1835 / 246 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

CAG A IPSLE H

rung, eine Gratification von 60 Gulden C. M. ein- für alle- mal zugetheilt, auch der niederen _ Martinschaft eine Erhö- hung ibrer Löhnung bewilligt worden. —- Aus verschiedenen Gegenden Ungarns wird berichtet, daß unter dem Hornvieh Und den Schaafheeëden der Milzbrand in einem bedenklichen Grade herrsche. Es sind deswegen an der Gränze Vorkehrungen getroffen worden, um der weiteren Verbreitung dieser Seuche vorzubeugen.“ ' Man folgert ihr Entstehen aus der Trockenheit, Und. besonders dem staubigen Futter und sehnt sich en nach Wind und Unwetter, ‘was in solchem Falle stets von eilsamen Folgen war. Aus Jtalien äußern Briefe fortwährend die ängstlihsteri Besorgnisse wegen der Cholera, die sich mehr und mehr der K. K. Gränze nähere. Es sind sogar in Mailand schon einige Fälle vorgekommen, diè für Cholera, jedoch nur spo- radischer Art, erkannt wurden. Man huldigt dort noch der An- sicht, daß diese Seuche hauptsächlich ansteckender Natur sey, und hält ihre Abwendung durch einen Cordon, tros gegentheiliger Erfährungen anderen Orts, für möglich, weshalb auch vielseitig der Wunsch laut wurde, es möchte an der Sardinischen Gränze ein Cordon gezogen und möglichste Sicherheits - Vorkehrungen getroffen werden. Ob diesem Wunsche entsprochen werden wird, scheint noch nicht entschieden und hängt ganz von dem Gutbefin- den Sr. K. Hoh. des Vice-Königs Erzherzog Rainer ab, wel- cher, in Betracht der Dringlichkeit der Gefahr, unumschränkte Vollmacht erhalten hat. er kommandirende General, Graf Radezky, hat 70 Aerzte fär das K. K. Militair gefordert, und schon ist dieser Forderung theilweise entsprochen worden; für das Civil wird eine weit größere Anzahl abgesendet werden. Die Truppen- Konzentrétrungen in Jtalien zu den Herbst- Mandvern sind wegen der Cholera contremandirt worden. Von den durch Arsenik vergifteten 13 Personen is nicht eine einzige ge- storben, vielmehr sind alle wieder vollkommen hergestellt. Man hat keine Ursache, diese Vergiftung absichtlicher Bosheit zuzu- schreiben. Auch der dur seinen Fourier- Schüßen {wer ver-- leste Hauptmann Z befindet sich auf dem Wege der“ Bes-

erung. / , Dem Streite hinsichtlich der Frage, ob Se. Majestät der Kaiser in Zukunft als König von Ungarn -der Erste oder (wie die Ungarischen Ständetafel mit einer Dringlichkeit, als ob das Wohl Ungarns davon abhinge, es erbat und wünschte) der Fünfte heijen solle, hat der Kaiser selbst dadurch ein Ende gemacht, daß er sih entschloß, zu gestatten, als Kdnig von Ungarn der Fünfte genannt zu werden. Der allverehrte Statthalter Erzherzog Jo-

eph soll mit dieser Entschließung vor einigen Tagen nach Preß- | i ez ) ea "be rivas seyn, um die Ungarischen Tafeln hiervon in | hen, wonn Silva Carvalho bei seinen Einschränkungs-Versuchen | mehr von seinen Kollegen unterstüßt würde.

Kenntniß zu seßen und dadurch der so leidigen und das allge- meine Wohl beeinträchtigenden Disharmonie zwischen der Mag- naten- und Ständetafel ein Ende zu machen. i

Schweiz.

Zürich, 25. Aug. Jn der Sißung der Tagsakung am 21. d. berichtete die Kommission über Herbeischaffung der Gel- der, welche durch die neue Militair-Organisation ndthig werden.

" Die Entscheidung wurde bis. zum Einlaufen der Jnstructionen

vershoben. Die Kommission will ein halbes Geld - Kontingent von ‘den Ständen erheben, eine andere Ansicht möchte die Last dem Eidgenössishen Gränz -Zoll überweisen, dessen Ertrag be- kanntlich für das Eidgenössische Kriegswesen bestimmt is. Die Militair - Kommission berichtete über die revidirte _“aíitair- Organisation; dreizehn Stände, eine kümmerliche “?eßrheit, stimmten für den Entwurf, der so viele Zeit ge! hat, welche vielleicht doch verloren ist, da alle 13 Stimmen . un-

ter Vorbehalt der Genehmigung von Seiten der bettcssezven |

Stände gegeben sind. Der Bericht der Mislitair-Behörò: über das Thunér Uebungs- Lager spricht sich über den Stand des Schweizer Wehrwesens, namentlich was Zucht und Ordnung be- trifst, so wie in Beziehung auf Kenntniß und Eifer der Offi ziere nicht befriedigt, theilweise sehr unbefriedigt aus.

Am 3. August, während es in der Basel. Landschaft so stür- wish zuging, wurde in Solothurn zum erstenmale in der St. Stephansfkfirche . Gottesdienst nah reformirtem Ritus gehalten. Die Feier erdffnete der Gesang: „Wir glauben All’ an einen Gott! ‘/ : uns

Laut der Allg. Schw. Ztg. herrscht in Genf große Be- stärzung, da die Cholera in einem kleinen Orte Savoyens dicht an der Gränze ausgebrochen seyn soll.

Die Tessiner Blätter widersprechen nun bestimmt dem Gerüchte, daß die Cholera im Tessinischen und der Umgegend ausgebrochen sey. Von dieser Seite habe die Seuche sih nicht nicht mehr als 60 Stunden der Schweiz genähert. -

S panien.

