1835 / 186 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mit Schwierigkeiren Und Gefahren verknüpft, seitdem der Preis stets \{wankender geworden. Am JFten d. wär die vierte und am lten die fünfte dffentliche Auction, jedeëmal von 10,000 Cantar. Auf jener war der Mittelpreis 29, auf dieser 294 Piaster, ivas im Verhältniß zu den Preisen in Europa keinen Vortheil abwerfen kann. Bis Ende Aprils waren aus dem Jnnern 74,426 Ballen von der Aerndte von 1834—35 angekommen und wurden von hier abgesandt 13,402 nah Triest, 15,902 nah Mar- jeille, 12,344 nah England, 396 nach Livorno. Jn den Maga- zinen der Regierung lagen damals 23,600 Ballen und der Rest an Bord der Schiffe hier im Hafen. Von Getraide, Leinsaa- men, Saflor, Flachs u. \. w. is bis jest nichts ausgeführt, daher auch uur uo sehr wenige Schiffe hier Ladung bekommen- köôn- nen. Heute starben hier § Personen, worunter 5 an der Pest.

F nland.

Berlin, 5, Juli, Nachrichten aus Schmiedeberg zu- folge, sind Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Louise, Wittwe des Fürsten Anton Radziwill ,- am 25sten v. M. nebst Familie von Dresden auf dem Schlosse Ruhberg eingetroffen. .

Der General der Kavallerie und kommandirende General des 8ten Armee-Corps, Herr von Borstell, ist am 28sten v. M. von seiner Jnspections-Reise, die ihn 4 Wochen lang von Koblenz entfernt gehalten, dorthin E

Auf der Kdnigl. Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Univer- sität zu Bonn befinden sich gegenwärtig 751 Studirende, und zwar: 83 evangelische Theologen (65 Inländer und 18 Auslän- der); 163 fkatholishe Theologen (153 Jnländer und 10 Auslän- der); 244 Juristen (212 Înländer und 32 Ausländer); 143 Rei (124 Inländer und 19 Ausländer); 100 Philosophen und Kameralisten (85 Jnländer und 15 Ausländer); endlich 18 Nicht-Jmmatrikulirte.

Der in Breslau verstorbene Dom-Voigtei-Amts-Regi- firator Hübner hat eine Summe von 4000 Rtÿlr. zu milden Zwecken vermacht, und zwar: den katholischen Armen des Doms und Hinterdoms in Breslau 1000 Rthlr., dem katholischen Gym- nasium daselbst für arme Schüler 1090 Rthlr., dem Bärger- Hospital zu St. Anna und dem Hospital für arme Dienstboten, jedem 309 Rrhsr., endlich dem Blinden- und dem Taubstummen- Institut jedem 500 Rthlr. Dem Hospitale der Elisabethine- rinnen zu Breslau ist von dem zu Strehlen verstorbenen Fräu- lein von Radzikowska eine Summe von 500 Rthír. zur Stiftung eines Krankenbetts, und dem dortigen Selenkeschen Institute für verarmte Kaufleute von dem in Breslau verstorbenen Schul- A Gröning ebenfalls eine Summe von 500 Rthlr. zuge- allen. Jin dem zweiten Quartale d. J. sind in den Hafen zu Swinemünde 236 Schiffe, von zusammen 17,056 Lasten groß, eingelaufen. Darunter befanden sich 37 Dänen, 4 Mecklenbur- ger, 2 Hanseaten, 1 Russe, 5 Schweden, 4+ Norweger, 8 Eng- länder, A Hannoveraner, 4 Oldenburger, 26 Niederländer, 2Oester- ¿eicher, 1 Franzose, 1 Amerikaner und 137 Preußen. Beladen waren 186 Schiffe (14,388 Lasten groß), geballastet 41 (2225 Lasten groß) Und 9 (443 Lasten groß) waren Nothhafner. Ausgelaut- fen sind in demselben Zeitraume 331 Schisse von zusammen 23,068 Lasten Größe. Davon waren 278 {18,88 Lasten gros) be- laden, 45 (3852 Lasten groß) geballastet und L (408 Lasten groß) Nothhafuer. Von den eingelaufenen 137 Preuß. Schiffen waren 113 beladen, 16 geballastet und § Nothhafner, und unter den ausgelgufenen Schiffen béfanden sich 244 Preußische, wovon e beladen, 19 geballastet waren und 7 zu den Nothhafnern gehèrten.

Auf Requisition der Kaiserlih Russischen Gesandtschaft am hiesigen Hofe wird die nachstehende Bekanntmachung hiermit zur aligemeinen Kenntniß gebracht:

2 Bekanntmachung.

Die Podolische Gouvernements - Liquidations - Kommission, neuerdings benachrichtigt von der Confiscation des beweglichen und unberoeglihen Vermögens des Johann Cybhulsky, Romuald und SEustach Januszkiewicz, des Vicars der Czarnokozinschen Kirche, Geistlichen Borkowski, des Kollegien-Registrators Hicro- nim Naczyiski und des Fähndrichs Tarczyuski, macht auf Grund- age der am 28. Juni 1832 Allerhöchst -bestätigten Vorschrift Fol- gendes hiermit dfsenclich bekannt:

1) Daß alle Kreditoren der ehemaligen Besiger dicses konfis- zirten Vermögens, ohne den Ablauf der Termine zur Be- \riedigung ihrer resp. Forderungen abzuwarten, sofort ihre Ansprüche mit Beibringung aller zu denselben gehörenden Akten, Dokumente, Pfand -Verschreibungen und übrigen Beweise dieser Podolischen Liquidations-Kommission einzu- reichen haben, und zwar diejenigen, welche in Ruß- land und dem Königreich Polen wohnen, innerhalb 6 Monaten, diejenigen aber, welche sich im Auslande be- finden, spätestens binnen 12 Monaten, gerechnet von dem Tage des Erscheinens der ersten gcdruckten Publication in ciner der bffentlihen Zeitungen beider Russischen Haupt- fiádte, in einer der Warschauer Zeitungen oder dem Lichauischen Courier; wobei noch bemerkt wird, daß nur diejenigen unbefstrittenen und nicht durch Pfandrecht ge- sicherten Schuld - Dokumente in die allgemeine Schulden- masse, als zur Befriedigung geeignet, aufgenommen wer- den können, welche bis zum Anfange des Aufruhrs in Rußland ausgefertigt worden find; diejenigen aber,

Ra 4D8 welche im Königreich Polen oder im Auslande contrahirt wurden, werden gänzlich abgewiesen werden.

