1835 / 148 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Hätte man hierin auch hundert Mal recht, es giebt doch ein Et- was, das sich nicht so leicht, wie die gerichtlichen Formen, ändern läßt: Dies sind die Sitten, Gewohnheiten und Begriffe einer Nation. Nun weiß man aber seit 45 Jahren in Frankreich nicht mehr, was es heißt, einen Bürger für ein Kriminal - Ver- brechen zu verurtheilen, ohne seine Vertheidigung gehört zu ha- ben. Es sind in dieser Angelegenheit von Anfang an viele Feh- ler bêgangen worden; die Pairie hat jest auch den ihrigen be- gangen, indem sie das ihr gebotene Mittel, sich den Prozeß auf eine ehrenvolle Weise vom Halse zu schaffen, zurückgewiesen hat.“

Nachstehendes ist der Jnhalt der Protestation, die Herr Audry de Puyraveau der Kommission der Deputirten-Kammer Übergeben hat, die mit der Prüfung des Antrages der Pairs- Kammer, ihn und Herrn von Cormenin vorladen zu dürfen, beauftragt worden war: „Meine Herren, wenn ih vor Jhnen erscheine, so geschieht es bloß, um einer Einladung meiner Kolle- gen zu genügen, denn ich kann der Kammer das Recht nicht zuerkennen, die Pairs - Kammer dahin zu ermächtigen, daß sie mich vor ihre Schranken lade, und ich protestire gegen eine solche verfassungswidrige Prätension. Wollte die Deputirten - Kammer dieser Forderung der Pairs-Kammer Gehör geben, so würde sie die Gleichheit der Gewalten vernichten und ihre eigene Würde aufs Spiel scßen; ich will mir aber, wie jedes ihrer Mitglie- der, den Character eines Mandatars der Nation unversehrt er- halten, indem ih, wie ich solches hiermit thue, gegen Alles protestire, was die Rechte und die Würde des einzigen Staats- körpers, der solche der freien Wahl verdankt, verletzen könnte. Den 18. Mai 1835. (Gez.) Audry de Puyraveau.“

Die ministerielle Partci in der Deputirten - Kammer soll sich dahin vereinigt haben, für die nächste Session den Herrn Sauzet zum Präsidenten zu wählen.

Briefe von der Spanischen Gränze vom löten sprechen von einem Vortheile, den die Karlisten am 13ten zwischen Her- nani und San Sebastian über den Brigadier Jaureguy davon getragen hätten. Lesterer soll einige 100 Mann an Todten und Verwundeten gehabt haben. Auch die liberalen Blätter bestäti- gen diese Nachricht in ihren Korrespondenz - Mittheilungen, be- haupten jedoch, daß der Verlust Jaureguy's nur unbedeutend gewesen sey.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments - Verhandlungen. Unterhaus. Siz- ¿ung vom 20. Mai. (Nachtrag.) Die Mitglieder, welche den Vorschlag des Herrn Poulter wegen besserer Beobachtung der Sonntagsfeier unterstüßten, erblickten in demselben eine Maß- regel zu Gunsten der ärmeren Klassen, denen man, wie ste mein- ten, dadurch doch wenigstens einen Tag in der Woche Ruhe verschaffen würde. Dagegen erhoben sich Andere gegen die all- gemeine Schließung der Wirthshäuser und gegen das Verbot des Verkaufs am Sonntage, welche Ansicht auch von Sir Ro- bert Peel getheilt wurde , der sich darüber folgendermaßen ver- nehmen ließ: Me

¡¡Riemand in dicsem Hause kann von der Wichtigkeit der Hei- lighaitung des Sonntags inniger durchdrungen seyn, als ih; ich fühle, daß kein Mensch ein Recht hat, seinem Nächfien durch Ent-

