1902 / 53 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Mar 1902 18:00:01 GMT) scan diff

7ER N

Deutscher Reichstag.

155. Sißung vom 1. März 1902. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: Minisier für Landwirth- i Domänen und Forsten von Podbielski, Staats- ekretär des Neichs-Schaßamts Freiherr von Thielmann.

„Der Präsident Graf von Ballestrem giebt zunächst be- kannt, daß von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. j reiherrn von Richthofen in Vertretung des Reichskanzlers ein

reiben eingegangen sei, wonach Jhre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern sich entschlossen haben, den Kaufpreis der für das Dienstgebäude der Kolonial- Zentralverwaltung zu erwerbenden Grundstücke in der Wilhelm- siraße 62 und in der Mauerstraße 45/46 auf 2500 000 herabzuseßen. Ferner theilt der Präsident mit, daß ein zweiter Nachtrag zum Reichshaushalts-Etat N 1901, betreffend die Erhöhung der Beihilfen für Veteranen aus dem Reichs-Jnvalidenfonds, eingegangen set. i

Södann wird die zweite Berathung des Reichshaus- halts-Etats für 1902 bei den Einnahmen aus der Zuker- steuer fortgeseßt. j Ä

Referent der Budgetkommission, Abg. Richter (fr. Volksp.): Die Kommission hat die unveränderte Genehmigung des Etats- anschlags von 114 897 000 4 beantragt. Ueber die internationalen Verhandlungen behufs Abschaffung der Zuckerprämien auf der Brüsseler Konferenz konnte der Schaßsekretär noch keine Auskunft geben. Inzwischen läßt ih aus den Zeitungsnachrihten noch nicht ganz flar ersehen, ob die Verhandlungen nunmehr zum Abf{luß ge- diehen sind. Nach den Mittheilungen der Regierung wird die Zuer- steuer 4,4 Millionen mehr im laufenden Etatésjahr über den Anschlag ergeben. Ein Ausfall it entstanden infolge der Zunahme der Aus- ibriuns damit der Ausfuhrvergütung und R infolge der Ab- nahme des inländischen Verbrauch®; leßterer infolge der Preissteigerung dur das Zuckerkartell. Ob die Bereinbarungen der Zuckerkonferenz auf den Ertrag der Zuersteuer pro 1902 Einfluß haben werden, war nicht zu überchen; darum hat die Kommission den Etatsanfaß unverändert gelassen. i:

Abg. Dr. Pachnike (fr. Vagg.): Nach den vielfachen Mißerfolgen üherer Konferenzen scheint diesmal wirklih etwas erreiht worden zu cin. Ih möchte dèn Staatssekretär bitten, uns Auskunft über den Stand der Sache u ertheilen, wie er sih seit den Verhandlungen der Kommission gestaltet hak. England hat gedroht mit einem Zu- \{lagszoll auf Prämienzucker, und im Hintergrunde stand sogar das Einfuhrverbot, wenn eine Einigung nicht erzielt würde. Ueber die Abschaffung der Prämien wird die Einigung leiht fein; denn alle Staaten sind darin einig, daß das Prämiensystem zur Ueberproduktion und zur Shleuderkonkurrenz geführt hat. Auch der Reichstag wird \ alio ein Abkommen wegen Beseitigung der Ausfuhrprämien ab- en können. 'Die Hauptsache ist aber die Herabseßung des Zolles, vex allgemein auf 6 Francs fixiert werden soll. s Kartell sicht [Ga ortbestand gefährdet, denn daß es einen Jnlandspreis für affinade von 28 H. pro Zentner halten kann, während der Roh- zuder 7,50 M auf dem Weltmarkt kostet, verdankt es allein dem Zoll. 10 4 sind reiner Schuß für den Zucker, und diese Surtaxe ist die Stütze des Kärtells; wird sie hinweggezogen, briht das Kartell zu- sammen. Mit der Seer der Produktion ging der Verbrauch nit parallel. Den In andsverbräuh hat man nicht so gepflegt, dur die Hochshraubung der Preise ist im Gegentheil hemmend darauf eingewirkt wotden. fann mir nicht denken, daß selbft die Herren der Rechten ein Abkommen N SIES sollten, welches diésem ünnatürlichen Zustand ein Ende maht. In diesem Stadium der Berathung können Sie (nah rechts) uns au niht mehr kommen mit der Furt vor dem Auslande. In der Zuckersteuergeseßgebung sind so: viel Fehler gemacht worden, daß wir endli einmal diese gut machen müssen, niht aber neue Fehler machen dürfen. Die Kon- tingeatierung vön 1886 hat dazu géführt, daß man das Kontingent n Zentner eri pit die Verdoppelung der Prämie hat

bis zum-le lediglih die Erhöhung der Prämien im Auslande nah ih gezogen.

