1835 / 190 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

S a i Fe Pte G i GO a Bie eve E

über „dies unnüße Blutvergießen““. beklagt, als ob er nicht die Veranlassung dazu wäre.

Die Regierung hat einen Beschluß der' Deputirten-Kammer, dem Herzoge von Monteleone seine im Jahre 1833 konfiszirten Güter zurückzugeben, bestätigt. /

F nland.

Berlin, 9, Juli. Am ten d. M. Abends kamen Se. Majestät der König und JJ. KK. HH. der Kronprinz, so wie die Prinzessinnen Marie und Sophie von Württemberg unter den Namen der Grafen und Gräfinnen von Tee wit dem Dampfboote in Köln an, nahmen das Absteige-Quartier im Gasthofe zum „Kaiserlichen Hofe‘/ und seßten am folgenden Morgen re Reise nah dem Bade Scheveningen fort. Bald nach Jhrer Abreise trafen JJ. KK. HH die Frau Prin- zessin von Beira und die drei Sdhne des Don Carlos, nám- lich der Prinz von Asturien, und die Jnfanten Johann und Ferdinand mit großem Gefolge in Köln ein und stiegen gleich- falls im Gasthofe zum „Kaiserlichen Hofe“/ ab. Gegen Mittag nahmen die hohen Herrschasten die Domkirche und deren Merk- w irdigkeiten in Augenschein. JJ. KK. HH. wollten bis zum folgenden Tage in Köln verweilen.

Der Geheime Staats- und Minister des Junern und der Polizei, Herr von Rochow Excellenz, is auf seiner Reise durch die Provinzen Pommern und Preußen am 83ten d. M. Abends in Stralsund angekommen, und hat sih nah einem dreitägigen Aufenthalte am 7ten über Wolgast und Anklam nach Stettin begeben.

Am 9®9ten v. M. wurde durch einen Brand im Domai- nen-Forst Mäß elburg (Reg. Bez. Stettin), dessen Entstehung noch nicht zu ermitteln gewesen ist, eine mit Kiehnenholz bewach- sene, circa 400 Morgen große Waldfläche theils stark beschädigt, theils völlig zu Grunde gerichtet. Das Feuer bedrohte die ganze waldreiche Umgegend mit der größten Gefahr und konnte nur durch die große Anstrengung der zu Hülfe eilenden Behörden und ländlichen Anwohner auf jene Waldfläche beschränkt werden, wobei jedoch ein armer Einwohner von einem umstürzenden Baume getroffen und leider lebensgefährlih verlest wurde.

Ein von heftigem Hagelschlage begleitetes Gewitter hat in der Gegend' der obern Jhna (Pommern), und vorzüglich auf der Feldmark der Stadt Ndörenberg einen großen Schaden ver- ursacht, indem es die Aerndte auf einer Fläche von mehr als 690 Morgen total zerstörte, Noch am vierten Tage nachher lag der Hagel stellenweise einen halben Fuß hoh und die einzelnen Stücke hatten damals noch die Größe einer Haselnuß, obgleich inzwischen schon wieder milde Witterung und warmer Regen ein- getreten waren.

Jm Laufe des verflossenen Monats Juni sind in die vier Sechäfen des Regierungs-Bezirks Stralsund 54 Schiffe ein- und 60 aus denselben ausgelaufen; mit leßteren wurden unter Anderem 578 Wispel Weizen, 149 Wispel Roggen , 491 aar Gerste, 115 Wispel Malz und 437 Tonnen Häringe verschisst.

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte der Staats-Zei- tung S. 768, Sp. 2, Z. 57 v. u. l. „minder“/ st. „wieder“.

Königliche Oper.

In Mozart's „Don Yuan// nahmen am 8. Juli zwei Gâsie, Mad. Fischer (geb. Schwarzbdck) vom Großherzoglich Badenschey Hof-Theater zu Karlsruhe, als Donna Anna, und Herr Eike, vom Stadt - Theater zu Breslau , als Don Juan, die besondere Theil nahme des Publikums in Anspruch. Die Erftere gab bereits im Herbïe des Jahres 1831 auf dem Königlichen Opern - Theater eine Rethe von Gastrollen, konnte sih aber nur getheilten Beifall er- werben. Man rühmte damals ihre allerdings berrlichen, unverwüst- lichen Mittel, welche fie unter veränderten Umständen zu einer Künstlerin ersien RKakges erhoben haben würden; die Ausbildun derselben aber, so wie ihre Leistungen als Darstellerin standen damit g einem so ungüastigen Verhältnisse, daß es ihr durhaus unmöglich werden mußte, die Stelle zu behaupten, zu welcher man se, vermöge threr treflichen Anlagen, von der Natur berufen glauben durfte. Seit ihrer Abwesenheit hat die Künstlerin indeß große und bedeuz tende Fortschritte gemacht, und mit ungemeinem Fleiß Vieles nach- geholt, was ihr früher fehlte, so dafi fe jeßt auf dem sicheren Wege ist, die Hoffnungen zu verwirklichen, zu denen sie damals berechtigte. Jhre Stimme gehört in der That zu den selte- nen Erscheinungen; in jeder Lage gleich rein, frisch, voll und wobhltönend, bletdt sle auch bei der größten Anstrengung immer noch angenehm, und dringt selb über die stärkste Fnsirumentirung mäch- tig hindurch. Gleich beim ersten Auftreten konnte man hemerken, daß die Sängerin eine ganz andere war, als früher; sie trug das Recktativ ‘bei der Leiche ibres Vaters und das darauf folgende Duett mit Dectavio mit einem Kusdrucke und einer Gewalt der Declama- tion vor, die das Publikum im Voraus aufs günstigste für sie stim- men mußte. Eben so trefflich gelang die Arie: „„Vr sai chi l’onore

