1876 / 136 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jun 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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„Es cheint mir durchaus natürli, daß der edle Lord di Î frage an die Regierung richtet, und ih halte die Frage bit pr ganz und gar im Einklange mit sziner Pflicht als Leiter ter Oppo+- fition. Jch kann ihm die Versicherung ertheilen, daß soweit Ihrer

Die neueste Nummer der „Leipztger Jllustrirten Zei- tung“ vom 10, Juni bringt unter ihren Jllustrationen u. A. das Portrait des neuen Großsultans Murad V., nach einer Photographie von Abdullah Frères in Konstantinopel, die feierliche Eröffnung der Weltausstellung zu Philadelphia am 10, Mai und die neue preußische

; O be, weil er das deutsGe System zur Er- } tionen während -der sechs Wochen aufgören läßt und den Aufständi- halb NEENOIEN, YaVer Weil er Da G Lmie chen es somit möglih macht, sich in aller Sicherheii mit den Behörden

gänzung der Marinemannschaft 1D DeCtnuns E is Verbindung zu seten, um sih zu unterwerfen. Es if wohlverstan- reserve aus eigener Anshauung kennen lernen Ne Det den, daß die nöthigen Bewegungen, die zur Verproviantirung von Niksic nöthig sind, von dieser Suspension der Operationen ausge-

vorausgeseßt, daß dieser Gegenstand bis dahin an dieselbe ge- langt sein wird. Weitere Sizungen finden, bis zur Erledigung des Budgets dur die Zweite Kammer, vorausfihhtlih nit ftatt.

Nichkamlliches. Deutsches Nei.

__ Preußen. Berlin, 12. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag den Vortrag des Geheimen Kabinets-Rathes von Wilmowski, nahmen die Mel-

“dung des General-Majors Marschall von Sulicki, Commandeurs der 27. Infanterie-Brigade, entgegen und empfingen den Ge- \andten am Hofe zu Madrid, Grafen von Haßfeldt.

Die vereinigten Aus\{chü}sse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Iustizwesen traten heute zu einer Sizung zusammen.

Bezüglich der Anwendung des Artikel Ul. des Geseyes vom 16. Juni v. I., betreffend einige Abänderungen der Vor- \chriften für die Veranlagung der Klassensteuer hat der Finanz - Minister durch Cirkularerlaß vom 2. d. M. den Regierungen Folgendes eröffnet:

| 1) Wenn das cinen Steuerpflichtigen in seinem Nahrungs- zustande zurülsegende Ereigniß „nah der Veranlagung“, aber vor dem Beginn des Steuerjahres eingetreten is, \o fleht dem Ersteren das Reht zu, eine andere Fesiseßzung der Steuer st ufe im Rellamationswege zu ver*olgen, wobeier an die ge- setlichen Präklusivfristen und Formen gebunden ift. Gine Abände- rung der Steuerstufe kann auf anderem Wege von ihm nit erreiht werden. Hat er diesen Weg überhaupt nicht oder nit reht- zeitig betreten, so ist nihtsdestoweniger ein Gesuch desselben um verhältnißmäßigen „Erlaß“ an der festgeseßten Steuer auf Grund des Art. 11. und nach dessen Wortlaut zulässig, auch an Prä- _ Yusfiofristen niht gebunden. 2) Ein Steuererlaß kann nur „auf Vorschlag“ der Einshäßungskommission bewilligt werden und bedarf desselben zur Rechtfertigung. Im Allgemeinen dürfte wenig Grund zu der Besorgniß vorliegen, daß eine Einschäßungs- Tommission in einem Falle, wo nach den Umständen ein Erlaß an si gerechtfertigt sein würde, es ablehnen möchte, ihrerseits einen entsprehenden „Vorschlag“ zu machen. Sollte dies aus- nahmsweise vorkommen, so ist es der Regierung unbenommen, ihre Auffassung zur Kenntniß der Einshäzungskommission gelangen zu lassen, um eine nochmalige Erwägung herbei- zuführen. Wenn die Kommissicu es dennoch ablehnt, einen Erlaß vorzuschlagen, so kann ein solcher nicht gewährt werden. 3) Daß ein verhältnißmäßiger Erlaß unter Umständen den ganzen Steuerbetrag umfassen kann, is zweifellos. 4) Ein Rekurs gegen eine Entscheidung der Regierung, durch welche außerhalb des Reklamationsverfahrens (vergl. zu 1) ein nahgesuhtec „Erlaß“ abgelehnt wird, findet nit statt. Un-

benommen bieibt aber Steuerpflichtigen, ihr abgelehntes Gesuch '

dem Finanz-Ministerium vorzustellen wofür keine Fristen und Formen vorgeschri-ben sind.

Se. Durchlaucht der Erbprinz Friedrih Wilhelm von Isenburg-Büdingen ist nah Wächtersbah und Se. Erlaucht der Graf Carl von Isenburg-Büdingen nah Meerholz abgereist.

Der General der Kavallerie von Podbielski, Gencral-Inspecteur der Artillerie, if von Urlaub aus Marien- bad hierher zurückgekehrt. Der General-Lieutenant von Biehler, Allerhöchst beauftragt "mit Wahrnehmung der Ge- schäfte der General-Jnspektion des Jngenieuxcorps und der Festungen hat sih zu Inspizirungen in Schléswig-Holstein, Pommern, Preußen und Posen auf Dienstreisen begeben.

__— Der Erste Präsident des Kammergerichts, Wirkliche Ge- heime Rath Dr. von Strampff, hat fih auf Inspcktionsreisen in bie Priegniß, zunächst nah Perleberg begeben.

Der zum Kaiserlihen Konsul in Port au Prince auf Haiti ernannte Dr. Graser war am 13. v. Mts. mit dem Postdampfer „Franconia“ in St. Thomas eingetroffen, und hat sih am 17. v. M. an Bord S. M. Schiff „Victoria“ einge\hi|t, u „s über Cap Haiti und Goraives auf seinen Poften zu egeben.

