1876 / 104 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 May 1876 18:00:01 GMT) scan diff

noch nicht abgehoben: 3,539,700 "6, in der Feststellung begriffen !

7 Darleby 8gesuche auf Grundstü®ke, zum Feueroe:siherungêwerthe von 514,300 4, im Laufe des Nionats April cr. angemeldet 6 Grund- ftücde mit cinem Feuerverfi@erungswerthe ‘von 686,050 A

In der Generaiversammlung ‘ver Aktien-Gesellschaft Für Feilenfabrikation (vorm. Schaaf) wurde die Bilanz co 1875 genehmigt und bestimmt, daß die Dividende von 33% = 0 vom 3. Mai ab zur Auszablung gelangen soll.

Paris, 1. Mai. (W. T. B.) Die Gruppe der französischen Ju- haber von Obiigationen der ägvyptishen Staarsschuld halte heute eine Zusammenkunft, um die von dem Khedive betreffs der Einlôs)dung der Coupons gemachten Vorschläge zu prüfen. Der e Messager de Paris“ glaybt, daß die Annahme der Bedingungen noch' im Laufe des heutigen Abends nah Kairo telegraphisch ge- meidet werden würde. Gutem Vernehmen nah hat der Khedive

Verkin, den 2. Mai 1876. Weltausstellung in Philadelphia 1876.

i Soweit der Bauzustand der Ausftellungsgebäude dies ge- Ttattet, schreitet die Installation der deutshen Abtheilung der “Weltausstellung in Philadelphia unter der Leitung des König- Lich preußischen Bau-Inspektor Bartels in befriedigender Weise fort.

Die Hemmungen, welche zeitraubende Zollformalitäten und die den Anforderungen niht überall entsprehende Organisation des Transportwesens auf dem Ausftellungsplaß nah \ich ziehen, {cheinen für die deutshe Ausftellung, Dank der getroffenen Transport- Einrichtungen, durch welche ein \uccessives Einbringen der Versandftücke auf verschiedenen Linien vorgesehen war, verhältnißmäßig wenig empfindlih gewesen zu sein. Die Inftalla- tion in dem Hauptgebäude ist so weit vorgeschritten, daß ihre Vollendung für die Eröffnung außer Zweifel steht.

Mitte April war cine große Zahl der bedeutenderen Ausstellungen bereits vollendet, andere wenigstens in der Auf- stellung begriffen. Unter den ersteren sind u. A. die Gesammt- ausstelung der chemischen Vereinigung, eine größere Anzahl der YHervorragendsten Vertreter der Textilindustrie, die Aachen-Stol- berger Spiegel-Manufaktur, unter den legteren die Ausftellung der Königlichen Porzellan-Manufaktur, die Gesammtausftellung des deutschen Buchhandels, das Gros der Ausstellungen musikalischer Snstrumente zu erwähnen.

Die Mehrzahl der bisher aufgestellten Ausstellungsgeräthe zeihnet fih dur ein gefälliges Aeußere vortheilhaft aus.

In dcr Maschinenhalle waren die Deußer Gas3motoren auf- gestellt, die umfangreihe Ausstellung von Schöffer und Budden- berg in Angriff genommen.

__ Die überwiegende Mehrzahl der für dieses Gebäude be- Fimmten Güter war auf dem Kruppschen Dampfer „Essen“ zur Verladung gelaagt, welcher in Folge eines Unfalls sich verspätet hatte, inzwischen aber glücklih in Philadelphia eingetroffen ist.

Die Kunsthalle und die Agrikulturhalle sollten in der Woche nach Dstern zur Aufnahme von Ausstellungsgegenttänden bereit fein, wogegen die Halle für Photographien und diejenige für Lederwaaren zwar unter Dach, in dem inneren Ausbau aber noch weit zurück waren.

Schon jeßt ist vorauszusehen, daß auch die Ausstellung in Philadelphia zur Eröffnung nicht fertig, daß aber die deutsche Abtheilung um diese Zeit \o weit vollendet sein wird, als dies der Bauzustand d.r Ausstellungsgebäude gestattet.

Der Pavillon des Deutschen Reiches war Mitte April im Aeußeren fertig gestellt, und in dem inneren Ausbau fo weit gefördert, daß er Anfang Mai wird bezogen werden können.

Der Generaldirektor der Weltausstellung hat, dem. „W. T. B.° zufolge, jetzt offiziell angezeigt, daß die Ausftelung am 10. d. M. Mittags eröffnet werden wird.

Das päpfstlihe Hof- und Kirhen-Handbuch (La Gerarchia Cattolica e la famiglia Pontificia) für das Jahr 1876 liefert ftatistishes Material zur Beurtheilung des Ver- hâltnisses, in welhem die Zahl der kirhlihen Würdenträger italienisher Abstammung zu derjenigen anderer Nationalitäten fteht.

__ Nach Jynhalt der gedachten Zusammenstellung befindet \s{ch die Verwaltung der Römischen Kirhenämter bis auf eine ver- \hwindend kleine Minorität in den Händen italienisher Kleriker, während hinwiederum an jener geringen Minderheit von hierar- chishen Spigen und pontifikalishen Hofstaaten das katholische Deutschland in bescheidenster Weise betheiligt ift.

__ Bei näherem Cingehen auf die einzelnen Abtheilungen des Kirchenkalenders finden wir zunächst, daß das aus 57 Mit- gliedern befichende Kardinals fkollegium nicht weniger als 38 Vertreter des hohen italienishen Klerus aufweist, Von deutshen Namen vermochten wir lediglih die des Fürsten Hohenlohe zu finden, da der Graf Ledohowsky dem Deutschen Reiche kaum zuzuzählen sein dürfte und der aus Tirol gebürtige, kürz- lih verstorbene Hr. von Tarnoczy, gleihwie sein Amtsgenofse Fürst Schwarzenberg in Prag der Oesfterreichishz-Ungarischen Monarhie angehört.

