1876 / 140 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Jun 1876 18:00:01 GMT) scan diff

E RRE: E

A P D I I E D P I N L R E E e

die ecrhebonde

Deutschen zwar wenigen Ersaß; deutscher Fleiß, deut

Berlirt, gen 16, Juni 1876.

Die jeßt nach den tüfis@hen Gewässern enlsandten Ge\chwader der größeren europäischen Flotten, welche rit Anfang nächsten Monats voraus sichtli vollzählig versammelt sein werden, repräsentiren eine Streitmacht zv,c See, wie sie in neuerer Zeit noch uitht vereinigt gewesen. Am zahlzeicsten und stärksten in Bezug auf Mannschaft, atille- ristishe Armir'ig und nautische Konstruktion ist Großbritannien vertreten. Da/seibe hat entsandt resp. entsendet dahin: 1) Das eiserne Thurmschiff „Devastation" (800 Pferdekraft, 4407 Tonnen Deplace- ment, 4 29 Tonsgeshüße, 340 Mann Besaßung), 2) das Panzerschiff «Herkuled* (1200 Pferdekraft, 5234 Tonnen, 14 Geschüte, 631 Mann, davon 107 Mann Seesoldaten), 3) den gepanzerten Schraubendampfer „Stoiftsure* (800 Pferdekraft, 3774 Tonnen, 14 Geschüße, 451 Mann), 4) den Panzer-Doppelschrauben-Dawpfer „Invincible“ (800 Pferde- fraft, 38894 Tonnen, 14 Geschüge, 451 Mann), 5) den Panzer-Schrauben- dampfer „Pallas “(600 Pferdekraft, 2372 Tonnen, 8 Gescbüße, 253 Mann), 5) den Panzer-Shraubendampfer „Researh* (200 Pferdekraft, 1250 Tonnen, 4 Geschüße, 166 Mann), 7) die Schraulenschaluppe „Ra- Ee (105 Pferdekraft, 672 Tonnen, 3 Ge¡hütze, 125 Mann), 8s) das ‘Doppel\schrauben-Kanonenboot „BVittern“ (160 Pferdekraft, 663 Tonnen, 3 Geschüße, 90 Mann), 9) das Schrauben-Karonenboot „Tore“ 480 Pferdekraft, 426 Tonnen, 5 Geschüße, 67 Mann), 10) den Raddampfer „Helicon“ (250 Pferdekraft, 837 Tonnen, 2 Geschüße, 73 Maun), 11) den Raddampfer „Antilope“ (260 Pferdekraft, 650 Tonnen, 3 Geschüße, 60 Mann), 12) das Schrauben-Kanonen- boot „Cokatrice* (60 Pferdekraft, 269 Tonuen, 2 Geschütze, 46 Manu), 13) das Sqhrauben - Kanonenboot „Wizard“ (60 Pferdekraft, 270 Tonnen, 2 Geschütze, 40 Mann), 14) das Schrauben-Kanonen- Hoot „Coquette* (60 Pferdekraft, 295 Tonnen, 4 Geschütze, 59 Mann), 15) das Kanonenboot „Expreß" (60 Pferdekraft, 4 Geschütze, 59 Mann), 16) die Segelshaluppe „Cruizer“ (750 Tonnen, 5 Oeshüße, 89 Mann), 17) das Rescrvefahrzeug „Hibernia“ (2530 Tonnen, 16 Geschüße, 121 Mann), 18) den Kutter „Azow*, Tenderschiff der „Hibernia*®; mit Ausnahme des leßtgenannten Scbiffes sind dies 17 Kriegsfahrzeuge, davon 6 Panzerschiffe, mit 107 Geschüßen von überwiegend starkem Kaliber, und 2998 Mann Besatzung.

Hierzu treten uoch die Panzerschiffe: 1) „Sultan“ (unter dem Komraando des Herzogs von Edinburgh) mit 12 Kanonen, 600 Mann, 2) „Monar“ (Thurmschiff mit 7 Kanonen und 530 Mann), 3) „Triumph“ (14 Karonen, 460 Mann), und die beiden Thurm- und MWidderschiffe, 4) „Rupert“ und 5) „Hotspur“ 4686 Pferdekraft, 5144 Tonnen, 4 resp. 3 35 Tonsgeshüße. Diese leßteren fünf zusammen 40 Geschüße und circa 2300 bis 2400 Mann. Jn der Fertigftellung begriffen ist außerdem das Panzershiff „Ranleigh* (22 Geschüße, 550 Mann), ferner wird alle Arbeitskraft Tonzentrirt, um die großen Panzer „Tunderer“ und „JInconstant“ fert:g zu stellen. Der Befehlthaber der englischen Streitkräfte ist der Admiral Drummond.

Die französische Escadre unter Contre-Admiral Jaurès besteht aus den Panzerfregatten 1) „Gauloise®* (12 Kanonen, §80 Mann), 2) „Couroune* (12 Kanonen, 600 Mann), 3) „Heroine“ (12 Kanonen, 580 Mann), den Schraubenkorvetten 4) „Château - Renard“ (5 Kanonen, 210 Mann) und 5) „Desaix“ (4 Kanonen, 157 Mann), 6) dem Kanonenboot „Gladiateur“ (4 Kanonen, 70 Mann), 7) dem Schraubenaviso „Ducouecic“ (4 Kanonen, 154 Mann) und 8) dem Radaviso „Pétrel* (2 Kanonen, £6 Maun), im Ganzen 55 Geshüße und 2417 Mann. Ausgerüftet wird in Toulon die Panzerfregatte ,„Savoie*" (12 Kanonen, 520 Mann) ¿ur Reserve, ebenso sicht man der Indienftstellung der Panzerfregatte „Magnanine* (12 Kanonen, 580 Maun), und „Marengso“ entgegen, vhne daß bisher eine Bestimmung über dieselbe getroffen worden ist.

Das deut} ch e Geschwader zählt die beiden Vreitseitpanzerfregatten

Kaiser" und „Deutschland“ zu je 8000 Pferdekraft mit je 9 Ge- {hüten (8 26-Centimeter-, 1 21-Centimeter- Kanone) und je 660 Mann Besatzung; die Panzerfregatten „Kronprinz“ (4500 Pferdekraft) und wSriedrih Carl“ (3600 Pferdekraft), beide mit je 16 gezogenen 21-Gentimetergeshüßen und 500 Mann beseßt und mit Rammen zum Stoß versehen. Der Aviso „Pommerauia“* mit 2 Geschüßen, 65 Mann, zusammen 52 Kanonen und 2265 Mann. Kommandirender ist der Contre-Admiral Batsch.

