1876 / 109 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 May 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Bemérfkungen,

1) Die Reihenfolge der Eisenbabnen ift nah dex Größe der mittleren Verbältnißzahl (geometr. Mittel) zwischen der auf je Eine Verspätung der Courier-, Schnell-, Personen- und gemischten Züge auf eigener Bahn entfallenden Anzahl von Zügen dieser Sen und der auf je Eine Verspätung entfallenden Zahl der von diesen Zuggattungen zurückgelegten Achékilometer bestimmt (Col. 34, 55 u. 36).

2) Es entfällt: a. die größte Zahl der beförderten Züge auf die Sächsischen Staatsbahnen mit 23,310 Zügen (lfde. Nr. 41, Col, 5—10) ; b. die großte Zahl der zurüdgelegten NAchskilometer aller Züge auf die- selbe Bahn mit 55,628,490 Achékilometern, und der Courier-, Schnell-, Personen- und gemischten Züge mit 11,369,241 Achskilometern (lfde. Nr. 41, Gol. 31 und 32); e. die arôßte Leistung pro Kilometer Bahn- länge auf die Nieders{lesisch-Märkishe Bahn mit 51,500 Achskilos- metern (lfde. Nr. 35, Col. 3, 31 u. 33).

3) Durhschuittlich beträgt: a. die auf jeden Kilometer Bahn- länge von der Gesammtsumme der Achskilometer entfallende Zahl 23,200 Achéfilometer (Col. 3, 31 und 33); b. die mittlere Verhältnißzahl zwischen der auf je Eine Verspätung entfallenden Zugzahl und der auf je Eine Verspätung entfallenden Zahl von Achskilometern 3941 (Col. 34,

35 und 36). Nichtamtliches.

Großbritannien und Jrland. London, 6. Mai. Der „Economisi“ erkennt die große politiscke, firategishe und wirthschaftlihe Tragweite der dem preußishen Abgeordnetenhause gemachten „Reihseisenbahn-Vorlage an. Politish erftrebe

fe eine festere Einigung Deutschlands, strategish größere Kriegs- tüchtigkeit; aber auch ihr ökonomoscher Erfolg sei wahrscheinlich, wie fih dies aus dem günstigen Beispiele {hliezen lasse, welches die Staatsbahnen in Belgien und anderen Staaten geben.

Dem Kommandanten der australischen Flotten- ftation wird demnächst die Aufgabe zufallen, die Einge- bornen einer Insel der Aurora-Gruppe zu züchtigen, auf welcher vor einigen Monaten die Mannschaft des Käuffahrers „Laelia“ niedergemaht wurde.

Die „Times“ enthalten einen Artikel über den Hirten- brief des Kardinals Cullen, welhem wir Folgendes ent-

nehmen:

_ Der Ton, in welchem Kardinal Cullen in seinem vor Kurzem erlassenen Hirtenbriefe fich über die Erziehung iu Irland äußert, ist fein unfklarer. Unzufriedenheit im Allgemeinen mit Allem, was bis jeßt für die Erziehung in Jrland geschehen ift, äußert sib darin und zuglcich wird der Rath ertheilt, daß kein Ver- besserungéplan angenommen werden dürfe, durch welchea nicht dem Kardinal Cullen und seinen Untergebenen absolute Gewalt in die Hände gegeben würde. Das jt in Jrland eingefüh1te System des Elementarunterrihts flößt dem Kardinal die ernstesten Besorg- nifse ein. Nicht sowohl in dem- Sinne, zal es fein Gutes wirken könne, in der gewöhnlichen Laienauffassung des Wortes, als vielmehr darin, daß er es für sehr wahrscheinlich hält, es könne durch dasselbe firhliches Unheil angefstiftet werden. Ebenso unzufrie- den ist der Kardinal mit der Univerfitätsausbildung. Der Zustand, in dem sich dieselbe befindet, ift seiner Ansicht nach, ein schmachvoller. Die Proteftanten hätten seit Jahrhundert ein Monopol dafür besessen, und, wenn fie auch somit keinen Vortheil davon gehabt hätten, doch_ wenigstens das Einkommen der Universitäten für sich genofsen. Die von Gladstone eingebrahte Bill hätte insofern eine falsche Richtung verfolgt, als darin der katholischen Hierarchie nicht die vellständige Kontrcle über Alles gegeben worden wäre. Die Katholiken, meint der Kardinal, müßten eine gute Uni- v:rfität für sid baben, obglei die dafür erforderlichen Mittel natür- lih aus protestautishen Quellen beschafft werden müssen. Kein Plan dürfe angenommen werden, der den Katholiken nicht eine wahrhaft katholishe Auébildung sichert, oder, wie diese Worte später erklärt werden, der die katholische Hierarchie nit als ten alleinigen Inbegriff aller geistigen Wahrheit für Jrland anerkennt und ihr nicht die Macht verleiht, alle die Lehren auszuschließen, welche in irgend einer Weise in Widerspruch zu ihren eigenen ftehen.

