1876 / 136 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jun 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Veríín, den 11. Juni 1876.

Am Sonnabend beging, wie bereits kurz gemeldet, der um das deutse Volkslied so hochverdiente Musikdirektor Ludwig Erk sein Uyr Lges Dienstjubiläum; am 10. Juni 1826 war er in das Seminar zu Mörs als Lehrec eingetreten, und seitdem hat er unermÜüdlich treu in seinem Beruf, und e. enso unermüdlich für das deutsche Lied gewirkt und so viele Tausende erfreut, daß die öffentliche Feier, die Mittags im Saale des Friedrihs-Werdershen Gymnasiums stattfand, der mit zahlreihen Topfgewächsen geschmückt, und dessen Reduerbühne mit Blumen und Guirlanden geziert war, si zu einer

eben so würdigen als herzlichen gestaltete. Der Feier wohn- _ten agaußer einem zahlreihen Publikum die Vertreter der Königlichen und städtischen Behörden und viele Deputationen bei. Als der Jubilar, von den Spißen der Behörden geführt, im Saale erschien, erhoven sich die Unwesenden und ihn begrüßte Paul Ger- hardts erhebendes Lied: „Befiehl Du Deine Wege“, gejungen von Seminaristen und Schultindern. Dann hielt Seminardirektor Schulze eine warm empfundene Aurede, welche das treue, äht päda- gogische Wirken des Volkslehrers Grk \{hilderte und ihn. in seiner edlen, anipruchslosen, pflichttreuen Weise als Muster und Vorbild für die jüngere Generation hinstellte. Der Provinzial-Schulrath Dr. Weßtßel überbrachte darauf dem Jubilar die Glückwünsche der vor- geseßten Behörde und überreicte ihm das Diplom seiner Ernennung um - Professor; der Geheime Regierungs - Rath Schneider Higte die persönlichen Glückwünsche ' des Kultus-Minister Dr. Falk binzu; der Ministerial Direktor Dr. Neithardt begrüßte den oen a der aus Hessen ftammt, im Namen des Großherzogs von essen und überbrachte ihm das Großkreuz des Verdienstordens Phi- Lipp des . Greßmüthigen. Hierauf beglückwünschte ihn der Stadt- {chuTrath Dr. Bertram, dem si der Stadtverordnete Springer ans{loß, und üvergab ihm das Dekument über die städtishe Ehren- dotation von 3000 jährlih, Nun sang der -Erksche Männer- gefangverein „Der Herr ist mein Hirt“. Hierauf überbrachte ihm der Seminarlehrer Strubing die Grüße des Festcomitós, sowie von Hunderteu von Schulen, Seminarien, Vereinen und Pri- vaten, Freunden uud Verehrern des Jubilars und überreichte ihm als Dankesgabe ein Ehrengeschenk von 3000 G Das hie- fige Stmminar überreichte ihm durch Dr. Otto ein fostbares Als um, in dem nicht nur-die Bilder von Shükern, Kollegen und Freunden des Gefeierten, sondern auch das Bild seines Geburtshauses “in Dreieichenheim, des Seminars in Mörs und des hiesigen waren. Die Seminaristen haben sein wohlgelungenes Bild für das Seminar ge- \tiftet und baten um die Erlaubniß, es aufzustellen; viele Ansprachen und Beglückwünschungen hiesiger und auswärtiger Deputationen- er- folgten, Adrefsen und Grüße aus nah und fern waren eingelaufen, U. A. ein Telegramm des jungen deutshen Sängerbundes aus K a iro, Und mit einem Schlußgesang des E-kschen Vereins schloß die erhe- bende und würdige Feier.

Das Programm über die feierliche Eröffnung der deutshen Kunst- und kunstgewerblichen Ausstellung in München im Jahre 1876 lauter nah der „Weß. Corr.“ :

__ Am Tage der Eröffnung der deutschen Kunst- und kunstgewerb- lien Ausstellung in München wird zur Feier: des 2öjäbrigen Jubiläums des Münchener Kunst-Gewerbevereins in der Pfarr- kirche zum heil. Bonifaz Morgens 9 Uhr ein feierliches Hochamt stattfinden. Die feierlihe Eröffnung der deutschen Kurst- und kunst- gewerblichen Ausftellung wird im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs durh Se. Königliche Hoheit den Prinzen Luitpold von Bayern am Mittwoch, den 14. Juni, im Industrie-Ausftellungsgebäude vorgenommen. Zu diesem Zweck wird das Ausstéellurgsgebäude um 105 Uhr eröffnet. Das UAusstellungs-Comité mit seinen Prä- sidenten versammelt sih_ eine halbe Stunde vorher im Aus- stellungépalast. Eine Deputation der Ausstellungscommission empfängt bei dem Eingauge in den Ausftellungspalast die besonders geladenen Ehrengäfte. Um 11 Uhr begeben Sich Se. Königliche Hoheit Pripz Luitpold von Bayern mit Höchstseinem Gefolge nah dem Uusstellungspalast, wo Höchstderselbe von dem gesammien Ausstellungs- Comiié und deren Präsidenten ehrfurchtvollst empfangen und an den für die Feierlichkeit vorbereiteten Plaß im Palafte geleitet wird, und wo- selbst die eingeladenen Ehrengäste versammelt find. Die Feierlichkeit be- innt mit einer Festhymne. Sodann hält der erste Präsident des Aus- tellungs-Comité eine kurze Anrede über die deutsche Kunst und kunsft- gewerblihe Ausstellung im Jahre 1876 und richtet an Se. Königliche Hoheit die Bitte, in Stellvertreiuung Sr. Majestät des Kösnigs die Eröffnung der AusfteUung huldvollst vorzunehmen. Nachdem Se. Königlihe Hoheit dieser Bitte entsprohen haben, wird von dem Orchester die bayerishe Naticnal-Hymne pvorgetragen. Se. Ks- zuigliche Hoheit werden die Borstellung der Vorstände der auswärti- gen Ausstelungs-Comités durch das Direktorium entgegen nehmen, und sodann von dem Direktorium begleitet die Ausstellung in Augen- schein nehmen. Während des Ra wird das Orchester passende Musikstücke vortragen und Se. Königliche Hoheit werden bei der Entfernung aus dem Gebäude in gleiher Weise wie bei der Ankunft ehefurchtsvolst begleitet werden. Hier mag auch erwähnt werden, daß Se. Majestät als Ordens-Großmeister des St. Georgi-Ritter- Ordens die Ueberlassung nachbezeichneter Gegenstände für die Dauer der Auéêstelung gestattet hat, nämlih: 1) des Schwertes weiland des Herzogs Christoph von Bayern, 2) des Ordensschilds, 3) dreier großer Renaissance-Degen und 4) des St. Georgi-Pokals.