weihung des Sabbaths ein Aergerniß zu geben; aber ich zweifle sehr

daran, ob wir den Zweck, die Heiligkeit dieses Tages aufrecht zu erhal-

ten, durch ein Geseß am besten erreichen möchten (hdrt, hört), und

ich weiß nicht, ob es nicht angemessener wäre, darauf zu bauen, daß der Einfluß der Sitten und der dfentlichen Meinung seine Enthei- ligung verhindern werden, als dieses Ziel durch neue geseßliche Ver=- schärfungen zu erstreben, die {wer zu vollziehen seyn und, wenn fe, gegen ihren Agent ean Zweck, etwa gar verkehrt angewandt würden, sehr belästigend für Einzelne werden und am Ende dem Geseße selbst Verachtung zuziehen würden. (Hört!) Wenn ich die jeßige Beobachtung des Sabhaths mit dem vergleiche, wovon ich selbit, wie ih mich erinnere, noch Zeuge gewesen bin, und mit dem, was ich darúber aus fräherer Zeit gelesen, so kann ih nicht umhin, zu sagen, daß der Sabhath, ohne ir- gend ein neues Geseß Über den Gegenstand, jet besser beobachtet wird, als ehemals. (Hört!) Sie haben nur zwet Alternativen , die Sie annehmen kdnnen, entweder das Geseß in seinem gegenwärtigen Zustandé zu lassen und keine Veränderung desselben zu versuchen, oder, wenn Sie es antasten wollen, es zu vereinfachen, zu befestigen und in allen Bezichungen übereinstimmend zu machen, damit das Publikum genau wisse, was das Geseh über die Beobachtung des Sabhhaths besagen will. (Hört!) Das ehrenwerthe Mitglied für Shaftesbury (Herr Poulter) hat etnen dritten Weg vorgeschlagen und dabei angenommen, daß die 29e Akte Karl's 1. jet in Kraft sey. Da ist der ehrenroerthe Herr aber im Frrthum; das Geseh be- findet sich im Statuten - Buche, és ist wahr, aber es is ein todter: Buchstabe geblicben und hat keine Gescheskraft. Und doch hat das ehrenwerthe Mitglied dem Hause vorgeschlagen, eine Bill anzunehmen, int der die Gültigkeit jenes Gesehes vorausgeseßt wird, denn scine Bill ift betitelt: eine Bill zur Verschärfung und Verbesserung der 29sten Akte Karls 11. in Bezug auf die größere Heilighaltung des Sonn- tages. Abgesehen nun von dem Frrthum, der in der Annahme liegt, daß das Gese Karl's li. noch gelte, widersprechen auch die Bestim- mungen der Bill des ehrenwerthen Herrn dem Titel und Eingang derselben, denn der ehrenwerthe Herr hat es cigentlih nicht unter- nommen, die Akte Karl’s 11. in allen ihren Theilen wirksamer zu machen, da er nur einen einzigen Verstoß unter den in der alten Akte angeführten hervorgehoben, aber von ihrem ganzen übrigen Inhalte nichts gesagt hat. (Hört!) Bei der Ausführung dieser Bill würde man sich auf die 29ste Akte Karl’s Il. beziehen müssen, denn der Sinn der Bill ist der, daß jedes in der Akte Karl's 1. erwähnte Vergehen auch nah der neuen Bill als ein solches an- gesehen werden soll. Nun befindet sich in der Akte Karl's eine Bestimmung egen dieVermiethung von Bôten am Sonntage und eine darauf geseßte Strafe. Herr Poulter: „Es ist seitdem eine Akte angenommen worden, wodurch diese Strafe aufgehoben wird. Sir R. Peel: „Das ifi möglich, aber wie soll das Volk das wissen? Es wäre doch wahrlih besser, das Geseß du vereinfachen und zusammenzu- fassen, als einzelne gesebliche Bestimmungen in dieser Hinsicht zu erlassen. (Hôrt!) Die Akte Karl’s erklärt, daß am Sonntage kein Fuhrmann, Käcrner, Fleischer oder Höker bei 20 Shilling Strafe aus seinem Hofe oder Hause ausfahren dürfe. Will der ehrenwerthe Herr auch auf diese Bestimmung Bezug genommen wissen ?// Herr Poulter: „Nein. / Sir R. Peel: „Aber die Geschäfte dieser Leute sind doch den Bestimmungen der Bill unterworfen. Wenn Übrigens der Zweck des (von Hrn. A vorgeschlagenen Amen- dements , die Bill einer besonderen Kommission zu Überrocisen , die Vereitelung der Maßregel scyn soll, wte einige Herren anzunehmen scheinen, so würde ih es für unendlich besser balten, ‘daß das Haus die Frage ofen entschiede. Fh würde lieber freimüthig auf einer künftigen Station gegen die Bill ftimmen, als dem ehrenwerthen Herrn in der 29 cines schikanirenden Verzuges ein Hinderniß in den Weg legen. Fch halte es daher für angemessener, die Bill des ehrenwerthen Herri in den Ausschuß gelangen zu lassen, damit er dieselbe dort so vollkommen als mdglih machen könne; dann werde ih mi für berechtigt halten, gegen die Maßregel zu stimmen, wenn sie niht von der Art seyn sollte, daß ich sie billigen könnte. Wenn die Bill nicht in einer angemessenen Gestalt aus dem Ausschusse hervorgeht, dann werde ih den ehrenwerthen Herrn ersuchen, sic aufzugeben, das Geseß so zu lassen, wie er es gefunden, und die G Ie E Heilighaltung des Sabbaths von der sittlichen Veredelung des Volks und von der Macht der dfentli-

hen Meinung mit Zuversicht zu erwarten. (Hdrt!) Die

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Akte Karl’s 11, verbot das Miethen und Vermiethent von Bôten an Sonntagen. Warum is diese Akre aufgegeben und kein Versuch gemacht worden, sie wicder in Kraft zu seßen? Wenn das Fahren von Dampfbdten zwischen London und Richmond an Sonn- tagen unreht wäre, so müßte man zugeben, daß es eben so unrecht wäre, am Sonntage Überhaupt zu reisen, und ih glaube, man wird ugestehen, daß die Reichen dagegen am meisten verstoßen. Ein Ver- S die Armen am Sonntage an Bewegung und Erholung zu hin- dern, würde Feindschaft zwischen den höheren und niederen Klassen

erwecken und ei: Prinzip der Ungleichheit in unserer Gesehgebung '

hervorbringen. Jedem Gesetze, das von diesem Grundsaß ausginge, würde ih mi auf das entschiedenste widerseßen. Wenn wir über- haupt ein Geseß Über den Gegenstand erlassen wollen, so müssen wir unparteiish dabet zu Werke gehen.“ (Hört, hört)

Die Bill des Herrn Poulter ging darauf (wie bereits ge- stern gemeldet) durch den Aus\{Uß, doch soll bei der dritten Le- sung derselben noch einmal darüber debattirt werden. :

London, 22. Mai. Der Herzog und die Herzogin von Cambridge beehrten vorgestern ein von dem Erzbischof von York gegebenes Diner mit ihrer Gegenwart.

Das Unterhaus kam gestern deshalb zu keinen Verhand- lungen, weil eine Ballottirung zu einem Wahl - Ausschusse, der nach der parlamentarischen Ordnung allen anderen Geschäften vorangeht, durch einen Form-Fehler nichtig geworden war, wes- halb der Sprecher das Haus bis heute vertagte.

Der Graf von Winchelsea hat ein zweites Schreiben an die Protestanten von Großbritanien erlassen, worin er der Majorität des Unterhauses voræwirft, daß sie sich keßcrischen Lehren hingebe und ihren Herrn und Meister verleugne.

Nach dem ministeriellen Plan in Betreff der Jrländischen Zehnten -Frage, den Lord Ebrington gestern in einer Versamm- lung von Reformern vorlegte, soll die Anleihe von einer Mil- lion, welche für die protestantische Geistlichkeit bewilligt worden, annullirt, der je6ige Betrag des Zehnten um 30 pCt. herabge- sest und in jedem Kirchspiele, wo es verlangt würde, eine neue Schätzung vorgenommen werden; um einer Verstümmelung des Planes im Oberhause vorzubeugen, will man die Maßregel in Gestalt einer Geldbewilligungs-Bill vorlegen, so daß die Lords nur über Annahme oder Verwerfung der ganzen Bill zu ent- scheiden haben würden.

Im Gemeinde-Rathe der City von London oder vielmehr in einer sehr zahlreichen Versammlung des aus dem ganzen Rathe bestehenden Ausschusses, nach Art des Unterhäuses, wenn dasselbe sich zum Ausschusse des ganzen Hauses konstituirt, wurden kürz- lih mehrere Vorschläge des Herrn Pritchard gegen die Ansichten des Lord-Mayors, der dem Gemeinde-Rathe das Recht zu einem solchen allgemeinen Ausschusse bestreitet, angenommen, nachdem 0 R ein entgegengesestes Amendement zurückgenom- men hatte.