Die irische Erziehungéfrage ist verhältnißmäßig eine neue. Zu Kardinal Whately's Zeiten, als Dr. Murray die Ansprüche der irischen Geistlichkeit vertrat, schien die Sache auf dem besten Wege zu einer sch{ließlihen Erledigung zu sein. Die Regierung hatte damals auch die entfernteste Idee aufgegeben, fich in den katholischen Elementar- unterricht einzumishen. Sie war bereit, unter gewissen Garantien das dafür „nöthige Geld vorzustrecken und für alle Glaubentbetennt- nisse in Irland so viel zu thun, wie die Katholiken wenigstens nie im Stande gewesen find, für fich selbst zu thun. Auch war Dr. Murray durchaus nicht unbillig. Damals hörte man nichts von den übermäßigen Ansprüchen, welche Kardinal für bloße Gerechtig- Feit gegen seine Elaubensgenossen hält. Das System der irischen National-Schulkollegien war allerdings ein Kompromiß, aber einer für beide Parteien, und was Scitens der Protestanten dabei aufgegeben wurde, war keineswegs unbedeutend. Der Unter- schied zwis{en D-. Murray und Kardinal Cullen ift kein geringer, Derselbe is, wie wir meinea, in der neuen Stellung, welche die katholische Hierarchie in leßter Zeit überall ein- genommen hat, und in den neuen Beziehungen derselben zu weltlichen Dingen, die auf natürlihe Weise immer schroffer geworden find, be- gtündet. Dr. Murray, der vor den leßten vatikanishenu Deékreten auftrat, war ein Mann von Welt und von praktischem Verstande. Er würshte das irische Volk erzoge! zu sehen und war nur besorgt, daß dabei nicht unbillig gegen seinen eigenen Glauben verfahren würde. Kardinal Cullen, der ers nach jenen Dekreten aufiritt, ist gleichfalls ein Mann von Welt und Talent und hat genug prafktisden Verstand, um die Beziehungen zwischen Mittel uad Zocck fklzr erkennen zu können. Die starke oder befser gesagt die s{wache Seite der Stellung, die er einnimmt, i die, daß es ihm glei&gültig zu sein scheint, ob seine Landsleute eine Schulausbildung genießen oder nicht, und vor Allem besorgt ift, daß, soll dies zweifelhafte Verfahren zur Anwendung gebraht werden, dies ohne Nachtheil für die „katholische Wahrheit“ geschehe. Damit stimmen auch seine Ansichten über Uni- versitätsausbildung vollständig überein, Hierin, wie in allen anderen Dingen, darf kein Kompromiß zu Stande kommen. Wenn die ÖZrländer nit grade so ununterrictet werden sollen, wie Kardinal Cullea es für sie am besten hält, so können sie, soweit es den Kardinal betrifft, ebenso gut unterrichtet bleiben. Unterricht scheint der Kardinal, anstatt ihn für den größten Segen, den der Staat bieten kann, zu halten, eher als einen Einfluß an- zusehen, der denen, die ihn empfangen, ebenso gut {aden als nüßen kann. Aller Unterricht muß daher mit der größten Sorgfalt über- wacht und alle seine möglichen erratishen Tendenzen mit rüksichts- loser Energie unterdrückt werden. Selbst in seiner einfahften Ge- stalt läuft er stets Gefahr mit den Lehren der katholischen WerarGie in Konflikt zu gerathen. Schon die bloße Gesellschaft protestantischer Kinder ift voller Gefahren für ihre Mitshüler. Kann der Unter- rit also kein katholischer sein, so darf er überhaupt gar nicht ftatt- finden. Alle „Projekte* durch welche er niht den katholishen Geist- lichen vollständig unterworfen wird, müssen deshalb von allen getreuen Gliedern der frommen Heerde des Kardinal Culen einstim- mig verworfen ‘werden, Eigenthümlich ist dabei aber, daß Kardinal Cullen nichts über die Quellen der Unterrichtémittel sagt, die er auf diese Weise von ihrer ursprünglichen Beftimmung abzuleiten vor- schiägt. Das Einkommen der irischen National -Schulkollegien fließt befanntlich aus den jährlichen vom Parlamente gemachten Bewilli- gungen. Aus Kardinal Cullens Sprache dürfte man aber s{ließen, daß dasselbe vielmehr aus den freiwilligen Beiträgen frommer Katho- liken stamme, über die der fatholishen Hierarchie natürlich das auë- ichließlihe Bestimmungsrecht zustäude,

4) Die grêéßte FahrgesGwindigkeit (inkl, Aufenthalt auf den Stationen) haben: a. von den Courier- und Schnellzügen diejenigen der Magdeburg-Halberstädter Bahn mit 58 Kilometern pro Stunde Fahrzeit (lfde. Nr. 4, Col. 38); b. von den Personenzügen diejenigen der Ober- lausißer und Cottbus-Großenhainer Bahu mit 42 Kilometern vro Stunde Fahrzeit (lfde. Nr. 61, Col. 39); e. von den gemishten Zügen die- jenigen der Eutin-Lübecker Bahn mit 32 Kilometern pro Stunde Fahr- zeit (lfde. Nr. 50, Col. 40). 1

5) DurGschnittlich legen pro Stunde Fahrzeit incl. Aufenthalt

. auf den Stationen zurück: a. Courier- und Schnellzüge 46 Klm., b. Per- sonenzüge 33 Klm., e. gemischte Züge 24 Klm. (Col. 38, 39 u. 40).

6) Die Zahl der zurückgelegten Achskilom. ist von den Verwaltungen (Me, Nr. 6, 8, 9, 12, 26, 38 und 43) nach approximativem Ueber- E von allen übrigen Verwaltungen nach genauer Berechnung angegeben.

7) Von den Gesammtverspätungen in Col. 22—27 wurden her- vorgerufen : s

a, durch Betriebsstörungen in Felge des am 12. und 13. März

errs{henden Orkans: in i Min. Fällen.

bei der lfd. Nr. 3 ( Hessishen Ludwigs - Bahn) 313 9 ee 0% Nan Wle 2) Do 1s « » e » 8(Bergish-Märkische L100 28

Wir können nur auf das Tieffte bedauern, daß Kardinal Cullen einen solchen Ton in seinem Hirtenbriefe angeschlagen hat. Als eine Appel- lation an die Vernunft, oder als ein Hinweis auf das, was wun- schenaëwerth ift, verdient derselbe natürlich keinerlei Beachtung. Nichts- Vestomenuee aber kann dadurch in Irland großer Schaden angerichtet werden. Wir wünschen das irishße Volk gut unterrichtet zu sehen und bedauern deêhalb, daß Kardinal Cullen so bereit ift, dieser Aufgabe Hindernisse in den Weg zu legen und sich dem scließlichen Erfolge gegenüber so vollständig indifferent zeigt. Die Klasse von Leuten; denen er seinen Befehl gegeben hat, werden kein Bedenken tragen, denselben wörtlich auszuführen. Für sie, wie für ihren Führer, ift der Unterricht eine Sache von untergeordneter Bedeutung. Was ihnen wirklich am Herzen liegt, ist die Aufrechterhaltung eines geistigen Systems, welches ihnen vortrefflih zusagt und für welches fie eine unbegränzte Hingebung zeigen und ohne Zweifel au fühlen. Das Interesse, welches ihre Heerden daran haben, is aber weit weniger Zlar. Sollen die Jrländer ununterrihtet bleiben, bis daß ihre geistlichen

