1902 / 234 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Oct 1902 18:00:01 GMT) scan diff

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Schweden und Norwegen.

Der Gesandte in Kopenhagen Baron Beck-Friis und der Gesandte in London Graf Lewenhaupt sind, wie „W. T. B.“ erfährt, auf ihr Gesuch entlassen worden. Der Gesandte in Madrid Gude is zum Gesandten in Kopen- hagen, der Gesandte in Nom Baron Bildt zum Gesandten in London und der frühere Gesandte in Madrid Baron Wedel-Farlsberg wieder zum Gesandten in Madrid ernannt worden.

Dänemark. /

Der König hat, wie dem „W. T. B.“ mitgetheilt wird, unter dem 1. d. M. den bisherigen Gesandten in Berlin Kaminerherrn von Vind unter Ernennung zum Geheimen Konferenzrath von seinem Posten enthoben und an seiner Stelle den bisherigen Gejandten in Paris von Hegermann- Lindencrone zum Gesandten in Berlin ernannt. Den E ones übernimmt der bisherige

esandte in Rom Graf Reventlow.

Usienu. Die Damen der fremden Gesandtschaften waren gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Peking gemeldet wird, bei der Kaiserin-Wiitwe zum Frühstück eingeladen.

Afrika.

Aus Tanger meldet das „Reuter'she Bureau“, nach den lezten Nachrichten aus Fez seien die aufrührerischen Berber stämme niedergeworfen worden und die Straßen zwischen Fe z und Mequinez wieder völlig sicher.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die ärztlichen und zahnärztlihen Prüfungen im Prüfungsjahre 1900/1901. __ In den „Veröffentlihungen des A Geésundheitsamts* find jeßt die Ergebnisse der ärztlihen und der zahnärztlihen Prüfungen im Prüfungsjahre 1900/1901 mitgetheilt worden. Nach den- selben haben im Deutschen Reiche während des Berichtsjahres 1344 Kandidaten der Medizin die ärztliche Prüfung bestanden, und zwar 148 „sehr gut", 873 „gut“ und 323 mit der S{hlußzensur „genügend“. Von diesen 1344 Aerzten stammten, nah ihrem Ge- burt8- oder Heimathslande geschieden, 805. aus Preußen 37 aus Ost-, 33 aus Westpreußen, 57. aus der Provinz Brandenburg ohne Berlin, 68 aus der Stadt Berlin, 39 aus Pommern, 41 aus Posen, 96 aus S{slesien,“ 70 aus der Provinz Sachsen, ‘13 aus Stleswig - Holstein, 57 aus Hannover, 97 aus Westfalen, 68 aus Hessen-Nafsau, 128 aus der Rheinprovinz und 1_aus Hohenzollern —, ferner 150 aus Bayern, 98 aus dem Königreich Sachsen, 46 aus Württemberg, 34 aus Elsaß-Lothringen, 33 aus Baden, 28 aus dem Großherzogthum Hessen, 19 aus Braun- \{chweig, 17 aus Hamburg, 14 aus Oldenburg, 12 aus Sacsen- Weimar-Cisenach, 9 aus Bremen, je 6 aus Mecklenburg-Schwerin,

zuschreiten, aber er wende sich mit Nachdruck an die Vater- [andsliebe beider Parteien mit der Aufforderung, ihre Streitig- keiten vorläufig zurüdzustellen, ein Abkommen zur sofortigen Wieder- aufnahme der Arbeit abzuschließen und dadurch das schreckliche nationale Unglück, das die Kohlennoth am Beginn des Winters mit ih bringe, abzuwenden. Eine Einigung wurde indessen nicht

erzielt. Der Präsident des Arbeiterverbandes Mitchell er- flärte Abends, - der Ausstand“ werde fortdauern, er hege das Vertrauen, daß die Ausständigen Sieger bleiben würden. Die Ver-

