1835 / 227 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Wetk erschieiteit wax, die Quelleit, aus denen es geschdpft wurde, und endlich die persönlichen Verhältnisse des Herausgebers, durften mit Recht vorausseßen lassen, daß dasselbe von der höchsten Bedeutung für die Geschichte jener Zeit sey. :

Die Geschichte des Feldzuges von 1799 in Ftalien und in der Del ift bereits von verschiedenen Seiten, von Schriftstellern verschiedener Nationen dargestellt worden. Keine dieser Darsteliun-

en aber enthält die Motive der Kabinette und des Feldoerrn, wie

le in diesem Werke aktenmäßig und vollständig gesammelt sind. Man !

findit bier die wichtigsfien Aufschlüsse über die Begebenheiten jener Zelt und erhält cin sehr gutes Bild von den militairischen und p0- létischen Verhältnissen, so wie cine treffende Charakteristik der han- delnden Personen, besonders des Feldmarschall Suworo|, dessen schar- fer, praktischer Blick und origineliler Ch. rakter sich in scinen Be- At Vas die Armee, so wie in allen scinen Schreiben, sehr klar ausspricht.

Der erse Band des Russischen Werkes betrifft die Geschichte des Russisch - Oesterreichischen Feldzuges im Fahre 1799, welche aus den, den zweiten und dritten Band bildenden Aktenstücken geschdpft, oft wörtlich daraus abgeschricben, im Ganzen aber nicht gründlich genug, hin und wéeder sogar sehr mangelhaft dargestellt ist. Bei der ÜUeberseßung ist daher der erste Theil unberucksîchtigt geblieben und die- selbe nur auf den zweiten und dritten Band, als den wesentlichen Theil, den cigentlihen Kern des Werkes, welcher für die Geschichte von hohem Werth ist, beshränft worden.

Diese beiden t1ehten Bände enthalten nämlich in chronolvgi- scher Reihefolge geordnet: Die gegenseitige Korrespondenz derx ver- bündeten Monarchen, deren Schreiben an Suworof und an die ver- schiedenen Gesandten ihrer, so wkle fremder Hdfe; Suworof's Schrei- ben an die Monarchen, seine Berichte Übec die militairischen und politischen Ereignisse; die Nelationen von den Schlachten, Belage- rungen 2c ; die Dispositionen zu den Märschen, Gefechten u. \. 1. ; die Befehle. an dic Armee, ferner die bei der Uebergabe von Städ- ten und Feflungen abgeshlo}senen Capitulationen, Suworof's Be- merkungen Über militairische und politische Verhältnisse, so wie etd- lich H Korrespondenz mit berühmten Männern in jener Zeit u. m. A.

Das un® vorliegende Deutsche Werk theilt hie:aus die akten- mäßigen und offiziellen Schreiben uit, welche, dem Original ge- treu, mét großer Gewissenlhaftigkelt und Sachkenutniß in gedräng- ter bünttzer Sprache Überscht sind. Außer den wichtigen Auf- s{chlüssen, welche das Werk in politischer und historischer Beziehung ertheilt, cnthält es zugleich viel Lehrreiches in militairischer, und zwar nicht allein in kriegsgeschichtlicher, sondern auch în taktischer Hinsicht, und entwickelt gleichzeitig in den chronologisch zusammen- gestellten Ordres, Dispositionen und Berichten über die Kriegs-Be- gebenheiten die sehr ausführliche Geschihte der Camvagne von 1799, so daß man hier für den Ausspruch des Marschalls Gouvion St. Cyr: ..C'est dans la correspondanre des généraux, si l'’on pou- voit l’avo’r enlière. que je voudrois étudier une campague* den besten Beweis erhält. E

Wir tbeilen unseren Lesern als Proben einige jener Aktenstücke mit, und lft sich hieraus leichr auf den hohen geschichtlichen Werth des ganzen Werkes schließen.

Bemerkungen Suworoff’'s, welche er am 17. Septem- ber 1798, als er sich noch auf seinem Landgut Kant- [Mana aufhielt, dem General Prevöôt de Lurnian

iftirte.

Die Oesterreicher müssen sich ohneFurcht in Ragusa uad nicht nur in TDriesi behaupten , selbst wenn ein dreißigiähriger Krieg dar- aus erfolgte. Die Verhältnisse ändern sich täglih mit dem Glücke ihrer Waffen dieses aber ändert sh nicht bei mir, der ih mit der blanken WaFe fechte.//

¡Die Gngliänder sind {wach zu Lande, ausgenommen in der Vertheidigung ihrer Küsten. Aber welches Uebergewicht zur See! Eine Landung in Frankreich i| nicht ecforderlich , sie müssen den Ángrif auf die Kolonieen fortseßen. Sie theilen ihre Kräfte zu sehr zwischen dem Kanal und dem Mittelländishen Meere. Das sind Defensiv - Operationen, während ihre Macht ihnen gebietet of- fensio zu handeln. Hierin hat Nelson gefehlt, er beseßt zu viele Punkte und hâlt sich zu lange auf den beseßten Punk- ren auf. Die Engländer müssen eu supérieur handeln.‘ i

„Sach sen muß neutral bleiben, Bayern, so wie alle übri- gen Dentschen Länder bis an Hannover jedoch nicht.//

„Die Türken werden, selbs auf die Gefahr, Griechenland zu verlieren, gezwungen, sich in den Krieg taten, verführt durch das Schein - Verspcechen, die Krimm und übrigen Länder wieder zu erbalten, welche man in der Folge 1edoch unabhängig zu machen he- mäht seyn wird/ |

¡„Rugland wird hierdurch etwas verlegen werden, so wie auch in Hinsicht Persiens, doch dies wird sehr vorübergehend seyn, indem matt. gegen leßteres die Kapardiner und Tscherkassen aufzuwiegeln sucht, wodurch ein Gegengewicht erzeugt wird. Gegen Schweden muß es 22,000 Mann geubter Truppen mit guten Bajonnetten und Reserven haben. Zur Sec is es weit stdrfer und wird der Schwe- dischen Flotte empfindlich werden; die überflüssigen Schiffe giebt es den Engländern ah.// :

