1902 / 287 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Dec 1902 18:00:01 GMT) scan diff

der Dankbarkeit der Bewohner der Jnsel, meinte indessen, daß der Gouverneur die eingegangenen Summén nicht in der rechten Weise ertheilt habe. Der Minister der Kolonien Domergue vertheidigte die So des Gouverneurs von Martinique und erklärte die Kritik des Senators Knight für unberechtigt. Hierauf wurde einé von der Re- gierung gebilligte Tagesordnung angenommen.

Die Deputirtenkammer nahm gestern die Berathung der Vorlage, betreffend die s) uckersteuer, wieder auf und stimmte ihr mit 537, gegen 14 Stimmen zu.“ Der Deputirte Coutant befürwortete einen Antrag, in dem die Regierung aufgefordert wird, eine Vorlage, betreffend die Monopolisierung -der Raffinierung des Zuckers durch den Staat, ein- I er Finanz - Minister Rouvier \prach gegen den

ntrag, der mit 297 gegen 228 Stimmen abgelehnt wurde. Die Kammer ging sodann zur Berathung der Brüsseler Konvention über. Ver Finanz - Minister Rouvier trat für diese ein, war jedoh im Zwéifel darüber, ob hierdurch dié Kartelle in Deutschland und Oesterre ih würden Unterdrückt werden. Die Zuckerindustrie habe in diesen Ländern bessere Eristenzbedingungen. Der Deputirte Caillaux erklärte die Ausführungen des Ministers für un- zutreffend. : Der Deputirte Ribot fragte, ob der französische Uer auf dem englischen Markt mit dem Zucker aus den englischen olonien werde in Wettbewerb treten können. Es würde für die französische Zuerindustrie verhängnißvoll sein, wenn ihr der englische @ umd amerikanische Markt verschlossen sei. Auch werde die Konkurrenz Deutschlands „und Oesterreichs immer gefährlider, man müsse daher den Konsum im Inlande heben, und hierzu sei eine Herabsetzung des P er nothwendig. Der Deputirte Caillaux führte aus, er abe, _ er die Brüsseler Konvention unterzeicnete, geglaubt, daß er

Zuderindustrie und den Nübenbauern einen Dienst erweise, denn Deutschland und Oesterreih hätten durch die Gewährung von

rämien die Zuckerfrage völlig umgestaltet. Die Brüsseler Konvention

ei die erste Maßnahine gegen dié Kartelle und Trusts. Um sich gegen

ie Trusts zu wehren, müsse man die Zölle nach internationaler Ver- ständigung _Herabjeßen. Der Deputirte Méline rief dazwischen: „Schaffen Sie doch die Zölle ab!“ Der Deputirte Caillaux erwiderte: Vor zehn Jahren Habe Léon Say das aus den Zolltarifen entstehende Unheil voraus8gesagt und Méline dafür verantwortlih gemacht. Der Deputirte Méline entgegnete: „Wenn ic \{uldig bin, hatte ih drei Viertel dieses Haufes zu Mitschuldigen“. Caillaux {loß darauf seine Ausführungen, indem er fagte, die Brüsseler Konvention ‘sei eine bemerken8werthe Erscheinung, da sie die Reaktion gegen Kartelle und Trufts und übertriebenen Protéktionismus einleite und der Annäherun unter den Nationen diene. Der Deputirte Nibot führte aus, da dies nicht der geeignete Zeitpunkt sei, das Zollsystem zu fkritisieren, jeßt, wo man in Berlin nur daran denke, die Zölle zu verstärken. Der Deputirte Aynard roarf den Anhängern des Proteftionssvystems bor, sie hätten dem Sozialismus das Thor geöffnet. Nah Schluß der Debatte nahm dann ‘die Kammer durch Händeaufheben die Brüsseler Zu@erkonvention an. Hierauf berieth die Kammer die vor- liegenden Anträge auf Gewährung einer Amnestie wegen Aus- standsvergehen. Nachdem mehrere Redner die von ihnen ein- gebrachten Abänderungsanträge begründet. hatten, wurden die Anträge, S dur Händeautheben, - angenommen. Der Deputirte Jauthier de Clagny beantragte, man möge heute Vormittag die provisorishen Zwölftel und pellation über die Familie Humbert berathen. Ein Deputirter bat, die Berathung der provisorishen Zwölftel noch zu vertagen. Der Minister-Präsident Combes ersuchte das Haus, heute die Session zu schließen, damit dem ausscheidenden Drittel der Senatoren im Hinblick auf die im nächsten Monat stattfindenden Neuwahlen die Möglickeit gegeben . werde, - fich zu ihren Wählern zu begeben. Die Kammer nahm- sodann den Antrag des Deputirten Gauthier de Clagny an, worauf die Sißung geschlossen wurde.