2) Haben sowohl Privat-Personen, als Kirchen, Klöster, Lehr- und Wohlthätigkeits- Anstalten, so wie die Kollegien allge- meiner Fürsorge, ihre Anforderungen an gedachtes konfis- zirtes Vermögen dieser Kommission ebenfalls binnen 6 Mo-

“naten anzuzeigen.

3) Die Schuldner der oben erwähnten Personen, deren Zah-

lungs-Verbindlichkeit bereits eingetreten ist, haben sofort die schuldige Zahlung zu leisten, die übrigen aber binnen dem festgeseßten Termin von 6 Monaten ihre Schuld-Verpflich- tung dieser Kommission anzuzeigen. Alle diejenigen, welche von gedachten Personen bewegliches Vermögen, Kapitalien, oder was immer für Dokumente, oder sonst denselben zugehörige Kredit-Billets und Obliga- tionen in Händen haben, sollen solche sämmtlich in dem Zeitraume von 6 Monaten ebenfalls dieser Kommission ein- reichen und derselben zugleich von allen auf diesen Gütern ju Gunsten der früheren Eigenthümer haftenden Gerecht- amen Anzeige machen.

5) Die Gouvernements - Confiscations - Kommissionen, die Ka- meralhdfe und übrigen Behörden und Obrigkciten werden ersucht, in gleichem Zeitraume von 6 Monaten diese Kom- mission zu benachrichtigen von allen ihnen bekannt gewor- denen Schulden der früheren Eigenthümer dieser konfiszir- ten Güter, von den von ihnen erwirkten Zahlungen und noch zu erhebenden Geldern, so wie von deren Forderun- m an verschiedene Privat-Personen und Behörden, deren

beweglichem und unbeweglichem Vermögen, ihnen zugehö- rigen Kredit-Billets und Obligationen und von ihren etwa- nigen Nub6ungs - Rechten auf Kron- oder Privat -Güter. Die Gerichts-Behörden werden angegangen, ungesäumt diese Kommission von allen bei ihnen wegen Schuldforderungen an oftgenannte Personen anhängigen Prozessen in Kennt- niß zu seßen, so wie von den angemeldeten Forderungen derselben an Privat-Personen oder Behörden, mit Bemer- fung des wahrscheinlichen Belaufs und der Dokumente, auf welchen sie beruhen.

7) Diejenigen, welche den obengenannten Verpflichtungen nicht nachkommen, seßen sich allen den Folgen und der Verant-

wortung aus, welche durch die allgemeinen Gesebe des

Reichs für die zum Publications - Termin unterlassene An- meldung der Schuld - Forderungen an Zahlungsunfähige nicht zum Handelsstande gehörige Personen, so wie gleich- mäßig für Verheimlichung denselben zustehender Geldzah- L Vermögen, Kapitalien und Dokumenten, festgeseßt ind. j

Jn Auftrag dek Podolischen Liquidations - Kommission den 12. November 1834 und den 20. und 21. Februar 1835.

(unterz.) Secretair Johann Kakurin.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens | Nachmitt. | Abends | Nach einmaliger 6 Uhr. 2 lhr. _| 10 ubr. } Beobachtung.

Luftöruæck . (337, 25 ‘“Par.1336, 50 "Par.|387,0 4 "’gvar.{Quellwärrne 7,2°N. Luftwärnme| 12, 9/9 2 22,0 9 2 16, 3 Â G Flußwärme 15,6 0 N. Thauvantt| 12,0° R. | 13/4 °R. | 11,4 . Bodenwärme 12, 0 ° Dunfsisättg| 93 pCt. 53 pCt. 69 pCEt. Lib nft. 0 g i E Wetter... | heiter, heiter. berodlft. E : Wind... O. O. W. Niederschlag 0. Wailkenzug O. Nachtkälte 11,6 ® R. Tagesmittel: 336,9 3/// Par... 17,1? R... 12,29 N... 72 pCt.

1835, 4. Juli.

Auswärtige Börsen, Amsierdam, 30. fsoni.

Niederl, wirkl. Schuld 553. 58 do. 1601. Kanz-Bili. 257. A422 Amort. 945, 345 80.

987. Preuss. Präm.-Scheine 111, do. 48 Anl. —,

38 235. Span. 58 404 ZiasÌì. —. Cortes 2914 Hamburg, 3. Juli.

Eogl. Russ. 1053. Hope in Cert. 983. Preuss. Präm. - cheine 1214. Poln. 1373, Neue Poln. Anl. 174. Dän. —. Port. 58 83.

2 56.

Cons. 38 915.

Ausg. Schuld 1,25. Russ. 987 Vestecr. 8pau. 55 405.

Antwerpen, 29, Juni.

London, 30. Zuni, Belg. 99, Span. Cortes 434. Obl. v. 1834 A2. Zinal. 124. Ausg. 184. 212 Holl. 556. 58 do. 1004. Port. 52 855. 35 059, Engl. - Russ. —. Bras, 83. Columb, v. 1824 362. Mex, 364. Peru 30, Chili 464.

Wien, 30. Juni, 58 Met. 10145

42 9772. Neue Anl, —, Bank-Áctien 1345.

Kböbnigliche Schauspiele.

Montag, 6. Juli. Im Schauspielhause: Preciosa, Schau- spiel tinit Gesang und Tanz in 4 Abth., von P. A. Wolff. Musik von C. M. v. Weber. (Hr. v. Heidewaldt, vom Großh. Hof-Theater zu Streliß: Don Alonzo, als le6te Gastrolle.)

Dienstag, 7. Juli. Jm Schauspielhause: Der Stiesva- ter, Lustspiel in 3 Abth., nah Hollberg, von E. Raupach. Hier- auf: Der reisende Student, musikalisches Quodlibet in 2 Abth.