Unter den deutshen Kunstvereinen ift der Schlesishe Kunsst- verein in Breslau einer der bedeuteadsten. Derselbe steht, wie früher, unter dem Protektorat weiland Jhrer Majestät der Königin Elijabeth, welhe dasselbe als Kronprinzession am 6. Januar 1837 anzunehmen geruhte, so gegenwärtig unter dem Proteftorat Jhrer Ka1jerlihen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin. Der Verein veranstaltet allzweijäßtlich eine große Kunstausstellung; auf der leßten, welhe vom 9, Mai bis 4. Juli v. L geossnet war, gelangten 729 Kunstgegenstände zur Ausstellung. Während Ke leßten Etatsperiode (1874 und 1875), in der seine Einnahmen 43,665 #4, seine Ausgaben 39,189 4 betrugen, erwarb derselbe für 24,740 A Kunstsachen, von denen er für M4 zum Selbfikostenpreise an seine - Mitglieder überließ. Die Zahl derselben belief sch am

. November v. J, auf 1498 mit 1568 Antheilscheinen. Der Preis des Antheilscheines stellt sich auf 12 46 für das Jahr. Mitglieder sind u. A. auch Se. Majestät der Kaiser und Köniz, Zhre Kaiserlicheu und Königlichen "pt pte der Kronprinz und die S poazelsin, Ihre Köuiglichen Hoheiten der Prinz Carl von Preu- Pen, die Landgräfin von Hessen, der es og von Oldenburg, der

rinz Friedri der Niederlande, die Großherzogin von Sachsen-

eimar, sowie Ihre Hoheiten die Hcrzöge von Braunschweig und Sach- . Jen-Altenburg. Unter den am 22. November 1875 unter die Mitglie- der vexloosten Kanftgegenstände befanden sih 42 Oelgemälde, 5 Aqua- rellen, 6d werthvolle Kupferstihe, an Radirungen die große und leine Ausgabe des Albums moderner Kunft, 15 Oelfacben- drucke (meist nach Hildebrandt) und 40 größere Photogra- phien, sowie 38 Kunstjachen, welche der Verein als Mitglied anderex /Kuustvereine erhalten hat. Der Schlesishe Kunstverein unterhält mit den östlichen Vereinen in Königsberg, Danzig, Elbing. und Stettin stete Verbindung. Untex seiner Leitung und Aufsich steht auch eine größere, dem Publikum zugänglihe Gemäldegallerie : dieselbe umfaßt an- dem Verein selbst gehörigen Kun:stgegenständen

\stihe, Radirungen 2c. und eine Sammlung von mehr als 1000 Chodo- wieckishen Kupferstichen; ferner Bilder, welhe Staats-Eigenthum sind, und zwar aus der Doubletten-Sammlung des Königlichen Mu- \seums in Berlin, aus der Hofrath Bachschen Gemälde-Sammlung und aus dem mit der Universität Breslau verbundenen Kunst- und Antikenkabinet, welche leßtere aus cem Juventar der 1810 M Klöstèr stammen; endlich Bilder, welde der Stadt Breélau gehören, darunter namentliG die von Säbishshe Gallerie, Der Verwaltungéaus\{chuß des Vereins besteht gegenwärtig aus den Herren: Baurath C. Lüdecke, Vorsißender, Kaufmann Bülow, Sekretär, Landschaftsmaler A. Dreßler, Prof. Dr. Eberty, Kauf- mann A. Hübner, Kunsthändler E. Karsch, Rektor Dr. Luchs, Graf Hans Ulrich von Schaffgotsh und General-Major z. D. Weber.

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Die vierte Sihung der altkatholishen Synode in Bonn

des Mitgliedes der Synodalrepräsentanz, Sanitätsrath Dr. Ha- fenclever. Sodann theilte er ein Telegramm mit, nach welchem Prof. Herzog zum Bischof der s{hweizerishen Altkatholiken gewählt wordeu und derselbe die Wahl angenommen hat, Die Synode sandte tele- graphish ihren Glückwunsh. Hierauf wurde die Vorlage der Neprä- sentanz, betreffend die Bildung kirchlicher Bezirksvereine an- genommen; . dagegen - ein von Heidelberg ausgegangener An- trag, bezüglih desselben Gegenstandes, der Erwägung der Repräsentänz / dringend empfohlen, Ein Antrag: - in Zukunft die Verhandlungen der Synode zu \tenographiren, der Re- präsentanz, beziehungsweise der Synod-, zu überlassen, die fteno- graphirten Verhandlungen ganz oder theilweise zu veröffentlichen und auch jedem Redner die Veröffentlichung der von ihm gehaltenen Reden zu gestatten, wurde angenommen. Nach Ablehnung anderer Anträge erstattete die « Kasse-Revisionskommission Bericht, und wurde demzufolge dem Kassirer der Synodalrepräsentanz Decharge ertheilt. Bei den Wahlen wurde das aus der Reprä- fentanz statutenmäßig ausschGeidende Mitglied Prof. gen wiedergewählt, und an Stelle des verstorbenen Sanitätsraths Hafenclever Ober-Bergrath BroXhoff gewählt. Die auss{eidènden außerordentlichen Mitglieder Prof. Michelis, Prof. Friedrich, Prof. Cornelius, Ober-Bürgermeifter Malsch wurden wiedergewählt, ebenso die vorjährigen Synodalexäaminatoren. Um balb 8 Uhr {lo ß der Bischof die Synode, indem er der Freude Ausdruck gab, über die Eintracht, mit welcher die Beschlüsse, selbft folche über die shwie- rigsten Fragen, gefaßt wurden.

Das Protokoll der Leichenshau des verstorbenen Sultans Abdul Aziz lautet in der Ueberseßung der „Alg. Ztg.“ wie folgt:

