1835 / 189 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

V Part Eo i E Eri R

S Ce oe

rithfuitgen-jut Befdrderung des Abflusses und zur Anfiauuig und Bonußüung der Gewässer, vom- Landtage gemachten Bemerkungen haben Wir Unserm Staats-Ministerio aufgetragen nd werden die- felbén bei der definitiven Redaction des Geseßes gebührend in Er- wägung kommen, welchemnächst Wir Uns die weitere Entscheidung

vorbehalten. IT. Auf die fiändishen Anträge.

1. Unsere getreuen Stände haben von der auf Unsern Befehl vom Staats -Ministerio ihnen vorgelegten Uebersicht der Lage, in welcher sich die durch die früheren Landtags - Abschiede nicht defini- tiv erledigten Gegenstände befinden, Veranlassung genommen, ver- schiedene derselben besonders in Anregung zu bringen und erdfnen Wir ihnen demnach Folgendes: :

a) Die in Anregung gebrachte nähere Bestimmung der §F§. 22 ff. der Gemeinheits- Thelluntgs- Ordnung vom 7. Funi 1821 if bereits in sorgfältige Erwägung gezogen worden. Dieser Ge- eystand sicht jedoch mit der erforderlichen Bestimmung der

i Maßregel wegen Sicherstellung des Gemcine - Vermögens bei Gemeinheits-Theilungen in genauer Verbindung, und es haben deshalb zuvor sowohl die Berichte der Behörden, als die ftâän- dischen Gutachten über die Beschränkung der Provocationen einzelner Mitglieder der Stadt - und Land =- Gemeinden erfor= dert werden müssen. |

Rach deren Eingang wird dieser Gegensiand in Unserm

Staats - Ministerio anderweit berathen werden, und dem-

näch darüber Unsere Entschließung erfolgen. E

) Wegen Revision des Gewerbe-Steuer- und Gewerbec-Polizei= Geseßes sind die Verhandlungen im Gange und sollen mdg- lichst befchleunigt werden. 7 Was den ausgesprochenen Wunsch betrifft, daß zur Aufhülfe des Handels und der Schifffahrt in den Ostsee-Häfen die Re= gulirung des Sund - Zolles ret bald thre Erledigung finden möôge - f wird auf alle Weise Bedacht genommen werden, diese Angelegenheit baldmöglichs zu einem Resultat zu bringen. Der Antrag in Betreff des Feuer -Societätswesens giebt Uns Anlaß, zugleich mit demselben hierdurch den in Unserm Land- tags-Abschiede vom 20. März 1832 ad proposiìt. 1 ettthaltenen Vorbehalt zu erledigen. Jn diesem Landtags - Abschiede haben Wir schon bemerkt, daß der Pommersche Provinzial - Landtag vom Jahre 1831 der demselben vott uns gemachten Aufgabe nicht vollständig genügt hat. Seitdem ist aber auch dié Ab- sicht, ein allgemeines Landes - Geseß Úber das Fmmobiliar- Feuer-Versicherungswesen, und danehen für jcde Provinz oder résp. für jede ferner bestehende Societät ein nur supplirendes Spezial - Geseß ergehen zu lassen, bereits aufgegeben worden, und haben Wir vielmehr beschlossen, für jede neu organisirte Societät ein besotideres Reglement, welches alle Bestimmun-

en, auch die allgemeinen, umfassen soll, zu promulgiren, wie olches aus den für mehrere andere Provinzen in kurzem zu pubkicirenden Reglements näher zu ersehen seyn wird. Dergleichen Reglements haben Wir aber für die Provinz Pommern nicht redigiren lassen können, weil Unsere getreucn Stände die auf dem vorgedachten Landtage vorgelegten Ent= würfe nicht vollsiändig begutachtet und sich namentlich über die Grundfdhe der jedenfalls unerläßlichen Classification nicht ecflârt, vielmehr fich darauf beschränkt haben, die Beibehal- tung der bisher bestandenen Societäten zu beantragen. Bei der- selben wollen Wir es daher auch bis auf Weiteres belassen, je- doch kunn die {hon im Fahre 1827 angeregte Revision der in dortiger Provinz bestehenden, auf die Fmmvbiliar-Feuer-Ver- sicherung sich beziehenden Reglements und Staruten verfolgt werden, weshalb fernerweite Anträge zu machen Wir Unseren getreucn Ständen Überlassen.

e) Der Entwurf des Gesehes wegen Verpflichtung zur Aufnahme neu ‘onziehendex Personen und zur Armenpflege liegt gegen- wärtig Unserm Staats -Ministerio vor, und wicd diese An- gelegenheit so bald erledigt werden, als es deren Wichtigkeit und Weitläuftigkeit gestattet,

\) Wegen Modification der Geschäfts-Ordnung für dle General- Kommissionen haben Unsere getreuen Stände ekne besondere Betrtion cingereiht, auf welhe weiter unten Bescheidung erfolgt.

2) Die Abschaffung des Salz- Monopols anlangend, können Wir Unsere getreuen Stände nur auf die ihnen im Landtags.- Ab- \chiede vom 20. Mai 1832 suh Ul. «. ertheilte Resolution ver= weisen und ihnen bemerklich machen, daß dort nur eine alige- meine Zusicherung, für deren Verwirklichung sich kein Zeit- punft bestimmen läßt, ertheilt worden, daher dieselben sich dem Vertrauen überlassen können, daß Wir auch ohne weitere Anträge Unsere damals ausgesprochene Absicht zu seiner Zeit verfolgen werden. i | ;

2.-Dem Antrage auf Einführung des Justitutes der Schieds-

männer in der Provinz Pommern is inzwischen bereits durch die in den Amtsblättern der dortigen Regierungen bekannt gemachte, auf Grund Unserer Ordr- vom 7. Juni v. F. erlassene Verordnung Unserer Minister der Justiz und des Fnnern und der Polizei vom 2. Mau ej. entsprochen worden. i

3. Der üntrag wegen Erbauung einer Chaussee vom Kavel-Paß an der Mecklenburgischen Gränze nach Anklam und weiter nach Wolgast hat bereits dadurch seine Erledigung gefunden, daß der Bau vom Kavel -Paß nach Anklam 2c. eingeleitet is. Auch haben Wir bereits Unsere Genehmigung dazu ertheilt, daß sowohl der Bau der Straße von Stargard bis Damm, als auch die Anlage von Chaus= scen vou. Rügenwalde nach Karwiß, von Stolpmünde nah Stolpe und von Kolberg nah Körlin in den nächsten Fahren ausgeführt werde, sofern die von Unseren getreuen Ständen ausgesprochenc Hoff- nung in Erfüllung geht, daß von Seiten der betheiligten Gemein-

‘den und Grundbeftger thätig mitgewirkt werde, worüber ihnen die

nähere Mittheilung jugchen wird.