räpire a me volse“ tebsi dem derselben vorausgehenden Recitativ, und der Beifall des Publikums brach bier in vollen Strömen aus. Das Maskenterzett, in welchem die Säugerin früher sehr unange- nehm detonirte, wurde diesmal von allen Stimmen so rein und sicher ausgeführt, wie wir es lange nicht gehört haben , und selb| in der leßten Arie, einer gefährlichen Klivpe, ant welcher die meisten Sän- gerinnen scheitern, und die unlängst selbst eine Künstlerin von dem größten Rufe nicht zu umschiffen vermochte , lôste ste ihre Aufgabe auf eine vollkommen genügende Weise; die schwierigen Passagen des Allegro waren so glatt und rein, wie man es von einer Künstlerin, die sich von Hause aus nicht als Bravour-Sängerin giebt, billiger- weise nur verlangen kann. Die Fntonation toar in der ganzen Par- tie fast durchgängig rein und würde es überall gewesen seyn, wenn die Sängerin ihr Organ nicht bisweilen ohne Noth zu sehr ange- firengt hätte, ein Uebelstand, der sich aber gewiß wird beseitigen lassen, wenn sie mit den akustischen Verhäitnissen des Opern-Thea- ters sh wieder näher vertraut gemacht haben wird. Das Pu- blikum zeichnete die Gastin auf das ehreavollsie aus, und alle hier bemerkten Stellen wurden allgemein und anhaltend applaudirt. Da der Plat einer ersten Sängerin für die große Oper beim Königlichen Theater leider noch immer unbeseßt is, und da die Künfilerin sich auch in Beziehung auf ihr Aeußeres, ihre hohe, edle und imponi- rende Geftalt wohl dazu qualifzirt, so glauben wir, daß durch das Engagement derselben, wenn andere bereits cingegangene Verbind= lichkeiten ihr dies sons gestatten, dem lang und dringend gefühlten Mangel dauernd abgeholfen werden könnte. Was den zweiten Gast, Herrn E icke, betrifft, \0 gewaun auch dieser eine gute Meinung im Publikum für sh. Er is im Besize einer kräftigen und Lin Baritonstimme, die er zu einer so ungewöhnlichen Höhe fieigern kann, daf es ihm möglich wird, hôhere Tenorparthieen auszuführen, ohne dabei zu dem sogenannten Punktiren seine Zuflucht zu neh- men. Wenn auch seine heutige Leiñung nicht durchgängig als mu- sterhaft aufgestellt werden kann, so war doch Manches in derselben sehr zu loben, namentlih der Vortrag der Nomanze im zweiten Afte, die wir selbst von berühmten Sängern niht mit dieser Zart- heit und diesem tiefen Gefühl singen gehört haben. Da der Gast noch jung is und seine äußere Erscheinung ebenfalis für ihn spricht, so dürfte scine Erwerbung nicht bloß für ein kleines, fondern auch für ein größeres Theater jedenfalls eine wün- schenswerthe und. willkommene zu nennen seyn. Jm Uebrigen gehörte die Vorsiellung der Oper, die unter der Leitung des Herrn General-Musik-Ditreftors Spontini stattfand, zu den gelungenen, und das zahlreich versammelte Publikum schien sehr zufrieden damit zu seyn. Auf den Hervorruf am Schlusse ecschienen die beiden Gâ- ste. Von unserm in der Oper beschäftigten Personale, verdient bez sonders Madame Seidler, welche die Partie der Elvira mit lobens- werthem Eifer durchführte, eine rühmliche Erwähnung. Jn der nächsten Zeit dürfte das Repertoir der Königlichen Oper wieder ein erhôhtes Juteresse gewinnen, da nicht bloß die erste Aufführung der Auberschen Oper „ls cheval de brouze“ bestimmt auf den 15ten d. M. angeseßt isi, sondern auch, außer der Oper „„Lodotska// von Che- rubini zum 3. August, noch mehrere andere ältere Meisierwerke aufs Nene in Scene gehen sollen. S

Berliner Börse.

Den 9. Juli 1835. Amt]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel.

| Zf. |Brief|Geld.}

(Preufs. Cour.) | Zf. |\Brief| (eld.

1017 Üstpr. Pfandbr. | 4 | 1102 982 Pomm. do, 4 [1065 | —— 61Z Kur-u. Neum. do.| # [1025

101 + JSchlesische do.| 4

100 Rkst.C.u.Z.-Sch. 1015 d. K.- u, N.

St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30. Präm.Sch.d, Seeh. Kurm. Obl. m. 1.C. Neum.Int.Sch.do. Berl. Stadt-Obl. Königsb, do. Elbing. do. Danz. do, in Th. Westpr. Pfandbr. Groszhz. Pos. do.

10614

Gold al marco 2157 Neue Duk. ... Friodrichsd’or. . 13x Disconto 4 WUNNHCIDWIT M Oa Preufs. Cour. Brief. | Geld. 142

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Wechsel-Cours.

Amsterdam

dita 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 pt. 2 Mt. 1033 |2 Mit. 1032 2 Mit. 997 8 Tage 2 Mt. 10227 3 Woch. 304

Kurz bés

259 Fl. __ 1521 153i London 6 26 Paris

Wien in 20 Xr Augsburg

Breslau

Leipzig

Frankfurt a. M. WZ. Petersburg

Warschau

300 Fr.

100 Thl

Auswärtige Börsen. Amsteräam, 4. Juli Niederl. wirkl. Schuld 5511. 57 do. 1013. Ausg. Schuld —. Kauz-Bill. 255. 4438 Amort. vä7. 8378 80. Russ. 994, Oesterr.

99. Frenss. Präm. - Scheine 110. do. 43 Anl. —. Span, 64,

32 262. Span. 55 Alz.

Span. Anl, 437. Î Hamburg, 7. Juli.

Engl. Russ. 1053. Mope in Cert. 995. 1202, Paln. 1383. Neue Poln, Anl. 17584. 863. 38 57.

Antwerpen, 3. Juli.

Zinsl. 165. Cortes 8325. Neue

Coup. —.

Dän. 743. Port. y\ Warschau, 5. Zuli. Russ. Assignat. 187. Wien, 4, Juli. ens 102,5. 48 977. Neue Aal. 5835. Bank-Actien 1330,

Oesterr. Eproc. Metall,

Pfandbr. 95¿. 58 Met.

