1876 / 116 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 May 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Berfolget daher den betretenen Pfad; fahret unter der Leitung der obersten Hirten fort, Euch jederzeit allen neuen vermeintlichen Anspyrücken entgegengeseßt zu zeigen; sie werden Euch die Hand reichen, bandelt mit ibnen, um die unveräußerlichen Rehte der Kirche Jesu Christi aufrecht zu erhalten. Und da wir alle der Hülfe Gottes be- dürfen, wenden wir uns zu ihm, auf daß er uns segne. Möge er Euch Kraft verleihen zu allen Vorsätzen, durch die Ihr seine Rechte vertheidigt; möge er Eueren guten Villen segnen; möge er Euere Seele und Eueren Körper segnen; möge er Euere Körper stäh- len zum Kampfe; möge er Eueren Seecleu Standhaftigkeit verleihen, um allen Angriffen dec Revolution widerstehen zu können; möge er Euch in Eueren Familien und allen Eueren JInteresseu segnen; möge er seinen Segen auch auf alle die verschiedenen Länder erftrecken, denen Shr angek öri. Möge er Euch im Leben und im Augenblicke des Hinscheidens segnen; möge er Euch würdig machen, ihn selber zu allen Zeiten im Paradiese segnen zu dürfen.

Benedictio, etc.

16. Mai. (W. T. B.) Die „Gagzetta uffiziale“ ver- öffentliht Dekrete des Königs, betreffend die Ernennung von 94 neuen Senatoren. Unter den Grnannten befinden \sich Artom Prati, Carlo Mezzacapo, Achille Rasponi Dagala, Giuseppe Ferrari, Bella Caracciolo. Die Deputirtenkammer berieth heute die definitiven Bud getvoranschläge für das Jahr 1876.

Türkei. Konstantinopel, 15. Mai. (W. T. B.) Von den in Salonichi verhafteten Personen sind 53 an Bord des Kriegs\chi}s „Selimie“ gebracht worden, wo auch das Verhör derseiben stattfindet. Die Verhaftungen in Salonichi werden fortgescht, die Bevölkerung verhält fich durchaus ruhig.

Nach einer dem Wiener „Telegraphen- Korrespondenz- Bureau“ aus Salonichi zugegangenen Meldung find am 16. Mai die 6 Hauptschuldigen der wegen Theilnahme an der Ermordung der Konsuln virhafteten Personen verurtheilt und hingerichtet worden. Die Untersuchung gegen die Uebrigen dauert noch fort. Jn der Stadt herrscht vollkfommen- Ruhe.

Ein Telegramm aus Konstantinopel meldet, daß am Dienstag in Salonichi 18 weitere Verhaftungen vorgenom men worden sind.

16, Mai. (W. T. B.) Der Gouverneur von Sophia hat der Regierung die Meldung zugehen lassen, daß die In- furgenten von Rakowiga (zwischen SoÆhia und Tatar- Bazardsjik) in den Balkan geflüchtet sind, nachdem fie Rakowißa niedergebrannt hatten.

Rumänien. Bukarest, 16. Mai. (W. T. B.) Die Regierung hat die Aushebung von Rekruten für das laufende Iahr eingestellt.

Dänenrark. Kopenhagen, 15. Mai. Der Reichs- tag wurde heut Mittag um 12 Uhr in rein geshäftsmäßiger Weise eröffnet. Der Höchstengerichts-Advokat Liebe rief : Es lebe der König, worauf ein neunmaliges Hurrah erscholl; darauf rief I. A. Hansen: Es lebe das Grundgeseß, worauf wiederum neun Hurrahs erfolgten. Krabbe wurde zum Folkethings-Prä- fidenten mit 71 gegen 21 Siimmen, Högsb:o und Hansen zu Viz e- Präsidenten mit je 64 und 62 Stimmen erwählt. Was über Vorlagen in Provinzialblättern verlautet hat, dürfte, wie der Corr. der „Hamb. Nachr.“ meint, mit Vorficht aufzunehs- men sein, da regierungs\eitig die strengste Geheimhaltung be- wahrt wird. Weiter wird dem genannten Blatte geschrieben: „Für die Linke wird die Session eine ernste Probe sein, denn auch in der Partei i| sicher das Gefühl vorherrschend, daß sie nun doch etwas Positives thun muß; das hat sie sh jedoch, wie es fch jeyt zeigt, außerordentlich dadur erschwert, daß sie sonstige sogenannte übliche konstitutionelle Mittel früher ohne Wirkung allzu verschwenderisch gebraucht und verbraucht hat. Högsbro scheint in seiner „Dansk Folketidende“ die Möglichkeit wiederholter Auflösungen anzunehmen, die er natürlih jeßt von feinem Parteistandpunkte weniger fürhtet, und fordert die Wäh- ler auf, in diesem Falle dieselbe ruhige Haltung wie bisher zu bewahren.“

Der König empfing vorgestern in besonderer Audienz auf Schloß Amalienborg den zum Königlich niederländischen Ministerresidenten am hiesigen Hofe ernannten Hrn. van Kar- nebeck, welcher bei dieser Gelegenheit dem Könige seine Kre- ditive überreichte.

Unter dem Titel: „Fühlen wir das Bedürfniß nah neuen Steuern ?* hat der Nationalbankdirektor, Etats-Rath M. Levy, in der „Berl, Tid.“ eine Uebersicht über den finan- ziellen Status Dänemarks gegeben, um dadurh nahzu- weisen, daß das Land sehr gut extraordinâre Ausgaben tragen fann, ohne zur Ausschreibung einer oder mehrerer neuen Steuern zu schreiten. Etats-Rath Levy erinnert daran, daß im Laufe dieses und des nähsten Jahres spätestens Ende Septem-

Verlin, den 17. Mai 1876.