ührer ihren Streit mit der modernen Welt ausgeglichen oder leßtere

ch unterworfen haben, so dürften sie, unserer Ansicht na, noch auf lange Zeit in Unwissenheit verharren. Aber gerade dies wünschen wir uit und können kaum glauben, daß es in ihrem eigenen Interefse liegen sollte. Wir haben uns bereit gezeigt, den halsftarrigen Ver- tretern des Katholizismus große Konzessionen zu machen, aber was wir auch thun mögen, nichts will ibre stets wachsenden Anu- sprüche Lefriedigen. Das Schlimmste bei der Sache i, daß die modernen Streiter der Kirche weit davon entfernt find, in der ahl ibrer Waffen oder in ihrem ganzen Feldzugéplane sehr wählerisch zu sein. Wir sprechen hier nihcht nur von den Beschuldigungen, welche Kardinal Cullen auf das Andenken des Dr. Whately uüd Diejeuigen gehäuft hat, die ihm auf seinem Wege folgten. Derartige Anzriffe find so wirkungslos, daß fie kaum eine Abwehr verdienen. Aber eine firenge Blockade des Schuluntirrichts ist ein unheilvolles Ding und Kardinal Cullen {eint bestrebt zu sein, sie über Jrland zu ver- bängen, damit er fie unter den von ihm gestellten Bedingungen wieder aufheben könne. Die Jrländer selbst geht dies am meisten an. Kardinal Cullen nebst Gefolge habteu gerade fo viel Macht, Unheil zu stiften, als ihnen das etwas leichtgläubige Vertrauen ihrer Anhänger giebt. Sobald das irländische Volk einmal zu der Ueberzeugung gelangt, daß diese Leute sich um ihre wahren Interessen nicht kümmern, Und da)z ihnen die Serge dafür nicht anvertraut werdea fann, wird ifre jeßige scheinbare Regierungsgewalt ein Ende nchmen. Augenblicklih abec ift sie nur zu wahr und nachth-:ilig. Kardinal Cullen verkündet uns drohend Krieg und andere Strafen als die nothwendigen Folgen unseres sündhaften Zustandes. Unserer eigenen Ansicht nah stehen Ursache und Wirkung in einem natürliheren Zusammenhange mit einander, können Bigoterie und die damit verbundene Unwissenheit nirgends lange ohne ihre entsprehende Strafe bestehen und kann kein Volk fich erheben, welches nicht im Stand? ift, sie abzushütteln. Wäre ein Beweis nöthig, um uns in unserer Ansicht zu bestärken, fo brauchten wir nur auf Irland zu blicken wie es ießt ift und wie Kordinal Cullen es auch in Zukunft gern haben mötte.

Landtags- Angelegenheiten.

Berlin, 8. Mai. Die Rede, welche der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Falk in der Sißung des Hauses der Abgeordneten am 5. d. M. über den, den Massenaustrirt aus der evangelischen Landeskirhe betreffenden Antrag der Abg. Dr. Virhow und Kloß hielt, hatte folgenden Wortlaut:

Es dürfte, meine Herren, wohl angemessen sein, wenn ih ber- its in diesem Stadium der Erörterung über den Antrag der Her:en Kloß und Virchow das Wort ergreife. Sie werden sich am wenigsten wun- dern, wenn ih dasjenige, was der Hr. Regierungékommifsarius in der Kommission als Endresultat seiner Erwägungen autsprach, auch meinerseits mit der dringenden Bitie wiederhole, dem Antrage keine Folge zu geben. Jch kann dem Hrn. Abgeordneten gern darin bei- treten, daß er und seine Freunde nicht die Absicht gehabt haben, einen provokatorishen Antrag zu stellen; ich glaube aber, wie die Dinge lebt liegen, daß er provokatorisch wirkt, und d. is für m:ch in Bezug auf meinen Widerstand das Entscheidende , uicht der Wille der Antragstelle. J kann auch dem Hrn. Abgeordneten weiter darin Necht geben, daß der Hr. Regierungskommissarius, der von frühcren Vor- gängen in diesem hohen Hause aus unmittelbarer Wahrnehmung Kenntuiß nicht besaß, die Urheberschaft des Gedankens zu dem Antrage einer viel zu naheliegenden Zeit zugemessen hat. Ich weiß mi weuigstens zu ér- innern, daß bei Berathung des späteren Gesehes vom 14, Mai 1873, ja ih glaube sogar, bei früheren Petitionsheraihungen in diefem

ause der Gedanke schon angeregt worden ift, daß man wenigstens durch die Entwickelung der Dinge. dahin kommen Tann, ein derartiges A zu machen, welches man kurz bezeihnete als ein Gese für den Fall des Maffscnaustritts aus der Kirhe. Wenn aber der Hr. Abg. Kloß beute als den eigenilichen Urheber des Antrags den nicht anwesenden Abg. Schumann bezeichnet hat, so möcte ich dem Saß nur soweii Richtigkeit beimessen, daß vielleicht der Hr. Abgeordnete durch den von Hrn. Schumann gestellten Antrag dahin gelangt ift, die jeßige Zeit als die rehte für feinen Antrag aufzufassen, während ih den großen Unterschied zwischen den beiden Anträgen dahin fafse, daß der Antrag des Hrn. Schumann der künftigen Eniwickelung der Dinge Raum läßt und auf Grund deren eine geseßgeberische Rege- lung verlange und anstrebe, während Sie gegenwärtig, wie ich meine, aus weit überwiegend, ja vielleiht allein aus theoretishen Gründen Ihren Antrag ftellen.

Meine Herren! Es is uns gesagt worden, auf Grund dieser Synodalordnung ift die Frage des Bekenntnisses nicht von den kirch- lichen Faktoren ferngehalten, und da das nit ift, so kann eine Zeit kommen, wo auf die Gewisscn Druck geübt wird; da diese Zeit ein- mal kommen fann, so ist es gut, in Zeiten Vorsorge zu treffen. Ich weiche von dem Hrn. Antragsteller insoweit ab, als ich meine, daß diese Dinge viel zu ernst und viel zu zart siad, um ohne zwingende thatsäcliche Verhältnisse blos Vorbeugungsmittel zu geen, ie Sache liegt, wenn ich mich an die Argumentation des Hrn. Abg. Kloß schließe, folgendermaßen: der §. 1 der General-Synodalordnung in feinem zweiten Absaß das ist das vorliegende konkrete Geseß 1äßt den Bekenntnißstand der einzelnen Gemeinden und Landeêtheile und ihre Union unberührt. Man hat gefragt, was das zu bedeuten habe. Nun, meine Herren, die historische Entwickelung bezüglih der Auf-

nahme dieses Satzes in die General-Synodalordnung ift eine ganz flare. Jn dem Allerhôchsten Erlaß vom 10. September 1873, welcher

bei der lfd. Nr. 9 (Berlin-Görlißer Bahn) 9531 10

, o e #13 (Rheinischen P DOOO At 5 e e 15 (Maiu-Neckar ) 302 4 - e 23 (Magdeb.-Leipziger ¿J 801 S : y 35 (Nieders{l.-Märkishe ) 509 4 . y „41 (Sächsishe Staats- U) 000

b, durch Betriebsftörungen in Folge von Ueberfluthungen, Mets:

beshädigungen 2e. l s Min. L dan

bei der lfd. Nr. 3 ( Hessishen Ludwigs - Bahn) 5973 - e y 4(Magdeburg-Halberstädter , ) 1122 44 e 6 (Elsaß-Lothringischen ¿12900 06 8 (Bergish-Märkische s ; 1715 64 ) )

e 11 (Breslau-Schweidn.-Freib. 284 T7 e 17 (Berlin-Stettiner 894 19 e 24 (Württembergishe Bahnen 177 9 e 25 (Berlin-Hamburger Bahn 1309 14

8) Bei der laufenden Nr. 63 (Berlin - Potsdam - Magdeburger Bahn) ift der regelmäßige Betrieb auf der Strecke Berlin-Magdeburg. erft seit dem 22, März wieder vollständig hergestellt.

die kir@lihe Sanktion an die Gemeinde- und Synodalordnung er- theilte, findet der Saß:

__ Die dadur herbeigeführten Aenderungen beshränken sih auf die kirchlihe Verfassung; der Bekenntnißftand und die Union in den genannten Provinzen und den dazu gehörenden Gêmeinden werden daber, wie Ich ausdrücklih erkläre, durch die neue Ordnung in keiner Weise berührt.

