1876 / 115 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 May 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Amortisation dieser S(uld sell vom 1. Januar 1878 an in zehnjähri- gen Raten à 3000 Thir. stattfinden.

Den Besuchern der Münchener Ausstellung wird auch Gelegenheit geboten sein, die Erfindung des Hof- und Kammer- Pianofortefabrikanten Friedrih Ehrbar in Wien zu prüfen, welche tem Pianoforte gestattet, einzelne Tône oder Akkorde ungeftôrt weiter fingen zu lassen, ohne dabei die Fähigkeit zu beeinträchtigen, diese oder audere Tône staccato zu behandeln. Die Ehrbarsche Prolonugements- Vorrichtung besteht, wie man dem „Corr. v. u, f. D.“ mittheilt, aus einer Art doppelten Dämpfung, welche durch ein binzugefügtes L derart mit dem alten Dämpfer gekoppelt ift, daß jede

aste, welche man gleichzeitig mit dem Pedal anschlägt, von dem neuen Mechanismus fo gefangen wird, daß mit dem Verlassen der Taste der angeshlagene Ton trotzdem, und zwar mit Vorausseßung der Helmholßischen Theorie der Obertône, bei fortgeseßtem Spiele beinahe ungeshwächt fortklingt. Tranéskriptionen von Orchesterwerken sind nur mit diesem Prolonge- ment möglih; aber auch für kleine Hände wird ein erheblicher Ge-

winn sich ergeben, und viele jeßt nur gemiscten cder vers&wommenen Tonfiguren können hierdurch erft zur vellen Geltung gebracht werden. Borläufig ist der neue Mecbanismus nur bei großen Konzertflügeln Ehrbars vorhanden, jedoch foll dessen Anbringung bei Instrumenten anderer Fabrikanten sowie Pianinos und LTafelklaoieren mit geringen Schwierigkeiten verbunden sein.

Rom, 15. Mai. (W. T. B.) Die zum bevorstehenden Juni gekündigten Handelsverträge sollen, wie die „Ag-nzia Stefani“ erfährt, bis Ende April k. J. verlängert werden.

Verkehrs-Anstalten.

London, 14, Mai. Die Londoner Zeitungen meldeten kürzlich übereinstimmend, das Handelsamt habe dem Kapitän und den Offizieren des „Strathclyde“ ihre Patente mit der Erklärung seiner vollständigen Zufriedenheit mit ihrem Verhalten bei dem Zu- sammenstoß mit der „Franconia“ zurückgestellt. Diese Nachricht erweist sich nach der „Köln. Ztg.“ als unbegründet. Der hi-fige Agent des Norddeutschen Lloyd hat sih in der Sacbe direkt an das Handelsamt gewandt und von diesem die amtliche Antwort er-

balten, daß ihm die erwähnten Patente gar nicht zugegangen sind, daß: dieselben also auch nicht von ihm mit oder ohne Meinungsäußerung haben zurüdgestelli werden können.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Pest, 16. Mai, Vormittags. Die internationale Eisen- bahnkonferenz hat die Errichtung einer Central-Abrechnungsstellé bei der Südbahn in Wien beschlossen. Sodann erklärte fih die Versammlung für ein gemeinsames und einheitlihes Regulativ bezüglih des Güterverkehrs, für die Regelung der Tarifsäße und für Klassifikation der Güter nach einheitlihen Normen, aus- \chließlich der Refaktien. Seitens der Vertreter der rusfischen Bahnen find mehrere Anträge angemeldet.

Kairo, 15. Mai. Heute is ein Vizeköniglihes Dekret er= schienen, durch welches ein höchster Finanzrath konstituirt u7d- der frühere italienishe Minister Scialoja mit dem Vorsige des-- selben betraut wird,

Berlin, dèn 16. Mai 1876. Weltindustrie-Ausftellung in Philadelphia.

Der Vorstand des Centralvereius für das Wohl der arbeitenden Klassen hat auf vielseitige Anregung die Frage in Erwägung gezogen, ob nach Vorgang der Weltausftellungen von 1867 und 1873 einer Anzahl von deutschen Industriellen der Besuch d?r dieéjährigen Weltindustrie-Ausstellung in Philadelphia durch Vermittelung oes Vereins zu ermöglichen sein werde.

Die biéherigen Ermittelurgen haken ergeben, daß die Hin- nnd Rückreise von einer deutshen Seestadt nab Philadelphia und ein vierwöchentlicher Aufenthalt daselb einen Kostenaufwand von etwa 800—1000 pro Mann erfordern wird. Das deutsche Konsulat in Washington und patriotis%e Deutsche in New - York, Philadelphia u. a. O. haben ¿war bereitwillig eine Mitwirkung zugesagt, um ihren Landeleuten mit Rath und That, inéëbesendere auch zur Besbaffung gut:r Quartiere und zur Besichtigung der bedeutenden Etablissements behülflich zu sein. Eine Geldunterstüßung kann aber von dort nicht erwartet werder, wie auc seiner Zeit bei den Ausstellungeu in Paris und Wien den Lokalcomités Geldopfer nicht zrgemuthet worden fiud.

Bei dieser Lage ter Sache bildet der Koftenpun!t cin {wer zu Überwindendes Hinderniß. Die eigenen Mittel des Centralvereins würden mit einem rei{chlichen Zuschuß, welchen der Handels-Minister zugesichert hat, ausreichen, um etwa 15 Personen eine freie Beför- derung bei vierwöchentlihem Aufenthalt zu gewähren. Die Beschrän- fung auf eine so geringe Zzhl würde aber mehr eine Begünstigung Einzelner, als ein O Unternehmen darftellen, und unter einer vorauésihilich großen Zabl von Bewerbern würde eine gerechte Auêwabhl nach Tüctigkeit und Würdigkeit nicht getroffen werden können. Die Aufbringung bedeutender Mittel durch Privatbeiträge findet in der wirthschaftlichen Urgunst der Zeit Hindernisse, welébe im günstigsten Falle schwerlich denselben Erfolg erwarten lassen, wie die früheren Aufrufe zu den Ausstellungen in Paris und in Wien, während ein acht- bis zehnfacher Betrag erforderlich wäre, um eine Beförderung in dem früher erreichten Umfange zu ermöglichen.

Der Centralverein hat troß dieser schwerwiegenden Bedeuken sich cnts{lessen, seine Bemühungen in dieser Angelegenheit fortzuseßen ; um indessen nicht unerfüllbvare Hoffnungen zu erwecken, nur mit fol- gendem Vorbehalten:

1) eine Veförderung Jndustricller wird in keinem Falle vor Ende Auguiït c. eintreten kbancn, wobei übrigens in Betracht kommt, daß wegen der kflimatishen Verhältnisse von cizem Besuch der Ausstellung in den Monaten Juli und August ohnehin abzurathen ift.