treter der Ausständigen versprächen dem Präsidenten Roosevelt, alles, E in ihren Kräften stände, zu thun, um Gewaltthätigkeiten zu ver- üten. der Kampf würde fortgeseßt werden; sie würden staatlichen. Schuß nachsuchen; wenn derselbe gewährt werde, so seien sie der festen Veberzeugung, daß fie genug Leute hätten, um alle nöthige Kohle fördern zu lassen. Die Mos * meldet, die Präsidenten der Kohlen- tran8portbahnen würden jeden Vorschlag; mit dem Präsidenten der „vereinigten Grubenarbeiter“* Mitchell zu verhandeln, ablehnen; sie erwögen jedoch den Versu einer Verständigung darüber, daß die Arbeiter die Arbeit wieder aufnehmen, und: daß ihre Beschwerden, soweit sie individuelle sind, einem vom Präsidenten NRoosevelt zu erwählenden Schied8geriht vorgelegt werden. Die Eisenbahn-- Präsidenten würden \ich der Entscheidung der Schiedsrichter unters werfen. j

Land- und Forstwirthschaft. Washington, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Bericht des Alerbaubureaus beziffert ‘den Durchschnittsstand der Baum- wolle auf 58,3.

Handel und Gewerbe.

Der Zentral-Aus\chuß der Reichsbank war heute Vormittag 10 Uhr zu einer Sißung berufen worden. Jm Anschluß an die vorgetragene leßte Wochenübersicht bemerkte der Vorsißende, Präsident des Reichsbank-Direktoriums, Wirk- lihe Geheime Rath Dr. Koch, daß die von ihm in der _Sizung vom 26. v. M. ausgesprochene Erwartung einer starken

Jnanspruchnahme der Reichsbank in der lezten Septemberwoche im vollsten Maße eingetroffen sei. Die Anlage in Wechseln und Lombard habe sich um 343 Millionen, die in Effekten noch um 30 Millionen gesteigert, und die gesammte Anlage von 1292 Millionen überschreite alle bisher dagewesenen Zahlen mit alleiniger Ausnahme des ultimo Dezember 1900. Die fremden Gelder hätten um 43 Millionen, das Metall um 126 Millionen abgenommen; der Metallvoxrrath übersteige den vorjährigen nur noch um 9 Millionen. Die umlaufenden Banknoten hätten den Höchstbestand von 1495 Millionen erreicht. Aber allein die durch den Baarvorrath nicht gedeckten Noten hätten sih um 424 Millionen bis auf 621 Millionen vermehrt. Die Metalldeckung sei auf 56,2 Proz. (um 2 Proz. mehr als im Vorjahre) ge- sunken. Die Grenze der steuerfreien Noten sei um 151 Millionen überschritten. Wenn nun auch der Privatdiskont wieder auf 21/2 Proz. gewichen sei und die A Wechselkurse die Göld- ausführ ins Ausland bisher nit gestatteten, so habe doch die Bank von England bereits ihren Diskont auf 4 Proz. erhöht, und in Amerika seien die Verhältnisse noch immer gespannt. Unter

Sachsen-Meiningén und Anhalt, je 5 aus. Meclenburg-Streliß und Reuß jüngerer Linie, je 4 aus Sachsen-Coburg-Gotha und Lippe, je 3 aus Sachsen-Altenburg und Lübeck, 2. aus Schaumburg-Lippe, 1 aus Schwarzburg-Sondershausen und 34 aus dem Ausland, unter den leßteren 11 aus Rußland, 6 aus Oesterreich, je 2 aus der Schweiz, den Niederlanden, dem Kaplande und den Vereinigten Staaten von Amerika, je 1 aus Jtalien, Großbritannien, "Belgien, Ostindien, Syrien, dem ehemaligen Oranje-Freistaat, Mexiko, Cuba und Peru. :