Staatssekretär des Neichs - Schaßamts Freiherr von Thielmänn: Meine Hérren! Sie werden niht von mir erwarten, daß ih

über+ dié Verhandlungen in Brüssel Ihnkn {hon eine ausführliche

Erklärung äbgebe; denn die Verhandlungen sind in“ diesem Augen- blick noch nit abgeschlossen. Jh kann aber so viel {hon sagen, daß. nah dem Laufe" der leßten Sizungen in Brüssel die Hoff- nung. berechtigt ist, es werde, und zwar voraussichtlich {on in allernädstér Zeit, der Abs{luß eines internationalen Vertrags er- mögliht werden. Jch kann deshalb auf Einzelheiten, die dieser Ver- trag enthalten wird, au heute noch niht eingehen. Nur so viel will ih indessen sagen, daß das zutrifft, was die Zeitungen darüber verbreitet

haben, daß es sich handelt um Aufhebung der Prämien in allen den

dem Vertrage beitretenden Ländern, daß es sich ferner handelt um Fixierung eines Höchstsazes für den sogenannten Ueberzoll, und was bier noch nicht berührt worden ist daß es sich endlih handelt um eine Verein- barung der beitretenden Länder, wona sie sih gegen alle solche Ünder, die nicht beitreten und ihrerseits Ausfuhrprämien zahlen, dur Zufchlagzölle sichern wollen. Es ist allerdings von der rechten Seite noch nit gesprochen worden; aber nah cinem Zwischènrufe glaube ih äizunébrien, daß wieder von unserer sogenannten Abhängigkeit vom Auslande geredet werden wird. Ih möchte deshalb ganz bestimmt betonen, daß wir nah Brüssel gegangen find, niht aus Furcht vor E Auslande, sondern um unserem Zucker die Ausfuhrmöglickeit zu Ie Diese ist beschränkt, wenn eine Konvention niht zu stande N nah verschiedenen Seiten hin: erstens dur die große Zu- vie Db me die Zuckererzeugung bei uns selber genommen hat, ferner legten ‘9 “S Aufschwung, den die Zuckererzeugung in Cuba in den ati n genommen hat, und sie könnte endlih beschränkt Staaten A daß andere Staaten das Beispiel der Vereinigten Bfrte M die dem Prämienzuker einen Zuschlagzoll auf- Géfabr, ins Hi en bél Nichtungen hin läuft der deutsche Zucker Pflicht cas e: Bien zu gerathen, und es war eine sehr ernste Zuiker ins Hiftert eten Regierungen, dem vorzubeugen, daß der deutsche Qs wt Lei geräth und unverkäuflih wird. : Éinzelbeitót(, ate R chtlih im Verlauf der weiteren Debatte auf die ( je fih nach den Zeitungen bereits darstellen, ein- gegangen werden. Ich behalte mir vor, dann darauf zu antworten. Was ih für legt nur sagèn wollte, ist, daß es den verbündeten Re- gierungen gerade im Interesse der deuten Zuckerindustrie dringend geboten erschien, sich von der Konferenz in Brüssel nicht auszuschließen, und daß, wenn die Konferenz das Resultat ergiebt, welches wir im Augenblick davon erhóffen, und es zum Abs{luß eines befriedigenden internationalen Vertrages kommt, wir ‘au ferner überzeugt sind, dem deutschen Zuter dur diesen Verkrag den Weltmarkt weiterhin gesichert zu haben. Was ih weiter noch zu sagên habe, werde ih erst in späterer Stunde sagen, sobald mir die Einwürfe, die ih von der reten Seite erwarte, geworden sein werden. ]