„Dänemark kann gegen Schweden mehr Vortheile erlanget, als gegen seine anderen Feinde. Wenn cs sich nicht mit England vereinigt, thut es besser: neutral zu bleiben./(

„Seit dem lehten Kriege fehlt es den Türken an Menschen, wenn Frankreich sie nicht untecftößt. Jn diesem Falle bekämpft sie Rußland nit 60,000 Mann und 30,000 Mann Reserve. Sewastopol ist das Asyl für die Flotte. i

„Oesierreich und Nußland rwoerden gegen Frankreich mit 100,090 Mann agiren, nach_ folgenden Grundsäßen: 1) Nicht anders als in der Offensive. 2) Schnelle Märsche Nachdruck beim Angriff blanke Waffe! 2) Keine Methodik Augenmaß. 4) Volle Ge- walt dem Ober- General. 5) Den Feind im Felde aufsuchen und schlagen. 6) Keine Zeit mit Belagerungen verlieren, aitszenommen wenn man auf einen Ort wie Mainz (ais Depot- Punkt) trifft. Biéweilen mit einem Observations- Corps eine Blokade unternehmen, bisweilen Feftungen durch Ueberfall oder mit Sturm nebmen. Dabei verliert man weniger. 7) Niemals die Kräfte zur Deckung verschiedener Punkte zersplittern. Wenn der Feind diese Punkte überschreitet, desto besser: er nähert sich, um auf das Hauvt geschlagen zu werden. 8) Demnach i| nur ein Ohser- pations-Corps bei Straßburg und ein fliegendes bei Luxemburg nd: thiz. Wenn man versucht, vorzudringen, muß man nicht Halt macheit, sondern gerade auf Paris, als den Hauptpunkt, losgchen, fich vor Landau nicht aufvalten , es nur mit eîinec kleinen Anzahl Truppen beobachten, um sich den Rücken zu sichern, nicht des Rü- zugs wegen, an den mant niemals denken muß, aber wegen der Zu- fuhren. Niemals muß man sich auf vergebliche Mandver einlassen, auf Conire-Märsche oder sogenannte Kriegslisten ; dergleichen Dinge vassen nur fúr elende Schulgelehrte. 9) Jtalien, die Niederlande tolaen leiht nach Paris. Der Kdnig von Sardinien erklärt sich “gegen Frankreich. Ju Jtalien sind noch genug Brausekdpfe, aber ‘alle úbrigen vertheidigen die allgemeine Wohlfahrt. Der Köntg von Neayel l[cbt wi-der auf. Die Engländer säubern das Mittel- meer. Kein Aufschub. —-Falsche Klugheit und Neid sind Medusen- Häupter in dem- Kabinet und Ministerium. Junge Marlborough?s entstehen nicht sclténer, wie Suworof's und Koburg's./

Am Februar 1799 erhielt Suworof den Oberbefehl über die vereinigte Oeßerreichisch-Russische Armee in Ftalien und begab sich zur Armee. Gegen Ende Mrz traf der General-Feldmarschall auf

Suw9rof augesiellt und besaß deé Feldherrn volles Vertrauen. Zux Zusam- menstellung des oben genannten Werks" benußte der St. R. Fus nicht nur die Kaiserlichen Archive, sondern auch die ihm persönlich genau bekannten und in

uworof's Nachlasse noch vollstandig vorgefundenen Örxiginal- Schreiben und Atenstitcfe aus iener Zeit:

926

seiner Reise zur Armee in Wien ein , und erhielt daselbst von dem Kaiser Franz folgende schriftliche Fustruction :

