1876 / 115 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 May 1876 18:00:01 GMT) scan diff

meien Werths zu versichern. Der §. 5 des hohenzollern-sigm®.cingen- {en Geseßes vom 28. April 1849, Betreffend die Versib®.cung der Gebäude und Mobilien (sigmariugeusche Geseß-Samml. Band VIII. S. 2W3), wird aufgehoben. /

Nachdem der Abg. Cx" ter don Antrag empfohlen hatte, sprach auch der Abg-EvelK für denjelben, w&hrend der Abg. Windthorst (Meppen) einer generellen Ordnung der Angelegen- Seit den Werizug geben wollte. Außerdem betheiligten sich an der Debcky / die Abga- v. Donat, Dr. Frhr. v. d. Gol und Windthorf. (Bielefeld). Eine kommißærische Berathung war nicht beantxagt, die weitere Berathung findet also im Plenum ftatt.

Es folgen Petitionen. Wahlmänner. des Kreises Essen petitioniren um Theilung des Wahlkreises Efsen in zwei selb- ständige Wahlkreise. Der Referent Abg. Wißmann befürwortete den Antrag der Petitionskommission auf Uebergang zur Tages- ordnung, welcher, nahdem fh auch der Abg. Dr. Hammacher Für denfelben ausgesprochen hatte, bei Shluß des Blattes ange- nommen wurde.

Die LV, Kommisfion des Hauses der Abgeordneten hat jeßt auch dex Bericht über die Motive ihrer Anträge rücksihtlih der Städtcordnung erstattet. In Betreff des Dreiklassen- Wahlisystems äußert sih der Bericht, wie folgt: :

„Die sehr zahlreih eingegangenen Petitionen haben die Entscheidung über das Wahlsystem als eine der wichtigsten Fragen der Städteordnung hervorgehoben, einzelne Petitionen Haben \h sogar auf diesen Gegenstand allein beschränkt. Von den einzelnen Provinzen haben die Städtetage von Preußen, Brandenburg, Pommern, Sachsen, Shlesien, Rhein- land, Westfalen fich für das Dreiklassensystem, der Städtetag von Hannover und der Aus\chuß des Städtetages von Posen für gleihes Wahlreht mit einem Census erklärt. Für das gleihe Wahlrecht mit Census haben fich auch die Städte Berlin und Frankfurt a. M. ausgesprochen, leßtere Stadt be- merkt dabei ausdrüdlich, wenn ihr das jeßige gleihe Wahlrecht genommen werden sollte, lieber das bestehende Stadtgeseß be- Halten zu wollen.

Auch in öfentlihen Verhandlungen und in der Presse ist nah Vorlage der Städteordnung der lebhafteste Streit über den besseren Werth des einen oder des anderen Systems Für fkommunale Vertretung geführt. Die Gründe für und wider find so erschöpfend erörtert und allgemein bekannt, daß fh die Kommisfion begnügt, zu konstatiren: daß ihre Mitglieder faft zu gleihen Theilen \fich für das Dreiklafsensyftem in der Modifikation der Regierungsvorlage beziehungsweise für ein gleihes Bürgerwahlrecht ausgesprochen haben und die Entschei- dung im §. 42a {ch{ließlich dahin getroffen ift: die gesezlih be- ftehenden Wakblsysteme aufrecht zu erhalten und die in erster Lesung beshlofsene Zulassung ftatutarisher Aenderung wieder aufzuheben.

Die Kommiffion hielt es niht für gerechtfertigt, gegenüber der großen Verschiedenheit der Anfichten, gegenüber den Er- fahrungen der einzelnen Provinzen und gegenüber den in den zahlreihen Petitionen ausgesprohenen Wünschen einen geseßlihen Zwang zur Aenderung des bestehenden Wahlsystems auszuüben und will in ihrer Mehrheit bei einer so wihtigen Verfafsungs- änderung auch einen ftatutarishen Wechsel nicht geftatten.“

Bei dieser Gelegenheit berihtigen wir die aus anderen Zeitungen in d. Blatt übergegangene Notiz, auch der Bürger- verein zu Celle habe -dem Dreiklassen-Wahlsystem zugestimmt, dahin, daß nach einer Mittheilung des Vorsigenden jenes Ver- eins fsih der leßtere mit der Städteordnung überhaupt noch nit beschäftigt hat.

Seit einiger Zeit werden zwei neu erfundene Apparate zur Vervielfältigung von Sthriften in den Handel gebracht, nämlich der Bauersche Kopir- und Vervielfältigungs- Apparat und der sogenannte Patent Papyrograph von Zucchealo. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß Die aus diesen Apparaten hervorgehenden Abzüge von der Poft gegen die Taxe für Drucksachen von 5 „5 nicht befördert, viel- mehr den mittelst der Kopirmashine oder mittelst Durchdrus F Schriftstücken gleih geahtet werden, welhe nah

. 14 der Postordnung vom 18. Dezember 1874 von den, den rucksaheneingeräumtenPortovergünstigungen ausges{chlofsen find.

Die in den lezten Tagen verbreitete Nachriht, daß in Kutury, eine in der Nähe der diesseitigen Landesgrenze be- legenen Orte des russishen Gouvernements Kowno, die Rinder- pest ausgebrohen sei, hat fich nah den sofort veranlaßten öôrt- lihen Ermittelungen dur diesseitige Sachverständige als unbe- gründet erwiesen.

In derselben Weise ift die Unr ichtigkeit der über einen Aus- bruch dieser Seuche im rufsishen G'renzkreise Bendzin, unweit Myslowiß, verbreiteten Nachrithtcn festgestellt worden.

Einem von dem Ober-Tribun(1l dur den Pl&arbeshluß vom 15. Dezember 1856 angenommenen und seitdem auch in der Gerichtépraxis allgemein anerkannt, 'n und befolgten Grund- sage zufolge, ist nach preußishem Re chte die Entscheidung des Strafrichters über eine zur U. ntersuchung gekommene strafbare Handlung für den Civilrichter', welcher über einen Enischädigungsanfpruch zu erkennen hat, i n seiner Beurtheilung der Beweisfrage hinsihtlich der zur Beg ründung dieses An- spruchs dienenden Thatsachen insoweit niht maßgebend, als be- sondere geseßlihe Bestimmungen nicht das 6 \egentheil rehtferti- gen. Auch das Reihs-Ober-Handelsge richt ist in meh- reren Entscheidungen und neuerdings in einem“ Erkenntniß vom 26. April d. I. von demselben Grundsaß ausge, zangen, und hat anerkannt, daß die Feststelungen des Kriminalria, ters den Civil rihter nit binden, derselbe vielmehr berechtigt ist, die Ergebnisse der Kriminaluntersuchung einer selbständigen Prüfu \ng zu unter- werfen und zu ermessen, ob niht eine Partei, ung tahtet ihrer Freispre&ung im Kriminalverfahren, dennoch na i ‘geud einem Gesichtspunkte des Civilrechts verantwortlich sei.