Sie finden hier in dem zweiten Theile dos Satzes dieselben Worte wieder, die in dem zweiten Absaß des §. 1 der General-Sy- nodalordnung sich finden, und wenn die ersten Worte, die durch den Ge- gensaß den Sinnklar binftellen, weggelassen sind, so hat das seinen Grund in der materiellen Festseßung des §. 1 Absaß 1 der General-Syno- dalordnung, wo das Moment, daß es sih um die Verfassung handle, hingestellt ift. Es bedeutet also der Saß: diese Ordnung baut nur 1s nere Gebäude, diese Ordnung tangirt in keiner Weise das Be enutuiß.

Nun, meine Herren, hat der Hr. Abg. Kloß sih auf hervor-- ragendste Autorität berufen, daß, wenn au nit dur diese {on gegetene General-Synodalordnung das Bekenntniß bedrückt werden könne, die Möglichkeit in dieser Beziehung doch in Zakunft obwalte, Er führt uns in dieser Beziehung eine Reihe von einzelnen Vorschrif- ten der General-Synodalordnung, sowie au der früheren Ordnungen vcm September 1873 vor. Meine Herren! Wenn er für die Möüg- lihfeit, daß i dem Boden des Bekenntnifses eine gewisse Fixirung. später eintreten könnte, andere Gründe nicht bätte als diese, so shiene mir seine Argumentation eine außerordentlih schwer haltbare; denn, meine Herren, die von ihm vorgetragenen Beftimmungen des L. 59, des &, 68 der älteren Synodalordnung, des J: 36 der gegenwärligen Syno- dalordnung ordnen nichts weiter, als taß über die betreffenden Fragen niht mehr allein eine kirchenregimentlih berufene Behörde entscheide, sondern nur eine kicchenregimentlihe Behörde, welche verstärkt sei durch die betreffenden Spezialorgane. An der Materie wird in der Sade also nih1s geändert.

Und nun, meine Herren, weise ih auf die Debatten der ez: ften Berathung hin. Daran wird doch Niemand einen Zweifel Hzben, daß allerdings ein Geistlicher möglicherweise gegen die Grundlehren seiner Kirche lehren kann, und daß er aus diesem Grunde in das. Amt weder eintretea noch in demselben belasscn werden darf. Und ift das etwa etwas Neues? Ist das nicht auc das von Ihnen in der Kommission angerufene Landrecht, in welhem dies mit dürren und runden Worten steht? Jst es nicht eine landrechtilihe Bestim- munz, die der Gemeinde Einspruch giebt gegen die Lehre und sagen nicht landrechtlihe M darüber sollen geordnete kirhliche Organe erkennen? eine Herren, lautet niht der §. 73 des. 11, Titels 11. Theils desselben Landrechts dahin:

In ihren Amtsvorträgen und bei dem öffentlichen Unterrichte müssen sie zum Rnstore der Gemeinde nichts einmischen, was den Grundbegriffen ibrer Religionspartei widerspricht.

Meine Herren! Jch denke, insoweit is durch die Sy- nodalordnuung nicht das Geringste neu eingeführt worden. Die bezeichneten Bestimmungen beziehen sih auf Dinge, die bereits. jeßt vorhanden sind, und die, wie Sie sagen: in dem milderen Landrechte bereits erwähnt find.

Meine Herren, es ist wahr, es befindet fich in der General- Synodalorènung der Saß nit, das Bekenntniß und die Lehren find kein Gegenstand kirchliher Gesetzgebung das if ein Punkt, der erwähnt worden if in der Generaldebatte, und der auch heute, wenn ou nicht in einer solchen direkien Weise, wie ih es formulirt babe, hervorgehoben is. Aber, meine Herren, wenn Sie einen Blick zurückwerfen auf die Verhandlungen der Generalfynode, fo werden Sie fiuden, daß diese Formulirung verworfen worden ift weitaus aus praktischen Gründen, weil eine solche Formulirung nihts nüßen, ja, weil fie umgekehrt der Entwickelung der Dinge nur {ädlich werden közne, nichts nüße weil in den Gebieten der Synodalordnungen, in welchen sich eine ähnliche Beftimmung fiadet, doch die Bekenntnißfrage auf das Allershärffte hervortritt \chädlich wirke, weil nach mannigfachen Exfah- rungen an einen fsolchen Saß die Lähmung jeder Entwicklung ge- knüpft werden kann, weil es, ich sage: leider! heutzutage in weiten Kreisen Mode geworden ift, alle möglichen Dinge mit dem Bekenntniß zu verbinden, die ganz und gar nicht dau gehören, Das sind Erwägungen gewesen, ‘die zur Verwerfung dieses Saßes geführt haben. Daß aber die synodalen Organe über die Bekeuntnifse der evangelishen Kirche nicht hinweggehen können, ift auëgesprohen in & 5 der Syaodalordnung; auf dem Grunde des evangelishen Bes fenntnisses, und was ‘das heißt, das ift in der beredteften Weise und mit der größten Energie ausgeführt worden von vershiedenen Rednern auf der Generalsynode auf dem Grunte des evangelischen Bekenntuisses soll die Synode mit dem Kirchenregiment aufbauen die weitere Entwickelung der Kirche. Damit ift die Grundregel gegeben, und was sie sonst zu thun hat, das ist im §. 7 enthalten, über den ih bereits in der ersten Be- rathung gesprocen habe, insbesondere gegenüber dem Herrn Mikt-- antragsteller Dr. Virhow. Jh habe damals ausgeführt, daß die Garantie, die diese General-Synodalordnung in einer unrichtigen und die Gewissen bedrückenden Regeiung der Bekenntnißfrage giebt, sei es in Bezug auf die zu enge Ziehung der Grenzen der Lehrfreiheit, sei es in Bezug auf andere Schriite, in Bezug auf die Kultusakte, in Feeaug auf die religiösen Akte, wo diese Gemeinden mitzu- wirken haben, größer ift, daß dieser §. 7 Ihnen ganz andere Garantien giebt, als gegenwärtig die Geseßgebung schafft. Die Sache liegt also meiner Meinung nah vid daß ganz und gar kein Bedürfniß vorhauden ist, im gegenwärtigen Augenblicke- ein derartiges Geseß zu erlafsen, daß die Msglichkeit wer möchte das bestreiten allerdings existirt, aber nur die Möglichkeit, keine Wahrscheinlichkeit. Sie sehen mehr und berufen sich auf den einen Fall in dieser Stadt, auf den Fall, den ih nicht anders nennen fann, i haite mich frei von einer persönlicen Aeußerung oder- Meinung in der Sache als eine der bedauerlichsten Erfahrungen, die wir in der gegenwärtigen Entwicelung unseres kirhlichen Lebens gemacht haben, denn an diesen Fall ift fo viel angeknüpft worden zum Schaden der evangelischen Kirche nach rechts und nah links, als man eigeztlich niemals hâtte denken können, Di-ser eine Fall ift- aber nicht in dem Sinue erledigt worden, wie der Hr. Abg. Kloß befürchtet, sondern umgekehrt, und ih meine daher, daß es keinen Grund hat, aus diesem einzelnen Fall die Gefahr als eine- so nahe und große uns hinzustellen.