_ Unter den aufgezeihneten 791 Bishöfen, welchen eine Diözese anvertraut ift, stellt fich die Zahl der entsprechenden deutshen Kirchenobern auf nur 48 heraus, wohingegen die Zu- rückseßzung des germanishen Volksstammes bei den bekanntlih 1870 nit ohne bestimmten Zweck ansehnlih vermehrten Epis- copi in partibus infidelium noch augenseinliher her- vortritt, indem fich in der Gesammtzahl von 257 \solher Bischöfe ohne Bisthum nur 12 Mitglieder deutscher Herkunft vorfinden.

Zu einem ähnlihen Ergebniß gelangt man bei Durchsicht des Verzeichnisses der circa 900 Hausprälaten des päpstlichen Stuhles, von denen nur 54 deutschklingende Namen führen, in- gleihen bei Prüfung der Liste von nahezu 280 päpstlichen Kämmerern und Ehrenkammerherren, worunter \sih nicht mehr als 26 Vertreter germanisher Nationalität ermitteln lassen.

Auch darf man nit bei der vorliegenden Beurtheilung aus den Augen verlieren, daß ein nit unerheblihes Kontingent der oben angeführten firchlihen Würdenträger deutschen Stanumes auf die österreichishen Erbländer, namentlich Tirol, sowie auf den fkatholishen Theil der deutschen Schweizer Kantone entfällt. Das Bild, welches man hiernach von dex Praxis der Kurie in Betreff der den deutschen Katholiken anzuweisenden Stellung gewinnt, kontrastirt seltsam mit der von den Führern der deutschen Centrumsfraktion in und außerhalb der Volfsvertretung häufig beliebten Darftellungsweise, nicht minder mit den gerechten Ansprüchen, welche das katholische Deutschland nach realer und geistiger Bedeutung auf Ver-

tretung und BVerücksihtigung in dem päpftlihen Dienft und unter den Würdenträgern der Kirhe machen kann. Die diesjährigen Frühjahrsrennen auf der Nennbahn zu Poppegarten haben am Sountag ihren Anfang genommen Das etter erwies sih nach einem kurzen Regenschauer recht günstig. Der

Besu war ein sehr zahlreicher, Die Rennen seibst vexliefcu obne )

verlangt, daß auch ein ôstérreihischer Kommissar der Suldenkoin- mission beitreten möge. |

Die Warschauer Kommerzbank hat i ihrer General- versammlung vom 26, v, M, die Dividende pro 1875 auf 9% oder 22 Rbl. 50 K. pro Aktie festgesetzt.

Verkehrs-Anstalten.

London, 2. Mai. (W. T. B.) Der Admiralitäts-Ge- ríchtshof beendigte in feiner gestrigen Sißung die am Donnerstag begouneuen Verhandlungen iu dem Prozesse wegen des Zusam- menstoßes der Dampfer „Strathclyde“ und ,Franconia*. Der für den „Strathclyde“ auftretende Anwalt, Butt, führte in \et- nem Plaidoyer aus, es sci die Pflicht der „Franconia® gewesen, dem „Strathclyde“ auezuweichen und demselben nach dem Zusammenstoß Hilfe zu leiften, Der Anwalt drr „Franconia“, Benjamin, gab zu,

wefentlihen Unfall in guter Ordnung. Den Beginn bildete das Er- ¿ffnungsrennen um den Staatspreis von 1500 bei einer Distanz von 1600 Metern. Es ftarteten 4 Pferde, von denen Graf Arnims dreijähriger Hengst „Eulenspiegel“ leiht gewann und 1770 A ein- brachte; als zweiter lief Hrn. Ejspenschieds dreijähriger Hengst „Schützenkönig*“ ein und erhielt 120 /# Um den Preis von Dahls- wiß im Betrage von 1500 4 fkonkurrirten fünf Pferde: die Gra- dier Stute „Jungfrau“, Hrn. Espenschieds „Kladdéradatsh“, Lieute- nant Graschey's Hengst „Tambour“, Kommerzien-Rath Herz „Gisela“ und Fürst Hoheniohe's „Endymion“. Der leßtere ge- wann das Rennen nach einem harten Kampfe gegen „Jung- frau" und erhielt 1800 6, Gradiß 300 A Um den Staatspreis TV, Klasse von 1500 liefen nur drei Pferde. Fürst Hohenlohe's „Nosalitta*, Frhru. v. Malyabns „Be- \{hüßerin" und Graf Sierstorpfs „Feomme Helene“. „Rofalitta" gewann das Rennen um eine halbe Länge . gegen „Fromme Helene“ und erhielt dafür 1860 A, während Leßtere 360 4 bekam. Im Begrüßungs-Handicap, Preis 1500 4, liefen 6 Pferde: Graf Arnims „Hymenäus“, Hrn, Brombergs „Pontus junior“, Kapitän Joës „Flohtanz*, Fürst Hohenklohe's „Fundament“, des Niederbarnimer Gestüts „Muse* und des Westfälishen Gestüts „Shillellagstute“. Der alte „Hymenäus* gewann das Rennen spielend gegen „Pontus“, welcher zweiter wurde. „Hymenäus* erhielt 1650, „Pontus*“ 500 #4 Den Schluß des Rennens bildete die Effenberg-Steeple- Chase, in wel%er vier Pferde starteten und zwar: Hrn. v. Falkenhausens „Nachtshwalbe“, geritten vom Besißer, Lt. von Kramsta's „Tempelherr“, geritten rom Rittmeister Grafen Eulenburg, Lt. Leiftners „Franc Magçon“ und Rittmeister Graf Schlippenbachs „Höher Peter“, beide von den Eigenthümern selbst geritten. Die Pferde nahmen geschlofsen die beiden ersten Hindernisse; an der Stein- mauer refusirte „Franc Maçon“ und machte dadurch auch „Ternmpel- herr“ und „Höher Peter“ unruhig, die dann die nächsten Hindernisse nicht mehr nehmen wollten und aus dem Rennen kamen. „Nachtshwalbe“ sah sich so ohne jeden Konkurrenten, denn wenn au , Franc Maçon“ das Rennen wieder aufnahm, so war er doh so weit zurück, daß er nicht zu fürchten war, „Nachtshwalbe“ seßte \{chön und willig über alle Hindernisse und siegte. „Franc Maçon“ kam weit hinter ihm als weiter ein; erftere erhielt 1380, leßtere 180 Mark. Die nächsten Rennen finden am Sonntag, 7. Mai, ftatt.]