„Im Jahr Ein Tausend- Achthundert Sechsundsiebenzig, am 23. Mai (4. Juni), 11 D\chemazi-ül ewel 1293, Sonntag um 11 Uhr Vormittags. Wir Doktoren der Arzneikunde. Marko Pascha, Nuri Pascha, Julius MiUinaen, Karatheodory, Sotto, Dickson, - Marroin, Nuridschiaa, Evuard Spadaro, Vitalis, Spagnolo, Mark Markel, Jatropulo, Miltiades Bey, Abdinur Effendi, Mustafa Effendi, Servet Bey, Mehemed Bey und Jakob de Castro unter- zeichnete, wurden auf Befehl Sr. Kaiserlichen Majestät vom Ministerum requirirt, um die Urjahe des Todes des Ex - Sultans Abdul Aziz zu konstatiren, und wir verfügten uns nah dem Wachtgebäude neben dem Kaisælichen Palast von Tscheragan. Dort führte man uns in ein Gemach des Erd- geschosses, wo wir einen Leichnam sahen der auf einer Matraße auf dem Fußboden ‘lag. Dieser Körper war mit einem neuen Leinen be- deckt. Als dieses Leinen abgenommen wurde, erkannten wir den Ex- Sultan Abdul Aziz. Alle Theile des Leichnams ‘waren kalt und blut- los, bloß oder wit geronnenem Blute bedeckt. Die Leichen- starrheit existirte nicht; die -Augenlider warea halb geöffuet ; die Hornhaut leiht verdunkelt; der Mund halb geöffnet. Mit Blut getränkte Leinen bedeckten die Arme und Beine. Als wir von den Armen die Leinen wegnahmen, konstatirten wir etwas unterhalb der Biegung des linken Armes eine zusammenhängende Oeffnúng von 9 Centimetern Ausdehnung und 3 Centimetern Tiefe. ic Ränder dieser Wunde waren ausgezackt und unregelmäßig. Die Richtung der Wunde war von oben nah unten und von innen nach außen. Die Adern dieser Gegend waren dur{chschnitten und die Arm-Pulsader fast an dem Punkt ihrer Ausmündung bis zu drei Viertheilen ihres Umfangs geöffnet. An der Biegung des reten Arms konstctirten wir eine etwas {räge Wunde, ebenfalls ausgezackt, in der Nasdeh- nung von 2 Centimetern und anderthalb Centimetern Tiefe, Auf dieser Seite fand man keine Verleßung der Adera von geringem Um- fange; die Pulsadern waren unverleßzt. Man zeigte uns eine sehr \ charfe Scheere von 10 Centimetern Länge: die eine Hälfte derselben hat nahe an dem Oberende einen kleinen Seitenknopf. Die Scheere ist blutig und, wie uian uns sagte, habe der v-rstorbene Ex-Saltan Abdul Azis4 sich mit diesem Instrument die eben beshriebenen Wunden beigebracht. ierauf verfügten ‘wir uns in die Wohnung des verstorbenen Ex- ultans8: man führte uns in ein großes Zimmer, welczes die Aus- sicht auf das Meer hat. Dort konstatirten wir auf einer Ecke eines Sophas, welches neben “inem Fenster stand, eine über dieses Möbel verbreitete Blutlache, sowie eine große Menge geronnenes Blut in einer einzigen Masse auf der Matte des Fußbodens; außerdem meh- rere Flecken in der Umgegend. L

Aus dem Vorhergehenden sind wir einstimmig der Ansict:

1) daß der Tod des Ex-Sultans Abdul Aziz durch die in Folge der Verleßung der N Ia, in den Armbiegungen veranlaßte Hämorrhagie verursacht ift ; 2) daß das uns vorgezeigte Instrument diese Wunde recht gut hervorbringen fann; 3) daß die Richtung und die Beschasfen- heit der Wunden, sowie das JInstruwent, durch welches sie gemacht worden sind, ‘uns auf einen Selbstmord \{ließen lassen. Zur Be- glaubigung dessen haben wir gegenwärtiges Protokoll aufgeseßt und unterzeichnet, im Wachtgebäude von Tscheragan, Jahr, Monat und - Tag wie oben, ___ Dr, Marîo, Dr. Nuri, Dr. A. Sotto, Arzt der Kaiserlih König- lichen Botschaft von Oesterreich-Ungarn, Dr. Spaanolo, Dr. Mark Markel, Dr. Jatropulo, Dr. Abdinur, Dr. Servet, Dr, J. de Cástro, Dr. A. Marroin, Dr. Julius Millingen, Dr. C. Karatheodory, Dr. G. D. Didckson, Arzt der englishen Botschaft, Dr. O. Vitalis, rir der Sanitätsverwaltung, Dr. Eduard Spadaro, Dr. J, Nu- rid\chian, Dr, Miltiades Bey, Dr. Mustafa, Dr. Mehemed.“

Eine vom 7. Mai d. J, aus Teheran datirte Korrespondenz des „Journal de St, Petersbourg* vom 4. d. M. enthält folgende Mit- theilungen über die von-dex persischen Regierung zur Abwehr der Del ergriffenen Maßregeln:

: n Folge der von Teheran - empfangenen beunruhigenden Nach- rihten über das Auftreten der Pest in Bagdad und in der Provinz, deren Hauptort diese Stadt ist, hat der Schah die Einseßung einer Sanitätskommission unter dem Vorsiße des Prinzen Ali-Kouli-Mirza angeordnet. Die Hauptaufgabe dieser Kommission ist, die Maßregeln ausfindig zu machen, welche geeignet sind, das Eindringen der Plage, welche in Jrak-Arabi wüthet, in Persien zu verhindern.

Die in Teheran wohnenden europäischen Aerzte sind eingeladen worden, an den Arbeiten der Kommission Theil zu nehmen. Jn der Kommission wurde beschlossen, daß die persische Regierung fofort an der Grenze einen Quarantainedienst einrihten sollte, zu welchem Zwecke 600 Tomans (ein Tomans ist gleich ca. 8 Reichsmark) anzu- weisen wären. i

eröffnete Bischof Reinkens mit der Trauerkunde von dem Ableben *

Lan-

Denk1chrift verfaßt, um den persischen Aerzten. den europäischen Sta punkt über die Frage der gegen die Ausbreitung der ergreifenden Vorsichtsmaßregeln und über die rantainen,.. klar zu machen. i

Zugleich wurde bestimnt, daß eine Quarantaine auf déx Insel Karak im persishen Meerbusen zu errichten sei, um der Uebertragung.

dieses Projekt durch einen Vorschlag - verbessert, der die Jnsel Khizr an der Mündung des Chat-el-Arab, als zweckentsprechender bezeidhe nete zur Errichtung eines Ueberwachungsdienstes für die ankbommenden und abgehenden Schiffe. Nach der Ansicht des russishen Delegirten

des Tigris und. des Euphrat, deren Wasser im Frühjahr Mesopo- tamien überschwemmen, und dem periodischen Auftreten der Pest. Die agleihe Verkeitung von Thatsachen zeigt sch in dem Nilthale, wo die Ueberschwemmung von Unter - Aegypten im Allgemeinen epidemische und pestartige Krankheiten im Ge- folge hat. Ausgehend von dem Gesichtspunkte, daß die Pest vielleicht eine Folge der Malaria sein dürfte, \hlug Dr. Kouzminski vor, sie bescnders vor der Entwickelung der Beulen mit dem Arzneimittel des Chinins zu behandeln. Er findet eine Bestätigung seiner Ansicht in dem Umstande, daß die höher gelegenen und bergigen Orte, welche die ticfen Thäler, în denen sich die Malaria behauptet, beherrschen, gemeinhin als gegen den Ausbruch der Plage sichere Zu- fluchtsstäiten . dienen. Ebenso ist Hr. Kouzminski L der “Annahme geneigt, daß das Bestreihen mit chmalz; oder jedem andérn fettigen Körper thierischen Ursprungs als Präjer- vativ gegen die Ansteckung dienen soll ‘und er zicht diesen Schluß aus der in mehreren Monographien über die Pest verzeichneten Thatsache, daß die Fleischer und Kaufleute, welhe mit Schmalz und anderen Fettproduften handeln, von der Krankheit sichtlih verschont bleiben.