Der Stab des am 22. Mai cr. in Wilhelms, \aven zu formirenden Panzergeschwaders besteht aus folgende « Offi- zieren 2c.: Contre-Admiral Bath, Geshwader-Chef; ‘Korv. Kapt. Schröder, Chef des Stabes; Lieut. z. S. v. Kries, F.'agg- Lieutenant; Ober-Stabsarzt Dr. Hüthe, Geshwader-Arzt; ».Ma- \{hinen-Ober-Ing. Budding, Maschinen-Inspektor; Unter-Zahl."t. Hinze, Geschwader-Sekretär; Mar. Zahlm. Dombrowsky, Ge-* schwader-Zahlmeister; Mar. Pfarrer Fas, Geshwader-Prediger.

Zur Theilnahme an den Brigade-Erercitien rüdckte heute das 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin Elisabeth und das 4. Garde-Regiment z. F. hier ein; das 3. Bataillon Garde- Züsilier-Regiments hat sih heute früh zur Wahrnehmung des Wachtdienstes in Spandau, für die Dauer des Brigade-Ererci- rens, nah Spandau begeben.

Der General-Lieutenant von Voigts-Rhegz à la suite des Königs-Grenadier-Regiments (2, Westpreußisches) Nr. 7 und

Commandeu* der 20. Divifion ist mit kurzem Urlaub von Han- nover hier eingetroffen; der General-Lieutenant von Berger, von der. Armee und Gouverneur von Ulm, ist nah beendigtem Urlaub wieder abgereist.

Der General - Major von Neumann, Kommandant ven Berlin und beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs der Landgensdarmerie hat fih mit Urlaub nah Carls- bad begeben.

S. M. S. „Medusa“ ift, telegraphisher Nachricht zu- folge, am 15. d. MtsLin Salonichi eingetroffen. An Bord Alles wohl.

Ems, 16. Mai. (W. T. B.) Der russishe Reichskanzler, Fürft Gortschakoff, ist geftern Abend 10 Uhr hier eingetrof- fen. Ihre Majestäten der König und die Königin der Belgier hatten um 8 Uhr die Rückreise nah Brüssel ange-

fi E E E C Bxi Pin 2A) 23 E B E, p treten. R222 f 5 Gu 2 53 223 R Br E E e E S R E Ap P E E A S E

Q R E E Es A i I T E L S —_—

Bayern. Nürnberg, 11. Mai. Die Kreisregierung von Mittelfranken hatte der Gemeindevertretung der Nachbarftadt Fürth die Venehmigung zur Anftellung von Lehrern mosaischer Religion an der dortigen fkonfesfionell gemishten Volks\chule nicht ertheilt, da der ehrifilihe Charakter der Volks\{hule gewahrt werden müsse. Die Fürther gemeindlihen Kollegien haben fich hierauf beshwerend an das Ministerium gewendet. In einer Minifterial- entshließung wird nun der Beschluß der Kreisregierung bestätigt und die Beschwerde abgewiesen.

Sachsen. Dresden, 15. Mai. Die Zweite Kammer trat in ihrer heutigen Sißung in die Berathung des Gesetz- entwurfs über den Urkunden- und Erbschaftsstempel ein. Die Finanzdeputation hat diesen Gesezentwurf in zwei getheilt, deren erster die Erbschaftsfteuer, der zweite den Urkundenftempel be- trifft. Die Kammer nahm zunächst den ersteren in Berathung und genehmigte denselben .nach den der Regierungsvorlage am nächsten kommenden Anträgen der Minorität der Deputation, unter Verwerfung der Majoritäisanträge, welhe eine Ausdeh- nung der Steuerpfliht gegen die Vorlage bezweckten.

Baden. Karlsruhe, 13, Mai. Der Bürgeraus\{uß zu Offenburg hat fich zuerst in einer Adresse an das Staats- Minifterium und an die Erste Kawmer gewendet, um seine Zu- stimmung zum Beschlusse der Zweiten Kammer über die Auf- hebung der Klosterschulen, insbesondere zur Auflösung jener von Offenburg, kund zu geben. Wie das „Frkf. J.“ vernimmt, werden die Vertreter anderer Städte wie Kon- ftanz, Villingen, Baden, Bruchsal 2c. dem Beispiele fol- gen. Dagegen werden von der ultramontanen Partei Bittschriften an-den Großherzog eingereiht, dem Gesetze die Zus- ftimmung zu versagen, bezw. die Klostershulen zu erhalten. Die geiftlihen und weltlichen Führer der liberalen Partei in der evangelishen Kirhe Badens werden am 19. d. Mts. zu Durlach eine Konferenz abhalten, zu welcher die hervorragend- sten Vertrauensmänner in den einzelnen Synodalbezirken eingeladen find, um sowohl über die Wahl der Abgeordneten zur General- synode, als auch über die Stellung derselben gegenüber den Kundgebungen der orthodoren Parteien s{lüsfig zu werden.

Hessen. Darmstadt, 13. Mai. Die geseßlich vor- geschriebene gemeinschaftlihe Sißung der Finanzausschüste beider?!Kammern über däs Staatsbudget ist auf den 15. d. M. anberaumt. Dieser Sißung wird eine solhe des Finanzaus- schusses der Ersten Kammer mit der Regierung vorausgehen.

Meck&lenburg-Schwerin. Schwerin, 15. Mai. Die Taufe des neugeborenen Prinzen if auf den 3. Juni an- gesezt und am Pfingsttage wird die Großherzogin dann ihren feierlihen Kirhgang halten.