¡Herr Feldmarschall Graf Suworof Rimniksky! Die zahl- reichen glänzenden Siege, welche Jhre kriegerische Laufbahn so hr berühmt machten, erzeugten in Mir den Wunsch, Jhre Tapferkeit, langjährige Erfahrung und erprobten hohen Talente dem gefähr- lichen Feinde, mit-welchem wir kämpfen müssen, entgegenzusteilen. Se. Majestät der Kaiser aller Reußen, Mein aufrichtiger Verbün- deter, gab seine Zustimmung zu den ihm dieserhalb von Mir ge- machten Vorschlägen, und Fch beschloß, Fhnen den Oberbefehl über alle Meine in Jtalien operireuden Streitkräfte zu Übertragen, indem Jch Jbnen hiermit die Vollmacht ertheile, über alles hierzu Erforderli- che zu verfügen, Jm vollen Vertrauen auf Sie, beschränke Fch Meine Juftruction bei Jhrer Abreise nah Ftalien nur auf wenige Punkte, in Betreff der wesentlichsten Maßregeln; und überlasse die Ergänzung dersclben für unvorhergeschene Fälle gänzlih Fhrer Einsicht und Weisheit. Jch wünsche, daß durch die ersten Offen- siv-Bewegungen Meiner Armee meine Staaten gedcckt, und alle Gefahren einer feindlichen Fnvasion in dieselben möglichst enkfernt werden. Demnach wird es sehr vortheilhaft seyn, unsere Kräfte in der Lombardei und den Gegenden auf dem linken Ufer des Po zu verwenden, denit dort und in Piemont is das Nest und der wahre Mittelpunkt der feindlichen Kräfte, von wo aus sie das ganze übrige Ftalien bedrohen und deherrschen. Unser Vordringen in diese Gc- gend verhindert eine feindliche Fnvafion èn Süd-Tyrol, sollten aber die Franzosen dort eindringen, so sind Sie gezwungen, sich wieder zu entfernen, und Meiner aus 15 20,000 Mann besiebenden Ar- mee in Tyrol wird es dann in der Folge möglich, zu Jhren ferne- ren Operationen in Ftalien mitzuwirken, so wie die Verbindung mit melner Armee in Deutschland durch Tyrol, Valtelin und Graubünd- ten zu sichern. Wenn Gott Meine Waffen in der Lombardei und Piemont segnet, so werden die Franzosen von selbst Süd - Jtalien verlassen, oder wenigstens sich dort so schwächen, daß zu ihrer Ver- treibung. die Kräfte des durch ihr tyrannisches Joch aufgebrachten Volkes ausreichen ; in jedem Falle können wir leicht, bei entschiede- nem Uebccgewicht über den Feind in der Lombardei durch wenige zur Unterstüßung der Einwohner detaschirte Kräfte ganz Süd-Fta- lien vom Feinde säubern. Demnach ist es Meine Absicht, daß Ste, nachdem Sie die erforderliche Trupoenzahl in der Polesina und am unteren Po zur Beobachtung der sendlihen Operationen in der ? Gegend von Ferrara gefa haben, sich mit dem größten Theil Forer besten Kräfte gegen den Minoio- wenden, diesen Fluß überschreiten und den Schlüssel desselben, Pes= chiera, zu erobern suchen. Hierauf- werden Sie, nah Be- fund der Umstände, selbs entscheiden, was weiter zu unternehmen scy: 0b Mantua zu belagern, oder ob dasselbe uur zu blofiren, und die Richtung gegen den Oglio und die Adda zu verfolgen sey. Jch wünsche, daß Sie bei Uebersendung der Nachrichten vou den E-eignissen mir stets gleichzeitig Jhre Fdeen über die ferneren Ope- rationen, welche Ste zu unternepmen beabsichtigen , mittheilen. Ich vertraue Jhnen die Aufrehthaltung der Disziplin, des Gehor- sams und der Ehre in Meiner Armee an, welche die wahren Träger der Kraft derselben sind, und bin überzeugt, daß Meine Generale und Offiziere das lihrige zu Jhrer Unterstüßung hierzu beitragen werdcn - indem sie mit alien denselben zu Gebote stehenden Mitteln Jhre Befehle vollziehen. Damit Jhre Aufmerksamkeit durch die Sorge um andere Dinge, von dem wichtigsten Gegenstande, der ho- hen Leitung der militair;schen Operationen, nicht abgezogen werde, habe Fch Meinen General der Kavallerie Melas aufgetragen, mit Meinem Hof - Kriegs - Rathe in Betreff dér Befriedigung aller für die Armee’ erforderlichen Bedürfnisse direkt zu korrespondiren. Fch kann den Gott der Heerschaaren nur bitten, Sie in seinen Schuß zu nehmen und Jhre zahlteichen Lorbeern durch neue zu vermehren. Mit besonderem Vergnügen wiederhole Jch Jötuen, Herr Feld-Mar- {hall Suworof, die Versicherung Meiner aufrichtigen Hochachtung und Gewogenyeit. :

Wien, den 2. April. Granz.“/ Suworof ging hterauf zur Armee ab, und hatte bis zum 1. Junt bereits ganz Ober- Ftalien vom Feinde gesäubert, Mantua, Tortona, Alexandria und die Citadelle von Turin wurden belagert. Einige Berichte Suworof's über die in Jtalien stattgefundenen Schlachten und Operationen, so interessant dieselben für die Geschichte sind, hter mitzutheilen, gestattet uns der Raum nicht; dagegen md- en hier einige von Suworoff's originellen Schreiben, Gefechts- iöpositionen 2c. folgen. z. B.:

„Befehl an die Vereinigte Armee (bei Gelegenheit des Marsches gegen die Trebbia.) Alexandria, 14. Funi 1799. __ ¿Der Fiind wird mit dem falten Eisen, Baionnetten, Sshelu, Piken in die Flucht geschlagen; die Artillerie schiest nach ivrem Belicven, und braucht s\{ch daher auch nicht an die Lini- zu halten. Die Kavallerie und Kosaken suchen den Feind in èie Flanken zu fallen. Jn der Attacke wird nicht angehalten. J| der Feind geschlagen, zusammengehauen, so wird er sogleich ver- folgt und ihm keine Zeit gegeben, sch zu sammeln oder zu ordnen. Will sch der Feind ergeben, so wird er geschont und ihm nur zuge-= rufen, die Waffen wegzuwerfen. Bet der Attacke wird geschtieen eder Feind soll sich ergeben !‘/ Nichts wird geschont und. ohne Nú- sicht auf Anfirengungz der Feind Tag und Nacht verfolgt, bis er vernichtet is. Die Kessel und leichten Wagen werden bei der An- näherung des Feindes nicut ju weit zurückgeschickt, um gleich nach der- Niederlage desselben Grüße kochen zu kdnnen. Uebrigens müs- sen die Sieger hinreichend mit Brot im Tornister und Wasser in der Feldflasche versehen seyn. Die Kavällerie sorgt selbst für Fou- rage. Sumworoff ‘/

¡Befehle an die Armee (fúr die Schlacht am Tidone und dev Trebbia) den 16. Funi 1799.//

¡Die feindliche Armee wird gefangen genommen. Die Armeen gerathen ‘hart an einander. Die feindliche ist 27,000 Mann stark, von denen nur 7000 Franzosen sind, der übrige Haufe besteht aus Konskrivirten. Die Kosaken werden siehen, aber grausam würde dies seyn, wenn sie hdren, daß die Franzosen „Pardon! “/ schreien oder Chamade schlagen. Die Kosaken selbst schreien bei der. Attake: „„Balesarm! Pardon! Jettelesarin !“ *) und indem sie dieses Geschrei ausftoßen, haut die Kavallerie tüchtig ein und sprengt schnell auf die Batteriecn los, was ihr besonders einzuschärfen ist, Die Kosa- ken müssen mit den Gefangeuen Mitleid haben. Beim Angriff: großes Geschrei starkes Trommeln, die Musik spielt, wo es an-

eht, besonders aver beim Verfolgen, wenn die Kavallerie haut und icht, damit sîe die unscigen hdren. Den Generalen , welche die Kosaken durch die sie umgebenden Suiten erkennen werden , rufen sie: „Pardon‘/ zu; wenn sie sich nicht ergeben, so machen sie ste nieder, ; Suworoff.‘/