Ueber die 600jährige Jubelfeier der Stadt Marien- burg wird der „K. H. Ztg.“ unter dem 27, April geschrieben: Seit gestern prangt unsere Stadt im reiche» SchwuE der Fahnen und des festlihen Grüns, und ein lebhaftes F-stgewühl entwickelt sich in den Straßen. Der Ober-Präsident v. Horn langte gestern Abends mit dem Courierzuge an, und wohnte darauf den Aufführungen im Remter bei. Alle zur Darstellung gebrachten hiftorischen Momente gelangen trefflich und fanden reihen Beifall. Heute begann die eigentlide Feier des Tages um, 8 Uhr mit festlichen Aften in den Schulen, um 9 Uhr folgte Gottesdienst und um 104 Uhr die Begrüßung der Gäste im Hochmeister - Remter der Marienburg. Der Bürgermeister Horn wies in seiner begrüßenden Rede darauf hin, wie {on im Jahre 1274 die Idee zur Erbauung der Marienburg angeregt, aber erst im Jahre 1276 ausgeführt set, wie die verschiedenen polnischen Kriege und Belagerung den Aufschwung der Stadt gebindert, bis endlich im Jahre 1772 dur Friedri den Großen die Befreiung von polnischer Herrschast erfolgt sei. Der Ober- Präsident v. Horn erwiderte die Begrüßung mit herzlichem Dank Namens der Gäste und {loß daran warmeWünsche für das Wohl und Gedeihen der Marienburg. Genau um 12 Uhr begann der glänzend ausgestattete Festzug. Von der vor dem Rathhause aufgerihteten Tribüne herab hielt Dr. med, Marshall die Festrede, welhe eine Darstellung der geschichtlihen Verhältnisse der Stadt gab. Um 24 Uhr Festdiner. An demselben betheiligten fich gegen 300 Personen. Den ersten Toast brachte der Bürgermeister Horn auf Se. Majestät den Kaiser, als Beschüßer des Reichs, den zweiten Toast der Ober-Präsident v. Horn auf die Stadt Marienburg, dann folgte ein Trinkfsprub auf den Landes-Direktor und Provinzialans{uß und verschiedene andere auf die Provinz, auf einzelne Mitglieder des Fest - Comités und aub auf „den jüngsten Bürger der Stadt Marienburg“, den Ober-Präfidenten v. Horn, dem am heutigen Tage das Ehrenbürgerrecht der Stadt Marienburg verliehen worden war. Am Abend, mit her- einbrechender Dunkelheit, wurde die Stadt illuminirt und am jenseitigen Ufer der Nogat, dem Marienberger Thor gegenüber, ein glänzendes Feuerwerk abgebrannt.

Aus Stuttgart meldet der „Schwäb. Merkur" vom 29, April: Die freudige Theilnahme, welche der Vollendung der ersten seit Jahr- hunderten erbauten weitern Stadtpfarrkirhe, der St. Johannes - kirche, folgt, erstreck sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Im Laufe der Woche haben der König und die Königin, sowie die Prinze!sin Marie die Kirche besuht und ihr hohes Interesse und die fceudige- Befriedigung über das gelungene Werk ausgesprochen. Die allerhöchsten Herrschaften haben ihre Ebetigabme an der morgigen festlichen Einweihung zugesagt. Schon heute Abend wird der Plaß im vollen Festshmuck prangen. Um 6 Uhr verkündigen die Glocfen den Vorabend des festlichen Tages und an den leßten Glodckenklang reiht sich ein Konzert vor der Kirche.

Ueber die Erplosion des Dampfschiffs bei Rüdesheim am 30. v. Mts, enthält der „Rhein. C.* folgende weitere Nachrich- ten: Rüdesheim, 1, Mai. Durch das Zecspringen des Kessels wurde das Schiffchen ein altes Fahrzeug, das Eigenthum eines Binger Schiffers war in zwei Theile zerrissen. Der Kessel flog ans Land, der Mantel desselben wurke ca. 200 Fuß weit in den Garten der Sturmschen Weinhandlung geschleudert. Das Hintertheil des Schiffes sank sofort mit allen darauf befindlichen Personen, wäh- rend das Vordertheil einige Hundert Schritte abwärts trieb und dann gelandet wurde. Es befanden sih darauf etwa 15 Personen, darunter Oberamtsrichter Kleinschuidt mit seinen beiden Kindern, welche sêmmtlih gerettet wurden. Auf der Privatdampffähre befanden fich im Augenbli der Explosion etwa 50 Per- sonen, darunter 25 Rüdesheimer; 5 davon find bis jetzt todt gelandet, nämlich Carl und Franz Siegfried aus Geisenheim, Josef Kremer aus Rüdeshcim, der Heizer des Schiffchens Josef Delahaye aus Bingen und die achtzehnjährige Luise Nachelsky aus Gneissen in Oftpreußen. Eine Fahrlässigkeit des Heizers liegt nicht vor, wohl aber ist die Schuld an dem Unglücke der s{lechten Reparatur des dünnen Kessels zuzuschreiben. Hr. Staatsanwalt Moriß aus Wiébaden leitet hier die Untersuhung. Se. Majestät der Kaiser find um 12 Uhr 30 Miruten pr. Extrazug hier angekommen und ließen Sich von dem Bür- germeister, der an den Bahnhof befohlen war, die Details der Erxplc- fion mittheilen. Se. Maj-stät reisten dann weiter nah Cauh und von da nah Lorch.