2) Die Auswahl der zu befördernden Personen wird nah viel ftrengerem Maßstab, als bei früheren Weltausftellungen erfolgen müs- fen und si vorweg auf solche zu beschränken haben, denen für ihren Berufézweig dit eigne Anschauung der amezikaniscen Industrie, unter NVorausfeßung der Fähigkeit, korrekt zu zeichnen, voWWesorderem Nutzen sein würde, wie Mascbinenbauer, Wagenbauer, Stellw@:acher, Schiffs- zimmerlcute, Schmiede, Silberarbeiter u. s. w. Der Verein hat durch Rüfragen in Philadelphia und durch Zuziehunz von Sachverständi- gen sich bemüht, den Kreis der Industriellen, für welche ein beson- derer Nußen von dieser Ausstellung zu erwarten ist, näher zu be- grenzen.

_3) Der Verein wird zunächst die Gesuche derjenigen Antragstcller berücksihtigen, welche aus eigenen Mitteln oder durch Unterstützung von Privaten mindestens 300 4 für die Reise aufzubringen vermd- gen und solhe auf Verlangen einzuzahlen bereit find.

_Mit diesen Vorbehalten ift der Verein bereit, Meldungen von hiesigen und auswärtigen Industriellen bis etwa zum 15. Juni d. J. entgegenzunehmen, welche mit Beifügung glaubhafter Atteste übcr Befähigung, bisherige Geschäftsführung und Vermögensverhält- uisse, an den Scriftführer des Centralvercins, Kanzlei-Rath Quandt, N. Artilleriestr. 7, zu rihten sind. Eine sriftlihe Bescheidung auf die Gesuche wird erst im Monat Juli c. ausführbar sein. Gesuche ohne Beifügung von Zeugnissen über die obigen Erfordernisse zu 2 und 3, insbesondere auch über die Fähigkeit als korrekte Zeichner, können keine Verücksichtigung erwarten.

John H. Bedcker: Die hundertjährige Republik. Soziale und politische Zuftände in den teeiniglin Streit Nords- amerikas. Mit einer Einleitung von Friedr. Hellwald. Augsburg. Lampart & Comp. 1876. Der oft gerügten Sucht, amerikanische Verhältnisse möglichst glänzend auëzumalen und dagegen deu europäi- schen eine möglich st düstere und s{chwarze Färbung zu geben, crklärt sich der Verfasser vollständig entschlagen zu wollen und hat diesen Vorsaß in dem unparteiischen Bilde, das er uns ven dem nordamerikfanishen Leben mit seinen Licht- und Schattenseiten ent- wirft, auch verwirkli&t, Das Buch schildert in burtwe{selnder Keihenfolge die verschiedenen Richtungen des Volkslebens und kann bei dem erhöhten Interesse, das in diesem Jahre die „Hundertjährige Republik* allenthalben erregt, empfohlen werden. ;

__ In Sonnenburg hat am 14. d. M. die feierliße Enthüllung eines Kriegerdenkmals stattgefunden, Nachdem einmal die Anre- gung gegeben, wurde binnen Kurzem an freiwilligen Gaben, selbst von ferne wohnenden ehemaligen Sonnenburgern, ein Fonds von über 3009 6 zusammengebracht und dafür das Denkmal errichtet. Die Enthüllung gestaltete fih zu einem Volksfest. Unter dem Läuten der Slocken des alten Johanniter-Ordens-Kirhihurms ging die Aufstel- lung der Festversammlung auf dem Marktplaße, woselbst das Denk- mal steht, vor sich, verstärkt durch Zuzug aus dem Warthebru

und den Nachbarstädten Cüstrin, Goeriß, Drossen. Na dem Liede: „Lobet den Herrn“, von den Gesangvereinen vorgetragen, hielt Hr. Bürgermeister Schmidt die Festrede, worauf die Verhüllung des Denkmals fiel, während die drei auf dem s{öônen benachbarten Plaß vor dem Jehanzxitershlosse auf- gepflanzten Kanonen eine Salve abgaben. Das Denkmal ist eine 33 Fuß hohe Säule, Auf drei breiten Grauitftufen erhebt sich ein sehr kräftiges Postament (Sandstein), welches an allen vier Seiten von Marmortafeln bekleidet ift, auf denen fih in eingegrabener und vergoldeter Shrift die Widmung und die Namen der in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 22 gefallenen Krieger befinden. Ueber dem Postament, dessen obere Ecken mit Adlern beseßt sind, erhebt sih eine gut proportionirie und kanelirte Säule, die ein kräftiges Kapitäl trägt, auf welchem, von Kränzen umgeben, die bezüglichen Schlahtnamen in großer, erhaben gemeißelter Schrift zu lesén sind. Das Ganze \{licßt ab mit einer überlcbensgroßen Sieges8göttin aus galvanisch bronzirtem Zinkguß. Hr. Superintendent Klingebeil hielt die Weiherede, Sänger trugen sodann die Wacht am Rhein vor, endlich widmete der Bedeutung des Denfmals für Sonnenburg und Priebrow, Hr. Kreisgerichts-Rath Raabe eine \{wangvolle Rede, die in einem dreimaligen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König gipfelte. Nunmehr sang unter Musikbegleitung, über- tôönt dann und wann durch Kanonendonner, die ganze Festversamm-

lung das Lied! „Heil Dir im Sicgeskranz“. Schließlih wurde die Uebergabe des Denkmals au die Stadt Sonnenburg durch Hrn. Rechtéanwalt Lüders Namens des Comités vollzogen. Das Fest {loß mit einem Zuge durch die Stadt.

