1835 / 260 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Konsistorialrath im Ministerium der geistlichen Angelegen- heiten, Probst Dr. Roß, als Königlicher Kommissarius und einstweiliger General - Superintendent -der Provinz Westphalen und der Rhein-Provinz die Versammlung bewillfommnet und die Synode fär konstituirt erklärt hatte, begannen die Verhandlun- gen unter’ der Leitung des bisherigen interimistischen Präses der Synode von JZúlich-Cleve-Berg, Pfarrers Dr. Gräber aus Ge- _ marfke. Der Superintendent der Neuwieder Diözese, Kirchen- Rath Meß, sprach nach dem Schlaß der Verhandlungen des er- Fen Tages nach einem geeigneten Vorwort das Formular der Vorbereitung zum heiligen Abendmahl. Am folgenden Tage wurde ein feierlicher Synodal - Gottesdienst in der sehr gefüll- ten neuen Kirche zu Neuwied gehalten. Die in der erneuerten Agende enthaltene Liturgie wurde von dem Superintendenten Meß und die Predigt von dem Präses der Synode vorgetragen. Dann folgte nah Ablesung eines in der Agende vorgeschrie- benen Formulars die Communion der Mitglieder der Provinzial- Synode, nach dem-Ritus der evangelischen Kirche. Die Gemeinde wie die Shhode fand sih durch diesen feierlichen Gottesdienst höchst erbaut und es wurde von allen Seiten der Druck“ der dabei ge- Haltenen Reden begehrt. Die Verhandlungen der Synode wur- den von dem Geiste der Wahrheit und Liebe geleitet. Ueber die von Sr. Majestät dem Könige verliehene und bestätigte Kirchen- Ordnung sprach sich eine allgemeine Freude aus, und der echt «christliche evangelische Jnhalt der erneuerten Landes - Agende, die seit dem Oster - Feste in der Provinz im Gebrauch ist, wurde um so dankbarer anerkannt, als derselben provinzielle For- mulare beigefügt worden, welche den Gemeinden lieb und theuer geblicben, und Konzessionen ertheilt worden sind, wodurch ent- standene Besorgnisse gehoben wurden. Die Synode hat in einer __ Jmmediat-Eingabe Sr. Majestät dem Könige den ehrerbietigsten Dank für- die huldureichst verliehenen Geschenke dargebracht, und das Geföhl dieses Dankes bei allen ihren Verhandlun- gen bekundet; Ein von der Synode erlassenes Send- schreiben an die Gemeinden der Provinz ift ganz geeig- “net, dieselben mit der Erkenntlichkeit zu erfüllen, wovon die Synode beseelt ist. Die Verhandlungen selbst über die verschie-

denen firchlihen Angelegenheiten, die zur Berathung vorlagen,

haben einen so würdigen Gang genommen, und ein so glückliches Ziel erreiht, daß man der Erwartung Raum geben darf, es werde durch die neue Kirchen- Ordnung die innere Und äußere _ „Wohlfahrt der Gemeinden wachsen und zunehmen zum Wohlge- fallen Gottes und zur Freude des erhabenen Schugherrn der evangelischen Kirche.“ i _ Am Laufe des vorigen Monats wurden im Reg. Bez. Dúásseldorf 2089 Kinder geboren und es starben 1198 Perso- nen, also sind mehr geboren als gestorben §91 Jndividuen. Un- ter den Gestorbenen erreichte eine Frau zu Gilverath im Kr. Grevenbroich das Alter von 94 Jahren.

Berlin. Dle Gesellschaft für Deutsche Sprache und “Alterthnmskunde hielt ihre dfentliche Vierteljahrs- Versamms- ‘lung diesmal, zur Gédâächtnißfeier Goethe's, an scinem Geburts- tage, den 28. August. Der zeitige Ordner, Herr Prediger Pischon- ‘„erdffnete dieselve mit einer Vorlesung úber Tauier?s Leben und

Werke und eine neue Ausgabe derselben, besonders aug gleichzeitigen - Handschriften der Königlichen Bibliothek. Hierauf hielt Herr Pr. Yrem einen Vortrag über Goethe's Hermann und Dorothea, ais einen Gipfel Gocthescher Dichtung. Herc Hauptmann von “Rebftock \cilderte in Stanzen an dem Fürstlichen Grabmalé des Dichters die verklärte Erscheinung der Hauptgestalten seiner ewigen Werke. Mit Erinnerung an Goethe's feúhe Würdigung und leben-

«dige mündliche Ecneuerung des Nibelungenlicdes, legte: Pro-

fessor v: d. Hagen die kürzlich von der Königl. Bibliothek ,erwor- bene alte Handschrift desselben vor, und zeigte ihre wichtigsien Vers hâténisse zu den übrigen (nunmehr schon 18) Urkunden des alten - Helden - und Volksliedes. Bet dem frdhlicyen Mahle, wo Man- cherlet aus und úber den gefeierten Dichter, auch aus dem Stegs- veifc, geiungen und gesagt wurde, suchte Professor v. d. Hagen noch ' ducch einige Mittheilungen das hohe Bild desselben zu" vergegen- wärtigen, und Alle stimmten freudig ein in das Lebehoch des un- ferblichen Fürsten der Dichter, welcher zugleich ist der Dichter der Fürfen und des ganzen Volkes! ' Aus dem BVecicht Úber die inzwischen gehaltenen Monats - Ver- sammlungen der Gesellschaft ergiebt sich: Jm Mai hielt Hecr Dis Lektor Zeune einen Vortrag über den Serdenhandel im Mit- telalter, besonders in Hinsicht auf die Altdeutschen Gedichte, und Prof. Schrbd er aus Upsala, als. Gast, trug cinige Schwedische RBolkslieder vor aus der neuesten treflichen Sänmmlung von Ar- widsson (Stockholm 1835). Jm Juli las Herr Direktor Die- fierweg den zweiten Theil seiner Abhandlung über den gegenwär- tigen Standpunkt der Methodik des- Deutschen Sprach-Un- terrichts. Die dffentliche Versammlung am 18. Juni begaun Herr

Prediger Pischon mit einer Vorlesung Úber Konrads von Me- “_genbverg Buch der Natur aus dem 15tèn Jahrhundert. Herr _ Schulrath Schulz berichtete über ‘eine näimnenlose Sendung für die Deutsche Gesellschaft aus Hamburg, enthaltend einen alten gedrudck-

ten Auffaß von Klaus Harms, und? Briefe eines Franzdstschen

Offiziers während seiner- Gefangenschaft in Deutschland 1797 über Deutschlands Kultur, worin den: Deutschen und ihrer Sprache eben nicht geschmeichelt wicd. Zam Beschlusse legte Prof. v d. Hagen “die neuessen , zum Theil auch der Gesellschast eingesandten Erschei-

nungen thres Bereiches vor, und berichtete über den Jnhalt.