Der Raum gesiattet uns nicht, noch mehrere dieser intere}san- ten Aftenstücke hier mitzutheilen, doch glauben wir, durch das Vor- stehende hinlänglich dargethan zu haben, wie nüplich und wichtig für die Welt- und Keiegs- Geschichte des Jahres 1799 das vor uns liegende Werk scy, und daß man es dem Herrn Ueberseßer Dank ne dasselbe dem Deutschen Publikum zugänglich gemacht u haben. | 9.

+*) Im Russischen Originale sind die Französischen Worte: Bas les armes! Pardon! Jettez les armes! jo wîe sie ausgesprochen roerden, mit Russischen Let- tern vorgeschrieben, daher sie in der Ueberseßung auch, de; Aussprache nah wie- dergegeben worden j

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmittags Abends Nath einmaliger 6 U5r. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtunz;

1835. 14. August.

Lustdrock.……| 337,61“ Par.| 337,81‘ Par. | 338,01‘ Par. Lustwärme..| 127® R. 18,29 R. 11,9® R. Thaupunkt... | 11/09 R. 10,09 R, 90° R. Dunsisättig. .| 87 pCt. 53 pCt. 79 pCt. Wetter heiter. : heiter. heiter. NNW. N. NO. NNO. —-

l3ten : 336,59‘ Par. lten: 337,81‘ 5

Bodenwärme 13,2 o

Niederschlag 0.

Wolkenzug Nachtkälte §,8 9 R

Tagesmittel, am

14e «A O

Berliner Börse,

Amtlicher Fonds- und Geld-Cours- Zett

Pr. Cour. r. Con Brief. | Geld. __ | Brief, | (4 1014| 10/4 10D 998% 994 Pomm. do. 1" 605g 60/ HKur-u.Neum. do. 10) 10134 | 1007/4 ISeulesische do. ck 101 Riückst, C. und Z. 101! } Scb, d. K. u. N.

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S St.-Sehnld-Sch. | 4 Pr. Engl. Ot. 30,| 4 PrämSecb.d.Seech. Kurm.Ob!l.m.1.C.| 4 Nin. Lut.Sch. do. 4 Berl. Stadt - Obl. 4 Köuigsb. do, |4 Elbinger do. a Danz. do. iu Th.¡— Westpr. Pfandbr. | 4 Grossh. Pos. do.| 4

Ostpr. Pfandbr. ER 105!

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216/, | 18% Friedrichsd’or 135% Discouto 3

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1023/4, 1027/4

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Kurz 2 Mt. Kurz | 2 Mt. 3 Me. 2 Mt, | 2 Mt.

j | 2 Mt.

250 Fi. 250 Fl. 300 Mk. 300 Mk. - 1 LSt. 300 Fr. 150 FI. 150 Fl. 100): Tit. 100 Thul. 150 F1. 100 Ri].

Amwmsterdam

do. Hamburg

do. Loudon Paris Wien in 20 Xr. Augsburg Bre«lan Leipzig Fraukfurt a. M. WZ. Petersburg

10% 16°

2 Mt.

8 Tage 2 Mt.

3 Woch.

9914 108 S

1021

3014 |

Auswärtige Börsen.

/ Frankfurt a. M., 12, August.

Vesterr. 9% Metall. 10214 5 1021/4 6. 4% 9811/5. 98 21,9% 575% Br. 1%, 2B, 254. Bank-Actien 1597, 1593, tial-Oblig. 1402. 14014. Loose zu 500 G. 11574. 115%. Lo zu 100 G. 213!/, G. Preuss, Prüm,-- Sch. 597/24. 5954. do, Anl. 984 G. Poln, Loose-693%4. 69! 4. 5%, Span. Rente 36 3601/4. do. 3%, perp. 2174. 2154.

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Königliche Schauspiele.

: Sonntag, 16. August. Jm Opernhause: Der reisende Ei dent, musikalisches Quodlibet in 2 Abth. Hierauf: Der Po abend, Ballet in 1 Aufzug, von Hoguet. In Charlottenburg: Donna Diana, Lustspiel in 3-Attw, Montag, 17. August. Jm Schauspielhause: Dée S des Lebens, Schauspiel in 5 Akten, nah einem Mährchen, E. Raupach. , _ Dienstag, 18. August. Jm Opernhause: Fenster, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Johann spiel in 2 Abth. Musik von Boieldieu.

Das zugemau

Königstädtisches Theater.

Sonntag, 16. August. Das goldene Kreuz ; piel d Akten, frei nach dem Franz. , von G. Harrys. b S Wiener in Berlin, ‘Posse mit Gesang in 1 Akt, von K. y, tei. Die Instrumental - Musik ist vom Herrn Musik - Dir Kugler. Zwischen beiden Stüen : Walzer - von Lanner.

Montag, 17. August. Titus, Oper in 2 Akten. Musi n R e Cu Bl als Gastrolle.)

reise der be: Ein Plab in den Lo Bi des am S E x : G

Dienstag, 18. August. Zum erstenmale: Die Selbsnlt Lustspiel in l At, frei nach dem Franz., von G. Se auf: Der Kapellmeister von Venedig, musikalisches Quali 2 Abth. , von Breitenstein. Musik von verschiedenen Mist

Mittwoch, 19. August. Die Goldgrotte des Geisterbau oder: Noch einmal jung! romantisch - komisches Original: Zk spiel mit Gesang in 2 Akten, von J. E. Gulden. Mus! Franz Edlen von Marinelli. .

