1835 / 200 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

glauben, vor kurzem noch wegen einer anderen Sache dem Volke in einem falschen Lichte gezeigt. Der König soll in Erinnerung an den langen und unglücklichen Krieg Englands mit seinen K0- lonicen, der zur gänzlichen Trennung der Vereinigten S von England führte, zu Sir Charles Grey gesagt haben, er solle nicht dulden, daß Kanada auf ähnliche Weise verloren gehe. Die freundliche Ermahnung Sur. Majestät, welche Sir Char les Grey nur an die JIrrthümer der nach, den Vereinig- ten Staaten gesandten Kommissarien erinnern und n vor der mit Beleidigungen und Getwaltthätigkeiten verbundenen Schwäche derselben warnen sollte, wurde von den Tories füy eine’ Mißbilligung der Grundfäbe , wonach die rommissarien wahrscheinlich verfahren dürften, gehalten. Die von den Tories verbreiteten Gerüchte und Behauptungen haben keine andere Bürgschaft, als ihre eigenen Wünsche. Was uns betrifft, jo müssen wir offen bekennen, daß, wenn auch ißre Darstellung A den Ansichten des Königs und des Hofes richtig wäre, wir do ) nicht glauben Löónnen, daß der König um eines jo tadelnswerthen Zweckes willen, wie die unveränderte Beibehaltung des jeigen ungerechten und empdrenden Sinckuren- Zustandes der rings: {chen Kirche E Le sein Ministerium verändern und die Ruhe des Landes in Gefahr bringen würde. ff :

O Am E ACsAA Q die große religidje Versammlung in Exeter - Hall gehalten, deren schon früher erwähnt worden ist. Lord Kenyon \ührte den Vorsiß, und ihm zunächst saßen der vorige Admiraliräts-Secretair Herr Dawson, Schwager Sir K. ‘Deel’s, der Capitain Gordon, die Parlaments - Peitglieder Sir Andrew Agnew, Sir George Clerk und Herr Finch, die Herren Sacéson, Hart Davis, Sullivan, Ÿe Ghee, Daly, d. ZwiB, Sir Peter Laurie und Andere. Der Courier meint, die Verhand- (ungen diefer Versammlung seyen etne Schmach für die Haupt- staòt und für das je6ige Jahrhundert. „Die Herren M Ghee und Daly‘“, sagt dieses Blatt, „sind bekanntlich die großen Pre- diger ver unchristlichen Lehre, daß man nicht gegen alle Menschen Liebe und Wohlwollen zu hegen brauche. Herr Dawson und Capitain Gordon schienen das Geschäft übernommen zu haben, dafür zu sorgen, daß fein Katholik den Mund dfsne und. die Versammlung zu enttäuschen suche. Sie Hatten die Polizei zu ihrem Befehl, um diejenigen Personen, die fie Vekeichneten , aus genblicflich hinauszubringen. Und weshalb all dieser Lärm Ein lateinisches Buch, von einem gewissen ‘Petrus Dens tompilirt, enthält abscheuliche Grundsäße (vergl. das Schreiben aus Lon- don in Nr. 195 der St. Zrg.); die Prälaten der Irländischen katholischen Kirche haben diese Grundsäße abgeshworen ; aber man behauptet, diese Prálaten hätten sich eines absichtlichen Aue woissentlichen Neineids {uldig gemacht, weil je im Jahre s die Lehren jenes Dens gebilligt hätten, und weil im Jahre 1892 De, Murray das besagte Buch wieder habe abdrucken lassen ! Beide Behauptungen aber werden von deu fatholischen Prälaten und von Dr. Murray für unwahr ectlärt; und ftatt nun ihren Irr- thum einzusehen, fommen sle nach Sxeter- Hall und schreien: Mein- cid, Meineid! Ein Prediger, Herr M'Ghee, zeigt eine Karte vor, auf welcher sämmtiiche "Punkte, wo_ sich gegenwärtig katholische Seminarien befinden, roth unterstrichen a und äußert, es sey die Pilicht dev protestantischen Bischöfe, diesem um si fressenden Krebse Einhalt zu thun, Anfangs wa- ren die Debatten überhaupt im höchsten Grade tumultuarisch,

und erst gegen das Ende der Sizung wurde es etwas ruhiger.

Der Geiftlicze Herr O'Sullivan jprach über zwei Stunden; er Ce, daz die in der Densschen Theologie aufgestellten Leh ren von den katholischen Bischöfen sanctionirt seyen, und schil- derte die Angrisse, die, wie er sagte, seitdem man den Katholiken staatsbürgerliche Rechte eingeräumt habe, auf die zeitlichen n ter der protestantischen Kirche in_ Jrland gemacht worden seyen. Seine Rede wurde mit großem Deifall aufgenommen, und er {loß mit - Beantragung einer Resolution , dap es hinreichend erwiesen sey, daß die Denssche Loge in religidsen Angelegenheiten oon den katholischen Bis: fen Jrlands als Haupt - Autorität anerkannt werde. Der Geistliche, Herr Daly, unterstüßte dieje Resolution und erging sich einige Zeit in Schmähungen auf die angebliche H eetio) eit der Lehren und Gebräuche der fatholischen Kirche. Die Resolu- tion wurde sodann mit ungeheurer Majorität (1genuorunens uur ein paar Hände erhoben fich dagegen. D S Loh e jagt, Loetr HO’'Sullivan habe unter änderem geäußert, die katholische Kirche jtelle ihren Mitgliedern die Ermordung der Protestanten Bec immer als eine gottgefällige Handlung dar. Wenn“ / fügt Mr {es Blatt hinzu, „der Zwe dieser Bersammlungen seyn soil, bie Katholiken zum Protestantismus zu bekehren, so eann fein un alúdéliheres Neittel dazu gewählt werden. Dadurch, daß ian Arrthümer in dem Glauben einer andern religiösen GAneins ast nachweist, werden die eingestandenen Mißbräuche der protes aunti- shen Kirche in Jrland nicht geheiligt und gerechtfertigt." Das Resultat der Konferenz, welche kürzlich eine «Woputa- tion der Jrländischen Parlaments-Repräsentanten mit dem Kanz- ler der Schaßkammer hatte, um ihm ihren Plan vorzulegen, ver mittelst einer Lotterie eine Summe Geldes zur Beoschästigung, der Jrländischen Armen anzuschaffen, war das Versprechen des Í de, Spring Rice, daß er die Sache seinen Kollegen vortragen wolle, und die Erklärung, daß er nichts dagegen haben würde, wenn Herr O'Connell im Unterhause auf die Ernennung cines Aus- schusses zur Untersuchung der angeblichen Nachtheile der Lotterizen run N i : s den leßten Berichten aus Lissabon vom 28. Juni waren von London aus Befehle dort eingegangen, mit dem An- fause von Nationalgütern, wofür schon Aufträge bis zum BDe- laufe von 500,900 Pfund ertheilt worden, einzuhglten, t: wen glaubt, daß unter diejen Umsiänden die National-Güter zu ps t- preisen weggehen dürften. Der Dänische Geschäftsträger, Pes) v. Reventiow, war in Lissabon eingetroffen. In ‘Porto hatte 00 eine Bank Gesellschaft mit einem Dèominal-Kapital von 5300,09 sund zu 10,000 Actien gebildet.