Dagegen haben Wir den Uns vorgetragenen Wunsch, daß die leßtgedachre Chaussee von Körlin weiter Über Neu - Stettin bis zur IKestprcußischen Chaussee fortgesührt werde, um so weniger berück= sichtigen können, als die Zwecmäßigkeit einer solchen Verlängerung noch einex sehr reiflihen Erwägung bedarf und jedenfalls mehrere anderweitig in Vorschlag gebrachte Chaussee,- Anlagen für die Pro- vinz noch erheblichere Vortheile darbieten möchten.

4. Die Befugniß, den: zu Abgeordneten gewählten Beamten den Urlaub zur Beiwohnung des Landtages zu versagen , selbsi den bez reits ertheilten zurück zu nehmen, kann den Behörden nicht entzo= geir werden , da ste allein die Unentbehrlichkeit derselben in ihren Wirkungskreäisen zu beurtheilen haben. Verweigerung eines solchen Urlaubs oder Zurücknahme desselben ohne erhebliche Gründe ist nicht ju erwarten und bleibt Überdies in den einzelnen Fällen den Bethei= igten dex Weg der Beschwerdeführung bei der höheren Behörde unverschlossen, sofern sie dazu Veranlassung zu haben glauben.

5. Die früheren, zum Theil jeßt erneuerten ständischen Vor- \chläge, wegen Beförderung der Mitwirkung sachverständiger Kreis- Eingesessenen. auf die Ausetnandersezung, sind bei Erlaß der Ver= ordnung vom 30. Funt v. J., wegen des Geschäfts-Betriebes in den Angelegenheiten der Gemeinheitstheilungen, Ablösung und der Regu- lixung der gutsherrlih - bduerlichen Verhältnisse, sorgfältig geprüft

“und, soweit es zulässig war, in den Paragraphen 2 und folg. 19. 31 und folg. und 35 berücksichtigt. . derung ver Kosien bei Gemeinheitstheilungen soll demgemäß in ; AURM Age rejflihe Erwägung gezogen und thunlichst berücksichtigt werden.

Auch der Antrag auf Vermin-

6. Die beantragte Declaration des Edikts vom 14. September 1811 rúccksihtlich der HÜlfsdienste würde, nachdem seit Erlassung dieses Gesehes vier und zwänzig Fahre verflossen sind, an sich gro- B Bedenken unterliegen; es it aber auch zu ciner solchen keine

eronlassung vorhande«a, da ein Schwanken der Praxis über die von Unseren getreuen Ständen angeregte Frage aus dem vorgekom- menen einzelnen Falle, 1909 dás Revisions - Kollegium zu Stettin eine von der ‘his dahin angewatidten Auslegung des Geseßes abweichende Ansicht ausgesprochen, dessen Entscheidung aber auch in der hôhez

770

d Fnftattz sofórt wieder aufgehoben wordett, nicht gefolgert wer- en kann.

7. Die Angelegenheiten wegen der für Aufhebung des Neben- modus und der Quartalsieuer in den Ritterschafts- und Stadt- eigenthums- Ortschaften Alt-Vor-Pommerns zu gewährenden Ent- hädigung hat inzwischen durch Unsere Ordre vom 21. April d. F., welche durch das Amtsblatt Unserer Regierung zu Stettin bekannt gemacht is, ihre definitive Erledigung gefunden.

8. Aus der Beschwerde des Magistrats zu Treptow an der Rega

Über eine von Unserer Regierung zu Stettin, in Betreff der Verpflich- tung der gedachten Stadt zur Aufnahme eines arbeitéunfähigen Armen, erlassene und von Unserm Minifter des Junern und der Polizei un- ter ausdrücklichem Nachlaß der Provocation auf den Rechtöweg bestätigte Verfügung können Wir keine Veranlassung nehmen, eine Abänderung derselben anzubefchlen und tritt hier der im §. 48 des Geseßes vom 1. Juli 1823 vorgeschene Fall ciner Bedrükung um so weniger ein, als Unsere getreuen Stände nach dem Schlusse ihrer LLEAN Petition das Zweifelhafte des Falles selb| nicht ver- ennen. 9. Auf den Antrag, wegen Bereitung eines ausschließlich nur für das Vich genießbaren Salzes und dessen Verkaufs um einen bil- ligeren als dermalen allgemein bestehenden Preis, können Wir für jeßt nicht eingehen, indem die Bedürfnisse des Staatshaushalts noch den gesammten Ertrag aller bestehenden Abgaben in Anspruch neh- men und keine Verminderung derselben gestatten, welche leßtere die Bewilligung der Petition Unserer getreuen Stände, jedoch in sehr bedeutendem Betrage zur Folge haben würde.

Utkundlih haben Wir hierüber den gegenwärtigen Landtags- Abschied ausferkigen lassen und Allerhöchstselvs|| vollzogen und ver- bleiben Unsern getreuen Ständen in Gnaden gewogen.

Gegeben Berlin, den 23. Mat 1835.

(L. S) (ch4) Friedrih Wilhelm. (gez.) Friedrich Wilhelm, Kr. P. v. Altensiein. v. Lottum. v. Brenn. v. Kamp. Mühler.

Ancillon. Für den Kriegs - Minister: v. Schöler. v. Rochow. Rother. v. Alvensleben.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 8. Juli,

Niederl, wirkl, Schuld 554. 56 do. 1014. Ausg. Schuld 1g. Kanz-Bill, 251 A218 Amort. 944. 355 80 Russ. 992 OQestorr. 99 Preuss. Präm.-Scheine 110. do. 48 Anl. —. Span. 58 41s. 35 265.