N Nuß: land. Die Kaiserin-Wittwe ist gestern, wie ,„W, T. DA meldet, von Kopenhagen wieder in St. Petersburg eingetroffen.

Jtalien.

Die Deputirtenkammer beendigte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend ‘die Ueber - weisung gewisser öffentiliher Dienste an die Gemeinden, und gab ihm ihre Zustimmung. ú

Niederlande.

Sn der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer wies bei der Berathung des Budgets des Aeußern der Abg. van Karnebeck darauf hin, daß die Antwort der englishen Regierung bezüglich der Zuckerkonvention im Widerspruch stehe mit der Auslegung derselben seitens der niederlänbischen Regierung. Er halte indessen diese rage nicht für bedeutend, weil, wenn die englishen Kolonien die

onvention nicht annähmen, ihr Zucker nur mit Genehmigung der “internationalen Kommission mit Ausgleichszöllen belegt werden dürfe und die Ausfuhr dieser Kolonien nicht bedeutend fei. Der Minister des Auswärtigen van Lynden hielt _seiné Auslegung der Zuckerkonvention aufrecht, die übrigens auch die deutsche Regierung “Weile. Aber auch er halte die Frage für wenig wichtig für die Praxis. Auf eine Interpellation des Abg. Terf_ über die’ Einfuhr von Vieh nach Deutschland erwiderte der Minister, Deutschland wider- seße sih der Oeffnung der Grenzen; er werde sein Méöglichstes thun, um die Ansicht Deutschlands zu ändern. Der Abg. van Bylandt wünschte zu wissen, ob die niederländishe Regierung die Interessen der Süd- afrikanisGen Eisenbahngesellschaft und namentlich diejenigen der nieder- ländishen Beamten der leßteren ernstlich wahrnehme. Diese Gesell- {haft habe nah der Ansicht maßgebender Personen stets korrekt ge- bantelt, und der Minister möge England. von dem guten Recht der Beamten überzeugen, wieder in ihre Stellen eingeseßt oder entschädigt

zu werden. Türkei.

Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinopel, die französishe Negierung habe seit dem Monat Oktober die Aufmerksamkeit der Türkei auf die Nothwendigkeit gelenkt, ohne Verzug in Macedonien die Reformen durchzuführen und die Maßregeln zu befolgen, deren ernstliche Einführung die Pforte beschlossen zu haben erkläre, um einem allgemeinen Aufstand zuvorzukommen, der nah den nah Konstantinopel gelangten Nachrichten sih in naher Zukunft vorbereite.

: Griechenland.

Wie dem „W. T. B.“ aus Athen berichtet wird, hat Nalli das Anerbieten Delyannis’, ein Portefeuille zu_ über- nehmen, abgelehnt, da er seine Freiheit zu wahren wünsche; oh wolle er das. neue Kabinet unterstüßen. Deligeorgis hat gleichfalls erklärt, Delyannis unterstügen zu wollen. Delyannis habe die Ministerliste dem König noh nicht Wlerbreitet; wahrsheinlich werde dies heute geschehen.

y Rumänien. S

er Minister des Jnnern Palladi ilt: wie „W. D: D. uus E are E urigctei und dur den früheren Minister Basil Lascar erseßt worden. Zum Nachfolger des zurücfgetretenen Ministers für Ackerbau und / Handel Aurelian, der den Posten des Senats-Präsidenten erhalten hat, ift der bisherige Arbeits:Minister Stoicesco ernannt worden Der Minister-Präsident Sturdza hat. die Leitung des Arbeits-Ministériums vörübergehend übernommen.

Afrika. Aus Djibuti erfährt „W. T. B.“, Menelik die Mobilisierung der

daß der Negus Armee

Ras

Makonnen's üm Bezirk Harrar angeordnet habe, um in Tigre, wo eine Empörung gegen Menelik ausgebrochen sei, die Aufständischen zu züchtigen.