Markt - Preise vom Getraide.

Berlin, den 13. August 1835.

Zu Lande: Weizen 1 Rthlr. 15 Sgr., auch 1 Mthle, 9 f Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr., auch 1 Rthlr. 4 Sgr. ; große 0 26 Sgr. 11 Pf. ; Hafer 6 Sgr. 3 Pf., auh 20 Sgr.; 6b 2 Bs i Linsen 2 Rthlr. 5 Sgr. Eingegangen sind 213 Wi 2 ces.

Zu Wasser: Welzen (weißer) 1 Rthlr. 27 6 Vf 1 Rthlr. 20 Sgr. und 1 Rthlr. 15 Gar R Gen Lei q Pf A N d Sgr: Hrare Gerste 1 Rthlr., wi

gr. 6 Pf.z; ./ au r. 3 Pf. el 569 Wispel 16 Scheffel. G | 5 2 Gg Mittwoch, den 12. August 1835. '

Das Schock Stroh 6 Rthlr, 5 Sgr., au 4 Nthlr. A

der Centner Hen -1 Rthlr. 10- Sgr., auch 20 Sgr.

Branntwein-Preise vom 7. bis 13. August 1835. Das Faß von 200 Quart nah Tralles 54 pEt. oder 0 Richter gegen haare Zahlung und sofortige Ablieferung:

Branntwein 18 Rthlr., auch 19 Rthlr.; Kartoffel - Brannt"

Rthblr., auch 18 Rthlr. 15 Sgr.

Kartoffel-Preise vom 12. August 1835.

Der Scheffel 2 Sgr., auch 12 Sgr. 6 Pf.

Redacteur Cottel. O R

Gedrucft bei A. W. Hay!"

Quellivärme 8,0 0 i Flußwärme 15,3 o ; Ausdünstung 0,0991,

144%R... 11,59R.., §3,

(j

i Weue Preß-Geseß mit folgenden Worten:

von Paris, Si

PVnishen Klubbisten

F 227.

1a) T M Pr A T L R T E L S C Ie R C T UCa : E E ada

Zeitungs-Nachrichten. A S a hD

Frankrei.

Paris, 109. August. Der König arbeitete gestern mit dem onseils-Prásidenten. Í N Die Kommission der Deputirten - Kammer zur Prüfung des Veselz - Entwurfes über die Presse hat Herrn Keratry zum Prä- denten, Herrn von Salvandy zum Secretair und Herrn Sau- et zum Berichterstatter ernannt. u, Die Kommission ist gestern hon 8 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends versammelt gewesen.

SNorgen wird sie wieder eine Sibung halten. 2 Das Journal des Débats {ließt einen Artikel über das „„Es giebt in diesem Besege cinige Artikel, die ihrer Natur nach unausführbar sind. ie will man es z. B. verbieten, daß der Name des Königs, elbst auf indirefte Weise, in die Erörterungen über die handlungsweise der Regierung gemischt werde? Wie will man den herausgeber eines Víattes zwingen, die Verfasser der Artikel namhaft u machen? Weshalb soil er jedes Zeitungs - Exemplar im Eon- iyt unterzeichnen? Wie will man bei Preß - Vergehen die Be- digung von der Verspottung unterscheiden? Jn allen diesen heziehungen sind in dem Geseße nämhafte Verbesserungen vor- inehmen; dies ist die Sache der von der Kammer ernannten ommission. Sie wird hoffentlich das Geseß in einer Weise amendiren, daß Festigkeit in den Grundsäßen und T in den Details sich die Hände reichen. Es jollte uns leid thun, un die Kraft und Wirksamkeit des Gesetzes durch übermäßige Strenge geschwächt würden; denn leßtere führt zuleßt immer

dahin, daß das Gese selbst außer Anwendung kommt.“ Das Journal de Paris enthält in Bezug auf die An- gelegenheit Fieschi’'s Folgendes: „Jedermann ist der seltsame ifer aufgefallen, womit alle republikanische Blätter sich bemüht ben, Fieschi's Verbrechen auf den Karlismus zu wälzen. Jes6t, yo die Resultate der eingeleiteten Untersuchung diese Taktik nicht villfährig genug begünstigen, müssen andere Batterieen aufge- hslanzt werden. Da es nun aber, selbst mit Bewilligung der onstitutionnellen Opposition, die hierin mit dex anarchischen Presse wunderbar übereinstimmt, ausgemacht zu sein scheint, daß von allen Parteien , die seit 5 Jahren die Empôdrung predigen wid dem Könige persönlichen Haß \{chwödren, der Republikanis- ms allein über jeden Verdacht erhaben seyn müsse, so schiebt at die Schuld auf den Buónapartismus; er ist es, so sagt man, auf den bei. der Instruction der größte Verdacht fällt. Wie ‘rfinderisch dieser Ausweg auch seyn mag, so gestattet die Recht- ihkeit uns doch nicht, die Hand dazu zu bieten; und da jene Herren uns nun einmal nicht verstehen wollen, indem sie ge- hen unsere angeblichen Einflüsterungen reklamiren, fo erklären pir ihnen jeßt auf das Besktimmteste und ohne daß wir besorg- en, von der Zukunft Lügen gestraft zu werden, daß in dem Augenblicke, wo wir dies schreiben, die meiste Sczuld auf die anarhische Partei fällt, deren Repräsentanten die republikag- sind. Mit anderen Worten: was woir anzeigen können, ohne die Geheimnisse der Justiz zu verrathen und ohne übec irgend Jemandes Straffälligkeit vorweg ein Urtheil abgeben zu wollen, ist, daß bisher alle der Mitschuld Verdächtige sich notorisch zu republikanischen Ansichten bekennen. Dies ist man kann diese Erklärung wi den Akten nehmen die gegenwärtige Lage der- Jnstruction. h diese Lage sich ändern, ob neue Aufschlüsse sie modisiciren werden, dies wissen wir nicht. Wir würden in diesem Falle aber es eben so unbebenklich sagen, als wir heute feinen Anstand nehmen, das Gegentheil zu behaupten, denn troß aller Beschuldi- ungen der republikanischen Presse erklären wir, daß, wenn die egierung falsche Nachrichten berichtigen zu müssen glaubt, solches ledigli) in dem YJnteresse der Wahrheit, nicht aber in der Absicht geschieht, der Karlistischen Partei zu gefallen oder dem so zur gelegenen Zeit wieder ins Leben gerufenen Buong-