Antwerpen, 2, Juli. Zinsl,; 165. Cortes 304 Neue

Span, 53 402. Coup. —.

Span. Aul. 42. London, 83. Juli.

Cons, 38 921. Belg. 994. Span, Cortes 45. Obl. v. 1834 422, Zinsl. 123. Ausg. 192. 248 Holl. 545. 5g do. 1005. Port. 53 874, 32 574, Engl. - Russ. —. Bras, 83. Columb. v. 1824 365. Mex. 363. Peru 302. Chili 465.

dt. Petersburg, 30. Juni. Lond. 102. Amsterdam 524. Hamburg 9,%. Paris 1115. Silboer-

Rub. 357. Wien, 3. Juli, 58 Met. 1012. 48 97,7%. Neue Anl. 5824. Bank-Actien 13282.

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 9. Juli. Im Schauspielhause: Nicht vom Posten, Posse in 1 Akt von L. Angely. Hierauf: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in 4 Abth., vom Dr. C. Tôpfer.

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 9. Juli. Zum erstenmale: Die cifersüchtige Frau, Lustspiel in 2 Akten, von Kokebue. Hierauf: Sieben Mädchen in Uniform, Vaudeville-Posse in 1 Akt, nah Théaulon, frei bearbeitet von L. Angely.

S S Le I A L E P D E Me Ee H N

Neueste Nachrichten.

P aris, 2. Juli. Durch eine Königliche Verordnung wird das fünfte Wahl-Kollegium des Jsère-Bezirks auf den 25. Juli nah St. Marcellin zusammenberufen, um an die Stelle des S Penet, der seine Entlassung eingereicht hat, einen neuen Deputirten zu wählen.

Der Pairshof fuhr in seiner heutigen Sigzung wieder mit dem Verhdôr der Angeklagten fort.

Fürst Talleyrand wird sich von hier nach Vichy begeben, und von da, wo er nicht lange verweilen wird, nah Karlsbad.

Der Práfekt des Seine-Departements, Graf Rambuteau, hat Folgendes bekannt gemacht: „Da die Fremden-Legion bestimmt ist, nach Spanien überzugehen, so hat der Kriegs - Minister ent- schieden, daß alle Franzosen, welche beabsichtigen, sih dahin zu begeben, um die constitutionnelle Sache zu unterstüßen, aus- nahmsweise und ohne weitere Ermächtigung von seiner Seite unter der besagten Legion Dienste nehmen können, wenn sie im Uebrigen die Bedingungen des Alters und der nöthigen Eigen- schaften erfüllen, welche durch die Verordnung vom 10. März 1831 vorgeschrieben sind. Die Dienst - Eintritts - Akten werden von den Unter - Militair - Intendanten ausgefertigt; die jungen Leute, welche eintreten wollen, haben sich bei der Militar - Jn- tendantur in der Straße Verneuil zu melden.“

Zwei Commissaire, einer für Spanien, der andere für Frankreich, gehen morgen nah Algier ab, um bei der Einschif- fung der Fremden - Legion zugegen zu seyn. Der Französische Commissair, Herr Delarue,- ist einer der Adjutanten des Mar- schall Maison. :

Der heutige Moniteur enthält nachstehende telegraphische Depesche aus Bayonne vom 1. Juli 2 Uhr Mittags :

„Der Capitain dér „Sappho‘/ überbringt Folgendes: Am 29. Juni vertheidigte Bilbao sich noch immer. General La Hera, der an die Stelle des entlassenen Valdez gekommen ist, rúckt auf diesen Plab- vor, der jet gesichert ist,“

Das Journal de Paris widerlegt ausdrücklich das von der „Gazette‘/ ausgesprengte Gerücht, die Regierung habe den- jenigen Theil einer telegraphischen Depesche, der die Cinnahme Portugalette's mitgetheilt hätte, absichtlich unterdrückt,

Die Zeitungen von Bordeaux vom 28. Juni enthalten nun auch die Nachricht von dem Tode Zumalacarreguy's. Nach dem Indicateur wáre Zumalacarreguy in einem kleinen Dorfe Ce- rain amputirt worden und am 2östen nach cinem langen Todes- kampfe verschieden. Die Operation war, wie es heißt, von ei- nem Englischen Arzt unternommen worden. Das Memorial Ae versichert, Zumalacarreguy wäre am Tätanus ge-

orben.

f In der gestrigen Sißkung des Assisenhofes, der vierten in dem Prozesse der Familie Morell gegen La. Roncière, wurde mit dem Zeugen- Verhör fortgeschritten, und es kam besonders die Haupt -Frage: wer die anonymen Briefe geschrieben habe ? zur Untersuchung, jedoch ohne daß dadurch ein größeres Licht Über die Sache verbreitet worden wäre. Die Kunstverständigen blieben dabei, in den Schriftzügen der anonymen Briefe ches

die Hand des Fräuleins Morell, als die des La Roncière, ey kennen zu woilen *). L

Im Journal des Débats liest man: „Es \cheint ge; wiß, daß die leßten Bewegungen Rußland’s, auf die von den Englischen Blättern mit so vieler Lebhaftigkeit aufmerksam ge: macht worden ist, nichts anderes sind, als die jährlichen Evoly- tionen der Russischen Flotte im Mittelländischen Meere. M gleich diese etwas prunkvollen Manöver von den Regierungen Europa's stets mit Aufmerksamkeit beobachtet werden müssen, s haben sie doch bis jet keine große Wichtigkeit gehabt.“

Nach Briefen aus Montpellier nimmt die Zahl der Cholety Fälle in Agde zu, statt sich zu vermindern.