Für das eigentliche Persien verlangt er die Errichtung eines Sanitäts-Kordons an der türkish - persishen Grenze, einer Quarantaine auf den großen Verkehrsadern und auf den von den Pilgerkarawanen, weihe sich nah den heiligen Orten, wie Kerbelah, Samari, Nedjef, begeben, benußten Straßen und was. besonders wichtig U ein förmliches Verbot, die Lzichname weit zu. transportiren. Außerdem ist es unerläßlich, zur Beerdigung der an der Pest Gestorbenen trockenes, von den Wasserläufen entferntes Ter- rain zu wählen, die Gruben so tief wie möglich zu graben und mit R P eine Quantität Chlockalk als Desinfektionsmittel hinein- zuschütten.

Die telegraphischen Nachrichten aus Bagdad meldeten von Anfang an eine beträchtliche Sterblichkeit, Von 30 oder 35 täglihen Erkran- kungsfällen hatte fast die Hälfte den Tod zur Folge. Die Zahl der Opfer an u"d für sich war niht hoch, aber das Verhältniß der Er- kranfungs- zu den Sterbefällen zeigte den ernsten Charakter der Epi=- demie. Ein panisher Schrecken bemächtigte sich . der Bevölkerung, besonders der fremden Kolonie, welche fich genöthigt sah, auszuwan- dern. Die Nachricht von dem Auftreten der Plage zu Basrah ver- mehrte die allgemeine Mißstimmung. Bis jeßt ift die Epidemie uur in Bagdad gestiegen. Vom 1. bis 24. April kamen daselbst 681 Er- franfungsfälle vor, von denen bei 419 der Tod eintrat, Diese der Kommission mitgetheilten NaGrichten scheinen vollen Glauben zu ver- dienen, da sie mit den nah Teheran gelangenden Angaben aus vers schiedenen Quellen übereinstimmen.

Der Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr zu Seifhennersdorf in Schlesien, Julius Schmidt, hat kürzlich ein Handbüchlein für den Feuerwehrmann herauêëgegeben, das bereits in achter Auflage erschienen ist. Das Werkcheu ift seinerzeit von dem zweiten nordwestböhmischen Feuerwehrtage zu Teplitz prämiirt worden. * Der Verfasser hat es verstanden, seine Erfahrungen auf dem Gebiete des Löschwesens so zur Anschauung zu bringen, daß fich auch weniger gebildete Laien von der Wichtigkeit einer allen Anforderungen genügenden Feuer- wehr überzeugen müssen. Der achten Auflage ist ein neuer Abschnitt eingefügt, welcher die trocken e Feuerlöschmethode ausführlich behan- delt und eine genaue Anleitung nebst Kommando zur Anwendung der dieselbe verwirklihenden Buchers Feue rlöschdosen giebt. Der Preis des Heftchens, dem als Anhang „Feuerwehrlieder“ beigegeben sind, beträgt 50 4.

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Theater.

__Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater brachte die Herzoglich meiningensche HofsGauspleleraet etwas am Sonnabend zum ersten Male in dieser Saison „Die Bluthochzeit“, dieses treff- liche, interessante Drama, das chon früher, als dieselben Gäste es uns zuerst gebracht, so großen Beifall gefunden. Auch diesmal wieder Ute es denselben Erfolg, der um so me natürlih war, als im.

anzen die Hauplpartieen auch dieselbe tes erhalten hatten.

rau Berg als Katharina von Medicis, Hr. Teller als der ranke, gereizte, unglücklihe- König, der unser tiefstes Mit- leid erregt (vielleicht die beste E: die wir von diesem begabten Künstler bisher gesehen), Hr. Hellmuth - Bräw, der ehrenwerthe Admiral Coligny, und Fr. v. Moser-Sperner, die unglücklihe Margarethe v. Valois, fie fanden wieder mit Recht ungetheilten Beifall; ebenso Hr. Nesper, Heinrich v. Navarra. Dieser Künstler gab die Rolle hier zum ersten Male; stattlich in seiner Erscheinung, wnßte er den Muth, den sorglos heiteren Sinn, und die tiefste Wehmuth zuglei trefflfich zum Aus- druck zu bringen; imponirend und doch nmcht hohmüthig, nur mens{chlich und edel, gewann er Aller Herzen und fand sich durh vielfahen Beifall belohnt. Auch die übrigen Mitwirkenden waren Alle an ihrem Plaße und wirkten mit Luft und gutem/ Erfolg zum Gelingen des Ganzen mit. Das Publikum rief zum Schluß, nahdem die Mitwirkenden geehrt worden, zum Dank für die trefflichea Arrangements und die künstlerisch s{chöône Ausstattung den Ober-Rézgisseur Hrn. C hronegk.

Woltersdorff-Theater. Hrn. Conrad Junker ist vom Direktor Emil Thomas für Mi!twoch, den 14. Juni, ein Benefiz bewilligt und hierzu die Posse: „Eine resolute Frau“ ge- wählt- worden, welche in immer fteigendem Maße das Interesse des Publikums gewinnt. 7

Bäder-Statistik.

Baden bis 10. Juni

Elster bis 7. Juni

(Ems bis 11, Juni

Flinsberg bis 5. Juni .

Kissingen bis 2. Juni .

Lippspringe bis 30. Mai .

Marienborn bis 9. Juni

Ocynhausen bis 9. Juni

Reinerz bis 7. Juni

Schandau bis 9. Juni .

Schwalbach bis 8. Juni

Soden bis s. Juni . y #2 Teplißp-Schönau bis 30. Mai A Wiesbaden bis 3. Jm „e, Wiesenbad bis 9. Juni. 6

Nedacteur! K. Prehm. Veriag dex Expedition (Kessel. Lruck: W, Elsner.

Drei Beilagen (einschließli@ Börsen-Beilage).