I. Gesellschaftschriften. 1) Jahres-Verichte der Leipziger Deutschen Gesellschaft: a) fär 1833, von Dr. Ch. L. Stiegliy: meist furze Aae threr : a tat mit Hinweisung auf anderweitige Abdrúcke; umständlicher und wichtig 1d die Mittheilungen von De. Schneider zu Fulda Aber die im Fahre 821 und 822 erbauten Kirchen auf dem Michels- herge daselb und in Groß-Lüder, mit Abbildungen; Pr. Putrich und Stiegliy Uber die merkwürdige Kirche zu Wechselburg in Sachsen, im Nandbogenstyl 1174, mit gleichzeiligen trefflichen Bild- werfen innerhalb; und Dr. Vogel Über vorzügliche Gemälde des " âltera Lukas Kranach von 1505 ff. în der Franenkirche zu Tor- au. b) Fúr 1834, von K. A. Espe/ Geschichtschreiber der Gesell- Fhaft; mehx ganze Abhandlungen: W. Bose Über die Hertha- Fusel, stimmt für Seeland; von Horn Über die ebenfalls rund- dogige Klosterkirhe der Konradsburg bei Ernsleben, 1176, mit Ab- bildungen; Espe über die 927 von Kaiser Heinrich l. eroberte Sla- ische Veste Grona. A en des Thüringish- Sächsischen Vereins - 183%, tes Hest, füllt melst des Bambergischen Archivars O ester- , reicher Geschichte des Klosters Veßra 1135 (Grabkirche der Hens néberger Fürsten), mit Urkunden aus Magdeburg von F. Wiggert; Nachrichten und Abbildungen ausgegrabener Alterthümer. 11. Erste Abdrücke, Ausgaben, Bearhbeitungen Alt- : deutsher Denkmale.

1) Auswahl der âltesien Urkunden Deutscher Sprache im. Kdniglichen Geheimen Staats-Archiv zu Berlin, von L. F. Hôfer, Archiv-Rath (Hamburg 1835. 4.): wichtiger noch für ‘die Sprache und deren Geschichte, als für die übrige Geschichte, * ‘und musterhaft behandelt; meist bisher ungedruckte Urkunden, einige “aus den Urschriften berichtigt; umfassen, mit dem Preußischen Staat, einen großen. Theil Deutschlands Hoch- und Niederdeutscher Zunge.

Merkwürdig ist in diesen verschiedenen Landschaften die Anfangszeit -

Deutscher Urkunden: Trier 1248, Sayn-Sponheim 1259, &dln 121, Rheinlande 1270, Westfalen 1292, Henneberg und Franke 1315, Erfurt, 1160 1200 ein Judeneid, Urfun-

1062

| den 1287, Halberstadt 1307, Quedlinburg 1312, Magdeburg

1310, Sach sen, Lausiß, Thüringen 1310, Mark Branden- burg 1305, Pommern 1306: was auch hierin den späteren Fort- schritt des Nord- und Niederdeutschen bezeugt, welcher ebenfalls 1306 in Mecklenburg anhebt. Ueberhaupt ergiebt sich große Gleich- heit der Sprache dur das ganze Fahrhandert von 1250 bis 1350. D Deutsches Lesebuch von Pr. W. Wackernagel (ießt auswärtigem Mitgliede der Gesellschaft), 1. Bd., Poesie und Prosa des 4 bis 15. Jahrh / oder von Ulfilas bis Seb. Brant (Basel 1835): Das neuste und beste unter mannigfaltigen Büchern dieser Art, deren auch ‘in der Vorrede und sonsi keinesweges (selbs des eigenen Bruders ticht) geschont wird, zum Thekl durch Schweigen (z. B. von dem im kleineren Umfange, doch nicht minder guten, und durch Erläuterungen vorzüglichen Altdeutschen Lesebuche von Ziemann); wie denn auch hier jene, bei dem Hofmännischen Büch- lein berührte kleine Polemik sich hervorthut, während von anderer Seite her jeder Buchstabe ldblich zu Buche getragen wird. Sonst ist dieses Lesebuch- allerdings das vollständigste und umfassendsie, zu- mal in der Ausführung durch die übrige, noch auf 2 Bände ange- legte Zeit; die Behandlung ist ganz diesem mannigfaltigen Stoff angemz: sen, und eben auch nach Zeit / Ort und Persdnlichkeit ver- schieden. Gleich lobenswerty ist die Auswahl; unter vielen alten Bekannten, jedoch meist in verbesserter Gestalt, findet sich manches Neue, bisher ungedruckte, so daß die Sammlung auch_in dieser Rust eine Bereicherung if: 10. Fahrh., aus der zu St. Gal- len verfaßten Rhetorik und Abhandlung von den Syllogis- men, Züricher Handschrift. 12. Jahrh., Weihnachtsrede- ebendaher; aus Heinrichs Licd (in unvolkommenen Retlnpaaren ) vom gemeinen Leben, Wiener Handschrift; aus Hartmann's Ge- dicht vom Glauben; Gebet an St. Peter, Prosa- Handschrift in Muri; aus der (etwas Überschäßten) Reim-Legende von Pilatus, Straßburger Handschrift : Bruchstücke von Predigten, zu Basel. 13. Fahrh., aus Thomasins von Zercläre Wälschem Gast, Go-