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 108, 69. si cour. 108. 80. 3proc. pr. compt. 78. 50. Tin cour. 78. 7, 5proc. Neap. pr. compt. 96. 50. fin cour. 96, 70, Spr, Span. 403. Zproc. do. 271, Ausg. Schuld 164. Cortes 35! 2! proc. Holl. 57. 40,

Paris, 3. Juli, Der König kam gestern Mittag zur Stai und arbeitete nah einander mit den Ministern des Krieges, dt auswärtigen Angelegenheiten, des Handels und des Innern. Un 3 Uhr hatte der Fürst von Talleyrand eine Unterredung mit Könige, die bis 5! Uhr dauerte. Unmittelbar darauf kehrte Se. Majestät nach Neuilly zurü.

Die Kriegsschisse „„Nestor“/, „Duquesne“/ und „Toulon! so wie das Dampfboot „„Castor‘/, sind am 30. Juni von Toulh nach Algier unter Seegel gegangen.

Das heutige Journal des Débats fügt der obigen telu graphischen Depesche folgende Erläuterungen hinzu: „Der G

neral Don Jose Santos de la Hera, der den General Vald(ss in dem Kommando der Armee von Navarra erseßt hat, bes ligte bisher die Reserve-Division auf dem rechten Ebro-Ufer uni

hatte am 29. Juni sein Hauptquartier in Briviesca, von t aus er seitdem seine Verbindung mit den Truppen des Valdy zu bewerkstelligen und der Stadt Bilbao zu Hülfe zu komt suchte. Nachdem Valdez das linke Ebro -Ufer hinauf marschit war er am l9ten in Puente -Lara, 3 Lieues oberhalb Vittori angekommen, worauf seine Kolonnen sich auf der großen Str nah Burgos úber Orduña in Alt- Castilien nach Bilbao, wel le6tere Stadt 8 Lieues sÚdwestlich von jener liegt, ausdehnten. Y telegraphische Depesche kündigt nun an, daß Bilbao sich am 29 noch hielt und daß die Erhaltung dieses Plaßes gesichert \chein Vom lien bis 29sten ist es also den Truppen der Königi wenn gleich allerdings schr langsam, gelungen, die Beweglh auszuführen, die sie in die Nähe jener Stadt führen su Man darf nicht außer Acht lassen, daß die von Puente-la-Reui und Logroïio aufgebrochene Armee der Königin beträchtlich vil Zeit verloren und einen bedeutenden Umweg gemacht hat, ün sich, anstatt direkt über Vittoria, über Arduña nach Bilbao wenden. Sie mußte aber diesen Umweg machen, um den G

lonnen der Karlisten zu entgehen, die das ZJnnere der Provi

mit bedeutenden Kräften beseßt halten und sogar Bittoria bli) firen. Mittelst dieses großen Umweg-es lehnte diz Arma sich an Ait - Castilien und konnte Bilbao auf der Stras nah Burgos zu Hülfe eilen, ohne zu“ befürchten, w den Karlisten, die hier nur schwache Covps Haben, ab s{nitten zu werden. Die gegenwärtige Minderzahl der A mee legte ihr die Nothwendigkeit auf, auf threm Matks

jedes Gefecht zu vermeiden, und hieraus erklär: sich, weshalb U dffnung der eigentlichen Audienz nit bekannt gemacht. Erst am

Garnison von Bilbao so lange sich selbst überlassen geblieben is

Die Karlisten ihrerseits scheinen die Belagerung uicht mit ly sonderem Nachdruck betrieben zu haben. Die Belagerung bezei schon am 12ten, und man muß sich daher wundern, daß di Karlisten in den 17 Tagen vom 12ren bis zum 29sten sich nid

. einer Stadt bemöchtigen konnten, die ziemlich schlecht befesti

ist, gegen die sie alle (?) ihre Kräfte aufgeboten hatten, un welcher die Christinos erst so \pát zu Hülfe kommen konnt Und dorh hatte die Karlistische Armee alle Aussicht auf Erfol sie war mit Geschüß wohlverschen, sie beherrschte den Lauf t Flusses, und hatte jede Verbindung zwischen der Stadt Portugalette unterbrochen, was das Anlangen der zur See wi St. Sebastian abgeschickcren Munitions-Vorräthe hinderte. Vi würden es uns {wer zu erklären wissen, wodurch die Belge rung von Bilbao gescheitert ist, wenn wir uns nicht erinn daß die tôdtlihe Verwundung Zumalacarreguy's sich vom ls Kuni herschreibt, und wenn wir nicht überzeugt wären, daß diese Verwundung und die darauf erfolgte Todes - Botschaft Navarresen bedeutend entmuthigt haben, während die Operation Pläne an sich niht mehr in der Uebereinstimmung ausgefl wurden, die der Ober-Befehlshaber ihnen zu geben wußte.

An der heutigen Börse trug man sich mit dem Geri herum, die Regierung habe neuerdings eine telegraphische. pesche des Jnhalts erhalten, daß der General Latre unter! Mauern von Bilbao einen vollständigen Sieg über die Karl} davongetragen und die Stadt entset habe. Ob diese Nach gegründet 1, muß sich morgen ausweisen. .

Man schreibt «us Madrid unterm 23. Juni: „Es het hier ein wenig Entmuthigung, obgleich die Nachrichten aus land nicht eben schlecht sind. Die Karlisten haben vor W große Verluste erlitten; Luqui und Simon Torres sind gel Villareal und Alzaa verwundet worden. Die Truppen der nigin haben aber auch viel gelitten. Die Zufammenseh! des neuen Kabinets hatte Hofsnungen - eingefiößt; noch ist keine Verbesserung eingetrcten. Man fann übrigens 1 gerade sagen, daß die Ministe: die ö ffentlichen Angel! heiten vernachlässigen. Herr von Toreno, allein mit }| Ministerien beauftragt, widm't den administrativen Ges) ten alle seine Zeir, und Tag und Nacht - expedirt et? Angelegenheiten seiner zwei Departements. General ® dova wird wieder ein Kommando bei der Armee überneht! Der Bericht der unter der Präsidentschaft des vormaligen Kri Ministers Zarco del Valle nah Navarra geschickten Mi Kommission wird ohne Zweifel einigen Einfluß auf die X des Nachfolgers des Generals Valdez haben. Die Na ten aus den Provinzen sind etwas beunruhigend. In W nien, Aragonien und Castilien herrscht eine gewisse Gährw,|

Heute schloß 5proc. Rente £408. 95. 3proc. lin co 20. 5proc. Neap. 97. —. Span. 5proc. 414. 3pro(. Cortes 38. Ausg. Schuld 17. Guebhard 45. 2xproc: Ÿ 57. 40.