«. Dr. RNoeside-Kaiserslautern (b. k. F.): Der Staats- ettetit hat gesagt, daß die Regierung htl Absiht gehabt habe,

in Brüssel Maßregeln zuzustimmen, welche dem deutschen Zucerexport gefährlich sein könnten. Ich bin überzeugt, daß die verbündeten Ne- gierungen diese Absicht gehabt haben, es wäre au wunderbar, wenn sie nach Brüssel gegangen wären in der Absicht, den deutschen Zucker zu ruinieren. Aber es giebt zwei verschiedene Wege: den des Zurückgehens und den des offensiven Vorgehens. Ich bedauere, daß die Regierung von dem alten deutschen Grundsatz, daß der Kampf am_besten dur die Offensive geführt wird, abgewichen ist und eine Stellung nach der anderen aufgegeben hat. Wir können nur bedauern, daß unsere Negierung es geduldet hat, daß in Brüssel andere Regierungen sih in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten gemischt haben. Man kann ja darüber verhandeln, ob die Prämien abgeschafft werden sollen oder nicht, das eine Land kann sagen, wenn ihr sie nicht abschafft, so erhöhen wir die Differentialzölle ; daß aber das andere Land verlangt, daß wir unsere Zölle herunterseßen, das ist ein Eingriff in die Autonomie, der wirklich über alles Maß hinausgeht. Den Zoll herunterzuseßen, ist Sache des Reichs- tages, und ich hoffe, däß er dem nit zustimmen wird, denn das würde den Untergang unseres Rübenzu@terbaues besiegeln. Uebrigens ist es mir doch sehr zweifelhaft geworden, ob das Abschaffen der Prämien, selbst wenn alle Rübenländer dazu übergingen, nicht doch sehr wesentliche Nachtheile herbeiführen würde. So ald Deutsch- land die Prämien abschafft, wird der Zuckerrübenbau ins Hintertreffen kommen; denn es handelt sich niht um einen Kampf der einzelnen Rübenländer, sondern um einen Kampf zwischen Nüben- und Rohr- zucker. Amerika führt einen Diffenrentialzoll cin, England auch, und damit giebt man dem Rohrzuer eine indirekte Prämie. Die Berichte der Presse lauten dahin, daß der Zoll auf 6, ja sogar, daß er bloß auf 5 Fr. ermäßigt werden soll; Oesterreih-Ungarn soll sogar noch eine kleine Begünstigun erlangt haben. Es wäre von großem Interesse für uns zu wissen, o Deutschland auch solche Vor-. theile h bat zugestehen lassen. Frankreich führt nur den fünften, Theil seiner Produktion aus und hat bereits vorgesehen, daß auch diese E im Inlande verbleibt. Welche Gegenleistungen sind denn von England gewährt worden? Hebt England seine Differential- zölle gegen uns in den Kolonien auf? Und ist Fürsorge getroffen, daß England niht bei sich seinen Kolonialzucker zollfrei einführt ? Eine derartige Entwickelung habe ih schon 1898 als wahrscheinli angedeutet, damals hat Graf von Posadowsky die e engeséßte Meinung vertreten. Atinerika ge enüber haben wir dritt für Schritt nachgegeben, ohne jede. ( egenleistung. England hat uns 1897 den Handelsvertrag gekündigt und uns Schritt für Schritt dee Jch sehe darin die Bestätigung dessen, daß Deutschland auf wirtbschaftlißem Gebiet ms s zurückweiht, aber nicht fraftvoll seine Interessen vertritt. Wird nun etwa die Züuckér«- industrie aufblühen? Ein Zoll von 4 M ist eine bloße Registrier- ebühr, aber kein Schußzoll. Von Rußland aus droht uns der mport des russishen Zuers; die russishen Rüben kommen {on heute zum Preise von 50 bis 60 - zu uns herein. Auch den Kolónial- zucker werden wir hereinbekommen. Es wird sich nun fragen, ob nit die Zuckersteuer in Deutschland wesentli geändert oder ganz abge- schafft werden kann. ofe aber in erster Linie entge en dem Staatsfekretär, daß der Re dôtag cine solhe Máßnahme ablehnen und damit die deutfche Zuckerindustrie vor dem Ruin bewahren wird.