Die bei dem Diner in der City gehaltene Rede Sir Ro- bert Peel's ist jeßt besonders abgedruckt und wird einzeln zu 1 Penny, dutendweise zu 9 Pence und hundertweise zu 5 Schil- ling verkauft, auch nach den Umständen umsonst ausgetheilt., Am meisten ist sie bis jegt in Canterbury und Kent verbreitet worden.

Am [l2ten d. ließ die Direction der Ostindischen Compagnie ihre weitläuftigen Waarenhäuser in der Jewry - Straße und in Ratcliff, deren sie jeßt nicht mehr bedarf, durch Versteigerung denen, die jeßt mit Indien und China Handel treiben, zum Kauf bieten. Die Theespeicher wurden zu 33,950 Pfd. losgeschlagen ; das Salpeter - Magazin aber, auf welches niht mehr als 9000 Pfund geboten wurde, behielt die Compagnie noch an sich, da sie dasselbe, das für das vollkommenste Waarenhaus im Londoner Hafen gilt, zu diesem Preise nicht losschlagen wollte.

7 Niederlande.

Aus dem Haag, 23. Mai. JJ. MM. sind gestern nach dem Loo abgegangen.

Mit dem Dampfschiffe aus Hamburg kam am 21sten der diesseitige Gesandte daselbst, Baron W. von Goltstein, in Amster- dam an. i

Am lten d. hat die gewöhnliche jährliche Versammlung der Niederländischen Gesellschaft zur sittlichen Besserung der Ge- fangenen in Amsterdam stattgefunden. Nach der allgemeinen Uebersicht der Wirksamkeit der Gesellschaft im Jahr 1834 hat sich dieselbe auf 2296 Kriminell- und Korrecrionell - Verurtheilte erstreckt. Von diesen haben 702 religiösen Unterricht, 391 Un- terricht im Schreiben und Rechnen erhalten; 123 ift Arbeit und Beschäftigung verschafft worden; 358 Entlassene wurden auf ver- schiedene Weise versorgt, von welchen 7 sih dieser Gunst un- würdig gemacht haben. Die Gesellschaft zählte am 31. Dez. v. J. 3765 Mitglieder.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 22. Mai. Se. Majestät der König haben am 19ten d. M. in Höchsteigener Person den Geheimen Aus- {uß aufgelöst.

Der Commandeur der neunten Jnfanterie-Brigade, General- Major Hârd, hat den nachgesuchten Abschied aus Schwedischen Kriegsdiensten erhalten.

Die Königl. Akademie der Kriegs - Wissenschaften hat Se. Hoheit den Herzog Bernhard von Sachsen - Weimar und die Akademie der Musik den Königl. Sächsischen Wirklichen Gehei- men Rath, Freiherrn v. Miltiz, so wie den Komponisten Ignaz Moscheles zu auswärtigen Mitgliedern erwählt.

Dâäânemarf.

Kopenhagen, 22. Mai. Nach der amtlich bekannt ge- machten Reiseroute werden Se. Maj. der König am 10. Juni mit dem Dampfschiffe Kiel. von hier nach Luisenlund oder Eckern- förde abgehen. Am LUiten dess. M. begeben sich Allerhöchdiesel- ben von Luisenlund oder Schleswig nach Rendsburg. Am 23sten reisen Se. Maj. von Rendsburg nah Jbehoe, wo der König den 24sten verbleibt, Am 25sten begiebt sih Höchstderselbe von Igtehoe nah Kiel. Am 26sten und 27sten verweilen Se. Maj. in Kiel. Am 2Wsten reisen Allerhöchstdieselben von Kiel über Eckernförde nah Luisenlund oder Schleswig, wo Sie den 29. und 30. Juni bleiben. Am 1. Juli reiset der Monarch mit dem Dampfschiffe Kiel nach Pal zurück.

Am 19ten d. haben sich JI. KK. HH. der Prinz Chri- T Und die Prinzessin Caroline Amalie von hier nah Fühnen

egeben.

Deutschland.

Hannover, 25, Mai. Durch ein zu Klausthal publizirtes Geseh vom 23sten v. M. is nunmehr auch der Hannoversche Harz in das Steuer-System des Königsreiches mit einigen Mo- dificationen und Erleichterungen aufgenommen worden. Die Lebteren beschränken sich jedoch auf die direkten (Personen- und Gewerbe -) Steuern, wogegen die Ein-, Durch - und Ausgangs- Abgaben, so wie die Fabrikations - und Biersteuer ganz nach den-

selben Grundsäßen (vom 1. Juni ab) erhoben werden soll,

wie solche in dem Vertrage mit dem Herzogthume Braunsc,, festgestellt worden sind. ; 9096) uns\chwe

Hamburg, 25. Mai. Der hiesige Korrespondenz richtigt heute die gestern von ihm gemachte Meldung, daß der Russische Gesandte, Herr von Struve, auf Befeh( seid Hofes nach England eingeschit habe ; dieser Befehl, wird fi

trägers bezogen.

Karlsruhe, 22. Mai. Ju der Sibung der zweiten K; mer vom 18ten d. begründete der Abgeordnere von Rotte j, nen Antrag auf „eine, auf versassungsmäßigem Wege zu ben fende Ergänzung und Sicherstellung der Verfassung‘. S Rede war in sehr starken Ausdrücken abgefaßt. Tro6 dep G sprache des Ministers Winter ward der Druck beschlossen, | Schlusse der Sißzung vom 19ten aber ward der Kamme erd net, daß, vermöge eines an den Buchhändler Groß erlassenen g fehls, nicht nur der Vorausdruck der Motion des Ab geord von Rotteck zum Gebrauche bei der Berathung in den Vei lungen, sondern auch der Druck derselben in den Protokollen L Kammer verboten worden sey. y