Zum 13. d. ift von einer Kommisfion des Roftocker Advo- fatenvereins ein mecklenburgisher Advokatentag ein- berufen worden, um über die Beshlüsse der Reichstags-Iustiz- kommisfion wegen der Rehtsanwaltshaft zu verhandeln. Der Schweriner Verein hat {hon Resolutionen gefaßt für freie Ad- vokatur und Freizügigkeit der Advokaten durh das ganze Reich, und daher auch gemeinsame Prüfungsnormen 2c. Er verlangt ferner Anwaltsprozeß und Anwaltszwang wegen des mündlichen Verfahrens vor Kollegialgerihten. Die Großheczoglichen (niht aber die ftändishen) Kassen find fett auch angewiesen, die noch coursfähigen !/z-z, 1/,4- und !/¡z-Groschenstücke in Kupfer niht wieder” zu verausgaben.

Oldenburg. Oldenburg, 12. Mai. Der Landtag hat nach kurzen Erörterungen die noch rückständig gebliebene Vorlage wegen Einführung einer zweiten Prüfung für die evangelischen Volks\chullehrer angenommen. Die neue Einrich- tung entspricht einem von einfihtigen Vertretern des Lehrerftandes oftmals geäußerten Wunsche. Am 11. ift der Bericht des Finanz- aus\{husses über die dem Landtage gemachten Regulativ- vorlagen vertheilt worden und heute hat die erste Lesung stattgefunden; die Debatte war sehr erregt und hatte das Re- sultat, daß die sämmtlihen von der Majorität des Aus\{hu}ses geftellten Anträge in namentliher Abstimmung mit 19 gegen 11 Stimmen angenommen wurden. Unter den obwaltenden Um- ständen ist der Landtag noch um einige Tage verlängert worden.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 15. Mai. Dem gemeinschaftlichen Landtage für die Herzogthümer Co- buxg und Gotha, welcher heute hier zusammengetreten if, find u. A. folgende Vorlagen gemacht worden: Herzogliher Erlaß vom 9, Mai 1876 mit Gesezgentwurf, den Schuz der Fishzucht betreffend. Ein dergl. vom 1. Mai 1876 nebst Gesezentwurf, die Abänderung einiger Bestimmungen der §8. 38 und 39 des Sea Über den Civilstaatsdienst, bezüglih der Größe der Pension und der Berehnung der Dienstzeit betreffend, und ein dergl. vom 17. April 1876 mit Gesegentwurf, die Abänderung des §. 86, Beilage ll. des Staatsgrundgeseßes bezügl. der Er- höhung der Tagegelder der Abgeordneten von 6 auf 8 der am Versammlungsort wohnenden und von 74 M auf 12 M für alle nicht am Versammlungsorte wohnhaften Abgeordneten nebst einer Neisegebühr von 4 # pro Meile für hin und zurück oder bei Benugzung der Eisenbahn das Fahrgeld zweiter Klasse und für jeden Zu- und Abgang je 14 6 für kleine Nebenaus- gaben betreffend.

Anhalt. Des au, 14. Mai. (St. A.) Heute haben beide Prinzen nur mäßiges Fieber. Das Befinden derselben is 1'echt befriedigend und die vergangene Nacht verlief gut.

Der Zustand der Herzogin if gleichfalls bedeutend besser.

Desterreih-Ungarn. Wien, 14. Mai. Ueber die Berliner Konferenzen wird dem „Prag. Abbltt.“ voi: hier geschrieben: Die «aus Berlin hier eingetroffenen Nah-

rihten haben den besten Eindruck hervorgerufen. Mit leb- haftefter Befriedigung verzeihnet man die Thatsache, daß die Drei-Kaiser-Allianz von Neuem s\ich als die feste, imponirende Phalanx bewährte, an der alle den Frieden Europas bedrohenden Ereignisse fich mahtlos erweisen müssen. Soweit die vorliegen- den Meldungen ein bestimmtes Urtheil gestatten, hai auch die jeßt bevorfiehende Aktion in erster Linie und ganz aus\{ließlich eine friedlihe Lösung der Wirren im Oriente im Auge, fie wird, wie der erste Schritt, so auch diesmal von den Drei-Kaiser= Mächten, im Vereine mit Frankreih, England und Italien unter- nommen werden, ein Vorgeben, das allein {hon in fih die ausgiebigfte Friedensgarantie birgt und jede einseitige oder beargwöhnende Deu-= tung von vornherein aus\chließt. Man darf mit Spannung den nächsten Ereignissen entgegensehen, denn es ist unleugbar, daß die friedlide Lösung der Verwickelungen im Oriente nunmehr mit aller Energie angestrebt werden wird und die Versuche hierzu ihren Höhepunkt baid erreiht haben werden. In jedem Falle läßt fich aber shon heute konstatiren, daß der landläufige Pessimismus, der neuestens und mit aller Entschiedenheit fih auch an die Festigkeit des Drei-Kaiser-Bündnisses heftete, ein gründlihes Fiasko machte und daß die Drei-Kaiser-Allianz \ich von Neuem als der fefie, unverrückbare Pol inmitten aller Wechselfälle der modernen europäishen Geschichte erprobt hat.

Wie das „Fremdenblatt“ erfährt, haben fich die beiden Regierungen von Oesterreih-Ungarn und Ftalien geeinigt, den am 1. Juli ablaufenden ö fterreihisch-italienischen Han= delsvertrag auf die Dauer eines Iahres, also bis 1. Juli 1877, zu verlängern.

Prag, 13. Mai. In altczechischen Kreisen wird für die Wahl Zeithammers zum Bürgermeister agitirt. Man beab- fihtigt, hiermit eine Demonstration auszuführen, da dessen Wahl als Deklarant kaum bestätigt werden wird. Für den Fall dieser Nichtsanktion hat man fich für den Brauer Walisch definitiv entschieden.

Krakau, 13. Mai. Der „Czas“ dementirt entschieden die Nachricht bezüglih Ernennung eines neuen Landes- Kommandirenden für Galizien.

Pest, 15. Mai. (W. T. B.) Die Delegationen sind heute eroffnet worden. Die Reichsraths8delegation wählte Rechbauer zum Präsidenten. Seitens der Regierung wurde hierauf der Voranschlag für den gemeinsamen Staats- haushalt des Jahres 1877 eingebraht nebst den Nachtrags- krediten für das Heer und die Marine; ferner wurden die Schluß- rechnung für das Jahr 1874 und die Nachtragskredite für die den Flüchilingen aus Bosnien und der Herzegowina gewährten Unterstüßungen vorgelegt. Zum Präsidenten der ungarischen Delegation wurde Szlavy gewählt; in der Sißung derselben wurden dieselben Vorlagen eingebracht, wie in der Nerchsraths- delegation.