Königstädtisches Theater.

Montag, 6. Juli. List und Phíegma, Vaudeville in 1 Att, von L. Angely. (Dlle. Muzareili, vom K. K. priv. Theater an der Wien zu Wien: Adolphine, als zweite Gastrolle.) Hierauf:

_Vorsibe eines der Vice - Präsidenten der Kammer.

Quas hat er es doch gut gemacht, Lustspiel in 3 Akten, vey {bini. Dienstag, 7. Juli. Die Familien Capuleti und Montecchi, Oper in 4 Akten. Musik von Bellini. (Dlle. Vial: Romeo, alz Gastrolle. Dlle. Gerhardt, vom Stadt - Theater zu Leipzig, neu cngagirtes Mitglied dieser Bühne, Giulietta, als zweite Debüt. Hr. Bayer, Königl. Bayerischer Hofsänger zu Mün; hen: Tebaldo, als vorleßte Gastrolle. Zum Schluß des drittey Akts wird Hr. Bayer eine Arie aus der Oper: „der Pirqt! von Bellini singen.) j

Preise der Plôge: Ein Pla in den Logen und im Balfy des ersten Ranges 1 Rthlr. 2c.

E E O, T E R T Ä E E D a S R S S L R S S A

este Nachrichten.

Paris, 29, Juni. Der Fürst von Talleyrand speiste vy gestern in Neuilly beim Könige. (Die Ankunft des Färsh war noch von keinem Blatte gemeldet worden ; erst heute beri tet der Messager, der Fürst befinde sih bereits seit 2 Tagen h Paris.) Abends wurde der Preußische Gesandte von Sr. M jestät empfangen. Gestern Mittag begab der König. sich, in Y gleitung der Grafen von Montalivet und von Argout, nas Versailles.

Die Pairs hielten heute eine legislative Sißung unter dey Der Bar Pasquier ist so weit wieder hergestellt, daß er in der morgenda Sißung des Pairshofes den Vorsiß wird führen köunen.

Der Bruder des Herzogs von Broglie ist vor einigen Y gen aus London hier angekoramen.

M A L

A E N E T R 7 H s

Neu

Am 23sten und 24sten d. haben in Toulouse einige Unruhe}

bei Gelegenheit einer Serenade stattgehabt, die dem Deputirty Dugabé am 23sten gebracht wurde, welcher einige Tage zuy dort angekommen war. Es bildeten sih mehrere Gruppen, w che die Marseillaise anstimmten. Es entstand Streit, und dj bewassnete Macht mußte einschreiten, um die Haufen zu zerstreut Dies wurde auch am 2ästen, als sich die Gruppen wieder sa melten, nôthig.

Jn Agde, wo die Cholera wieder ausgebrochen ist, waren (1 18ten vier Todesfälle, am 19ten fünf, am 20sten acht Und ay 2lsten drei, im Ganzen seit dem 1. Juni 1097 Todesfälle vorg kommen. Das Gerücht, daß die Cholera in Toulon ausgeht chen scy, hat sich leider bestärigt. Doch isi die Seuche bis zu 23sten nicht über das Arsenal hingusgedrungen. Die Stth selbst ist noch frei. Bis zum 23sten waren neun Fälle vot kommen, unter diesen 4 Todesfälle.

Der Moniteur berichtet nach einer gestern Abend hier el gegangenen telegraphischen Depesche, daß Bilbao sich am Wst Abends noch gehalten habe. Ueber die angeblichen Beschlüss des Minister -Raths wegen der Absendung der Fremden - Legi nach Spanien enthält dieses Vlatt auch heute noch nic eben so wenig das Journal de Paris. Mittlerweile will) Messager wissen, daß die Convention in Bezug auf die Frä den-Legion gestern von dem Minister der auswärtigen Angelegi heiten und dem Spanischen Botschafter unterzeichnet worden sy

Der Herzog von Frias hatte heute Morgen eine lange ferenz mit dem General Desmichels. Der Herzog giebt sich, wi verlautet, auch alle mögliche Mühe, eine abermalige Anleihe vous Millionen Fr. unter der Garantie Englands, Frankreichs ul Portugals zu Stande zu bringen. n

Alle Offiziere und sonstige Freiwillige, die in Spanisss Dienste treten wollen, müssen sich hier beim General - Lieute Pajol, kommandirenden General der ersten Militair - Divisu, melden.

Die Börse war heute sehr bewegt; man schloß aus der Y fassung der obigen telegraphischen Depesche, daß man der Cy tulsation von Bilbao von einem Tage zum anderen entgegenseh müsse; überdies weiß man schon seit mehreren Tagen nicht, w aus Valdez geworden, und dieser Umstand erhöhte die Besot nisse. Ueber die Folgen des Todes Zumalacarreguy's verlaul noch nichts Näheres; daß die Karlisten den Muth nicht verl ren haben, beweist die Fortdauer der Belagerung von Bilba Die Lage dieses Plazes an einem ziemlich breiten Flusse ut einige feste Vertheidigungswerke in einen Flanten machen di Einnahme desselben nicht leichte. Die kleine Stadt Porcugaleth die Bilbao als Hafen dient, ist etwa 3 Lieucs davon ‘etutfe Bereits am 20sten waren dort fremde Hülfstruppen angel inen; sie konnten aber nicht zur Stadt gelangen, weil die V gerer durch die Versenkung mehrerer Fahrzeuge die Schiff auf dem Flusse gehemmt hatten.

Heute {loß sproc. Rente 108, —, Fproc. 78. 10, 51 Neap. 95. 90, Span. 5proc. 40, Cortes 341, Coup, 1 Ausg. Schuld 164. 2ckproc. Holl, 57. 19. :

Frankfurt a. M., 2. Juli. HDesterr. öproc. Me 102, 10115, Aproc. 984. 98 x. Z2iproc, 072, 575. Iproc. B G, Bank-Actien 1616. 1614. Bart.-Obl, 1493, 1401, L zu 500 G. 1174. 117, Loose zu 100 G. 22: Prel Prâm.-Sch. —. —. do, áproc. Anl. 98. 977. Holl. sp Öbl. von 1832 94, 935. Poln. Loose 69. G. dbproc. Sh Rente 393. 391, Sproc. do. perp. 241. 241.