U Theater. Das diesjährige Gesammt-Gastspiel des

2 D äh Í ; erzoglich Sachsen-Meiningenschen Hoftheaters wurde am

tontag mit

daß die Führung der „Franconia* Tadel verdiene, bestritt jedo die Kom- petenz der englishen Gerichte, weil die „Franconia“ cin ausländisches Schiff mit Pafsagieren auf der Reise von und nach ausländischen Häfet ge- wesen sei. Außerdem sei aber auch der „Strathclyde® zu tadeln, weil er seine Schnelligkeit nicht rechtzeitig minderte und einen unge- wöhnlichen Kurs steuerte. Der Vertheidiger {chloß mit dem Aus- druck der Ueberzeugung, das Gericht werde finden, daß der Kapitän der „Franconia“, Keyn, die Verunglückten nit absihtlich ihrem Schicksal überlassen habe. Der vorsißende Richter seßte das Erkennt- niß in Anbetracht der gzoßen Wichtigkeit der Sache und der vou deim Vertheidiger erhobenen Einwände aus. New-York, 1. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des Nor d- deutschen Lloyd „Mosel * ist gestern früh hier eingetroffen. _— Der Dampfer „Denmark“" der National-Dampf- \chiffs-Compagnie (C. Mesfingsche Linie) ist hier eingetroffen.

dem „Käthchen von Heilbronn * eröffnet. Das Haus (die Winter- bühne des Friedrih-Wilhelmstädtischen Theaters) war, wie bei den früheren Festspielen, bis auf den leßten Plaß gefüllt. Die großen Erwartungen, mit denen man auch dieser ersten Aufführung wiederum entgegenge]ehen, find jedoch nur in zwei Beziehungen vollständig er- füllt worden. Denn die Darstellungen der Meininger müssen immer nach drei Seiten hin beurtheilt werden: was die Dekorationen, was die Ausftattung und was die Darstellung selbst betrifft. Die dekora- tive Seite war auch diesmal wieder vollendet {öôn; die stylvolle Einheit, die sih in den Zimmern und in den architektonischen Bildern zeigte, war bewunderungéöwürdig. Ebenso die dekorative Auéftattung der Pläße und Straßen. Was die übrige Ausftattung betrifft, so sett das Meininger Hoftheater bekanntlih seinen Stolz in die histo- rische Treue und Einheitlichkeit, und diese waren auch hier wieder bis in die kleinsten Einzélheitin gewahrt, so daß die Darstellungen stets für den Historiker und Altecthumsfreund von höchstem Interesse find. Doch kann man au hierin wohl zu weit gehen; man brauct nicht gerade absolut Falsches, Anachronismen zu bringen, ohne doch, wie es gestern geschah, Kostüme zu zeigen, die ganz gegen die Ab- fiht des Dichters wie des Darstellers den Eindruck des Ko- mischen machen; es sei hier z. B. des riesigen Helmshmuckes des Grafen von Strahl, der wunderlihen Kopfbedeckung Gottschalks, der noch wunderlicheren der Gräfin Mutter u. dgl. m. gedacht. Hier konnte gemildert werden, und um fo cher, als Kleist gar keine bestimmte Jahre3zahl angegeben, nicht einmal den Kaiser genannt hat. Doch waren alle Kostüme so brillant und allerdings interessant, und die ganze scenishe Einrichtung so s{ön, daß der Ober-Regisseur, Hr. Chroneck, mehrfach gerufen wurde, namentlich na dem trefl ausgeführten Einsturz des Thurmes. Was die Aufführung felbst betrifft, so war das unbearbeitete Kleistsche Werk gewählt, nit eben sehr zum Vortheil, wenngleich die Pietät darin Befriedigung finden mochte; es wurden soviel Verwandlungen, ein so häufiges Fallen des Zwischen- vorhangs nothwendig, daß der Gang der Handlung dadur etwas zerrissen wurde. Untec den Mitwirkenden ist zuerst dec Graf von Strahl des Hrn. Nesper zu erwähnen; derselbe sah stattlich aus und hatte viele treffliche Momente, doch aber fehlte ihm gerade, was sonst die Meininger auszeichnet, die Einheit der Sprache und des Tones, und außervem die Poesie; feine Rauhheit klang öfter roh, da man ihr das Absichtliche nicht anfühlte dagegen war seine Innig- keit und Weichheit recht natürlich und lobenswerth. Frischer dagegen und recht aus einem Guß gab den gutmüthigen, etwas fkeck gewordenen Dienstmann Gottschalk mit . jeiner drolligen Laune Hr. Hassel, der auch vielen Beifall fand. Frau v. Moser-Sperner beherrschte die unsympathische Partie der Kunigunde v. Thurneck vollkommen und gab die scheinbaren Wand- lungen dieses Charakters glücklich und gewandt wieder: nur wurde die Sprache oft etwas zu \{harf. Ganz treflich war Hr. Hellmuth- Bräâäm, der alte Waffenschmied, vollkommen wahr in feinem Zorn und seirem Schmerz, wie nachher in seiner Freude; in seiuer kummer- vollen Fürsorge für sein Käthchen gab er das echte Bild dieses mittel- alterlihen Charakters. Frl. Pauli hatte das Käthchen übernommen, deren ganzes treues, kindliches Wesen, deren holde Natürlichkeit und Unbefangenheit, deren kühner, nur aus Liebe hervorgehender Opfermuth, deren holde Scham- haftigkeit in ihr zum Ausdruck und zur Erscheinung kam. Einige Male wohl klang das Organ zu kindlih dünn, aber im Ganzen war fie des reichen Beifalls, der ihr zu Theil wurde, vollkommen werth. Noch zu loben ist Hr. Teller, der Rheingraf, der in seinem keden, derben Ton den Ritter jener Zeit gut traf. Die Ensemble-Scenen waren wieder vorzüglich und mit hohem Kunstsinn arrangirt. Eine interessante Neuerung is noch zu erwähnen: Lichteffekte ließen den strömenden Regen in der Sturmnacht vor der Köhlerhütte \ ehen. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessia beehrten nebst Gefolge am Montag die auf Höchstihren Wunsch angeseßte Vorstellung „, Kl äffer* im Wallne r- E Ihrem Besuch, und wohnten derselben bis zum f