Oesterrei hat unter dem Befehl des Contre-Admiral Barrey vereinigt die Schraubenfregatte 1) „Radetßky* (18 Kanonen, 453 Mann», 2) die Panzerfregatte „Custozza“ (8 Kanouen, 507 Mann), 3) die Glattdecks-Korvette „Frundsberg“ (4 Kanonen, 208 Mann), 4) den Schooner „Nautilus“ (2 Karonen, 70 Mann), in Summa 32 Geschüße und 1238 Mann, welchen noch die Panzerfregatte „Sa- lamander“ und die Schrauben-Korvette „Zriny“ folgen werden.

Rußland hat unter Befehl des Contre-Admirals Boutakoff IT. iu dentürkischen Gewässern : 1) die Schraubenkorvette „Ascold“ (10 Kanonen, 320 Mann), 2) die Schraubenfregatte „Swjetlana“ (18 Kanonen, 520 Mann), 3) die Schraubenkorvette „Sofol“ (11 Kanonen, 190 Mann), 4) den Schraubenschooner „Psesuape“ (4 Kanonen, 52 Mann); auf dem Wege nah dem Mittelmeer befindet fih 5) die Panzersregatte soPetropawlosk* (24 Kanonen, 682 Mann), 6) den Schrauvenklipper «Kreisser“ ‘(7 Kanonen, 176 Maun). Zusammen 74 Geschüße, 1940 Mann),

Italiens Flottenabtheilung unter dem Vize - Admiral de Viry besteht aus 1) den Panzerfregatten „Maria Pia“ (11 Kanonen, 484 Mann), 2) „Venezia“ (9 Kanonen, 550 Mann), 3) „Paleftro* (7 Kanonen, 550 Mann), den beiden Schraubenaviso 4) „Scylla“ und 5) „Mestre“ zu je 2 Kanonen und 37 Mann, eine Streitmacht von 31 Geschüßen, 1658 Mann.

___ In Tarent ift bereit, um unter Contre-Admiral Martini abzugehen, cin Panzergeshwader, beftehend aus den Panzerfregatten 1) „Ancona“ (11 Kanonen, 484 Mann), 2) „Castelfidardo* (11 Kanonen, 484 Mann) und 3) „Conte verde“ (7 Kanonen, 440 Mann), während das Pan- gerschiff „Terribile“ (8 Kanonen, 294 Mann) und der Schrauben- l „Cariddi“ (6 Kanonen, 102 Mann) in Bereitschaft gesetzt Werden.

‘Endlich hat sich noch das grie chische Schraubenkauonenboot „Sa- laminia“ und das Panzershiff „Georgios*“ den vereinigten Flotten angeschlossen. Im Ganzen bilden dieselben excl. der griechischen Schiffe cheine Seemacht von 395 Geschüßen und 13,200—13,500 Mann.

Das numerische Verhältniß zwischen England und den anderen Mächten ift hierbei 147 Geshüße und 3600— 3700 Mann englischer- feité, zu ca. 250 Geschüßen und 9500—800 Mann der anderen Flotten.

A der Erö ffnung der deutschen Kunft- und unst-Industrie-Ausstellung zusMünchen.

München, 14. Juni. Als die Mitglieder des Königlichen Hauses heut um 11 Uhr im Glaspalaft vec!ammelt waren, begann die Kapelle den Mendelssohn'shen Choral aus „Paulus“ zu spielen. Nach den leßten Tönen trat Präsident v. Miller aus dem Halbkreis hervor und redete dea Stellvertreter des Königs, den Prinzen Luityold, folgendermaßen an:

Königliche Hoheit! Als uns die freudige Kunde geworden, Se. Maijeftät der König habe das Protektorat für unsere Ausftellung zu Übernehmen geruht, war sie von folgenden Worten geleitet : „Von dem edlen Wettstreite, welcher durch solche Ausstellungen mächtig angeregt wird, erwarten Se. Majestät mit Zuversiht den besten Erfolg für 1 flege der Kuust.“ Diese Zuversicht unseres Königs und der Glaube, daß das „deutshe Volk und seine erhabenen Fürsten, eine große Idee jederzeit mit Begeisterung begrüßt, gab uns den Muth, ein solches kTühnes Unternehmen zu wagen. Die großen Welt- ausftellungen, diese friedlichen Kämpte der R brachten den : e Geschiklich- keit ward uns noch nirgends abgesprochen allein e oft cite 2 seren Werken die Weihe der P welche die Kunst dem Fleiße zu geben vermag im Laufe der Zeiten war sie ent- fremdet worden der Kunst die lärmende Werkstätte, sie zog sich zurück in ihre stillen Räume oder schwelgte in höheren Sphären. Unsere Väter kannten keine solhe Trenrung zwischen Kunst und Handwerk, das beweisen hier ihre wunderbaren Werke, an denen wir lernen wollen, an denen wir uns exbauen wollen, Diesen Zustand zu he-

)

fämpfen, Künstler und Handwerker wieder einander näher zu brin» gen, besseres Ve1ständniß“ versuhbweiie anzubahnen, das Handwerk dur die Kunst zu veredeln, Sinn für das Schöne alleuthalben zu erwecken und zu verbreiten, das waxen seit 25 Jahren die angestrebten Ziele des Münchener Kunstgewerbe-Vereins, dessen s{önflen Subeltag wir heute feiern. Es war ein ichwerer Anfaug für einen Verein, der mit so“ wenig Mitteln ausgestattet i|ff|, eine so gewaltige Auéstellung zu unternehmen; welche Garantie konn- ten wir unseren Ausftellern bieten, falls wir Unglück hätten? Da half die Hochherzigkeit unserer Mitbürger, die sich mit großen Garantiesummen {chüßend uns zur Seite stellten nicht zögerte auch die bayerische Kammer, die Garantien zu genehmigen, welche unsere Staatsregierung für uns erbeten, und gnädig unterstüßte uns unser erhabener Protektor, das Beginnen zu erleihtern. So ausgerüstet, rihteten wir unsere Bitte, beizutragen zur Ehre der deutschen Nation, an alle deutschen Völkerstämme, so weit die deuische Zunge reicht, klang unser Ruf und fand Gehör all, überall. Kaiser und Könige, Fürsten, Kirchen und Gemeinden öffneten ihre Museen, Privaten ver- trauten uns ihre Schätze an und gar mancher Hausvater trennte sih vom liebsten Familienkleinod, Auch selbst über das Meer sandte uns Jhre Majestät die Königin Victoria von England die deutschen Arbeiten aus dem Kensingtoumuseum, Dank, innigen Dank Allen mit tiefster Seele! Gilt es ja dem Ruhme der Väter. So schen wir hier nun die kostbarsten Schäße des Alterthums in solcher Fülle vereiut, wie sie noch so vereint kein Auge früher gesehen, und der Gedanke ist gewiß erhebend, es sind lauter Werke unserer Väter. Wie erhebend aber mußte es für uns sein, daß seWbst Ihre Ma- jestät die Königin Victoria die deutschen Arbeiten aus jenen Museen gesendet und uns hierdurch zu ewigem Dank verpflichtet. Bald regte sis nun in allen Werkstätten und Ateliers, die Jugend sandte die Erfolge ihrer Ztudien aus den Kunstsulen, die Architekten, diese natürlichen Vermittler zwishen Kunst und Handwerk, ihre Pläne, ein reiches Bild dessen, was deutscher Fleiß und deutshes Handwerk ver- mag, wenn es von Künstlern geführt, liegt vor unseren Augen, ein Anfang nur, ist es ein erster Versuch, dennoch laden wir ein alle Völker der Erde zu schauen, daß auch in diesem Falle wir eben- bürtig find der Nachbarvsölker. Königliche Hoheit! Seiue Majestät der König hat Eure Köuigliche Hoheit mit der Eröffnung dieser deuischen Kunst- und Kunst-Industrie-Ausstellung zu betrauen geruht wir bitter, diesen feierlihen Akt nunmehr gnädigst vornehmen zu wollen möge Gott in dieser Zeit uns a und s{hirmen! Möge dieses Unternehmen Segen bzingen all’ unsern deutschen Brüdern! Das ist unsere Hoffnung, das wird für uns der reichste Lohn sein. Ü Vereint gedeihe Kunst und Gewerbe für und für in allen deutschen auen !