In der hiesigen Zeitung liest man: „Unsere Zoll: yy Handels: Verhältnisse haben sich man kann wohl sagen il Macht, vom 17ten auf den 18ten, auf eine überrasciende Vei verändert und der Uebergang zu dem neuen Systeme, der V, tritt zu dem Zoll-Verein, scheint auf eine ganz andere Weise y geschehen, als bisher gewdhnlich war. Nachdem die Unterhay, lungen in der leßten Zeit cinen Gang genommen hatten, dy nach öffentlichen Nachrichten, ein Abbrechen derselben cher d eine Vereinigung erwarten ließ, kam pld6lich der Vertrags shluß zu Stande, und was am 12, Mai in Berlin unterzeidy worden war, trat unvermuthet schon am Morgen des 18ten y den wichtigsten Gränzpunkten ins Leben. Eine ungewöhnli, Eingangs - Verzollung hochtarifirter Waaren , die bei dem G tritt anderer Staaten überall stattgefunden, wurde bei U früher in der Hoffnung des Anschlusses mehrmals versu in Folge öfters getäuschter Erwartungen und der Vorau gangenen Nachrichten aber im entscheidenden Augenblicke w terlassen. Die Handelsleute sind daher nur mit gewöhnlidy Vorräthen verschen, und die in den Lagerhäusern befindlidy können nur gegen Bezahlung des höhern Eingangs-Zolls bezogn

werden. Es darf daher nicht auffallen, wenn dem oll-Aufsdius

auf verschiedene Artikel, vorzüglich aber auf die Kolonial-Waare ein angemessener Preis-Aufschlag unmittelbar folgt, denn, obglei die Handelsleute von ihren Vorräthen den erhöhten Zoll nicht bezahlt haben, so müssen sie ihu doch von allen Bezügen, wor! sie diese ergänzen, entrichten. Daß hierbei in der ersten Zei mancher Mißbrauch unterläuft, ist wohl nicht zu verhindern, u die Konsumenten werden wohl thun, so weit möglich, mit ih Einkäufen zurückzuhalten, bis zu dem Zeitpunkt des freien Yu kehrs mit den Nachbarstaaten. Aus dem bisherigen erträgliden Zustande der Ungewißheit sind wir aber nun in einen neuen du worfen, der, wenn er nicht unerträglich werden soll, sich nothwen dig schnell endigen muß. Für 61 Artikel, die wichtigsten des größern Verkehrs, sind wir nun nicht nur an der Gränze geget die Schweiz und an der Französischen Gränze und bei dem Bezu aus allen andern, nicht zum großen Deutschen Zoll-Verein gehdti gen Staaten, sondern nach allen Seiten hin, auch gegen Württen- berg, Bayern und Hessen und die übrigen Vereins-Staaten hb hern Zöllen unterworfen, die durch eine strenge, mit dies Staaten verabredete, also gleichsam gemeinschaftliche Vau gesichert werden; wir haben also den Nachtheil du üge Zölle, aber nicht die Vortheile, welche aus dem freien Va kehr mit ganz Deutschland hervorgehen werden. Die Regt rung selbst hat bei der Vorlage an die Stände diesen J stand cinen unerfreulichen genannt, dem Lande aber d Hossnung eröffnet, daß er sich endigen werde, so wie d Stände sih für den Beitritt des Großherzogthums auz sprochen haben werden. Der unverzúglichen Aufhebung di ser neuen Zollschranken und dem freien Verkehr mit di größten Theile pon Deutschland, der nach der Regierun Vorlage nur mit einigen wenigen Artikeln noch 1 Jahr nd

Herstellung der neuen Zoll- Organisation beschränkt seyn sl sicht nun das ganze Land mit Sehnsucht entgegen. Wir uw kennen zwar nicht, daß die Frage, úber welche fich" unsere Stn entscheiden sollen, eine inhalts\{were is, auch zweifeln wir nid daß sie, durchdrungen von der Wichtigkeit ihres Berufs, sie {nul erledigen wollen. Nur davon dürfte sich handeln, ob sie sie {

erledigen kônnen? Tröstend scheint uns in dieser Beziehung, d

es sich nah der Rede, womit der Großherzogl. Finanz-Minista den Zoll-Vereinigungs-Vertrag vorgelegt hat, nur von einem Ja oder Nein handelt, und damit alle neuen Vorschläge, nachde die Unterhandlungen bereits ein volles Jahr gedauert haben, db geschnitten sind; tröstend scheint uns ferner, daß es sich von eint Srage handelt, die seit einer Reihe von Jahren nicht nur uns, sondern in ganz Deutschland * dfentlich besprochen word ist, Úber die sich Neues im Allgemeinen kaum mehr sagen l)! daß vor dem Beginnen der Unterhandlungen die Notabeln (t Produzenten, Gewerbs- und Handelsleute úber unsere besonder Interessen gehört worden sind, und unter diesen eine nicht 1 bedeutende Zahl von Abgeordneten der Stände - Versammlut trôstend scheint uns endlich, daß die Deutschen Stände-Versat lungen allmälig zu der Ueberzeugung gelangen, daß dic Grü lichkeit nicht in endlosem Reden, Schreiben und Drucken best und diese Ueberzeugung in einer höchst dringenden Angelegen|! gewiß wirken wird. Beruhigt auch über die Möglichkeit i baldigen Erledigung, geben wir uns der Hoffnung hin, daß t raschen Uebergang aus unserer bisherigen Lage in eine mot tan ofsenbar sehr nachtheilige, der weitere zum freie Vert mit dem übrigen Deutschland ohne Zögerung folgen, und dw der langen Ungewißheit, dem unerträglihsten Zustand für del und Betriebsamkeit, endlich ein Ziel gesteckt werde.“ Frankfurt a. M., 19. Mai. Wie man vernimmt, hâlt sich in diesem Augenbli ein Franzose, Namens la Fla hier auf, um Beiträge in Franzdsishem und auderm Aust zu sammeln, um das großartige Projekt der Berbindung f Rheins und der Donau über den Schwarzwald mittelst der N zig und der Ober-Donau durch einen Kanal zu bewer!stellgW

Oesterrei c. : Wien, 20. Mai. (Schles. Ztg.) Der Königl. P sche Geschäftsträger am hiesigen Hofe, Freiherr von Brod sen, hat vor seiner Abreise auf den GesandtschaftspostN Stockholmer Hofe gestern eine zahlreiche Gesellschaft zu 6 Lustpartie nach dem romantisch {dn gelegenen Ritterschlop dna fenstein an der Donau eingeladen. Jn dem Fürstlich S zenbergschen Park bei Dornbach, wo man sich versammelt, ein Frühstük bereitet war, ging die Reise durch Wáldet Berge nach dem einige Stunden von da entfernten, obben Schlosse, wo eine vollständige Musik die Gesellschaft empfing

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zugefügt, habe sich nur auf die Bestallung des jetzigen Geschäf

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ein köstliches Mittägessen wartete. Gegen Abend ahmen besonders hierzu in Bereitschaft gesekte Schiffe die Gesell- t an Bord und brachten sie auf der Donau unter Beglei-