Aus Straßburg meldet die „Straßb. Zty." unter dem 15, Mai: Das gestern Nachmittag auf dem Hippodrom am linken Rheinufer ab- gehaltene Wettrennen des „Straßburger Rennvereins“ nahm einen höchst bedauerlichen Verlauf. Gleich beim ersten, einem Hürden- rennen, bra etwa 400 Meter von der Abrittstelle in der Nähe der Kehler Chaussee und ca. 200 Schritte vor der Zuschauertribüne das von dem Major und Adjutanten des General-Kommandos Frhr. von Türdcke gerittene Pferd aus, iudem es, da3 Hinderuiß refüsirend, zwischen die lizks an der Reit“ahn stehenden Pappelbäume rannte. Als Reiter von ungewöhnlicwem Rufe suchte Major v. Türcke das Pferd in die Baha zu:ückzudrängen, wobei jedoch das Pferd den Reiter in wildester Hast„,an einen Pappelbaum raunte, so daß Hr. v. Türke mit zerschmettertem Haupte vom Pferde zur Erde Tant, Die {nell herbeigeeilte Hülfe fonnte nur die Hoffnungslosigkeit des ge- ihehenen Unglücks konstatiren. In einem ciligst herbeigeschafften Wagen na der Stadt zurückzebraht, gab Major v. Türcke in der Näbe der Citadelle den Geist auf. Der Unglücksfall gestaltet fich um so tragiscer, als der Verblichene nit nur in allseitiger hoher Achtung st nd, sondern au dcfsen Gemahlin mit ihren vier uamün- digen Kindern auf dem Schauplaße des Unglücks gegenwärtig war. Nicht genug mit diesem einen schrecklichen Falle, begegnete dem Lieu- tenant des hiefigen Ulanen-Regiments, pr v. d. Knesebeck, an der gleichen Stelle des Rennplaßzes der Un all, bei dem Ausbrechen seines Pferdes zwei Rippen zu brechen. Daß das Renuen ein beshleunigtes Ende erreichte, kann man sich wohl denken. Frhr. v. Türcke war der Sohn des noch in Meiningen lebenden Königlich preußischen General- Majors z. D.

Dr. Moriß Willkomm, Spanien und die Balearen. Reiseerlebnifse “und Naturschilderungen nebst wissenschaftlichen Zu- säßen und Erläuterungen. (Bibliothek für Wissenschaft und Literatur Bd. 2). Berlin, Th. Grieben, 1876, Der Verfasser, zur Zeit Professor an der Unive:sität und Direktor des botanischen Gartens zu Prag, ift genauer Kenner des spanischen Landes, über welches er bereits im Jahre 1847 und 1852 Reisewerke hat erscheinen lafjen. Das vorliegende Buch schildert in auziehender und zutreffender Weise Land und Leute der Balearen und schließt mit einem größeren Ausfluge na dem spanischen Festlande. Die Beobahtungen über die geogra- phischen, gcognostischen, flimatishen und pflanzengeographischen Ber- hältnisse beider Inseln sind in den „wissenschaftlichen Zusäßen und Erläuterungen" niedergelegt.

ber 1877 drei vershiedene Schuldenposten vollständig abbe- zahlt \ein werden, nämlih das GButhaben der Nationalbank, welches am 1. Oktober d. I. abbezahlt sein wird, die englische Anleihe vom November 1864 (abbezahlt am 1. Mai 1877), und endli die englishe Anleihe ber 1877). Betrahhten wir, sagt Etats-Rath Levy, das für die- ses Jahr geltende Finanzgesey als einigermaßen normal, s\o wird der Status, wenn die von der Abbezahlung jener Schul- denposten herrührenden Veränderungen vorgenommen werden, fih folgendermaßen stellen: Die Einnahmeseite wird 48,489,592 Kr. und die Ausgabeseite 41,799,071 Kr. aufweisen; es entsleht also ein Uebershuß von 6,690,521 Kr. Und dennoch sind auf diesem Finanzgescye zu neuen produktiven Anlagen und zu Vorschüssen, welche zurückbezahlt werden, 3,140,000 Kr. bewil- ligt. Ebenso zufriedenstellend wie der Uebershuß find die an- gesammelten Bestände. Sie weisen nämlih folgende Summen nah: Die Staatseisenbahnen 67 Mill. Kr., die gewöhnlichen Aktiva 25 Mill. Kr., der Reservefond 38 Mill. Kr., der Kafsen- bestand 22 Mill. Kr., zusammen 152 Mill. Kr., während die Staats\{huld im Laufe des nächsten Jahres auf 174 Mil. Kr. herabgebracht sein wird, ein Verhältniß zwishen Aktiva und Pasfiva, welhes als sehr zufriedenftellend betrachtet werden muß, umsomehr, als dem Staate ferner in den Domänen ein bedeutendes Vermögen zur Verfüguug steht. Nach Etats-Rath Levys Meinung würde es keineswegs gegen eine solide Finanzpolitik streiten, wenn von den angesammelten Mitteln die Ausgaben zur Erwerbung fruchtbringender Aktiva, also beson- ders zu den noch bevorstehenden kleineren Eisenbahnanlagen ge- deckt würden; aber geshähe dieses, so würde das Finanzgeseß sogar cinen fontanten Ueberschuß von 9 Mill. aufzuweisen haben. Selbst| wenn zu außerordentlichen Vertheidigungsausgaben 30 bis 33 Mill. Kr., vertheilt auf 6—7 Iahre, bewilligt würden, würde dieser Uebershuß nur auf ca. 4 Mill. Kr. herabsinken.

Amerika. Nahrihten vom 15. April aus Meriko, welche der „Köln. Ztg.“ zugegangen find, melden: „Die Au f- ständischen sind im Besize des ganzen Staates Morelos. Auch in Sonora und Sinaloa dauert die Revolution fort, dagegen waren die Empörungen an anderen Punkten im Innern des Landes von feiner B-.deutung. Der eigentlihe Kriegs\hauplaß find die Staaten Dajaca und Puebla. General Alatorre war in seinen Bemühungen, die von den Aufrührern beseßte Stadt Oajaca einzunehmen, nicht erfolgreih und mußte fih unter Zurü(- laffung seiner Verwundeten zurückziehen, um Verstärkungen ab- zuwarten. Nah anderen Berichten hat er seine Entlaffung ge- fordert. General Labeza hat an der Spize von 1500 Mann die Stadt Chalchicomula, im Staate Puebla, beseßt; der Feind entfloh, hat jedoh wiederum Jalava beseßt und die Eisenbahn zwishen Vera-Cruz und der Stadt Mexico abermals theil» weise unfahrbar gemacht, \o daß die Züge nur bis Puebla gehen konnten. Der Rebellen-General Figuera hat eben- falls die Eisenbahn bei Orizaba und Paf}o del Macho zer- stórt. Der Staat Chiapas wurde in Belagerungszufstand er- klärt. Nah Berichten vom 26. April war der aufständische General Porfirio Diaz mit 1600 Mann von Mata- moros nah Monterey abgerückt. Gonzalez blieb als Befehls- haber in Matamoros zurück. Der Regierungsgeneral Fuero be- fand fich mit 3000 Mann auf dem Marsche nah Mier und man erwartete, daß es dort oder bei Camargo zu einem ents scheidenden Treffen mit Diaz kommen werde. General Quirogo war mit einer Besaßung in Monterey zurückgeblieben. Die leßten Nachrihten kommen telegrap¿\ch über Galveßon und be- ftätigen obige Vermuthung. Der mexikanishe General Escobedo hatte am 14. Mai bei Camargo ein {weres Treffen zu bestehen. Üeber den Ausgang ift noch nichts bekannt, doch sollen gegen 300 Mann gefallen un) etiva 1000 verwundet sein.“

Haiti, Port au Prince, 17. April. Die lehten Tage waren für die Bewohner dieser Stadt eine Zeit der Beäng- fügung.