Die meisten Kandidaten der Medizin, welche die ärztliche Prüfung bestanden haben, unterzogen sich ihr in München (152, darunter 65 Bayern, 51 Preußen), Berlin (130, darunter 110 Preußen), Kiel (107, darunter 71 Preußen), Leipzig (105, darunter 54 Sachsen, 32 Preußen), Würzburg (103, darunter 47 Preußen, 35 Bayern), Greifs- wald (79, darunter 68 Preußen) und Freiburg (76, darunter 43 Preußen, nur 9 aus Baden), die wenigsten in Rosto (30, darunter 2 Preußen) und Gießen (33, darunter ebenfalls 20 Preußen). 984 von den 1344 Kandidaten, welche die ärztlihe Prüfung bestanden, hatten 9 Semester, 165 10, 187 11 und mehr Semester studiert; bet 8 Kandidaten war die Semesterzahl nickt zu ermitteln.

Die zahnärztliche Prüfung bestanden während des Berichtsjahres im Deutschen Neiche 147 Kandidaten der Zahnheilkunde, und A ehr gut, T1 aut E und 459ml der U Ee „genügend“. Von ihnen stammten 92 aus Preußen, 15 aus Bayern, 7 aus Baden, je 6 aus Sachsen und Hamburg, je 3 aus Mecklenburg- Schwerin, Oldenburg und Elsaß-Lothringen, je 2 aus L Hessen und Lippe, je 1 aus Mecklenburg-Streliß, Braunschweig, Sachsen- Coburg-Gotha, Anhalt und Bremen und 1 aus Frankreich. Die meisten der Kandidaten der Zahnheilkunde, welche die zahnärztliche A bestanden haben, legten sie in Berlin (42, darunter 30 Preußen), Breslau (14), Bonn (13), Würzburg (13), Heidelberg (11), München (9) und Kiel (8) ab.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Berliner Glaser-JInnung hatte, der „Voss. Ztg.“ zu- folge, zu Donnerstag Abend eine außerordentlihe Versammlung ein- berufen, um über die Forderungen der Bauglafer (vgl. Nr. 237 d. Bl.) s@lüssig zu - wêrden. Der Gesellenaus\{chuß - war in der Bersarmmlimg anwefend. Nach lebhaften Auseinanderseßungen einigten fi die Versammelten unter Zustimmung des Ge}ellenausshusses dahin, daß über alle streitigen Punkte ' der. Gesellenforderungen in Kommissionsberathungen entschieden werden foll. h:

Die Ausstandsbewegung der französischen Grubenarbeiter (vgl. Nr. 233 ‘d. Bl.)- dehnt sich weiter aus. In der Nacht von Donners- tag zu Freitag herrschte, wie „W. T. B.“ meldet, im Kohlengebiet von Pas de Calais große Unruhe. In sechs Gruben sind von 25 000 Arbeitern 8000 im Ausstande. Ein Trupp * Aus- ständiger hat einigen Arbeitswilligen die Fenstersheiben in ihren Häusern eingeworfen. Ernste Zrischenfälle - sind nicht vorge- fommen. Der Wortlaut der Antwort des n Combes auf den Brief des Sékretärs der Vereinigung der Gruben- arbeiter is von dem Minister-Präsidenten und dem Minister der öôffentlihen Arbeiten festgestellt worden. Diese Antwort besagt, daß die Forderungen der Grubenarbeiter den Gegenstand eines Geseß- entwurfs, betreffend die Arbeiterpensionierung, der gegenwärtig ausgearbeitet wurde, bildeten. Was die Feststellung eines Minimalgehalts betreffe, fo trete die Regierung der Ansicht des früheren Kabinets, das einer solhen Reform feindlih gegenübergestanden habe, bei. Der „Matin“ veröffentlit eine Unterredung mit dem Direktor eines Koblenwerks und mebréren Kohleñhändlern. Danah wäre im Falle eines Gesammtausstandes der Arbeiter ein erheblihes Steigen der Kohlenpreise nit zu befürchten. j :