| fhaer Handschrift; aus Konvrad's von Fußesbrunnen Gedicht von

Fesus Kindheit, Laßbergs Handschrift; Mähre von den drei Wün- schen, Heidelberger. und Würzburger Handschrift; aus Lichten- stein’s Frau: ndien|; aus Meister Konrad’ s von Stoffel n Ritter- ediht Gauriel von Muntavel, zur Tafelrunde gehdrig, Hand- chrift in Donaueschingen; Lieder Konrad’'s von Würzburg; aus Hugo'’s von Langenstein Reim- Legende von der H. Martina, und aus der Meinauer Prosa-Naturlehre, Baseler Handschrift. 14 Jahrh., Lied von. sp adlaub, wie Konrad's Lieder, aus der Gang edruckten Raßmann=- Hagenschen Abschrijt der) Pariser Handschrift ; Gprû che und Sprichwbrter; Grazer Handschrift, zwei Predig- ten Tauler's/, Straßburger Handschrift; ‘aus Hermann's von Friylar Heiligenleben, Heidelberger Handschrift; Sprüche und Lied der Mysiiker/, handschriftlich in Basel und Klosterneuburg; aus dem Gedicht Spiegel der Minne, Laßberg's. Handschrift ; aus einem Gespräch von Herrn Selbhart's Regel zur Hinimel- straße, Züricher Handschrift; aus der Verdeutshung von Johann's von Hiidesheim H Drei-Köntgs-Legende, Baseler Handschrift ; von der Welt Falschheit, und die Heidin, Züricher Hand- schrift. 15. Jahrh , aus Hans von Bühel’s Reim- Verdeut- schung der Lateinischen sieben weisen Meister, Baselec Hand- schrift; vier Lieder aus dem Liederbuche der (Klara) Hätßlerin (zu Augsburg 1470, Berliner Abschrift der) Handschrift zu Prag. Nus einem gereimten Ostersplel, Wiener Handschrift. Meifter- Gesang vom ernsten König Eginhard, Heidelberger Handschrift. Schon dieser neue Zuwachs bezeugt die Reichhaltigkeit des Buches, welches eben so spars:m_ als zierlich gedruckt, obschon seit 1371 wies der der erste Altdeutshe Druck in Basel ift. G

3) Lieder und Sprüche der Minnesänger von F. RÚk- kert, in Ch. Kapp's Deutschem Volts-Kalender 1835 ( Erlangen ): Gedichte von Reimar dem Alten, Winterstetten, Singen- berg, Raute, dem Kirchherrn von Sarnen, Schreiber Rus dolf, Neimar, Friedrich dem Knecht und Reimavr von Zweter, mit bekannter Sprachmeisierschaft des neuen Freimund Reimar (1815), in den meist beibehaltenen Weisen, zwar ganz neu A Dal lebendig wiedergeboren mit tiefem altem Klange der

esprache.

x) Sechs Altdeutshe Minnelieder, als Frühlingsgruß 1835 fomponirt von Franz Graf Pocct (München. 4.), mit Bil- dern, ganz-in der Art, wie der von demselben erscheinende Fest-Ka- lendir: dié erneuten Lieder sind von Hamle, Hohenburg, Küs renberg, Warte; mit 5, „„Trennung//, und 6, „der Abendftern“‘,

- hlicßt sich der Kemponisi auch woÿl als Dichter den alten Sän-

ern an. s 5) Von der großcn C, ¡Volkslieder der Deutschen‘ i g

durch F. K. Freiheren von Erlach liegt der zweite Band vor, eben so beschaffen, wie der erfie, aus 22 gedruckten Sammlungen, Zeit- schriften u. st. w., darunter besonders auch geschichtliche L.eder „von 1450 bis in die neueste Zeit. i

6) „„Von Bruder Rauschen, und was Wunders er getrieben hat in einem Kloster, darin er sieben Fahr seine Zeit vertrieben und gedient hat in eines Kochs Gestalt//, buchstäblicher Abdruck des al- tent. gereimten Volköbuches, wie der Teufel die Mönche durch Speise und Trank (Rausch) verführt, welches in Dänemark, nament- lich im Roeskitdischen Kloster Eërom (1160) auf Seeland, heimisch und noch gangbar, einst auch Schwedisch (1645) war, und Eng- lisch, aber in Prosa (1620, wiederholt in lhoms cotleclion 1828, verdeutscht von Svazier 1830) und vermuthlich aus dem Deutschen, und dies zunächst Niederdcutsch, wie es noch Herr von Meusc- bach hier aus dem Ende des 15ten Fahrhunderts o O. besißt. Die schon rühmlich bekannten Wiener Herausgeber F. Wolf (über die Altfranzdsischen Rittergedichte 1833) und St. Endlicher (Her- ausgeber der l'leolisca.) erfuhren dies erfi, als ihr Druck schon ge- macht roar, aus dem Oberdeutschen, Straßburg 1315; webet ste noch zivei Ausgaben, Nürnberg um 1550— 82 und Magdeburg 1587 anführen.

schon jeßt eine Seltenheit, da nur hundert Abdrücke davon ge- macht sind. / : i ;

7) Dr. G. G. Gervinus Geschichte der poetischen Na- tionai-Literatur der Deutschen 1er Band von der ältesten Zeit bis Ende des 13ten Jahrhunderts (Heidelberg 1835): auch das Neueste und Beste unter den mannigfaltigen Versuchen zur Lösung dieser großen Aufgabe, mit Geist und tächtiger Einsicht, wenn auch nicht vôllig durhdrungener Kenutniß dieser älteren, noch nicht genugsam enthüllten und zugzänglichen Zeiten verfaßt. Die Haupt-Erscheinun- gen der Blüthezeit, Nibelungen, Gudrun und das Heldenbuch, Hartmann, Gottfried, Eschenbach, Walther, werden im Ganzen wahr und würdig vorübergeführt. Andere, wie der Wälsche Gast, Frei- dank, Rudolf von Ems, Hugo von Langenstein, erregen Widerspruch. Bei dem Bestreben, ein Kunstwerk geschichtlicher Darstellung zu lie- fern (weshalb auch dauntit gleich Franzdsische und Englische Ueber-

| seßung angekündigt wurde), mußte das Gerüst und Beiwerk der

Anmerkungen noch mehr beseitigt und in den Grund verbaut wer- den. Fn neueren Zeiten wird der Verfasser völliger in scinem Felde seyn: überhaupt ist ‘nur zu bedauern, daß auch er, mit der Tages-