D euen,

Brüf\ 15. Juli. Jn Antwerpen finden zu Ehren des Age a tiA Königen zahlreiche Festlichkeiten statt. Der Câ- cilien- Verein veranstaltete ein großes Konzert 1m Zreien ¿wo auch ein Luftballon aufstieg Und Abends ein großes Kunstfeuer- wert stattfand, Die Stadt war glänzend erleuchtet und ein pon den Behörden veranstalteter Ball war ungemein besucht. R

In dffentlihen Blättern liest man: Von allen ‘ei: ten wird über die Verbesserung des Belgischen Jndustrie-Zustandes berichtet ; überall werden neue Etablissements gegründet, so daß man allgemein úber Mangel an Arbeitern eher, als über Man- gel an Arbeit flagt. Die Kapitalisten, die ihr Interesse zu be- rechnen wissen, verbinden sich zur Unterstüßung der Gewerbe und Zu Handels- Und Gewerbegesellschaften, so daß es ader an Geldvorschuß, noch an Jundustriethätigkeit mehr fehlt, und Bel- gien, das sich während 15 Jahren dem Alltags-Schlendrian hin- gegeben, und nur nach den Holländischen Kolonien sein Uugen-

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merk gerichtet hatte, wird nun, seiue Handels - Ausdehnung als eine der größten (und ersten Nothwendigkeit fählend, nach allen Wesltgegeuden seine Richtung nehmen und zu iettetfern suchen mit allen nahen und fernen Ländern. Die Möglichkeit dazu liefern .die vielen Gesellschaften, die sich seit furzer_ Deit G Brüffel, Antwerpen “und Lüttich gebildet und die gax sehr be- deutende Kapitalien zusammengetragen haben.

Deutschland. Hannover, 17. Juli. Se. Königliche Majestät haben detn Ober- Jägermeister von Zastrow die erbetene Dienst-Entlafsung ertheilt, und den bisherigen Hof-Jägermeister Grafen von Har- deaberg zu Höchstihrem Vice-Ober-Jägermeister ernannt.

Cuxhaven, 15. Juli. Jm hiesigen Zéeptunus liest man: „Am Sonntag gegen 11 Uhr Morgens langte Herr QUBT von Hohenstein (des Prinzen Karl von Preußen Königl. Hoheit) in Begleitung eines Adjutanten auf dem Dampsichisse vern : bei günstigem Wetter von Hamburg bier an. Se. Königl. 0 heit ward durch den Commandeur Abendroth chrerbietig eunpfan- gen. Abends machten die hohen Herrschaften cine Promenade im Schloßgarten und bei (Linbruch der Nacht spielte die Musik vor ihren Fenstern. Am Dienstag speiste Herr Amtmann und Senator Meier bei Hôchstdenselben. Die Frau Gräfin vou Hohenstein gebraucht fortdauernd unsere Seebäder und scheint mit denselben sehr zufrieden zu feyn. | Hamburg, 17. Juli. Der Herr Graf von Hohenstein ‘Königl. Hoheit der Prinz Karl von Preußen), der Herr Graf von Mecklenburg (Se. Königl. Hoheit der S bh er zog von Mecklenburg-Schwerin) und Se. Durchl. der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Auguskenburg sind hier an- geéonnmen. Außerdem sind noch viele andere angesehene Fremde in Anlaß des norgen auf dez Wandöbecker Feldern stattsinden- den Pferde-Rennens hier angelangt. Unter den Angekommenen befinden sich auch die Professoren Berzelius und Dahlsirôm aus Stockholm.

Hamburg, 1L. Juli. Begünstiget von dem herrlichsten Metter und unter dem Zudrange vieler Tausende von Zuschauern von naß und fern, begann heute um 2 lhr La cmittags auf den, zwei Stunden von hier entlegenen veldern hinter 2Pands- be, das erste Wandsbecker Pferde-Fennen. Den Preis des er- sten Rennens (490 Species), zu welchem Pferde angemeldet, gewann des Herrn Lichtwald braune Stute „Dorothea. Ihr zunách\t kam der braune Hengst „Robinson“ (Eigenthum Sr. zunächst kam der braune Hengst „Robinson L ithu r Königl. Hoh. des Prinzen Wilhelm von Preußen). Beim zwei- ten Rennen gewann den ersten Preis (600 Species) des Her- zogs von Schleswig-Holstein -Sonderburg-Augustenburg brau- ner Hengst „Zampa// und den zweiten Preis (200 Species) die braune Stute „Miß Speed.“ Der Preis des dritten Ren- nens (409 Species) wurde dem „Marmion“‘, Eigenthum des Baron Malzahn, zu Theil. Zwei Rennen sollten nah Abgang dieses Berichtes necz stattsindein. j

