1835 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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führenunddieVerwirkflihung mancher shlechten Pläne zuverhindern. Daher rathe ich deu Konservativen zu einer aufrichti- gen Vereinigung mit denen, die, wenn sie auch vor der Annahme der Reform-Bill mit ihnen in pölitischer Hinsicht nicht Überein siimm- ten, doch jeßt der Meinung sind, daß déese Bill nicht zur Platform die- nen dürfe, um eine neue geaen die Fnítitutionen des Landes gerich- tete Batterie auf derselben aufzuführen. Schließlich lassen Ste mich der Erinterungen gedenken, die*sih an den Play knüpfen, wo wir jeßt versammelt sind. Von hier aus ertónte im Fahre 1793 eine denkwürdige Stimme zu Gunsten der alten Grundsäße der Britt- schen Monarchie, cine Stimme, welche den damaligen Ministern die Kraft verlich, uns vor der Ansieckung der demokratischen Prinzipien zu bewahren, die um jene Zeit in Frankreich so wüthend um sich griffen. Jch fordere Sie auf, sh des Motto’s zu erinnern: Con- cordia parvae res crescunl; so gering Jhr Einfluß auch seyn mag, durch feste Einigkeit, durch entshlossenes Ausharren werden Sie ale Schwierigkeiten überwinden und- tausend Arme zum Kampf sür dic- selbe Sache um sich versamimeln.‘/

Ein Korréspondent der Times will schon die Gewißheft ha- ben, daß eine unverzügliche und förmliche Vereinigung zioischen Sir Robert Peel und Lord Stanley stattfinden und daß das'jeßige Ministerium dadurch bald gesprengt werden würde. Die Times theilt jedoch diese Erwartung noch nicht; sie zweifelt, daß eine jolche Vereinigung schon dazu hinreichen würde, das jeßige Mi- nisterium sogleich zu stürzen; die Umstände meint sie, seyen noch nicht reif, allein sehr lange werde das Band nicht halten, welches die Whigs, die Nadikalen und die Repealer jezt umschlinge.

Der Courier hält die Antwort, welche die Times den Kanzler der Schagkammer der Deputation ertheilen läßt, die wegen der Abschaffung des Zeitungs-Stempels eine Unterredung mit ihm hatte (\. das vorgestrige Blatt der St. Ztg.), für un- richtig und behauptet, I Spring Rice könne mit den Ansich- ten der Deputation in Betreff des jeßigen Monopols einiger Zei- tungen unmöglich einverstanden gewesen seyn; auch habe er ihr gewiß nicht so große Hoffnung auf die Abschaffung jener Steuer gemacht, wie es nach dem Bericht der Times scheine.

Am Sonnabend machte eine zahlreiche Deputation aus West- minster dem Kanzler der e ihre Aufwartung, um ihm die Wichtigkeit der baldigen Abschaffung der Fenster-Steuer vorzustellen. Der Minister antwortete der Deputation mit großer Höflichkeit, machte aber bemerklich, daß der abgetretene Kanzler der Schaßkammer, Sir Robert Peel, erklärt habe, der Ueber- {uß der Einnahmen werde in diesem Jahre nur 250,009 Pfd. betragen, und daß er (Herr Spring Rice) daher nicht einsehe, wie es unter solchen Umständen möglich seyn sollte, ohne Erschüt- terung des Staats-Kredits eine Steuer abzuschaffen, die jährlich 1,200,690 Pfund einbringe, zumal da Lord Althorp während seiner langen Finanz- Verwaltung alle nur mögliche Ersparungen ins Werk gesest habe. Vei dieser Gelegenheit erdrterte Herr Spring Rice den großen Vortheil, den das Land durch die Ab- schaffung der Glas - Steuer erlangen würde, die 600,000 Pfund betrage, wobei er der Deputation einige herrlihe Erzeugnisse Britischer Glas-Fabriken vorzeigte.

In der Times befindet sich eine Denkschrift eines Theils der Geistlichkeit von Wales, worin diese darauf dringt, daß künf- tig dort nur solche Bischdfe angestellt werden möchten, die gründ- lich mit der Alt-Britischen Sprache dieser Provinz bekannt wären. Es wird in dieser Schrift behauptet, daß die Briten das Chri- stenthum viel eher angenommen hätten, als die Angelsachsen, daß {hon vor der Ankunft der Lesteren in England 3 Britische Bi- {dfe im Jahre 314 dem Konzil in Arles beigewohnt, und daß die Bewohner von Wales das Christenthum durch alle Jahr- hunderte hindurch bis zur Reformation gegen die Saßungen Roms rein erhalten hätten.

Am ten d. hielt der Wahlrechts-Verecin in Dublin wieder eine Si6ung, in welcher Herr Lawleß darauf antrug, daß man den Plan, die katholische Geistlichkeit von Jrland auf Staats- Kosten zu versorgen, obgleich dieser Gegenstand nicht zu den Zwecken des Vereins gehöre, dennoch, da er einmal zur Sprache gekommen, aufs entschiedenste desavouiren und für verwerflich erklären solle. Der Antrag wurde von Herrn D'Connell unter- stúßt, der zugleich der katholischen Geistlichkeit eine große Lob- rede hielt und unter Anderem deren Verdienste um die Freiheit hervorhob. Als Beispiel führte er die Widerseblichkeit des Erz- bischofs Thomas à Beckett gegen Heinrich 1. an, wogegen er der Reformation vorwarf, die Kirche zur Sklavin des Staats und zur Anhängerin des Despotismus gemacht zu haben. Die demokratische Frcißeit, meinte O*'Connell, deren Grundsäßen er zugethan sey, könne nicht bestehen, wenn die Römisch-katholische Geistlichkeit von der Regierung so abhängig wäre, wie der Po- lizeidiener, der seinen täglichen Sold von ihr erhalte, überdies würde cine solche Versorgung jährlih 1 Million Pfund erfor- dern, und John Bull dürfte {werlich geneigt seyn, so viel her- en. Er vérwarf diesen Plan auch deshalb, weil derselbe

ie Protestanten nôthigen würde, eine Geistlichkeit zu unterstüz- en, deren Lehren sie nicht anerkännten. Jn einer späteren Ver- Siitiiubis desselben Vercins zeigte O'Connell an, daß das Duell zwischen seinem Sohne und Lord Alvanley seine Anwesenheit in London nothwendig mache. j

Der Papst hat den Pr. Croly zum katholischen Primas von Jrland ernannt.