Se. Königliche Hoheit Prinz Luitpold bestätigte hierauf, daß Se. Majestät Allerhöchst ihn beauftragt habe, die Eröffnung der Ausstellung vorzunehmen, und indem Höchstderselbe diese nunmehr für eröffnet erklärte, dankte Se. Königliche Hoheit noch dem Präsidenten für die Ansprache. :

Präsident v. Miller forderte nun die Anwesenden auf, mit ihm in ein dreifaches Hoch auf den erhabenen Protektor dieser Ausstellung Se. Majestät den Köxig Ludwig 11. einzustimmen, das tausendfältig Na Si und mit der Nationalhymne, durch die Musik gespielt, endete.

Nun begann die Vorstellung sämmtlicher Delegirten der auswärtigen Reaierungen, und zwar zunächst dem Prinzen Luitpold durch Hrn. v. Miller, sodann den übrigen anwesenden Mitgliedern der Königlicheu Familie. ;

Hierauf fand ein Umgang der Königlichen Herrschaften und der Ehrexgäste in der Auëstellung unter Leitung des Hrn. v. Mil- ler und des Hrn. v. Schmädel statt, und wurden bei diejer Gelegen- heit zum großen Theil die bei ihren Gegenständen befindlichen Aus- steller den Königlichen Herrschaften vorgestellt.

Hohées Interesse erregte die Alterthums-Ausstcilung. Durch ein reiches Portal, über welhem „Unserer Väter Werke“ steht, kommt man zum Kleinodicnschrank, der ganz in Eisen hergestellt ist und zeigt, welche Anstalten man für dessen Sicherheit getroffen, wie die Umhülurg aller Stüßen und Gefimse in rothem Sammt und die Vergoldung des Daches verräth, welhen Werth man den Koftbar- feiten, die er birgt, zuschreibt. Jn der That sind hier unshäßbare Werthe der Kuntt wie des Materials aus der Ströhen-Kapelle und der Schaßkammer in München, aus dem Grünen Gewölbe und histo- rischen Museum in Dreéden und dem Mufeum zu Berlin, dem Stadtscbaß zu Leipzig, dem Museum zu Cassel, wie den Sammlungen des Großherzogs von Sachsen-Weimar, des Herzogs von Coburg- Gotha und mehrerer anderer deutshen Künsten zusammengestellt.

Ringsum gruppiren sih gewappnete Ritter oder vielmehr deren Rüstungen, |

worunter die prachtvolle Reiterrüstung des Augsburgishen Künstlers Colmann von 1494 (aus dem historisch{en Museum zu Dresden; hervorragt.

Dieser glanzvolle Mittelpunkt wird von besondecen Gruppen umgeben, in welchen, so weit thunlih, Gleichartiges zusammengestellt ersheint. So zur Rechten die liturgischen Geräthe, worunter der ge- waltige Kronleuchter und das Antipendium von Comburg in Würt- témberg, das Altarwec? von Oehcingen in Württemberg und zwei große Reliquarien, die Meßzgewände aus der Marienkirche zu Danzig, der Faltstuhl vom Kloster Bamberg, die Monstranze des Fürsten von Hohenzollern und verschiedene andere kirhlihe Geräthe von S. Paul in Kärnthen, Witten in Tirol, Salzburg, Rain in Steiermark u. |\. w. hervorragen. : :

Der Umgang, während welchem die Musik spielte, dauerte bis über Mittag, sodann wurde die Ausstellung geschlossen, um morgen Vormittag nach der Frohuleihnamsprozession dem allgemeinen Zu- gang geöffnet zu werden.

Die Sammlung von Kunstwerken in der Nationalgalerie eigt ein erfreulides Wachsthum. Die neueste Erwerbung bilden die Lesfingsche „Eifeliandschaft“, welche einige Zeit vom Verein der Ber- linex Künstler ausgestellt war, und mehrere werthoolle Geschenke der Hinterh!iebenen des Bildhauers Wichmann. Der Verstorbene gehörte der älteren Berliner Bildhauershule an und hat viele beheutende Künstler der Gegenwart herangebildet, u. A. auch N. Begas, welcher eines der Geschenke, dic lebensgroße Büste Wichmanns in weißem Marmor ausgeführt hat. Die übrigen Geschenke sind zwei größere Gemälde und eine Portrait- Studie (weibliher Kopf). Das eine Gemälde (von Ludw. Blanc) ist bezeichnet: „Angelnde Mädchen“ und entlehnt sein Motiv anschei- nend einem orientalischen Märchen. Es zeigc in Auffassung und Darstellung die Merkmale der Düsseldorfer Schule; das andere, ein älteres Bild von Daege, ist eine Allegorie der Erfindung der Malerei. Es stellt in antiquisirender Weise einen neben einer Felswand sißenden Jüngling dar, gegen den sich ein blondlockiges Mädchen lehnt, dessen rehte Hand einen Schattenriß an die Wand malt, während die Linke das Gesicb: des Jünglings beim Kinn faßt und von der Zeichnung abwendet Die landschafrlihe Umgebung harmonirt in Stimmung und Koiorit mit dem Hauptmoment dm Ah Sämmtliche Novitäten sind von gestern ab in der Querhalle des ersten Geschosses aufgestellt. Der große Kartonsaal der National- galerie is gegenwärtig für das Publikum abgesperrt wor- den, damit die Wandmalereien ungestört beendet werden kön- nen. Es feblt befanntlich noch die Malerei der Nischen- seite, die dem Maler Jansen übertragen ift. Das dort anzubringende Gemälde wird an den beiden Seiten zwei Gruppen, Jlias und

Odyssee, zeigen, die emporshweben zum Alles bezwingenden Eros. Von dem bekannten, in der Nationalgalerie befindlichen Bilde Lessings,

Schüßen im Engpaß, hat Otto Troißsh eine überrashend wohl- gelungene chromolithographirte Vervielfältigung în' ca. J Größe des Originals angefertigt, die gegenwärtig neben demselben Aufstellung

gefunden hat.