Die vorläufige Tagesordnung für den Deutschen Anwalts- tag zu Cöln am 2. und 3. Ju;.i d. J. ist wie folgt festgeseßt worden: I. Berathung und Beschlußfassung in Betreff des von der Reichstags-Justizkommission dem Entwurf des Gerichtsverfassungs- gescßes cingefügten Tit. IRX. a Rechisanwaltschaft - Refereuten : 1) Justiz Rath von Wilmowéki zu Berlin, 2) Rechtsanwalt Fürft zu Mannheim, 3) Königlicher Advokat Rau zu München. I1. Berathung und Beschlußfassung über die Weiterfüh1ung des Vereinsorgans speziell über den Vorschlag, unter Abänderung der Saßungen den Vereinsbeitrag auf 12 zu erhöhen und jedem Mitgliede ein Exemplar des Vereinsorgans frei zu liefern. Referent: Königlicher Advokat Nidermaier zu Nücuberg. I[1. Rechnungslegung. Nach dem Festprogramm findet Donnerstag, den 1. Juni, Nachmittags und Abends Empf ng der Gäste auf dem Central-Bahnhof dur Mitglieder des Lokalcomités ftatt. Abends 8 Uhr Versammlung in den oberen Räumen der Wolkenburg. Freitag, den 2. Juni, Ver- mittags 9 Uhr Berathung in den oberen Räumen des Gürz-nich. Nachmittags 5 Uhr Festessen im großen Saale des Kasino. Senn- abend, den 3. Juni, Vormitiags von 9 bis 1 Uhr Fortseßung der Berathung im Gürzenih. Nachmittags von 6 Uhr an Zujammen- kunft in der Flora. Konzert. Beleuchtung des Gartens.

Auf Arregung des Königlich bayerishen Geheimen Rathes und Reichêarchiv-Direktors Prof. Dr. v. Löher ist zur Förderung des, nah dem Urtheil von Fachgenossen, bislang in seiner Extwickelung hinter den Anforderungen der Gegenwart zurückgebliebenen Archiv- wesens eine „Archivalische Zeitschrift“ in Ausfiht genommen, welche bei W. Spemann in Stuttgart, und zwar- vorläufig in regel- mäßigen Jahreébänden von etwa 20 Bogen, in würdiger Ausstattung erscheinen soll. Dieselbe wird die Organisatien und Verwaltung der gréßeren Archive in Deutschland daistellen, dabei ihre Geschichte und die Biographien verdienter Archivare berücksihtigen, ferner übec den Inhait der Archive, und was und wie in ihnen zu suchen ift, orientiren 2c.

Aus Sizilien meldet eine Zuschrift an den Direktor des Nationalmuseums in Palermo, Professor Antenino Solinas (ver- öffentliht im „Gioruale di Sicilia" vom 17. d.), wichtige arch äol o- gische Funde. Man stieß bei den Arbeiten einer neuen Wasser- leitungsanlage in Rimini auf die Ruinen eizes rômischen Hauses, auf Pflaster, Steinplatten und zwei Piedestale (ohne die Säulen) von je 0,4 M, Höhe und 0,56 M. Breite. Das Juntercolumnium war 2,6 M. lang. Unter dem Pflaster entdeckte man eine Bleiröhre, die in einen mit Platten auègemaucrten Kanal führte. Daß man eines Privatgebäudes Ruinen vor sich babe, ergab sich aus Allem, namentlich aber aus dem Umstande, daß man eine 1,25 M. lange, 0,52 M. breite und 0,56 M. ticke Stele auffand, welhe mit“ 6 Centimeter bohen Majuskeln be- schrieben war. Die oberste Zeile lautete: OLLIENO, die zweite E MIL, die dritte THENIENSES. Hr. Francesco Ugdulena, der diese Mittheilung macht, liest diese Worte wie folgt: „LOLLIENO TRIBVNO HILITVM ATHENIENSES („Dem Kriegêtribun Lollienus gewidmet von den Bürgern Athens.*) Die Schrift trägt nah seiner Beschreibung den Charakter der besten Kaiserzeit. Leider ist die Bleiröhre von den Arbeitern aus Habgier zershlagen, und die Stücke sind an Tiödler verzettelt worden, die Stele wird dagegen im städtishen Museum zu Rimini aufbewahrt.

Aus Cöln wird zu der Kesselexplosion unter dem 15, Mai weiter gemeldet: Die Aufräumungsarbeiten auf der Stelle der stait- gehabten Explosion wurden vorgestern von Militär und von Mann- schaften der BVerufs-Feu:rwehr und die Nacht von Sonnabend auf Sonntag hindurch von der freiwilligen Feuerwehr fortgeseßt. Leichen von Verunalückten sind dabei nicht mehr zu Tage gefördert worden ; wie die „Köln, Ztg.“ an mafgebender Stelle erfuhr, wurden auch keine Personen, welhe zur Zeit des befklagenêwerthen Ereignisses in der Mayerschen Fabrik beschäftigt gewesen, mehr vermißt. Dem Bürger- hospitale übergab man gestern noch eine Frauensperson, welche durch die Seesen n L ATOL nD n De crheblih verleßt worden

r. Bon sämmtlichen {wer Darniederliegenden war bi Abend 8 Uhr Niemand gestorben. , N A E

Theater.

j Pr r Therm Le Bes Theater. Das Herzog- li sachsen-meiningensche Hoftheater brachte geftern Abend den „Erbförster“, Charaktergemälde von Otto Ludwig, zum ersten Male hier zur Aufführung. Man hat der Gesellschaft, namentlich als fie zuerst hier erschien, vielfach den Vorwurf gemacht, die Ausstattung sei bei ihnen Hauptsache, sie mache Alles aus. Wohl um diesen Vor- wurf zu entkräften und zu zeigen, daß er ungerecht sei, haben sie jeßt ein Drama gewählt, das mit der allerdürftigsten Ausftattung, zwei Wohnzimmern einer Schänke und einer Walddekoration in Sceue geht, um zu beweisen, daß sie auch durch ihre eigene, die rein künftlerishe Kraft, Großes zu leisten vermögen. Und dieser Beweis ist ihnen glänzend gelungen; doch aber wäre es besser gewescn, sie hätten ihn an einim andern Werke geführt, als an dem „Erbförstez“. Otto Ludwig nennt dies Werk ein »Charafktergemälde*" und allerdings find die Charaktere {arf und interessant gezeichnet; der alte Förfter, eine redlihe einfahe Natur mit feinen hochgespannten Begriffen von Ehre und seinen falschen von Recht, sofern er das natürliche Reht mit dem bürgerlichen ge- setlichen verwechselt und daran, daß er den Widerspruch zwischen bei- den nicht faßt, zu Grunde geht, ist eine Erscheinung, die unsere volle Sympathie erweckt; ebenso feine Tochter, ein Mädchen von der rein- sten Liebe zu ihrem Vater erfüllt, die an dem ersten Unrecht , wenn auch einem wohlgemeinten, an einem Schritt ohue Wissen und gegen den Willen des Vaters, zu Grunde geht. Aber daß die Konflikte, die fich- erheben, so fkleinliher Natur sind, daß ferner die Jrrthümer solche Hauptrolle spielen der Alte glaubt, sein Sohn sei erschofsen und der Sohn seines alten Freundes, jeßt aber seines augenblicklihen Gegners, aber auch nur in der Hiße und Aufwallung ihm feindlich geworden, sei der Mörder; daß er glaubt, Ne riGten zu müssen und diesen erschießen will, dafür aber dessen Braut, eine eigene geliebte Tochter, tödtet, das find die Schwächen des Werkes. Ludwig liebt folche-fnorrigen, unerschütterlich in ihrem Rechts- und Ehrgefühl stehenden Naturen; in seiner Erzählung „Zwischen Himmel und Erde“, seiner besten, finden wir die gleiche L Siülaakie und gleiche Konflikte; dem Publikum aber war es zu viel. Und doch