An welchem Ort Lord Palmerston ins Parlament gewählt zu werden versuchen wird, weiß man noch immer nicht.

Die Untersuchung der Nechtmäßigkeit der Wahl des Herrn O'’Connell und des Herrn Ruthven wird jest in Dublin eifrig E und hat Ersterem schon 1000 Pfd. aus seiner Tasche gekostet. : :

Herr O'’Connell ist aus Jrland hierher zurückgekehrt, wie man jagt, mit dem Entschluß, die Sache zwischen ihm und Lord Alvanley sogleich vor das Unterhaus zu bringen. Auch ist er entsezlich gegen die Englischen Katholiken aufgebracht, indem zwei davon die Requisition, welche zu seiner Ausstoßung aus Broo- ke's Klub fähren sollte, mit unterzeichnet hatten.

Herr D'Jsraeli hat vor der Polizei eine Caution von 500 Pfund und außerdem zwei Bürgen, von denen jeder 250 Pfund deponirte, fúr sein ruhiges Verhalten während. des laufenden Jahres stellen müssen. Ein Freund der O'‘Connellschen Familie soll diese Maßregel veranlaßt haben, weil Jener bekanntlich mit Herrn Morgan D'Connell Händel suchte.

Aus Unter - Kanada sind Herr Neilson und Herr Wal- ker, als Agenten von Quebek und Montreal, mit Petitionen der dortigen Britischen Einwohner hier eingetrossen. Dem Verneh- men nah wollen nun auch die Französischen Einwohner jener Kolonie, gegen welche diese Bittschriften hauptsächlich gerichtet sind, einen Abgeordneten in der Person des Herrn Papineau hierher senden. i

Herr Professor von Raumér aus Berlin, der sich seit eini- ger Zeit in London befindet, hat hier überall, in Folge seines \chriftstellerishen Rufs, die zuvorkommendste Aufnahme gefun- den. Er soll bereits in dem hiesigen Museum manches Jnte- ressante fúr seine historischen Arbeiten entdeckt haben und sich auch viel mit dem Studium der Englischen Jnstitutionen be-

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schäftigen. Jn leßterer Beziehung soll Herr v. Raumer beson- ders die Absicht haben, sich mit dem hiesigen Armenwesen genau bekannt zu machen.

Die Times enthält Privat- Berichte aus Madrid vom-

3ten d. M. General“ Cordova soll wieder von der Nord-Armee abberufen worden seyn und in Madrid erwartet werden. Die Aufregung in dieser Hauptstadt war sehr groß; dessenungeachtet aber traf die Königin Anstalten, am öten d. in Begleitung des Ministers des Innern nach Aranjuez abzugehen. Jn Andalusien hatte man eine Verschwörung unter den vormaligen Königlichen Freiwilligen entdeckt und in Folge dessen 30 ‘Personen verhaftet.

Vorgestern ist die Nord - Amerikanische Fregatte „Constitu- tion“, an deren Bord sich Herr Livingston befindet, von Havre fommend, in Plymouth eingelaufen. ; j

Es sind Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hoff- nung bis zum 14. März eingegangen. Die Berichte von der Gränze lauten fortwährend. günstig. Alle militairische Operatio- nen zwischen dem Fisch-Flusse und dem Keisëamma sind glücklich ausgefallen, und das Gebiet zwischen diesen beiden Flüssen, das neutrale oder abgetretene Land genannt, ist ganz von den Kaf- fern gesäubert. Der Verlust is bei allen Gefechten sehr geking gewesen und beträgt nur 12 Todte und 11 Verwundete. Beim Anfange der Unruhen scheinen die Kaffern einen bedeutenden Vorrath an Feuergewehren und Munition gehabt zu haben. In der Kapstadt hatte man Nachrichten aus Grahamstown bis zum 20. Februar, woraus sich ergiebt, daß der Kasfern - Häupt- ling Hinka bei der gegenwärtigen Juvasion sehr betheiligt ist.

Nachrichten aus Kalkutta vom 17. Januar zufolge, waren dort die prächtigen Geschenke ausgestellt, welche Rundschit Sing für den König von England bestimmt hat, und die Lord Ben- tinck mitbringen soll. Sie bestanden aus einem Gezelt von Shawls mit silbernen Stangen, einem Säbel, einer Rüstung und mehreren anderen kostbaren Gegenständen. Es hatte sich gestern hier das Gerücht verbreitet, Lord Bentin sey, als er eben von Kalkutta abreisen wollte, vom Schlage getroffen wor- den; man hofft, daß sich diese Nachricht nicht bestätigen wird. .

Die Zeitungen aus Singapore vom 1. Januar enthalten eine von den Britischen Unterthanen in Canton an den König gerichtete Petition, worin sie um Schuß gegen die Willkür der Chinesischen Regierung bitten, den sie in der Gründung einer Britischen Niederlassung auf der Ostküste von China in möglich- ster Nähe von Peking unter einem angesehenen , energischen und vermittelst einer beträchtlichen Seemacht unterstüßten Bevollmäch- tigten der Britischen Negierung finden wollen.

Aus Rio Janeiro vom 28. Márz erfährt man, daß Herr Hamilton, der als Britischer Agent nach Montevideo abgegangen war, um einen Handels-Vertrag mit der Banda Oriental zu ne- goziiren, unverrichteter Dinge von dort zurückgekehrt war.

Das Packetschis} „Seagull‘/, welches Veracruz am 28. Márz verlassen hat, bringt 216,000 Dollars und die Nachricht mit, daß Herr Alama zum Gesandten der Republik Mexiko bei der Französischen Regierung ernannt worden und im Begriff ge- wesen sey, am 1. April nach Paris abzugehen.

N O E Ande Aus dem Haag, 12. Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Oranien ist heute in Gesellschaft seines zweiten Soh- nes nach dem Hauptquartier abgereist. Der Finanz-Minister, Herr van Teets vom Goudriaan wird am sten d. eine Reise nach Jtalien antreten.