Frankfurt a. M., 6. Juli, 1021, 1021, 4proc. 987. 98,5. 24proc. 58. Br. lproc. 21 G. Bank-Actien 1622. 1620. Part.-Obl. 1403. 1403, Loos zu 500 G. 1171, 117. Loose zu 100 G. 213... G. Preuß Prôm.-Sch, 611, Br. do. 4proc. Anl. 982, 98. Poln. Loos 69. G. Z5proc. Span. Rente 397. 395, Zproc. do. 245. M

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 6 Uhr, 2 Uhx, 10 Uhr. Beobachtung.

A Pu B a0) E O EA. L. ¿216M Marg

1835. 8. Juli. Luftdruck.…….| 337,09/‘/ Par. | 336,70“ Par. 336,97‘ Par. | Quellwärme 7,2 ® N, Lustwärme..| 13,69 R. 1849 R. 14,7 ° N. [Flußwärme 17,4 ® Thaupunkt .….|. 12,22 R. 131° R. 109° R. Duastsättig. . 99 pEt. 72 pyCt. 89 pCé, Wetter regnia. heiter. heiter. Wind O. D W. Wolkenzug a OSO. Tagesmittel, 7ten: 337,95‘ Par... 15,49% R... 1079 R... Sten. 330,92 15,69 - Io s 84

Ausduünstung 0,065’ Rh,

——

Königliche Schauspiele. 8 Freitag, 10. Juli. Jm Opernhause: Die Vestalin, lyrischs Drama in 3 Abth., mit Ballets. Musik von Spontini. (Mad, Fischer : Julia und Hr. Eike: Cinna, als Gastrollen.) Sonnabend, 11. Juli. Jm Schauspielhause: Zum erste male: Die Familie Hellbrandt, Posse in 2 Abth. , nah Mel ville und Caramouche, von L. Angely. Hierauf: Der reisen Student, musikalisches Quodlibet in 2 Abth. ] Sonntag, 12. Juli. Jm Opernhause: Fidelio, Oper in! Abth. Musik von L. van Beethoven. (Mad. Fischer: Fidth, als Gastrolle. Hr. Zschieshe: Rokko. Dlle. Lenz: Marzelite) In Charlottenburg : Ét, Th. Körner. Hierauf: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in Abth., vom Dr. C. Tôpfer. Montag, 13. Juli. ; luzzo, Schauspiel in 5 Abth., nach einer alten Novelle, von Raupach.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 10. Juli. Die Reise auf gemeinschaftliche Kostet, Posse in 5 Akten, frei nah dem Franz., von L. Angely. Vor her: Rataplan , der kleine Tambour, Vaudeville in 1 Akt, nah dem Franz., von F. Pillwis.

Sonnabend, 11. Juli. S haltung in 3 Abth. (Im Kostüm.) Erste A Eung: 1 2 Ou verture und Scenen aus der Oper: „der FreischüÜß"““, von C. M v. Weber. 2) Große Scene mit Chor aus der Öper: „Sen ramis‘/ von Rossini. Zweite Abtheilung : Ouvertüre und Sa nen aus der Oper: „Wilhelm Tell“ von Rossini. Dritte A theilung: Scene aus der Oper „OÖthello‘/ von Rossini. (Dll Vial: Semiramis und Desdemona, als Gastrolle. Dlle. Ge hardt, vom Stadt - Theater zu Leipzig, neu engagirtes Mitglie ‘dieser Bühne: Agathe und Mathilde, als drittes Debüt. H Bayer, K. Bayerischer Hofsänger zu München : Arnold Melchthi und Othello, als lebte Gastrolle.) } l

Preise der Pläge: Cin Piat in den Logen und im Balky des ersten Ranges 1 Rthlr. 2c. :

Sonntag, 12. Juli. Der Alpenkönig und der Menshw feind, Zauberspiel in 3 Akten, von Raimund. (Dlle. Muzarel:

Lieschen, als vierte Gastrolle.)

Redacteur Cotte!.

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Gedruckt bei A. W. Hayu. :

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M E V A A P E WAI

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Allgemeiner Anzeiger fur d

Bekanntmachung. :

Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß ge- L ? bracht , daß die Wesipreußischen , auf der Herrschaft Der Vosi-Expeditenr und Steuer-Receptor G u stav |Vandsburg haftenden Pfandbriefe sämmtlich gekün- Rückert, welcher auf den Antrag der ihm vorge- |digt sind, daß dieselven im Hypothekenbuche gelöscht seßten Diensi-Behörde wegen Unterschlagun Königl. [und zu denselben von Weihnachten d. F. ab keine rimitial-[neue Koupons- Series ausgefertigt und ausgegeben

ti Es wird daher jeder Besiyer eines bracht werden sollte; hat sich derjelben durch die|Vandsbu ‘gschen Pfandbriefs hierdurch aufgefordert, Flucht entzogen. Alle Civil- und Militair - Behdr-| denselben mit den noch nit fälligen Koupons, \0- ) bald als möglich, spätestens aber bis zu Weihnachten ergebenst ersucht, auf den Rückert ein wachsames|d. F. an die unterzeichnete Landschafts-Direction ein-

Bekanntmachungen. O t e Eb Tee f

Kassengeldec und wegen Fälschungen zur Untersuchung gezogen und zur gefänglichen Haft ge- [werden sollen.

den des Jit- und Auslandes werden deshalb dienst-

Strumpffirickers in Bcerlit,

Auge zu haden, denselben, wo er sich treffen läßt, zu zusenden, welchemnächs ihm sofort ein anderer West- Legate an mich zu wenden.

arretiren und unter ficherer Bedeckung solchen hieher preußischer Pfandbrief von gleichem Betrage und mit gleichen Koupons zugesandt werden soll, und darauf aufmerksam gemacht , daß die Nichtbeachtung “e dieser Bekanntmachung Roesener. Fâlle vorgeschriebenen dffentlichen Aufgebots eines fandbriefs zur Folge hat.

den 6. Funt 1835.