Nach Briefen aus Barcelona vom 18ten d. M. in der Times sind daselbst viele Personen verhaftet worden, welche den Plan hatten, den Constitutions-Stein D aden und die Verfassung von 1812 zu proklamiren. Auch hat man bei ihnen revolutionaire Proclamationen gefunden, die sie unter die arbei- tenden Klassen vertheilen wollten. , Sie sind sämmtlich in die Citadelle gebracht. General Varleta hatte mit nur 200 Bewaff- neten in Lerida eine Karlistische Verschwörung unterdrückt; da- egen war in Mataro eine ultraliberale Bewegung ausgebrochen. Deputirte von Gerona, Tarragona, Lerida und Mataro waren

zum 20sten d, zu einer großen Catalonischen Versammlung nach

Barcelona tínberufen. : Portugal. Lissabon, 15. August. Die Hof - Zeitung enthäst ein

Dekret der Königin, wonach Britische Schisse, die durch Sturm

enöthigt sind, in Portugiesischen Häfen Zuflucht zu suchen, keine Lia ilen 5 zahlen haben. - Diese Bestimmung bleibt so (lange in Kraft, als die ähnlichen Verordnungen der Britischen Regie;- rung hinsichtlich der dortigen Häfen bestehen.

Jn einer Privat-Korrespondenz der Times aus Lissa-

“bon vom 8. und 15. Aug. liest man : „Marschall Saldanha hatte vor “einigen- Tagen beim Besichtigen seines neuen Landhauses zu Cin-

tra das Unalúck, die Treppe hinabzufallen z doch beschädigte er sich’ dabei niet und ist seit gestern wieder in der Stadk. Die Königin begab ih am Montag früh nah Ramalhao bei Cintra Und kehrte heute Morgen hierher zurück, um zuerst einen Kabi- nets-Rath und dann einen Staats-Rath zu halten, worauf Jhre Maj. wohl wieder nah JZhyéèr Sonimer-Residenz zurückkehren wird. Diezur Berathung gekommenen Gegenstände waren u. A., wenn ich recht unterrichtet bin, die Vermählung dex Königin, die Spanische Intervention, die Ernennung von Civil-Gouverneuren urid Ju- stéz-Behörden, in Gemäßheit ber neuen Eintheilung des Landes, und endlich die Zahlung der dem Herzog von Wellington und dem Lord Beresford {huldigen Pensionen, Was über diese Be- rathungen verlautet, ist Folgendes; Jn Betreff der ersten Frage ist noch nichts festgesest. Bei der Jnterventions- Frage suchten Silva Carvalho, Fonseca, Magelhaens, Palmella und Pinto

1004 Magelhaens zu zeigen, wie unnöthig es sey, eine Armee nah Spa- nien zu senden, wenn derselbe Zweck, dadurch erreicht werde, daß man die Anwerbung eines Hülfs-Corps von 4000 Mann in Portugal estatte. Herr Silva Carvalho benuste diese Gelegenheit, um sich fiber die Nothwendigkeit auszusprechen, die Armee und namentlich den sehr zahlreichen und höchst kostspieligen Generalstab sogleich um die Hälfte zu vermindern. Dieser Vorschlag wird- niemals die Zustimmung des Marschall Saldanha erhalten. Das Verzeichniß der neu gewählten Civil.Gouverneure und Bezirks-Richter wurde von, der Königin genehmigt und wird gewiß allgemeine Zufrie- denheit erregen. Die Zahlung der rückständigen ‘Pensionen fand deshalb einigen Widerspruch, weil der Gegenstand so wenig ‘po- pulair ist; sie soll jedo zulest bewilligt worden seyn. Ueber die Zweckmäßigkeit, die Wahl von 26 neuen Cortes-Mitgliedern aus- zuschreiben, weil mehrere Doppel- Wahlen stattgefunden ha- ben, und vier Deputirte Minister geworden sind, kam es zu feiner Entscheidung. Der Oberst Marino, ein tapfe- rer und gewandter Mann, ist einstimmig zum Präfekten der Inseln des grünen Vorgebirges ernannt worden. Silva Carvalho will durch Herrn Mendizabal der Spanischen Regierung sämmtliches vorräthige Pulver zum Verkauf anbieten lassen und zwar für einen Preis, der um YpCt. geringer is, als- in England. Die Handels-Kammer -von Lissabon hat der Kö- nigin zur Aufhebung des Handels - Traktats mit England ihren Glückwunsch abgestattet ; doch glaube ich nicht zu irren, wenn ich sage, daß die dffentliche Meinung gegen diese Maßregel ist. Fast alle Briefe und Zeitungen, die man am Zten d. aus Frank-

- reih und Spanien hier erwartete, sind auf dem Wege zwischen

Truxillo und Merida verbrannt, indem die Axe des Postwa- gens Feuer fing. Der im Portugiesischen Dienste gewesene Oberst Gordon wird nah England gehen, um ein Kommando bei dem für Spanien gebildeten Hülfs-Corps zu übernehmen. Morgen wird die Portugiesische Korvette ¡„„Eliza‘/ mit Herrn Joaquim Antonio Magalhaes, dem neuen Gesandten am Brasilianischen Hofe, nah Rio Janeiro unter Segel gehen. Eine andere Korvette wird den Gouverneur von Angola, Don Domingo Saldanha, an seinen Bestimmungsort bringen. Es ist nicht gegründet, daß der vorige Finanz - Minister, Campos, dem Dom Miguel den Betrag seiner Penfion für einen Monar übersandt habe. Der Verkauf der National -Güter geht weit be}scr von Statten, als früher; mehrere Besißungen wurden dop- pelt so hoch bezahlt, als sie veranschlagt waren. Dies bietet cine gute Aussicht für den zukünftigen Finanz-Zustand Portugals dar. Die Verbesserungen würden in diejer Beziehung noch rascher ge-

