mission mit dem Auftrage an Ort und Stelle entsendet wor- den, den Umfang der Krankheit näher festzustellen und je nah dem Besunde die zur Verhütung einer Ausbreitung des Uebels dienlihen Maßregeln in Vorschlag zu bringen.
Die am 7. und 8. d. Mts. von der Kommission vor- genommenen Ermittelungen haben fich auf zehn Erfurter Reb- \hulen erstreckt, von denen aht, und zwar der Mehrzahl nah in bedeutendem Grade infizirt befunden worden find.
Die im Anschluß hieran von der gedahten Kommission er- statteten Vorschläge bezwecken, niht nur im gegenwärtigen Falle, sondern auch bei dem etwaigen Ausbruch der Krankheit an anderen Orten dem Umsichgreifen der Gefahr thunlihst wirksam zu begegnen. Die Ausführung der empfohlenen und im Wesent- lien als sachgemäß erkannten Maßregeln is unverzüglih ein- geleitet und unter Anderem die baldigste Untersuchung derjenigen Erfurter Rebschulen angeordnet worden, welche noch niht Gegen- stand der kommissarischen Ermittelungen gewesen sind.
— In der heutigen (16.) Sizung des Herrenhauses, welche der erste Vize-Präsident v. Bernuth um 14 Uhr eröff nete und welcher der Vize-Präsident des Königlihen Staats- Viinisteriums, Finanz-Minister Camphausen, der Minister des Junern Graf zu Eulenburg, der Justiz-Minister Dr. Leonhardt, der Minister für die landwirthschaftlihen Angelegenheiten Dr. Friedenthal, sowie gzahlreihe Regierungskommissarien beiwohnten, wurde zunächst ein Schreiben des Prä- fidenten des Staats-Ministeriums Fürsten Bismarck verlesen, in welchem derselbe die Ernennung des Staatssekretärs v. Bülow und des Präfidenten des Reichskanzler-Amtes, Hofmann, zu Staats-Miniftern und Mitgliedern des Staats-Ministeriums zur Kenntniß des Hauses bringt. Der zum Vertreter der Stadt Halber- ftadt ernannte Bürgermeister Bödcher war in das Haus eingetreten, und wurde von dem Präsidenten als WMit- glied des Hauses begrüßt. — Seit der lehten Sizung des Hauses is das langjährige Mitglied desselben, Wirk- licher Geheimer Rath Dr. Göße mit Tode abgegangen. Der Präsident brachte diesen Todesfall zur Kenntniß des Hauses, gedachte der Verdienste des Verstorbenen in warmen Worten und ersuchte das Haus, zu Ehren des Verstorbenen \fch von den Plägzen zu erheben, dem auhch die anwesenden Mitglieder entsprachen.
Nunmehr trat das Haus in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand der Bericht der Agrar-Kommission über den Geseyentwurf, betreffend die Vertheilung der öffent- lihen Lasten bei Grundfstückstheilungen und die Gründung neuer Ansiedelungen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, S{hl-sien, Sachsen und Westfalen war. Die Diskussion über dieses Geseh dauerte bei Shluß dieses Blattes noch fort.
-— Nah der in einer Cirkularverfügung vom 27. v. M. enthaltenen Bestimmung des Ministers der geistlihen 2c. An- gelegenheiten gehören sämmtlihe, auf Grund förmlicher Verträge bestehende oder noch zu errihtende Privat-Präpa- randen - Ansilalten in das Ressort der betreffen- den Bezirksregierung, Es gehen demnah auch die- jenigen in dasselbe über, welche bisher dem Refsort des Provinzial-Schulkollegiums zugewiesen waxen, so daß die Be- zirksregierung nunmehr die gesammte private Präparanden- bildung in ihrem Bezirke derart selbständig zu leiten hat, daß au die mit den Vorstehern der Privatarstalten abge\schlo}enen Verträge nicht mehr zur Genehmigung des Ministers einzu- reihen sind. Zur Bestreitung der gesammten Aufwendungen für die Zwecke des Privatpräparandenwesens sind den Bezirksregierungen bestimmte Summen zur Verfügung gestellt, aus weihen die gesammten Bedürfnisse des Bezirks zu bestreiten sind, und zwar:
a. hinfich‘lich der gegen die bestehenden oder noch zu errih- tenden Privatanftalten zu erfüllenden Verpflichtungen, eb h, zur Gewährung von Remunerationen an Präparanden- ehrer,
c. zur Bewilligung von Unterftüßungen an Präparanden.
Hinsihtlih der Verwendung der überwiesenen Summe empfiehlt der Minister, nah einem bestimmten Plane vorzugehen, für welhen die nachfolgenden Gesichtspunkte als maßgebend zu befolgen sind:
Von dem zur Disposition gestellten Betrage ist nicht ein Theil zur Förderung des evangelishen und ein anderer zur Förderung des katholishen Präparandenwesens zu bestimmen, sondern die Verwaltung der vorhandenen Mittel muß einheitlich und die Verwendung derselben nah den gleihen Grundsäßen und in jedem einzelnen Falle unter Beröksichtigung der kon- kreten Verhältnisse erfolgen. Ferner is zu erwägen, ob die Ver- träge mit den Vorstehern der Privatanstalten, namentlih in Be- tref} der Bewilligung von Zuschüssen und der den Vorstehern auferlegten Verpflihtung zur Unterstüßung ihrer Zöglinge nicht einer Berbesserung fähig sind. Bei der Remunexirung der Einzelbildner ift darauf zu ahten, daß nur Lehrer remunerirt werden, welhe mindestens ein Jahr lang mit Erfolg Präpa- randen unterrichtet haben.
— Der Chef der Admiralität hat unterm 4. Iuni d. I. eine „Instruktion für die Marine-Zahlmeister* voll- zogen, welche im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn in Berlin auch im Separatabdruck ersthienen ift.
— Der Kaiserlih rusfishe Unterrihls - Minister Graf Tolftoy ist gestern Abend nah Wiesbaden und der Kaiserlich CbrereiR Hofmeister v. Gerebzow heute Vittag nah Leipzig abgereist.
