1902 / 54 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Mar 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Nievétlande. :

Der frühere Minister der Kolönien Fra nsen van dePutte ist, wie dem „W. T. B.“ aus dem Haag gemeldet wird, gestern gestorben.

Belgien.

Die N O hat gestern Vormittag, wie dem „W. T. B“ berichtet wird, eine kurze Sißun abgehalten, in welcher mit der Verlesung der verschiedenen Artikel der Kon- vention begonnen wurde. Die Unterzeichnung der Konvention soll heute Vormittag stattfinden. á

Das Brüsseler Journal „Etoile Belge“ veröffentlicht, wie „W. V, - B. mittheilt bei Wortlaut der Zucker- konvention, welche gestern der Konferen vorgelegt worden ist. Die Hauptpunkte der Konvention sind folgende:

Die vertragschließenden Parteien verpflichten ih nah Artikel 1, am Tage des Inkrafttretens des gegenwärtigen Abkommens die direkten und indirekten Prämien abzuschaffen, welche bisher der Produktion oder dem Cxport von Zucker ewährt wurden und, so- lange das Abkommen in Kraft bleibt, keine Pramten solcher Art eine zuführen. Konfituren, Chokolade, Biscuike, kondensierte Milch und alle ähnliche Erzeuguisse, welche einen namhaften Bestandtheil von künstlich

i igefü lten, «werden dem Zucker gleich- ihnen beigefügtem Zucker enthä ‘n aragraphen. Der Artikel g

estellt und fall nter diesen : Ia die Sonbeoie der Fabriken und Naffinerien durch Staats-

E N rtifel lichten sih / die vertragschließenden Im P) Pn nel, milien Steue

endi nd des inländischen Zuckers, auf belastung des ausländishen u 00 kg raffinierten und