Meine Herren! Wir wissen 2 Alle, es find Strömungen, die dagegen arbeiten, die die General-Synodalordnung nicht ins Leben treten lassen wollen, fie kommen von den entgegengeseßten Richtungen. (Hört! hört! links.) Ja, meine Herren, da brauchen Sie: nicht

ers zu bôrcn, Sie wissen das ja, alle Tage lesen Sie 28, und wer bôren wollte, konnte es auch in diesem Hause, und nicht erst heute, ausgiebig hôren. / i

I bin allerdings der wiederholt au2gedrückten Ueberzeugung, daß geschehen wird, was von der einen, der kirchlich orthodoxen Seite um den geftern bier gebrauhten Ausdruck zu wiederholen oder richtiger: durch den Mund hervorragender ihr angehörender Persön“ lifeiten ausgesprochen ist: wenn diese General-Synodalordnung ins Leben tritt, dann werden wir in Treue mitarbeiten und nicht die Büchse ins Korn werfen und hinauêgehen! Ich bin ar überzeugt, daß die Bemühungen des Hrn. Abg. Ey und seiner Freunde ihren Erfolg uicht verfeblen werden. Jch habe ja sogar unter Hinzufügung des Wortes „Gott sei Dank* in Bezug auf den in einem Bezirksvereine gestellten Antrag, in Masse aus der Kirche zu treten, bei der ersten Berathung gesagt, er sei verworfen worden. (Ruf: Er ist nicht ver- worfen worden !) Daun allerdings würden der Hr. Aba. Kloß und seine Freunde noch etwas mehr Thätigkeit anfeßen, müssen, um die Neigung zum Austritt aus der Kirche zu unterdrücken, Ich meine, ih habe diese Sorge vor dem Massenaustritt nicht, aber, meine Herren, es ist viel Reizung auf diesem Gebiete vorhanden, und keine Frage gicbt es ja, vor allen Dingen bei uns Deutschen, die fo leicht zu lebhaften und ich mag sagen leidenshaftlicen Schritten führen ann al8- die religiôse im weitesten Sinne. Nun, meine Herren, sind die cent:zipetalen Kräfte, die zusammenfasseu, do nicht so übermächtig in unserer evangelischen Kirche; cs -ist doch nicht zweifelhaft, daß es überall Kräfte giebt, die eben das Centrum flichen, meine Herren (zum Centrum), es wac dieëmal unbewußt! umsih ihre Selbständigkeit zu retten. Un» nun werfen Sie.in solche Verhältnifse hinein obne thatsäch- lihes Bedürfziß eine sol&e Ermächtigung, wie die Herren Abg. Kloß und Genossen sie woll:n! Ich frage Sie: muß das nicht die sonst vorhandenen sittlichen Bedenken gegen den Austritt aus der Kirche abschwächen? um so mebr abschwächen, als wir können es nit leugnen bei einem großen Theil unserer Bevölkerung finan- ziellen Beziehungen gegenüber ein Jdealismus gar niht vor- handen ift? Muß man uicht besorgen, daß solche Elemente bei der- artiger Reizung, die vielleicht getragen wird von einem beredten Munde irgend eínes religids begeisterten Mannes und ich köunte solche Ihnen mit Namen nennen leiht in die Gefahr kommen, ihr zu folgen ? und das nit sowohl um seiner Befürchtung des Gewissensdruckes willen, das werden Sie freilich sagen, als in Wahrheit aus rein äußerliGßen Gründen aus der Kirche herauszugehen? Und das will man herbeiführen in einem Augeublick, wo wir uns bemühen, die widerstrebenden Richtungen in der evangelischen Kirche zusammen- zufassen, damit sie Raum haben auf einem Boden, um sich zu messen, auszugleichen und in gemeinsamer Arbeit die evangelische Kirche innerlich zu befestigen! L :

Diese leßte Tendcnz und die Herbeiführung seiner erstern nit sage ich Möglichkeit, sondern große Gefahr vereinigen sich mit einander nicht, ih sage um deswillen große Gefahr, weil ich na einer Richtung bin wenigstens vor meinen Augen habe, welche gerinug- fügigen rein äußerlichen Gründe es sein können, um fich von dem gegliederten Organiêmus der Kirche zu trennen. Gehen Sie nah Hessen, sehen Sie sich die sogenanuten Reniteuten an, if es da wohl eine Be- \hränkung der Glaubensfreiheit, was in Betracht kommt? Nein, blos weil die vorhandenen Konsistorien, ohne ihre Bedeutung und Macht

u ändern, in eines zusammenzefaßt siud, da find fie in Menge inausgegangen. Und wissen Sie au, wie zu diesem Ende agi- tirt worden ift ? Lesen Sie fich die Scilderungen der Spezialfälle, fie sind ja weit genug verbreit.t in der Presse und run seßen Sie hierauf noch eine Prämie durch die Bestimmung über die Ver- mögensverhältnisse. Nein, meine Herren, wenn Sie das Alles zu- sammen erwägen, dann werdea Sie begreifen, wenn die Regierung sagt, da kann sie nicht mitgehen.

Nun, meine Herren, komme i auf den anderen Grund, den der Parität. Es ift mir ja recht erfreulich, von dem Hrn. Abg. Kle bereits gehört zu haben, daß er eigentlich uur eine gewisse Parität in Anspru nimmt und selbst der Meinung ift, die Verhältnisse paßten eigentli nit überall zu einander. Und in der That, meine Herren, die Verhältniffe pafsen nicht. } dem Centrum.) Warten Sie doch noch. Daß Sie (zum Centrum) nicht anderer Meinung werden, weiß ich längst, Sie haben die Ihrige son in Ihrer Zeitung p:oklamirt,” und ih möchte mit goldenem Muz-de reden und die übcrzeugendften Gründe bringen, Sie würden es doch nicht zugesteben. Also der Hr. Abg. Kloß hat bereits anerkannt, daß die Sache richt glei liegf. Das sogenannte Altkatholikenges?2t betiaf uxd das ist die prinzipielle Seile nit Personen, die ausscieden aus der Kirche. (Widerspruch aus dem Centrum.) Sie sagens zwar immer, aber der Boden des Gesetzes ist das do nicht, und darum dreht sis ganz allein. (Unruhe im Centrum.) Ja, meine P Sie können es doch wirkli nit leugnen, in dem Altkaibolikengeseß fteht das mit dürren Worten drin. Wie fängt aber das Amendement der Abgg. Kloß und Virchow an: Für Diejenigen, die ausscheiden aus der Kirche. Nun, meine Herren, die Staatsregierung ist bei dem Alt- fatkolikengeseß so verfahren, wie es, so scheint mir, der Hr. Abg. Schumann wollte n2ch der Entwickrlung der Dinge. Als das Vatikanum gekommen war, entwickelte si vor den Augen der Welt und damit au der Staatsregierung ein Zwiespalt innerhalb der ka- tholishen Kirche, ein Streit. Dieser thatsächliche Zustanÿ allein, obne in irgend welcher Richtung eine Entscheidung zu treffen (Lebhafter Widerspruh aus dem Centrum) fa, meine Herren, bundert Mal habe ich es Ihnen gesagt, atec bei Ihnen ist es das hunderiste Mal nicht zu viel, -- ohne eine Entscheidung ¿u treffen, welches das Richtige sei und welches