Staatssekretär des Reichs - Schaßamts Freiherr von Thielmann:

Meine Herren! Der Herr. Vorredner {loß mit den Worten: England habe alles Interesse, sich mit uns gut zu stellen; das unter- schreibe ih in jedem Buchstaben. Wir haben aber auch das Interesse, wenn England si mit uns gut stellt, uns mit ihm gut zu stellen (sehr richtig! links), und ih kann, was das Verhältniß gerade zu England betrifft, eben die Versichérung geben, daß die Kaiset- lie Regierung keinen Vertrag unterschreiben wird, in welchem wir uns England gegenüber betreffs unserer Ausfuhr- prämie oder unseres Zuckerzolls binden, während England freie Hand behalten sollte, den Nohrzucker seiner westindischen Kolonien unserem Zucker in der Zollgeseßgebung vorzuziehen (Zuruf rets) -— überhaupt seine Kolonien, ih streiche das „westindishen“. Der Herr Vorredner hatte sodann die Frage aufgeworfen: mit welchen Net mist sich das Ausland in unsere Zollgeseßgebung ein? Ih sage, das Ausland mist sich ebensowenig in unsere Zollgeseßgebung ein, als wir uns in seine Zollgeseßzgebung einmischen ; ein jeder Zoll- und Handelsvertrag bindet aber beide Theile (sehr richtig! links), und einen Handels- und Zollvertrag kann man niht als eine un- befugte Einmishung eines Dritten auffassen. (Sehr gut! links.) Dann kann ih ferner noch den Herren mittheilen, daß meines Wissens Oesterrei irgend welher Vorzug gegenüber Deutschland nicht in Aussicht gestellt worden ist ; das wird vielleicht einige der Herren be- ruhigen. Schließlich muß ih nod) ganz kürz, aber bestimmt wieder- holen : ih habe bis jeyt nur von einem „Ueberzol l“ von ungefähr 6 Fr. gesprochen, während der Herr Abg. Dr. Roesicke, wenn ih ihn recht verstanden habe, von cinem Gesammtzoll von 6 Fr. gesprochen hat. Das ist ein Unterschied von 90 M (sehr gut! Heiterkeit links), oder, wenn künftig unsere Steuer nah Fortfall unserer Ausfuhrprämie reduziert wird, ein Unterschied von 18 oder einer ähnlihen Summe: Jch halte dafür, daß eit solcher UÜeberzoll in Höhe von ungefähr 6 Fr. ih. betone das „ungefähr“, weil unter Umständen es vielleicht auch cine Kleinigkeit mehr werden kann daß ein folcher Ueberzoll vollkommen genügt, um: unsere eigene Zuckerproduktion gegen das Eindringen des Zuckers der Nacbarländer zu süßen. Dazu ist unsere eigene Zuckerproduktion genügend entwidelt, und wenn soeben auf das Beispiel Rußlands hingewiesen wurde, welches voraussicht- lih dem Zuckervertrag nicht beitreten wird, so wollte ich die Herren daran erinnern, daß, wenn wir uns haben Ausgleichszölle gefallen lassen müssen, z. B. seitens der Vereinigten Staaten, künftighin auch die jenigen Staaten, welche der allgemeinen Konvention nicht beitreten, sih von deren Mitgliedern gleichfalls Ausgleichszölle werden gefallen lasseit müssen, sodaß wir au näch dieser Richtung gedeckt bleiben. Jch bin fest überzeugt, daß die Konvention, welhe Ihnen seiner Zeit vorgelegt werden wird sie ist ja“ heutigen Tages noch nicht unterschrieben, ih kann also auf ihren näheren Inhalt nit eingehen —, sicherlich die Billigung der großen Mehrheit des hohen Hauses finden wird.

J wollte nur kurz noch erwähnen, welche Herren von der reten Seite dieses Hauses seiner Zeit, als das Gefeß von 1896 zur Be- rathung stand, die Abschaffung aller Prämien in der ganzen Welt als ein dringend anzustrebendes Ziel bezeichnet haben. Es war der Herr Abgeordnetè Graf von Bismarck (Schönhausen), der am 2. März. 1896 sagte :

Es handelt sich hier ja er meinte die Ausfuhrzollprämien i um eine vorübergehende Maßregel, lediglih um ein Kampfmittel, welches das Ziel verfolgt, das wir Alle anstreben, daß sämmtliche Zukerprämien möglichst bald abgeschafft werden sollen.