«*) Da uns bereits das Fournal des Débats vom 3ketit vor so wúrden wir auch schon cinen Auszug aus den Verhandll der Sihung vom 2ten, in welcher unter Anderem Herr! Barrot als Rechtsbeistand der Kläger sein Plaidoyer hielt, 0 können; wir halten es indessen für angemessener, dem Gantgé

Debatten nicht vorzugreifen. J Redacteur Catte!l.

Gedrudckt bei A, W, 949?

Allgemeine

(aats-Z

eitung.

Berlin, Freitag den 19e» Fuli

R! N

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Professor Dr. Ernst ugust Hagen an der Universität zu Königsberg den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen geruht.

Se. Majestät der König haben dem Schullehrer und Orga- isen Scheibe zu Mühlberg das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Dem Gutsbesißer von Mengershausen zu Höningen ist hinterm 7. Juli 1835 ein Patent wegen eines durch Modell und Beschreibung nachge- wiesenen, in der ganzen Zusammenseßung für neu er- kannten ‘Pfluges, uf Sechs Jahre, von jenem Datum an gerechnet und für den mfang der Monarchie, ertheilt worden.

Abgereist: Der General-Major und Commandeur der 1sten Garde-Landwehr-Brigade, von -Stran k, nah Dyhrnfurth. Der Königl. Sardinische General-Major, General-Adjutant, alßerordeutliche Gesandte und beoollmächtigte Minister am hie- sen Hofe, Graf S t. Martin d’Aglié, nah Rügen.

Detitungs-Nachrichten. U Pa

Frankrei.

Paris, 3. Juli. Ueber das in der vorgestrigen Sizung des Pairshofes gegen den Angeklagten Reverchon gefällte Straf: Urtheil ist noch zu bemerken, daß derselbe nicht bloß zum Verluste des Rechtes, Waffen zu tragen, sondern auch noch zum Verluste des Wahl- und Wählbarkeits - Rechtes, so wie der Be- fugniß als Geschworner zu fungiren oder ein öffentliches Amt zu bekleiden, auf fünf Jahre kondemnirt worden ist. Das Urtheil wurde dem Reverchon von einem Gerichtsschreiber im Nebenzim- mer mitgetheilt, wo er es mit ziemlicher Gleichgültigkeit anhörte. Den übrigen Angeklagten, 48 an der Zahl, wurde es nach Er-

Schlusse der Sißgung verlangte einer der Angeklagten, daß man éhn-und-seine-Kameraden- von dem Urtheilsspruche in Kenntniß sese. Als Reverchon darauf selbst ausrief, daß er zu fünfjähri- ger Haft und einer Geldbuße von. 5000 Franken kondemnirt worden sey, schrieen mehrere Angeklagte: „Wir alle verlangen dasselbe Urtheil für uns!“ Nachdem diese Aufregung sich gelegt, ließen sie sich jedoh ruhig zum Saale hinausführen. În der gestrigen Audienz, bei welcher von den Richtern der Marquis von Pange fehlte, wurden die Verhandlungen fortgeseßt. er Angeklagte Lagrange hielt einen langen Vortrag, um in sehr ge- mäßigten Ausdrücken die Jnfkompetenz des ‘Pairshofes zu bewei- sen, zugleich aber sich selbst als einen Mann darzustellen, der von jeher den entschiedensten Abscheu gegen den Bürgerkrieg gehabt, auch bei den leßten Unruhen keinen Tropfen Bluts vergossen habe. „Wenn ih Übrigens Jhre Kompetenz bestreite‘/, äußerte er, „so soll dies feine Beschimpfung für Sie seyn; ich weiß, daß diese Versammlung aus den aufgeklärtesten und verdiente- sten Männern besteht, und es befinden sich nur wenige darunter, die ic als Mitglieder eines Geschwornen-Gerichts vielleicht zurückweisen würde. Aber als Gerichtshof kann ich Sie nicht anerkennen, da Sie die Aristokratie repräsentiren, während ih ein Soldat der Demo- kratie bin, und mithin nicht vor meinen Richtern, sondern vor meinen Feinden erscheine.“ Der Angeklagte erklärte schließlich, daß er aus diesem Grunde, und weil die Vertheidigung über- dies nicht frei sey, auf keine der an ihn gerichteten Fragen ant- worten werde. Der Präsident machte ihm mit vieler Sansft- muth bemerklich, daß er gewiß nirgends ein Tribunal finden ‘werde, dessen Mitglieder den Angeklagten so viel Bürgschaft ge- währten, als der Pairshof. „Sie selbst räumen ein”, fügte er ohe „daß die Männer, die Sie vor sih sehen, sich seit 40 ahren um das Vaterland wohl verdient gemacht haben. Glau- ben Sie nun, daß sich in den Herzen solcher Männer gehässige ‘Zldenschaften regen, daß sie {h von politischen Ansich- ten beherrshen lassen könnten? Mein, Lagrange, Sie ha- ben in dieser Versammlung keinen Feind; Sie sehen vor sh bloß unparteüsche Richter, die nichts sehnlicher wünschen, als Sie unschuldig zu befinden, Antworten Ste daher lieber …. aglange (den Präsidenten unterbrechend): „Jch bin ein Mann von Ehre und halte das gegebene Wort fär heilig. Sie selbst, Herr Präsident, haben vor einigen Tagen erklärt, daß ein Mann, der einen Eid geleistet, eine Verpflichtung Übernommen habe, das egebene Wort nicht brechen könne , ohne ein Ehrloser zu seyn. lermal habe ich gegen die Entscheidung protestirt, die uns un- serer Vertheidiger beraubt. Jch wiederhole, was ih bereits ge- sagt: als Privatmänner achte ich Sie fast Alle, als Richter kann

ih Sie nicht annehmen. Jch halte es als cine Ehrensache, auf

de an mich gerichteten Fragen nicht zu antworten, so lange nicht Le meine Mitangeklagten zugegen sind und ihre Vertheidiger ihnen zur Seite stehen. Mein Entschluß in dieser Bezichung ist Unerschütterlih./ Der Präsident machte den Angeklagten a darauf aufmerksam, daß ein großer Unterschied bestehe zwi- ¡fn einem vor Gericht geleisteten geseßlichen Eid und jenen