Auf die erste Nachricht von den im Norden ausgebrochenen Unruhen hatte der Präsident Domingue zahlreiche Verhaftun- gen vornehmen lassen und für den Fall, daß der Aufstand \ich verbreite, mit Niedermahung der Gefangenen gedroht.

Die Ausführung unterblieb wohl nur in Folge der Erklä- rung der Konsuln, daß der Präsident alsdann auf keine Zu- flucht in den Konsulaten oder an Bord ihrer Schiffe werde rechnen können.

Als kurz danach bekannt ward, daß der Ober-Komman- dirende, General Lorquet, welcher den Empörern entgegengeschickt worden war, mit denselben gemeinsame Sache gemacht habe,

Theater.

_Im Königlichen Schauspielhause fand geftera Abend, wie alljährlich, eine Vorstellung zum Besten der Unterftüßzungs- kasse des Vereins „Berliner Presse“ ftatt; zur Aufführung famen: „Die Geshwister“ und „Die Hagestolzen“. Befkannt- li sind die Partien der Marianne und der Margarethe Glanz- rollen der Fr. Niemann -Rabe, und diese Künstlerin, welche ihre Mitwirkung bei der Vorstellung bereitwillig zu- gesagt, erntete von dem das ganze Hauz füllenden Pubtlifum den lebhaftesten, durchaus wohlverdienten Beifall. Eröffnet wurde der Abend durch einen von Emil Ritterhaus gedich- teten, ergreifenden und zuuleih erhebenden Prolog, der von Hrn. Kahle \{wungvoll vorgetragen mit lebhaftestem Applaus begrüßt wurde, einem Applaus, der sowohl dem Dichter als dem Deklamator galt. Der Prolog scilderte zuerst das rastlose, nimmer ruhende, nimmer Frieden fennende Wirken und Kämpfen der Ritter von der Feder, der Ritter vom Geist und erinnerte den verschiedenen Parteien gegenüber an Lessings Wort, Ieder möge nur sagen, was ihm Wahrheit dünke ; die Wahrheit selbst bleibt Gott empfoblen. Dann aber sprach er von dem fkargen Lohn der Mühe, der Noth, die mit der Trauer zugleich oft am Sterbebette des Streiters stehe, und wie im Kampfe mit diesem Feinde Alle, wie anch sonst die Partei fie trenne, als einige Gemeinde stehen; wie vereinte Stärke auch diesen Gegner bezwingez wie die Kunst zu diesem edlen Werke die Schwesterhand gern und willig biete und {loß mit den Worteu an die so zahlreih Erschienenen:

Und möge das Bewußtsein Euch die Herzen till bewegen: Shr habt gelegt ein Samenkorn zu guter Ernte Segep !

_— Im Wallner-Theater ging gestern die früher im Friedrih-Wilhelmstädtischen Theater beifällig aufgenommene Pohlsche Nose Fg e noe vom Theater“ zum erften Male in Scene.

as Stück gehört entschieden zu den besseren Erzeuguifsen in diesem Genre. Die Situationen sind von wirksamer Komik und die launigen Gouplets mit der entsprechenden Musik Conradi's halten si frei von den vielfah beliebten, P ean wiß und ge- \chmadcklosen politischen Auspielungen. Bei dem allseitig vortrefflichen Spiele fand auch hier die amüsante Poffe bei dem sehr zahlreichen Publikum eine rechi günstige Aufnahme. Hr. Neumann als Gaft gab die Rolle des „Hünenkopf“ mit erheiternster Wirkung, und Frl.

egener, welhe die „Hermine Stresow“, übrigens eine oubretten- rolle par excellence, darstellte, spielte und sang anmuthig und graziôs.

Auch die übrigen Darsteller der größerea Nollen trugen ihr volles Theil zu dem gelungenen Gesammtipiel bei.

von 1825 (abbezahlt Septem-

war Jedermann, mit Ausnahme des Präsidenten und seiner Umgebung überzeugt, daß ein weiterer Widerstand hoffnungslos sei. Die Konsuln versuchten, jedoch vergeblich, den Präsidenten zur Abdankung zu bewegen, dagegen gab derselbe den Befehl, die in der Nationalbank deponirten Staatsgelder an Bord eines holländischen Schiffes zu bringen. Um diese Maß-egel zu verhindern, griffen die Bewohner von Port au Prince zu den Waffen. Dem Prâsi= denten gelang es, verwundet in das französfishe General- Konsulat und später auf ein Schiff zu entkommen. Der Vize= Präsident Rameau aber ward vom Arme des spanischen: Konsuls losgerissen und niedergeshossen. Bei der allgemeinen Verwirrung wurden die Staatsgelder, welche den Anlaß zu Robr Auffiande gegeben hatten, bis auf einen kleinen Rest ge- ohlen.

Auf die Nachricht von diesen Vorgängen eilte der General Lorquet mit nur wenigen Begleitern nach Port au Prince, um Befig von der Gewalt zu ergreifen. Er ward vom Volke ver- folgt, und, im Begriffe sich in das französische General-Konsulat zu retten, niedergemacht.

Damit war die Ruhe zeitweilig wieder hergestellt. Um die Ordnung bis zur Bildung einer neuen Regierung aufrecht zu erha‘ten, bildete fh ein Comité von zwölf Männern.

Peru. Der Regierung von Bolivia liegt ein Antrag vor, die bedeutendsten Städte des Südens und Westens durch Telegraphen zu verbinden. Die Provinz Sancta Cruz ift bereits volle ständig beruhigt, so daß die von Jtalien hingeschickte wissen- \chaftlihe Kommission ihre Untersuchungen wieder hat aufnehmen können. Die Ernte verspricht diesmal eine überreihe zu werden.

Jn Buenos-Ayres sind 46 lombardishe Einwanderer- familien angekommen.

Gewerbe und Handel.