war der Schluß, der Selbstmord des Alten, nur zu ahnen, nicht, wie

*Förfter,

der Dichter gewollt, noch zur Ausführung gebracht; diesen leßten gräß- lichen S&lußeffekt hatte eine wohlmeinende Regie dem Zuschauer eiatt. Was die Aufführung betrifft, so zählt dieselbe, vom shauspielerischen Standpunkt betrachtet, zu dem Besten, was die Meininger geboten. Hr. Hellmuth-Bräm zeichnete den alten Förster mit großer Natur- wahrheit; man fühlte, es war keine Marotte dieses Menschen, die ihn so haudeln ließ, er konnte eben nicht anders. Und wie seine starre Redlichkeit Achtung, so flößte seine Liebe zu den Seinen Sympathie, das über ihn hereinbrechende Unglück troß der eignen Verschuldung tiefstes Mitgefühl ein. Trefslich war wieder Frl. Pauli, scine Tochter; anmuthig, einfa, wabr, gestaltete sie den Abschied von ihrem Vater zu einem Meisterstück der Darstellung und riß, gleich dem i das Publikum zu vielfahem Hervoerruf und Beifall hin. Hr. Teller hatte nur eine Scene, die eines betrun- kenen Jägers, war aber, wenn auch etwas übertrieben, doch ganz köstlih dabei. Sehr gut gab Hr. Pras den Sohn des Alten ; seine Erzählung von der ihm wiederfahrenen Beschimpfung war er-

\hütternd. Hr. Weilenbeck als verbitterter, heruntergekommener Mensch (Waldhüter Weiler), Fr. Berg, die Försterin und alle Än- deren wirkten Lestens zur Herstellung eines tüchtigen Ganzen mit ; nur Hr. Stoppenhagen traf den Ton des leiht erregbaren aber doch gutmüthigen alten Stein nicht recht. Das Publikum nahm Iva nit das Drama, wcehl aber die Darstellung mit großem Bei- fall auf.

_— Im Friedrich-Wilhelmftädtishen Theater trat am Freitag Frl. Schwarz vom Jofephstädtischen Theater in Wien in der Partie der Helene Möwes (Reise durch Berlin) auf. Hatte man früher dem Frl. Meinbardt den Vorwurf machen können, daß sie diese Partie zu fein auffasse, so hielt fich Frl. Schwarz von diesem Fehler entschieden fern, verfiel aber in den entgegengeseßten. Ueber- haupt scheint die Sängerin nach Gífang, Sprache und Manieren, wofern man nicht eine ihrer Rolle wegen angenommene und geschickt durchgeführte Maske vor sich hatte, niht in den Rahmen dieses Theaters zu passen.

_ Der Direktion des Stadtyparkes if es gelungen, sowohl für die Strauß- Konzerte als au für die der Breunecschen Sym- phoniekapelle den Konzertmeifter Friedberg als Solofpieler zu engagiren. Lr: Friedberg steht noch im frishen Andenken durch fein von der

ritif so günstig beurtheiltes Konzert im Hotel de Rome und dur seine Thâtigkeit bei der Aufführung des Oratoriums „Die sieben Todsünden.“ Dié bia A L

_— Der Direktor des Kaiserlihen Hofoperniheaters i Wien hat in dem Jahre, seit das Hofoperntheater seiner Leltung anvertraut worden ift (1. Mai 1875/76) im Vergleih zur seben Periode der vorjährigen Verwaltung 289,000 Fl. erspart, ein Resultat welches dadur erreicht wurde, daß die Einnabmen um 65,000 FL si gesteigert, die Ausgaben um 215,000 Fl. herabgemindert wurden. Es wurden nämlich bei den Gageu in runder Summe 24,000 Fl. bei den Tageskosten 13,000 Fl., bei Beleubtung 27,000 Fl, bei Heizung 12,000 Fl, bei Theaterwagen 8600 Fl. und bei den Aus- stattungéanshaffungen für Kostüme, Dekorationen, Maschinerie und Requifiten eige Minderausgabe von 126,000 Fl. erzielt.

Eingegangene literarishe Neuigkeiten.

Die Geschäfte der Kreisagus\chÜüsse. Ausführlihe Mi theilung der vielseitigen Funktionen der Seelen e Ev Ordnung des Geschäftsganges bei denselben nah Maßgabe des Re- gulativs vom 20. November 1873, mit Einschaltung sämmtlicher ein- schlagenden Geseßesstellen. Handbu für Mitglieder von Kreitaus- chüfsen und Beamte der preußischen Selbstverwaltung überhoupt von Otte, Stadtrath und Beigeordneter in Merseburg, * Berlin P IRTE Nevpranns G T7 (Haf /

__ Bibliothek für Wissenschaft und Literatur. 5. Bd. Historishe Abtheilung. 2 d. Handbuch der Geschichte Oefterreichs von der „ültesten bis neuesten Zeit, mit besonderer Rücksicht auf Länder-, Völkerkunde und Kulturgeschihte, bearbeitet von Dr, Franz Kirones, ord. Prof. der öôsterr. Geschichte an der Uni- versität zu Graz 2c. Erfte Lieferung. Berlin, Theobald Gricben.

Die ländliche Arbeiterfrage und die unser ganzes Staats- leben korrumpirende Macht des Großkapvitals. Von Pr. L. W. v. Sees O 1876. M Niendorf.

le Pateutfrage von Peter Barthel, Leipzi : Beber 180 s P h eryztg; I. J.