7 hnen Verpflichtungen, die man zuweilen aus Kameradschaft nd gewissermaßen blind eingehe, und die denjenigen, der sie

‘ernommen, weder in den Augen der gesunden Vernunft, noch feinem Gewissen nach fesseln könnten. Lagrange blieb indessen el, daß er hierauf nichts weiter zu sagen habe. Es wurde

mithin sofort zum Zeugen - Verhör geschritten. Jm Uebrigen fiel

in dieser Sis6un ; S ; e, ; g nichts Erhebliches vor. Jn seiner heutigen Sigung se6te der Pairshof das Verhdr der anwesenden Aar

flagten und der Zeugen fort. Es kam bis zum Abgange der

Post wenig von Bedeutung vor. Aussage war die des Pairs Herrn von Gasparin, der zur Zeit cl Een in Lyon bekanntlich Präfekt des Rhone - Departe- ments war. :

In der vorgestrigen Sißung des Assisenh ofes wurde das Zeugen - Verhör in dem La Roncièreschen Prozesse fortgeseßt. Da man wußte, daß die Kunstverständigen und die Aerzte ver- nommen werden würden, so war der Andrang des Publikums wieder sehr groß. Unter den Mitgliedern der Morellschen Fa- milie vermißre man den General von Morell, der in Folge er- schütternder Gemüthsbewegungen krank geworden is. Der heute zuerst vernommene Zeuge war der Glaser - Meister Jorry aus Saumur. Er sagte aus: „Jch bin der Glaser des Morellschen Hauses. Am 28. September wurde ih gerufen, um eine Fen- sterscheibe im Saale einzuseßen; man sagte mir zu gleicher Zeit, daß auch ein Fenster in der Stube des Fräuleins zerbro- chen sey; da sie aber noch schlief, so kam ich am anderen Tage wieder und seßte die Scheibe ein. Die Fensterscheibe war zum Theil zerbrochen; es befand sich ein Loch in dem unteren Win- kel; man konnte sehr gut die Hand durchstecken; aber es würde, vermöge der Entfernung, sehr {wer gewesen seyn, den Dreh- riegel zu erreichen und zu dffnen; die Glas-Stücke lagen außer- halb, nicht innerhalb der Stube.’ Herr Chaix d’Estange verlas die frühere schriftliche Aussage des Zeugen, woraus hervorging, daß er der Meinung gewesen war, das Loch in der Scheibe sey zu flein gewesen, als daß man habe die Hand durchstecken köôn- nen, Forry: „Jch habe sagen wollen, daß ih glaubte, man habe den Arm nicht durchbringen können.“ Der Präsident ertheilt Befehl, daß Miß Allen geholt werde, um über diesen Punkt Zeugniß abzulegen. Mittlerweile wurde noch ein weibli- cher Dienstbote der Frau von Morell, Namens Tessier, ver- hört. Sie hatte die zerbrochene Fenstierscheibe gesehen, welche ih- rer Aussage nach ganz zersplittert war, #5 daß sie glaubte, man habe sehr gut die Hand durchstecken können. Von Glasscherben im Innern der Stube hat sie nichts bemerkt, Der Architekt Giraud sagt aus: „Jch kenne keinen der nähern Umstände die- fes Prozesses. Ich bin von Gerichtswegen beauftragt worden, das Haus der Wittwe Rouaut zu untersuchen, und einen Plan von dem Hause des Herrn von Morell aufzunehmen.“ Der Prä si- dent verlas das in dieser Beziehung aufgenommene Protokoll, woraus hervorging, daß man weder in dem Zimmer des Fräu- leins von Morell, noch in der unbewohnten Mansarde, wel- che sich úber demselben befindet, voch in der Mansarde, wo der Bediente Samuel wohnte, noch an den äußern Mauern irgend eine Spur von der Anlegun- einer Strickleiter, oder von trgend einer anderen Vorrichtung, durch welche man in das Zitti mer des Fräuleins von Morell hätte steigen können, bemerkt habe. Man habe auch an den mit weißem Kalk bestrichenen Fenster- VBorsprüngen in dem Zimmer des Fräuleins keine Spuren von Blut bemerkt. Ein Geshworner: „Jch frage, ob die Lage des Ortes so ist, daß man auf irgend cine andere Weise in das Zimmer des Fräuleins kommen konnte? Der Präsident: „Das ist eine sehr delikate Frage.‘ Der Geschworne: „Jch weiß esz aber ih wünsche die Meinung des Sachverständigen zu hô- ren, um die meinige danach zu bilden. Herr Giraud: „Man hätte sich einer hölzernen Leiter bedienen, und die äuße- ren Enden derselben umwickeln können, um an der Mauer keine Spur zurüzulassen; aber das hätte viel Zeit erfordert; und ih meine, daß bei der Schnelligkeit, mit der man bei einem solchen Unternehmen zu Werke gegangen seyn wird, und besonders bei Nacht, dies beinahe unmöglich war.“/