1 . Westvyreußische Landschafts-Direc- tion Schneidemählschen Departements.

abliefern ¡u lassen. Neurarpy , den 29. Funi 1835. Kbnigl. Stadtgericht.

Signalement.

Geburtsort: a: Vaterland: Gewödhnlicher Aufenthalt : Neuwarp : Neligion : evan-

Behle Pommern ;|Kb n igl

Leipzig, am 1. Fuli 1835.

die Nachtheile des für solche

gelischZ-lutherish: Alter: 29 Fahr; Stand, Gewerbe : Pot - Srxpediteur; Größe: Ÿ Fuß 9 Zoll: Haare: blond, mehr ins Dunkle fallend; Stirn: freè; Au-

sihtsviloung: länglich; Statur: ktäf

beide Lippen’ auf der linken Seite. Bekleidung:

tuchene; Stiefeln: schwarze kalbslederwe; Hut: {warz

Bekanntmach Das haudeltreibende Publikum wird hierdurch be- genbraunen : blond: Augen : blau; Nase: proportio-| nachrichtigt, daß die Meßhandelswoche der bevorsie- nirt : Mund: gewdhnlich: Zähne: vollständig ; Bart : [henden hiesigen Laurentius- Messe mit dem neunten \chwach, Kinn: rund; Gesichtsfarbe: pehod: Ge- |fünftigen Monats August ihren Anfang nimmt, mit- g: besondere|hin das Auspaden der. kurzen Waaren {hon am 3ten Kennzeichen: feine Rarben von 117 Zoll Länge durch |k. Mets. , aller andere Waaren hingegen ani zten k. ee De feit der e e gere ift. raunshweig, den 1. Juli 1835. Rot: halb kalmüd/ brauner Farbe; Hosen: blau|Herzog l. Ober - Fn fpection der indirecten

ung. 600 Fl. Poln. Cour. beträgt.

Berlin, den 4. Fuli 1835.

Aufforderung.

Nachdem der unlängst verstorbene Strumpf- und|, p S Herr M frauigore Guchs aar V sv) Un d'Métw êlt, bow Daleath: Dp, vi er Frau Dorothee , verehel. Strumpfstrtcker U- ; cher des Köntal. Naturali bah in Camenz, und eventuell deren Kindern, so Reichenbach, Vorsicher des König | wie den Kindern des Herrn Karl Heinrih Fuchs, mitte(sst CErbvertrags Legate ausgeseßt und der Vertragserbe Herr August Gotrfried Paucker allhier mich mit Regultrung der betreffenden Angelegenheit beauftragt hat , so fordere ich obagenannte Fnteressenten auf, sich mit den erfor- derlichen Legitimationen wegen Empfangnahme der

Dr. Mertens.

Die am 29, Juni c. v ken N eten in Auftrage der Bank von Polen zu Warschau durch ( die dffentlichen Blätter bekannt gemachte Anzeige |lung, unter den Linden Nr. 34, ift so wird gegenwärtig dahin berichtigt: daß der Preis, zu welchem die zahlbaren Bank: Certificate Über Polni- sche Pfandbriefe und deren fällige Coupons eingelósi werden, nicht 97, sondern 98 Thlr. Preuß. Cour. für Auf die bereits zu 975 Thlr eingelösten Certificate und Coupons kann das hiernach zu wenig Erhobene bis zum 31sen d Mts. nachträglich in Empfang genommen werden.

Moriy Robert, Behrenfir. Nr. 45.

Steuern.

Wolff.

Literarische Anzeigen.

So eben ist erschienen und bei Amelang in Ber- lin, Breite-Straße Nx. 11, zu habey:

ie Dreußischen Staaten.

Das Universum der Natur,

d Belehrung üb! Unterhaltung un h C udui

Cabinets, Professor der Naturgeschichte und D tor des afad. botanischen Gartens in Dresde Dritte Lieferung. old Das Thierreich in seinen natürlichen Kli! sen und Familien, entwickelt durh g”oße Anzahl in Kupfer gestochene bilduiche D! stellungen für Anfänger und Freunde der turgeschichte erläutert... Preis 20 sgr. Leipzig, Monat Fnni 1885.

Wagner? sche Buchhandlutÿ

: s h: Sn der Schlesinger schen Buch und Musi A i eben erd Ricodemus, die Entwickelung des Glaubt n Jesus Christus - durch das lebendige Ans\2, seiner Herrlichkeit. Ein Gemälde aus del des Herrn, von J. A. G. Teschendorf. 125 (Zum Besten des Altars der zu restaurire St. Johanniskirche zu Stettin.) Der J" dieses Werkes ist das Leben Jesu: in Briese!

Der

Den Wünschen Vieler nachzukommen habet

uns entschlossen, den Freimüthigen vom 1. I"

bis December mit # Thlr. pränumerando U h ben, jedo bitten wir um baldige Bestellung/ Anzahl der Theilnehmer sich bedeutend mehrt.

Preuss. Präm. - Scheins

Bodenwärme 13,8 ® [F

Niederschlag 0,032 R, | Nachtkätte 10,7 ® 8. f 71 yCG M

Die Braut, Lustspiel in 1 Akt, m}

Im Schauspielhause: Corona von S}

Scenisch - musikalische Abend-Untet|

Freimüthige. F

Vel ß |

Allgemeine

che

Berlin, Sonnabend

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. Die Königliche Akademie der Künste hat auf den-Antrag ihrer

| musikalischen Section den Königl. Kammer-Musikus Friedrich

Wilheim Wieprecht und den Hof-Blase-Jnstrumentenmacher Johann Gottsried Moris hierselbst, in Betracht der von áhnen gemeinschaftlich erfundenen und als neu und vorzüglich brauchbar anerkannten chromatischen Baß-Tuba, zu ihren akademishen Künstlern ernannt und die Patente derselben ausfertigen ‘lassen. /

Berlin, den 6. Juli 1835,

Königliche Akademie der Künste. (gez.) De. G. Schadow, Direktor.

——— ne

Abgeveist: Der General-Major, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königl. Sardinischen Hofe, Graf zu Waldburg-Truch seß, nach Halle.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankrei.