Berlin:

(589)

67 Oelgemälde, 37 Werke der plastishen Kunft, 44 Kupfer-

Von dem Leibarzte des Schah, -dem Dr. Tholozae, wurde eine j

r Epidemie u ichtigkeit der Qua- -

der Pest nah ven anderen Ländern vorzubeugen, aber später wurde.

in der Kommission bestände ein Zusammenhang zwischen dem Steigen

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zum Deutschen Reichs-Anz

Die Nr. 44 des „Amtsblatts der Deutschen Rei h s- Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt : Verfügungen vom 6. Juni: Postoufträge nah der Schweiz. Post- Dampfschiffsverbindung zwischen Dänemark, den Faröer und Zsiand, Postverbindungen nach den Jujfeln Föhc und Sylt.

Nr. 5 des „Ministerial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten *, herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Junern, hat folgenden Inhalt: Verfügung, die Zulässigkeit der Bestellung von Pfarrern zu Waisenräthen betreffend, vom 21. April 1876. Cirkular, das Verfahren bei Ausloosung der Kreisaus{huß- Mitglieder und bei der Wahl der Natfolger betreffend, vom 20, März 1876. —- Erlaß, die Aushängung der Subhastations - Patente an den zur Publikation ortspolizeiliher Bekanntmachungen bestimmten N betr.) vom 16. März 1876. Erlaß, die ahlen der zur Mitwixkung bei den Ge- \chäften der Rentenbanken zu berufenden Abgeordneten der Pro- vinzialvertretung betreffend , vom 25. Män 1876. Cirkular, die formelle Behandlung der Frage der Zulässigkeit der Berufung gegen ein Endurtheil betreffend, vom 15. Apcil 1876. Verfügung, die Unzulässigkeit der Uebernahme von Porto für die dienstlihen Sendungen der Amtsvorsteher und der Standesbeamten an die Landräthe auf die Staatskasse betreffend, vom 15. April 1876. Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 9. Dezember 1875, betr. die Frage, ob bei Abschluß eines Lieferungsvertr@ges der Berufung auf rechtlihe Entscheidung Über die Vertragsmäßigkeit der Lieferung Seitens des einen Theils rechtsgültig entsagt werden kann. Cirkular, die Puortofreiheit in Angelegenheiten der Reichs-Haupt- fasse und der Reichs-Bankarstalten betreffend, vom 14. März 1876. Cirfkularverfügung, die Umweselung von Reichs-Goldmünzen aegen Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfermünzen und von noch cours- fähigen Landes: Silberscheidemünzen betreffend, vom 24. März 1376. Cirfular, das Ressort für die Anträge von Civilbehörden auf Ge- währung militärischer Hülfe bei ungewöhnlichen Naturereignissen 2c, betreffend, vom 24. März 1876. Erlaß, die WRessortvcrhältuisse bei den Taubstummenanstalten nach deren Uebergang auf den Provinziallandtag betreffend, vom 12, Januar 1876. Exrkenutniß des Königlichen Ober - Tribunals, die Strafbarkeit der Ertheilung des Schulunterrichtes in der Religion ohne staatliche Er- laubniß betreffend, vom 6. Januar 1876. Bescheid, den Aus\{luß der jlidishen Religionslehre von den Gegenständen der Abiturienten- Prüfung Attest des jüdischen Religionslehrers für die Abiturien- ten betreffend, vom 14. Februar 1876. Bescheid, die Erlernung der Stenographie durch Schüler höherer Lehranstalten und die Schülervereine zu diesem Zwicke betreffeud, vom 14. Februar 1876. Cirkular, Einreihuzg von Verzeichnissen der Medizinalpersonen be- treffend, vom 11. April 1876. Cirkular, die Bewilligung von Ge- bühren füc Hebammenprüfungen an Kreis - Physiker betresseud, vom 12. April 1876. Cirkular, die Prüfung der Apothekergehülfen be- treffend, vom 1. Mai 1876. Erkenntniß des Königlichen Gerichts- Hofes zur Entscheidung der Kompetenz-Konflikte vom 11. März 1876, betreffend die Frage, ob eine von der Kommunal - Aufsichtsinstanz in einer Gemeinde-Angelegenheit (Art und Umfang der Benußung eines Stadiwaldes) getroffene Entscheidung Seitens der Nußungs- berechtigten im Prozeßwege angefohten werden kann (§8. 49—50, 76 der Städte - Ordnung vom 830. Mai 1853). Erlaß, die Vollziehung der Sparkassenbücher als Urkunden durch den Landrath und durch Mitglieder des Kuratoriums betreffend, vom 5, März 1876. Erlaß, die Bestätigung der Wahl von unbesolde- ten Kreis- oder Gemeindebeamten ohne Rükficht auf die Amtsdauer des Vorgängers betreffend, vom 5, März 1876. Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 11. März 1876, betreffend die Frage, ob das von einem Polizei- verwalter auf Requisition des Staatsanwalts ausgestellte ungünstige Leumunds- und Führungsattest zum Gegenstande einer Jnjurienklage wider den Aussteller gemacht werden kann. Erkenntniß des Königlichen Ober - Tribunals vom 8. März 1876; Befugniß eines Polizeibeamten zur Festnahme Desjenigen, d:r ihn be- leidigt- hat, auh wenn derselbe dem Beamten bekannt ist. Cirkular, Maßregeln zur Erleichterung der Ermittelung von Münz-

verbrehen und Vergehen betreffend, vom 17. April 1876. Cirkular, die Genehmigung zu öffentlihen Ausspielungen betreffend, vom 11. April 1876. Bescheid, das Verbot Schlavgen vor den Augen des Publi- Fums mit lebenden Thieren zu füttern, betreffend, vom 17. März 1876. Erlaß, die Vollstreckung einer Korrektionsnachhaft betreffend, vom 12, März 1876, Erlaß, die Zurückbeförderung jugendlicher Ver- breher aus der Detentionsanstalt in die Heimath und Tragung der Kosten hierfür be:reffend, vcm 26. März 1876. Cirkularver- fügung, die eichamtlice Behandlung vorschriftswidriger Maße, Ge- wichte und sonstiger Meßwerkzeuge betreffend , vom 21. März 1876, Cirkfularverfügung, die Tagegelder, Fuhrkosten und Umzugskosten der Reichsbevollmächtigten für Zölle und Steuern und der Stations- Controleure betreffend, vom 31. März 1876. Cirkular, die Stempel- pslichtigkeit beglaubigter Abschriften von Giundvuchbriefen betreffend, vom 28. Februar 1876. Cirkular, die Unterhaltung der Wege in den Staatsforfsten betreffend, vom 20. April 1876. Cirkular , die Mitwirkung der Staats-Forstbeamten zur Durchführung des Wald- \chußgeseßes vom 6 Juli 1875 bei landespolizeilichen Provokationen betreffend, vom 7. Mai 1876.