Dresde /41, Juli, (Leips "Ztg, ) | * Der Zufluß von Fremden, besonders aus den ‘Preußischea Staaten, und von Mile litairs nah Tepliß, wohin jeßt täglich etne Cilpost und andere Fahr-Gelegenheiten mit untergelegten Pferden von hier abgehen, ist seit einer Woche ungemein star?. „Jener Badeort füllc sich je6t außerordentlich, Auch die beim Dresdener Hofe akfreditir- ven Gesandten verfehlen nicht, bei einer kurzen Anwesenheit dort sich Sr. Majestät dem Könige von Preußen zu präsentiren. Die neuen Anlagen im Frauén-Brunnen-Garten, nebst der dabei be- findlichen Trink-Anstalt, wobei nicht bloß die Garten- und Bade- Quelle, sondern auch alle Böhmische Mineral - Wässer getrunken werden, und die auf Kosten des Fürsten Clary erbaute 135 Fuß lange gegen Norden geschirmte Wandeibahn1 mit 40 kanelivten Säulen bildet einen bisher schmerzlich vermißten Versaramlungs- punkt sämmtlicher Kurgäste, Schatten in der Hie, Schub bei Regenwetter gewährend. Die von cinem waern, jungen Arzt, Dr. Schmelfes, im leßten Winter erst ernstlich angevegten und durch eine eigene (bei Haase in Prag erschienene) Monographie cingeführten Mineral -Moor-Bäder in Tepliß sind bereits ‘in ei nem dem Schlosse gegenüber gelegenen Hause und in kleinern Versuchen auch im Sradt- und Schlangen-Bade in Ausübung, und beschämen durch die günstigsten Erfolge jeden anfangs dage- gen erhobenen Zweifel. Die heilsamsten Wirêungen werden dur das Aufaießen und Jmprägniren des Thermal - Wassers auf die Moor - Bereitung hervorgebracht. Dieses Vortheils entbehren selbst die mit Recht gepriesenen Schlamm-Bäder von Marienbad und Franzensbad. i

Mühen, 12, Jul, CSOwab. Merk.) Mit größter Lebhaftigkeir wird fortwährend an den Bauten des Königs gear beiter. Mehrere Gebäude, mit denen erst im März begonnen wurde, stehen jezt {hon unter Dach. Schon erheben sich auch die folossalen Säulen an dem rasch vorrütenden Bau des neuen Posthauses am Max - Josephs - ‘Plabe, dessen Tieferlegung nun vollendet ist. Deswegen konnte man diejer Lage auch beginnen, an der Fronte des Königl. Hof - Theaters zu den bisherigen neun Stufen die noch nothwendigen vier Stufen hinzuzufügen. Auch istan dem nämlichen ‘Plaße bereits der Raum erhöht, auf welchem das vom Professor Rauch in Berlin gefertigte Denkmal zu ste hen kommt, welches die hiesige Lürgerschaft dem hdchstseligen König Max errichtet, und welches den Vater Max sißend, von der Justitia und Davarla umgeben und die Constitution ertheilend, darstellt. Dieses Denk- mal wird nächstens aufgestellt und an einem der festlichen Tage des Oktobers enthüllt werden, in welchefn Monate zu sechs neuen Königl. Großbauten die Grundsteine gelegt werden, O auch zur Theresienburg auf der De vor der Stadt. Prâ )- tig erhebt sich auf dem künstlichen Hügel in unserem Englischen Park der Monopteros, welcher im Stil der reinsten ¿lntife et- baut und bestimmt ist, Monumente für den Gründer und den Voll- ender des reizenden Parks, den Kurfürsten Karl Theodor und B König Max l zu enthalten. Wie viel hier überhaupt im Ge- biete der Malerei allein geleistet werde, möge man schon „aus der Notiz entnehmen, daß hier nich weniger als- 500 Maler leben, unter denen Zk e bedeutende Zahl berühmter und

etannter Namen sich besiuden. a M I 14 A Heute traf das aus a zurückehrende 2te Bataillon des l2ten Linien - Infanterie - : N ments (König Otto) hier ein. Mehrere Generale und Sta s Offiziere ritten den wackern Kriegern entgegen y über deren 4 treffliche Halung und gesundes Aussehen sich R F: Eine Menge hiesiger, Einwohner geleitete das Batai on in die Stadt, wo dasselbe bei den Bürgern einquartiert wurde. C

Stuttgart, 15. Juli. (Deutscher Courier.) Wie wir aus guter Quelle vernehmen, haben alle Württembergische Zoll- Beamte bereits Befehl erhalten, vom 19, Juli an alle im steuerlih freien Verkehr stehende Waaren zollfrei aus dem Großherzogthuin Baden nah Württemberg und. in die Vereins- lande einzulassen. Gleicherweise bestimmt bereits eine Großher:

(Se.

zogl. Badische Verordnung den steuerfreien Eingang von dey

Vereinslanden in das Badische. Bis zur völligen Vereinigun

und eintretender Revenuen-Gemeinschaft (welche vertragsmäßig 3 Monate nach erfolgter Organisation, etwa im Oktober, in Badenein, tritt) bleiben von der Freiheit des Verkehrs ausgeschlossen und zahlen somit während des angegebenen Zeitraums noch ferner, sowohl bei ih, rer Einfuhr aus den Bereinsstaaten nach Baden, als umgekehrt, die vereinstarifmnäßigen Zollsäße : Zucker, Syrup, Kassee, Kakao, Ge; würze, Neis, Thee, Weine (mit alleinigem Ausschusse junger Weine von 183%, und nach, dem Herbste von 1835, der Weine von die

sem Jahre), Tabacksblätter und Stengel und Tabacks - Fabrikat, oßne Unterschied, kurze Waaren (Quincallerieen), ganz seidene und halbseidene Waaren. Nur gegen obrigkeitlich beglaubigt Ursprungs-Zeugnisse von Fabrikanten oder Produzenten der hej derseitigen Gebiete dürfen steuerfrei eingehen : Wollene Wage, baumwollene Waaren und junge Weine. (Vgl. Karlsruhe,