Aus Ceuta wird Madrider Blättern gemeldet, daß die Kabylen von Beni Said sich dem Gouverneur von dler e unterworfen und ihm ihre Fahnen ausgeliefert ätten.

__ Nach Meldungen aus Konstantine kämpfen 100 km südlih von Biskra vier Stämme der Uargla mit den Beni Mzab wegen des Besißes von Palmbäumen.

Der Sekretär des Aerbau - Departements in Kapstadt hat einen Plan, betreffend Einwanderung von Ftalienern in Süd-Afrika, ausgearbeitet. Nach dem Plan sollen die Einwanderer einen dreijährigen Kontrakt mit ihren Arbeit: gebern abschließen, worauf leßtere ihnen gestatten sollen, einen Theil ihrer Farmen unter Gewinnauntheil zu bewirthschaften.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Nei chs- tages befindet fich in der Ersten Beilage. A is

Statistik und. Volkswirthschaft.

Bewegung im Stande der eingetragenen Genosfen- schaften in Preußen.

Im Anschluß an die im vorigen Jahre in der „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“ gegebene Uebersicht über die Bewegung im Stande der eingetragenen Genossenschaften des Königreihs Preußen bis zum 30. Juni 1900 weist die statistische Abtheilung der Preußischen Zentralgenossenschaftsïkasse in ihren {on mehrfach erwähnten neuesten „Mittheilungen zur deutshen Genofsen- schaftsstatistik“ die Bewegung im Stande der preußischen Genossen- N Be des Halbjahres vom 1. Juli bis zum 31. Dezember

nach.

Sn dieser Zeit ' wurden in Preußen 84 Einzelgenossen- schaften und 2 BZentralgenossenschaften aufgelö. Die auf- gelösten Zentralgenossenschaften sind der Genossenschaftlihe Kredit- verband, e. . “m. b. -H. zu Berlin ¿“Und der Deutsche Moslkereiverband N e. G. m. b. H. zu Berlin. Jn den aufgelösten 84 Einzelgenossenshaften (davon 37 Kredit-, 10 Werk- und 10 Produktivgenossenshaften) ist 1 Genossenschaft niht enthalten, die in dem bezeichneten Halbjahre neu gegründet und- au wieder auf- gelö worden if, Ebenso find darin 1 hannoversche, 2 westfälische und 23 rheinishe Genossenschaften niht mit- einbegriffen, die, obshon in den früheren „Mittheilungen zur Genossenschastsstatistik" noch gezählt, thatsächlih niht mehr bestehen; ihre Auflösung konnte nur

am Nachmittàäg seine Inter- -

wegen Formfehlers 1 \. w. nit eingetragen werden.

Der Grund für die Auflösung ‘der 84 Genossenschaften war in 75 Fällen ein Beschluß der Generalversammlung 78 G.-G.), in 5 Fälten ein Gerichtsbeshluf, weil die Zahl der Genoffen unter 7 berabgegangen war 80 G-G.), “in 3 Fällen die Eröffnung des

Konkursverfahrens 102 G.-G.) ‘und ‘in 1 Falle Löschung von

Amtswegen als nichtig 94 G..G.). N Demgegenüber wurden im gleichen Halbjahre neu gegründet

5 Meta o an (Zentrale für Milchverwerthung, e. G. m. b. H. zu Berlin, Berliner Zentral-Genossenschaftsbank, e. G. m. b. H. in Swhöneberg , ‘Zentral - Obst- und Gemüseverwerthungs- Genossenschaft des Vorgebirges, c. G. m. b_H. in Cöln, Ländliche Zentralkafse, e. G. m. b. H., in Münster i. W. und Zentral-Darlehns- und Rohstoff-Genossenschaft für das Handwerk, e. G. m. b. H. in Erfurt) sowie ferner 509 Cinzelgenossensaften mit 34 371 Mitgliedern, davon 987 mit 26 925 Mitaliedern als Genossenschaften mit - beschränkter