: ie Lebensgeshichte der Menschheit. Kulturgeschickt- L E ringen pn T be von Friedrich Sei G o I . Bd. as erste Leben der Menschheit, oder die sinnlihe Richtung. A Mtnon SPRROES E f De E _, Städte- un ulturbilder aus Nordamerika. Von Friedrich Raßel. 2 Theile. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1876,

Allgemeiner ausführliher Geschichts - Kalender. Gedenkblätter auf alle Tage des Jahres. Bearbeitet und heraus- gegeben von H. A. Niemeyer, weil. Pfarrer zu Neustadt-Bielefeld. Hd S Een S E Reinhard, Pfarrer zu

rmli ei Halle a. : .— 21. Hest i f Beile 1876, S : Heft Berlin, Alfred eutshe Rundschau. Herausgegeben von Julius Roden- berg. 2. Jahrgang. Heft 8. Mai 1876, Berlin, Gebrüder

ätel. Württembergische Literatur vom Jahre 1875 von Oberbibli r E rat Jah on Oberbibliothekar Die Zukunftsortb ographie nah den Vorschlägen der zzr Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung beru- Ins Cie Eer: ay ui T CREIE E MLLoEn versehen om mnafial-Direktor Dr. Konra uden. Leipzi e Teubner. 1876. did Die Ergebnisse der zu Berlin vom 4. bis 15, Januar 1876 abgehaltenen orthographischen Konferenz beleuhtet von Prof. S Joelis, Berlin, 1876. Barthol & Comp. (Lobick & irmer. Programm des Gymnasiums und der Realschule I. Ord- nung in Prenzlau bei der Prüfung der Zöglinge am 7. April 1876. Inhalt: Der bayeris - pfälzische Erbfolgekrieg im Jahre 1504 ® von V H. gs . Programm des Gymnasiums der Stadt Pyriß zur öffentlichen Prüfung am 7. April cr. (Mittheilungen über pie Beveieny Tes Pyritßer Kreises zu den Zeiten der Fremdherrshaft 1806—1808.) ot8damer Lieder-Chronik. Von A. Höpfner, Ehren-

mitglied des Vereins für di i j : mitglied des Vereins für die Geshite Potsdams. Berlin,

Redactenr : F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Drei Beilagen

Berlin ith Druck1 W. Elsner.

(einschließlich Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und K

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mittleren Deutschland während des April 1876.

Vergleicht man die Witterung des diesjährigen April mit der des März, so tritt fast in Bezug auf alle hervorragenden WitterungE- momente ein entshiedener Gegen‘aß zwischen dem erften und zweiten Monat des meteorologischen Frühlings hervor. Im März zeigte bei vorwiegend äquatorialer Windesströômung das Barometer, abgesehen von dem ganz ungewöhnlich niederen absoluten Minimum, auch im Mittel einen auffallend tiefen Stand; im April herrschte bald der Polar-, bald der Aegquatorialstrom bei wenig wechselndem und im Mittel von dem durcschnittlichen, fast gar uicht abweichenden Barometerstande. Was die Wärmeverhältnisse betrifft, so hatte zwar der April wie der März an allen Stationen einen Wärmeüber schuß, allein die Vertheilung auf den ganzen Monat war eiue verschiedene. Im März folgte auf die mildere Witterung. in der ersten Hälfte des Monats ziemlich {rof ein kälteres rauheres Weiter in dem größten Theile der zweiten Hälfte desselben, und nur gegen Ende dés März trat wieder milderes Wetter ein; im April fand eutgegen dem gewöhnlichen Verlaufe dieses Monats, nah welchem im Laufe desselben die Temperatur am meisten unter allen Monaten von An- fang bis Ende zu steigen pflegt, fast gar keine Schwankung in der Temperatur statt; nimmt man die Zeit zu Anfang des zweiten Monatsdrittheils aus, so hatten alle Tage des April faft überall eine nur wenig von einander verschiedene Wärme. Am meisten aber unterschieden si die beiden Monate März und April in Bezug auf die Meage der Niederschläge. Im März betrug dieselbe in Folge der zavlreihen Regen- und Sneetage fast überall das Zwei- bis Vierfahe des durchschnittlichen Quantums, im April blieb es mit Ausnahme weniger Stationen Schlesiens hinter demselben zurüdck; die Anzahl der Tage mit Niederschlägen war gering, und Tage, an dezen Regen und Schnee mit einandexs oder mit Sonnenblicken abwechselten, sogenannte Apriltage, kamen nur vereinzelt vor. i

Die ersten Tage des April, im Allgemeinen freundlich und beiter, zum Theil ganz wolkenlos, hatten überall einen Wärme- übershuß von 2 bis 3 Graden; die polare Windesströmung war die vorherrschende, und das Barometer, welches {hon am 1. April einen ziemlich hohen Stand einnahm, slieg von einem Tage zum ans- dern und erreichte fast an allen Stationen bereits am 5. April das Monatsmaximnm; nur die nordöstlichen Provinzen machten davon einz Ausnahme. Nimmt man einige wenige Orte aus so namentli Breslau, welches am Abend des 3. April einen heftigen Gewitterregen batte fo blieben im ersten Drittheile des Monats Niederschläge fast ganz aus. Nach dem 5. April hatte der Luftdruck überau fich zu vere mindern angefangen, mit sinkendem Barometer trat an die Stelle der polaren nah und na die äquatoriale Windesströmung und zwar in vielen Gegenden mit bedeutender Stärke. Ses Tage, nachdem das Barometer seinen höcbsten Stand gehabt hatte, war dasselbe überall nach und nah faft einen Zoll gefallen, und in den Gegenden östlich der Elbe trat am 11. April das absolute Minimum ein. Aber s{chon am 12. April fing das Barometer und zwar an mehreren Orten ziemlich ras zu steigen an, den Wintereintritt des Polarftromes ankündigend. Unter dem Kampfe der kalten polaren mit der feuchten äquatorialen

Kindesströmung fielen denn auch überall an diesen und den folgenden Tagen bei mehreren Stationen zum erstenmal in diesem Monate Nieders{läge, meist Regen und Schnee mit einander wehselnd, nit selten begleitet von Graupeln, Hagel und elektrischen Erscheinungen. Höher gelegene Stationen Clausthal , Sdreiberhau , na- mentliG aber Wang hatten starke Schneefälle. Es sank nun überall auf furze Zeit die Lufttemperatur und fast an sämmtlihen Stationen fällt auf den 13. oder 14. April das absolute Wärmeminimum. Um übersehen zu können, um wie viel die Pentade vom 11. bis 15. April den andern an Wärme nachsteht, diene folgende Uebersicht. Sie enthält für einige Stationen aus ver- schiedenen Gegenden die mittlere Temperatur der April-Pentaden und darunter in Klammern eingeschlossen die Abweichungen vom 2 jähri- gen Mittel, wobei die mit dem Minuszeichen versehenen Zahlen als Mangel, die Zahlen ohne Zeichen als Ueberschuß in Vergleich mit den Durchschnittéwerthen aufzufassen find,

Wärme der Pentaden im April.