Literatur sich emanzipirend und überhebend, die dicht vorangeyende,

und namentlich den kaum abgeschiedenen großen Beherrscher dersel- ben schon fúr veraltet erklärt. : e

8) E. K. Barth die altteutsche Religion (Leipzig 1835): gänz- liche Umarbeitung seiner „Hertha und über die Religion der Welt- mutter im alten Teutschland“/ (1830), und eine weit in allgemeine Mythologie eingehende Pad weiblichen Altdeut- schen Gottheiten, wobei man ernsten Sinn und eigene Forschung nicht verkennen, jedoch in den Sprach - Vergleichungen ,- selbs den Deutschen, mehr Sicherheit wünschen muß. /

III. Sprachlehren und Wdrterbücher. 1) Praktische Anweisung zur Deutschen Sprache, ein Leitfaden für Lehrer und Lernende, von Pr. J. P. Sternhagen, Direktor einer Erziehungs-Anstalt in Ottensee. 1er Band. (Hamburg 1835):

mit Anerkennung und Benuhung der gelehrten Vorarheiter, ver-

Eine vierte, „Nürnberg dur) Friedrich Gutfnecht/‘, kdnnen wir nachweisen. —. Die uns - verehrte neueste Nusgade ist

|

Luftwärme .

ständig und brauchbar abgefaßt; zuvörderst sechs Aufsätze zur j

ren Begründung ‘und weiteren Ausführung einzelner Gegenstähj nah Art der unvollendeten guten Arbeiten Seidensiüker's , ror

die ausführliche Sprachlehre folgen wird.

2) Handwörterbuch der Deutschen Sprache mit Hin

auf Rechtschreibung, Abstammung und Bildung, Biegung y

Fügung der Wörter, so wie auf deren Sinnverwandtschaft; F“

den Grundsäyen seiner Sprachlehre angelegt von Dr. J. Ch, Heyse, ausgeführt von (seinem Sohne) Pr. K. K. W. Hej (Magdeburg 1835): ist mit der ersten Lieferung des zweiten Thi etwa zur Hälfte gediehen und unter den maun gfeges gletchzei erscheinenden Handwörterbüchern unbedenklich der Sprachvergleichung genaueste, Überhaupt zweckmäßigste.

3) Das dritte Heft von Graff’ s Althochydeutschem Sprachscy beschließt einen Hauvttheil, die mit Vocalen anlautenden Wittex __ Zugleich legte Prof. v. d Hagen die beiden ersten Hesttz neuen ihm übertragen worden; ihr Fuhalt if:

Pischon; 2, Amerika ein Deutscher Name, und 3, die Di shen Wochentagegötter, vom Herausgeber: 4, Syntary Ulfila, von Ribbeck; 5, Althochdeutsche Ueberseßung des Jsidor|

der Geburt Christi, aus der Pariser Handschrift durch G raff] :

Jahresbericht úber die Arbeiten der Gesellschaft und h bersicht der wichtigsten neuen Werke Deutsher Sprache undi terthuinskunde im Fahre 1834, oom Herausgeber; 7, Ueber E; fundliches im Nibelungenliede, von Zeune: 8 Ueber) gegenwärtigen Standpunkt der Methodifk des Deutschen Spri unterrichts, von Diesterweg; 9, Ueber das Wort Hahn von Lütke: 10, Ueber den Deutschen Wortaccent, von ij E 11, Gedichte des Pfaffen Wernher und 12, Uebersicht) cit 1820 O Nibelungen- Handschriften und Bru stücke und Abdruck der leßten, von dem Herausgeber. v. d: H,

Meteorologishe Beobachtung.

1835. Morgens | Nachmíttags | Abends Nach einmalig 16. September. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Quellwärme §,10 Flufwärme „12,90 ‘Vodenwärme 11,3 Ausdünstung 0,091 Niederschlag 0. Nachtkälte 6,1 9 4,59 R... 61 p,

Luftdruck .….. |337,02// Par. |336,31/// Par. 336,11‘ Par. 7,99 R. 16,39% R, 9,29 R. 5,99 R. 5,00 R. ' 250 R.

85 »Ct. Al pCt. / D7 pCt. heiter. heiter. heiter.

j NO. O. NO.

Wolkenzug ian D. —_

Tagesmittel: 336,48‘ Par... 11,109 R...

Bert er 00e e Den 17. September 1835. j

Amtlicher Fonds- und Geld-Cours- Zettel

\ Pr. Cour.

Brief. | Geld.

T0117 { TOl 995% | 9914 5974| 592/5

I

Thaupunkt Dunstsättigung

Pr. Cour. Brief. \ Geld 102! | = 105 _ 1013 | 100

22 106!

843/, |

21614 | Wh 183% -_ 133, | 18 3 À Pr. our, Brief. | G

1425/8

142!

Ostpr. Pfaodbr. Pomm. do. Kur- u.Neum. do. Sechlesische do. 101 Rückst. C. und Z. 10134 | 1014 | Sch. d. K. u. N.

St.-Schuld-Seb. Pr. Engl. Obl. 30. PrämSech.d.Seeh. Kurm.Obl.m.1.C. Nm. Int.Sech. do. Berl. Stadt - Obl. Königsb. do. Elbioger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grossh. Pos. do.

Sie L Gold al marco 41%, | 41 Neue Ducaten

16214, | Friedrichsd'or

v Disconto

m ck | D m m n | ck O ZE.

Amsterdam Kurz do. è 2 Mt.