(Widerspruch aus -

sein laffen; sie bat beide Theile anerkannt als Mitglieder eirer und derselben Kirhe. Die Staatsregierung war der für fie allerdings, wie die Dinge liegcn, nicht lôsbaren Aufgabe überhoben, eine Ent- scheidung über Glaubenêfragen zu treffen, sie hat fie nicht getroffen. Sie aber mit Ihrem Antrag die Herrea Kloy und Dr. Virchow fordern eine solche Entscheidung von der Staatê- regierung, indem fie den Saß hinftellen: „wenn am Bekenntnißftand nichts geändert ift.“ Abstrakt von vornherein soll die Staatsregierung entshe:den über eine solche rein kirchliche Frage ohne Rücksicht auf thatsählice adäquate Entwilungen und darin liegt wiederum ein großer Unterschied. i : :

Und seit wann hat denn die Staatsregierung ihre Zuftimmung er- theilt zu dem Alifatholikengeseze? Seit die Majorität der Katho- lifen diese Al!katholiken aus ihrer Kirche verbannte, als fie nicht bloß erklärt ‘hatte, Jhr gehört nit mebr zu uns, Jhr dürft nicht mehr theilnehmen an denjenigen Mitteln, die wir brauchen zur Uebung der Religion, sondern als das als etwa3 nicht mehr zu Aenderndes fonstatirt worden war, als im Interesse der Alikatholiken das Be- dürfniß nach Eniwicklung zu einer besonderen Organisation, alfo wiederum zu einer thatsäczlichen Darstellung besonderer Ersfchet- nungen, als das dahin geführt hatte, eine solche Organisation herzu- stellen, da hat die Staatsregierung anerkannt, jeßt if der Zeit- punkt gckommen, daß das Recht, was die Altkatholiken nah Auffassung der Staatêregierung und aller geseßgebenden und rechtsprechenden Faktoren im Lande haben, ihnen auch gewähit werden muß. Wenn und ih boffe, daß das nie sein wird ähnliche Zustände in der evan- lischen Kirche die Hülfe des Staats fordern, dann, meine Herren, wird die Staatsregierung gerade so helfend eintreten, wie sie einge- treten is in Bezug auf die Altkaiholifen; aber um GRE theoretisher Bestrebungen willen, in denen die größte Gefahr liegt, die Kirhe vieler ihrer tüchtigen Mitglieder aus nihtigen Gründea u berauben, bles weil ihnen viclleichi ein Ober-Kirchenrath oder ein P. äfident nicht gefällt, aus solchen, rein äußerlihen Grüzden, aus ich wiederhole theore- tischen Gesichtépunkten ihre Zuftimmung zu einem folchen Antrag geben, das kann sie nicht im Interesse der evangelischen Kirche, das kann sie nicht im Interesse des Staates, weil fie Überzeugt ift, fie hat auch um des Staates willen das Ihre zu thun, die evau- elishe Landeskirche zu schühßen, die Kräfte dieser aht Pcovinzen zu- fnitinels zu fassen zu einer gedeihlich wirkenden Einheit. Jch bitte noch einmal, lehnen Sie dieses Amendement ab.

In der Sizung des Hauses der Abgeordneten am 6. d. M behauptete in der zweiten Berathung des Geseß- entwurfes, betreffend die Vertheilung der öffentlihen Lasten bei Grundstücstheilungen und die Gründung neuer Ansfiedelungen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Sthlesfien und Sachsen der Abg. Hundt v. Hafften unter An- derem: Dreiviertel Jahre scien es hon her, daß auf dem Po- senshen Provinziallandtage bei dem Minister die Begründung eines selbständigen Kreditverbandes beantragt worden sei; bis heute sei noch nihi einmal eine Aniwort gekommen. Der Minister für die landwirthschaftlihen Angelegenheiten, Dr. Friedenthal, erwiderte: i

Jh werde auf die Ausführungen des Herrn Vorr?dners materiell nicht cingehen, ich will nur eine Thatsache berichtigen, welche in seiner Ausführung enthalten ist, in Vetreff- des Antrages des posensen Provinzialiandtages üver die Begründung eincs Kzeditverbandes für die kleineren Besißer. Erstens ist «6 nicht ganz richtig, daß dieser Beschluß vor bereits F Jahren gefaßt worden ist, son- dern die Zeit ist eine kürzere, bin id recht unterrichtet, so war cs im Oktober v. I. ; hierher an die Staatsregierung ist diejer Beschluß erft vor nit langer Zeit gelangt. Es find sofort Schritte gesehen, um dasjenige zu veranlafsen, was vorhergehen muß, näm- lich die Bereitwilligkeit der bisherigen Kreditverbände zu fkon- statiren, in irgend einer Weise eine neue Kreditorganisaticn im Anschluß an die vorhandenen vorzunehmen, da nach aller Sachverständigen Urtheil die Begründring cines selbständigen Kreditverbandes in formeller und materieller Beziehung, Schwierig- keiten und Bedenken haben würde. Diese Verhandlungen müss:n ißre Zeit haben, und zwar hauptsächlich deshaib, weil die Vertretungen der Kreditverbände nur periodish zusammentreten. Es ist von Seiten der Staatsregierung nicht die mindeste Zeit versäumt worden, u'd der Her: Vorredner würde, glaube ih, gut thun, bei seinen Kollegen an diesen Kreditverbänden fich der E an- zunehmen, statt unbegründete Vorwürfe gegen die Staatsregierung

auszusprechen.

Die russishe Provinz Ferghanaßh. II, (Vergl. Nr. 108 d. Bl.)