Bayern. München, 14. Juni. Von den an die Kammer der Abgeordneten gelangten Vorlagen find, dem „Corr. v. u. f. D.“ nah, folgende noch unerledigt: mehrere Referate über die Nachweisungen für 1873 und 74, dann vom Budget die Referate über die Etats: des Kultus- Ministeriums, des Kriegs-Ministeriums, die Brücken-, Wasser- und Straßenbauten, Über die Einnahmen aus Eisenbahnen, Poft und Telegraphen, über den Malzaufshlag 2c., die Ausgaben auf - Reichszwecke, die direkten Steuern in dem Entwurf des Finanz- geseves; ferner die Geseyentwürfe über die Vervollstän- digung der E U, über die pfälzishen Bahnen, über die weiteren Vizinalbahnen und der Kredit für außerordentliche Bedürfnisse des Heeres ; der Wahlgeseventwurf des Abgeordneten Jörg, die Reklamationen gegen die Wahlen von Zweibrücken, Regensburg, Sulzbah 1c,, die zahlreichen, namentlich den Bau von Eisenbahnen betreffenden Petitionen, sowie einige Beshwerden.
— Der Königliche Geheime Rath Hieronymus v. Bayer, vordem Reihsrath der Krone Bayerns, if im Alter von 84 Jahren gestern gestorben. i j
Sachsen. Dresden, 15. Iuni. Die Erste Kammer bewilligte heute die zum Behufe der Fortführung der Bauten für Verlegung der Dresdener Militär-Etablissements nachträglich geforderten 3,000,000 4, ließ sodann die von ihr am 8. März d. I. über die Einstellung verschiedener Positionen des außeror- dentlihen in das ordentlihe Budget gefaßten Beschlüsse auf Antrag ihrer 2. Deputation wieder fallen, nachdem die Zweite Kammer ein Eingehen auf dieselben abgelehnt hat, und erledigte zum Schlusse Petitionen.
In der Sizung der Zweiten Kammer beantworte(e der Staats-Minister v. Nostißz-Wallwiz die vorgestern begründete Interpellation des Abg. Lehmann, betreffend das Verbot der Leichenverbrennung, dahin, daß die Staatsregierung nicht die Absicht habe, die Landesvertretung mit legislatorishen Vorschlä- gen wegen Einführung der fakultativen Leichenverbrennung zu befassen, andererseits aber auch der Ansicht sei, daß die Einfüh- rung der Leichenverbrennung, auch der fakultativen, ohne vorherige Revifion und Ergänzung der bestehenden Geseyz- gebung unthunlih sei. Der Interpellant behielt fich weitere An- träge vor. Die Kammer verwies sodann das Königliche Dekret über den Ankauf der Chemniz-Kommotauer Eisenbahn zur Be- rihterstattung an die Finanzdepuiation und erklärte \ih durch den 1hr vorgelegten Bericht über die Verwaltung der Landesimmobiliarbrand - Versiherungsanstalt auf die Jahre 1873 und 1874 und die Resultate dieser Verwaltung be- friedigt, genehmigte auch den Etat der genannten Anstalt. Ein aus Anlaß eines vom Abg. Bönisch gestellten Antrags von der Geseßgebungsdeputation ausgearbeiteter Geseßentwurf, in welchem bestimmt wird, daß für Orte, in denen öffentliche Schlachthäuser in genügendem Umfange vorhanden sind oder errichtet werden, durch Ortsstatut, das zu seiner Gültigkeit der Genehmigung des Ministeriums des Innern bedarf, sowohl die Anlage neuer als auch die fernere Benußung bestehender Privat- \{chlähtereien untersagt werden kann, wurde nah kurzer Debatte einstimmig angenommen.
— Die von dem Finanz - Ministerium dem kürzlich \hon genannten Konsortium verkauften - 90 Millionen Mark der 3prozentigen \ähsischen Rentenanleihe sollen nun bestimmt am 19. und 20. d. Mts. zum Course von 71 Prozent zur Subskription aufgelegt werden.
Vaden. Karlsruhe, 13. Juni. Die Erste Kammer hat in ihrer heutigen ahtstündigen Doppelsigung die Kommis- sionsanträge zum Schulgesez angenommen, also die Forde- rungen der Zweiten Kammer wege Aufhebung der Kloftershulen und Nichtanstellung von Konfessionslehrern ab- gelehnt. — Die Kammer genehmigte ferner in der heutigen Sizung einstimmig das Eisenbahn-Anlehen von 35 Millionen Mark mit dem Wunsche der möglihften Berücksihtigung einhei- mischer Kreditinstitute. Das Gesey ist damit perfekt.
Desterreic-Ungarn. Wien, 14. Juni. Wie die „Pol. Corr.“ vernimmt, is anläßlih der Rütreise des Kaisers Alexander von Rußland von Jugenheim nah Warschau eine Begegnung desselben mit dem Kaiser Franz Joseph in Aus- siht genommen.
— Die „Pol. Corr.“ \{reibt: Gegenüber der sensationellen Meldung eines hiesigen Morgenblattes, betreffend ein an- geblihes Memoire des neuen “ Generalstabs - Chefs FML. Freiherrn v. Schönfeld, în welchèm eine durchgreifende neue Reform der gesammten Wehrverfassung befürwortet werden soll, sind wir auf Grund der an kompetentester Stelle geshöpften Auskünfte in der Lage, versihern zu können, daß
- das angebliche Memoire im Ganzen und Einzelnen nichts
weiter als eine einfache Erfindung einer etwas erregten Phantasie sei. FML. Baron von- Schönfeld hat seinen Ge- finnungen und Intentionen seiner neuen Stellung gegenüber erst jüngst laren und unzweideutigen Ausdruck gegeben, indem er vor den um ihn versammelten Repräsentanten feines eigenen Corps betonte, von Sr. Mäjestät berufen worden zu fein, um das in der Durhführung begriffene Werk der Reorganisation des Generalstabes unverändert im Sinne und Geiste seines Vorgängers zur Vollendung zu bringen. Der gleihe Geist und die gleiche Gesinnung dürften den neuen Chef des Generalstabes gewiß auch in Betreff der Verhältnisse der gesammten Armee und deren Stabilität, und zwar um so mehr beseelen, als demselben der entschiedene Wille des Allerhöchsten Kriegsherrn, an der Stabilität der gesammten Wehrverfassung des Reiches im In- teresse der Arntiee und des Reiches nicht zu rütteln und dieselbe vor jeder Stôrung intakt zu bewahren, genau bekannt und maß- gebend ist.
