlaucht Sich eine geraume Zeit hindurch mit der Mehrzahl der Abgeordneten zu unterhalten, und Alles schied zuleßt erfüllt von Liebe zu dem verehrten Landesherrn,
Karlsruhe, 6, Mai. Jn der heutigen Sibung der ersten Kammer leistete der Bischof von Macra, von Vicari, den stän- dischen Eid. Hierauf geschah die Vorlage einer Adresse der zweiten Kammer, betreffend die Aufhebung des befreiten peinli- chen Gerichtsstandes der Militair-Personen, so wie die Mitthei- lung der von. dieser Kammer beräthenen und angenommenen bei- den Gesetz-Entwürfe wegen des Austritts aus dem Militairdienste und der Entscheidung über die Tauglichkeit oder Untauglichkeit der Conscriptionspflichtigen. Sodann zeigte das Secretariat an, daß Herr F. List, Konsul der Vereinigten Staaten, an die hohe Kammer cine Eingabe eingesandt habe, unter Mittheilung einiger Exemplare seiner Denkschrift über eine Eisenbahn von Mannheim
nach Basel. Oesterrei ch.
Wien, 6. Mai. (Schles. Zeitg.) Wie ih mit Be- stimmtheit versichern hdre, hat Se. Majestät der Kaiser befohlen, daß das durch Gerüchte angekündigte Lager in Mähren dieses Jahr nicht stattfinden solle.
Se. hdôchstselige Majestät Kaiser Franz I. hatten, zur Er- innerung Allerhöchst ihrer Zusammenkunft mit Sr. Majestät dem Kaiser Bicolaus, und zur Verehrung an Dieselben, den rühm- lichst bekannten Landschaftsmaler Thomas Ender beauftragt, die Ansichten von Münchengräz in vier großen Oelgemäl- den, und in einem fúnfcen als ein allergnädigstes Geschenk für den Besiger von Múnchengräz, Grafen Christian von Wald- stein, darzustellen. Diese nunmehr beendigten merkwürdigen Kunstwerke sind jest in der Akademie der bildenden Künste zur Besichtigung aufgestellt.
An der Börse war in der lezten Woche das Gerücht von einer nahe bevorstehenden Reduction der 5proc. Staatsschuld auf 4 pCt. im Umlauf, und fand vielen Giauben.
Ueber Triest haben wir neuere Nachrichten aus Alexan- drien bis zum 4. April, die in Betreff der Pest wieder betrü- bender lauten. Diese furchtbare Seuche hatte mit erneuerter Kraft zu wüthen angefangen, und die Zahl der täglichen Opfer neuerdings vermehrt. Besonders in Kahira soll die Sterblichkeit unerhdrt seyn, so daß man das gänzliche Aussterben dieser volk- reichen Stadt befürchtete, und deswegen alles, was Füße und noch Kraft hatte , die Flucht aen Seit einigen Tagen ging e das Gerücht, daß in Salonichi und in der Contumaz von
riest sich auch ‘Pestfälle ereignet haben. Durch heute eingetrof- fene Briefe aus Triest wird aber diese leztere Sage als vollkom- men grundlos erwiesen, und hinsichtlich der Ersteren haben wir ebenfalls beruhigende Nachrichten. Es waren zwar allerdings in Salonichi einige Pestfälle vorgekommen , allein die Behörde traf sogleich solche Vorkehrungen, daß ein weiteres Umsichgreifen nicht zu besorgen war, Die neu"esten Briefe zeigen nun an, daß in den beiden verdächtigen Häusern, welche seit 14 Tagèn abge- shlossen waren, seit der Zeit kein neuer Erkrankungsfall vorge- Na ist, und daß man deswegen die Seuche als O etrachte. : R
S cchweiz.
Die Allgemeine Zeitung schreibt vom Genfer See vom 2. Mai: „Der Radikalismus zieht sich jeßt entschieden aus dem Kanton Bern an unseren See. áhrend dort immer mehr gemäßigte Und besonnene Jdeen auftfommen und herrschend wer- den, nimmt bei uns die Uebertreibung überhand, die ans Lächer- liche gränzt. So hielt in den leßten Tagen des vorigen Monats die Waadtländische Section der Associalion de Sureté. fédérale in der kleinen Stadt Morges ihre Sißung, und es ward unter Anderem darin beschlossen, eine Bittschrift an den Großrath zu richten, auf daß er die Waadtländische Deputation zu der nách- sten Schweizer - Tagsatzung dahin instruire, sie solle einen Bun- des- Beschluß zu bewirken suchen, daß die Confôderation alle di- plomatische Verbindung mit den Staaten abbreche, die ihren Un- tergebenen den Aufenthalt in der Schweiz verboten oder Schweizer, ungeachtet deren Papiere, aus ihren Staaten weggewiesen haben. So soll der Waadtländische Großrath auch abermals über die Zu- samimenberufung einer Bundes - Konstituante diskutiren , zu wel- cher die Schweizer direkt und jeder Kanton im Verhältniß sei- ner Bevölkerung Deputirte schicke. Ueberdies wird die Gesell- schaft auch die Druckkosten einer Broschúre tragen, worin die bisherigen Arbeiten des gegenwärtigen Großraths untersucht und auseinandeugeseßt werden, da seine Function nächstes Jahr zu Ende gehen wird, damit die Einwohner bei den nächsten Wahlen genau wissen, woran sie sih zu halten haben, und ob sie die bis- herigen Deputirten wieder wählen sollen, — Jn Genf haben sich neuerdings zwei ähnliche Gesellschaften gebildet, eine zur Befdr- derung der Preßfreiheit, Unterstüßung radikaler Zeitschriften und Broschüren , eine andere, um die Regierung zu einem liberalen Gange zu bewegen, oder politische Reformen zu bewirken. Jn inniger Verbindung mit diesen Vereinen und ihrem Zweck stehen die radikalen Journale, unter denen die Helvétie vor einigen Tas gen den Genfern etwas ganz Neues sagte, nämli, daß sie gar keine Constitution hätten, und diese au gar nicht schriftlich im Bundes-Archiv niedergelegt sey.“
t 00 d:
Berlin, 14. Mai. Se. Ksnigl. Hoheit der Herzog von Cambridge kam am 9ten d. M. mit dem Dampfschiffe „die Stadt Mainz ‘/ von Mainz in Köln an, nahm sein Absteiges Quartier in Deuß in dem dortigen neuen Gasthofe „Hotel de Bellevue‘/ und seßte am folgenden Morgen mit dem Miederlän- dischen Dampfboote „Prinz Friedrih von Preußen“/ über Not- terdam die Reise nach London fort. Se. Kdnigl. Hoheit nah- men während Jhres kurzen Aufenthalts den Dom und den Rathhaus - Saal in Augenschein und besuchten in Deuß die Ka- serne des ten Dragoner-Regiments, dessen Offiziere Sr. Königl. I am Abend im Garten des Hotel de Bellevue von ihrem Musik - Corps eine Serenade bringen ließen.