Paris, 4. Juli. Der Englische und der Sicilianische Botschafter wurden vorgestern Abend in Neuilly von dem Könige empfangen. Gestern arbeiteten Se. Majestät daselbs mit dem Finanz-Minister.

Jn der gestrigen Wsten Audienz des Paitshofes wa- ren 5 neue Angeklagte zugegen, von: denen 4 dem in Lyon be- standenen Central -Comité angehört haben, der fünfte aber Sec- tions : Chef der Gesellschaft der Menschen - Rechte gewesen ist. Keiner von allen fünfen nahm an den Debatten Theil, und als ‘der Präsident sie fragte, ob sie damit einverstanden wären, daß sofort zum Zeugen-Verhör geschritten werde, antworteten sie, daß ‘ihnen dies vollkommen gleichgültig sey. Der ehemalige Präfekt des Rhone-Departements, Herr von Gasparin, der darauf als Zeuge aufgerufen wurde, stattete einen ausführlichen Bericht „Über die damaligen Ereignisse in Lyon und über die zur Wieder-

“herstellung der Ruhe angewandten Maßregeln ab. Gegen 4 Uhr

‘wurde die Sißzung dreiviertel Stunden lang eingestellt. Bei Wie- deretósnung derselben berichtete der General Aymar, der wäh- rend jener Unruhen bekanntlich in Lyon komnandirte, über die von ihm ertheilten Befehle, die überall dahin gelautet, daß die Corps- Chefs mit Ruhe und Mäßigung verfahren und etwanige Schmähungen und Herausforderungen geduldig ertragen sollten. Der Advokat Favre fragte den General, ob es wahr sey, daß nach der Erstürmung der Vorstadt Vaise die Soldaten mehrere Gefan- enc erschossen hätten. Der General erwiederte, wie esnur möglich ey, d etivas vorauszuseßen, worauf der Advokat sich erbot, Thatsachen für ‘seine Behauptung anzuführen. “Der General berief sich dar- auf, daß er natüriich nicht überall. in Person habe seyn können, daß aber ein Mord, wie der von Herrn Favre bezeichnete, ihm gewiß zu Ohren gekommen seyn würde, worauf der Schuldige jofort vor ein Krtegsgericht gestellt und innerhalb 24 Stunden erschosjen worden wäre. Nichts dem Aehnliches sey ihm aber gemeldet wovden; auch wârde es cines Franzosen nicht würdig \eyn. „Nein, erwiederte Herr Favre, „aber es ist wahr.“ Als der General-Prokurator ihm bemerklih machte, es sey doch seltsam, daß ein Advokat als Zeuge auftrete, um die Armee in Bezug äuf Thatsachen anzugreifen, die er gar nicht gesehen, riefen mehrere der Angeklagten: „Wir haben es geschen ; ganz Lyon kennr das Faktum!“ und Herr Favre fügte hinzu: „Der Gerichtshof kennt mich hinlänglich, um zu wissen, daß, wenn ich eine Thatsache von solcher Wichtigkeit behaupte, ich meiner Sache gewiß seyn muß. Aber es giebt auch noch andere Beweise; ich habe Zeug- nisse in Händen, woraus hervorgeÿt, daß Gefangene ersçyossen worden sind.“ General Aymar blieb nichtsdestoweniger dabei, daß dic Angabe falsch sey, da sonst ohne allen Zweifel die städ- tische Behörde selbst über jene Mordthaten bei ihm Klage ge- führt haben würde. Aus dem ferneren Verlaufe der Debatcen ergab sich, daß während der Lyoner Unruhen von dem Militair 322 Mann zur Hälfte getödtet, zur Hälfte verwundet worden sind. Von den Einwohnern blieben 109 auf dem Plate; die Zahl der Verwundeten wird nicht angegeben. Jn der heu- tigen Audienz brachte der Advokat Favre den obigen Gegen- stand’ noch cinmal zur Sprache; ev erklärte, daß, da sein eigenes Wort in Bezug auf die Erschießungen dem öffentlichen Ministe- rium Tags zuvor nich: genügt zu haben scheine, er heute 4 Zeugen

_ Vvolgeladen-habe, die seine Behauptung bekräftigen würden. Utiter die-

sen Umständenhielt der P v äsident es denn doch der Klugheit gemäß, Jedenfalls einzulcnken. Er bemerkte daher, daß, wenn die angeführten hatsachen auc wirklich gegründet wären, sie doch den Anstif- lern der Unruhen in Lyon nicht zur Entschuldigung gereichen, |ondern höchstens dazu dienen könnten, den Gerichtshof nachsich- tiger für die Angeklagten zu stimmen. Aus den Aussagen der vorgeladenen Zeugen schien sich allerdings die Richtigkeit der Be- aUptung des Herrn Favre zu ergeben, da z. B. einer derselben

erzählte, ex habe mit eigencn Augen gesehen, daß auf der Tilsi--

ler Brücke ein Gefangener von den Soldaten erschossen und der drper in. die Saòne geworfen worden sey. Es fiel sonst bis zum Abgange der Post nichts Bemerkenswerthes vor. In der Sikzung des Assisenhofes vom 2. Juli wurden mehrere Personen vernommen, die dem Herrn de La Roncière' im llgemeinen das Zeugniß gaben, daß er sih in der Gesellschaft qut und anständig betragen. Ein Verwandter La Roncière's, Herr von Chélincourt, sagte aus, daß cer dem Bedienten Samuel äine sehr bedeutende Geldjumme geboten habe, wenn er ihm den erfasser der anonymen Driefe nennen wollte; dieser habe aber stets versichert, daß er nichts davon wisse, Nach Abhôrung sämmi-

den 11

V ere g G e

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licher Zeugen nahm Herr Odilon-Barrot als Advokat der Kläger das Wort, und äugerte sich im Wesentlichen wie folgt :