Hr. Kuhn geht uun zur Beschreibung der bedeutendsten Städte des Khanat über, die er besucht hat. i ,

Der Anblick Khokands, sagt er, macht keinen besonderen Ein- druck. Außer seinem Bazar, der ansehnlich if, und dem Palaft des Khans, unterscheidet sich die alte Hauptstadt in nihis voñ den an- deren großen Städten Mittelafiens, Khodjent, Taschfent 2c.; ‘die L.ige dieses leßteren if fogar malerischer als die von Khokand ; „die asiatische Prun?liebe hat diesem jedoch die Bezeichnung Kufandi liatib“, das anmuthige Khokand, gegeben, die fih auf allen in der Haupt- stadt geprägten Münzen wiederfindet. Wie die meisten der asiatischen

Städte ist Khokand mit einer Mauer umgeben; diese ist von einem E ———_—__ E H

———

nit, hat die Staatsregierung für ihre Eatschließuag maßgebend

e) J uferate für den Deutschen Reichs- 1. Kgl, Preuß. St-ats-Anzeiger, das Central-Handelöregister und das

*es Deatshen Reichs-Auzeigers und fiöniglih Prenßischen Staats-Anzeigers: BVeritæ, s. F. Wilhelm-Straße Nr. 32.

Beffentlichex

otb ; ck é 1, Steckbriefe und Uniterzuchangse-Saches,

Vestblatt nimmt ant die Königliche Expedition Subhaatationen, Aufgebote, Vorladungea u. dergi, j

3. Verkäufe, Verpachtungen, Subzissionen ete,

4. Verlooszung, Amortisation, Zinszahlung E, s, w. von öfentlichen Fapieren,

Grosshandel, , Láterarisehe ÁBzeigen, , Fazilien-Nachrichten.

Verkáufe, Verpachtungen, Submissionen 2c.

[3928] Bekanntmachung.

Die zum Bau der Umwährung des Marine- Lazareths erforderlichen Arbeiten 2c. sollen verdungen werden ; hierzu ist Termin auf:

Freitag, den 12. Mai cr., Vormittags 11 Uhr,

angeseßt worden. : / Die Umwährung besteht zum Theil aus einer masfiven Mauer, zum Theil aus einer Brüstungs- mauer mit darauf stehendem Eisengitter, und sind die Arbeiten resp. Lieferungen eingetheilt in: A. Erd- und Maurer-Arbeiten, inkl. Material, ver- anschlagt mit 35,675 4, | B. die Lieferung der ornamentirten Werksteine aus Natur- oder Kunftsandstein, veranschlagt mit 6125 M, i / C. die Eis-narbeiten inkl. Material, veranschlagt mit 5950 e, Ee D. die Anstreicher:-Arbeiten inkl. Material, ver- anshlagt mit 250 M h Die Offerten können auf die vorbezeichneten Loofe einzeln oder auf das Gesammtobjekt abgegeben

[3731]

werden.

werden und zwar in Prozenten zur Auschlagssumme.

anschlägen und Zeichnungen liegen im diefseitigen Bureau zur Einsicht au3; dieselben können auch, gegen Erstattung der emyfangen werden.

Wilhelmshaven, den 20. April 1876. Kaiserliches Marine-Lazarcth.

Cottbus-Gro er

Die Ausführung zweier hof Peiß und Müúllcose, jz¿der auf rot. 11,770 Æ veranschlagt, sollen im Wege der öffentlichen Sub- mission infl. Materialiicferung im Ganzen vergeben

Bedingungen , Massen- und Kostenberechnungen nebst Zeichnungen liegen im Bureau des AbtheilungE-

bezogen werden. Kopialienkosten, daselbst mit der Aufschrift :

_ Peitz und Müllrose“ eingereicht sein müssen, ift auf

Cottbus, den 26. April 1876.

“ifenbahn. Neubau Coitbüs-Frankfurt a. O. - 2

üterschuppen auf Bahn- osenbefäßen

emden, Pelzmüten ,

Dutzend Thore unterbrochen, die nach dem Ausdruck des Landes sich „nach allen Punkten der Welt“ öffnen; die Stadt und d’e Gärten werden mit Wasser dur einen Gebirgsstrom gespeist, der in eine große Zahl von Bewässerungskanälen hineinfließt. /

Die Bewohner betraten Khokand alis einen der in Bezug auf das Klima am meisten begünstigten Orte des Fer hanah-Thales; während eines Theils des Sommers jedoch ist ter Aufenthalt hier wegen der Hiße und der Weftwinde (barm-s8al), die dort fast jeden Tag in dieser Jahreszeit wehen, unerträglih! In den umliegenden Ortschaften ift der Kropf eine ziemlih verbreitete Krankheit. Man will den Grund davon im langen Gebrauch des Trinkwassers aus einem kleinen See südlich von der Stadt nahe bei dem Thoc von Muïmubarak schen. A i

Der Palaft (ourda) von Kudcïar ift ‘im südlichen Theil der Hauptstadt errichtet, auf einem von Menschenh 1nd gemachten fleinen Hügel. Seine Hauptfaçade ist mit Steingutfeldern von verschiedenen Farben ges{chmüdckt, die durch ihr Muster an die alten Bauten von Samarkand erinnern. Eine am Giebel angebrachte Inschrift konsta- tirt, daß dies Gebäude von Seïd- Muhamed - Kudoïar - Khan im Jahre 1287 (1870) ecbaut ist. Seine interne Aus- stattung ist fostbar; mehrere Piecen haben ein reiches europäishes Möblement, ohne Zweifel in St. Petersburg oder Moëkau gekauft. Im Haupisaale, der offenbar für Empfangéfeierlichkeiten bestimmt ift, hing cin Kronleuchter von solcher Ausdehnung, daß er fast den Fußboden berührte und die gauze Weite des Saales eiunahm, indem nur ein ganz {maler Weg an der Mauer entlang frei blieb. In einer der Een war cine Art von vergitterter Loge, wo wahr- scheinlih der Khan saß. Die Mauern dieses Saales fiad mit Stuck- Arabesken geschmüdckt und die Zwischenthüren mit heimi]her Malerei, Bäumen mit goldenen Aepfeln, Rosenbouquets u. f. w. darstellend.

Der Bazar ift durch die Zahl seiner Buden der bedeutent fte des Khanats ; diese Buden sind von Holz und bilden Straßen, die mit einem Zeltdah bedeckt sind; die meisten sind von Koudecïar-Khan er- richtet, der seiner Würde nichts zu vergeben glaubte, indem ec für seine eigene Rechnung Handel trieb. Zweimal wöchentlich ist Markt im Bazar und hier konzentrirt fih dann fast die gauze Geschäftöbe- wegung, zu welcher die aus Rußland eingeführten und daun den De- ais in Kommission gegebenen Manufakturwaaren Veranlassung eben.