Da die Arbeiter der Seidenwebereien in Como (vgl. Nr. 210 d. Bl.) das nah mühevollen Verhandlungen mit den Fabri- kanten zu stande gebrahte Uebereinkommen behufs Beilegung des langandauernden- Ausstandes nicht innegealien haben, beschlossen die 2 rifanten am L I wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, sämmtliche

abriken einstweilen zu {ließen. 4 (

Zum Mgftand Fer Kohlenarbeiter Pennsylvaniens (vgl. Nr. 233 d. Bl.) wird dem „W. T. B." aus Washington vom gestrigen Tage gemeldet: An ‘der heutigen Berathung im Weißen Pie über die Kohlennoth nahmen fast alle vom Präsidenten Roosevelt dazu Geladenen theil. Der Präsident betonte, er wolle nicht das

diesen Umständen sei eine im vorigen Jahre bereits am 23. Sep- tember eingetretene Diskonterhöhung unvermeidlih, welche, um wirksam zu sein, ein volles Prozent umfassen müsse. Der demnah von der Reichsbank-Verwaltung beabsihtigten Maß- rege!, nämlich der Steigerung des Diskonts auf vier, des Lombardzinsfußes auf fünf Prozent, stimmte der gutachtlih gehörte Zentral-Ausshuß nach kurzer Debatte ¿tabettit zu. Pau wurden noh einige Stadt-Anleihen zur Beleihung im ombardverkehr zugelassen.

(Weitere Nachrichten über E A0 Gewerbe“ f. i. d. Ersten eilage.

Verkehrs-Anstalten.

Der Schiffsverkehr in Bremen und Hamburg.

Wenn auch Bremen nit annähernd den Verkehr Hamburgs erreiht die gesammte Schiffsbervegung Hamburgs beträgt das Drei- fache der Bremischen —, 'so ist Bremen doch von den übrigen deutschen Seestädten die bei weitem bedeutendste. Bremens Schiffsverkehr über- trifft nach dem „Jahrbuch für Bremische Statistik“ sowohl den von Stettin und Kiel zusammen genommen um ein Beträchtliches, als auch den gesammten Verkehr der fünf nächstgrößten Hafenpläßze Lübeck, Saßniß, Königsberg, Nostock und Swinemünde.

Ein Vergleich des Schiffsverkehrs Bremens und Hamburgs bietet ane caratteristishen Punkte für jede der beiden Schwesterstädte. g urg hat nicht nur den größten Schiffsverkehr, sondern auch den tärfsten Dampferverkehr für sih. Dagegen übertrifft Bremen alle deutschen Seestädte, auch Hamburg, in der A R Größe seiner Dampfer; Bremens Dampfer sind im Raumgehalt um E 79/0 größer als die Hamburgs. - Andererseits sind die im Hamburger Hafen verkehrenden Segelschiffe 19% größer als -die nach Bremen kommenden, während wiederum in Bremen der Segler- verkêhr im Verhältniß zum Gesammtverkehr um 3-9/6 stärker vertreten ist als in Hamburg. i

Bezüglich der Richtung is der Verkehr Hamburgs nah europäischen Plätzen weit bedeutender als der- nah transatlantischen Häfen. Hamburgs Schisfsverkehr mit England beträgt mehr als ein Drittel des Gesammtverkehrs und ist doppelt so groß wie der mit Nord-Amerika. Bei Bremen liegt dagegen der Schwerpunkt im über- seeischen Handel; der Verkehr nach der - nordamerikanischen Küste beträgt fast cin Drittel des Gesammtverkehrs und übertrifft den Verkehr mit Großbritannien fast um die Hälfte. Vom trans- atlantishen Schiffsverkehr kommen auf die nordamerikanische Fahrt in Bremen 2009/6 mehx als in Hamburg. Auch am Verkehr nah Asien und Australien ist Bremen im Verhältniß stärker betheiligt als Hamburg. Dagegen überwiegt der Verkehr nah Mittel - und Süd-Amerika in Hamburg um mehr als das Doppelte im Vergleich zu Bremen. Bremens Verbindungen mit Afrika _ sind ganz un- bededeutend im Gegensaß ¿u denen Hamburgs. Die Segler verkehren von Bremen aus fast aus\{ließlich in der europäischen Fahrt, während in Hamburg fast 109/69 auch auf den transatlantischen Verkehr kommen.