Aus dem Jahresbericht der Berlin - Stettiner Eisen- bahnverwaltung heben wir folgende Daten hervor: Die Ein- nahme aus . dem gesammten Personen- und Güterverkehr hat 1) für die Stammbahn und deren nicht garantirte Zweig“ahnen 11,185,123 M, 2) für die garantirte Zweigbahn Stargard-Cöélin- Colberg 2,663,529 4, 3) für die garantirte Zweigvahn Cöslin- Danzig 1,763,153 f, 4) für die garantirten BVorpommerschen Zweig- bahnen 3,136,403 #4 betragen. Gegen die Einnahme des Jahres 1874 ergiebt si hiernah: bei der Stammbahn ein Minus von 482,127 M. (4,139/0), bei den Zweigbahnen eine Mehreinnahme von resp. 185,629 M, 143,605 e, 31,665 M, T7,49°/0, 8,87 9/0, 1,02 9/0. Die Betriebsausgaben haben \ich für das ganze Unternehmen um pptr. 101,000 A gegen das Jahr 1874 höher gestellt. Die Gefammts- Einnahme des vorigen Jahres bei den Bahnstrecken Berlin-Stettin- Stargard, Neuftadt-Ebcrswalde-Wriezen, Pasewalk-Mecklenburgische Landesgrenze betrug einshließlich des aus dem Fahre 1874 mit 3,645,022 A übernommenen Beftandes 15,412 20. M, Die Ausgabe, einschließlich der . von den Stammaktien von 42,107,400 A mit 4% = 1,684296 M gezahlten Zinsen betrug 12,404,975 M, mithin Uebers{uß 3,007,302 A OVieser Betrag, welcher gegen den Uebershuß aus dem Jahre 1874 um 637,720- A6. zurückbleibt, reiht hin, um an die Aktionäre der Gesellschast außer 4 9/9 Zinsen noch eine Dividende von 5 °/ zu zahlen mit 2,105,370 M, ferner deu statutenmäßigen Beitrag zum Reservefonds für unerwartete Einnahme-Ausfälle, Verbesserungen und außergewöhnliche Ausgaben mit 420,742 4 und die Abgabe an den Staat mit 441,862 J zu entrihten. Es verbleibt dann noch ein Ueberschuß von 4140 M, welcher auf 1876 vorzutragen ist.

Die Gesammt-Betriebseinnahmen der Breéêélau-Schweid- nitz-Freiburger Eisenbahn betrugen im Jahre 1875: 9,560,954 M (gegen 1874 mehr 1,877,178 4) Die Einnahmen aus dem Personen- und Gütertransport beziffern sich auf 8,924,723 4 (gegen 1874 ein Plus von 1,781,167 4). Hierunter sind die Erträge aus dem Ver- fehr der 31 Kilometer langen Strecke Reppen-Küstrin nicht mit ent- halten, da dieselben bis zum Ausbau nah Stettin dem Baufonds zu- fließen. Die Einnahmen auf dieser Strecke stellen sih im Ganzen auf 53.942 4, oder dur{chschnittlich auf 145 # pre Monat und Kilometer, wovon auf den Personenverkehr 35 A und auf den Güterverkehr 110 M entfallen. Von der 9,560,954 M betragenden Betriebseinnahme geht die Betriebs- ausgabe mit 4,733,875 4 ab, so daß ein Uebers{uß von 4,827,079 4 verbleibt. Hiervon sind gezahlt: Zur Verzinsung der Prioritätäaftien und Obligationen 1,582,935 A, zur Amortisation derselben 127,500 #, zur Rücklage zum Reservefonds 3000 / und zur Nüdcklage zum Er- neuerungsfonds 748,244 MÆ, so daß si der Reinertrag auf 2,265,800 M beläuft. Hiervon fonnten nah Zahlung von 91,137 A. Eisenbahnsteuer und 2523 f Tantième der Direktoren 2,145,230 als 52 9% Dividende auf 37,857,000 M. Stammaktien zur Verthei- lung gelangen, und werden nach Abrechnung dieser Posten 26,909 in das Jahr 1876 übertragen.

Verkehrs-Anstalteu.

New-York, 16. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer eSrisia“ von der Hamburg-Amerikanischen Compagni | ist gestern Nachmittag 3 Uhr hier angekommen.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander besuchte am Dienstag das Friedrich-Wilhelmstädtische Sommertheater und wohnte das.lbsst der Aufführung der Posse: „Die Reise durch Berlin* bis zum Schlusse bei.

Bei der am Dienstag stattgehabten leßten Aufführung des „Käthchen von HErous dur die Meininger Hofschauspieler war bereits am Vormitïag das Haus ausverkauft. Ihre Kön!g- lichen Hoheiten die Prinzen Georg und Alexander besuchten zu ver- schiedenen Malen die Gastvorstellungen des Meininger Hoftheaters, Die am Donnerstag in Aussicht stehende Aufführung des Schiller- \{en „Tell“ wird bereits um 64 Uhr beginnen. Das Ehrenmitglied Hr. Barnay spielt die Titelrolle; die übrigen Hauptrollen befinden sich in den Händen der Herren: Teller (Geßler), Weilenbeck (Aiting- hausen), Rinald (Rudenz), Hellmuth-Bräm (Stauffacher), Prasch (Melchthal), Heine (Parrisida), fowie der Damen: Fr. Berg (Ger- trud), Frl. Hevelmann (Hedwig), Frl. Dohm (Bertha), und Fr.

v. Moser-Sperner (Armgart). j

Residenz-Theater. Durch eine Unpäßlichkeit der Fr. Schönfeldt wurde die bhentige Vorstellung von „Arria und M essalina vereitelt. Doch werden die ftets gut besuchten und mit großem Beifall gufgenommenen Wiederholungen dieses Dramas \{chon morgen, am 18., foctge]-ßt.

Das Belle-Alliance-Theater eröffnet am Freitag seinen Sommergarten, ¡vie alljährlich mit dem ersten großen Doppel-Konz-rt, ausgeführt von der Kapelle des 4, Garde-Grenadier-Regiments (Königin Elisabeth), unter persönlicher Leitung ihres Direktors Hrn. Ruscheweyh, und der in iesem Jahre ganz besonders verstärkten Hauss kapelle, unter L-itung des Kapellmeisters Hrn. Sternagel. Hierzu kommt die erste Aufführung eines vieraktigen Original-Lustspiels von Georg Horn, betitelt : „Das Brannenmädchen von Ems“. Mit Ein- tritt der Dunkelheit beginnt die vollständige Illumination des Gar- tens, welche in diesem Jahre ducch Hinzufügung vielec brillanter Gasfkörper außerordentlih glänzend sein und Alles das, was Hr. Direktor Wolf in den vorhergehenden Jahren geboten hat, in den Schatten stellen foll i

Im Hoftheater zu Weimar wird am Sonnabend den 20. und Sonntag den 21. Mai d. J. Goethe's Faust I. und I1. Theil, bearbeitet von Otto Devrient, Musik von Lassen, wiederum zur Auf- führung gelangen.