Hamburg Kurz do. . 2 Mt.

3 Me.

2 nt.

2 Mt.

2 Mt.

2 Mt.

8 Tage

2 Mt.

3 Woch.

London

Wien in 20 Xr. Augsburg

Breslau

Leipzig

Fraukfurt a. M. WZ. Petersburg

100 Thl. 100 Thl. 150 F.

100 Rh].

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 12. September.

Niederl wirkl. Schuld 54/6. 35% do. 1013/,. Ausg. Ÿ

—. Kanz-Bil. 2315/5. 41/2 Amort. 93/4. 312% 78/4. \

998. Vesterr. 99%. Preuss. Präm.-Scheine —. do. 4 —. 5%, Span. 30. do. 3% 19.

d Antwerpen, 11. September.

5%, Span. 285%. Zinsl. 12. Cortes 26.

Aul. 3534. Frankfurt a. M., 14. September.

Vesterr. 5%, Metall. 10214. 10214. 4% 98/6. 981/56. Y 565/2. 1% 25. Br. Bank-.\ctien 1587. 1585 Partial-Oblig. B Br. Loose zu 500 Fl, 114%. 1144. Loose zu 100 Fl, 8 Preuss. Pr.-Sch. 594. 5914. do. 4%, Anl. 98! ,. B. Poln, 6874. 685. 5% Span. Rente 27/4. 27. 39 16. 164.

; Hamburg, 15. September. Engl. Russ. 1054. tiope in Cert. 98!-. 1174 ,. Poln. Parc. 13614. Neue Pola. Anl. 168. 59% l’ort. 83/4. 3%, do 344. Paris, 11. September.

% Rente pr. compt. 107. 30. tin cour. 107. 40. compt. 79. 80. tin cour. 79. 90. 5%, Neap. 97. 80. 5% Rente 3034. 3% do. 1924. Ausg. Schuld 1214. Cortes 3%, Port. 574.

Coup. —. |

Preuss. Präm Däu. M

Wien, 12. September. --

5%, Met. 1025/6. 4% 98/4. Bank-Actien 1326. Neu

57/5

A Königliche Schauspiele. Freitag, 18. Sept. Jm Schauspielhause: Der Ver

Lustspiel in 1 Akt, von Holbein. Hierauf: Die Rosenmi

komische Oper in 3 Abth, Musik von Lindpaintner.

Sonnabend, 19. Sept. Jm Schauspielhause: Zum male: Die Söhne Eduard's, Trauerspiel in 3 Aufzúget, Delavigne, von Th. Hell.

Sonntag, 20. Sept. Jm Opernhause: Joseph in Al musikalisches Drama in 3 Abth. Musik von Mehul. F Der Schweizer-Soldat, mislitairisches Ballet in 1 Akt, von M

In Charlottenburg: Philipp, Drama in 1 Akt, nd Franz. des Scribe. Hierauf: Die Schule der Alten, in 5 Abth. , nah Delavigne's Ecole des viecllards, voll v. Mosel.

Königstädtisches Theater. Freitag, 18. Sept. Hinko, der Stadtschultheißen Sch! Närnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiele: jüngere Sohn‘/, mit freier Benuzung des Storchischen Ri von Charlotte. Birch-Pfeiffer. (Hr. Pfeiffer, vom Königl. noverschen Hof- Theater: Kdnig Wenzel, als - Gastrolle.)

Redacteur Cottel.

Gedruckt bei A. W. H!

as umsichtig e, f

Fahrbuchs der Gesellschaft vor, dessen Heraus e 1, Ueber den Zweck (M Deutschen Gesellschaft und Geschichte der unsrigen, (F

"das erstemal in 5 M. 1034, Sek., das zweite Mal in 5 M. 10 “Sek. das Ziel erreichte.

‘heint ju Gewalt-Maßregeln gegen die bereits daselbst befindlich

Man spricht von der Bildung einer neuen Fremden - Legion

Me Afrika, ‘die aus den Spanischen Flüchtlingen, welche sich in

[Frankreich befinden, und aus Freiwilligen der übrigen Nationen

Astéhen wärde.

Die hiesigen Blätter zeigen nunmehr an, daß von Jta- m

_Dpesch

¿Dem Phare wird aus A - “fa Barcelona und Valencia verfolgen ihre Bahn; die von Sa- F

| u Frgebenen Personen fielen; und damit nicht größere Uebel entstün deni, Der Constitutionnel meldet, die Junta von Saca, i i

Allgemeine

Vérlin, Sonnabend den 19ten September

Amtlihe Nachrichten. Kronik des Tages.

Sr. Majestät der König haben den bisherigen Wirkli Gehäinen Ober-Regierungs-Rath , Grafen Lan Ti Ca L zun Virklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz zu griuemen geruht.

Im Bezirke der Königl. Regierun zu Arnsberg is der Kandidat August Limborg zum évangélischen Prediger in Deilinghofen ernannt worden ; zu Breslau ist der Kandidat der Theologie, Wende, zum Pastor der evangelischen Kirche zu Freihan ernannt worden.

Angekommen: Der General-Major und Direktor des Militair-Dekonomie-Departements im Kriegs-Ministerium, von Sat, von Anaaburg.

Zeitungs-Nachrichten. A us land.

Frankreicdc.