ftivflicht, 221 mit 7422 Genossen als Genossenschaften mil unbe- ränkter Haftpflicht. Dem - Gegenstande des Unternebmens nach waren die Neugründungen 213 Kreditgénossenschaften mit 8648 Genosen, 7 gewerbliche "und 48 landwirthscaftliche Ro {toffgenofsen\shasten mit 318 bezw. 2574 Genossen, 5 Waareneinfaufsvereine mit 115 Genossen, 1 gewerblide und 11 landwirths{chaftliche Werkgenofsenschaften mit 20 bezw 259 Genofsen, 2 gewerbliche und 11 landwirth\chaftlihe Magazin- genossenschaften mit 33 bezw. 1159 Gen., 10 gewerblihe und 1 land- wirthschaftlihe Rohstoff- und Magazingenossenshaften mit 245

ezw. 28 Gen., gewerblihe und 120 - landwirthschaftliche Produktivgenofsenschaften mit 432 bezw. 4072 Gen., on- sumvereine mit 12 806 Gen., 22 eigentliche Wohnungs- und Bau- genossenshasten und 2 Vereinshäuser mit 3124 bezw. 89 Gen. sowie 10 sonstige Genossenschaften mit 449 Mitgliedern.

Der über ganz Deutschland ausgebreitete Zentralverein für das Wohl der' arbeitenden Klassen trat gestern im Ministerium für Handel und Gewerbe unter dem Vorsitz des Unter- Staatssekretärs Dr. Lohmann zur Jahresverfammlung zusammen. Dem Berichte zufolge zählt der Verein 1082 Mitglieder, und zwar 339 Behörden und Körperschaften, 231 industrielle und dgl. Gesellschaften, 5 ständige Mitglieder, 182 Mitglieder in Groß-Berlin, 231 in den preußi- \{èn Provinzen, 188 in den anderen deutschen Staaten und 6 im Aus- lande. Vereinnahmt wurden 18200 #, verausgabt 18 399 46, und zwar 2178 F zur Unterstüßung der Bestrebungen der Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtéeinrihtungen, 6369 f. für die Herausgabe des in 1293 Exemplaren erscheinenden „Arbeiterfreundes*, 2000 zur Fort- führung der „Sozialcorrespondenz“, 2000 A zur Fortführung der Bestandsausnahme der gemeinnüßigen und wohlthätigen Anstalten der Provinz Hannover, außerdem fleinere Summen für die Kurse zur Heranbildung von Leuten, die die schulentlassene Jugend in der ihr gewährten Muße zweckmäßig unterhalten, ferner für die öffentliche Lesehalle der hiesigen „Gesellschast sür ethishe Kultur“ u. a. 3169 M. wurden zum Ankauf von Effekten verwendet. An Vermögen besißt der Verein mit Einschluß der Stiftungsgelder und ‘des Bestandes 199 614 A Neu in den Vorstand. trat der Admiral Hollmann, neu in den Ausshuß der Geheime Admiralitätsrath Harms.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der vogtländischen Fabrikweber (vgl. Nr. 276 d. Bl.) ist, wie der „Voss. Ztg.“ aus Sachsen telegraphiert wird, in eine neue Phase getreten. Unter dem Drucke- der plöglih eingetretenen trengen Kälte weichen die Ausständigen mit ihren Forderungen Schritt für Schritt zurück. Sie _ haben jeßt einen zweiten Mindestlohntarif aufgestellt, der zwischen dem ersten und dem Tarif. der Webereibesißzer ziemli in der Mitte steht und weder die Freigabe des 1. Mai, noch die Abschaffung des Zweistuhlsystems enthält. “Auch beginnen \chon einzelne Aus- ständige, die Arbeit wieder aufzunehmen, obgleich in drei Weberver- {ammlungen beschlossen worden ist, im Ausstand weiter auszuhärren. Jn Marseille haben gestern 5000:zur Anmusterung vorgemerkte (bal: Nr.-286 d. Bl.) in der Arbeitsbörse eine Ver- abgehalien und eine Tagesordnung angenommen, wie „W. T. B.“ erfährt, die Vorschläge der den Generalstrike aller zur Anmusterung Vorgemerkten verursaden würden, auf das Bestimmteste ablehnen und die Regierung auffordern, feine Matrosen der Staatômarine mehr ¿um Dienst für ‘die Gesellschaften abzukommandieren. * Sie erklären, daß sie niht mehr für die ufre{chterhaltung der Ordnung einstehen, wenn die Ausstandsfreiheit nicht gewahrt werde. i : In St. Petersburg hat, wie ‘dem „W. T. B.* mitgetheilt