1.—5. 6.—10. 11.—15. 16.—20.21.—25.26.— 30. 9,08 5,96 3.89 7,86 8.41 4 50 [2.160] [2.31] [—04] [3.22] [2 51] [—1.21] 6.75 7.01 4 74 7.85 9.44 5.92 [2.583] [2.07] [—0.40] [2.560] [ 2.77] [—0.68] Breêëlau 7.51 7.59 4.97 8.55 11,58 7.03

[2.31] [1.61] [—0.75] [2.4] [ 4.23] [—9.6] Berlin 8.12 8,75 5.07 8.28 8,43 8.48 [2.17] [2.25] [—1.%] [ 0.78] [ 0.88] Hannover 7.18 877 3,87 7.87 8.18 [Les] [2.35] [—2.35] Aw] [T] Münster 7.97 8.51 3.93 8.90 7.45 [2.08] [1.70] [—2.66] # Ll O

Fôönigsberg

Bromberg

40 [1.73] 7.75 [V.75 786 (0 eo] Cöôln 9.50 d 88 8 23 9.52 8.5

[1.285) [1.88] [—3.6] [0.1] [ 1.0] [ 0.20] Je weiter man von Often nah Westen geht, um so beträchtlicher findet man den Rückschlag in der dritten Peatade. Nach den rauhen und unfreundlichen Tagen in der Mitte des Monats, an welchen unter der Herrschaft eines zum Theil sehr scharf. wehenden Polar- itromes das Thermometer bis zum Gefriecpunkt und unter denselben herabging, fiug das Barometer wieder zu fallen an und erreihte in den westlihen Provinzen einen noch niedrigeren Stand, als am 11. April. Vom 18. und 19. April an wehten überall West- und Südwinde und die Wärme, welche bereits in der vierten Pentade ihren frühern hohen Stand wieder err-icht hatte, steigerte sich in der fünften ncch etwas mehr, und zwar in höherem Grade im Osten, als im Weften; namentlich galt dies vou Sthlesien, wo nicht nur, wie obige Uebersicht ergiebt, in Breólau, sondern auch an den andern Stationen, selbst an den bocgelegenen, in dieser Zeit, namentlich am 21. und 22. April eine bedeutende Wärmeentwicklung stattfand. An beiden Tagen hatte Côln und andere z1heinische Stationen eine mittlere Tem- peratur von 9 bis 10, Bromberg und Königsberg am 21, April über 12, Breslau am 22, April 135 Grad, und, wie die unten folgende Uebersicht ergiebt, war Breslau die einzige Station, in welher und zwar am Nachmittag des 22, April während es April das Thermometer über 20 Grad stieg. Die Provinz Schle- zn hatte in Folge dicser die Verdunstung fördernden ungewöhnlich hen Lufttemperatur und des mehrmaligen Wechsels der polaren H âquatorialena Strömungen mehrfa& starke Gewitter % am 24, und 25. April heftige Regengüsse. Die Um- gnd von Glogau wurde in der Naht vom 24. zum 25. All durch einen mit einem vorübergehenden Gewitter verbundenen hchen Wolkenbruh heimgesucht. Bis zu Ende des Monats herrschte bei eringen Schwankungen im Luftdrucke, wohl mehr dur lokale Eiirkungen bedingt, bald die äquatoriale bald die polare Strô- mutyor, die Temperatur erhielt fih in den Gegenden westlih der etwa in normaler Höhe, in den östlihen Gegenden sank sie, im bera mi der unmittelbar vorhergegangenen Zeit um 3 bis 4 Grad erab.

Lr den Barometerstand, die Temperatur und die Mengäer Niederschläge im Monat April geben die folgenden Veberfien Aufschluß.

1

| Wiesbaden

Erste Beilage

_Berlin, Dienstag, den 16. Mai

Barometerstand, auf 0Grad reduzirt in Pariser Linien. Mittl. Maximum Minimum Barometer- 2 E stand

36.33 301,19 235,29 339.60 335,14 331,70 328.09 333.75

339,19

337 8 333,83 336.063 336.89 334 46 334 84 329.72

329,020 SW 324 33 S 329.33 SW 327.65 S 326.22 W 327.18 SW 323.46 SW 328.23 SW

328.16 S

329.46 WSW 327,86 IW 329,77 S 328.76 SW 327.1 S 327.86 SW 322.600 SW

342.55 S 336.54 NO 340.66 341.17 SW 340.88 NW 337.26 N 333.85 N 339.95 NW

N 341.29 NW

343.55 SW 340.321 SW 342.322 NNW 19 343.44 Still 10 341.27 N 19 341.74 SO 19 336.29 NO 19 330,53 336.77 NO 19 32412 S 332.60 339.co N 19 326.71 SOD- Der mittlere Barometerftand war überall vier bis fünf Linien größer als im März und kam dem durhschnittlich dem April zuge- hörenden nahezu gleich. i i Mittlere Temperatur im April nebst den absoluten Extremen in Graden nach Réaumur. Mittl. Monats- Maximum Minimum Temperatur. Tag. Stand. Tag. Stan 6.80 [4.31] 22 19.2 15 24 5,91 [4.45] 21 16.8 6.05 [4.51] 21 16.4 5.40 Ra 21 E Bromberg 6.95 [5.64 21 18.5 S Côslin 5.61 [4,69] 21 17,6 1 B ita 9 14.4 12

m Sag

moo R

Hamburg HaunoveL Bremen Emden Mün fter Cöln Aachen Trier

Claußen Königsberg Coniß Hela

reslau 7.87 [6.3s! 22 20.7 14 Wang 22 15.0 14 Görlis A 183 14 Landskrone 15.5 14 TorgaU 14,3 14 Berlin 15.4 14 Hamburg 13.0 14 Hannover le 115 Clausthal 11.7 14 Bremen 137 15 Emden 15.5 13 Münfter 13,8 14 Côln 15,7 13 Aachen 17.3 13 Trier ; 15.0 13 ; Wiesbaden I 2 16.8 14 0.6 An allen Stationen hatte, wie eine Vergleichung der Monats- temperatur mit den in Klammern. eingeshlossenen Durchschnitts- werthen ergiebt, der April einen Wärmeübershuß in den westlichen Provinzen von weniger, in den östlichen von mehr al? einen Grad. Höhe der Niederschläge in Pariser Linien. Ciaußen 115 [126] Serltn W147 Königsberg 10. Mz S 23.36 Conißtz 12.95 [14.55] aunover 16.28 Bromberg 18.83 [17.29] Clausthal 25.40 Csslin 924 [184] Bremen 90.13 Putbus 13.23 [13.5] Emden 23.37 Breslau 27.38 114.33] Münster 11.55 [18.52] Wang 41.16 [37.91] Cöln 13.17 [19.34] Görli 16.08 [20.43] Aachen 12.83 [22.26] LandsfTrone 185 [159] SETEL 15.49 [23.06] Torgau 10,92 [17.25] Wiesbaden 13.69