Seute ift hier die große russisch-österreichi\ch- ungarishe und italienishe Eisenbahnverbands- Konferenz eröffnet worden. An den Verhandlungen nahmen 15 Vertreter der rusfishen Bahnen und zahlreihe Delegirte T E italienischen und öôfterreihis{ch-ungarischen Bahnen

eil.

Schweiz. Bern, 14. Mai. Geftern hat der neue spanische bevollmächtigte Minister, Don Mariano Ra- mon Zaxco del Valle, dem Bundes-Präsidentcn seine Kreditive überreiht. Nach der jeßt amtlih mitgetheilten eidgenössischen Staatsrechnung von 1875 beziffert fich das Defizit dieses Jahres genau auf Frs. 827,666. 82.

—- Am 7. Juni foll, wle bereits mitgetheilt, die Nationalsynode der christkatholishen Kirche der Schweiz zu Olten zusammentreten. Laut Kreis- schreiben des Synodalrathes an die verschiedenen Gemeinden und Vereine werden in derselben folgende Traktanden behandelt werden: 1) Mittheilunck des Synodalrathes, betreffend Konstitui- rung und Bestand der „Christkatholischen Kirche der Schweiz“; 2 Vorlage des Synodalraths, betreffend Errichtung des christ-katho- lischen Bisthums und die Bischof8wahl ; die Bishofwahl selbft; 3) Bericht und Anträge des Synodalraths, betreffend Reformen in Sachen der Disziplin und des Kultus (Einführung einer National- sprache, Abschaffung der Ohrenbeichte und des Cölibats 2c.) ; 4) Vor- lage des Synodalraths, betreffend Organisation der kirhlihen Centralverwaltung, insbesondere auch das Stipendienwesen ; 5) allfällige weitere Anträge.

Großbritannien und Jrland. London, 14, Mai. Im Oberhause regte Earl Kimberley eine Besprechung des Looses der eingeführten Kulis in Mauritius an. Er wies auf die Härten hin, welche die Leute erdulden, erinnerte an die Gesezänderungen, welhe eine Königlihe Kommisfion vor zwei Jahrcn empfohlen und befragte seinen Nachfolger im Amte, E ark Carnarvon, ob diesen Empfehlungen Folge geleistet worden sei. Carnarvon bedauerte, daß in Folge von Verzögerungen eine entsprehende Verordnung des Kolonialamtes erst jeßt mit einer der nächften Posten abgehen könne. Indessen habe \ich die Lage in leßter Zeit erheblich verbessert, wa3 zum großen Theil der Einführung neuer Kulifrauen zuzuschreiben is. Es befinden \fich jeßt auf der Insel 150,000 männliche und 58,000 weibliche Kulis, was immer noch ein Mißverhältniß ist, Die Sterblichkeit sei unter den Kulis nit größer als ander- wärts. Die Höhe der Einzahlungen von Kulis in die Spar- kasse, nämlich 120,000 Pfd. Sterl., zeuge dafür, daß ihre Lage nicht allzu \{chlecht sei. In dem leßten Jahre seien gegen 4000 Kulis nach Jndien zurückgekehrt, Mit Ausnahme von 500 hätten diese alle ihre Riisekosten, zusammen 8000 Pfd. Sterl, aus eigener Tasche bezahlen und Überdies größere Ersparnis} mit heimnehmen können. Die Unternehmer müßten allerdin dazu gebracht werden, den Kulis freie Rückfahrt zu fichern. A gedenke er pünktlihe Lohnauszahlung in kurzen, regelmäßién Zwischenräumen vorzuschreiben.

Frankreih. Paris, 14. Mai. Die Ernennunçdes Hrn. v. Marcère zum Minister des Junern erregt Age- meine Befriedigung; der ganze Verlauf dieser Angeleohtheit liefert, wie der „Köln. Ztg.“ geshrieben wird, von Neuâ den erfreulihen Beweis, daß Einigkeit im Kabinet selbst und oischen diesem und dem Elysée in den Hauptpunkten herrsht, unHaß die Republikaner mit Vertrauen auf den ehrlihen Versuc{mit der Verfassung schauen können. Das Kabinet hat, wie /ie „Ré- publique Française“ hervorhebt, aus eigenem Anîebe den Inter-Staatssekretär de Marcère dem Präfidenten de Republik empfohlen und dieser nah Erledigung einiger Nebetagen ein- gewilligt, als er sich überzeugt hatte, daß diesWahl „der Stunde entspriht“, weil Marcère ein persönl\er Freund Ricards und an dessen parlamentarischen Arbeit bereits in der Nationalversammlung und ehe er Kollege tsselben war Theil genommen hatte, also besser als Jemand der Lage sei, das Werk fortzusezen, dessen Verlauf er Scht vor Schritt mitgemacht habe.

M 1,110,339 L.

# Februar, März dieses Jahres 1345 Stück für 2,214,280 L, A 58 C. # \chlagen.

Emil Ludwig Gustav des Hayes de Marcère ist, wie Ricard, 48 Jahre alt, war Beamter im Justiz-Ministerium, dann bei den Gerichten angeftellt, beim Ausbruch des Krieges Präsident des . Civiltribunals von Avesnes, 1871 zum Deputirten des Centrums gewähßlt und seitdem hervorragendes Mitglied des linken Centrums. „Er ist“, wie die „République Frangaise“ verfichert, „einer der Männer, welche mit der größten Würde und Autorität die Zustimmung der Konservativen und Liberalen zur Republik vertreten; die Achtung, welche er seinen Kollegen von der Kammer eingeflößt hat, wird ihm seine \chwierige Auf- gabe erleihtern Helfen.“ U ,

Die Amnestie-Kommission hat wieder eine Sißung unter dem Vorfiß des Hrn. Leblond gehalten. Die Kommission scheint, dem Vorschlage gemäß, die Verfolgung der politischen Verbrehen und Vergehen, die mit der Kommüne zusammenhän- gen, aufhören lasen zu wollen. Hr. Dufaure bleibt dabei, gegen die Verführten Milde walten zu lassen, erklärt aber, es sei un- möglich, die Verfolgung gemeiner Verbrechen einzuftellen, weil die

Î verschiedenen Kategorien zu {wer festzustellen seien.