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Rebacteur Catéet. g fri

Gedruckt bei A. W. Hayn.

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Bekanntmachungen.

Bekgnntmachung. Der dem Kaufmann Johann Samuel Zernecke zu- ehdôrige, auf der Spetcher- Jnsel an der Mottlau

No. 34 des Hypotheken - Buchs gelegene, auf 5456 Thlr. U sgr: 3 pf. Preuß. Courant gerichtlich veran- schlagte Speicher, unter dem Zeichen der weiße Baer, welcher massiv erbaut, und fünf Etagen hoch i, soll in nothwendiger Subhastation gegen baare Zahlung vertauft woerden.

Hierzu is cin Termin auf

den dreizehnten October dieses Fahres, vor dem Anctionator Herrn Engelhardt in oder vor dem Artushofe angesebt.

Die Taxe, der neueste Hypotheken-Schein und die besonderen Kauf - Bedingungen können in unserer Regiitratur, so wie bei dem Auctionator eingesehen werden.

Danzig, den 24. März 1835.

" &onisgl, Prenß, Land- und Stadtgericht,

ladén,

Edictal-Ladung. l Nachdem der Hüfner Johann Friedrih Kühn, in dem zu hiesigem Gerichts - Bezirke gehörigen Dorfe Niesfa , bereits im nen Kriegsdrangsale eingetretener trüber i

sih entfernt, ohne seitdem von seinem Leben un Aufenthalte Nachricht gegeben zu haben, so werden Gerichtöwegen auf den Antrag dessen nachgelasse- ner präsumtiven Erben nicht nur Fohann Friedrich Kühn, sondern auch, im Fall derselbe niht mehr am Leben sein sollte, alle diejenigen, welche an dessen Vermögen Erbe- oder andere Ansyräche zu haben ver- meinen, und zwar jener, unter der Verwarnung, daß er aufierdem werde für todt geachtet und sein Ver- mögen den sich gebührend rechtfertigenden Erben oder Gläubigern überlassen werden, diese aber, unter der Bedeutung, daß sie außerdem werden für davon gusgeschlossen , so wie det Wiedereinsezung in vori= gen Stand für verlustig erklärt werden, andurch ge-

dent 2 September 1835,

T S R H I M P A Diitce R PETA Fd

Allgemeiner Anzeiger für die Preußischen Staaten.

vor uns in hiesiger Gerichtstelle geseßmäßig zu er- scheinen , zuvörderst in Anschung threr Person gehö- rig sich auszuweisen, hiernächst ihre Ansprüche und Forderungen gehörig an- und vorzubringen, hierüber nach Befinden mit dem bestallten Contradictor \0- wohl, als unter sich S ju verfahren,

ober an welchem Tage die Akten inrotulirt werden sollen,

Fahre 1814 in Folge der erlitte-

den 20 O

zu beschließen, und sodann den L

zu gewärtigen.

M V Ei I E A6 E

Dezember 1835 _ der Eröffnung cines Erkenntnisses in dèr Sache sich

Schloß Zabeltiß , den 18. April 1835. Die Gerichte daselbft. A. W. Schenk, Dir.

Literarische Anzeigen.

A. Asher’s Buchb,, Linden No. 20: Baudry’s Colleetion of Novels à 1 Thlr, 20 sgr.

R In I B O

Ae

Caoper Water Witch, 1 Vol. 870. Borderers, 1" 8vo. Morier Hajji Baba, 1 Val. 8vo. Capt. Voyagze, 1 Vol. 8va. Bulwer's Student. 1 Vold 1 Thlr. Silvio Pelliéo Opere, 2 grofs. Vol Ÿ 3 Thlr. 10 sge. Guerarri la Battaglia di ener 2 Vol. 12mo. 2 Thlr. 15 sge. Don Quijole d} Manclia, en 1 Vol. 8vo. 2 Thle. 15 szr, No cjemplares de Miguel de Cervántes. 1 Vol. Y 1 Thir. 20 sge. Colletta Storia del Reame di! pole dal 1734 síîno al 1825, 2 Vol. &vo. 8 10 sgr. Victor Hugo Augelo, 1 Vol. 12mo. 19 Kérairy Saphira ou Paris et Rome sous l’emp 3 Vol. 12ino. 3 Thlr. Le prêche et la messe, 2 12mo. 2 Thir. Barante Mélanges historiques, 10 1 Thlr. Grangeneuve par Ir. de Latouche, 2) 12mo. 2 Thle. Corbiére Scènes de mer, 2 l2mo, 2 Thlr.

1835,

__Preußische Staats-Zeitung,

Allgemeine

X16.

amar: I E I E e ————_

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Ober - Prediger Ho- mann zu Schönebeck, im Regierungs -Bezirk Magdeburg, den Rothen Adler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruht.

Donnerstag, den Iten d. M., Nachmittags um 4 Uhr, wird die Königliche Akademie der Wissenschaften , zur Feier des Leib- nigischen Jahrestages, eine öffentliche Sißung halten.

Zeitungs-Nachrichten. Au 8l'an d. Frankrei.

Paris, 29. Juni. Der Groß - Referendar der Pairs- -

‘Kammer ,* Herzog Decazes, hatte vorgestern Abend in Neuilly éine A beim Könige. i

Heute beginnen vor dem hiesigen Assisenhofe die Verhand- lungen eines Prozesscs, der in der Rethe der causes célèbres einen der ersten Pläße einnehmen wird und die Theilnahme der Pa- riser \o lebhaft in Anspruch nimmt, daß schon vor einigen Wo- ehen kein Eintritts-Billet mehr zu dem Sißungs-Saale zu haben war. Es vereinigt sich aber auch in der Thar Alles, um dieser Rechtssache sowohl in juristischer als ‘in psychologischer Hinsicht das hôchste Jnteresse zu verleihen. Die Stellung, die der Ange- klagte, Emil ‘de la Roncière, Sohn eines General- Lieutenants und Neffe eines Pairs von Frankreich, in der Gesellschaft ein- nimmt; die Art des Verbrechens, die Nichtswärdigkeit , mit der es angelegt, die räsende Kühnheit, mit der es ausgeführt wurde, sind gleich geeignet, Schauder und Entseßen zu erregen, während auf der andern Seite das Schicksal des jungen Mädchens, die das Opfer der Unthat geworden, die tiefste Rührung einflößen muß. Die hiésigen Blätter theilen die Anklage- Akte vollständig mit. Folgendes" ist das Wesentlichste aus derselben :