Redaeteur : F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsnuer-

Drei Beilagen

Berlinut

(einschließli Börsen-Beilage)

zum Deulscheu Reichs-Auzeiger und Königlih Preuß

Jg 146.

Personal-Veránverunqgél. Köuniglic: Prenßisie Uruee- Portevee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verscgzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 6. Mai. v. Weobeser, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 82, dessen Kommdo. zur Dienstleistung beim Kriegs-Ministe- rium bis auf Weiteres verlängert, Ju der Gensd'armerie. Berlin, 9, Mai. Lober, E Li. à la suite der Land Genód'armerie 2c, unter Entbindung von der Funktion als Distrikts-Offizier in Saarge- münd, als Adjut. zur Gensd'armerie-Brig. in Elsaß-Lothringen kom- mandirt. Im Beurlaubtenstande. Berlin, 9. Mai. Frhr. v. Ulmen stein, Hauptm. a. D., früher Comp. Chef in Fürstlich Schaumburg-Lippischen Diensten, in den Verband der preuß. Arraee aufgenommen und als Hauptm. bei der Landw. Inf., unter Ueber- weisung zum 1, Bat. Landw. Regts. Nr. 113 angestellt. Abschiedsbewilligungen. Jm aktiven Heere. Ber-. lin, 0: Mat, 9, Gayl, Gexeral-Lieutenant und Gouverneur der Festung Raftatt, v. Woyuna I, Gen. Lt. und Commdr. der 29. Div., in Genehmigung ihres Abschiedsgesuches, ersterer als Gen. der Inf , mit Pension zur Disp. geftellt. Feckel, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 41 und kommdrt. zur Dienstleistung bei einer Militärs Suntendantur, als Hauptm. mit Pension nebst Auésicht auf An stellung îm Civildienst und der Armee-Unif. der Abschied bewilligt. 2Zerlin, 9. Mai. Frhr. v. Sedckendorff, Scc. Lt. vom 2. Ga cde-Regt. zu Fuß, als Pr. Lt. mit Penston, Willert, Scc. L. vom Gren. egt. ir. 10, mit Pension, N I., Sec. Lt. à la suite des Fuß- Nrt. Regts. Nr. 3 und Direktions-Ässist. der Pulverfabri® in Span- dau, mit Persion und der Armee-Uniform, der Abschied bewilligt. Mewes, Pr. Lt. a. D., bisher im Inf. Regt. Nr. 4'I, zu der ihm bewilligten Pension die Aus\fi@t auf Anstellung im Civildienst er- theilt. v. Fischern, Seconde - Lieutenant vom Jynfanterie- Res giment Nr. 95 und kommdrt. zur Unteroffiz. Schule in Pots- dam, mit Pension und der Armee Uniform der Abschied bew!lligt. Fm Beurlaubtenstande. Bexline 9, Mai. Genz, Sec. Lt. von der Landw. Infant. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 43, mit Pexsion und der Landw. Armee-Uniform der Abschied bewilligt. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfü- gung des Kriegs-Ministeriums. Den 26. April. Lôwen- hardt, Rechnungs-Rath, Fntendantur-Sekretär vom Ill, Armee- Corps, auf seinen Antrag mit Penfion in Den Ruhestand verseßt.

LKIELIL (Æuiglich Württembergisches) Armee-Corps,

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aftiven Heere. Den s. Mai. H erb st, Königl. Sächs. Port. Fähnr. a. D., als Poct. Fähnr. im Train-Bat. Nr. 13 angestellt. Fromm, char. Port. SEhnr. im Inf. Regt. Nr. 124, Habermaas, Unteroff. im Pion. Pat. Nr. 18, Dorrer, Schippert, Nover, Unteroffe. im 2. Feld-Art Regt. Nr. 29, Frhr. v. Valois, Fichte, Unteroffe. im Gren. Regt. Nr. 119, Wundt, überzähl. Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 125, Zapp, überzähl. Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 126, Kruse, überzähl. Unteroff. im Drag. Regt. r. 25, Hoffmann, überzähl. Unteroff. im Inf. :Regt. Nr. 126, Dursy, überzähl. Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 125, Greiner, Unteroffizier im Pionier-Bataill. Ir. 13, Frhr. v. Houwald, Unteroffizier im Infant. Regf. Nr. 124, &rhr. v. O w , überzähl. Unteroff. im Ulan. Regt. Nr. 19, Erpf, Vuteroff. im Pion. Bat. Nr. 18, Strôbel, Unteroff. im Feld-Art. Regt. Nr. 29, Graf v. Westerholt-Gysenberg, Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 122, Ern, Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 124, Majer, überzähl. Pnteroff. im Inf. Regt. Nr. 121, Lotterxer, überzähl. Unteroff. im Feld-Art. Regt. Nr. 13, Kavser, Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 124, Bauer, überzähl. Unteroff. im Inf. Regt. Nr. 125, zu Port. Fähnrs., Frhr. v. Palm, Ulan im Ulan. Regt. Nr. 19, zum char. Port. Fähnr., befördert. v. Förnzler, Major zur Disp., zum Bezirks-Commdr. des 1. Bats, Landw. Regts- Nr. 124 ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Den 8 Mai. v. Schäffer, car. Oberst z. D. und Bezirks-Commdr. des 1. Vats. Landw. Regts. Nr. 124 von den Funktionen eines Bezirks- Gommzèrs. enthoben. v. Plienin ger, Mai. und Bats, Commdr. im Inf. Regt. Nr. 121, der Abschied als Oberst-Lt. mit Penfion und mit der Regts. Uniform bewilligt. v. Wolff, Major und Bats. Commdr. im 3. Inf. Regt. Nr. 121, der Abschied als Oberst-Lt, mit Penfion und mit der Regts. Uniform bewilligt. v. Hamm, Major und Bats. Commdr. im Inf. Regt. Nr. 120, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und mit der Regts. Uniform zur Disp. gestellt. v. i Major uud etatsmäß. Stabsoffiz. im Gren.