Ueber die bevorstehenden Aufführungen des Wagner- \chen Bühnenfecstspiels in Bayrents wird ólaeüdes sée Ee iE ¿ y

u dem am 13,, 14,, 15, und 16.,, dann am 20, 21, 22. un

23., fowie schließlich am 27,, 28, 29. und 30. August dieses Sabns in Bayreuth stattfindenden Aufführungen des Bühnenfestspieles „Der Ring der Nibelungen“ kann nur Demjenigen, weler A unter dem Titel eines Patrones, somit mindestens dur Lösung einer Patronats- karte für eine Serie der drei Aufführungen das Recht hierzu erwor- ben hat, der Zutritt offen ftehen, wogegen die Zahl der vetfügbaren Freipläße für die diesjährigen Aufführungen nothgedrungenermaßzen stark herabgeseßt und die in der ursprünglihen Absicht gelegene Ver- günstigung eines zahlreichen Zutrittes für Unbemittelte erft für die nähstjährigen __ Aufführungen vorbehalten werden mußte. Die nächsten Ansprüche auf einen freien Eintritt können da- her für jeßt, außer den dur aufopferungsvolle Mitwirkung bei den Aufführuxgen selbst Betheiligten, nur solhen bewahrt werden, welche namentlich durch Beifsteuern in den Wagnervereinen auch von au}zen dem Unternehmen förderlich waren, und es ist daher für das Erste den wahrhaft produktiven Vereinen {elbst anheimgestellt, zu Gunsten solcher Mitglieder, welche bei der Verloofung der erworbenen Patronats\heine vom Zufall unbedaht blieben, über sSreipläße zu verfügen, worüber fie ihre Vorschläge an den Verwaltungsrath der BVühnenfestspiele gelangen zu lassen gebeten werden.

_Der Zutritt zu den Proben, welchen Namen sie haben mögen, bleibt außer, wenn die gesammte Genossenschaft der Ausführeuden die Anwohnung einzelner Proben als Angehörigen oder Sachvertrauten besonders zugestehen will, jedem bei der Aufführung nicht Betheiligten durhweg ungestattet und es wird dies als Beantwortung vielfacher Anfragen hiermit zur ausdrücklichen Anzeige gebracht, um Eattäu- schungen bei vorzeitigem Eintreffen in Bayreuth vorzubeugen.

Bayreuth, 18. April 1876.

Richard Wagner.

Unterzeichneter fügt bei, daß die Patronats scheine, sowie die Pa- tronatsfarten vom 15, Mai ab in definitive Eintrittskarten umge- tauscht As Ee e daß jedem der Patrone, der eine Woh- nung retzeitig bestellt, solche zu angemessenem Preise besorgt wird. (Adresse: Offiziont Ullrich, Rene tio

Umtausch und Ausgabe weiterer Eintrittskarten erfolgt durch den mitunterzeichneten Fr. Feustel, dahier.

Bayreuth, 20, Apr 1876.

__ Der Verwaltungsrath. Kacffeclein. Munter. Feustel,

Redacteur: F. Prehm. Veclag der Expedition (Kessel). Vier Beilagen

(einscließlich Börsen-Beilage), außerdem ein Fahrplan der Main-Weser-Bahu.

Berlin: Druck! W. Elsner

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

V der im 1. Quartal 1876 in den freien Verkehr des d-uts{en Zoll

Ju freien Verkehr getreten

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 2. Mai

Er E E E E Ee R E E R 1 E E Mt Tit F C CESPES 2 CIMRT A:

Deutsches Nette. orläufige Uebersicht

und des entsprechenden Quartals des Vorjahres.*)

Waarengattung mit Angabe des Mahstabes.

im 1. Quartal sim 4. Quartal |im 1, Quartal A

1875, 1875.

Waarengattung mit Angabe des Maßstabes.

1876.

E F R ZNC Ga

gebiets getretenen wichtigeren Handelsartikel, verglihen mit der Einfuhr des vorhergehenden Quartals

In freien Verkehr getreten

im 1. Quartalsim 4. Quartal | im 1. Quartal 1876. 1875. 1875.

1, Deb

ferde U c indvich Schweine Schafe S G Es 2 IT. Nahrungs- und Genußmittel. Zubereitetes Fleisch, Schinken, Speck, Würste,

A TOET T A e o oto los Qi SrUtto N E B ets Tonnen E E G Mo Getreide . N C o, DTUTIO Me es ü Roher Kaffe Netto ZUde J Südfrüchte . E a Rohtabak und Tabaksstengel Cigarren e Branntwein Wein Salz

I

IIIL. Sämereien,

Lein-, Raps- und Rübsaat .

Mle Und rab e e ao o

IV. Bau- und Nußholz.

Bau- und Nußtholz in Blêcken und Balken . E U

Bohlen, Bretter, Latten, Valbols .. . + - Gir.

Stüdck

Ctr. Brutto

u

V, Kohlen. Steinkohlen, Braunkohlen und K „.., . Ctr. VI. Harze, Oele und Fette. Harze Í ¿ O

L ¿ Leinöl E 8 z

Berlin, im April 1876.