Marschall Sal- danha und sein Günstling d’Attaguia widerseßen sich jeder Re- duction in der Armee und Marine, namentlich in der ersteren, wo, ohne den geringsten Nachtheil für das Land, eine jährliche Ersparniß von 559,000 Pfd. gemacht werden könnte, Auch bei der Marine ließen sich sehr gut 100,000 Pfd. jährlich ersparen. Die Departements des Junnern und der Justiz können ihrer Organisation nach nit anders als kostspielig seyn. Aber wes- halb werden die C'vil - Gouverneure besoldet und warum über- trägt man diese Uet icht reihen und angesehenen Personen, die sie der Ehre uni3 ah: der Besoldung wegen übernehmen ? Es heist jeßt, die Königin werde sich mit dem jungen Prin- zen von Sachsen-Coburg vermählen, doch glauben nur sehr We- nige dar. Gestern kam die Königin von Ramalhao in die Stadt, um heute, zur Feier ihres Geburstages und des Jahres- tages d¿” Eröffnung der Cortes durch Dom Pedro, ein Lever zu halten. Sie ist jehr stark geworden. Heute früh fim die Her- zogin von Braganza von Caxias hier an, um de: Kö.igin ihren Glück vunsch abzustatten und kehrte nah dem Diner dahin zu- rúck, Rodrigo da Fonseca Magelhaes hat an die Cor- poration der Britischen Kaufleute ein Schreiben erlassen, worin er anzeigt , daß die Beschränkungen, denen sie seit einiger Zeit un- terworfen gewesen sind, einstweilen aufgehoben würden, bis ein neuer Handels - Vertrag mit England abgeschlossen sey. Ein sol- ches Verfahren war um so nothwendiger, als sich ein Haß gegen die Briten zu zeigen anfing. Vor einigen Tagen erhielt ein Ma- trose von dem Englischen Schisse „Hastings“ drei Bajonnett-Wun- den von einigen Soldaten, und zwei junge Männer, die in Por- tugiesischen Diensten gestanden haben und auf die Erledigung ih- rer Angelegenheiten warten, wurden unter dem Geschrei: ¡„Schlagt die Englischen Schurken todt!“/, aus ihrer Woh- nung nah der Wache gebracht, weil das - Volk behaup- tete, sie hätten die Matrosen - des „Hastings“ gegèn die Portugiesischen Soldaten aufgereizt. Sie wurden indeß, da durchaus kein Beweis ihrer Schuld vorhanden war, wieder in Freiheit geseßt. Am folgenden Morgen begab sich der Capitain Shifner vom „Hastings“, in Begleitung des Britischen Vice- Konsuls, zu dem Herzog von Terceira, um ihm anzuzeigen, daß, wenn dergleichen künftig nicht verhindert würde, er si genöthigt sehe, seine Matrosen bewassnet ans Land gehen zu lassen. 7 An Betreff der Jnterpention in Spanien wird man wohl die An- kunft des Herrn Mendizabal abwarten, der den 31. August hier

_eintresfen soll. Den neuesten Nachrichten aus Madrid zufolge,

wollen die Liberalen alle Klöster aufheben und zum National- Eigenthum machen, die Zahl der Bischdfe und hohen geistlichen Würdenträger bedeutend vermindern und endlich die Zehnten ab- schaffen. Dies Alles ist in Portugal längst geschehen, QDie gestrige Hof-Zeitung enthält ein Dekret, welches die Ernen-

‘nung von Fonds-Mäklern genehmigt, wodurch einem schon längst

gefühlten Bedürfnisse abgeholfen wird,“

Fnland.

Berlin, 3. September. Se. Majestät der Kaiser von Nußland sind auf Allerhöchstihrer Reise von Kalisch nach Lieg- niß am 31. v. M. Morgens gegen 7 Uhr durch Breélau gekom- men, nachdem Tages zuvor ein Theil des Kaiserlichen Gefolges vorausgeeilt war. Der Postillon, der den Wagen des Se. Kaiserl. Majestät begleitenden Königl. Preußischen Öbersten und Flügel-Adjutanten von Nauch führte, hatte das Unglück, mit dem Pferde zu srurzen; er gerieth unter die Räder und blieb augen- blickiich todt. /

Ueber die am Geburtótage Sr. Majestat des Königs zu Königsberg in Pr. erfolgte Einweihung eines unweit dieser Stadt befindlichen vaterländischen Denkmals, geht uns nachträg- lich folgende Mittheilung von dort zu: „Am 3. August wurde die Wiederherstellung der Rudauer Schlachtsäule feierlichst began- gen. Nahe bei dem Dorfe Rudau, 4 Meilen von Königsberg, erhebt sich nämlich eine steinerne Säule, zum Denkmal des gro- ßen Sieges, den 1370 der Deutsche Orden über das hereinge- strômte Heer der Litthauer erfoht, Zeit und Witterung hatten diese Säule sehr beschädigt; die Tafel mit deë Inschrift war verloren gegangen. Der Ostpreußische Kunst - Verein und die Landstände des Samländischen Kreises, auf deren Bezirk diese Säule sich befindet, beschlossen daher, dieses älteste vaterländische Denkmal wiederherzustellen. Auf den Gipfel der Säule wurde

ein hohes Ordenskreuz geseßt und auf eine Marmortafel folgend Inschrift eingegraben: „„„Am 17. Februar 1370 fiel hier als Sieger über Olgjerd und Kynstutte des Deutschen Ordens - Mar; schall Henning Schindekopf.‘/‘/ Der benannte Ordens, Marschall hatte nämlich zuerst den linken Flügel des Feindes zum Weichen gebracht, war auf dem Schlachtfelde tödtlich verwundes geblieben, und der damalige Hochmeister Winrich von Kniprod,

war es, der seinem Freunde und Waffengefährten diese Trauer]: sáule errichtete. Zur Erinnerung dessen ist auch des Marschal(§ Lanze und Ordensschi(}