Matrosen fammlung in der Rheder,

ie, je

wird, mit Wissen der Behörden - am 23. November im Volks-

restaurant eine Vorversammlung von Arbeitern getagt, die lber die Frage der Verbesserung ihrer Lage dur Entwickelung ihrer beruflihen Selbständigkeit und gegenseitige Unterstüßung beriethen. Nach einer an die Stadthauptmannschaft ‘gerichteten und von dieser: schr wohlwollend beschiedenen Cingabe hat - als: dann am 30. November- die erste offizielle, behördl ih genehmigte Arbeiter-Versammlung stattgefunden. Am Donnerstag hat dex Minister des Innern von Plehwe eine Abordnung der Arbeiter empfangen, die ihm den Dank für -die Genehmigung der „kamerad- schaftlichen Versammlungen“ aussprachen. Der Minister gab dabet der Absicht Ausdruck, daß er einem derartigen Vorgehen der Arbeiter seine Unterstüßung angedeihen lassen wolle.

Kunst und Wissenschaft.

Bei Eduard Schulte werden von morgen ab neben den bereits seit aht Tagen ausgestellten Werken eine kleine Kollektion des ras{ch zu Ruf gelangten Berliner Portraitmalers Karl Ziegler und eine Anzahl Bilder von Gaston La Touche, sowie die Werke einer Reihe anderer Künstler zu sehen sein.

Der Professor an der philosophischen E der Universität Leipzig, “Geheimer Rath Johannes islicenus, ist, wie „W. T. B." meldet, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ver- storben. Er war am 24. Juni 1835 als Sohn des Theologen Gustav Adolf Wislicenus geboren. Nach Absolvierung seiner naturwissenschaft- lichen Studien habilitierte er sih für das chemische Fach an der Univer- sität Zürich, wurde 1861 Professor an der Kantons\chule, 1864 außerordent=- licher Professor an der Universität und Direktor des Universitäts- Laboratoriums und 1867 ordentlicher Professor. Unter Belassung in dieser Stellung wurde er 1870 Professor der Chemie am Sid enöôssishen Polytehnikum und 1871 Direktor dieser Anstalt. Im

ahre 1872 folgte er einem Rufe an die Universität Würz- burg, seit 1885 wirkte er an der Universität Leipzig als ordent- liher Professor. der Chemie und Direktor des chemischen Laboratoriums. An der Entwickelung der theoretischen Chemie war er in hohem Maße betheiligt; er trug dazu bei, die Typentheorie in die heute gültigen Ansichten über die Struktur der hemishen Verbindungen überzuführen. Sehr wichtig in dieser Be- ziehung find seine Arbeiten über die zweiatomigen Alkohole (Glykole) und die zweiatomigen Säuren (Oxysäuren). Andere Arbeiten betrafen die Milhsäure, ihre Isomeren und Homologen, den Acetessigsäureäther, den Natriumacetesfigsäureäther und die zahlreihen von diefen Körpern [19 ableitenden Derivate. Er entdeckte bei seinen Arbeiten über Milch- äure isomere Verbindungen “mit identisher Struktur und zeigte die Nothwendigkeit geometrisher Betrachtungen der Atomlagerung. Später erklärte er zahlreiche, bis dahin räthselhafte Fälle der! Isomerie durch verschiedene räumliche Lagerung |der Atome im Molekül und zeigte ' die Möglichkeit, diese Verhältnisse experimentell festzustellen. Er gab der chemischen Forschung * damit ganz neue Gesichtspunkte und Methoden, ‘die er dur empirische Untersuchungen, auf weitere Fälle anzuwenden, bis in die jüngste Zeit beschäftigt war. l