_ Miß Allen war mittlerweile angekommen, und wurde einge- führt. Frage: ¿Wer hat, am 24. September Morgens, das Zim- mer des Fräuleins gereinigt?“ Antw.: „Fch kehrte sonsi immer das Zimmer; es wurde aber an diesem Tage nicht gereinigt, und ich begnügte mich damit, die Glas- Stücke von der zerbrohenen Fen- sterscheibe, welche in das Zimmer gefallen waren, in den Kamin zu werfen. / Fr.: „„Sind Glasscherben nach außerhalb gefallen ?// Antw.: „Das if wohl möglich.// Präsident: „Der Gla- ser behauptet, daß die Oeffnung in der Fenfterscheibe sich in dem von dem Dvehriegel ganz entferüt liegenden Winkel befunden habe.// Miß Allen: „„Fm Gegentheil, sie war ganz nahe an dem Dreh- riegel./ Der Prâästdent forderte Miß Allen auf, an cinem der Fenster des Saales mit dem Finger den Ort der Oeffnung in der Fensterscheibe zu bezeichnen. Sie besticg eine Bank und deutete die Fans in einer Weise an, wonach durch dieselbe das Fenster leicht hätte gedfnet werden können. Der Glaser bezeichnete darguf eben- falls an demselben Fenster die gefundene Oeffnung, aber auf eine widersprecheude, mit seiner früheren Aussage übereinitimmende Weise. Herr Berryer: „Die Fensterscheibe wurde erst nah fünf Ta- gen wieder eingeseßt: hat während dieser Zeit das Fräulein in ih- rem Zimmer geschlafen ?// Miß Allen: „Das Fräulein hat in meinem Zimmer und in meinem Bette geschlafen; ich legte mi auf eine Matraze vor dem Bette. Ein Geschworner: „Es ist im Laufe der Debatten gesagt worden, daß man dem Fräulein von Morell kurz nah dem 24. Sept. Blutegel geseßt habe: ist Miß Allen dabei beschäftigt gewesen ?// Antw.: /7J0./! Fr. : „¿Befand sich noch eine andere Person dabri zugegen? Antw.: ¡Fch er-= innere mih nicht/, ob Frau von Morell dabei war.‘/ Fr: „Fch meine, ob sont ein Diensibote zugegen war ?// Antw-: „Nein, Niemand, als ich, war in jener Zeit um sie.“ Ein Geschwor- ner: „Wie geht es zu, daß man bei dem Anlegen der Blutegel die Wunde nicht bemerkt hat, die das Fräulein in der Nacht vom 23. gun 24. September erhalten haben will?“ Miß Allen: „Fräu- ein von Morell seßte sich die Blutegel selbst; ich half ibr nur da- het.// Derselbe Geshworene: „Hat das Fräulein vor dem Ereignisse schon an Nerven - Zufällen oder sons an irgend eiz ner Krankheit gelitten , die der, von welcher ste jeßt befallen ist, ähnlich war?// Antw.: „Das Fräulein war feüher immer voll- kommen gesund.// Herr Chaix d’Eftange: „Wie viel Blut- egel waren es, die sich das Fräulein selb| geseßt hat ?/ Antw.: ¿Sie hat sih deren 5 bis 6 Mal geseht; das ¡weite Mal wenig-= lens 16.// Präsident: „Es muß schwer gewesen seyn, das Blut zu ftilen./ Antw.: „Jch hatte alles Nöthige dazu vorbe-. reitet. Ein Käufmann, Ackermann, aus Saumur sagte aus, daß er gegen Ende September des vorigen Jahres mit seiner Frau vor dem Morellschen Hause vorbeigefahren , und daß ihnen die zer= brochette Fensterscheibe in dem Zimmer des Fräuleins aufgefallen sey. Man schritt nunmehr zu dem sehr interessanten Verbdr der Hand-

1885.

E E E

Die interessanteste Zeugen- | shriftskundigen (expert écrivain), Dev erfte, der veriommen wurde,