Emil de la’ Roncière, Lieutenant: im 1sten Lancier - Regimente, wurde von seinem Corps detaschirt, um den Lehr- Kursus an der Kavallerie-Schule zu Saumur, die unter dem Befehle des Generals Barons von Morell steht, mitzumachen. Er war 29 Jahre alt, als er Ende Mârz zu Saumur ankam , wo er sich bald durch sittenloscn Lebenswandel bemelih machte, weshalb ihn ¿uch der -Gencral Morell, dessen Familie sich damals noch nicht {n Saumur befand, nicht zu sich cinlud. La“ Roncière spéiste gewöhnlich bei dem Gast-

‘wirth Marlier im Hotel de l’Europe, und bald kamen anonyme Briefe mit dén beleidigendsten Ausdrücken fúr die Frau des Wirths im Umlauf. Die Sache wurde so weit getrieben, daß die Familie Marlier si genöthigt sah, Saumur zu verlassen. Anfangs August 1834 traf Frau von Morell, in Begleitung threr Tochter, Marie Morell, 16 Fahr alt, ihres Sohnes, Robert Morell, 12 Fahre alt, der Gouvernante der Tochter, Miß Allen, eines Bedienten, Sa-= muel Guilliéron, und eines Kammermädchens, Fulie Genier, bei ihrem Gemahl in Saumur ein. General Morell dff= nete nun sein Haus den Offizieren der Kavallerie = Schule. Unter ihnen war Octave Esiouilly dem General persönlich empfoh- len, und durch seinen rechtlichen Charakter der freundlichen Auf- nahe, die er fand , wohl werth. La- Roncière, der sich in seinem Benéhmen gebessert zu haben schien, wurde anch in die Gesellschaft gezogen, und kam bet einem Diner neben Fräulein Marie zu sizen, gegen die er sih unter Anderem die unhöfliche e erlaubte : „Sie haben eine liebenswürdige Mutter; Schade, daß Sie ihr so wenig gleichen.-/ Wenige Tage nach dem Eintreffen der Frau von Morell fand man an mehreren Orten im Hause anonyme Liebes-= briefe an sie, wogegen bald darauf Miß Ullen und Fräulein Morell Briefe voll grober Beleidigungen erhielten. Ein Billet an die Mutter, unterzeichnet : E. de la R., endigte, wie folgt: „Fch werde heute den ganzen Tag um Fhr Haus herumstreifen; sehe ih Sie ausgehen, so soll mir das ein Zeichen. seyn, daß Sie die Huldigung meiner ehrfurchtsvollen Liebe annehmen. Zur Stunde, wv Frau von Morell auszugehen pflegte, df\nete der General die Fenster nah der Loire - Brücke und sah La Roncière dastehen, der sich sogleich entfernte. (Díese Angabe und andere derartige sollen als Beweise dienen, daß dic anonymen Briefe wirklih von La Roncière herrührten. Es wird sich im Verlaufe dér Debatten zeigen, wie viel auf diesen Punkt ankömmt, und wie sehr sich hier die Schwierigkeiten häufen, da die Kunsiverständigen in den anonymen Briefen die Handschrift La Roncière’s nicht er- kennen wollen.) Auch General Morell erhielt anonyme Zuschriften ; man sagte ihm geradezu, der Zweck sey, Verwirrung und Unfriede in die Familie zu bringen. Fn einem Briefe an das Fräulein heißt es: „Mein Haß wird Folzen haben, die Mariens Lebensglück ver- giften sollen. Der Tod wäre für sie eine Wohlthat, denn sie wird thr Daseyn in Kummer und Plage hinschleppen.“/ Gleichzeitig er- hielt Herr von Estouilly , der in eben nicht freundschaftlichen Ver- hältnissen mit La Roncière stand, anonyme Briéfe ähnlichen Fnhalts. Am 2. August 1834 zeigte Esiguilly einen dieser Briefe dem Lieutenant Ambert. Der Unbekannte sagte darin: „Fch werde die Ruhe der Familie Morell und die Deinige zu stôren wissen. Heute schreibe ich a1: Marie und suche sie reht zu demüthigen. Fch habe den Brief mit Deinem Namen Estouilly) unterzeichnet; er wird sicher tn Mariens Hände kommen, denn ih habe einen dec Bedienten mit 5 Fr. bestochen.// Estouilly, indignirt über die Bosheit, eilte zu Madame Morell; der Brief wax wirklich gekommen! Am 8. September erhielt Estouilly aber- mals ein Schreiben, das bei den Aften ist. Man bemerkt darin fol- ‘gende Stelle: „Fch habe Grund, zu vermuthen, duß Sie dem Ge- eral Alles gesagt haben. Damit haben Sie mir- einen wahren

len erzeigt. Marie wird um o mehr gequält. Fch habe mir én paar Worte von ihrer Hand verschafft, und bemühe mich nun, sie nachzumachen; wie es mir gelungen, mögen Sie aus der An- ‘Tage sehen. F spize meine Feder zu, um Jhnen im Namen der armen Troûlosen Artigkeiten zu sagen./ Jn der That fand ch in diesem Briefe ein Billet, unterschrieben: „Marie von Mo- rell‘, dem Anscheine nah von ‘ihr an Eftouilly gerichtet. Sie E thm darin sein kaltes Benehmen in den wunderlichsten Aus- peucken vor. So sagt ste: „„Du bist hart wie ein Felsen, und i bin doch so sanft und zärtlih; ih liebe Dich, denn Du bist devenswürdig | /, Eftouilly wollte La Roncière fordern; aber db, General; für die Ehre seiner Tochter besorgt, brachte ihn davon