die Hbcstziffer vor Ge Ee , ihm D U lten Zukers und 54 Fr. für anderen Zuer i licht d zu beschränken, Durch Artikel 4 verpflichten sih die vertrag- chließenden Theile, die Zuckereinfuhr aus solchen Ländern mit einem I Zoll zu belegen, welche aon ation& oder Auêfuhrprämien gewähren. Dieser Zoll darf nicht geringer sein als die von dem Ürsprungslande des Zukers gezahlten direkten oder indirekten Prämien. Die Parteien behalten sid) die Befugniß vor, die Einfuhr von Prämien- zucker zu verbieten. Sie verpflichten sich gegenseitig, zu dem geringsten Zollsaze ihres Einfuhrta rifs den Zuckex aus den Vertragsländern oder den Kolonien, welche keine Prämien gewähren, zuzulassen. Rohrzucker und Nübenzucker dürfen niht mit verschiedenen Zöllen belegt werden. Durch Artikel 6 werden Spanien, Italien, Rumänien und Schweden von der im Artikel 1 enthaltenen Verpflichtung bezüglih der Pro- duktionsprämien, cbeñso * wie pon den in Artikel 3 und 4 auf- gezählten Verpflichtungen solange befreit, als sie feinen Zucker exportieren. Artikel 7 verfügt die Schaffung einer ständigen inter- nationalen Ausshtatom o mit dem Siß in Brüssel. Diese Kommission soll eine Kontrole ausüben und in_ streitigen Fällen sowie bezüglich der Frage der Zulassung von Staaten zur Kon- vention, welche an der Konferenz mt theil genommen baben, die Ent- eidung treffen. Die Aussichtskommission Pon ferner Auskünfte aller rt über die Zuckersteuergeseßgebung und Zuckerstatistik, und zwar nit allein der vertragschließenden, sondern au der übrigen Länder fammeln, sihten und veröffentlihen. Zu diesem Zwecke werden die pertrags{ließenden Theile auf diplomatishem Wege der belgi- P Negterung, die - sie ihrerseits der Kommission zu- tellen wird, alle Geseßze, Verordnungen und Reglements Über den Zucker zugehen lassen, die in _ ihren Ländern bestehen oder ein- geführt werden, und ebenso alle Statistiken, welhe dem Zwecke der Kommission dienen können. Jeder der vertragschließenden Theile kann sich in ter Kommission durch einen Delegirten oder durch cinen Dele- girten und dur einen beigeordneten Delegirten vertreten lassen. Die erste Versammlung der Kommission wird spätestens drei Monate vor dem Inkrafttreten der Konvention stattfinden. Die Kommission wird über alle ihr vorgelegten Fragen Berichte erstatten und zwar an die belgishe Regierung , die sie den Interessenten zugehen läßt; wenn einer der vertragschließenden Theile einen ent- sprechenden Antrag stellt, wird die Kommission den Zusammentritt einer Konferenz veranlassen, welche die von den Umständen erforderten Maßnahmen beschließen wird. Im Art. 8 verpflichten sih die vertragschließenden Theile für sich und für ihre Kolonien und Be- sißungen mit Ausnahme der autonomen Kolonien Großbritanniens die nöthigen Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, daß Zuker, für den Ausfuhrprämien gezahlt sind und der eins der Ta L eNDan Linder im ransit passiert, auf dem Markte, für den er bestimmt ist, die Vortheile der Kon- vention genieße. Die Aufsichtskommif jon wird die hierfür nöthigen Vorschläge machen. Artikel 9 bestimmt : Staaten, welche nicht Unterzeichner der Konvention sind, kann auf ihren Antrag und, nachdem die ständige o ihre Ansicht geäußert hat, der Bei- tritt gestattet werden. Nach Artikel 10 wird die Konvention am 1. September 1903" in Kraft treten und fünf Jahre von diesem Zeit- punkt ab in Kraft bleiben. Nah Ablauf dieser Periode gilt die Konvention immer für ein Jahr verlängert, wenn nicht einer der vertrags{hlicßenden Theile zwölf Monate vorher seine Absicht notifiziert, aus, der Konvention auszutreten. Artikel 11 bestimmt, daß die Konvention auf überseeische Dien Kolonien und Besißungen ter vertragschließenden Mächte [nwendung findet; ausgenommen e alle britishen und nieder- ländischen Kolonien, bezüglich deren Frklärungen in Betreff der Be- stimmungen der Artikel 5 und 8 im Schlußprotokoll aufgenommen sind. Artikel 12 handelt von den dur die Verfassungsgeseßze der vertragschließenden Länder für den Abschluß von Ver- trägen vorgeschriebenen Bestimmungen. Die Natifizierung der M enton soll am 1. Februar 1903 oder früher in Brüssel Ua vei Die Konvention wird nur obrigatorisch, wenn sie wenigstens aut Mächten unterzeichnet ist, die niht von den Ausnahme-- is Engen des Artikels 6 getroffen „sind. Für den Fall, h Ee 71 fa von einer oder mehreren dieser Mächte nicht innerhal (de, A A Frist ratifiziert ijt, wird die Due Ne ierung so- unterzei E eung der übrigen Mächte, we he die Konvention ihnen allein berbenh Ad die Inkraftsezung der Konvention unter Konvention n protokoll heißt es in Bezug auf den Artikel 3 der behalten, eine die vertragschließenden Theile sich das Recht vot» als rhöhung der Zuschlagsteuern A n für den produzierten A in einem ter vertragschlicßenden Länder diese Erhöhure ers bei ihnen eingeführt würden. Doch oll Dai h 8 nur den aus diesem Lande stammenden Zucker nicht übersteigen l Geag von einem Frauken per 100 A rihten. Die At Antrag ist an dié ständige - Kommission zu der Einbruch “in A ND der Kommission darf nur erfolgen, wenn einer ungünstigen wirths E e a f lichen, dur eine galten Lage hat und nicht in einer wirk- gebrachten Erhöhung A ändigung unter den Produzenten zu Stande Regierung , daß SABIE Prege, Zu Artikel 11 erklärt die a ‘aus den Kolonien der „der Dauer der Konvention dem Zuler Prämie gewährt bi peT Krone [einerlei direkte oder indirekte ¿ rden und daß im Vereinigten Königreiche