Die leßten Hochwasser-Nachr ichten lauten:

München, 13. Juni. (,K. v. u. f. D.“) und Sontheim (Buchloe-Memminger Bahn) er geftern ein furcht barer Wolkenbruch nieder, der die Günz so übershwemmte, daß der

Zwischen Stötten |

Bahndamm durchbrochen und auf ca. 50 Meter Länge zerstört wurde. :

Ein Bahnzug mit Lokomotive steht auf einem Stück des Damines wie auf einer Insel. Die Züge verkehren von Buchloe nur bis Stötten. Jn einigen Tagen wird der Verkehr wieder hergestellt sein. Die Städte Memmingen, Landsberg, Ottobeuern, die Ortschaften Benningen, Lachen und besonders Westerheim haben ara gelitten. Die Eisenbabnbrücke über die Günz nächst leßtgenannten Ortes ist einge- stürzt. Auch die Wertah mit ihren Nebeuflüfsen Geltnach, Lobach,. Kirnach ist über die Ufer getreten.

Vom Ammer fee wird dem „Bayer. Kur.“ geschrieben: Am 9. Juni kam ein Vecderben bringendes Gewitter, welches vom Leh seinen Anfang nehmend, fürchterlihe Verheerungen anrichtete. Von Pürgen über Schwifting, Penzing, Emming, Plaundorf, Beuren und Eching bis zum Amperflusse; von Schwabhausen der Bahnlinie ent- lang Über Türkenfeld und Grafrath; auf nördlicher Bahnseite von Mooreuweis über Jesewang, Landberied, Mamwmnendorf, Malcbing 2c- hat der Hagel die Feldfrüchte total vernichtet, ohue den Schaden an Dächern, Gärten und Bäumen zu erwähnen. Die Böschungen der Bahn sind größtentheils verwüstct, zwishen Türkenfeld und Grafrath wurde der Bahnkörper abgezrissen, das im Ampergrunde ge* legene Kottgeisering erlitt zum Hagel noh eine Uebershwemmung, so daß das Vieh mit Seilen aus den Ställen gezogen werden mußte, und statt der Wurzgärten nur mehr Kietanshwemmungen zum Vor schein kamen. Am darauffolgenden Sonnabend wiederholte sich das gleiche Unglück für die bisher noch verschont gebliebenen Ortschaften des oberen Bezirkes, worunter auch das im vorigen Jahre dur Brand so \chwer heimgesuchte Dettenshwang, und die am Ammersee gelegenen Felder wurden nun durh die Ueberschwemmung d.r Wei- dach mehr heimgesucht als 3 Tage zuvor die höher gelegenen Fluren durch Hagel.

Friedrichshafen, 14. Juni, (Telegramm. Aufgegeben um

11 Uhr Vormittags.) Der Bodensee ist wieder um 18 Cm. gestiegen -

und steht nun 3 Meter über dem Pegelnull punkt, immer noch steigend. Der Scloßdamm längs des Gartens und der Seehof steht theilweise unter Wasser. In den Kellern der Gekäude gegen den See hin steht theilweise bis 8 Fuß Wasser. Die Zollhalle in Langenargen wird vom Wasser bespült. Die Dampfschiffahrt ist bis auf die Nacht- chiffe von der Schweiz hierher unterbrochen.

Ravensburg, 13. Juni. Das Hochwasser, welches bis zum gestrigen Abend noch gestiegen ist, fällt seitdem langsam wieder; scit heute Vormittag hat endlih au der Regen aufgehört. Die Ueber- schwemmung war größer als 1872, weil dieémal auch von den Seitenthälern große Wassermassen kamen. Die Feuerwehr hat tüch- tig gearbeitet und theilweise mit Lebensgefahr die Leute aus den im Wasser stehenden Häusern gerettet. Die Eisenbahnverbindung nach Friedrichshafen ist auch heute noch unterbrochen. An manchen Stellen fanden hier Erdrutshe und Bodeneinsenkungen statt und der Schaden, auc in den Weinbergen, ist sehr bedeutend. Auch die um- liegenden Orte, namentlich Baienfurt, waren sehr bedroht und haben auch stark gelitten.

Leutkirch, 12. Juni. gestern Nachmittag und in der vergangenen Nat gefallen ist, hak nicht uur das Thal von Leutkirh nach Altmannshofen unter Wasser geseßt, sondern auch die Bewohner der Weiler Brunnentohel und Herbrazhofen in große Gefahr gebracht. Oberhalb dieser Ort- aften liegt nämlich ein Weiher, durch defsen Wasserkraft das Brunnenwerk im Schloß Zeil getrieben wird. Die großen Wasser- massen überflutheten den Damm des Weihers und drohten denselben zu durhbrechen. Der Schrecken der Bewohner wurde noch erhöht durch die Gefahr eines drohenden Bergrutsches, indem sich an meh- reren Stellen des Berges, auf welchem das Schloß Zeil steht, Bäume, Gesträuche und Eromassen 1öslösten und abwärts rutihten. Zur Hülfeleistung wurden Mannschaften aus der ganzen Umgegend, ins- besondere von Leutkirch, Seibranz, Niederhofen, Reichenhofen und Mailand aufgeboten. Dec Schaden an Wegen, Wiesen und“ Ac*exy.'

ist nicht unbedeutend. Man hofft, daß mit dem Aufhören des Ref \ 2

genwetters jede weitere Gefahr beseitigt sei.

4 u F „t

Theater.