Paris, 12. September. Der König hielt gestern einen zweistündigen Minister - Rath. i

“_ Dur 30 Königliche Verordnungen vom l1lten d. M. ist mchstehenden Personen die Pairs-Würde ertheilt worden, näm- (h: dem Baron von Beaujour, dem Herrn von Belle- mare, dem Baron Brun de Villeret, dem Herzog von Cadore, dem Herrn von Cambacerès, dem Baron von Cambon, dem General - Lieutenant von Campredon, dem Vicomte von Rohan-Chabot, dem Marquis von Chateau- giron, dem Grafen Corbineau, dem Marquis von- Cor- doue, dem Grafen Denys von Danremont, dem Baron M dem Baron Freteau- de - Peny, dem General- ieutenant Ledru des Essarts, dem Grafen von Lezai- Marnesia, dem Baron Hector Mortier, dem Baron Bí- got von Morogues, dem Marquis de la Moussaye, dem Grafen Pernetty, dem Baron von Prony, dem Grafen von Rambuteau, dem Herrn von Ricard, dem Grafen Lariboissière, dem Marquis von Rochambeau, dem a ten August von Saint-Aignan, dem Grafen von Ser- rant, dem Vicomte Simeon, dem Grafen Vallée und dem Haron Voysin-de-Gartempe. :

Als Gerücht gilt, daß der Baron von Barante als Botschafter mhSt. Petersburg, der Baron Mortier als Botschafter nah Turin, der Vicomte von St. Priest als Gesandter nach Lissabon, Herr A, Rouen (jezt in Griechenland) als Gesandter nah Stockholm, der Herzog von Montebello als Gesandter nah dem Haag und

érr von Bacourt als Gesandter nach Darmstadt gehen werde.

uh sagt man, Graf Sebastiani würde Groß-Kanzler der Eh- ren-Legion werden und in London den Grafen von Rigny zum Nachfolger erhalten. i

Herr Thiers hat an die Direktoren aller hiesigen Theater ein Schreiben erlassen, worin er sie darauf aufmerksam macht, daß in Folge des neuen Geseges kein Stuck mehr ohne seine vor- herige Erlaubuiß gegeben werden dürfe, und daß ihm daher jedes neue Stuck wenigstens 10 Tage vor der Aufführung (n “zivei Una Abschriften mitgetheilt werden müsse.

; ie France enthält Folgendes: „Das Censur - Bureau ist {hon ziemli organisirt. Herr Gustav von Wailly wird dem- selben als Präsident- vorstehen, und ungeachtet der Mühe, die than sich giebt, um die Namen der Mitglieder des Bureaus noch geheim zu halten, glauben wir, versichern zu können, daß sich un- fer ihnen auch Herr Gisquet befinden wird. Herr Thiers scheint gegen von seiner Jdee, im Ministerium des Jnnern ein soge- nanites Widerlegungs-Bureau zu organisiren, das die Oppositions- Vlätter dazu anhalten soll, ihre Raisonnements in ihren eigenen Spalten Lügen zu strafen, ganz abgekommen zu seyn. Er- soll geäußert haben, daß er diese Arbeit selbst Regens werde, und daß er zu diesem Behufe nur eines geschickten Schreibers bedürfe.“

Vorgestern fanden hieselbst die Pferderennen um den Haupt- Bejitks, Preis von 5000 Fr. ftatt. Die Bahn betrug den zwei-

maligen Umkreis des Marsfeldes und war mit Hindernissen ver- schen. Es galt einen doppelten Sieg, den von 3 Pferden aber- mals die „Miß-Annette‘/* des Lord Seymour errang, indem fie

Die Ankunft der Lyoner April- Verurtheilten in Clairvaux

Wesenen politischen Gefangenen Anlaß gegeben zu haben, so daß J derselba deshalb klagbar geworden sind. G /

{7

fn aus der Nachricht von de ode Paganini’'s widersprochen êrde. i Der heutige Moniteur meldet nach einer telegraphischen he aus Banne vom 9®9ten , daß die Karlisten sich von Vilbao wieder zurückgezögen hätten, und daß am 7ten Espeleta init 9000 Mann Reserve-Truppen dort angekommen sey. Nadrid geschrieben: „Die Juntas

i aber beginiit du {hwanken und giebt jezt vor, däß sie érnommen habe, damit si nit in die

unctionen nux weniger

M de'anderer, dém: gegenwärtigen Zustande der Din

_Preußische Staats-Zeitung,

ossa habe die Antwort der Königin auf die nach Madrid ge- sandte Vorstellung publizirt und hinzugefügt, e Ln die dr von ihren Mitbürgern anvertrauten Interessen nit aufgeben.

Heute zirkulirten hier mehrere Abschriften der Antwort der unta von Barcelona auf das Dekret der Königin vom Äten d.

‘ie Junta erklärt darin, daß sie-der Sache Jísabella’'s Il. ganz ergeben sey, daß sle aber mit Schmerz sehe, wie der Einfluß der auswärtigen Diplomatie alle Angelegenheiten Spaniens leite und die Verbesserungen verhindere, die man durch die Regierung Marie Christinens eingeführt zu sehen gehofft habe. Jm fernern Verlaufe der Antwort erklärt die Junta, daß sie sih. nicht auf- lôsen fônne, so lange sich das Ministerium J. Maj. weigere, Bürgschaften Lu geben und die Bahn der Fortschritte zu betreten.

Ím Messager liest man:

Gränze versichern, daß die von Guergué kommandirten Karlisten unter den Mauern von Lerida geschlagen worden seyen, und daß die aus der Stadt ausgerückte Fremden-Legion dazu beigetragen habe, den Christinos den Sieg zu sichern ; aber andererseits scheint es nicht, daß die Karlisten sih auf Catalonien zurückgezogen ha- ben; sie sind nah Ober - Catalonien in der Richtung von Tama- rita marschirt, Man sagte sogar, daß sie sich am 2. Sept. Seu d'Urgels und der Engpässe von Mataro bemächtigt hätten.““