Belgien.

Brüssel, 11. Mai. „Wir wissen“, sagt der Courrier Belge, „daß die Königin von Spanien einem Belgischen Stabs - Offizier einen Antrag zur Bildung eines Corps Freiwil- liger gemacht hat, die gegen die Karlisten verwendet werden sol- len. Es soll 12,9000 Mann stark werden, die jener Offizier be- fehligen würde, wenn die Belgische Regierung es erlaubt. We- gen des leßteren Umstandes wird unterhandelt. Die Fretwilli- gen erhalten große Vortheile. i

Deuschland.

Hannover, 14. Mai. Nachstehendes ist der Schluß des (gestern abgebrochenen) Vertrags zwischen dem Königreiche Han-

nover und dem Herzogthume Braunschweig:

Art. 27. Der Gesammt - Betrag der gemeinschaftlichen Ein- gangs -, Durchgangs-, Ausgangs- und Verbrauchs - Abgaben wird nach Abzug dec Koften fúr die Verwaltung unter die kontrahiren- den Staaten nach dem Verhältnisse der Bevölkerung ver- theilt; und es soll zu dem Ende die Bevdlkerung alle drei Jahre nah gleichmäßigeu Grundsäßen ausgemittelt und der wirkliche Stand derselben am 31. Dez. des betreffenden Fahres für die nächst- folgenden drei Fahre zum Grunde gelegt werden.

Art. W. Die im vorsiehenden Artikel gedachte Vertheilung des gemeinschaftlichen Aufkommens, so wie die zu dem Ende erforder- liche Abrechnung und Ausgleichung wird sowohl von drei zu dret Monaten, als auch nach Ablauf eines jeden Rechnungs - Jahres vorgenommen. Die dreimonatliche ist nur eine vorläufige, und ge- schieht nach einer von der Central - Steuer - Behörde jedes Staates aufgestellten Uebersicht von der innerhalb ihres Verwaltungs - Be- zirks stattgefundenen Einnahme und Au3gabe in der Art, daß von demjenigen Staate, welcher mehr, als ihm nach den verabrede- ten Theilungs-Grundsäßen zukommt, eingenommen hat, der Ueber- schuß dem andern Staate unverweilt ausgezahlt wird. Die ganz- jährige oder definitive Abrechnung, welche den Zeitraum vom 1. Fuli des einen bis zum 1. Juli des ndchstfolgenden Fahres um- faßt, wird auf den Grand der von den gemeinschaftlichen Erhe- buitgs-Aemtern abgelegten Rechnungen und der nach diesen von den beiderseitigen Central-Steuer-Behörden angefertigten, gemeinschaft- lih geprüften und festgeltellten Rehnungs=AbschlÜssen dadurch vor- genommen, daß das Guthaben des einen Staats ohne Verzug dem andern Staate berichtigt werden muß. Diese definitive M Na soll mbglichs| beschleunigt, spätestens aber binnen den ‘nächsten sechs Monaten nah dem mit dem 30. Juni ablaufenden Rehnungs- Fahre zu Stande gebracht werden. i

Art. 29. Jeder der beiden kontrahirenden Staaten hat die Be- fugniß, der Central - Steuer - Behbrde des anderen Staates einen Kommissarius beizuordnen, der bei dieser von allen Geschäften und Verfüguitgen , die sich auf das gemeinschaftliche Abgaben - System beziehen, Kenntniß zu nehmen, auch den desfallsigen Berathungen betzuwohnen und überhaupt diejenigen Angelegenheiten, welche eine Communication zwischen den beiderseitigen Central-Steuer-Behdre- den erheischen, auf eine dem gemeinschaftlichen Fnteresse entspre- chende Weise mdglich zu fördern hat. Eine gemeinschaftlich festge- seßte Fnstruction wird das Nähere úber die Stellung, Rechte und Pflichten solcher Kommissarien bestimmen. An 1

Art. 30. Auch werden nah Maßgabe des Bedürfnisses von Zeit zu Zeit FIeNal » Beuolga nee beider Staaten zusammen- treten, um die etwa erforderltchen Einlcitungen ju neuen oder zur Ergänzung und Abänderung bestehender Vorschriften und Einrich- tungen zu treffen, den Gang der Verwaltung zu prüfen, die bei die- ser entstandenen Zweifel und Ungleichhejten zu beseitigen, und die definitive Fahres- Abrechnung Über die gemeinschaftliche Einnahme und Ausgabe vorzunehmen. i 3

Art. 31. Bei dex Erhehung der gemeinschaftlichen Abgaben

wird in beiden Stagten as Mütze, Grunde gelegt, und bis dahin, l wirélich cingeführt worden, das Verhältniß der geltenden Münzen

e, Maß und Gewicht zun daß in denselben gleiche Normey fe

ch Maria-Zell unternommen, von wo sie in vier Tagen zurück- ren gedenkt.

Die neulich erwähnten Modificationen in unserem Zoll-

Maaße und Gewichte durch dfentlich bekannt zu macheude Reductione: ysteme dürften nun bald’ eintreten ; so viel man erfährt, haben

Tabellen festgeseßt werden.

Art. 32.

Zur Beförderung und Erleichterung des gegenseitigen

¿, Majeat der Kaiser die dahin abzweckende Verordnung be- js geiehmigt. Demzufolge wird ein ungehemmter, von jedeë denk-

Verkehrs is verabredet, daß, mit Ausnahnde der Haufirer, diejenigen lacterei freier Verkehr innerhalb der ini ; ; Z ‘civ es cinen Staats, welche fi ¿n Plac reter Berkehr innerhalb der Zolllinien (die Ungari- Handel - und Gewerbetreivenden des cinen Staats, fich zue nLänder und Dalmatien liegen bekanntlich außerhalb derseiben)

Ausübung ihres Handels oder Gewerbes in den andern Staat he, geben, in dem leßtern zu Gewerbe-Steuertn nicht herangezy 0 wer:

demjenigen Staate, warin fie ihren Wohnsiß haben, zum Hande

den sollen, wenn sie selbs, oder die, in deren Dienste ste

oder Gewerbe befugt sind.