__ Wie es in den beiden ersten Gastspielperioden der Mei- ninger Hofshauspieler -Gesellshaft „Julius Cäsar“ und „Sermansschlacht“ waren, die den jedesmaligen Cyklus ex- öffneten und beschlofsen, so wird auch dasselbe Stück, womit die Gäste in diesem Jahre begaynen, gleichzeitig deren Abschiedsvor- stellung bilden: mit dem Kleistschen «Käthchen vou Heilbronn“ wird: das diesjährige erfolgreiche Gastspiel der Meininger Gesellschaft am Sountag seinen definitiven Abschluß erhalten. f

Nesidenztheater. In dem Befinden des Frl. Marie Geittinger ist eine erfreulihe Besserung eingetreten. Es ist daher Aussicht vorhanden, daß die Künstlerin ihr leider plößlich unterbrohcnes Gastspiel am Residenztheater demnächst wieder auf- nezmen werde.

Das Thalia - Theater im Stadtpark gewinnt mehr

und mehr an Beliebtheit; im Fluge entstanden, überrasht és *

durch die Eleganz und die Schönheit seiner wenngleich noch nit vollendeten Ausstattung, seine prachtvollen Spiegel, seine originellen und troß der vielen Flammen nicht blendenden Kronleuchter, seine Statuetten und dur die zuvorkommende Artigkeit aller Bediensteten. Zwar scheint die langgestreckte Form des viereckigen Saales, in dem nar eine einzige Art vou Pläßen, ein Parquet vorhanden ift, keine weiteren Nangreihen, keine Logen, mit Ausnahme von zwei Prosceniums- logen, die in ihrer runden balkonartigen Form, ihrer reizenden Einrichtung mehr zum Schmuck des Saales als wirklich zur Benußung des Publikums vorhanden. zu sein scheinen, den Bau vielmehr als einen Konzertsaal, denn als ein Theater zu bezeichnen; der Besuch und Aufenthalt in

demselben ist aber ein sehr angenehmer. Der Saal ist so groß, daß er selten durch Ueberfüllung zu heiß werden dürfte; in den“ Paus

Sffnen sich breite Thüren und gestatten Blick und Eintritt in den prachtvollen Garten, mer bkannten s{ônen Einrichtung und origineller JUumination noch manche neue Berschônerunzen hinzugekommen sind 3. B. zwei in vielen Strahlen springende, ven wechselndem elektrischen Licht magish beleuchtete Fontänen —, in dem zwei ausge- zeichnete Orchester unter Leitung des Professor v. Brenner (und augenblicklich des bekannten Komponisten Johann Strauß) konzerti- ren, und aus dem zurückommend, man den Saal fris gelüftet und fühl wieder findet. So vereinigt si Alles, den Aufenthalt hier zu einem hôöchs angenehmen zu machen.

Was das Theater selbst betrifft, so spielen Hier die bewährtesten und beliebtesten Kräfte des Wallner- (Lebrun-) und deë# Wo'tersgo dorff- (Thomas-) Theaters und bieten Garantie dafür, daß man sich gut unterhält, selbst wenn das Gebotene selbst nicht viel werth ist, wie das bisher gegebene, von früher her bekannte Lustspiel von Rosen „Kanonen-

futter“ das vielen Beifall fand, da die Damen Fr. Berg, Frl. Bredow, |

Frl. v. Rothenberg, Fr. Schüler-Formes und die Herren Kurz, Blenke Denzau und vor Allen Kadelburg ein so meisterhattes, \röhliche

Ensemble herstellten, daß man die Schwächen des Stückes darüber“

vergaß. Dann folgte: „Eine Liebeserklärung mit Hindernissen“ „Singspiel“ vom Kapellmeister Pleininger. Burleske mit Gesan

wäre ein besserer Titel, denn es ist eigentlich nur eine mit Vor- und“

Nachspiel umgebene gewöhnliche Possenscene, ein Duett, „die - vie Temperamente“ darstell:nd. Die Musik ift unbedeutend, uud nu Frl. Preuß mit ihrem herzigen Wesen und munteren Spiel un Gesang machte es erträglih. s

Redacteur : F. Vreh m. Verlag der Cxpedition (Kessel). rut: W. Elsnex Drei Beilagen (einschließli Börsen-Veilage).

Berlin:

Der wolkenbruchartig- Regen, welcher: i;

zu dessen {hon aus dem vorigen Som-

“met ift.

zum Deutschen Reichs-A

F¿ 140.

1) Patente

Zweite Beilage

Berlin, Freitag, den 16. Juni

Fn dieser Beilage werden bis auf Weiteres außer den gerichtlichen Bekanntmachungen über Eintragungen und Löschungen in den Handels-, Zeichen-u. Musterregistern, sowie über Konkurse veröffentlicht : 7) die von den“Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden auszeschriebenen Submissionstermine,

t 2) die Uebersicht der anstehenden Konkurstermine, 3) die Vakanzen-Liste der durch Militär-Anwärter zu beseßenden Stellen, 4) die Uebersicht vakanter Stellen für Nicht-Militär-Anwärter, 5) die Uebersicht der anstehenden Subhastations-Termine, j 6) die Verpachtungstermine der Königl. Hof-Güter und Staats-Domänen, sowie anderer Landgüter,

Der Inhalt dieser Beilage, in weleher auch die im §. 6 des Geseßes über den Markenshuß, vom 30, November 1874, vorgeschriebenen Bekanntmachungen veröffentliht werden, erscheint auch in

einem besonderen Blatt unter dem Titel

Eentral-Handelz3-Regift

Das Central-Handels-Register für das Deutsche Reich kann durch alle Post-Anstalten des Jn-

und Auslandes, sowie durch Carl H

Yatente.

Königreih Sahsen. Auf 5 Jahre: 22. April N Barthel zu Frankfurt a./M., für Tulliez Paty zu Paris, Verbesserungen an Dresch- maschinen; 9, Mai George Woolnough und . Dehne in Halberstadt, Formmaschine; 17, Mai dmund Tode Knoop in Dresden, für &: u. J. Dussan d frères, Joseph Duchez und acques Bending er, sämmtlich in Paris, Apparat zum Gerben unter höherem Druck.

Reuß j. L, 6. Juni. P. & J. Dussand frères, Joseph Duchez und Jacques Ben- dinger in Paris, neues Gerbverfahren, 5 Jahre.

Der von der hessischen Centralstelle für die Gewerbe ernannte Ausschuß über das Patent- wesen hat sich bei Berathung der ersten und Haupt- frage, ob die Ertbeilung von Patenten fernerhin Überhaupt noch stattfinden solle, in bejahendem Sinne entschieden. Ueber die weitecen Fragen wird erst in den folgen Sitzungen berathen werden.

Der EtiquettenschÞus.