__ Das (gestern mitgetheilte) Manifest der verwittweten Köni- gin von Spanien an die Nation giebt der Gazette zu folgen- den Betrachtungen Anlaß: „Die Königin ritt in diesem Ak- tenstäce von Komplotten und offener Empörung als den bek(a- genswerthen Folgen der Entfesselung der Leidenschaften. Dies ist ganz gut; wir fragen aber, wer diese Leidenschaften entfesselt hat, und ob, wenn die .unbestreitbaren Rechte des Don Carlos anerkannt worden, Spanien den Revolutionairs preisgegeben worden wäre? Wir sagen : Nein. Die Revolutionairs waren jedoch jener Fürstin nothwendig, um dem usurpirten Throne eine Stäge zu verschaffen, und so kam es, daß sie aus allen Ländern herbeigerufen wurden. Wie kann man sich da noch wundern, daß, wenn Unkraut gesäet worden, Unkraut aufgegangen. Die Kd- nigin Christine beshwert sich jeßt, daß die Juntas die Autorität ihrer" Tochter' usurpirten; was thun sie hier aber an- deres, als dem gegebenen Beispiele folgen? Sie usurpiren die- selbe Macht, die Andere usurpirt haben. Jst diese Macht ein- mal dem rechtmäßigen Besitzer entrissen worden, so hat Jeder- mann ein gleiches Recht daran, und es giebt nur ein Mittel, es dem Gelüäste Aller zu entziehen, wenn man és nämlich wieder in die Hände dessen legt, dem. es gebührt, und wo es von der Re- ligion undder Moral, den Sitten und Gewohnheiten des Lan- des vertheidigt wird, Dadurch, daß man aus einem- legitimen Thronerben einen Pcätendenten machte, organisirte man den Bürgerkrieg, und erst wenn dieser legitime Thronerbe Kö- nig seyn wird, werden die Zwistigkeiten unter den Spaniern aufhören. Die Königin Christinz2 will jezt mit Strenge verfahren, sie will alle Widerspenstige für vogelfrei erklä- ren. Dies wird die Parteien nur um \o mehr aufregen, und so wird das Uebel durch die angewandten Mittel selbst be- ständig zunehmen, bis zule6t eine Katastrophe die usurpatorische Regierung sammt ihren ehemaligen Helfershelfern, die je6t ihre Feinde geworden, in einen und denselben Abgrund schleudert. Die Zukunft wird diese unsere Ansicht bestätigen.“

An der heutigen Börse hieß es, die Regierung habe vor wenigen Stunden eine felegraphilhs Depesche aus Bayonne des Inhalts erhalten, daß in Madrid die Verfassung von 1812 pro- klamirt worden sey, die Minister entflohen wären , die verwitt- wete Königin sich jedoch noch in der Stadt versteckt halte.

Großbritanien und Jrland.

London, 12. September, Der König hielt gestern im St. James- Palast eine Geheime-Raths-Versammlung und ertheilte dann unter Anderen auch dem bereits in Loudon eingetroffenen Capitain Back ‘eine Audienz, der sodann dem Lord Glenelg im Kolonial - Amte einen Besuch abstattete. Abends kehrten Zhre Majestäten nach Windsor zurü. u A

ord Melbourne ist nah Chesney ín Kent, dem Landsis des Grafen Stanhope, der Marquis von Lansdowne nach Bowood und Viscount Howick nach Cashiobury-Park in Hertshire, dem Landsig des Herrn Sullivan, abgereist. Der Russische und der Französische Botschafter hatten gestern im auswärtigen Amte Unterredungen mit Lord Palmerston. Der Oberst Caradoc, Attaché bei der Gesandtschaft des Gra- fen Granville, ist mit einer diplomatischen Mission von Paris hier angekormen; er is ein inniger Freund des Lord Palmerston. Jm- gestrigen Börsenbericht der Times liest man: „Es ist merkwürdig, daß die von der Bank vor etwa drei Wochen erlassene Anzeige, daß sie auf Fonds Darlehen bewilligen wolle, eine Anzeige, die sie so eben wieder erneuert, gar keine Gesuche zur Folge gehabt hat, und daß do das Geld im Ganzen immer noch etwas selten ist und hoch im Preise steht. Wahrscheinlich rührt dies von der Abneigung gegen Speculationen in Regie- rungs-Fonds her, die sich seit einiger Zeit kundgegeben hat.“/ In dem Londoner Kirchspiel“ Marylebone is in diesen Ta- gen cine radikale Association, hauptsächlih aus den arbeitenden Klassen bestehend , zusammengetreten. Ju der ersten Versamm- lung, welcher Herr Feargus O’Connor präsidirte, wurde ein Co- mité zur Entwerfung der Statuten niedergesezt und in mehreren Resolutionen der Zweck der Gesellschaft dahin bestimmt, die Aus- dehnung des Wahlrechts, jährlihe Parlamente, geheime Abstim- mung und überhaupt die Realisirung der Grundsäge des „Va- ters der Reform‘/, des verstorbenen Major Cartwright, zu er- langen. Der Cartwright-Klub hct eine Petition an das Unter- aus gerichtet, in welcher auseinander gesest wird, daß die Pairs” das erbliche Recht der Geseßgebung nicht vor Wil elm -dem Eroberer besessen hätten, und daß die Abschaffung jener Erblichkeit ‘jeßt eben so gerecht als nothwendig sey. Es werden dabei die Worte Canning's- angeführt: . „Wenn Jhr kein Remedium für das Oberhaus vorschlagt, was hilfe Euch

dann ‘die Reform des Unterhauses? ‘’ ‘Unterdessen hat in der

»

¡Verschiedene Briefe von der.

‘nung seyen. Zu

lesten Sihung des Unterhauses ein Hr. Grove Price zur nä» sten Session eine Motion angekündigt: „auf Streichung der au das Oberhaus bezüglichen Motionen der Herren Hume, Roebub und O’Connell von der Tagesordnung, weil diese Motionen vers fassungswidrige Mißbräuche der Rechte des Unterhauses Ls

Zu einer nothwendigen As eruna an Shakespeare’s Denkmal in Stratford am Avon hat der König 50 Guineen aus seiner Schatulle beigetragen.

Mit dem Dampfboote „African‘/ ist am lesten Dienstage der duzch seine Reisen in Jndien, Aegypten, Syrien, Kanada, den Vereinigten Staaten und Mexiko“ rühmlichst bekannte Herr Davidson von Falmouth abgegangen, um in Begleitung des Abon Beer Sadiki Scherif , Sohnes des vormaligen Gouver- neurs von Timbuktu, eine Forschungsreise in das Junere von Afrika zu unternehmen.