Am 14, Septemyex erhielt Estouilly abermals ein anonymes

, schriften durch Sachverständige zu

Berlin, Dienstag den 7eaæ Fuli

I

Schreiben, dessen Jnhalt auf verderbliche Pläne deutete: „Meine Rache zu befriedigen, muß ich Blut sehen; nicht lange, und die junge Blüthe wird dahin welken; aus dem Fräulein soll eine ent- würdigte Kreatur werden; willst Du se so, man wird sie Dir an den Hals werfen; ich liebe sie zum rasend werden, d. h. ihr Geld. Gern hâtte ih ihr den Kopf verrúckt, aber sie trug das Näschen so hoch, daß ich_mich nicht getraute, ihr eine Erklärung zu machen. Am 21. September gab der General eine musikalische Soirée. La Noncière kam auch hin. Herr von Morell ließ ihn in den Speise- saal rufen, und sagte im Beiseyn des Capitain Faquemîn zu ihm: ¿Aus besonderen Gründen ersuhe ih Sie, nicht mehr in mein Haus zu fommen.; entfernen Sie sih.// La Roncière ging fort, ohne ein Wort zu sagen. Am andern Morgen besuchte er den Ca- pitain Jaquemin, und bat ihn, ihm zu erflären, was der Austritt am vergangenen Ahend“ zu bedevten gehabt habe. Faquemin gab thm zwet Ursachen an: die unartigen Worte an Mlle. Morell bet dem obigen Diner und die anonymen Briefe. La Roncière fragte hierauf den Lieutenant Ambert, was er thun solle. Ambert rieth ihm, auf Verleumdung zu klagen, und eine Untersuchung der Hand- d : fordern. Der Rath gefiel dem La Roncière nicht, und doch hatte die Scene am 21. Sept. im Syei- sesaale Morell’s seinen Zorn auf’s äußerste gesteigert. Er zog vor, seine Drohungen durch ein unerhörtes Attentat gegen Fräulein Mo- rell zu verwirtlihen. Am Qlag dex 23. Sept. waren Herr und Frau von Morell im Theater. le Tochter, die zu Hause ge- blieben war, hatte Besuch von einigen Freundinnen. Als diese fort- gegangen waren, begaben sih Fräulein Morell und Miß Allen, ohne die Rückehr der Aeltern abzuwarten, zur Ruhe. Die Gouvernante hatte vor dem Schlafengehen die Thüre nah dem Gang, wie sie immer zu thun gewohnt war, vorsichtig zugeschlossen. Um 2 Uhx in der Nacht wird Marie plôhlih aufgeweckt durch das Geklirr ei- ner eingeschlagenen Scheibe. Das Fenfter geht auf und ein Mann fieigt ein. Er stürzt si auf die Thúre nah dem Schlaf - Kabinet der Miß Aller. Als Marie dies sicht, erhebt sie sich rash und stellt sich hinter einen Stuhl unten am Bette. Hier nun konnte ste, beim hellen Mondschein, den Eingedrungenen ins Auge fassen. Er war von mittlerer Statur, im Tuchüberrock, mit einer rothen silberbor- dirten Mühe. Um das Gesicht hatte er eine schwarze Vigo Binde, unterm Kinn her über die Ohren gezogen. Sein Blick war zum Erschrecken. Marie erkannte den La NRoncière, als derselbe mit den Worten über sie herfiel : „Fch komme, mich zu rächen.// Er konnte nicht gleich threr mächtig werden, denn sie hielt sich fest an den Stuhl, hinter welchen sie sich geflüchtet hatte. Nachdem er- ihr aber diese Schußz- wehr entrissen , faßte er sie bei deti Schultern und warf: sie zu Bo- den, ihr das Nachtkamisol entwindend, das sich nicht wiedergefun- den hat. Dann band er ihr ein Tuch um den Hals, und zog es so fest zu, daß sie kaum noch Athem holen konnte; hierauf nahm er einen Strick, wand ihn um den Leib des Mädchens, und schnürte ihn mit aller Kraft zusammen. Fett fing er an, ste gröblich zu miß=z handein - A se auf Bruñ wod Arm, biß ihr in das Handge- lenk, und trat ste mit Füßen. Sie, hörte ihn sagen: Er wolle sich rächen für die Beleidigung, die ihm vor zwei Tagen widerfahren sey. Bei diesen Worten wurde er immer wüthender, und verdop- pelte seine Mißhandlungen: Marie hat ausgesagt, wie er in die- sem fürhterlichen Augenblick mit gräßlihem Hohne sie angefletscht und dabei ausgerufen habe: „Seit ih Dich kenne, fühlte ich den Wunsch in mir, Dich zu verderben.// Wie weit der Frevler in der Mißhandlung gegangen, läßt der Anfklage-