Karlsruhe, 13. Juli. Das heutige Regierungs? Buy enthält folgende Verordnung: „Leopold 2c. Wir verordnen tj Zustimmung Unserer getreuen Stände, wie folgt: Art. 1. A mit den Königreichen Preußen, Bayern, Sachjen und Württ berg, dem Kurfürstenthum und dem Großherzogthum Hessen Un den Staaten des Thüringenschen Vereins am 12. Mai d. F abgeschlossene, durch das Regierungs - Blatt bereits verkündw Zoll- und Handels-Vertrag und die damit in Verbindung steht den besonderen Verabredungen , ebenfalls vom 12. Mai d. F, sind von dem Zeitpunkte an verbindlich, wo die skattgefundt Auswechselung der Ratifications-Urêunden durch bas Regierunzi Blatt bekannt gemacht wird. Are. 2 Mit demselben Zeitpunt treten das Zoll-Kartel, die Zoll-Ordnung und das Zoll-Strasy ses, welche hier angefügt sind, als Bestandtheile des gedachty Zoll- und Handels-Vertrages in Kraft. Art. 3. Die §9. l bis 155 der im Art. 2 erwähnten Zoll-Ordnung, über die Vin nen- Kontrolle, treten erst von da an und nur auf so lange I Kraft, als solches in Gemäßheit der vertragsmäßigen Bedingu gen dieser Kontrolle besonders verordnet werden wird. Art: 4 Die Wirksamkeit der ständischen Zustimmung zu dem im Art, | erwähnten Vertrag und den damit in Verbindung stehenden by sonderen Verabredungen, so wie zu den im Art, 2 erwähntn Bestandtheilen desselben, erstrecktt sich bis zum 1. Januar.1842. Dit Vertrag wird demnach 1839 aufgekündigt, wenn fich nicht üby die längere Dauer desselben die Regierung mit den Ständ vereinbart. Gegeben zu Karlsruße in Unserem Staats-Mitish ‘ium, den 11. Juli 1835,

j Es folgt bîerauf eine Verordnung, den freien Verkehr {wi schen dem Großherzogthum und den übrigen Staaten des qu: gen Deutschen Zoll - Vereins betressend, welche mit der (in F, 197 der St. Ztg. Artikel Darmstadt enthaltenen) Großherzog Hessischen Bekanntmachung, „„Zoll- und Handels - Verhältnis mit dem Großherzogthum Baden betressend‘/, fast wörtlich übn einstimmt. Ferner folgt nachstehende Verordnung, die im Vit kehr zwischen dem Großherzogthum und den übrigen Staat des großen Deutschen Zoll -2ereins zu entrichtenden Ausglei chungs-Abgaben betressend. //ZUm Artikel 11. des durch d Regierungs-Blatt vom 1. Juni d. J. verkündeten Vertrags va 12, Mai d. J., wodur das Großherzogthum dem großen De schen Zoll-Verein sich anschließt, ist im Separat- Artikel 6 unter Ziffer Folgendes verabredet worden: Die Ausgleichungs-Abgaben betrag dermalen : L. von Erzeugnissen des Großherzogthums Baden bei der Uebergang A. nach Preußen, Sachsen und dem Gebiete d Thüringischen Vereins : nt h

Ohm von 120 Preußischen Quart bei 50° Alkoholstärk- 414 Tralles, 2) vom Taba Blätter und Fabrikate) F Rehlr, s den Centner, 3) vom. Traubenmost F Rthlr., und vom Vit 5 Rehlr. für den Centner. B. Nach Bayern (mit Aussch{{uß d Rheinkreises): 1) vom Bier 20 Krk. für den Bayerischen Ein 2) von geschrotenem Malz 59 Kr. für den Bayerischen Mey 3) vom Branntwein 1 Fl. 45 Kr. für den Bayerischen Eim C. Nach Württemberg : 1) von geschrotenem Malz 20 Kr, fürd Württembergischen Simri, 2) vom Branntwein 5Fl. für den Win tembergischen Eimer. D. Nach Kurhessen: 1) vom Branntivi 3Rthlr. für die Ohm von 120 Preuß. Quart bei 50° Alkoholstit 2) vom Taback (Blätter und Fabrikate) 5 Rthlr. für den Cent 3) vom Traubenmost F Rthlr., vom Wein F Rthlr. fär | Centner. 1. Von Erzeugnissen anderer Vereins-Staaten beil ren Uebergang nah Baden: À. Beim Uebergang aus dem Gi

erzogthum Hessen: vom Bier 40 Kr. für die Badische 0A d 10 Stúßeu oder 100 Maß; B. beim Uebergang aus

Bayerischen Rhein-Kreise: vom Bier 1 Fl. 18 Kr. für die d dische Ohm zu 19 Stützen oder 100 Maß. Nachdem nun in Geméßheit der vorstehenden Verordnung vom heutigen Y der freie Verkehr zwischen dem Großherzogthum und den einólanden, mit Ausschluß weniger Gegenstände, auf den dieses Monats eintritt, so wird dieser Separat - rtikel hink zur allgemeinen Kenntuiß Und Nachachtung bekannt | macht, mit der Belehrung, daß die von jenem Taj! nah Vereins - Landen gebracht werdenden Gegenstände | bezeichneten Art den bemerkten Ausgleichungs - Abz dann unterworfen sind, wenn sie die Bestimmung haben, in zur Erhebung berechtigten Staat in die Consumtion über hen, jedoch vorerst nur jene Gegenstände, welche zum freien 4 kehr zugelassen sind. Zugleich wird verordnet, daß die Au chungs - Abgabe von demjenigen Vier, welches aus dem Kdn Bayerischen Rheinkreise in das Großherzogthum eingesührt 1 bis auf weitere Anordnung bei den betreffenden EingangsA stätten zu entrichten ist. Die Großherzogl. Steuer - Dire Zoll Section hat in letterer Beziehung das Weitett verfügen. Karlsruhe, den 11. Juli 1835. Ministerium) Finanzen.