22,914 61,856 264,746 22,421

31,581 147,258 26,827 6,895,570 283,054 536,529 80,015 131,304 21/695 230,728 3,858 28,198 227/091 220,427

305,360 167,126

2 022,009 19,805 2,685,104 377,705

18,031,579

126,399 44/747 163,676

20,065 | 73,849 143,927 14,223

11,195 84,745 272/488 70,948

Petroleum .

Oa Farbhölzer . || Salpeter 39,727 || Schwefel 75,678 24,807 6,871,988 | Rohe Baumwolle .. 304,438 D D Of i 521,010 eiden-Cocons und Seide 105,106 || Rohe Schafwolle 138,601 21,176 207,420 3,998 30,217 233,019 234,208

22,948 260,774 42,723 747,761 253,977 403,559 100,1 97 213,679 32,074 228,670 4,467 43,546 343,608 364,547

Baumwollengarne Wollene Garne .

Baumwolene Gewebe .

303,275

728,185 156,471

Seiden- und Halbseidenwaaren . 88/127 A, Palbs

Wollene Zeug- und Filzwaaren .

1,843,025 17,568 2,246,460 155,374

3,035,436 208,984 5,690,239 114/803

Häute und Felle Leder aller Art . Lederwaaren

Roh- und Brucheisen

24,383,816 | 17,186,672

! Eisenbahnschienen 105,738 59,949 154,941

191177 68,897 179,293

Eisen- und Stahlwaaren .

Nat erli es att! Ges Am k.

| Palmöl, Kokosnußöl und anderes Oel in Fässern Ctr. Brutto Talg, Schmalz und anderes Thierfett ... ,y

VII. Rohe Droguen.

VIII. Spinnstoffe.

IX, Garne, E O A

X, Zeugwaaren.

Leinwand, Segeltuch, Zwillich und Drillich . ; 78,290

XLI., Häute, Leder und Lederwaaren,

XII, Eisen und Eisenwaaren, Maschinen. Geschmiedetes und gewalztes Stabeisen N x Eisen- und Stahlplatten, Eisen- und Stahlblech Ctr. Brutto

| Lokomotiven, Dampfkessel und Maschinen N A Ï

202,183 213,999 2,872,491

110,19 213,776 1,276,505

146,921 211,404 1,707,933

114,246 92,814 230,621 25,788

143,078 173,693 323,618

39,811

164,522 176,209 223,058

895,918

839,887 544,253

16,637 272,150

889,802 412/031

92'889 263,389

. Brutto

Netto Brutto

1,004,407 498,186 18,082 248 951

103,076 103,643 71,157

109,908 82,382 82,201

Netto 108,885 84 167

70,939

12,045 74/588

3/220 32/132

12,243 77,744

4,298 39,162

11,604

3,167 29,842

H

272,147 233,343 35/313 28,113 6,008 4,432

241 445 27,385 4,727

Ctr. Brutto 2. No

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2,298,687 59,006 19,655 64,916

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*) Bei den in dieser Uebersicht aufgeföhrten zollfreien Waaren enthält der Eingang in den freien Verkehr anch die Durchfuhr oder wenigstens cinen Theil derselben. Einfußr zum Verbrauch und Durchfuhr können bei zollfreien Artikeln in der Regel nit gesondert na(gewiesen werden.

Der Aufstand in der Herzegowina und in Bosnien. IL (Vgl. Nr. 102 d. Bl.)

Nach dieser Darstellung der allgemeinen Verhältnisse des Kriegs \chauplaßes und der kiiegführenden Parteien kommen wir zu den Ereignissen selbst. G :

Der Aufstand hat seinen Grund in einer rein agrarishen Be- wegung, der von ihren Grundherren (Beys), wie auch von den Steuerbeamten' bedrükten bäuerlichen Bevölkerung. Durch die Steuer- verweigerung entstanden im Juni v. J. Unruben auf der Hochebene von Newesinje, denen bald eine politishe Spiße gegeben wurd... Das Gouvernement in Serajewo sah fich deshalb genöthigt, die bewaffnete Macht, die sih damals in der ganzen Herzegowina auf 4 Bataillone, 1 Gebirgsbatterie, 1 Etcadron und etwa 100 Gensd’armen, im Ganzen auf etwa 1800 Mann belief, zur Herstellung der Ordnung aufzubieten.

Am 10. Juli wurde Selim Pasha von dem Gouverneur in Serajewo beauftragt, mit den verfügbaren Kräften der Garnison von Mostar gegen die Aufständishen in Newesinje zu marschiren; die nur@2 Bataillone und 1 Gebirgsbatterie starke Expedition wurde aber von den auf den Berghöhen Name Bauernhaufen dur Flinten- \hüsse und Steinwürfe zum Rückzuge gezwungen.

Dieser erfte Erfolg verfehlte seine ermunternde Wirkung nicht und in dem die Stunde des Kampfes {on lange erhoffenden Ljabibraiich fand sich bald der leitende Kopf. Aussicht auf Erfolg hatte aber die Jnsurrektion nur, wenn sie ihre Basis an die Grenze Montenegros und Dalmatiens verlegte, da von hier Zuzüge von Freiwilligen, Nach- {übe an Waffen und Munition zu erwarten, der Rückzug auf neu- trales Gebiet gefichert war. Die Aufständischen zogen daher, damals nur 400 Köpfe stark, mit Weib und Kind in das Thal, der Trebinj Aiza, auf ihrem Wege durh Zuzüge sich noch erheblich verstärkend. Diesem Treiben standen die Behörden thatenlos gegenüber und hald hatten die Vorgänge in der Herzegowina auch die unzufriedenen Ele- mente in Bosnien in Bewegung gebracht. Aber die Insurrekiton hatte fo lange nichts Bedrohliches, als sie in- der Herzegowina nicht einen Kern an Montenegro, in Bosnien einen solchen an Serbien gefunden hatte. :

Dies zu verhindern, wurden zugleih Truppen nach der Herzegowina, ax d albanisch-czernagorishe und die serbishe Grenze in Bewegung gesetzt.