Kolontalzu@er *keinezlei Vor srechte gegenübér ausländischem

Zucker“ genießen wird. Ferner Hg i

\oloni î ; die Konvention den autonomen Kolonien und Ostindien vorgelegt werden, damit diesè ihr beitreten können. Die niederlärdishe Regierung erklärt zu Artikel 11, daß während der Dauer der Könvention dem Zucker aus niederländischen Kolonien keinerlei direkte oder indirekte Prämie gewährt werden und daß dieser Zuer in den Niederlanden nicht zu einem niedrigeren Zoll- saße’ zu A werden wird, als der ist, ‘den Zuker zahlt, der aus den vertragscließenden Ländern stammt.

„V, T. B.“?bémerkt hièrzu, de ihm eingezogenen

Ecfundi ungen zufolge sci über die A kon! Ls Beren Wortläut allseitiges Einverständniß in Brüssel bis jeßt noch nicht erzielt worden,

Bulgarien.

que Bulgare“ meldet, daß die Sonntag in vollständiger Ruhe vor sih ge r Regierung, 3 8 Stambulowisten,

Die „Agence Télégraphi Wahlen zur Sobranze am ohne jeden Zwischenfall wurden: 97 Anhänger de partei (Stoilowisten), 7 Demokraten, 1 8 Sozialisten. Bei f unbestimmt oder sie Gewählten befinden nahme von Radoslawow, G In Sofia selbst drang über jener der drei koaliert

Mitglieder der National- 10 Karavelowisten, 9 Liberale (NRadoslawisten), echs Gewählten ist die Parteizugehörigkeit chóren keiner P ller Parteien, mit Aus- Petrow und Jwantschow. die Liste der Regierungspartei gegen- en Oppositionsparteien durch.

inz Heinrich traf in St. Louis cin. statt, wobei der sprache hielt und Prinzen eine Adresse über- dem der alten bestiegen der e bereit stehenden Wagen zur Fahrt m St. Louis-Klub. Der Wagen de auf der Fahrt von berittener rer Kavallerie csfortiert; Vor dem Gebäude des Die Kavallerie Bei der Früh- ells ein Hoch auf den eine Majestät den Deut- niglihe Hoheit der Prinz

uis! Ih wünsche für Dank auszusprechen. e erreicht. Leider roßartigen Lande

Seine Königliche Hoheit der Pr Uhr 5 Minuten and großer Empfang längere Begrüß

gestern früh um Auf dem Bahnhof f Wells eine chen Militärvereine de Seine Königliche Hohei deutschen Seeleute einige Prinz und das Ge über die Eads-Brücke nah de Seiner Königlichen Polizei und einer der Prinz wurde Ü St. Louis-Klub | war slieg vor de stückstafel bra Präsidenten Rooseve schen Kaiser aus. Heinri ch erwiderte:

Herr Bürgermei hre freundlihen W

t wechselte mit je

Schwadron regulä berall bejubelt. ein Baldachin errichtet. de ab und präse hte der Bürgermei

ster und Vertreter von St. Lo orte des Willkommens meinen L isten Punkt auf meiner Reis stlih und mehr von A

ih Tag und Nacht Ih versichere

schen; doch Sie wissen,

wunderbare Land gereist.

der Gastfreundschaft bei Tag und Nacht e allen und auch allen denen, mit wel nicht die Hand schütte

Fch wünsche Ihnen t sprechen, denen ih Viele kamen mitten in und ich bin von Herzen Jh möchte, daß Sie die Bande der

über den Atlantischen

ln konnte, zu danken. mi zu bewillkommnen, ie wissen, wessen Vertre ission verstehen, ¿zwisden den beiden Ländern 3 Deutschland stets bereit ift,

Sie dazu béreit sind. die stets kampfbereit ist, einer Nation Nation. Mein Souverän [ Frieden halten mit den a Ihres Landes und die Größe seines llen baben tiefen Eindruck auf mich ge- keit wächst jeden Tag der aaten werth find, fie zum bl und Gedeihen von

Vertreter eine in Waffen, ab ist stets Anwalt des Fried Die Ausdehnun Handels und feine und der Eindruck d F finde, daß die Vereinigten St Nun wollen wir auf das Wo

er nicht einer kriegslustigen ens und will

ieser Großartig

Freunde zu haben. St. Louis trinken!