Brünn, 14. Juni. Am 2. Juli findet, der „N. Fr. Pr.“ zufolge, eine Sizung des am 4. April gewählten Central- Comités dcr Verfassungspartei hier ftatt, wobei auch die Frage der Abhaltung eines Parteitages be-
\sprochen werden soll.
Pest, 14. Juni. Der „Pester Lloyd“ konstatirt, der Schwerpunkt der Thätigkeit der Mächte sei in jüngfter Zeit von Konstantinopel nah Belgrad verlegt. Wenn - auh die Aufklärungen, welhe die serbische Regierung auf die Sommation Mehemed Ruschd i's gegeben, nicht vollständig befriedigend lauten, verleugnen fie do keineswegs den Einfluß der diplomatishen Vorstellungen und \ei damit die bereits ganz unmittelbar drohende Gefahr eines akuten Konslifts für den Moment1 mindestens ausges{chlo}en. Mittler- weile trete offegtlid der sechswöchentlihe Waffenstill- stand ins Lebe und eröffne der Frage der Pacifikation neue Chancen. Die Aufnahme . der neuen Verhandlungen mit den Insurgenten benimmt Serbien jeden Vocwand einer aktiven Betheiligung am Streite, und da es andererseits die Last der Rüstungen und die Geldnoth auf die Dauer nicht ertragen kann, wird es von selbst auf die Bahn des Friedens, zunächst aber zur Abrüstung gedrängt, was Alles zusammen eine beruhigtere S in der Auffassung der orientalishen Frage recht- ertige.
— In der heutigen Sizung des Abgeordnetenhauses reihten Helfy und Genossen einen Beschlußantrag ein, die Regierung sei anzuweisen, behufs Orientirung des Hauses die Detail- bestimmungen des wirthschaftlichen Ausgleihes vors zulegen. Minister-Präsident Tisza wundert sid, daß gerade Helfy die Vorlage der Detaills fordert, da derselbe als Wander- apostel gegen den Ausgleih agitirt habe, während si{ch nun erausstelle, daß er den Ausgleich niht kenne. Er ver- priht übrigens, alle nöthigen Daten vorzulegen, und beantragt den Uebergang zur Tagesordnung, was auch geschieht. Tisza antwortet später auf eine Interpellation Iranyi's über die Haltung der ungarishen Regierung in der orientalishen Frage, daß die Regie-
rung sich ihrer Pfliht bewußt sei und sich mit dem Ministerium des Aeußern stets in Verbindung gehalten habe. Der Minister des Acußern habe auch diesbezüglih stets die größte Zuvorkom- menheit bekundet.
Die Politik Oesterreih-Ungarns sei eine friedlihe gewesen, darum habe es fich der Reformnote angeschlossen, welche in Konftantinopel überreißt worden. Die inzwishen ein= getretenen Ereignisse in der Türkei machen ein weiteres. Vorgehen vorläufig überflüssig, nahdem Ausfiht vorhanden sei,
daß die türkische Regierung die nöthigen Reformen \pontan.
durchführen werde. Sollte sich ein weiteres Vorgehen doch wie- der nöthig erweisen, so werde das Ministerium des Aeußern abermals auf fried.ihem Wege einzuwirken \suhen. Ueber die Art und Weise könne man sih jezt noch nicht äußern, doch so viel könne versichert werden, daßeine bewaffnete Intervention nicht be- absihtigi werde. Das Haus nimmt die Antwort zur Kenntniß.
— Was die Durchführung der Gesetze bezüglih der Ver = waltungsreform betrifft, so soll, wie die „Presse“ mittheilt, vor Allem und zwar {on mit 1. August die Arrondirung der Komitate und gleichzeitig die Einverleibung der kleineren Städte durhgeführt werden und die Ernennung der Obergespäne der neugebildeten Komitate erfolgen; die übrigen Geseze, nament= lich über die Verwaltungs8aus\hüsse, über die Steuermanipulation und über die Volks\shulbehörden werden erst später, nahdem in den Komitaten die Viriliften konskribirt und die Munizipalver- tretung konftituirt sein wird, gleichzeitig ins Leben treten.
— In theilweiser Berichtigung der bisherigen Meldungen Über den Stand der Zoll- und Handelskonferenz schreibt die „Budap. Corr.“ : „Vor Allem is es undenkbar, daß betreffs der Textilwaaren zwischen den beiderseitigen Regierungsvertretern eine solche Differenz aufgetauht wäre, welhe eine neue Inter- pretation des Protokolls vom 2. Mai nothwendig machen würde. Ueber die Zollansäße der Textilwaaren sind ganz präcise, keinen Zweifel zulassende s\chriftliße Ab- machungen getroffen worden, Womöglih noch unbegrün- deter ist die Meldung, daß der österreichishe Finanz- Minister die ungarische Regierung mit einem Petroleum-Konsum- steuer-Geseßentwurfe überrascht habe. Es is bei Gelegenheit der Wiener Verhandlungen im April ausdrücklih vereinbart worden, auf inländishes Petroleum Steuer in derselben Höhe auszu- werfen, als für das importirte Petroleum Einfuhrzoll eingehoben wird. Dies is \elbstverständlih, von einer sonftigen Petroleum- Konsumsteuer war aber nie die Rede.“
Schweiz. Bern , 14. Iuni. Der Nationalrath be- \{chloß bei Fortberathung des Fabrikgesezes, Kinder unter 14 Jahren zur Arbeit in den Fabriken niht zuzulassen.
Belgien. Brüssel, 15. Juni. (W. T. B.) Der hiesige Bürgermeister spricht in einer heute Nahmittag erlassenen Proklamation sein tiefes Bedauern über die Ruhestörun= gen aus, die in der vergangenen Nacht stattgefunden haben und erklärt, die Gemeindeverwaltung sei fest entshlossen, die Wieder- kehr ähnliher Vorkommnisse mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern. Die Einwohner werden aufgefordert, \sih aller Ansammlungen auf den Straßen zu enthalten.