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h val der Musik nach dem eine Stunde von hier gelegenen

ußdorf‘‘, wo das Souper arrangirt war, zurück. Ein \{d-

P Srühlingstag trug dazu bei, die fröhlichste Stimmung der

(selischaft zu erhalten, und überhaupt diesem ländlichen Feste inen ungewöhnlichen Reiz zu verleihen. ; Briefe aus Belgrad melden, daß die Unruhen in dem Di- fte von Nissa, unfern der Serbischen Gränze, durch Abseßung d Pn des dortigen Türkischen Gouverneurs beschwich- ¿ worden sind, tigt Aus Alexandrien haben wir Nachrichten bis zum 27. April. est hatte in dieser Stadt sehr bedeutend nachgelassen, und

V S arl der täglichen Sterbefälle sich bis auf 50, nach einigen

Griefet sogar bis auf 20 vermindert, Jn Kahira und den süd- jiherein Gegenden Aegyptens überhaupt war diese Seuche dage- q noh immer im Zunehmen, und die Sterblichkeit stieg dort nit jedem Tage.

S al Cin: Turin, 15. Mai. Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog un Sachsen - Weimar ist gestern aus Florenz hier eingetroffen.

Neapel, 13. Mai, Der Vesuv hat dieser Tage ein ganz neues Schauspiel dargeboten. Line große Quantität der vulka- nischen Masse, welche sich in Folge der Eruptionen vom März d. J, in der Gegend des neuen Kraters aufgehäust hatte, ver- ank námlich mit einem Nale. Zugleich stieg aus dem Schlunde, der diese ungeheuren Massen aufgenommen, cin dicker Rauch auf, der ‘eine bedeutende Höhe erreichte und noch höher gestiegen wáre, wenn nicht der Wind ae die schwarze Säule unter- srohen und zerstört hätte. Jn der ganzen Umgegend hatte sich wáhrend dieser Zeit ein starker Schwefelgeruch verbreitet,

Spanien.

Cortes-Verhandlungen. Proceres-Kammer, Siz- ung vom 12. Mai. Die Proceres nahmen in dieser Sißung fazende (bereits erwähnte) Adresse an die Königin in Bezug auf die Vorfälle vom gestrigen Tage an: i /

„Die Proceres des Königreichs haben mit dem größten Be- dauern und Unwillen gesehen, daß die Anarchie in der Hauptstadt {r Haupt erhebt und ihr Daseyn durh schändliche und gottlose handlungen kund giebt. Bet diesem Stande der Dinge würden sie ite Pflicht gegen. Fhre Majestät, gegen ihr Vaterland und gegen s selbst verlehen, wenn sie nicht diese eprfurchtsvolle Petition zu Fjren Füßen niederlegten, indem sie Jhre Majestät bitten, die kräf- tsen Maßregeln zu ergreifen, um alle Übelgesinnte Personen, wer se ach seyn mbgen, die den Thron zu untergraben, friedliche Bür- jt anzugreifen, die Freiheit der Cortes zu beeinträchtigen und, so tit es in ihrer Macht steht, für den Triumph des Prätendenten ju wirken suchen, unschädlich zu machen. Bei einem so heiligen ind wichtigen Gegenstande bieten die Proceres, als Mitglieder des g(schgebenden Körpers, Jhrer Majestät ihre Mitwirkung und zu- gleich ihren ganzen persönlichen Einfluß, ihr Leben und ihr Vermdòd- jn an. Môdge Gott das theure Leben Fhrer Majestät für das Wohl der Monarchie noch lange Fahre erhalten. ‘/ |

Proceres-Kammer. Sißung vom 13. Mai. Der Ninister des Jn nern ertheilte im Namen der Königin fol- gende Antwort auf die Adresse der Proceres: 5 :

1Fhre Majestät roaren tief gerührt durch die Adresse, worin Gie ihr einen Beweis von Jhrer Loyalität gegeben haben. Diese cinnüthigen loyalen Gesinnungen zeigen auf eine höchst würdige LVeise die Tugenden und den Patriotismus von Männern, die durch ihke Vexdiense und ihre Geburt berufen sind, einen großen Einfluß auf die Zukunft ihres Vaterlandes auszuüben. Durch Fhren treuen Beistand wird der Thron ihrer erlauchten Tochter befesstgt, die Ma- chinationen der Uebelrooüenden werden vereitelt und das Land wird durch eine legitime Regierung beherrscht werden, die eben so weit von den Bedrückungett einer despotischen Gewalt, als von der ze!- sidrenden Leidenschart der Anarchie entfernt isi. Fhre Majestät sagt Thnen den innigsten Dank für das von der Kammer gemachte An- erbieten, sowohl alle zusammen als jeder insbesondere mit Fhcem Leben und Fhrem Vermögen zur Vertheidigung des Thrones ihrer erhabenen Tochter mitwirken zu wollen.//

Prokuradoren-Kammer. Sißung vom 12, Mai. In dieser Sitzung nahm zuerst der Prokurador Herr Mon- tes de Oca das Wort. „Wir sind gestern“/, sagte er, „Zeu- gen eines schändlichen Attentates gewesen. Beim Austritte aus unserer Sißung is einer unserer Kollegen , der zugleich Mini- ster ist, durch eine Bande von Mördern überfallen worden. Ohne die Dazwischenkunfce des unsterblichen Herzogs von Gor würden sie ihn getödtet haben. Jch ersuche deshalb die Regierung, Aus- kunft zu ertheilen, warum sie diesem Attentate, wenn sie von demselben Kenntniß gehabt hat, nicht vorgebeugt, und welche Maßregeln sie ergriffen, um die Wiederkehr solcher Gräuel zu verhüten? Von meiner Jugend an habe ih das Leben verachten gelernt und lasse mich deshalb durch keine Befürchtungen abhal-

} ten, in dieser, einen meiner wúrdigsten Kollegen betreffenden An-

gelegenheit offen und frei das Wort zu führen.“ Ihm erwie- oreno:

//Fch habe das Unglück gehabt, der gesirigen Sißung nicht bei- wohnen zu können, aver zugieich das Glúck, nit Zeuge jcnes sGändlichen Auftriites e zu seyn, in Betreff dessen Hr. Montes Dea Fragen an die Regierung gestellt hat. Fch beantworte dic- flen dahin, daß die Regierung erfahren hatte, die Ruhe werde O einige Freyler gestòrt werden, welche jedwede Unordnung zu ‘nußen traten, um uns dem Prätendenten in die Hände zu lie-