Art. 33. Auch wollen sich ‘die kontrahirenden Staaten ühe gleilhmäßige Vorschriften zu einer zweckmäßigen Regulirung dz

ausir-Handels zu vereinigen suchen. _ | | 1 Art 34, Nur im Einverständnisse beider kontrahirenden R,

gierungen dürfen Verträge mit anderen Staaten hinsichtlich dey gemeinschaftlichen Eingangs-/, Durchgangs-, Ausgangs =- Und Yex, brauchs-Abgaben abgeschlossen oder derartige bereits bestehende Vet: träge Über ihre gegenwärtige Dauer verlängert werden. Hand, und Schifffahrts - Verträge mit anderen Staaten, welche auf jy Ertrag der gemeinschaftlichen Abgaben keinen Einfluß haben, ly, nen dagegen auch künftig von jedem kontrahirenden Staate einst eingegangen werden. :

Art. 35. Von dem Tage der Ausführung der gegenwärtig Uebereinkunft an, treten-die Stipulationen der nachstehenden Vet: trdge und zwar : a) die Artikel 1, 2, 3, 4, 5, 6, auch Art. 9 rü. sichtlich des Zolles, und Art. 12 der am 18 Mai 1827 ¡wishqy dem Königreiche Hannover und dem Herzogthume Braunschw wegen Regulirung verschiedener Handels - Verhältnisse abz s{lo(senen Convention; b) des am 24. September 1828 zyj hen mehreren Deutschen Bundes- Staaten abgeschlossenen Vi

trages Úber die Beförderung des freien Handels und Verkeht;s}

c) des am 11. Oktober 1829 zwichen mehreren Deutschen By des - Staaten abgeschlossenen Vertrages über denselben Gegenstan neb Separat - Artikel und Separat - Protokoll ; d) der am 7. 2 tober 1831 zwischen dem Königreiche Hann j thume Braunschweig abgeschlossenen Präliminar- Convention weg verschiedener Erleichterungen des gegenseitigen Verkehrs und sonsi ger Einrichtungen, nebst Reglement vom 3. Nov 1831; e) des q 9 Dezember 1831 zwischen dem Königreiche Hannover und dq Herzogthume Braunschweig abgeschlossenen S wegen h Anschlusses der zum Herzogthume Braunschweig gehdrenden, inn halb des Königreichs Hannover belegenen Gedtetstheile, so wie in der Stadt Goslar und deren Feldmark belegenen Communiq Besißungen an das im Königreiche Hannover bestehende Gränz, Zoll- und indirekte Steuer - System, nebs Separat - Artikel; f) d am 11. Juni 1833 zwischen dem Königreiche Hannover und dq Herzogthume Braunschweig abgeschlossenen Convention wegen lu ordnung cines gleichmäßigen und gemeinschaftlichen Zolles vom q ländischen (Getraide, N darauf gegründeten Verabredungen ut demselben Datum, und zwar hinsichtlich aller derjenigen Rechte m Verbindlichkeiten, welche dadurch zwischen den beiden gegenwärti kontrahirenden Staaten begründet worden, außer Wirksamkeit.

Arx. 36. Die Dauer dieses Vertrages wird vorläufig j zum Ablaufe des Fahrs 1841 beslimmt, und soll hiernächst über i Verlängerung desselben weitere Verabredung eintreten. Fm Fil ciner Vecständigung sämmtlicher Deutschen Bundcs- Staaten übt aemeinsame Maßregeln in Beziehung auf Eingangs-, Ausgattgs Durchgangs- und Verbrauchs- Abgaben soll jedoch dex Vercin 10 der Zeit an, von welcher die desfallsigen Beschlüsse in Wirksamt treten, wieder aufgelöst werden. Auch werden, wenn die Deutscht Bundes-Staaten über freien Handel und Verkehr mit Lebensmittel gemeinsame Verabredung treffen, demgemäß die erforderlichen Mb dificationen in dem durch den gegenwartigen Vertrag angenom nen Systeme eintreten. | ;

Art. 37. Dieser Vertrag soll in zwet gleichlautenden Origi nal- Exemplaren ausgefertigt und unverzüglih zur Ertbeilung de Allerhöchsten und H Zchsten Ratificationen vorgelegt werd, dere Auswechselung baldmöglichs, längstens aber hinnen sechs Ver slaftfinden wird. Urkundlich is vorstehender Vertrag von den Ve vollmächtigten unterzeichnet und besiegelt worden.

So geschehen Hannover, am ersten Mai Eintausendachthundet vierunddreißig. i | (L. §) Georg Friedrih Hieronymus Dommes. (L. S.) Heinri

Ludwig Meineke. (L. 8.) August Philipp Christian Theodor von Amsberg.// U

Leipzig, 15. Mai. Die gestern hier eröffnete Subsctj tion guf 15,000 Stück Actien der Leipzig-Dresdner Eisenb ist. heute geschlossen worden. Binnen noch nicht 7 Stund wurde die ganze Summe von 12 Mill. Rthlr. Pr. Ct. durcl terzeichnung gedeckt. Schon sind die Actien im Werthe gestie

Múnchen, 14. Mai. Dem Vernehmen nach sind die W arbeiten der einzelnen Comités über den Entwurf der Statuts der Hypotheken- und Wechselbank vollendet, und sämmtliche A {uß-Miitglieder seit Anfang Mai hier versammelt. Da tägl Sißungen stattfinden, so ist zu erwarten, daß in kurzer Zeit d Statuten jener Anstalt, welche für den Grundbesiß und det 0 : werbstand Bayerns von den wohlthätigsten Folgen seyn mis} ans Licht treten dürften.

Nürnberg, 14. Mai. Heute früh ist Jhre Dur, d Frau Fürstin von Thurn und Taxis, Gemahlin des Kön, Baye! Kron-Oberpostmeisters und Reichs-Raths Fürsten Maximilian 1 Thurn und Taxis Durchl. hier verstorben, nachdem ihr vor wel Tagen ihre auf Besuch von Regensburg anwesende Mutter, d verwittwete Regierungs-Präsidentin, Freifrau von Dörnberg | Tode vorangegangen war.