— 16. Juni. (W. T. B.) In Folge der Seitens: der städtishen Verwaltung getroffenen Maßregeln verlief die leßte Nacht ohne Ruhestörungen. — Jn Antwerpen sind Plakate angeheftet worden, in welhen verlangt wird, daß die grofen Städte unabhängig von dem Lande in den Kammern
vertreten werden.
Gent, 16. Juni. (W, T. B.) Die Ruhestörungen haben fich gesten Abend in derselben Weise wie an den vorhergehenden Tagen wiederholt. Mehrere Privaëigebäude find erheblich beschädigt. Zahlreihe Trupps zogen lärmend durch die Straßen. An einzelnen Orten kam es zu Zusammenftößen zwischen der Polizei und der Bevölkerung; die Gensd'armerie war gezwungen, von den Waffen Gebrauch
zu machen. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen.
Großbritannien und Frland. London, 14. Iuni. Das Unterhaus hat sich heute mit der jährlih wieder=- kehrenden Debatte über die Lawsonshe Mäßigkeits- billi beschäftigt. Die Anhänger der Temperanz - hielten gestern ein großes Meeting in der Exeter Hall und wurde dem Minister des Innern eine Petition überreiht,. — Die Abendsizung des Unterhauses wurde zum größten Theil durch eine neue Debatte über den {hon verschiedentlih? von Lord Elcho zur Sprache gebrachten Plan ausgefüllt, die städtishe Verwaltung für ganz London, die heute in kostspieliger Weise gespalten if, zu centralisiren, indem man die Verwaltung der City, der eigentlichen Altstadt, als festen Kern und Anhaltspunkt nähme und nah Bedürfniß erweiterte. Lord Elcho ging dieses, "Mal im Wege der Resolution vor und
‘empfahl dem Hause zwei Erklärungen, die eine des Inhaltes, daß
die Sache dringend die Beachtung der Regierung erheische, die andere den Grundgedanken seines Planes enthaltend. Shließ- lich wurden jedoch die beiden Resolutionen zurückgenommen t damit fand die Sache für diese Session wieder ihre Er- ledigung.
— 15. Juni, (W. T. B) In der heutigen Sizung des Oberhauses erklärte der Staatssekretär des Aeußern, Earl Derby, auf die bezüglihe Anfrage Lord Delaware's, Eng- sand, Desterreih und Frankreih hätten sich durch den Pariser Vertrag vom Jahre 1856 verpflichtet, sowohl gemeinschaft= lich, als au jede Regierung für \sih, die Unabhängigkeit und Integrität des ottomanischen Reiches zu garantiren. In Artikel 2- des Vertrages fei ausgesprochen, daß jede Verlegung der in dem Vertrage getroffenen Abmachungen von den Mächten als casus belli angesehen werden würde und daß die Mächte dann unverzüglih mit der Pforte zu Rathe gehen würden über die nöthigen Schritte, um den Verirag unverleßt und unmodifizirt aufrecht zu erhalten. Das Haus, fuhr Derby fort, werde nicht etwas verlangen, was gefährlih \ein würde, nämlih in eine hypothetishe Diskussion über die Umstände einzutreten, unter- welchen die in dem Vertrage verheißenen Garantien als bin-
dend für die Kontrahenten, denen das Recht L interveniren-
zustehe, betrahtet werden müßten. Unter gewissen Umständen. sei es die Pfliht der Mächte zu interveniren. “ Diese Umstände würden aber nur näher definirt werden, wenn der fragliche Fall. wirklih eintrete. Ohne Frage seien Serbien und Rumänien in. jener Garantie mit einbegriffen, aber der Vertrag lege keinev der Signatarmächte die Verpflichtung auf, zwishen der Türkei und- ihren Tributärstaaten zu interveniren, sondern habe vielmehr nur die Integrität der Pforte gegen Angriffe von außen: her: garantirt.
— (W. T. B) Vor dem Court for crown cases: reserved wurden heute in dem Prozesse gegen den Kapitän : Keyn von der „Franconia“ die Verhandlungen über die- Frage der Kompetenz der englishen Gerichte wieder
aufgenommen. Vom Vertheidiger Keyns wurde geltend gemacht, daß niemals ein Gese das Parlament pasfirt habe, in welhem die Kriminaljustiz auf hoher See für die englishen Gerichte in Anspruch genommen worden sei, Die Verhandlungen dürften voraussihtlich erst am Sonnabend ihr Ende erreichen.
—/ 16, Juni. (W. T. B.) Das Panzershchiff „Ra- leigh“ hat Spithead heute verlassen, um sich nah dem Mittel=- meer zu begeben.
Frankreih. Paris, 15. Juni... (W. T. B.) Die von dem Journal „Temps“ und anderen Blättern gebrachten Nachrichten über eine bezüglich der Senatskandidatur Buffets zwishen dem Marschall - Präsidenten und dem Ministerium entstandene Meinungsverschiedenheit, die zu einer Ministerkrisis führen könnte, werden von der „Agence Havas“ für unbegründet erklärt. Wegen der morgen bevor- stehenden Wahl eines neuen Senators habe keine Ministerkrisis bestanden. j
— Die heutige Militärrevue in Longchamps war durch \{chônes Wetter begünstigt und verlief ohne jeden stôören- den Zwischenfall. Der Marschall-Präsident wurde überall mit dem Ruf: Es lebe der Marschall! Es lebe die Republik! begrüßt.
4 2 Der „Temps“ hat folgenden Brief des Herrn Thiers erhalten : i
„Ich bitte Sie, gefälligst einen Irrthum zu berichtigen, den das „Journal officiel“ begangen, indem es mi unter den Depu- tirten nennt, welche sh bei der Abstimmung über die Reduk- tion dex Dienstzeit von 5 auf 3 Jahr der Stimmabgabe ent- halten haben. Da ich jede Herabsezung der Dienstzeit als verderblich für die fräftige Verfassung der Armee betrachte, würde ih mich wohl gehütet haben, in einer Frage, auf welcher in so hohem Grade die Sicherheit und Größe des Landes beruht, fern zu bleiben. Ich habe mich nit allein nit der Abstimmung enthalten, sondern ih habe auch dagegen gestimmt, die vorgeshlagene Maßregel in Betracht zu ziehen, und obwohl ih selten das Wort ergreife, hätte ih es tiesmal doch erbeten, wenn nicht Herr Gambetta, zu rechter Zeit und mit seinem bekannten Talent eintretend, jede andere Intervention durchaus überflüssig gemacht hätte.“
— Die „Defense“, das neue Organ Dupanloups, ver- öffentliht eine Schrift des Bischofs, die den Titel führt: „Wohin gehen wir?“ und welche sämmilihe Konservative aufs ruft zum Kampfe gegen die Republikaner.