Bayern. München, 10. Juni. Der Aus\chuß für den Jörgshen Wahlgeseyentwurf hat die zweite Lesung desselben, inkl. der Wahlkreiseintheilung, heute Vormittags beendet. Wesentliche Aenderungen des Entwurfs erster Lesung wurden nicht beschlossen, da eine Anzahl Anträge der liberalen Abgeordneten nicht zur Annahme gelangte. Die Hauptabstim- mung über den ganzen Entwurf wird ersst nach Vorlage der Redaktion der leyteren Beshlüsse in einigen Tagen erfolgen, „es dürfte aber“, wie die „Allg. Ztg.“ bemerkt, „kaum zweifel haft sein, daß von den 14 Mitgliedern des Aus\hu}ses nur die ultramontane Hälfte für die liberale aber gegen den Entwurf stimmen wird. Daß derselbe in der Kammer nicht die nöthige Zwweidrittel-Mehrheit erlangen wird, war ja {hon längst voraus- zusehen.“

Ein kürzli in der Kammer der Abgeordneten durch die Interpellation des Abg. Brandenburg ange- regter Gegenstand hat dur gestern publizirte minifterielle Bekanntmachung bereits die \gewünshte Erledigung ge- funden. Der König hat angeordnet, daß in der Folge bei den Anlagen neuer Staatsstraßen, sowie bei Erweiterung oder Umlegung bestehender Staatsstraßen für die in Anspruch genommenen Auslichtungsflähen der betreffenden Grundeigenthümer nah Maßgabe des Geseßes vom 17. Novem- ber 1837, die Zwangsabtretung von Grundeigenthum für ôffent- liche Zwecke betreffend, Entschädigung gewährt, dann daß bei dem Vollzuge der Bestimmungen über die Auslihtung der Gehölze an den bereits vorhandenen Staatsforsten unter sorgfältiger Er- wägung der örtlihen und sonftigen Verhältnisse stets nur nah Maßgabe des unabweisbaren Bedürfnisses und mit thunlichster Schonung der S der Grundeigenthümer verfahren werde.

__— Am 8. Juni ist nach längerem Leiden dec vormalige Königlih württembergi\he Gesandte am Königlich bayerischen U Staatsrath Graf von Degenfeld-Schomberg, hier- elbst verschieden, wo er seit seiner im Jahre 1868 erfolgten Pensionirung gelebt haî.

Baden. Karlsruhe, 9. Iuni. (Fr. J.) Die Thätigkeit der Sozial-Demokraten in Baden für die nächsten Beivtanas wahlen hat mit der f e v von Volksversammlungen in Karlsruhe, Heidelberg, Pforzheim und e begonnen, von welchen aber nur die lehtere von einiger Bedeutung war. Als Redner erschienen der bekannnte in der Pfalz als Abgeord- E alle b dilhe Unt Febr Treten) aus Darmstadt und

er enilassene badishe Unterlehrer Leininger, wel i - heim 2c. kandidirt. ) N

essen. Darmstadt, 9, Juni. Die Erfte Ka 4 tände tritt am 17. l, M. zu einer Sihung lay ‘Be:

der

Anhalt. Dessau, 8. Juni, ‘Der Herzog hat fi heute nah Wildbad begeben, um die Pri n Elisabeth hi zurück zu begleiten. : A E S

__ Desterreih-Ungarn. Wien, 10. Juni. Der Kaiser ist gestern Morgen von Ischl nach Schönbrunn zurückgekehrt und wohnte heute auf dem Schmelzer Exerzierfelde den prak - tischen militärishen Prüfungen des Kronprinzen bei, welcher dieselben glänzend bestand. Graf Andras\y hat gestern das ihm von dem Kaiser für den Sommer zux Ver- fügung gestellte „Stöckel“ in Schönbrunn mit Familie auf einige Wochen bezogen.

Bu den bereits durhchgeführten oder noch im Zuge be- findlihen Reformen in der Armee ift jet auch eine Reor- ganisirung des Fuhrwesens hinzugetreten, Der betreffende Entwurf ist vom Kriegs-Ministerium bereits ausgearbeitet und an die Kaiserlihe Militärkanzlei geleitet worden.

Fn einer Versammlung von Repräsentanten sämmtlicher gewerblihen Korporationen Wiens referirte NRechbauec über das Programm eines österreihishen im September zu Wien abzuhaltenden Gewerbetages. Däs Programm wurde einstimmig angenommen und von 120 Repräsentanten unter- fertigt, Der Gewerbeverein und sämmtliche gewerblihe Korpo- rationen Brünns nahmen gleihfalls das Programm an.

Im Laufe der nächsten Woche sollen die Verhand- lungen über die Bankfrage wieder aufgenommen werden. Es handelt sih zunächst um Konferenzen der beiderseitigen Mi- nisterial-Organe, während die Minister selbft ers auf Grund der fertiggestellten Elaborate in die Aktion treten werden,

_— 12. Juni. (W. T. B.) Der Reichsfinanz-Minister, Freiherr v. Holzgethan, is heute Nacht bier plöglih ge- storben. Nach Aussage der Aerzte hat ein Lungenleiden den Tod herbeigeführt.

Linz, 9. Juni. Die oberösterreichishe Statthalterei hat den Gemeinderath von Steyer, dessen Mitglieder fi wegen des bekannten Konsliktes zwishen dem Waffenfabrikanten Wörndl und dem Reichstagsabgeordneten Zeilberger von den Sizungen fernhielten, aufgelöst. Bis zur Vornahme der Neuwahl wurde Bürgermeisier Cramer zum landesfürstlichen Kommissär bestimmt,

Prag, 9. Juni. Die „Bohemia* nuldet: Das Jesuiten- seminar in Mariaschein sollte mit dem laufenden Schuljahre ge\schlo\\en werden, weil bisher kein geseßlih befähigter Leiter bestellt wurde. Der Leitmerizer Bischof bat jedoch das Kultus- Ministerium um die Gestattung einer zweijährigen Frist zur Be- stellung dieses Leiters.

Triest, 9. Juni. Die „Triester Zeitung“ erfährt von kom- petenter Seite, daß die griehi\sche Regierung den Präfek- turen des Königreiches den Auftrag ertheilte, alsbald zur Durch- führung des Geseyes vom Zahre 1867 über die Organisirung der Nationalgarde zu \hreiten, nah welchem alle Staats- bürger im Alter von 19 bis 50 Jahren verpflichtet sind, in -die Nationalgarde einzutreten.

Krakau, 9. Iuni. Wie die „N. Fr. Pr.* meldet, wird demnächst in Warschau eine Konferenz von Vertretern der russischen, preußishen und österreichischen Regierung behufs ge-

‘wünschte zu

meivshaftlicher Regulirung der Weichsel stattfinden.