_¿¡Meine Herren! Wenn es ein Verbrechen giebt, roclches uiht allein’ die ganze Strenge des Gesehes, sondern auch das Brandmal der dentlichen Meinung verdient, o ist es dasjenige, für welches die Familie. Morcll eine glänzende Genugthuung von Fhnen ver- langt. Es giebt in der That nichts -Feizeres, nihts Eatechrenderes, als jenes Attentat, welches sich an der Schwäche, an der Unschuld, fasi noch an der Kindheit vergreist, welches im Dunkeln begangen wird und sih mit Geheimnifsen umgiebt. Jenes Verbrechen ift, seiner Natur nach, fast der Ungestraftheit gewiß; denn abweichend von allen strafbaren Handlungen, bei denen man sich Gefahren aus seßt, hat es das Eigenthümliche, daf es dem Opfer das Stillschwei- gen gewissermaßen zur Nothwéndiakeit macht. So weit geht die Abgeschniacktheit der Vorurtheile der Welt, daß, wenn das Schlacht- opfer klagt, sich gleichsam ein Geist der Zweifeisucht. und des Ungiaubens, ein unbestimmter Hang zu bdsartigen Auslegungen des Publikums bemächtigt. Hat das unglückliche Schlachtopfer nicht immer in dem Rufe der reinsten Tugend gestanden, is es nicht, wie in diesem Falle, ein Kind, welches. unter den Augen seiner Aeltern, feiner Freunde gelebt hat, und deshaib außer allem BYeLdacht steht, fo würde eine solche Stimmung zu befürchten seyn. Die Ver- leiemdung, diese moratische Schändung, vielleicht noch fürchterlicher als die materielle, würde ihr Opfer sogar in dem Heiligthume der Justiz aufsuchen. Diese Sache, meine Herren, ift nicht die ei- aer einzelnen Mutter, es ift die aller Mütter, - aler Familien. Wie manche liebende Mütter wird nicht, wenn sie Kunde von den näheren Umsiänden dieses Prozesses erhält, mit ängstlicher Besorgaiß denken: „„„„Bin ih au wohl sicher im Jnnern meines Hauses ?//// Ach, meine Herren, in dieser Lage brauchen wir uns nicht zu erhizen, wir brauchen uns nit zu bemühen, unser Auditorium aufzuregen und für unsern Gegenstand zu interessiren ; im Gegentheil, die größte Schwierigkeit füc uns besieht darin, un- serer Aufregutig Herr zu werden, uns Ruhe, Mäßigung aufzulegen ; dent wir verlangen kein in der Leidenschaft erlassenes Urtheil, jon- dern wir fordern Gerechtigkeit von Jhrer Ueberzeugung. Und ich, dessen ganzes Leben der Vertheidigung der Angeklagien gewidmet war, und der ich durch cine grausame Ausnahme, hoffentlich die einzige in meinem Leben, die Stimme gegen Angeklagte zu erheben im Begriff bin, ih werde, wie groß auch mein Abscheu vor dem Verbrechen und wte innig auch meitte Ueberzeugung seyn möge, nte vergessen, daf ih es mit einem Angeklagten zu thun habe: ich werde nie ver- geen, daß man sélbst das so gerechte Gefühl der Entrustung nicht mtßhrauchen darf, daß die Verurtheilung aus einer tiefer, voll- .kTommeneu lleberzeugung hervorgehen muß, und nicht aus einer ‘leidenschaftlichen Aufregung. Ich werde Jhnen also, m. H., ‘indem ih Sie - dem lebhaften" Eëindrucke der Debatte entführe, noch cinmal die Thatsachen des Prozesses ins Gedächtniß zurückru- fen, Jhnen dann- aufrichtig und ehrlich meine Ueberzeugung, und die Elemente, aus denen ich sie geschöpft habe, darlegen, und Sie darauf FJhrènm Gewisseir ÚbttlaFer? .… Der Redner {tlvert nun zuvörderst die Familie Morell, von or Niemand eiwas Schlimmes weiß, und den Angeklagten La Ronciòre, gegen den fich taufend Stimmen erheben. boshaft, voll berehnender Tücke; er war kein Spieler, nahm nicht Theil an Trinkgelagen , und mußte doch, ehe er 29 Fahr alt war, durch steben Regimenter wandern; man schickte ihn nach Cayente, er kam ungebessert zurück: ih have in den Akten des Kriegs-Mini- eriums nachgesehen, warum man ihn so strenge behandelte. Was fand ich? Nicht einen Fall, wo’ er etwa gegen die Subordination gefehlt, soudern bloß Mißhandlungen gegen Untergebene. Bald hatte er einen Soldaten geschlagen, bald einen Stallëneht grausam gezüchtigt, bald scin “Pferd mitten unter Frauen und Kin- der gesprengt, bald einen Maire ‘in seiner Aints - Kleidung aufs Gröblichsie insultirt. Auch siand deshalb dev Ange- klagte in cinem schlechten Ruf, und als die Nachricht von den anonymen Briefen zu den Offizieren drang, ricfen sie alle fast aus einem Munde: ,/ „Das is La Roncière!//// Als Herr Odilon- Barrot bei Erzählung der Thatsachen auf das schriftliche Geständ- niß La Roncière’'s kam, sagte er: „Der Besicgte (Estouilly), der Verwundete im Duell, schreibt dem Sieger die Bedingungen vor; er verlangt von ihm ein schimpfliches Geständniß, und dieser läßt sich demüthig dazu bereit finden M. H., prüfen wir uns, ieder Einzelne in seinem Innern! J Einer von ans, der die Wahrheit schriftlich eingestehen würde, wenn man sie auf eine fo beleidigende Weise, wie Esiouilly, von uns verlangte? geschweige denn cine Lüge! Wie, bet dieser Gelegenheit zeigt La Noncière nicht das ge- ringste Gefühl menschlicher Würde! Der Angeklagte weint und tobt, wenn man seizen Muth bezweifelt; und er wéint nicht, wenn man thm die schmählichsien Bedingungen vorschreibt; im Gegentheil, er willigt ein, er bekennt sich zu einem Verbrechen, dessen sch selbs ein Ehrloser schämen dürfte, indeß ein Maun von Ehre lieber tau- send Tode sterben, als sich auch nur einen Augenblick, auch nur im Scherz zu einer solchen Schandthat bekennen würde. Wir reden hier bloß von dem Menschen, wir erinnern nicht cinmal an den Offizier, dessen innerstes Leben, dessen innerster Gedanke die Ehre seyn soll, weil sih seine ganze Steliung auf Ehre gründet, und der hier sei- nen Kameraden sagt: „Fch bekenne mich zu einem Verbrechen, das mich in Euren Augen schändet, um das Aufsehen eines Prozcsses zu vermeiden und meinen alten Vater zu schonen !‘/// Wir lassen uns nicht darauf ein, zu untersuchen, ob es für La Roncière kein anderes Mittel gab, die Ehre seines. alten, unglücklichen Vaters zu schonen; Jeder möge das nach seinen Gefühlen beantworten, uind möge slch fragen: ob die Ausrede cine Entschuldigung für die That ist !// Als ‘der Advokat auf die Gründe kam, welche die Faiilie Morell veranlaßt hätten , lange Zeit Schweigen úber das Attentat vom 23. September zu beobachten, verlas er eine Note, die der Ge- neral von Morell kurz nach dem traurigen Ereignisse geschrieben hatte. Sie lautete folgendermaßen: „„„O, Schande! Schmach! Fürchterliches Unglück! Erinnerung an ein Verbrechen, das mich ins Grab führen, und den Untergang aller der Meinigen herbeifüh- ren wird! Werde ich die Kraft haben , das aufzuschreiben, was in dem tiefsten Junern der Erde begraben werden sollte? Das Unge- heuer, unterstüßt von dem Elenden , den er bestochen hatte, ist in das Zimmer meiner Tochter eingestiegen, und hat ‘dort Alles an ihr verúbt , was die schändlichste Brutalität nur ersinnen kann. Dieser Dâmon, den die Hôlle zu unserem Unheil ausgespicen, hat sogar die Grausamkeit so weit getrieben, sich scincs Verbrechens zu rühmen und uns selb| von allen Details seiner furchtbaren Schand- that in den anliegenden Briefen zu unterrichten, welche die be- stimmtesten Beweise seiner Schuld enthalten und ihn aufs Schafott führen fönnten. Und ich habe, um mein unalückliches Kind nicht dfentlih zu entehren, das Alles verheimlichen, tausend Qualen, tausend Tode erleiden, die Pflichten meines Standes erfüllen und schreckliche Feste geben müssen. Marie, gelicbtes, süfes Schlacht= pfer; Ou, die mir das Liebste auf der Welt war. Engel ‘an Rein-