Nach dem Frühstück unternahm der Pr önsten Stadttheile und f\

Frü inz Heinrich eine Rundfahrt durch die f eßte um 11 Uhr die Reise nah Chicago fort, wo der traf. Auf dem Bahnhofe ein aus Bürgern ge Wever zum Empfan uditorium - Hotel bildeten che Soldaten Spalier derart, Polizisten stand. Die Wagen, in denen genommen hatten, wurden Sobald dieselben vorüber- schen a's dem Spalier heraus, sih zu einem Faelzuge, ganzen Fake!zuge immer für denPrinzen 4 halbe Stunde nah l, für welches zwei Stunden An dieses {loß sih ein Konzert iliz-RNegiments, wo unter M „Schlachtgebet“ vom deutschen Nach dem Konzert fand andelten Theater

Zug um 61/2 Uhr ein- Bürgermeister Harri- bildetes Comité und der deutsche g anwesend. Vom Bahnhofe bis zum A 2000 Polizisten und 9000 chemalige deuts j Soldat neben einem der Prinz und sein Gefolge plaß von 500 Kavalleristen eskortiert. gefahren waren, traten die Deut ündeten Fäckeln an und formierten odaß der Prinz schließlich von dem wurde. Jm Auditorium-:H und 60 für das Gefolge angewie der Ankunft begann das Fest in Aussicht genommen. waren. in der Waffenhalle des ersten M wirkung eines Orchester Männerchor zum Vortr

otel waren vier

stsaal umgew

aus Ottawa (Canada) ist die daß Seine Königliche Besuche der Niagarafälle [s Privatmann betreten werde. lben werde jedoch der Gouverneur at, cinen Vertréter entsenden.

Auditorium-Hotels ein Festb ‘einer A egierung benachri( “P rir Heinrich den canadishen Bode Zur Begrüßung

bon Ontario, Sir Oliver Mow

Kitchener's aus Pretoria vom ß der Oberst Anderson, welcher on Donop's befehligte, d 245 Mann eingetroffen ge trat, wie „W. T. B \{ch am 25. Februar Morgens d wurde, während s noch dunkel war, etwa Klerksdorp a

Eine Depesche Lord gestrigen Tage den Convoi | Kraaipan mit 9. sei. Privatnachrichten rihtet, der Convoi f

der Abtheilung v

Üße und Jnfa1 Nach einem scharfen Marsh wiedcr auf, als der bis auf hund mehrere Wagen so zu be- durchgingen. - d zurüzutreiben. Stunden in Anspruch; der langsam in Bewegung, riffen wurde und um

schen die Nach chte dadurch, daß rchgingen und Hieraus zog

pige der Kolonne n den Feind zu der Convoi den einen neuen herankam, sodaß es

der Jnfanterie, n etwa. zwel Convoi wie clben h!ftig an selben Augenbli

Kraft vor, warf \ und verurja

allen Seiten hin ku erwirrung gerieth.

machte und

gelang jedo Dies Gefecht seßte sich der Nachhut des\

linke Flanke Maulîhiergespanne "1a

der Feind Vorth

arin überein, daß -die britischen ehr tapfer s{lugen, Geschüße und die heil ihrer Munition ver rittener Truppen kamen

aber durch die große Ue

Truppen O

ompons den größten Zweihundert Mann be- aus Klerksdorp heraus, wurden bermaht des Feindes im Schach

gee dessen Gesammtstärke--auf 1200 bis 1700 Mann

eshäßt wurde. Dieselben waren - in Eile aus fast allen ommandos des westlichen Transvaal zusammengezogen worden. Die Burenfüh:er Delarey, Kemp, Colliers und Lemmer rahmen an dem Gefecht theil. Wie weiter berichtet wird, soll Lemmer gefallen sein. / ie der „Standard“ ‘aus Klerksdorp vom 1. d. M. meldet, bestand die Abtheilung von Donop's, welche mit dem Convoi gefangen genommen wurde, aus 580 Mann mit 2 Felck-, 1 Pompon- und 2 Maximaeshühen.