G Die Hauptstadt umfaßte in ihrem Distrikt ungefähr 400 Décfer und Meiereien, die ihr adminiftrativ beigezählt wurden, und die aus ibrer Umgebung einen der beliebteften Kantone Mittelafiens machen. Dieser Distrikt ist uiht weniger ausgezeihnet durch den Reichthum der Vegetation als- durch die Dichtigk.it der Bevölkerung; von den Mauern der Stadt an bis mehr als 10 Werst- im Innern des Lan- des binein ift der Weg, soweit man sehen kann, von wohl fkultivirter. Feldern, von Baumwoll-Plantagen, von üppigen Obstgärten umgeben, die alle von den kleinen Wafs:rstrêömen, die von den Bergen in Süden der Stadt herabkommen, umgeten sind. Das Bild, welches diese Landschaft dem Reisenden bietit, ist wahrhaft wundervoll.

Margbelan und Audidjan find nach Khokand die bedeutendsten Städte der Provinz; troß ihres großen Alters beltEn sie aber fein Denkmal der Vergangenheit; alle ihre Bauten sind modern. In Morghelan bietet keines dersclben irgend ein Interesse; der Palast Sultan - Murad - Beks, den die Bewokner als ein bemerkenäwerihes Gebäude rühmen, unterseidet sih wenig von einém reichen Haufe in Taschkent odz:r Samarkant. Die Stadt ist von ein:r Mauer umgeben, hat aber keine Citadelle,

Marghelan wird als der Haupt-Seidenmarfkt von Khokand an- geschen und besitzt zahlreihe Haspeleien und Webereien; sein Bazar war einer der bedeutendsten des Khanat.

Zu Andidjahn verdienen nur zwei Gebäude erwähnt zu werden: eine Waffenfabrik und der Palast des Nassr- Eddin-Khan, beide von einem Afghanen erbaut, der in Indien das Ingenizurfah ftudirt hatte.

Troß des Reichtbums seiner Felder hat Scharikhan die kominer- zielle Bedeutung verloren, welche sie früher besaß. Man schreibt ibren Verfall ‘der Erbauung von Assake zu, welhes ven Rudcïats Khan in geringer Entfernung von dieser Stadt gegründet wurde. Scharikhan besißt keine Umfassungêmauer. /

Afffsake licgt malerish, acht Werst {üdlih von Swarikhan, auf dem Abhang eines Berges, in einem Thal, das ein kleiner Fiuß, Nebenfluß des Sy.-Darja, bewässert. Afsake ist ein Beispiel der Willkür der Khane, welch2 Städte rur nach ihrem Gatdünken \hufen, ohne den örtlihen Bedingungen oder den wirthschaftlchen Bedürfnifsen Rechnung zu tragen. So ist also neuerdings auch Assake von Kudoïar-Khan gegründet. Auf der Höhe des Berges, auf einer Terrasse, erhebt sich das Palais des Khan, dessen Garten sih über den Abhang des Berges ausdehnt; unten gruppiren fich die Häuser der Bewohner darum. Von einer der Te:rassen des Palastes genießt man einer herrlichen Ausfi4 t; das Auge umfaßt hier ein Meer von grünem Laub, - das der filberne Lauf der Wasser des Syr durch- dur schneidet und welches am Horizont die leßten Hügilreihen des Tian-Schan begrenzen, dessen Gipfel sich fern am blauen Himmel abbeben. Die Gewässer eines Baches, der ungestüm im Thale ein- herfließt, werden durch ein Wass:rrad gehoben, um die oberen Gärten des Palaftes zu besprengen.

Das Klima von Assake ift, wie man sagt, ausgezeichnet, und diesem Umstande haite es vielleicht die Stadt zu verdanfen, daß fie vom Khan zur Residenz gewählt wurde; Kudcïar verbrachte bier die Zeit det Res Hitze und wandte feine ganze Mule an, in den be- nachbarten Bergen zu iagen. Ebenso wie Scharikhan ift Afsake cine offene Stadt; das einzige beahten8werthe Gebäude ift der Palaft, der im asiatischen Siyle erbaut t, aber europäische Feniter mit far-

nzeiger.

i 5, Ladustrielle Etabliesemeuts, Fabriken und 6, Verschicdene Bekanutmackungez.

T 8. Thenter-Ánzeigen. | In âer Eörsen- 9 beilags. 5E

Baumeisters Mehrtens, Tiegelftraße 5, IT. hierselbst

Die Submissions-Bedingungen nebst den Kosten- pr a 95 E E hie

Der Subwmissionstermin, bis zu welchem die Offerten vorschriftsmäßig, portofrei und versiegelt

„Ausführung auf Hochbauteu, Güterschuppen

den 15, Mai 1876, Bormittags 11 Uhr, im obengenannten Bureau angeseßt worden.

Die Direction.

F Das Regiment beabsichtigt den Bedarf pro 1876 an grauer und blauer Futterleinwand, Steif- und Mattirleinwand, Futter- und Unterhosen-Callicot, Drillich zu Jacken und Hofen , Platt- und Kanten- \{chuur, Hosenborte, Knöpfen, silbernen Tressen, Fab, Sohl- und Brandsfohlleder, Sticfeleisen mit Schl: nnägeln, Gummi- und Stiefelstrippenband, braunem Blarnkleder , Halsbinden, Cederhandscuben, Schirmmügen für Unteroffiziere, Kochgeschirren , triegeln, Fangichnüre, Feldzeihen und S im Suktmissionsæege zu vergebcn.

bigen Scheiben besißt. Für den Handel ift Afsake ohne Bedeutung.

Ÿ K Inserate nehmen an: das Central - Aunoncen- Bureau der deutshen Zeitungen zu Berlin, Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncex-Erxpeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasensicin & Bogler, S, L. Daube & Co. É, Schjlotte, Büttner & Winter, iowie alle übrigen größeren

Aunoncen-Bureaus.

Proben werden bis zum 13, d. Mêts, entgegen genommen, Nicht beantwortete Offerten find als abgelehnt zu betraten. E 3981] Frankfurt a. M., den 2. Mai 1876. 1. Hessisches Husaren Regiment Nr 13.

[9924] Bekanutmachung.

Die Schulöfonomie im hiefigen Königlichen Gymnasium, deren Unternehmer die täglihe Spei- sung von anschlagsmäßig 50 Alumnen zu liefern hat, soll vom 1, Oktober d, I. ab im Wege des Hecabgebots weiter verdungen werden. :

Zu diesem Bebufe steht im Registraturzimmer

des Unterzeichneten j; Mittwoch, den 17. Mai, Nahmittags 2 Uhr, Bietungétermin an, in welchem fkautionsfähige und in der Speisewirthshaft erfahrene Unternehmer zu erscheinen eingeladen werden. /

Die Bedingungen für die Gebote fiad in dem ägel, | Kassenzimmer des Herrn Landschu!kastenverwaltirs Leipold bier täglih während den Dienitstunden ein- zusehen, auch gegen Ecftattung der Schreitgebühren abschriftlich zu beziehen.

Schleusingen, ten 3. Mai 1876.

Der Königliche Gymnuafigl-Tircktor. 475 TPeicker,

Woylacs, chârpen Offerten nedft !