Majeftät Regierung in Betracht kommt, keinerlei Wuns{ vorlie

dem Hause gegenüber ora ed Zurückhaltung zu vertan Are sind keine von ihr genehmigte Schriftstücke vorhanden, welche sie auf j den Tisch des Hauses zu legen abgeneigt wäre. teressen, welche höher stehen als selbst die natürliche und gerechtfertigte Neugierde des Parlaments und welche selbst die Regungen der Mis nister überwinden. Und wenn solche Interessen die Gestalt der Er-

nehmen, so bege ih dieser Sache niht unnöthig erweise drängen wird. ih jedo vollkommen bereit, dem edlen Uord die Auskunft, die ih ertheilen kann, immerhin zu geben. Es ist sehr richtig, daß damals. als ih das leßte Mal bezügli des Berliner Memorandums vor dem Hause spra, ich dem Hause mittheilte, das Memorandum sei nit vorgelegt worden, und daß ih die Hoffnung ausdrückte, es möchte überhaupt nicht vorgelegt werden. Jch glaube gegenwärtig. durchaus zu der Erklärung ermächtigt zu sein, daß das Berliner Mes morandum zurückgezogen worden ist. Es it uns an- gezeigt worden, daß seine Erwägung auf unbestimmte Zeit vertagt ist. Ohne Zweifel würden die bemerkenswerthen Ereignisse, welche si in Konstantinopel zugetragen haben, zum großen Thei! diese Zurücktnahme er- klären, weil die Pforte, obs{on die Note nicht vorgelegt worden war, bereits Vorschläge gemacht Hatte, welhe mehr als einem der in dem be- sagten Viemorandum ausgedrüctten wihtigen Punkte vorgrifen. Und ih glaube, daß wenn ih die Thatsache berühre, daß diè Pforte selbst aus freien Stücken einen Waffenftillstand - angeboten hat, so dürfte das allein genügenden Grund für eine beträchtlihe Pause vor U-ber- reichung des Schriftstückes liefern, selbst wenn das, was" i für ein befriedigenderes Ergebniß als die Verzögerung der Vorlegung erachte, nicht eingetreten wäre. Zu gleicher Zeit möchte ih bemerken, daß, obshon wir es für unsere Pflicht erachteten, zu dem genannten diplomatischen Akienstüdcke nicht: unsere Zustimmung zu ertheilen, die darauf bezügliche Ankündigung

hatten, uiht in unfreundlihem Geiste aufgenommen r Ganz im Gegentheil. Großes Bedauern wurde E bee des Weg, den wir uns einzu\chlagen verpflichtet fühlten, und es wurde: außerdem ein lebhaftes Verlangen geäußert, daß wir unsere Ent- scheidung über einen Schritt, den die genannten Mächte als. wihtig für die Interessen Europas ansahen, nochmals in Erwägung ziehen möchten. Jm gegenwärtigen Augenblicke Me ih sagen zu dürfen, daß in mehr als einem Punkte Ihrer tajestät Regierung im Verein mit den anderen Großmächten O und zwar, wie ich hoffe, erfolgreich handelt. Wir aben uns darüber mit den anderen Örofßniatten geeinigt (coucurred), oder vielmehr man Fönnte sagen, die anderen Mächte haben sich mit uns garn auf allè Fâlle herrscht vollkommene Uebereinstimmung zwischen uns und den Mächten darüber, daß auf den neuen Souverän der Türkei kein ungebührlicher Druck ausgeübt werden sollte, daß er und scine Rathgeber Zeit haben sollten, ihre Maßregela uud die Politik, welche sie zu verfolgen beabsichtigen, zur Reife zu bringen. Ferner auch und ih halte das für niht minder wichtig haben wir unsere Vorstellungen zu denen Oesterreichs und Ruß- lands, und ich glaube auch Frankreichs, hinzugefügt, und ih habe nur ge- ringen Zweifel, daß g egenwärtig Vorstellungen aller Großmächte gemacht werden, um Serbien die Wichtigkeit maßvo!len Auftretens auf seiner Seite ans Herz zu legen, Jch hoffe, wir haben diese Rathschläge- der Mäßigung nicht ohne Erfolg Serbien ans Herz gelegt. Noch ein dritter Punft liegt vor, in welchem si sämmtliche Großmächte geeinigi haben, wenn guch nit zugleih, so doch in Nebereinstimmung zu handeln, nämli bezügli der Anerkennung des- neuen Sultans. Es war na unserer Meinung von großer Wicbtig- keit, daß diese Anerkennung gewährt werden sollte, ohne füx den Auf- {ub zu warten, welchen unter den Umständen die gewöhnliche diplo- matische Etikette veranlc:ssen mußte, weil nach der Anerkennung. der Botschafter der Könizin von seinem Vorre&te, persönli vom

Sultan empfangen zu werden, Gebrau machen konnte. Jch glaube,

Schweiz. Bern, 8, Juni. Der Nationalrath hat heute bei Fortberathung des Fabrikgeseßes die Artikel 6 und 7 erledigt; Art. 5, welcher von dem Verfahren im Falle der Verlegung oder Tödtung ; eines Fabrikarbeiters durh den Fabrikbetrieb handelt, und somit zu dem Art. 4, betreffend die Haftpflicht des Fabrikbesizers in diesem Falle gehört, wurde glei diesem an die Kommission zurückgewiesen. Ohne Anstand ward Art, 6: „Die Fabrikbesizer haben über die in ihren Anstalten beschäftigten Arbeiter ein Verzeichniß nah einen vom Bundesrath aufzustellenden Formular zu führen“ angenommen. Zu einer ! langen Debatte gaben jedoch die Bestimmungen über die Fabrik- ordnung in Art. 7 Anlaß, der s{hließlich, unwesentlih verändert, nah dem Antrag der Kommission folgende Fassung erhielt: „Der Fabrikbefiger ist verpflihtet, über die gesammte Arbeits- ordnung, die Fabrikpolizei, die Bedingungen des Ein- und As- tritts und die Ausbezahlung des Lohnes eine Fabrikordnung zu erlassen, Wenn in ‘einer Fabrikordnung Bußen angedroht werden, so dürfen dieselben die Hälfie des durhschnittliczen Taglohns nit übersteigen. Die verhängten Bußen sind im M der Arbeiter, namentlich für Unterstüßungskafsen, z:1 verwenden,“ :