Statistische Nachrichten.

Das „Dresd. Journ.“ veröffentliht nach den Mittheilungen des statistishen Bureaus des Ministeriums des Jnnern die definiti- ven Resultate der Volkszählung im Königreich Sachsen. Nach den vorlänfi,en Resultaten hatten fich 2,760,916 Einwohner ergeben, während Sachsen in Wirklichkeit am 1. Dezember 1875 nur 2,760,342 Einwchner hatte. Die kleine Differenz hat ihren Grund in den unrihtigen Zusammenstellungen einiger Zählerlisten. f

Die am 1, Dezember 1875 in Sachsen ortêanwesende Bevôöl- kerung von 2,760,342 Köpfen bestand aus 1,352,065 männlichen und 1,408,277 weiblichen Personen, und vertheilt sich auf die Städte mit 1,109,175 Personen, 553,804 männlihe und 555,371 weibliche (gegen 1,013,904 Personen, 504,270 mönnlihe und 509,634 weibliche in 1871) und auf das platte Land mit 1,651,167 Personen, 798,261 männliche und 852,906 weibliche (gegen 1,542,340 Personen, 744,529 männliche und 797,811 weibliche in 1871)

f Die Kreishauptmannschaft: N zählte 339,203 Pers, 162,653 männl., 176,550 weibl. 749,508 368,701 380,802 „,y Leipzig 639,731 316,218 323,913 Zwickau y 1,031,908 „504,493 527,412 ,

Die Zahl der ortsanwesenden Haushaltungen betrug am 1. De- zember 1875 602,010, die Zahl der Arstalten 3929, Die Zahl der bewohnten Hausgrundstücke im Königreich Sachsen betrug am 1. De- zember 1875: 263,138 gegen 252,310 bei der Zählung am 1. De- zember 1871, Die Zunahme der bewohnten Hausgrundstücke beziffert sich somit auf 10,828 oder 4,2929/9 und die dex Bewohner auf 204,098 oder 7,9849/0, Diese Zunahme ist eine ganz außerordentliche, sowohl bei ciner Vergleichung Sachsens mit andern Staaten, als auch bei der Vergleichung mit der Zunahme bei früheren Volkszählungen. Eine Vergleichung der sächsischen Volkezählungsresultate mit den vor-

Bauten Dresden ë

Erfte Beilage

Berlin, Montag, den 12. Juni

1871: 24,643,513 4,863,450 1,518,539

1875: 25,723,754 5,024,832

1,881,505

Zunahme: 9% 1,080,241 4,38 161,382 83,318 62,966 3,46 1,461,562 1,505 531 44,969 83,07 dagegen

Sachsen 2,556,244 2,760,342 204,038 7,984 Ebenso überraschend ist die Zunahme der sächsischen Bevölkerung bei deren Vergleichung mit früheren Jahren. ; Das Königreih Sachsen zählte im Jahre 1815 nah der Thei- lung des Landes noch 1,182,744 Bewohner. Die Beyölkerung war schon nah 20 Jahren nah der Zählung von 1834 auf 1,595,663 Personen gestiegen und hat sich seit 1834 in noch stärkeren Dimen- sionen vermehrt. Es hat jedoch in keiner Volkëzählung?periode seit 1834 eine so bedeutende Vermehrung um 7,984%/9 wie von 1871 bis 1875 stattgefunden. Am stärksten war die Zunahme vor 1871 in den 3 Jahreu von 1861 bis 1864 um 111,952 Einwohner = 5,03, während in dem 3 jährigen Zeitraume von 1864 bis 1867 nur 86,394 Einwohner == 3,70 9/9 und in dem 4jährigen Zeitraume von 1867 bis 1871: 132,658 Einwohner oder 5,47 °/9 hinzukamen.

Der Erfklärungëgrund der ungewöhn)ichen Vermehrung seit 1871 liegt wohl vorzugsweise in dem Freizügigkeitsgeseß und in dem starken wirthschaftlichen Aufhwunge der Jahre 1872 und 1873, der ganz besonders der sächsishen Zndustrie zahlreiche Arbeitskräfte aus andern deutschen Ländern zuführte. Im ganzen Deutschen Reich kann sich nur der Regierungsbezirk Düsselèorf mit Sachsen vergleichen. Dort zählte man 1871: 1,328,324 Einwohner und 1875: 1,460,981, Es hat mithin daselbst eine Zunahme von 132,657 Einwohnern oder 9,9% ftattgefunden.

Die verschiedenen Städte Sachsens haben an der Zunahme der Bevölkerung nur n O Theil genommen. Eine Abnahme der Bevölkerung ergibt sich bei

Glauchau von 22,036 auf 21,743 oder -—1,34 % Oederan „, 9,866 „, 95,836 y —0,51% Kirchberg „9/841 „9,761 1/388 %

Alle übrigen Städte über 5000 Einwohner haben zugenommen.

Am stärksten is die Zunahme bei Radeberg voa 4388 auf 5894 oder

34 32 9/9, dann folgt . Plauen von 23,355 auf 28,756 oder 23,12 9% Leipzig « 106,925 „, 127,387 19,13 9/0 Ea 8,905 10,581 18,39 9/60 rimmits{chau 15,280 17,649 15,50 % Zwickau 27,322 31,491 15,25 9% Chemniß 68,229 78,209 14,62 9% Zittau 17,869 20,417 14,25 9% Auerbach 4,625 5,277 14,09 °/9 Meißen 11,455 13,002 13,50 9% Sebnitz 5,216 5,908 13,26 "9 Reichenbach e 12,942 14,620 12,96 9/0 Baußen «13,165 14,709 11,72 9/6 Dresden 4 177,089 197,295 11,46. °%/ Meerane é 19187 21,277 10,89%

Land- und Forstwirthschaft.