Wappen : ein geharnischter Reiter mit in halberhabener Arbeit, über die Jnschrift geseßt worden. Zuy erneuerten Einweihung dieses merkwürdigen , alterthämliche Denkmals war gewiß kein Tag schicklicher und erhebender, alz der 3. August, der Geburtstag unseres allverehrten Königs. A,zÞ

heitern Festmorgen hatte sih eine zahlreihe Versammlung veilomon Innerhalb des Kreises befand(====

dem Monument eingefunden. sih Se. Excellenz der Hr. Ober-Präsident v. Schön, der Gehein Regierungs-Rath Dr. Müller, als Kommissarius der Ostpre gischen Regierung, der Landrath Dr. Abegg, als Repräsenta

der Landstände, und der Stadtrath Degen, als Abgeordneter d

Kunst - Vereins. Die Feier war einfach und erhebend. D Pfarrer Hoffmann aus Laptau hielt an die Zuschauer eine A rede, worin er das Geschichtlihe des Denkmals und der si daran knüpfenden wichtigen Begebenheit auseinanderseßte, m Bezugnahme auf den heutigen feierlihen Tag und die gesegne Regierung unsers geliebten Landesvaters. Der Landrath D Abegg sprach hierauf zu den Schulzen und Landleuten, denen die Obhut des Denkmals anempfahl. Eine schicckliche Musi gesang: „Den König segne Gott“ eröffneten und beschlossen F ländliche Fest auf eine würdige und rührende Weise. Der 0g

Allgemeine

Vreußische Staats-Zeicung.

V 246.

A

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben den Polizei-Präsidenten Heinke Breslau zum außerordentlichen Regierungs - Bevollmächtigten der Universität daselbst, so wie zum Geheimen Ober - Regie-

nge weiter

asse, zu ernennen und die für denselben ausgefertigte Bestal,

gs : Rathe mit dem Range der Ministerial - Räthe

1g _Alierhöchstselbst zu vollziehen geruht.

N R Des Königs Majestät haben den biéherigen außerordent das Lebehoch dem Könige und der einstimmig gesungene Volsli jen Professor in der philosophischen Falultát L ata db jr-Anstalt zu Münster, Dr. Grauert, zum ordentiichen Pro- sor in der gedachten Fakultät zu

preußische Kunst - Verein hat von den ihm zu Gebote stehenden \tent Allerhdch[kselbst zu vollzichen geruht.

Mitteln gewiß einen sehr rühmlichen Gebrauch gemacht und \v

gleich einen beachtenswerthen Artikel seiner Statuten erfüllt, f

dem er das älteste vaterländische Denkmal auf eine solche Wei wieder herstellte, daß es, dem Anblick gefällig, für kommen Geschlechter dauernd erhalten wird. Sowohl der Kunst- Veri als die Landstände werden für die künftige Erhaltung des Den mals die eifrigste Sorge tragen.‘ |

Berl er Bors Den 3. September 1835.

Amtlicher Fonds- und Geld-Cours-Zettel, Ü Pr. Cour. Pr. Cour. N| Brief. | Geld. Brief. Geld, 4| 10134 | 1011/4 102% |

995% 99 A 105, _

60! 593 / 102! {i 1Q 101!/, | 1003/4 106/ 101 101% | 1014

Ostpr. Pfandbr. Pomm. do. Kur- u.Neum. do. Schlesische do.| Rückst. C. und Z. Sch, d. K. u. N.

St.-Sehuld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30.| 4 PrämSech.d. Seeh. Kurm.Obl.m.1.C./4 Nm. Iut.Sch. do. Berl. Stadt - Obl. |/ 4 85/ | Königsb. de. |4 21614 | 21 Neue Ducaten 1834, _— 4 Friedrichsd'or 1324 | 131 4 Disconto 3 A

r. Cour. Brief. | Geld

142,

4 Elbinger do. 4} _— Danz. do. inTh.— Al 1023/2 102%

Wechsel-Cours.

Gold al marco

Westpr. Pfandbr. Grossh. Pos. do.

Amsterdam Kurz

do. 5 2 Mt. Hamburg Kurz

do. é 2 Mt. 3 Me. 2 Mt. 2 Mt.

V)

528 | B 6 Wi/

1032/4 2 Mt. 1031/4 | 2Mt (99/4 | 8 Tage —_ 102? 2 Mt. 102! 3 Woch. has 30!

London

Wien in 20 Xr.

AUBIDOI E. C Sous cue s otte Breslau

Leipzig

Frankfurt a. M. WZ.

Petersburg

100 Rh).

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 29. August. Niederl. wirkl, Schuld 541/, ;. 5% do. 10174. Ausg. Seh —. Kanz-Bill. 24/6. 414%, Amort. 934. 314% 775/4. Ru 99!4. OVesterr. —. Preuss. Präm. - Scheine 104%. do, 4 Anl, —. Span. 5% 3334. do. 3%, 21. Antwerpen, 28. August. . Span. 5% 33. Zinsl. 13? Cortes 29, Anl. 39.

Frankfurt a. M,, 31. August.

Vesterr. 5% Metall. 102%6. 1027/6. 4% 9834. 9% 214%, 57. 1% 25/4. Br. Bank - Actien 1584, 1582. Part Oblig. 14014. Br. Loose zu 500 Fl. 114%. 11414. Loose zul Fl. 213. G. Preuss. Präm.-Séh. 5874. 5834. do. 4% Anl. 98! G. Poln. Loose 6874. Br. 5%, Span. Rente 317%. 315%.

30/, 1934. 1914. P Hamburg, 1. September. Engl. Russ. 1054. Hope in Cert. 991-,. 118!4. Poln. Part. 137!4, Neue Polin. Anl. 169.

5%, 84. Paris, 28. August. 5%, Rente 109. 65. 3%, do. 79. 20. 5%, Neap. 97. 10. }ÿ 3334. 3% 2/4. Cortes 54. Ausg. Span. Schuld 1414. d Porf. 565% s

J

Coup. —.