Grofßbritanuien und Jrland. deute fehlen zum ersten Male beunruhigende Depeschen über die orientalishen Angelegenheiten, Vielmehr athmen alle Frieden; alle Telegramme sämmtlicher Morgenblätter aus Wien, Berlin, Paris melden, daß die Gefahr eines Kriegs- aushruchs an der serbishen Grenze dur. gemeinsames Ab- mahnen aller Mächte vorerst beseitigt und begründete Hoffnung auf Wahrung des europäishen Friedens vor- handen sei, Die Erklärungen Disraeli's im Unterhause gaben eine beruhigende Wirkung geübt. Die „Times“ be- merkt, die Hauptbedeutung der Mittheilung Disraeli's liege we- niger in den Einzelheiten derselben als in seiner gesammten Darstellung Bezüglih der friedlihen Tendenzen sämmtlicher Mächte und in seiner ausgesprohenen Hoffnung auf deren Ver- wirklihung, Die übrigen Tageblätter besprehen die ministerielle Erklärung beifällig, und au die Oppositionspresse äußert volles Vertrauen in die Haltung Dabg's.

Ueber die gestrige Unterhauss\ißzung liegen jeßt fol- gende ausführlihe Mittheilungen vor: Lord Sartin R erfahren, ob der Premier nunmehr, da das Berliner Memorandum doch nicht vorgelegt werden solle, den Abs{chluß dieses Kapitels der Verhandlungen nit für eine günstige Gelegenheit ansehe, solche Scriftstücke zu ver- öffentlichen, welhe das Parlament in Stand seßen würden, ih eine Ansicht über die neuerdings von der Regierung in der orcientalishen Frage verfolgte Politik zu bilden. Ausdrücklih lehnte der Fragefteller daher den Gedanken ab, als wünsche er die Regierung in Verlegenheit zu seßen, oder als nehme er an, es herrsche im Lande irgendwie Mißtrauen bezügli der Schritte der Regierung. Indessen sei das Ministerium vielleicht geneigt oder begierig, die Erläuterungen über ihre Politik zu bieten, da über deren Se und Tragweite das Land sh in einiger- maßen ungewöhnlicher Unbestimmtheit befinde. Die bereits im Auszuge telegraphisch mitgetheille Antwort" des Herrn

London, 10. Iuni.

die Beglaubigungsschreiben Sir H. Elliots find von der ‘dvigin eingelaufen und werden heute Abend abgehen. Jch dar sonst noch erwähnen bezüglich der Anerkennung des Sultans, 8 diese Anerkennung uicht auf die Großmächte Europas beschränkt ge- blieben is, sondern man darf wohl jagen, daß ein allgemeines Gefühl. ber Zustimmung von allen Klassen, Bekenntnissen und Stämmen unter den Unterthanen der Pforte zum Ausdruck gekommen ist. J. alte es für sehr wichtig, daß die Häupter der sämmt- lichen christlihen Gemeinschaften dem Sultan persönliß Glü gewünscht oder die Erlaubniß nachgesucht haben, ihm persönli: zu seiner Thronbesteigung Glück wünshen und ihr Vertrauen zu der Politik, welche er verfolgen wird, ausdrücken zu dürfen. Jch wünsche natürlih nicht die Bedeutung eines solchen Vorfalles zu übertreiben, allein ih glaube, es mag immerhin einen woblthätigen Einfluß auf die Aufständisden ausüben, und wird sicherlih die Wir- kung der Rathschläge, die, wie ih hoffe, alle Großmächte gegenwär- tig den Aufständischen ertheilen, die Gelegenheit zur Sicherung der Ruhe Europas, welche sich zu bieten scheint, zu benußen, nicht 'ver- mindcrn, sondern eher noch erhöhen. Noch möchte ich über einen andern Punkt eine Bemerkung machen. Es is nicht meine Gewohnheit gewesen ,-und wird es hoffentlih auch nit wer- den, das Haus mit Dingen, die mi per)önlih angehen, zu belästio gen. Allein da im gegenwärtigen Falle diese persönlihe Bemerkung mit Erwägungen hoher Politik in Verbindung steht, so hoffe i, das Haus wird mir verzeihen, Jch vernehme, daß gestern. in dèn Wiener Blättern ein Brief mit meiner Unterschrift er- schienen ist, welcher si frei über die gegenwärtige politische Lage Europa, die Absichten und die Politik Englands verbreiiete Und mit unverzeihliher Mißachtung von einer Großmacht \prach, welche ein Alliirter unseres Souveräns ist. Jch möchte daher diese öffentliche Gelegenheit benußen, da {ener Brief in einigen englischen Blättern mitgetheilt worden ist,#zu erklären, daß derselbe eine Fäischung ist.“ Die Anfrage des Marquis. of Hartington, „ob die Re- ierung erwarte in ‘die Lage zu kommen, die auf die jüngsten erhandlungen bezüglihen Papiere auf den Tisch des Hauses. niederzulegen“, beantwortete Herr Disraeli folgendecmaßen : „Ich solltes denken, daß s{hließlich kein Grund gegen die fast aus-ahmslose Mittheilung der sämmilichen auf diese Verhandlungen bezüglichen Papiere vorliegen wird, ällein ich glaube augenblicklic, daß, da. die Schriftstücke, welche der edle Lord berührt, nothwendig den Charakter der Kontroverse haben, und da es ferner unsex Wunsch ist,. soweit als möglih ein vollkommen gutes Einvernehmen mit den Mächten, welche thatsächlich in Uebereinstimmung handeln, aufrecht zu exhalten, das Erscheinen dieser Schriftstücke mindestens hinaus- geschoben werdeu sollte,“ Die „Army and Navy Gazette“, das Fachblatt für Heeres- und Flottenangelegenheiten, widmet der deutschen Flotte einen fehr anerkennenden Artikel, der sich zunächst auf das nah. dem Mittelmeer gesandte Geshwader bezieht und im Weiteren die rasche und kräftige Entwickelung der jungen deutschen Flotte behandelt. „In der That“, sagt das genannte Blatt unter An- derm, „wären alle Kriegsschiffe unter deutscher Flagge, die hon ebaut und fertig sind, in Dienst gestellt, und dur zwei oder rei- verstärkt, die hon der Vollendung nahe find, so dürfte man die ganze Streitmaht wohl als furchtbar (formidable), bezeichnen, und fie würde wahrscheinlih hinreichen, um die Wag-. shale einer von zwei ziemlih gleihstarken Mähten zuzuwenden. Gegenüber der mannigfahen Vermuthungen, welhe über den Pfingstausflug des Marine-Ministers nah Deutsh- land hier und da aufgestellt wurden, giebt der „Standard“

rathung der Prorogation des Finanzgeseyes zusammen,

Disraeli lautete nah der „E, C.“ wie folgt:

die Versicherung, daß Hr. Ward Hunt denselben lediglich des-

Zweige des Dienstes hat der erste Lord der Admiralität, seitdem

Allein es giebt In- -

haltung des Friedens der Erhaltung eines .ehrenhaften Friedens an-- die Ueberzeugung, daß das Haus die Regierung in. Gleichzeitig bin:

der Regierung von den Mächten, an die wir uns zu wenden.