E partismus zu s{meicheln.“

Jun einem anderen Artikel sagt eben dieses Blatt: „Ein Journal meldet heute Morgen, daß die Regierung gestern den Marschall Oudinot und seine ganze Familie habe verhaften lssen. J es wohl nôthig hinzuzufügen, daß an der Nachricht von der Verhaftung des ehrenwerthen Mat schalls und seiner Familie nicht ein wahres Wort ist, und daß man vergebens auch I Oelt gemalten Vorwand zu einem solchen Gerüchte suchen würde“

Fieschi's Gesundheit befestigt sich mit jedem Tage. Nach der Zeic zu urtheilen, die ohne irgend eine Verfchlimmerung seit seiner Verwundung verfiossen if, darf man auf eine rasche Und vollständige Heilung rechnen. Die Wiederherstellung Fieschi's offenbart sich hauptsächlich durch seine Klagen über die strenge Diät, die ihm zur Zeit noch auferlegt ist.

Der National theilt folgende Details über Fieschi mit, und bemerkt dabei, daß er die Richtigkeit derselben verbürge : „Die Wohnung Fieschi’s war in der Straße Chant-de-l’Allouette ; dort hat auch die Polizei die ersten Nachsuchungen angestellt. Neben seinem Hause war eine Bleich-Anstalt, welche er dfter be- suchte, ohne daß ihn irgend ein Geschäft dorthin führte. Die in dem Hause beschäftigten Arbeiter fürchteten ihn; es wurde (llgemein davon gesprochen, auf welche brutale Weise er die rau, welche mit ihm lebte, mißhandelte, und er trug immer ei- nen Dolch oder einen Stockdegen bei sich. Die Eigenthümer der

nstalt wandten sich mehreremale an die Behörde, um die Ent- fernung Fieêchi's zu erlangen, der überdies in dem Verdacht and, mehrere Diebstähle in dem Hause begangen zu haben. Namentlich wurde vor etwa §8 Monaten eine Beschwerde bei dem Chef der Sicherheits-Polizei angebracht, welcher darauf ant- auitete, daß dieser Fieschi sehr bekaunt sey, daß alte Verhafts- genie gegen ihn wegen Diebstahls und sogar wegen Mord- aten vorhanden wären ; daß er im Verdacht stehe, vor einigen jahren in Grenoble eine Frau umgebracht zu haben. Desscnun- 9?ahtet wurde Fieschi gar nicht beunruhigt. Es wurde ihm im

Gegentheil

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Berlin, Montag den 17e» August

T e POT

T

ch_—.. L, Eren

die Bewachung eines großen Gebäudes, welches der Stadt gehört, anvertraut; er besuchte alle öffentlihe Orte der Vorstadt Saint -Marceau, und verwandte sih bei den leßten Wahlen der National-Garde sehr eifrig und thätig für gewisse Kandidaten, die nicht der Opposition angehörten.“ Der Figaro enthält Folgendes: „Boireau hatte sich am 27sten Abends gegen den Sohn des Herrn Suireau folgendermaßen geäußert: „,,„„Warne Deinen Vater, daß er sich morgen nicht zu der Revue begiebt, besonders wenn seine Legion in der Nähe des Boulevard du Temple aufgestellt wird; aber versprih* mir, ihm diesen Rath nicht diesen Abend, sondern erst morgen frúh mitzutheilen.‘ ‘“ Der Sohn setzte indeß den Bater sogleich von jener Aeußerung in Kenntniß, und dieser begab sih noch an demselben Abend zu mehreren Polizei - Kommissarien, welche ihn alle nicht anhören wollten, unter dem Vorwande, daß sie mit dergleichen De- nunciationen überschwemmt würden. Darauf begab sich Herr Suireau bekanntli nah der Oper, und drang darauf, Herrn Dyonnet zu sprechen. Dieser, um das ihm Mit- getheilte besser zu behalten, wünschte, daß ihm Alles schrift- lich aufgesezt würde. Herr Suireau begleitete Herrn Dyonnet bis zu seinem Büreau; dort brachte er seine Aussagen zu Pa- pier, und unterzeichnete sie, Die geschriebenen und unterzeichne- ten Noten wurden Herrn Gisquet zugesandt.“

Die Nouvelle Minerve sagt: „Man hat sich viel dar- über gestritten, ob Fieschi von der Polizei gebraucht, und beson- ders ob er nach Jtalten geschickt worden sey, um die Herzogin von Berry zu beobachten. Wir haben allen Grund, zu glauben, daß Fieschi von Herrn Baude, als derselbe Polizei-Präfekt war, benußt worden ist.‘

Der Gesundheits-Zustand des Generals Blin hat sich bereits so sehr gebessert, daß er gestern von dem Café túrc, wo er seiner gefährlichen Wunden halber bleiben mußte, nah seiner Wohnung gebracht werden konnte.

Die Akademie der shônen Künste hat vorgestern an die Stelle des Herrn Gros den Herrn Abel v. Pujol zu ihrem Mitgliede erwählt. Mitbewerber desselben waren die Herren Picot und Schne6.