Preuss. Präm,-§ Dän, —, Bi

Wien. 29. August. 5% Met. 101%. 4% 9721/4, Bank - Actien 1307.

Án!. 367.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 4. Sept. Jm Schauspielhause: Zum ersten wiederholt : Die Rosenmädchen, komische Oper in 3 Abth., n dem Französischen des Théaulon, von Koßebue. Musik von paintner. Vorher: Zum erstenmale wiederholt: Der Onkel {ll Lokalposse in 1 Akt, von L. Angely.

Sonnabend, 5. Sept. Jm -Schauspielhause: Das Käthd von Heilbronn, großes Ritter - Schauspiel in 5 Abth. , von v. Kleist.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 4. Sept. Der Mann im Feuer, oder: Der B tigam auf der Probe, Original-Lustspiel in 3 Akten, von Zie/ (Neu einstudirt.) Hierauf: Der Kapellmeister von Ven musikalisches Quodlibet in 2 Akten, von Breitenstein. W von verschiedenen Meistern. E a8 «d

Sonnabend, 5. Sept. Die Familien Capuleti und V techi, Oper in 4 Akten, nach dem Jtaliänischen. Musik d Bellini. (Dlle. Vial: Nomeo, als Gastrolle.)

Preise der Pläße: Ein Plaß in den Logen und im D kon des ersten Ranges 1 Rthlr. 2c.

Sonntag, 6. Sept. Hinko, der Stadtschultheißen -

Von Nürnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspi D

„Der jüngere Sohn“/, von Charlotte Birch-Pfeiffer. / Redacteur Cottel Gedruckt bei A. W. Hayn

e

Zeitungs-Nachrichten. A u s lan d.

Frankreich.

Deputirten - Kammer. Sigung vom 27 Av gust. tachtrag.) Nachstehendes ist der Inhalt des ersten Titels des neuen eß-Geses-Entwurfes, betrefsend die Preß-Verbrechen, Vergehen d Contraventionen , wie solcher in dieser Si6ung, ganz nach

Vorschlägen der Kommission. und mit Beseitizung aller dazu

machten Amendements, angenomimnéen- worden ist:

(Artikel 1. Fede Herausforderung zu den in den Art. 86 und des Strafgeseß - Buches bezetchneten Verbrechen, *) se mag von

folg gewesen seyn oder nicht, if cin Attentat gegen die Sicherheit Staats. Js sie von Erfolg gewesen, so wird ste nach dem Buchstas

des 1 Artikcl des Geseßes vom 17. Mai 1819 bestraft; wo nicht, so jt Gefängnif. strafe und eine Geldbuße von 10,000 50.000 Fe. darauf. beiden Fällen kann der Prozeß, dem 28. A:t der Charte gemäß, E Überwiesen werden. Art. 2. Jede Beleidigung

dnigs, die den Zweck hat, zu Haß oder Verachtung seiner Per- oder seiner verfassungsmäßigen Autorität aufzurcizen, is cin At- at gegen die Sicherheit des Staats, und der Schuldige- wird ge- tet und beslrast, wie der vorige Artikel es besagt. Art. 3. Lede Eee Beleidigung des Königs wicd nach deni Buchstaben des Art.

ves Gesehes vom 17. Mai 1819 besiraft. Art. 4. Wer den Tadel

r die Berantwoctlichkeit für Verwaltungs - Maßregeln dem Kd- beimißt, soll mit einmozuiatlicher bis einjähriger Haft und einer sdbuße von 500—5000 Fr. büßen. Art: 5. Jeder Angriff auf das (nzip oder die Form der du-ch die Charte don 1830 eingesehten gierung if ein Attentat gegen die Sicherheit des Staats, sobald den Zweck hat, zum Umsturze -der Regierung aufzuretzen. Der huldige wird gerichtet und beflrast, wie der erste Artikel es besagt. t. 0. Jeder andere in dem Gesehe vom 29. Nov. 1830 vorherge- tne Angri soll auch ferner nach den Beßimmungen dieses Gesez- bestraft werden. Art. 7, Dieselben Stcafen tren diejenigen, die ullich jeder anderen als der besteßenden Regierungsform beépflich- , sey es, daß sle den durch das Gescß vom 10. April 1822 für er aus Fraakreich verbannten Personen, oder jedem Andern als wig Philipp und «seiner Nachkommenschaft, Rechte auf den Thron ennen; scy es, daß sie sich den Namen eines Republ‘kaners odex andere mit der Charte von 1830 unverträgliche Benennung bei- en; sey es endli, daß sie den Wunsch, die Hoffnung oder die dhumg eines Umsturzes der monarchisc-constitutionnellen Ordnung, r einer Wiederherstellung der gefallenen Dynastie aussprechen. t'8, Feder Angriff auf das Eigenthum, deu Eid oder die den sehen schuldige Achtung; jede Lobrede auf Thatsachen, de das liche Geseßbuch als Verorechen oder als Vergehen stempelt, jede freizung zum Hasse gegen die verschiedenen Klassen der Gesellschait, nah dem Artifel 8 des Gesches vom 17. Mai 1819 bestraft werden ; h können die Gerichte nah den Umständen die Strafen bis zum ppelten des Maximums erheben. Art. 9. Bei allen in den Gesecßen hergeschenen Verunglimpfungen können die Strafen, den Um- den gemäß, bis zum Doppelten des Maximums erhdht werden, obl für die Haft als für die Geldbuße. Der Schuldige kann rdies für cine der Dauer der Gefängnißstrafe gleichkommente seiner bürgerlichen Rechte, wie solche im 42sten Art. des Straf seßbuches benannt sind, ganz-oder theilweise für verlustig erklärt den. Art. 10. Es isf den Tagesblättern und periodischen Schrif- untersagt, úber solche Fnjurien- oder Diffamations - Prozesse zu ichten, wo die Beweis[úhrung geseßlich nicht zulässig is; sie fen nur, wenn der Kläger es verlangt, die Klage anzeigen; in n Fällen aber können fie das Urtheil publiziren. Es isi verbo- die Namen der Geschwornen bekantit zu machen, ausgenommen dem Berichte úbver die Audienz, wo die Fury eingescht worden Es isi ferner verboten, úber die innern Berathschlagungeu so- il der Geschwornen als der Gerichtshöfe und Tribunäle Bericht rsiatten. Die Uebertretung dieser verschiedenen Verbote soll vor die Yfpolizei-Gerichte gebracht, und mit einmonatlicher bis einjähri- Hait und einer Geldbuße von 500 bis 5000 Fr. geahndet wer- : Art. 11. Es ist verboten, Subscriptionen zu erdfffnen oder df- tlich anzukündigen, die den Ziweck haben, für Geldbußen, Prozeß- en und Schaden- Ersähe in Folge richterlicher Verurtheilungen ntshädigen. Eine Uebertretung dieses Verbots wird gerichtet bestraft, wie der vorige Artikel es besagt. Art. 12. Die Be- \mungey des Art. 10 des Gesehes vom 9. Funi 1819 sind auf n dem gegenwärtigen Geseßze vorhergesehene Fälle anwendbar. i einer zweiten oder noch dftern Verurtheilung eines Herausgé- dder einer Zeitung binnen JFahreëfcist, können die Gerichtshöfe Tribunäle das betreffende Biatt auf 2 Monate suspendiren. Die Men sion kann aber auf # Monate ausgedchnt werden, wenn die (tbeilung auf den Grund eines Preß- Verbrechens erfolgt ist. id dem gegenwärtigen Pres - Geseße, so wie in den fcüheren s ten Strafen, werden nicht mit cinander vermengt, sondern fn alle einzeln bestanden werden. |