ft nur vermuthen. Genug, daß er zuleßt noch ein Messer nahm, und der Unglücklichen einen Stich heibrachte. Marie war in Bewußtlosigkeit und Ohnmacht versunken; der Schmerz weckte sie auf und ein durchdringender Schret entfuhr ihrer Brust. Miß Allen, die bis dahin ruhig fortgeschlafen hatte, wurde dadurch aufge- schreckt, eilte herbei, und suchte die verriegelte Thür einzusprengen. La Roncière, als er den-Lärm hôrte, stand jeut auf und sagte: „Nun hat sie genug !// legte einen Brief auf den Tisch und entfernte sich , wie er gekommen war, durch's Fenster. Als die Gouvernante durch die gesprengte Thür in's Zimmer trat, fand sie Marien ohnmächtig und fast nackt auf dem Boden liegen. Der Hals war mit einem weißen Tuche, der Körper mit einem Strick umwunden und enge geschnürt; an mchreren Orten sah man Blutflecke. Es dauerte lange, che die Unglückliche auf die Fragen der Gouvernante zu antworten ver- mochte; so wie sie aber zu sîh gekommen war, erzählte sie der Miß Allen den ganzen Vorgang mit allen Einzelnheiten, wie sie oben an- geführt worden sind. Sie bat dringend , ihre Aeltern nicht gleich wecken zu lassen. Erst gegen 6 Uhx Morgens brachte ihnen die Gouvernante die Kunde von der nächtlihen Gräuel-Scene. Zufällig sah Marie, während Miß Alien hei ihren Aeltern war, zu dem offetten Fenster nah der Brücke hinaus; da fällt ihr Auge auf La Roncière tm Ueberrock, mit der Mühe, wie er ihr noch vor Au- gen siand. Er aber sah hinauf nach dem Fenster und lächelte! Baron Morell und seine Gemahlin, als sie ins Zimmer traten, fanden bestätigt, was thnen Miß Allen berichtet hatte. Sie sahen die eingestoßene Scheibe, die Blutflecken, das Tuch und den Strick, wodurch der Angstruf ibrer’ unglücklichen Tochter erstikt worden war. Auch ihnen nannte Marie den La Roncière als den Thâter; sie hat auch später in die- ser Angabe nie geschwankt: sie ist fest Überzeugt, daß La Roncière es war, der sie mit teuflisher Bosheit dem Verderben geweiht hat. Man muß mit den widerstrebenden Gefühlen vertraut seyn, welche bei #0 grogem Unglück eines Kindes das Mutterherz bewegen, um erélärlich zu finden, daß Frau von Morell Alles aufbot, das Vor- gefallene geheim zu halten. Auch geschah keine Anzeige bei den Gerichten , die erst später einzuschreiten Veranlassung bekamen. La Roncière hatte, wie bemerkt worden, einen Brief zurückgelassen. Derselbe war versiegelt und an Frau von Morell Úberschrieben; das Datum war: Mittwoch Nacht 1 Uhr; der Fnhalt wie folgt: „Sie allein sollen den wahren Grund des Verbrechens erfahren, das ih zu begehen im Begriff bin. Es is ein großes Ver- brechen, das Neinste auf Erden zu beflecken. Jh habe Sie geliebt, ja angebetet. Sie haben mix dafür nur Verachtung gezeigt, Jetzt will ih Fhnen ein Recht geben, mich zu hassen. Fch bat Sie einmal, auszugehen: an dem Tage blieben Sie auf Fhrem Zimmer. Der Elende (Estouilly) war so unverschämt, Herrn von Morell Alles zu sagen. Jch habe ihm geschrieben, wo ih ihn fände, würde ih ihm das Siegel der Schmach aufs Gesicht drücken. Jch erwarte ihn auf dem Kampfplaß. Ganz Paris soll erfahren, was Jhrer Tochter Y Saunmur geschehen ist. Fch reise ab: es soll mir nicht vergönnt seyn, mih an Jhrem Schmerz weiden zu kön-

nen!“ Wirklich erhielt Estouilly am Mittwoch, 24. September,

um 9 Uhr Vormittags durch die Stadtpost eine Herausforderung. Sie war von derselben Hand, wie die früheren anonymen Briefe, ezcichnet: „Emil de la Ron‘, und lautete so: „Sie sind ein

ender, ein Feiger. Jeder Andere würde, nach den Briefen , die ih Jhnen schon geschrieben habe, Genugthuung gefordert haben. Statt dessen haben Sie mich bei dem General angegeben. Sie sind eine Memme. Jch werde Fhnen erster Tage das Siegel der Schmach auf das Geficht drückfen, Es wird sich zeigen, was Sie dann thun

1835.