Land- unv Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach den bei dem ungarischen Ackerbau-Ministerium eingelangten Berichten war, wie der „Wiener Ztg.“ aus Budapest berichtet wird, der Saatenstand am 30. v. M. folgender: Im November herrschte - trodenes, in der zweiten Monatshälfte auch_ kaltes Wetter... Sehr starke Fröste waren besonders in “ODber-Ungarn, |9- daß man mit -den Anbau-Arbeiten auch nit überal fertig wurde. In einem großen Theile Ober-Ungarns, abér- auch in -anderen Landestheilen, haben fich infolge der Trockenheit die. - Mäuse sehr vermehrt und verursahen an den Saaten Schaden. In- folge des Veberhandnehmens der Mäuse würde der Anbau an mehreren Orten direkt verzögert; da aber plößlih große Kälte- eintrat, mußte - die Anbauarbeit eingestellt werden. Da das Wetter auch jeßt

für die - aufgegangené Saat nit günstig ist, die zumeist ‘nur von einer dünnen Schneedecke bedeckt tit, wird befürchtet, daß die ohnehin auf eine {leinere Fläche beschränkten Wintersaaten infolge des Mangels von Niederschlägen, der langandauernden Trockten- heit, sowie der dur die Mäuse und Würmer verursachten Schäden weniger günstig sein werden. - Zur Zeit \teht nämlih der - Herbstanbau, auh der allerfrüheste, nur an wenigen“ Otten tadellos, die spät angebauten Saaten aber {ind theilweise garnicht únd an mehreren Orten erst dann aufgegangen, als die starken Frôste eintraten.“ Im allgemeinen wäre reicher Schneefall und -- milderes Wetter nothwendig, damit der Herbstanbau \ich entsyrcchend - stärke und die angebauten Körner ihre Keimfsähigkeit niht verlören. Der Raps leidèt hon an mehreren Orten. infolge der Trockenheit, steht abèr troßdem“ noch leidlidz.“ Die: angebaute Fläche ist gegenüber - dem Vorjahre kleiner. ; ui

Getreideanbau Großbritanniens. Nach der von dem Poard ‘of Agriculture in London unterm - 27. August d. J. veröffentlichten Uebersicht stellen fi die Anbau=- flähen Großbritanniens, wie folgt: [ 1902 gegen 1901

d in Acres Weizen . 201460 1 700 965 Gerste ¿ ¿41:909383 1972 448 DUeTi- 4 ¿805/203 2 996 902 Kartoffeln 573 880 577 260 Hopfen « . - * 48/024 DL A2

Weizeneinfuhrx Marseilles. Nah den Wochenübersichten des in- Marseille erscheinendeæ „Sémaphore“ hat ‘die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem See-

wege betragen : i; in der Zeit vom 2. Novbr. d. J. bis zum 7. Novbr. d. J. 374452 dz.

davon aus Nüßland L e u 20316005 in der Zeit vom 9. Novbr. d. J. bis zum 14. Novbr. d. J. 190937 davon aus {Rußland e t, 2115266 7 in der Zeit vom 16: Novbr, d. I. bis zum 21. Novbr. d. I. 140670 davon aus Rußland 510 1003 t e OLOOE S in der Zeit vom 23. Novbr. d. J. bis zum 28. Novbr. d. J. 96763 davon aus Nußland SPOAM A A CHE A d, NOGSZOD S

In den Marseiller Docks und Entrepots befanden sich am 27. November d. J, 33 830 dz. ck

Die Zuckerrübenernte in Südrußland.

In Südrußland herrscht in diesem Jahre Mangel an Arbeits» fräften, und“ die früh eiñgetretene fühle ‘Witterung ließ {on vor mehreren Wochen ‘voraussehen, daß die Zuckerrübenernte nicht recht- zeitig beendigt werden und ein Theil der Rüben auf den Feldern vber-

leiben würde. Diese Befürchtung hat sich, obwohl die Ecntearbeiten nah Möglichkeit beschleunigt -wurden, bestätigt.

Wie ‘der „Kiewljanin“ berichtet, sind -im Gouvernement Charkow ctwa 10/bis 159% der Rüben nicht eingeerntet worden und durch Se zu Grunde gegangen; im“ Gouvernement Kiew beträgt diéser

erlust 4 bis 5 9% utid im- Gouvernement Podolien ist “er ganz be» sonders groß, doch liegen noch keine ziffernmäßigen Daten darüber vor. } (St. Petersburger Zeitung.)

Buenos Aires, 5. Dezember. (W. T.' B) Der erste Drusch von Getreide liefert ein ausgezeichnetes Resultáät. Das Ergebniß beträgt in der. Provinz Cordoba und im mittler Theil der Provinz Santa Fs 15 Zkr. per Hekiar. 3