Paris, 29. August. Vorgestern Abend wurden der Mar- Ill Molitor und die Minister der Justiz und des öffentlichen krichts von der Königin empfangen. Gestern führte derKd- en Vorsib im Minister-Rathe. nt A er König hat gestern dem Sächsischen Gesandten, Herrn

® Diese Verbrechen sind: Í j , F

od nd: Alle Attentate oder Verschwörungen gegen das Le: tate oder Li0N des Königs over der Mitgliede seiner Familie, “forme alle onfol GORpA Ung rate, die inen Umsturs der egterung, eine plenderühg der mit dem Tode bestvafc Werde frelzung zum Vikivgorkriege bezwecken: Sle sol-

. Über diesen

ernennen und das dicsfállige

——————

von Könneribk, eine Privat-Audienz ertheilt, um das Glückwün- shungs- Schreiben seines Souverains wegen der Erhaltung des Lebens Sr. Majestät entgegen zu nehmen.

_ Die Pairs-Kammer hielt heute in Gegenwart einer sehr kleinen Anzahl von Mitgliedern eine dffentliche Sizung, in welcher der Graf Gilbert des Voisins über den Gesez-Entwu-f we- gen der Geschwornen-Gerichte berichtete und auf die unveränderte ‘Annahme desselben antrug. Die Erdffnung der Berathungen Gegenstand wurde auf Dienstag (1. Sept.) angeseßt. Nachdem noch zwei andere Berichte über die Pensionirung der Opfer des Attentats vom 28. Juli und über die Kosten der bei- den kirchlichen Feiern am 5. und 6. August abgestattet worden, wurde die Si6ung, die úberhaupt nur eine Stunde dauerte, aufgehoben.

Nachdem in der gestrigen Si6ung der Dep utirten- Kammer der §. 1 des 13. Art. des neuen Preß-Gese6es, wel, cher also lautet: „Die von jedem Eigenthümer einer Zeitung oder einer periodischen Schrift zu leistende Cautions-Summe joll in baarem Gelde in den Staats-Schaß (statr wie bisher in die De- positen-Kasse) geschärtet werden , der die Zinsen davon nah dem für die übrigen Cautions-Leistungen geltenden Sake zahlen wird,“ angenommen worden, entwikeltè Herr Vivien ein Amendement, das den Zwee hatte, den bisherigen Sab der Cautionen nicht zu erhöhen, sondern bloß die Herausgeber von Zeitungen dahin anzuhalten, daß sie binnen Monatsfrist die gegenwärtig erlegte Renten: Summe durch die Entrichtung des Kapitals ersegen, dergestalt, daß die Pariser Tages - Blätter, statt der von ihnen deponirten 2400 Fr. Rente, ein baares Kapital von 48,000 Fr. zu zahlen gehabt haben würden. Die Her- ren Passy und Dubois unterstüßten diesen Antrag, während die Herren Dumon und von Salvandy die Nothwendigkeit zu beweisen suchten, den Cautions-Sa6 fór die Pariser Tages- blätter auf 120,000 Fr. zu-erhöhen. Als über das Amendement abgestimmt werden sollte, waren die Stimmen so gleihmäßig ge- theilt, daß man zur Kugelwahl schreiten mußte. Der Namenés-