Karlsruhe, 15. Juli. Jn der Sißung der zweiten mer vom 13ten d. M. eröffnete der Präsident der Versam! die Rede, mit der Se. Königl. Hoheit der Großherzog das se úber den Handels - und Zoll - Verein von der zur Uebw chung bestimmten Deputation entgegengenommen. Es q diese: „Jch danke Jhnen zuvörderst für das, twas SieJ persönlich freundliches gesagt haben. In der Sache selbs Jch Mich, daß beide Kammern der Stände-Versammlung : Jhnen vorgelegten Handels- und Zoll -Vertrag die Zustim] ertheilt haben. Einmal ist es eine große National-Angelegen sodann halte Jch Mich innig überzeugt, daß diese Verein die Interessen des Großherzogthums mächtig fördern, un Erfahrung auch die belehren wird, die gegenwärtig noch gu fel hegen mögen. Mit Vergnügen habe Ich zu vernehme, habt, daß die Verhandlungen in beiden Kammern mit i und Gründlichkeit stattgefunden haben. Jhre Wünsche M sollen, so weit deren Erfüllung von Miír allein abhängt, og in Ueberlegung genommen werden, die übrigen aber werde so ‘weit sie gegründet erfunden werden, bei dem künstigen sammentritt der Abgeordneten des Vereins zur Berücksichtig besonders empfehlen lassen.“

1) vom Branntwein 5 Rth(e. {är

Desterreic.

Wien, 11. Juli. (Hann. Ztg.) Unsere Regierung \{chrei- tet unter dem Kaiser Ferdinand und seinen erleuchteten dem Volke hekannten Ministern auf der Bahn der wahren Bewegung, wie sie in allen monarchischen Staaten aufgefaßt werden sollte, fort. Alle Vorschläge zu Verbesserungen in jedem Zweige der Staats- Oifonomie, die die Zeit mit sich bringt, werden mit willigem Ge- jte von den Práäsidien aufgenommen und von Sr. Maj. dem

aiser, wenn sie für zeit und zweckmäßig erkannt sind, aufs Schnellste entschieden. Die auf Befehl Sr. Majestät des verewigten Kai- sers zusammengeseßte Kommission in Justiz- und Geseßsachen ist in voller Thätigkeit, und man sieht bald einem neuen Kriminal- Kodex (aus dem der schwerste Kerker dritten Grades, welcher er- forderte, daß der Verbrecher um den Leib und an den Füßen an die Wand geschmiedet wurde, durch ein Handbillet des Kaisers (hon vor der Promulgirung des Kodex abgeschafft ist), ferner ei jem neuen Civil-Gesebbuche und einem neuen Wechselgeseßze ent- egen. In allen diesen Gesetzen wird der milde Geist des Kai- serhauses, das so gern dem Jahrhunderte der Aufélärung Gehör giebt, wenn es fich um wirkliche Verbesserungen handeit, sichtbar seyn. Das Jn- und Ausland mag bei Promulgirung derselben scin Urtheil darüber fällen, und wir sind überzeugt, daß es den erleuchteten Geist unserer Staatsmänner, deren Werk diese Ge- sehe sind, ebenfalls anerkennen wird.

Der Erzherzog Ferdinand von Este dürfte seine Rückreise

nah Siebenbürgen erst in einigen Monaten antreten. Die Ein- erufung des dortigen Landtags, dessen Eröffnung Se. K. H. beiwohnen wird, ist definitiv festgeseßt, allein der Tag der Er- offnung kann noch nicht bestimmt werden. Der Kaiserl. Hofrath Baron Löhr ist nach Prag abgereist, lum die Zubereitungs-Ansialten zum Empfang JÏ. MM. anzu- ordnen Beide MM. gehen den 2. Sept. direkt nach Prag, wo Sie nur 3 Tage verweilen, und sih sodann nach Tepliß zum Empfange der fremden Monarchen begeben. Das Gefolge des Allerhöchsten Hofes soll sehr zahlreich werden. Fúrst Met- ternich geht JI. MM. voran, und der Staats - Minister Graf Followrat begleitet den Kaiser. Während der Abwesenheit Sr. aj. besorgt der Erzherzog Ludwig die Staatsgeschäfte. Es heißt, daß der Landtag in Ungarn in diesem Sommer- Ronate geschlossen und ein neuer Landtag in Siebenbürgen im September zusammenberufen werde. Es ist mehr als je die Rede, daß die projektirtè Eisenbahn von hier nah Triest durch Ungarn unter dem Schuße erhabener Personen nächstens durch Actien zu Stande kommen dürfte.

Der Königl. Griechische General-Konsul Baron Sina hat mit den Jileshasyschen Gütern 56 Dörfer und drei Städte mit 60,000 bis 70,009 Unterthanen käuflich an sich gebracht.

S ch weis.

Chur, 7. Juli. Gestern Nachmittag is der Herzog von Orleans hier angekommen; er hatte seine Equipage in Bern ge- lassen und war durch einen Theil der Französischen Schweiz, über den Gotthard und das Livinerthal, nach Bünden gekommen. Am 7ten d. reiste er von Chur nah Pfáfssers ab.

Sonntag den 5. Juli ist der neugewählte Bischof von Chur und St. Gallen, gegen dessen Wahl aber sowohl Bünden als St. Gallen protestirt, nichts destoweniger in Einsiedeln durch

Aden Pöbstlichen Nuntius in Anwesenheit der Aebte von Einsie- deln und Pfäsfers als solcher wirklih geweiht worden.

Spanien.

Madrid, 5. Juli. Die Revista von vorgestern enthält (ine vom 5, März d. J. datirte Depesche des Mexikanischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Gutierrez ffrada, an Herrn Martinez de la Rosa, die aber erst unter den Ministerium des Grafen von Toreno eingegangen is. Man (sieht daraus, daß die ersten Unterhandlungen wegen der Aner- innung der Unabhängigkeit Mexikos zwischen Herrn Zavala und dem Herzoge vou Frias in Paris stattgefunden haben, und daß der Mexikanische Gesandte in London, Don Miguel de Santa Maria, Jnstructionen erhalten hat, sich mit dem Spanischen Ge- andten in London in Verbindung zu seben, um das große Werk der Versöhnung zu beginnen. Auch soll Don Lucas Alaman, obald seine Geschäfte es erlauben, nach Europa gesandt werden, m Herrn Santa Maria bei diesen Unterhandlungen zu unter-

üßen, Die Depesche ist in den freundschaftlichsten Ausdrücken abgefaßt und äußert unter Anderem am Schlusse die Hoffnung, daß die Spanische Nation ihre jegigen Jnstitutionen nicht durch ebertreibung vernichten möge.