Spanien. Wie der Pariser Korrespondent der „Köln, Ztg. “ unter dem 13. Juni mittheilt, befände fich Don Caclos keines- wegs in Mexiko oder in England, sondern in Frankreich, wo er in einem dem Herzog von Cars gehörenden Landi wohne. Man glaube, daß der Prätendent deshalb in Frankreich bleibe, weil er die fommunistish-carlistishe Vershwörung bald ausbrechen zu
sehen hoffe.
Türkei. Ein Telegramm der „Agence Havas-Reuter“ in
_ Konstantinopel vom 16. Juni früh lautet: „Der Kriegss
Minister, Hussein Avni Pascha, und der Minister des Aus- wärtigen, Raschid Pascha, sind ermordet. Der Marine- Minister, Kaisserli Pascha, ist verwundet.“
— Ein weiteres Telegramm derselben Agence meldet: Die Minister waren in der vergangenen Nacht bei Midhat Pascha
"T “zur Berathung versammelt, als ein vor Kurzem abgeseßter
Offizier, mit einem Revolver bewaffnet, in das Berathungss zimmer trat und den Kriegs-Minister und den Minister des Auswärtigen tödtete und den Marine-Minister s{chwer ver- wundete. Außerdem wurde auch ein Adjutant des Großveziers und ein Diener Midhat Paschas getödtet. Der Offizier ist ver- haftet, die That wird als ein Akt der Rache angesehen.
_— Laut Meldung des „W. T. B.“ von heute Morgen hat der Großvezier an die Veitreter der Pforte im Auslande Über diesen Vorgang folgende Depesche versandt: „Ih benah- rihtige Sie hierdurch, daß in der Naht vom Donnerstag auf Freitag Se. Hoheit Hussein Avni Pasha und Se. Excellenz Raschio Pasha meuglerisch ermordet worden find. Der Thatbestand i| folgender: Ein Mann, Namens Hassan, von Geburt ein Cirkassier, welcher vor 4 Jahren die Militär- \chule als Lieutenant verlassen hatte, dann zum Kapitän ernannt war, um nach der Armee in Bagdad gesandt zu werden, wurde aus mehrfahen Erwägungen in Constantinopel behalten und in verschiedenen Stellungen verwandt. Nachdem man ihm dann den Grad eines Adjutant-Major, sowie eine Stellung in der oben genannter Armee verliehen, machte Hassan verschiedene Ausflüchte, um nit abzureisen und wurde einstweilen in Arrest genommen, und sollte heute nah seinem Bestimmungsorte abgehen. Als er gestern in Freiheit gesezt wurde, begab er fih Abends in den Palast des Seraskiers. Als er erfuhr, daß derselbe mit seinen Kollegen \sich bei Midhat Pasha in einer Konferenz befand, begab er sich dorthin. Die Wachen ließen ihn in seiner Eigenschaft als Adjutant ungehindert in den Könferenzsaal eintreten. Hier feuerte Hassan aus unmittelbarer Nähe mit einem Revolver, den er in der Tasche gehabt hatte, auf Avni Pascha, während die anderen Anwesenden fih beeilten, den Mörder zu fassen. Raschid Pasha und Ahmed Aga, ein Diener Midhat Paschas, wurden ebenfalls getödtet. Der Marine-Minister, sowie ein Soldat erhielten Wunden. Der Mörder ift verhaftet.“
— (W. T. B.) Die nah Salonichi entsendeten Kom- missare der Pforte wurden am 15. Juni in Konstantinopel zurückerwariet. Das- Urtheil des Kriegsgerihts soll in Konstantinopel gefällt werden. i
— Der „D. A. C.“ entnehmen wir folgende Mittheilungen : Die türkishen Gesandten haben auf ihr Ansuchen ergänzende Erklärungen zu dem Rundschreiben des Großveziers erhalten, in welchen die Pforte erklärt, daß die bereits auf die Note des Grafen Andrassy eingeräumten A aufrecht erhalten werden sollen und daß die Kommissare den Auftrag empfangen haben, auf dieser Basis mit den Jusurgenten Verhandlungen anzuknüpfen. — Der Großvezier opponirt gegen die Einseßung einer konstitutionellen Versammlung und hat sein Programm in einem Brief an seinen Sekretär Khalil, einen jungen katholishen Syrier, veröffentlicht, in welchem die radikalen Reformen, namentlih die Einführung einer konstitu- tionellen Verfassung nah europäishem Muster, auf das Ent- schiedenste abgewiesen werden, dagegen die Nothwendigkeit admi- nistrativer Reformen zugegeben wird.