Aufruf ergab 348 anwesende Deputirte; in den Wahl-Urnen be-

fanden sich 178 shwarze und 170 weiße Kugeln, so daß der Antrag des Hrn. Vivien nur mit einer Majorität von 8 Stim- men verworfen worden ist, was in der Versammlung eine anhaltende Sensation er regte. In der heutigen Si6ung, wo die Debatten fortgeseßt wurden, trat Hr. Firmin-Didot mit nachstehendem Amendement hervor : ¿Erscheint eine Zeitung oder periodische Schrift wöchentlich“ dfter als zweimal, sey es nun an bestimmten Tagen, oder in Lieferungen und unregel- mäßig, so soll die Cautions - Summe 100,090 Franken betragen; 75,000 Fr., wenn das Blatt zweimal wöchentlich ‘er- scheint, 50,000 Fr. für die Wochenblätter und 25,000 Fr. für die Monatsblätter. Jn der Proviúz, mit Ausnahme der De- partements der Seine, der Seine und Oise und der Seine und Marne , soll die Caution für die Tagesblätter in den Städten von 50,000 Scelen und darüber 25,000, in kleineren Städten 15,000 Fr., und für alle Zeitungen und periodische Schriften, die minder oft erscheinen , die Hälfte dieser beiden Summen be- tragen.” Nachdem der Berichterstatter Herr Sauzet erklärt, daß die Kommission diesen Anträgen beitrete, wurden dieselben von den Centris angenommen. Die Opposition stimmte nicht mit. Ein Amendement des Herrn Jollivet, wodurch die Zeitungen und [periodischen Schriften iu fremden Spra- chen begünstigt werden sollten, wurde verworfen, im- gleichen ein anderes des Herrn B uUgeaud, wodurch dem Moniteur die Stempel- und Post-Freiheit zugesichert wer- den sollte. Jm Art. 15 wurde nach einer sehr lebhaften Debatte diejenige Bestimmung als unausführbar gestrichen, wonach der Herausgeber einer Zeitung jede einzelne Nummer derselben t & z- lih eigenhändig unterzeichnen sollte. Die Art. 16, 17 und 18 gingen ohne Weiteres durch. Der Ill. Titel des Gesebes, der mit dem 19ten Art, anhebt, handelt von den Kupferstichen , Li- thographien und sonstigen Bildern. Der General Valazé erhob sih sehr nahdrücklih gegen die Absicht, die Ausstellung und den Verkauf aller solcher Bildnisse von der Genehmigung der Be- hôrde abhängig zu machen. Errief im höchsten Eifer, indem er auf das im Saale befindliche Gemälde hinwies, wo die Hrn. Benjamin Kon- stant, Casimir Périer und Laffitte dem Könige die Charte überreichen : „Vergessen Sie ja nicht, m. H., daß die Charte von 1830 feine

“octroyirte Charte ist. Die Minister wundern sich, daß das Volë

nicht aufsteht, und sie schließen daraus, daß die Charte nicht ver- lest worden is. M. H., die Gerechtigkeit der Völker ist lang- müthig; als das Volk sich im Jahre 1830 empôrte, war die Charte nicht zum ersten Male verleßt worden.‘ Bei diesen Worten erscholl von mehreren Seiten der Ruf: „zur Ordnung!“ Herr Glais-B izoin, der dem General Valazé auf der Red- nerbühne folgte, übertraf ihn noch an Cette, so daß der Präsident ihm zulegt auf Verlangen der Kammer das Wort ent- ziehen mußte, wofür der Redner sih höflichst bedankte. Nachdem noch Hr. Dufaure zu beweisen gesucht, daß der der Berathung vorliegende Artikel den 7. Art. der Charte verlelze, trat der Han dels- Minister zur Vertheidigung desselben auf. Zugleich, wurde eine roth gedruckte Nummer des „Charivari“/ und eine Karrikatur in Umlauf geseßt, wo der König, mit Leichnamen bedeckt, dargestellt wird. Herr Dufaure war indessen der Meinung, daß die be- stehenden Gesetze hinreichten, um die Urheber solcher Ungebühr- lichkeiten zu bestrafen. Um 4/4, Uhr (wo dieser Bericht ließt) dauerte die Debatte noch mit großer Bitterkeit fort.

In dem (gestern erwähnten) Artikel des Journal des Débats heißt es unter Anderem: „Herr Sauzet hat in der Sißung vom 26sten einen der s{önsten oratorischen Triumphe gefeiert. Er hat den lsten Artikel des neuen reß- Gese6 - Ent- wurfes in einer kraft- und lichtvollen Jmprovisation vertheidigt. Niemals hat Herr Sauzet eine rößere Beredtsamkeit entwickelt. Da sieht man, von welcher Macht ein s{höônes Talent im Dienste einer guten Sache ist, und wie stark man ‘ist, wenn man die Wahrheit vertheidigt, *) Man muß aber auch sagen, daß seit

‘) Ein legltimistisches Blatt bemerkt hièrdei, daß Herr Sauzet

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Berlin, Sonnabend den 5«w September

fünf Jahren die Kammer übel keine wichtigere Frage des cotts stitutionnellen Rechts berathschlagt kat; seit der Diskussion über die Erblichkeit der Pairie fand keine ernstere und fei:rlichere De- batte statt. Nicht ohne Absicht erinnern wir- hier an die Dis- kussion über die Erblichkeit der Pairie. Es handelte si damals darum, der Pairie eines ihrer wichtigsten Vorrechte zu entziehen, ihr das Grund-Privilegium zu rauben, welches ihr durch die Charte von 1814 bewilligt worden war. Die Erblichkeit wurde abge- schafft; es is jeßt nicht gestattet, dies zu beklagen, denn die Ab- schaffung macht einen Theil der Charte von 1836 aus, und es hieße, den Grundsa6 unserer Regierung angreifen, wenn man auf die Erblichkeit der Pairie zurückkommen wollte. Wir äußern daher jeßt fein Bedauern mehr, was auch zu jener Zeit unscre Ansicht gewesen seyn mag; dagegen haben wir aber das Recht, u verlangen, daß Niemand die Prärogative antaste, welche die harte von 1830 der Pairie zugestanden hat. Wenn man von - Verle6ung dèr “Charte spricht, so muß es die erste Sorge allex guten Bürger seyn, zu wissen, was von dergleichen Anschuldi- gungen zu halten sey. Nun fragen wir aber alle guten Bürger : heißt es die Charte verlegen, oder dieselbe aufrecht erhalten, wenn man nicht in die Streichung eines ihrer Grund - Artikel, in die