I terb Hier wurde Toreno durch Murren auf den Gallericen un- M R I) Vieüeicht täusche ih mich niht, wenn ih vermuthe, u si unter denen, welche über meine Aeußerung gemurrt haben, Ine N den Judividuen befinden, welche gestern an dem Mord- e Theil genommen haben. Jn Folge iener, der Regierung elen Kunde hatte sie einige Vorsichts- Maßregeln getroffen. c Gebbrden mochten es angemessen gesunden haben, einige Agen- En M ein Kavailerie-Detaschement in der Nähe dieses Sizungs- Î Ves aufzustellen. Als aber der Herr Präsident der Kammer dar- furt igs Premier-Minister einige Bemerkungen gemacht, hat dieser, “A Bewußtseyn seines guten Gewissens (bei dieser Aeußerung Ent Herr Martinez de la Kosa gerade in den Saal), Befehle zur fernung lenes Detaschements ertheilt. Jch bedaure diesen seinen Be- Mia den ih an seiner Stelle aiemals erlassen haben würde. Dieses (rauen, welches die Mörder, wenn sie irgend Schaamgefühl ge- fh hâtte entwaffnen sollen, reizte sie nur noch mehr zur Aus- Jes L ihres firäflichen Beginnens. So sieht es denn fest, daß Minis gentat ohne die hochherzige Selbsiverleugnung des Premier- a ¿ers niemals würde haben ausgeführt werden können. Schäz- d wir uns indessen glüctlich, daß die Dazwischenkunft einiger fels i Freunde die Vollendung eines Verbrechens unmöglich gemacht Ale cdes zu den schwärzesten gehdren würde, welche die Geschichte d weisen hat. Uebrigens wird es der Wachsamkeit der Magistrats- Mm 0 gelingen, die Mörder und ihre Fnstigatoren, Welte mit zu A rouae: die Dolche jener erkauften, zu entdecken und zur Strafe der AeA Die Regierung wird alle Mittel aufbieten, um der Wie- i a solcher Scenen L ge Bis jeßt hat ihre Anhäuglich- tezeln Gel geseßliche Ordnung ste abgehalten, vou allen den Maß- Debrauch zu machen, welche ihr zum Behuf der Unterdrüks-

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kuitg solcher Unordnungen zu Gebote stehen. Für die Zukunft wird ste stärker auftreten, jedoch ohne die Geseße zu verleben.-/

Diese Worte nahm der Präsident der Kammer übel. Er bestand darauf, daß sich keine. bewaffnete Macht ohne seinen ausdrücklichen Befehl dem Si6ungs - Palaste nähern dürfe. Seyen Unordnungen zu befürchten, \o müsse man ihn benach- richtigen; er werde dann {hon zu sorgen wissen, wiederhole aber, daß er jedesmal die Sißung aufheben werde, so bald sih eine bewaffnete Macht dem Saale nähern sollte. Herr Toreno ent- gegnete ihm, er möge immerhin unter ähnlichen Umständen die Si6ung aufheben, die Regierung werde sich dadurch nicht ab- halten lassen, Truppen in die Nähe des Palastes zu schicken, sobald das Bedürfniß der Ordnung es erheische. Nachdem noch der Kammer-Präsident erwiedert hatte, wenn jenes Trup- pen-Detaschement sich unter seine Befehle gejtellt hâtte, so würde Alles ruhig abgelaufen seyn, ging die Kammer zur Tagesord- nung über.

Prokuradoren- Kammer. Si6zung vom 14. Mai. Die Prokuradoren ernannten in ihrer heutigen Sißung eine Special -Kommission zur Prüfung des am 11, von Herrn Ca- ballero gemachten Antrages, daß die Minister aufgefordert wer- den sollten, der Kammer den zwischen dem General Valdez und Zumalacarreguy abgeschlossenen Vertrag mitzutheilen.

Madrid, 14. Mai. (Franz. Blätter.) Die Aufre- gung wegen des Angrisss auf Herrn Martinez de la Rosa ist ohne weitere Folgen vorübergegangen, und eine geringe bewaff- nete Macht war hinreichend, um die Ruhe der Hauptstadt zu sichern. Alle Besorgnisse úber das Schicksal des Ministeriums und selbst der Regierung waren Übertrieben, und die Ansicht, daß eine fremde Jntervention nothwendig sey, erscheint als voreilig.

Die Abeja enthält folgende Betrachtungen über die Vor- fälle am llten: „Jn der Hauptstadt herrscht die vollkommenste Ruhe. Ein tiefer Unwille gegen die Verworfenen, welche einen Angri} auf das Leben des Conseils - Präsidenten machten , eine allgemeine Verdammung der Anarchie und eine Darlegung der Anhänglichkeit an das Königliche Statut, das sind die moralischen Folgen eines Ereignisses, welche die Aufrührer mit Verzweiflung erfüllen müssen. Die freimüthige und energische Adresse der Proceres an die Königin entspricht der Achtung, welche dieser wesentlich konservative Körper eingeflößt hat. Man erwartet eine ähnliche Maßregel von den Prokuradoren. Dies muß die beste Wirkung in den Provinzen und im Auslande hervorbringen, indem dadurh jeder Grund zu ferneren Besorgnissen ver- shwindet.“/

Aus folgendem, an den Herausgeber der Abeja gerichte- ten Brief des Herrn Alcala Galiano scheint hervorzugehen , daß man diesen Deputirten beschuldigt hat, an dem Angriff auf Mar- tinez de la Rosa Theil genommen zu haben. Der Brief lautet folgendermaßen :

Fch ersuche Sie, mein Herr, nachstehende Zeilen in Fhr Blatt

aufzunehmen. Wenn sie auch für das Publikum nicht von großer Wichtigkeit sind, so sind sie es doch für mich, dessen Ehre auf eine abscheuliche Weise verleumdet ist. Fch war zufällig in dem Augen- blick zugegen, als Martinez de la Rosa, aus der Profkuradoren-Kam- mer kommend, von dem wüthenden Haufen angegriffen wurde. Fch war der ersie, der sich zwischen ihn und die Mörder warf und den- selben Vorstellungen machte. Kurz darauf vereinigten sich mächti= gere Stimmen mit der meinigen, und der Prästdetit des Conseils sah, daß der Tumult allein durch den Beistand von drei Männern gestillt ward. Dies war mein Benehmen in Uebereinstimmung mit jeneu liberalen, jenen wirklich liberalen Grundsäßen, zu denen ih mich bekenne. Es is durch gemeine Verleumder falsch dargestellt worden, aber ih erkläre, daß sie gelogen hahen, und wenn es nd- thig seyn sollte, so Xann ich Zeugen siellen, unter denen ich nur meinen würdigen Freund, den Grafen de las Navas, der an der edlen That Theil nahm, nennen will.//

Der Sohn des Herrn Galiano, des Führers der Opposition, ist nebst mehreren anderen Personen gestern Abend verhaftet wor- den. Man glaubt, daß die Regierung einen solchen Schritt nicht gethan haben würde, wenn sie nicht hinreichende Gründe dazu hätte.