Auch in der Ver kehrszunahme zeigen beide Häfen bemerkens- werthe Unterschiede. Bei Hamburg fällt fast die ganze leßtjährige Zunahme auf den transatlantishen Verkehr, während der europäische Verkehr nur unwesentlich gewachsen ist. Hamburgs Schiffsverkehr mit England hat gegen das Vorjahr sogar um 21/z 0/9 abgenoömunien, was in erster Linie auf einer wesentlich geringeren Kohlenzufuhr von England beruht. UÜmgekehrt konimt der bei weitem größere Theil der i bei Bremen auf den europäishen Verkehr; hier hat gerade der Verkehr mit England bedeutend zugenommen,

egen das Vorjahr um 111/50%/4. Im Vorjahre war das Ver- hältniß gerade das entgegengefeßte. Damals fiel Hamburgs Zunahme ast ganz auf den europäishen Verkehr, Bremens Zunahme fast aus- S auf den transätlantifchèn Verkehr.

ie gesammte Verkehrszunahme Bremens betrug im leßten Jahre troß des im Vergleich mit Hamburg so viel kleineren Verkehrs fast zwei Drittel der Zunahme Hamburgs. - Im Verhältniß zum Vorjahre is der Schiffsverkehr Hamburgs um 49/0, der Bremens um mehr als das Doppelte, um 8/2 9%, gestiegen.

Recht in Anspruch nehmen, von Geseyes- oder Amtswegen ein-

Die Vertreter der Eisenbahngesellshaften erklärten ihrerseits, ©

Bremen, 3. Oktober. (W. T. N Norddeutscher Lloyd. Dampfer „König Albert“, v. Ost-Asien kommend, 2. Okt. in Genua angek. Gera“ 3 Okt. y. Neapel n. Ost-Asien abgeg. „Königin Luise", n. Australien best., 2. Oft. Gibraltar passiert. „Aller“ 2. Okt. y. Neapel n. New York abgeg. „Bremen“ 2. Okt. v. New York n. Bremen abgeg, „Neckar*“ 2. Okt. v. Baltimore u. Bremen abgeg. „Rhein“, n. Australien best., 3. Okt. in Colombo angekommen.

4. Oktober. S, T. B.) Dampfer „Frankfurt“, n. Balti- more u. Galveston be t, 2. Oft. Borkum Riff passiert. „Helgoland“,

. d. La Plata best., 3._Okt. Ouessant passiert. - „Königsberg“, v.

stt-Asien kommend, 2. Okt. v. Penang abgeg. „Bamberg“, v. Ost- Alien kommend, 2. Oft. v. Singapore abgeg. „Freiburg“, - v. Ost- Asien kommend, 2. Okt. v. SBanab abgeg. „Hamburg“, n. Ost-Asien best., ‘3. Oft. in Hongkong angek. „Kiautschou“, n. Ost-Asien best., 3. Okt. in Antwerpen angekommen.

Hamburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Hamburg-Amerika- E *Dampfer „Auguste Victoria“ 3. Oktober in New, York an- gekommen.