Durch eine Königl. Verordnung wird der Herzog von Ahu- nada (Marquis de las Amarillas), Präsident der Proceres- Kammer, von der Entrichtung der unter dem Namen lanzad nd demie annate erhobenen Steuern befreit; da aber diese Steuern von den Cortes votirt sind, so hôrt man Zweifel dar- ber äußern, ob es in der Macht der Regierung allein stehe, die Dahlung derselben Jemanden zu crlassen.

Am 27sten v. M. wäre die Stadt Grenada durch eine Ueber- chwemmung des Daro fast ganz zu Grunde gerichtet worden. Einige Räuber suchten sich die ailgemeine Bestúrzung zu Nube j! machen, um die Häuser zu plúndern, aber die energischen Maßregeln des General- Capitains hielten sie im Zaum. Zehn 116 zwölf Personen sind ums Leben gekommen, und die Stadt ‘etet einen traurigen Anbli dar. Die Kaufleute haben unge- euren Verlust erlitten, und die öffentlichen Promenaden, die mit en schönsten in Europa wetteiferten, sind ganz zerstört.

Nach dem zwischen Spanien und England in diesen Tagen tfinitiv abgeschlossenen Traktat zur Unterdrückung des Sklaven- Vandels sollen die in Freiheit geseßten Neger nicht mehr zum Nachtheil aller Subordination nach den Antillen gesandt werden, ondern die Englische Regierung soll sie auf eigene Kosten nach ein anderen Bestimmungsort schaffen.

SUPvbel

Die Allgem. Ztg. enthält Folgendes in einem Schreiben Us Konstantinopel: „Es muß in Aegypten nächstens zu iner großen Krisis kommen, die, durch die Pest befördert, zum Vortheile der Pforte endeu wird. Mehmed Ali hat Alles er- Npst, er hat keine Mittel mchr, mit seiner erkúnstelten Größe iger zu blenden, und der Asfter-Civilisation, die er so macchia- ellistisch zu betreiben wußte, Fortgang zu verschaffen. Er steht m Vorabende seiner Vernichtung, und wird einen Systems- ankerott machen, der in manchen Ländern, besonders in ankreich, widerhallen dürfte. Man weiß dies hier besser anderwärts, und ist auf den Augenblick gefaßt, um N der Katastrophe Nutzen zu zichen. Mehmed selbst N in düstern Ahnungen befangen seyn; nicht ohne Ur- 70 ist er zuvorkommend gegen den Sultan; nicht ohne Ur- e zahlt er jest pünktlich den Tribut, den zu erheben ihm

handelnden Aerzte die Fortse6ung der unzulässig“ erklärt.

819 nämlich der diesjährige Tribut aus Alerandrien hier eingegangen. Er möchte sich gern einen Rückzug sichern, und wo nicht für sich persönlich, doch für seinen Sohn günstige Bedingungen stipuliren, falls es zum Aeußersten kommt, denn er ist alt und fränklich, und hat mit dieser Welt wenig mehr zu verkehren. Die Pforte traut aber der Freundlichkeit eines Mannes nicht, der durch Heuchelei und falsche Vorspiegelungen sich nur zur Hdhe empor- shwang, um seinen Herrn und Wohlthäter ungestraft zu ver- rathen und zu bedrohen. Sie ist daher zurücfhaltend gegen Meh- med Ali, versäumt aber auch nicht seine gute oder nothgedrun- gene Stimmung zu benúßen, um ihn wieder an sich zu ziehen und des Beistandes in Europa zu berauben, unter dessen Schuß er manche Unbilden verübte. Daher die Untersagung, den Eu- phrat für das Englische Interesse benußen zu lassen, worüber Mehmed sih sogleich mit dem Sultan einverstanden erklärt hat, daher auch wohl die Expedition nach Tripoli, um fúr die Folge einen sichern Ausgangspunkt zu haben, um irgend eine Bewe- gung in Aegypten zu unterstüsen. Man sieht, wie hinfällig Mehmed Ati sich fühlen muß, sonst würde er nicht stumm ge- folgt und gegen Englands önteresse gehandelt haben, sonst würde er eine Expedition hintertrieben oder gewaltsam zurückgewiesen haben, die ihm nicht zusagen kann. Wenn man aber weiß, wie es um Mehmed Ali in Aegypten, wie es um Jbrahim Pascha in Sy- rien steht, so kann dies nicht befremden, Ibrahim rekrutirt nur mühsam, findet überall Widerstand, und is gleichsam in fortwähren- dem Belagerungs-Zustand. Die Zeit der Umtriebe, des Verraths und gelungener Aufregungen gegen die Pforte, worin er seine Hauptmacht fand, ist vorüber; jebt wird von ihm gefordert, sich mit eigenen Kräften zu erhalten, und dies möchte ihm weniger zusagen, als im Lager des Gegners zu intriguiren. Niemand in Syrien will sich mehr für eine Sache aufopfern, der Viele ‘aus Unkenntniß, Manche aus Eigennuß beigetreten waren, über die nun aber Allen die Augen geöffnet sind. In Albanien giebt es noch einige Verblendete, die mehr für Mehmed hoffen, als er selbst; diese machen unmächtige Versuche und üben si in insurrectionnellen Unternehmungen. Die Pforte kennt aber ihre Verbindungen und wird sie mit dem Schwerdte durchschneiden.““

Von der Türkischen Gränze, 3. Juli. Die in Zara auf direktem Wege eingegangenen Nachrichten aus Sçutari reichen bis zum l9ten v. M. und bestätigen keinesweges, was kúrzlih aus Bitoglia (S. Nr. 197 der St. Ztg.) von einer Beilegung der Streitigkeiten zwischen dem Pascha und den Jn- surgenten gemeldet wurde. Vielmehr thun dieselben eines glück- lichen Ausfalls Erwähnung, welchen die Großherrlichen Truppen am I15ten v. M. unternommen. Dieselben führten diesmal sechs Kanonen mit sich und stellten sich, als sie von den Jusurgenten angegriffen wurden, in einem geschlossenen Carré auf. Der Ver-.- lust der Insurgenten soll sich bei dieser Gelegenheit auf 150 Mann belaufen haben. Außerdem gelang es den Großherrlichen Truppen aber auch, sich einen Weg zu eröffnen, auf welchem sie mit Leichtigkeit die ihnen knapp gewordenen Lebensmittel nach der Festung schaffen konnten.