Offiziere,

Grimm, Regt. Nr. 119, der Abschied mit Pension und mit der Regts. Unif. bewilligt. Sch midt, Hauptm. und Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 123, in Genehmigung scines Abschicdsgesuches als Major mit Persion und mit der Regiments-Uniform zur Diéposition gestellt. v. Vischer, Hauptm. und Comp. Chef im Inf, Regt. Nr. 121, der RAbschied als Major mit Pension und mit der Regts. Uniform be- æilligt. Bollstetter, Hauptm. und Coup. Chef im Inf. Regt. Nr. 120, in Genehmigung seines Abschieds„csuhes als Major mit Pension und mit der Negts. Bn lsem. zur Disp. gestellt. Heinrich, Hauptm. und Lomp. Chef im Juf. Regt. Nr. 120, der Abschied mit Deni. und mit der Regts. Unif. bewilligt. Knäule, Rittm. und (Comp. Chef im Train-Bat. Nr. 13, der Abschied als Majer mit Pension und mit der Unifsrm des Traiu-Bats. bewilligt. Camerer, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 122, der Ab- schied mit Pension und mit der Regts. Uniform bewilligt. Clemm, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 12, in Genehmigung seines Abschietsgesuches mit Pension und mit der Regts, Uniform zur Disp. gestellt. v. Hueber, gen. Florschüßh v. Florsperg, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr, 124, der Abschied mit Penfion und mit der Armee- Üniform bewilligt. v, Förnzier, Major und Bats. Commdr. im Inf. Regt. Nr. 124, in Genehmigung seines Abschiedégesuhes mit Pension und mit der Regts. Uniform zur Disp. gestellt

Jm Beurlaubtenstande. Den 8. Mai. Sigel, Sec. Lieutenant von der Infanterie des 1. Bats. Landwehr Regiments Nr. 126, der Abschied bewilligt. Wellge, Sec. Lieutenant der Reserve des Infanterie Regiments Nr. 121, der Abschied ertheilt.

Herzoglich Braunschtweigisches Koutingenut. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen 2c. Im Sanitäts-Corps. Den 8. Mai. Dr. Breymanu, Dr, Tlemens und Dr. G öôrß, Asfist. Aerzte 2. Kl. ter Res. des Her- ¿oge URLOWES Landw. Regts. Nr. 92, zu Assift. Aerzten 1. Kl. efördert.

Monatsübersicht für April 1876. III, (Vergl. Nr. 114 d. Bl.)

Spanien. Im vergangenen Monate war die öffentliche Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die Verhandlungen der Cortes gerichtet, in denen hohwichtige Fragen, zum Theil von inter- nationalem Interesse, ihrer Entscheidung entgegensahen und die Regierung drängten, eine feste Stellung zu nehmen.

Rücksichtlih der Aufhebung der Fueros in den baskischen Provinzen und Navarra f| dies geschehen. In den am 1. Mai

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Erste Beilage

Berlin, Mittwo, den 17. Mai

begonnenen Ko.gferenzen erklärte der Minister-Präsident Canovas, daß den Dcegirten jener Provinzen nur ein fonsultatives Votum eiv geräumt werden könne und daß hinsihts der Kon- i and der Staatsabgaben völlige Gleichheit mit den übrigen 'Krovinzen bestehen müsse. Jn der den Delegirten ge- währt:n. Frist von sieben Tagen sollen dieselben erklärt haben, daß fie jede Verantwortlichkeit für die Aufhebung der Fueros ableb,aten und auch nicht geneigt seien, fih in Unterhandlungen übe ¿ diese Frage einzulassen. Jnzwischen werden die Dkfupa- tir„nstruppen in den baskischen Provinzen auf deren Kosten "anterhalten. i

Die Kommission zur Vorberathung des von dem Finanz- Minister Salaverria eingebrachten Budgets hat beschlossen, ihren Bericht erst nah Rücksprache mit den Staatsgläubigern vorzu- legen. Der Minister Romero Robledo \oll erklärt haben, daß das Ministerium gewilligt sei, aus der Annahme des Budgets eine Kabinetsfrage zu machen. Die Vorlage des Finanz-Ministers empfiehlt im Wesentlichen, die \hwebende Schuld dur Frist- bewilligung und höhern Zinsfuß zu reguliren und inzwischen die Emission einer neuen Anleihe vorzubereiten.

Na den bisherigen Abstimmungen in der religiösen Frage läßt sich annehmen, daß der Artikel 11 des Regierungsentwurfs, welcher die Giaubenseinheit betrifft, die Mehrheit gewinnen wird, Der frühere Minister Sagasta behauptete in seiner Rede vom 15. März, daß in den lezten Monaten seiner Regierung die Unterhandlungen mit Rom in erfreulicher Weise gediehen waren, so daß nur noch die untergeordnete Fraçe der Gehälter übrig geblieben sei und daß, wenn seine Partei noch einen Monat am Ruder gz-blieben wäre, in Anbetracht der Umstände die heute \chwebenden Fragen auf Grundlage der Verfassung von 1869 ihre Erledigung gefunden hätten. Die „Köln. Ztg.“ fügt hinzu, „daß in der That die Wiederherstellung der „katholischen“ Monarchie einen vollständigen Umschwung herbeigeführt und die \chrofen Anmaßungen der Curie von neuem belebt habe, ermuthigt durch die Schwäche und unnügen Zugeständnisse der Regierung.“ „Und dennoch \chließt die „K. Z.° giebt es seit den leßten funfzehn Monaten kein Vorkommniß, bei welchem nicht die Geist- lichkeit fich in der Reihe der erbittertsten Gegner der Regierung ‘gestellt hätte.“ s

Eine angenehme Unterbrehung in den ernsten Geschäften der Politik gewährte den Bewohnern von Madrid der enthusiastische Empfang, dessen sich déèr Prinz von Wales bei seinem Besuche in Spanien auf der Rückehr von Jndien zu erfreuen hatte, insbesondere eine glänzende Revue der Garnison der Hauptstadt.

Der Erzbischof von Sevilla ist gestorben.

Jun der Jnsurrektion von Cuba ist keine erhebliche Ver- änderung eingetreten. Die Jusel leidet an ungewöhnlicher Dürre und die Aussichten der Tabaksernte find wenig erfreulich.

Zur Eisenbahnfrage. LA; (Vgl. Nr. 113 ‘d, Bl.)

Jn Nr. 113 des „R. u. St.-Anz.* vom 13. d. Mis, haben wir eines Correspondenzartikel3 des „Sch wäb. Merkur“ vom 12. Mai erwähnt, den wir nachstehend in seinem Wortlaute zum Abdruck

bringen : -.