Darmstadt, 10. Mai. Unsere Abgeordneten-Kammer hi gestern bereits ihre zehnte Sizung. Mehrere Wahl-Gegensti wurden in derselben verhandelt. Ueberhäupt waren die biéh gen Sißungen, neben den Wahlen des Präsidenten, der Ani Berathung 2c., großentheils der Prüfung der Wahlen gewidn Die Thätigkeit dieses Landtages dürfte ganz andere Resul herbeiführen, als die der beiden vorhergehenden, welche, wit / dermann weiß, viel gekostet, dem Lande aber wenig Nußen f währt haben. :

Der am ten d. M. zu Darmstadt verstorbene Großhet) Oberhofmarschall Frhr. Pergler v. Perglas wurde am bten, f 5 Uhr, ganz in der Stille StenE wie er solches bei Lebe hon längst verordnet hatte. ach seinem Tode wurde beka! daß er seinen Sarg schon vor mehr als uer Jahren hatte fertigen und in seinem Hause aufstellen lassen. Seitdem ps! er alljährlih an seinem Geburtstage sich nah dem Gemad)! begeben, wo der Sarg aufbewahrt wurde, bei welchem er ® rere Stunden, in ernste Betrachtungen versunken, zubrachte.

Oesterreich.

Wien, 8. Mai. Gestern frúh ist Se. Durchl. der Ht! von Sachsen - Altenburg mit seiner Gemahlin und Prinzes Tochter hier angekommen, um unserem Monarchen zu | Thronbesteigung persönlich Glück zu wünschen. h

Der in Angelegenheiten des neuen Benediktiner-Klosters N eingetroffene-Bischof von Augsburg, Hr. v. Riegg, wurde ge! bei dem Staats - Kanzler Fürsten Metternich durch den Da)! chen Gesandten vorgestellt. E

Die Frau Fürstin von Metternih Durchl. hat in 2h tung ihrer Tochter, der Fürstin Hermine, eine Wallfahrts

annover und dem Her¡}f

X | : Aus der Verwaltung der Lotterie .

inden ; an den Gränzen des Reichs wird jedoch die Beauf-

igung strenger und durch einen verstärkten Kordon besser ge- ydhabt werden. Dies is eine der wichtigsten und erfolgreich- 1 Anordnungen, die in der neuern Zeit hier getroffen worden; werden sich derselben große Verbesserungen in unserem Zoll- hd Finanzwesen anreihen. Die Post aus Konstantinopel ist eingetroffen ; sie bringt (er nichts von Bedeutung. Die Pest hatte sich auch in der Um- ¿nd von Seutart gezeigt, war aber durch Absperrung unter: jet worden. Der Handel nahm wieder zu, und me eve La- ngen Reiß sollten nach Marseille versendet werden. Aus Sy- 41 hatte man nichts Neues. Die Armee unter Reschid Pascha Karamanien hatte sich konzentrirt, wahrscheinlich um sich zu (en und, wie wir schon erwähnt haben, vom Sultan in Augen- sein genommen zu werden. Ueber Persien waren zu Konstan- nopel allerlei Gerüchte in Umlauf. Man sprach von Verschwd- ngen-gegen den Schah und dadurch herbeigeführten Hinrich- ngen, Wie weit diese Verschwdrungen gediehen, von wem sie gegangen, wußte man nicht zu sagen; und insofern ward dem jerüchte nicht viel Glauben ge\chenkt. Daß aber die Antagoni- en des Schahs unablässig bemüht sind, Unzufriedenheit unter m Volfe zu verbreiten, scheint gewiß.

Spanien.

Y Briese aus Madrid vom 24. April enthalten Folgendes : Die Unterhandlungen mit den Columbischen Bevollmächtigten heinen bis je6t feinen Fortgang zu haben; man will, so heißt j, erst das CEintressen des Herru Luis Alaman, Bevollmächtig- n der Mexikanischen Staaten, abwarten, um alsdann gemein- haftliche Schritte zu thun. Da nun die anderen Republiken ut genug erklärt haben, daß eine Aussöhnung mit dem Mut- ¡lande ihnen zwav erwünscht, sle aber weder gendthigt, noch (sonnen seyen, dieselbe durch große Opfer zu erkaufen, so muß jan erstaunen, wenn aufgeklärte Spanier, wie am 21sten in der \rofuradoren-Kammer die Herren Jsturiz und Farer, ihnen an- mnen, einen Theil der Spanischen Staats - Schuld zu über- chmen. Der Finanz - Minister erklärte bei dieser Gelegenheit u im Allgemeinen, die Regierung werde suchen, so viel Nuz- nals möglich aus jener Unterhandlung zu ziehen. Durch ¿heutige Abstimmung ‘der Prokuradoren-Kammer über die nicht isolidirten Vales Reales sind die Hoffnungen mehrerer Spe- (anten, welche sich auf den Kredit des. Finanz - Ministers ge- ißt und in den nicht konsolidirten Vales gespielt hatten, verei- (t worden. Mehrere Mitglieder der entschiedensten Opposition, pie die Herren Garcia Carrasco, Alcala Galiano, Jsturiz, Ca- allero, Arguelles, vertheidigten das Projekt des Ministeriums, gleich mehr aus Gründen des Privat-Jnteresses, als aus Pa- iotiómus. Herr Jituriz, Abgeordneter für Cadix, erklärte ge- adezu, er müsse deshalb auf einer Begünstigung der Vales Reales bestehen, weil in seiner Provinz allein wenigstens zivei Drittel sämmtlicher vorhandener Vales sich befänden. Hierbei uterstüßzte ihn Herr Alcala Galiano, welcher ebenfalls für Ca- dix deputirt ist, Und Herr Aguirre Solarte äußerte, er kdnne das Benehmen des Herrn Jsturiz nicht nur nicht mißbilligen, sondern er lede, wenn es darauf anfäme, die Juteresien seiner eigenen rovinz (Biscaya's) zu vertheidigen , dieselben selbst gegen das nteresse dev übrigen Provinzen verfechten,‘/

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Berlin, 18. Mai. Die im heute ausgegebenen Stücke der Veses - Sammlung enthaltene Allerhöchste Kabinets - Ordre vom Ken d. M. , so wie der mit derselben publizirte Haupt - Finanz- tat für das Jahr 1835 lauten also:

„Sie ‘empfangen den Mir eingereichten Haupt-Finanz-Etat für das Jahr 1835, welchen Jch genchmiget und vollzogen habe, hierbei zurü, mit dem Auftrage, solchen in Folge der durch Meine Ordre vom 17. Januar 1820, den Staats - Haushalt und das Staats-Schuldenwesen betreffend, getroffenen Anord- hung, so wie solches zuleßt mit dem Etat pro 1832 geschehen ist, durch die Gesez-Sammlung zur dffentlichen Kenntniß brin- gen zu lassen.