Aus Salonichi is leider die Nachricht eingegangen, daß zu Cavalha und zu Monastir bei Bitoglia die Pest ausgebrochen sey.

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Nach den neuesten in Frankreich eingegangenen offiziellen Nachrichten aus Oran ist zwischen Abdel Kader und der Kolo- nie der Krieg aufs neue ausgebrochen. Dieser ehrgeizige Chef hat sich, wie cs scheint, durch das gränzenlose Zutrauen der Re- gierung von Algier mächtige Mittel des Angriffs zu verschaffen gewußt. Der zwischen Abdel Kader und dem General Des- michels geschlossene Vertrag hat dem Ersteren höchst bedeutende Vortheile zugestanden. Abdel erhielt den Titel eines Emirs, das Monopol des ganzen Handels in der Provinz Oran und eine unbestrittene Autorität im ganzen Lande, während die Franzô- sische auf die Stadt allein beschränkt war; Abdel wurde, mit Einem Worte, dur den genannten Vertrag in eine Lage ver- seßt, die fast jener des früheren Dey's von Algier gleichkam. Er hatte das blinde Zutrauen der Regierung mit viel Geschick- lichkeit Und List zu benußen gewußt. Durch den Konsul, den er gleich Europäischen Mächten in Algier unterhielt, wußte sich Ab- del, unter Verpflichtung der Wiedererstattung, aus den Franzô- sischen Magazinen selbs, versichert man, allerhand Kriegs-Vorräthe zut verschaffen. Durch so viel Will{ährigkeit kühner gemacht, er- laubte er sich gegen die benachbarten Stämme, über welche ißm der Französische Schuß eine gewisse Gewalt zugestanden hatte, al- lerhand ungerechte Forderungen, denen sich diese nicht unterwer- fen wollten. Sie hatten selbst erklärt, daß sie lieber ohne alle Dazwischenkunft Abdel's in direkter freundschaftlicher Verbindung mit den Franzosen stehen wollten. Der Emir verlangt vom Ge- neral Trezel Hülfs -Truppen, um die widerspenstigen Stämme zu züchtigen. Man fügt sich seinem Verlangen, da scine Sou- verainetät über die Eingeborenen kraft des Vertrages anerkannt ist. Sechshundert Mann werden von der Behörde zu Abdel’s Verfügung gegen Stämme gestellt, die nichts mehr verlangen, als Freunde der Franzosen zu seyn. Da aber Abdel sich anmaßt, diese Truppen zu Werkzeugen seiner Bedrückungen gegen die Eingeborenen zu machen, so erfolgt Verweigerung von Seiten der Chefs der Expedition, und es kömmt bald zu einem förmli- chen Bruch. Als der Courier abging, hatte fich die ganze Gar- nison von Oran gegen Mascara in Marsch geseßt, um Abdel- Kader zu bekämpfen. Zwei Arabische Stämme, ungefähr 3000 Mann stark, haben sich mit den Franzosen gegen den Feind verbunden. Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Boston, 12, Juni. Es ist hier eine Gesellschaft zur Un- terdrückung unsittliczer Bilder zusammengetreten. Mehrere der angeschensten Bürger sind diesem Vereine beigetreten, üben eine große Wachsamkeit úber die ausgehängten Kupserstiche, Litho- graphieen und dergleichen, und zeigen der Obrigkeit an, was sich darunter den Sitten Nachtheiliges vorfindee. Man hat neuer- dings vier Fabrikey entdeckt, wo dergleichen obscôóne Bilder ver- fertigt wurden, und in einem Laden fand man deren über 1100 vorräthig. Der Jnhaber desselben ist gefänglich eingezogen worden.

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Berlin, 20. Juli. Die Krankheit, von welcher der Ge- heime Staats- und Minister des Innern und der Polizei, Herr von Rochow Excellenz, auf seiner Geschäftsreise durch Pommern in Wolgast befallen worden, erscheint, nah den lesten Nach- richten von dort (vom 18ten), so weit gehoben, daß Lebensgefahr

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schen Kirchhofe, wo ein solcher Brunnen gebohrt wurde, das Wasser schon aus einer Tiefe von einigen 40 Fuß zu Tage kam, und seitdem nachhaltig übersktrômt. Jm Woytamte Gondecz, Bromberger Kreises, ist unlängst eine Frau von Vierlingen ent- bunden worden, die jedoch bald nach der Geburt sämmtlich starben.

Potsdam, 19. Juli Wie seit 24 Jahren, so wurde auch heute der, in seinem Schmerze und Verluste unvergeßlich gewordene 19, Juli von dem hiesigen Publikum in stiller und frommer Feier in der Hof- und Garnison-Kirche durch Gesang, Gebet und Betrachtung gefeiert und demnächst die Trauung nachstehender Brautpaare durch den Prediger Grisson vollzogen :

1) Karl Friedrich Kuh feld, Unteroffizier im Grenadier- Re- e Kaiser Alexander mit Jgfr. Henriette Wilhelmine Freyer.