Der Wahlkampf in Orthez (Basses-Pyrenées) nimmt einen \ehr kteftigen Charakter an. M. Chesnelong, der Kandidat der Klerikalen und der Bonapartisten, läßt in feinem Journal seinen Mitbewerber M. Vignaucourt angreifen. Die

flerifale Presse befürwortet Chesnelongs Wahl in mehreren

Artikeln. In der lehten Sitzung des Kongresses der katho-

lishen Gesellenvereine wurde festgestellt, daß die Anstren- gungen derselben, um Stadt und Land zum katholischen Glau- ben zurückzuführen, großen Erfolg gehabt, und daß man dies

# namentilich der Theilnahme der höheren und hohen Klafsen der

Geselishaft an dem „Werke“ verdanke. Die Erörterungen des Kongresses scheint man, nah der „Köln. Ztg.*, geheim halten zu wollen; das große Publikum findet keinen Zutritt.

Die „Ag. Havas* meldet: „Herr Dupanloup scheint, wie von einigen Blättern behauptet wird, mit seinem in Rom gemachten Versuche, Jeanne d'Arc heilig \sprehen zu lafsen, ge» scheitert zu sein. Auf seine zahlreihen Anfragen erhielt er aus Rom eine abshlägige Antwort, in welcher die Jungfrau von Orleans angeklagt wird, daß fie die „kezerishe Lehre der „„inne- ren Erleuchtung“ * vertheidigt habe.“

In s\einer Abendsizung hat der Gemeinderath von Paris die Anleihe von 120 Millionen Frs., sowie die Ver- wendung derselben zu den im Berichte bezeichneten öffentlichen Arbeiten genehmigt.

16. Mai. (W. T. B.) Das „Iournal officiel* publi- zirt die Ernennung Marcère's zum Minifter des In- nern. Bei den Nachwahlen in Corsika wurden Prinz Jérome in Ajaccio, Casabianca (Bonapartift) in Bastia, Gavini (Bonapartift) in Corte zu Mitgliedern der Deputirtenkammer gewählt.

Spanien. Die Provinzial-Junten der baskischen Länder tagten am 10. Mai zu San Sebastian, Vitoria und Bilbao und ertheilten ihren Abgesandten den Auftrag, bei den bisherigen Forderungen zu beharren. Jn Bilbao mußte eine sonderrechtliche Kundgebung durch Entfaltung militärisher Macht unterdrückt werden. Für Guipuzcoa is ein neuer Königlicher

# Corregidor oder Statthalter ernannt worden. König Aifons E und jeine Schwester, die Prinzessin von Afturien, haben sch Æ nah Aranjuez begeben, wo sie bis zum Anfang des Sommers F zu bleiben beabsichtigen.

Ftalien. Rom, 13. Mai. Nach der „Gazetta uffiziale“

Ï wurden im April dieses Jahres 479 Kirhen- und Kkwster-

A L G 96 C. zugeschlagen, und

güter für ausgeboten und für im Januar, ausgeboten und für 2,837,410 L. 64 C. zuge-

Vom 26. Oktober 1867 bis Ende 1875 wurden 114,693 Grundfiück® für 392,653,182 L. 50 C. ausgeboten und für 505,358,647 L. 21 C. zugeshlagen, und vom 26. Oktober 1867 bis Ende April dieses Jahres 116,517 Stück für 395,777,209 L. 4 C. ausgetoten und für 509,306,397 L. 81 C.

Ï zugeschlagen.

Das „Diritto“ berihtet, daß der Professor der Staats-

2 öfonomie Girolamo Boccardo (ein Vertreter der Freihandel3- M theorie) von Genua, auf Einladung des Minister-Präsidenten

Depretis und des Generalsekretärs im Finanz-Ministerium

B Seismit-Doda am 11. Abends mit dem Letzteren eine lange Æ Unterredung über die Erneuerung der Handelsverträge ge-

habt und \ich bereitwillig erklärt hat, der Regierung bei der Lösung der wichtigen hier einshlagenden Fragen behülflih zu sein.

Der Papst hat, wie den „Ital. Nahr. versichert wird, dem Könige von Spanien dieser Tage auf seinen lezten Brief geantwortet, indem er für die darin ausgesprochenen Gefühle der Verehrung und Ergebenheit gedankt, den übrigen

Inhalt des Königlihen Schreibens aber unerwidert gelassen # haben soll.

Der Kardinal Antonelli hat, den „Ital. Nachr.“ zu-

M folge, vor einiger Zeit den Nuntius in Paris beauftragt, der

franzöfishen Regierung bei Gelegenheit zu erklären, daß das Amt eines Geistlicher, welchen Grad er auch in der Hierarchie Us E möge, mit der Stellung als Gesandter unverträg- lich sei.

(Jtal. Nahr.) Gestern Nahmittag 4 Uhr (Donnerftag den 11.) nahm der Kardinal-Erzbishof Ledohows ki von feiner

M Titularkirhe Santa Maria in ara Coéeli feierlich Besig. Obgleich

der Zutritt zu der s{chönen auf dem kapitolinishen Hügel gelege-

E nen Kirche Jedermann offen ftand, hatten sich doch kaum 100 F Personen zur Feierlichkeit eingefunden, und es waren meist Frauen F (Deutsche und Pelinnen) und Priester, Niemand vom römischen

Adel oder sonst hogestellten Katholiken. Nah Verlesung der pôpsilihen Bulle, wodurch die Kirche Santa Maria in ara Coeli dem Kardinal als Titularkirhe angewiesen wird,