Das Markenshußgesez vom 30. November 1874 hat die Hoffnungen niht weniger Firmen, die ihre Waaren durch Etiquette kenntlich machen, nicht erfüllt. Einzelne Gerichte haben die Eintragung von Etiquetten verweigert, weil dieselben niht zu den gesezlih zu shügenden Zeichen gehören. In anderen Fällen hat i der durch die Eintragung erlangte Schuy als illusorisch erwiesen, namentlih wo eine auffallende Susammenstelung von Farben das Hauptkennzeihen der Etiquette bildet. Da die Farben in den Zeichen geseßlich nicht ge\{chütt sind, so hat die Eintragung solcher bunten Etiquetten nicht hindern können, daß Konkurrenten ihre Fabrikate mit Etiquetten in denselben Farbenzusammenstellungen bezeichnet und das Publikum, welches mehr auf die Farben als auf den übergedrucktcn Text oder das in der Etiquette enthaltene Zeichen achtet , getäuscht haben. Es is vorgekommen, daß eine Firma die m Zeichenregister eingetragene Etiquette einer anderen ganz genau nahgeahmt, nur daß fie statt des in einer Arabeske enthaltenen eigentlichen Zeichens ein anderes gewählt hat. Solche Nah- ahmungen sind nicht ftrafbar, weil eben nur das Heichen \elb| geseßlih geshüßt ist.

Die Lüdke, welche die Geseßzgebung hinsichtlich der Etiquetten - bis jeyt enthielt, ist nunmehr dur das Gesetz, betreffend das Urheber- recht an Mustern und Modellen, vom 11. Januar 1876, theilweis ausgefüllt worden. Dieses Gesey giebt keine Definition des Begriffs „Muster“, \{chließt also die Etiquette von dem Schußgß des Urheberrechts niht aus.

„Gegenstand dieses Urheberrechts, sagt Kloster- mann in seinem Werke „Die Patentgesehgebung aller Länder“ (S. 390), sind nah §. 1 gewerb- lihe Muster und Modelle. Eine weitere Defi- nition ist absichtlih nicht gegeben, weil dieselbe, wie die Motive zu 8. 1 bemerken, der Wissen- \haft und der Rehtsprehung überlassen bleiben müsse, Der Begriff der Waarenmuster und Modelle i} deshalb im deutshen Rechte im weitesten Sinne zu fassen. Seine Begren- zung ist theils durch die Entwickelung des Be-

ris gegeben, theils durch die besonderen Ge- sete, welche - das Urheberrecht an Werken der ildenden Künste und an gewerblihen Erfin- dungen regeln. Das ganze Feld der gewerb- lihen Erzeugung, welche zwischen diesen beiden Gebieten mitten inne liegt, fällt dem Mustershuße anheim. Ja, es könnte auch ein Kunstwerk Gegenftand des Mustershußes werden, wenn dasselbe als Gebrauchsgegenstand dienen und fabrik- mäßig hergestellt werden soll. Ebenso könnte man für eine gewerblihe Erfindung den Mustershuß erlangen, wenn dieselbe |ch in dem Modell eines erfundenen Geräthes verkörpert. Das ‘deutshe Gesey unterscheidet auch niht zwischen Geshmacks- und Gebrauchsmustern.“

Dambach (Das Mustershußgesey) stimmt hier- mit im Wesentlichen überein: „Das gegenwärtige Geseh, heißt es S. 16, umfaßt das ganze große Gebiet von der höchsten Kunstindustrie an bis fie dem einfachsten aus Linien und Punkten be-

ehenden Muster, sofern diese Produkte durch hre Farben und Formen den Geshmack und das ästhetishe Gefühl befriedigen wollen.“

Dr. Moriy v. Stubenrauch definirt Muster

wie folgt: „Muster is jedes Vorbild, welches

zur Uebertragung auf Industrie-Erzeugnisse geeig- Wird dieses Vorbild auf dem Wege

eymanns Verlag, Berlin, 8W., Königgräßerstraße 109, und alle Buchhandlungen, für Berlin auch durch die Expedition: 8W., Wilhelmstraße 32, bezogen werden.

der Zeihnung (kolorirt oder nicht kolorirt) zu Stande gebracht, so wird es vorzugsweise mit dem Namen des Musters belegt.“ (Das österr. Marken- und Musftershußgesez, S. 39.)

Diesen Auffassungen entsprechend haben auch bereits mehrere Urheber „Etiquetten“, namentli für Cigarren, als Muster deponirt, und die Ge- rihte deren Eintragung in die Musterregister ohne Beanstandung bewirkt.

Indem wir die Fabrikanten auf den Schuß aufmerksam machen, welchen das Gesetz, betreffend das Urheberreht an Mustern und Modellen, vom 11. Januar 1876, ihren Etiquetten gewährt, müssen wir jedoch hinzufügen, daß auch dieser Shuy ein beschränkter ist. Denn als Muster werden nur neue und eigenthümliche Erzeugnisse angesehen (§. 1), und das Gesey findet nur auf die nah dem 1. April 1876 angefertigten bezw. zuerst verbreiteten Muster Anwendung (§8. 17). Etiquetten, welche \{chon vor dem 1. April 1876 in Gebrauch ge- wesen sind, kommt daher das Gesey niht zu Gute, wenn fie nicht so verändert werden, daß sie als neue und eigenthümliche Erzeugnisse anzusehen sind. Da- gegen find durch §. 5 Nr. 2 des Gesezes auch die Farben des Musters geschüßt, da dort die Nach- bildung selbs in anderen Farben verboten ist.

Den Fabrikanten, welhe {hon vor dem 1. April 1876 Etiquetten führten, muß über- lassen bleiben, zu erwägen, inwieweit es ihrem Interesse zusagt, sh durch Umänderung der Etiquetten den geseßlihen Shuy für dieselben zu ermöglichen. :

Wenn von einer Seite das Bedenken erhoben wird, das Publikum habe sich bereits an die alte Etiquette gewöhnt, so wird: es von anderer Seite für zweckmäßig erachtet, die Fabrikate außer mit einer neuen geseglih geshüßten Etiquette auch noch mit der alten bekannten zu versehen, wenigstens so lange, wie sih die neue geshüßte Etiquette bei den Konsumenten noch nicht eingebürgert hat. Jedenfalls können die Kosten, welhe die Registrirung der Etiquette verursacht, hierbei niht in Betracht kommen, da dieselben außer den geringen Publikations- fosten für ein Muster mit 3jähriger Schuß- frift pro Jahr nur 1 A betragen.