— Man meldet dem „Pester Lloyd“ aus Ragusa: Der Kommisfär der Pforte in Bosnien und der Herzegowina wurde von Konstantinopel angewiesen, bei den Pacifikations- Verhandlungen zu präsidiren und den Insurgenten sämmt- lihe auf Grund der Dezembernote des früheren Sultans gemachte Zugeständnisse, sowie deren Ausführung zu garantiren,
— Der „Pol. Corr.“ wird aus Agram unter dem 13. Juni über einen Konflikt zwishen Insurgenten und einer
ósterreichischen Milsitärgrenzwache geschrieben:
„Vorx längerer Zeit wurde eine bei 500 Mann starke bosnishe
JSnsurgenten - Abtheilung zum Uebertritte auf öfterreichisches Gebiet
gezwungen. Vorgeftern machten diese Insurgenten einen Versuch, bei Bogovalje, unweit von Sluin, wieder das türkishe Gebiet zu ge- winnen, um am Aufstande Theil zu nehmen. Eine halbe Compagnie K. K. Truppen suchte das Vorhaben der bewaffneten Insurgenten zu indern und wurde vom kommandirenden Offizier die Insurgenten- haar angerufen und zum Stechenbleiben aufgefordert. In Folge dessen fiel aus den Reihen der Insurgenten ein Schuß, durch welchen ein Soldat getroffen wurde. Darauf kommandirte der Offizier seiner Truppe Feuer und wurden zwischen .20 bis 30 Insurgenten theils getödtet, theils verwundet, worauf die Jnsurgentenbande vou ihrem Beginnen abließ,*
— Aus Widdin wird derselben Korrespondenz unter dem 8, Juni gemeldet: :
„Die wichtigste Begebenheit, welche in unserer unmittelbaren Um- gebung si zugetragen, ist das Geschick, welches die bulgarische Insurgeutenschaar ereilt hat, welhe vor Kurzem am Bord des Passagierschiffes der Donau-Dampfschiffahrtsgesellshaft „Radetky" ihre Ausschiffung bei Rozlodni erzwungen hat. Die erwähnte, 200 Mann starke Insurgentenschaar warde von den türkischen Truppen gefaßt und im buchstäblichen Sinne des Wortes vernichtet. Von den 200 Jusurgenten blieben nur zehn am Leben und dieje befinden sich im strengsten Gewahrsam. Es wurden dieser Tage sechs Compagnien Redifs und zwei Escadronen Kavallerie nach Lom und Rahowa ent- sendet und außerdem zwei kleine armirte türkische Dampfer an dem türfishen Donau-Ufer, zux Verhütung neuer JInsurgentenlandungen in Kreuzung gesehßt.“
Amerika. Washington, 14. Juni. In Cincinnati tritt heute die Nationalkonvention derx republikani=- \chen Partei zusammen, um sich über die Wahl eines Kandidaten der Partei für die Präsidentschaft zu berathen. Die 37 Staaten und 9 Territorien, in denen \ich die Partei organisirt hat, senden beziehungsweise 738 und 18, im Ganzen also 756 Abgeordnete, die theils bestimmte Insiruk- tionen von den Staatskonventionen mitbringen, theils mit un- umschränkter Vollmacht versehen und bezüglih ihrer Stimmen- abgabe in keiner Weise gebunden find. Acht Kandidaten werden in Vorschlag gebracht werden, nämlich Washburne, der amerika- nische Gesandte in Paris; Hayes, der Gouverneur von Ohio; Jewell, der Generalpostmeister; Hartranft, der Gouverneuer von Pennsylvanien; Morton, ein Senator für Indiana; Conkling, ein Senator für New-York; Bristow, der Finanz- Minister, und Blaine, Kongreßmitglied für Maine und ehe- maliger Sprecher des Repräsentantenhauses. Die meisten Stim- men, nämlich 265, wird, nah der „E. C.“, bei der ersten Ab- stimmung voraussihtlich Blaine erhalten ; für Bristow find 194, für Morton 96, für Conkling 81, für Hartranft 58, für Hayes
rigkeiten bereiten und die Berathungen dürften mehrere Tage dauern. Gouverneur Hayes soll für die Vize-Präsidentschaft in Ausfiht genommen sein.
kanishe Nationalkonvention hat in ihrer zweiten Sizung
fih dann ohne jede Abstimmung vertagt.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des sfstatistiswen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigeu Standesämtern in dér Woche vom 4. bis inkl, 10. Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 237 Ebeschließungen, 829 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 610 Sterbefälle. i
— Das soeben erschienene TV. Heft (Oktober bis Dezember 1875 der Zeitschrift des Königlich preußischen statistischen Bureaus. Redigirt von dessen Direktor Dr. Ernst Engel. [Berlin 1875. Verlag des Königlichen statistisGen Bureaus (Dr. Engel)] hat folgenden Juhalt: Durchschnittspreise der wichtigsten: Lebensmittel für Menschen und Thiere in den bedeutendsten Markt- städten der preußishen Monarchie.
Monaten Januar bis einschließlich Juli 1875, nebst einer Zusammen- stellung der Durchschnittspreise im Erntejahre 1874/75, I[. Detail- reise in den Monaten Januar bis einschließli Juli 1875. — Die age der arbeitenden Klassen in Frankreih. 1, Die materielle und wirthschaftliche Lage. 11, Die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. 111. Der geistige und fittlihe Zustand der Arbeiter; von Dr, W. Stieda. — Reformen des Personenverkehrs auf eng- lischen Eisenbahnen ; beleuchtet von einem Franzosen, — Ueber die Veränderlichkeit der Luftwärme in Norddeutschland nach gleichzeitigen 25 jährigen Beobahtungen; von Dr. Gustav Hellmann. — Die Hauptresultate der Grundsteuerregulirung in den Provinzen Scles- wig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau, sowie im Kreise Meisen- heim, verglichen mit den Ergebnissen in den alten Landestheilen und im preußischen Staate überhaupt. — Die preußischen Eisenbahnen 1844, 1854, 1864, 1874, — Die russische Lederindustrie. — Die frau- zösischen Gesellschaften zu gegenseitiger Hülfeleitung (sociétés de secours mutruels); von Dr. W. Stieda. — Zur Impffrage von Dr. med, A. Guttstadt. — Die erwerbsthätigen juristischen Personen im preußischen Staate, insbesondere die Aftiengejellshaften. T. Die er- werbsthätigen juristischen Personen im Allgemeineu. 1. Die Gewerk- schaften. 2. Die Handelsgesellshaften. 3. Die Gegenjzitigkeitsgesell- schaften 4. Die Erwerbs- und Wirth schaftsgenossenschaften. 5. Die Meliorationsgenossenschasten. I1. Die Aktiengesellschaften insbesondere. 1, Die Gründungen. 2. Die Schickjale der Aktiengesellschaften; von Dr, Engel. — Statistische Korrespondenz.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Versammlung deutscher Naturforsher und Aerzte wird vom 17. bis 24. September in Hamburg tagen. Das dortige Lokalcomité hat shon seit längerer Zeit Vorbereitungen getroff+n. Der Verein zählt über 2000 Mitglieder und waren auch die lezten Verjammlungen n Graz ur Wiesbaden hr zahlreih besucht. Das Comité erbittet {on jeßt Anmeldungen von billigen Privat- logis, da die Gasthäuser bei dem erfahrungsmäßigen starken Besuch zur Aufnahme der Gäste nicht ausreichen dürften.