Í sprah der General der Franziskanermönche, welche in

dem an die Kirche stoßenden Kloster wohnen und fie bedienen, seine und seiner Ordensbrüder Freude über die vom Papste ge- troffene Wahl aus und gedahte „des glorreihen Kampfes, den der Kardiual als Erzbishof von Men und Gnefen mit der deutschen Regierung beftanden“ und rühmte den Muth und die Festigkeit, die er dabei bewiesen. „Der Kampf, {loß er, dauere zwar in Deutshland und auch in Italien und anderen Orten noch fort, es unterliege aber keinem Zweifel, daß die Braut Jesu Christi fiegreich daraus hervor- gehen werde.“ Der Kardinal dankte dem General und seinen Ordensbrüdern für die wohlwollende Gefinnung, die fie ihm entgegenbrächten, betheuerte, er werde ftets „für dic Wahrheit und Gerechtigkeit gegen fkegzerishe Lügen und Gemaltthätigkeiten

| kämpfen“, und sprach seine Freude darüber aus, daß ihm der

Papst §8. Maria in ara Coeli als Titularkirhe angewiesen habe,

weil fe auf den Trümmern des Kapitols fteht, von wo aus die Römer die ganze Welt erobert und beherrscht hätten, um fich hernach vor dem Kreuze zu beugen. „Wie viele, rief er, haben den kapitolinischen Berg erftiegen und hofften die Kirche beherrschen zu können, fie wurden aber vom Gipfel des Ruhmes in den Abgrund des Elends gestürzt, wie fonft die römischen Verbrecher vom nahen tarpejishen Felsen, während das von der Mutter Konstantins hier aufgezihtete Kreuz maje- stätisher als je dasteht. Sammeln wir uns muthig und fieges- freudig um dasselbe und wir werden gewiß über die Feinde der Kirche siegen !

Türkei. Dem Wiener „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau* wird aus Konftantinopel gemeldet: Nach den lezten hier ein- gegangenen Telegrammen find die bulgarischen Insurgenten in mehreren Gefechten geschlagen worden; namentlich erlitten dieselben bei Otxlykeni (?) große Verluste; es haben zahlreiche Unterwerfungen ftattgefunden. Die türkishen Truppen bereiten einen Angriff auf die von den Insurgenten beseßte Ortschaft Avrel-Ahan vor. Die in den Balkan geflüchteten Insurgenten werden von den Truppen verfolgt. In der Umgebung von Tatar-Bazardsjit und Philippopolis find gegen 15,000 Mann Truppen zusammengezogen.

Numänien. Bukarest, 16. Mai. (W. T. B.) - Die Deputirtenkammer isst aufgelö und der Senat vers tagt worden. Die Neuwahlen für die Kammer sollen in 3 bis 4 Wochen stattfinden.

% Nußland und Polen. St. Petersburg, 14. Mai, Der gestrige „Golos“ äußert fih über die lezten Debatten im englishen Parlament in Betreff der Interpellation Coch- rane's über die Annexion Kokands durch Rußland folgenders maßen: „Abgesehen von dem großen politishen Interesse, welches niit diesen Debatten im englihen Unterhause über die Beziehungen Englands zu Rußland verbunden ift, die uns beweisen, wie diese durhaus nihcht so \chlecht find, als die Feinde Rußlands und des Friedens voraussezten, sind Für uns besonders interessant, die bei dieser Gelegenheit offenbar ge- wordenen Gesichtspunkte der englishen Regierung in Betreff des Spezialobjekts dieser Debatten der Ausbreitung der russishen Herrschaft in Mittelafien. . . Der englishe Minister erklärte in der pofitivften Weise, daß ein Depeschenwechsel, d. h. überhaupt Anfragen Seitens Englands an Rußland wegen Kokands nicht habe ftattfinden können, weil Rußland ein ebenso unbesireit- bares Recht besizt, seine Herrschaft in Mittelasien auszudchnen und damit ebensoviel für das Wohl der Menschheit thut, als England in Indien. . .

Alles dies wird ohne Zweifel von unserer Gesellschaft mit Vergnügen gehört worden sein... , Die Naÿriht von dem Aufhören aller Unterredungen zwischen der russishen und englishen Regierung über mittelasiatishe Angelegenheiten, kann der russishen öffentlihen Meinung nur angenehm sein, um so mehr, als diese Un- terredungen zu nichts Weiterem führten und führen konnten, als zu einer Verwirrung der Beziehungen und zu gegenseitigen Mißverständnissen zwishen zwei Staaten, welhe in Freundschaft mit einander zu leben wünschen

Was auch geshehen mag, die friedliße Demonstration des Premiers des englishen Kabinets macht den Wunsch rege, daß dieselbe zu einer freund\shaftlihen Annäherung zwischen England und Rußland dienen möchte, welhe zur Befestizung des Friedens viele denkende Politiker in England sowohl als in Rußland heiß ersehnen und welche als gleih nothwendig für die beiderseitigen Interessen fih erweist.“

Die Ableiftung der allgemeinen Wehrpflicht, wie fie mit dem 1. Januar 1874 eingeführt worden, is gegenwärtig auf alle Stände und Volksftämme des rusfischen Reihs ausgedehnt. Etwaige Ausnahmen beziehen \fich nur auf einige entfernt lie- gende oder neu eroberte Gebiete und auf fremdländishe Völker- fiämme, die bisher gänzlich vom Militärdienst befreit waren; für diese sollten bezüglih Ableiftung der Wehrpflicht besondere, den resp. lokalen Verhältnissen entsprehende Bestimmungen festgeseßt werden. Zu der Zahl der fremdländishen Stämme gehören die Kirgisen des Ural- und Turgaygebietes, denen bei Eintritt in den ruf- fischen Unterthanenverband Befreiung vom Militärdienst ver- \prochen worden war. Gegenwärtig soll nun in den Regierungss- kreisen die Heranziehung auch dieser Stämme zum allgemeinen Kriegsdienste in Berathung gezogen werden. Da aber die Kirgisen, ihrer Lebensweise und ihren nationalen Eigenthüm- lichkeiten nach zum Eintritt in die reguläre Armee weder geneigt noch geeignet sind, so beabsihtigt man, nah der „Now. Wr.* für fie die Bestimmungen für die Ableistung der Wehr- pfliht ähnlih wie es für die Mennoniten gesYehen, zu modifi- ziren. Anstatt zum allgemeinen Kriegsdienste, sollen die Kir- gisen zur Bildung von Polizeiwahen, zu Reitern des Forst- tommandos oder zur Zahl der Dshigiten, welhe mit Anbruch des Frühlings die Südgrenze gegen Chiwa und die Turkmenen zu bewachen haben, benußt werden.