Gegen den in mehreren Kreisen des Regierungsbezirks Kön igs- berg eingetretenen Futtermangel gewährte die in diejem Jahre vor- Übergehend ziemlich früh eingetretene warme Witterung einigermaßen Abhülfe, wenn auch die Weide nicht sonderlih war. Leider wurde es auch hier bald wieder rauher, so daß selbst Mitte Mai die Vege- tation sih noch nicht vollständig entwicelt hatte. Die sonst gut auf- gegangenen Wintersaaten sind leider während des strengsten Frostes ohne L geblièb-n und haben deshalb namentlich fast sämmt- liche Rübsenfelder wieder umgepflügt und mit Sommerung bestellt werden müssen; dasselbe gilt auch von den mit fiemdlän- discher, noch nicht geuügend afkklimatisirter Saat bestellten Aeckern. Wenn auh der Ertrag eines großen Theiles der stehen- gebliebenen Winterfelder nur ein geringer sein wird, so konnte doch wenigstens die Somme:saat überall unter günstigen Bedingungen bestellt werden, Auch die Forstkulturen find zur rechten Zeit be- gounen, und lassen einen guten Fortgang hoffen. Ebenso find zahl- reiche Dünenkulturen in Arbeit. :

Jia Regierungsbezirk Cöslin, dessen Haupterwerbêquelle der Ackerbau ist, haben sich die Saaten, die überdies bei der frühen Kälte nicht gut in den Winter gekommen waren, in Folge der un- günstigen Witterung, die auch die Frühjahrsbestellung zurücthielt, im Allgemeinen nur mäßig entwickelt. Es empfinden dies die mehr oder mindez verschuldeten Grundbesißer um so \{hwerer, als leider auch die Ernteergebnisse der beiden Vorjahre keine günstigen waren und zudem die niedrigen Preise der landwicthsaftlihen Produkte in keinem Ver- hältnisse zu den hohen Arbeitslöhnen standen und ftehen. Erfreulicher- weise war die Auswanderung in diesem Frühjahre ganz unbedeutend, auch der Gesundheitszustand der Hausthiere ein guter. Eine vom 18.—20. Mai in Belgard abgehaltene Thiershau war gut besucht und wies merkliche Fortschritte der Viehzucht auf. Für die durh- gehends arme Bevölkerung der Fischerdörfer an der Osiseeküste ist der Lachsfang recht ergiebig gewe]en. |

So weit im Regierungsbezirk O p peln die Neberschwemmung der Oder und ihrer Nebenflüsse die Wintersaaten niht vernichtet hat, stehen dieselben befriedigend. Ueber die Sommersaaten, die erst spät bestellt werden konnten, läßt sich ein bestimmtes Urtheil noch nicht abgeben. á S f Rk ei d

Rom, 3. Juni. (L. 3.) em obersten Ackerbaurathe is voa Seite des Au für den Ackerbau und Handel dieser Tage zum ersten Male ein statistisher Ausweis über die agrarische Produktion Italiens und zwar im Jahre 1875 vorgelegt wor- den. Die Hauptziffern A lassen sich folgendermaßen resumiren :

Sale e D e Gesammt- rodukte : Fläche : roduktion pro A, P Hektaren, Hektare: Produktion: Weizen 4,676,488 11,07 Hektl. 51,790,005 Heftl. Mais . 1,696,513 183 , 31,098,331 Reis . 232,669 42,19 9,818,159 Q e 098,001 18,67 7,443,567 Roggen uud Gerste . 464,780 14,40 6,697,288 Erben, Linsen, Bohnen 2,496,192 Wicn, Lupinen u. a.

312,869 T, Leguminosen . 300,637 10380 , 3,096,747 y Kartoffeln . 68,524 102,88 Ctr. 7,049,879 Ctr. Hanf 133,039 E 959,177 a, e 81,166 2,89 y 234057 Wein... , 1,870,109 14,51 Hektl. 27,136,034 Hefkil. Oliven 900,311 3,76 3,385,591 Kastaniin . .. . 495,794 L 0,768,347 y Der geringe durchs{chnittliche Ertrag hierselbst rührt zum großen Theile von der Gemischtheit und Aufeinanderfolge der verschiedenen Kulturen her. Während eine Hektare Bodens in Italien nur 10 bis 11 Hektoliter Weizen hervorbringt, erntet man in Bayern und Neuen 15 bis 20 Hektoliter, in Belgien und den Niederlanden 5 Hektoliter, in Sachsen 28 bis 30 Hektoliter, und in England so- gar 32 bis 35 Hektoliter pro Hektare; aber ‘in Italien ist in den meisten M der Weizen nicht das alleinige Produkt, welches eine Hektare Bodens hervorbringt, sondern es sind zum mindesten 2 bis 3

Preußen Bayern Württemberg Baden

Qm Q a

T

Läufigen Sg mten in Preußen, Bayern, Württemberg und Baden ergiebt folgende Zunahmen:

ektoliter Oel, 8 bis 10 Hektoliter Wein, ein und der andere Cent- t Früchte und endlich die zweiten Ernten hinzuzurechnen, füc welche

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

4876,

der Boden nur in der Zwischenzeit von der einen zur andecn Haupt- ernte in Anspruch genommen wird.

Gewerbe und Handel.

Die Oberschlesishe Bergwerk»- und Hüttenindu- strie kann noch immer nicht zu neuem Aufjchwunge yelangen, viel- mehr dauern die Einschränkungen des Betriebes noch foct und haben auc jeßt noch Arbeiterentlassungen zur Folge. Allerdings begünftigte der anhaltend \tc-nge Winter bis in den Fehruar hinein den Kohlen- absaß. Mit dem Eintritt milderer Witterung zeigte fich aber fort eine rückgängige Bewegung, welche rash und in fo umfassender Weise zunahm, daß eine völlige Stockung im Kohlen- geschäfte eingetreten ist. Aussicht auf Besserung ift bei der Lage der Industrie zur Zeit nicht vorhanden; es haben daher die meisten Gruben ihrea Betrieb beschränken, die Kohlenpreise und Arbeitslöhne ermäßigen und die Belegschaft vermindern müffen. Die Pro- duftion der fitfalishen Königsgrube weist füc die Zeit vom Januar bis April allerdings gegen das Vorquartal eine Mehrförderung von. 7 %% nach, doch konnte die Förderung aux ‘der bisherigen Höhe nicht länger gehalten werden, es- war viel- mehr eine Beschränkung derselben um 8—10,000 Ctr. per Tag noth- wendig. Gleichzeitig mußten gegen 3C0 Werksarbeiter entlassen werden. Günstiger liegen die Verhältaisse bei dem auderen fiokalischen Stein- fohlenbergwerke Königin Luise, wo weder Betxiehseinschränkungen, noch ArbeiterenU(lassungen nöthig wurden oder in Aussicht stehen. Der Zink- und Bleierzbergbau stand in schwunghaftem Betriebe. Einzelne Gruben waren sogar in der Lage, ihre Belegschaft nicht unbedeutend zu vermehren. Bei den fiskalishen Eisenhütten- werken zu Gleiwiß und Malapane war der Geschäftsverkehr bei stetig fallenden Preisen ein nur wenig reger. Die Werkstätten konn- ten zum Theil nicht mehr in vollem B triebe erhalten werden, das leßtere Wak war fogar genöthigt, eine Anzahl Arbeiter zu entlassen. Dagegen erfreute fich die fitkalische Blei- und Silberhütte Friedrihshütte bei Tarnowiß auch im leßten Quartale eines außerordentli lebhaften Betriebes. Die Dar- stellung der verkäuflichen Produkte erreichte einen ansehnliche Höhe und, wein auch Blei und Silber zu etwas weichenden Preisen ab- gesezt wurden, so war doch das finanzielle Ergebniß des Quartals ein sehr günstiges. :