Bom Neckar, den 8. Mai. Ein Artikel in der „Augsb. Allg. Zeitung“ „Aus Württemberg vom 1. Mai* bespricht das Reichs- Eisenbahnprojefkt vorwiegend von dem Standpunkte des Verhältnisses der Einzelstaaten zum Deutschen Reiche und fommt hier zu folgenden Sätzen : „Das Prinzip, welche2 das Deutsche Reich zusammengefügt hat, ist daëjenige der Föderation und die Erhaltung dieses Prinzips Lebensbedingung des Deutschen Reiches auf seiner dermaligen Grund- lage.“ „Es ift auch allein auf dieser Grundlage fontrahirt worden, und selbst die Bestimmungen für Verfassungsänderungen sind nur auf der Grundlage der Erhaltung der Föderation gegeben, und zwar selbstverständlich -einer lebensfähigen, nicht aber einer Fôderation, welche von solcher nur den Namen trägt." „Nach der geschichtlichen Entwickelung, welche die verschiedenen deutschen Stämme genommen haben, uud nach deren Charaftereigenthümlihfeit müssen wir uns von einer auf freudiger Zustimmung beruhenden Föderation derselben mebr versprechen, als von einer ihnen wider ihren Willen künstlich mittelst mühsam durgeseßter parlamentarischer Erfolge aufgenöthigten ein- heitlichen staatlihen Leitung.“ „Daß das föôderative Band felbst bei erustem Waffengange fich erprobt hat, haben wir ge- seher; auf der gegenseitigen loyalen Handhabung unserer Rechte und Pflichten wird auch in Zukunft unsere Stärke beruhen.“ Wir sind niht gemeint, auf die Reich¿eisenbahnfrage hier näher einzutreten ; allein, nachdem der Eingangs erwähnte Artikel so große Beachtung gefunden hat, daß er im „Dresd. Fourn.* und im „St. A. f. Würt- temb.* vollständig abgedruckt wurde, möchten wir die ausgehobenaen Sätze, welche auf das Reichseisenbahnprojekt den Schatten werfen, ais ob dasielbe einen Angriff auf die Grundlagen der Reichsverfaf- sung enthalte, und als ob diejenigen, weiche demselben sih zuneigen, die reichsverfassungsmäßigen Rechte der deutshen Stämme und Stag- ten angreifen wollten, ein Vorwurf, welcher unserer Ansicht nah nit begründet ist, nicht unwidersprochen lassen. Wir sehen davon ab, ob die deutschen Einzelstaaten, wie sie sih, nit zum fleinen Theile auf der Grundlage der Kriege zu Ende des vorigen und zu Anfang deé gegen- wärtigen Jahrhunderts gebildet haben, die deutschen Stämme durchaus repräsentiren und ob nicht in mehr als einem der Staaten provinziell und konf-ssionell unterschiedene Theile zu einem politishen Ganzen verbunden sind, welches heute noch an jene Unterschiede und Gegensäße erinnert. Allein, wenn wir auch davon ausgehen, die deuishen Einzel- staaten seien an sih einheitlihe Glieder der behaupteten Föderation, so müssen wir entschieden verneinen, daß das, was der Artikel über den Charakter des Deutschen Reiches sagt, mit der Verfassung desselben Ss übereistimme. Das Deutsche Reis hat allerdings formell infofern cinen föderativen Charafter, als

er Bundesrath aus Vertretern der Bundezstaaten zusammengeseßt ist, welche die einzelnen Staaten als solhe repräsentiren, als die Stimmenvertheilung im Buntesrath niht vorwicgend nah der Bröße und Bevölkerung der einzelnen Bundesstaaten, sondern bis auf einen gewissen Grad unabhängig hiervon geordnet ist, als diesem Bundes- rathe eine sehr wichtige Stellung in der Reichsverfassung ein- geräumt und als endlich bei Berl and einer kleinen Stimmenzahl im Bundesrath ein Veto zugestanden ist. Allein damit {ließen in der Hauptsache die fêderativen Bestim- mungen der Reichsverfassung. Es ist bekannt und aner- fannt, daß selbs die ein elnen Staaten zustehenden Reservat- rechte niht die Natur von ertragêrechten haben, welche nit ohne Zustimmung der Legislalionen der betreffenden Bundesstaaten ge- ändert werden könnten, sondern von Bestimmungen der Reichsverfas- sung, deren Aufhebung nur in der Form von Abänderungen der Reichsver-

fassung zulässig ist, Daß übrigens in diesen formellen Beziehungen der

isheu Staats-Anzeiger.

gewahrt worden ist, wird Niemand

gescheben wird. aus niis, sittigung und G-seßgebung über von den Einzelstaaten Die Richtschnur für die

über den Einzelstaaten bilden Zwecke des Reichs: „Der S

des deutschen Volkes,“ im Einzeln

liegen und über die Richtung, in

Verkehrs." Die Ausdehaung der

nicht einzelne Abschnitte der Reich geben, den Angelegenheiten ab_ von den Organe des Reichs. So wenig

Münzuwvt sen,

wenig wücde dieser Charakter No Landesvertheidigung oder des allg fenden Weise gestalten würde. A der Reichsverfassung Bestimm welche theilweise als Beschränk Bergleihung der Entstchurg dies erste Folgerung aus

den wollte.

und 45 von der Art, daß sie

es ist für die Mittel, x durh die Reichsverfassung

änderung einzelner Bei

meinen Wohlfahrt des deutschen der Ansicht sind,

Müoz-, Bank-, Papiergeld-, nicht abweichen von dem Grund) habung der Rechte und Pflichten

Befugnisse des

_Scuy des tunechalb desselben giltigen Rechts,

der Reichsverfassung über die Angelegenhciten, d | tigung Seitens des Reiches und der Ges-ßgebung desselben unker»

in allen unter den Art. 4 der

herigen Rechte der Einzelstaaten theilweise C

Eisenbahuangelegenheicen aufgefaßt worden fiad.

nothwendig ist, wollen wir nicht näher erörtern.

cs werde hierdurch von dgedanken | Reichsverfassung nicht weiter abg-wichen, als durch die einheitliche Justizgeseßgebung u f, w., darum nochch

pr T

föderative Charafter der Reichsverfassung bi

in Deutschland bestreiten, und man

wird der Versicheru=g des leitenden Staaatsmannes glauben dürfen, daß dies auc bei der weit-ren Eatwicklung des. Neichs-Eisenvahnprojekts Materiell aber enthält die Ne af ) was die Befuznisse des Reichs bei den jetner Beauf- zugewiesenen

Peichéverfassung durh-

Gegenständen, begrenzen würde.