In dem prinzipiell wichtigen Prozesse gegen die Gründer ‘der Bank für Sprit- und Pro- duktenhandel (vormals Gebrüder Wrede), Aktiengesellschaft, gegen welhe die Anklage wegen Betrugs erhoben wurde, weil in dem notariel- len Gründungevertrage und dem Prospekt der Kauf- preis um 150,000 Thlr. zu hoch angegeben war, publizirte die zweite Kriminaldeputation des Stadt- gerihts am Mittwoch das Erkenntniß, Das Ur- theil lautete, wie hiesige Zeitungen mittheilen, dahin, daß alle vier Ms die Bankiecs Abel und Gravenstein, der Kommerzien-Rath Wrede und der Kensul a. D. Schiff des Betruges s{huldig und jeder derselben mit fech8 Monaten Gefängniß und 3000 & Geldbuße zu bestrafen, für welche Geld- strafe im Unvermögensfalle für je 15 H eine Gefängnißstrafe vow einem Tage Gefängniß zu tre- ten hat. Die Nee gaeuve resumiren sich wie jon Der notarielle Vertrag vom 7. März 1872 nvolvire eine Simulation, da der Kaufpreis darin auf 1,250,000 Thlr. angegeben ist, während derselbe in Wirklichkeit nur 1,100,000 Thlr. betrug. Weiter sei erwiesen, daß der Prospekt vom 11. März 1872 mit Kenntniß aller Angeklagten erlassen wurde, wo- für die Gemeinsamkeit aller Handlungen der sämmt- lichen Angeklagten bei der Gründung der Aktienge- sellschaft, Towie die kurze Zeit zwischen dem Abschluß des Vertrages und der Gründung der Aktiengesell- schaft spreche. Der Prospekt sei durch alle größeren offentlichen Zeitungen veröffentliht worden und keiner der Angeklagten habe denselben öffentlich ge- mißbilligt. Dazu komme noch, daß die Angeklagten das ganze Aktienkapital von vornherein zeichneten. Am Schlusse des Prospekts sei bezüglich des Kauf- preises unzweifelhaft eine falsche Vorspiegelung ge- macht worden; der Einwand der Vertheidigung, daß der dort angegebene Kaufpreis mit dem notariellen Vertrage übereinstimme, erscheine nichtig. Neben S falschen Thatsache sei auch die wahre That- sache, der richtige Kaufpreis, unterdrückt und die Wikllensbestimmung der Aktionäre durh diese un- richtigen Angaben beeinträchtigt worden. Die Ver- mögensbeshädigung resultire daraus, daß die Aktionäre nicht dasjenige Aequivalent er- hielten, für welches sie in gutem Glauben thr Geld hergaben, denn der Kaufpreis des Unternehmens ins fluire wesentlih auf den Werth der Aktien, Auf die Behauptung der Vertheidigung, das Geschäft sei rentabel, znd der Cours von 105 werde reichlich ge- deckt dur diè Dividende von 77 °/0, komme es bei Beurtheilung der Frage gar nicht an. Der reht8- widrige Vermögensvortheil der Angeklagten resul- tire daraus, daß sie ihren Gründerlohn aus Geldern

nzeiger und Königlih Preußischen Staals-Anzeiger.

1876.

8) die Tarif- und Fahrplan-Verändervyngen der deutshen Eisenbahnen,

9) die Uebersicht der Haupt-Eisenbahbn-Verbindungen Berlins,

10) die Uebersicht der bestehenden Postdampfschiff-Verbindungen mit transatlantischen Ländern,

11) das Telegraphen-Verkehrsblatt.

er für das Deutsche Reih. x. 16)

ten 20 §

Das Central - Handels - Register für das Deutsche Reich erscheint in der Regel U Das

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entnahmen, die zu diesem Zwecke nicht bestimmt waren und das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit fönne niht in Frage gestellt werden, da ste als Gründer, indem sie die Aktionäre zum Beitritt zu einem Gesellschaftsvertrage aufforderten, zu be- sonderer Treue verpflichtet waren. Das Bewußt- sein der Rechtswidrigkeit gehe auch weiter daraus hervor, daß sie den Mitgründern gegenüber dieselbe Thatsache klar darlegten, welche sie den späteren Zeichnern verschwiegen. i

Sobald die Gründe der Entscheidung in authea- tischer Form vorliegen, werden wir auf die darin festgestellten Prinzipien zurückkommen.

Ruhla, 29. Mai. (Goth. Z.) Im Anschluß an einen im hiesigen Gewerbevereine gehaltenen Vortrag über unsere Zollverhältnisse wurde mit Bedauern darauf verwiesen, daß die Industriellen, Gewerbe- und Handeltreibenden unseres Landes kein Organ besißen, durch welches die Handel, Verkehr und Industrie betreffenden Wünsche der höchsten Landesbehörde vermittelt werden. Dieser Mangel erfährt in Preußen durch die Institution der Han- delskammern Abhülfe. Auch unser Nachbarstaat Weimar steht im Begriffe, eine „Centralstelle für FSndustrie und Gewerbe“ einzurihten, Der Ge- werbeverein zu Ruhla beshloß darum, das Herzog- liche Staats-Ministerium mit der Bitte anzugehen, eine Vertretung des Gewerbes, der Industrie und des Handels unseres Landes einrichten zu wollen dur Herstellung einer Handels- und Gewerbe- kammer für das Herzogthum Gotha. Es sind die übrigen Gewerbevereine des Landes (‘Botha, Ohrdruf, Waltershausen, Zella) zur Theil- nahme an diesem Schritte aufgefordert worden.

Als Aufgabe dieser Handels- und Gewerbekammer denkt man sich: 1) Jährliche Berichterstattung an das Staats-Ministerium über den Zustand des Handels und der Industrie unseres Landes, über wünschenswerthe Verbesserungen und die Mittel zur Ausführung derselben; 2) Abgabe von Gutachten auf Verlangen des Staats-Ministeriums Über Ge- genstände ‘des Gewerbelebens sowie des öôf- fentlichen Verkehrs; 3) Sammlung von statiftischen Notizen üher Gegenstände der Gewerbe und Industrie; 4) Stellung von Anträgen, die ihr aus Kreisen der Gewerbetreibenden zugehen oder selb- ständig von ihr als der Vertretecin der Gewerbs- Interessen gefaßt find. Die Handels- und Gewerbe- kammer scll demnach eine Vertretung des Handels und des Gewerbes und einen gewerblichen Beirath des Staatè - Ministeriums darstellen. Sie könnte zusammengeseßt (ein: 1) aus einer Anzahl hervor- ragender Gewerbetreibenden oder Fabrikanten nach Wehl des Ministeriums; 2) aus einer Anzahl Ge- werbetreibender nah Wahl der im Lande bestehen- den oder neu zu errichtenden Gewerbevereine ; 3) aus einem Herzoglichen Regierungskommissar, welchem zuglei die Funktionen eines geschäftsführenden Mit- gliedes der Handels- und Gewerbekammer über- tragen wird, Ueber die Wählbarkeit der Gewerbe- treibenden und über das Verhältniß der Gewählten zu den von der Regierung Ernannten würden nähere den Verhältnissen unseres Landes anzupassende Be- stimmungen zu erlassen sein. Das Amt der Mit- glieder der Handels- und Gewerbekammer is ein Ehrenamt und wird unentgeltlich verwaltet. Die Mitglieder würden etwa jährlih dreimal oder nach Bedürfniß viermal des Jahres zu einer Sißung zu- \sammentreten in Gotha, welche Stadt der Siß der Handels- und Gewerbekammer sein müßte. Das würde der Grundriß des ins Leben zu rufenden In- \titutes sein, wie ja auch die oben berührte „Central- stelle für Gewerbe und Industrie im Großherzog- thum Weimar“ auf fast gleichen Bestimmungen be- ruht. Der gegenwärtige Nothstaud unseres Fabrik- wesens und des Gewerbes erheischt dringend die bal- dige Einrichtung eines solchen Instituts; und bei der behördlichen Fürsorge, deren si unsere Industrie immer Ft erfreuen hatte, erwartet man von dem ver- einten Vorgehen der Gewerbevereine unseres Landes guten Erfolg.