Der Bericht des Verwaltungsraths der ODrnontowißer Aktiengesellschaft für 1875 bemerkt über den Stand des Ge- sellschaftsfapitals und den Status: Die Geschäftsresultate des Jahres 1875 blieben theils wegen der Minderernte, theils wegen der rück- gängigen Sa in den Getreide- und Spirituëpreisen, hinter denen des Vorjahees 1874 zurück und gestatten nur 1 Prozent Dividende zu vertheilen, Die Gewinne des Jahres 1875 ergeben auf Hypotheken - Zinsen - Couto 1636 M, auf Fonds- Zinsen- und Agio-Konto 7162 H, auf Conto der fristenden Gruben 22 4, auf Conti des Betriebes der landwirths{aftlihen Güter 33,205 4, Summa 42,027 s Das Debet des Gewinn- und Verlust-Contos weist nach: auf Fonds Couto: Coeurévaluft pro 31. Dezember 1875 493 4, Verwaltungsrathékosten 3585 4, Syndikatz- fosten 1500 4, Direktionskosten 11,700 4, ‘auf Conto des Ertrages der Forsten 2488 (, auf Konto des Ertrages der Arbeiterkolouie 320 f, zusammen 20,087 4, bleivt sonach als Gewinn 21,939 (4 Davon sind per 1875 statutenmäßig abgeschrieben 6570 4, demnach Nettozewinn pro 1875 15,369 # Hierzu tritt der Bilanz-Saldo vom 1. Januar 1875 mit 8476 46, mithin Gewinn 23,845 A Davon kommen stta- tutenmäßig zur Vertheilung: zum R-servefonds de 15,369,414 10 % 1537 M. zur Tantième an den Verwaltungsrath de 15,369,44 9 °/9 768 46, zur Dividende auf 1,870,740,00 1/9 18,707 6 und 2332 A bleiben auf dem Gewinn- und Verlustkonto-Uebertrag am 1. Januar 1876.

Posen, 11. Juni. Wollmarkt. Die ; faum 18,000 Ctr. von denen bis jeßt etwa F verkauft sind. Dominialwollen 54—58, einzelne Stämme 60—65 Thlr. Das Geschäft entwickelte sih ziemlich rege, wurde aber dann, da die Ver- käufer fest auf vorjährige Preise halten, shleppender. Die Wäschen stellen sich geringer heraus, als man erwartet hatte. Das Scbur- gewicht ist 8% niedriger und die Zufuhr F geringer als im vorigen Jahre. Gute Wäschen wurden s{lank 3—4 Thlr. unter den Vor- jahrspreisen aus dem Ma1kt genommen, wogegen schlechte Wsschen und besonders geringe Qualitäten sehr vernachläsfigt bleiben

CslIn, 10. Juni. (W. T. B.) Das hiesige Zuchtpolizei- gericht hat heute den General-Direktor Martin Neuerburg zu Kalk wegen Untreue zum Nachtheil der Bergwerksgesell#schaft Germania zu Kalk in der Appellinstanz zu einer Gefängnißstrafe von zwei Monaten und in die Kosten verurtheilt.

Moskau, 10. Juni. (W. T. B.) Die Verhandlungen des Prozesses gegen Dr. Strousberg und die Ungeklagteu yon der biefi

Zafuhren betragen

igen Kommerzleihbank würden heute Nachmittag eröffnet. Die Prokureur- Gehülfen Obninéky und Simonoff hielten die Anklage aufrecht. Jn Folge des Ausbleibens mehrerer Zeugen wurde die Sißung des Gerichts auf Antrag der Vertheidiger mehrerer Angeklagten vertagt. Die Vertheidigung Dr. Strousbergs crklärte sih gegen die Vertagung.

Verkehrs-Anstalten. :

Dex Cenrralverein für Hevung der Deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt beschäftigte fi h in seiner Ausschuß- sißung vom 8. d. M. vorzugsweise mit der Lahnregulirung, worüber Herr Bergassessor Giesler referirte. : s)

Die Länge der Lahn, welche regulirt werden foll, beträgt 126 Kilometer, die Kosten circa 8,4 Millionen Mark. Die Regulirung bezweckt, die Rheinschiffe von mäßiger Größe und mittleren Tiefgang direckt und ohne limladung auf der Lahn stromauf zu führen, derart, daß auf eine uußbare Ladefähigkeit von 2500 Centner zu rechnen ift. Die Leistungsfäbigkeit der Lahn, insoweit sie durch die Sebleusen bedingt ist, hofft man auf 20—25 Millionen Centner erhöhen zu können. Der Bergbau der Lahngegend beläuft sich gegenw g an eine annähernd gleiche Summe, ist aber noch weit größerer Steigerung fähig. Von den j-t fördernden Gruben liegt ein Theil günstiger für die Lahnbahn als für die Wasser- straße, dagegen find wieder viele Gruben _aus\ließlich auf den Lahntransport angewiesen, Zunächst wird also die Rentabilität der Eisenbahn im Lahnthal dur eine Regulirung der Lahn und die da- dur bewirkte Hebung des Wassertransports nicht beeinträchtigt werden, dagegen ijt es für die günstig zur Lahn liegenden Gruben von außer- ordentlicher Wichtigkeit, billige Wasserfrachten zu erhalten, zumal da gerade jeßt die nassauishen Erze, welche besor.ders zur Darstellung von Qualitätseisen gebraucht werden, für die Hohöten die einzigen sind, welche in heutiger Krise überhaupt noch begehrt werden.

Nach der Lahnregulirung würden an Transportkosten allein jährli gegen 1,8—2,5 Millionen Mark erspart roerden können. Im preußischen Abgeordnetenhause sind die Kosten für die Lahnregu- lirung in 1875 abgelehnt worden, weil man eine erneute Bearbeitung der Pläne für nothwendig hielt, Gegenwärtig liegt dem Abgeordne- tenhause wieder eine diesbezögliche Petition vor. L

Von Seiten dés Vereins erkannte man allseitig den großen wirth- schaftlihen Nußen der Lahnregulirung, namentli - für die Eisen- ndustrie an. Die Debatte erstreckie sich sodann auf vorwiegend tehnishe Fragen über das Quellengebiet der Lahn, deren Wasser- stand, die Dimensionen der Schleusen, die Unterschiede zwischen den Kosten einer Regulirung der Lahn und dem Aufwand für E

Kanalisation, nicht minder über die verschiedenen Finanzpläne, wel für die Ausführung zu empfehlen seien,

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