„Ein harter, unverträgiicher Charafëter, kalt,

4 E R V M D E N E

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(aats-Zeituna.

beit, Hoffnung Deiner Familie, Stolz Deiner Aeltern, unschuldi= ges, auf die feigste Weise erwürgtes Lamm, wenn dle Welt, in die Du noch nicht eingetreten warst, Dich zurücksidft, sy wird Dic das Herz Deines Vaters immer ein Zufluchtsort seyn. Aber dieer legte Zufluchtsort wird Dir bald schlen dieses so gemarterte Herz wird der Kummer hald gebrochen haben! (gez.) von Morell./(// (Dite- ses Schreiben, welches Herr Barrot mit tiefer Rührung -iux Tone vorlas, machte einen unbeschreiblichen Eindruck auf die Versammlung. Alle Blicke richteten sich auf den General Mo- rell, der vergebens seine Thränen zurückzuhalten suchte.) Herr Odilon-Barrot ging, nachdem er die Facta des Prozesses beleuchtet hatte, auf das Vertheidigungs- Sysiem des Angeklagten üher. Er erinnerte an die Bosheit, mit der man Gerüchte von der Schwa1?ger- schast ‘des Fräuleins Marie in Umlauf gebracht, und sich vor Ge- richt mit den Worten entschuldigt habe: „Es hätte do sey k[ön= nen. Das Gutachten der Handschriftsfundigen griff Her? Odilon- Barrot erst dadur aut, daß er auf einzelne Aehnlichkeiten und wie= der auf einzelne Abweichungen hinwies, die den - Kunsiversiändégen entgangen wären; dann aber that er im Allgemeinen dar, wie unzä&- verlässtg die ganze. Kunsi der Handschrifts-Expertise, sey. Er führte mehrere Beispiele an, wo auf die Aussage von Handschriftökundigewr Leute verurtheilt worden wären, indeß sich späterhin thre Unschuld ergeben have, Einer der Fälle von der Unzuverläfsigkeit der Kunst- verständigen brachte die Versamm!ung zum Lachen: Vor kurzem legte eine Gerichtsperson falsche AftetnsiÜcke vor, um sie mit der Handschrift des Angeklagten ¿1 vergleichen. Die Handschrift des LUnge- klagten besindet sich auf einem Bogen, auf dessen Rand der Richter selbst wettläustige Bemerkungen geschrieben hat. Der Sachverständige glaubt, diese Bemerkungen habe der Angeklagte geschrieben, utid giebt sein Gutachten dahin ab, daß diese Handschrift mit der in dem falscher Aktensiucke ganz identisch sey. Der Ricoter wurde also dadurch für den Verfälscher erklärt! (Gelächter.) „Ein Handschriftskundiger/, fährt Herr Odilon - Barrot fort, „„der ein Verwandter des Herrit St. Omer ist und den. wir gestern vernommen habeu, eckläct sely| in einer Schrift „Ueber die Kunsi, Handschriften zu prüfen//, daß ihm die beständige Ucbereinstimmung der Kunsiverständigen, indem seit 8 Fahren kein einziger Fall vorgekommen, wo sie verschiedener Meinung gewese wären, ein Näthsel sey. Mir aber if sie kein Râthsel; die Kunstverskändigen wollen das Vertrauen in ihre gugeb= liche Unfehlbarkeit nicht s{wächen; deshalb werden sie nie eingefit- hen, daß se verschiedener Meinung find. Bei Gelegenheit des Pro= zesses des Herzogs von Rovigo sagte Herr Duvin, die Handschrifts- kundigen glichen den Römischen Auguren, ste könnten sich nicht au- schen, ohne zu lachen.‘ Herr Bixrot erinnerte mit wenigen Wor= ten anAlles, roas inden Debatten úb&t dieaußerordentliche Geschi&lich= Xeit La Roncière's inder Nachahmungskunsk gesagt wordén, und forderte die Geschwornen dringend auf, die Handschristen selbs ciner gèäauen Präfung zu unterwerfen, ud besonders auf die orthographischen Fehler aufmerktsam zu seyn. -Wie sollte, meinte eze, Marie von Morell, went sie Verfasserin der anonymen Briefe gewesen, :varauf- gekommen seyn, orthographische Fehler zu machen, da sle sehr richtig schreibt? Das worde einen Grad von Berschlagenheit vorausscßen, der gar nicht anzunehmen sey. Von dem Augeklagtey scy es indeß erwicjet, daß er oft unrichtig schreibe, und seltsan'erweise. fänden fich in. det anonymen Briefen gerade solche orthographische Fehler, weiche uan auch in setnen früheren Schriften bemerke. „Es giebt//, sagte Herr Odilon-Barrot, „noch eine andere