Berlin, den 8. Mai 1835. Friedrich Wilhelm. An den Wirklichen Geheimen Rath Grafen n ie

Allgemeiner Etat der Staats-Einnahmen und Ausga- ben für das Fahr 1835.

Reiner Er- trag für 1835. Rthlr.

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"que der Verwaltung der Domainen und Forsten | nach Abzug des davon dem Kronfideikommiß vor- | behaltenen Nevenuen- Anthils Aus den Domainen - Ablôsungen und Verkdufen, Behufs dexr schnelleren Tilgung der Staats- Schulden . L Aus der Verwaltung dev Bergwerke, Hütten und Un desgleichen der Porzellan - Manufaktur d N

Aus der Post - Verwaltung

4 212,000

a) “v

1,000,000

717,000 1,200,000 S 669,000 Aus der Steuer - und Abgaben - Verwaltung :

») an Grund - Steuer... 9,735,000 b) an Klassent- Steuer . 6,404,000 c) an Gewepbe - Steuer 1,973,000

ARPC N I T I A I i 18,112,000 d) An Eingangs -, Ausgangs - und N

Durchgangs - Abgaben; an Ver- zehrungs- Steuern von inländi- schen Erzeugnissen; an Wege=- geldern; an Abgaben von der Schifffahrt und der Benußung der Häfen, Kanäle, Schleusen, Brücken und anderen Commu- nications - Anstalten; ferner an

Stempel - Steuer . a V CO/ONZ/OOO

e) an Einkommen aus der Salz-Regie 25/366,000

Av enuen-Ueberscch üsse ume Ats etschtedenen unter obigen Titeln nicht begrif- in Eim 2Y |

43,530,000 80,900

332 000 UXNR VEVIELARE S Ae / MUDER Summa | 31,740,000

Betrag pro 1835.

A (L0H Rthlr.

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1 \Fâr das Staats-Schulden-Tilgungswesen, und zwar: a) zur Verzinsung der allgemeinen und provin- ziellen Staats-Schulden und zu den laufenden Verwaltungs-Kosten . 6,397,000 b) zur Schulden- Tilgung - 2,480,000 j 8,877,000

c) zur Verzinsutg und Tilgung neu ( Übernommener Provinzial-Schulden

An Pensionen, Kompetenzen und Leiy- Renten, und zwar: a) an etatômäßigen Fonds zu Pensio- nen für emeritirte Staatsdiener und deren Wittwen und Hinterbliebenen, so wie zu sonstigen Gnaden-Unter- t b) an lebenslänglichen Kompetenzen und Pensionen für die Mitglieder aufgehobener geistlicher Corporatio- den, an Pensionen, welche auf dem Reichs-Deputations-Schluß vom 25. Februar 1803 beruhen, oder sonst traktatenmäßig odèr aus früheren Verpflichtungen zu leisten sind . 1,584 000 SGUEIALLF ¿1 R AINETEOE 2ER

An dauernden Renten : a) als Entschädigung fúr aufgehobene Nechte und Nußungen... b) für eingezogene Kapitalien und Amts-

41/000] §918,000

360,000

Cautionen 603,000

e . C O T S I FUr das Geheime Kabinet, für das Büreau des Staats-Ministeriums, für die Staatz-Buchhalte- - ret und die Verwaltung des Staatsschaßes und der Münzen, für das Sraats- Archiv und für die Provinzial - Archive, das Staats -Secretariat , für die Ober -Rechnungs- Kammer, die General - Or- dens- Kommisston und für das statistiscle Búrcau Fr das Minisierium der Geistlichen -, Unterrichts- Und Medizinal-Angelegenheiten . FÜr das Ministerium des Fnnern und dec Polizei Dem Ministerium des Fnnern für Gewerbe. und für die General-Kommisstonn. Der Verwaltung für Handel und Fabrication, im- Ce zu Land- und Wasserbauten, ausschließlich 4 Q Zur Unterhaltung und zum Neubau der Chausscen, einschließlich der Mittel zur Verzinsung und Til- gung der aufgenommenen Chausséebau- Kapitalien Fr das Ministertum der auswärtigen Angelegenheiten Für das Kriegs - Ministerium, einschließlich der Zu- schüsse für das große Militair - Waisenhaus zu Potsdam und dessen Filial-Anstalten . FÚr die Centïal-Finanz-Verwaltung, und zwar: a) für das Ftnanz-Mtnisterium und fär die General-Staats- Kasse . 1) fúr die General-Verwaltung der Do- matnen uud Forsien : 94,000

FÜr das Justiz - Minisierium, außer den Gerichts- c

Für die Ober-Präsidenten und Regierungen

Fúr die Haupt- und Landgestüte

Zur Deckckung der Einnahme - Ausfälle, zu außeror- dentlichen Ansgaben und zu den Landes-Verbesse- rungen . a E : 1/,350/000

Berlin, den 8. Mai 1835. Summa | 51,75%,000

Friedrihch Wilhelm. Gr. vot: Alvensleben.

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Königliches Schauspiel.