Handels-Register.

Die Handelsregistereinträge aus dem Königreich Sachjen, dem Königreich Württemberg und dem Großherzogthum Hessen werden Dienstags bezw. Sonnabends (Württemberg) unter der Rubrik Leipzig resp. Stuttgart und Darmstadt ver- öffentlicht, die beiden ersteren wöchentlich, die leß- teren monatlich. Aachen, Unter Nr. 1322 des Gesellschafts- registers wurde heute eingetragen die Haudelsgesell- schaft unter der Firma Wolf} & Knippenberg, welche ihren Paupifs in Ichtershausen und eine Zweigniederlassung in Aachen hat, sowie von jedem ihrer beiden Gesellschafter, ven zu JIchtershausen wohnenden Fabrikbesiyern Wilhelm olf und August Knippenberg, vertreten werden kann. achen, den 12. Juni 1876, nigliches Handelsgerihts-Sekretariat.

Aachen. Unter Nr. 1323 des Gesellschafts- registers wurde heute eingetragen die Kommandit- geicllscha unter der Firma Wollwäsherei und

arbonisir-Anstait, Nörrenberg & Cie,, welche

in Aachen ihren Siß, am heutigen Tage begonnen hat, und deren persönlich hafteñüder Gesellschafter der D i wohnende Kaufmann Julius Nörren- erg ist. Aachen, den 12. Juni 1876. ‘ónigliches Handelsgerichts-Sekretariat.

Aachen. Die Liquidation der zu Düren bestan- denen Handelsgesellshaft unter der Firma Gebrüder Ullmann is beendigt und wurde gedachte Firma e unter Nr. 191 des Gesellschaftsregisters ge- scht. Aachen, den 12. Juni 1876. Königliches Handelsgerichts-Sekretariat.

Aaehen. Der zu Eupen wohnende Apotheker Hermann Schneider hat das Geschäft, welches er in Eupen unter der Firma H. Schneider betrieb, übertragen, weshalb diese Firma heute unter Nr. 2427 des Firmenregisters gelöscht wurde. Bao den 13, Juni 1876. : Znigliches Handelsgerihts-Sekretariat.

Anechen. Unter Nr. 1324 des Gesellschaft3- registers wurde heute eingetragen die Handelsgesell- haft unter der Firma Schouten, Kirsch & Cie. mit dem Sitze in Aachen, welche am 1. Mai 1876 begonnen hat und von jedem ihrer drei Theilhaber, den zu Aachen wohnenden Kaufleuten Heinrich Schouten und Joseph Kirsch und den im Haag im Königreiche Holland wohnenden Rentner Raoul Tissot, vertreten werden kann. Aachen, den 14. Juni 1876. Königliches Handelsgericht8-Sekretariat.

Alfeld. Bekanntmachung.

In das hiesige Handelsregister ist Fol. 39 zur Firma: Theodor Lüssenhop in Alfeld, heute ein- getragen :

Die Firma ist wegen Verlegung des Geschäfts nach Hannover hier erloschen.

Alfeld, den 14. Juni 1876.

Königliches Amtsgericht. H. Erxleben.

Allatedt. Bekanntmachung- Laut Beschlusses vom heutigen Tage sind der Oekonom Johann Ottomar Selmar Lautenbach

und

Oekonom Karl Otto Ludwig Göhring

hier als Mitinhaber der Firma :

Spiritusfabrik zu Allstedt von G. Teich- maun & Co. hierselbst

Pol. 40 Nr. 6 des Handelsregisters heute gelöscht worden.

Allstedt, den 12. Juni 1876. Großherzoglih Sächs. Justizamt.

Altenburg. Bekanntmachung.

Im Handelsregister des unterzeichneten Herzogl. Stadtgerichts ist laut Beschlusses vom heutigen Tage das Erlöschen der auf Fol. 73 arg enen Firma Andr. Schlippe in Altenburg verlautbart worden.

Altenburg, am 15. Juni 1876.

Herzogl. Sächs. Stadtgericht. Findeisen.

Altona. Bekanntmachung.

Bei Nr. 104 unseres Gesellschaftsregisters ist beute zufolge Verfügung vom 14. d. Mts. bei der daselbst mit dem Sitze zu Altona eingetragenen Firma : H. D. Grün Nachflg, vermerkt worden:

Die Firma ist erloschen.

Altona, den 14. Juni 15876.

Königliches Kreisgerißt. Abtheilung T.

Altona. TONGNLRMA, Zufolge Verfügung vom 14. d. Mts. ift heute in unser Firmenregister unter Nr. 1303 eingetragen: der Kaufmann Harry Unna zu Altona. Ort der Niederlassung: Altona. Firma: Harry Unua. Altona, den 14. Juni 1876. He Königliches Kreisgericht. T1. Abtheilung.

Altona. Bekanntmachung, : i Zufolge- Verfügung vom 14. d. Mks. ist heute ia unser Firmenregister unter Nr. 1302 eingetragen : E L ndler Asher Julius Behrend zu: ona. Ort der Niederlassung: Altona. Firma: A. I. Behrend, Alttona, den 14. Juni 1876. Königliches Kreisgericht. T. Abtheilung.

Altoma. _Vekauntmachuug, Zufolge Verfügung vom 14. d. M. ift heute in unser Firmenregister untex Nr. 1301 eingetragen : Der Kaufmann Johannes Lüders zu Altona. Ort der Niederlassung: Altona. Firma: Iohs. Lüders. Altona, den 14. Juni 1876. Königliches Kreisgericht. L Abtheilung.

Altona. Belauntma gnng, ; j: Zufolge Verfügung vom 14. d. Mts. if heute in unser Firmenregister unter Nr. 1300 eingetragen :