Art von Expertise- als die dev Handschriftskundigen, und diese Expertise is unfehlbar. Sie ijt nicht rein materieil, sondern erfordert etwas Verstand, indem es dei ihr darauf ankommt, den Verfasser der anonynen Briefe aus seinen Sitten und_ aus seinem Lebenswandel zu erkennen. Man: hat ge=- sagt, der Styl sey der Mensch, und das is sehr. wahr. Es i| letchter, die Handschrift eines Menschen, als scinen Strl nachzu= ahmen, wenn der Styl etwas Eigenthümliches hat. Géhen -wir zu dieser moralischen Prüfung Über. Sind die anonymen Briefe von dem Fräulein von Morell? Marie von Morell ist 17 Jahre alt; sie is nie im Theater gewesen, hat nie Romane gelesen, und hat das Lesen selbst aus der heiligen Schrift gelernt. Ste it mit solcher Strenge erzogen worden, daß die Familie sogar oft der un- glücklichen Mutter Vorwürfe darüber machte. Aber Frau von Mo= rell schien in ihrer Handlungsweise von einer Art von Vorgefühl geleitet worden zu seyn. Sie schien zu ahneit, daß ihre Tochter gatiz rein und vorwurfsfrei seyu müsse, um die Prúfung zu beste= hen, die die Vorschung (hr aufbewahrt hatte. Nun isi aber“ der Styl, der in den anonymen Briefen herrscht, bald der eines Hau=" degens, der -sih ohne Rücfsicht- der allerplumpsten Ausdrücke be= dient, bald der eines Wüstlings, cines Nouc?s von gutan Tot, der mit Phrasen aus Komddien oder Romanen umherwirft. Fn cinem Briefe heißt es: „/„„Diese Hunde von Gläubiger dränzen mi von allen Seiten. -Hole sie der Teufel und ‘mich mit!// 9. H. went ‘die Handschrifts - Kundigen zu Fhnen kämen und verfi: cherten, Jhre 16jährige Tochter habe das geschrieben, würden Sie ihnen nicht mit Entrüstung antwoorten: „,,„Das lügt Fhr!/4 Herr Barrot las sämmtliche anonyme Briefe laut vor, Und rief dant aus: „Meine Herren, wenn es Marie von Morell getvesen ift, die diese creuflische Korrespondenz geführt, wenn siechdiesen (cchändli- chen Plan angelegt und ausgeführt hat, so brandmarken Sie die= selbe; denn sie is dann das merkwürdige Ungehettet, welches felt langer Zeit auf dem Schauplaße der Welt erschienen ist, ein Wesetr, dem das Verbrechen angeboren ist, eine teuflischere Schöpfung, als alle die, welche in neuerer Zeit die crhigzte Phantasie unserer Dra= „maturgen ans Licht gefdrdert hat!-/ Herr Odilon-Barrot belcach= tete noch sehr ausführlich die Behauptung des Angeklagten, daß die ganze Sache .von der Familie Morell angezettelt wäre; um ihn ius Unglück zu stürzen, und wies das Lächerliche und Abgeschmackte ci= ner solchen Behauptung auf eine sehr Uberzeugende Weise nach, Dis Aussage des Glasermeisters Jorry wurde von Herrn Barrot zu ei nem sehr scharfsinnigen Argumente benußt. „Der Angeflagte be- hauptet‘, sagte er, „die Familie Morell habe die ganze Sache aligés stiftet, und er hat viel Werth - auf die Aussage des Forry ges legt, der behauptet, das Loch in der Fensterscheibe sey der Art gewesen, daß man den Drehriegel nicht habe erreichen, und also das Fenster nicht ôfnen können. Man müßte in der That die ungemeitte Klugheit dev Familie Morell bewundern, wenn sie ihre Komödie damit anfinge, die Fensterscheibe auf "eine Weise zu zer- schlagen, daß man das Fenster niht von außen dfnen konnte ‘/ Nach einem dreistündigen Vortrag, der nur einmal durch das 11n-« wohlseyn eines Geschwornen wenige Minuten unterbrochen wurde, gelangte Herr Odilon - Barrot zum Schluß seines Plaidoyer?s ¡Es würde der unglücklichste Tag meines Lebens seyn“/, sagte er, „an welchem meine Stimme dazu beigetragen“ hâtte, einen 1nschul- digen zu verurtheilen. Aber in diesem Falle, i erkläre es, ftebt meine Ueberzeugung unerschütterlich se|. Fch bin in die Alterna= tive verseßt, entweder Marie von Morell oder La Noncière zu vetr= urtheilen. Als Mensch, als Familienvater, Allem gehorchend, was ‘an Gewissen und Vernunft “in mir ist, kann ich nicht \{chwanken, Meine Aufgabe ‘ist exfüllt; Sie, meine Herren Geschwornen, hae