Wir fahren fort, die Seydelmannschen Darsiellungen der Reihe nach, so viel als der dem Theater in diesen Blättern ange- wiesene Raum es gestattet, mit wenigen Worten zu begleiten. Der ¿„Bettler// von"Raupach gehdrt unter die Gattung der so sehr ver- spotteten weineriichen Schauspiele; aber Herr Naupach hat sich durch das Schillersche, fast zum dramatischen Canon gewordene Anathem: /,0as kann dieser Misère Großes begegnen, was kann durch sie Gro- ßes geschehen“, nicht abschrecken lassen, in die Ffland-: Koßebueschen Fußtapfen zu treten, und er hat sich den Gang noch bequemer ge- macht, ob O Jetter Breite oder um ffe zu ironiren, wols len wir dadin gestellt seyn lassen; kurz, er hat sich, um nur den Zweck der Rührung rasch zu erreichen, bei weitem mehr Freiheit als Jene erlaubt, sich von Allem, was man dramatische Regel und Motive nennt, losgemacht und eine Scene so hingestellt, als wenn sie Jedermann aus dem wirklichen Leben eben so aufgreifen und hin- stellen könnte. Schwerlich aber würden den nid an Auftritten des wirklichen Lebens so viel Thränen geflossen seyn, als hier bet der Nachahmung derselben auf dexr Bühne. Der Wiß der Empfindung bat eine größere Gewalt, als die Empfindung selbst, und, der gute Rousseau mag nicht Unrecht haben, er {wächt, 1a er tbdtet sie oder leitet sie doch gdn¡lih ab: dahex dessen Sermote gegen das öffentliche Vergnúgen des Schauspiels. Aber hüten wir uns, gegenwärtig noch, wo der alte Spruch panem et circenses sogar scin Gleichgewtcht verloren und die Souveralnetdt den Circensen abgetreten hat; ers circenses, dann panem, solche Paradoxen zu wiederholen. Es bleibt beim Alten; der Dichter Schiller und der Philosoph Rousseau haben vergebens deklamirt; jener hat nicht der Neigung zu einer gewissen Gattung des Schauspiels, dieser nicht der Lusi am Schauspiel Überhaupt gesteuert. Die anschaulichste Exemplification ergab die Vorstellung des besagten „Bettlers‘/; es wurde geweint, wie vor beinahe einem halben Fahrhundert in der Vorftellung von „Menschenbaß und Reue‘, wo der Thränenfluß die Schnupftücher theuer machte. Aber suam cuique; es ge- hôrt auch ein Menschen - Darsteller, die Herr Seydelmaun es ist, dazu, um uns die Wirklichkeit als reine Wahrheit (das ist bekanntlih ein großer Unterschied, zumal unter Bett- ern), #0 untrüglih vor Augen zu stellen, daß wir durch keinen Ton und“ keine Geberde an Affectation und Gleisnerei ge- mahnt werden, und daß ihre Sprache uns geradesweges zu ‘Her- zen geht. Bei ihm bewährt sich abermals Goethe's Wort: das

luckliche Naturell is der Ansang und das Ende aller Kunst; denn ei ihm zeigt sich der Anfang und das Ende, wenn auch noch nicht Überall Bollendung; der wahre Künstler, wie der wahre Mensch, kann immer nur im Streben begriffen seyn. Wir werden übrigens iede Gelegenheit wahrnehmen, um im Allgemeinen die Absurdität der Behauptungen, als könne durch Studium ohne Genie im Kunst- Gebiete etwas Gutes und Tüchtiges geleiftet werden, zu beleuch- ten, und beschrdnken uns für heute auf das Besondere, daß Herr Seydelmann das Rechte und Tüchtige auch in der Rolle des Bett- lers geleistet hat, in einer Einfachheit und Wahrheit, wie es dem noch so reich begabten Manterislen zu erreichen unmöglich und dem fähiyen Naturell nur dann zu erreichen mbglih i, wenn es endlich zu der Einsicht kommt, daß nicht die rohe Natur, \91- dern die zweite, durch Fleiß und Studium gereinigte Natur, aber doch immer Natur, zum Kunstwerk gefordert wird. Fndeß, so aufrichtig wir uns auch freuen , daß jede Gattung der Schauspiele, aufs beste lebendig verédrpert, gebührend anerkannt werde, so mdgen wir denn doch nicht Ansiand nehmen, zu bekennen, daß uns eine noch

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2,683,000 2,184,000

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Nachahmung solcher Persotete

und Dinge des wirklichen Lebens nicht die der Kunsi wür=z digsle Aufgabe zu seyn dünkt. Und wir werden darin um so mehr bestärkt, wenn wir im schrofen Gegensah die durchaus und durch absichtliches Bestreben zu einer komischen -Theater-Per= son verarbeitete Rolle des gutherzigen Polterers in dem bes fannten Goldonischen Lustspiel dieses Namens betrachten. Gewdbhit=- lich hat die Rolle auch nur als eine- Art von Harlequin Glück Ol und dann infofern recht großes Glü, wenn dem Schaus-

so wohl gelungene mimische

pieler der Mutterwiß des Harlequins reichlich verliehen war. Un- ser Gast, Hr. Seydelmann, hat sie zu einem Charakter zu bilden gewußt- Alle sogenannten Charakter-Rollen haben etwas Hel lor genpes das Federmann lei cht erkennt, und dies ist es auch, was ste meistens so anziehend macht, aber das Hervorspringende macht nicht thre ganze Fndividualität aus. Der wahre Schauspieler muß zwar das Her- vorspringende nicht verwischen, aber es in Verbindung mit dem anzen Menschen bringen; in dem aufbrausenden Männe, wie es bier der Fall if, muß uns immer der Grüundton anschaulich blei- ben, damit auch hier der Text des Stücks, daß die Gutherzigen die wärmsten Freunde haben, doch gewiß nicht des Aufbrausens wegen, sondern wegen der Mischung und der Fndividualität seiner Person, gerechtfertigt werde. : y i Gerade in diesen beiden Rollen haben wir die Wahrheit und Einfachheit der Darstellungen Ffland's aus dem wirklichen ge- meinen Leben wiedergefunden, und es i uns, mindestens gesagt, unbegrelflich, wie Ffland, der als Schauspieler das wirkliche Leben so treu aufzufassen und so rein, aber doch sre, darzustellen wußte, von Leuten , die ihn gar nicht gesehen haben können, manterirt ges nannt werden kann; allerdings bekam er dann, wenn er uber setne natür= liche Sphäre hinausging, mit dem Schein des Angezwungenen auch den Schein des Manierirten, dem er grundsäßlich durchaus widers sirebte. Es fann der Schauspieler nicht immer nur dasjenige aus wählen, was seine Persönlichkeit kleidet. Aber von Herru Scydel= mann glauben wir doch behaupten zu können, daß allenfalls nur der zârtliche oder moderne Liebhaber ihn nicht kleiden mêchte; in allen anderen Rollen aber der Geist, wie es ihm auch von Rechtöwegeir gebührt, immer den Körper sich schaft und bildet; mens agitat m9-