war Herr Oudard; er äußerte sich im Wesentlichen folgenderma- ßen: „Jch bin beauftragt worden, einen großen Theil der Beweis- mittel în diesem Proje e zu untersuchen. Bevor ich meinen Be- richt absiatte, muß mir die Versicherung erlaubt seyn, daß ich mit Gewissenhaftigkeit und mit der größten Sorgfalt zu Werke gegan- gen bin. Wer mich kennt, wird mir in dieser Beziehung Gerech - tigkeit widerfahren lassen. Fch bemerke noch/, daß ih nicht mit der Untersuchung aller Briefe beauftragt gewesen bin; ih kennc nur 14 derselben, und ein kleines Billet, unterzeichnet „Marte vou Morell‘/. Zuerst habe ih mich zu Überzeugen gesucht, ob glle Briefe einen und denselben Verfasser gehabt haben. Fch babe denznach dic 14 Schreiben genau und gewissenhaft untersucht; ih habe ercannt- daß alle von einer und derselben leichten, gewandten und im Schrel- ben geübten Hand sind. Alle diese Briefe sind ganz auf diesclvc Weise geschrieben. Das kleine an Herrn von Efiouilly gerichtete Billet, mit der Unterschrift „Marie von Morell‘/, ist frei, natürlich und mit rascher Feder ‘geschrieben. Die anderen Briefe sind voir derselben A geschrieben, aber mit verstellter Handschrift. Jch have alsdann die 14 Briefe mit dec Handschrift des Angeklagten La Roncière verglichen. Jch habe aber cine solche Un- ähnlichkeit nicht allein in der Form der Briefe, sondern auch in der Bildung der Züge, und eine solche Verschiedenheit in den Angerobh-= ungen und besonders auch in der Orthographie gefunden, das ich die Ueberzeugung habe, La Noncière hat tene Briefe nicht geschric= hen.‘ Einer der Räthe: „Es if hier cine wichtige Bemer- kung über das mit „Marie von Morell‘/ unterzeichnete Billet zu machen. Es war einem der anonymen Briefe beigesgt- nicht als von dem Fräulein geschrieben , sondern als eine Nachahmung ihrer Handschrift. Das anonyme Schreiben drückt sich darüber folgen- dermaßen aus: „„„„Fch habe mir einige Worte von der Handschrift Mariens verschafft ; ich habe versucht, sie nachzuahmen, und sende Fhunen bier das Resultat meiner Bemühungen.//// Es is also eine Nachahmu!ig der Handschrift und nicht die Handschrift des Fräuleins selbst.// Kerr Oudard beharrt bei seiner Meinung, daß das Billet natürlich, rasch und ohne irgend einen Anschein von Verfiellung geschrieben sey. Der Präsident: „Fch muß den Herren Geschwoornen bemerïlich machen , daß Herr Oudard und ein anderer Kunstverständi- ger, Herr von Saint - Omer, nicht Über die Fdentität die- ses Billers mit der wirklichen Handschrift des Fräuleins be- fragt worden sind. Die junge Dame hat unter den Augen des JInfiructions-Richters etwas geschrieben, was ihr diktirt wurde. Diese Handschrift des Fräuleins und mehrere andere früher von ihr ge- schriebenen Briefe sind zweien anderen Kunsiverständigen, den Herren Miel und Durnerin, vorgelegt worden, und diese haben die Mei nung abgegeben, daß dieselbe Hand sämmtliche anonyme Briefe 9£- schrieben habe.// Der General-Advokat: „Der Zeuge Ambert hat gestern erklärt, daß er, als er die anEûouilly geschriebenen attony1c1 Briefe gesehen, augenblicklich die Handschrift La Ronciòre’s erkan:it habe.// Herr Ambert, aufgefordert, sih Über diesen Punkt noch- mals zu erflären, sagte: „Jch bleibe bei meiner Behauptung. Das ul Herrn von Efiouilly gerichtet- Ausforderungs - Schreiben schn mir ganz von der Handschrift La Ronctère’s. Er hatte anfänglich versucht , seine Hand zu „verstellen; aber am Schlusse ist er zu seinen Gewohnheiten zurückgekehrt; am auffallendften is dies bet der Adresse. So sind z. B. das Wort „Saum ur“/ und der Buchstabe R, welcher das Wort Rue d'Orleans beginnt, augenscheinlich von der Od Handschrift des Angeklagten. Hr. Berail hat beim N1-= lick des Briefes ganz denselben Gedanken gehabt. Folgender Umsaud aber bestärkt mi noch mehr in meiner Meinung, und läßt mir gar keinen Zweifel übrig. Als ih zu Herrn von La Roncière ging, um ihm die Beschwerden Estouilly’s zu Überbringen, sagte er mir, Herr von Estouilly habe ihn dem General angezeigt; das sey cine Feig- heit. Jch antwortete thm: ,,,„Jch bin nicht Richter über das Be- nehmen des Herrn von Efiouilly; aber wenn ich einen solchen Brief bekommen und Sie für den Verfasser desselben gehalten hätte, so wroûrde ih sogleih Genugthuung von Jhuen verlangt haben.//“ Herr von La Roncière erwiederte mir darauf: ,,„„Site haben Recht; Sie sind ein Mann von Ehre; [ch bin mit Fhnen zufrieden.“ Jn dem anonymen Briefe, in welchem dieses Umstandes gedacht wird, heißt es: ih habe Ambert geschen, ih bin mit ihn zufrieden. Wie hätte der Verfasser des anonymen Briefes vo: jener Unterredung Kenntniß haben sollen, wenn es nicht La Roncière selbsi gewesen wäre? Herr Berryer: „Da Herr Ambert zu- gegett ist, so bitte ih ihn, uns zu sagen, ob Herr von La Roncière nicht in Saumur einen besonderen Geschmack am Zeichnen fand und ob er nit ganz vortrefflich Zeichnungen kopirte?// Herr Ambect: La Roncière konnte nicht zeichnen, und doch kopirte er Zeichnungen so geschiät/ daß man die Kopie schwer von dem Original unterscheiden konnte: Es war damals eine Art von Zeichnung unter dem Nauzett „„Leufeleien// Mode; er brachte ganze Tage damit zu, jene Figuren z1u kopiren. Er war ganz außerordentlich geschickt in dergleichen Din- gen; er verfertigte Transparente zu Fesilichkeiten; er stickte, und machte viele weibliche Handarbeiten, zu denen Männer son wenig Geschick haben.// Herr Chaix d’Efiange: „Findet der Zeuge Vehnlichkeit zwischen dem mit „Marie von Morell// unterzeichnete Billet und der Handschrift La Roncière's?/ Herr Amber- ¿Allerdings, und zwar sehr viel Aehnlichkeit. Jh berufe mich auf den Ersten Besten, dem man es vorlegen mag; es ist entschieden die Handschrift La Roncière’s.// Während dieser Debatte behauvtet La Roncière eine vdllige Gleichgültigkeit. Herr Oudard: „„Je- dermann wird Jhnen indeß sagen, daß jenes mit „Marie von 9io- rell‘/ unterzeichnete Billet mit leichter und s{hneller Hand geschric - ben ist, und keine Spur von Verftellung hat. Herr Ambert (init Lebhaftigkeit): „„Das i Fhre Meinung, m. H., ih habe die meinige.// Der Kunfiverständige St. Omer pflichtet in alen Stücken der Meinung seines Kollegen Oudard bei. Herr Miel, ein anderer Kunstverständiger, erklärte , daß, seiner Meinung nach, sämmtliche anonyme Briefe von dem Fräulein von Morell geschrie ben wären. Herr Berryer ließ sih mit dem Herrn Miel in cine weitläuftige Debatte ein, und wies ihm in den anonymen Briefen mehrere Buchstaben nach, die mit der Handschrift des Fräuleins von Morell gar keine Aehnlichkeit hätten. Herr Miel räumte dies cin ohne es für einen Beweis gegen seine Behauptung gelten lassen ¿u wollett, da eine und dieselbe Hand nicht immer die Buchstaben gatig gleich mache. Da die Aussagen der Kunstverständigen dem Ang lagten ein wichtiges Vertheidigungëmittel an die Hand gab, so bo- ten die Advokaten des Klägers Alles auf, um _iene Aussagen zu ent- kräften. Drei Stunden lang dauerte der Streit Über diesen (6. genstand, und unerschüttert beharrten die Kunstverftändigen bei ih. rer cinmal ausgesprochenen Meinung. Der Präsident befabl a” leßt, daß sämmtliche Briefe der Fury vor Fällung thres Spruchs vorgelegt werden sollten, damit fe selbs| sich ihr Urtheil bilden möchte, und versprach, es \o einzurichten, daß das Zurüfztehen der Geschworenen in ihr Berathungs - Zimmer am Morgen erfolgen softe, damit fe 2s Tageslicht prüfen könnten. War das Urthcil er Kunstverständigen dem Lg Roneière günstig, so sprach dagegen