— Hr. De. Jan ten Brink, einer der hervorragendsten nieder- Uen Literaten, hat vor Kurzem eine interessante Geschichte der Pariser Kommune unter dem Titel „De Opstand der Pro- letarierxs* erscheinen lassen.
Land- und Forstwirthschaft.
Wie der „Waidmann® vernimmt, ist in der Königlichen Oberförsterei Taberbrüdck, die sich durch ihren Reichthum an Roth- und Rehwild auszeichnet, auf einer Treibjagd kürzlih ein männlicher Luchs geschossen worden. Nach derselben Mitiheilung wurde îm Winter 1872 in den Forsten des Grafen Dohna-Lauk bei Mühlhausen auf einer Treibjagd eine Luchsin erlegt. Beide Forste liegen etwa 8 Meilen auseinander, ganz im Westen von Ostpreußen, also weit von der russishen Grenze entfernt. Seit 1862 hatte man in Ostpreußen teinen Luchs mehr geschossen; damals aber wurde eine Luchsin im Februar bei Masenen erlegt, in welchem Feorste 30 Jahre früher au ein Luchs geschossen sein soll. Doch liegt Nassaven hart an dex russisch-
polnischen Grenze. * Getverbe und Handel. In der gestrigen Generalvexsammlung der Preußischen
Kreditanstalt in Liquidation, in welcher ein Uktienkapital von
44, für Iewell 10, für Washburne 1 gesichert. Wahrscheinlich !
aber wird die endgültige Wahl eines Kandidaten große Schwie- - i gutlig h groß ) J Ertrag der Baumwollenernte auf 3% unter den mittleren
Cincinnati, 15. Juni. (W. T. B.) Die republi- j maßen aus: Die Gesammtsituation hat sih in dieser Berichts-
: y J woe befriedigender gestaltet, insofern in den meisten Branchen leb- als Präsidentschaftskandidaten Blaine, Bristow, Con- h g gefl f
kling, Morton, Iewell, Hayes und Hartrauft aufgestellt und * j J spekulativer Natur und auf die Möglichkeit des Ausbruches eines euro- J päischen Krieges basirt waren, so bildete doch das regere, voraus\ihilih
L Monats-Durchschnittspreise F. für Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Rauchfutter in den
3,440,000 Thlr. vertreten war, wurden Seitens der Liquidatoren über die einzelnen E des Berichts und der Bilanz Aufschlüsse gegeben. Zu Revisoren wurden die Herren Paul Opiß und vereideter
Bücherrevisor Siegmund Salomon einstimmig gewählt und das gus-
\cheidende Mitglied des Aufsichtsraths, Geheimen Kommerzienrath Stephan, einstimmig wiedergewählt. ;
— Dem Geschäftsbericht der Berliner Lampen- und Bronzewaaren-Fabrik (C. H. Stobwasser & Co.) für das leßte Geschäftéjahr zufolge betrug die Gesammtsumme des Umsatzes an Waaren aller Art in diesem Jahre 1,906,456 A. gegen 1,881,848 4. tm Jahre 1874/75, Es wurden verkauft 17,577 Ctr. im Betrage von 287,217 M, gegen 14,818 Ctr. im Betrage von 248,360 4. im Fahre 1874/75. Dieser Artikel hat, wie das Gewinn. und Verlust- Conto nachweist, einen Netto-Gewinn von 26,445 f erzielt, Es sind Abschreibungen auf Grundstück-, We kzeug-, Mobilien- und Modell- Conto, sowie Pferde- und Wagen-Conto vorgenommen, welche sich in den vier Geschäftsjahren nunmehr zusammen auf 208,809 F be- laufen. Der sich nach diesen Abschreibungen ergebende Reingewinn von 131,243 4 ist statutenmäßig wie folgt vertheilt: zum Reserve- fonds 12,752 Æ, Tantième an den Aufsichtsrath 6376 #, Tantième an die Direktion und die Beamten 13,000 4, 4% Dividende an die Aktionäre 96,000 4, zusammen 128,128 4. und sind auf neue Rechnung vorgetragen 3115 4(- In der Generalversammlung waren 318,600 M des Aktienkapitals vertreten. Geschäftsbericht und Bilanz pro 1875 genehmigte die Versammlung ohne Diékussion und die Res R L U d ras ten T Vats Decharge. Die Divi- dende, auf 4% festgeseßt, wu:de genehmigt. Î
— Die Bilanz der Werra-Eisenbahn pro 1875 führt folgende Hauptposten an Aktiva: Hauptbahn 26,873,317 Æ (1874: 26,873,317), coburg-bayrishe Grenze 1,908,214 (1,908,214), Ma- terialien 202,574 4 (248,494), Kassa 377,345 Æ (297,735), De= bitoren —, zu ezseßende Konvertirungkosten 278,056 A. (338,852), Effekten 581,844 #4. (566,828), Reservefonds-Mehrauëgabe 77,985 f Passiva: Stammaktien 15,020,700 4 (15,020,700), Prioritäten 9,750,000 # (9,750,000), noch einzuzichende 5/9 Obligationen 43,800 (43,800).
Stettin, 16. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Schwache Zufuhren, Wäschen gut, Preise fest, aber gegen die vorjährigen 2—5 Thlr. niedriger. Markt schnell geräumt, E
Paris, 15. Juni. (W. T. B.) Nach Mittheilungen aus Börsenkreisen gewinnt das Projekt einer Fusion des „Crédit foncier “ mit dem „Crédit agricole" an Wahrscheinlichkeit.
Stockholm, 12. Juni. Aus Fahlun wird berichtet, daß der Einsturz des dortigen Kupferbergwerkes, welches einige Zeit zum Stillstand gekommen war, am 2, d: wieder mit großer Heftigkeit begonnen hat, indem der Boden der Louisen-Grube in den unter derselben befind- lichen großen Schlund hinabstürzte, wobei auch die Wände der Tages- öffnung in den neu gebildeten Abgrund fielen. Vom Freitag his zum Sonntag fuhr mit kurzen Pausen der Einsturz an dieser Stelle fort. Ein Verluft von Menscenleben is bis jeßt nicht zu beklagen.