er im Amte is, besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Auch für den Präsidenten des Handelsamtes, der den Marine-Minister begleitete, iff derselbe bei dem fühlbaren Mangel an tüchtigen Matrosen für die Handelsmarine von größter Wichtigkeit.

Frankreich. Paris, 10. Juni. Der Präsident der se Republik und defsen Gemahlin empfingen gestern Vormittag den | Z Großfürsten und die Großfürstin Michael von Rußland und machten sofort ihren Gegenbesuch. Später empfing der Präsident Herrn de la Riva Agnero, der sein Beglaubigungs- schreiben als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Republik Peru überreichte, sowie den Gesandten des Kaisers von D A Leßterer hat dem Präsidenten

ehn prachtvolle Pferde übersandt. : pes L d E tlihe Blatt veröffentliht heut wieder die Ernennung von einem Maire und drei Adjunkten.

Die Deputirtenkummer hat beschlossen, den Antrag auf Einstellung der Verfolgungen wegen Betheili- gung an dem Aufstande der Kommune in Betracht ziehen zu wollen ; :

Große Festlichkeiten werden in Lourdes vorbereitet zur Einweihung der neuen Wallfahrtskirche, die nahe bei der Grotte errihtet werden soll, und zur Krönung der Mariensäule. Diese Feste beginnen am 1. Juli und sollen drei Tage dauern.

Der Erzbischof von Aix hat seine Entlassung als

Mitglied des akademischen Rathes verlangt, weil ex nach An- | von Fanar ein feierlihes Tedeum Murads V. abgehalten und vom öokumeni\schen Patriarhen Dank- d

gebete in allen griehishen Kirchen angeordnet worden.

nahme des Waddingtonschen Gesezes der Univerfität seine Unter- stüßung niht mehr leihen könne. i

Aus Algier wird unter dem 8. Juni gemekdet: „Die Aufrührer von El-Amri sind streng bestraft worden. Ihre Güter find unter Sequester gestellt, sie wurden entwaffnet, aus ihrer Oase vertrieben und einer Kriegskontribution unterworfen. Neun von ihnen wurden vor ein Kriegsgericht gestelt und 23 in Korsika internirt. Der Kadi wurde wegen Nachlässigkeit ab- d

geseht.“

Spanien. Der dem Senat vorgelegte Gesehentwurf, betreffend die Aufhebung der baskischen Fueros (Sonderrechte) will nicht nur die Nordprovinzen zu dem all- gemeinen ‘Steuer- und Aushebungssystem heranzichen, sondern die Regierung au bevollmächtigen, die auf Selbstverwaltung beruhende Gemeindeverfassung der Basken, ein Privilegium der- selben, zum Wohle. der ganzen Monarchie umzuändern. Zu Gunsten der liberalen Partei, welche während des Krieges treu zur Regierung hielt, seßt der Geseßeniwurf feft, daß die Söhne dieser Familien von der Aushebung befreit sein sollen, und die- jenigen, welhe Haus und Hof zu verlassen gezwungen waren, während zehn Jahren keine Steuern zu bezahlen haben, Der vom General Quesada über die Baskenlande und Navarra ver- hängte Belagerungs stand ist auf die Provinz Santander ausgedehnt worden. j /

Nahh der offiziellen Madrider Presse ist Don Carlos in Begleitung von Dorregaray und Ceballos am 7. Juni in Mecico eingetroffen und von der Geistlihkeit mit Königlichen Ehren empfangen worden. Der Nationalklub veranstaltete ein Fest zu Ehren des Prätendenten, in Folge dessen der Präsident dieses Klubs, der spanishe Gesandte Muruaga, den Vorsig niederlegte. Wie das „Diario Español“ berichtet, hat ein \spanish-englishes Syndikat fih anheishig gemacht, die Einlösung aller Coupons der konsolidirten \spanishen Schuld vom 1. Juli an zu übernehmen.

Ftalien. Rom, 10. Juni. (W. T. B.) Correnti wird morgen" von Paris hier erwartet. Die von ihm Namens der Regierung mit dem Hause Rothschild abgeshlossene Konvention

[gtoia bleiben. Ihre Excellenz wird demna nah Empfang dieser

Depe lichen Hoheit des Sultans, unseres erhabenen Herrn, allen nern von Bosnien und der Herzegowina durch eine (bereits in Nr. 134

mitgetheilte) besondere Proklamation, die in türkisher Sprache abgefaßt bis 50,000 Fres. gefordert.

daß unser großmüthiger Herrscher bereit ist, ihnen die Arme zu öffnen, das Vergangene in tiefe Vergessenheit zu begraben und sie reichlich die Wohlthaten seiner Regierung genießen zu lassen.