Bei dem zweiten Bataillon der Stadt - Miliz zeigten sich gestern Morgen cinige Symtome von Aufruhr. Die oberen Of- fiziere haben ihre Entlassung eingereiht. Dem Korregidor Pon- tejos ist es jedoch gelungen, das Bataillon zur Erkenntniß seines Jrrthums zu bringen, und in dem Laufe des Tages hat es sei- nen Dienst im Schlosse mit Eifer versehen.

Süvrlet

Konstantinopel, 6. Mai. Die Türkische Flotte ist, den neuesten Berichten zufolge, erst den 28sten v. M. von den Dar- danellen nach Tripolis weiter gesegelt.

Vor einigen Tagen hat der Sultan seine Residenz von Be- schiftasch nach dem ‘Palast der süßen Wasser verlegt, um daselbst den Feierlichkeiten, welche mit der Uebergabe seines zweiten Soh- nes, des Prinzen Abdul - Assis , an einen Chodscha (Hofmeister) verbunden seyn werden, beizuwohnen. Zu diesem Zwecke ward das Großherrliche Kiosk auf das Geschmackvollste ausgebessert.

Der bisherige Gesandte am Pariser Hofe, Ameddschi der Pforte, Reschid Bey, i am lsten d. M. in dieser Hauptstadt eingetroffen.

Aus Albanien lauten die jüngsten Nachrichten wieder sehr ungünstig. Der Rebellen - Anführer Tafil Busi hat sich aufs neue an die Spiße der Unzufriedenen gestellt und schon beträcht- liche Fortschritte gemacht, Statt der bisherigen Truppensendun- gen nach Asien wird man nun wohl auf die entgegengesete Seite ein Augenmerk zu richten haben, damit nicht der Same des Aufruhrs und der Unzufriedenheit sich weiter nach Macedo- nien und Bosnien verbreite.

Zl a n.0.

Berlin, 28. Mai, Die Deutsche Gesellschaft zur Erfor- {ung vaterländischer Sprache und Alterthümer in Leipzig hat den Gymnasial-Direktor und Professor Wyttenbach in Trier zu ihrem korrespondirenden Mitgliede erwählt.

Am 23sten d. M. fand zu Köln die öffentliche Jahres- Prüfung der Zöglinge der dortigen Taubstummen-Schule in Ge- genwart einer zahlreichen Versammlung aus allen Ständen statt, die nicht bloß Neugier, sondern innige Theilnahme an dem Un- glúcke jener früher ganz verwahrlosten Kinder herbeigezogen hatte, um sich zu überzeugen, wie weit der Unterricht“ seit den drei Jahren des Bestehens der Anstalt gediehen sey. Die Prüfung selbst, geleitet von dem ersten Lehrer, Herrn Gronewald, und noch drei Andern, zeugte von den Fortschritten der Schüler, so- wohl in intellektueller als in technischer Beziehung. Die erste Klasse war schon äußerst fertig im Schreiben, in der Zeichen- sprache’ und im Rechnen, auch in der Geographie und in der

Geschichte bereits wohl bewandert. Die technischen Arbeiten der Zöglinge: Modellirungen in Thon, Zeichnungen und Schrife- proben, so wie die von den Mädchen unter der Leitung ihrer Lehrerin angefertigten Handarbeiten ließen nichts zu wünschen übrig, und lieferten den Beweis, daß auch in der praktischen Richtung der Erziehuag die Anstalt ihren Zweck heilbringend verfolge. Das Institut zählt jeßt hon über 30 Schüler, theils aus Köln selbst, theils aus den Regierungs - Bezirken Köln und Düsseldorf, welche meist unentgeltlich unterrichtet werden, und in 4 Haupt-Klassen getheilt sind.

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte der Staats-Zei- tung, S. 6009, Sp. 1, Z. 36 v. u. lies: „unter den Tories“, statt: „unter ihnen““,

Königliches Schauspiel. *)