Ein weiteres Telegramm Lord Kitchener's aus Pretoria meldet, daß bei den Kämpfen in der vergangenen Woche 69 Buren getödtet, 15 verwundet, 903 gefangen qge- nommen worden seien, 105 hätten fich ergeben. Kekewih's und Greenfell’s Truppen verfolgten Delarey's Streit- kräfte, welhe sih in kleine Trupps getheilt hätten. Lord Methuen sei mit einer Kolonne von Vryburg auf Lichten- berg fu abgegangen, um zu versuchen, den Feind ab? zuschneiden

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Rei chs? tages und des Hauses der bgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Kunst und Wissenschaft.

__v. A. Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum is gegen- wärtig eine Reihe von Originalzeihnungen Iosef Sattler?s aus- Gs die geeignet erscheinen, in hohem Grade das allgemeine

nteresse zu fesseln und wieder einmal nachdrücklich auf einen unserer besten Jllustratoren aufmerksam zu machen. m Jahre 1894 wurde der Name Josef Sattler's aus Anlaß einer Ausstellüng- seiner Ex libris und Handzeihnungen im Kunstgewerbe- Museum zum ersten Mal in weiteren Kreisen rühmend und mit einer gewissen Veberraschung genannt. Seitdem ist das Interesse an ihm nicht erloschen, sondern es hat ih im Gegentheil von Jahr zu Jahr p Durch eine Reihe von Publikationen hat der junge Künstler einen Namen der Oeffentlichkeit immer wieder in Ei1innerung zu bringen gewußt und ihr Gelegenheit geboten, sich mit seiner Art und Eigenart vertraut zu machen. So gehörten auch in dem Aus- stellungégebäude der Darmstädter Kolonie seine Arbeiten zu den besten der dort ausgestellten. :

In Sattler's Kunst sind" zwei Nichtungen zu unterscheiden, die neben einander hergehen und denen nur die Herbheit, Kraft und Laune gemeinsam A die in seinen Arbeiten niemals fehlen. Einmal zeigt er sich noch immer als ein geistiger Sohn des Mittelalters. Die klaren, strengen Umrißlinien, wie wir sie auf alten Hol;schnitten finden, find ihm ein ganz persönliches Ausdrucksmittel geworden; aber uiht nur in S Weise, niht nur in der Technik steht er dem Mettelalter nabe, mit Vorliebe wählt erx auh seine Stoffe aus jener Zeit. Der Bauernkrieg und die Wiedertäufer sind von ihm ausführlih in fünstlerisher Weise be- handelt, und er weiß jene Zeiten wunderbar zu beleben. Andererseits steht er auch in der modernen Welt. Die sprühende Bewegung, däs nervöse Leben haben seinen Künstlersinn gefesselt, und er hat für diese Erscheinungen andere Ausdrucksweisen gesucht. Die breiten lähén, die keck vertheilten Súóatten und Lichter zeigen ihn in diesen Arbeiten als einen völlig Neuen und beweisen dadurch seine große innere Be- weglichkeit.