Salonichi folgende Weisung an den Vali erlassen: „Die Kaiserlihe Regierung erwartet von Guer Excellenz, daß Sie die genaueste Erhaltung der Ordnung ängstlih überwahen und durch Ihre Autorität, die fich nöthigenfalls auf die Macht stüßen kann, alle Ausschreitungen, alle dem Staatsinteresse gefährlih | b werdenden Leidenschaften niederhalten werden.“

Tagen verschiedene Korporationen demS ultan Murad V. Glü ck- wunshadressen überreiht: so die griehishe Gemeinde von | Konstantinopel ; ferner die bedeutendsten griehishen Banquiers und | n die Banquiers und Kaufleute von Galata. \chiedener Vereine und literarischer Comités haben si vereinigt, | d um ebenfalls eine Glückwunschadresse an den Sultan zu ent- | v werfen und zu überreihen; ebenso ift in der Patriarchenkirche

Die Repräsentantenkammer genehmigte ein Gesetz, be- treffend die Ausgabe von Silber im Betrage von 20 Mil- | e lionen, sowie ein anderes Gese, nach welchem eventuell außer- dem noch Silber in Hêéhe von 10 Millionen ausgegeben wer-

Woche erregte ein längerer, von einem hier lebenden Franzosen berrührender Artikel der Zeitung „Gl ob o“ sehr großes aufsehen. Derselbe vertrat die . Anficht, daß Brafilien, ohne eine Impor- tation von fremdem Geld, fremdem Blut und fremdem Geist, dem Ruin entgegengcehe. diesex nothwendigen Materialien gedaht werden könne, müsse ers festgestellt sein, daß der Fremde vor dem Beamten und vor dem Richter gleichberechtigt mit dem Einheimischen fei. heißt es in dem Artikel, „wird der fremde Kolonist im Innern, dem reihen Fazendeiro (Grundbesiger) gegenüber nit leiht einen unparteiishen Richter finden.“

verletzt sind, durch Erwiderungen Anlaß zur weiteren Besprehung der Frage bieten werden, bleibt abzuwarien.

an, daß die Truppen dieses Freistaais bei Pasaquina eine voll- ständige Niederlage von denen der Republik Guatemala erlitten haben.

Interesse hat, führte Ende Januar zum Abbruch der diplomati- \hen Beziehungen zwischen den beiden Republiken,

he sih beeilen, den Jnhalt derselben im Namen Sr. Kaiser- Bewoh-

in muß, bekannt zu machen, damit die Unglücklichen, die schon so lange eit ihres häuslichen Heerdes becaubt fipd, einmal für allemal wissen,

Der Großvezier hat zum Schhuge der Christen in

Der „Turquie“ vom 6. Juni zufolge haben in den leßten

Die Mitglieder ver- | d

D für die Thronbesteigung

10. Juni. (W. T. B.)

Amerika. Washington,

en kann.

Brasilien. In der legten

Rio Janeiro, 25. April.

Bevor jedoch an die Importirung

„Heute,

Ob die zahlreihen Interessen, welche dur diese Darstellung

San Salvador, 22. April. Heute langte hier die Nachricht

Der diesseitige Ober-Kommandirende ist gefallen. Eine Meinungsverschiedenheit, welhe für Europa kaum

Eine for- melle Kriegserklärung ist nie erfolgt. Die Truppen von Guate- mala, welches Lettere, im Gegensaß zu uns, auf den Krieg vor- bereitet war, fielen 7—9000 Mann ftark uns in das Land. San Salvador dürfte nah der neulihen Niederlage niht mehr die Kraft haben, dem Kriege jeßt noch eine andere Wendung zu geben.

soll Montag dem Parlamente vorgelegt werden. Wie in par- laraentarischen Kreisen verlautet, wird das Parlament im September geschlossen werden und würden die Neuwahlen

im Dftober stattfinden.

Türkei. Von der „Politischen Korrespondenz“ wird in einem authentischen telegraphischen Berichte aus Belgrad vom 10. Jun gemeldet, die Vertreter sämmtlicher Mächte hätten in den lezten Tagen ihre Bemühungen vereinigt, um dem Fürsten Milan und seiner Regierung die volle Verantwortlichkeit für eine eventuelle Stórung des Friedens klar zu machen. Eine beson- ders nachdrücklihe Sprache habe der Vertreter Rußlands, Staats- rath Kartsoff, geführt, und es sei niht daran zu zweifeln, daß die serbishe Antwort auf die gemäßigt gehaltene, am 6. d. M. in Belgrad eingetroffene Anfrage der Türkei- bezüglih der von Serbien vorgenommenen Rüstungen beruhigend ausfallen werde.

Diese Erwartung wird bestätigt durch folgende Depesche des „W. T. B.“ aus Konstantinopel vom 10. Juni: Die ser- bishe Regierung hebt in ihrer Antwort auf die Anfrage der Pforte, betreffend die in Serbien vorgenommenen Rüstungen ihre friedlihenIntentionen hervor und erklärt, daß sie nichts gegen

die Integrität des ottomanischen Reichs unternehmen werde. Die serbische Regierung wird einen Spezialgesandten hierher senden, um weitere Aufklärungen zur Befestigung des guten Einvernehmens mit der Pforte zu geben.

Aus Konstantinopel am 10. Juni in London ein- gelaufene Nachrichten der „D. A. C.“ melden: „Der Gegen- say zwischen der alttürkishen und jungtürkischen Partei innerhalb des Ministeriums soll einen hohen Grad er- reicht haben. - Während Midhat Pasha auf Reformen dringt,

ellen fh ihm Avni und Ruschdie entgegen; ganz besonders erxrscht auch Uneinigkeit zwischen den beiden Parteien über ie Behandlung der Insurgenten. Avni dringt auf eine shnelle militärishe Okkupation uud völlige Niedershlagung der Insurs- genten, während Midhat mit denselben unterhandeln will.“

_ Die die Amnestie betreffende Instruktion der tür- kishen Regierung an ihre Kommissare in Bosnien und der Herzegowina lautet wie folgt:

Herr Kommissar! Se. Kaiserliche Majestät der Sultan, unser erhabener und geliebter Herr, hat seine gerechte und regenerirende Regierung mit. einer glänzenden Maßregel eröffnen wollen, welcho seine Gesinnungen des Wohlwollens und- hoher Fürsorge für seine

Völker bekräftigt. Der Sultan Murad V. hat vor Allem seine Augen auf seine verirrten Unterthanen von Bosuien und der Herzego- wina gerichtet, und hat die Gnade, allen Aufständischen eine ganze und volle Ámnestie zu gewähren. Eine Frist von sechs Wochen, beginnend mit der Veröffentlihung dieser Depesche durch Jhre Vermittelung, ift ihnen gewährt, damit sie ihre Unterwerfung erklären, nah Hause zurüdckehren, der Lokalbehörde ihre Beshwerden und Wünsche auseinanderseßen, welche den Befehl exhalten hat, mit Gerechtigkeit und Wohlwollen Gehör zu le¡zen und alle Maßregeln zu treffen, um die Wohlfahrt dex Familien zu sichern, die noch iht wieder heimgekehrt sind, Der

Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 12. Juni. Die Justizkommission des Deutschen Reichóötages begann vorgestern mit der Berathung des zweiten Buches der Strafprozeßordnuag über das Berfahren in erster Jnstanz. Der in erster Lesung angenommene §. 136a.,, wonach das Ober- Landesgericht durch cinen Beschluß der vereinigten Senate auf die Anzeige eines seincr Mitgliedec der Staatsanwaltschaft die Verfolgung einer strafbaren Handlung aufgeben und Auskunft über den Stand einer anhängigen Untersuchung erfordern kann, wurde auf den Antrag des Abg. v. Puttkamer wieder gestrichen. Der Strafantrag bei Antragsdelikten kann nah der Bundespyorlage und deu Kommissions- beschlusse in exster- Lesung sowohl schriftlich als auch mündlich ange- bracht werden. Auf den Antrag des Abg. Becker wurde uunmehx die Bestimmung dahin präzisirt, daß bei Antragsdelikten der Antrag schriftlich oder zu Protokoll eines Gerichtes oder der Staatsanwaltschaft oder den Behörden des Polizei- und Sicherheitsdienstes gestellt werden muß Der erste Absaß des §. 140 wurde in der Fassung der Bundes- vorlage wieder hergestellt, dagegen der zweite Absatz, welcher in erfter Lesung ncu hinzugefügt worden, unveräudert beibehalten. §. 140 lautet jeßt demgemäß folgendermaßen: „Erathtet die Staatsanwalt- haft die Vornahme einer gerihtlihen Untersuhungshandlung für er- forderlich, so stellt sie ihre Anträge bei dem Amtsrichter des Bezirks, in weichem diese Handlung vorzunehmen ist. Der Amtsrichter hat zu prüfen, ob die beantragte Handlung geseßlich zuläsfia, ob nah den Umständen des Falles ein Zwang für Ablegung des Zeugnisses und ob eine eidliche. Vernehmung gerechtfertigt ist " Gegen den zurüd- weiseuden Bescheid der Staatsanwaltshaît an den Antragsteller auf Echebung einer öffentlichen Klage steht diesem die Beschwerde zn (§, 148). Auf den Antrag des Abgeordneten von Schwarze wurde die Beschwerdeführung folgendermaßen gege „Dem Antragsteller steht gegen diejen Bescheid binnen zwei Wochen nah dcr Bekannt- machung die Beshwerde an den vorgeseßten Beanten der Staats- anwaltshaft und gegen dessen ablehnenden Bescheid binnen einem Monate nah der Bekanntmachung der Antrag auf gerichtliche Entscheidung zu. Zur Entscheidung ist in den vor das Reich3gericht gehörigen Sachen das Reichsgericht, in anderen Sachen das Oberlandes- gericht zuständig.“ Der von der Kommission in èrster Lesung neu ein- gefügte §. 148d., wonach das Gericht von Amtswegen oder auf An- suchen des Antragstellers den unmittelbareu Vorgeseßten desjenigen Staatsanwalts, welcher die Erhebung der Anklage verweigert hat, ersuchen kann, einen anderen Staatsanwalt mit der Erhebung der Klage zu beauftragen, wurde in der S Sigung wieder gestrichen. Die Kommission ging hierauf auf den Abschnitt über die . gerichtlide Voruntersuchung über. Bei §. 149 wurde auf §. 1283 zu- rückgegriffen und nah einer lebhaften Debatte über einen Zusaß- antrag zu §. 123 (Miquel), wonach auch ein Skrutinialverfahren der Richter erhebliche Entlastungsmomente auf Antrag der Beschul- digten feststellen soll, die Sißung bis heut vertagt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Kryftallpalast zu London soll am nätsten Dienstag Dedipus E Rol a as von Sophokles mit der Mendeìs-

kräftig in Angriff genommen worden. auf eine ergiebige Heuernte, was den Landwirthen um so gelegener fommt, als bei dem geringen Fuitervorrath des leßteu Jahres zu Ende der Winterfütterung Mangel eintrat, der um so fühlbarer ward,

ist, verlassen 7 durch herumreisende Agenten beredet, ihrea Dienst und erschweren

Strafanstalt am Plöteusee bei Berlin.

In der französi schen Deputirtenkammer wurde be-

antragt, ein Standbild von George Sand entweder im Versailler Schloß oder im Garten des Luxembourg zu ecrihten, und dafür 25

Laud- und Forstwirthschaft. Im Regierungsbezirk Bromberg habea die reichen Nieder-

{läge während des langen Winters und bei Beginn des Frühjahrs pr durch viele trockene Jahre ausgedörcten Boden besonders wohl- gethan. durchgekommen und lassen wenig zu wünschen übrig, Dagegen ist die O Ra in Folge der anhaltenden nâsse ,

Die Wintersaaten sind im Großen und Ganzen gut

alte und Winter- schwerem Boden, zurügeblieben, indeß günstigeren Witterung überall Im Negethal rechnet nan

besonders auf ei der im April eingetretenen

( frühzeitiges Austreiben des Wiehes icht gestattete. Jm Allgemeinen aber werden die Folgen er vorjährigen Mißernte noch hart empfunden. In Folge er ungünstigen Verhältnisse i demgemäß auch das Angebot on Grundbesiß ein großes, die Nachfrage ist gering. CTreßdem ie Löhne hoch und die Nachfrage nah Arbeitern groß gleichwohl viele FKnehte und Dienstmädchen,

a die große Nässe ein

adurh den Landwirthen ungemein ihren Betrieb, Der Gesundheits-

zuftand der Hausthiere war im Allgemeinen ein günstiger; ver- hältnißmäßig häufigere Konstatirungen von Druse und Roß unter den Pferden dürften nur als Folge des Viebseuchengeseßes vom 25. Juni V J:

j anzusehen sein, welche für das gefallene, bez. getödtete Vieh ine Entschädigung gewährt.

Dewerdbe und Handel. Das Verzeichniß der fremden Konsuln im Deutschen Reich,

welches als Separatabdruck des „D?utschen Reichs-Anzeigers“ (Nr. 4, 1876) veröffentliht worden, ift auf Grund neuerer Mittheilungen dahin zu berichtigen, daß in Augsburg z. Z. weder ein Kon- sfulat noch ein Vize-Konsulat der Vereinigten Staate von Amerika besteht.