_— Am lsten d. M. feierte der Schullehrer Schuster zu Wilhelmsdorf im Zauch-Belzigschen Kreise des Reg. Bez. Potsdam sein funfzigjähriges Dienst-Jubiläum. Der Magistrat zu Brandenburg, als Guts-Obrigkeit, hatte in Gemeinschaft mit sämmklichen Geistlichen des städtischen Patronats und einigen Deputirten der Bürgerschaft sich am Vormittage in Wilhelms- dorf versammelt, wo in dem durch die Sorge des für die An- lagen bei diesem Dorfe unermúdlich thätigen Forst- Deputirten Bröse festlich geshmückten Betsaale der Superintendent Pr. Boy vor der versammelten Gemeinde einige herzliche Worte an den Jubilar richtete und ihm ein Glückwünschungs - Schreiben Seis tens des Patronats behändigte. Am Mittage war zu Ehren des Gefeierten ein Mahl veranstaltet, bei welchem das von Sr. Majestät dem Könige dem Jubelgreise Allergnädigst verliehens Allgemeine Ehrenzeichen einging, auch ihm ein Geld-Geschenk der Stadt Brandenburg übergeben wurde.
— Man meldet aus Breslau: Schlesien im Besiß eines Dampfschiffes. Se. Durchlaucht der Fürst zu Carolath hat nämlich ein solches vorzugsweise zu dem Zwecke erbauen lassen, die Oderkähne ans Schlepptau zu ueh- men. Die engen Schleusen der Oder haben eine eigenthümliche Construction des Schiffes nothwendig gemacht. Dasselbe hat an den Stellen, wo die Räder angebracht sind, eine Verminderung der Breite erleiden müssen, und zwar um so viel, als die Räder Raum einnehmen. Die Breite des Schiffes ist also durch die Râder nicht vergrößert worden. Seine Kraft is die von sechs Pferden. Die Dampfkessel und die Maschinerieen sind von vas terländischer Fabrication, nämlich aus der Maschinen - Fabrik des Herrn Ruffert zu Breslau.‘
„Seit kurzem ist auch
—— R E S E
Königliche Schauspiele.
Zreitag, 15. Mai. Jm Opernhause. Fanchon, das Leyer» mädchen, Operette in 2 Abth. Musik von Himmel.
Im Schauspielhause: 1) Le roman d’une heure, comédis en 1 acte. 2) Le vieux mari, vaudeville en 2 actes, par T: 3) La famille de Papothicaire, vaudeville comique en
aclte.
Sonnabend, 16. Mai. Jm Opernhause: Die Verschwdrung des Fiesfo zu Genua, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. (Hr. Seydelmann: Muley Hassan, als Gastrolle. Frl. v. Hagn: Gräfin Jmperiali. Hr. Rott: Fiesko.)
Die zu dieser Vorstellung eingegangenen Meldungen um Villets sind berücksichtigt worden, und können solche im Billet- Verkaufs-Büreagu abgeholt werden.
Sonntag, 17. Mai. Jm Opernhause: Adagio und Rondo für Violine, von Maiseder, vorgetragen von dem achtjährigen Sohn des Musik - Direktors Möser. Hierauf: Die {dne Mällerin. Dann: Barcarole und Variationen für Violine, vorgetragen von dem achtjährigen A. Möser. Und: Das schlechtbewachte Mädchen. (Dlle. Angeoletta Mayer, erste Pantomimistin vom K. Hof-Thea- ter zu München : Lisette.)
Im Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: Die Schule des Lebens, Schauspiel in 5 Abth., nach einem Mährchen, von E, Raupach.
Königstädtisches Theater.
Freitag, 15. Mai. (Jn Jtaliänischer Sprache): Semira- mis, Opèr in 2 Aften. Musik von Rossini. (Dlle. Vial, vom Giro F Hof- Theater zu Turin: Semiramis, als
astrolle.
Preise der Pláge: Ein Plaß in den Logen und im Balkon des s Ne, ¿ h %
onnabend, 10. cal. ZUm erstenmale: Judith und Holo-
Lr M u r, As A Théaulon, von "e. Ant, ierauf: Zum erstenmale : er enseind , Lustspiel in 1 :
von Adolph Maas 9 gen RPIeL in, L Ae
Sonntag, 17. Mai. Julerl, die Pugmacherin, parodirende Posse tnit Gesang in 2 Akten. Vorher: Zum erstenmale wieder- holt: Der Lügenfeind.