Gottlieb Kosche, Trompeter im Regiment Garde du Corps mit Jgfr. Johanne Christiane Jäger. - Johann Christian Schade, Königlicher Reitknecht mit Igsr. Johanne Juliane Lehmann. Karl Galler, Unteroffizier im lsten Garde Ulanen - Regi ment mit Jgfr. Karoline Wilhelmine Ehrenreicch. 5) David Bannasch, Grenadier im k sten Garde - Reaiment zu Fuß mit Jgfr. Marie Sophie Humbeutel. 6) Karl Gottlieb Wildenhahn, Múnzarbeiter in Berlin mit Jgfr. Auguste Dorothea Martin genannt Tilly. Ein jedes dieser Brautpaare erhielt, auf den Grund beige brachter vorzüglicher Zeugnisse, aus dem Fonds der Luisen- Stif tung ein Ausstattungs-Kapital von Einhundert Thalern, und #0 lebt das Andenken der verklärten Königin Luise in stillen Segnun- gen unter uns für immer fort. Der Familien-Rath für Luisens Denkmal

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Den 20, Juli 1885, Amt], fonds und Geld-Cours-Zettel,

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Auswärtige Börsen. Amsterdam, 15. Juli, Niederl. wirkl, Schuld 56. 52 do. 1011, Ausg. Señuld -— Kanz-Bill. 2577. 418 Amort. 944. 322 792.

i Dex d Russ. 995. 994. Preuss. Pcüm.-Scheine 106 do. 48 Aul. —, 36 265.

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Antwerpen, 14. Juli.

Zinsl. 173. Cortes 352

Guebhard 413. Belg. 1001. Wien, 15. Juli.

55 Met: 1023. 42 98, Neue Anl. 5817. BavkActien 1332.

: Span. 52 A407. Span, Aul. 492,

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Coup. 22,

Darmst. 25

Königliche Schauspiele.

Dienskag, 21. Juli. Jm Schauspielhause: Donna Diana. Lustspiel in 3 Abth., nah dem Span., von West. (Mad. Cre, linger wird als Donna Diana wieder auftreten. Dlle. Bertha Stich und Dlle. Clara Stich, neu engagirte Mitglieder der Kôö- niglichen Bühne: Donna Laura und Donna Fenisa, als Debút- rollen. Hr. Karl Lucas: Don Cesar, als Gastrolle.) Vorher : Ein kleiner Jrrthum, Lustspiel in | Akt, nah dem Öriginal des

Murphy, von L. Angely.

Mittwoch, 22. Juli. Jm Schauspielhause: Die Marmorbraut, Oper in 3 Abth., mit Tanz, nach Meles- ville, von C. Blum. Musik von Herold. (Hr. Eike, vom als Gastrolle.

Stadt-Theater zu Breslau: Zampa,

Zampa, oder:

: Königstädtisches Theater. _Dienstag, 21, Juli. ZUlerl, die Pußmacherin, Posse mit Gesang, in 2 Akten, von Meisl. Musik von A. Múl- ler. (Dlle. Muzzarelli : JuUlerl, als siebente Gastrolle.) Vorher : Die Ehrendame, Lustspiel in 1 Akt, nach Dupin, von A. Cosmar. Mittwoch, 22. Juli. Lenore, Melodrama in 3 Atte i, von K. v. Holtei. Donnerstag, 23, Juli. Zum erstenmale: Die Goldgrotte des Geisterbanners, oder: Noch einmal jung, romantisch -komi- sches Original -Zauberspiel mit Gesang, in 2 Akten, von J. E. Gulden. _(Die neue Decoration: „das Land der Jugend‘ vor- stellend, ist von Herrn Sacchetti, die übrigen neuen Decorationen des Stücks sind von Herrn Pohlmann gemalt. Dlle. Muzza- relli: Röferle, als achte Gastrolle.) R E A T B Eee S G E A A T R g e R L N Ri R Ir S S E Mater

Neueste Nachrichten.

E Paris, 14. Juli. Der König kam gestern Mittag in den Zuilericen an, hielt einen Minister-Rath und kehrte um halb 6 Uhr nah Neuilly zurück. l f Die heutige Sigung des Pairshofes soilte um Punkt 2Uhr eröffnet werden ; indessen waren noch um Udr die Angeklag ten nicht in den Saal gebracht. Die Pairs befanden sich noch immer im Nebensaale zur Berathschlagung úber den Antrag des General-Prokurators, die Prozeß - Verhandlungen auch in Äbwe senheit der widerspenstigen Angeklagten fortzusezen. Mittlerweile unterhielt man sich im Gerichts - Saale von nichts Anderem als der Entweichung der Gefangenen in See. Pélagie. Es wurde hierüber 3 Uhr, und die Audienz ward immer noch ni df net. Es hieß, der Vicomte Dubouchage und der Graf Rödere hätten sich aus dem Gerichtshofe zurückgezogen. Auch um 4 Ubr befanden sih weder die Angeklagten, noch die Pairs im Saale und da man unter der Hand erfuhr, daß der Gerichtshof {wer- lich noch zu einem Beschlusse kommen würde , sg fing das Audi- torium allmählig sich zu leeren an. Um 4! hp (kurz vor Ab- gang der Poft) war noch keine Entscheidung erfolgt. M ies Das Journal de Paris und nach ihm der Moniteur enthalten folgenden amtlichen Bericht über die Entweichuna Nor Pariser April- Gefangenen : ¡Vorgestern gegen 9 Uhr S Taiea

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nicht mehr vorhanden ist. Mit Rücksicht auf den Charakter aber, den das Uebel angenommen hat, haben die den ‘Patienten be- beabsichtigten Reise für

Die Stadt Bromberg ist gegenwärtig im Besis eines

iel Anstrengungen gefostet haben mag. Vor einigen Tagen is

ziveiten gvtesischen

sind 28 des April-Komplotts Angeschuldigte, die in Ste Al, l f : è Le, n Ste. Pélagie in den ehemaligen Schuld-Gebäuden in Verwahrsam Mein wurden, durch einen unterirdischen Gang entflohen, den es ih- nen gelungen war, zu graben. Ein vepublifanisches Blatt, wel-

Brunnens, indem guf dem dortigen evangeli-

ches gestern früh diese Nachricht mitt eilte, bel, | ß dies ¿ L ; z)auptet, daß diese Entweichung von der Polizei ) ‘ARGP O NEE, AOE

-„ wenn auch nit veranlaßt, doch

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