Ueber die Stimmung der Bevölkerung des Ferghana Gebietes melden die „Turkest. Wed.“ Nachstehendes:

Allerorts kehrt die Bevölkerung zu ihren friedlihen Bescbäftigun- gen zurück; lauf wird der Freude Ausdruck gegeben, daß diegfür den Landbau so wick@tige Zeit des Frühlingsbeginns noch nicht vorbei und verloren ist. Dec schœueereihe und kalte Winter dieses Jahres und die reihlihe Menge des Schneewassers in den Bergen versprechen eine ergiebige Eute, welhe die Bevölkerung wieder aus der traurigen Lage reißen wird, in welche sie der wahnwißige Kampf gebraht, ein Kampf, den Abenteurer und Fanatiker, wic Pulat- Bez, Abdul - Gafar, Advdurachman - Awtebatshi und Andere heraufveschworen, Wie russishe Kaufleute mittheilen, ift au der Handel bedeutend lebhafter geworden, urd namentli in den Städten Kekand und Margelan ist ein Aufschwung bemerkbar, wie er biébher noch nicht dagewesen. Bevor eine beständige Steuerordnung für die Eingeborenen cingeführt.gist eine Säcket-Verwaltung errichtet. Als Beamte der dortigen E28 stration sind s{chon üterall zuver- lässige Personen aus den EingéLorenen ernannt worden. Die Haupt- punkte des Ferghanagebietes sind dur hinreihend starke Garuisonen sicher gestellt wsrden; in Namangan, Tschust, in den Städten Ko- fand, Margelan, Audidshan und Oscha stehen Truppen.

Auf dem wafserreichen Gebiete zwishen dem Katagan- Thore und dem Ssary tali in Kekand soll eine russische Stadt und Befestigung erbaut werden Zeitweilig wird die Citadelle At Stadt Kokand mit dem früheren Palast des Chaus als Befestigung und Scbußwehr benußt. Um eine Postrerbindung mit Chodfhent herzu- tellen, hat man, wie befannt, si bereits an das Ministerium des ns g¿wazdt; vorläufig besteht eine Art Pofstverbindung, die aus Lokalmitteln eingerichtet ist. In dem ganzen Gebiete herrscht Ruhe. Der Beherrscher von Karategin -li-ß den Pulat- Chan nicht mchr in sein Gebiet, da er tefsen Ohnmacht woll gesehen, und hat sogar die günftige Gelegen” eit wahrgenommen, ihm all fein Hab und Gut mit Gewalt abzunehmen. Gegenwärtig foll eiue G«fanttschaft aus Karategin zum General-Lieutenant Kolpakowskij nach Kekand gekommen sein. Eine folhe hat auch Jakub-Beg von Kaswgar, der sih bisher sehr vorsichtig und mißtrauisch verhielt, abgesandt. S N O ATIEE des beiligen Krieges find ebenfalls in unseren

änden.

Statistische Nachrichten.

Die Beschäftigung der Gefangenen in den oreu- ßishen Strafanstalten am 1, Dezembec 1875. (Stat. Corr.) Um die Angaben zu vervollständigen und zu berichtigen, welche durch die Gzwerbezählung vom L. Dezember 1875 übec den derzeitigen Stand der Betriebsstätten des Gewerkfl-ißes erlangt wurden, mußten au eingehende Nachrichten üter diejenigen Arbeiten eingezogen wer- den, die von den Gefangenen in den preußischen Strafanstalten für private Gewerbtreibende gegen Lohn ausgeführt werden. Es hat sich dabei ergeben, daß am Tage der Zäblung im Ganzen 16,592 Straf- gefangene 14,375 männlihe und 2217 weiblice für ète Rech- nung privater Gewerbtreibender arbeitcien und zu folgenden Arbeiten angehalten wurdea, deren Aufzählung erkennen läßt, welche Lösung das s{chwierige Problem einer geeigneten Beschäfticung der Gefan- genen heute in den preußishen Strafanstalten gefunden hat.

Es wurden am 1. Dezember 1875 Strafgefangene beschäftigt : mit landwirthschaftlichen Arbeiten 25 männl, mit Steinarbeiten (außerhalb der Strafanstalt) 58 männl, in Kalkbrennercien und Kalkbrüchen 33 männl., in Ziegeleien 120 männl., mit Silberpolicen 1 männ!l., mit Plombengießen 2 männl., mit Gelbgießen, Klempner- arbciten und Fertigung von Metallknövyfen 379 männl., mit Arbeiten für Kessel- und Nagelschmiede 113 männl, mit Schlosser. rbeiten 362 männl, mit Fertigung von Eisenwaaren und Maschinen 391 männl., mit Visirfeilen 71 männl, mit Fertigung von Reißzeugen 34 männl, mit Fertigung von Uhren 219 männl., mit Fertizung ven Lampen 72 mänal., mit Fertigung von Wachsstôöcken und Nacßtlicten 33 männl, 1 weibl., mit Seidenweben 294 männl., 4 weibl, mit Haëveln von Wollgarn und Sortiren von Wolle 7 mäunl,, 20 weibl, mit Tuch- und Bukskinweberei 11 männl., mit Teppihweten 216 mäanl, 34 weibl, mit Weben von Leinen und Halbleinen 599 männl, 36 weibl, mit Juteweberei 98 männl., mit Spinnen ò1 mänryl., 13 w:ibl., mit Spulen 74 männl, 131 weibl, mit Baumwollweberci 499 männl., 26 weibl, mit Stricken von Strümpfen 42 männl, 142 weibl, mit Filet- und Wollarbeiten 92 weibl, mit Tapisserie-Arbeiten, Weiß- und Applikationéftickerei 11 männl., 463 weibl, mit Posamentirarbeiten 253 männl, mit Secilerarbeiten 53 männl., davon außerhalb der Anstalt 33 männl., mit Striken von Neten 470 männl., 90 weibl., in Gerbereien 166 männl, mit Buchbinderarbeiten und Kleben von Düten 1694 männl, 24 weibl., davon außerhalb der Anftalt 42 männl , mit Riemer- und Sattlerarbeiten 498 mäunl., 15 weibl., mit Schneiden und Spalten von Holz 74 männl., mit Schneiden von Holzleisten und Fertigung von Holzpantoffeln 1330 männl., mit Böttcherarbeiten 12 männl., mit Strobflechten und Feitigung von Matten 37 männl., mit Korbmachcrarbeiten 376 männl, wit Horn- und Elfenbein-Drechslerei, Fertigung von Spielwaaren und Kleiderhaltern 323 männl., 5 weibl, mit Korkshneiden 60 männl, mit Fertigung von Bürften 480 männl, mit Holkz- shnitzerarbeiten und Fertigung von Spiegelrahmen 296 männl, mit Cigarrenarbeiten 2037 männl., 280 weibl, mit Näben und Steppen-304 männl.,, 401 weibl, mit Schreider- arbeiten 390 männl , 3 weitl., mit Sotrtiren von Schmuckfedern und Fertigung künstlicher Blumen 46 mäunl., 63 weibl, mit Watten- und Filzfabrikation 117 mänul., mit Handschuhnähen 9 männl., 238 weibl., mit Fertigung von Korsets 20 männl, mit Schuhßmacher- Arbeiten 1104 männl., mit lithographishen und Drudckerarbeiten 75 männl.,, mit Kaffeeauslesen 11 männl.,, 7 weibl, mit Akfuhr von Schutt (außerhalb der Anstalt) 12 männl., mit Federnreißen 238 mänrl, 123 weibl, mit Sortiren von Pflanzenhaaren 34 männxl,, mit Tauezupfen 37 mänul,, mit Wergzupfen 94 männl., 6 weibl,