Fn der Rolle des Carlos in Goehe's Qrama „Clavigo“! he gann Herr Seydelmann die Reihe seiner Gafisptele, und legte da- durch den ersten sichern Grund zu der hohen Achtutig, die ihn dann ununterbrochen mit dem lebhaftesten Beifall begleitet hat; (i eber: dieser Rolle hat er sich auch vor seiner leßten Erscheinung in ver zu scinem Benefiz_ gegebenen Vorstellung noch einmal gezeigt und abermals in der Scene des ¿ten Akts einen Beifallsfturm errungen, wie thn nur das ungemeine Talent in seiner kräftigsten Acußerun den Gemüthern abdringen kann. Referent muß indeß aus dieser Vor- stellung pflihtmäßig auch des Beaumarcchais gedenken, den Herr Grua mit einer Kraft des Ausdrucks und einem Feuer gab, das alle Anwesenden ergriff: aber auch úber den Moment hinaus hat er in gesellschaftlicher Unterhaltung, von Kunßikennern, die ibn bis dahin gar nicht oder nur in wenig bedeutenden Rollen geschen hat- ten, ungetheilte Anerkennung echalten. Herr Grua is im Befitz der s{häpbarsten Eigenschaften, unter denen nicht die geringiüen sud, daß sein Aeußeres immer einen gefälligen Jugendschein hat, daß Action und Sprache ungezwungen und natürlich sind, und daß er auch in der längsten Rede niemals in Schönrednerei, falschen Pa- thos und noch weniger in den auf der Bühne o unangenehmen Predigerton verfällt. Wir gehen nun zu der leßten Erscheinung des Herrn Seydelmann in der zu scinem Benefiz gegebener Vor- stellung Über, die auch Se. Majcstät der Kbnig, dec Kronprinz, die Kronprinzessin und die übrigen Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, #0 wie der wenige Stunden zuvor aus den Haag hier eingetroffene Prinz Friedrich der Niederlande nebs der Frau Prinzessin Königliche Hoheiten mit Jhrer Gegenwart beehrten. Den humoristischen , bejahrten Doftor in dem bekannten tle:- nen Luftspiel: „„Ein Mann hilft dem andern“, gab der Künstler, roie es sich im Voraus erwarten ließ, mit der “einfachsien, und doch so lebenvollen Wahrheit; aber man muß einräumen, daf e: guch von dem sich streitenden und wieder sich versdbhnenden Ehepaar (Herrn Krüger und Madame Crúsemann) gut secundirt wurde; das Gesammtspiel griff in einander, und der Beifall könnte daher dicier sons breit gedehnten Kleinigkeit nicht fehlen. Als Abbé de l'Ey/: zeichnete sich seine äußere Gestalt von der seiner Vorgänger in di-- ser Rolle dadur aus, daß er ihn bei weitem älter gab. Deo stärker wirkte dann Geist und Gemüth, als er, von dem Zwecck sciner langen Reise erwärmt, seine Gefühle in der bekannten Erzählung im zweiten Aft aussprach; ein Meifterslück# des Vortrags an Kuni und Wahrheit, innerer Energie und Begeisterung des Augenblicfs, die dem wahren Redner nicht fehlen darf, dem aber auch dann cite Wirkung nicht entgeht, wie sie Herv Seydelmann erreichte, ci- nen Ausbruch des Beifalls, den wir als das hdcchste Maß desselbe:! würden bezeichnen müssen, wenn er niht durch die Aeußerungeir am Schluß der ganzen Vorstellung noch bei weitem Überboten worvc:: wäre. Aehnliches erinnert sich Nef. in der langen Zeit seiner Besuche dec scenischen Spiele nicht erlebt zu haben. Das ganze gedrängt voi: Opernhaus wiederhallte von einem ünaufhd lichen Betfallsrausch; zahllose Exemplare von Gedichten flogen auf die Bühne herab, mit it; - nen auch ein Lorbeerkranz für den gefeierten Künstlec, der kaum zir Worte zu kommen und, sichtbar aufs tiefste bewegt, seinen Dank aus- zusprechen vermochte. Wenn unsere Bühne auch nicht zum festen Besiß dieses Künsilers, der es im vollkommensten Sinne des Worts if, gelangen sollte, so darf sie sich doch der Hoffnung erfreuen, daß Herr Seydelmann, was er auch in seiner Dankrede aussprach, oftmals als Gast zu uns wiederkehren würde. Aber schon diese erfie und jo thätige Anwesenheit desselben hat gute und, wir wollen hofen, dauernde Früchte getragen. Der Sinn und die Reigung für das recitirende Schauspiel sind neu erweckt und belebt worden : jedoch eines besonder1: Resultats der Seydelmann’schen Erscheinung hofft Nef. nicht ohne guten Grund darin, daß die Erkenntuiß des Unterschieds zwischen Natürlichkeit und Wahrheit der mimishen Darstellung auf der einen, und der manierirten Komödianterei auf der andern Seite flärker und eindringliher empfunden worden is; #0 wie aber auch umgekehrt der Unterschied zwischen der Kunst - Waßrc- heit, die nur dadurch zu erreichen ist, daß die Kunst fich wie- der in Natur verwandelt, und zwischen dem nachlässigen , rohen Naturalismus, der so oft gar den Wegweiser der deut- lichen, einer großen Versammlung verständlichen Pronunciation der Rede aus dem Auge verliert. Bei Herrn Seydelmann fällt kein Wort ungehdrt auf die Erde, er läßt jedem Worte sein Recht widerfahren, erkennt dadurch seine nothwendige Avhängigkeit von derm Dichter an, den er dadurch wieder zu Uberflügeln weiß , daß er, sich ganz der Macht des lebendigen Ausdrucks bewußt, ich dessen auch zu bedienen versteht, aber immer in den Gränzen der Dich- tung. Sonderbar, um es gelindestens so zu nennen, daß man einen Künsiler Genie abzusprehen wagt, weil er ein Maß in sich hat, es seinen Productionen anzulegen, und es treu und genau zu erÿal- ten sirebt. Fast scheint es, als wenn bei manchen Leuten nur die hal- tungs- und gestaltungslose Excentricität für Genie g:lte, gleichsam als wenn der Dichter weniger ein Dichter wäre, roienn ex sicch in das strengste metrische Maß fügt oder der gewähltett, keinesweges willkürlichen, sondern durch den Stoff bedingten Form volkomnm-n treu bleibt und sich von allem Ungehdrigen losmaciz.t. Oder wäre etwa Göthe weniger Dichter in der „Fphigenia//, als îm „Gdb von Berlichingen‘/¿, Schiller weniger in dem „Walletstein-/, als in den „Räubern? Es mag immerhin für einetc Beweis desz Genies angenommen werden, wenn man Alles göcht, was mai kann und will, aber das Kriterium der Kun ist, nut dgs Rechte und Gemäße zu geben. Und so mögen und roerden die ge- bildeten Freunde des Theaters, und gerade sie hat Hecr Seydelmaiin vorzugsroeise lebhaft angeregt und befriedigt, das Andenken au ihn, wenn er auch niemals zu uns zurückkehren sollte, daueritd bewahren

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*) Jm gestrigen Theater - Artifel sind in der ten Zeile hinter ¡„GBattung// die Worte „der Productionen“// einzuschalten.

Meteorologishe Beobachtung.

Morgens | Nachmitt. | Abends Rach eintmaliger 6 Uhr. 2 lhr. 10 Uhr Beobaciitung. Luftdruck . [330,1 s ‘ar./333, 6 6 Par.|335/3 8 Par. lQuellwärme 7,2° R. Luftwärme| 11,4 °R. | 13,4°R. | 86° R. L Thaupunkt| 7,6 °® R. 5,9 °R. | 7,4 R, [Flußwärme 11,9 ® N. Dunstsättg| 74 pEt. 5 pCt. 91 pCt. (Bodenwärme 10,5 ° N Wetter. heiter. heiter. halbheiter. dirt Wind.... SSW. WSW. | SV. Ausdünst. 0,07 3 39. Mg Sa WSW. | a Niederschlag 0, 0 2 7 Rh. Tagesmittel: 333,1 2/// Par... 11,19 N... 7,09 R... 73 pC.

1835. 27. Mai.

E E G E C OONE E: 1E O E V T 6 f 2E M

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