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O

d9 dO

MIIMbMI E

[18.86] [21.82] [17.00] [42.75] [18.09] [15,08]

[11.e6] Die in Klammern eingeslossenen Ziffern bedeuten Mittelwerthe,

welche aus Beobachtungen mehrerer Jahre (im Allgemeinen von

1848 bis 1875) gewonnen worden sind. À,

Die Nr. 35 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs- Post- und Telegraphen-Verwaltung“ hat folgenden Inhalt : Berfügungen: vom 6. Mai 1876. Annahme von Beträgen auf tele- graphische Postanweisungen Seitens der Telegraphenämter; vom 7. Mai. Veränderung in der Abgrenzung der Bezirke der Ober-Post- direktionen zu Bremen und Oldenburg; vom 8 Mai. Eröffnung der Eisenbahn Gotha-Ohrdruf; vom 7. Dai. Abänderung in der Füh- rung des Einnghmebuches über Depeschengebühren,

Nr. 11 des „Armee-Verordnungsblatts*, heraus gegeben vom Kriegs-Minifterium, hat folgenden Inhalt: Dislo- fation des Füsilier-Bataillons 5. Brandenburgischen Infanterie-Negi- wents Nr. 48, sowie des Stabes, der ., 6. und 7. Compagnie des 9. Bataillons Garde-Fuß-Artillerie-Regiments. ‘Zuziehung von oberen Militärärzten zu den jährlihen Lokal- und Baurepvisionen der Garnisonanstalten, bezw. Besichtigung der Kafernen. Ausführung des Gesetzes vom 2. Juni 1875, betreffend Abwehr und Unter- drücktung von Viebseuchen in der Provinz Schlesien. Anderweite Benennung der Königlich sächsischen Reiterrezimeater. Nachtrag zu der Vorschrift für die Verwaltung des Uebungsmatertals der Fuß- Artillerie und der hierzu gewährten Fonds. Ausführung des Ge- seßes vom 25. Juni 1875, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viebseuchen in der Provinz Preußen. Mittheilung über den Ausbruch dec Rotkrankheit. Verabreichung rur weißer Decken- und Kopfpolfte. bezüge in den Friedenslazarethen. Rütrechnung der Bekleidungkompetenzen für manquirende Lazarethgehülfen. Ent- lassnug3anzug 2c. für die zur Landesaufnahme kommandirten Unter- offiziere. Bestimmung des Lokals, in welchem bei den Artillerie Depots, den Gewehr- und Munitionsfabriken und der Depotverwal- tung der Artillerie: Prüfungskommission die Prüfung der Kassenbücher bei Kafseurevisionen stattzufinden hat. Angaben auf den Eisenbahn- Requisitionssheinen. Abänderung des §. 8 der Instruktion über das Verfahren beim Ankauf von Rohmaterialien und sonftigen Sachen und bei Verdingung von Lieferungen und Leistungen in den König- lichen Nrtillerie-Depots, den Artilleriewerkstätten, Gewehr- und Pulver- fabriken, der Geshüßgießerei und dem Feuerwerks-Laboratorium. Feier des Todestages des Herzogs Leopold von Braunschweig.

Die Nr. 9 des „Marine-Verordnungs-Blatts“ hat folgenden Inhalt: Familienzahlurgen. Wechsel der Adjutanten auf S. M. Schiffen, deren Indienststellung über ein Jahr dauert. Handbuch zur Instruktion für den Unteroffizier der Marine. Ab- änderung einer die Jägerbüchse M./71 betreffenden Vorschrift. Druckfehler-Berichtigungen zu dem „Preisverzeihuiß vou den regle- mentsmäßigen einzelnen Seitengewehr- und Lanzentheilen beim Ver- kauf an die Truppen pro 1876," Personal-Veränderungen. Be- nachrichtigungen. Z S

N L 18 des „Justiz“ Mere -Blattes" enthält ein Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 8. Mai 1876: Be- fugniß eines Polizeibeamten zur Feftnahme Desjenigen, der ihn be-

leidigt hat, auch wenn derselbe dem Beamten bekannt ift.

öniglih Preußischen

Staats-Anzeiger. 1876.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Sn der Generalversammlung des hiftoriscen Vereins zu Ösnabrück am 6. April l. J. wurde zunächst über die finanziellen Verhältnisse desselben Rehnung abgelegt. Hierauf seßte der ODomvifac Berlage seine Mittheilungen über kte tirctichen Alter- thümer der Stadt Osnabrück fort. Vorzugsowcise wurden die früher noch nicht erwähnten Alterthümer des Domes, dte Marienkirche, die Katharinenkirhe und die Stifiskirhe vou St. Johann berücksichtigt. Zur Erläuterung wurden zugleih Photographien, Gipsabgüsse, alte Handschriften u. f. w. vorgezeigt.

Sn der Aprilsißung der rômischen Academia di Mede - cina wurden einige interessante Mittheilungen über die für die Ges- sundheit wichtigen Eigenschaften des Eucalyptus Globulus ges macht. Dieser australise Baum ist seit Jahren zur Anpflanzung in Gegenden empfohlen worden, welche von der Malaria heimgesucht sind. Ob es eine absorbirende Kraft seiner Wurzeln oder Blätter, oder der scharf aromatishe Geruch seines ätherishen Oeles oder feine starke Ozonentwicklung ist, welhe ihm die Kraft giebt, die fieber- erzeugenden Wirkungen der Sumpfluft unwirksam zu machen, ift noch unsicher, aber daß diese Kraft vorhanden, ist nun durch hundertfältige Erfahrungen nachgewiesen. In alles Mittelmeer- ländern wird er mehr und mehr einer der beliebtesten, häufigst axgepflanzten Bäume. Von seiner Anpflanzung in der Campagna hofft man Äähnlich gute Wirkungen für das rômiscke Klima, wie man sie von vielen Orten in Amerika und Europa berichtet, aber es scheint nothwendig, ihn gegen die Winterkälte, fo lange er jung ist, dadurch zu chüßen, daß man ihn nicht vereinzelt, sondern in hon vorhandenen Beständen

anpflanzt. Auch in tropischen Gegenden, 3. B. auf Reunion, betreibt man zur Förderung der Sesundheit die Anpflanzung nicht blos dieser, sondern auch anderer Eucalyptusarten. In Francisco und Umgevung ist dieser Baum be- reits der häufigste und bestgedeihende von allen, mit denen man den dortigen Dünenboden seit 20 Jahren zu bepflanzen angefangen, “und in und um Mexiko wird er mit der Zeit der häufigste und stolzeste Baum werden.