Die „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr * aus dem ftatistishen Departement im K. K. Handels- Minifterium I1I1. Band IV. Heft (Wien 1876, Ferd. Miyz:) enthält: Statistik der österreihishen Industrie: Industriz in Nah- rungtmitteln und fonstigen Verzehrungsgegenständen; Zuckerindustrie, Syruperzeugung, Biererzeugung, Industrie in gebrannten geistigen Flüssigkeiten, Mühlenindustrie, Tabakfabrikation, Judustrie in Kaffee- surrogaten, Chokoladen 2c, Konditorwaaren, Brod und Teigwerfk, Eisen- industrie.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der „Allg. Ztg.“ schreibt man aus Nürnberg, 11. Mai: „In erfreuliher Weise findet das GCermanische Museum fort währende Anerkernung. Neuerdings hat sich der Deutsch? Kaiser bereit erklärt, für die Jahre 1876—1878 einen Jahresbeitrag von 1500 Æ für die Zweckte des Museums im Allgemeinen unck von 600 4 für die Hohenzollern-Stifturg zu leisten. Ebenso ift zu be- berichten, daß die Subsfkriptioneliste, welche der Ober-Ceremonien- meister Graf Stilifried in Vezlin in Umlauf zeseßt hat, um dem Museum die Mittel zur Erwerbung ener Sammlung außerordentlich seltener Kupferstihe zu verschaffen, schon sehr namhafte Beträge auf- weist. So hat Bankier Bleichröder einen Beirag von 3000 #, Frhr. v. Diergardt in Bonn 3000 e, v. Schäffer-Voit in Berlin 30C0 M, Dr. F. Oetker 1500 M gezeichnet.“

Die Restaurationtarbeiten an ter Façade des Münsters zu Straßburg nehmen ihren stetigen gesiherten Fortgang und werden den Sommer über in ausgedehnterem Umfange weitergeführt. In den lezten Tagen wurde im 2. Stockwerke der westlichen Bafis des fertigen Thurmes ein gänzlich neuer Dekorationsgiebel mit einer Bischoféfigur in ebenso reicher, als zierliher Steinarbeit fertig geîtellt. Die großen Nischen oberhalb und rings um den Untecbau beider Thürme sollen zum Theil im Laufe des Sommers mit den seit län- gerer Zeit fertigen Reiterstandbildern, entsprechexd den vier bereits vorhandenen ges{chmüdckt werden.

Der erste internationale Kougreß für prähißorische Anthropologie und Archäologie findet vom 4. September bis zum 11. defselbea Mcnats d. J., unter dem Protektorat des Erz- herzogs Joseph, in Budapest statt. Von dem Präsidenten des- selben, Franz Pulszky, Präsidenten der philolegischen Settion und . des arhäologishen Comités der ungarishen Akademie, General- Inspektors der Museen und Bibliotheken dc# Königreichs Ungarn und Präsidenten der Ges-llshaft für {hne Künste in Budapeft, sind die Einladungen nebst Programm an mehrere deuts{e G:lebrten er- gangen. Die Verhandlungen bei dem Kongreß werden 11 \franzofi- scher Sprache geführt.

Der „Piccolo“ von Neapel berihtet, daß der Professor Mommsen in Arpino eine Cajus Marius betreffende und bisher ganz unbekannt gebliebene Inschrift entdeckt hat und gens mit der Entzifferung einiger aus den Zeiten der rêmischen R-publi herrührender Inschriften beschäftigt ist.

Gewerbe und Handel.

Der Jahreêberiht der Erdmannèédorfer

mannêdor Aktien-Ge

sellshaft für Flachsgarn-Maschinenspinnerei uud We-

beret bezeihnit das leßte Jahr als ein für die Leinen-Induftrie be- a

onders ungünstiges. Der Veftand auf Spinnerei: Lager betrug: am Y Januar 1875 7626 Schock, Produktion 20,7386 Scheck, Total 28,3682 Schceck, gesammter Ausgang 21,892 Scheck, Bestand am 31, Dezember 1875 6470 Schock. Der Gesammtabsaß an Leinen und Garn ergab den Betrag von 3,932,404 M, oder ca. 700,000 #. we- niger ois im Vorjahre, eine Folge theils des ruhigen Geschäfis- gangs, theils der Entwerthung der Leinen-( arne. Nach Berückfich- tigung der 5% Zinsen füc die «ine Million Thaler Prioritäten ver- bleibt ein Reingewinn von 159,544 Æ Eine Dividende wird nichts- destoweniger faum zur Vertheilung gebracht werden.

In der außerordentlihen Generalversammiung der Stral- sunder Dampfmühlen-Aktiengesellschaft vom 11. d. M. wurde der Antrag des Aufsichtsraths, das Afkticnkapital durch Erwerb und Vernichturg ron 100,(00 Thlr. Aktien um einen gleichen Betrag zu reduziren, einstimmig angenommen. Demgemäß wird eine: Anzahl von Aktionären, mit denen ein bezüglihes Abkommen hierüber be- reits getroffen ist, gegen Hingake ven 1000 Stück Aktien eine ¿u ¿weiter Stelle (nah 20,000 Thlr.) stehende, der Gesellschaft gebörige

| und auf dem hiesigen Etablissement haftende Hypothek von 39,090 l Seélr. abgetreten und ihnen mit 5%» xro Anno verzinst werden. Vie