Die Ostindische Compagnie ließ dieser Tagé ihre Vorräthe von Ostindischen und Chinesischen Taschentüchern, aus 14,179 Stück bestehend, öffentlich versteigern. Da dies der legte Ver- kauf dieser Art war, so erwartete man hohe Preise, täuschte sich aber, denn es gingen über 5 pCt. weniger ein, als bei der vori gen Auction. Die großen Fortschritte, welche die Englischen Fa- briken kürzlih in der Verfertigung von seidenen Tüchern gemacht aben, erklären dieses Sinken der Preise der Ostindischen und

hinesischen Fabrikate. :

Es heißt, die Englische Regierung habe 100 Kern - Artilleri- sten ermächtigt, sich nach Spanien zu begeben. (Vergl. den Art. London im gestr. Bl. der St. Z.). Die Madrider Regierung soll 20 Pfund Sterling für den Mann, als Entschädigung für bas Britischen Militairdienst, zu zahlen sich anheischig gemacht aben. i

Aus Madras sind Zeitungen bis zum 25. April hier eiae gangen, welche melden, daß die Expedition gegen die Scheka- wattihs vollkommen geglückt und daß ihr ganzes Land zum Ge- horsam gebracht war. Die künftige Regierung dieses Siaats ollte von einem Regentschaftsrath, Burri Saul an der Spige, geführt werden, und Herr Blake sollte als Resident der Com- pagnie in Dscheipur bleiben. Man hielt die Anwesenheit einer bedeutenden Britischen Streitmacht nicht mehr für ndthig und glaubte daher, daß der größere Theil der vom General Stevenson kommandirten Armee nächstens zurückkehren werde. Die Provinz Schekawattih sollte die Kosten des Feldzuges tragen, und man hatte sih der Stadt Sambur , von welcher Dscheipur ein jähr- lies Einkommen von 3 Lak Rupien bezog, als Garan- tie dafür bemächtigt. Der Staat war so {hon der Com- pagnie bedeutende Tribut-Räcstände shuldig. “Dscheipur wird als eine der schönsten und regelmäßigsten Städte Jndiens und der Palast des Radschah als ein ungewöhnlich prächtiges und ges schmackvolles Bebäude geschilder. Die Unruhen in Guzerac nahmen einen bedenklicheren Charakter an, als es anfangs schien, und der trobige Sinn der verschiedenen Stämme daselbst stei- gerte sich fast mit jeder neuen Truppensendung gegen sie. Nur \chnelle und kräftige Maßregeln, meinte man, aüe die Jnsur- rection unterdrücken können.

Den neuesten hier R anlenen Nord-Amerikanischen Zeitungen zufolge, war Baltimore wegen der (gestern erwähn- ten) dort T Unruhen in Belagerungs-Zustand erkiärt Und der hochbejahrte General Smith mit 1000 Mann daselbs eingerückt. 55 Personen waren in Baltimore als Ruhesidrer ein- gezogen worden. Auch zu Washington herrschte am 12. Au- gust große Gährung. Ein Emancipationist war ins Gefängniß geworfen worden, und man war vor einem Angriffe auf den Kerker besorgt, weil das Volk erklärt hatte, ihn aufhenken zu wollen. Die Marine-Soldaten waren vor dem Kerker aufgezd- en. Es wurden in der Stille Vorkehrungen getroffen, um die

uhe aufrecht zu halten, da man einen allgemeinen Ausbruch der Volkswuth gegen die Anhänger der Emancipation befürchtete. In der Nähe von Lynchburg ist ein Engländer, Namens Robin- son, welcher den Sklaven Freiheit gepredigt haben soll, von dein Volk ergrissfen und auf der Stelle ‘erhenkt worden, was die Anti-Emancipations-Blätter eine furchtbare, aber gerechte Strafe nennen und als Vorschrift des sogenannten Lynch- Gesetzes zu rechtfertigen suchen. Zu Charleston war am Ul. Aug. eine große Versammlung von Sklaven-Eigenthümern gehalten worden, in welcher die Majorität erklärte, sie würde lieber die Auflösung der Union befördern, als ihre Sklaven freilassen. O'Connell wird von den Sklaven - Eignern in- den südlichen Staaten aufs

i E e verwünscht und verflucht. Mehrere katholische Geistliche,

elbst ein Bischof, mußten {chwdören, daß sie nicht seiner Gesin- Neu-Orleans hatte man Berichte aus Texas vom 21. Juli, wonach Mexikanische Truppen dahin un- terwegs waren. '

Niederlande.

Amsterdam, 12. Sept.- Der Handel in Staats-Papie« ren is während der heute schließenden Woche im Ganzen Mine bin großem Umfang gewesen; am meisten wurde noch in Spanischen Effckten umgzesebt, welche durch anhaltende Schwankungen den Spes kulanten neuerdings Gelegenheit gaben, ibr Glü zu versuchen. Der Gang. von deren hiesigen Coursen folgte gewdhnlih den von Paris und Antwerpen eingehenden Notirungen und differirte in den S5proc. Perpetuellen , den Cortes-Obligationcn und ‘in ausgesezter Schuld fast täglich um "4 à 1 pCt, so wechselten ersiere seit voris gen Sonnabend von 30% auf 31%, 30/3, 31/4, 304 und blieben gestern 30 pCt.; Cortes- Obligationen folzten von 28!/, auf 2917 28/3, 29, W'4 und holten gestern nur 27 pCt.; endlich stellte due geseßte Schuld si bei fast gleichen Fluctuationen von 181/ auf 12/4 pCt. Die’ grdßere B welche sich die beiden lebten Tage zeigte, warde: verursacht durch die stets trüber lautenden Nah=] richten úber den inneren Zustand Spaniens, die sehr niedrigen Course welche gestern mit der Post ‘vou London nebst m:hreren Vertautss Aufträgen eingingen und noch durch das Gerücht begleitet wurd n; daß mehrere bedeutende Dratten der Spanischen. Regierung durch dié Bezogenen in London nicht honorirt worden wären. - Diese Fl heit erstreckte sich auch in den lehten Tagen auf die Preise der Hg/a ländischen Staats- Papiere, welche vorher durch einige vom Uus

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