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werden. Nach einem solchen Schreiben konnte sich Estouil nicht länger durch den Rath, den ihm der General gegeben hatte- gebunden achten. Er ging zum Lieutenant Ambert und erbat sich ihn zum Sekundanten. Zwei Stunden später {hlug er sich mit La Noncière, der Herrn Berail zum Sekundanten hatte. Das Loos der Waffen war dem Beleidigten ungünstig; Estouilly wurde durch zwet Degenstiche im Arm und an der Hüfte verwundet. Vor und nah dem Duell. war La Roncière dabei geblieben, die anonymen Briefe seyen nicht von ihm. Efiouilly, als er si{ch Perwundet sah, versuchte noch einmal, den La Roncière bei der Ehré zu greifen. /, Gestehe ‘7 sagte er zu ihm „und Alles soll ‘vergejjen seyn. ‘“ Allein La Roncière weigerte sh hartiäckig. Estouilly drodte, ec werde thn vor Gericht belangen, worauf La Roncière äußerte er wünsche selbst, die Sache mdge untersucht werden; man solle ihm mar die Briefe zustellen, er wolle sie dem Königl. Prokurator Über- geben. Ambert gab dies nicht zu: er besorgte, La Roncière môchtée die Beweise seiner Schuld vernichten. Fndessen kam es ae den vier Offizieren zu weitern Explicationen und La Roncière be- stimmte sich zuleßt, eine Art von Geständniß abzulegen. Es befin= det sich bei den Aften ein Brief an Eftouilly, ganz von La Ron- cière’ss Hand und von ihm. anerkannt; überdem war auch das Concept dazu utiter seinen Papieren. Jn diesem Briefe heißt es: ¿Rach den materiellen Beweisen, die gegen mich vorliegen Beweise, die mih, wenn die Sache vor Gericht käme, erdrückewr würden bin ih der Ehre meiner Familie schuldig, einen Schritt zu than. Fch nehme alle Ausdrücke tn meinen Briefen an Sie zu-= rück, gestehe, daß ih diese Briefe geschrieben habe, und bitte Sie deshalb um Vatlcibung, Seyen Sie großmüthig und verschwiegen.// Und als Estouilly darauf forderte, er solle eben so gestehen, die anonymen Briefe, welche in das Morellsche Haus gèkommen, ge- schrieben zu haben, zugleih aber auf der Stelle Urlaub nehmemn und Saumur verlassen, fügte sich La Roncière auch diesem Ver= langen. Sein zweites Billet an Estouilly lautet, wie folgt: „Jh dachte, Sie würden mit meiner Erklärung von heute früh sich be= gnügen; allein Sie drängen mich noch mehr in meiner unglÜcéli= chen Lage. Fc erkläre also, der Schreiber der anonymen Briefe zu seyn, die dem General Morell, seiner Gemahlin und seiner Toch= ter zugekommen sind. Fh erkläre, an Fräulcin Marte ein Billet, gezeichnet Estouilly, und an Sie ein Billet, gezeihnet Marie von Morell, geschrieben zu haben. Fch habe mir Urlaub erbeten und reise heute Nacht ab.‘ Am 26. Sept. verließ La Roncière Sau= mur und begab sich nah La Fleche. Man sollte nun denken, nach dem Duell und nach jenen Geständnissen müßten die anony= men Briefe aufgehört haben. Aber nichts weniger als das. General Morell erhielt durch die Stadtposi ein Schreibemw vom 24. September 4 Uhr Morgens, worin mit frechem Wohl= efallen auf das Attentat der Nacht hingedeutet wurde. „Mich dur= Îete nach Jhrem Blute, nah Jhrer Ehre, ih habe Alles erlatigt. Ich! hoffe, ia ich” bin überzeugt, Marie bewahrt ein Pfand ihres Unglücks. Jhre Schande soli hald das Gespräch von ganz Paris werden.‘/ Fn einem zweiten Billet- an Marie frohlockt der Schrei= ber ber das Geltngen des verruchten Planes: „Sie sind nun das elendeste der Geschdpfe; der Mensch, ‘der sich beigehen ließ, Fhr Ritter seyn zu wollen, is halb zu Schanden gehauen; ich habe ihn gezeichnet! Mich durhzukt ein Gefühl der Freude, das an Waht1« sinn gränzt; ih shwelge in dem Gedanken, daß Sie nun von mir abhängig sind; ein gräßlichés Band wird uns an einander knüpfen ; nach wenigen Monaten werden Sie mich auf den Knieen anflehen, um Jhnen und noch einem Wesen einen Namen zu gehen.“ In= zwischen hatte sich Marie seit der Schreckensnacht vom 2%. Septem= ber immer schr unwohl befunden. Am 21. Oktober, als es eben mit ihrer Gesundheit. etwas besser zu gehen schien, fand fe um 10 Uhr Abends auf ihrem Tische im Schlafzimmer ein Billet, gezeichnet E. R , worin es hieß : Was Dir am Liebsten auf Erden Deine Mutter, Dein Vater, Estouilly sie werten in einigen Monaten nicht mehr am Leben seyn. Du’ hast mich verschmäht, meine Rache wird Dich trefen.// Man fand Marien ohnmächtig am Boden liegen, das Billet zerkyittert in der krampfhaft geschlossenen Hand. Als sie wieder zu sich kam, rief sie shluchzend: „Er mordet meinen Vater, . meine Mutter !// Jhr Zustand verschlimmerte sih so schr, daß man ihr die lebte mnn a Während dieser Krankheit erhielt Frau von Morell durch die Stadtpost einen Brief, worin La Ron=- cière sih ganz enthúllte: „Fch habe nichts gethan, als Fhre Toch= ter meuchlerisch mißhandelt; ih wollte sie nur in Verdacht bringen und Ste dadurh in die Nothwendigkeit verseßen, mir ihre Hand anzubieten. Gewiß haben Sie ihr auch Vorschläge in diesem Sinne gemacht. - Sle wird nicht darauf eingegangen seyn, aus Liebe zu dem abscheulichen Menschen, der alle meine Pläne vereitelt. Jetzt athme ich nur noch Rache; ih muß Blut fließen sehen! Warlich, Fhr Pro- tektor Giöquet wird mich * niht hindern. Nun endli sah die Familie Morell eia, daß längeres Schweigen nur größeres Unglück herbeiführen dürfte. Der General reiste nah Paris, und am 27. Oktober 1834 wurden die Gerichte angegangen, eine Untersuchung einzuleiten. La Roncière wurde am 28. Oktober auf der Straße verhaftet. Aus der Jnstruction des Prozesses ergiebt sich, daß er- durch die Masse der gegen ihn obwaltenden Beweismittel überwäl-- tigt, nichts Besseres ausgedacht hat, als die Rollen zu wechseln. Aus einem Angeklagten sucht er sich zum Ankläger zu machen. Fräulein Morell , ihre Mütter, die Gouvernante und Eñouilly sol len sih verstanden haben, ihn zu verderben. Er leugnet jeden An= theil an dea anonymen Briefen , stellt sich, als zweifle er an der Wahrheit des Attentats, giebt zu verstehen, Mariens Krankheit sey nur erkünsielt, und will sogar glauben machen, mit der ganzen Er= findung sey es nur darauf abgesehen gewesen, die Folgen eines vet traulichen Umganges mit Estouilly auf ihn, den Unschuldigen, zu werfen. Dieses VertheHigungs-Sysemmußte vorallen Dingenzueiner Prüfung der Handschrift in den anonymen Briefen führen. Wider alles Erwarten scheint nun aber die Aussage der Kunsiver- ändigen das. Vertheidigungs-System La Roncière’s zu unterstüßen, denn zwi derselben erklären: 1) daß alle iu Rede stehenden Briefe von einer und derselben Hand geschrieben wären, und daß es nicht La Roncière's Hand sey; 2) daß ste glaubten; der „Marie von Morell‘/ unterzeichnete Brief sey von einer Frauenhand geschrieben. Zwei andere Kunstversiändige sind aber noch viel wei- ter gegangen; fîe erklären: 1) daß die 20 in Rede stehenden Briefe weder ganz noch theilweise von der Hand La Roncière's wären - 2) daß das kleine Billet an Herrn von Estouilly, gezeichnet „Marie voi Morell‘/, und ein anderer Brief an demselben, gezeichnet ,¡Victorine Moyert‘/ augenscheinlich von der Hand des Fräuleins Morell sey; 3) daß die 18 anderen Briefe, troß dem, daß die Züge verstellt seyen, doch fo zahlreiche Zeichen der Aehnlichkeit mit der Handschrift des Fräuleins Morell an sich trügen, daß ste ihr eben-= falls zugeschrieben werden müßten. Fn der Ank age-Akte heifit es in Bezug auf diese Erklärungen , wie folgt: „Der stärkste aller Beweise, die moralische Unmöglichkeit, erhebt sich gegen die Ansicht der Kunstverständigen. Der Stil der Briefe, die in denselben ent= haltenen frechen Details, gesigtten durchaus nicht, sie einem jungen