_ Vor allem ist Sattler ein Meister der Jllustrationskunst. Er weiß den Gehalt eines Werks in seinen Zeichnungen auszushöpfen, den Geist einer Zeit treffend zu charakterisieren. Darum ist er wie kein Anderer zum Jllustrator für historische Merke geeignet. Die Reichsdrukerei hat ihm mit dem Auftrag, die „Nibelungen“ zu illustrieren, eine würdige lutgabe gle die geeignet is, die beste Kraft eines Künstlers zu erwecken. Vie Proben, die auf der Pariser Welt- ausstellung, zu sehen waren, lassen das Schönste von diesen Werke hoffen. Auch die Originalzeichnungen zu Heinrich Boos? „Geschichte der rheinischen Städtckultur“, die zur Zeit im Kunft- gewerbe Museum ausgestellt sind, zeigen Sattler auf der Höhe seines Könnens. Alle Vorzüge, die ihm eigen sind, finden si in diesen Blättern wieder: sein \tarkes Empfinden, sein E Ernst, seine über- sprudelnde Laune und sein biêweilen grotesfer Humor. Dem etwas trocknen und steifen Geshitswerk geben seine Zllustrationen erst Leben und gleichsam Seele. In genialer Weise belebt er die p Zeiten; ohne Sentünentalität, mit einer kraftvollen Ursprüng ichkeit stellt er seine Typen und Menschen hin, seine Phantasie ist unermüdlich, in immer neuen Wendungen das Loben jener Tage zu schildern und zu erläutern. Man gewinnt dur diesen Cyclus eincu gewaltigen Ein- druck von dem Werde- und Entwikelungsgang, den er veranshauliheu soll. Mit der Vorzeit hebt er an: Ein Germane in Kriegstract [ugt zwischen den Stämmen hervor, kraftvoll u:.d sinnend; wir sehen die Römer, wie fie Wege- und “Straßenbäuten ausführen, Vir erleben den Kampf um den Rhein. Die christlih-germanis Kultur beginnt Dann kommen die Zeiten der großen / zwischen der Geistlichkeit und dén Kaisern, zwischen Bischöfen und Städten, zwischen Städten und Fürsten, der B ufe e, der sozi Ünruhen, der Reformation n keck und ficher aufge alten Eiuet- momenten zeigt Sattler uns dies alles. Seine mittelalterlidie Tech eignet sich vortrefflich für diese Darsiellungen; ‘aber wes das Beste ift, sie drängt sih nicht auf, de ift gleichsam ter nothwendige Körper für den Geist, der in diesen Bildern ‘athnct. j

m Verein für deutsches Kunstgewerbe fänd au 20 E, cin Vortrag des Direktorial- Assistenten am Königlichen Kunsft- ewerbe-Museum Dr. Adolf Brüning über Wandlungen in den Formen ves Schmudks statt. Nach einer ausführlichen Besprehung der S@muckformen der Verga enheit, des antiken Goloshmudts, bes Renaissanceshmucks und des seit dem 17. Jahrhundert auftretenden Diamantenshmucks, versuchte der 9edner, aus der Bildung und Be- schaffenheit diefer älteren Scmuckformen bestituiite aligemeine ästhetishe Gesichtspunkte zur Beurtheilung der ueuzeitlihen Schmutgegenstände zu gewinnen, und ¿war hinsichtlich des taterials und der Form. Das vornehmste Gesey aller Schmuckuünst in Ansehung des verwendeten Stoffs sei das, denselben nit seiner Kostbarkeit, sondern seiner fünstlerisen Cigenschaft baiber anzuwenden. Solche Cigenschaften seien vor allem Glanz, Farbe und Bildsamkeit. Sodann wandke ih der Redner den verschiedenen in der Neuzeit bei dèr Bildung von Schmuckstücken benutzten Motiven zu: den rein linearen Formen, wie sie in jüngster Zeit mit Vorliebe verwandt. werden wie Redner vach- wies, ist der Ursprung dieser bewegten Linien in der japanischen Kunst zu suchen, wo sie als Ausdruck bestimmter Formen, Gewandfallen, Wellen und Wolken ersheinen —, den Pflanzenmotiven und kei figürlichen Darstellungen. In der Anwendung der beiden leßte Gruppen von Motiven seien vor allem die Schmuúcksachen ècs Pariser Goldschmieds René Zalique in jeder Beziehung vorbildlih.

Die Akademie der Wissenschaften in Paris wühlte/ wié _W. T. B.“ meldet, den Direktor des Landwirthichäftlichen njutnts der Universität Halle, Geheimen Ober-Regierungórath, ofess Dr. Kühn zum korrespondierenden Mitgliede: E