Ueber die Einschiffung der Fremden-Legion nach der Spa- nischen Küste theilt das Journal des Débats folgende De- tails aus einem Schreiben aus Algier vom 1. August mit: Dald nach der Abreise der widerspänstigen Französischen Offi- ziere beschäftigte sih der Oberst Bernelle so eifrig mit der Or- ganisation seines Corps, daß sich am Dienstag Abend 4 vollstän- dig organisirte Bataillone am Bord- der Kriegsschiffe befanden. Diese 4 Bataillone, aus Truppen von Algier, Bona und Bugia gebildet, waren 2700 Mann stark, und beskänden fast aus lauter Deutschen. Das Offizier-Corps besteht aus 3 Bataillons-Chefs, den Herren Magunien, Cros-Davenant und Drouaulit, aus unge- fáhr 25 Französischen, und aus 30 fremden Offizieren. Einen leichten Wind benutend, ging die Flotte, aus den Schiffen „die Stadt Marseille‘/, „Duquesne“‘, „Nestor‘“ und der Brigg „la d bestehend, am 30sten v. M. mit ihren Truppen un- ter egel; aber da der Wind nicht ausdauerte, so ent- chloß sich der Commandeur der Flotte, Herr Gauthier, der überdies noch den- von Oran kommenden „Triton‘“ an sich gezo- gen hatte, wieder auf die Rhede zurückzukehren, und dort ließ er §00 Mann von den eingeschissten Truppen sogleih an Bord des Triton‘ bringen. Auf den anderen 3 Schissen hat bis zu der definitiven Abfahrt der Flotte, welche heute früh erfolgt ist, keine Veränderung stattgefunden. Fest haben wir hier 7 Compagnieen des Italiänischen, und 2 Compagnieen des Polnischen Bataillons. Diese Compagnieen sind im Laufe dieser Woche auf drei Schif- fen von Oran angekommen; man beschäftigt sich gegenwärtig mit ihrer Organisation. Heute Morgen ist das Dampfschiff „le Brasier von Oran hier angelangt; es brachte den Oukil (oder Gesandten) Abdel Kader's, Herrn Durand, zurúückx. Er hatte die Reise gemacht, um die Befehle des Emir’'s einzuholen , und meldet, daß Alles so ruhig sey, wie vor dem Angriffe. ‘‘

In Marseille waren seit dem Erscheinen der Cholera bis zum 3. August bereits 1650 Personen an dieser Krankheit ge- storben. Am 4. August ereigneten sich abermals 59 Todesfälle.

Auf telegraphischem Weae sind folgende Nachrichten hier eingegangen : „Am 5ten d. sind neue Unruhen, nicht weniger bedauernswüärdig als’ die ersteren, in Barcelona ausgebrochen. Der General Bassa, der Tages zuvor an der Spiße von 2000 Mann dort angekommen war, wurde in seinem eigenen Palaste ange- grifsen, von dem Balcon desselben hinabgestürzt, durch die Stra- ßen geschleppt, und sein Leichnam sodann den Flammen übergeben. Die Hotels des Civil-Gouvernements und der ‘Polizei wurden gestürmt. Die Truppen wagten rächt einzuschreiten; die Stadt war der vollständigsten Anarchie Preis gegeben, der man nur durch die Bildung einer neuen Municipalität hat Einhalt thun tönnen.“/ Eine neuere telegraphische Depesche meldet, daß am 6ten Morgens General-Marsch geschlagen wurde, und daß es den Milizen endlich gelang, die Anarchisten zu bändigen. Die neuen Behörden ia energische Maßregeln ergriffen, von denen man die Wiederherstellung der Ordnung hofft. Es sind zahlreiche Pro- clamationen erschienen, an deren Schluß es immer heißt: „Es lebe Jsabella 11!‘/ Man fordert die Einwohner auf, sich zu er-

heben, um gegen die Karlisten zu marschiren. Llauder ist am 7ten d. in Puicerda angekommen. Was die Armeen betrisst, so hat kein neues Gefecht zwischen ihnen stattgefunden; sie haben bis zum ten einander gegenüber gestanden. An diesem Tage begab sich Don Carlos auf den Weg nach Vittoria. *)

Aus Andalusien lauten die Nachrichten minder betrü- bend; dagegen wird diese Provinz nah allen Richtungen von

*) Hiernach wäre auch das gestern gegebene Privatschreiben aus Bayonne vom 3. August, wonach der General Cordova neuerdings bei Puebla einen entscheidenden Sieg Über Don Carlos erfochten haben sollte, unter die Zahl der vielen Fabeln zu reihen, die der Speculationsgeist von der Spanischen Gränze aus täglich über ganz Europa verbreitet. Es is für die Tagesgeschichte in hohem Grade beklagenswerth, daß die Pariser Zeitungen gewissermaßen darauf an-

Karlisten - aus durchstreift.

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In Bayonne hieß es am 3ten, daß der Karlisten -Chef Don Jose Miguel Sagastibelza am 28. Juli in Aranarache an den in dem Treffen vom 1bten erhaltenen Wunden gestorben sey. Am 30. Juli is der Eng- lische Konsul in Bayonne, von einem Capitain der Köni- gin Christine begleitet, bei Don Carlos in der Stadi Los Arcos gewesen, wo er auch die Nacht zubrachte. Von dort begaben sich Beide, in Begleitung eines- Karlistischen Rittmeisters, Namens Ortigona, nach Viana, Die Besaßung von Puente de la Reyna macht täglich Ausfälle gegen die Karlisten, die diesen

Plaß einschließen; sie wird indessen jedesmal zurückgewiesen. Bei der Mdnchs-Verfolgung in Reus in Catalonien sollen 47 Mönche ums Leben gekommen seyn.