Die Herren C. de Murrieita & Co. in London haben vom

Finanz-Minifter der Argentinishen Republik ein vom 7. d. datirtes Telegramm aus Buenos Nyres erhaiten, welches meldet, daß die Zahlung der Dividenden und Tilgungsquoten der inneren und äußeren Schuld der Republik nach wie vor regelmäßig erfolgen werde und daß die zu diefem Behufe nothwen- digen Fonds zur gehörigen Zeit remittirt werden würden.

Verkehrs-Anstalten.

In der Wochen-Chronik der „Bayerishen Handels-

zeitung" lesen wir über die R Lang eines einheitlichen Gütertarifsvstems, daß si bereits ä

bahnverwaltungen, mit Ausschluß der preußischen Staatsbahuen und der ReichseisenLahnen, zu dem

mmtlice deutsche Eisens

Zwecke vereinigt haben, ein solches einheitlihes Gütertarifsystem zu entwerfen und der Behörde zur Ge- nebmigung vorzulegen. Schon in der am 6./7, April d. Js. in Leipzig abgehaltenen Konferenz des. Tarifverbandes wurde auf einen Antrag der Direktion der Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft der Be- {luß gefaßt: 1) die geschäftsführende Direktion des Tarif- verbandes zu ersuhen, an alle Eisenbahn-erwaltungen im Deutschen Reiche die Aufforderung zu richten, sich an fofort einzu- leitenden Verhandlungen zum Zweck der Einführung eines einheit- lien Tarifs für das Verkehrsgebiet dec deutschen Bahnen zu betheiligen, 2) nach Eingang der E-cklärungen hierauf eine Kom- mission zu ernennen, in welcher die Interessen der verschiedenen Ver- febrsgebiete vertreten sind, um bestimmte Vorschläge auszuarbeiten, über welche in einer demnächst zu berufenden Generalversammlun aller Eisenbahnverwaltungen im Deutschen Reiche Beschlu zu fassen sein würde. Dec Beschluß beruht auf der im Protokoll ausgedrückten allseitigen Ueberzeugung, daß es im Interesse des allgemeinen Verkehrs unbedingt nöthig sei, die gegen- wärtig aus dem Nebeneinanderbestehen verschiedener Tarifsysteme hervorgegangenen Wirnisse des Tacifwesens sobald als möglich zu beseitigen. Die geschäftlihe Direktion des Tarifverbandes hat nun jeßt von allen übrigen deutschen Eisenbahnverwaltungen, namentlich au von allen Staatsbahnen mit Ausnahme der preußischen Staats- bahnen und der Elsaß-Lothringishen Bahn, die Zustimmung zur Be- theiligung än den Verhandlungen erhalten An einer Viteren Stelle fügt das Blatt ‘ann fo:gende Bemerkungen ein: Keine Frage ist gegenwärtig so dringend, roïe die der einheitlihen Gestaltung des Eifenbahntarifswesens, und deren Lösung follte auf keinen Fall bis zur Durchführung des Reichäcifenbahnprojektes verzögert werden. Was diejes Projekt betrifft, so zeigt nun auch Meck- lenburg Neigung, dem Beispiele Preußens nachzufolgen ; die mecklenburgishe Regierung beabsichtiot, wie - berichtet wird, den Rückkauf der Friedrich - Franz Eisenbahn, um die- selbe sodann dem Reiche z1 ütertragen Dagegen ' macht Sachsen weitere Anstrengungen, sein Staatseisenbahnneß zu konfolidiren. —- Endlich geschieht einer auf die Eisenbahnfrage bezüglichen Denkschrift der Verkehröfommissicn der Breslauer Handelskammer Er- wäbnung, die dem NeichLeisenbahnprojekt keineswegs freundlich gegen- ubersteht.

An Chausseebauten siad im Regierungsbezirk Bromberg folgende Strecken in Angriff genoamen and im Gange: Ju Land- kreise Bromberg von Bromberg nah der westpreußischen Grenze bei. Kamionka und von Krone an der Brahe nach Klarheim (Bahnhof), im Kreise Chodschesen von Chodschesen nah Margonin, im_Krei}e Gnesen von Gnesen nah Rogowo, im Kreise Schubin von Schubin na Exin und von Thurmüyhle nach Friedburg, im Kreise Wongrowiß von Schocken nah Mietschisko. Im Regierungsbezirk Oppelu., in dem gegenwärtig die Ausführung der öffentlichen Bauten da- durch begünstigt wird, daß in Folge von ArbeiterentlaÞ'ungen aus den großen industriellen Etablissements Arbeiter leichter zu he- \haffen sind, wird im Rybunikec Kceise an den Chausseen von Loslau nach Jastrzemb und von Annaberg nach Loslau fleißig ge- arbeitet, ebenso im Ratiborer Kreise an den Chausseen von der Koseler Kreisgrenze nah Polnish-Krawarn, zwischen Vinkowiß nach Tworkau, von Adamowiß nach Rauden, von Klein-Gorzüg bis zur Rybniker Kreiögrenze, im Plesser Kreise aa der Chaussee von e über Meseriß nah Berun, im Gleiwißer Kreise von Tost na Langendorf und im Tarnowißtzer Kreise an der Chaussee von Friedrichs- bütte über Rybna, Miedar und Groß-Wilkowiß nah Ptakowiß. Fertig gestellt und dem Vérkehr übergeben sind in leßterem Krei)e kürzlich die Strecken von Broslawiß nach Wieschowa und von Tar- nowig über Georgenberg nah, Schindroß.

Southampton, 10, Juni. (W, T. B.) Der am 8. d. nah Br (filien abgegangene Hamburger Dampfer „Bahia“ ist heute mit geyrocheuer Welle hier eingelaufen. Ein weiteres Tele- gram aus Southampton, 12. Juni, meldet dagegen: Der Ham- burger Dampfer „Bahia“, welcher, wie breits" gemeldet, am Sonnabend mit gebrochener Welle hier eingelaufen ist, wird wahr- \ceinlich {on morgen seine Fahrt nah Brafilien fortsezen können,

Ober-Kommandant ist gleichzeitig von dieser allgeineinen Amnestie unterrichtet worden, damit er aller Orten die militärishen Opera- L

ohnschen MusikLegleitung zur ersten öffentlichen Aufführung kommen,

da der Schaden leicht ¿zu repariren ift.