Im gleichen Tone hat der Herr Abgeorduete von Staudy am 17. Mai 1895 gesprochen. Der Abgeordnete von Puttkamer-Plauth sagte am 3. März 1896:

Gern nimmt die Zuckerindustrie diese Prämien nicht; denn in ‘dem Gefühl, daß sie mit jeder Jndustrie, wenn fie unter gleichem

Licht und gleicher Luft zu konkurrieren hat, die Konkurrenz aushalten“ fann, ift es ihr kein angenchmes Gefühl, daß sie hier als Kost- gängerin des Staats auftreten muß. Wir wollen die Prämien nur so lange haben, wie das Ausland eben solche oder noch höhere Prämien zahlt. / (Hört, hört!) Der Herr Abg. Dr. Swhaedler vom Zentrum hat sich am 3. März 1896 ähnli ausgesprochen. Und, wie Ihnen bereits ih weiß nit, ob seitens des Herrn Referenten oder seitens des Herrn Abg. Dr. Pacnicke -— gesagt worden is, hat der Reichstag am 15. Mai 1896 mit großer Mehrheit wenn ih niht irre, sagte der Herr Abgeordnete: einstimmig; ih will es aber nit beschwören die Resolution des Herrn Dr. Pichler angeñommeti: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit aller Entschiedenheit dahin zu wirken, daß durch internationale Vereinbarungen eine Bee seitigung der Ausfuhrvergütungen für Zucker in thunlichster Bâlde herbeigeführt werde." So weit für die reinen Prämien!

Nun möchte ih aber noh über die Frage des Ueberzolls einige Worte sagen. Der Uebetzoll ist zwar keine Prämie, er wirkt daber, wenn er hoh ist, wie eine indirekte Prämie, indem er die inländische Produktion zu einer krankhaften Steigerung reizt. Daß unsere Pro- duktion weit über das eigene Bedürfniß hinausgewachsen ist, bräuche ih nit weiter zu erörtern. Die Ziffern find genannt worden. Wir produzieren in diesem Jahre rund um 23 Millionen Doppelzentner und genießen davon selber 7 Millionen. Das ist eine Produktion, die nur weiter bestehen kann, wenn die Ausfuhrkanäle ihr offen ge- halten werden. Aber ih glaube, es ist dringend wichtig und das. ist au seitens des Herrn Referenten erwähnt worden —, den inneren Verbrau in Deutschland mit allen Mitteln zu heben. Dazu gehört in erster Linie die Möglichkeit der Verbilligung des Zuckers itn Einzelhandel. i

Ich habe hier einige Angaben über die Detailpreise dés Zuckers in größeren Städten: in der Stadt Breslau beispielsweise haben sih die Kleinhandelspreise für das große Publikum kommt es auf die Kleinhandelépreise und niht auf die Engrospreise an während der Fahre 1898 und 1899 für Raffinade und für Würfelzucker zwischen 98 und 29 4 das Pfund gehalten, mit ganz kleinen Abweichungen, die vielleicht einen Moniat eintraten. In der Mitte des Jcihres 1900 stieg der Preis für beide Sorten im Juni auf 30 4, im Juli auf 31 A, im August auf 32 4. Seitdem ift er ftellènweise, Und zwär im Februar 1901, sodann im Mai und im Juli sogar bis auf 33 4 gestiegen.

Jn Dresden waren die Kleinhandelspreise in den Jahren 1898 und 1899 s{chon etwas höher. Sie befrugen damals im Durchschnitt 32 4, stiegen aber im Jahre 1900 sofort auf 33} 4; die 3 A entstehen dadurch, daß ih Dur@(hschnitte aus verschiedenen Notierungen gebe.

In München sind die Preise in neuester Zeit sogar über 33 ge- stiegen, auf 34, 35, und während des ganzen Jahres 1901 hielten fie sich zwischen 35 und 36 H.