Reichs gegen- im Allgemeinen lediglich die Bundesgebiets und des sowie die Pflege der Wohlfahrt en aber die Bestimmungen in Art. 4 welche der Beaufsich-

gegea- allgemein

welcher diese Gegenstände jener Be-

aufsichtigung unterliegen, bei den Eisenbahnen insbesondere nach Art. 4 Nr. 8 das „Interesse der Lande8vertheidigung und

des allgemeinen Reichébefugnisse gegenüber den Zus-

ständigkeiten der Einzelstaaten hängt innerhalb dieser Grenzen, soweit

¿verfassung Besonderes an die Hand

Reichsverfassung _fallen-

verfassungënmäßigen Beschlüssen der es eine Verleßung des reih8ver-

fassung8mäzigen föôderativen Charakters des Reiches enthält, daß das a das Bankwesen, die Papiergelddemission durch die Reichs- gescßgebung bis ins Einzelste geregelt worden, und daß hierbei mannig- fache frühere Befugnisse der Einzelstaaten beseitigt worden sind, 10

th leiden dur ein Reichsgeseß, wel-

ches die Reichsaufsicht über das Eisenvahnwesen im Interesse der

Nerkehr:s in einer die bis-

ändernden und beschrän- slerdings enthält der VII, Abschnitt ungen über das Eifenbahnwe}en, ungen der Reichszuständigkeiten n Allein eine nähere er Bestimmungen ergiebt unzweifel-

emeinen

haft, daß fie diesen Charafter nicht haben, daß sie vielmehr nur eine dm Art. 4 Nr. §8 der Vecfassung sein sollten, wenn auz vorerst, d, h. im Fahre 1867 nicht weiter gegangen wers Unter diesen Bestimmungen find

dann die Art. 43, 44 überbaupt nur G.undsäße enthalten,

welche einer rei chsgeseßlichen Entwicklung kedürfen und fähig sind, und welche hierzu ung feine

Ob hierzu ein Reichs Eisenbahngeseß _ob reu : schlag der sog. Reichsvahnen geeigneter ist, ob hierzu die formelle Ab- timmungen des VII. Abschnitts der Reichsverfassung

dienlich und nothwendig find, absolute Schranke gezogen. oder ob der preußische Bor-

Soviel aber scheint uns

festzustehen, daß der von der preußischen Regierung vorgeschlagene Wegnicht e säblich im Widerspruch steht mit dem Charafter der Reichévers fassung, und daß darum diejenigen, welche diejen Weg als den, der all-

Nolkes entsprechenden ansehen, welche

dem Grundgedanken der

atze der „gegenseitigen loyalen Hand=-

H -

Vollendung des

Gassen bewilligten Mitteln im

2,100,000 M nöthig sein wird. Bebra-Friedländer Bahn über die

wogegen bei dem Bau der Bah

Verlegung des Etatsjah

Landtags - Angelegenheiten.

Durch den dem Abgeordnetenhause vorgelegten Geseßentwurf, betreffend die Deckung der für die Weiterführung und Baues der Bebra-Friedländer Eifen- bahn erforderlichen Geldmittel, soll die Regierung ermächs tigt werden, soweit die Geldmittel niht aus den dur das Gesel vom 14. Juni 1874 zur Vollendung der Bahn von Arvsdorf

nach Betrage von 5,670,000 A4 entnom-

men werden können, Schuldverschreibungen in dem Nominalbetrage auszugeben, wie er zur Beschaffung einer Summe von höchstens

Die Mehrkosten für den Bau der durch Gese vom 25. März 1872 zur

Verfügung gestellten 7,600,000 Tblr, belaufen sich auf 3,150,000 Æ,

n Arnsdorf: Gassen 1,050,000 A er-

\part sind, so daß nur noch 2,100,000 Æ erforderli werden. Die Kommission des Abgeordnetenhaujes zur Prüfung des Staatshaushalts Etats über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die

res und die Feststellung des

Staatshaushalts-Etats für das Vierteljahr vom 1. Januar bis 31, März 1877, beautragt in ihrem jeßt vorliegenden Bericht die un- veränderte Annahme des Geseßentwurfes,

: Gewerbe In werks-Actien-Gesellschaft Summe von 2,047,023 M bere stellt.

regulirt, und {weben wegen des

56,417 M. auf Reservefoads-Co1 sammlung zum Beschluß.

Elberfeld, 17. Mai. Die

1875, mithin Mindereinnahme 30. April d. J. betrugen die einnahme 634,477 M

fellschaft wird für das am 31 zur Vertheilung bringen. i Non heute an stellt die Gesellsch gelegenen Ortschaften in Dienst.

raumt gewesene Generalversamml

Aktiendeponirung nicht statt. Generalverjammlung auf den 28

1,186,548,000 Fr. (138,773,000 Zeitraum des Jahres 1875) und (97,801,000 Fr. weniger) auf.

rübre, so daß sich für 1875 nur ein Verlust Von den Moratoriums\ulden von 1,023,000 4 find 875,700 4 durch Uebernahme von Gutschrift auf Helsingfors und Prioritäten

lungen, deren günstiger Ausgang erwartet wird. fihtörath eingebrahten Antrag auf Zusammenlegung von zehn alten Aktien à 300 X in eine neue Aktie à 500 H und die Überschiezen-

und Handel.

der Generalversammlung der Kontinental-Wasser-

„Neptun“ bemerkte der Vorsißende

zur Bilanz, daß von dem Verlust im Betrage von 2,693,582 A. die

its aus den Jahren 1872—74 her- von 646,459 M bheraus-

Restes von 147,309 Æ die Verhand- Dea vom Auf-

ito zu übertragen, erhob die Ver-

Gesammteinnahmen der Bergi \ch-

Märkischen Eisenbahn und der Ruhr-Sieg-Eisenbahn betru- gen im Monat April 4,975,092 A gegen 5,150,893 „K im Monat April

175,891 A Vom 1. Januar bis Einnahmen 18,957,427 Æ gegen

19,591,904 6 in demselben Zeitraum des Vorjahres, mithin Minder-

Die Säch sisch-Böhmishe Dampfschiffahrts-Ge-

. März d. J. abgelaufene Betriebs-

jzhr nah herkömmlichen Abschreibungen ‘eine Dividende ven 10 °/g Die Dividende des Vorjahres betrug 8 °/o.

aft zu ihren 18 großen und ichônen

Personendampfern 2 neue kleinere Salon-Raddampfer zur Verftär- fung des Lokalverkehrs zwischen Dretden und den elbaufwärts nächst-

Wien, 16. Mai. (W. T. B.) Die auf den 30. d. M. anbe-

ung der Lombardischen Eisen-

bahn findet nah einer Meldung der „Presse“ wegen ungenügender Der Verwaltungsrath hat eine neue

. Juni gusgeschrieben.

Die Bewegung des franzöôsischen Handels während der ersten vier Mouate des laufenden Jahres weist eine Einfuhr von

Fr, mehr als in dem entsprehenden eine Ausfuhr von 1,146,833,000 Fr.