Abschaffung einer Gerichtsbarkeit willigen will, die sie zum Heil

der Gesellschaft ershaffen hat? Heißt es die Charte verleßen, oder dieselbe aufrecht erhalten, wenn man verlangt , daß fortan niht mehr an die Pairie gerührt werde, und daß man ihr auch nicht diejenige Macht noch entziehe, welche die neue Charte ihr gelassen hat ? ‘‘

«n einer der lezten Sibungen der Deputirten-Kammer hatte Herr Thiers gesagt , daß er die vorige Regierung zwar oft leb- haft angegriffen, aber. niemals gehaßt habe, und hatte Jedermann aufgefordert, ihm aus seinen früheren Schriften das Gegentheil zu. beweisen. Der National führt darauf folgende Stelle aus einem Artikel des Herrn Thiers in seinem Blatte vom 6. Aug. 1830 an: „Wir halten die Freiheit für gerettet, und sprecheir jeßt für die Ordnung. Wir glauben, daß die Ordnung eine Monarchie verlangt. Wir wollen dieselbe mit einem neuen Ks- nige, der seine Krone von uns, und unter den Bedingungen der modifizirten Charte erhalte. Wenn dies Alles in zwei Tagen ausgeführt wird, so sind wir für unsern Theil vollkommen zu- frieden; aber nur unter dieser Bedingung. Alsdann werden wir eben so wenig fürchten, unsere: Zufriedenheit auszudrücken, als wir uns vor 6 Monaten gefürchtet haben, unsern Haß gegen die damals regierende Dynastie zu verkündigen.“

In Rethel ist der. Marschall Clauzel durch 157 von 243 Stimmen zum Deputirten erwählt worden.

Der ausgezeichnete Orientalist, Professor Klaproth, ist nach einer langen Krankheit hierselbst mit Tode abgegangen.

Die Statue Cuvier's. ist am 23. August in Montbeliard, dem Geburtsorte des berúhmten Naturforschers, unter angemes- senen Feierlichkeiten aufgedeckt worden.

Im Journal de Paris liest man: Verhaftung hat gestern früh stattgehabt. Seit drei Wochen spürte die Polizei einem gewissen Pepin, Ex. Capitain der Na- tionalgarde, nah, auf dem der Verdacht ruht, dem Fieschi das Geld gegeben zu haben, mit dem die Flintenläufe der Höllen- Maschine bezahlt worden sind. Drei Wochen hindurch wär dem ‘Pepin gelungen, allen Verfolgungen zu entgehen, indem er jeden Tag seine Kleidung und seinen Aufenthalt wecchselte. Gestern früh is er endlih in seiner Wohnung verhaftet worden, wohin er sich begeben hatte, um die leßten Vorbereitungen zu seiner Abreise nah dem Auslande zu treffen. Pepin ist derselbe, der im Jahre 1832 vór ein Kriegsgericht gestellt wurde, ange- sculdigt, am 6. Juni aus dem Fenster seines Hauses, das dem Eingange in die Straße des Faubourg St. Anroine gegenüber liegt, auf die National - Garde geschossen zu haben. Man glaubt, daß diese Verhaftung die Jnstrucrion sehr fördern werde.“ In dem Börsen - Berichte eines hiesigen Blattes heißt es da- gegen: „Die Börse beschäftigte sih heute nur mit zwei Nach- richten, mit der Annahme des Didotschen Amendements und mit der Flucht Pepin's, der erst gestern früh als Fieschi’s. Mit- shuldiger verhaftet worden war. Man hatte ihn noch gestern von der Polizei-Präfektur, wohin er anfänglih gebracht worden war, in seine Wohnung geführt, wo die Abzugs-Kanäle ausgeleert wurden, um nachzusehen, ob nicht irgend corpora delicti hinein- geworfen worden wären. Da die Ärbeit ziemlich lang dauerte, so lud Pepin die Polizei-Agenten zu einem Nachtessen ein, wel- ches diese au nicht verschmähten. Eine herrliche Pastete wurde herbeigebraht; Pepin schonte seinen, wie es scheint, gut assortir- ten Keller nicht, und schenkte tüchtig ein: Dann stellte er sich, als wenn er schliefe und die Agenten säumten nicht, seinem Bei- spiele zu folgen, aber ganz in allem Ernste. Während noch der Polizei - Commissair die Gräben prüfte, gewann Pepin mit ei- nem Sprunge die Straße und verschwand. Es ist diese selt- same. Flucht heut Morgen um 3 Uhr geschehen. Die Agenten find verhaftet und der Polizei-Commissair, wie es heißt, abgese6t.““

Der Bon Sens sagt, es seyen gestern in Folge eines neuen Komplottes gegen das Leben des Königs, welches im Augenblicke seiner Ausführung entdeckt worden wäre, neue Verhaftungen vorgenommen worden. :

Der Moniteur meldet in Bezug auf die Spanischen An- gelegenheiten: „Die Generale Evans und Alava, die 4000 Mann in St. Sebastian haben, gee Vorkehrungen, die Verbindung wit Frankreich durch die Besekung von Ernani, Oyarzun und Jrun wieder herzustellen. Jn Folge des Marsches dreier Co- lonnen gegen Huesca, die von den Generalen Gurrea und Jriarte und dem General-Kommandanten von Aragonien befehligt wur- den, sind die Navarresischen Karlisten genöthigt worden, fich zu- rüzuziehen; sie haben den Weg eingeschlagen, auf dem sie ‘ges kommen waren; seit dem 23sten werden sie lebhâft verfolgt.“

In der Gazette de France liest man: „Den Nachrichten zufolge, welche heute durch einen Kabinets-Courier hierhergebracht

„Sine sehr wichtige

h. seinan großen Ruf als Redner haupts4{chlich bei dex Vertheidie Tons eines der Minister Karl's X, cFBGRA hade: el der Vertheidi