Das Gros der Insurgenten hatte sih inzwishen nah kurzem Ausfallgefeht mit der Festungsb saßzung in der Stärke von 800 Mann auf den Höhen um Trebiuje etablirt, und die Verbindungen der Festung mit der Außenwelt unterbrochen. Das Hauptquartier befand sich in dem nahe gelegenen Kloster Duze. Inzwischen war vom 15,—20. August die Brigade Nedsib Pascha in dem Golfe von Klek gelandet, und hatte sich aus den früher bereits erwähnten Gründen auf dem gefahrvollen Reitwege über Stolac nach Mostar in Bewegung gefeßt, um fih dort mit der in den mohameda- nishen Distrikten Bosniens mobilisirten 23 Redif-Bataillonen des Gouverneurs zu vereinigen. Am 22, August traf die Brigade unbe- lästigt vom Feinde in Stolac ein.

Das Gros der Insurgenten war ruhig vor Trebinje verblieben, nur eine Abtheilung von etwa 500 Mann hatte sich von der Gegend von Nikfics aus des Blockhauses von Krstac und des Forts Korito bemächtigt, welche E IAS auf den Wegen nach Niksics und Bilec immerhin einige Wichtigkeit hatten.

Inzwischen gährte es auch in dem benachbarten EANSale Novi- bazar und die Ortsältesten in der Zubci hatten den Beschluß gefaßt, sih dem Aufstande anzuschließen. i:

In dieser Zeit ging der Gouverneur Derwish Pascha, als ihm weitere Verstärkungen in Ausficht geftellt waren, zur Offensive über. Zwei Bataillone gingen am 25. August von Stolac mit Proviant zur Verstärkung der Garnison von Trebinje ab, wo fie am 29. ohne Gefecht einrückten. Eine andere soeben bei Klek gelandete Kolonne unter Hussein FeIos (3 Bataillone, 1 Ge- Firofbatterie) wurde von hier auf direktem Wege zum Entjaß Tre-

binjes entsandt, vor dessen Mauern sie am 31. eintraf. Waren die Insurgenten hon tur die vorher eingerückte Verstärkung der Gar- nison verblüfft und dur die zeitige Abwesenheit ihres Führers Ljubibratih rathlos, so widerstanden sie dem Angriff Hufsein Paschas und seiner Geschüße nicht, flohen vielmehr in wilder Panique in die unzugänglichen Berge der Zubci. Hiermit war der Insurgenten Haupt- förper zersprengt, Trebinje entseßt, und die Türken durften es wáägen, die Festung Niksics mitten durch montenegrinishes Gebiet von Albanien durch bewaffnete Transporte zu verproviantiren, wozu ihnen der Friedenstraktat von 1863 mit Montenegro allerdings das formelle Recht gab. Gleichzeitig mit dieser Unternehmung hatte der andere Brigade-General Nedsib Pascha den Auftrag erhalten, von Stolac aus die bei Bilek augesammelten Insurgenten zu zerstreuen, er wurde jedoch auf der Hochebene von Dabra überfallen und sein mit 4 Ba- taillonen und } Batterie begonnenes Unternehmen war damit geschei- tert; doch zogen die Insurgenten aus di sem Erfolge wegen Man- gels einer militärischen einheitlihen Leitung keinen Nuygen , die Bewegung löste sich vielmehr in planlose Guerillakämpfe auf.

Nach diesen Ereignissen schien es Mitte September v. J,, als würde der General - Gouverneur binnen Kurzem die Er- hebung unterdrückt haben. Aber der Fanatismus des Musel- mannes war durch die jüngsten Ereignisse entfesselt; er hatte sihmehrfach hinreißen a so daß der dadurch verbreitete Schrecken wieder alle waffenfähigen Männer in die Gebirge an der montenegrinishen Grenze trieb, wo die Führer die Flüchtigen zu sammeln und zu ordnen suchten. Gegen Ende September fühlten sich die Insurgenten wieder zu kleineren Unternehmungen befähigt und am 80, September vermochte Ljubibratich sogar _ auf dem bereits erwähnten Reitwege von Klek nach Stolac bei Prapalnißa einer soeben im Golf von Klek ausgeschifften Kolonne von 4 Bataillonen, die auf dem Marsche nach Mostar be- griffer war, mit 2000 Mann einen Hinterhalt zu legen und derselben einen Verlust von 480 Mann beizubringen, dann aber sih unbelästigt in das Gebirge gegen Ljubinje zurüdckzuziehen. i 5

Diese W.ffenthat blieb niht ohne Wirkung auf die Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina und neue Zuzüge aus Montenegro sowie aus Novibazar waren die Folge, so daß die Zahl der Jusur- genten Anfangs Oktober über 5000 Mann beirug, Es verblieb je- doch nach wie vor kei dem Bandenkriege an der dalmatish-montene- rinischen, sowie an der Novibazarer C He, dessen Unternehmungen ih wesentlih darauf richteten, den von Klek oder yon Ra usa aus in das Innere des Landes marschirenden türkischen Verpslegungs- kolonnen ihre Last zu erleichtern. :