Land- und Forftwirthschaft.

Der Winter ist im Regierungsbezirk Frankfurt a. O, nicht obne erheblichen Nachtheil für die Landwirthschaft _ vorübergegangen. Der zu früh eingetretene Frost hat verhindert, daß die Felder im Herbst rechtzeitig eingepflügt werden konnten, was insofern nachtheilig ift, als der Acker der vortheilhaften Einwirkung des Frostes im aus» gepflügten Zustande entbehrt und jeßt um 10 empfindlicher wirkt, als troß des sehr verspäteten Frühjahrs der Begiun der Feldarbeiten durch die übergroße Nässe zum Theil noch immer verhindert wird. Die Wintersaaten kamen nur dürftig in den Winter hinein, gleichwohl find Zecftörungen an denselben nur dort eingetreten, wo kalter, nasser Bodeu vorherrschend ift. |

Die Besorgnisse, zu denen der lang_ anhaltende Winter und die übermäßigen Schneefälle und Regengüsse im Februar und März für die Wintersaaten Anlaß gaben, sind im Regierungsbezirk Merse- burg glücklicherweise nicht eingetrofsen. Mit Ausnahm: der von Uebershwemmung heimgesuhten Gegenden und sonst Lief gelegenen Ländereien mit undurchlafsendem Boden haben die Saaten ziemlich allgemein ein gutes Aussehen und lassen bei weiterer gedeihliher Entwickelung eine günstige Ernte erwarten. Besonders verspriht man sich von der gründlichen Sättigung der Wiesen mit Feuchtigkeit einen reichen Ertrag und eine Abhülfe des Futtermangels, der die leßten Jahre hindurch fast alle Landwirthshaften hart bedrückt hat. Die Bestellung der Aecker für die Sommerfrüchte is durch die Ungunst der Witterung überaus verzögert und hat auf nassem und schwerem Boden selbft gegen Eade April noch nit überall in Angriff genommen werden können. |

Im Regierungsbezirk Arnsberg haben die Wintersaaten unter der ungewöhnlihen Nässe stark gelitten, ebenso wird über Mäuse- fraß geflagt. Auch die Arbeiten zum Zwecke der Frühjahrsbestellung sind in Folge der Ungunst der Witterung vielfach im Rückftand ge- blieben. Der durch Schnee- und Windbruh im Laufe des Winters in den fiskalishen Forsten angerichtete Schaden ist beträchtlich. Nicht minder haben die auégedehnten Kommunal- und Privat- forsten gelitten.

Aus Bordeaux wird dem „Rhein. Kur.“ unterm 6. Mai geschrieben: Der Froft in der Naht vom 12. auf 13. April hat in den Weinbergen großen Schaden angerichtet. _Gewöhnlich find es die Palus (d. h. die Niederungen), welche am meisten leiden ; die3mal war es aber gerade entgegengesegt: die Cotes (d. h. die Anhöhen), find sehr ftark beshädigt. Im Medoc und Bas Medoc it in vielen Orten die Ernte halb vernichtet worden. Andere Orte haben hingegen wiederum nur sehr wenig gelitten. Jn den Entre 9 mers ist der Schaden sehr groß und ebenso in der Charente. Die Weinpreise sind in Folge dessen bedeutend geftiegen. _Man zahlt beute für kleine Cotes und Palus 309 Fr. bis 350 Fr., in den Entre 2 mers, wo die kleinen Weißweine geerntet werden, sind die Preije vo: 150 Fr. auf 225 Fr. per vier Orhoft incl, Faß gestiegen. In der Charente hingegen, namentlich in der Gegend von Cognac, ift der Schaden so groß, daß die Weinbrenner ihre Cognacs voriaufig gar nit verkaufen wollen.

Getverbe und Handel.

(N. H. Z.) Auf Grund des Gesetes, betreffend die Leins- wandleggen vom 15. März 1875, und in Ergänzung der wegen der Auflösung der Legge-Anfstalten zu Hardegsen, Uslar und Adelebsen ergangenen Bekanntmachung vom s. Juni 1875, ist Seitens des Ob-r-Präsidenten beftimmt worden, daß für die selbständigen Städte Northeim und Moringen, ferner für diejenigen Ortschaften des vor- maligen Amts Bilderlahe, welche ießt zu den Amtsbezirken Marien- burg und Bockenem gehören, alle auf die Legge- und Leineuschau be- züglihen Geseße und Verordnungen, intbefsoudere die Legge-Verord- nungen für die Stadt Göttingen und für die Städte Uélar und Hardegsen vom 18. März 1777, fo wie die Bekanntmachung wegen Anordnung einer Linnenlegge in der Stadt Alfeld vom 19. Juni 1829, außer Kraft treten.

Aus dem Geschäftsabscluß der Desterreihish-Franzö- sishen Staatsbahn pro 1875 theilen wir folgende Daten mit: Der Reinertrag des alten Neßes beträgt 15,739,790 Fl, (gegen 14,651,269 in 1874), des Ergänzungsnetßes 2,147,158 Fl. (gegen 9 000,060 Fl. in 1874), der Reinertrag der Berg- und Hüttenwerke und Dománen 975,696 Fl. (gegen 1,972,479 Fl. in 1874), verschiedenen Zinsen- Einnahmen erbrahten 1,136,714 Fl. (gegen 519,894 Fl. in 1874). Der Summa aller Einnahmen mit 18,148,894 Fl (1874: 17,726,903) ftehen Ausgaben im Gesammtbetrage von 16,178,732 Fl. gegenüber. Der Ueberschuß stellt sich also auf 1,970,162 Fl. (gegen 2,490,868 Fl. in 1874). Pro 1574 wurde, um eine Dividende von 8 °%% vertheilen zu fönnen, der außerordentlichen Reserve ein Be- trag von 1,250,000 Fl. entnommen; für das Jahr 1875 foll ein Gleiches nach den Intentionen des Verwaltungsrathes nicht geihehen, und wird man fi darauf besch: änken, eine Gesammtdivi- dende von 614% zur Vertheilung zu bringen. Von der zur Verfügung der Generalversammlung verbleibenden Summe von 1,970,162 Fl. würden sonach 1,617,000 Fl. zur Vertheilung der Superdividende von

149% verwandt und der Rest mit 353,162 Fl. auf neue Rechnung vorgetragen werden,