Meine Herren, zu einer Zeit, wo der Rohzuckerpreis so erheblih sinkt, wie er im Laufe der leßten zwei Fabre gesunken ist, ist dieses Ansteigen des Kleinhandelspreises für Raffinade entschieden ein Zeichen dafür, daß etwas nicht in Drdnurig ist. (Sehr richtig!) Jh glaube, wir sollen kein Mittel unversucht lassen, um diese Maschine wieder in richtigen Gang zu bringen; sonst würden wir bei einem tveiteren An- halten der hohen Preise im Detail einen weiteren Rückgang des in- ländischen Zuerkonsums zu verzeihnen haben. Wenn gegenwärtig der innere Verbrau in Deutschland nicht cinmal ein Drittel dér Gesammterzeugung beträgt, so find wir nah zwei Richtungen hin ver- pflichtet, für Besserung zu sorgen: erstens, um den inneren Verbrauch zu heben, und zweitens, um dem folofsalen Ueberquantum, welches wir nach Abzug des inneren Verbrauchs zur Verfügung haben, cinen ruhigen und sicheren Abfluß in das Ausland freizuhalten, und hierzu soll die Konvention dienen, wel@he voraussichtlich in den nächsten Tagen abgeschlossen werden wird. (Brävo!)

Abg. Wurm (Soz.): Die Prämienwirthschaft bat die Krisis mit ihrer ÜUeberproduktion herbeigeführt. Das nd natürli Gegenmaßregeln ergriffen. Wir fönnen ein Absapgebiet nicht erzwingen. Herr Roesicke fürchtet mit Recht von e gan onveñ namentlich der Abichaffung des O ves der ‘rring in die Brüche geht. Das heuie Publikum zahlt für jedes Pfünd Zucker 8 4 an den Zuckerring. Die Rübenbauer haben davon nur einen sehr mininmalen Nußen. Für die Nothlage, in die sie s 1 / werden, mögen sie sich bei denjenigen bedanken, die das : Jude: geseß gemacht haben. Erzwingen läßt sich der Konsuin Luisen Maße, wie sih die Produktion steigern läßt. Von einem | chaft kann bei i een tretung, der Lie a Is E e e e i konferenz hat si der ion es E Mt

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Rücksiht auf. den_ Militär- Etat ¿ aber das besie Mittel, den Inlandskonsum zu ; Das Organ der uderindustriellen pr 3 cine Vernichkung der E dadurch, daß man grö Theil unter Wasser sepe, dann würden für den Reft um so Preise gezahlt werden. Sn diesem Tones tritt das Volks} ädliché, t Se M eLrtarirang tes Zuders vor un ihn Je

t man eine Vena x a enschen zu entziehen und Vei: ieh zu geben. Das ist n ite

Politik. Bie Abg. Dr. Paasche (nl.): Die Erklärungen des E haben mib in ae Cs nicht befriedigt, nicht wegen der Abschaffung der Prämien, sondern weil die ver ndeten Regierungen sich freuen, daß die Konvention in dem Sinne zu fta wie es in den Zeitungen angedeutet worden ist. Es als ob die Reichsregierung so fd wie möglich fo Drohungen Englands unterwerfen will. Die rage ist sehr und es is niht ausgemacht, ob durch diese ‘onvention eine Besserung der Zustände eintreten wird. Es fkäñn eine dadurch entstehen, die viel größer ist, als sie in anderen Pro» duktionszweigen hervorgetreten ist. Die deutsche Zuckerproduktion spielt für die Pie Landwirthschaft eine sehr wichtige Rolle, wir können die Zukerindustrie nicht leichten Herzens preisgeben: Wir wissen noh nicht, was die nächsten Jahre bringen werden. Wenn der Zuker eines der wichtigsten Nahrungsmittel für das Volk ift, wohin wären wir heute gekommen, wenn wir dur den Zoll nicht die Rübenzuer- industrie großgezogen hätten? Mir bäâtten dann heute noch den Rohr- zucker und würden den Zucker in der Apotheke faufen. roduftion d \haft billige Preise. Die Zukersteuer würde ih gern abschaffen, wénn die Regierung darauf verzichten könnte, wenn die Finanzen es 6 attefen: j Die Ueberproduktion ist in eriter Linie den Konsumenten zu L ute g h fommen. Den Vorschlag, die Zuckerbassins unter Wasser zu feß nimmt doch Herr Wurm wohl selber nicht ernst. De S e Sen e aae 0 mei ¿ n_den 1 derd ahrén hat fih der Rohrzuckter auf me chland ; în der Rübenzuerproduktionsfteigerun ist Deutschland Lt nur 400 000 t betheiligt. Die T ecproduttlon in Deutidland ist e

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