Washington, 16. Juni. (W. T. B.) Wie der offizielle Be- richt dezs landwirthschaftlichen Departements konstatirt, ftellt si der
Durchschnitts ertrag. h D b =- Die „New.-York. Hd.-Z.* spricht sich in ihrem vom 2. Juni datirten Wochenbericht über die Lage des Geschäfts folgender-
haftere Umsäße zu verzeichnen sind. Wenngleich dieselben in einzelnen: Statzelprodukten, wienamentlih Brodstoffen und Provisionen, zum Theil!
längere Zeit anbaltende gej@äftlihe Leben einen wohlthuenden Kon- traf mit der bisherigen, manchmal an Stagnation grenzenden Stille. Im dieswöcßentlichen Geld stand ist keine erwähnenswerthe Ver- änderung eingetreten Durchschnittsraten für call loans gegen Depot gemischter Sekuritäten stellten fih auf 25 à 33/9 und gegen Hinter- legung von Bundespapieren nicht über 20/4, Die Ansicht, daß die Abundanz des Geldftandes wahrscheinlich noch auf Monate anhält, wirb durch reiblihe Offerten auf längere Termine zu niedrigen Raten bestärkt, beispielEweise ift Geld auf sechs Monate nicht höher als zu 4°/0 unterzubringen. Die FluEuationen des Agio’s im dieswöchentlichen Goldmarkt waren ausschließlich von den politischen Nachrichten Über die Vorgänge in der Türkei und deren Rückwirkung auf die
1 Londoner Börse abhängig. Gleichzeitig mit dem scharfen Fall der
Konfols avancirte das Agio am vergangenen Sonnabend von 1273— 13} und reagirte, nachdem sich die kriegerischen Aussichten vermindert hatten, bis Mittwoch auf 123, um heute in festerer Tendenz à 122 zu s{ließen. Für gekündigte Bonds zahlte das Schaßamt 448,000 Doll. aus, für fällige Zinsen 370,000 Doll. Im Loan-Markt stellten sich Duräschnittsraten süc den Versaß von Gold gegen das Aequivalent in Papiergeld à 1—2°%/ p. a. Der Bundesschuld-Ausweis für Monat Mai ergiebt eine Verminderung von 4,617,515 Doll. 84 C. Abzüg- li des Baarbeftandes belief sich das Total der Bundesschuld am 1. Juni auf 2,103,320,742 Doll. und zuzüglich der als Sub- vention für die Pacific - Eisenbahnen ausgegebenen Bonds auf 2,167,944,254 Doll. Der Kassenbestand des Schaßamts betrug 110,295,474 Doll. Nach Abzug des Goldes und der de1 Banken für hinterlegte Greenbacks ausgestellten Certifikate, welhe nit cirxkuliren, sondern nur für „Clearing house*“ Zwecke zur Verwendung kommen dürfen, belief sfich der Beftand an Papiergeld auf 9,285,708 Doll. oder ca. 4,000,000 Doll. mehr als im Vormonat. Die Spezial-De- positen der Banken betrugen 34,385,000 Doll. oder ca. 700,000 Doll. mehr als ain 1. Mai. An Greenbacks waren 370,191,705 Doll. in Umlauf, eine Abnahme von 400,000 Doll. gegen den Vormonat. An Papier-Kleingeld cirkulirten 37,959,474 Dol. oder ca. 3,500,000 Doll. weniger als im Vormonat, welche Reduktion aus der seit Anfang Mai begonnenen Einlösung der Ractional Currency gegen Silbergeld resultirt. Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt behielt in der Exportbranhe im Allgemeir.en seinen befriedigenden Charakter bei und auch für einzelne Jmporten scheint fich die weit vorgerückte Saïson günstiger zu gestalten, als man noch vor einigen Wochen zu boffen gewagt hatte. Der während der ersten beiden Tage unserer Berichtswoche Le lebhafte Begehr für Bro dst o ffe ermattete später merklich, so daß hôchste Preise der Woche sih nit behaupten konnten. Baumwolle eröffnete in steigender Tendenz und war bis Mittwoch ein Avauz von F C. erzielt worden; Donnerstag trat eine scharfe Reaktion ein, der erlittene Rückgang von F C. wurde jedoch am Freitag wiederum eingeholt, so daß heutige Schlußnotirungen um { C. höher find als vor aht Tagen. Der Waaren-undProdufktenimport während der am 7. Mai beendeten Woche repräsentirt einen Gejammtwerth von 9,240,422 Doll. gegen 6,393,015 Doll. in der Vorwoche, eine Ab- nahme von 1,152,593 Doll. ergebend. Fremde Webstoffe partizipiren am Gesammtwerth des leßtwöchentlihen Imports mit 967,152 Doll,
resp, mit 51,992 Doll. weniger als in der Vorwoche, während der
Import diverser Produkte und Waaren um 1,100,601 Doll. geringer
war. Am Waaren- und Produkten-Export während der am
29. Mai beendeten Woche, defsen Gesammtwerth eine Abnahme von
37,593 Doll. gegen die Vorwoche oufweist, participirt Baumwolle
mit 6,225 Ballen im klarirten Werth von 367,367 Doll. gegen
3,750 B. im Werth von 231,406 Doll. in der Vorwoche und 8 442 B,
resp. 1,714 B. im Werth von 663,528 Doll. resp, 139,740 Doll. in
der Parallelwoche beider Vorjahre. :
Verkehrs-Anstalten.
St. Petersburg, 16. Juni. (W. T. B.) Geftern Mittag brach in einem Nebengebäude der Warschauer Eisenbahn=. station eine große Feuersbrunst aus, durch welche die Werkstätten und mehrere Waggonschuppen vollkommen zerstört wur« den. Der Schaden, welcher auf 2 Millionen Rubel geshäßt wird, ift durch Versicherungeu gedeckt.
New-YoLuk, 14, Juni. (W. T. B) Der Hamburger Postdampfer „Hammonia* ist hier eingetroffen.
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