An der heutigen Börse war man über die Wendung besorgt, welche die Spanischen Angelegenheiten nehmen möchten, und die von der Regierung über die Unruhen in Barcelona mitgetheil- ten Nachrichten (S. oben) waren nicht geeignet, die Gemüther zu beruhigen. Doch war das Sinken der Spanischen Fonds nicht so bedeutend, wie man es hätte erwarten sollen. Es hieß, die von der Deputirten-Kammer zur Prüfung des Preß-Geseßes ernannte Kommission habe mit dem Justiz-Minister eine Konfe

renz gehabt und es sey beschlossen worden , einige Verfügungen des Gesebß-Entwurfes zu streichen.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz- zung vom 6. August. Die Lords seßten das Zeugen - Verhör Über die Munizipial-Reform-Bill fort. Es dauerte heute von 11 bis 4 Uhr und dann von 6 bis zum späten Abend, Um 10 Uhr war der Anwalt der Städte, welcher den Zeugen zur Seite steht, Sir C. Wetherell, wie Lord Brougham sich ausdrückte, aufs Trokene gerathen; er hatte keine Zeugen mehr und mußte um Aufschub bitten, bis der ‘Postwagen deren neue aus anderen Thei- len des Landes herbeibrächte. Bei dieser Gelegenheit entspann sich eine kurze Diskussion, aus welcher wenigstens so viel hervor- ging, daß die Lords der weitläuftigen Abhörungen nun müde sind, und daß man zum Schlusse zu kommen wünscht. Jndessen wurde beschlossen, doch noch am Sonnabend damit fortzufahren. Der Herzog von Wellington selbst äußerte sich abermals in einem mehr den Ministern als den Tories günstigen Sinne; er bat die Lords, zu berücksichtigen, daß die Jahreszeit schon weit vorgerückt und der Schluß der Sibung nahe sey; die Bill müsse nothwendiger Weise in Erwägung und zwar in sehr genaue Erwägung gezo- gen werden, und deswegen sey es zweckmäßiger, die Zeit nicht mit überflüssigen Zeugenvernehmungen zu verschwenden-, sondern dieselbe lieber auf die Diskussion über die einzelnen Artikel der Bill zu verwenden; durch die stattgehabten Vernehmungen vo! den Schranken des Hauses. habe man schon hinlängliches Licht über die Sache erhalten, und es wäre nunmehr zu wünschen daß die Anwälte der Corporationen schon morgen ihre Deductio nen aus den Zeugen - Aussagen dem Hause vorlegten. Unterhaus. Sibung vom 6. August. Lord John Russell beantragte in dieser Sibung, daß fúr den noch übri: gen Theil der Session die Tagesordnung vor der Anzeige neuei Motionen den Vorzug haben, d. h. daß vor allen Dingen die noch obschwebenden Fragen erledigt werden sollten. Bei dieser Gelegenheit fragte ihn Herr Hume, welche Aussichten man auf Beendigung der Session habe, für den Fall, daß, wie Einige erwarteten, die Munizipal-Reform-Bill von einem andern Zweige der Legislatur verworfen werden sollte. Er (Hume) werde es in einem solchen Fall für seine Pfticht halten, auf einen nament lichen Aufruf im Hause (Zusammenberufung aller Mitglieder desselben), zur Berathung über die dann zu ergreifenden Maßre geln, anzutragen. Daß das Haus jebt, in einer so vorgerückten Perio- de der Session, so wenig vollzählig besebt sey, darüber sey nichts zu {a gen ; indessen sey das Haus doch der große Rath der Nation, und dieser müsse aufgerufen werden, wenn die erwähnte Bill von dem an dern Hause verworfen werden sollte; er hoffe deswegen, man werde nicht-unter dem Vorwande, daß die Session ihrem Ende nahe sey, sich auf Unterhandlungen einlassen, die nur {ädlic) seyn könnten. Lord J. Russell antwortete, er stimme mir deu: ehrenwerthen Mitgliede für Middlesex darin vollkommen überein daß, wenn die Bill in dem anderen Hause verworfen werde! sollte, von dem diesseitigen außerordentliche Maßregeln ergrisfen werden müßten. Das kdnne aber unbeschadet seiner Motion g: schehen, da dieselbe in einem solchen Fall durch einen Beschluß des S „wegen dringender Nothwendigkeit“ aus dem Wege ge ráumt werden könnte. Hr. Roebuck meinte darauf, es möchte wohl gut seyn, die Sißungen auf etwa 6 Wochen zu vertagen, so lange die Farce im anderen Hause (die data cer nehmung) noch fortdauere. Man rief „zur Ordnung!‘ Der Sprecher sagte: er hosse, das ehrenwerthe Mitglied werde selbst das Unpassende seiner Aeußerung einsehen; worauf Herr Roebuck antwortete, da der Sprecher es sage, so sehe er es a! lerdings ein; er würde sie aber sonst nicht für unpassend halten, wenn er hôre, wie man sih in dem andern Hause über da: Haus der Gemeinen äußere. Lord J. Russell bemerkte dag gen, es möchte angemessen seyn, von allem dem, was über die erhandlungen des anderen Hauses durch die Zeitungerck bekannt werde, hier keine Notiz zu nehmen und nur darauf zu achten, daß das Unterhaus wenigstens keinen Anlaß zum Tadel gebe, wenn auch das Oberhaus es thue. Herr O'’Conne!|l eigte an, daß er in dem Aus|chuß úber die Frieden: Erhaltungs - Bill für Jrland, die von Lord Morpeth stati der Zwangs - Akte vorgeschlagen worden, auf die Einschaltung von Klauseln antragen werde, daß die früheren Anordnungen it: Betreff der „Londoner korrespondirenden Gesellschaft‘ (die einen jakobinischen Charakter hatte) auf alle korrespondirenden Gese! schaften in Jrland und auf alle Vereine, in welchen gehein:« Zeichen gebraucht würden, angewendet werden sollten. Er zielte

Regterung nicht bfter, als bisher, durch die Mittheilung authent scher Nachrichten, sey es nun, daß ste ihr durch den Telegraphen oder auf gewdhnlichem Wege durch zuverlässige Agenten zugehen

gewiesen sind, gus so unlautern Quellen zu schöpfen, und daß die

das Urtheil des Publifums berichtigt