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Gesang-Fest in Potsdam. S

Am 11. und 12. Juni d. F. wird der große Märkische Verein für Männer- Gesang sein drittes Gesang - Fest in Potsdam begehen. Seit dem leyten Feste hat der Verein sowohl an äußerer trie an innerer Kraft gewonnen, da nicht allein die Zahl seiner Mitzglie= der gewaci sen ist, sondern auch Männer ihre Kräfte demselben ge= widmet haben, deren: Namen in der Kunstwelt durch zahlreiche aus= gezeichnete Werke glänzen; es mögen hier nur genannt werden : Reissiger, Wolfram, Rungenhagen u. A. m. Der Vercin kann nur dann erfolgreich bestehen, wenn ausgezeichnete Komponisten für det- selben s{hreiben; es entsteht dadurch eine Wechsel-Wirkung , die Komse- ponisten erhalten eine Gelegenheit, thre größeren kirchlichen Werke (an denen unsere Zeit leider jeßt sehr arm is) in der vortreiflich= Îen Ausführung zu hdren, und werden dadurch zu neue Schdpfun= gen angeregt. Da nur ausgezeichneten Compositionten die Ehre der Aufführung zu Theil wird, so werden die einzeltren Mitglieder des Vereins dadurch geistig fortgebildet, und es wird nicht nur bet ih= nen, sondern auch nach und nach îm Volfe die Gesanglust erweckt und genährt. H E

Des Königs Majestät haben auch in diesem Fahre dem Veretne Allerhdöchstihre Huld und Gnade angedeihen lassen, indem Aller höchstdieselben zuin ersten Tage des Festes [r die Auf{ührung kirch= licher Werke die Königl. Hof- uad Garnison - Kirche zu Potsdam bewilligt, und für den zweiten Tag, falls ungünstige Wiiterung die Aufführnng weltlicher Gesangsiücke im Freten verhindern solte/ die Benußung des Königl. Schauspielhguses in Potsdam Allergnädig| gestattet haben. Am ersten Tage werden in der Kirche Composttio= nen von Pr. Fr. Schneider aus Dessau, Rungenhaget, Schärtlich (dem Stifter des Vereins), C. Girschner, F. P. Schmidt und Fus lius Schneider aus Berlin aufgeführt; auch wird dieser Tag uns außer anderen Werken der eben genannten Komponisten noch Com= positionen von Neissiger aus Dresden, Wolfram aus Tepliß und Böhmer aus Berlin bringen. Als das Hauptstück des zweiten Ta= ges wird eine eigens zu diesem Zweck komponirte Kantate vorr Reissiger glänzen, die, nah den abgehaltenen Proben zu urthcilen, als eines der besten Werke des rühmlih becfannten Komponisten an= zusehen if. Î

Da das Fest in der Pfingstwoche (den 11. und 12. Funi) fällt, und die reizenden Umgebungen Potsdams zu dieser Zeit mit dem schönsten Schmucke, den die Natur hier so reichlich spendet, bekleidèt sind, so läßt sh wobl annehmen, daß das Publikum durch einen zahlreichen Besuch seine Theilnahme bethätigen werde. C. G.

Berliner Börse, Den 18. Mai 1835.

Ámit!. Fonde- und Geld-Cours-Zettel. (Preufe. Cuur.

| Zf. \Brief|Gelad.| Zf. |Brief\Geid. St.-Sehuld-Sch. 100g [1007 sOstpr. Pfandbr. [102 Pr. Engl. Obl. 30. 99x | 98x JPomm. âo. [1063 | Präm.Sch.d.Seeh. ! 642 | 6A7 IKur- u. Neum. do. 1034 1034 Kurm.Obl. m.1.C. 1002 | f[Schlesische doa.| 106i | Neum.!nt.Sech.do. [106% j iRkst.C.u.Z.-Sch. | Berl. Stadt - Obl, 1003 d. K.- u. N. Königsb. do. Eibing, do. Nanz. do. in Th. Westpr. Pfandbr, Grosshz. Pos. do,

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Auswärtige Börsen,

Amsterdam, 13, Mai.

Niéderl. wirkl. Schuld 575. 52 do. 102,5 Ausg. Schuld —, Kanz-Bill, 263. 446 Ámort. 95x. 376 uss. 9975. OVester. 997. Preuss. Prám.-Scheine 1143. do. 45 Anul. —. Span. 52 492, 35 30x.

Antwerpen, 12. Mai

Span. 58 492. 38 31. Zins! 214. Cortes 498,

Neue Span. Anl. 671, Belg. 1015. Darmst. 262. Wien, 13. Mai. 59% Met. 10121, 40 9722, Bank-Áctien 13414. Neue Aul. 3961,

S E D D E D D D E E E R

C OuUD. 31 d.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 19. Mai. Im Schauspielhause zum erstenmale wiederholt: Die Schule des Lebens, Schau}piel in 5 Abth., nach einem Mährchen, von E. Raupach,

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten, mit Sonn- tag bezeichneten Schauspielhaus - Billets gültig; auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Sonntag bezeich- net seyn.

Mittwoch, 20. Mai. Jin Schauspielhause: Nathan der Weise, dramatisches Gedicht in 5 Abth., von G.“ E. Lessing. (Hr. Seydelmann : Nathan, als Gastrolle.)

Königstädtisches Theater. Dienstag, 19. Mai. Das Königreich der Weiber, oder: Die verkehrte Welt, Burleske mit Gesang in 2 Akten, frei Y H Desnoyer, von Fr. Genée. Die Musik ist vom MultteEice Kt

Kugler arrangirt. Vorher: Zum erstenmale wiederholt: Judith