Um diesem Zustande ein Ende zu machen, ertheilte der General- ouverneur der um Trebinje stehenden Brigade Chefket Pascha den efehl, die Basis der Insurgenten, das Gebirge der Zubci, von ihnen

zu säubern, Am 13. Oktober griff die Brigade die auf den Felsen \üdöftlih Grab stehenden, 20-0 Mann starken Jnsurgenten an und nahm nach mehrstündigem Gefeht mit Bravour die Pofition. -Der Verlust der Insurgenten belief fich hierbei auf 60 Todte; das war aber auch Alles, denn eine Verfolgung war zwischen den unzugäng- lichen Bergen nicht mögli, die Brigade mußte nach Trebinje zurück- gehen und die Insurgenten hinderte nichts, ihre alten Positionen wieder einzunehmen. i 7 Veränderungen im Scraskierate zu Konstantinopel führten An- fangs Oktober zur Ablösung des bisherigen Generalgouverneurs und ur Ernennung des Marschall Reuf Pasha zum Kommandanten der Erupyen in der Herzegowina, gleichzeitig wurde die Brigade Hatil Pascha nun auf den Kriegsshauplaß dirigirt. Der Aufstand griff aim zusehends um sich, die Zahl der Insurgenten stieg im No- vember bis auf 10,000. Mann und man begnügte sich nicht mehr mit dem Ueberfall von Verpflegungskolonnuen, s{hickte sich viemehr zur Gernirung der Forts an, die zunächst von Piva aus bei dem Forts Goransko mit 5000 und bei der Festung Niksis mit 3000 Mann durchgeführt wurde. - 2 i i Zun Entsatze des ersteren entsandte Reuf Pascha eine Kolonne vor 10 Bataillonen und 6 Geschüßen unter dem Befehl Chefket

ashas, der troß eines für die Türken günstigen Gefehts bei Muratovizza (11. und 12, November) das Fort nicht zu erreichen vermochte und unverrichteter Sache wieder nach Metokia zurückkehren mußte, Dieses Gefecht bildet den bedeutendsten Zusammenstoß in der ersten Periode des Aufstandes in der Herzegowina, den Türken hatten etwa 7000 Mann gegenüber gestanden, die allein 450 Todte yerloren. : . Eine am 24. November durch den Marschall Reuf ascha in Person geführte türkische Divifion vermochte dagegen den Zweck der Berproviantirung Goranskos durchzuführen, erlitt jedoch nah er- füllter Aufgabe auf ihrem Rückmarsche noch erhebliche Verluste. Inzwischen hatte sich in den ersten Dezembertagen auch wiederum die Nothwendigkeit einer Expedition gegen neue Jnfsurgentenansamn- lungen bei Bilek herausgestellt, die auch durch 10 Bataillone unter eigener Führung Reuf Paschas bei Bilana glücklich zerstreut wurd-n. Ein Mitte Dezember auf Befehl des Marschalls durch Selim Pascha von Gatschko aus versuhter Entsaÿversuch der Festung Niksic scheiterte an den Forcirungsversuchen des Dugapasses, welcher von den nah dem Gefecht von Muratovizza wieder gesammelten Jusur- genten aufs Harlnäckigste vertheidigt wurde. Erst ein nach dem glückiihen Gefeht von Bilana erneuerter Versuch in derselben Rich- tung, kombinirt mit einer Umgehung des Passes von Süden durch den Distrikt von Banjani führte zu dem gewünschten Erfolg. Hiermit endigten die Gefechte des Jahres 1875 und gleichzeitig \hied Reuf Pascha aus Gesundheitsrüksichten aus dem Kommando der Truppen in der Das das er aa Achmed Moukhtar Pascha übergab. Dieser konnte wegen des inzwischen eingetreteacu überaus falten Winters die Operationen niht mehr fortseßen, mußte vielmehr seine Truppen Winterquartiere beg egei lassen, Auch die Insurgenten zogen sich nach Novibazar, ontenegro fowie den Distrikten von Zubci und Banjani zurück, um hier Unterkunft zu suchen. l ; i E Hiermit hatte der erste Abschnitt des Aufstandes seinen Absh!uß gefunden, die Jasurgenten aber erwarteten nur den Einfluß der milderen Witterung, um den Kampf wieder aufzunehmen.

Gewerbe und Haudel.

Die Stettiner Maschinenbau - Aktien - Gesellschaft „Vulkan* hielt gestern ihre Generalversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht theilen wir Folgendes mit: Nach Verrechnung der für die Instandhaltung der Anlagen verwendeten 213,789 M und nach statutengemäßer Minimal-Abschreibung von 81,504 M, sowie nah einer Extra-Äbschreibung von 397,569 Æ und ferner nach Einlage von 10% des Reingewinnes mit 66,587 (A in den Garantiefond, sowie nah weiterer Dotirung desselben mit einer außerordentlichen Einlage von 100,000 4, wodurch derselbe auf die Höhe von 337,098 M gebracht ist, kônnen auf das emittirte Aktienkapital von 3,900 000 A 10/9 zur Vertheilung kommen. Der Werth aller Arbeiten überhaupt beträgt in 1875 8,228,345 A, davon ge- langten zur Ablieferung an die Besteller 5,477,063 „#Æ Die grôßte Zahl der Arbeiter belief ih in 1875 auf 2594 Mann, der Durchschnitt auf 2430 Mann. Die Fabrik lieferte in 1875 außer diversen kleinen Arbeiten 86 Lokomotiven und besißt noch Koniraîte über Lieferung von 26 Stück und übernahm die Erbauung einer ge- deten, gezinkten Korvette. Es find gegenwärtig 3 Kriegsschiffe auf dem Stapel, während die Korveite „Leipzig“ hwimmend in der Fertig- stellung begriffen ist, und die Panzerfregatte „Preußen“ in Kürze zur Uebergabe in Swinemünde gelangen wird. Der Gesammtwerth der aus den vorliegenden Aufträgen noch zu liefernden Arbeiten beziffert fch mit 10,506,607 M. j

Der Rechnungsabschluß der französish-italienishen Bank pro 1875 ergiebt einen Reingewinn von 1,884,229 Fred, welcher nach Abzug der ftatutenmäßigen Entnahmen die Vertheilung einer Dividende von 10% oder von 25 Frcs, per Aktie gestattet.