4. Oktober. (W. T. B.) Dampfer „Columbia“ 4. Okt. auf der Elbe angek. „Siberia“, y. Hamburg n. Mittelbrasilien, 3. Oft. y. Rio de Janeiro abgeg. „Nauplia“ 3. Okt. in New York angek. „Fürst Bismarck*, v. Hamburg n. New York, 3. Oft. v. Cherbourg abgeg. „Suévia“, v. Hamburg n. Ost-Asien, 3. Okt. Lagra passiert. „Kiautschou“, v. Bremerhaven n. Ost-Asien, 3. Okt. in Antwerpen angek. „Auguste Victoria” 3. Okt. in New Yorkangek. „Hamburg*, v. Hamburg n. Ost-Asien, 3. Okt. in Hongkong angek. „Nicomedia“ 3. Okt. in Stettin angek. „Polynesia", v. Hamburg n. Westindien und Mexiko, 3. Okt. Dover passiert. „Artemisia®", ‘v. Hamburg n. Baltimore, 3. Okt. v. Boston abgeg. „Arabia*, v. Hamburg n. Westindien, 3. Okt. in Havre angek. „Hungaria“ 3. Okt. v. Oporto abgeg. „Moltke“ 3. Okt. auf. der Elbe angek. „Helvetia“, ‘von der West- fFüste Amerikas n. Hamburg, 1. Okt. v. Guayaquil abgegangen.

Jagd.

___ Die erste der diesjährigen Königlichen Parforce-. jagden findet am Dienstag, den 7. d. M., statt. Stelldichein: Mittags 121/2 Uhr Gasthof „Gardestern“ am Döberißer Lager.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

__In unserer Zeit mat sich ein empfindlicher Mangel an Lust- spielen bemerkbar, das haben die Herren Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht richtig erkannt und bei der Bezeichnung ihres gemeinsam A Stüdes „Im bunten Nock* als Lust- spiel auch zum usdruck gebracht. Indessen, wenn bei der gestrigen Erstaufführung ihrer gemeinsamen Arbeit der Erfol, auh für fie war, das deutshe Lustspiel hat doch no nicht seine Auferstehung gefeiert, sondern ein alter, guter Bekannter auf unseren Bühnen, der vielgeshmähte, aber auch vielbelachte Moser'sche „Veilensresser": Jn seiner |{chmucken Husarenuniform stand er gestern leibhaftig vor uns und machte wieder einer \{önen, jungen Wittwe den Hof, diesmal aber nicht der E von Wildenheim, sondern Mrs. Clarkson, einer amerikanischen Millionärin. Auch der

sein Jahr abdienende, von dem ebenfalls bekannten Unteroffizier ge- hundene, in Konflikt zwischen Liebe und Dienstpfliht gerathene Freund ehlte ebensowenig, wie der Blumensträuße - überbringende, mit den Dienstmädchen. {önthuende Bursche. Weitere uns längst vertraute

es und Situationen waren aus „Reif Reiflingen®*, „Krieg im rieden“ und anderswoher genommen und in Beziehung zur Handlung gebracht, die, wie man im vorhinein wußte, mit der Verlobung des Husarenoffiziers und der amerikanischGen Wittwe enden mußte. -

Und ‘doch fktonnte man den Verfassern dieses Soldatenschwanks, das neben ‘den Fehlern auch ein gut Theil der Vorzüge des Moser’shen Stils aufweist, nicht gram sein; denn

es ist ihnen S gelungen, für einige Stunden harmlos-heiterer Unterhaltung zu forgen und das ist, wie Gustav Freytag gelegentlich einmal von eben dem erwähnten Gustav von Moser sagte, auch etwas, was man nicht untershäßen soll. Cine sowohl im Sienéit wie in allen Einzelheiten E vorbereitete Aufführung trug das ihrige dazu bei, die gute Laune der Zuschauer zu erhöhen: Herr Boettcher gab den Husarenleutnant *legant und ritterlih, wie si{chs geziemt, und fand, wo es am Plaße war, auch den reten Herzenston; allerliebst plauderte Fräulein von Mayburg als Amerikanerin in. einer deuts - englis@en Mischsprache, und sehr drollig spielte Herr 0 er den Einjährig-Freiwilligen, der zu seinem Glüde in der Schwester des Husarenleutnants eine in allen Zweigen des Militärdienstes beshlagene Beratherin findet, mit der er dann auch den Bund fürs Leben s{ließt. Fräulein Hausner stellte dies resolute Soldatenkind mit bester Wirkung dar. Nicht minder anerkennen8werth waren die Leistungen der Damen Wienrih, Sperr, der Herren Vollmer, Müller, Keßler, Eichholz und Anderer. Die anwesenden Verfasser wurden durch mehrfachen Hervorruf ausgezeichnet.

Konzerte.

Der erste Symphonié-Abend der Königlichen Kapelle brachte gestern unter Kapellmeister Weingartner?s Leitung in s{chöner Steigerung Haydn's Symphonie C-mo11, die Es-dur- Symphonie von Mozart und als zweiten Theil des Konzerts Beethoven's mächtige Symphonie Nr. 7 in A-dur. Herr Wein- gartner zeigie sich wieder als meisterhafter Interpret der aa Werke; seine Kunst, die Hauptgedanken der Tonwerke hervorzuheben und ihren Aufbau klarzulegen, bbite daß sie an Einheitlichkeit und an Tiefe Einbuße erleiden, trat namentlich in dem Andante der Haydn'schen, in dem Menuetto der Mozart’schen und in dem mit hin- reißendem Temperament wiedergegebenen Finale der Beethoven’s{en Symphonie zu Lage. Das Orchester zeigte LA in allen Stücken Ga s werth und dex Beifall der Hörer war warm und aufrichtig.

Bon den anderen musikalischen Veranstaltungen der verflossenen Woche ist zunächst ein Konzert von Fräulein Hertha Geipelt zu erwähnen, die am Mittwoch in der Sing-Akademie Mözart’sche Opernarien und Lieder von Brahms, Schumann, Löwe und Anderen zu Gehör brachte und durch ihr ausnehmend \{chönes Stimm- material interessierte. Troß der dunklen Färbung verfügt ihr klangvoller Sopran über eine glanzvolle Höhe. Damit sind aber [eider die Vorzüge der Sängerin ers{chöpft; fie verwendet ihr sonst gut P, Organ überaus vorsichtig und - zeigt im Vortrag eine auffallende Zaghästigkeit und Unfreiheit, die den Cindruck der \{önen Stimme nothwendig s{chmälern. Johan Wijsman, der zweite Konzertgeber, bekundete bei der Wiedergabe einiger Klaviersoli nur geringes musikalisches Verständniß.

rfreulicher@ Leistungen bot der Donnerstag Abend in der Sing-Akademie. Fräulein Elsiè Playfair, eine fast noch in kindlihem Alter stehende Geigenkünstlerin, überra|chte hier dur die Zuversicht, mit der sie aus ihrem Instrument einen markigen, vollen Ton hervorzauberte. Dabei fand sie, bei beahtenswetther tehnischer Gewandtheit, fel immer einen temperamentvollen Ausdruck fowohl für ein Bruh']hes „Adagio“ wie für Sarasate’ss „Zigeunerweisen“. Bei günstig fortshreitender Entwi U diejunge Künstlerin einer chônen Zukunft entgegengehn. Emil Liepe trug E dur den tilvollen Vortrag von Schubert’'s „Prometheus“ und einer Haendel- hen „Messiasarie“ zum künstlerishen Erfolge des Abends bei. Sein wohlflingender Bariton wirkte sehr sympathisch auch dur die Art und Weise, mit der er Nubinstein's „Waldhexe“ und Löwe's Ballade „Edward“ dramatisch zu beleben wußte. :

Am gestrigen Freitag gab die Sopranistin Ha Sch üh unter Mitwirkung von Otto Hegner (Rie “ein Konzert in der Sing-Akademie. Letterer trug nur drei Nummern von Chopin vor, aber diese mit sicherer Virtuosität und intensivem Verständniß für Chopin’'s s{chwierige Eigenart. Die Sängerin mit ihrem zarten

Organ und sanften Empfinden wirkte in der Wiedergabe der